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Erkenntnisse aus der Transformation des Bankensektors in Europa unter besonderer Berücksichtigung von Zusammenschluss- und Effizienzaspekten

©2004 Doktorarbeit / Dissertation 199 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Die seit Ende 2000 anhaltende Schwächeperiode der weltweiten Konjunktur und der davon ausgehende Druck auf Kosten und Margen auf nahezu alle Branchen zwingt sowohl politische Entscheidungsträger als auch Strategen im Umfeld der Bankenwirtschaft in Europa ihre Ideen und Vorstellungen über das zukünftige Finanzsystem, die strategische Positionierung und Geschäftsmodelle einzelner Bankentypen bzw. die Struktur der Bankenlandschaft nachzudenken.
In der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich der Autor mit der Struktur des Bankensektors in Europa nach dem aktuell in Gang befindlichen Transformationsprozess. Die Ursachen für den aktuellen Transformationsprozess bzw. für den Strukturwandel innerhalb der Branche, in Europa und Österreich sind bislang wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht. Tatsache ist, dass auf nationaler sowie gesamteuropäischer Ebene die Vielfalt an aktuellen Diskussionen zu unterschiedlichen Problembereichen in der Bankwirtschaft nahezu unüberschaubar geworden ist: Experten- und Praktikermeinungen über mögliche oder unmögliche, Fusionen, sinnvolle oder nicht sinnvolle Geschäftsmodelle und strategische Positionierungen kursieren in diversen Fachpublikationen. Auf diversen internationalen Kongressen, Tagungen und Workshops werden quantitative Analysen, Branchenberichte, sowie Studien vorgestellt, die den aktuellen Strukturwandel auf wenige Themenblöcke wie Inputreduktion (Effizienzsteigerung), Rentabilitätsoptimierungen (Profitabilität) oder Wachstum (Marktmacht) reduzieren.
Zweckmäßig erscheint der Versuch die wirtschaftspolitisch relevante Veränderung der Struktur des Bankensektors in Europa unter der besonderen Berücksichtigung von Zusammenschluss- und Effizienzaspekten, sowie rechtlichen und politischen Entwicklungen im Umfeld der Banken zu untersuchen, wesentliche Veränderungen innerhalb bankbetriebswissenschaftlicher und ökonomischer Theorien rund um den Forschungsbereich Finanzintermediation zusammenzufassen, um aus den Erkenntnissen aus der Praxis und Theorie Empfehlungen für eine optimale Struktur des Bankensektors in Europa abzuleiten.
Erfolg lässt sich dann „planen“, wenn Entscheidungsträger wesentliche strukturelle und bankpolitische Trends zu erkennen bereit sind und Entwicklungen vorantreiben wollen.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
VORWORT8
EINLEITUNG9
1.Problemstellung9
2.Aufbau der Arbeit10
3.Forschungsdesign11
3.1Forschungsmethodik11
3.2Aufzeigen von […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

EINLEITUNG
1. Problemstellung
2. Aufbau der Arbeit
3. Forschungsdesign
3.1 Forschungsmethodik
3.2 Aufzeigen von Entwicklungstendenzen in Österreich und Europa
3.3 Kernaussagen für Trends und Entwicklungen aus Strukturveränderungen
3.4 Finanzsysteme, Finanzintermediation und Banken
4. Ebenen der Transformation im europäischen Bankenwesen
5. Probleme bei der Interpretation von Analysen im Bankenwesen

Teil A: Ökonomischen Situationsanalyse des Bankensektor in Österreich und Europa
6. Sektorenanalyse - Österreich
6.1 Marktumfeld in Österreich 2002 und 2003
6.2 Ertragslage der in Österreich tätigen Kreditinstitute
6.3 Eigenkapitalrentabilität österreichischer Banken
6.4 Zusammensetzung der Betriebserträge entlang der Geschäftsbereiche und Sektoren
6.5 Zusammensetzung der Aufwendungen und Auswirkungen auf das Betriebsergebnis
6.6 Bilanzsummenwachstum im Schatten erhöhter Risikovorsorgen
6.7 Entwicklung des Kreditgeschäftes
6.8 Entwicklung des Einlagengeschäftes und der Geldvermögensbildung
6.9 Bedeutung der Eigenmittel
6.10 Reduzierung der Bankendichte
6.11 Beschäftigtenentwicklung
6.12 Marktkonzentration zwischen 1997 und 2001
6.13 Schlussbemerkung: Stärken und Schwächenanalyse des österreichischen Bankensektors
7. Sektorenanalyse - Europa
7.1 Marktumfeld in Europa 2002 und 2003
7.2 Entwicklung des Zinsgeschäftes
7.3 Entwicklung des Provisionsgeschäftes
7.4 Entwicklung der Verwaltungsaufwendungen
7.5 Aufwand/Ertrags-Relationen
7.6 Rentabilität europäischer Banken
7.7 Anzahl und Struktur der Banken in Europa
7.8 Anzahl der Bankstellen und Bankstellendichte in Europa
7.9 Anzahl der Kreditinstitute nach Größenklassen 1999
7.10 Die Beschäftigtenzahl im europäischen Kreditgewerbe
7.11 Schlussbemerkung: Zusammenfassung der Entwicklungen im europäischen Bankensektors

TEIL B: Grenzen von Profitabilität und Wachstum im Bankensektor
8. Ertragsdruck
9. Strukturdruck
10. Quantitative Analyse: Aktueller Struktur- und Ertragsdruck der Banken in Europa
10.1 Gegenstand der Quantitativen Analyse
10.2 Kennzahlen des Scoring Modells
10.3 Berechnung
10.4 Ergebnisse aus der quantitativen Analyse
11. Bewertung von Effizienz in der Bankbetriebslehre
11.1 Effizienz in der Bankwirtschaftslehre
11.2 Operative Effizienz
11.3 Kritische Würdigung
12. Bewertung von Effizienz in der Volkswirtschaftslehre
12.1 Technische Effizienz
12.2 Kosteneffizienz
12.3 Allokative Effizienz
12.4 Kritische Würdigung
12.5 Risikoeffizienz
12.6 Informationseffizienz
12.7 Neue Methode der Analyse der Effizienz im Bankenwesen
12.8 Effizienzmessungen in Banken anhand der Data Envelopment Analysis
12.8.1 Daten: Inputs, Output Variablen
12.8.2 Banken in Österreich nach dem EU Beitritt: Implikationen von Gstaach
12.8.3 Banken in Österreich und Deutschland: Implikationen von Hauner
12.8.4 Kritische Würdigung
13. Profitabilität und Wachstum durch Skalen- und Verbundeffekte
13.1 Skaleneffekte
13.2 Verbundeffekte
13.3 Voraussetzungen
14. Grenzen von Profitabilität und Wachstum
14.1 Implementierung einer Zielrichtung
14.2. Formen der Umsetzung
14.3 Klassische Überlegungen des Käufers und Verkäufers
14.4 Probleme durch Größe
14.5 Preiseffekte und Stabilität durch Zusammenschlüsse
14.6 Wohlfahrtsverluste durch Zusammenschlüsse
14.7 Probleme bei Kapitalmarktbewertungen
14.8 Probleme bei grenzüberschreitenden Zusammenschlüssen
14.9 Probleme durch Eigeninteressen der Bankenmanager
14.10 Fusionsstudien - Erfolgsaussichten von Fusionen
14.11 Überprüfung der positiven, neutralen und negativen Effekte
14.11 Kritische Würdigung

Teil c: Rechtliche und Politische Umfeldanalyse in Europa - Veränderungen der Rahmenbedingungen im Bankensektor in Europa
15. Umfeldanalyse - Europa
15.1 Finanzmarktintegration - Vollständig integriertes europäisches Finanzsystem
15.2 Regulierung der europäischen Wertpapiermärkte - Erkenntnisse des Ausschuss der Weisen
15.3 Politisches Orientierungsinstrument - Ausschuss für Finanzdienstleistungen (FSC)
15.4 Weitere Kontrollinstrumente in der EU - neue Ausschussstruktur in allen Finanzdienstleistungssektoren
15.5 Kritische Würdigung
16. Transformationen aus Krisen und Initiativen
16.1 Risiken der Bankgeschäfte - Basel II und die Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft
16.2 Schutz der Anleger - Rolle der neu organisierten nationalen Aufsichtsbehörde FMA
16.2.1 Exkurs: Empfehungen zur Erweiterung der Bankenaufsicht
16.3 Preisstabilität - Die geldpolitische Strategie der EZB
16.4 Finanzmarktstabilität: Erkenntnisse aus dem Financial Sector Assessment Program des IWF
16.5 Kritische Würdigung
16.6 „Areas of Improvement“
16.6.1 Ineffiziente Marktstrukturen bei der Liquiditätsverteilung
16.6.2 Überregulierung im Retaibanking
16.6.3 Wettbewerbsverzerrung durch Öffentliche Eigentümerschaft
16.6.4 Fehlende Innovation und Mut zu Neuem
16.7 Schlussbemerkung

Teil D: FINANZÖKONOMISCHE Grundlagen: Vom KEYNESIANISMUS, Monetarismus zur Finanzmarktglobalisierung
17. Ursprünge der Finanzökonomischen Theorie - Keynesianismus
17.1 Gegenüberstellung von Zinstheorien – Wirksamkeit des Zinsmechanismus
17.2 Unsicherheit
17.3 Rolle des Geldes
17.4 Geldpolitik
17.5 Fiskalpolitik
18. Kerngedanken des Monetarismus
18.1 Monetaristische Sicht der Geldpolitik
18.2 Kritik an der Wirkung diskretionärer Fiskalpolitik
19. Keynesianismus versus Monetarismus
19.1 Kritische Würdigung
20. Freier Kapitalverkehr und Finanzmarktglobalisierung
20.1 Freier Kapitalmarkt
20.2 Finanzmarktglobalisierung
20.3 Zusammenfassung: Kapitalistische Ökonomien versus Keynsianismus
21. Die beiden idealtypischen Finanzsysteme
21.1 Begriffsdefinitionen: Finanzsektor und Finanzsystem
21.2 Entwicklung von kapitalmarktorientierten und bankenbasierten Finanzierungsstrukturen
21.2.1 Mittelaufbringung
21.2.2 Informationsfluss
21.2.3 Eigentümerstrukturen
21.3 Schlussbemerkung

