Das System der Arbeitslosenversicherungskonten am Beispiel Chiles
					
	
		©2004
		Diplomarbeit
		
			
				70 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Zusammenfassung:	
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich insbesondere am Beispiel Chiles mit Arbeitslosenversicherungskonten (Unemployment Insurance Savings Accounts) als einer Form kapitalgedeckter Arbeitslosenversicherung. Dabei handelt es sich um ein System mit persönlichen Konten, auf die die Versicherten ihre Beiträge einzahlen und von denen sie im Falle der Arbeitslosigkeit Leistungen beziehen können. Das angesparte Guthaben wird am Ende des Erwerbslebens an den Versicherten vollständig ausgezahlt. Durch diese Internalisierung der Kosten der Arbeitslosigkeit werden diejenigen Versicherten finanziell belohnt, die selten oder gar nicht arbeitslos sind. Die Finanzierung der Arbeitslosigkeit aus den eigenen Ersparnissen schafft den Anreiz, sich um schnelle Wiedereinstellung zu bemühen und damit persönliche Ressourcen zu schonen.
Die bisherige Literatur zum Thema beschäftigt sich hauptsächlich mit der Darstellung von theoretischen Modellen und fiktiven Berechnungen, ob sich eine Umstellung auf UISA aus einem bisherigen System lohne. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es hingegen, anhand einer umfassenden Diskussion der wichtigsten theoretischen Modellansätze, sowie der Charakteristika des 2002 in Chile in der Praxis eingeführten Systems, einen Überblick über diese Form der Arbeitslosenversicherung zu geben. Mit Hilfe von Praxisdaten der staatlichen chilenischen Aufsichtsbehörde über die Arbeitslosenversicherung (SAFP), die eine Auswertung der Einführungsphase ermöglichen, soll hier eine Bewertung des Systems bezüglich der Realisierbarkeit in der Praxis vorgenommen werden.
Die Arbeit beginnt mit einer Diskussion der Notwendigkeit staatlicher Arbeitslosenversicherung im Vergleich zu freiwilliger Vorsorge und privater Absicherung. Daran schließt sich eine Darstellung der Behandlung der Unemployment Insurance Savings Accounts (UISA) in der wichtigsten Literatur an, wobei neben einer ausführlichen Diskussion der Vor- und Nachteile Rentabilitätsberechnungen erläutert werden. Der folgende Praxisteil beschäftigt sich mit der Umsetzung des Systems der UISA in Chile. Ausgehend von der bisherigen Form der Arbeitslosenunterstützung werden die Charakteristika der neuen UISA aufgezeigt und die Daten des ersten Laufzeitjahres ausgewertet. Unterschiede zwischen den theoretischen Modellen und dem chilenischen System werden aufgezeigt und mögliche Gründe dargestellt. Das letzte Kapitel fasst die Kernpunkte noch einmal zusammen und geht auf die […]
	Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich insbesondere am Beispiel Chiles mit Arbeitslosenversicherungskonten (Unemployment Insurance Savings Accounts) als einer Form kapitalgedeckter Arbeitslosenversicherung. Dabei handelt es sich um ein System mit persönlichen Konten, auf die die Versicherten ihre Beiträge einzahlen und von denen sie im Falle der Arbeitslosigkeit Leistungen beziehen können. Das angesparte Guthaben wird am Ende des Erwerbslebens an den Versicherten vollständig ausgezahlt. Durch diese Internalisierung der Kosten der Arbeitslosigkeit werden diejenigen Versicherten finanziell belohnt, die selten oder gar nicht arbeitslos sind. Die Finanzierung der Arbeitslosigkeit aus den eigenen Ersparnissen schafft den Anreiz, sich um schnelle Wiedereinstellung zu bemühen und damit persönliche Ressourcen zu schonen.
Die bisherige Literatur zum Thema beschäftigt sich hauptsächlich mit der Darstellung von theoretischen Modellen und fiktiven Berechnungen, ob sich eine Umstellung auf UISA aus einem bisherigen System lohne. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es hingegen, anhand einer umfassenden Diskussion der wichtigsten theoretischen Modellansätze, sowie der Charakteristika des 2002 in Chile in der Praxis eingeführten Systems, einen Überblick über diese Form der Arbeitslosenversicherung zu geben. Mit Hilfe von Praxisdaten der staatlichen chilenischen Aufsichtsbehörde über die Arbeitslosenversicherung (SAFP), die eine Auswertung der Einführungsphase ermöglichen, soll hier eine Bewertung des Systems bezüglich der Realisierbarkeit in der Praxis vorgenommen werden.
