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Kriterien des Ausschlusses - Räumliche Segregation und Jugend

©2004 Diplomarbeit 93 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Von Seiten der Sozialpädagogik sind Stadtteile von besonderen Interesse, in denen vielfältige sozialen Problemlagen kumulativ zusammenfallen. Entsprechende durch die Medien vermittelte Bilder hat jeder im Kopf: Hochhausbauten, abgelegene Lage, hoher Anteil an Migranten, Kriminalität und Arbeitslosigkeit, 'gefährlichen' Jugendbanden auf den Straßen, usw.
Vermehrt wird von 'Ghettobildung' gesprochen, und so finden sich Räume in den Städten, die bis zu einem gewissen Grad von Austausch mit den anderen Gebieten ausgeschlossen sind. Dasselbe gilt auch für die Bewohner und, besonders aber auch für Jugendliche, die in diesen Verhältnissen auswachsen.
Entsprechend werden einige der Zusammenhänge zwischen der Entstehung von benachteiligten Stadtteilen, dem räumlichen und sozialen Ausschluss und die besonderen Problemstellung der Jugendlichen untersucht.
Hierzu wird als erstes der Frage nach der Ursache von räumlichen Disparitäten unter den Bedingungen von Modernisierung und Globalisierung nachgegangen. Unter der Annahme der weitreichenden Wirkungen des globalen ökonomischen Strukturwandels wird auf die unterschiedlichen Formen räumlicher und sozialer Ausgrenzung, der betroffenen Einheit und die Reichweite der Ausgrenzung geschaut, um den Rahmen für die Ausbildung von räumlichen Ungleichheiten in den Stadträumen zu erklären (s.a. Teil I).
In Teil II wird dass Problem des Ausschlusses als allgemeines soziales Problem in den Zusammenhang mit physisch-räumlichen Strukturen gesetzt. Anhand verschiedener Untersuchungen wird versucht, die Funktion und die Kriterien des Ausschlusses von bestimmten Gruppen in räumlichen Segmenten herauszuarbeiten. Als ein zentrales Zwischenergebnis wird dabei die Bedeutung von Differenz als Ausschlusskriterium herausgestellt (s.a. Teil II.3). Nachfolgend wird auf die Bedeutung der Nichtwahl in sich konstituierende Freundschaftsnetzwerke, als eine weitere Form des Ausschlusses hingewiesen.
Die Auswirkungen von Modernisierung und Strukturwandel auf die Lebensform Jugend werden im dritten Teil thematisiert (s.a. Teil III.1). Dabei richtet sich der Fokus im weiteren Verlauf auf die mehrfach erschwerten Gegebenheiten für Jugendliche, die in den unter Teil I untersuchten räumlichen Benachteiligungen der besonderen Stadtteile sozialisiert werden. Die vorhergehend erarbeiteten Dimensionen der Differenz und Distinktion werden besonders beobachtet und die Frage nach Wegen zur Integration Jugendlicher […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

Teil I: Polarisierung und Segregation in den Städten
1. Exklusion und Segregation
2. Gespaltene Städte
3. Modernisierung - Globalisierungstheorie - sozialökonomischer Wandel
4. Weltökonomie - Staat - Unternehmen Stadt
5. Neue soziale Ungleichheiten der Stadt
6. Entstehung benachteiligter Stadtteile
7. Arbeitsmarkt und sozio-ökonomische Polarisierung
8. Ausgrenzung - Distinktion - Lebensstil
9. Neue Kontrollräume
10. Typen und Merkmale benachteiligter Stadtteile
11. Netzwerke in benachteiligten Stadtteilen
12. Zusammenfassung

Teil II: Raum - Sozialraum - physischer Raum
1. Raum - soziale Strukturen
2. Homogenisierung, Habitus und Exklusion
3. Zwischenergebniss und Definition: Ausschluss über Differenz
4. Merkmalskatalog sozialer Differenz
5. Ausschluss, Identifikationsmöglichkeiten und Homophilie

Teil III: Jugend - Benachteiligung - Ausschluss
1. Definition 'Jugend' und veränderter gesellschaftliche Bedingungen
2. Identität und Ausschluss schulischer Jugend in besonderen Lebenslagen
2.1 Besondere Lebenslagen Jugendlicher in sozio-ökonomischer und räumlicher Benachteiligung
2.2 Identitätssicherung unter Bedingungen der Benachteiligung
2.3 Die Bedeutung des Netzwerks der Peers für Integration und Identität
2.4 Segregationsfolgen für Jugendliche in Wohnumfeld prekärer sozialer Lagen
2.5 Soziale Segregation und schulische Jugend
2.6 Positive soziale Identität - Gruppendistinktion - Benachteiligung
3. Raumaneignung Jugendlicher
3.1 Raumaneignung Jugendlicher in gespaltenen Stadträumen
3.2 Der sozialgeographische Ansatz der Bewältigungslandkarten von Reutlinger
3.3 Theorie der Raumaneignung Kinder und Jugendlicher
4. Das Risiko sozialer Ausgrenzung älterer Jugendlicher in Europa
4.1 Spezifische Benachteiligung junger Arbeitsloser und räumliche Exklusion als Risikofaktor sozialer Exklusion
4.2 Zentrale Exklusionsdimensionen für Schulabbrecher und gering qualifizerte Jugendliche
4.3 Zentrale Exklusionsdimensionen für junge Arbeitslose und Marginalbeschäftigte in ökonomische schwachen Regionen
4.4 Zentrale Exklusionsdimensionen junger arbeitsloser Migranten in Deutschland
4.5 Zentrale Exklusionsdimensionen für junge Arbeitslose in Wohnungslosigkeit und Armut
4.6 Zentrale Exklusionsdimensionen für junge deliquente Arbeitslose
5. Zusammenfassung