Teil E: Rolle von FINANZINTERMEDIÄREN: Funktion, Entwicklung und Bedeutung für die Volkswirtschaft
22. Forschungsgebiete und -strömungen rund um die Finanzintermediation
22.1 Kritische Würdigung
23. Finanzintermediation im engeren Sinne
23.1 Finanzintermediäre
24. Ausgangspunkt Arrow Debreu Modell
24.1 Kritische Würdigung
25. Informationsasymmetrien und Transaktionskosten
25.1 Marktunvollkommenheiten
25.2 Neoinstitutionalismus
25.3 Kritische Würdigung
26. Monitoring
26.1 Informations- und Maklerfunktion
26.2 Kritische Würdigung
27. Versicherung gegen Illiquidität, Finanzgutachter, Finanzproduzent
27.1 Modell von Bryant sowie Diamond und Dybvig
27.2 Modell von Ramakrishnan und Thakor
27.3 Modell von Williamson
27.4 Modell von Calomiris und Kahn
27.5 Kritische Würdigung
28. Paradigmenwechsel: Funktionale Sichtweise
28.1 Modell von Bitz
28.2 Modell von Crane, Merton und Bodie
28.2.1 Würdigung des Modells
28.3 Risikomanager
28.4 Partizipationskosten
28.5 Kritische Würdigung
29. Bedeutung der Geld- und Kreditschöpfung
29.1 Innovation durch den schöpferischen Kredit
30. Wachstum durch Finanzintermediation
30.1 Erste Erklärungsversuche der neoklassischen Wachstumstheorie
30.2 Modell von Pagano
30.2.1 Kritische Würdigung des Modells von Pagano
30.3 Modell von Levine
30.3.1 Kritische Würdigung des Modells von Levine
30.4 Modell von Rajan und Zingales
30.5 Modell von Levine und Zervos
30.6 Modell von Harrison
30.7 Modell von Beck, Levine und Loayza
30.8 Schlussbemerkung

Teil F: Rolle und Aufgaben von Banken – Theorie der BankENÖkonomie
31. Transformation des Bankensektors - Transformation der Rolle und Aufgaben von Banken
32. Entwicklung der Theorie der Bankökonomie
32.1 Kritik an der Bankbetriebslehre
32.2 Lösungswege
32.3 Modellrahmen
32.4 Abstraktion irrelevanter Sachverhalte
32.5 Abgrenzung von der Theorie der Finanzintermediation
33. Bankbetrieb, Kreditinstitut, Finanzinstitut, Geldinstitut
33.1 Klassifikation von Banken im Bankwesengesetz - Kreditinstitut nach BWG § 1 Abs. 1
33.2 Klassifikation von Banken im Bankwesengesetz - Finanzinstitut nach BWG § 1 Abs. 2
34. Grundmodell der Bankenökonomie- Traditionelle Aufgaben und Funktionen einer Bank
34.1 Traditionelle Bankdienstleistungen
34.2 Transaktions- und Transformationsprozess
34.3 Wertschöpfungskette einer Bank
35. Erweiterung des Grundmodells um die ökonomische Perspektive
35.1 Kapitallenkung
35.2 Stabilität
35.3 Tacit - Knowledge
35.4 Schlussbemerkung

Teil G: ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

36. Veränderungen

37. Aufbau eines effizienten Bankensystems

38. Konzentration versus Fragmentierung

39. Kleine versus Grosse Banken

40. Paradigmenwechsel in der Finanzintermediationstheorie

41. Literaturverzeichnis

42. Tabellenverzeichnis

Anhang A: Aktuelle Bankeneffizienzstudien

Anhang B: Historischer Überblick über die Finanzintermediationstheorie

Vorwort

Die vorliegende Arbeit „Erkenntnisse aus der Transformation des Bankensektors in Europa unter besonderer Berücksichtigung von Zusammenschluss- und Effizienzaspekten“ ist zwischen April 2002 und August 2004 im Rahmen meines Doktoratsprogramms an der Wirtschaftsuniversität Wien entstanden.

Die Erarbeitung der vorliegenden Dissertation wäre nicht möglich gewesen ohne die wertvolle Unterstützung einiger Personen. Besonderer Dank gebührt meinem Doktorvater Univ. Prof. Dr. Nowotny für die wertvolle Unterstützung bei der Fertigstellung der Arbeit. Herzlich bedanken möchte ich mich bei Univ. Prof. Dr. Unger für die interessanten Gespräche bei der Entwicklung des Research Proposals. Besondere Hilfe erhielt ich von Univ. Prof. Dr. Luptacik bei der Erstellung von konkreten Forschungsfragen. Im weiteren gebührt ein besonderer Dank Univ. Prof. Dr. Fink, der mich in seinem Seminar zum Thema „Vertiefung in die Methoden“ intensiv in die Wissenschaft eingeführt hat und mich bei der Entwicklung des Forschungsaufbaus mit anregenden Gesprächen unterstützt hat. Ich möchte mich weiters bei Dr. Haiss (Bank Austria Creditanstalt AG - HVB Group), Univ. Prof. Dr. Schneck (ESB Reutlingen), Dr. Mooslechner (Oesterreichische Nationalbank), Univ. Prof. Tichy (Akademie der Wissenschaften), Dr. Van Djicke (SUERF, Dexia Group), Mag. Blum (IHS), Mag. Koller (Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Europafragen) bedanken, die mir bei der Literaturrecherche, mit Ihren wissenschaftlichen Beiträgen und Erkenntnissen im Forschungsgebiet der Dissertation sehr behilflich waren.

Mag. Becker (Bank Austria Creditanstalt AG - HVB Group) hat sich dankbarer Weise bereit erklärt, die Arbeit nicht nur in Bezug auf die Sprache, sondern auch in Bezug auf den Inhalt und Praxisrelevanz zu überprüfen. Mein Kollege Mag.Wallner (Gesellschaft für Management Grundlagenforschung) stand mir als Sparring Partner für Kritik in Methodenfragen intensiv zur Verfügung, was für die rasche Fertigstellung der Arbeit von großer Bedeutung war.

Für den großen Aufwand, aber auch für die vielen „akademische“ Gespräche möchte ich mich herzlich bei allen genannten Personen bedanken. Etwaige Fehler liegen alleine in meiner Verantwortung.

Wien, im August 2004 Mag. Johann Sebastian Kann

EINLEITUNG

1. Problemstellung

Die seit Ende 2000 anhaltende Schwächeperiode der weltweiten Konjunktur und der davon ausgehende Druck auf Kosten und Margen auf nahezu alle Branchen zwingt sowohl politische Entscheidungsträger als auch Strategen im Umfeld der Bankenwirtschaft in Europa ihre Ideen und Vorstellungen über das zukünftige Finanzsystem, die strategische Positionierung und Geschäftsmodelle einzelner Bankentypen bzw. die Struktur der Bankenlandschaft nachzudenken.

In der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich der Autor mit der Struktur des Bankensektors in Europa nach dem aktuell in Gang befindlichen Transformationsprozess. Die Ursachen für den aktuellen Transformationsprozess bzw. für den Strukturwandel innerhalb der Branche, in Europa und Österreich sind bislang wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht. Tatsache ist, dass auf nationaler sowie gesamteuropäischer Ebene die Vielfalt an aktuellen Diskussionen zu unterschiedlichen Problembereichen in der Bankwirtschaft nahezu unüberschaubar geworden ist: Experten- und Praktikermeinungen über mögliche oder unmögliche, Fusionen, sinnvolle oder nicht sinnvolle Geschäftsmodelle und strategische Positionierungen kursieren in diversen Fachpublikationen. Auf diversen internationalen Kongressen, Tagungen und Workshops werden quantitative Analysen, Branchenberichte, sowie Studien vorgestellt, die den aktuellen Strukturwandel auf wenige Themenblöcke wie Inputreduktion (Effizienzsteigerung), Rentabilitätsoptimierungen (Profitabilität) oder Wachstum (Marktmacht) reduzieren.

Zweckmäßig erscheint der Versuch die wirtschaftspolitisch relevante Veränderung der Struktur des Bankensektors in Europa unter der besonderen Berücksichtigung von Zusammenschluss- und Effizienzaspekten, sowie rechtlichen und politischen Entwicklungen im Umfeld der Banken zu untersuchen, wesentliche Veränderungen innerhalb bankbetriebswissenschaftlicher und ökonomischer Theorien rund um den Forschungsbereich Finanzintermediation zusammenzufassen, um aus den Erkenntnissen aus der Praxis und Theorie Empfehlungen für eine optimale Struktur des Bankensektors in Europa abzuleiten.

Erfolg lässt sich dann „planen“, wenn Entscheidungsträger wesentliche strukturelle und bankpolitische Trends zu erkennen bereit sind und Entwicklungen vorantreiben wollen.

2. Aufbau der Arbeit

Nach den einleitenden Kapiteln 1, 2 und 3, die sich mit der Problemstellung, dem Aufbau der Arbeit und dem Forschungsdesign befassen, setzt sich die Einleitung der Dissertation in weiterer Folge mit den wesentlichen Veränderungen im europäischen Bankenwesen (Ebenen der Transformation) sowie mit einer kurzen Einführung zur Interpretation von Bankenanalysen (Kapitel 4 und 5) auseinander.

Im ersten Teil Arbeit (A) befasst sich der Autor zunächst mit dem Transformationsprozess des europäischen Bankensektors und den wesentlichen strukturellen und bankpolitischen Einflussfaktoren in Österreich und Europa der vergangenen Jahre: Anhand einer dynamischen Sektorenanalyse (Kapitel 6) über den Zeitraum 1997-2003 untersucht der Autor zunächst den Bankensektor in Österreich und leitet daraus neue Erkenntnisse für Kapitel 6.13 ab. In Kapitel 7 wird nach dem gleichen Verfahren die europäische Bankenbranche analysiert, um neue Erkenntnisse aus der europäischen Branchenentwicklung in Kapitel 7.11 zusammenzufassen. Dabei werden Geschäftsentwicklungen und Ertragssituationen unter gesamtökonomischen Aspekten der vergangenen Jahre beleuchtet. Kapitel 6-7 versuchen damit jene wesentlichen und grundlegenden Ursachen, die für die verschärfte Wettbewerbssituation innerhalb des Finanzdienstleistungssektors in Europa zwischen 1997 - 2003 verantwortlich sind, zu erläutern.