Die Arbeit beginnt mit einer Diskussion der Notwendigkeit staatlicher Arbeitslosenversicherung im Vergleich zu freiwilliger Vorsorge und privater Absicherung. Daran schließt sich eine Darstellung der Behandlung der Unemployment Insurance Savings Accounts (UISA) in der wichtigsten Literatur an, wobei neben einer ausführlichen Diskussion der Vor- und Nachteile Rentabilitätsberechnungen erläutert werden. Der folgende Praxisteil beschäftigt sich mit der Umsetzung des Systems der UISA in Chile. Ausgehend von der bisherigen Form der Arbeitslosenunterstützung werden die Charakteristika der neuen UISA aufgezeigt und die Daten des ersten Laufzeitjahres ausgewertet. Unterschiede zwischen den theoretischen Modellen und dem chilenischen System werden aufgezeigt und mögliche Gründe dargestellt. Das letzte Kapitel fasst die Kernpunkte noch einmal zusammen und geht auf die […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 8157 
Gößling, Jenny: Das System der Arbeitslosenversicherungskonten am Beispiel Chiles 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004  
Zugl.: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Diplomarbeit, 2004 
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Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2004 
Printed in Germany
Gliederung 
1     Einleitung...1 
1.1 Ziel 
der Arbeit...2 
1.2 Aufbau 
der Arbeit ...2 
2 Notwendigkeit 
staatlicher 
Arbeitslosenversicherung ...3 
2.1 
Argumente für staatliche Arbeitslosenversicherung ...3 
2.2 
Probleme durch staatliche Arbeitslosenversicherung...5 
2.3 Bewertung...7 
2.4 Optimale 
Arbeitslosenversicherung nach Hopenhayn...8 
3 
Unemployment Insurance Savings Accounts in der Theorie ...9 
3.1 Definition ...10 
3.2 
Modell zum Vergleich der UISA mit umlagefinanzierter  
           Arbeitslosenversicherung...11 
3.3 Vorteile 
der UISA ...14 
3.4 Probleme 
bei UISA...14 
3.5 Effizienzberechnungen...16 
3.5.1 Rentabilität der UISA ...16 
3.5.2 Umverteilungseffekte der UISA...19 
3.6 Sind 
UISA 
optimal? ...20 
3.7 Severance 
Payments 
Savings 
Accounts in Kolumbien ...22 
3.8 Integrated 
Unemployment Insurance System ...23 
4 
Praktische Umsetzung der UISA in Chile ...24 
4.1 
Politische und wirtschaftliche Situation in Chile ...24 
4.2 Bisherige 
Arbeitslosenunterstützung...25 
4.2.1 Unemployment Subsidy ...25 
4.2.2 Severance 
Payments...25 
4.2.3 Sonstige 
Programme ...26 
4.3 UISA 
in 
Chile...27 
4.3.1 Entstehungsgeschichte...27 
4.3.2 Das 
neue 
System...28 
4.3.2.1 Persönliche Konten ...28 
4.3.2.2 Degressive Leistungen...29 
4.3.2.3 Umverteilender 
Solidaritätsfonds...30 
4.3.2.4 Privates Management ...31 
4.3.2.5 Sonderbehandlung 
von Zeitverträgen ...33 
4.3.3 
Auswertung der ersten sechzehn Laufzeitmonate ...34 
4.3.4 
Unterschiede zu den theoretischen Modellen ...36 
4.3.5 Probleme 
bei 
der Umsetzung...37 
5 
Schlussbemerkung unter dem Aspekt der Übertragbarkeit auf Deutschland ...38 
6 Anhang...41 
7 Literaturverzeichnis ...51 
Abbildungsverzeichnis 
Abbildung Nr. 1 
Zur Theorie der 
Arbeitssuche 
    5a 
Abbildung Nr. 2 
Verteilung der Beschäftigten nach Bereichen   
27a 
Abbildung Nr. 3 
Finanzierungs- und Leistungsübersicht für  
unbefristete 
Verträge 
     27a 
Abbildung Nr. 4 
Finanzierungs- und Leistungsübersicht für 
   befristete 
Verträge 
      32a 
Abbildung Nr. 5 
Anzahl der Versicherten und Privatwirtschaftlich 
   Beschäftigten       33a 
Abbildung Nr. 6 
Anzahl der Versicherten mit befristeten und  
   unbefristeten 
Verträgen 
     33a 
Abbildung Nr. 7 
Verteilung der Versicherten nach Monats- 
   Einkommen 
       34a 
Abbildung Nr. 8 
Verteilung der Versicherten 
nach 
Alter 
   34a 
Abbildung Nr. 9 
Verteilung der Versicherten nach Branchen 
35a 
Abbildung Nr. 10 
Verteilung der Leistungsbezieher nach Branchen 
35a 
Abbildung Nr. 11 
Bestandsentwicklung auf den persönlichen Konten 
   der 
Versicherten 
      36a 
Tabellenverzeichnis 
Tabelle Nr. 0  
Übersicht der Variablen des Orszag-Snower Modells  
10a 
Tabelle Nr. 1  
Vergleich des Konsums in Periode 2 
11a 
Tabelle Nr. 2  
Leistungshöhe in Prozent des Guthabens 
   auf 
dem 
persönlichen 
Konto 
    29a 
Tabelle Nr. 3  
Leistungshöhe in Prozent des durchschnittlichen 
   Verdienstes 
