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Untersuchung und Analyse des Kur- und Rehabilitationswesens als Teil des Gesundheitstourismus in Mecklenburg-Vorpommern

©2004 Diplomarbeit 99 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der Gesundheitstourismus ist Teil eines dynamischen touristischen und gesundheitswirtschaftlichen Gesamtsystems, wird von diesem beeinflusst und beeinflusst dieses wiederum seinerseits. Auch bestimmte Bereiche in der Gesundheitstourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern entwickeln sich nicht isoliert, sondern sind eingebettet in ein komplexes Umfeld. Nationale gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen aber auch das globale Kräftespiel zwischen Angebot und Nachfrage in diesem Tourismusbereich beeinflussen das Geschehen in Mecklenburg-Vorpommern und seinen touristischen Erfolg.

Problemstellung:
Die Gesundheitsreform hat seit ihrer stufenweisen Einführung im Gesundheitswesen ihre Spuren hinterlassen. Eine Folge davon ist zum Beispiel (im folgenden z. B. abgekürzt) die sinkenden Patientenzahlen in den Kur- und Rehabilitationskliniken in Folge eingeschränkter Zahlungen der Krankenkassen. Im Kur- und Rehabilitationsbereich geraten die Kliniken zudem durch kommerzielle Anbieter von Gesundheitsangeboten, wie z. B. durch Hotelgruppen, zunehmend unter Wettbewerbsdruck.
Die zunehmende Lebenserwartung der Bevölkerung und der damit verbundene zusätzliche medizinische Behandlungsbedarf, wird das deutsche Gesundheitssystem vor große finanzielle Herausforderungen stellen. Gerade die Bereiche der Vorsorge und Rehabilitation werden dabei vermehrt gefordert sein. Angesichts der ständig steigenden Gesundheitsausgaben ist der Gesetzgeber gezwungen, nach Sparpotentialen zu suchen. Allein vor diesem Hintergrund müssen Kurorte und Heilbäder verstärkt Gäste anwerben, die sich als Selbstzahler mit hinreichenden Eigenmitteln private Prävention und/ oder Rehabilitationsmaßnahmen leisten können.
„Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass der Gesundheitsmarkt einen Wachstumsmarkt par excellence darstellt.“1 Auch die Teilmärkte Kur und Rehabilitation sind eher wachsende als schrumpfende Märkte im Sinne der mengenmäßigen Nachfrage. Stärker als bisher wird sich das Geschehen auf den verschiedenen Teilmärkten an den Präferenzen der Konsumenten und deren Bereitschaft richten, privat für entsprechende Leistungen Aufkommen zu können oder zu wollen. Mecklenburg-Vorpommern ist eine Region mit Tradition im Wirtschaftssektor „Gesundheitstourismus“.
Seit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990, hat sich das Land Mecklenburg-Vorpommern zu einem attraktiven Urlaubsgebiet mit zahlreichen Angeboten im Gesundheitsbereich entwickelt. Die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8125
Krüger, Henrike: Untersuchung und Analyse des Kur- und Rehabilitationswesens
als Teil des Gesundheitstourismus in Mecklenburg-Vorpommern
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Fachhochschule Stralsund, Diplomarbeit, 2004
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
3
Vorwort
Diese Arbeit ist ein Teil des Projektes ,,Gesundheitstourismus in Mecklenburg-
Vorpommern" von Prof. Dr. Norbert Zdrowomyslaw, Prof. Dr. Wolfgang Arlt und Prof.
Dr. Gerhard Schünemann. Von der Entwicklung des Projektes im Mai 2002 bis zur
Fertigstellung, hat diese Arbeit fast zwei Jahre meiner Studienzeit in Anspruch
genommen. In dieser Zeit ist nicht nur diese Arbeit gewachsen und gereift, sondern
auch ich selbst.
An dieser Stelle möchte ich die Möglichkeit nutzen und meiner Mutter und meinem
Vater danken, dass sie mir mit so viel Geduld und finanziellen Mitteln dieses Studium
ermöglicht haben. Ein weiterer Dank geht an meinen Bruder Sebastian und seine Freun-
din Kathryn, sowie an meinen Bruder Christian und seine Freundin Sybille, die mir mit
Rat und Tat immer zur Seite standen.
Für das Korrekturlesen danke ich meiner Kommilitonin Mandy Neltner und meiner lie-
ben Freundin Martina Heuer.
Ein ganz besonderer Dank geht an meinen Mentor und Lehrer Prof. Dr. Norbert Zdro-
womyslaw, der mich bei meiner Arbeit so gut unterstützt hat und auf dessen Hilfe ich
jederzeit zählen konnte.
Wackerow, 1. Juni 2004

