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Neue Medien und erziehungswissenschaftliche Innovationsprozesse in Schulen

Empirische Befunde der zweiten Koordinatorenbefragung "Schulen ans Netz"

©2002 Diplomarbeit 122 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
In den letzten Jahren haben Veränderungen im Bildungssystem stattgefunden. Neue Medien wie Computer und Internet haben nicht nur in die Haushalte, sondern auch in die Schulen mehr und mehr Einzug gehalten. Diese Entwicklung ist von vielen verschiedenen aktoren abhängig. Zum einen hat die 1996 gestartete Initiative „Schulen ans Netz“ dazu beigetragen, mehrere tausend Schulen an das Internet anzubinden und mit Rechnern auszustatten, zum anderen ist nicht zu übersehen, dass Kinder und Jugendliche den Computer auch in ihrer Freizeit täglich nutzen. Er steht mittlerweile an sechster Stelle der liebsten Freizeitbeschäftigungen der Sechs- bis Dreizehnjährigen, dabei hat der Anteil im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen (vgl. FEIERABEND/KLINGLER 2001, S. 347).
Obwohl die Schule vor einer solchen Entwicklung nicht Halt machen kann, sind Umsetzungsschwierigkeiten durchaus festzustellen. Es herrscht keine Einigkeit darüber, was wie und ob überhaupt mit Computern gelernt werden kann und soll (vgl. u.a. DÖRING 1997a, S.; GASCHKE 2000, S. 7, V. HENTIG 1997, S.50).
Der Verein „Schulen ans Netz“ beauftragte 1998 ein Konsortium mit der Evaluation der Initiative, um den Zustand der schulischen Arbeit mit dem Internet zu erfassen und damit letztlich die Arbeit der Initiative zu verbessern. Dazu wurde unter anderem eine Befragung der ComputerkoordinatorInnen an den geförderten Schulen durchgeführt (vgl. HUNNESHAGEN/SCHULZ-ZANDER/WEINREICH 2000, S. 155 ff.) Die technische Entwicklung in den Schulen ist in den letzten drei Jahren fortgeschritten. Aus diesem Grund wurde mit dieser Arbeit eine Studie durchgeführt, die den neuesten Stand dieser Entwicklung aufzeigt: wie die Implementation von neuen Medien an Schulen realisiert wird, auf welchem Stand sie sich befinden, welche Chancen und Schwierigkeiten dabei auftreten und welche Empfehlungen und Perspektiven sich letztlich daraus ergeben.
Den Hauptteil dieser Arbeit stellt eine empirische Untersuchung dar, der eine zweite Befragung der ComputerkoordinatorInnen im Rahmen von „Schulen ans Netz“ zu Grunde liegt. Dabei werden die Veränderungen herausgearbeitet, die sich zwischen der Erstbefragung 1998 und dieser Studie 2001 ergeben haben. Dabei geht es darum zu prüfen, inwiefern die 1998 festgestellten fördernden und hemmenden Faktoren drei Jahre später in der Schule berücksichtigt wurden. Es werden Problemfelder bei der Arbeit mit dem Internet identifiziert, bzw. Momente […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8297
Preussler, Annabell: Neue Medien und erziehungswissenschaftliche Innovationsprozesse
in Schulen - Empirische Befunde der zweiten Koordinatorenbefragung "Schulen ans Netz"
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Universität Dortmund, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

,,Schule als Teilsystem einer Gesellschaft,
muß die verschiedenen Strömungen in ihr
aufmerksam zur Kenntnis nehmen, sie
analysieren und, wenn notwendig, reagieren,
da sie die Kinder und Jugendlichen auf eine
Welt von morgen vorbereiten soll, wenn sie
ihre Aufgabe erfüllen will"
(Bauer 1997, S. 393).

1 Einleitung
Seite 3
Inhalt
1
Einleitung... 9
2
Neue Technologien - neue Kommunikationsformen ... 12
2.1
Neue Medien ... 12
2.2
WWW und Internet ... 15
2.3
Online-Kommunikation ... 16
2.4
Zusammenfassung und Fazit... 18
3
Neue Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen... 19
3.1
Computernutzung durch Kinder ... 19
3.2
Unterschiede zwischen den Geschlechtern hinsichtlich
der Nutzung neuer Medien ... 24
3.3
Zusammenfassung und Konsequenzen... 26
4
Schule in der Wissensgesellschaft ... 29
4.1
neue Bildungserwartungen und Rahmenbedingungen ... 30
4.2
Lernen mit neuen Medien ... 33
4.2.1 neue Lernkultur ... 35
4.3
Medienkompetenz ... 36
4.4
Zusammenfassung... 39
5
Internet- und Computereinsatz an Schulen ... 41
5.1
Mediennutzung in der Schule ­ ein historischer Abriss ... 41

1 Einleitung
Seite 4
5.2
Einsatz des Computers in der Schule ­ pro und contra ... 45
5.3
Implementation von neuen Medien in die Schule ... 50
5.3.1 SEMIK ... 52
5.3.1.1
Selbstlernen in der gymnasialen Oberstufe
Mathematik (SelMa) ... 54
5.3.2 SITES M2 ... 55
5.4
Zusammenfassung... 59
6
Empirischer Teil: zweite Befragung der KoordinatorInnen im
Rahmen der Initiative ,,Schulen ans Netz"... 61
6.1
Fragestellung und Hypothesen ... 62
6.2
Untersuchungsdesign und Durchführung ... 63
6.2.1 Verfahren... 63
6.2.1.1
Technische Probleme ... 65
6.2.2 Beschreibung der Stichprobe ... 66
6.2.3 Demographische Daten ... 67
6.3
Beschreibung der Messinstrumente ... 70
6.3.1 Skalenbildung und Reliabilitätsanalyse ... 71
6.4
Ergebnisse ... 73
6.4.1 Deskriptive Ergebnisse... 73
6.4.1.1
Ausstattung... 73
6.4.1.2
Voraussetzungen und Einstellungen... 80
6.4.1.3
Nutzungsbereiche... 84
6.4.1.4
Ziele und Zufriedenheit ... 88
6.4.1.5
Rollenveränderungen... 92