Die im Rahmen des ersten Teils der Arbeit entwickelte neue These des zunehmenden Struktur- und Ertragsdrucks wird im zweiten Teil der Arbeit (B) quatitativ gemessen und wissenschaftlich schlüssig reflektiert (Kapitel 8, 9, 10). Nach einer kurzen Einführung in die Bewertung von Effizienz in der BWL und in der VWL (Kapitel 11 und 12) werden anhand einer Auswahl aktueller Bankeneffizienz- und Bankenfusionsstudien anschließend die Grenzen von Profitabilität und Wachstum im Bankenwesen (Kapitel 14) aufgezeigt. Kapitel 13 befasst sich speziell mit Skalen- und Verbundeffekten.

Im dritten Teil der Arbeit (C) widmet sich der Autor in den Kapiteln 15 und 16 den neuen Rahmenbedingungen für Banken in Europa. Da eine umfangreiche Auseinandersetzung (Ursachen-Wirkung) mit allen Einflussfaktoren (Triebskräften) den Umfang der Arbeit sprengen würde, werden die neuen rechtlichen und politischen Aspekte der vergangenen Jahre beleuchtet, sowie Entwicklungen und Empfehlungen, die wesentlichen Beitrag zum Veränderungsprozess im Bankenwesen beigetragen haben. Abschließend erstellt der Autor einen Überblick über die Triebkräfte, die Areas of Improvement und die Tendenzen im europäischen Finanzsystem unter besonderer Berücksichtigung auf den Bankensektor. (Kapitel 16.6)

Die Entwicklung und Bedeutung von Finanzsystemen stellt den Schwerpunkt des vierten Teils der Arbeit (D) dar. Der Autor geht dabei strukturiert vor und orientiert sich an den, aus seiner Perspektive gesehen, bedeutendsten historischen Meilensteinen zur Entwicklung von Finanzsystemen. Das Kapitel 17 befasst sich zunächst mit den Grundlagen der Finanzökonomischen Theorie, Kapitel 18 mit den Kerngedanken des Monetarismus, Kapitel 19 mit der Gegenüberstellung des Keynsianismus mit dem Monetarismus. Kapitel 20 befasst sich sowohl mit den aktuellen Tendenzen in Richtung Freier Kapitalverkehr als auch Finanzmarktglobalisierung. Kapitel 21 befasst sich schließlich mit den beiden Idealtypischen Finanzsystemen.

Im fünften Teil der Arbeit (E) widmet sich die Arbeit der Funktion, Entwicklung und Bedeutung von Finanzintermediären in kapitalmarkt- und bankendominierten Finanzsystemen. (Kapitel 22-27) Besondere Beachtung findet in diesem Abschnitt der Arbeit der Paradigmenwechsel von der institutionellen, hin zu einer funktionalen Sichtweise. (Kapitel 28) In Kapitel 29 wird der Bedeutung des „schöpferischen Kredit“ für Innovationen, in Kapitel 30 der Bedeutung der Finanzintermediation für den Wachstum in einer Volkswirtschaft nachgegangen.

Im sechsten Teil der Arbeit (F) werden neue Erkenntnisse über die „Rolle und Aufgaben von Banken“ in einer neu zu formulierenden Theorie der Bankenökonomie festgehalten. (Kapitel 31-35)

Im letzten Teil der Arbeit (G) werden die Erkenntnisse der Arbeit mit einem Ausblick in die Zukunft zusammengefasst. (Kapitel 36-40)

3. Forschungsdesign

3.1 Forschungsmethodik

Die vorliegende Arbeit analysiert in Form eines induktiven Vorgehens wie einzelne beobachtbare Veränderungen innerhalb der Bankenbranche, sowie rechtlichen und politische Neuerungen im Umfeld der Banken in Europa auf eine allgemeine Gesamtentwicklung schließen lassen.

Methodisch wird dabei konkret wie folgt vorgegangen: Zunächst werden aktuelle strukturelle und bankpolitische Veränderungen analysiert, beobachtbare Regulierungen im Umfeld der Banken festgestellt, den neuesten Erkenntnissen bankwissenschaftlicher und volkswirtschaftlicher Theorien gegenübergestellt und anschließend in einen praxis- und umetzungsrelevanten Kontext gebracht.

3.2 Aufzeigen von Entwicklungstendenzen in Österreich und Europa

Die Arbeit beginnt mit einer ökonomischen Situationsanalyse im Bankensektor in Österreich: Dabei wird der Forschungsfrage nachgegangen, wie sieht die „Realität“ aus?

Anhand der Veränderungen der Anzahl und Struktur der österreichischen und europäischen Banken, sowie Verschiebungen in den Geschäftsentwicklungen; Kostenstrukturen und Ertragslagen[1] der einzelnen Sektoren welche direkt Auswirkungen auf die Beschäftigungsentwicklung und Bankendichte hatten, kann ein Stärken- und Schwächenprofil der Bankenbranche in Österreich und Europa erstellt werden.

Die Lösung der aktuellen Branchenkrise in der Bankenwirtschaft (Konsequenz aus dem Transformationsprozess) macht eine tiefgreifendere Analyse der Strukturen notwendig. Nicht die Symptome, sondern die Ursachen für die Probleme sollen im Rahmen dieser Arbeit gesucht und gefunden werden.

Dazu müssen sowohl die gesamtökonomischen Bedingungen unter denen Banken ihre Arbeit verrichten, die Entwicklungen der jeweiligen Volkswirtschaften, die Strukturen der einzelnen Sektoren (Volksbanken, Sparkassen, Raiffeisenbanken, Aktienbanken- und Privatbanken) nach ihrer Sinnhaftigkeit, sowie die Tendenzen der Branche systematisch analysiert und hinterfragt werden.

3.3 Kernaussagen für Trends und Entwicklungen aus Strukturveränderungen

Die im Rahmen des zweiten Teils der Arbeit durchgeführte quantitative Analyse mit einem gesamteuropäischen Datensatz soll zeigen, welcher Strukturdruck bzw. Ertragsdruck in welchen Ländern des Euroraumes tatsächlich besteht.

Anhand einer Auswahl aktueller Bankeneffizienz- und Bankenfusionsstudien werden weiters die Grenzen von Profitabilität und Wachstum im Bankenwesen aufgezeigt.

Im Rahmen einer rechtlichen und politischen Umfeldanalyse in Europa zeigt der Autor im dritten Teil der Arbeit welche Gründe für die veränderten Rahmenbedingungen festzustellen sind. Wieso sehen die Entwicklungen so aus?

Die in diesem Zusammenhang erstellte Übersicht zu den Triebkräften, Problemen und Areas of Improvement im europäischen Bankensektor soll die Möglichkeit schaffen über weitere Verbesserungen der Strukturen, entstanden durch rechtliche und politische Triebkräfte zu diskutieren.

3.4 Finanzsysteme, Finanzintermediation und Banken

Im theoretischen Teil der Arbeit geht der Autor systematisch auf die wesentlichen Entwicklungen in der Wissenschaft zu den Themenbereichen Finanzsysteme, Finanzintermediation und Banken näher ein.

Ein Blick in Richtung Theorien zeigt, dass es jüngst in der Wissenschaft zu einer Art Paradigmenwechsel bzw. zu wesentlichen Weiterentwicklungen rund um den Forschungsbereich „Finanzintermediation“ kam.

Neue Entwicklungstendenzen über die „Rolle und Aufgaben von Banken“ sollten in Zukunft in der Theorie der Bankenökonomie festgehalten werden. Die Symbiose aus der Bankbetriebslehre und Ökonomie stellt dabei ein erstaunlich realitätsnahes Grundmodell über tradtionelle Bankdienstleistungen zur Verfügung.

4. Ebenen der Transformation im europäischen Bankenwesen

1. Das europäische Bankenwesen hat in den vergangenen Jahrzehnten einige massive strukturelle Veränderungen erfahren.[2] Kennzeichnend für die wesentlichste strukturelle Veränderung ist die Tatsache, dass Banken heute mehr denn je zuvor als Dienstleistungsunternehmen, geprägt sind durch die Kundenstruktur, durch Konjunkturzyklen, durch Kostenänderungen in den Produktionsfaktoren sowie durch den rechtlichen Ordnungsrahmen.[3] Weiters haben sich in den letzten Jahren die Produkte der verschiedenen Bankeninstitute angeglichen (Standardisierung und Automatisierung – Industrialisierung, siehe Tabelle 1), sodass die meisten Dienstleistungen der Banken ohne größere Unterschiede substituierbar geworden sind. Hinzu kommt, dass es bei den Services und Dienstleistungen der Banken zu einem massiven Anstieg des Beratungsgeschäftes kam.[4]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Unterschiede zwischen Industrieunternehmen und Banken

2. Auf Grund stetiger Finanzmarktliberalisierungen und geänderter Unternehmensphilosophien (Shareholder Value), sind Bankmanager zunehmend einem „Strukturdruck und Ertragsdruck“ ausgesetzt.[5] In Folge dieser Entwicklungstendenzen wurde zwangsläufig eine Fusionseuphorie in der Bankenbranche in Europa eingeläutet. Es kam zu zahlreichen nationalen Konsolidierungen (Bereinigungen), strategischen Fusionen und Kooperationen in den vergangenen Jahren. Man kann ohne weiters davon sprechen, dass im Bankensektor in den letzten Jahren verschiedenste Strategien gewählt wurden, um im internationalen Wettbewerb mit der neuen Situation der Transformation umzugehen.

3. Aus einer Reihe von Krisen über die letzten Jahre konnten wertvolle Erkenntnisse über das Verhalten von Finanzintermediären gewonnen werden. Speziell aus der Entwicklung zahlreicher Bankenkrisen, Finanzskandale etc. heraus folgte eine massive Veränderung der Rahmenbedingungen für Finanzintermediäre in Europa. Mit neu konzipierten nationalen Bankenaufsichten, oder neu definierten Regelungen wie beispielsweise zur Eigenkapitalausstattung der Banken in der EU (Umsetzung von Basel II ab 2006) wurde auf politischer Ebene den Wünschen nach mehr Finanzmarktstabilität und mehr Sicherheit rasch nachgekommen.