       30a 
Tabelle Nr. A1 
Anzahl der Versicherten und privatwirtschaftlich 
   Beschäftigten 
in 
Chile 
     41 
Tabelle Nr. A2 
Verteilung der Versicherten auf die Regionen Chiles    
42 
Tabelle Nr. A3 
Anzahl der Versicherten nach Alter 
43 
Tabelle Nr. A4 
Anzahl der Versicherten nach Vertragsform 
44 
Tabelle Nr. A5 
Anzahl der Versicherten nach Geschlecht 
44 
Tabelle Nr. A6 
Anzahl der Beitragszahler nach Vertragsform   
44 
Tabelle Nr. A7 
Anzahl der Beitragszahler nach Regionen in Chile 
45 
Tabelle Nr. A8 
Anzahl der Beitragszahler nach Einkommen in  
Chilenischen 
Pesos 
      46 
Tabelle Nr. A9 
Anzahl der Beitragszahler nach Branchen 
47 
Tabelle Nr. A10 
Anzahl der Leistungsempfänger im Januar 2004  
nach 
Vertragsform 
      48 
Tabelle Nr. A11 
Anzahl der Leistungsempfänger im Januar 2004  
nach 
Regionen 
in 
Chile 
     48 
Tabelle Nr. A12 
Anzahl der Leistungsempfänger im Januar 2004  
nach 
Branchen 
      48 
Tabelle Nr. A13 
Durchschnittliche Leistungshöhe in Chilenischen   
Pesos 
nach 
Branchen 
     49 
Tabelle Nr. A14 
Gesamtsumme der ausgezahlten Leistungen  
nach 
Herkunftsart 
in 
US-Dollar 
    50 
Tabelle Nr. A15 
Gesamtkapital der persönlichen Konten nach  
Vertragsform in Tsd. US-Dollar    
51 
Abkürzungsverzeichnis 
AFCChile 
Administradora de Fondos de Cesantia Chile (Manag-
mentunternehmen zur Anlage der Arbeitslosenversiche-
rungs-Fonds)   
AFP 
Administradora des Fondos de Pensiones (Management-
unternehmen zur Anlage der Rentenversicherungsfonds) 
UB Unemployment 
Benefits 
(Leistungen aus umlagefinan-
zierter Arbeitslosenversicherung) 
UISA   
Unemployment Insurance Savings Accounts 
   (Arbeitslosenversicherungskonten) 
SAFP Superintendencia 
de 
Administradoras de Fondos de Pen-
siones (Staatliche Aufsichtsbehörde über die Anlagema-
nagementgesellschaften AFPs und AFCChile) 
SPSA 
Severance Payments Savings Accounts (Abfindungszah-
lungensparkonten) 
1  
1   Einleitung 
Steigende Arbeitslosenzahlen und Verschiebungen in der Alterspyramide verursa-
chen gerade in Ländern mit umlagefinanzierter Arbeitslosenversicherung erhebliche 
Probleme. In Deutschland soll die Absenkung der Arbeitslosenunterstützung auf So-
zialhilfeniveau (Hartz IV)
1
 als Grundsicherung für Arbeitsuchende die Arbeitsfähigen 
unter den Arbeitslosen anreizen, sich intensiver um einen neuen Arbeitsplatz zu be-
mühen. 
Bei der Suche nach Alternativen findet man Verfechter einer völligen Abschaffung 
von Arbeitslosenversicherung, die eine freiwillige Vorsorge propagieren. Des Weite-
ren finden sich in der südamerikanischen Praxis innovative Beispiele kapitalgedeck-
ter Arbeitslosenversicherung, deren Theorie seit einigen Jahren von führenden Ar-
beitsmarktökonomen hinsichtlich einer Übertragbarkeit auf andere Länder geprüft 
wird. 
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich insbesondere am Beispiel Chiles mit Arbeits-
losenversicherungskonten (Unemployment Insurance Savings Accounts (UISA)) als 
einer Form kapitalgedeckter Arbeitslosenversicherung. Dabei handelt es sich um ein 
System mit persönlichen Konten, auf die die Versicherten ihre Beiträge einzahlen 
und von denen sie im Falle der Arbeitslosigkeit Leistungen beziehen können. Das 
angesparte Guthaben wird am Ende des Erwerbslebens an den Versicherten voll-
ständig ausgezahlt. Durch diese Internalisierung der Kosten der Arbeitslosigkeit wer-
den diejenigen Versicherten finanziell belohnt, die selten oder gar nicht arbeitslos 
sind. Die Finanzierung der Arbeitslosigkeit aus den eigenen Ersparnissen schafft den 
Anreiz, sich um schnelle Wiedereinstellung zu bemühen und damit persönliche Res-
sourcen zu schonen.  
Im Gegensatz zur kapitalgedeckten Arbeitslosenversicherung setzt die weit verbreite-
te umlagefinanzierte Versicherung Fehlanreize. Zum einen gibt es keine finanziellen 
Vorteile für die Vermeidung von Arbeitslosigkeit, denn alle Arbeitnehmer zahlen den 
gleichen Prozentsatz ihres Bruttoeinkommens an Beiträgen ein, Leistungen erhalten 
aber nur diejenigen Versicherten, die arbeitslos werden. Zum anderen fehlt ein finan-
zieller Anreiz durch eine möglicherweise aufwendige Suche schnell von der Arbeits-
losigkeit in ein Beschäftigungsverhältnis zurückzukehren. 