Teil V: Zusammenfassung, Bewertung und Ausblick
1. Zusammenfassung
2. Bewertung
3. Ausblick

Literaturverzeichnis

Versicherung

Einleitung

Die taz skizziert das Portrait des Berliner Hausmeisters Dehne im Berliner Stadtteil Wedding, Soldinger Kiez. Das aussergewöhnliche an diesem Mann ist, neben seiner bewegten Biographie als Berufssoldat, sein Engagement und seine Stellung als 'heimlicher Bürgermeister' in diesem Stadtteil, der von dem offiziellen Verwaltungen als 'No-go-Area' und 'polizeirelevanter Kiez' eingestuft wurde. Die Situation im diesem Stadtteil in Zahlen: Arbeitslosigkeit von ca. 30%, die Hälfte der Bewohner lebt von Sozialhilfe. In dem von Dehme betreuten Haus leben sieben verschiedene Ethnien, 52 von 70 Haushalten bestreiten hier ihren Lebensunterhalt durch Sozialhilfe, Rente oder Arbeitslosengeld. 48 Schulpflichtige leben in diesem Haus, und zu diesen hat der 61-jährige, der sich selbst als 'Facility-Mananger' bezeichnet, ein besonderes Verhältnis:

"'Was treibt ihr?' - 'Nichts', antworten sie und weichen seinen eisblauen Augen aus. In den Hauseingängen rumhängen, auf dem Bolzplatz die Wut rauslassen, eine Bierdose die Straße hochkicken, ein paar Mädchen ohne Kopftuch 'Schlampen' hinterherbrüllen - was soll das schon sein? 'Hausaufgaben gemacht?' fragt Dehne. 'Nee', anworten sie. 'Kommt ihr vorbei und zeigt's mir?' - 'Später.' - 'Wann?', will der Hausmeister des Wohnblocks, in dem sie leben, wissen.

Dehnes Fragen sind kurz. Und selbst, wenn einer 'Alter, fick dich' antwortet, bleibt er am Ball. 'Hast du keine andere Sprache?' Auf so was sind die Jugendlichen im Soldinger Kiez nicht vorbereitet. Ihre Sätze funktionieren doch gut. Um abzulenken, fängt einer aus der Truppe an, auf seinen Kumpel einzuboxen. Alles noch Spiel. 'Chalas, wenn ich mit euch spreche', sagt Dehne. Chalas, lass das - arabischer Grundwortschatz Dehnes. Französisch, Serbokroastsich, und etwas Türkisch spreche er auch" (die tageszeitung 25.2.2004: 5).

Der Hausmeister ist in die Rolle des Erziehers gerutscht. Zusätzlich ist er Vorsitzender eines Einwohnervereins, der Konfliktmediatoren ausbildet. Mietern, die nicht mit ihm reden wollen dreht er schon mal die Sicherung raus. Und er stellt sich Fragen:

"Wie kann die Politik zulassen, dass die Leute so abgeschnitten werden von Gesellschaft? Wie kann man zulassen, dass Kinder schon in der Schule wissen, dass sie keine Chance haben? Die Generation ist verloren" (ebd.).

Die Gegebenheiten in diesem Stadtteil sind exemplarisch. Auch dass bestimmte Stadteile einen besonderen Ruf haben. In Assoziation mit dem Gebietsnamen, und gelegentlich abwertenden namentlichen Kennzeichnungen werden entsprechende Charakteristika verbunden. In Metropolen wird dies am deutlichsten, so kann man bereits nach kurzen Aufenthalt, detaillierte Beschreibungen und Vermutungen über den Status der Bewohner, das soziale Klima, usw. zusammenstellen.

Von Seiten der Sozialpädagogik sind die Stadtteile von besonderen Interesse, in denen die vielfältigen sozialen Problemlagen kumulativ zusammenfallen. Entsprechende durch die Medien vermittelte Bilder hat jeder im Kopf: Hochhausbauten, abgelegene Lage, hoher Anteil an Migranten, Kriminalität und Arbeitslosigkeit, 'gefährlichen' Jugendbanden auf den Straßen, usw.

Vermehrt wird von 'Ghettobildung' gesprochen, und so finden sich Räume in den Städten, die bis zu einem gewissen Grad von Austausch mit den anderen Gebieten ausgeschlossen sind. Dasselbe gilt auch für die Bewohner und, besonders aber auch für Jugendliche, die in diesen Verhältnissen auswachsen.

