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Ideale temporale Muster als kognitive Wissensstrukturen über den Umgang mit der Zeit

Eine qualitative Studie am Beispiel engagierter Ausdauersportler

©2004 Doktorarbeit / Dissertation 270 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Erläuterung zur Auszeichnung: Die Dissertation wurde 2005 mit dem "Toyotapreis" der Deutschen Sporthochschule Köln und der Toyota Deutschland GmbH für herausragende wissenschaftliche Arbeiten des sportwissenschaftlichen Nachwuchses ausgezeichnet.

Einleitung:
Die Fähigkeit zum Umgang mit der Zeit, die Plattner (1990) definiert als Fähigkeit zur „Ausrichtung des Handelns an selbst bestimmten sowie an von außen vorgegebenen zeitlichen Strukturierungen, die Planung und Einteilung von Zeit sowie das Ausfüllen von Zeit mit bestimmten Tätigkeiten“ oder, mit anderen Worten, der Besitz von Zeitkompetenz im Sinne der „Fähigkeit und Bereitschaft des Einzelnen, selbst bestimmt und eigenverantwortlich die [Alltags- und] Lebenszeit zu gestalten“ (Freericks 1996), wird für Mitglieder moderner Gesellschaften zusehends wichtiger.
Unter ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und auf ganz unterschiedliche Art und Weise bewältigen Menschen Tag für Tag den „Balanceakt Zeit“ (Garhammer 1994). Dabei erfahren und erleben selbstverständlich nicht alle Individuen die Anforderungen des richtigen Umgangs mit der Zeit als Balanceakt knapper zeitlicher Ressourcen. Insbesondere für diejenigen, „...die in Ausbildung, Vollerwerb und Normalarbeitsverhältnissen sowie unter der Last `familialer Vollrollen´[stehen], werden diese Anforderungen jedoch zu einem zentralen Problem der Bewältigung des Alltags. Dabei tragen nicht ausschließlich die Rollenanforderungen des Arbeits- oder Familiensystems zu Problemen im Umgang mit der Zeit bei, sondern auch mehr und mehr diejenigen Anforderungen, die sich aus den Ansprüchen selbst gewählter Rollen des Freizeitsystems ergeben. In dem Maße, in dem Menschen sich in so genannten „Serious Leisure Activities“ (Stebbins 2000) engagieren und sich über solche Aktivitäten identifizieren, tritt die Freizeitgestaltung häufig als gleichwertiger Zeitgeber neben Arbeit und Familie.
Gerade bei in Ausdauersportarten engagierten Leistungs- und Freizeitsportlern lässt sich dieses Phänomen deutlich beobachten, und die Zahl derer, die sich für einen Freizeit- und Lebensstil entscheiden, der in großem Maße durch ein Engagement in extremen Ausdauersportarten geprägt ist, steigt stetig an (vgl. Kapitel 3). Mit der Wahl eines Freizeit- oder Lebensstils, wie er bei Extremausdauersportlern zu beobachten ist, ist nach eigenen Erfahrungen und Beobachtungen auch ein sehr spezifischer, für den Einzelnen nicht unproblematischer Zeitstil verbunden, der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8091
Steinbach, Dirk: Ideale temporale Muster als kognitive Wissensstrukturen über den Umgang mit
der Zeit - Eine qualitative Studie am Beispiel engagierter Ausdauersportler
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Deutsche Sporthochschule Köln, Dissertation / Doktorarbeit, 2004
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

2
Seite
Inhalt...
2
Verzeichnis der Abbildungen...
7
Verzeichnis der Tabellen...
10
Verzeichnis der Interviewsequenzen
12
1
Einführung...
13
2
Ursachen der Zunahme zeitbezogener Entscheidungsanforderun-
gen auf der Individualebene...
17
2.1
Wandel der gesellschaftlichen Zeitstrukturen und Zeitkultur ...
18
2.2
Funktionale Ausdifferenzierung, konkurrierende Zeitansprüche und
Zeitknappheit ...
20
2.3
Deregulierung und Zunahme der Synchronisationsanforderungen...
23
2.4
Verschiebung des Entscheidungsdrucks auf die Individualebene...
25
3
Extremer Ausdauersport und individueller Umgang mit der Zeit...
29
3.1
Phänomen des extremen Ausdauersports...
29
3.2
Auswirkungen des Lebensstils engagierter Ausdauersportler auf
deren Zeitverwendung ...
30
3.3
Rezeption der Problematik des Umgangs mit der Zeit in der
Sportwissenschaft ...
34
4
Problemaufriss: Skizzierung der Fragestellung und des methodi-
schen Ansatzes ...
37
4.1
Platzanweisermetapher...
37
4.2
Fragestellung... ...............................................................
38
4.3
Methodischer Ansatz... ......................................................
41
5
Stand der Zeitverwendungsforschung...
46
5.1
Klassische Zeitverwendungsforschung ...
46
5.2
Alternative Ansätze der Zeitverwendungsforschung. ...
49

3
5.2.1
Temporale Muster ...
50
5.2.2
Arbeitszeitforschung...
53
5.2.3
Zeitkongruenz-Konzept...
54
5.2.4
Lernzeitforschung ...
55
5.2.5
Zeitmanagement ...
55
6
Wissensstrukturen über den Umgang mit der Zeit ...
59
6.1
Allgemeine Wissensrepräsentation...
59
6.1.1
Zugangsweisen und Stand der Forschung... .............
59
6.1.2
Repräsentationsbegriff...
61
6.1.3
Formen der Wissensrepräsentation...
62
6.1.3.1
Propositionale Repräsentationen...
64
6.1.3.2
Analoge Repräsentationen...
64
6.1.4
Mentale Modelle...
65
6.1.5
Handlungsleitende Psychische Abbilder...
68
6.2
Zeitbezogene Wissensrepräsentation ...
69
6.2.1
Stand der Forschung...
69
6.2.2
Überlegungen zur Eignung verschiedener Repräsentationsfor-
mate...
71
6.2.3
Temporale Muster als Modelle der Wissensstrukturen über den
Umgang mit der Zeit und zeitbezogene Anforderungen...
73
7
Handlungstheoretischer Ansatz - Subjective Expected Utility Theo-
rie...
75
7.1
Prozess der Handlungswahl...
80
7.1.1
Kognitionsphase ...
80
7.1.2
Evaluationsphase...
80
7.1.3
Selektionsphase...
83