1 Einleitung
Seite 5
6.4.1.6
Probleme bei der Internetarbeit... 94
6.4.2 Hypothesenrelevante Ergebnisse/ Inferenzstatistik... 97
6.5
Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse ... 105
7
Empfehlungen ... 107
7.1
Für Schule und Unterricht ... 107
7.1.1 Rahmenbedingungen schaffen ... 107
7.1.2 Emanzipation fördern... 108
7.1.3 Unterstützung anbieten:... 109
7.1.4 Für Zugänglichkeit sorgen ... 109
7.2
Für Lehrerinnen und Lehrer ... 110
8
Fazit ... 111
9
Literatur ... 113

1 Einleitung
Seite 6
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 3.1:
Gründe für die Nutzung von Computern.
F
EIERABEND
/K
LINGLER
1997a, S. 9 ... 23
Abbildung 6.1:
Anzahl der ausgewerteten Fragebögen nach
Bundesländern (Angaben in Prozent, N=381)... 68
Abbildung 6.2:
Ausgewertete Fragebögen nach Schulform (Angaben
in Prozent, N= 381) ... 69
Abbildung 6.3:
KoordinatorInnen nach Unterrichtsfächern (Angaben
in Prozent, N= 381) ... 70
Abbildung 6.4:
Rechner- und Internetarbeitsplätze 2001 (Angaben
in absoluten Zahlen, N=211) ... 74
Abbildung 6.5:
Rechnerarbeitsplätze 1998 (Angaben in absoluten
Zahlen, N=211) ... 74
Abbildung 6.6:
Verhältnis SchülerInnen/Arbeitsplätze nach
Befragungsjahr (Angaben in Prozent, N=211) ... 75
Abbildung 6.7:
ausgewertete Fragebögen nach Rechnerausstattung
(Angaben in Prozent, N=211) ... 76
Abbildung 6.8:
Anzahl der verschiedenen Rechner an den befragten
Schulen (Angaben in absoluten Zahlen, N=211) ... 77
Abbildung 6.9:
Standorte der Rechner nach Befragungsjahr (Angaben
in Prozent, N=211) ... 78
Abbildung 6.10:
außerunterrichtliche Zugänglichkeit der
Internetarbeitsplätze durch SchülerInnen nach Jahren
(Angaben in Prozent, N=211) ... 79
Abbildung 6.11:
Ausstattung mit Peripheriegeräten nach
Befragungsjahr (Angaben in Prozent, N=211) ... 80
Abbildung 6.12:
Beteiligte im Projektteam nach Befragungsjahr
(Angaben in Prozent, N=211) ... 81
Abbildung 6.13:
Unterstützung der Schulleitung nach Befragungsjahr
(Angaben in Prozent, N=211) ... 82
Abbildung 6.14:
Verfügbarkeit von E-Mail-Adressen nach
Befragungsjahr (Angaben in Prozent, 1998: n=89,
2001: n=119)... 84

1 Einleitung
Seite 7
Abbildung 6.15:
Bereiche, in denen das Internet eingesetzt wird nach
Befragungsjahr (Angaben in Prozent, N=211) ... 86
Abbildung 6.16:
Nutzung verschiedener Internetdienste nach
Befragungsjahr (Angaben in Prozent, N=211): ... 87
Abbildung 6.17:
Kooperationen der SchülerInnen nach
Befragungsjahr (Angaben in Prozent, N=381) ... 88
Abbildung 6.18:
Ziele im Rahmen der Internetarbeit nach
Befragungsjahr (Angaben in Prozent, N=211) ... 89
Abbildung 6.19:
Realisierung der Ziele nach Befragungsjahr
(Angaben in Prozent, N=211) ... 90
Abbildung 6.20:
wichtigste Rollen der KoordinatorInnen nach
Befragungsjahr (Angaben in Prozent, N=211) ... 92
Abbildung 6.21:
Rollen der KoordinatorInnen 2001 nach Geschlecht
(Angaben in Prozent, n=25 (Frauen), bzw. n=181
(Männer)) ... 93
Abbildung 6.22:
Funktionen von SchülerInnen im Rahmen der
Internetarbeit nach Befragungsjahr (Angaben in
Prozent, N=211) ... 94
Abbildung 6.23:
Probleme mit der Internetarbeit nach Befragungsjahr
(Angaben in Prozent, N=211) ... 95

1 Einleitung
Seite 8
Tabellenverzeichnis
Tabelle 3.1: Tätigkeiten am Computer nach Angaben der
Kinder (gekürzt), F
EIERABEND
/K
LINGLER
2001, S. 352. ... 21
Tabelle 6.1: Reliabilitätsanalyse... 72
Tabelle 6.2: Zufriedenheit der KoordinatorInnen mit dem
Stand der Internetarbeit nach Befragungsjahr
(Angaben in Prozent, N=211) ... 91
Tabelle 6.3: Korrelationsmatrix Zufriedenheit/Medieneinsatz
(hypothesenrelevante Felder sind markiert) ... 99
Tabelle 6.4: Korrelationsmatrix Rollen und Ziele
(hypothesenrelevante Felder sind markiert) ... 101