4. Die Rolle der Banken hat sich in den vergangenen Jahren von der des klassischen Intermediärs, hin zum Finanzmarktteilnehmer (Player) mit speziellen Funktionen im Finanzsystem entwickelt.[6]

Ob negativ oder positiv, die Probleme der Realwirtschaft stehen in einem engen Verhältnis mit der Finanzwirtschaft:„(...) denn alle strukturellen Nachteile und Veränderungen in der Realwirtschaft laufen letztlich auf Probleme hinaus, die es über die Kreditwirtschaft zu lösen gilt.“[7]

5. Probleme bei der Interpretation von Analysen im Bankenwesen

Die Bandbreite der Qualität aktuell in der Bankenwirtschaft angewandter Anlaysen und daraus abgeleiteter Intepretationen ist nahezu grenzenlos. Beratungsunternehmen beispielsweise entwickelten in den vergangenen Jahren immer wieder neue Konzepte, um die Produktivität und Effizienz der Banken in Europa zu erhöhen. Wie aber bereits in der Problemstellung der Arbeit erläutert sind die Ursachen für die aktuelle Bankenkrise bzw. für den Strukturwandel innerhalb der Branche, in Europa und Österreich nicht einfach zusammenzufassen.

Wie scheinbar einfach oder realitätsnah und komplex die Interpretation und Zusammenfassung von Analysen im Bankenwesen sein können sei im folgenden anhand zweier Beispiele von zwei unterschiedlichen Unternehmensberatern exemplarisch präsentiert:

Im ersten Fall beschreibt ein internationales Beratungsunternehmen in seiner Branchenanalyse scheinbar selbsterklärend den aktuellen Strukturwandel in der Bankenwirtschaft in Europa kurz und knapp wie folgt: “Während in den neunziger Jahren die Marktanteilsgewinnung an erster Stelle standen, sind heute die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und die Kosteneffizienz für das eigene Überleben (…) zwingende Prämissen geworden.(…) Der Rückzug der Erträge bei gleichzeitig hohem Kostenblock zeigt bisher nicht bewältigte und verdrängte strukturelle Probleme der Finanzdienstleistungsindustrie auf“.

Tatsache ist, dass die aktuellen Probleme der Bankenwirtschaft in Europa wesentlich tief greifender sind und deshalb auch aus weitaus mehr Faktoren resultieren als den beiden Faktoren Kosten und Erträge. Das geht von falschen und zu kurzfristig angelegten Strategieentscheidungen, unausgeglichenen Produktportfolios, wettbewerbsverzerrende Marktbedingungen durch öffentliche Marktteilnehmer, bankinterne Zielkonflikte, Diskrepanz nationaler bank- und finanzpolitische Entscheidungen mit europäischen Verordnungen und Gesetzen, unvollkommene Finanzmärkte, Überbürokratie, Überregulierung, ineffiziente Marktinfrastrukturen, sowie die makroökonomisch verursachten negativen Auswirkungen auf Zinserträge von Universalbanken und Handels- oder Provisionserträge von Spezialbanken, um nur einige weitere Ursachen zu nennen.

Im zweiten Beispiel schlugen Autoren einer Branchenstudie in ihrer Zusammenfassung massnahmenorientiert vor, dass bankintern, quersubventionierte Bereiche (womöglich in allen Bankentypen) den Marktanforderungen gerecht werden müssen und zu Profit- beziehungsweise Cost Centern umgewandelt werden müssen.

Tatsache ist, dass bei der Entwicklung solcher Empfehlung auch beachtet hätte werden müssen, dass sparten- oder kundengruppenorientierte Teilbanken zu verselbständigen und ihnen Gewinnverantwortung zu übertragen (Divisionalisierung im Sinne der Schaffung von Profit Centern) und die daraus folgende Duplizierung zentraler Abteilungen zu einer erheblichen Aufblähung des Verwaltungsapparates und seiner Kosten führt, die man durch Eingrenzung der Selbständigkeit der Teilbanken gerade vermieden werden sollte. Vorraussetzung für eine umfassende Gewinnverantwortung ist nämlich, dass der Leiter einer Teilbank die Kosten und Erlöse, die seinen Gewinn ausmachen, auch beeinflussen kann. Das ist umso weniger der Fall, je mehr er gezwungen wird, Leistungen außerhalb seiner Teilbank aus der Gesamtbank abzunehmen, deren ihm zugerechnete Kosten (im Gegensatz zum eigenen Einkauf von Leistungen am Markt) für ihn (unbeeinflussbare) Daten sind.

Anhand der beiden oben genannten Beispiele sollte aufgezeigt werden, dass bei der Interpretation und Zusammenfassung von „Fehlerquellen“ oder „Problembereichen“ im Bankenwesen diverse Kausalitäten und Interdependenzen auftauchen können, die eine wesentlich differenziertere und strukturiertere Analyse erfordern. z.B. Von Land zu Land, von Sektor zu Sektor und von Bank zu Bank.

Die Vielschichtigkeit der heute national und international agierenden Banken, sowie die Komplexität der heutigen europäischen Finanz- und Kapitalmärkte lassen keine stereotypen Lösungen zur Behebung der aktuellen Branchenkrise zu.

Teil A: Ökonomischen Situationsanalyse des Bankensektor in Österreich und Europa

6. Sektorenanalyse - Österreich

Die folgenden Informationen über das Bankgewerbe in Österreich basieren auf Angaben der Oesterreichischen Nationalbank und der österreichischen Vereinigung der Banken und Bankiers.

Der vorliegende Teil der Arbeit analysiert die österreichische Bankwirtschaft entlang dreier Eckpfeiler: Struktur, Wirtschaftlichkeit und Potentiale. Dabei werden neben der Berechnung klassischer betriebswirtschaftlicher Kennzahlen, sowie bankentechnischer Kennzahlen einzelne Interpretationen der Ergebnisse zur Anwendung kommen. Im speziellen werden die österreichischen Banken anhand der vorliegenden Daten betreffend Bilanzsumme, Beschäftigtenzahlen, Marktanteile und Marktkonzentration untersucht, um aktuelle Strukturstärken und -schwächen aufzuzeigen.

Dieses Kapitel schafft nicht nur Klarheit über das Beziehungsfeld von betriebswirtschaftlichen Entwicklungen: d.h. Leistungserbringung traditioneller Bankdienstleistungen, Kosten und Ertrag, sondern leistet auch einen Beitrag zur Objektivierung und Vergleichbarkeit der makroökonomischen und mikroökonomischen Grundlagen.

6.1 Marktumfeld in Österreich 2002 und 2003

Die österreichische Wirtschaft konnte sich in den vergangenen zwei Jahren nicht der generellen Wachstumsschwäche in Europa entziehen (siehe Tabelle 2). 2002 wuchs die Wirtschaft nur um 1,4%, 2003 wuchs die Wirtschaft in Österreich nur um 0,7%. Trotz laufend positiver Aussichten von einigen Ökonomen war eine allgemein bessere konjunkturelle Stimmung bzw. eine Belebung der Wirtschaft weiterhin nicht erkennbar. Lediglich der private Konsum zeigte eine Wachstumsbelebung. Die privaten Haushalte steigerten ihre Ausgaben für Komsumzwecke um 1,3 % 2003, im Vergleich zu 0,8% im Jahr 2002. Die ungünstige Konjunkturlage spiegelte sich auch in der Beschäftigungsentwicklung wider, wo 2003 die Arbeitslosenquote nach Europstat-Definition von 4,3% auf 4,4%, weil einerseits die Nachfrage nach Beschäftigten gering war, andererseits das Arbeitskräfteangebot wuchs, anstieg. Einen Beitrag zur Verlangsamung des Preisauftriebs lieferte der verhaltene Anstieg der Lohnkosten. Die am harmonisierten Verbraucherpreisindex gemessene Inflationsrate lag mit 1,3% 2003 im Vergleich zu 2002 (1,7%) deutlich darunter. Der Finanzierungssaldo des öffentlichen Haushalts zeigte 2003 ein Defizit von 1,3 % des BIP, nachdem 2002 ein Defizit von 0,2% des BIP erreicht werden konnte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Konjunkturelle Entwicklung in Österreich

Zusammenfassend war das gesamtwirtschaftliche Wachstum in Österreich, mit leicht deflationären Tendenzen, weit hinter dem langjährigen Durchschnitt, nur von wenigen positiven Lichtblicken geprägt. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang im weiteren Verlauf zu klären, ob die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen in der österreichischen Kreditwirtschaft direkten Einfluss gefunden haben, oder ob ertragsseitige, aufwandsseitige Massnahmen in den Kreditinstituten, oder etwa Entwicklungen auf den Geld- und Kapitalmärkten positiv gegen die hartnäckige konjunkturelle gesamtwirtschaftliche Wachstumsschwäche eingesetzt werden konnten.

6.2 Ertragslage der in Österreich tätigen Kreditinstitute

Die österreichischen Kreditinstitute konnten vom Betriebsergebnis über das EGT bis hin zum Jahresüberschuss ihre Ergebniszahlen zwischen 2000 und 2003 relativ konstant halten. Zwischen 2002 und 2003 konnten die Erträge um 1,14% verbessert werden. Die Aufwendungen im selben Zeitraum um 0,36 % gesenkt werden. D.h. trotz eines ökonomisch schlechten Marktumfeldes hat es der Sektor geschafft mit gesunkenen Aufwendungen für Forderungen sowie für Wertpapiere 2002 und 2003 im Vergleich zu den Jahren 2000 und 2001, sowie guten Provisionsgeschäften und stetig wachsenden Finanzgeschäften über den gesamten Zeitraum von 3 Jahren zufriedenstellende Ergebnisse zu liefern.

Wie aus den nachstehenden Detailanalysen und Vergleichen ersichtlich wird trügt das eben beschriebene positive Bild über den österreichischen Bankensektor.

6.3 Eigenkapitalrentabilität österreichischer Banken

Die oben genannten Zahlen zwischen 2000 und 2003 sind dahingehend zu relativieren, weil die hier angestellten Berechnungen zwischen 2000 und 2003 auf Grund des niedrigen Ausgangsniveaus im Vergleich zu den vorangegangenen Boom Jahre niedrig waren. Besonders deutlich wird das tatsächliche Niveau und die Qualität der Ertragszahlen in der vorliegenden Periode (00-03) bei der Analyse der Eigenkapitalrentabilität (siehe Tabelle 3). Diese war Ende 2002 mit 5,36%, sowie Ende 2003 mit 7,22% nicht nur weit unter dem Durchschnitt der Vorperioden, sondern auch weit unter dem EU Schnitt.