4
7.2
Strukturierung der Handlungswahl durch individuelle Wissens-
strukturen ...
83
7.2.1
Strukturierung des Kognitionsprozesses...
84
7.2.2
Strukturierung des Evaluations- und Selektionsprozesses...
85
7.3
Beibehaltung des Maximierungsprinzips ...
86
8
Funktionen kognitiver Wissensstrukturen für den individuellen
Umgang mit der Zeit ...
89
8.1
Funktion der Informationsverarbeitung und Komplexitätsreduktion...
89
8.2
Funktion der Handlungsleitung...
91
9
Bedeutung der Wissensstrukturen über den Umgang mit der Zeit
und zeitbezogene Anforderungen für das subjektive Zeiterleben ...
98
10
Methodisches Vorgehen und Anlage der Untersuchung...
105
10.1
Datenerfassung und Operationalisierungen...
108
10.1.1
Erfassung der zeitbezogenen Rahmenbedingungen...
108
10.1.2
Erfassung des integrierten Idealen Temporalen Musters ...
109
10.1.3
Erfassung der Idealen Temporalen Muster niederer Komplexität.
110
10.1.4
Erfassung der Handlungsziele...
112
10.1.5
Erfassung des subjektiven Zeiterlebens ...
117
10.1.6
Erfassung der realen Zeitverwendung...
119
10.2
Datenaufbereitung und Auswertung...
123
10.2.1 Aufbereitung der Rohdaten...
123
10.2.2 Auswertungsmethode...
127
10.3
Stichprobenauswahl... 130
11
Theoriegeleitete Entwicklung der Strukturdimensionen und des
Kategoriensystems zur Rekonstruktion, Beschreibung und Bewer-
tung der Wissensstrukturen. ...
132
11.1
Analyse der subjektiven Anforderungssituation...
133

5
11.2
Analyse der direkt erfassten Wissensstrukturen...
134
11.3
Analyse der Verhaltensdaten...
139
12
Exemplarische Rekonstruktion der individuellen Wissensrepräsen-
tation für drei kontrastierende Einzelfälle...
141
12.1
Auswahl von drei kontrastierenden Einzelfällen...
142
12.2
MA: Handlungsleitende Wissensstrukturen - Positives Zeiterleben.
143
12.2.1
Personendaten und Rahmenbedingungen ...
143
12.2.2
Subjektive zeitliche Anforderungssituation...
144
12.2.3
Auf den Umgang mit der Zeit bezogene Wissensstrukturen ...
145
12.2.4
Verhaltensdaten...
156
12.2.5
Rekonstruktion der individuellen Wissensstrukturen über den
Umgang mit der Zeit...
166
12.3
SV: Offene Wissensstrukturen - Positives Zeiterleben...
170
12.3.1
Personendaten und Rahmenbedingungen ...
170
12.3.2
Subjektive zeitliche Anforderungssituation...
170
12.3.3
Auf den Umgang mit der Zeit bezogene Wissensstrukturen ...
171
12.3.4
Verhaltensdaten...
183
12.3.5
Rekonstruktion der individuellen Wissensstrukturen über den
Umgang mit der Zeit...
191
12.4
KS: Offene Wissensstrukturen - Negatives Zeiterleben ...
194
12.4.1
Personendaten und Rahmenbedingungen ...
194
12.4.2
Subjektive zeitliche Anforderungssituation...
194
12.4.3
Auf den Umgang mit der Zeit bezogene Wissensstrukturen ...
195
12.4.4
Verhaltensdaten...
205
12.4.5
Rekonstruktion der individuellen Wissensstrukturen über den
Umgang mit der Zeit...
215

6
13
Bewertung der individuellen Wissensstrukturen - Zusammenfas-
sung und Ausblick...
218
13.1
(Neu-) Bewertung des Repräsentationsmodells über die Wissens-
strukturen zum individuellen Umgang mit der Zeit...
219
13.1.1
Angemessenheit der Annahmen über die Anforderungssituation
219
13.1.2
Angemessenheit der Annahmen über Format und Gestalt der
Idealen Temporalen Muster...
220
13.1.3
Angemessenheit des entwickelten Theoriemodells...
223
13.2
Fazit...
226
13.3
Nutzen der vorgelegten Arbeit und Ausblick...
228
Anhang...
230
Auswertungskriterien Fragebogen zum Zeiterleben...
230
Qualitative Inhaltsanalyse ­ Kodierleitfaden...
231
Literatur... 253
Lebenslauf...
267
Eidesstattliche Versicherung... 268

7
Verzeichnis der Abbildungen:
Seite
Abb. 1
Modifizierte bildliche Darstellung des Repräsentationsansatzes qualita-
tiver individueller Wissensdiagnose nach Tergan...
43
Abb. 2
Hypothetisches Temporales Muster der Arbeits- und Trainingszeiten
eines Leistungssportlers...
51
Abb. 3
Repräsentation und Metarepräsentation von Wissen...
62
Abb. 4
Exemplarisches Metamodell der Funktionsweise eines Türsum-
mers...
67
Abb. 5
Zeichnungen, die auf eine zyklische Zeitvorstellung hindeuten...
70
Abb. 6
Isomorphe Abbildung zeitlicher Kriterien in räumlich analogen Model-
len...
72
Abb. 7a
Funktion Idealer Temporaler Muster im Schedulingprozess ­ Zeitan-
sprüche...
90
Abb. 7b
Funktion Idealer Temporaler Muster im Schedulingprozess ­ Hand-
lungsleitung durch integrierte Ideale Temporale Muster...
92
Abb. 7c
Funktion Idealer Temporaler Muster im Schedulingprozess ­ In Frage
stellen integrierter Idealer Temporaler Muster durch akute Zeitansprü-
che...
94
Abb. 7d
Funktion Idealer Temporaler Muster im Schedulingprozess ­ Entschei-
dungsverfahren bei Abweichung von den handlungsleitenden Vorga-
ben des integrierten Idealen Temporalen Musters...
95
Abb. 7e
Funktion Idealer Temporaler Muster im Schedulingprozess ­ Über-
sicht...
96
Abb. 8
Hypothesenmodell...
99
Abb. 9
Erhebungsmethode zur Erfassung der Idealen Temporalen Muster
niederer Komplexität ­ Exemplarisch für den Lebensbereich Arbeit...
112
Abb. 10a
Kriterien zur Erstellung der standardisierten Modelle der integrierten
Idealen Temporalen Muster...
126
Abb. 10b
Kriterien zur Erstellung der standardisierten Modelle der Realen Tem-
poralen Muster ...
126
Abb. 10c
Kriterien zur Erstellung der standardisierten Modelle der Idealen Tem-
poralen Muster niederer Komplexität ...
126
Abb. 10d
Kriterien zur Erstellung der standardisierten Modelle des Zeiterle-
bens...
126
Abb. 11
Ablaufschema der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring... 129