Entsprechend wird im weiteren versucht, einige der Zusammenhänge zwischen der Entstehung von benachteiligten Stadtteilen, dem räumlichen und sozialen Ausschluss und die besonderen Problemstellung der Jugendlichen zu untersuchen.

Hierzu wird als erstes der Frage nach der Ursache von räumlichen Disparitäten unter den Bedingungen von Modernisierung und Globalisierung nachgegangen. Unter der Annahme der weitreichenden Wirkungen des globalen ökonomischen Strukturwandels wird auf die unterschiedlichen Formen räumlicher und sozialer Ausgrenzung, der betroffenen Einheit und die Reichweite der Ausgrenzung geschaut, um den Rahmen für die Ausbildung von räumlichen Ungleichheiten in den Stadträumen zu erklären (s.a. Teil I).

In Teil II wird dass Problem des Ausschlusses als allgemeines soziales Problem in den Zusammenhang mit physisch-räumlichen Strukturen gesetzt. Anhand verschiedener Untersuchungen wird versucht, die Funktion und die Kriterien des Ausschlusses von bestimmten Gruppen in räumlichen Segmenten herauszuarbeiten. Als ein zentrales Zwischenergebnis wird dabei die Bedeutung von Differenz als Ausschlusskriterium herausgestellt (s.a. Teil II.3). Nachfolgend wird auf die Bedeutung der Nichtwahl in sich konstituierende Freundschaftsnetzwerke, als eine weitere Form des Ausschlusses hingewiesen.

Die Auswirkungen von Modernisierung und Strukturwandel auf die Lebensform Jugend werden im dritten Teil thematisiert (s.a. Teil III.1). Dabei richtet sich der Fokus im weiteren Verlauf auf die mehrfach erschwerten Gegebenheiten für Jugendliche, die in den unter Teil I untersuchten räumlichen Benachteiligungen der besonderen Stadtteile sozialisiert werden. Die vorhergehend erarbeiteten Dimensionen der Differenz und Distinktion werden besonders beobachtet und die Frage nach Wegen zur Integration Jugendlicher gestellt (s.a. Teil III.2).

Mit den Schwierigkeiten der Raumaneignung von Jugendlichen unter den veränderten räumlichen Verhältnissen der gegenwärtigen Städte beschäftigt sich Teil (s.a. Teil III.3).

Die Risiken für ältere Jugendliche, durch die selektive Funktion des Arbeitsmarktes in soziale Ausschliessung zu geraten, wird anhand eines genaueren Blicks auf das europäische Projekt YUSSEDER analysiert (s.a. Teil III.4).

Abschliessend folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse, eine Bewertung dieser und ein Ausblick auf konzeptionelle Möglichkeiten der Jugendpädagogik (s.a. Teil IV.).

Teil I: Polarisierung und Segregation in den Städten

Die stadtsoziogische Forschung scheint sich weitgehend einig, dass schon seit Jahren zunehmende Spaltungsprozesse in den deutschen Städten beobachtet werden. Die räumliche Spaltung der Städte, wird dabei als eine Polarisierung nach ökonomischen Kriterien beschrieben, d.h. eine einseitige Umverteilung der materiellen Ressourcen zugunsten der bereits begünstigten Bevölkerungsgruppen und zum Nachteil der schwächeren sozialen Positionen. Die räumliche Polarisierung, als physisches Abbild der ökonomischen Spaltungsprozesse, fixiert diese in einer sozialen Dimension, hin zu Verdrängungs- und Segregationsmustern, die durch politische und auch sozialpolitische Entscheidungen, unter dem Verdikt globaler Umstrukturierung, nicht nur nicht gemildert, sondern sogar noch forciert werden.

1. Exklusion und Segregation

Kronauer sieht mit dem Begriff der Exklusion eine Bündelung gesellschaftlicher Probleme verknüpft: Zentral geht es um die Rückkehr von Armut und Massenarbeitslosigkeit in den kapitalistischen Gesellschaften in den letzten 20 Jahren. Der Begriff Exklusion, oder sein Äquivalent "Soziale Ausgrenzung", lässt sich mit zwei Aussagen verbinden: ersten ist durch Arbeitslosigkeit und Armut eine neue gesellschaftliche Spaltung entstanden und zweitens zeigt sich diese Spaltung in unterschiedlichen Teilhabemöglichkeiten an Gesellschaft.

Ursache für diese Entwicklungen ist ein historisch neues Verhältnis und neue Bedeutung der institutionellen Einbindung der arbeitenden Bevölkerung in 'hoch entwickelten kapitalistischen Gesellschaften'. Diese Einbindung betrifft entscheidend die Dimensionen der Möglichkeiten des Lebensstandards, der sozialen Anerkennung und der politischen Einflussnahme (Kronauer 2002: 11). Gerade politische Spielräume in ausgegrenzten Feldern verengen sich durch eingeschränkte Defintions- und Artikulationsmacht der Betroffenen (Dangschat 1999: 14).