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Tabelle 3: ROE in Österreich zwischen 2000 und 2003

6.4 Zusammensetzung der Betriebserträge entlang der Geschäftsbereiche und Sektoren

Im folgenden werden die Geschäfsentwicklungen innerhalb der Geschäftsbereiche und Sektoren analysiert. (siehe Tabelle 4 und 5)

Analysiert man die Entwicklung der Nettozinserträge zwischen 2000 und 2003, so fällt auf, dass trotz tendenziell weltweit sinkender Zinsen das Zinsgeschäft der österreichischen Banken weiterhin den wesentlichen Teil der Einnahmen quer durch alle Sektoren ausgemacht haben. Vor allem die Hypothekenbanken haben mit 67,50% ihres Geschäftes offensichtlich die Gewährträgerhaftung, das damit verbundene bessere Rating, sowie die günstigen Zinsvorteile, weiterhin optimal zu ihrem Vorteil nützen wollen. Obwohl Erträgen aus Wertpapieren und Beteiligungen in Österreich nicht mehr so viel Bedeutung beigemessen wird, wie es vergleichsweise in den 80-er Jahren war, haben die Raiffeisenbanken mit einem Anteil von 15% an ihren Erträgen den im Vergleich zur Konkurrenz größten Ertrag aus diesem Geschäftszweig.

Die besten Ertragsentwicklungen verzeichneten sich zwischen 2000 und 2003 bei den Provisionsgeschäften, sowie den Finanzgeschäften.

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Tabelle 4: Geschäftsentwicklung innerhalb der Geschäftsbereiche

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Tabelle 5: Geschäftsentwicklung innerhalb der Sektoren

6.5 Zusammensetzung der Aufwendungen und Auswirkungen auf das Betriebsergebnis

Tiefergreifende Massnahmen erfordern der Umstand, dass die Betriebserträge in Relation zu den Bilanzsummen in Österreich seit 2000 rückläufig sind.

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Tabelle 6: Aufwandslage der Kreditinstitute in Österreich

Ursache dafür sind die im Vergleich zu den Betriebserträgen stärker steigenden Sach- und Personalaufwendungen. (siehe Tabelle 6) Innerhalb der Aufwendungen ist vor allem der starke Anstieg der Sachaufwendungen (insbesondere im Kommunikations- und IT-Bereich) für die Verschlechterung der Relationen verantwortlich. Die Verwaltungsaufwendungen erhöhten sich 2001 um 5,24 %, 2002 um 0,27%, sodass in den 2 Jahren ein Sprung der Cost Income Ratio (CIR) von 66,57% auf 69,26% unvermeidlich war. Der hohe Zuwachs wurde im Jahr 2003 nicht mehr erreicht, sodass die CIR bei 68,23% vorläufig steht.

Auch wenn strukturell Verbesserungen der Betriebserträge in Österreich zukünftig möglich sind, beispielsweise durch eine verstärkte Fokussierung auf das Provisionsgeschäft oder das Finanzgeschäft, so muss ausdrücklich an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die im europäischen Vergleich generell zu hohen Verwaltungsaufwendungen das Gewinnwachstumspotential deutlich einbremsen werden.

Laut vorliegenden Daten sind die Aufwendungen der Banken auch deshalb angewachsen, weil ab Ende 1999 gleichzeitig der Wertberichtungsbedarf massiv gestiegen ist. Der Wertberichtigungsbedarf war insbesondere bei den Kundenforderungen tragend geworden, da infolge der New Economy Bubble und der stetigen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums es zu weiteren Zahlungsunfähigkeiten bei Privatkunden aber auch bei Unternehmen kam. Bis Ende 2001 mussten im Wertpapierbereich mehr Wertberichtungen gebildet als aufgelöst werden. Dies stand im starken Kontrast zu den Vorjahren, wo in diesem Bereich immer ein positiver Ergebnisbeitrag festgestellt werden konnte. Weshalb weitere Wertberichtigungen in den Jahren 2002 und 2003 notwendig waren kann an dieser Stelle nicht restlos aufgeklärt werden. Sicherlich resultieren einige Wertberichtigungen aus Überlegungen der Bankmanager ihre Aktiv- und Passivpositionen endgültig auf Kosten eines relativ zufrieden stellenden Jahresüberschusses zu bereinigen.

Fassen wir oben genannte Daten an dieser Stelle noch einmal zusammen, so wurde deutlich, dass den steigenden Provisions- und Finanzgeschäften auf der anderen Seite bislang auch steigenden Aufwendungen und Wertberichtigungen gegenüberstanden.

6.6 Bilanzsummenwachstum im Schatten erhöhter Risikovorsorgen

Per 31.12.2003 betrug die kumulierte Bilanzsumme aller in Österreich tätigen Kreditinstitute erstmals mehr als € 600 Mrd. Die aktivseitige Auslandskomponente an den Total Assets betrug für die gesamte Kreditwirtschaft 28,8%.

Obwohl steigende Bilanzsummen der österreichischen Kreditinstitute in den vergangenen Jahren (siehe Tabelle 7) etwa aus einem stetig steigenden Einlagengeschäft dank wachsender Sparquote in Österreich oder etwa durch die Expansionen in den erweiterten Heimmärkten resultierten, darf nicht übersehen werden, dass gerade durch die sprunghaften Zuwächsen im Fremdwährungskreditgeschäft und Provisions- und Finanzgeschäft auch erhöhte Risikovorsorgen (Rückstellungen, Einlagen) gebildet werden mussten. Nicht zuletzt deswegen darf die Bedeutung eines Bilanzsummenwachstums nicht überbewertet werden.

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Tabelle 7: Bilanzsummenwachstum und Anteil außerbilanzieller Geschäfte in % der Bilanzsumme

Bei einer Betrachtung nach Größenklassen zeigte sich Ende 2003, dass unverändert die relativ große Anzahl an kleinen Banken. Die Bilanzsumme der fünf größten Banken überstieg jeweils € 20 Mrd., weitere vier Institute wiesen eine Bilanzsumme jeweils zwischen 10 und 20 € Mrd. aus. 43 Institute lagen in einem Bereich zwischen € 1 und 10 Mrd. Die restlichen 847 der insgesamt 896 Kreditinstitute wiesen eine Bilanzsumme von jeweils unter € 1 Mrd. aus.

6.7 Entwicklung des Kreditgeschäftes

Die gesamtösterreichische Kreditentwicklung spiegelt sich im verhaltenen Wachstumsoptimismus wieder. In den vergangenen zwei Jahren konnte kein wesentlicher Anstieg des Gesamtkreditvolumens verzeichnet werden. War im Jahr 2001 noch ein Wachstum der Direktkredite um 3.5% im Vergleich zu 2000 zu beobachten gewesen, so reduzierte es sich im Jahr 2002 auf 1,2%. Der Marktanteil des Bankensektors am gesamten inländischen Kreditgeschäft betrug 2003 19,3% im Vergleich zu 18,9% im Jahr 2002.[8]

Der Anteil der Fremdwährungskredite betrug 2003 nur noch 11,9% am gesamten Kreditvolumen, auf Grund des kontinuierlich sinkenden Zinsvorteils gegenüber Eurokrediten. Mit mehr als der Hälfte an Eurokrediten (65,2%) verzeichneten diese in einem generell schlechten Marktumfeld noch einen Zuwachs im Vergleich zu 2002 um 6,9% auf € 39 Mrd.[9]

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Tabelle 8: Struktur des Kreditvolumens 2003

In Summe waren per Ende 2003 4,2% der Bankkredite von den Privaten Haushalten gehalten. Die Privaten Haushalte waren auch der einzige Sektor, der sowohl absolut als auch prozentuell 2003 mehr Fremdwährungskredite als Eurokredite aufnahm. Der Sektor Staat verzeichnete mit 25,1% den zweitgrößten Teil am gesamten Kreditvolumen. Nicht verwunderlich erscheint, dass traditionell der Anteil an Eurokrediten bei mehr als 95% lag. 50,8% aller Kredite waren 2003 an Nichfinanzielle Unternehmen aushaftend.

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Tabelle 9: Gliederung der Kredite 2003

6.8 Entwicklung des Einlagengeschäftes und der Geldvermögensbildung

Die Gesamtwirtschaftliche Fnanzierungsrechnung bildet das finanzielle Vermögen und die finanziellen Verpflichtungen der volkswirtschaftlichen Sektoren in der österreichischen Volkswirtschaft ab. In Österreich tritt der Haushaltssektor als Nettogläubiger auf: Seine Finanzaktiva sind höher als die finanziellen Verpflichtungen, da er nur einen Teil des verfügbaren Einkommens für den Konsum bzw. die Investitionen verwendet. Der verbleibende Einkommensteil wird gespart und überwiegend in Geldvermögen veranlagt. Das Nettofinanzvermögen der privaten Haushalte ist ein wesentlicher Bestandteil des Mittelaufkommens, das den Nettoschuldnersektoren Staat und Unternehmen für ihre Finanzierung zur Verfügung steht.

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Tabelle 10: Geldvermögensbildung und Finanzierung der privaten Haushalte

Einen Trendbruch gab es in den letzten 2 Jahren beim Einlagengeschäft und in der Geldvermögensbildung. Waren zwischen 1995 und 2000 die Zuwächse bei den Spareinlagen bzw. zwischen 1999 und 2001 die Zuwächse bei den veranlagten Fondsvermögen noch rückläufig oder sogar negativ, so waren die kumulative Veränderung der Spareinlagen bzw. die Zuwächse bei den Investmentfonds ab Anfang 2002 wieder tendenziell positiv. Die Veranlagung in langfristige Wertpapiere wurde reduziert. Ursachen dafür, dass sich dieses Verhältnis im Jahr 2002 umdrehte liegen bei der Flaute an den internationalen Aktienmärkten und den Bilanzmanipulationen.

Nicht nur in den USA, sondern auch in Österreich kam es zu einer Renaissance der konservativen Sparform.

Die privaten Haushalte haben insbesondere durch die Veranlagung in Bankeinlagen, verstärkt ihren Vermögensaufbau in kurzfristig gebundenen Finanzanlagen vorgenommen, was eine gesteigerte Liquiditätspräferenz der Anleger widerspiegelte. Rund 24% aller Einlagen waren 2003 Sichteinlagen. Der gerigste Teil waren Termineinlagen und rund zwei Drittel aller Einlagen waren Spareinlagen. Obwohl der durchschnittliche Zinssatz für Spareinlagen 2003 deutlich sank, belief sich der Zuwachs bei den Spareinlagen (2002 auf 2003) auf 1,1% und erreichte damit den höchsten Wert seit mehr als zehn Jahren.