8
Abb. 12
Übersicht über das Kodierschema...
133
Abb. 13
Einordnung der konrastierenden Einzelfälle für die exemplarische Re-
konstruktion der individuellen Wissensrepräsentationen...
143
Abb. 14
Narrative Stegreifskizze des Wissens über die ideale Zeitverwendung
(MA, 05.07.02)...
147
Abb. 15
Standardisiertes Modell des integrierten Idealen Temporalen Musters
(MA 05. 07.02)...
150
Abb. 16
Modell der Bedeutung und Hierarchie der Lebensbereiche (MA
05.07.02)...
152
Abb. 17
Bewertung der Eignung einzelner Zeitabschnitte für die unterschiedli-
chen Lebensbereiche (MA 05.07.02)...
156
Abb. 18
Vergleichende Übersicht der Stegreifskizze und des standardisierten
Modells des Idealen Temporalen Musters mit dem standardisierten
Modell der realen Zeitverwendung (MA 05.07.02)...
158
Abb. 19
Standardisiertes Modell des erlebten Zeitdrucks und des erlebten Ent-
scheidungsdrucks (MA 05. 07.02)...
163
Abb. 20
Narrative Stegreifskizze des Wissens über die ideale Zeitverwendung
(SV 01. 07.02)...
172
Abb. 21
Zusätzliche Narrative Skizze des Wissens über die ideale Zeitverwen-
dung ­ Nachfragephase (SV 01.07.02)...
174
Abb. 22
Standardisiertes Modell des integrierten Idealen Temporalen Musters
(SV 01. 07.02)...
176
Abb. 23
Modell der Bedeutung und Hierarchie der Lebensbereiche (SV
01.07.02)...
178
Abb. 24
Bewertung der Eignung einzelner Zeitabschnitte für die unterschiedli-
chen Lebensbereiche (SV 01.07.02)...
182
Abb. 25
Vergleichende Übersicht der Stegreifskizze und des standardisierten
Modells des Idealen Temporalen Musters mit dem standardisierten
Modell der realen Zeitverwendung (SV 01. 07.02)...
184
Abb. 26
Standardisiertes Modell des erlebten Zeitdrucks und des erlebten Ent-
scheidungsdrucks (SV 01. 07.02)...
189
Abb. 27
Narrative Stegreifskizze des Wissens über die ideale Zeitverwendung
(KS 04. 07.02)...
196
Abb. 28
Standardisiertes Modell des integrierten Idealen Temporalen Musters
(KS 04. 07.02)...
199
Abb. 29
Modell der Bedeutung und Hierarchie der Lebensbereiche (KS 04.
07.02...
201

9
Abb. 30
Bewertung der Eignung einzelner Zeitabschnitte für die unterschiedli-
chen Lebensbereiche (KS 04. 07.02)...
203
Abb. 31
Vergleichende Übersicht der Stegreifskizze und des standardisierten
Modells des Idealen Temporalen Musters mit dem standardisierten
Modell der realen Zeitverwendung (KS 04. 07.02)...
206
Abb. 32
Standardisiertes Modell des erlebten Zeitdrucks und des erlebten Ent-
scheidungsdrucks (KS 04. 07.02)...
210
*Alle Abbildungen befinden sich im Text

10
Verzeichnis der Tabellen:
Seite
Tab. A1
Auswertungskriterien Fragebogen zum Zeiterleben...
230
Tab. A2
Kodierleitfaden: Kategorie Zeitautonomie (K 1)...
231
Tab. A3
Kodierleitfaden: Kategorie Analoge Repräsentation (K 2)...
232
Tab. A4
Kodierleitfaden: Kategorie Propositionale Repräsentation (K 3)...
233
Tab. A5
Kodierleitfaden: Kategorie Innere Ordnung (K 4)...
234
Tab. A6
Kodierleitfaden: Kategorie Körnung (K 5)...
235
Tab. A7
Kodierleitfaden: Kategorie Abstraktionsgrad (K 6)...
235
Tab. A8
Kodierleitfaden: Kategorie Ideale Zeit-Handlungs-Zuordnung (K 7).
236
Tab. A9
Kodierleitfaden: Kategorie Ideale Zeit-Handlungs-Zuordnung (Q1)..
236
Tab. A10
Kodierleitfaden: Kategorie Ideales Zeitbudget + ideale Wachzeit (Q
2)...
237
Tab. A11
Kodierleitfaden: Kategorie Rationalität von Handeln und Wissens-
strukturen (Q 9)...
238
Tab. A12
Kodierleitfaden: Kategorie Subjektive Bedeutung der Lebensberei-
che (K 8)...
239
Tab. A13
Kodierleitfaden: Kategorie Hierarchie der Lebensbereiche (K 9)...
240
Tab. A14
Kodierleitfaden: Kategorie Differenziertheit (K 10)...
241
Tab. A15
Kodierleitfaden: Kategorie Bewertungsfaktoren (K 11)...
242
Tab. A16
Kodierleitfaden: Kategorie Vorstrukturierung durch handlungslei-
tende Wissensstrukturen (K 12) ... .
243
Tab. A17
Kodierleitfaden: Kategorie Erleben von Überforderung (K 13a)...
244
Tab. A18
Kodierleitfaden: Kategorie Erleben von Kontrollverlust (K 13b)...
245
Tab. A19
Kodierleitfaden: Kategorie Erleben von Schuldgefühlen (K 13c)...
245
Tab. A20
Kodierleitfaden: Kategorie Erleben von psycho-somatischen Reak-
tionen (K 13d)...
246
Tab. A21
Kodierleitfaden: Kategorie Nutzung von Coping-Strategien (K13e)..
246
Tab. A22
Kodierleitfaden: Kategorie Erleben von Langeweile (K 13f)...
247
Tab. A23
Kodierleitfaden: Kategorie Zeitdruck-Index (Q 5a)... 247