1 Einleitung
Seite 9
Einleitung
In den letzten Jahren haben Veränderungen im Bildungssystem
stattgefunden. Neue Medien wie Computer und Internet haben nicht nur in
die Haushalte, sondern auch in die Schulen mehr und mehr Einzug
gehalten. Diese Entwicklung ist von vielen verschiedene Faktoren abhängig.
Zum einen hat die 1996 gestartete Initiative ,,Schulen ans Netz" dazu
beigetragen, mehrere tausend Schulen an das Internet anzubinden und mit
Rechnern auszustatten, zum anderen ist nicht zu übersehen, dass Kinder und
Jugendliche den Computer auch in ihrer Freizeit täglich nutzen. Er steht
mittlerweile an sechster Stelle der liebsten Freizeitbeschäftigungen der Sechs-
bis Dreizehnjährigen, dabei hat der Anteil im Vergleich zu den Vorjahren
deutlich zugenommen (vgl. F
EIERABEND
/K
LINGLER
2001, S. 347).
Obwohl die Schule vor einer solchen Entwicklung nicht Halt machen kann,
sind Umsetzungsschwierigkeiten durchaus festzustellen. Es herrscht keine
Einigkeit darüber, was wie und ob überhaupt mit Computern gelernt werden
kann und soll (vgl. u.a. D
ÖRING
1997a, S.; G
ASCHKE
2000, S. 7,
V
. H
ENTIG
1997, S.50).
Sicher ist, dass durch Vernetzung und die Arbeit mit neuen Medien auch
neue Lernaspekte geschaffen werden, die von herkömmlichem Unterricht
und Unterrichtskonzepten abweichen. Der gesellschaftliche Wandel zur
Wissens- bzw. Informationsgesellschaft erfordert zudem auch Veränderungen
in den Wertvorstellungen und Bildungskonzepten (vgl. S
CHULZ
-Z
ANDER
1998,
S. 141.)
Ziel dieser Arbeit soll sein, aufzuzeigen, wie die Implementation von neuen
Medien an Schulen realisiert wird, auf welchem Stand sie sich befinden,
welche Chancen und Schwierigkeiten dabei auftreten und welche
Empfehlungen und Perspektiven sich letztlich daraus ergeben.

1 Einleitung
Seite 10
In Kapitel 2 werde ich auf die neuen Technologien und
Kommunikationsformen eingehen, da sie die Grundlage dieser Arbeit
darstellen. Davon ausgehend ist es notwendig, die Situation der neuen
Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen herauszuarbeiten
(Kapitel 3), denn nur so kann eine Diskussionsgrundlage geschaffen
werden, inwiefern der Einsatz von Computern und Internet in der
Schule Sinn macht. Wenn Kinder und Jugendliche ohnehin einen
Großteil ihrer Freizeit mit Computern verbringen, erscheint es
unabdingbar, dass die Schule die notwendigen Fähigkeiten ­ wie zum
Beispiel Medienkompetenz ­ vermittelt.
Anschließend werde ich in Kapitel 4 die Rolle der Schule in der
Wissensgesellschaft analysieren und die Rolle der neuen Medien in
diesem System im Hinblick auf die Frage neuer Bildungserwartungen,
Rahmenbedingungen und Lernkulturen erörtern und den Begriff der
Medienkompetenz spezifizieren.
Im folgenden Teil stelle ich den Computereinsatz in Schulen dar ­ wie er
bisher verlaufen ist, ob er überhaupt sinnvoll ist und welchen Stand er heute
hat. Als Beispiel für bereits umgesetzte Konzepte werde ich auf das BLK-
Programm ,,Systematische Einbeziehung von Medien, Informations- und
Kommunikationstechnologien in Lehr- und Lernprozesse" (SEMIK) und auf
das Projekt ,,Second Information Technology in Educaton Study" (STITES
Modul 2) eingehen, so dass eine Vorstellung darüber möglich ist, welche
pädagogischen Konzepte jeweils zum Tragen kommen. Am Ende des
Kapitels möchte ich den Stand der Nutzung neuer Medien darstellen, wobei
ich mich auf die Ergebnisse der Begleitforschung zu ,,Schulen ans Netz"
beziehen werde.
Die Initiative ,,Schulen ans Netz", die 1996 im Auftrag des
Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie
und der Telekom gestartet war, hatte sich das Ziel gesetzt, bis Ende 2001
alle bundesdeutschen Schulen an das Internet anzuschließen (vgl.
H
UNNESHAGEN
/S
CHULZ
-Z
ANDER
/W
EINREICH
2000, S. 155 ff.). Der Verein

1 Einleitung
Seite 11
,,Schulen ans Netz" beauftragte 1998 ein Konsortium mit der Evaluation der
Initiative, um den Zustand der schulischen Arbeit mit dem Internet zu
erfassen und damit letztlich die Arbeit der Initiative zu verbessern. Dazu
wurde unter anderem eine Befragung der ComputerkoordinatorInnen an
den geförderten Schulen durchgeführt. Die ForscherInnen vertraten die
These, ,,dass eine Veränderung schulischer Lehr- und Lernprozesse durch
den Einsatz neuer Medien, insbesondere des Internets eingeleitet wird"
(ebd., S. 156). Die technische Entwicklung in den Schulen ist in den letzten
drei Jahren fortgeschritten. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen,
eine Studie durchzuführen, die den neuesten Stand dieser Entwicklung
aufzeigt.
Im Hauptteil dieser Arbeit (Kapitel 6) werde ich meine empirische
Untersuchung vorstellen, der eine zweite Befragung der
ComputerkoordinatorInnen im Rahmen von ,,Schulen ans Netz" zugrunde
liegt. Dabei möchte ich die Veränderungen herausarbeiten, die sich
zwischen der Erstbefragung 1998 und meiner Studie 2001 ergeben haben.
Dabei geht es mir darum zu prüfen, inwiefern die 1998 festgestellten
fördernden und hemmenden Faktoren drei Jahre später in der Schule
berücksichtigt wurden. Es sollen Problemfelder bei der Arbeit mit dem
Internet identifiziert werden, bzw. Momente erfolgreicher Implementationen
aufgezeigt und Konsequenzen daraus gezogen werden. Überdies werde
Hypothesen im Bezug auf die Internetarbeit aufstellen und diese mit Hilfe
von empirischen Methoden analysieren.
Zusammenfassend möchte ich am Ende der Arbeit aus den Befunden
resultierende Empfehlungen und Perspektiven herausarbeiten.