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Tabelle 11: Struktur der Spareinlagen nach Fristen 2003

Deutlich stärker als die Spareinlagen wuchs seit 2002 das von den heimischen Kapitalanlagegesellschaften verwaltete Fondsvermögen. In Summe meldeten die Kapitalanlagegesellschaften 2003 ein Fondsvermögen von € 96,17 Mrd. Rund 58% dieses veranlagten Vermögens bestand aus Rendtenfonds, 18% aus gemischten Fonds, weitere 15% aus Aktienfonds. Bedenkt man, dass das verwalteten Vermögen zu Jahresultimo im Jahr 2001 noch € 86,81 Mrd betrug, so wuchs dieses binnen 2 Jahren um ca. 11% an.

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Tabelle 12: Finanzierungssaldo und Nettovermögensposition der privaten Haushalte

Das Finanzvermögen der privaten Haushalte erreichte zu Jahresende 2002 einen Wert von rund € 287,6 Mrd im Vergleich zu € 214,9 Mrd. 1995. Demgegenüber betrug die Verschuldungsposition 2002 € 89,2 Mrd im Vergleich zu € 61,9 Mrd. im Jahr 1995.

6.9 Bedeutung der Eigenmittel

Die Analyse der Eigenmittel der Banken findet dann zunehmend höhere Bedeutung, wenn angesichts ungünstiger Wirtschaftsentwicklungen oder negativer Kursentwicklungen an der internationalen Börsen, diese zur Absorbierung von Risiken eingesetzt werden.

Die österreichischen Banken konnten zwischen 2000 und 2002 ihre Eigenmittelquote[10] von 13,30% auf 14,90% erhöhen, womit diese deutlich über der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanforderung von 8% lag. Anhand dieser Entwicklung lässt sich eine robuste Bankenwirtschaft erkennen, ohne Anzeichen der Gefährdung der Systemstabilität.

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Tabelle 13: Veränderung der Eigenmittelquoten gesamt und in den Sektoren – 2000 bis 2002

6.10 Reduzierung der Bankendichte

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Tabelle 14: Anzahl der Kreditinstitute in Österreich: 2002-2003

Die Bankendichte – gemessen an der Anzahl der Kreditinstitute – blieb in den vergangenen Jahren kostant. Damit ist Österreich im Vergleich zum EU-Schnitt noch immer ‚overbanked‘. Tendenziell ist in Österreich eine leichte Entwicklung zum Durchschnitt festzustellen. Ob sich diese Entwicklung praktisch positiv oder negativ auf die Banken auswirkt, wird im folgenden analysiert.

6.11 Beschäftigtenentwicklung

Der Beschäftigtenstand im Jahr 2001 in der Kreditwirtschaft in Österreich belief sich auf 76.373 im Vergleich zu 75.071 im Jahr 2000. Damit stieg die Anzahl der Beschäftigten im Bankensektor um 1,7 %, obwohl die Anzahl der Hauptanstalten in den vergangenen Jahren tendenziell abnahm.

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Tabelle 15: Verhältnis Personalaufwand/ Betriebserträge 2000-2002

Angesichts der steigenden Aufwendungen für Personalaufwendungen veschlechterte sich das Verhältnis Personalaufwand/ Betriebserträge leicht.

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Tabelle 16: Verhältnis Betriebsaufwand/ Mitarbeiter 2000 – 2001

Interessant erscheint aber, dass sich im selben Zeitraum das Verhältnis Betriebsertrag/ Mitarbeiter dennoch verbessert hat. Die Vermutung liegt nahe, dass die relativ gute Ertragslage bei den Banken erstmals nach 1994 wieder ein Plus bei der Anzahl der Einstellungen bewirken konnte.

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Tabelle 17: Verhältnis Betriebserträge / Anzal Mitarbeiter 2000 - 2001

Es bleibt allerdings abzuwarten, wie sich die Übernahmen und Fusionen der Jahre 2000, 2001 in Österreich und die stetigen Expansionen in Osteuropa langfristig auf den Beschäftigtenstand in Zukunft auswirken werden. Erst in den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob die Banken zur Bewältigung standardisierter Abläufe (z.B Backoffice) nicht mehr und mehr Outsourcing betreiben werden, oder mit gemeinsamen Abwicklungsfabriken für automatisierte Dienste (z.B Zahlungsverkehr) den angekündigten Stellenabbau umsetzen werden. Die schrittweisen Bereinigungen bei den Bankstellen lassen befürchten, dass der oben beschriebene Trend eher ein Ausreißer bei der Beschäftigung im Bankensektor bleiben wird.

Wie bereits in Kapitel 6.6 angesprochen wurde, sollte der Entwicklung von Bilanzsummen und damit auch der Kennzahl Bilanzsumme/ Mitarbeiter abschliessend nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden.

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Tabelle 18: Verhältnis Bilanzsumme/Mitarbeiter 2000 - 2001

6.12 Marktkonzentration zwischen 1997 und 2001

In Österreich hat es zwischen 1997 und 2001 Jahren zahlreiche Zusammenschlüsse von Banken gegeben. Die größte innerösterreichische Bankenfusion fand im Jahr 1997 durch die Fusion der Bank Austria (vormals Z und Länderbank) mit der Creditanstalt Bankverein statt. Kurz danach kam die Übernahme der Giro Credit durch die Erste Bank und vor 2 Jahren kam es zur bisher letzten großen Veränderung im österreichischen Bankensektor, nämlich dem Zusammenschluss zwischen der BAWAG und der PSK zu einer Gruppe. Im Rückblick kann gesagt werden, dass es im Sparkassensektor die größte Bereinigung gegeben hat, wohingegen im größten Sektor (mit 80.000 Beschäftigten), nämlich dem Raiffeisensektor, keine bis kaum Konsolidierung stattgefunden haben.

Die Marktkonzentration am österreichischen Bankenmarkt hat damit zwischen 1997 und 2001, gemessen an der Bilanzsumme, massiv zugenommen.

Die Top 4, die 1998 noch 45 Prozent des Marktes beherrschten, kontrollierten im Jahr 2001 schon 57,5 Prozent des Marktes.[11] Grund dafür war vor allem, dass die Bank Austria Creditanstalt zu Gunsten der Erste Bank und der RZB-Gruppe Anteile abgeben musste. Weiters konnte die Investkredit einen sehr starken Wachstum in diesem Zeitraum verbuchen.

Aus der folgenden Tabelle können die per Ende 2002 10 größten eigenständigen österreichischen Institute im Bankensektor nach ihrer Marktkapitalisierung geranked entnommen werden:

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Tabelle 19: Top 10 Banken in Österreich per Ende 2002

Die Bank Austria Creditanstalt AG kehrte mit einem 25% Aktienanteilspaket im Jahr 2003 wieder an die österreichische Börse zurück, die Erste Bank vollzog 2003 ihre zweite Kapitalerhöhung binnen weniger Jahre und überholte damit die Bank Austria Creditanstalt nach Börsekapitalisierung gemessen.

Die Top 5 (Bank Austria Creditanstalt AG, Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG, Bank für Arbeit und Wirtschaft AG, Raiffeisen Zentralbank AG und Oesterreichische Kontrollbank) erreichten Anfang 2003 einen gemeinsamen Marktanteil von 45,9%. Der Marktanteil der Top 10 Kreditinstitute betrug 2003 55,6%.

Die Entwicklung zwischen 1997 und 2001 bestätigte, dass jene nationalen Anbieter Marktanteile gewinnen konnten, die von der Übernahme eines nahezu gleich großen Konkurrenten durch eine ausländische Bank risikolos profitieren konnten.

In Zukunft wird sich aber die Wettbewerbspolitik weder darauf beschränken können, Bankengruppen getrennt zu betrachten, noch wird der Anteil am gesamten inländischen Bankenmarkt als Definition des relevanten Marktes immer richtig sein. In einigen wenigen Bereichen ist der relevante Markt nicht mehr der nationale Markt, in anderen Geschäftsfeldern sind lokale Teilmärkte die relevanten Märkte.

6.13 Schlussbemerkung: Stärken und Schwächenanalyse des österreichischen Bankensektors

Die konjunkturelle Lage war in den vergangenen Jahren mehr als ungünstig. Vor allem ein Rückgang beim öffentlichen und privaten Konsum, Rückgänge bei Investitionen (zurückhaltende Kreditgeschäftentwicklung), steigende Arbeitslosigkeit und ein negativer Finanzierungssaldo des öffentlichen Haushalts haben sich auf makroökonomischer Ebene europaweit deutlich negativ bemerkbar gemacht. Die in den vorherigen Kapiteln durchgeführte Situationsanalyse über die österreichische Bankenwirtschaft hat gezeigt, dass sich entgegen vorheriger Erwartungen die negativen makroökonomischen Anzeichen eines längeren konjunkturellen Abschwung nicht direkt auf der mikroökonomschen Ebene forgesetzt haben.

Die zunehmende Risikoaversion der Anleger und Unternehmen, das wachsende Einlagengeschäft, das gute Eigengeschäft der Banken und die verstärkte Nachfrage im Provisions- und Finanzgeschäft haben seit 2002 wieder zu leicht gestiegenen Erträgen geführt, andererseits haben ein relativ konstantes Zinsgeschäft, ein konstanter Anstieg der Bilanzsummen und leichte Rückgänge bei den Aufwendungen die Stabilität des Sektors auch in schlechten Zeiten (1999-2001) ausgezeichnet. Die gestiegene Geldvermögensbildung bei den privaten Haushalten hat sich in einer sukzessiv gestiegenen Veranlagung in Kapitalmarktprodukte ausgedrückt. Der relativ hohe Anteil an Auslandsaktiva österreichischer Banken, bzw. die gute Ertragslage der Banken in den zentral- und osteuropäischen Ländern haben eine gute Strategie der Top 5 Banken dokumentiert.

Trotz einer zeitweise relativ hoch angestiegenen Marktkonzentration in Österreich, die sich zwischen 1997 und 2001 durchaus positiv auf die Ertragsentwicklungen der Top 4 Banken ausgewirkt hat, sind solche positiv begünstigenden Entwicklungen für österreichische Banken in Zukunft nicht absehbar.