1
 Viertes Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt, auch bekannt als Hartz IV 
2  
Dieser aus einem fehlenden Anreiz resultierende Mangel an Suchintensität wird als 
Moral Hazard bezeichnet, der, obwohl erst durch die Existenz der Versicherung her-
vorgerufen, als das Hauptproblem des Umlageverfahrens angesehen werden kann.  
1.1  Ziel der Arbeit 
Die bisherige Literatur zum Thema der UISA beschäftigt sich hauptsächlich mit der 
Darstellung von theoretischen Modellen und fiktiven Berechnungen, ob sich eine 
Umstellung auf UISA aus einem bisherigen System lohne
2
. Ziel der vorliegenden Ar-
beit ist es hingegen, anhand einer umfassenden Diskussion der wichtigsten theoreti-
schen Modellansätze, sowie der Charakteristika des 2002 in Chile in der Praxis ein-
geführten Systems, einen Überblick über diese Form der Arbeitslosenversicherung 
zu geben. Mit Hilfe von Praxisdaten der staatlichen chilenischen Aufsichtsbehörde 
über die Arbeitslosenversicherung (SAFP), die eine Auswertung der Einführungs-
phase ermöglichen, soll hier eine Bewertung des Systems bezüglich der Realisier-
barkeit in der Praxis vorgenommen werden.  
1.2  Aufbau der Arbeit 
Das folgende Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Notwendigkeit staatlicher Arbeitslo-
senversicherung im Vergleich zu freiwilliger Vorsorge und privater Absicherung. Dar-
an schließt sich eine Darstellung der Behandlung der UISA in der wichtigsten Litera-
tur an, wobei neben einer ausführlichen Diskussion der Vor- und Nachteile Rentabili-
tätsberechnungen erläutert werden. Den Praxisteil bildet das vierte Kapitel, das sich 
mit der Umsetzung der UISA in Chile beschäftigt. Ausgehend von der bisherigen 
Form der Arbeitslosenunterstützung werden die Charakteristika der neuen UISA auf-
gezeigt und die Daten des ersten Laufzeitjahres ausgewertet. Unterschiede zwischen 
den theoretischen Modellen und dem chilenischen System werden aufgezeigt und 
mögliche Gründe dargestellt. Das letzte Kapitel fasst die Kernpunkte noch einmal 
zusammen und geht auf die Möglichkeiten der Umsetzung in Deutschland als Alter-
native zum bisherigen umlagefinanzierten System ein. Eine persönliche Einschät-
zung beendet die Arbeit. 
2
 Berechnungen für die USA: Feldstein/Altman (1998), ,,Unemployment Insurance Savings Accounts"  
für  Estland: Vodopivec/Rejec (2001), ,,Unemployment Insurance Savings Accounts: Simulation results 
for Estonia" 
3  
2 Notwendigkeit staatlicher Arbeitslosenversicherung 
Bevor man unterschiedliche Formen von Arbeitslosenversicherung darstellen kann, 
sollte die grundsätzliche Notwendigkeit der staatlichen Organisation einer solchen 
Absicherung der Beschäftigten aufgezeigt werden. Eine Arbeitslosenversicherung 
leistet finanzielle Unterstützung, wenn Lohnzahlungen aufgrund von Arbeitslosigkeit 
ausbleiben. Es stellt sich die Frage, ob durch diese Leistungen Effizienzgewinne er-
zielt werden können. Einerseits sind Arbeitslose auf diese Weise nicht dazu gezwun-
gen, jede mögliche Arbeit anzunehmen, sondern können einen Zeitraum überbrü-
cken, um auf ein als akzeptabel empfundenes Angebot zu warten. Andererseits ist es 
möglich, dass die Suchzeit der Arbeitslosen auf diese Weise unnötig verlängert wird, 
da sie durch die Zahlungen der Versicherung auf Kosten der Allgemeinheit ihren Le-
bensunterhalt bestreiten können. Das führt zu der Überlegung, ob eine zwangsweise 
umverteilende Arbeitslosenversicherung die richtigen Anreize biete, sich intensiv um 
eine optimale Stelle zu bemühen. Oder ob die hohen Arbeitslosenzahlen, wie sie 
derzeit zum Beispiel in Deutschland zu finden sind, auf die Existenz dieser Versiche-
rung zurückzuführen seien. Im Folgenden werden Vor- und Nachteile der staatlichen 
Arbeitslosenversicherung am Beispiel Deutschlands dargestellt und gegen andere 
Organisationsformen abgewogen. 