Kernproblem der Verwendung des Exklusionbegriffs, als auch des angelsächsischen Gegenstücks "underclass", sieht Kronauer in der inhärenten Ambivalenz. Beide Begriffe lassen ein Bild einer in "Innen" und "Aussen" gespaltenen Gesellschaft entstehen. Dabei geht es bei der Bestimmung des Verhältnisses von Einbindung oder Ausschluss nicht um ein 'Entweder-Oder', sondern um den Grad des Einschlusses in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Dimensionen.

Dichotome Vorstellungen lassen sich aber vor allem politisch benutzen: Einmal um sich für die Eingliederung bestimmter Problemgruppen stark zu machen, oder aber die Ursachen von Ausgrenzungserscheinungen an den Betroffenen zu subjektivieren und zu personalisieren und über bestimmte Klassenattribute zu fixieren (Kronauer 2002: 11f).

Gerade durch den Begriff "underclass" entsteht eine stärkere soziale und räumlich lokale Festschreibung über Hautfarbe, Ethnie und bestimmte Stadtteile (ebd.: 12). Wilson, auf den der Begriff der "new urban underclass" zurückgeht, hat diesen Ausdruck, nachdem er von konservativer Seite politisch instrumentalisiert worden war, um Einschnitte in das Sozialsystem von Grossbritannien zu forcieren, nicht mehr verwendet und sprach später von "ghetto poor" (Koch 1999: 35ff).

Kronauer beschreibt für den Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Armut drei historische Phasen:

1. Bis zum zweiten Weltkrieg existierte eine Phase des sich entwickelnden Industriekapitalismus mit der Gefährdung der Arbeiterschaft durch Arbeitslosigkeit. Kollektive Organisationsformen (Gewerkschaften, Genossenschaften, Berufsverbände usw.) und entstehende Sozialpolitik sorgten für soziale Sicherungssysteme.
2. Nach dem zweiten Weltkrieg folgte eine Phase der relativen Vollbeschäftigung. Gekennzeichnet war diese Phase durch Stärke der Gewerkschaften, Reduzierung der Einkommensungleichheiten und damit Verringerung von Armut, staatlicher Förderung des Massenkonsums und dem Ausbau sozialer Sicherungssysteme bis zu Beginn der 80er Jahre des letzen Jahrhunderts.
3. Die anschliessende Phase des hoch entwickelten Kapitalismus wird bestimmt durch eine Entkoppelung steigender Arbeitslosigkeit in Westeuropa und eine Entkoppelung steigender Armut vom wirtschaftlichen Wachstum in den USA (Kronauer 2002:13ff).

Gründe für das Auftreten eines dauerhaften Sockels an Arbeitslosen und "neuer" Armut sind neben dem Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft ohne Bedarf für ungelernte Erwerbsarbeit, Deindustrialisierung, interne Differenzierung der Arbeiterschaft, und der Verlust der Möglichkeit Arbeitslosigkeit als Klassenschicksal zu deuten (ebd.: 15).

Gleichzeitig hat die Phase der relativen Vollbeschäftigung den gesellschaftlichen Massstab für soziale Absicherung gesetzt. Ob der Staat unter veränderten ökonomischen Bedingungen und bei Versagen des Marktes diesen Massstab erhalten soll oder kann, wird seit den 80er Jahren von Seiten der Unternehmergruppen und Vertreter einer neoliberalen Ideologie bestritten. Der Abbau sozialstaatlicher Regelungen und der Wegfall von Beschränkungen der freien Marktwirtschaft ist auf Bemühen dieser Gruppen zurückzuführen.

Mit Blick auf zugenommener Einkommensungleichheit, Rückkehr der Armut und Arbeitslosigkeit stellen sich zwei Gefahren für das Soziale: ersten für das Individuum, als ein Verlust von Möglichkeiten, zweitens gehen der Gesellschaft universelle soziale Grundlagen und der Anspruch demokratischer Gleichheit verloren (ebd. 16f).

Dies spiegelt sich in den Bedeutungen des Exklusionbegriffes:

1. Implizite soziale Folgen von Armut und Arbeitslosigkeit
2. Mehrdimensionalität von gesellschaftlicher Zugehörigkeit
3. Prozesscharakter (ebd.: 18)

"Exklusion bezeichnet somit Zustand und Prozess, Wirkkraft und Wirkung zugleich" (ebd.).

Die Bedeutung des Exklusionsbegriff ist für die folgende Präzisierung der Formen von Segregation von belang.

Segregation kann definiert werden als gesellschaftlicher Absonderung einer Bevölkerungsgruppe nach bestimmten sozialen Merkmalen. Dabei kann die Absonderung die gesamte Existenz umfassen oder sich auf einzelne Lebensbereiche beschränken. Weiter wird unterschieden zwischen freiwilliger und erzwungener Segregation (Wegman 1995: 273).

