Nachhaltige Entwicklung im Massentourismus
Illusion oder Realität?
					
	
		©2003
		Diplomarbeit
		
			
				200 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Zusammenfassung:	
In der Wahrnehmung der Allgemeinheit werden Nachhaltigkeit und Massentourismus als unvereinbare Gegensätze deklariert. Nachhaltigkeit wird mit verträglichen, langfristigen und kleindimensionierten Projekten assoziiert; Massentourismus hingegen mit einfallenden Touristenhorden und verheerenden ökologischen sowie soziokulturellen Auswirkungen auf die bereiste Region. Ist trotz dieser scheinbaren Dissonanz eine nachhaltige Gestaltung des Massentourismus überhaupt möglich?
Die Notwendigkeit einer derartigen Konzeption zeigt die allgegenwärtige Präsenz und Dominanz des Massentourismus. Die westliche Welt verreist alljährlich, bringt damit die touristischen Massen hervor. Die bereisten Länder heißen die Touristen in Anbetracht des quellenden Devisenstromes mehr oder weniger willkommen. Beide Seiten profitieren vom Tourismus: die einen sehen ihre wichtigsten Regenerationsbedürfnisse in fernen Ländern befriedigt  Ruhe, das exotische, einzigartige Erlebnis und die Abwechslung vom tristen Alltag zuhause; die anderen tolerieren die Massen als wichtige Existenzgrundlage.
Alle profitieren vom Tourismus  allen voran die Reiseveranstalter aus den touristischen Quellländern. Dies erweckt Missmut bei den Bereisten und der wirtschaftlich gelenkte touristische Raubbau vernichtet die Attraktivität der Landschaft und Kultur  das touristische Kapital der Region und damit nicht zuletzt deren zukünftige Einnahmequelle.
Dieser typische Zyklus der touristischen Erschließung mit einem ungezügelten Massentourismus in der Hochphase, der alle weiteren Perspektiven für die Region vernichtet, muss unterbunden werden. Vor dem Hintergrund einer unausweichlichen Dependenz zahlreicher Regionen vom Massentourismus, bleibt einzig dessen verträgliche Gestaltung mit einer nachhaltigen Entwicklung im Massentourismus, welche touristische mit ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Aspekten vereint.
Ziel der Arbeit ist das Aufzeigen nachhaltiger Handlungsweisen für den Massentourismus unter Einbindung der konzeptionellen Organisationsstrukturen in Nationalparks. Besuchermagnete wie der Grand Canyon Nationalpark in den USA oder der Kakadu-Nationalpark in Australien müssen trotz der zu bewältigenden Besucherströme ihren Auftrag zur Erhaltung des ökologischen Erbes erfüllen. Eine Adaption auf das allgemeine Tourismusgeschehen erscheint somit nicht nur sinnvoll, sondern auch realisierbar.
Bislang wurden vorrangig Nischenprodukte wie der […]
	In der Wahrnehmung der Allgemeinheit werden Nachhaltigkeit und Massentourismus als unvereinbare Gegensätze deklariert. Nachhaltigkeit wird mit verträglichen, langfristigen und kleindimensionierten Projekten assoziiert; Massentourismus hingegen mit einfallenden Touristenhorden und verheerenden ökologischen sowie soziokulturellen Auswirkungen auf die bereiste Region. Ist trotz dieser scheinbaren Dissonanz eine nachhaltige Gestaltung des Massentourismus überhaupt möglich?
Die Notwendigkeit einer derartigen Konzeption zeigt die allgegenwärtige Präsenz und Dominanz des Massentourismus. Die westliche Welt verreist alljährlich, bringt damit die touristischen Massen hervor. Die bereisten Länder heißen die Touristen in Anbetracht des quellenden Devisenstromes mehr oder weniger willkommen. Beide Seiten profitieren vom Tourismus: die einen sehen ihre wichtigsten Regenerationsbedürfnisse in fernen Ländern befriedigt  Ruhe, das exotische, einzigartige Erlebnis und die Abwechslung vom tristen Alltag zuhause; die anderen tolerieren die Massen als wichtige Existenzgrundlage.
Alle profitieren vom Tourismus  allen voran die Reiseveranstalter aus den touristischen Quellländern. Dies erweckt Missmut bei den Bereisten und der wirtschaftlich gelenkte touristische Raubbau vernichtet die Attraktivität der Landschaft und Kultur  das touristische Kapital der Region und damit nicht zuletzt deren zukünftige Einnahmequelle.
Dieser typische Zyklus der touristischen Erschließung mit einem ungezügelten Massentourismus in der Hochphase, der alle weiteren Perspektiven für die Region vernichtet, muss unterbunden werden. Vor dem Hintergrund einer unausweichlichen Dependenz zahlreicher Regionen vom Massentourismus, bleibt einzig dessen verträgliche Gestaltung mit einer nachhaltigen Entwicklung im Massentourismus, welche touristische mit ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Aspekten vereint.
Ziel der Arbeit ist das Aufzeigen nachhaltiger Handlungsweisen für den Massentourismus unter Einbindung der konzeptionellen Organisationsstrukturen in Nationalparks. Besuchermagnete wie der Grand Canyon Nationalpark in den USA oder der Kakadu-Nationalpark in Australien müssen trotz der zu bewältigenden Besucherströme ihren Auftrag zur Erhaltung des ökologischen Erbes erfüllen. Eine Adaption auf das allgemeine Tourismusgeschehen erscheint somit nicht nur sinnvoll, sondern auch realisierbar.
Bislang wurden vorrangig Nischenprodukte wie der […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 8110 
Näher, Eva: Nachhaltige Entwicklung im Massentourismus - Illusion oder Realität? 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004  
Zugl.: Katholische Universität Eichstätt/Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Ingolstadt, 
Diplomarbeit, 2003 
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http://www.diplom.de, Hamburg 2004 
Printed in Germany
Inhalt 
Inhalt ...iii
Danksagung ... vi
Abkürzungen ...vii
Vorwort... viii
Kapitel 1  Nachhaltigkeit im Massentourismus  im wissenschaftlichen Kontext . 1 
1
Grundlagen des Tourismus ... 1
1.1
Psychologie des Reisens... 1
1.1.1
Motivations- und Bedürfnisstruktur ... 2
1.1.2
Das Konzept der Landschaftsbewertung und Landschaftspräferenz nach Kaplan und   
 Kaplan ... 6
1.2
Die historische Entwicklung des Tourismus... 8
1.2.1
Die Entwicklung des Reisens bis 1945... 8
1.2.2
Der moderne Tourismus nach 1945 ... 11
1.3
Tourismusformen und ihre Abgrenzung ... 14
1.3.1
Definition des Tourismus... 14
1.3.2
Massentourismus als Hauptreiseform... 15
1.3.3
Alternativer Tourismus und Ökotourismus ... 17
1.4
Entwicklungskonzepte für Tourismusregionen... 20
1.4.1
Touristische Aktionsräume als Planungsgrundlage ... 20
1.4.2
Das Lebenszyklusmodell von Tourismusregionen nach R. B
UTLER
... 21
1.4.3
Das ,,broad context model" der Destinationsentwicklung nach W
EAVER
... 24
2
Die Entwicklung der Nachhaltigkeit als internationales Leitbild... 29
2.1
Nachhaltigkeit und ihre Wurzeln... 29
2.2
Der Brundtland Bericht und die Entstehung eines ganzheitlichen Leitbildes ... 30
2.3
Das ,,development triangle" als Grundlage der Nachhaltigkeit ... 31
3
Das Phänomen ,,Massentourismus" ... 34
3.1
Der Begriff Massentourismus... 34
3.2
Die Entwicklung des Massentourismus ... 35
3.3
Auswirkungen und Folgen des Massentourismus ... 37
3.3.1
Ökonomische Bedeutung des Massentourismus ... 37
3.3.2
Soziokultureller Einfluss des Massentourismus ... 39
3.3.3
Ökologische Auswirkungen des Massentourismus... 40
3.4
Alternativen zum Massentourismus... 42
3.4.1
Unterbindung des Massentourismus... 42
3.4.2
Transformation des Massentourismus ... 43
iii
4
Nachhaltigkeit im Tourismus ... 47
4.1
Grundzüge des nachhaltigen Tourismus ... 47
4.2
Wandel des Verständnisses vom ,,Nachhaltigen Tourismus" ... 50
4.3
,,Nachhaltiger Massentourismus"  illusionär oder realisierbar?... 54
4.4
Nationalparke als Vorbild für nachhaltiges Agieren im Tourismus ... 55
5
Zusammenfassung... 59
Kapitel 2  Ein Konzept zur nachhaltigen Entwicklung  im Massentourismus ... 61 
1
Einleitende Anmerkungen ... 61
2
Zielgruppe... 62
3
Quantitative und qualitative Analyse der Expertenbefragung... 63
3.1
Methodik... 64
3.2
Allgemeine Ergebnisse der quantitativen Befragung ... 66
3.3
Auswertung der offenen Fragen... 69
4
Nachhaltige Entwicklung im Massentourismus ... 74
4.1
Ökologische Dimension ... 74
4.1.1
Ökologisch verträgliches Besuchermanagement... 76
4.1.1.1
Direkte Besucherlenkung ... 76
4.1.1.1.1
Kommunikationszentren... 78
4.1.1.1.2
Wegesystem... 80
4.1.1.1.3
Zonierungssystem und gezielte Platzierung von Attraktionen ... 84
4.1.1.1.4
Besondere Einrichtungen: Virtual-Reality und Pseudo-Sites... 87
4.1.1.1.5
Regulierungs- und Restriktionssysteme ... 90
4.1.1.1.6
Angebot des öffentlichen Verkehrs ... 91
4.1.1.2
Indirekte Besucherlenkung ... 93
4.1.1.2.1
Information ... 93
4.1.1.2.2
Aus- und Fortbildung des Personals ... 95
4.1.2
Energie- und Ressourcenmanagement ... 96
4.1.2.1
Energiemanagement ... 97
4.1.2.2
Abfall- und Wasserwirtschaft ... 99
4.1.2.3
Bewahrung des ökologischen und kulturellen Erbes ... 101
4.1.3
Monitoring und Forschung... 102
4.1.3.1
Carrying Capacity Studien und Limits of Acceptable Change ... 103
4.1.3.2
Aufbau eines strukturellen Rahmengerüstes... 107
4.2
Ökonomische Dimension... 108
4.2.1
Regionale Strukturförderung ... 110
4.2.1.1
Stärkung lokaler Strukturen... 111
4.2.1.2
Ausgeglichene Ressourcenverteilung... 113
4.2.1.3
Regionalförderung durch touristische Dienstleister... 115
4.2.2
Touristische Strukturförderung ... 116
iv
4.2.2.1
Effektive organisatorische Netzwerke im Tourismus ... 117
4.2.2.2
Festlegung von Standards und Kodizes... 120
4.3
Soziokulturelle Dimension ... 124
4.3.1
Gesellschaftspolitische Förderungsmaßnahmen ... 126
4.3.2
Förderung der lokalen Integrität ... 129
4.3.3
Soziokulturelles Besuchermanagement ... 134
4.4
Zusammenfassung und Ausblick... 136
5
Nachhaltiger Massentourismus auf Mallorca? ... 140
5.1
Entwicklung und derzeitige Situation des Tourismus ... 140
5.2
Nachhaltige Lösungsansätze und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten ... 143
5.3
Zusammenfassung und Ausblick... 146
Resumée ... 148
Literaturverzeichnis ... 150
Abbildungsverzeichnis... 157
Tabellenverzeichnis... 159
Anhang... 160
v
Danksagung 
An dieser Stelle möchte ich mich besonders bei Professor Dr. Josef Steinbach für die 
interessante Themenstellung dieser Diplomarbeit bedanken. Seine Aufmerksamkeit, die er 
mir zuteil werden lies, waren mir eine große Unterstützung.  
Ein großes Dankeschön geht an alle, die sich konstruktiv an der Expertenbefragung 
beteiligten, auch wenn an dieser Stelle nicht alle namentlich erwähnt werden können. 
Großer Dank gebührt hierbei den Herren Sinner und Wanninger aus der Nationalpark-
Verwaltung Bayerischer Wald, Herrn Hasslacher vom Österreichischen Alpenverein sowie 
Herrn Mussnig aus der Nationalpark-Verwaltung Hohe Tauern für ihre 
Diskussionsbereitschaft in den persönlichen Interviews und ihre bereitwillige 
Unterstützung. 
Für das Korrekturlesen dieser Arbeit, für wichtige Anregungen und ihre 
immerwährende Unterstützung möchte ich mich besonders bei meinem Bruder Thomas 
Näher und meinem Freund Markus Ruppel herzlich bedanken. 
Abschließend gilt mein besonderer Dank meiner Familie für ihre Unterstützung und 
Markus für seinen Beistand, welcher mir manch lange arbeitsame Stunde verkürzte. 
vi
Abkürzungen 
AT   Alternativer 
Tourismus 
Signifikanzniveau 
* 
empirische asymptotische Signifikanz 
BAT   Bewusst 
Alternativer Tourismus 
bzw.  
beziehungsweise 
CAST 
Caribbean Alliance for Sustainable Tourism  
CHA 
Caribbean Hotel Association  
CPR   Canadian 
Pacific 
Railway 
FÖNAD   
Föderation der Natur- und Nationalparke Europas e.V. 
IITF 
Institut für Integrative Tourismus-Forschung 
IO 
Internationale Organisationen (IUCN, IITF) 
IUCN 
International Union for the Conservation of Nature 
IV   Individualverkehr 
LAC 
Limits of Acceptable Change 
M  Ministerien 
Mio.   Millionen 
MW   Mittelwert 
NMT  
Nachhaltiger 
Massentourismus 
NP AE   
Außereuropäische Nationalparke 
NP EU   
Europäische Nationalparke 
ÖV   Öffentlicher 
Verkehr 
Standardabweichung 
TPI 
Tourism Penetration Index  
TV   Tourismusverbände 
UMT  
Unnachhaltiger Massentourismus 
ZAT 
Zufällig Alternativer Tourismus 
3S 
Sonne-Sand-See-Urlaub (typischer dominanter Badeurlaub) 
vii
Vorwort 
Das Phänomen Massentourismus wird sowohl in der Gesellschaft als auch in der 
wissenschaftlichen Diskussion heftigst kritisiert. Massentourismus beeinflusst die Kultur 
und Gesellschaft seiner Zielregion in negativer Weise, er zerstört die dortige natürliche 
Umwelt und auch seine ökonomischen Effekte sind nicht unumstritten als Vorteil für die 
Bevölkerung zu werten. Dennoch spezialisieren sich aufgrund seines wirtschaftlichen 
Wertschöpfungspotenzials gerade periphere Regionen auf diesen Sektor. Auch sein 
Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität, seine relativ geringen ökologischen 
Auswirkungen im Vergleich zu anderen Industriebereichen sowie die nahezu 
allgegenwärtigen Etablierungsmöglichkeiten lassen die Verantwortlichen zahlreicher 
Regionen zu seinen Fürsprechern werden. Dessen ungeachtet wird der Massentourismus 
aber als Begriff möglichst verleugnet und verdrängt. 