11
Tab. A24
Kodierleitfaden: Kategorie Zeitdruck (Q 5b)...
247
Tab. A25
Kodierleitfaden: Kategorie Erleben von Zeitkongruenz (K 14)...
248
Tab. A26
Kodierleitfaden: Kategorie Zeitkongruenz (Q 8)...
248
Tab. A27
Kodierleitfaden: Kategorie Erleben von Zeitkompetenz (K 15)...
249
Tab. A28
Kodierleitfaden: Kategorie Erleben von Zeitzufriedenheit (K 16)...
249
Tab. A29
Kodierleitfaden: Kategorie Erleben von Zeitkonflikten (K 17)...
250
Tab. A30
Kodierleitfaden: Kategorie Zeitkonflikte (Q 6)...
250
Tab. A31
Kodierleitfaden: Kategorie Entscheidungsschwierigkeit (Q 7)...
251
Tab. A32
Kodierleitfaden: Kategorie Reale Zeit-Handlungs-Zuordnung (Q 3).
251
Tab. A33
Kodierleitfaden: Kategorie Reales Zeitbudget und reale Wachzeit
(Q 4)...
252
*Alle Tabellen befinden sich im Anhang

12
Verzeichnis der Interviewsequenzen:
Seite
Seq. 1
MA über seine idealen zeitbezogenen Wissensstrukturen...
148
Seq. 2
MA über die individuelle Bedeutung der Lebensbereiche...
153
Seq. 3
MA exemplarisch über die Problematik der Bewertung von Zeitab-
schnitten...
155
Seq. 4
MA über seine Orientierung an zeitbezogenen Wissensstrukturen...
160
Seq. 5
MA über sein individuelles Zeiterleben...
163
Seq. 6
SV über ihre idealen zeitbezogenen Wissensstrukturen...
172
Seq. 7
SV über ihre idealen zeitbezogenen Wissensstrukturen - Nachfra-
gephase...
175
Seq. 8
SV über die individuelle Bedeutung der Lebensbereiche...
178
Seq. 9
SV exemplarisch über die Problematik der Bewertung von Zeitab-
schnitten...
180
Seq. 10 SV exemplarisch über die Bewertung der Eignung von Zeitab-
schnitten an Hand physiologischer und psychologischer Faktoren...
182
Seq. 11 SV über ihre Orientierung an zeitbezogenen Wissensstrukturen...
185
Seq. 12 SV über ihr individuelles Zeiterleben...
189
Seq. 13 KS über ihre idealen zeitbezogenen Wissensstrukturen...
197
Seq. 14 KS exemplarisch über die Problematik der Bewertung von Zeitab-
schnitten...
202
Seq. 15 KS exemplarisch über die Bewertung der Eignung von Zeitab-
schnitten für den Lebensbereich Soziale Kontakte...
204
Seq. 16 KS exemplarisch über die Bewertung der Eignung von Zeitab-
schnitten für den Lebensbereich Leistungssport...
204
Seq. 17 KS über ihre Orientierung an zeitbezogenen Wissensstrukturen...
207
Seq. 18 KS über ihr individuelles Zeiterleben...
212
*Alle Interviewsequenzen befinden sich im Text

13
,,Manche Leute sagen, Zeit ist Geld. - Manche sitzen sie ab. - Manche schlagen sie tot.
­ Manche verlieren sie. ­ Manche stehlen sie. [...] ­ Andern läuft sie davon [...]." (Ste-
fanie Brockmann, 4.Klasse)
1
1. Einführung
Die Fähigkeit zum Umgang mit der Zeit, die Plattner (1990, S. 52) definiert als
Fähigkeit zur ,,Ausrichtung des Handelns an selbst bestimmten sowie an von
außen vorgegebenen zeitlichen Strukturierungen, die Planung und Einteilung
von Zeit sowie das Ausfüllen von Zeit mit bestimmten Tätigkeiten" oder, mit
anderen Worten, der Besitz von Zeitkompetenz im Sinne der ,,Fähigkeit und
Bereitschaft des Einzelnen, selbst bestimmt und eigenverantwortlich die [All-
tags- und] Lebenszeit zu gestalten" (Freericks 1996, S. 46), wird für Mitglieder
moderner Gesellschaften zusehends wichtiger.
Unter ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und auf ganz unterschiedliche
Art und Weise bewältigen Menschen Tag für Tag den ,,Balanceakt Zeit" (Gar-
hammer 1994). Dabei erfahren und erleben selbstverständlich nicht alle Indivi-
duen die Anforderungen des richtigen Umgangs mit der Zeit als Balanceakt
knapper zeitlicher Ressourcen.
2
Insbesondere für diejenigen, ,,...die in Ausbil-
dung, Vollerwerb und Normalarbeitsverhältnissen sowie unter der Last `familia-
ler Vollrollen´[stehen] (Lüdtke 1997, S. 21), werden diese Anforderungen jedoch
zu einem zentralen Problem der Bewältigung des Alltags. Dabei tragen nicht
ausschließlich die Rollenanforderungen des Arbeits- oder Familiensystems zu
Problemen im Umgang mit der Zeit bei, sondern auch mehr und mehr diejeni-
gen Anforderungen, die sich aus den Ansprüchen selbst gewählter Rollen des
Freizeitsystems ergeben. In dem Maße, in dem Menschen sich in so genannten
,,Serious Leisure Activities" (Stebbins 2000, S. 1) engagieren und sich über sol-
1
Die Zitate am Beginn der einzelnen Kapitel stammen aus dem Buch Schüler schreiben zum Thema Zeit ­ 2. Dortmun-
der Literaturwettbewerb 1997. Herausgegeben von Sonja und Burkhard Jungkamp. Dortmund 1997.
2
Personen, die nicht über notwendige Ressourcen wie Arbeit, Geld, Bildung, Gesundheit etc. verfügen, werden über
kurz oder lang von der Teilnahme an der Multioptionsgesellschaft (vgl. Kapitel 2.2) ausgeschlossen. Folglich stellt sich
für diese Menschen auch das Problem des Umgangs mit der Zeit anders dar. Hier dominiert i.d.R. eher das Erleben
von Langeweile und das Fehlen von Zeit strukturierenden Inhalten und Aktivitäten (vgl. u.a. Plattner 1990, S. 67)