Als Fragestellung der Sozialen Arbeit ist die Option der Freiwilligkeit von Segregation, auch wenn dadurch Vorteile für Segregierte entstehen können, von geringen Interesse. Die Frage ist, welche strukturellen Momente Menschen von Teilhabemöglichkeiten, Handlungsoptionen, politischen Entscheidungsfindungen und damit von der Basis der Integration und Identitätsstiftung, ausschliessen.

Hierzu findet sich eine weitere analytische Aufschlüsselung der unterschiedlichen Formen von Segregation. Dabei erklären die einzelnen Formen nur Teilbereiche. Die Gesamtheit von Segregationskontexten ergibt sich aus der Verschränkung und Kombination unterschiedlicher Elemente:

- Residentielle Segregation: der Prozess der räumlichen Exklusion nach sozial-ökonomischen Kriterien durch Distribution am Wohnungsmarkt, (Sozialen-) Wohnungsbau und Entscheidungen lokaler Verwaltungen.
- Soziale Segregation: der Prozess der psycho-sozialen Exklusion von Interaktionen und Kommunikation durch Diskriminierung und damit Exklusion von sozialer Integration.
- Soizal-strukuturelle Segregation: die Exklusion von konstitutiven Prinzipien der Gesellschaft, ihrer Organisation, Verfassung, Normen, Werte und durch Ausschluss von der Grundlage für soziale Integration durch Identität und Sicherung des Status.
- Sozio-politische Exklusion: Exklusion von Massnahmen und Institutionen der sozialen Sicherung durch die Logik einer auf Arbeitsgesellschaft zentrierten Sozialpolitik

(Baum 2003: 1)

Die Argumentationslinie folgt im weiteren den Ergebnissen von Untersuchungen zu den verschiedenen Raumeinheiten, von globalen Einheiten bis hin zu einzelnen benachteiligten Stadtteilen und den sozialen Netzwerken der Bewohner. Aus den Untersuchungen werden, ausgehend von dem Befund Castells der Spaltung der Städte und deren Ursachen im globalen Strukturwandel (Castells 1990), die unterschiedlichen Ebenen und Zusammenhänge von Segregationserscheingungen zusammengetragen. Hierbei richtet sich die Beobachtung - sowohl auf Strukturen und Akteure, die ausschliessende Prozesse initiieren oder vorantreiben, als auch auf die Merkmale der Selektion, nach denen bestimmte Raumeinheiten, Gruppen oder Personen beurteilt werden.

Auf der Ebene der Stadt wird, nach einen allgemeinen Modell der Zusammenhänge zwischen Polarisierung und räumliche Segregation, die Entstehung benachteiligter Stadtteile in deutschen Städten nachgezeichnet. Nach einem Defintionsversuch von 'Benachteiligung' folgen abschliessend empirische Befunde zu den Netzwerken der Bewohner benachteiligter Stadtteile, als Auswirkung auf die individuelle Ebene durch segregative Muster.

2. Gespaltene Städte

Eine an der Struktur der Städte ablesbare gesellschaftliche Teilung war ursprünglich Kennzeichen der Städte der Schwellen- und Entwicklungsländer. Seit längerem findet sich dieses Merkmal auch in den Städten der hochindustrialisierten Länder. Allerdings sieht die Analyse Castells, anhand von Untersuchungen zu südamerikanischen Städten und New York, in der Spaltung von Städten keine unvermeidliche Entwicklung. Vielmehr unterliegen entstehende strukturelle Probleme immer auch politischen Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen (Castells 1990, 199ff).

Globale polit-ökonomische und technische Transformationen bilden den Hintergrund, der sich in zunehmender räumlicher Segregation und in der Polarisierung von Ressourcen und politischer Macht im Sozialen manifestiert, und sind damit nicht auf die Städte der sog. dritten Welt beschränkt, sondern in der Struktur der 'neuen' globalen Ökonomie und des politischen Systems der Welt angelegt:

"Beziehen wir unsere Analyse noch einmal auf das voll integrierte ökonomische System, das auf Informationstechnologien und den in diesen Technologien angelegten Möglichkeiten gründet, die Produktionskapazitäten unserer Wirtschaft ausserordentlich zu erhöhen. Dieses System ist wenn man es seinen eigenen Tendenzen überlässt, auf der einen Seite extrem expansiv, was seine Dynamik und sein Produktionspotential anbetrifft, und es ist extrem exklusiv, was seine soziale Seite anbetrifft. Es schliesst alles ein, was für es wertvoll ist, wo immer auf den Planeten es die für es jeweils 'wertvolle' Person oder Sache gibt; und das System schliesst alles aus, das nicht in es als ökonomisches oder funktionales Gut eingebracht werden kann" (ebd.: 212f.).

So geraten ganze Länder, oder aber einzelne Menschengruppen in eine Situation funktionaler Irrelevanz, die nur durch menschliche Werte und Verantwortung kompensiert werden kann.

In der Analyse Castells sind Informationsströme das Verbindungselement unserer Gesellschaft. Macht funktioniert durch diese Informationsströme, unabhängig vom Raum und den an den Orten lebenden Menschen. Hierbei werden die Städte, insbesondere die globalen Metropolen, als Knotenpunkte der Informationsströme zu den Teilnehmern und Konkurrenten an dem einheitlichen Wirtschaftssystem betrachtet. Die historische Ablösung der Industriestadt bezeichnet Castells als 'Informationsstadt', die auch als globale oder zweigeteilte Stadt erscheinen kann.