Vergleicht man die Entwicklung der Rentabilität (ROE), dann lässt erkennen, dass noch bessere Geschäftsergebnisse erreicht werden müssen, um einem weiteren Absinken entgegenzuwirken.

Die historische Analyse bei den Ertragsentwicklungen lässt darauf schließen, dass weder deutlich höhere Margen im Zinsgeschäft, noch eine stärkere Preisdurchsetzungskraft im Provisions-, und Handelsgeschäft im österreichischen Bankengeschäft in absehbarer Zeit realisierbar sind. Dazu waren Entwicklungen und Veränderungen in der Vergangenheit dahingehend nicht signifikant.

Die Analyse bei den Aufwandsentwicklungen weist auf eine massive Kostenstruktur vor allem auf Grund des traditionelle Sektorenmodells der österreichischen Bankenbranche hin. Diese macht sich durch eine hohe Bankstellendichte, relativ hohe Beschäftigungszahlen und damit verbunden hohe Personalaufwendungen bemerkbar.

Reste der historischen Sektortradition lassen sich heute immer noch identifizieren. In den dezentralen (mehrstufigen) Sektoren ist die Funktion von Spitzeninstituten, die Koordinierungs- und Clearingfunktionen für die anderen Mitgliedsinstitute des Sektors. Sparkassen- und Volksbankensektor sind, zweistufig aufgebaut und verfügen über ein bundesweites Zentralinstitut für den gesamten Sektor. Der dreistufige Raiffeisensektor verfügt sowohl auf Landes- wie auf der Bundesebene über Spitzeninstitute.

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Tabelle 20: Das traditionelle Sektorenmodell in Österreich

Geht man von der Annahme aus, dass die Banken aus den mehrstufige Sektoren auf Grund ihrer größeren Strukturen für den selben Output, wie jene Banken im Einstufigen Sektor, höhere Aufwendungen bezahlen, so erscheint ein Marktanteil von ca. 65% an österreichischen Banken aus diesem Sektor hoch. Hinzu kommt der Umstand, dass sich vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten die Sektorengrenzen in Österreich immer mehr verwischt haben: Privatbanken und Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken, alle bieten für eine breite Zielgruppe eine breite Produktpalette an und treten somit im Wettbewerb als Universalbanken auf.

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Tabelle 21: Marktanteil der Sektoren in Österreich - 2003

Mooslechner und Schebeck haben bereits 1994 in einer Studie für das Bundesministerium für Finanzen festgestellt, dass die verschiedenen Bilanz- und Kundenstrukturen der Sektoren zunehmend in Frage gestellt werden sollten und zumindest einer Neugestaltung erfordern.[12]

7. Sektorenanalyse - Europa

Die Informationen über das Bankgewerbe in der europäischen Union basieren auf Angaben der Europäischen Zentralbank, der nationalen Zentralbanken der Teilnehmerländer, dem Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften, Eurostat, der OECD, nationalen Bankenverbänden sowie der Europäischen Bankenvereinigung.

Der deutsche Bankenverband fasste diese im Rahmen einer eigenen Statistik mit vereinheitlichten Bilanzdaten 2002 zusammen.[13] Für die folgende Analyse wurden die Tabellen des deutschen Bankenverbandes übernommen. Trotz der Vielzahl von Quellen, die es auch ermöglicht hätten für diese Arbeit eigene Tabellen über den europäischen Bankensektor zu erstellen, ist es laut Kommentar des deutschen Bankenverbandes selbst den eigenen Experten schwer gefallen ein umfassendes und in sich konsistentes Bild des europäischen Bankgewerbes in Tabellen zusammenzufassen. Die Tatsache, dass man auf unterschiedlichen Quellen zurückgreifen, unterschiedliche Bilanzierungsregeln analysieren und Definitionen verstehen musste, brachte eine Reihe von Schwierigkeiten mit sich, sodass im folgenden auf einige spezielle Probleme aus den Anmerkungen des deutschen Bankenverbandes ausdrücklich hingewiesen werden muss:

„Die Angaben der Bankenstatistik des Europäischen Systems der Zentralbanken beruhen rückwirkend ab September 1997 auf einheitlichen Prinzipien, Abgrenzungen und Bewertungsverfahren. Von daher sind die meisten Angaben der nationalen Notenbanken dem Grundsatz nach kompatibel mit den Daten der EZB über die Bilanzpositionen der Banken im gesamten Euro-Währungsgebiet. Jedoch gilt dies nicht durchgehend. Die nationalen Notenbanken verwenden teilweise noch frühere Abgrenzungen, um die Konsistenz langer Reihen zu sichern. Das führt bei der Querschnittsbetrachtung jedoch zu Problemen. Das gilt im übrigen auch für die Deutsche Bundesbank. Ihre Bilanzstatistik bezieht sich überwiegend nur auf Kreditinstitute und lässt die Geldmarktfonds unberücksichtigt. Dennoch ist beispielsweise die von der Bundesbank ausgewiesene Bilanzsumme der Banken in Deutschland höher als die von der EZB veröffentlichte, die die Geldmarktfonds enthält. Das hängt u.a. mit der unterschiedlichen Abgrenzung der durchlaufenden Kredite zusammen.“

Es ist mehr als erstaunlich, dass es bislang leider noch keine einheitliche Veröffentlichungspraxis innerhalb des Eurosystems gibt:

- Es ist tatsächlich so, dass einige Notenbanken, wie beispielsweise die Deutsche Bundesbank, die Banque de France, die Banca d'Italia, der Banco de Portugal oder der Banco de España detaillierte Informationen publizieren. Andere, wie z.B. die finnische Notenbank oder die Banque centrale du Luxembourg veröffentlichen nur bruchstückhaft Daten über das heimische Bankwesen. Die niederländische Notenbank wiederum publiziert keine Angaben über Aktiva und Passiva der niederländischen Banken gegenüber Inländern.
- Versucht man beispielsweise die Angaben der deutschen Bundesbank über das deutsche Bankgewerbe beispielsweise mit den entsprechenden Informationen anderer Datenbanken zu vergleichen, so stimmen sie z.B mit Eurostat nicht überein. So wird z.B die Zahl der Kreditinstitute in Deutschland per Ende 1999 von der Deutschen Bundesbank mit 3.168, von Eurostat mit 3.055 und von der EZB mit 2.996 angegeben. Ähnliches gilt für die Zahl der Bankstellen. Für eine eigene Zusammenfassung der Bankenstatistiken wäre zu bedenken gewesen, dass die Werte stark davon abhängen, welche Definition für einen Begriff jeweils gewählt wurde.
- Das gleiche Bild zeigt sich bei den Ertragsdaten. Internationale Vergleiche werden vor allem von Eurostat und der OECD veröffentlicht. Die von diesen Institutionen verwendete Datenbasis ist jedoch sehr unterschiedlich. Sie stimmen nicht immer mit den Informationen überein, die von nationalen Notenbanken oder Bankenverbänden über das jeweilige nationale Bankwesen veröffentlicht werden.

Probleme, die im Zusammenhang mit den in den nachfolgenden Kapiteln durchgeführten Interpretationen entstanden sind, seien wie folgt genannt:

- Ein fundamentales Problem für die folgenden Interpretationen waren die Bestandsangaben der jeweils einzelnen Länder. Denn in jedem einzelnen Land gibt es statistische Brüche, beispielsweise aus Umgruppierungen oder Neubewertungen. Weder die EZB noch die meisten nationalen Notenbanken veröffentlichten bislang jedoch entsprechend bereinigte Daten über Veränderungen der Bilanzpositionen.
- Bei den folgenden vorgestellten Daten bezogen sich alle Angaben über Bilanzpositionen ursprünglich auf Monetäre Finanzinstitute, und damit nicht nur auf Kreditinstitute, weil das Eurosystem Kreditinstitute und Geldmarktfonds sowie einige wenige spezielle Einrichtungen als ein Segment betrachtet, über das seine geldpolitischen Impulse in die Volkswirtschaft geleitet werden.[14]
- Bei einigen Daten z.B über die Anzahl der Kreditinstitute, Bankenstellen und die Beschäftigtenzahlen, die von Eurostat bereitgestellt wurden, handelt es sich zwar um Kreditinstitute, jedoch weichen diese deutlich von den in der empirischen Analyse zu Österreich verwendeten Zahlen der OeNB ab.

Die folgenden Kapitel analysieren die europäische Bankwirtschaft entlang zweier Eckpfeiler: Wirtschaftlichkeit und Struktur. Dabei werden neben einzelnen Vergleichen mit klassisch betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und bankentechnischen Kennzahlen eine abschließende Interpretation und Zusammenfassung der Entwicklungen zur Anwendung kommen. Diese umfassende Situationsanalyse schafft nicht nur Klarheit über das Beziehungsfeld jeweils unterschiedlicher nationaler Bankenstrukturen, Leistungserbringungen, sondern leistet auch einen Beitrag zur Objektivierung und Vergleichbarkeit der Kosten und Erträge von Banken auf europäischer Ebene.

7.1 Marktumfeld in Europa 2002 und 2003

Die wirtschaftlichen Entwicklungen in der europäischen Wirtschaft, Japan und den USA hatten in der jüngsten Vergangenheit einen deutlichen Einfluss auf die monetäre Entwicklung international. Im folgenden werden daher kurz die letzten Entwicklungen auf den Renten- und Aktienmärkte, Devisenmärkte analysiert:

Dank der Größe und Wirtschaftskraft des Euroraums entwickelte sich der Euro in den vergangenen Jahren stetig zur zweitwichtigsten Währung nach dem US Dollar. Auf die Eurozone entfielen per 2001 16 % des globalen Bruttoinlandsproduktes, im Vergleich dazu betrug der Anteil der US Wirtschaft 21 % und jener Japans 8 %. Bis 2002 war das internationale Gewicht des Euro relativ zum US Dollar gering, der sowohl im Güter- und Dienstleistungsverkehr als auch bei Finanztransaktionen und bei der Notierung von Rohstoffpreisen eine dominierende Rolle spielte. (Beispiel: Im Gegensatz zum US Dollar spielt der Euro allerdings keine große Rolle als Referenzwährung bei der Berechnung von Devisen-Cross-Rates.)

Nicht zuletzt zeigen Daten des Internationalen Währungsfonds, dass der US Dollar die vorherrschende Reservewährung darstellt. Im Jahr 2001 entfielen 68 % der globalen Währungsreserven auf den US Dollar und lediglich 13 % auf den Euro, dessen Anteil sich in den letzten Jahren kaum veränderte.