2 Neue Technologien ­ neue Kommunikationsformen
Seite 12
Neue Technologien - neue Kommunikationsformen
Einhergehend mit dem rasanten technischen Fortschritt haben sich mit der
Weiterentwicklung neuer Technologien auch neue Formen der
Kommunikation herausgebildet. Neue Medien wie Computer und Internet
erlauben nicht nur ein breit gefächertes Spektrum an Austauschforen und ­
plattformen im Netz, mit deren Hilfe weltweit live kommuniziert werden kann,
sie bieten
überdies die Möglichkeit, Daten blitzschnell weiterzugeben und dabei große
Dateimengen zu versenden.
Die folgenden Ausführungen sollen zunächst einige Teilgebiete der neuen
Medien vorstellen und deren spezifische Kommunikationsmöglichkeiten
untersuchen.
Neue Medien
Bevor der Begriff der neuen Medien definiert werden kann, muss zunächst
festgehalten werden, was allgemein als ein Medium bezeichnet wird. Dabei
ist zu beachten, dass der Begriff in sehr vielfältigen Zusammenhängen
benutzt wird und unterschiedliche Bedeutungen haben kann
1
. Es ist jedoch
feststellbar, dass sich in der Fachliteratur kein einheitliches Verständnis für
den Medienbegriff finden lässt (vgl. T
ULODZIECKI
1997, S. 33).
Der Medienpädagoge T
ULODZIECKI
konstruiert den Medienbegriff ausgehend
von dem Erfahrungshorizont. Er geht davon aus, dass die Menschen die
Welt auf viererlei Weise erfahren:
1
Dem Duden zufolge werden spirituelle MittlerInnen aber auch Kommunikationsmittel als
Medien bezeichnet (Duden 2000, S. 640).

2 Neue Technologien ­ neue Kommunikationsformen
Seite 13
über die reale Form, durch die Sachverhalte authentisch erlebt
werden,
über die modellhafte Form, in der die Sachverhalte simuliert werden,
damit beispielsweise Zusammenhänge klarer werden,
über die abbildhafte Form in der die Sachverhalte entweder
realgetreu, schematisch oder typisierend dargestellt werden
und
über die symbolische Form. Sie besteht aus Informationen, die durch
verbale oder nonverbale Zeichensysteme aufgenommen werden.
Ausgehend von diesen Erfahrungsformen macht T
ULODZIECKI
den
Medienbegriff fest, der allerdings auf ,,technisch vermittelte
Erfahrungsformen" reduziert werden soll.
,,Dies eröffnet in besonderer Weise die Möglichkeit, die
Merkmale technisch vermittelter Erfahrungen und Inhalte zu
untersuchen und wissenschaftliche Aussagen dazu zu
formulieren. Gleichzeitig können und sollen dabei andere
Formen der Erfahrung - in Abgrenzung und im Vergleich zu
technisch vermittelten Erfahrungen - im Blick bleiben und in die
Betrachtung einbezogen werden" (T
ULODZIECKI
1991 S. 36).
Somit bezeichnet T
ULODZIECKI
Medien als
,,Mittler, durch die in kommunikativen Zusammenhängen
bestimmte Zeichen mit technischer Unterstützung übertragen,
gespeichert, wiedergegeben oder verarbeitet und in abbildhafter
oder symbolischer Form präsentiert werden. Die Zeichen
fungieren dabei als Träger von Bedeutungen für die an der
Kommunikation beteiligten Personen. [...] Ein solcher

2 Neue Technologien ­ neue Kommunikationsformen
Seite 14
Medienbegriff umfasst sowohl die technischen Geräte bzw.
Einrichtungen zur Übertragung, Speicherung, Wiedergabe oder
Verarbeitung von Zeichen als auch die dazugehörigen
Materialien bzw. die Software sowie deren funktionales
Zusammenwirken bei der Kommunikation" (ebd., S. 37).
Von diesem Verständnis ausgehend möchte ich nun auf den Begriff der
neuen Medien eingehen. Auch dieser ist ­ da der Begriff suggeriert, dass es
sich entweder um eine Weiterentwicklung der herkömmlichen Medien oder
um eine komplette Neuartigkeit handeln könnte ­ in der Literatur nicht
einheitlich.
A
UFENANGER
versteht unter neuen Medien ,,jene digitalen Medien, die
Multimedialität ­ also die Integration verschiedener Medien in einer
computergestützten Präsentation ­ Hypertextstruktur ­ also einen nicht-
linearen Text ­ sowie Interaktivität und Simulation ermöglichen"
(A
UFENANGER
1999, S. 62).
Ergänzend dazu definiert S
CHNOOR
drei didaktische Merkmale neuer
Medien: Interaktivität, Multimedialität und Vernetzung.
,,Interaktivität erlaubt, im Rahmen der Mediennutzung Rückfragen zu
stellen, Antworten zu bekommen und Lerntempo und
Schwierigkeitsgrad selbst zu bestimmen. Mit der Multimedialität
verschwinden die klassische Trennlinien zwischen den Medien.
Multimedia integriert verschiedene Medienformen und
Symbolsysteme wie Film, Musik, Text, Daten, Bilder und Grafiken
und erlaubt es, Sachverhalte anschaulicher zu machen. Vernetzung
ermöglicht eine stärkere zeitliche und räumliche Flexibilisierung des
Lernens. Neue Medien können sowohl in der Schule wie auch über
das Internet zu Hause genutzt werden. Es können sich überregionale
oder sogar globale Lerngruppen von Schülern bilden, die über das
Netz miteinander kooperieren" (S
CHNOOR
2001, S. 206).