Inhaltsverzeichnis
4
Inhaltsverzeichnis
Seite
Vorwort ... 2
Abbildungsverzeichnis ... 5
Tabellenverzeichnis ... 6
Abkürzungsverzeichnis... 7
1. Einleitung... 8
1.1 Problemstellung ... 8
1.2 Ziel und methodische Vorgehensweise ... 9
1.3 Aufbau der Arbeit... 9
2. Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in Mecklenburg-
Vorpommern ... 11
2.1 Mehrere Betrachtungsebenen des Tourismus... 11
2.1.1 Tourismus im Umweltsystem ... 12
2.1.2 Versuche Tourismus zu definieren und abzugrenzen ... 13
2.2 Reisende aus Krankheitsgründen und Motive der Gesundheitsvorsorge ... 15
2.3 Definition und Abgrenzung des Begriffs Gesundheitstourismus ... 16
2.3.1 Der Begriff Gesundheit... 16
2.3.2 Der Begriff Gesundheitstourismus ... 17
2.4 Einführung in den Bereich der Kur und Rehabilitation ... 20
2.4.1 Die Kur ... 20
2.4.2 Die Prävention ... 23
2.4.3 Die Rehabilitation ... 23
3. Ansätze und Modelle der Darstellung und Erklärung von Branchen-
entwicklungen... 27
3.1 Das Branchenstrukturmodell nach Porter... 27
3.2 Die Branchenstrukturanalyse in der Gesundheitswirtschaft ... 30
3.3 Modelle und Modellbildung im Tourismus... 32
3.3.1 Das ganzheitliche Tourismusmodell nach Freyer... 33
3.3.2 Darstellung der Tourismusmärkte im Fremdenverkehrsmodell nach
Freyer ... 35
3.4 Gesundheitstourismus als Cluster am Beispiel Österreich... 39
3.4.1 Begriffsdefinition Cluster ... 37
3.4.2 Die Kernkompetenzbereiche eines Clusters ... 39
3.4.3 Ansätze für ein Gesundheitstourismuscluster in Mecklenburg-
Vorpommern... 40

Inhaltsverzeichnis
5
4. Darstellung und Untersuchung der Angebote im Kur- und Rehabilitations
bereich des Landes Mecklenburg-Vorpommern...41
4.1 Historie des Gesundheitstourismus in Mecklenburg-Vorpommern...41
4.2 Die Kur- und Heilbäderlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern...43
4.2.1 Die Prädikatisierung der Kur- und Erholungsorte ...45
4.2.2 Die kurörtlichen Angebote in Mecklenburg-Vorpommern...48
4.2.3 Wellness im Kurort zur Qualifizierung des Angebots...49
4.3 Die Anbieter im Kur- und Gesundheitstourismus...50
4.3.1 Abgrenzung der Kur vom modernen Gesundheitstourismus...50
4.3.2 Das Angebot Kurtourismus...51
4.3.3 Das Angebotssegment Gesundheitstourismus ...52
4.4 Die Kliniklandschaft in Mecklenburg-Vorpommern...53
4.4.1 Leistungsangebote der Kur- und Rehabilitationskliniken...56
4.4.2 Das Qualitätssiegel für medizinische Rehabilitation ...59
4.5 Die Folgen der Gesundheitsreform für die Kur- und Heilbäder ...60
4.6 Situationsanalyse im Angebotssegment Gesundheitstourismus...63
5. Analyse der Nachfrageseite im Kur- und Rehabilitationsbereich des Landes
Mecklenburg-Vorpommern ... 65
5.1 Die Gästestruktur... 65
5.1.1 Herkunft der Gäste... 66
5.1.2 Reisezweck ... 67
5.2 Die Nachfrageentwicklung im Gesundheitstourismus... 67
5.2.1 Die Zielgruppe der Gesundheitstouristen ... 69
5.2.2 Der Kurtourist ... 70
5.2.3 Neue Zielgruppen für Kur- und Heilbäder ... 71
5.3 Analyse der Ankünfte und Übernachtungen im Kurbereich ... 73
5.3.1 Ankünfte und Übernachtungen in den Kur- und Erholungsorte... 73
5.3.2 Ankünfte und Übernachtungen in den Kur- und Rehabilitationskliniken 75
5.4 Trends im Nachfrageverhalten ... 77
5.4.1 Der demografische Wandel ... 77
5.4.2 Gesundheit als Maßstab sozialer Anerkennung... 78
5.4.3 Gesellschaftliche Trends... 78
6. Resümee ... 80
Anhang ...I
Literaturverzeichnis ... X

Abbildungsverzeichnis
6
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Das System des Tourismus... 13
Abbildung 2: Darstellung der Tourismusdefinition der WTO ... 14
Abbildung 3: Gesundheitsreisende ... 15
Abbildung 4: Ausdifferenzierung von gesundheitstouristischen Segmenten ... 20
Abbildung 5: Therapiekomponenten der Kurortmedizin ... 21
Abbildung 6: Standardindikationen der Kur ... 22
Abbildung 7: Träger der Rehabilitation (gem. § 6 SGB IX)... 26
Abbildung 8: Branchenstrukturmodell von Porter ... 28
Abbildung 9: Zwiebelmodell nach Hilbert... 31
Abbildung 10: Ganzheitliches oder modulares Tourismusmodell... 34
Abbildung 11: Das ökonomische Modell des Tourismus (Gesamtmodell)... 36
Abbildung 12: Die Kontextfelder eines Clusters ... 38
Abbildung 13: Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern... 44
Abbildung 14: Entwicklung der Anzahl der Kur- und Rehabilitationskliniken in
Mecklenburg-Vorpommern (1991 - 2003)... 54
Abbildung 15: Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Kuren im Jahr 2000 ... 62
Abbildung 16: Verteilung der Altersstruktur bei den Gästen im Jahr 2003... 65
Abbildung 17: Die Wachstumspotenziale der Urlaubsformen ... 68
Abbildung 18: Gästeankünfte im Jahr 2003 in den Kur- und Erholungsorten... 74
Abbildung 19: Übernachtungen in den Kur- und Erholungsorten 2003 ... 74
Abbildung 20: Entwicklung der Gästeankünfte in Kurkliniken (1992 - 2003) ... 75
Abbildung 21:Entwicklung der Übernachtungszahlen in den Kurklinken ... 76
Abbildung 22: Anzahl der Kurtage pro Gast 1992 - 2003 ... 76