Das sich diese Phänomene in den europäischen Städten bisher nur andeutete, führt er auf die noch funktionierenden Wohlfahrtssysteme der europäischen Staaten zurück (ebd.).

Für Castells lässt sich die räumliche Polarisierung auf der Ebene der Stadt wie folgt erklären: Auslöser sind zunehmende ethnische Unterschiede, die in eine soziale Trennung münden und sich in entsprechenden räumlichen Segmenten wiederfinden. Dabei kommt es nicht auf das Verhältnis der anteiligen Grössen der jeweiligen ethnischen Gruppe an, sondern deren klare sozialen Unterschiede und der unterschiedlicher Organisationsgrad bestimmen die Position im Machgefüge. Als weitere Indikatoren hierfür diente Castells der Nachweis einer Schattenwirtschaft und die politische Exklusion bestimmter sozialer Gruppen (ebd.: 210f).

3. Modernisierung - Globalisierungstheorie - Sozialökonomischer Wandel

Der Paradigmenwechsel der Moderne, den Castells als Kontextbedingung der veränderten Städte anführt, taucht in verschiedenen Dimensionen unter dem Schlagwort 'Globalisierung' auf. Hierbei finden sich verschiedene Terminologien, die in diesem Zusammenhang diskutiert werden, und die sich zusammengefasst definieren lassen:

"'Post-Moderne' steht für den Verlust grosser Erzählungen und moderner Historizität und für eine neue räumliche Logik der kulturellen Repräsentation von Welt. 'Postfordismus' impliziert flexible und qualitative Regulationsweisen sozialer und politisch-okönomischer Beziehungen, welche die kapitalistische Dispositive des Raumes - Städte, Regionen, Nationen, Welt - restrukturieren. 'Informationsgesellschaft' bezeichnet die alltägliche Technologisierung von Produktion und Reproduktion, welche die modernen Beziehungen von Geld, Zeit und städtischen Räumen informatisiert" (Noller/ Prigge/ Ronneberger 1994: 14).

Globalisierung lässt sich wiederum über verschiedene analytische Prozesse beschreiben, die hier nur kurz angerissen werden sollen. In der später folgenden Diskussion um den Wandel der deutschen Städte, bilden diese Prozesse den notwendigen Hintergrund zum Verständnis der Bedingtheit der Prozesse, die in der Stadtsoziologie oft als 'Modernisierung' bzw. 'Urbaner Wandel' beschrieben werden.

Der Strukturwandel der Städte kann nicht unabhängig von übergeordneten globalen Veränderungen gesehen werden, vielmehr ist er eine direkte Folge von ökonomischem Wandel auf nationaler und internationaler Ebene (O' Loughlin/ Friedrichs 1996: 2f).

Als exogene Gründe bezeichnen Schäfers und Wewer die Einflüsse durch Globalisierungsprozesse im Gegensatz zu endogenen Gründen des Wandels der Stadt in Deutschland, wie Veränderungen der Bevölkerungsstruktur, der Produktionsstruktur, des Arbeitsmarktes und des Sozialstaates (Schäfers/ Wewer 1996: 9).

"Globalisierung - so die These - ist das Hereindringen globaler Wertmaßstäbe und Standarts, Praktiken und Präferenzen in lokale, bislang weitgehend von lokalen und nationalen Maßstäben geprägte Strukturen und Mentalitäten. Die globale Durchdringung des Lokalen ('Glocalisation') findet - wie alle Stufen der Modernisierung - zuerst und am intensivsten in Städten statt; genauer in den Städten, deren Macht zur Steuerung des globalen Systems am größten ist" (Dangschat 1996: 53).

Ausprägungen der Globalisierung sind

- Sozialräumliche Restrukturierung
- Entstehung eines weltweiten Netzes von gesellschaftlichen Interaktionsformen
- Eine 'Markt-Welt'
- Differenzierung transnationaler Kulturen
- Neuartige Verknüpfung von Lokalem und Globalem

(Noller/ Prigge/ Ronneberger 1994: 14)

Globale Mediensysteme und Kommunikationsmittel, transnationale politische Beziehungen und supranationale ökonomische Organisationen sind der Grund für neue kulturelle Formen und Praktiken. Die Ausbildung dieser Formen und Praktiken sind dabei verknüpft mit neuen Regulationsweisen der Produktion und Reproduktion[1], einen veränderten Verhältnis von Zentrum und Peripherie und einer Erosion der nationalstaatlichen Souveränität.