Vor der Einführung der Euro- Banknoten und -Münzen wurden laut EZB schätzungsweise 15 % bis 17 % der internationalen Transaktionen in Euro fakturiert. Untersuchungen der EU-Kommission belegen, dass heute rund die Hälfte des Außenhandels der Eurozone in Euro abgerechnet wird. Dies wiederum bedeutet, dass ein erheblicher Teil des europäischen Handelsvolumens von den negativen Auswirkungen von Währungsschwankungen unberührt bleibt.

Im Zuge der Entwicklung eines effizienten europäischen Finanzmarktes und der Entwicklungen der vergangenen 2 Jahre wird die Attraktivität, das Gewicht und die Bedeutung des Euro zunehmend stärker.

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Tabelle 22: Devisenkursentwicklung 2000 - 2003

Die Kursgewinne des Euro waren in den vergangenen zwei Jahren hoch, besonders stark waren sie gegenüber den US Dollar im Jahr 2003 ausgeprägt. Geopolitische Spannungen und ihre negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft (Irak Krieg), ungünstige Wirtschaftsindikatoren, sowie die schlechten Haushaltszahlen der USA führten zur kräftigen Aufwertung des Euro auf den Devisenmärkten 2003. Deviseninterventionen der japanischen Zentralbank im Jahr 2003 mit dem Ziel den Yen gegenüber dem US Dollar zu stabilisieren, konnten nicht vermeiden, dass der Euro auch im Jahr 2003 weiterhin gegenüber dem Yen aufwertete. Auf Grund der Veränderung des real-effektiven Wechselkurses und dem Wertgewinn des Euro gegenüber dem US Dollar in den vergangenen Jahren ergab sich, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft zum dritten Mal verschlechterte. Der Kursanstieg des Euro führte zu einer Erhöhung der realen Einkommen und somit zu höheren Importen.

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Tabelle 23: Entwicklung der Leitzinsen 2000 – 2003

Die Entwicklung der Leitzinsen im Euroraum verlief von 4,25% im Jahr 2000 in Richtung 2,00% im Jahr 2003. 2000 betrug der Leizins noch 6,00% in den USA, hingegen waren es 2003 nur noch 0,75% und damit eine Trend in Richtung historischer Tiefstand. Portfolioumschichtungen von Aktien- zu Anleihemärkten, die Besorgnis der Anleger bezüglich ungünstiger Konjunkturerwartungen und das lange Warten auf Trendumkehr sowie deutliche Signale über strikte (antiinflationäre) geldpolitische Kurs in den USA oder in Europa übten Druck auf die Anleihemärkte und die Renditen aus.

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Tabelle 24: Entwicklung der wichtigsten Börsenindizes 2000 – 2003

An den wichtigsten internationalen Aktienmärkten gab es zwischen 2000 und 2003 eine generell negative Entwicklung, beobachtbar an laufenden Abwärtskorrekturen bei den diversen Leitindices. Die Entwicklungen verliefen in den USA, Europa und Japan weitgehend ähnlich, geprägt durch negative Wachstumsaussichten, schlechte Unternehmenszahlen, Diskussionen über die Tragfähigkeit der hohen Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite und erhöhter Risikoaversion der Anleger. Lediglich in wenigen Ländern gab es eine mehr als positive Entwicklung beispielsweise beim ATX in Österreich. Mitte 2004 überstieg er bereits zeitweise die 2000-er Marke.

Wie sich in den vergangenen Jahren die Wirtschaftlichkeit und die Struktur der Banken innerhalb der EU angesichts der schwierigen und turbulenten Zeiten entwickelt haben, bzw. in welcher Art und Weise das Umfeld diese beeinflusst haben sind nun Gegenstand folgender Kapiteln.

7.2 Entwicklung des Zinsgeschäftes

Der historische Tiefstand bei den Leitzinsen wirkte sich auf das Zinsgeschäfts der europäischen Banken negativ aus: Generell lässt sich zeigen, dass in den letzten Jahren bei den Banken in den meisten europäischen Ländern ein Rückgang des Zinsüberschusses zwischen 1997 und 2000 festzustellen war.

In den südeuropäischen Ländern erzielten die Banken im Durchschnitt einen höheren Zinsüberschuss als die Institute in den nördlicheren Regionen Europas. Die österreichischen Banken bewegten sich im oberen Spitzenfeld der Skala.

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Tabelle 25: Entwicklung der Nettozinserträge in Europa 1997 - 2000

In jenen Ländern in denen die Nettozinserträge relativ niedrig lagen, lässt sich feststellen, dass dies wohl in der Folge eines intensiven Wettbewerbs (Preis- und Konditionenkampf) innerhalb des Bankgewerbes resultierte: Der niedrige Zinsüberschuss der luxemburgischen Institute hatte vor allem mit der speziellen Ausrichtung des Geschäfts (hoher Anteil des Interbankengeschäfts) sowie der Kundenstruktur (hoher Anteil institutioneller Kunden) zu tun. In Großbritannien drückte die Funktion des Londoner Platzes als internationaler Finanzplatz auf die durchschnittlich erzielte Marge.

7.3 Entwicklung des Provisionsgeschäftes

Das Provisionsgeschäft hat in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre als Ertragsbestandteil bei den europäischen Banken merklich an Gewicht gewonnen. Waren die Nettozinserträge 1997 in Europa noch dreimal, so waren sie 2000 nur noch zweimal so hoch wie die Nettoprovisionserträge. Außer in Luxemburg, dort waren die Nettozinserträge Ende 2000 weiterhin höher als die Nettoprovisionserträge.

Der stärkste Anstieg der Nettoprovisionserträge war in Italien, Belgien und Schweden

zu verzeichnen. Mit Ausnahme von Dänemark, Italien und Belgien ist diese Kennziffer bei allen Instituten im EU-Schnitt gelegen. Generell betrachtet lagen auch bei den Provisionseinnahmen die südeuropäischen Ländern relativ höher als die Länder im übrigen Europa.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 26: Entwicklung der Nettoprovisionserträge in Europa 1997 - 2000

7.4 Entwicklung der Verwaltungsaufwendungen

Was die Entwicklung der Verwaltungsaufwendungen innerhalb der EU betrifft, so ergab sich in der vorliegenden Untersuchung ein durchwegs unterschiedliches Bild. In jenen Ländern in denen der Anteil des Verwaltungsaufwands in % der Bilanzsumme grundsätzlich niedrig lag gab es zwischen 1997 und 1999 Tendenzen in Richtung einer höheren Kennzahl. Der Verwaltungsaufwand ist 1999 in Italien und Griechenland weit über den EU Durchschnitt gelegen. Bei den Ländern im Euroraum, die 1997 noch weit uber dem EU Durschnitt lagen wurden 1999 die Aufwendungen leicht zurückgeführt.

Die vorliegenden Daten haben ergeben, dass es den meisten Instituten gelungen ist zwischen 1997 und 1999 den Anstieg der Personal- und sonstigen Verwaltungsaufwendungen unter dem Zuwachs der Bilanzsumme zu halten.

[...]


[1] Anmerkung: Eine Ertragsstrukturanalyse für den gesamten österreichischen Bankenmarkt soll zeigen wiviel Prozent der gesamten Erlöse aus dem Zinsgeschäft, dem Provisionsgeschäft, dem Eigenhandel und aus sonstigen Quellen resultieren.

[2] Vgl. Fink G.; Koller W. (2001): Größenvorteile und Risiko: Eine empirische Untersuchung des österreichischen Bankensektors, Österreichisches Bankarchiv, 7/2001, 529-541.

[3] Vgl. Haiss,P. (1993): Banken unter Stress: Diagnose und Therapie, Bank Archiv 10/93, 41.Jahrg., S.757-772.

[4] Anmerkung: Befasst man sich näher mit der Bankbilanzanalyse der großen europäischen Institute, so hat angesichts fallender Zinsen und einer Rezession eine erhebliche Ertragsverschiebung bei den Banken vom Zinsgeschäft in Richtung Provisionsgeschäft speziell auch in Österreich stattgefunden.

[5] Anmerkung: Europäische Institute stehen derzeit vor dem Problem, bestmögliche Produkte im zunehmend globalen Wettbewerb zu finden. Produktivität und Effizienz sind in diesem Zusammenhang die beiden wichtigsten Erfolgsfaktoren.

[6] Siehe dazu Teil E: Neuere erklärungstheoretische Ansätze zur Rolle und Funktion von Finanzintermediären.

[7] Vgl. Haiss,P. (1993): Banken unter Stress: Diagnose und Therapie, Bank Archiv 10/93, 41.Jahrg., S.757-772.

[8] Vgl. VoeBB (2004): Jahresbericht 2003, S.48.

[9] Vgl. VoeBB (2004): Jahresbericht 2003, S.48.

[10] Anmerkung: die im folgenden beschriebene Eigenmittelquote bezieht sich auf die laut BWG zur Unterlegung des Kreditrisikos anrechenbaren Eigenmittel.

[11] Anmerkung: ohne den ehemaligen Branchenführer Bank Austria Creditanstalt gerechnet, der im HVB-Konzern positioniert wurde und zu diesem Zeitpunkt die Vollfusion vollzogen hatte.

[12] Vgl. Mooslechner,P./Schebeck,F. (1994): Sektoranalyse Banken, in: Breuss,F. (Hrsg.): Die Auswirkungen des Binnenmarktes auf den Dienstleistungssektor in Österreich, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Finanzen, Wien, S.31-68.

[13] Vgl. Bankenverband (2002): Bankenstatistik Europa 2002.

[14] Anmerkung: Die EZB veröffentlicht nur Angaben zur Gesamtheit der MFIs. Der Begriff „Monetäre Finanzinstitute“ umfasst neben den Kreditinstituten vor allem die Notenbanken und die Geldmarktfonds.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832482589
ISBN (Paperback)
9783838682587
DOI
10.3239/9783832482589
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Wirtschaftsuniversität Wien – Volkswirtschaft
Erscheinungsdatum
2004 (September)
Note
1,0
Schlagworte
bank europa finanzintermediation effizienz fusion
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Titel: Erkenntnisse aus der Transformation des Bankensektors in Europa unter besonderer Berücksichtigung von Zusammenschluss- und Effizienzaspekten
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