Tabellenverzeichnis
7
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Übersicht über die Bereiche der Rehabilitation... 24
Tabelle 2: Kurzfassung der Geschichte des Gesundheitstourismus ... 43
Tabelle 3: Übersicht über die Anzahl der anerkannten Kur- und Erholungsorte ... 45
Tabelle 4: Das kurörtliche Angebot... 48
Tabelle 5: Abgrenzung der Kur vom Gesundheitstourismus ... 51
Tabelle 6: Anzahl der Kur- und Rehabilitationskliniken im Jahr 1990 und 2004... 54
Tabelle 7: Zahl der Kliniken in den Landkreisen und Städten ... 55
Tabelle 8: Therapieverfahren und Anwendungsformen in der Balneologie... 57
Tabelle 9: Übersicht über das Gesamtangebot der zu behandelnden Krankheiten ... 58
Tabelle 10: Beispiele für Pauschalangebote in Kur- und Rehabilitationskliniken ... 59
Tabelle 11: Stärken- und Schwächenanalyse (Istanalyse) ... 63
Tabelle 12: Chancen- und Risikenanalyse für den Gesundheitstourismus... 64
Tabelle 13: Gästeanteil nach Bundesländer, Sommer 1999 und 2003 im Vergleich ... 66
Tabelle 14: Reisezweck, Sommer 1999 und 2003 im Vergleich ... 67
Tabelle 15: Entwicklung gesundheitsorientierter Urlaubsformen ... 70
Tabelle 16: Denkbar neue Zielgruppe für Heilbäder und Kurorte (Beispiele) ... 72
Tabelle 17: Ausgewählte Daten das Kurverkehrs 2003 ... 73
Tabelle 18: Gesellschaftliche Trends... 79

Abkürzungsverzeichnis
8
Abkürzungsverzeichnis
BRD Bundesrepublik
Deutschland
bzw. beziehungsweise
DDR
Deutsche Demokratische Republik
d. h.
das heißt
etc. et
cetera
e.V. eingetragener
Verein
FDGB
Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
M-V Mecklenburg-Vorpommern
SED
Sozialistische Einheitspartei Deutschland
SGB Sozialgesetzbuch
usw.
und so weiter
Vgl. Vergleiche
z. B.
zum Beispiel

K
APITEL
1: Einleitung
8
1. Einleitung
Der Gesundheitstourismus ist Teil eines dynamischen touristischen und gesundheits-
wirtschaftlichen Gesamtsystems, wird von diesem beeinflusst und beeinflusst dieses
wiederum seinerseits. Auch bestimmte Bereiche in der Gesundheitstourismusbranche in
Mecklenburg-Vorpommern entwickeln sich nicht isoliert, sondern sind eingebettet in
ein komplexes Umfeld. Nationale gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedin-
gungen aber auch das globale Kräftespiel zwischen Angebot und Nachfrage in diesem
Tourismusbereich beeinflussen das Geschehen in Mecklenburg-Vorpommern und sei-
nen touristischen Erfolg.
1.1 Problemstellung
Die Gesundheitsreform hat seit ihrer stufenweisen Einführung im Gesundheitswesen
ihre Spuren hinterlassen. Eine Folge davon ist zum Beispiel (im folgenden z. B. abge-
kürzt) die sinkenden Patientenzahlen in den Kur- und Rehabilitationskliniken in Folge
eingeschränkter Zahlungen der Krankenkassen. Im Kur- und Rehabilitationsbereich
geraten die Kliniken zudem durch kommerzielle Anbieter von Gesundheitsangeboten,
wie z. B. durch Hotelgruppen, zunehmend unter Wettbewerbsdruck.
Die zunehmende Lebenserwartung der Bevölkerung und der damit verbundene zusätzli-
che medizinische Behandlungsbedarf, wird das deutsche Gesundheitssystem vor große
finanzielle Herausforderungen stellen. Gerade die Bereiche der Vorsorge und Rehabili-
tation werden dabei vermehrt gefordert sein. Angesichts der ständig steigenden Ge-
sundheitsausgaben ist der Gesetzgeber gezwungen, nach Sparpotentialen zu suchen.
Allein vor diesem Hintergrund müssen Kurorte und Heilbäder verstärkt Gäste anwer-
ben, die sich als Selbstzahler mit hinreichenden Eigenmitteln private Prävention und/
oder Rehabilitationsmaßnahmen leisten können.
,,Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass der Gesundheitsmarkt einen Wachs-
tumsmarkt par excellence darstellt."
1
Auch die Teilmärkte Kur und Rehabilitation sind
eher wachsende als schrumpfende Märkte im Sinne der mengenmäßigen Nachfrage.
Stärker als bisher wird sich das Geschehen auf den verschiedenen Teilmärkten an den
1
Oberender/Hebborn (1994), S. 9