2.1  Argumente für staatliche Arbeitslosenversicherung 
Primärziel einer Arbeitslosenversicherung ist die zeitweise Sicherung des Lebensun-
terhalts im Falle der Arbeitslosigkeit. Dabei ist zunächst unerheblich, in welcher Form 
diese finanzielle Absicherung organisiert ist. Durch das weiterhin regelmäßige Ein-
kommen kann der Versicherte weiter konsumieren. Da der Arbeitslose Beiträge in die 
Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, kann man dies als intertemporale Umvertei-
lung sehen. In Zeiten der Beschäftigung hat er auf Konsum verzichtet, um in Zeiten 
der Arbeitslosigkeit davon zu profitieren. Allerdings ist eine solche intertemporale 
Umverteilung auch ohne Arbeitslosenversicherung möglich, indem der Beschäftigte 
selber privat vorsorgt. Berechnungen einer Studie der Bertelsmann Stiftung, Heinz 
Nixdorf Stiftung und Ludwig-Erhard-Stiftung
3
 zufolge, kann ein Arbeitnehmer in drei 
Jahren mit den derzeit in Deutschland üblichen Arbeitslosenversicherungsbeiträgen 
eine sechsmonatige Arbeitslosigkeit selbständig überbrücken.  
3
 Siehe Bertelsmann Stiftung et al. (2003) 
4  
Gleichzeitig bietet die umlagefinanzierte Arbeitslosenversicherung den Vorteil einer 
interpersonellen Umverteilung von Reich zu Arm, von Beschäftigten zu Arbeitslosen. 
Diese Art der Umverteilung kann von einer privaten Vorsorge nicht geleistet werden.  
Neben den angesprochenen Versicherungsaspekten bietet eine Arbeitslosenversi-
cherung positive Effekte für die Wirtschaft. Hansen und Imrohoroglu haben in ihrer 
Studie
4
 einer Modell-Wirtschaft herausgefunden, dass die Existenz einer Arbeitslo-
senversicherung bei Annahme einer gewissen Risikoaversion und einem niedrigen 
Absicherungsniveau wie in den USA
5
 für die Wirtschaft optimal ist. 
Eine andere Argumentation für Arbeitslosenversicherung stellen Acemoglu und Shi-
mer (1999) dar. Sie argumentieren, dass Arbeitslosenversicherung Beschäftigte an-
reizt, sich für höher bezahlte Stellen zu bewerben, auch wenn diese mit einer höhe-
ren Entlassungswahrscheinlichkeit verbunden sind. Durch eine Verschiebung von 
Risiko von dem Arbeitgeber auf den Arbeitnehmer wird eine effizientere Verteilung 
des Gesamtrisikos erreicht. Aufgrund dieses ,,risk sharing" und dem damit einherge-
henden Anstieg des wirtschaftlichen Outputs wird der Gesamtnutzen durch die Exis-
tenz der Arbeitslosenversicherung gesteigert.  
Die Autoren des ,,Jahresgutachten 2003/2004 des Sachverständigenrates zur Begut-
achtung der gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutschland" kommen zu dem Ergebnis, 
dass weder eine private Versicherung noch die gänzliche Abschaffung der Arbeitslo-
senversicherung geeignet sei, die in der umlagefinanzierten Versicherung bestehen-
den Fehlanreize zu verringern und gleichzeitig die nötige Absicherung zu gewährleis-
ten. Sie argumentieren, dass eine private Versicherung vor schwerwiegenden Prob-
lemen stünde, aufgrund derer es eine ,,höchst riskante sozialpolitische Strategie" 
darstelle, das Zustandekommen privater Versicherungen ,,als wahrscheinlich anzu-
nehmen"
6
. Als Probleme werden dabei das systemische Risiko und die Selektions-
verzerrung angesehen.  
Unter systemischem Risiko versteht man, dass die Risiken, die den Arbeitsmarkt be-
lasten, nicht unabhängig voneinander vorkommen. Dadurch wird das Risiko versi-
cherungsmathematisch schwer kalkulierbar. Eine private Versicherung wäre nur mit 
einem starken Rückversicherungssystem oder staatlichen Bürgschaften möglich. 
Unter Selektionsverzerrung versteht man den Informationsnachteil der Versicherung 
gegenüber dem Versicherungsnehmer. Schwer zu messende Faktoren sind bei-
4
 Hansen, Gary D. und Imrohoroglu, Ayse (1992) ,,The Role of Unemployment Insurance in an Econ-
omy with Liquidity Constraints and Moral Hazard" 
5
 finanzielle Unterstützung in Höhe von etwa 50% des durchschnittlichen Einkommens der letzten 12 
Monate für maximal  6 Monate 
6
 Siehe Sachverständigenrat (2003) 
5  
spielsweise die Arbeitsmoral, der wahre Gesundheitszustand sowie die Anstrengung, 
den Arbeitsplatz zu behalten bzw. einen neuen zu finden. Aber gerade diese Deter-
minanten haben einen sehr großen Einfluss auf das individuelle Arbeitslosigkeitsrisi-
ko. Das Ergebnis wäre, dass die Prämien nur anhand von messbaren Bestimmungs-
größen errechnet würden und eine Ungleichbehandlung entstehen würde. Durch 
Kündigung der Versicherung durch diejenigen Arbeitnehmer mit geringem Arbeitslo-
sigkeitsrisiko würde sich die Risikoverteilung soweit verschieben, bis die Versiche-
rung zusammenbricht. Diese Argumente lassen eine private Versicherung als Ersatz 
für die umlagefinanzierte Arbeitslosenversicherung nicht sinnvoll erscheinen.  