14
che Aktivitäten identifizieren, tritt die Freizeitgestaltung häufig als gleichwertiger
Zeitgeber neben Arbeit und Familie.
3
Gerade bei in Ausdauersportarten engagierten Leistungs- und Freizeitsportlern
lässt sich dieses Phänomen deutlich beobachten, und die Zahl derer, die sich
für einen Freizeit- und Lebensstil entscheiden, der in großem Maße durch ein
Engagement in extremen Ausdauersportarten geprägt ist, steigt stetig an (vgl.
Kapitel 3). Mit der Wahl eines Freizeit- oder Lebensstils, wie er bei Extremaus-
dauersportlern zu beobachten ist, ist nach eigenen Erfahrungen und Beobach-
tungen auch ein sehr spezifischer, für den Einzelnen nicht unproblematischer
Zeitstil verbunden, der durch eine objektiv messbare und subjektiv empfundene
Knappheit individueller zeitlicher Ressourcen und konkurrierende Zeitansprüche
unterschiedlicher Lebensbereiche gekennzeichnet ist. Es wird daher vermutet,
dass sich die im Folgenden skizzierten allgemeinen Anforderungen des indivi-
duellen Umgangs mit der Zeit für Extremausdauersportler durch die zeitbezo-
genen Ansprüche, die sich aus ihrem spezifischen Lebens- und Freizeitstil er-
geben, außergewöhnlich deutlich zeigen. Das Interesse der Zeitverwendungs-
forschung an der Untersuchungsgruppe der Ausdauersportler, welche beson-
ders aussagekräftige Untersuchungsergebnisse erbringt, steht dabei in einem
wechselseitigen Verhältnis zum Interesse der Sportwissenschaft an der Prob-
lematik des Umgangs mit der Zeit, von der die Gruppe der Ausdauersportler in
besonderem Maße betroffen ist.
Um den oben angeführten Balanceakt Zeit erfolgreich bewältigen zu können,
benötigt der Einzelne verschiedene auf den Umgang mit der Zeit bezogene
Teilkompetenzen. Freericks (1996, S. 47f) unterscheidet dabei kognitive (Ein-
bezug von Erfahrungen, Erwartungen und Zielen in das gegenwärtige Handeln),
aktionale (strukturieren, einteilen und planen der eigenen Zeit in Abstimmung
mit äußeren und subjektiven Zeitvorgaben) und soziale (Synchronisation von
Interaktionsprozessen) Zeitkompetenzen, wobei m.E. alle drei genannten Kom-
3
"Serious leisure is the systematic pursuit of deep satisfaction of an amateur, hobbyist or volunteer activity that partici-
pants find so substantial and interesting, that in the typical case they launch themselves on a (non-work) career, cen-
tered on acquiring and expressing its special skills, knowledge and experience. Serious leisure is further defined by its
six distinguishing qualities: perseverance, sense of (non-work) career, substantial personal effort, durable benefits,
ethos and social world, and social and personal identity" (Stebbins 2000, S. 1)

15
ponenten als kognitive Anforderungen zu verstehen sind, die entsprechende
Strukturen und Prozesse auf der mentalen Ebene erforderlich machen.
Der Umgang mit der Zeit kann somit auch als kognitiver Prozess untersucht
werden. Diesem Ansatz entsprechend, liegt der Untersuchung die Ausgangs-
these zu Grunde, dass das Ausmaß der durch die Anforderung des individuel-
len Umgangs mit der Zeit entstehenden subjektiv erlebten Belastung nicht nur
von den objektiv vorliegenden externen Zeitansprüchen abhängig ist, sondern
auch von den auf der kognitiven Ebene ablaufenden Prozessen. Beobachtun-
gen bei Ausdauersportlern haben gezeigt, dass häufig nicht diejenigen die
größte Unzufriedenheit mit ihrer Zeitverwendung zeigen, die auch objektiv die
höchste Belastung aufweisen.
Indem die hier vorgelegte Studie die Anforderung des Umgangs mit der Zeit auf
der kognitiven Ebene untersucht, leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Zeitver-
wendungsforschung, da diese die kognitive Ebene bisher weitgehend vernach-
lässigt und Zeitverwendung in erster Linie als soziologisches Problem behan-
delt hat. Mit dem Ansatz der Idealen Temporalen Muster hat Dollase (1995) ein
theoretisches und methodisches Konstrukt eingebracht, dass vielseitig einsetz-
bar ist und bereits im Rahmen psychologischer und soziologischer Fragestel-
lungen der Zeitverwendungsforschung zur Anwendung gekommen ist (vgl. Dol-
lase, Hammerich und Tokarski 2000).
Die vorliegende Arbeit macht sich diesen Ansatz zu Nutze, um einen auf ihre
spezifischen Fragestellungen bezogen Erkenntnisgewinn zu erzielen. Sie leistet
darüber hinaus einen Beitrag zur methodischen und theoretischen Weiterent-
wicklung des Musteransatzes.
Hierzu beschreibt die vorliegende Arbeit zunächst den gesellschaftlichen Hin-
tergrund, vor dem die Relevanz des Themas Umgang mit der Zeit als allgemei-
ne Anforderung der modernen Gesellschaft deutlich wird (2). Das dritte Kapitel
spezifiziert diese Anforderung für die Untersuchungsgruppe der engagierten
Ausdauersportler und prüft, wie die Sportwissenschaft die Problematik der Zeit-
verwendung bisher aufgenommen hat (3). Anschließend wird das Forschungs-

16
interesse der Arbeit am Beispiel einer Metapher zum Umgang mit der Zeit her-
ausgearbeitet und eingegrenzt und der methodische Ansatz der Arbeit skizziert
(4). Dass fünfte Kapitel der Arbeit liefert dann einen Überblick über den Stand
der Zeitverwendungsforschung. Dabei werden mögliche Untersuchungsansätze
und bestehende Forschungsdesiderate aufgezeigt (5). In den Abschnitten
sechs bis neun wird ein vorläufiges ,,handlungs- und kognitionspsychologisch"
orientiertes Theoriemodell über den Umgang mit der Zeit entwickelt (6-9), und
anschließend am Beispiel engagierter Ausdauersportler, für die sich die oben
beschriebene Problematik des Balanceaktes Zeit besonders zugespitzt dar-
stellt, empirisch geprüft (10-12). Aus der Konfrontation mit den empirischen Er-
gebnissen heraus, wird das theoretische Modell der Arbeit im letzten Kapitel
einer Neubewertung unterzogen, bevor die Arbeit mit einem Ausblick auf mögli-
che Forschungsanschlüsse schließt (13).