Massentourismus ist die unleidige Ausprägung des modernen Tourismus. Doch mag 
man diese Reiseform emotional als Problem oder neutral als Phänomen betiteln, sie 
existiert  unweigerlich. Betrachtet man die derzeitigen weltweiten Touristenankünfte, 
wird deutlich, dass die Konzentration der Touristen zu Massenanhäufungen 
unumgänglich ist, sofern nicht größere Areale dem Tourismus geopfert werden sollen. 
Hierin liegt der Ansatz der vorliegenden Arbeit: sicherlich ist Massentourismus keine 
vorbildliche Reiseform, doch ist er im heutigen Tourismusalltag die einzige, die 
momentane Reiseströme handhaben kann. Gewährt man allen Menschen das legitime 
Recht auf Freiheit und damit auf Reisen, wird unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen, 
gesellschaftlichen und politischen Bedingungen stets die Masse auf Reisen sein. Ein 
demokratisches Verständnis verbietet eine elitäre Flucht aus dem Alltag bei gleichzeitiger 
Untersagung dieses Anspruches für die Masse. Dies würde die persönliche 
Entfaltungsfreiheit einschränken und ließe erhebliche soziale Disparitäten aufkommen. 
Die Umformung des Massentourismus in verträglichere Reiseformen zeigt sich einerseits 
nach psychologischen Erkenntnissen über die mangelnde Aufgeschlossenheit vieler 
Reisenden gegenüber Neuem und Andersartigem als illusionär  mit der ,,Fremde" 
würden sie schließlich im Falle des alternativen Tourismus eindringlich konfrontiert, 
andererseits sind alternative Lösungen allzu oft keine wirkliche Alternative und darüber 
hinaus logistisch nicht in der Lage die Menge der Massentouristen zu bewältigen.  
Diese Erkenntnis erfordert die Akzeptanz des Massentourismus als heute 
bedeutendste Ausprägung des Reisens. Ein Bedauern dieser Umstände genügt angesichts 
der damit verbundenen Probleme sicherlich nicht; es besteht Handlungsbedarf. Und die 
Vorgehensweise der Tourismusplanung sollte hierbei von den Prinzipien der 
Nachhaltigkeit bestimmt sein, um ökonomische Erfolge zu sichern, die kulturelle und 
natürliche Umwelt zu bewahren und die touristische Nachfrage als Basis des 
wirtschaftlichen Erfolges zu befriedigen. Langfristiges Ziel nachhaltiger Entwicklung muss 
viii
sein, der einheimischen Bevölkerung ein wirtschaftlich gesichertes Leben zu gewährleisten 
sowie deren kulturelle Identität zu bewahren. Die Attraktivität der Region muss auch für 
künftige Besucher erhalten und die negativen Auswirkungen der Masse auf die Region 
vermieden beziehungsweise minimiert werden. Möglich wird dies nur durch die 
Etablierung eines effektiven politischen Planungsgerüstes als Rahmen eines konstruktiven 
Netzwerkes aus Tourismusindustrie und einheimischer Bevölkerung unter besonderer 
Berücksichtigung der Umwelt als Fundament aller touristischen und regionalen 
Interessen. An diesem Punkt stellt sich die für diese Arbeit entscheidende Frage, ob 
Massentourismus tatsächlich nachhaltig gestaltet werden kann, oder ob Nachhaltigkeit 
und Massentourismus unvereinbar bleiben? 
Im Zuge dieser Arbeit werden zunächst die theoretischen Grundlagen des 
Tourismus, des Massentourismus und der Nachhaltigkeit erörtert, um darauf aufbauend 
ein Planungs- und Organisationskonzept für nachhaltige Entwicklung im 
Massentourismus aufzustellen. Dieses soll ausdrücklich nicht den Massentourismus 
glorifizieren oder als Marketinginstrument dessen verstanden werden, sondern lediglich 
als Leitfaden für touristische Entwicklungen und als Lösungsansatz zur Bewältigung der 
heutigen Probleme des Massentourismus fungieren. Als Vorbild für einzelne 
Komponenten des vorgestellten Konzeptes dienten zum einen Nationalparke mit ihrer 
länger währenden Erfahrung mit der Kombination von Tourismus und Umweltschutz als 
auch Tourismusregionen, die im Bereich der nachhaltigen Entwicklung eine Vorreiterrolle 
spielen. 
Das hier diskutierte Konzept für nachhaltige Entwicklung im Massentourismus soll 
helfen derzeitige Probleme im Umgang mit der Masse zu beheben. Die angeführten 
Beispiele sollen die Durchführbarkeit der einzelnen Aspekte unterstreichen. Denn 
nachhaltige Entwicklung im Massentourismus ist heute keine Utopie mehr, doch ist sie 
auch erst in Anfängen Realität. 
ix
Kapitel 1  
Nachhaltigkeit im Massentourismus  
im wissenschaftlichen Kontext 
1 Grundlagen des Tourismus 
Entscheidend für das Verständnis der heutigen Reisetätigkeit sind deren psychologische, 
soziologische und historische Wurzeln, deren Darlegung und Diskussion Inhalt dieses 
Kapitels sein wird. Des weiteren werden die entscheidenden Begrifflichkeiten definiert 
und abgegrenzt. Im Anschluss wird auf bedeutende Entwicklungsmodelle eingegangen, 
welche heutige Tourismuserscheinungen zu erklären versuchen und eine wichtige 
Planungsgrundlage für touristische Regionen darstellen. 
1.1 Psychologie 
des 
Reisens 
Warum verreisen Menschen? Was bewegt Menschen dazu zum Teil erhebliche 
Anstrengungen einer Reise auf sich zu nehmen? Um die Motivation und das Verhalten der 
Reisenden verstehen zu können, ist es unabdingbar sich diesen Fragen zu stellen. 
Schließlich stellen die Bedürfnisse und Motive neben den wirtschaftlichen Möglichkeiten 
der Finanzierung und Freizeiteinteilung sowie dem touristischen Angebot eine gewichtige 
Antriebskraft des Tourismus dar (siehe Abbildung 1-1). 
Abbildung 1-1: Antriebskräfte des Tourismus 
Quelle: F.U.R. 2000, S. 22. 
Mit Hilfe psychologischer und soziologischer Ansätze zur Bedürfnis- und 
Motivationsstruktur sowie einem Konzept aus der Umweltpsychologie zur 
Landschaftsbewertung soll ein Versuch unternommen werden der Beantwortung dieser 
essentiellen Fragen der Tourismuspsychologie näher zu kommen. 
1
Kapitel 1 
2
1.1  Psychologie des Reisens 
1.1.1  Motivations- und Bedürfnisstruktur 
Generell ist das Handeln des Menschen von Aktionen zur Bedürfnisbefriedigung geleitet. 
In der Psychologie wird Bedürfnis als Ausdruck eines Mangelzustandes bezeichnet und ist 
damit grundlegender Auslöser für jegliche Handlungen, die zur Bedürfnisbefriedigung 
führen sollen (vgl. F
RÖHLICH
 2000). 
M
ASLOW
 unterscheidet fünf hierarchisch angeordnete Bedürfniskategorien: die 
fundamentalen biologisch-physiologischen Grundbedürfnisse nach Nahrung, Wasser und 
Sexualität, das Bedürfnis nach Sicherheit, Schutz, Beständigkeit und Vertrautheit, die 
sozialen Bindungsbedürfnisse bezüglich Liebe und Zugehörigkeit, die psychologischen 
oder Ich-Bedürfnisse nach persönlicher Anerkennung sowie das Bedürfnis nach 
Selbstverwirklichung als höchstes Ziel. Diese Hierarchie wurde von Z
IMBARDO
 und 
G
ERRIG
 um die kognitiv-wissensorientierten und ästhetischen Bedürfnisse sowie das 
Bedürfnis nach Transzendenz erweitert (siehe Abbildung 1-2). 
Abbildung 1-2: Die Hierarchie der Bedürfnisse nach MASLOW 
Quelle: nach Z
IMBARDO
, G
ERRIG
 1999, S. 324. 
Die wesentliche Aussage dieser Bedürfnispyramide ist die notwendige Erfüllung der 
jeweils primitiveren Bedürfnisse zum Erreichen eines Bedürfnisses einer höheren 
Kategorie. Denn während die jeweils niederen Bedürfnisse Mangelsituationen ausdrücken 
 sofern sie nicht erfüllt werden  bedeuten unerfüllte Bedürfnisse der anspruchsvolleren 
1.1  Psychologie des Reisens 
Kapitel 1 
3
Kategorien keine lebensbedrohende Situation; die Erfüllung dieser dient der psychischen 
Wertsteigerung
1
. 
Nachdem in der modernen westlichen Gesellschaft eine faktische Garantie für die 
Sättigung der Primärbedürfnisse besteht, werden zunehmend Wachstumsbedürfnisse, wie 
die kognitiven, ästhetischen oder die Bedürfnisse nach Selbstwert und 
Selbstverwirklichung als grundlegendste Bedürfnisse erachtet. Luxus und entbehrlicher 
Konsum erlangen dadurch einen neuen herausragenden Stellenwert in den 
Handlungsmaßstäben der Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund wird dem Individuum 
die Urlaubsreise heute beinahe als eines seiner Grundbedürfnisse zugestanden, wodurch 
der Tourismus beträchtlich an Bedeutung gewinnen konnte. 
O
PASCHOWSKI
 (1977) leitet aus der M
ASLOWSCHEN
 Bedürfnis-Grundstruktur acht 
Bedürfnisgruppen ab, die Relevanz für den Urlauber besitzen: zunächst gilt das 
Rekreationsbedürfnis nach Erholung, Entspannung und Wohlbefinden allen Urlaubern als 
wichtigstes Motiv. Das Kontemplationsbedürfnis nach Selbstbesinnung, Selbsterfahrung und 
Selbstfindung vervollständigt die Suche nach Erholung und Ruhe im Urlaub. Generell 
scheint in der heutigen Zeit die Motivationsstruktur aber zweigeteilt: zum einen wird dem 
Ruhe- und Erholungsbedürfnis im modernen Tourismus ein wichtiger Stellenwert 
beigemessen, doch andererseits möchte der Urlauber während seiner Reise Neues 
erfahren und aufregende Eindrücke sammeln. Damit ist das Kompensationsbedürfnis nach 
Ausgleich und Ablenkung vom tristen, eintönigen Alltag beinahe ebenso bedeutungsvoll. 
Gerade bei den Bildungs- und Studienreisenden zählt das Edukationsbedürfnis mit dem Ziel 
der Wissenssteigerung durch die Erfahrung von Neuem und dem Weiterlernen als 
entscheidende Urlaubsmotivation. Mit zunehmender Verstädterung wird zudem eine 
sinkende Dichte von Sozialkontakten in den Städten bemängelt. Deshalb versuchen gerade 
Stadtbewohner diese Anonymität des Alltages im Urlaub zur Erfüllung ihres 
Kommunikationsbedürfnisses zu durchbrechen, indem Sozialkontakte intensiviert werden 
und Geselligkeit auf begrenzte Zeit praktiziert wird. Entsprechend strebt auch das 
Integrationsbedürfnis steigende Sozialorientierung, Gruppenbezug und gemeinsame 
Lernerfahrung im Urlaub an, das Partizipationsbedürfnis Beteiligung, Mitbestimmung und 
Engagement. Letztlich ist für gewisse Urlaubergruppen das Enkulturationsbedürfnis nach 
kultureller Beteiligung, kreativer Erlebnisentfaltung und Produktivität entscheidend, was 
beispielsweise bei Teilnehmern an alternativen Kunstworkshops beobachtet werden kann. 
Die Motive des Einzelnen, sich letztlich für eine Urlaubsreise zu entscheiden, greifen 
stark auf diese Bedürfnistypen zurück. Während die Bedürfnisse die Ursachen des 
Handelns durch einen elementaren Mangel begründen, sind Motive ,,komplexe 
Beweggründe des menschlichen Verhaltens, die sich in gedanklichen Vorwegnahmen 
eines angestrebten Zielzustandes bzw. Veränderungserwartungen in bezug auf bestimmte 
Situationen äußern" (F
RÖHLICH
 2000, S. 303). Als stereotypes Motiv für die Urlaubsreise 
gilt die Erholung. H
ARTMANN
 gruppiert die Reisemotive in vier Einheiten nach den vital-
1
 Zu einer vertieften Diskussion der Bedürfnisstruktur nach M
ASLOW
 siehe S
TEINBACH
 2003. 
1.1  Psychologie des Reisens 
Kapitel 1 
4
biotischen, psychisch-explorativen, sozialen sowie den Erlebnis- und Interessensaspekten 
(siehe Tabelle 1-1):  
Tabelle 1-1: Gruppen von Reisemotiven 
1. Erholungs- und Ruhebedürfnis 
- Ausruhen, Abschalten, Herabsetzung geistig-seelischer Spannung, Minderung des Konzentrationsgrades; 
- Abwendung von Reizfülle 
2. Bedürfnis nach Abwechslung und Ausgleich 
- Tapetenwechsel, Veränderung gegenüber dem Gewohnten; 
- Neue Anregungen bekommen, etwas Neues ganz anderes erfahren und erleben als das Alltägliche, neue 
Eindrücke gewinnen; 
- Im Alltag nicht beanspruchte Fähigkeiten verwirklichen, sich selbst entfalten, zu sich selbst kommen. 
3. Befreiung von Bindungen 
- Unabhängigkeit von sozialen Regelungen, tun, was man will, sich frei und ungezwungen bewegen, auf 
niemanden Rücksicht nehmen; 
- Befreiung von Pflichten, Ausbrechen aus den alltäglichen Ordnungen. 
4. Erlebnis- und Interessenfaktoren 
- Erlebnisdrang, Neugierde, Sensationslust; 
- Reiselust, Fernweh, Wanderlust; 
- Interesse an fremden Ländern, Menschen und Kulturen; 
- Kontaktneigung; 
- Geltungsstreben, ,,oben sein", sich bedienen lassen. 
Quelle: H
ARTMANN
 1962 in S
TEINBACH
 2003, S. 82. 
Die Bedürfnisse nach Erholung und Ruhe, nach Abwechslung und Ausgleich sowie 
nach Befeiung von Bindungen werden in der Tourismuspsychologie vielfach als Konträr- 
oder  Push-Motive zusammengefasst und synonym mit der Flucht aus dem Alltag 
verwendet. Die Erlebnis- und Interessenfaktoren repräsentieren Anreize beispielsweise 
der Tourismusregionen oder spezieller Tourismusformen und werden daher als 
Komplementär- oder Pull-Motive bezeichnet (vgl. F
REYER
 2001).  
Die Flucht aus dem Alltag wird neben der Erholung allgemein als dominantes Motiv 
der Reisetätigkeit genannt. Schließlich stellt der Tourismus die letzte ,,Fluchtburg der 
Hoffnungen, Träume [und] Sehnsüchte" (K
UBINA
 1990, S. 1) des überwiegend negativ 
empfundenen Alltags dar aus dessen Zwängen und Begrenzungen der Reisende 
wenigstens für begrenzte Zeit flüchten möchte. Allerdings ist diese Flucht aus den 
heimischen Zwängen trügerisch, da auch am Urlaubsort dem Reisenden bestimmte 
Verhaltensnormen abverlangt werden und er wiederum in bestimmte Rollen gedrängt 
wird. Zudem führt ,,die Flucht aus der Masse [...] für viele paradoxerweise wieder in die 
Masse hinein" (K
RIPPENDORF
 1975, S. 56). Auf der Suche nach Erholung und Ruhe 
bedeutet der Tourismus bei der Erfüllung der ursprünglichen Motivation und der 
grundlegenden Bedürfnisse seiner Reisenden daher oft ein Hindernis seiner selbst. 