2 Neue Technologien ­ neue Kommunikationsformen
Seite 15
Weitere Eigenschaften der neuen Medien ­ neben den bereits genannten ­
sind Multimodalität und Multicodalität. Während sich Multimodalität auf die
durch die Medien angesprochenen verschiedenen Sinneskanäle bezieht,
wird mit Multicodalität beschrieben, dass zur Darstellung von Informationen
unterschiedliche Symbol- und Zeichensysteme genutzt werden können (vgl.
S
ACHER
2000, S. 91 ff.).
WWW und Internet
Das Internet kann heutzutage als das ,,wichtigste internationale
Computernetz" angesehen werden. In den 60er Jahren ursprünglich vom
amerikanischen Verteidigungsministerium als dezentrales Rechnernetz
aufgebaut, zählt es heute als die größte Kommunikationsplattform weltweit
(vgl. D
ÖRING
1997b, S. 310).
Im Internet finden sich verschiedene (Online-) Dienste: Zum einen ist das
World Wide Web ­ kurz WWW oder W3 genannt ­ der wohl beliebteste und
bekannteste Internetdienst. Es existieren daneben allerdings noch zahlreiche
andere, wie zum Beispiel E-Mail, FTP
2
oder Newsgroups, um nur die
Wichtigsten zu nennen.
Im 1990 entstandenen WWW werden diese Internetangebote miteinander
vereint und mit Hypermedia-Fähigkeiten wie Bild, Ton, Simulation oder
Animation ausgestattet. Auf den speziell für diesen Zweck bereitgestellten
,,Seiten" können Internetprogramme ­ auch ,,browser" genannt ­ die
Informationen darauf abrufen. In der Regel enthalten WWW-Seiten Verweise
auf andere Seiten ­ sogenannte ,,links", was letztlich die Vernetzung
ausmacht und dazu führt, dass die Nutzenden von einer Seite zur anderen
geleitet werden, was als ,,surfen" im WWW bezeichnet wird (vgl. S
CHADE
2
FTP= File-Transfer-Protocol

2 Neue Technologien ­ neue Kommunikationsformen
Seite 16
1997, S. 78). Mit Hilfe der Dokumentenbeschreibungssprache HTML
3
können WWW-NutzerInnen auch selbst WWW-Seiten erstellen und
publizieren.
1996 waren laut D
ÖRING
4
bereits ca. 30 Millionen NutzerInnen am Netz,
mittlerweile wird von 350 Millionen Menschen ausgegangen (vgl. Focus
Magazin Verlag 2001). In Deutschland gab es im Mai 2001 ebenfalls
bereits 24,77 Millionen Online-NutzerInnen ab 14 Jahren, was 38,8 % der
Bevölkerung entspricht (vgl. E
IMEREN V
./G
ERHARD
/F
REES
2001, S. 383).
Online-Kommunikation
Mit seinen angebotenen Diensten stellt das Internet eine Fülle von
Kommunikationsmöglichkeiten bereit. Beispielsweise ist durch E-Mail ein
elektronischer Briefwechsel zwischen zwei oder mehr Personen möglich,
Newsgroups bieten die Möglichkeit, Informationen in einer Art
,,elektronischer Zeitschrift" zu lesen und selbst zu veröffentlichen und ein
Chat ermöglicht sogar Kommunikation in Echtzeit, wobei beliebig viele
NutzerInnen an einem Chat teilnehmen können.
D
ÖRING
unterscheidet an dieser Stelle zwischen zeitversetzter und zeitgleicher
Kommunikation. (vgl. D
ÖRING
1997b, Seite 310 ff.).
Ein Vorteil der zeitversetzten Kommunikation ist der, dass Sender und
Empfänger nicht zur gleichen Zeit online (d.h. in das Internet eingewählt)
sein müssen, die Kommunikation zwischen diesen aber trotzdem möglich ist,
indem eine elektronische Nachricht auf einem Server abgelegt wird und
später vom Empfänger dort abgeholt werden kann.
3
Hyper T
Text M
Markup LLanguage, Programmiersprache, in welcher Internetseiten aufgebaut
sind.
4
Döring 1997b, S. 306.

2 Neue Technologien ­ neue Kommunikationsformen
Seite 17
Als die zwei wichtigsten zeitversetzten Dienste würde ich E-Mail und
Newsgroups bezeichnen.
Per E-Mail kann eine Nachricht via Internet von einer Person zu einer
anderen geschickt werden. Voraussetzung ist, dass die E-Mail-Adresse
bekannt ist. E-Mails müssen nicht unbedingt Textformat haben, sondern
können auch Bilder, Musik, Videos oder sonstige elektronische aufbereitete
Dateien einschließen. Direkt nach dem Abschicken der Nachricht wird diese
an den Empfänger geleitet, was nur wenige Sekunden dauert. E-Mail ist die
meistgenutzte Kommunikationsform im Internet (vgl. H
ANKE
1999, Seite
231).
Des Weiteren gibt es im Internet sogenannte Newsgroups, die als offene
Kommunikationsforen genutzt werden. Zu bestimmten (meist sehr speziellen
Themen) werden Nachrichten gespeichert, die für alle anderen
InternetnutzerInnen nicht nur zugänglich sind, sondern auf die auch
geantwortet werden kann. Darüber hinaus können auch eigene Beiträge
verfasst werden. Newsgroups fungieren so auch als Diskussionsforen.
Auch im Hinblick auf zeitgleiche Kommunikation bietet das Internet mit
Chats oder Net-Meetings verschiedene Möglichkeiten, wobei ich an dieser
Stelle nur Chats näher erläutern möchte.
Der Chat
5
ist ein sehr beliebter Internetdienst, bei dem sich mehrere
NutzerInnen in Echtzeit durch Texteingabe miteinander ,,unterhalten
können". Der abgeschickte Text ist anschließend für alle anderen
NutzerInnen sichtbar, wobei jede neue Eingabe unter den bestehenden
Dialog gesetzt wird. Bei mehreren NutzerInnen zu verschiedenen Themen
erscheint diese Dialogkette oft verwirrend. Es gibt bei manchen Chats
deshalb die Möglichkeit, bestimmte NutzerInnen in einen Chat ein- oder
auszuschließen.
5
engl.: to chat = plaudern