Die Einbindung von Raumeinheiten in die globale Arbeitsteilung und deren Machverhältnisse führen zu fragmentierten Raumstrukturen. Im Gegensatz zu bisherigen Modellen der Verteilung von großräumigen Gebieten des Zentrums wie der Peripherie z.B. des globalen Nord-Süd Gefälles, definiert die entgrenzte Ökonomie ein funktional kleinteiliges, regionales Muster von Zonen mit unterschiedlichen, aufeinander bezogenen Merkmalen (Hochtechnologie - Gebiete, Freihandelszonen, Bereiche mit geringen Lohnniveau). Andere Regionen, die den Anforderungen des globalen Marktes nicht gerecht werden, werden partiell integriert, ohne dass diese Räume weiterentwickelt würden, oder sie werden abgekoppelt und sich selbst überlassen.

Dieses Prinzip findet sich innerhalb der Metropolen Nordamerikas und Europas im bezüglich der Verteilung von Armut und Reichtum wieder. Es entstehen neue marginalsierte Räume, die wiederum indirektes Ziel der Armutsmigration der Welt sind (ebd.: 17f.).

"Die Akkumulationsdynamik der flexibilisierten Global- Ökonomie verfestigt und vertieft somit die soziale Fragmentierung und politische 'Fraktionierung der Weltgesellschaft'. Als Kehrseite der global vernetzten Welt entfaltet sich eine umfassende Logik der Segregation, die sowohl eine 'horizontal-räumliche' wie auch eine 'vertikal-gesellschaftliche Dimension besitzt" (ebd.: 18).

Im Kern geht es um den Umbruch des Gefüges Raum und Gesellschaft. Die ökonomischen Beziehungen und Verflechtungen haben sich gegenüber räumlichen Fixierungen (z.B. staatliche Regulationen) verselbständigt und bringen so die Räume auf den unterschiedlichen Ebenen in Widerspruch und Konkurrenz (spacelab 1997: 132).

4. Weltökonomie - Staat - Unternehmen Stadt

Auch die Raumeinheit Nationalstaat wird dabei als bisherige Regulationsinstanz durch übernationale Wirtschaftsblöcke und Deregulierung der Kapital- und Finanzmärkte "entterritorialisiert". Entscheidungsweisen verlagern sich auf neue überstaatliche Institutionen oder auf regionale Einheiten. Daneben kommt es zur Neuformierung der staatlichen Regulationsmodi unter den Bedingungen eines globalen Kapitalismus vom vertikal integrierten Staat zu einer mehrfach gebrochenen, widersprüchlichen sozialen Matrix (spacelab 1997: 132).

Dabei ist es der im globalen Wettbewerb eingebundene Staat, der bisher bemüht war, funktionshemmende regionale Unterschiede zu nivellieren, nun aber die eigenständige Einflussnahme der Regionen und Kommunen auf deren Wirtschaft- und Sozialpolitik fordert (ebd.).

Die Systeme des solidarischen Wohlfahrtsstaats, die bisher die negativen Effekte des ökonomischen Wandels in den europäischen Staaten dämpften, stehen dabei als kostenintensiver Standortfaktor im Gegensatz zu globalen ökonomischen Prozessen. Der Versuch einzelner Staaten, über den Abbau oder die Deregulierung sozialstaatlicher Absicherung (Sozialdumping), sich Vorteile im ökonomischen Komplex gegenüber anderen zu sichern, führt zu einer Reihe von Folgeproblemen. Neben der Abschottung der Privilegierten und deren Räume, kommt es zu aktiver Exklusion von Migranten und Flüchtlingen, sowohl auf nationaler als auch auf überstaatlicher Ebene. Ebenso kommt es zu separatistischen, nationalistischen, und rassistischen Bestrebungen (Noller/ Prigge/ Ronneberger 1994. 18f), mitverursacht durch eine Auflösung von Klassen und Schwankungen in der nationalen Identität (spacelab 1997: 133).

Die Veränderungen in den Regulationsweisen der Nationalstaaten, hin zu aus dem Unternehmens- und Managementbereich adaptierten Verfahren, verbunden mit Deregulierung- und Flexibilisierungsstrategien, wird als eine neue konzeptive Ideologie beschrieben. Genauer geht es um den Wandel von direkter Kontrolle hin zur Unterstützung von marktbezogenen Dienstleistungen. Auf der Ebene der Stadt wandelt sich die lokale Administration von paternalitischer Verteilungskultur hin zum "Unternehmen Stadt". In direkter Konkurrenz um Investitionen und Kaufkraftpotentiale mit anderen Städten und Metropolen sehen sich diese zu intensivem Eingreifen in die bestehende Raumstruktur veranlasst. Zur Erhöhung der eignen Attraktivität gegenüber Ansiedlungen von Konzernzentralen, Finanzindustrie, High-Tech Produktion, Regierungs- und Verwaltungszentralen und einkommensstarken Konsumentenschichten werden eine Reihe von Infrastrukturmaßnahmen benötigt. Neben dem Ausbau von Verkehrs- und Kommunikationsstrukturen, der geduldeten Ausweitung von Büroflächen, und der aktiven Aufwertung bestimmter Stadtteile, tragen öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen, wie z.B. Messen, zu einer besseren Position im Imagewettbewerb bei. Gleichzeitig mit der Förderung marktförmiger Kosumweisen und der Schaffung entsprechender Räume, werden die Unterschiede ausgleichenden, öffentlichen Dienstleistungen zurückgefahren. Das Verschwinden der Arbeitsplätze in "klassischen", ehemals arbeitsintensiven Industrieproduktion, ausbleibende Gewerbesteuern und steigende Sozialausgaben intensiveren bestehende Gefälle in den Städten. Zusätzlich werden die Städte mit exklusiven, aber international wiedererkennbaren Konsumptionsräumen für die 'Macher' des finanzindustriellen Komplexes ausgestattet und so städtische Räume hierarchisiert (ebd. 134f.).