Obwohl heute eine verstärkte Individualität propagiert wird, ist in Wirklichkeit eine 
Vielzahl von Reisenden eher dem Herdentrieb unterworfen, um in der Masse ein Gefühl 
der Sicherheit zu verspüren, aber auch um im Kollektiv die touristischen Highlights zu 
konsumieren. 
Kapitel 1 
5
1.1  Psychologie des Reisens 
Auch die Verlockungen der Tourismusregionen und der Urlaubsformen, welche die 
,,Flucht in die Fremde" bewirken, erweisen sich als fragwürdige Motive, denn 
Urlaubsziele werden mit standardisierten Angeboten in der heutigen Urlaubswelt 
zunehmend ähnlicher und damit austauschbar. Oftmals fungieren sie lediglich noch als 
Kulisse und stellen somit nicht das eigentliche Ziel der Touristen dar. Abgesehen davon 
interessieren sich die Touristen kaum für die Destination an sich, sondern bestätigen 
durch ihre selektive Wahrnehmung lediglich ihre ,,schöne Scheinwelt" (K
UBINA
 1990, S. 
169), um im Tourismus nicht mit den Problemen der Zielregion belastet zu werden. 
Diese Ambivalenz der touristischen Wunschvorstellung einerseits und der 
tatsächlichen touristischen Realität andererseits zeigt K
UBINA
 mit ihrer Gegenüberstellung 
der ,,Illusion der Prospektwelt" bzw. der touristischen Traumwelt und der touristischen 
Wirklichkeit (siehe Tabelle 1-2), wie es auf das Gros der Touristen mit Ausnahme des 
Abenteurers und Entdeckers angewandt werden kann. 
Tabelle 1-2: Touristische Ambivalenz 
Touristische Traumwelt 
Touristische Wirklichkeit 
Einsamkeit 
Touristisch erschlossen 
Abenteuer 
Sicherheit 
Exotik 
Gewohntes 
Quelle: K
UBINA
 1990, S. 150. 
Wie aus der Darstellung hervorgeht, soll die Urlaubsreise nach außen wahre Ideale 
und Entdeckergeist vermitteln, in der Durchführung überzeugen aber einfache Komfort- 
und Sicherheitsaspekte. Auslöser für dieses dissonante Verhalten ist der mit der Reise 
verbundene Prestigegewinn, der umso größer ausfällt, je einmaliger, gewagter und 
exotischer die Reise verlief. Das Motiv Prestige wird besonders in der heutigen 
,,außengeleiteten Gesellschaft" (K
UBINA
 1990, S. 94), in der Medien und Werbung das 
Konsumverhalten des Einzelnen entscheidend prägen, oder gar diktieren, eine wichtige 
Antriebskraft für die Reiseentscheidung.  
Abbildung 1-3: Modell des Flow-Zustands 
Quelle: A
NFT
 1993, S. 142. 
1.1  Psychologie des Reisens 
Kapitel 1 
6
Zusammenfassend ist der Genuss ein wichtiges Motiv. Während der Urlaubsreise 
sollen positive Empfindungen und Erlebnisse überwiegen, man möchte ,,die schönsten 
Wochen des Jahres" genießen. Daher ist gemeinsames Ziel aller Touristen und damit das 
originärste aller Urlaubsmotive das Flow-Erlebnis. Das Flow-Konzept des Psychologen 
C
SIKSZENTMIHALYI
 beschreibt Situationen, in denen durch die Übereinstimmung der 
Handlungsanforderungen mit den Fähigkeiten des Individuums, dieses die völlige 
Kontrolle über die jeweilige Situation empfindet, sich alle Abläufe stimmig, wie ,,im Fluss" 
ereignen und dadurch ein Zustand der Selbstvergessenheit eintritt (vgl. A
NFT
 1993).  
Das Erlebnis muss sich hierbei angemessen im Spannungsfeld zwischen 
Anforderungen und Fähigkeiten verhalten, damit weder Langeweile noch ein 
Angstzustand sondern wahre Erholung und Freude eintreten und die Motive des 
Reisenden befriedigt werden (siehe Abbildung 1-3). Dieses angestrebte ausfüllende 
Erlebnis suchen die Reisenden jedes Jahr aufs neue im Urlaub, aktiviert durch die 
finanziellen Möglichkeiten und die langweiligen Charakteristika der modernen 
Gesellschaft. Der Tourismus soll auf diese Weise die eigentlichen Lebensziele der 
Selbstverwirklichung und des Genusses erfüllen, welche im Alltag scheinbar keine 
Realisierungsmöglichkeiten mehr erfahren. 
1.1.2  Das Konzept der Landschaftsbewertung und Landschaftspräferenz 
nach Kaplan und Kaplan 
Ziel der Reisen vieler Touristen sind heute bevorzugt landschaftlich attraktive 
Urlaubsregionen. Damit stellt die natürliche Umwelt die Hauptattraktion des 
Tourismusproduktes für die Mehrzahl der Urlauber dar. Doch welche Landschaften 
werden bevorzugt und was erwartet der Besucher von der Natur? 
Nach dem Konzept der Landschaftsbewertung und Landschaftspräferenzen nach 
K
APLAN
 und K
APLAN
 ordnen Menschen Landschaften anhand der folgenden Kriterien ein 
(siehe Tabelle 1-3): Zusammengehörigkeit (coherence), Komplexität (complexity), Lesbarkeit 
bzw. Verständlichkeit (legibility) und Rätselhaftigkeit (mystery).  
Tabelle 1-3: Kriterien der Informationsverarbeitung der Landschaftsbewertung 
 Verstehen 
Explorieren 
unmittelbar 
Kohärenz Komplexität 
zukünftig 
Lesbarkeit Rätselhaftigkeit 
Quelle: H
ELLBRÜCK
, F
ISCHER
 (1999), S. 258, nach K
APLAN
  K
APLAN
. 
Während Kohärenz und Komplexität die unmittelbaren Oberflächeneigenschaften 
einer Landschaft beschreiben, bestimmen Lesbarkeit und Mystery die zukünftigen 
Verhaltensweisen, die die jeweiligen Landschaftsszenen implizieren. Kohärenz bezeichnet 
hierbei die Einfachheit mit der der Betrachter eine Landschaftsszene in ihre Elemente 
gliedern kann. Bevorzugt werden demnach in wenige größere Einheiten mit 
wiederkehrenden Mustern organisierte Landschaften, die ,,ohne schlussfolgerndes 
1.1  Psychologie des Reisens 
Kapitel 1 
7
Denken erkennbare Einheitlichkeit und Sinnhaftigkeit" (H
ELLBRÜCK
, F
ISCHER
 1999, S. 259) 
vermitteln. Komplexität benennt dagegen die Anzahl der von einer Szene vermittelten 
verschiedenen Reize, wobei Landschaften von mittlerer Komplexität bevorzugt werden. 
Der Betrachter wird hiervon weder überfordert, abgeschreckt noch gelangweilt.  
Um sich in einer Landschaft orientieren zu können und sein Verhalten auf die 
jeweilige Situation abzustimmen, erwartet der Betrachter ihm einfach zugängliche 
strukturelle Muster, die er für die Anwendung auf weitere Szenen mental speichert. 
Lesbarkeit ,,ist somit eine kognitiv vermittelte, funktionsbezogene Eigenschaft einer 
Landschaftsszene" (H
ELLBRÜCK
, F
ISCHER
 1999, S. 260). Während die Lesbarkeit einer 
Landschaft durch ein erforderliches Maß an Strukturiertheit dem Betrachter eine gewisse 
Vertrautheit und Sicherheit vermittelt, weckt Mystery sein Neugier- und 
Explorationsverhalten. Wie bei der Komplexität bereits erwähnt, muss eine Landschaft 
verschiedene Reize vermitteln, um den Beobachter zu interessieren, Erwartungen in ihm 
zu wecken und ihn folglich zu Entdeckungen zu verlocken. Allerdings darf eine Szene 
nicht mit Reizen überhäuft sein. In diesem Falle würde eine Reizüberflutung Angstgefühle 
hervorrufen und damit das Entdeckungsverhalten hemmen. 
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Bewertung von Landschaftsszenen 
durch eine Mischung aus der Suche nach Vertrautheit und Zurechtfinden auf der einen 
Seite und die Erwartung von neuen Reizen auf der anderen Seite geprägt ist, wobei weder 
langweilende noch überfordernde Szenen präferiert werden. Die explizite Bedeutung der 
beiden Kriterien für die Einschätzung von Landschaften variiert allerdings je nach 
Betrachter und dessen persönlicher Einstellung. Generell dominiert der Versuch um 
Konsonanz mit einem möglichst geringen Angstniveau einerseits und einer 
größtmöglichen Stimulation andererseits das Explorationsverhalten (vgl. T
HOMAS
 1993). 
Damit relativiert sich das Motiv ,,Neues erleben". Häufig ist die Begegnung mit dem 
Fremden und Neuen nur auf Ausschnitte begrenzt, nachdem viele Touristen schlichtweg 
nicht bereit für die Fremde sind. So soll keine Reise, auch nicht in die entferntesten 
Regionen, Bequemlichkeit und Vertrautes vermissen lassen (vgl. K
RIPPENDORF
 1975). 
Weltweit standardisierte Restaurantketten erfahren gerade unter den Reisenden große 
Beliebtheit, heimische Getränke und Menüs werden in zahlreichen Urlaubsregionen  
trotz vorhandener regionaler Spezialitäten  vorausgesetzt. Wird dies oftmals von 
erfahreneren Reisenden belächelt oder kritisiert, stellt dieser ,,Rückzug in die 
Vertrautheit" für viele Reisende eine Garantie des richtigen, angepassten Verhaltens dar, 
wodurch sie keine regionalen Bräuche oder Sitten verletzen. ,,In dem Maße, wie 
Tourismus in organisierten Bahnen verläuft, verringert sich das Risiko des Kulturschocks. 
Die typischen Kontakte des Touristen zu der fremden Kultur sind durch touristische 
Arrangements und Moderatoren vermittelt und gefiltert, die Begegnung mit 
Fremdartigem erfolgt oft in relativ sicheren, ritualisierten Bahnen" (V
ESTER
 1993, S. 172 f.). 
Für die Urlaubsreise ist die Suche nach Neuem und das Erleben neuartiger 
Situationen losgelöst vom Alltag einer der wichtigsten Beweggründe. Dieses 
Entdeckungsverhalten prägt die Menschheit und im speziellen das Reisen seit 
Jahrhunderten. Hierbei darf jedoch nicht übersehen werden, dass trotz aller Neugierde 
1.1  Psychologie des Reisens 
Kapitel 1 
8
und Begeisterung für Neues und Fremdes der Wunsch nach Sicherheit und Schutz ein 
dominantes Anliegen bleibt. Dieser Wunsch nach Sicherheit in der Masse bietet die 
Möglichkeit des Managements der Masse. In Ihr treten die Touristen geballt aber 
vorhersehbar auf, wodurch an diesen Punkten und zu diesen Zeiten Reglements greifen 
können.
1.2 Die 
historische 
Entwicklung des Tourismus 
Gerade für die frühesten Reisenden stellte der Wunsch nach Sicherheit allzu oft ein 
enormes Hindernis dar. In der Frühzeit des Reisens konnten keine Garantien für den 
Erfolg einer Reise gewährt werden. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich die 
Sicherheitslage und die Attraktivität des Reisens gewaltig, so dass sich die Urlaubsreise 
bezüglich ihrer Größe und Bedeutung zu ihrem heutigen Ausmaß entwickeln konnte. Im 
Folgenden wird die Geschichte des Reisens von ihren Anfängen bis zu den heutigen 
Dimensionen dargelegt und zudem auf die mögliche zukünftige Entwicklung des 
Tourismus verwiesen. 
1.2.1  Die Entwicklung des Reisens bis 1945 
Seit jeher begeben sich Menschen an Orte fernab von ihrem Zuhause. Während in der 
Frühzeit des Menschen diese ,,Reisen" lediglich der Existenzsicherung mit dem 
Ortswechsel zur Nahrungsbeschaffung oder zur Suche nach neuen Lebensräumen in Form 
von Völkerwanderungen dienten, verreisten die Ägypter bereits im heutigen Sinne der 
Urlaubsreisen. Diese Ausprägung des Reisens wurde erst mit einer zunehmenden 
Spezialisierung und Arbeitsteilung möglich, wodurch sich eine Klassengesellschaft 
etablierte und deren Oberschicht sich diverse Privilegien, wie das der Reise, sichern 
konnten. Zwar wurde auch bei den Ägyptern noch der Großteil der Reisen 
zweckgebunden als Handels- und Dienstreisen unternommen, doch sind ab 1500 vor 
Christus erstmals auch Bildungs- und Vergnügungsreisen belegt, wie die der Königin 
Hatshepsut (vgl. G
OELDNER
, R
ITCHIE
, M
C
I
NTOSH
 2000). 
Bei den Griechen dominierten die Reisen zu den überregional bedeutenden 
Festspielen wie den Olympischen, Pythischen, Istmischen und Nemeischen Spielen. Trotz 
der damals noch sehr ungünstigen Verkehrsbedingungen waren zu diesem Zwecke bereits 
gewaltige Menschenmassen unterwegs (vgl. K
UBINA
 1990). Abgesehen von diesen 
Festspiel-Besuchern begaben sich lediglich Händler, Pilger, Staatsmänner und Feldherren 
auf Reisen. 
Im Römischen Reich erlangte der Reiseverkehr unter Kaiser Hadrian durch die 
Sicherung des Friedens und die damit einhergehende Stabilisierung des Wohlstandes 
einen deutlichen Aufschwung. Zudem wurde das Wegenetz unter den Römern ausgebaut 
und verbessert, so dass das Reisen wesentlich bequemer, einfacher und schneller wurde. 
Die Reisen der Römer beschränkten sich auf das eigene Reich, wobei der Süden und im 
speziellen Ägypten zu den favorisierten Reisezielen avancierten. Unter diesen günstigen 
1.2  Die historische Entwicklung des Tourismus 
Kapitel 1 
9
Bedingungen entwickelten sich erstmals auch Reisebüros und Agenturen für die 
Reiseorganisation  entsprechend den modernen Strukturen des Tourismus (vgl. K
UBINA
1990). 
Neuartig war im Römischen Reich die Zunahme der Bäder-, Bildungs- und 
Vergnügungsreisen, nachdem im Altertum bislang zweckgebundene Reisen sowie private 
Reisen mit religiösem Hintergrund überwogen. Trotz zahlreicher Parallelen zwischen den 
Reiseformen im Römischen Reich und denen der heutigen Zeit gilt die römische 
Reisebewegung nicht als Wiege des heutigen Tourismus. Die Prinzipien der damaligen 
Gesellschaftsstruktur gestalteten das Reisen weiterhin als klassenspezifisches Privileg (vgl. 
K
UBINA
 1990). 