K
APITEL
1: Einleitung
9
Präferenzen der Konsumenten und deren Bereitschaft richten, privat für entsprechende
Leistungen Aufkommen zu können oder zu wollen.
Mecklenburg-Vorpommern ist eine Region mit Tradition im Wirtschaftssektor ,,Ge-
sundheitstourismus". Seit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990, hat sich das
Land Mecklenburg-Vorpommern zu einem attraktiven Urlaubsgebiet mit zahlreichen
Angeboten im Gesundheitsbereich entwickelt. Die allgemeinen Rahmenbedingungen
für diese Branche (wie Natur, natürliche Heilmittel, Kurkliniken usw.) sind als relativ
günstig zu bewerten.
1.2 Ziel und methodische Vorgehensweise
Objekt der Untersuchung ist der Kur- und Rehabilitationsmarkt als wichtiger Teilmarkt
des Gesundheitstourismus in Mecklenburg-Vorpommern. Betrachtet werden in dieser
Analyse jedoch nicht sämtliche Triebkräfte der Branchenstrukturanalyse nach Porter,
sondern der Focus liegt im Bereich der Kunden (Abnehmer) und der Anbieter sowie die
,,Beziehung" zwischen den beiden Partnern. Allerdings sollen die wissenschaftlichen
Ansätze zur Darstellung und Erklärung von Märkten sowie Branchenentwicklungen
zunächst aufgezeigt, vorgestellt und begrifflich geklärt werden.
Wie soll der Angebots- und Nachfragmarkt in dieser Arbeit erfasst werden? Auf Grund-
lage der Sekundärliteratur (vor allem Erfassung und Auswertung von statistischem Ma-
terial) erfolgt eine quantitative Bestimmung des Kur- und Rehabilitationsmarktes in
Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem soll anhand von ausgewählten Kriterien die Ist-
Situation beleuchtet und die Potentiale des Marktes und der Unternehmen verdeutlicht
werden.
1.3 Aufbau der Arbeit
Nach dem Problemaufriss, der Formulierung der Ziele sowie der Darlegung der metho-
dischen Vorgehensweise in diesem Kapitel, wird in Kapitel 2 in die Kur und Rehabilita-
tion als Teil des Gesundheitstourismus eingeführt. Als Ausgangsbasis soll eine Einfüh-
rung in das System des Tourismus gegeben werden, bevor der Bereich Kur und Rehabi-

K
APITEL
1: Einleitung
10
litation vorgestellt werden. Da der Gesundheitstourismus bisher nicht verbindlich gere-
gelt worden ist, existieren auch keine eindeutigen Ausdifferenzierungen der Bereiche
,,Kur und Rehabilitation". In diesem Kapitel gilt es deutlich zu machen, dass es sich um
Bereiche der Dienstleistung handelt, die auf Reisende bzw. Gesundheitstouristen ange-
wiesen sind. Die meisten potentiellen Nachfrager von Kur- und Rehabilitationsleistun-
gen sind ja im weitesten Sinne Gesundheitstouristen.
Kapitel 3 beinhaltet Ansätze und Modelle zur Darstellung und Erklärung von Branchen-
entwicklungen, vorrangig im Bereich des Tourismus. M
ICHAEL
P
ORTER
bildet dabei mit
seinem Branchenstrukturmodell die Ausgangsbasis. Weiterhin soll die Modellbildung
im Tourismus nach F
REYER
und das Clustermodell des Gesundheitstourismus in Öster-
reich vorgestellt werden.
Kapitel 4 befasst sich ausgiebig mit der Angebotsseite. Nach Einführung in die Historie
wird ein Überblick über die Angebote im Gesundheitstourismus, den Kurorten sowie
den Vorsorge- und Rehabilitationskliniken gegeben. Des weiteren sollen auch die
Qualitätskampagnen im Bereich der Kur und Rehabilitation vorgestellt und Probleme in
diesem Sektor aufgezeigt werden. Auf diese Probleme aufbauend, soll zum Schluss des
Kapitels eine Situationsanalyse die Stärken/Schwächen und die Chancen/Risiken für
den Tourismus, die Heilbäder/Kurorte und die Kliniken aufzeigen.
In Kapitel 5 wird ausführlich die Nachfrage im Bereich der Kur und Rehabilitation ana-
lysiert. Dabei wird auch immer wieder mit Werten aus dem Gesundheitsurlaub vergli-
chen. In die Nachfrageanalyse sollen nicht nur die höher prädikatisierten Kur- und Heil-
bäder mit einbezogen werden, sondern auch die Erholungsorte, die einen wesentlichen
Beitrag zum Gesundheitstourismus leisten. Weiterhin sollen Trends vorgestellt werden,
die sich in den letzten Jahren im Nachfragebereich entwickelt haben.

K
APITEL
2: Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
11
2. Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
2.1 Mehrere Betrachtungsebenen des Tourismus
Schon K
ASPAR
stellt fest, das der Mensch im Mittelpunkt der Betrachtung des touristi-
schen Geschehens steht bzw. stehen muss und dabei das System des Tourismus nicht
losgelöst von der Umwelt betrachtet werden darf.
2
Auch bei B
REIDENBACH
finden sich Ansätze dafür, dass in der Darstellung des Touris-
mus nicht nur die Kernbereiche betrachtet werden dürfen, sondern das auch die ökono-
mischen, ökologischen und sozialgesellschaftlichen Rahmenbedingungen mit einbezo-
gen werden müssen. ,,Letztlich formt und entwickelt jede Gesellschaft ihren Tourismus.
Sie schafft die notwendigen Voraussetzungen, lässt ihn zu, verhindert oder verändert
ihn."
3
Weiter schreibt er: ,,Tourismus ereignet sich im Prinzip zwischen drei Akteurs-
gruppen: den Reisenden, den Bereisten und der Tourismuswirtschaft. Die dabei entste-
henden Interaktionen ereignen sich in spezifischen Kulturräumen unter den jeweiligen
Daseinsbedingungen. Tourismus ist aber auch ein Faktor bzw. ein soziales Ereignis,
das zur Transformation kultureller Gepflogenheiten und damit zur Veränderung der
Sozial- und Kulturräume und ihrer ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten
führt. Tourismus wird durch seine Rahmengestaltung nicht gestaltet, sondern er verän-
dert und gestaltet seinerseits diese Rahmenbedingungen. Tourismus wirkt so mitunter
erheblich mitgestaltend auf die Gesellschaft zurück, in der er sich ereignet."
4
2
Vgl. Kaspar (1996), S. 11
3
Breidenbach (2002), S. 24
4
ebenda