17
,, Die Zeit. [...] immer gleich und doch vollkommen anders." (Roman Pasa, 9. Klasse).
2. Ursachen der Zunahme zeitbezogener Entscheidungsanfor-
derungen auf der Individualebene
Bevor sich die Arbeit den handlungs- und kognitionspsychologischen Aspekten
des Umgangs mit der Zeit auf der Individualebene zuwendet, wird die Relevanz
dieses Themas zunächst durch einen Blick auf die gesellschaftliche Ebene un-
terstrichen.
Als personales System steht der Mensch in einem Spannungsfeld unterschied-
licher System- und Umweltzeiten mit jeweils eigenen und spezifischen Zeitan-
sprüchen. Bergmann benennt insgesamt vier System-/Umweltsystem-Typen, zu
denen soziale Systeme in Kontakt stehen:
· die natürliche Umwelt des Menschen;
· den menschlichen Organismus;
· das psychische oder personale System und
· andere soziale Systeme (Bergmann 1981, S. 137).
Da soziale Systeme letztendlich erst dadurch entstehen, dass ,,...Personen zu-
einander in Beziehung treten..." (Bergmann 1981, S. 105) lässt sich diese Sys-
tematik auch auf die Analyse der System- und Umweltzeiten personaler Syste-
me übertragen.
Die folgende Darstellung beschränkt sich zunächst darauf, die Problematik ge-
stiegener zeitbezogener Entscheidungsanforderungen vor dem Hintergrund
gesellschaftlicher Entwicklungen und veränderter gesellschaftlicher Zeitstruktu-
ren zu beschreiben. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird dann auch auf die durch
die anderen von Bergmann genannten System-/Umweltzeiten induzierten As-
pekte eingegangen, die die hier dargestellte Problematik, insbesondere für die
Untersuchungsgruppe der Ausdauersportler, noch weiter steigern (vgl. Kapitel
3.2).

18
2.1 Wandel der gesellschaftlichen Zeitstrukturen und Zeitkultur
Der Wandel der gesellschaftlichen Zeitstrukturen und Zeitkultur stellt einen gra-
vierenden Teilaspekt des allgemeinen gesellschaftlichen Wandels dar: Der
durchschnittliche Gesamtumfang der Freizeit hat in den vergangenen 25 Jahren
beispielsweise um mehr als ein Viertel zugenommen (Deutsche Gesellschaft für
Freizeit 1999, S. 41), nur noch ein Bruchteil der Erwerbstätigen arbeitet aus-
schließlich zur ,,Normalarbeitszeit" (Garhammer 1994, S. 42; Bauer, Groß und
Schilling 1996, S. 52; Castells 2001, S. 498), das Ladenschlussgesetz ist libera-
lisiert worden, und das Internet ermöglicht den Zugriff auf eine nahezu unbe-
grenzte Anzahl von Informationen und Dienstleistungen rund um die Uhr. Die
Liste solcher Beispiele ließe sich beliebig verlängern. Eine systematische Ana-
lyse der sich wandelnden Zeitkultur und Zeitstruktur moderner Gesellschaften
ist von Garhammer bereits 1999 vorgelegt worden. Er benennt auf der Basis
theoretischer Überlegungen und empirischer Daten insgesamt zehn Trends in
der Europäischen Zeitkultur: Beschleunigung, Verdichtung, Verstetigung, Dere-
gulierung, Desynchronisierung, Individualisierung, Zeitmanagement, Fatalis-
mus, neue Zeitbindungen und Ökonomisierung der Zeit (vgl. Garhammer 1999,
S. 464). Diese größten Teils auf Ausdifferenzierungsprozesse der Gesellschaft
zurückführbaren Entwicklungen auf der Makroebene haben zu einer Erhöhung
der Komplexität im Umgang mit der Zeit und zu einer Verschiebung des Ent-
scheidungsdrucks auf die Ebene individueller Akteure geführt (Garhammer
2000, S. 307).
Es lassen sich verschiedene Argumente dafür anführen, dass auf der Individu-
alebene heute mehr und komplexere, die eigene Zeitverwendung betreffende
Entscheidungen gefällt werden müssen, dass diese Entscheidungen zudem
zunehmend schwieriger zu treffen sind, und dass der individuelle Umgang mit
der Zeit dadurch als Belastung erlebt werden kann.
(1)
Mit einer zunehmenden funktionalen Ausdifferenzierung der Gesell-
schaft, steigt die sachliche Komplexität in der sozialen Umwelt des
Menschen. Die Anzahl der möglichen Handlungsoptionen (von denen
jede für sich Zeit beansprucht) wird zunehmend größer (Multioptions-