Eine weitere Alternative wäre die private Vorsorge durch freiwillige individuelle Er-
sparnisbildung. Auch in diesem Punkt argumentieren die Autoren des Jahresgutach-
tens dagegen. Ihrer Meinung nach sind gerade junge Arbeitnehmer am Beginn ihres 
Erwerbslebens einem größeren Arbeitslosigkeitsrisiko ausgesetzt. Doch ausgerech-
net diese Gruppe mit hohem Risiko und geringen Einkommen habe nur wenig Zeit zu 
sparen.  
Wenn die Möglichkeit der persönlichen Sparleistung als Alternative zur staatlichen 
Arbeitslosenversicherung in Betracht gezogen wird, dann sollte diese auf jeden Fall 
gesetzlich verpflichtend sein. Allerdings stellt sich bei einer solchen ,,Verpflichtung 
zum Sparen" dann wieder das Problem der aufwendigen Kontrolle.  
2.2  Probleme durch staatliche Arbeitslosenversicherung 
,,Grundsätzlich stellt jede Art der Arbeitslosenunterstützung eine Subvention der 
Nicht-Arbeit dar"
7
. Diese These von Glismann und Schrader in ihrer Studie zur Re-
form der Arbeitslosenversicherung ist so plakativ wie einleuchtend. Durch Arbeitslo-
senunterstützung steigt der Anspruchslohn, der manchmal auch als Akzeptanzlohn 
bezeichnet wird
8
. Darunter versteht man die Ansprüche an potentielles Einkommen 
aus Beschäftigung, die unter anderem durch die Höhe der Arbeitslosenunterstützung 
bestimmt werden. Durch die Arbeitslosenunterstützung erhält auch die Freizeit einen 
,,Barwert"
9
 ähnlich dem Barwert des Arbeitseinkommens bei Beschäftigung. Aller-
dings muss dem Freizeitbarwert noch der individuelle Nutzen der Freizeit hinzuge-
zählt werden. Je höher der Barwert der Freizeit - also hier die Arbeitslosenunterstüt-
zung - desto höher liegt auch der Anspruchslohn und desto schwieriger ist es, eine 
7
 Siehe Glismann und Schrader (2000) 
8
 Akzeptanzlohn, weil zu diesem Lohn ein Stellenangebot akzeptiert wird 
9
 Der Barwert ist der abdiskontierte Wert aller zukünftigen Zahlungen. Details zu Berechnung und 
Interpretation siehe Glismann/Schrader (2000) sowie Franz (1996).  
5a 
Marktlöhne
Zahl der
Arbeitsangebote
Opportunitäts-
kosten
der Arbeit 
Opportunitätskosten
der Arbeitssuche
Akzeptanzlohn
Abgangsrate
Lohn-
ersatzrate
Arbeitslosenquote
+
+
+
-
-
-
-
(-)
        Abbildung Nr. 1 Zur Theorie der Arbeitssuche 
Quelle: Glismann, H. H. und K. Schrader (2000) ,,Zur Reform der Deutschen Arbeits- 
                     losenversicherung" 
6  
Stelle mit entsprechender Vergütung zu finden. Ebenso wie der Anspruchslohn ist 
auch die Lohnersatzrate positiv korreliert mit der Höhe der Arbeitslosenunterstüt-
zung. Unter der Lohnersatzrate versteht man den Quotienten aus der Höhe der Ar-
beitslosenunterstützung zum durchschnittlichen Netto-Arbeitseinkommen
10
. Das 
heißt also, dass finanzielle Arbeitslosenunterstützung die Suche nach einer neuen 
Stelle erschwert, da sich der Lohn, bei dem man eine neue Stelle akzeptiert, erhöht. 
Arbeitslosenversicherung erschwert daher die Stellensuche.  
Eine negative Korrelation besteht zwischen der Höhe der Arbeitslosenunterstützung 
und der Abgangsrate. Diese beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der Arbeitslose in 
einem definierten Zeitraum in die Erwerbstätigkeit wechseln
11
. Das bedeutet, dass je 
höher die Arbeitslosenunterstützung ist, desto weniger Arbeitslose wechseln von der 
Arbeitslosigkeit in die Beschäftigung. Diese Abgangsrate wiederum ist negativ korre-
liert mit der Arbeitslosenquote. Je niedriger die Abgangsrate ist, desto höher steigt 
die Arbeitslosenquote. Daraus ergibt sich theoretisch, dass die Existenz von Arbeits-
losenversicherungsleistungen die Arbeitslosenquote erhöht und sich somit schädlich 
auf den Arbeitsmarkt auswirkt. 
Die Abbildung Nr. 1 aus Glismann und Schrader (2001) veranschaulicht diese Zu-
sammenhänge. Dabei wird deutlich, dass der Akzeptanzlohn die zentrale Größe ist, 
die positiv von Marktlöhnen, Arbeitsangebot und Opportunitätskosten der Arbeit
12
beeinflusst wird, sowie negativ von den Opportunitätskosten der Arbeitssuche. Damit 
sind solche Kosten gemeint, die dem Arbeitslosen entstehen, wenn er keine Arbeits-
suche betreibt.  