2 Neue Technologien ­ neue Kommunikationsformen
Seite 18
Zusammenfassung und Fazit
Die anfangs von A
UFENANGER
6
und S
CHNOOR
7
genannten Merkmale neuer
Medien treffen auf das Internet in vollem Maße zu, weshalb es nicht nur
wegen seiner Neuartigkeit als neues Medium bezeichnet werden kann.
Zunächst ist festhalten, dass im Internet verschiedene Medienarten
miteinander vereint werden können. Es ist sowohl möglich Text, aber auch
Ton oder Film im Internet abzurufen und selbst herzustellen, was auch auf
das Merkmal der Interaktivität abzielt.
Diese Interaktivität wird darüber hinaus durch die verschiedenen Dienste
gestützt, die das Internet bietet. Die Kommunikationsmöglichkeiten sind
nahezu unbegrenzt. Damit gehen allerdings auch Gefahren einher: Da im
Netz problemlos publiziert werden kann und Informationen schnell
weitergegeben werden können, ist keine Sicherheit vor beispielsweise
pornografischen Inhalten gewährleistet.
Zusammenfassend kann das Internet als ein gigantisches Netz unzähliger
Rechner und damit auch Personen begriffen werden, welches viele
Nutzungsmöglichkeiten auch für den Bildungsbereich bereitstellt, wie ich an
späterer Stelle herausarbeiten werde.
6
A
UFENANGER
1999, S. 62
7
S
CHNOOR
2001, S. 206

3 Neue Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen
Seite 19
Neue Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen
Meines Erachtens nach ist es ­ sobald eine Pro- und Contra-Diskussion
bezüglich der Implementation neuer Medien im Schulbereich geführt wird ­
unerlässlich, auch die Medienaktivitäten der Kinder und Jugendlichen in
ihrer Freizeit in den Blick zu nehmen, denn an dieser Stelle treten
verschiedene Fragen auf:
Inwiefern sind Medien im Alltag von Kinder und Jugendlichen
verankert?
Wie stark ist das Interesse an den neuen Medien und worin liegt der
Reiz?
Wenn Computer und Internet in der Freizeit stark genutzt werden, ist
es dann sinnvoll, auf eine Implementation in der Schule zu verzichten
oder sind gerade dann pädagogische Konzepte notwendig?
Diese Fragen werde ich innerhalb des folgenden Kapitels auf der Grundlage
verschiedener empirischer Studien
8
nachgehen.
Computernutzung durch Kinder
Computer und Internet werden immer stärker in den Alltag von Kindern und
Jugendlichen eingebunden. Zwar dominieren bei den Sechs- bis
Dreizehnjährigen in der Freizeit nach wie vor Freunde treffen, spielen,
fernsehen und Tonträger, gleichzeitig steigt aber die Bedeutung von
8
Ich beziehe mich insbesondere auf die ARD-Online-Studie 1997 (E
IMEREN
,
VAN
u.a. 1997),
die Studie ,,Mediennutzung und Freizeitgestaltung von Jugendlichen" (E
IMEREN
,
VAN
/M
AIER
-
L
ESCH
1997), die ARD/ZDF-Online-Studie 2001 (E
IMEREN
,
V
./G
ERHARD
/F
REES
2001),
,,Jugendliche und Multimedia" (F
EIERABEND
/K
LINGLER
1997a und F
EIERABEND
/K
LINGLER
1997b), JIM 2000 (F
EIERABEND
/K
LINGLER
2000), KIM 2000 (F
EIERABEND
/K
LINGLER
2001) und
die 13. Shell Jugenstudie (F
RITZSCHE
2000).

3 Neue Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen
Seite 20
Computer und Internet. Doppelt so viele Kinder (16%) gaben im Jahr 2000
bei einer repräsentativen Umfrage
9
im Vergleich zum Vorjahr an, den
Computer nahezu täglich zu benutzen oder sich mit ihm zu beschäftigen.
Fast ein Drittel der Befragten nutzt ihn ein- bis mehrmals pro Woche. (vgl.
F
EIERABEND
/K
LINGLER
2001, S. 345 ff.). Dabei wird er in Ostdeutschland
(73%) häufiger genutzt, als im Westen (53%), von Jungen (66%) eher als
von Mädchen (55%) und von Kindern und Jugendlichen an Gymnasien
(90%) öfter als von solchen in Grund- (47%), Haupt- (63%), oder
Realschulen (81%) (vgl.
F
EIERABEND
/K
LINGLER
2001, S. 350).
60% der Kinder bis 13 Jahre und über 80% der Jugendlichen (bis 19 Jahre)
beschäftigen sich in ihrer Freizeit mindestens einmal im Monat mit dem
Computer, was beinhaltet, dass sie auch über einige Erfahrungen in diesem
Bereich verfügen. Die Nutzung findet meist zu Hause statt, seltener bei
FreundInnen oder in der Schule (vgl. F
EIERABEND
/K
LINGLER
2000. S. 520 f.,
F
EIERABEND
/K
LINGLER
2001, S. 350).
Bereits 9% der Sechsjährigen sind im Besitz eines eigenen Gerätes. Dabei
nimmt der Besitz mit dem Anstieg der Altersgrenze zu, mit 13 Jahren
verfügen 21% der Befragten über einen Computer. Durchschnittlich haben
im Jahr 2001 14% eigenen Gerätebesitz angegeben, immerhin schon 3%
mehr, als im Vorjahr (vgl. F
EIERABEND
/K
LINGLER
2001, S. 349).
Was die Computeraktivitäten angeht, so stellen Computerspiele ­ alleine
oder mit FreundInnen ­ die häufigste Nutzung dar. Oftmals werden auch
Lernprogramme genutzt. Danach erst folgt mit weitem Abstand das Internet.
Die folgende (gekürzte) Tabelle stellt die Tätigkeiten am Computer nach
9
KIM 2000 (,,Kinder und Medien 2000") ist eine vom Medienpädagogischen
Forschungsverband Südwest (Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg,
Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter Rheinland-Pfalz, Südwestrundfunk) und dem
Südwestrundfunk (Medienforschung) durchgeführte Studien zur Mediennutzung von Kindern
und Jugendlichen, gleichzeitig die Nachfolgestudie von ,,Kinder und Medien (KIM) 1999 "
zum Medienumgang Sechs--bis 13-Jähriger;
.
vgl. F
EIERABEND
/K
LINGLER
2001.