19
gesellschaft). Gleichzeitig steigen in nahezu allen Lebensbereichen die
Leistungsanforderungen hinsichtlich der vorliegenden Fremd- und
Selbstansprüche. Diese beiden Entwicklungen verstärken sich gegen-
seitig und führen den Einzelnen in einen wachsenden Konflikt konkur-
rierender Zeitansprüche. Es werden insgesamt mehr zeitbezogene An-
sprüche gestellt, und es müssen somit auch immer mehr zeitbezogene
Ansprüche zurückgewiesen werden.
(2)
Verstärkt wird dieser Konflikt konkurrierender Zeitansprüche dadurch,
dass sich unterhalb der Makroebene auf der Ebene der Organisationen
eine Vielzahl spezifischer "Eigenzeiten" herausdifferenzieren konnte.
Dies bedeutet zum einen, dass Zeitkonflikte nicht nur im Hinblick auf
die Zuteilung bestimmter Zeitquanten, sondern auch auf die Zuweisung
absoluter Zeitpunkte prekärerer werden. Zum anderen werden Situati-
onsbedingungen, die in zeitbezogenen Entscheidungsprozessen auf
der Individualebene zu berücksichtigen sind, unübersichtlicher und
komplexer.
(3)
Externe Vorgaben, die die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen über
seine individuelle Zeitverwendung einschränken und dadurch im Ent-
scheidungsprozess komplexitätsreduzierend wirken, stehen in abneh-
mendem Maße zur Verfügung. Über zeitbezogene Ansprüche muss
vielmehr individuell und situationsbedingt entschieden werden. Es
reicht nicht mehr aus, sozial vorgegebene Entscheidungsregeln über
die ,,richtige" Zeitverwendung zu befolgen. Es müssen vielmehr eigen-
ständig, auf die persönliche Zeitverwendung gerichtete Entscheidungs-
regeln und -mechanismen entwickelt werden. Die Entscheidungen über
das Akzeptieren und Zurückweisen zeitbezogener Ansprüche müssen
darüber hinaus begründet werden können und sind hinsichtlich der
Folgen vom Entscheider selbst zu verantworten.

20
Die im Folgenden ausführlicher beschriebenen Trends der Entwicklung der ge-
sellschaftlichen Zeitkultur sind dabei eng miteinander verwoben, so dass ein-
zelne Entwicklungen auf der Makroebene nicht eindeutig und trennscharf be-
stimmten Folgen auf der Individualebene zugeordnet werden können.
2.2 Funktionale Ausdifferenzierung, konkurrierende Zeitansprüche und
Zeitknappheit
Probleme konkurrierender Zeitansprüche und wachsender Zeitknappheit lassen
sich in erster Linie auf die funktionale Ausdifferenzierung der Gesellschaft zu-
rückführen. Deutlich wird dies am Beispiel einfacher, wenig ausdifferenzierter
Gesellschaften. In einer solchen sozialen Umgebung lassen sich die einzelnen
Handlungsoptionen nacheinander wahrnehmen, wobei alle beteiligten Interakti-
onspartner auf Grund mangelnder Handlungsalternativen verfügbar sind. Mit
der zunehmenden funktionalen Ausdifferenzierung der Gesellschaft ist dies
nicht länger möglich. Es entstehen konkurrierende Zeitansprüche und Zeit-
knappheit:
Bala definiert Zeitknappheit als ,,Defizit zwischen der zur Befriedigung von Be-
dürfnissen, [zur Erfüllung von Rollenerwartungen und] zur Verwirklichung von
angestrebten Zielen erforderlichen Zeit einerseits und der jeweils tatsächlich
verfügbaren Zeit andererseits." (1978, S. 26).
Zeitknappheit oder zumindest ,,...der Eindruck der Zeitknappheit entsteht also
aus der Differenz zwischen dem, was in einer Situation alles möglich [oder nö-
tig] wäre und dem, was verwirklicht werden kann." (Bergmann 1981, S. 166)
oder nach Luhmann dann, wenn die Menge des potentiell wahrnehmbaren und
erlebbaren Geschehens den persönlichen Zeithorizont übersteigt (Luhmann
1968, S. 13).
Da die insgesamt zur Verfügung stehende Zeitmenge für personale Systeme
(Individuen) durch ihre biologische Lebenserwartung begrenzt ist, sind diese im
Gegensatz zu sozialen Systemen, deren Existenzdauer prinzipiell nicht be-

21
schränkt ist, mit dem Problem der absoluten
4
Zeitknappheit konfrontiert (vgl.
Bala 1978, S. 26). Zwar kann man dem modernen Menschen "beträchtliche Er-
folge in der Grenzausweitung" bezüglich der tatsächlich zur Verfügung stehen-
den "Menge" an Zeit bescheinigen
5
(Bala 1978, S. 27), aber dennoch ist das
Problem der Zeitknappheit für die Mitglieder moderner Gesellschaften immer
weiter gewachsen und zu einem zentralen Thema der Lebens- und Alltagsor-
ganisation geworden:
Da die Menge potentieller Handlungsoptionen
6
mit der funktionalen Ausdifferen-
zierung der Gesellschaft größer wird, d.h. die sachliche Komplexität in der sozi-
alen Umwelt des Menschen immer weiter zunimmt, kommt der bereits weitge-
hend ausgeschöpfte, entgegengesetzte Effekt der "Grenzausweitung" der abso-
lut zur Verfügung stehenden Zeit nicht mehr zum Tragen.
Die Ausweitung der Handlungsoptionen ist in zweierlei Hinsicht zu beobachten:
Zum einen gibt es eine rein sachliche Zunahme der zur Verfügung stehenden
Handlungsalternativen, zum anderen lässt sich zusätzlich auch eine zeitliche
Ausdehnung erkennen:
Die sachliche Zunahme der Handlungsoptionen zeigt sich exemplarisch und
besonders deutlich im Freizeitsystem. Michels spricht hier auch vom Markt der
Möglichkeiten (Michels 1999a, S. 21). So hat sich beispielsweise die Anzahl der
in den deutschen Sportvereinen betriebenen Sportarten auf bereits mehr als
200 erhöht (vgl. Michels 1999a und 1999b).
Ähnliche Beispiele ließen sich für
nahezu alle Lebensbereiche anführen. Bezogen auf das Problem der Zeit-
knappheit bedeutet dies, dass sich der Pool der Möglichkeiten (das potentiell
wahrnehmbare und erlebbare Geschehen) vergrößert hat und dass damit auch
die Wahrscheinlichkeit größer geworden ist, dass sich darin eine oder mehrere
Optionen befinden, die eine Person (verbunden mit einem bestimmten Zeitauf-
4
Dieser Begriff entspricht Moores Ausdruck von der "ultimate scarcity of time" (1963, S.5ff).
5
So hat sich die durchschnittliche individuelle Lebenserwartung in Deutschland zwischen 1900 und 2000 von ca. 45 auf
ca. 80 Jahre um 78 Prozent erhöht; technologische Entwicklungen tragen zu einer effektiveren "Nutzung" der absolut
zur Verfügung stehenden Zeit bei (z.B. moderne Haushaltsgeräte u. Kommunikationsmittel) und die durch die natürliche
Umwelt auferlegten zeitweisen Handlungseinschränkungen (z.B. durch die nächtliche Dunkelheit) werden ebenfalls
durch technologische Hilfsmittel weitgehend aufgehoben (z.B. mit Hilfe des elektrischen Lichts).
6
Der Begriff der Handlungsoption darf dabei nicht einseitig als selbst bestimmt und frei wählbare Aktivität verstanden
werden, sondern steht ebenso für Zeitansprüche, die sich aus verschiedenen Rollenzuschreibungen ergeben.