K
APITEL
2: Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
12
2.1.1 Tourismus im Umweltsystem
Das System des Tourismus wird von B
REIDENBACH
folgendermaßen formuliert: ,,Tou-
rismus ist heute zu einem bedeutenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktor
geworden. Im Rahmen der Entwicklung zur Arbeit- und Freizeitgesellschaft hat der Ur-
laub für den Bürger an wachsender Bedeutung gewonnen."
5
Das System Tourismus ist ein sehr komplexes Gebilde, das ständig durch die Umwelt
im weiteren Sinne beeinflusst wird, auf diese aber auch zurückwirkt. Diese Einflüsse
sind weitestgehend anthropogen, da der Mensch an diesen wechselseitigen Beziehungen
in unterschiedlicher Art und Weise ständig beteiligt ist.
Die in Abbildung 1 dargestellte formale Seite des Tourismus, mit seinen vielfältigen
Beziehungen zur Umwelt und seinen internen Beziehungen zu den einzelnen Subsyste-
men, sagt aber noch nichts über die Art oder den Umfang dieser Beziehungen aus. Es
wird lediglich die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen des Tourismus als
,,System Tourismus" dargestellt, mit seinen Verbindungen zu übergeordneten oder an-
deren Systemen.
6
Die über- und nebengeordneten Systeme deuten dabei folgende Di-
mensionen an:
-
Wirtschaft,
-
Politik,
-
Gesellschaft und
-
Umwelt
Die Leistungsträger, die Institutionen, die Attraktionen, die Zulieferer und das Kernsys-
tem Touristik bilden dabei die Subsysteme.
5
ebenda
6
Vgl. Kaspar (1996), S. 11

K
APITEL
2: Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
13
Abbildung 1: Das System des Tourismus
7
2.1.2 Versuche Tourismus zu definieren und abzugrenzen
,,Die W
ELTTOURISMUSORGANISATION
(W
ORLD
T
OURISM
O
RGANISATION
- WTO) defi-
niert Tourismus wie folgt: Tourismus umfasst die Aktivitäten von Personen, die an Or-
ten außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts-
oder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhal-
ten.
Im engeren Sinne versteht K
ASPAR
unter Tourismus ,,die Gesamtheit der Beziehungen
und Erscheinungen, die sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt von Perso-
nen ergeben, die am Aufenthaltsort weder hauptsächlich noch dauernd leben bzw. ar-
beiten"
8
.
7
Pomple (2003), S. 398
8
Kaspar (1996), S. 16
Leistungsträger
Beförderungsunternehmen
Beherbergungsunternehmen
Zielgebietsagenturen
Kur- und Bäderbetriebe
Sport- und
Unterhaltungsbetriebe
Fahrzeugvermietungen
Kernsystem
Touristik
Reiseveranstalter
Reisemittler
Zielorte
Reisende
Attraktionen
Natürliche Faktoren
Sozio-kulturelle Faktoren
Touristische Infrastruktur
Arrangierte Ereignisse
Zulieferer
Institutionen
Werbeagenturen
Marktforschungsinstitute
Unternehmensberatungen
Druckereien, Verlage
Softwarehäuser, Banken
Reiseversicherungen
Kreditkartenunternehmen
Öffentliche Einrichtungen
Staatliche Stellen
Interessenvereinigungen
Ausbildungs- und
Forschungseinrichtungen
Medien
Sy
ste
m
T
ou
ris
m
us
Sy
ste
m
To
ur
ism
us
Systemumwelt
Wirtschaft
Umwelt
Gesellschaft
Politik

K
APITEL
2: Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
14
Die zentrale Bezugskategorie für die Tourismusdefinition der WTO, ist der Besucher.
Besucher die wenigstens eine Nacht in einem Beherbergungsbetrieb oder einer Privat-
unterkunft im besuchten Ort/Land verbringen, werden als Touristen bezeichnet. Besu-
cher, die keine Übernachtung in Anspruch nehmen, werden als Tagesbesucher bezeich-
net. Von dieser Definition sind Berufspendler, Grenzgänger, Flüchtlinge, Diplomaten
uns sonstige Reisende ausgenommen, da sie in der Tourismusstatistik nicht erfasst wer-
den."
9
Die nachfolgende Abbildung 2 verdeutlicht die Aufteilung von Reisenden und
Reisezweck.
Abbildung 2: Darstellung der Tourismusdefinition der WTO
10
9
Breidenbach (2002), S. 25 f.
10
ebenda, S. 27
Reisende
Hauptsächlicher
Reisezweck
Besuch von
Freunden und
Verwandten
Geschäft und
Beruf
Freizeit und
Erholung
sonstige
Religion und
Pilgerreisen
Gesundheit
- Grenzgänger
- Einwanderer
- Nomade
- Transitreisende
- Diplomat. Dienst
- Flüchtlinge
- Sonstige
Besucher
a) international
b) inländisch
Sonstige Reisende
(nicht in der Statis-
tik erfasst)
Touristen
übernachtende
Besucher
Tagesbesucher