Mit dem Niedergang der Herrschaft der Römer über weite Teile Europas und des 
Mittelmeerraumes verfielen große Teile des Straßennetzes, das Reisen wurde wieder 
strapaziöser und gefährlicher. Aus diesem Grunde versiegte im Mittelalter der Strom der 
privaten Vergnügungsreisenden beinahe gänzlich. Die feudale Ständeordnung band in 
ihrem Lehensystem große Bevölkerungskreise an Grund und Boden und verhinderte 
somit eine ausgedehnte Reisetätigkeit. Lediglich Teile der Oberschicht begaben sich auf 
Kriegszüge, Handels- und Dienstreisen besonders entlang der bekannten Handelswege 
wie der Seidenstraße. Andere unternahmen ausgeprägte Entdeckungsreisen um die ganze 
Welt, sowie die für das Mittelalter typische Pilgerreise. Generell wurde das Reisen zu 
dieser Zeit keineswegs mit Vergnügen in Verbindung gebracht und die damit 
verbundenen Strapazen wurden nur ungern in Kauf genommen, so dass sich das 
Mittelalter durch eine sehr geringe Reiseintensität auszeichnet (vgl. G
OELDNER
, R
ITCHIE
, 
M
C
I
NTOSH
 2000).  
Die Einstellung zum Reisen änderte sich mit der beginnenden Renaissance, in der die 
religiöse Dominanz des Mittelalters versiegte, die Individualität und das Vergnügen 
wieder in den Vordergrund rückten. Reisen wurden von nun an wieder zum Selbstzweck 
durchgeführt. Besondere Bedeutung erlangte mit dieser Epoche die Kultur, weshalb 
gerade junge Adelige und Gelehrte im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert auf 
,,Grand Tour" bevorzugt in die kulturellen Zentren Frankreichs, Deutschlands und 
Italiens wie Paris, Rom, Weimar und Florenz reisten, um dort das kulturelle Erbe zu 
besichtigen und zu studieren. Neben der ,,Grand Tour" erlangte auch die 
Gesellenwanderung als Ausbildungsreise an Einfluss (vgl. K
UBINA
 1990).  
Mit den Ideen der aufkeimenden Romantik Ende des achtzehnten Jahrhunderts 
wurde die Natur wieder zunehmend positiv empfunden und als Reiseziel entdeckt. In 
diesem Zuge sind besonders die Alpen mit dem beginnenden Alpinismus zu nennen. 
Durch technische Errungenschaften zur Beherrschung der Natur und erste 
Erschließungsmaßnahmen wurde die frühere Abneigung durch Interesse am Gebirge 
abgelöst. Auch Bäderreisen zu den aufblühenden Kurorten wie Baden-Baden und 
Wiesbaden sowie nach und nach auch zu den Seebädern an Nord- und Ostsee, zeigte ein 
neues Naturverständnis und Begeisterung für Aktivitäten in attraktiven Landschaften. Die 
Bäderreise erlangte nicht nur aus gesundheitlichen Gründen an Gewicht, nachdem 
Mediziner eine positive Wirkung des Aufenthaltes an der See versprachen, sondern 
1.2  Die historische Entwicklung des Tourismus 
Kapitel 1 
10
besonders durch das aufkeimende soziale Leben für die Oberschichten mit Promenaden, 
Theater und Casinos in den Küstenorten (vgl. G
OELDNER
, R
ITCHIE
, M
C
I
NTOSH
 2000).  
Tabelle 1-4: Epochen des Tourismus 
Epoche Zeit 
Transportmittel 
Motivation Teilnehmer 
Vorphase 
bis 1850 
zu Fuß,  
Pferd, Kutsche, z. T. 
Schiff 
Nomadismus, Geschäft,  
Kriegszüge, Pilgerreise, 
Entdeckung, Bildung
Elite: Adel, Gebildete, 
Geschäftsleute 
Anfangsphase 
1850 bis 1914  Bahn (Inland) 
Dampfschiff (Ausland)
Erholung neue 
Mittelklasse 
Entwicklungsphase  1914 bis 1945  Bahn, Auto, Bus,  
Flug (Linie)
Kur, Erholung 
Wohlhabende, 
Arbeiter (KdF) 
Hochphase 
ab 1945 
Auto, Flug (Charter) 
Regeneration, 
Erholung, Freizeit 
alle Schichten (der 
Industrieländer) 
Quelle: F
REYER
 2001, S. 5. 
Bis zu diesem Zeitpunkt, in der touristischen Vorphase (siehe Tabelle 1-4), blieb das 
Reisen weitgehend als Privileg der Oberschicht vorbehalten, die sich vorwiegend aus dem 
Adel zusammensetzte. Die beginnende Industrialisierung im neunzehnten Jahrhundert 
reformierte diese Gesellschaftsstruktur grundlegend. Von nun an konnte das Bürgertum, 
die neue Mittelklasse, durch Erwerbstätigkeit Besitz und Wohlstand mehren und sich 
dadurch einen besseren Lebensstandard leisten. So vollzog sich eine Verbürgerlichung des 
Reisens, die sich in der spezifisch deutschen Urlaubsform des Sommerfrische-Tourismus 
wiederspiegelte. Hierbei handelte es sich vorzugsweise um Erholungsreisen der 
städtischen Bevölkerung in die Alpen, die Mittelgebirge und ans Meer. Technischer 
Fortschritt im Bereich der Mobilität mit der Einführung der Dampfschifffahrt und der 
Entwicklung der Eisenbahn ermöglichte für breite Bevölkerungsschichten das Reisen zu 
relativ billigen und bequemen Konditionen und unterstützte damit die touristische 
Entwicklung in bedeutendem Maße. 
Den Wunsch nach Urlaub und Erholung machte sich schließlich die 
Nationalsozialistische Regierung mit der Gründung ihrer Freizeitorganisation 
,,Nationalsozialistische Gemeinschaft Kraft durch Freude" 1933 zunutzen. Vordergründig 
sollte allen Deutschen nach Inkrafttreten der Urlaubsregelung die Möglichkeit auf Urlaub 
gewährt werden, um laut Doktrin ein ,,nervenstarkes Volk" (K
UBINA
 1990, S. 56) zu 
erhalten. Tatsächlich wurden diese KdF-Reisen vor allem zur politischen Prägung und 
Kontrolle missbraucht. Trotz massiver staatlicher Finanzförderung und der Vorsätze 
Mitgliedern aller Schichten Reisen zu ermöglichen, blieb auch unter den 
Nationalsozialisten der Großteil der Reisen der Oberschicht vorbehalten, während die 
Arbeiterschicht meist nur am Ausflugsverkehr teilnehmen konnte. Die deutschen Kur- 
und Heilbäder blieben sogar gänzlich ,,KdF-frei" (vgl. K
UBINA
 1990). 
Kapitel 1 
11
1.2  Die historische Entwicklung des Tourismus 
1.2.2  Der moderne Tourismus nach 1945 
Die Nachkriegssituation in Deutschland verhinderte zunächst eine ausgeprägte 
Reisetätigkeit: die zerstörte Infrastruktur, der Nahrungsmittel- und Energieengpass, die 
Devisenknappheit verbunden mit der Instabilität der Währung waren bedeutende 
Hindernisse für Urlaubsreisen. Erst mit dem Wirtschaftswunder in den fünfziger und 
sechziger Jahren wuchs der allgemeine Wohlstand und die Kaufkraft der Bevölkerung. 
Der Wiederaufbau der Infrastruktur und die rasch ansteigende Motorisierung förderten 
die Mobilität der Bevölkerung. Seit den fünfziger Jahren forderten zudem die 
erstarkenden Gewerkschaften die Reduzierung der Arbeitszeit. Die Umsetzung dessen 
bedeutete eine der wichtigsten Voraussetzungen für Urlaubsreisen und läutete dadurch 
die touristische Hochphase mit dem rasanten Anstieg der Reiseintensität ein (siehe Tabelle 
1-4). Doch erst Anfang der sechziger Jahre wurde allen Arbeitnehmern der arbeitsfreie 
Samstag und ein Mindesturlaub gesetzlich garantiert (vgl. K
UBINA
 1990). Allerdings 
vollzog sich der Wandel des Verhältnisses von Arbeits- zu Freizeit seit diesem Zeitpunkt 
mit rascher Geschwindigkeit: während den Arbeiter 1950 durchschnittlich noch lediglich 
zwölf Urlaubstage zur Verfügung standen, sind dies heute bereits circa 31 Tage (vgl. 
F
REYER
 2001). 
Abbildung 1-4: Entwicklung der Verkehrsmittelnutzung bei den Haupturlaubsreisen (%) 
Quelle: F.U.R. 2000, S. 87. 
Mit der Abnahme der Arbeitszeit und der damit verbundenen Erweiterung der 
Freizeit, mit der steigenden Mobilität der Bevölkerung, mit dem wachsenden Wohlstand 
und nicht zuletzt mit der anwachsenden Verstädterung waren wichtige Grundlagen für 
den Boom der Tourismusindustrie gegeben. Und die Bevölkerung verspürte zunehmend 
den Wunsch für eine gewisse Zeit im Jahr ihr gewohntes Umfeld zu verlassen. Die 
verbesserte wirtschaftliche Situation bot ihr zudem erstmals in großem Maßstab die 
Möglichkeiten dazu. Die Grundbedürfnisse waren weitgehend befriedigt, womit der 
Konsum von Luxusgütern zum bedeutenden Lebensinhalt avancieren konnte. In dieser 
Kapitel 1 
12
1.2  Die historische Entwicklung des Tourismus 
Zeit wurde die Bahn als wichtigstes Verkehrsmittel im Reiseverkehr vom PKW abgelöst, 
der die individuelle Mobilität des Wirtschaftswunders verkörperte (siehe Abbildung 1-4).  
Abbildung 1-5: Entwicklung des Fernreiseanteils (in Mio. und % der Urlaubsreisen insgesamt) 
0
2
4
6
8
10
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2010
(Schätzung)
Mio.
0
2
4
6
8
10
12
%
in %
in Mio.
Basis: alle Urlaubsreisen 
Fernreisen: alle Urlaubsreisen in Länder außerhalb Europas ohne die 
an das Mittelmeer angrenzenden Länder Asiens und Afrikas. 
Quelle: F.U.R. 2000, S. 40. 
Die Erschließung neuer Verkehrsmittel in den folgenden Jahren führte wiederum zu 
einem veränderten Reiseverhalten. Ab den siebziger Jahren konnten die Fernreisen durch 
den Einsatz von Großraumflugzeugen einen enormen Anstieg verzeichnen (siehe 
Abbildung 1-5). Sie konnten nun schnell, komfortabel und relativ billig durchgeführt 
werden.  
Dies läutete den Anfang des heutigen Reisetrends, der immer kürzeren Reisen (siehe 
Abbildung 1-6) an immer entlegenere Ziele ein. Dieser Trend spiegelt sich auch in der 
Reiseanalyse der F
ORSCHUNGSGEMEINSCHAFT 
U
RLAUB UND 
R
EISEN
 (F.U.R.) wieder. 
Abbildung 1-6: Entwicklung der durchschnittlichen Reisedauer 1980 bis 1999 (in Tagen) 
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
1980/81 1983/85 1988/89 1991
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2010
(Schätzung)
Tage
Haupturlaubsreise
2. Reise
3. Reise
Anmerkung: Sofern mehrere Jahre angegeben sind, handelt es sich um die Durchschnittswerte. 
Quelle: F.U.R. 2000, S. 56. 
Kapitel 1 
13
1.2  Die historische Entwicklung des Tourismus 
Generell sind die Touristenankünfte seit dem Zweiten Weltkrieg  lediglich mit 
kleinen Einschnitten zum Beispiel während der Wirtschaftskrise von 1966 oder während 
des Golfkrieges 1991  aufgrund der technologischen Innovationen und der 
wirtschaftlichen Umstände kontinuierlich bis heute angestiegen. Prognosen der W
ORLD 
T
OURISM 
O
RGANIZATION
 (WTO) gehen darüber hinaus auch für die Jahre bis 2020 von 
stetig steigenden Touristenzahlen aus (siehe Abbildung 1-7).  
Abbildung 1-7: Internationale Touristenankünfte 1950 bis 2020 
Quelle: WTO 2002, S. 7. 
Nachvollziehbar erscheint dies vor allem vor dem Hintergrund, dass heute erst 3,5 
Prozent der Weltbevölkerung Auslandsreisen unternehmen (vgl. S
UCHANEK
 2001). Die 
Tatsache, dass die Weltbevölkerung allgemein anwächst und der wirtschaftliche 
Aufschwung in bisher unterentwickelten Schwellen- und Entwicklungsländern, den 
sogenannten ,,emerging markets", zunehmend mehr Menschen Möglichkeiten eröffnet ihr 
Einkommen für Konsum- und Luxusgüter zu verwenden, unterstütz diese Annahme. 
Zusätzlich entfallen mit der Öffnung und der fortschreitenden westlichen Orientierung 
kommunistischer Regime Barrieren für bevölkerungsreiche Staaten wie China, so dass 
auch von dieser Seite Tourismuszuwächse zu erwarten sind. 
Entsprechend hat die F
ORSCHUNGSGEMEINSCHAFT 
U
RLAUB UND 
R
EISEN
 ihren ersten 
Haupttrend der touristischen Nachfrage kommender Jahre mit ,,mehr Reisevolumen" 
betitelt. Aufgrund der wachsenden Bedeutung der Senioren als touristische Zielgruppe 
und einer Ausdifferenzierung der Motive findet eine neue Gewichtung der Zielgruppen 
statt. Zunehmend passivere Urlaubsformen, geringere Saisonalität und dominierende 
Veranstalterreisen werden zukünftige Urlaubsreisen prägen. Der Wunsch nach mehr 
Qualität bei der Beherbergung, das neue Buchungsverhalten via Internet und eine 
zunehmende Preissensibilität werden neben den bereits genannten Tendenzen der 
kürzeren Reisedauer, der Zunahme der Flugreisen und der entfernteren Reiseziele als 
weitere wichtige Trends der Zukunft aufgelistet (vgl. F.U.R. 2000). 
1.2  Die historische Entwicklung des Tourismus 
Kapitel 1 
14
Rückblickend lässt sich festhalten, dass die Menschheit seit jeher den Wunsch zu 
Verreisen verspürte. Und sofern sie die Gelegenheit zum Verreisen erfuhr, nutzte sie diese 
und wird dies in Zukunft ebenfalls tun. Denn das ,,Fernweh wird [...] uns immer treiben, 
zukünftig ebenso wie heute und früher" (K
UBINA
 1990, S. 210 f.). 
1.3  Tourismusformen und ihre Abgrenzung 
Im Folgenden sollen die für diese Arbeit entscheidenden Tourismusbegriffe definiert 
werden. Es werden die Begriffe Tourismus und Massentourismus vorgestellt sowie als 
Abgrenzung hierzu die Begriffe Alternativer und Ökotourismus näher diskutiert. 