3 Neue Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen
Seite 21
Angaben der Kinder im Rahmen der KIM Studie 2000 dar. Diese Tätigkeiten
werden mindestens einmal pro Woche durchgeführt.
Tabelle 0.1:
Tätigkeiten am Computer nach Angaben der Kinder
(gekürzt), F
EIERABEND
/K
LINGLER
2001, S. 352.
1999
Gesamt
(n=537)
2000
Gesamt
(n=740)
Jungen
(n=409)
Mädchen
(n=331)
Alleine Computer spielen
58%
63%
66%
48%
Mit anderen Computer
spielen
48% 46% 49% 42%
Lernprogramme
benutzen 40% 46% 44% 50%
Internet surfen
4%
15%
16%
14%
Texte
schreiben
20% 28% 24% 32%
Mit Computer
malen/zeichnen
30% 36% 34% 40%
Programmieren 8%
8%
10%
6%
CD-ROMs
benutzen
26% 42% 44% 40%
PC-Lexikon
nachschlagen 16% 21% 19% 24%
Rechnen 26%
-*
-*
-*
* Nicht erhoben oder abweichende Fragestellung
Basis: PC-Nutzer
Quellen: KIM 1999, KIM 2000 PC und Internet
Im Vergleich zu 1999 ist die Computernetzung in fast allen
Anwendungsbereichen angestiegen, insbesondere die Nutzung von CD-
ROMs und Internet. Festzustellen ist außerdem, dass auch die Mädchen in
den meisten Bereichen hinzugewonnen haben.
Zur Altersstruktur bleibt noch hinzuzufügen, dass Computerspiele eher von
den Jüngeren gespielt werden, wohingegen die Älteren eher

3 Neue Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen
Seite 22
Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und das Internet nutzen (vgl. F
RITZSCHE
2000, S. 201).
Die stärkste Vermittlungsinstanz für den Computerumgang stellen die Eltern
dar (63%), an zweiter Stelle stehen FreundInnen (30%) und erst an dritter
Stelle folgt mit großem Abstand die Schule (16%). (vgl. F
EIERABEND
/K
LINGLER
2001, S. 351).
Es ist nicht verwunderlich, dass demzufolge in Haushalten, in denen Kinder
leben, die Ausstattung mit Computern von Frühjahr 1999 bis Ende 2000 um
10 Prozentpunkte angestiegen ist, die Internetausstattung sogar um 19
Prozentpunkte (vgl. ebd., S. 346).
Über die Hälfte der Jugendlichen (57%) verfügt inzwischen über
Interneterfahrungen, ein Viertel surft mindestens einmal pro Woche im Netz.
Auch das Internet wird vor allem zu Hause genutzt, dabei stellen E-Mails die
häufigste Anwendung dar. Darüber hinaus ­ und das ist interessant ­ suchen
Kinder und Jugendliche im Internet häufig Seiten von TV- bzw.
Hörfunkanbietern auf (vgl. ebd., S. 524). Die neuen Medien werden also
genutzt, um mehr Zugang und Informationen zu den herkömmlichen Medien
zu bekommen.
Was ist also der Grund für die große Begeisterung von Kindern und
Jugendlichen für die neuen Medien? Der KIM-Studie 2000 zufolge werden
Medien unter anderem dazu genutzt, verschiedene Stimmungen auszuleben
oder zu beheben, z.B. bei Langeweile (Computer und Fernsehen),
gemeinsam mit Freunden (Computer, Fernsehen, CDs und Videos), Trauer
(Fernsehen und CDs), Spaß (Fernsehen und Computer) und Spannung
(Fernseh-, Video- und Computerkonsum). Dabei sind Überschneidungen
durchaus möglich (vgl. ebd., S. 349 f.). Auffällig ist, dass für Mädchen eher
auditive Medien eine Bedeutung besitzen, für Jungen aber der Computer bei
Langeweile das Fernsehen inzwischen als beliebtestes Medium abgelöst hat
(vgl. F
EIERABEND
/K
LINGLER
2000, S. 526).

3 Neue Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen
Seite 23
Bei den Gründen für die Computernutzung steht ,,Spaß" ebenfalls an erster
Stelle, was die vorhergehenden Ausführungen wahrscheinlich schon
vermuten ließen. 65 Prozent der befragten Jugendlichen sind der Meinung,
,,daß es Spaß macht, mit dem Computer zu spielen" (F
EIERABEND
/K
LINGLER
1997a, S. 10). Ebenso wichtig ist allerdings auch der konkrete Nutzen des
Computers, so meinen 60%, dass er wichtig ist, um später einen Beruf zu
finden. (vgl. ebd.)
10
.
Abbildung
0.1:
Gründe für die Nutzung von Computern. Basis:
Befragte, die zumindest selten Computer nutzen
(n=690) ­ trifft voll und ganz zu. Aus:
F
EIERABEND
/K
LINGLER
1997a, S. 9
Natürlich kann nicht davon ausgegangen werden, dass der Computer
für alle Jugendlichen eine solch hohe Relevanz darstellt. F
EIERABEND
10
Es ist klar, dass eine Studie aus dem Jahr 1997 angesichts des rasanten technischen
Fortschritts und der immer stärker gewordenen Einbeziehung in den Alltag möglicherweise
nicht mehr aussagekräftig ist. Daher beziehe ich mich ­ wenn ich F
EIERABEND
/K
LINGLER
von
1997 zitiere - nur auf Fragestellungen, die die generelle Meinung derjenigen vertreten, die
ohnehin schon Computererfahrung haben, woran sich im Grunde nichts geändert haben
dürfte. Darüber hinaus werden aktuelle statistische Daten durch die anderen angegebenen
Studien ausgewiesen.