K
APITEL
2: Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
15
2.2 Reisende aus Krankheitsgründen und Motive der Gesundheitsvorsorge
Seit geraumer Zeit ist ein neues Gesundheitsbewusstsein bei den Deutschen zu beobach-
ten. Zur Verbesserung des eigenen Gesundheitszustandes reisen von Jahr zu Jahr immer
mehr Menschen in die Kur- und Erholungsorte, um dort Gesundheits- bzw. Kurangebo-
te in Anspruch zu nehmen.
Das Bedürfnis nach Gesundheit und Wohlfühlen entsteht aus einem Gefühl des Mangels
heraus und weckt im Menschen den Wunsch bzw. die Notwendigkeit, diesem Gefühl
abzuhelfen, das heißt (im folgenden d. h. abgekürzt) einen Gesundheitsurlaub durch-
zuführen. Aus diesem Bedürfnis heraus lässt sich das Motiv bzw. die Motivation für
einen Gesundheitsurlaub ableiten. Das Motiv bzw. die Motivation für einen gesund-
heitsbetonten Urlaub wären z. B. die Erholung, das Wohlfühlen und die sportliche Akti-
vität, während beim Kuraufenthalt die Heilung und Herstellung der körperlichen Ge-
sundheit im Vordergrund stehen.
11
Aus diesem Trend heraus haben sich zwei Nachfragegruppen entwickelt. Zum einen die
Gruppe der Kurtouristen und auf der anderen Seite die Gruppe der Gesundheitsbeton-
ten- bzw. Wellnesstouristen (siehe Abbildung 3).
Abbildung 3: Gesundheitsreisende
12
11
Vgl. Kaspar (1996), S. 41 f.
12
Breidenbach (2002), S. 84
Kurtouristen
Gesundheitstouristen
gesundheitsbetonte/
Wellness-Touristen
selbständige
Infrastrukturbesucher
anspruchslose
Erholungsgäste
ambulante
Kurgäste
Privatkurgäste
stationäre
Kurgäste
Sozialkurgäste
anspruchsvolle
Gesundheitsgäste
betreuungsintensive
Gesundheitsgäste

K
APITEL
2: Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
16
,,Beim gesundheitsbetonten Urlauber stehen ebenso wie beim Sozialkurgast der
medizinische Aspekt bzw. das Gesundheitsmotiv im Vordergrund. Das Hauptreisemotiv
ist die ,,Kombination von Urlaubsvergnügen und individuellen, fachkundig betreuten
und wissenschaftlich fundierten Gesundheitsprogrammen". Da es den Gesundheits-
urlauber in einer solchen Vielzahl von Ausprägungen gibt, würde ihm der häufig
verwendete Begriff des Privatkurgastes nicht mehr gerecht werden."
13
2.3 Definition und Abgrenzung des Begriffs Gesundheitstourismus
In Kapitel 2.1.2 wurde schon im Vorfeld geklärt, was Tourismus bzw. das System des
Tourismus ist. Aber was ist Gesundheitstourismus? Theoretisch ist der Begriff des Ge-
sundheitstourismus in der Literatur auf die vielfältigste Weise definiert worden. In sei-
ner Gesamtheit ist der Begriff jedoch schwer zu definieren und abzugrenzen. Im folgen-
den soll versucht werden Gesundheitstourismus in seiner Gesamtheit zu definieren und
abzugrenzen.
2.3.1 Der Begriff Gesundheit
,,Die Definition von Gesundheit als ,,Abwesenheit von physischem Schmerz und physi-
scher Krankheit" deckt das heutige Verständnis von Gesundheit nicht mehr ab."
14
Der
Begriff Gesundheit hat in unserer Gesellschaft einen Bewusstseinswandel vollzogen.
Bisher war es typisch, bei dem Begriff Gesundheit eher an die Anwesenheit von Krank-
heit zu denken, dabei wird Gesundheit heute mehr als eine Art Produkt angesehen.
N
AHRSTEDT
beschreibt Gesundheit so: ,,Gesundheit wird als das ersehnte Gegenteil von
Krankheit ansehen".
15
Im Jahr 1947 wurde der Begriff Gesundheit von der W
ELTGESUNDHEITSORGANISATION
WHO (W
ORLD
H
EALTH
O
RGANISATION
) folgendermaßen definiert: ,,Gesundheit bedeu-
13
Buchner (2002), S. 72 f.
14
Oberender/Hebborn (1994), S. 18
15
Vgl. Nahrstedt (2001), S. 193 f.

K
APITEL
2: Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
17
tet nicht nur Abwesenheit von Krankheit, sondern umfasst einen Zustand des physi-
schen, geistig-seeligen und sozialen Wohlbefindens".
16
Im D
EUTSCHE
B
ÄDERKALENDER
wird Gesundheit wie folgt beschrieben: ,,Gesundheit
ist nach wissenschaftlicher Einsicht kein Guthaben, das der Mensch bei der Geburt mit-
bekommen hat und je nach Konstitution wechselnd schnell im Laufe des Lebens ver-
braucht (statischer Gesundheitsbegriff), sondern ein Gleichgewichtszustand in jedem
Lebensabschnitt zwischen körperlichem und seelischem Leistungsvermögen und den
Anforderungen von Umwelt und Mitwelt (dynamischer Gesundheitsbegriff). Dieses
Gleichgewicht wird wesentlich beeinflusst von der Innenwelt des Menschen."
17
Gesundheit ist kein selbstverständlicher Besitz. Gesundheit muss gepflegt, bewahrt so-
wie erarbeitet werden und bedeutet für jeden Menschen etwas persönliches, individuel-
les. Hierfür spricht auch das folgende Zitat: ,,Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Ge-
sundheit ist alles nichts!"
Gesundheit lässt sich also nicht eindeutig definieren, so dass dementsprechend eine
Messung von Gesundheit bzw. die Bestimmung von Gesundheitsindikatoren erhebliche
Probleme bereitet.
2.3.2 Der Begriff des Gesundheitstourismus
Gesundheitstourismus oder Gesundheitsurlaub hat sich heute zu einem zentralen
Lebensgefühl und zu einer gängigen Bezeichnung breiter Gesellschaftsschichten entwi-
ckelt. Das Bewusstsein, etwas für sich und seinen Körper zu tun, hat sich zu einem
Konsumartikel entwickelt, der vornehmlich mit eigenen, privaten Mitteln nachgefragt
wird.
18
Was aber versteht die Nachfrage, also der Gast, unter dem Thema Gesundheits-
tourismus bzw. Gesundheitsurlaub? Im folgenden sollen einigen Definitionen von Ge-
sundheitstourismus vorgestellt und zusammengefasst werden.
K
ASPAR
definiert Gesundheitstourismus als ,,Gesamtheit der Beziehungen und Erschei-
nungen, die sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt von Personen zur Förde-
16
Vgl. Oberender/Hebborn (1994), S. 18
17
Deutscher Bäderverband e.V. (1998), S. 13
18
Breidenbach (2002), S. 83