1.3.1  Definition des Tourismus  
Für den Begriff Tourismus liegen zahlreiche, äußerst unterschiedliche Definitionen vor, 
die bei weitem nicht alle das gleiche Phänomen beschreiben. Gemeinsam ist fast allen 
Darlegungen der Ortswechsel für einen begrenzten Zeitraum. Darüber hinaus herrscht 
allerdings kaum Einigkeit, welche Reiseformen unter dem Begriff zusammengefasst 
werden sollten. Nach S
TEINBACH
 (2003) handelt es sich hierbei lediglich um Erholungs- 
und Vergnügungsreisen, so dass diejenigen Reisenden ausgrenzt werden, die zum Zwecke 
der Gesundheit, der Berufs- oder Geschäftsbeziehungen sowie der routinemäßigen 
Einkaufs- und Veranstaltungsfahrten unterwegs sind. Die deutlich unterschiedliche 
Motivationsstruktur der Erholungs- und Vergnügungsreisenden von derjenigen der 
Geschäftsreisenden begründet diese Einteilung. Gänzlich unberücksichtigt kann diese 
Gruppe jedoch nicht bleiben, da sie häufig durch Kopplung verschiedener Reiseformen 
ebenfalls touristische Aktivitäten ausführt. 
Probleme ergeben sich ferner bei der Absteckung des zeitlichen Rahmens: 
üblicherweise wird bei Reisen ab mindestens einer Übernachtung von Tourismus und bei 
Reisen ohne Übernachtung von Ausflugsverkehr gesprochen. Allerdings ermöglichen 
moderne schnelle Verkehrsnetze die Überwindung großer Strecken in sehr kurzer Zeit, so 
dass interkontinentale ,,Tagesausflüge" möglich geworden sind, diese aber nicht im 
eigentlichen Sinne des Ausflugsverkehrs gewertet werden können (vgl. S
TEINBACH
 2003). 
Entsprechend der Typologisierung der Touristen nach deren Hauptcharakteristika 
untergliedert sich der heutige Tourismus in sechs Klassen: der Abenteuerurlauber (A-
Typ), der Bildungs- und Besichtigungsurlauber (B-Typ), der ferne- und flirtorientierte 
Erlebnis- (F-Typ) und Erholungsurlauber (S-Typ nach der 3S-Urlaubsform ,,Sonne, Sand, 
See") sowie der wald- und wanderorientierte Bewegungs- (W
1
-Typ) und der wald- und 
wettkampforientierte Sporturlauber (W
2
-Typ) (vgl. S
TEINBACH
 2003 nach H
AHN
). Es 
empfiehlt sich jedoch eine weitergehende Untergliederung in die in Tabelle 1-5 
aufgeführten Urlaubsstile auf Basis der unterschiedlichen Hauptaktivitäten der Touristen, 
der charakteristischen Aktionsräume in denen sie sich aufhalten und der typischen Bündel 
von Nebenaktivitäten. 
1.3  Tourismusformen und ihre Abgrenzung 
Kapitel 1 
15
Tabelle 1-5: Urlaubsstile 
 Badeurlaub 
 Urlaub in touristischen Freizeitwelten 
 Feier- und Unterhaltungsurlaub 
 Städtetourismus 
 Winteraktivurlaub 
 Veranstaltungsurlaub 
 Sommersporturlaub 
 Besichtigungsurlaub 
 Studienreisen 
 Kreuzfahrttourismus 
 Wallfahrtsreisen 
 Bootstourismus 
 Wandertourenurlaub 
 Gesundheits- und Wellnessurlaub 
 Erholungsurlaub 
 Abenteuer- und Entdeckerurlaub 
Quelle: nach S
TEINBACH
 2003, S. 302f. 
Diese Urlaubsstile sind keineswegs als statisch anzusehen, sondern sind 
entsprechend den sich ändernden Präferenzordnungen einem stetigen Wandel 
unterworfen. Jener wird von dem jeweiligen Lebensabschnitt und den kulturellen, 
sozialen, ökonomischen und technologischen Rahmenbedingungen geprägt und muss bei 
allen touristischen Planungen berücksichtigt werden. 
1.3.2  Massentourismus als Hauptreiseform 
Wie oben festgestellt wurde, sucht der Tourist vornehmlich Ruhe und Erholung (siehe 
Tabelle 1-9). Ist dies aber in der Masse möglich? Schließt nicht gerade die Masse das Ziel 
ihrer eigenen Suche damit aus? Kann Tourismus in der Masse zusagende Eigenschaften 
vermitteln? 
Ebenso wie sich für den Tourismusbegriff Probleme bei der definitorischen 
Einordnung ergeben, ist auch die Abgrenzung des Begriffes Massentourismus 
problematisch. Im Grunde handelt es sich hierbei lediglich um Tourismus auf quantitativ 
hohem Niveau als Ausdruck der Demokratisierung des Reisens und der touristischen 
Aufrüstung nach dem Zweiten Weltkrieg in der spätkapitalistischen Gesellschaft. 
Massentourismus ist daher Ausdruck der starken Partizipation großer Teile der 
Bevölkerung der modernen Industriegesellschaft am Fremdenverkehr mit einer hohen 
Reiseintensität. Aufgrund des geballten zeitlichen und räumlichen Auftretens der 
Touristen an den touristischen ,,hot spots" entsteht Vermassung und damit auch die 
negativen Aspekte des Massentourismus. L
ESER
 (1998) greift deshalb die negativen 
Assoziationen mit dem Massentourismus-Begriff auf und bezeichnet diesen als 
,,Fremdenverkehr, der sich [überwiegend] in organisierter Form und in größeren Gruppen 
abspielt und als Ziel stark frequentierte Fremdenverkehrsgebiete  aufweist. Der Begriff 
wird häufig abschätzig im Sinn einer Kritik an Auswüchsen des Tourismus gebraucht" 
(L
ESER
 1998, S. 497). 
Es erscheint hier jedoch als sinnvoll von einer Wertung des Begriffes 
Massentourismus abzusehen und sich auf die neutrale Definition des Massentourismus als 
Tourismus auf quantitativ hohem Niveau zu beschränken. Eine qualitative Diskussion des 
Begriffes würde zum einen die Bearbeitung des Themas von vorneherein zum Scheitern 
Kapitel 1 
16
1.3  Tourismusformen und ihre Abgrenzung 
verurteilen, zum anderen handelt es sich bei den negativen Auswirkungen um Folgen, die 
das Phänomen ,,Massentourismus" nach sich ziehen kann, die aber nicht inhärent damit 
verbunden sind. 
Dem Massentourismus wird überwiegend die dominante Urlaubsform des 3S-
Urlaubs zugeordnet, die etwa in den großen spanischen Tourismuszentren und in anderen 
Bereichen der Pleasure Periphery das Bild des Tourismus prägt. Doch auch andere 
Urlaubsstile können sich durch massentouristische Charakteristika auszeichnen.  
Abbildung 1-8: Idealisiertes Modell der Urlaubsstile mit zunehmender massentouristischen  
Prägung 
Quelle: eigener Entwurf. 
Abbildung 1-8 zeigt eine idealisierte Darstellung der einzelnen Urlaubsstile gruppiert 
nach deren zunehmenden massentouristischen Prägung. Während die Philosophie des 
Abenteuer- und Entdeckerurlaubes als auch des Erholungs- und Gesundheitsurlaubes 
(Cluster der Ruhe und Individualität) das Auftreten massentouristischer Tendenzen generell 
ausschließt  ein wirkliches Abenteuer und die psychische Erholung kann nicht in der 
Sicherheit und Stresseinwirkung der Masse erfahren werden  können diese in der Realität 
jedoch auch hier in gewissem Umfang in Erscheinung treten (siehe Kapitel 1-3.4.2).  
Das  Cluster des Bewegungstourismus beinhaltet jene Urlaubsstile, die mit der 
Bewegung auf touristischen Pfaden  und Routen in Verbindung stehen (Wandertouren, 
Studienreisen, Kreuzfahrten etc.). Diese zeichnen sich durch das temporäre Auftreten in 
Massen an den entsprechenden Knoten (Attraktionen und sonstige touristische 
Einrichtungen) dieser Hauptlinien aus. Pfade und Routen beschreiben hierbei jene Wege, 
auf welchen sich die Touristen innerhalb der touristischen Aktionsräume bewegen, wobei 
Routen den zeitlichen und räumlichen Verlauf einer Rundreise definieren. 
1.3  Tourismusformen und ihre Abgrenzung 
Kapitel 1 
17
Der  Cluster des Hot-Spot-Tourismus ist durch eine nahezu durchgängige 
massentouristische Prägung gekennzeichnet. Allen voran ist der klassische Badetourismus 
durch eine hohe Konzentration von Touristen auf begrenztem Raum während des 
gesamten Urlaubes charakterisiert. Einzig in den künstlichen Freizeitwelten, welche auch 
als touristische Enklaven bezeichnet werden, ist diese Konzentration größer. Dieser Cluster 
ist wesentlich durch eine starke räumliche und zeitliche Bindung an 
Infrastruktureinrichtungen gekennzeichnet, weshalb an diesen Standorten stets die Masse 
in Erscheinung tritt. Gerade die Urlaubsstile des Winteraktivurlaubes mit dem Ski- und 
Snowboardurlaub sind in besonderem Maße von der Errichtung touristischer 
Infrastruktur mit ihren technischen Aufstiegshilfen abhängig. Somit ist für den 
Massentourismus vor allem der Cluster des Hot-Spot-Tourismus relevant, sowie die 
Knoten der anderen Urlaubsstile. 
Schließlich bleibt die Frage bestehen, was Masse ist und ab wann es sich um 
Tourismus auf quantitativ hohem Niveau handelt. Explizite Antworten auf diese Frage 
können auch hier nicht gegeben werden, denn die Ergebnisse sind äußerst situations- und 
regionsabhängig. Beispielsweise können am Mount Everest in Nepal bereits 88 Bergsteiger 
die massive Überlastung der Lokalität bedeuten (vgl. H
OLM
 2003). In kaum einer anderen 
Region  egal ob mit touristischer Infrastruktur ausgestattet oder nicht  würde diese 
vergleichsweise geringe Anzahl von Besuchern ernsthafte Probleme auslösen. Damit ist 
Masse nicht allgemeingültig und nur schwerlich abzugrenzen. Abgesehen davon 
entstehen nicht notwendigerweise nur aus der Masse heraus Probleme für das Zielgebiet. 
Kann Massentourismus in manchen Fällen und in mancher Hinsicht nicht doch vielleicht 
auch verträglich sein? 
1.3.3  Alternativer Tourismus und Ökotourismus 
Alternativer Tourismus (AT) und Ökotourismus werden durchgängig als Gegenpol zum 
Massentourismus genannt. Entsprechend der oben angesprochenen Strittigkeiten zur 
definitorischen Abgrenzung, herrscht auch hier Uneinigkeit bei der Bestimmung der 
Begrifflichkeiten. W
EAVER
 (1998) stellt das Problem grafisch dar, indem er die Beziehung 
der Tourismusarten zueinander aufzeigt (siehe Abbildung 1-9). 
Alternativer Tourismus ist  dem Begriff nach  eine Alternative zum 
Massentourismus und damit anders als dieser, vor allem von kleinerem Umfang. 
Allerdings ist diese Bestimmung allein etwas wage, um davon auf eine verträglichere und 
erholsamere Reiseform zu schließen. Wie die Grafik nach W
EAVER
 zeigt, kann auch 
alternativer Tourismus ähnliche negative Formen wie der Massentourismus 
hervorbringen und stellt damit nicht immer eine anstrebenswerte Alternative dar.  
Der bedeutendste Teilbereich des alternativen Tourismus ist zweifelsohne der 
Ökotourismus. Er entstand aus einem veränderten Umweltbewusstsein und der 
bewussten Ablehnung des Massentourismus. Ökotouristen wird zugeschrieben, dass sie 
neue, abenteuerliche und persönliche Erfahrungen an einzigartigen, entlegenen oder 
urtümlichen Orten suchen (vgl. B
LAMEY
 2001). 
Kapitel 1 
18
1.3  Tourismusformen und ihre Abgrenzung 
Abbildung 1-9: Beziehung zwischen Massentourismus, alternativem und Ökotourismus 
Quelle: W
EAVER
 1998, S. 32, nach B
UTLER
 1996. 
Die Definitionen zum Begriff Ökotourismus gehen allerdings nicht durchgängig von 
derart prägnanten Unterschieden zum Massentourismus aus. Im weitesten Sinne kann 
Ökotourismus jegliche Form des Tourismus umfassen, deren Reiseinhalt unter anderem 
der Naturgenuss oder das kulturelle Interesse an einer Gegend darstellt. Die 
Ökotourismus-Gesellschaft hingegen definiert Ökotourismus als Reisen mit dem Ziel, die 
kulturelle und natürliche Geschichte der aufgesuchten Räume zu verstehen. Gleichzeitig 
soll die Integrität der Ökosysteme erhalten und wirtschaftliche Möglichkeiten zum Schutz 
der Ressourcen erzielt werden (vgl. M
IDDLETON
 1998). Damit zeichnet sich das breite 
"Ökotourismus-Spektrum" ab, mit einer Spannbreite vom ,,hard ecotourist" hin zum ,,soft 
ecotourist" (siehe Tabelle 1-6).  
Tabelle 1-6: Charakteristika des harten (hard) und des sanften (soft) Ökotourismus 
Hard 
(Active) 
Ökotourismus-Spektrum
Soft 
(Passive) 
Strong environmental commitment 
Enhancement sustainability 
Specialized trips 
Long trips 
Small groups 
Physically active 
Few if any services expected 
Emphasis on personal experience 
...
...
... 
... 
... 
... 
... 
... 
Moderate environmental commitment
Steady-state sustainability
Multi-purpose trips
Short trips
Large groups
Physically active
Service expected
Emphasis on interpretation
Quelle: W
EAVER
 2001a, S. 106. 
1.3  Tourismusformen und ihre Abgrenzung 
Kapitel 1 
19
Letzterer unterscheidet sich von ersterem dadurch, dass er die Urlaubsregion in dem 
Zustand verlässt wie er sie vorgefunden hat, während ersterer versucht die Situation in 
der Region zu verbessern. Zudem erwartet der sanfte Ökotourist im Gegensatz zu seinem 
strengeren Pendant ein gewisses Maß an Dienstleistungen und ist nicht bereit sich 
gänzlich der Kargheit einer Region hinzugeben. Damit bezeichnet der weniger strikte, 
sanfte Ökotourist, der auch in Massen auftreten kann, den schleichenden Übergang zum 
Massentourismus. 
E
LLENBERG
ET
. 
AL
. (1997) ordnen diesem Spektrum drei Gruppen von Ökotouristen 
zu: die ,,sanften Stillen" unternehmen meist ausgedehnten Reisen in die Natur oder zu 
traditionellen Kulturvölkern, bringen jedoch wenig Geld in die Zielregion und sind häufig 
intolerant gegenüber anderen Urlaubern. Die ,,anspruchsvollen Naturkonsumenten" 
verfügen über ein großes Reisebudget und über hohe Komfortansprüche. Während ihrer 
relativ kurzen Reisedauer wird aber die einheimische Bevölkerung kaum gewürdigt und 
die Natur lediglich als Urlaubs-Konsumgut betrachtet. Der ,,ideale Ökotourist" 
unternimmt lange Reisen, stellt keine hohen Ansprüche an Komfort und Service und 
konsumiert regionale Produkte. Im Gegensatz zu den beiden oben genannten Gruppen ist 
sich der ,,ideale Ökotourist" darüber hinaus vollends über seine Rolle als störender 
Fremder und über seine Einwirkungen auf Umwelt und Kultur bewusst  trotz jeglicher 
Versuche seinerseits sich angepasst zu verhalten. Allerdings ist festzuhalten, dass dieser 
Gruppe in der Realität niemand dauerhaft angehört, denn Urlaub bedeutet auch für die 
meisten Ökotouristen weniger Verzicht als Genuss. Damit ist dem Großteil der Reisen  
welche als Ökotourismus deklariert werden  gemein, dass lediglich Naturräume das 
Reiseziel darstellen (vgl. E
LLENBERG
ET
. 