Diese theoretischen Erkenntnisse können allerdings bisher kaum in empirischen 
Studien nachgewiesen werden.  Franz (1982) konnte keine Evidenz finden, dass der 
Anspruchslohn in irgendeiner Weise korreliert ist mit der Höhe der Arbeitslosenunter-
stützung. Das Ergebnis verwundert, da die Opportunitätskosten für Arbeitssuche sin-
ken, wenn die Arbeitslosenunterstützung steigt.
13
Glisman und Schrader (2001) stellen in einem Vergleich unterschiedlicher Studien 
auf dem deutschen  Arbeitsmarkt fest, dass keine der Untersuchungen einen gene-
rellen Zusammenhang zwischen Länge der Arbeitslosigkeit und anderen Faktoren 
erkennen ließ, sondern maximal gruppenspezifische Aussagen gemacht werden 
konnten. Vor allem lassen diese Arbeiten den Schluss zu, dass Zusammenhänge 
10
 In Deutschland ist die Lohnersatzrate festgelegt durch Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe in 
Prozent des letzten Arbeitseinkommens. 
11
 Vgl. Schneider, Hujer (1998) 
12
 u.a. Arbeitslosenunterstützung 
13
 Siehe Glisman/Schrader (2000) 
7  
zwischen Details der jetzigen Lösung in Deutschland, wie z. B. Dauer und Höhe des 
Anspruchs auf Arbeitslosenunterstützung, kaum Einfluss auf die Arbeitslosenquote 
haben. 
Franz (2004) dagegen spricht von zahlreichen empirischen Studien, die belegen, 
dass eine längere Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes auch zu einer längeren 
Dauer der Arbeitslosigkeit führt. Grund sei die weniger intensive Suche nach einem 
neuen Arbeitsplatz.  
Keine der bisherigen empirischen Studien lässt erkennen, dass Arbeitslosenunter-
stützung die Dauer der Arbeitslosigkeit verkürzt. Die Theorie  unterstützt  wie oben 
beschrieben  genau das Gegenteil, nämlich die Verschlechterung des Arbeitsmark-
tes durch Arbeitslosenversicherung.  
2.3 Bewertung 
Grundsätzlich überwiegen derzeit die Argumente, die für eine Beibehaltung der staat-
lichen Arbeitslosenversicherung in Deutschland sprechen. Eine freiwillige Sparleis-
tung, um Arbeitslosigkeit mit eigenen Mitteln zu finanzieren, benachteiligt vor allem 
Geringverdiener und junge Beschäftigte. Eine private Arbeitslosenversicherung kann 
erst dann eine Alternative sein, wenn die Versicherungswirtschaft bereit und in der 
Lage ist, die Risiken so einzuschätzen, dass eine gerechte Prämienberechnung vor-
gelegt werden kann. Sie müsste grundsätzlich als gesetzlich verpflichtend erhoben 
werden, ähnlich dem Prinzip der Autohaftpflicht, bei der ebenfalls eine Pflicht be-
steht, sich privat zu versichern. 
Weder die eigene freiwillige Absicherung durch Ersparnisse noch die Privatversiche-
rung können umverteilende Funktionen übernehmen. Aber gerade diese Elemente 
sind es auch, die die Arbeitslosenversicherung in Deutschland immer wieder in 
Schwierigkeiten bringen. Die Erhöhung der Leistungen beispielsweise, wenn Kinder 
im Haushalt sind, sowie die Finanzierung der als aktive Arbeitsmarktpolitik geltenden 
Maßnahmen strapazieren die Kassen der Bundesagentur für Arbeit. Diese versiche-
rungsfremden Leistungen sollten durch das Steuer- und Transfersystem des Staates 
und nicht von der beitragsfinanzierten Bundesanstalt für Arbeit erbracht werden.  
Das größte Problem der umlagefinanzierten Versicherung  unabhängig davon, ob 
sie nun staatlich oder privat organisiert ist  liegt im Verhaltensrisiko
14
 (Moral Ha-
zard). Durch die Existenz der Versicherung ändert sich das Verhalten der Versiche-
rungsnehmer, die damit die Eintrittswahrscheinlichkeit des Versicherungsfalles be-
14
 Vgl. Sachverständigenrat (2003) 
8  
einflussen können. In der Arbeitslosenversicherung bedeutet das, dass Beschäftigte 
eine Entlassung provozieren oder eine Wiedereinstellung verzögern, da sie durch die 
Lohnersatzleistungen abgesichert sind. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die 
Höhe der Leistungen von der Länge der aktuellen und vorhergehenden Arbeitslosen-
zeiten unabhängig ist. Eine Lösung dieses Problems ist nur durch radikale Änderung 
der Anreizstrukturen möglich, die in der Umlagefinanzierung schwer umsetzbar sind. 