K
APITEL
2: Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
18
rung, Stabilisierung und gegebenenfalls Wiederherstellung des körperlichen, geistigen
und sozialen Wohlbefindens unter der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen
ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernder Wohn- noch
Arbeitsort ist".
19
N
AHRSTEDT
bezeichnet unter besonderer Berücksichtigung des Selbstzahleraspektes
Gesundheitstourismus als ,,den Besuch der Heilbäder und Kurorte durch Gäste aus dem
In- und Ausland, die die Angebote der Gesundheitsförderung aufgrund eigenen Ent-
scheidungen nutzen und in der Regel auch privat bezahlen."
20
Bei I
LLING
findet sich noch folgende ausführliche und in die tiefe gehende Definition
für den Gesundheitstourismus, dabei unterteilt er noch im weitesten und engeren Sinne.
,,Gesundheitstourismus im weitesten Sinne: Der Gesundheitstourismus ist mehr als
nur das Verändern des äußeren Erscheinungsbildes des Menschen oder das Ergreifen
unterschiedlicher Maßnahmen zum Wohlfühlen. Es ist ein Konzept, in dem Lebensstil
ebenso zum Ausdruck kommt, wie aktive, ärztlich-therapeutisch geleitete Gesundheits-
fürsorge und aktives Entspannen. Der Neue Gesundheitstourismus beschreibt jene Rei-
seform, in der der Tourist aus eigener Entscheidung für einen oder mehrere Tage seine
gewohnte Umgebung verlässt, um einen wesentlichen Zeitteil der Reise damit zu
verbringen, seinen Körper zu pflegen. Gesundheit wird als ganzheitliche Körperpflege
verstanden, in der sowohl dem äußerlichen als auch dem innerlichen Aspekt des Men-
schen Aufmerksamkeit geschenkt wird, und zwar zumindest zeitweise unter professionel-
ler therapeutischer Anleitung. Die Komponenten Erlebnis, Freizeitqualität, Genießen
sowie das Teilhaben an trendigen Aktivitäten gehören ebenso dazu wie die Abgrenzung
zum Leidensdruck des Kranken.
Gesundheitstourismus im engeren Sinn: Reisen bzw. Reisende, deren Motiv darin
besteht, gesundheitsorientierte Aktivitäten zu unternehmen. Die Zielgruppe bucht als
solche bezeichnete Kur-, Fitness-, Vital- Wellness- oder Reha-Reise und verbringt die
meiste Zeit damit."
21
19
Kaspar (1995), S. 56 in: Dettmer (1998), S. 185
20
Nahrstedt (1997), S. 149 in: Brittner/Kolb/Steen/Weidenbach (1999), S. 15
21
Illing (1999), S. 5 ff.

K
APITEL
2: Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
19
,,Das Ziel beim Gesundheitstourismus ist der Erhalt oder die Stärkung der körperlichen,
geistigen und seelischen Leistungsfähigkeit und das Streben nach einer möglichst att-
raktiven äußeren Erscheinung. Dabei stehen nicht, wie bei der Kur, die Linderung von
Beschwerden oder das Auskurieren von Krankheiten im Vordergrund, sondern die Vor-
beugung vor später zu erwartenden Beschwerden bzw. die Verhinderung oder Verzöge-
rung von Leistungsverlusten oder Alterungsprozessen, die sogenannte Prävention. Die-
ser Teilmarkt des Gesundheitstourismus wird zunehmend
a) von der Nachfrage eigenverantwortet und finanziert,
b) in Verbindung gebracht mit Sport, Spaß, Erlebnis, Wohlbefinden (,,Wellness") und
c) getragen von Unternehmen der Privatwirtschaft, wie vor allem Privatsanatorien,
Wellnesshotels, Beautyfarmen, Erlebnisbädern/Thermen, Studios, Day Spas
usw."
22
D
ETTMER
geht bei der Definition des Gesundheitstourismus noch einen Schritt weiter.
Er grenzt den Gesundheitstourismus untereinander in drei Bereiche ab:
-
Kurtourismus
-
gesundheitsbetonter Tourismus und
-
Wellnesstourismus
,,Kurtourismus: Die ,,klassische" Kur in Bade- und Klimakurorten ist eine therapeuti-
sche Maßnahme. Sie ist vor allem durch die wiederholte Anwendung von wissenschaft-
lich anerkannten und durch Erfahrung bewährten natürlichen Heilfaktoren als ortsge-
bundene, sowie zusätzliche Kurmittel bestimmt und wird durch andere therapeutische
Maßnahmen ergänzt. Gemäß den Begriffsbestimmungen des Deutschen Bäderverbandes
für Kur- und Erholungsorte sowie Heilbrunnen sollte eine Kur während der ärztlich ver-
ordneten Dauer mit einem Orts- und Milieuwechsel verbunden sein. Das Ziel der Kur ist
die Prävention oder Heilung bzw. Rehabilitation krankhafter Zustände.
Gesundheitsbetonter Tourismus: Der gesundheitsbetonte Tourismus stellt eine rein
präventive Möglichkeit des Gesundheitstourismus dar, zumal nicht medizinische Leis-
tungen, sondern Bewegung/ Sport, gesunde Ernährung und therapeutische Beratung für
einer gesunden Lebensweise im Vordergrund stehen.
22
Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband (2003), S. 96