AL
. 1997). 
Abschließend kann somit festgehalten werden, dass häufig kein entscheidender 
Unterschied zwischen Öko- und Massentourismus existiert; besonders vor dem 
Hintergrund, dass der sanfte, weniger strenge Ökotourismus im Grunde eine Variante des 
Massentourismus darstellt (vgl. L
AWTON
 2001). Wie sich die Reiseformen zu ihren 
konkreten Ausprägungen entwickeln und wodurch bestimmt wird, welche 
Tourismusform sich schließlich in der jeweiligen Region etabliert, ist Inhalt des folgenden 
Kapitels. 
1.4  Entwicklungskonzepte für Tourismusregionen 
1.4  Entwicklungskonzepte für Tourismusregionen 
Kapitel 1 
20
Die Entwicklung von Tourismusregionen hat entscheidenden Einfluss auf die Etablierung 
der dort anzutreffenden Urlaubsstile. Dieses Kapitel widmet sich daher den verschiedenen 
Entwicklungsmöglichkeiten von touristischen Räumen. 
1.4.1 Touristische Aktionsräume als Planungsgrundlage 
Wie in Kapitel 1-1.1.1 erläutert, wird das Verhalten der Touristen von verschiedenen 
Bedürfnissen und Motiven bestimmt, wobei sich dieses nach einem ähnlichen, immer 
wiederkehrenden Muster entsprechend der touristischen Schlüsselaktivitäten abspielt 
(vgl. S
TEINBACH
 2003). Hierdurch ergibt sich eine Bündelung der touristischen Tätigkeiten 
und damit bilden sich touristische Aktionsräume heraus. Der Tourist interessiert sich nicht 
für die Ganzheit einer Region, sondern vorrangig für die ,,honey pots" oder ,,highlights" 
und bewegt sich deshalb auf bestimmten Wegen, den touristischen Pfaden und Routen, zu 
diesen unterschiedlichen Stationen. Dies ist zum einen auf das begrenzte Zeitbudget (vgl. 
S
TEINBACH
 2003, nach H
ÄGERSTRAND
) zurückzuführen. Denn innerhalb eines oft knapp 
bemessenen Rahmens möchte der Besucher dennoch möglichst alle Besonderheiten und 
Schönheiten einer Region bewundern. Zum anderen lotst die Informations- und 
Werbepolitik der Reiseführer, der Tourismusregionen und Veranstalter, welche die 
Sehenswürdigkeiten einer Region als touristisches Muss normen und diese gezielt 
promoten, die Besucher zu diesen Highlights. Das Verhalten der Touristen lässt sich somit 
leichter vorausbestimmen. Auf diese Weise bildet sich in den touristischen Regionen ein 
,,zentraler" und ein ,,sekundärer Tourismusbereich" sowie eine ,,touristische Randzone" 
heraus (vgl. S
TEINBACH
 2003), die nur aufgrund punktueller Attraktionen am zentralen 
Tourismusgeschehen beteiligt ist. Diese Zonierung ermöglicht die einfachere Kontrolle 
und Management der Besucherströme und schützt zudem periphere Bereiche. 
Entscheidend sind diese Erkenntnisse besonders für den Massentourismus, denn 
durch die verschiedenen Verhaltensbeschränkungen in den Aktionsräumen tritt das 
Phänomen der Masse überhaupt erst in Erscheinung: zum einen schränken 
Kapazitätsbegrenzungen das vorhandene Zeitbudget ein, nachdem biologische und soziale 
Grundbedürfnisse zunächst erfüllt werden müssen (siehe Kapitel 1-1.1.1). Des weiteren 
erfordern  Kopplungsbeschränkungen die Abstimmung der touristischen Aktivitäten auf 
externe Vorgaben, wie Öffnungszeiten oder Ferienregelungen. Autoritätsbeschränkungen 
fungieren schließlich beispielsweise mittels Eintrittspreise als soziales und ökonomisches 
Kontrollinstrument (vgl. S
TEINBACH
 2003). Mit den touristischen Aktivitäten ist somit eine 
intrinsische Bündelung der Besucher an den verschiedenen Standorten der touristischen 
Infrastruktur verbunden. Wichtig ist diese Erkenntnis speziell für die Planung, 
insbesondere in Hinblick auf die touristische Leitung, Lenkung und Zonierung als 
entscheidende Elemente der regionalen Tourismusplanung. Auf diese Steuerungselemente 
soll in Kapitel 2-4.1.1.1 näher eingegangen werden. 
Kapitel 1 
21
1.4  Entwicklungskonzepte für Tourismusregionen 
1.4.2  Das Lebenszyklusmodell von Tourismusregionen nach R. B
UTLER
Die Tourismusregion im zeitlichen Kontext betrachtet B
UTLER
 (1980) mit seinem 
Lebenszyklusmodell für touristische Regionen. Ausgangspunkt ist deren Dynamik, 
aufgrund sich ändernder Wünsche und Anforderungen der Gäste.  
Die touristische Entwicklung einer Gegend beginnt meist mit deren Entdeckung 
durch einzelne Künstler, Trendsetter und Eliten. Exemplarisch beschreibt C
HRISTALLER
(1963) den Wandel einer solchen Region: 
Painters search out untouched and unusual places to paint. Step by step the place 
develops as a so-called artist colony. Soon a cluster of poets follows, kindred to the 
painters: then cinema people, gourmets, and the jeunesse dorée. The place becomes 
fashionable and the entrepreneur takes note. The fisherman's cottage, the shelter-huts 
become converted into boarding houses and hotels come on the scene. Meanwhile the 
painters have fled and sought out another periphery  periphery as related to space, 
and metaphorically, as `forgotten´ places and landscapes. [...] More and more 
townsmen choose this place, now en vogue and advertised in the newspapers. [...] At 
last the tourist agencies come with their package rate travelling parties; now, the 
indulged public avoids such places (C
HRISTALLER
 1963, S. 103). 
Die Analogie einer solchen typischen regionalen Tourismusentwicklung mit dem 
Produktlebenszyklus mit Innovations-, Wachstums-, Reife- und Schrumpfungsphase aus 
den Wirtschaftswissenschaften veranlasste B
UTLER
 einen stereotypen Lebenszyklus für 
touristische Räume aufzustellen (siehe Abbildung 1-10a).  
Abbildung 1-10: Das Lebenszyklusmodell von Tourismusregionen 
Quelle: eigener Entwurf nach B
UTLER
 1980, S. 7. 
Dieser Zyklus beginnt zunächst mit der ,,Entdeckung" (Exploration) neuer 
Tourismusregionen durch vereinzelte Reisende. Zu diesem Zeitpunkt verfügt die Region 
1.4  Entwicklungskonzepte für Tourismusregionen 
Kapitel 1 
22
kaum über tourismusrelevante Einrichtungen, wodurch die Gäste gezwungenermaßen 
lokale Einrichtungen mitbenutzten müssen. Hierdurch entsteht eine hohe 
Kontakthäufigkeit zwischen Einheimischen und Gästen, die für manche Gäste eine 
grundlegende Motivation für diese Reise sein kann. Mit zunehmender Beteiligung am 
Tourismusgeschehen von Seiten der Touristen und der regionalen Bevölkerung in der 
,,Erschließungsphase" (Involvement) steigt die Zahl der gezielten Investitionen zur 
Förderung des Tourismus und erste Werbemaßnahmen werden durchgeführt.  
Während zur Zeit der Erschließung der Kontakt zwischen Einheimischen und 
Besuchern noch relativ ausgeprägt ist, büßt die ansässige Bevölkerung in der 
,,Entwicklungsphase" (Development) zunehmend die Kontrolle über das Geschehen ein, ist 
nicht mehr umfassend involviert und verliert deshalb nach und nach den Bezug zu den 
Gästen. Die Region wird mittlerweile massiv beworben, die steigende Zahl der 
Attraktionen wird verstärkt von externen Organisationen verwaltet und durch den 
wachsende Arbeitskräftebedarf werden mehr und mehr regionsfremde Arbeitskräfte 
rekrutiert. Damit entfremdet sich die Region zunehmend von ihrem ursprünglichen 
Gesamtbild und eine Homogenisierung im Sinne internationaler Normen findet statt. 
Schließlich festigt sich ihr Name in der ,,Konsolidierungsphase" (Consolidation), obwohl 
bereits ein erster prozentualer Rückgang der Besucherzuwachsraten zu verzeichnen ist. 
Über Werbung und Marketingaktionen wird versucht diese Zahlen wieder zu steigern, da 
mittlerweile die gesamte Struktur meist sehr einseitig vom Tourismus abhängig ist. 
Internationale Ketten und Betreiber besitzen einen Großteil der touristischen Infrastruktur, 
was dazu führt, dass die Einwohner selbst immer weniger vom Tourismus profitieren. 
Infolge dessen zeichnen sich erste Anzeichen von Ressentiments gegenüber den Touristen 
ab. In der Phase der ,,Stagnation" (Stagnation) ist nun der Höhepunkt der Gästezahlen 
erreicht. Die Region hat zwar ihren Markennamen in der Tourismusindustrie und bei den 
Konsumenten gefestigt, doch zählt sie aufgrund der erreichten bzw. überschrittenen 
Kapazitätsgrenzen und dem Bedeutungsgewinn neuer Urlaubsstile, welche sich in 
anderen Regionen etablieren, nicht mehr zu den Trendreisezielen. Das ausufernde 
touristische Wachstum führt zu ökologischen, sozialen und ökonomischen Problemen in 
der Region, weshalb lediglich noch Dauergäste, kaum aber neue Zielgruppen angelockt 
werden können. Durch den fortgeschrittenen Infrastrukturausbau  mit importierten und 
artifiziellen Attraktionen  kann das Image der Region von der geographischen Umwelt 
gelöst sein, so dass keine eigenständigen Besonderheiten mehr vermittelt werden können. 
Hierdurch sinkt die Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen 
Tourismusorten, was zum ,,Abschwung" (Decline) der Besucherzahlen führt. Infolge 
dessen werden touristische Einrichtungen nach und nach geschlossen, andere werden in 
ihrer Funktion umgewandelt. Der touristische Raum verliert seine Bedeutung und 
verabschiedet sich zunehmend aus dem Tourismusgeschäft. In dieser Zeit entwickelt sich 
eine Region entweder zum ,,tourist slum" (B
UTLER
 1980, S. 9) oder wendet sich gänzlich 
vom Tourismus ab. Die rückläufige Attraktivität der Region senkt derweil die 
Investitionspreise, so dass wieder Einrichtungen in lokale Hände übergehen können. 
Sofern zu diesem Zeitpunkt noch ein touristisches Bewusstsein in der Bevölkerung 
1.4  Entwicklungskonzepte für Tourismusregionen 
Kapitel 1 
23
vorhanden ist und sie daher einen Strukturwandel mit der Modifikation der touristischen 
Infrastruktur bzw. die Verlagerung auf neue Urlaubsstile befürwortet und unterstützt, 
kann die Destination eine ,,Verjüngung und Revitalisierung" (Rejuvenation) erleben. Eine 
erneute Attraktivitätssteigerung ist entweder durch die Schaffung neuer künstlicher 
Attraktionen, die Restaurierung bestehender oder die Inwertsetzung bislang 
unberücksichtigter Ressourcen möglich. Für ersteres können die zahlreichen Freizeitparks 
und Spaßbäder genannt werden, die in oder nahe bestehender Tourismusregionen 
errichtet wurden. Um letzteres zu bewirken wird beispielsweise auf Mallorca über den 
Bau mehrerer Golfplätze versucht, die landschaftliche Attraktivität, das ganzjährig 
günstige Klima sowie die Nähe zu den europäischen Quellmärkten zu nutzen und 
,,Qualitätstouristen" zu binden (siehe Kapitel 2-5). Um diesen neuen touristischen 
Aufschwung zu erreichen sind weitreichende Initiativen und Bemühungen sowohl von 
Seiten der einheimischen Bevölkerung als auch von Seiten der Regierungen erforderlich. 
Dies zeigt sich jedoch oft erst erreichbar, wenn bereits massive Schäden und Einbußen 
erfahren werden mussten.  
So wie der Grad des infrastrukturellen Ausbaus, die Besitzverhältnisse und die Zahl 
der Touristen im Laufe des Lebenszyklus der Tourismusregionen variiert, so verändern 
sich auch die in der Region anzutreffenden Tourismusformen (siehe Abbildung 1-10b). 
Während zu der Gruppe der ,,Explorer" in der ersten Phase der Entwicklung vor allem 
,,hard ecotourists" gezählt werden können, reisen mit zunehmendem Grad der 
touristischen Aufrüstung und dem steigenden Angebot touristischer Leistungen mehr und 
mehr ,,soft ecotourists" in die Region. Die harten Ökotouristen, in der Literatur auch als 
allozentrisch, also abenteuerlustig und offen für Neues bezeichnet (vgl. P
LOG
 in R
OSACKER
1993, siehe Tabelle 1-7), wenden sich damit von ihr ab. Neue, noch periphere und 
ursprüngliche Destinationen, die bislang ohne gezielte Umgestaltung für den Tourismus 
auskamen, werden nun von ihren ersten Gästen entdeckt.  
Tabelle 1-7: Merkmale der psycho- und allozentrischen Touristen 
Psychozentrische Massentouristen 
Allozentrische Alternativtouristen
Vertrauend / gehemmt / reserviert 
Nervös 
Nicht abenteuerlustig 
Eingeengt 
Selbstbewusst / offen
Stabil
Abenteuerlustig
In vielen Lebenslagen erfolgreich
Quelle: nach P
LOG
 in R
OSACKER
 1993. 
In den bereits ergründeten Regionen werden aufgrund der neuen 
Verdienstmöglichkeiten im Tourismus immer weitere Einrichtungen und Attraktionen 
geschaffen oder erschlossen, wodurch verstärkt auch konventionelle, introvertiertere, an 
Vertrautem festhaltende psychozentrische Massentouristen angesprochen werden. Diese 
Gruppe erwartet ein bestimmtes Maß an Leistungen und Komfort, um sich ohne große 
Umgewöhnung von zuhause auch in der Fremde zurecht zu finden und keine großen 
Risiken im Urlaub eingehen zu müssen. Somit erweisen sich die harten Ökotouristen, 
Kapitel 1 
24
1.4  Entwicklungskonzepte für Tourismusregionen 
welche sich bewusst vom Massentourismus und anderen Tourismusformen absondern 
möchten, gerade als deren Wegbereiter. Sie sind die Pioniere des folgenden intensiven 
Infrastrukturausbaus in der Zielregion, der wachsenden Standardisierung des Angebotes 
und somit der vielgeschmähten Eigenarten des Massentourismus an sich. 