3 Neue Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen
Seite 24
und K
LINGLER
11
unterscheiden deshalb drei generelle Typen von
Computernutzern ­ PC-Pragmatiker (42 %) mit ,,positiver, aber nicht
euphorischer oder unkritischer Haltung gegenüber Computern", PC-
Fans mit ,,höchst positiver Einstellung" und PC-Verweigerer, wobei die
beiden letztgenannten Gruppen jeweils ca. ein Drittel der Befragten
ausmachen.
Unterschiede zwischen den Geschlechtern hinsichtlich der
Nutzung neuer Medien
Die folgenden empirischen Befunde zeigen, dass Zugangsweisen zu
und Nutzung von Computer und Internet innerhalb der Geschlechter
stark differieren. Nach wie vor haben Mädchen seltener als Jungen
Zugang zu neuen Medien.
So gehen beispielsweise nur 18% der weiblichen, dagegen 57% der
männlichen Jugendlichen Computer- und Videospielen mehrmals in der
Woche als Freizeitbeschäftigung nach (vgl. E
IMEREN V
./M
AIER
-L
ESCH
1997, S.
11). ,,Auch die Online-Welt ist (noch) männlich", urteilen
VAN
E
IMEREN
/M
AIER
-L
ESCH
, ,,auf drei Online- Anwender kommt eine Anwenderin.
Allerdings verschiebt sich dieses Verhältnis zugunsten der Frauen, je jünger
die Anwender sind. Im Segment der 14- bis 19jährigen trifft eine Online-
Nutzerin auf 1,6 Online-Nutzer" (ebd., S. 11).
Auch die Shell Jugendstudie stellt fest, dass ,,Computerspiele, Internet,
Musikbearbeitung und Softwareentwicklung eher männliche Domänen sind,
während bei Textverarbeitung häufiger die weiblichen Jugendlichen eine
Nutzung bekunden" (F
RITZSCHE
2000, S. 201). Diese Ergebnisse spiegeln
sich auch in der Unverzichtbarkeit spezieller Medien wider. Werden die
Kinder und Jugendlichen befragt, auf welche Medien sie am wenigsten
verzichten könnten, liegt der Fernseher zwar unumstritten nach wie vor auf
11
F
EIERABEND
/K
LINGLER
2000, S. 522.

3 Neue Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen
Seite 25
Platz eins, jedoch sind immerhin für 16 % der befragten Jungen Computer
das wichtigste Medium bei dieser Auswahl, bei Mädchen sind es nur 9%
(vgl. F
EIERABEND
/K
LINGLER
2001, S. 348). Darüber hinaus sind Jungen auch
eher als Mädchen unter den sogenannten ,,Computerfreaks" zu finden
(E
IMEREN V
./M
AIER
-L
ESCH
1997, S. 6).
Sogar wenn die Kenntnisse der Mädchen und Jungen vergleichbar sind,
schätzen sich Mädchen wesentlich schlechter ein (S
CHRÜNDER
-L
ENZEN
1995,
S. 14; H
UNNESHAGEN
/S
CHULZ
-Z
ANDER
/W
EINREICH
2000, S. 174). Beide
Geschlechter schreiben Jungen mehr, Mädchen weniger Kenntnisse zu.
Studien zeigen, dass Mädchen sich selbst bei guten Zensuren oft schlechter
einschätzen als Jungen und als sie tatsächlich sind (S
CHIERSMANN
1987, S.
16; Landesinstitut für Schule und Weiterbildung 1993, S. 9).
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Mädchen insgesamt über
weniger praktische Erfahrung mit dem Computer verfügen und ihn seltener
nutzen. Hinzu kommt, dass sie seltener ein eigenes Gerät besitzen, so dass
die Schule oft die erste Begegnung mit dem Computer darstellt (S
CHRÜNDER
-
L
ENZEN
1995, S. 13; S
CHULZ
-Z
ANDER
/H
UNNESHAGEN
/W
EINREICH
2000, S.
175).
Wie kommen diese Unterschiede zustande? Da Leistungsunterschiede als
Erklärungsansatz nicht mehr haltbar sind (vgl. u.a. S
CHRÜNDER
-L
ENZEN
1995,
S. 24f.), müssen die Ursachen an anderer Stelle liegen.
In der Frauenforschung hat es bislang drei Erklärungsansätze in Bezug auf
Computer und Technik gegeben (vgl. ebd., S. 20 ff.): Zum einen verstanden
die defizitorientierten Ansätze das Verhältnis von Mädchen zu Computern
und Technik allgemein als defizitär, d. h. abweichend von der ­ männlichen
- Norm. Dabei bediente sich dieser Ansatz, der in den 80er Jahren verbreitet
war, oftmals biologistischer Erklärungsmuster. Differenztheoretischen Ansätze
zufolge existiert ein Unterschied zwischen den Geschlechtern im Verhältnis
zur Technik und zum Computer, jedoch wird der ,,besondere weibliche"
Zugang idealisiert. Eine Vertreterin dieser Denkweise ist beispielsweise Maria

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832482978
ISBN (Paperback)
9783838682976
DOI
10.3239/9783832482978
Dateigröße
967 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Dortmund – Erziehungswissenschaften
Erscheinungsdatum
2004 (September)
Note
1,3
Schlagworte
neue medien unterrichtsforschung schulentwicklung medienpädagogik empirische sozialforschung
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Titel: Neue Medien und erziehungswissenschaftliche Innovationsprozesse in Schulen
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