K
APITEL
2: Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
20
Wellnesstourismus: Wellness umschreibt eine praxisorientierte Lebensphilosophie,
deren Ziel das größtmögliche körperliche und geistig-seelische Wohlbefinden ist. Ein
sorgsam kultiviertes Umfeld, wie zum Beispiel harmonische private Beziehungen, per-
sönlichkeitsfördernde Einbindung in das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben, behutsa-
me ökologische Verhaltensmuster, gehören zu den maßgeblichen Rahmenbedingungen.
Der Begriff stammt aus den USA, hat sich aber inzwischen international durchge-
setzt."
23
Abbildung 4: Ausdifferenzierung von gesundheitstouristischen Segmenten
24
Abbildung 4 beschreibt den fließenden Übergang zwischen Kur-, Gesundheits- und Er-
holungstourismus. Deutlich wird dabei, wie ähnlich sich die Angebote in den Inhalten
sind. Eine Gemeinsamkeit haben alle Urlaubsformen: Geist und Seele wieder in Ein-
klang zu bringen.
2.4 Einführung in den Bereich der Kur und Rehabilitation
2.4.1 Die Kur
Der D
EUTSCHE
H
EILBÄDERVERBAND
definiert die Kur
25
wie folgt: ,,Die Kur als Begriff
umschreibt den besonderen therapeutischen Prozess einer Heilbehandlung mit beson-
deren Mitteln, Methoden und Aufgaben in Heilbädern und Kurorten mit charakteristi-
23
Dettmer (1998), S. 186
24
Europäisches Tourismus Institut (2003), S. 37
25
Das Wort ,,Kur" stammt von dem lateinischen Wort ,,cura" oder auch ,,curatio" ab und bedeutet soviel
wie heilen oder pflegen.
Kuren + Heilen
Ernährung + Diät
Geist + Seele
Beauty
Fitness
Kur- und Gesundheitstourismus
Klassische Kur
Kur im Urlaub
Wellness-
Tourismus
Gesundheit im
Urlaub

K
APITEL
2: Kur und Rehabilitation als Teil des Gesundheitstourismus in
Mecklenburg-Vorpommern
21
schen Strukturmerkmalen."
26
,,Die Kurortbehandlung stellt ein komplexes Behand-
lungskonzept dar. Neben der Anwendung der natürlichen, ortsgebundenen Heilmittel
werden in der Regel auch physikalische Therapiemaßnahmen und Diäten durchgeführt
(siehe Abbildung 5). Darüber hinaus spielen Psychotherapie und Gesundheitserziehung
eine wichtige Rolle. Charakteristisch für die Kurortbehandlung ist der Ortswechsel, der
mit einem Klima- und Milieuwechsel einhergeht."
27
Abbildung 5: Therapiekomponenten der Kurortmedizin
,,Die Kur integriert interdisziplinär verschiedene Therapieformen mit der Behandlung
durch natürliche Heilmittel des Bodens, des Klimas und des Meeres. Sie harmonisiert
biologische Grundfunktionen des Lebens und ist in den einzelnen Kurorten methoden-
gerecht auf bestimmte Krankheiten und krankheitsbedingten Behinderungen ausgerich-
tet. Dabei spielen neben einer gegebenenfalls notwendigen medikamentösen Behand-
lung die physikalische Therapie, die Bewegungs- und Entspannungstherapie, die Diäte-
tik, die kleine Psychotherapie in Gruppen und in Einzelbehandlungen und die Gesund-
heitsbildung eine entscheidende Rolle."
28
Abbildung 6 soll einen Überblick über die zu
behandelnden Krankheiten geben.
26
Deutscher Heilbäderverband e.V. (1998), S. 21 ff.
27
Deutscher Bäderverband e.V. (1998), S. 9
28
Freyer (1995), S. 191
-
Ortswechsel (Klima- und Milieuwechsel)
-
Klimaexposition (thermisch, aktinisch, luftchemisch)
-
Balneologische Anwendungen (Bäder, Trinkkuren, Inhalation u.a.)
-
Physikalische Therapie (z. B. Bewegungstherapie, Elektrotherapie)
-
Diät (Ernährungsumstellung)
-
Psychotherapie (Gesprächstherapie, körperorientierte Verfahren)
-
Gesundheitsbildung (Aufklärung, Verhaltenseinübung)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832481254
ISBN (Paperback)
9783838681252
DOI
10.3239/9783832481254
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Stralsund – Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2004 (Juli)
Note
2,0
Schlagworte
tourismus branchenstruktur kur- heilbäder nachfrage angebotsanalyse
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Titel: Untersuchung und Analyse des Kur- und Rehabilitationswesens als Teil des Gesundheitstourismus in Mecklenburg-Vorpommern
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