Die Relevanz dieses Konzeptes liegt in der Tatsache, dass eine Tourismusregion stets 
mit Veränderungen bezüglich der externen Struktur in Hinblick auf Gästeerwartungen 
und Markttrends konfrontiert wird. Auch von Seiten der internen Struktur der 
demographischen, kulturellen und sozialen Durchmischung sowie von Seiten der 
Angebotsgestaltung zeichnen sich stets neue Entwicklungen ab. Da der Tourismus in 
zahlreichen Regionen einen wichtigen, oder gar den wichtigsten Wirtschaftsfaktor 
darstellt, sollte jede Tourismusregion an der dauerhaften Attraktivität des eigenen 
Angebotes interessiert sein. Vor diesem Hintergrund müssen sich die zuständigen Stellen 
für Planung und Entwicklung dafür einsetzen Kapazitätsgrenzen nicht zu überschreiten 
sowie das Angebot weiterzuentwickeln und zu verbessern um konkurrenzfähig zu 
bleiben. Besonders entscheidend ist zudem ein Umdenken der gegenwärtig 
dominierenden Politik des maximalen kurzfristigen Gewinns (vgl. B
UTLER
 1980) 
zugunsten langfristigerer Planungen und damit dauerhafter Prosperität. 
1.4.3  Das ,,broad context model" der Destinationsentwicklung nach 
W
EAVER
Das Konzept von W
EAVER
 für die Entwicklung von Tourismusregionen basiert wie die 
B
UTLER
-Kurve auf der grundlegenden Dynamik der regionalen Entwicklung. Allerdings 
beschreibt W
EAVER
 das B
UTLER
-Modell als lediglich eine von insgesamt acht möglichen 
Varianten. Ausgangsbasis für diese Szenarien sind die vier wesentlichen Idealformen des 
Tourismus (siehe Abbildung 1-11), welche sich aus dem Verhältnis zwischen der 
jeweiligen Tourismusintensität und dem Ausmaß der angewandten 
Regulationsmechanismen ergeben. 
Abbildung 1-11: Idealformen des Tourismus 
Quelle: nach W
EAVER
 2000. 
Kapitel 1 
25
1.4  Entwicklungskonzepte für Tourismusregionen 
Die Alternativen Tourismusformen der ersten Spalte der Matrix definieren sich 
hierbei als Gegenteil zum Massentourismus und sondern sich von diesem durch 
verschiedene Wesensmerkmale ab (siehe Tabelle 1-8). Dies wurde bereits bei dem Wandel 
der Tourismusformen im B
UTLER
-Zyklus (siehe Kapitel 1-1.4.2) angedeutet. 
Tabelle 1-8: Idealformen des Massen- und Alternativen Tourismus 
Charakteristika Massentourismus  Alternativer 
Tourismus 
AT- 
Variante 
Märkte 
Segment 
Volumen und Art 
Saisonalität 
Quellregionen 
Psychozentrisch-midzentrisch 
Groß; Reisepakete 
Explizite Haupt- und Nebensaison 
Wenige dominante Märkte 
Allozentrisch-midzentrisch 
Gering; individuelle Arrangements 
Keine explizite Saisonalität 
Keine dominanten Märkte 
    ZAT 
    BAT 
Attraktionen 
Betonung 
Charakter 
Ausrichtung 
Äußerst kommerzialisiert 
Unspezifisch, gekünstelt 
Hauptsächlich oder nur Touristen  
Gemäßigt kommerzialisiert 
Regionsspezifisch, authentisch 
Touristen und Einheimische 
    ZAT 
    BAT 
Unterkunft 
Größe 
Räumliches Muster 
Dichte 
Architektur 
Eigentumsverhältnis 
Großmassstäbig 
Konzentriert in Touristenzentren 
Hohe Dichte 
Internationaler Stil; aufdringlich 
Extern, große Gesellschaften 
Kleinmassstäbig 
Verteilt über gesamte Region 
Geringe Dichte 
Einheimischer Stil, unauffällig 
Lokal, kleine Unternehmen 
    ZAT 
    BAT 
Ökonomischer Status
Rolle des Tourismus 
Bindungen zur Region 
Abflüsse aus Region 
Multiplikatoreffekte 
Dominiert lokale Wirtschaft 
Vorwiegend extern 
Extensiv 
Gering 
Ergänzt wirtschaftliche Aktivitäten 
Vorwiegend intern 
Minimal 
Hoch 
    ZAT 
    BAT 
Regulation 
Kontrolle 
Ausmaß 
Ideologie 
Betonung 
Zeitlicher Rahmen 
Externer privater Sektor 
Gering; unterstützend für privaten 
Sektor 
Freie Marktkräfte 
Wirtschaftliches Wachstum, 
Profite; sektorspezifisch 
Kurzfristig 
Lokale `Gemeinschaft´ 
Extensiv; um negative 
Auswirkungen zu minimieren 
Öffentliche Eingriffe 
Stabilität und Prosperität der 
Region; integrativ, holistisch 
Langfristig 
    Nur  
    BAT  
Quelle: nach W
EAVER
 2000. 
Der  zufällig alternative Tourismus (ZAT; ,,Circumstantial Alternative Tourism") 
unterscheidet sich in Hinblick auf seine touristische Erscheinung somit grundlegend vom 
Massentourismus: bezüglich der Märkte und Attraktionen, der Beherbergungsbetriebe 
1.4  Entwicklungskonzepte für Tourismusregionen 
Kapitel 1 
26
und ökonomischen Effekte in der Zielregion. Diese Tourismusform wird jedoch nicht oder 
nur ungenügend reguliert, weshalb kein dauerhaft verträglicher Tourismus garantiert 
werden kann. Nach dem B
UTLER
-Modell wäre diese Ausprägung mit noch geringen 
Beteiligungszahlen von Touristen der Entdeckungs- und Erschließungsphase zuzuordnen. 
Der  bewusst alternative Tourismus (BAT; ,,Deliberate Alternative Tourism") unterscheidet 
sich wiederum von seiner zufälligen Variante durch den Einsatz gezielter und nicht mehr 
zufälliger Regulierungsmaßnahmen, um die Region auch zukünftig in einer möglichst 
ursprünglichen Situation zu erhalten. 
Entwickelt sich der Tourismus in einer Region ungebremst und unkontrolliert weiter, 
so werden die ökologischen und soziokulturellen Grenzen überschritten. Eine solche 
Tourismusform bezeichnet W
EAVER
 als unnachhaltigen Massentourismus (UMT; 
,,Unsustainable Mass Tourism"). Werden aber die Grenzen des akzeptablen Wandels und 
Eingriffes trotz hoher Tourismusintensität eingehalten, kann von nachhaltigem 
Massentourismus (NMT; ,,Sustainable Mass Tourism") gesprochen werden. 
Da Tourismusregionen, wie bereits bei B
UTLER
 festgestellt, keinesfalls statisch sind, 
sondern sich willkürlich oder gelenkt verändern können, diskutiert W
EAVER
 die 
möglichen Varianten dieser Szenarien. Circa 95 Prozent der Erdoberfläche sind heute der 
Gruppe der zufällig alternativen Tourismusregionen zuzuordnen. Die meisten dieser 
besitzen kein nennenswertes Potenzial für die weitere touristische Entwicklung zu einer 
bedeutenden Tourismusregion. Das wahrscheinlich häufigste, gleichwohl aber keineswegs 
wünschenswerte Szenario ist der Wechsel vom zufällig alternativen zum unnachhaltigen 
Massentourismus (ZAT   UMT), der auch im klassischen B
UTLER
-Modell beschrieben 
wird. Aufgrund der mangelnden Regulierungsmaßnahmen und der Nähe zu potenziellen 
Destinationen, oder aufgrund der eigenen Attraktivität wachsen die Gästezahlen rasant 
und unkontrolliert an. Die ökologischen und soziokulturellen Begebenheiten 
verschlechtern sich daher am Höhepunkt dieser Entwicklung. Das Interesse der Touristen 
an der Region sinkt, was rückläufige Nächtigungszahlen und einen Bedeutungsrückgang 
des Tourismussektors zur Folge hat, sofern nicht aufwendige Rettungsmaßnahmen 
gestartet werden. Besonders wärmere Küstenregionen und Inseln wie die Regionen der 
sogenannten ,,Pleasure Periphery" mit der Karibik, den Hawaiianischen Inseln, dem 
Mittelmeerraum, aber auch zentrale Gebiete wie alpine Täler und Gegenden an 
Wasserflächen zeigen sich als außerordentlich anfällig für diesen Wandel. 
Bei der Wende vom zufällig zum bewusst alternativen Tourismus (ZAT   BAT) 
wird der Fortgang der B
UTLER
-Sequenz in der Erschließungsphase und damit vor dem 
drastischen Infrastrukturausbau der Entwicklungsphase unterbunden. Dies geschieht 
vorwiegend in Regionen, die für eine fortschreitende Entwicklung zum Massentourismus 
aufgrund mangelnder Attraktionen oder geringer Kapazitätsgrenzen nicht geeignet sind, 
oder in Regionen, deren Bevölkerung und touristische Leistungsträger sich bewusst für 
einen Tourismus auf quantitativ niedrigem Niveau entscheiden. Beispiele hierfür sind 
Destinationen in sensiblen Ökosystemen, im Lebensraum von traditionellen Kulturvölkern 
und bevorzugt in der Nähe von Nationalparks, wo die umweltbewussten Besucher 
beherbergt werden. 
1.4  Entwicklungskonzepte für Tourismusregionen 
Kapitel 1 
27
Die Evolution vom zufällig alternativen zum nachhaltigen Massentourismus (ZAT   
NMT) findet eher selten statt. Möglich ist dies in Zusammenhang mit großen Resorts oder 
Freizeitanlagen, die von einem weitreichenden Regulationsrahmen umgeben sind, um 
minimale ökologische als auch soziale Belastungen zu versichern. Für eine derartige 
Steigerung der Tourismusintensität ist die gezielte Anpassung der Kapazitätsgrenzen nach 
oben die wichtigste Voraussetzung. 
Eine bewusst alternative Tourismusregion kann sich aus zwei Gründen zum 
nachhaltigen Massentourismus (BAT   NMT) entwickeln: um überhaupt Massen 
anzuziehen, muss die Region zunächst das Interesse der Urlauber wecken. Zum einen ist 
dies durch die Eignung für den 3S-Tourismus (Sonne, Sand, See) oder andere beliebte 
Tourismusformen möglich. Zum anderen kann sich nachhaltiger Massentourismus auch 
in Regionen etablieren, die als vorbildliche Orte des bewusst alternativen Tourismus 
bekannt sind und auf diese Weise verstärkt Besucher in ihren Bann ziehen, wie in 
manchen Naturreservaten Costa Ricas geschehen. Je attraktiver eine Destination mit ihren 
landschaftlichen Besonderheiten oder kulturellen Eigenarten ist, desto mehr Besucher 
werden von ihr angesprochen. Bei der Entwicklung vom anfänglich kleinmassstäbigen hin 
zum Massentourismus sind allerdings umfassende Anforderungen an das Management 
gestellt, um die Region an die veränderten Bedingungen anzupassen. Geschieht dies nicht, 
entfaltet sich der Tourismus bei einem raschen Anstieg des Besucherverkehrs vom 
bewusst alternativen Tourismus zum unnachhaltigen Massentourismus (BAT   UMT). 
Beispiele für dieses Szenario sind einige Nationalparke wie der Amboseli Nationalpark in 
Kenia, der dem enormen Besucheranstieg keine entsprechenden Regelungen 
entgegensetzen konnte. 
Ist in einer Gegend nachhaltiger Massentourismus etabliert, bedeutet dies 
keineswegs, dass er auf Dauer garantiert ist. Sobald Kapazitätsgrenzen gelockert, nicht der 
aktuellen Situation angepasst oder nicht mehr berücksichtigt werden, ebnet dies schnell 
den Weg vom nachhaltigen zum unnachhaltigen Massentourismus (NMT  UMT). 
W
EAVER
 nennt hier exemplarisch die Tourismusentwicklung der Region Cancún. 
Zunächst war dort die mexikanische Regierung an steigenden Touristenzahlen, damit 
auch an steigender Attraktivität der Region interessiert und implementierte deshalb ein 
ausführliches Regelwerk. Sobald die erhofften Übernachtungszahlen erreicht waren, 
wurden staatliche Förderungen und Auflagen zurückgeschraubt und damit dem 
unkontrollierten Wachstum die Pforten geöffnet. Diese Evolution kann sich auch durch 
Einflüsse von außen vollziehen. Schließlich handelt es sich bei Tourismus um ein 
zentrifugales Phänomen (vgl. C
OHEN
 1978), das sich von einem Kern ausgehend ins 
Umland ausbreitet. Um Disney World in Florida herum setzte beispielsweise ein derart 
ausschweifendes Wachstum des Tourismussektors ein, dass der zuvor streng 
reglementierte Komplex nun in einem unverträglichen Umfeld eingebettet liegt. Diese 
mangelnden Planungs- und Managementkonzeptionen sind hingegen für die 
Transformation des unnachhaltigen in einen nachhaltigen Massentourismus (UMT   
NMT) von höchster Bedeutung. Dieses letzte Szenario erscheint als ziemlich 
unwahrscheinlich, da zu neuen Planungs- und Managementaufgaben zusätzlich meist 
1.4  Entwicklungskonzepte für Tourismusregionen 
Kapitel 1 
28
erhebliche Kosten zur Beseitigung der ,,Tourismusaltlasten" hinzukommen. Dennoch ist 
diese Tendenz im mallorquinischen Calvià zu beobachten, dessen Methoden in Kapitel 2-5 
näher dargelegt werden. 
Nach dem oben gesagten wird deutlich, dass der bewusst alternative Tourismus und 
der  nachhaltiger Massentourismus die anzustrebenden Tourismusformen sind. Beide 
zeichnen sich durch ein hohes Maß an Regulationsmechanismen aus, die auch zukünftige 
Entwicklungen in geregelten Bahnen und entsprechend der jeweiligen Belastungsgrenzen 
lenken sollte. Da sowohl der zufällig alternative als auch der nicht nachhaltige 
Massentourismus auf ein solches Regelkonzept verzichten, ist deren weitere Entfaltung 
fraglich und hält zahlreiche Unwägbarkeiten für die entsprechenden Regionen bereit. Sie 
können keine dauerhaft verträgliche respektive nachhaltige Entwicklung in Aussicht 
stellen. Hiermit wirft sich die Frage nach den Grundzügen einer nachhaltigen 
Entwicklung auf, die im nächsten Kapitel erläutert werden soll. 
2  Die Entwicklung der Nachhaltigkeit als internationales 
Leitbild 
Seit einigen Jahren ist die Nachhaltigkeit ein oft verwendetes Schlagwort, mit welchem 
viele Konzepte versehen werden. In diesem Abschnitt sollen die inhaltlichen Aspekte 
dieses Begriffes dargelegt werden, um im weiteren Verlauf die Bedeutung der 
Nachhaltigkeit für den Massentourismus zu diskutieren. 