5. Neue soziale Ungleichheiten der Stadt

Die durch ökonomische Umstrukturierung der Städte auftretenden sozialen Ungleichheiten lassen sich in vier Dimensionen unterscheiden:

- sozio-ökonomische Polarisierung: Auseinanderentwicklung der Einkommen, der Einkommens- und Arbeitsplatzsicherheit, doppelte Spaltung des Arbeitsmarktes
- sozio-demographische Ungleichheit: Ausdifferenzierung der Lebens-, Wohn- und Haushaltsstrukturen sowie Migrationseffekte
- sozio-kulturelle Heterogenisierungen: durch Lebensstile und mulitkulturelle Ausdifferenzierung
- sozial-räumliche Polarisierung: durch sozial-selektive Funktion des Wohnungsmarktes

(Dangschat 1996: 47)

Als rein statistisches Konzept kann Polarisierung verstanden werden, als der Wechsel von einer uni-modalen Verteilung einer gegebenen Variabel hin zu einer bi-modalen Verteilung.

Entsprechend werden in den Untersuchungen zur sozialen Polarisierung in den Städten über den Indikator Einkommen ein Anwachsen der hoch und niedrig entlohnten Bereiche, und eine Abnahme der mittleren Segmente der Einkommensverteilung erwartet. Entgegen diesen Erwartungen findet sich aber auch eine Abnahme der Anzahl der Menschen mit niedrigen Einkommen. O' Loughlin und Friedrichs vertreten in einer Untersuchung über Polarisierung in elf Weltmetropolen den Ansatz, Spaltungsprozesse nicht eindimensional zu betrachten, sondern vor allem auch die unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten zu Arbeitsmärkten zu beachten und die wachsenden Unterschiede zwischen sozialen Gruppen, sowohl in numerischer Größe als auch der Zusammensetzung der Gruppen zu beobachten. Gerade der Zuwachs der reinen Anzahl von Personen in bereits bestehender sozialer Problemlage (Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Alleinerziehende) in den 80er und 90er Jahren konnte in allen westlichen Ländern festgestellt werden. Die Beschreibung als neue Phänomene, im Sinne einer "new urban underclass" wird abgelehnt, auch wird nicht von einer Formation neuer Gruppen ausgegangen, vielmehr schärfen sich die Trennungslinien zwischen den bereits bestehenden sozialen, ökonomischen und ethnischen Gruppen (O' Loughin/ Friedrichs1996: 1ff).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für den Zusammenhang zwischen räumlichen und sozialen Spaltungsprozessen entwerfen die beiden Autoren ein allgemeines Modell (Abb. 1). Dieses Modell beschreibt die universellen Zusammenhänge, die sich, trotzt lokal unterschiedlicher ökonomischer Verhältnisse, seit den 70er Jahren für die westlichen Metropolen ergeben. Auch reaktives Handeln der Regierungen auf den ökonomischen Wandel basierte weitgehend auf dominante neoliberale Paradigmen von Freihandel und Deregulierung und weniger auf staatlichen Interventionen, so dass die strukturellen Entwicklungen sich global gleich gestalteten (ebd.: 15).

Für Dangschat beinhaltet die sozialräumliche Trennung verschiedener sozialer Gruppen durch Effekte des Arbeitsmarktes ein strategisches Element, das von einseitiger Stadtentwicklungspolitik ohne Interesse an Integration, zumindest geduldet, wenn nicht sogar gefördert wird:

"Erst ein räumliches Auseinanderziehen sich polarisierender sozialer Gruppen macht es möglich, dass Ausmaß sozialer Ungleichheit zu negieren und es dennoch vorwärts zu treiben" (Dangschat 1996: 51).

Denn je stärker sich die Städte auf die globale Konkurrenzsituation einlassen, desto massiver ist mit sozio-ökonomischen und sozialräumlichen Spaltungen zu rechnen (ebd.).

[...]


[1] Weiterführend über das Verhältnis von bisherigen und neuen Regulationsweisen, insbesondere die Differenzierung zwischen Post- und Neofordismus s. Leborgne/ Liepietz 1994.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832481834
ISBN (Paperback)
9783838681832
DOI
10.3239/9783832481834
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Bielefeld – Fakultät für Erziehungswissenschaften, Sozialarbeit / Sozialpädagogik
Erscheinungsdatum
2004 (August)
Note
1,3
Schlagworte
exklusion benachteiligung staddteile wandel ungleichheit
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Titel: Kriterien des Ausschlusses - Räumliche Segregation und Jugend
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