2.4  Optimale Arbeitslosenversicherung nach Hopenhayn
15
Ein theoretisches Modell zur Lösung des Arbeitslosenversicherungsproblems ist ur-
sprünglich von Shavell und Weiss
(1979) und später auch von Hopenhayn und Nico-
lini (1997) beschrieben worden. Darin wird dieses Problem als wiederholtes Moral 
Hazard Problem dargestellt. Der Arbeitnehmer ist risikoavers und hat folgende Präfe-
renzen:  
( )
[
]
=
-
0
t
t
t
t
a
c
U
E
   (1) 
wobei 
t
c
den Konsum und 
t
a  die Such-Bemühung nach einer neuen Anstellung zum 
Zeitpunkt t beschreibt, 
1
<
 einen Diskontfaktor und  E  die Erwartung bezüglich ei-
nes möglichen zufälligen Konsumpfades. Die Wahrscheinlichkeit eine Anstellung zu 
finden ist eine Funktion der Such-Bemühung 
t
a  des arbeitslosen Arbeitnehmers mit 
( )
t
t
a
p
p
=
(2) 
wobei  p  streng monoton steigend in  a  ist.  
Als Vereinfachung wird angenommen, dass alle Arbeitnehmer den gleichen Lohn  w  
erhalten. Der Arbeitslosenversicherungsvertrag regelt alle Zahlungsverpflichtungen 
(Beiträge) und Leistungen (Arbeitslosenunterstützung) zwischen der Versicherungs-
anstalt und dem Arbeitnehmer. Ausgangslage ist das US-amerikanische Arbeitslo-
senversicherungssystem, das Arbeitslosen sechs Monate lang etwa 
2
/
w
 an Leis-
tungen gewährt, danach sinkt die Leistung auf Null. Die Beiträge werden in Form ei-
ner Steuer vom Arbeitslohn einbehalten, unabhängig davon, ob der Arbeitnehmer in 
der Vergangenheit arbeitslos war oder nicht.  
15
 Siehe Hopenhayn, Hugo A. (2000) 
9  
Ein optimaler Vertrag maximiert den ex-ante Nutzen des Arbeitnehmers für eine be-
stimmte Summe an Leistungen der Versicherungsgesellschaft. Nehmen wir nun an, 
dass die Steuern
16
, die vom Lohn der nächsten Anstellung gezahlt werden müssen, 
von der Länge der Arbeitslosigkeit unabhängig sind. Shavell und Weiss (1979) zei-
gen für diesen Fall, dass im Optimalfall die Leistungen im Verlauf der Arbeitslosigkeit 
abnehmen. Hopenhayn und Nicolini (1997) betrachten den Fall, dass die Beiträge 
und Leistungen von der Länge der vorhergegangenen Arbeitslosigkeit abhängig sind. 
Es stellt sich heraus, dass der optimale Vertrag so gestaltet sein muss, dass die 
steuerliche Belastung bzw. die Höhe der Beiträge mit der Länge der Arbeitslosigkeit 
steigen muss. Um intertemporale Anreize für möglichst kurze Arbeitslosigkeit und 
möglichst hohe Such-Intensität zu setzen, müssen Arbeitnehmer für lang anhaltende 
Arbeitslosigkeit bestraft werden, indem zukünftiger Konsum verringert wird. Damit 
diese finanzielle Bestrafung sowohl dann greift, wenn der Arbeitnehmer weiterhin 
arbeitslos bleibt, als auch dann, wenn er wieder eine Anstellung annimmt, werden 
zwei Instrumente nötig: Einmal nimmt die Höhe der Leistungen mit jedem Monat der 
Arbeitslosigkeit ab und des Weiteren wird die Steuerlast auf die folgenden Einkom-
men immer höher, je länger die Arbeitslosigkeit dauert.
17
In einer Erweiterung des Modells zeigen Hopenhayn und Nicolini (1997), dass die 
Höhe der Leistungen eine abnehmende Funktion und die Höhe der steuerlichen Be-
lastung für Arbeitslosenversicherung eine zunehmende Funktion der Dauer aller ver-
gangenen Arbeitslosenperioden ist.
18
Dieses Modell zeigt, dass die Umlagefinanzierung, in der keinerlei Verbindung zwi-
schen Höhe und Dauer der Einzahlungen und dem Erhalt von Leistungen gegeben 
ist, nicht optimal sein kann. Eine Möglichkeit, diese Verbindung zu schaffen, sind 
Unemployment Insurance Savings Accounts, die im folgenden Kapitel eingehend 
dargestellt und erläutert werden.  
3  Unemployment Insurance Savings Accounts in der     
Theorie 
In diesem Kapitel werden die UISA so vorgestellt, wie sie bisher in der Theorie dar-
gestellt worden sind. Neben einer Definition werden Vor- und Nachteile aufgezeigt 
und schließlich eine Diskussion über die Realisierbarkeit, Effizienz und Optimalität 
der UISA geführt. 
16
 in anderen Systemen, wie z.B. Deutschland, Höhe der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung 
17
 siehe Hopenhayn (2000) 
18
 siehe Hopenhayn (2000) 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2004
- ISBN (eBook)
- 9783832481575
- ISBN (Paperback)
- 9783838681573
- DOI
- 10.3239/9783832481575
- Dateigröße
- 725 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn – Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät
- Erscheinungsdatum
- 2004 (Juli)
- Note
- 2,0
- Schlagworte
- umemployment accounts alternative arbeitslosenversicherung kapitalgedeckte uisa
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					