2.1  Nachhaltigkeit und ihre Wurzeln 
Bereits Anfang des neunzehnten Jahrhunderts wurde die Idee der Nachhaltigkeit in der 
Forstwirtschaft eingeführt. Wichtigste Prämisse war hierbei, dass die Produktionskraft des 
Waldes auf einem optimalen Niveau gehalten, nicht überlastet nd damit die Qualität des 
Standortes nicht langfristig gemindert oder geschädigt wird (vgl. B
AUMGARTNER
, R
ÖHRER
1998). Ziel war es, nicht mehr Holz innerhalb eines Zeitraumes einzuschlagen als in 
diesem nachwachsen kann. Ursache für diese Tendenzen waren mittlerweile bemerkbare 
Folgen eines massiven Raubbaus der Wälder für die industrielle Produktion. Die breite 
Umsetzung dieser Prinzipen der nachhaltigen Forstwirtschaft erfolgte aber erst in jüngerer 
Zeit. In den sechziger Jahren machte sich eine Ökologiebewegung mit einem wachsenden 
Umweltbewusstsein in der Bevölkerung bemerkbar und erhielt Einzug in die politische 
Diskussion. Im Jahre 1972 folgte als Anzeichen eines veränderten Entwicklungs-
verständnisses die erst Umweltkonferenz der Vereinten Nationen `Human Environment´ 
in Stockholm, in deren Zuge das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) ins 
Leben gerufen und ein Aktionsplan zur internationalen Zusammenarbeit gegen 
Umweltverschmutzung verabschiedet wurde (www.sueddeutsche.de, 20.08.2002). Diese 
Konferenz prägte den Begriff des ,,Ecodevelopment", anhand dessen ein alternativer 
Entwicklungsweg unter Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit und der 
Befriedigung der Grundbedürfnisse beschritten werden sollte. Im selben Jahr wurde der 
erste Bericht an den `Club of Rome´ unter dem Titel ,,Grenzen des Wachstums" 
veröffentlicht, der anhand einer Computersimulation darlegte, dass bei einer 
fortschreitenden Entwicklung des Status quo verbunden mit Bevölkerungswachstum, 
Ressourcenraubbau und Umweltbeeinträchtigungen innerhalb von hundert Jahren die 
Umwelt kollabieren werde. Diese beiden prägnanten Ereignisse des Jahres 1972 zeigen ein 
gewandeltes Umweltbewusstsein und läuteten die internationale Diskussion um 
verträgliche Entwicklung ein.  
29 
2.2  Der Brundtland Bericht und die Entstehung eines ganzheitlichen Leitbildes 
2.2  Der Brundtland Bericht und die Entstehung eines ganzheitlichen 
Leitbildes 
Kapitel 1 
30
Das modifizierte Umweltverständnis zeigte sich mit der Veröffentlichung des Berichtes 
,,Our Common Future" der W
ORLD 
C
OMMISSION ON 
E
NVIRONMENT AND 
D
EVELOPMENT
(WCED) unter dem Vorsitz der norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem 
Brundtland (Brundtland-Bericht). Eine Expertenkommission, zusammengesetzt aus 
Wissenschaftlern und Politikern der Industrie- als auch der Entwicklungsländer, 
erarbeitete einen Leitfaden für die zukünftige globale Entwicklung nach dem 
Nachhaltigkeitsprinzip. Damit prägte diese Kommission erstmals den Begriff des 
,,sustainable development" im heutigen Sinne, welcher anfänglich als ,,dauerhafte 
Entwicklung", heute eher mit ,,nachhaltiger Entwicklung" übersetzt wird. Unter diesem 
Begriff verstand die WCED: 
development that meets the needs of the present without compromising the ability of 
future generations to meet their own needs (W
ORLD 
C
OMMISSION ON 
E
NVIRONMENT 
AND 
D
EVELOPMENT
 1987, S. 43). 
Damit rückte die Definition von der rein ökologischen Interpretation ab, welche die IUCN, 
der WWF und UNEP dem Begriff in ihrer "World Conservation Strategy" vorab 
zugedacht hatten. Nachhaltige Entwicklung gründet sich nach M
URPHY
 (1994) auf die 
altbekannten Prinzipien des Erhalts und der Verwaltung, bietet jedoch gleichzeitig einen 
dynamischeren Standpunkt, da sie fortschreitende wirtschaftliche Entwicklung jedoch in 
ökologischer und fairer Weise erlaubt. Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde damit im 
Brundtland-Bericht erstmalig mit der Zielsetzung gebraucht, die offenbar konträren 
Konzepte der wirtschaftlichen Entwicklung und des Umweltschutzes zu verbinden (vgl. 
G
ARROD
, F
YALL
 1998). Auf diese Weise betonte der Bericht seinen Leitfaden für 
,,sustainable development" explizit als dynamisches Entwicklungskonzept und berechtigt 
dadurch besonders die Entwicklungs- und Schwellenländer zu fortführender 
Entwicklung. So erhielten sie die Einwilligung die Grundbedürfnisse ihrer Bevölkerung 
abzudecken  entgegen den bislang geltenden Konservierungs- und Schutzbestimmungen. 
Laut Kommission ist bei jeglichem Wachstum ein ausgewogenes Verhältnis zwischen 
ökologischen, soziokulturellen und ökonomischen Aspekten zu bewahren. Bei 
fortdauerndem Wirtschaftswachstum müsse dies über stets neue, innovative und 
angepasste Technologien garantiert werden. 
Aufgrund dieser entwicklungsliberalen Interpretation der Nachhaltigkeit, mangelte 
es nicht an Kritik an der Arbeit der Kommission. Zahlreiche Umweltschützer forderten die 
Abkehr von der Unterstützung des fortschreitenden Wachstums, da jegliche zusätzliche 
Entwicklung in einem globalen Desaster enden würde. Ein zwischen Industrie- und 
Entwicklungsländern erforderlicher Kompromiss konnte jedoch nur erreicht werden, 
indem den Entwicklungsländern ein Recht auf Wachstum gewährt wurde, weshalb die 
Kommission nur in diesem Konzept eine Lösung sah. 
2.2  Der Brundtland Bericht und die Entstehung eines ganzheitlichen Leitbildes 
Kapitel 1 
31
Aufgrund des umfangreichen Medieninteresses an der UN-Konferenz für Umwelt 
und Entwicklung (UNCED) 1992 in Rio de Janeiro wurde der ,,Umweltgipfel" in der 
Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen. Hier wurden die Klimarahmenkonvention, die 
Biodiversitäts-Konvention, die Walderklärung, die Rio-Deklaration mit Grundsätzen zur 
Umwelt und Entwicklung sowie die Agenda 21 als ausgedehntes Aktionsprogramm für 
nachhaltige Entwicklung im 21. Jahrhundert unterzeichnet. Zwar stellten alle diese 
Verträge lediglich Rahmenbedingungen ohne verbindliche Verpflichtungen für die 
Unterzeichnerstaaten dar, doch ging von der Konferenz ein erheblicher Impuls aus. In 
etlichen Ländern wurden nationale Aktionsprogramme gestartet und zahlreiche 
Kommunen riefen lokale Agenden 21 ins Leben. Der Tourismus fand allerdings in den 
Vereinbarungen von Rio noch keine spezifische Berücksichtigung, während bereits in der 
ersten Folgekonferenz 1997 (,,Rio + 5") auch der nachhaltige Tourismus diskutiert wurde.  
Auf den ,,Umweltgipfel" in Rio und die daraus erwachsene Popularität des 
Nachhaltigkeitskonzeptes in, fanden zahlreiche, meist themenspezifische Konferenzen 
statt, wie die Klimakonferenz von Kyoto (1997), die Konferenz von Lanzarote (1995) der 
W
ORLD 
T
OURISM 
O
RGANIZATION
, der UNESCO und UNEP, welche die ,,Charta für 
nachhaltigen Tourismus" verabschiedete, oder die Konferenz über biologische Vielfalt und 
Tourismus in Berlin (1997) in deren Zuge die ,,Berliner Erklärung" zum nachhaltigen 
Tourismus unterzeichnet wurde. 
2.3 Das 
,,development 
triangle" 
als Grundlage der Nachhaltigkeit 
Seit dem Beginn der Diskussion im Jahre 1972 hat sich das Konzept der Nachhaltigkeit im 
Laufe der Jahre etabliert. Dennoch besteht auch heute wegen kontroverser 
Interpretationsmöglichkeiten noch keine einheitliche Meinung zur Auslegung und 
Umsetzung des Konzeptes. Einerseits wird die Konzeption derart interpretiert, dass 
künftige Generationen über ein größeres Know-how und bessere Technologien verfügen 
und daher weniger Ressourcen benötigen werden als heute.  
Abbildung 1-12: Das ,,Development triangle" 
Quelle: F
ARRELL
 1994, S. 116. 
Andererseits steht dieser Auffassung die Meinung der strengen Nachhaltigkeitsauslegung 
gegenüber, wonach trotz fortschrittlicher Innovationen ein gewisses Maß an Ressourcen 
erforderlich sein wird und dem Wachstum deshalb drastische Restriktionen auferlegt 
2.3  Das ,,development triangle" als Grundlage der Nachhaltigkeit 
Kapitel 1 
32
werden müssen. Gemein ist den Interpretationsvarianten, dass das ,,development 
triangle" mit seinen Eckpfeilern Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft zentraler Kern des 
Nachhaltigkeitskonzeptes ist (siehe Abbildung 1-12). ,,And in theory, if not in practice, no 
component may be more important than any other" (F
ARRELL
 1994, S. 116). 
Dennoch fordern gerade Umweltschützer die einseitige Betonung des 
Umweltschutzes und vernachlässigen dabei oft die Bedeutung von Gesellschaft und 
Wirtschaft. Wegen des integrierenden Ansatzes der Nachhaltigkeit verstößt diese Haltung 
aber gegen das Konzept. F
ARRELL
 kommt diesbezüglich zu folgendem Schluss: 
To think narrowly of the human world order in terms such as the `natural 
environment perturbed by human agencies´ omits so much, is unrealistic and artificial, 
destroys an integrated approach, and by its restrictiveness all but denies sustainability 
in its non-fundamental new sense. At the other extreme, to think narrowly [for 
example] in terms of tourist management concerned only with tourism supply, 
demand, infrastructure, and consumers [...] is to sadly misinterpret today's realities 
(F
ARRELL
 1994, S. 117). 
Nur durch Berücksichtigung aller drei Säulen der Nachhaltigkeit (siehe Abbildung 1-13a) 
in gleichberechtigter Weise kann der Weg der nachhaltigen Entwicklung eingeschlagen 
werden. Denn nachhaltige Entwicklung basiert auf der zentralen Prämisse, dass 
Wirtschaft und Umwelt  natürlicher und kultureller Art  zwei gegenüberliegende Seiten 
ein und der selben Medaille und damit unweigerlich miteinander verknüpft sind (vgl. 
M
URPHY
 1994). 
Abbildung 1-13: Grundpfeiler der Nachhaltigkeit 
Quelle: eigener Entwurf. 
Bei der Umsetzung dieses integrierenden Konzeptes wird dessen ungeachtet vor 
allem der natürlichen Umwelt besondere Bedeutung eingeräumt (siehe Abbildung 1-13b). 
Dies rührt zum einen von der Ökologiebewegung der siebziger und achtziger Jahre her, in 
deren Umfeld die Wurzeln der Nachhaltigkeit zu suchen sind. Zum anderen ist die 
unterschiedliche Betonung der drei Grundpfeiler der Nachhaltigkeit auf deren ungleiche 
2.3  Das ,,development triangle" als Grundlage der Nachhaltigkeit 
Kapitel 1 
33
Eigenart zurückzuführen. Schließlich wird ein Entwicklungsprojekt, das keine materielle 
Entwicklung und nicht die erwarteten ökonomische Effekte für eine Region nach sich 
zieht, in der Regel nur wenige Befürworter finden. Aus diesem Grunde ist die 
ökonomische Dimension eine inhärente Voraussetzung für jegliche Entwicklung. Zumal 
gerade in der westlichen Welt fast alle Entwicklungsvorhaben besiedelte Gegenden 
tangieren, gilt es darüber hinaus die betroffene Bevölkerung von den geplanten Absichten 
zu überzeugen. Damit wäre die soziokulturelle Dimension oder auch die immaterielle 
Entwicklung der Gesellschaft mit ihren Normen, Werten und Traditionen berücksichtigt. 
Wird die einheimische Bevölkerung jedoch nicht in Planungsprozesse oder Projekte mit 
einbezogen, kann sie aktiv oder passiv zu deren Scheitern beitragen. Dagegen kann die 
Natur nicht für sich selbst plädieren und die Folgeschäden mangelhafter Konzeptionen 
zeigen sich oft erst nach Jahren. Des weiteren ist die Natur Grundlage für jegliche 
Entwicklung, da weder Gesellschaft noch Wirtschaft ohne eine intakte Natur existenzfähig 
sind und Wachstum für beide ohne diese von Anbeginn ausgeschlossen bleibt. Damit fällt 
der ökologischen Grundlage auch im Sinne der Nachhaltigkeit eine herausragende 
Position zu, wobei sie niemals alleine, sondern immer in dem umfassenden Kontext des 
,,development triangle" betrachtet werden muss. 
Bei dem Konzept der Nachhaltigkeit muss zudem berücksichtigt werden, dass es sich 
um einen Entwicklungsleitfaden handelt, der einen dynamischen Weg hin zur Erfüllung 
der Nachhaltigkeitsziele und kein starres Gebilde bezeichnet. Eine ideale Verwirklichung 
der Nachhaltigkeit kann vielleicht nie erreicht werden. Verschiedene Gruppen können 
möglicherweise nie gänzlich in die nachhaltige Entwicklung integriert werden. Zudem 
ändern sich Wertvorstellungen ständig, so dass stets neue Leitlinien das Handeln 
dominieren (vgl. F
ARRELL
 1994). Demnach muss Nachhaltigkeit fortwährend den neuesten 
Erkenntnissen angepasst und entsprechend modifiziert werden. Sie befindet sich dadurch 
aber auch zu keinem Zeitpunkt im finalen Endstadium. Die tatsächliche Erfüllung der 
Nachhaltigkeitskriterien kann erst nach Jahren beurteilt werden, da es sich um eine 
langfristige, dauerhafte Konzeption handelt, deren Erfolg erst von kommenden 
Generationen bewertet werden kann. Hierin liegt wohl die größte Gefahr bei der 
Umsetzung nachhaltiger Entwicklungskonzepte. Zum einen sind die Strategien der 
politischen Entscheidungsträger oft an kurzfristigen Zielen zur Sicherung des 
Machterhaltes ausgerichtet und somit stark von populistischen Strömungen abhängig 
(siehe Kapitel 2-5.2). Zum anderen werden im Zuge der allgemeinen Globalisierungs- und 
Deregulierungsbestrebungen Ansätze zur Wahrung regionaler Interessen erschwert. Die 
vom ,,Shareholder Value"-Gedanken geleitete Wirtschaft mit ihrem wachsenden Einfluss 
auf politische Entscheidungsprozesse richtet ihr Handeln ebenso wenig an langfristigen 
Konzeptionen aus, welche keine kurzfristigen Ertragssteigerungen versprechen (vgl. 
M
ALEBRANCHE
 2002; M
ARTIN
,  S
CHUMANN 
2003)
2
. 
2
  Im  Rahmen  dieser  Arbeit  soll  nicht  näher auf die umfassende Problematik des 
Globalisierungsprozesses eingegangen werden. Es wird an dieser Stelle auf die oben angeführte 
Literatur verwiesen. 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2003
- ISBN (eBook)
- 9783832481100
- ISBN (Paperback)
- 9783838681108
- DOI
- 10.3239/9783832481100
- Dateigröße
- 7.5 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt – Mathematisch-Geographische Fakultät
- Erscheinungsdatum
- 2004 (Juli)
- Note
- 1,5
- Schlagworte
- tourismus nachhaltigkeit netzwerke ökotourismus mallorca
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					