22
wand) realisieren will oder auf Grund bestehender Rollenerwartungen realisie-
ren muss.
Weiter erhöht wird diese sachliche Komplexität dadurch, dass es eine Ausdeh-
nung des zeitlichen Rahmens gibt, in dem die einzelnen Handlungsoptionen
verwirklichbar sind. Garhammer verdeutlicht dies für den Aspekt der Alltagsges-
taltung anhand der Trends zu Verstetigung und Deregulierung. Die einzelnen
Handlungsfelder dehnen ihre bisherigen Zeitgrenzen aus. Das Aufkommen von
"rund um die Uhr" geöffneten Fitness-Studios ist nur ein Beispiel für diese Ent-
wicklung. Auch hinsichtlich der möglichen Optionen in der Gestaltung des Le-
benskonzepts lässt sich ein solcher Trend erkennen: So sind Berufs-, Bildungs-,
Familien- und Freizeitkarrieren heute auch in "fortgeschrittenem" Lebensalter
noch nicht endgültig festgelegt. Möglichkeiten oder Handlungsoptionen, die frü-
her mit dem Erreichen eines bestimmten Lebensalters weggefallen sind, blei-
ben heute sehr viel länger bestehen (das erste Kind mit vierzig, der erste Mara-
thonlauf mit sechzig oder die erste Vorlesung im Seniorenstudium mit siebzig
Jahren). Dies kann den Selektionsdruck zwar zeitweise insofern mindern, als
dass eine nicht gewählte Option nicht endgültig verloren ist, sondern theoretisch
nur in die Zukunft verschoben wird. Damit bleibt jedoch die Anzahl der Alterna-
tiven für das, was man noch machen möchte oder erleben könnte hoch, wäh-
rend sich der persönliche Zeithorizont im Lebensverlauf immer weiter verkürzt.
Wenn diese Optionsvielfalt auf der psychologischen Ebene dazu führt, dass der
Einzelne zu viel will, sich zuviel vornimmt, zu viele Verpflichtungen eingeht, wird
sich für ihn das Gefühl manifestieren, etwas zu verpassen oder seine Ziele nicht
zu erreichen, weil ihm letztendlich die Zeit dazu fehlt. Dieser Gedankengang
wird von Zeitmanagement-Experten (vgl. Seiwert 2002a und 2002b) aufgegrif-
fen und weist auf eine psychologische Lösung des Problems der Zeitknappheit
hin. Luhmann stellt hierzu die Forderung, die eigene Erwartungsstruktur an den
persönlichen Zeithorizont anzupassen und dadurch diese subjektive Zeitknapp-
heit zu überwinden (1968, S. 13).

23
Wie stark die Notwendigkeit oder der Druck zur Wahl vorliegender Handlungs-
möglichkeiten und -pflichten empfunden wird, hängt dabei in großem Maße von
den bestehenden Selbst- und Fremdansprüchen ab.
7
Ellguth, Liebold und Trinczek beschreiben dieses Dilemma exemplarisch für
ihre Untersuchungsgruppe junger männlicher Führungskräfte, deren Zeitprob-
leme sie vor dem Hintergrund zunehmender Fremd- und Selbstansprüche er-
klären: Externe Forderungen aus der Arbeitswelt nach "Flexibilität, Mobilitätsbe-
reitschaft und uneingeschränktem Einsatz für die Sache" (1998, S. 518) treffen
nach der von den genannten Autoren entwickelten ,,Double Squeeze These" auf
ebenfalls gestiegene Fremd- und Selbstansprüche im familialen Kontext (bei-
spielsweise auf die stärkere Identifizierung junger Männer mit ihrer Vaterrolle
und den dadurch gestiegenen Selbstanspruch, aktiv an der Kindererziehung
mitzuwirken (Ellguth et al. 1998, S. 525-527).
2.3 Deregulierung und Zunahme der Synchronisationsanforderungen
Mit der Deregulierung der gesellschaftlichen Zeitstrukturen ergibt sich ein weite-
res Problem, das auf die zeitbezogenen Entscheidungsanforderung der Indivi-
dualebene durchschlägt.
Solange auf der Makroebene relativ stabile und allgemein verbindliche Zeit-
strukturen existieren, sind die Möglichkeiten zur Ausdifferenzierung spezieller
"Eigenzeiten" unterhalb dieser Ebene eingeschränkt.
Die für einen Großteil der Bevölkerung gültige Normalarbeitszeit und die daran
gekoppelten Zeitinstitutionen haben einen solchen stabilen und allgemein ver-
bindlichen Rahmen der gesellschaftlichen Zeitstruktur abgegeben. Die Zeit-
strukturen des Arbeitssystems waren in sich homogen, d.h. alle Organisationen
(Betriebe) des Systems hatten vergleichbare Zeitstrukturen und -rhythmen, und
auch die anderen gesellschaftlichen Teilsysteme oder Lebensbereiche haben
ihre Zeitstrukturen an diesem Rahmen ausgerichtet. So beginnen die meisten
7
Dabei sind auch die Selbstansprüche teilweise auf gesellschaftliche Vorgaben (z.B. die gerade gängige gesellschaftli-
che Werteordnung) rückführbar.

24
Freizeitangebote (z.B. in den Sportvereinen) erst mit dem Ende der Zeitansprü-
che aus dem Arbeitssystem.
Die Verbindlichkeit und Allgemeingültigkeit der Normalarbeitszeit und der an sie
gekoppelten Zeitinstitutionen ist jedoch in den letzten beiden Jahrzehnten zu-
nehmend verloren gegangen. Wie bereits erwähnt, arbeitet heute nur noch ein
Bruchteil der Erwerbstätigen ausschließlich zur Normalarbeitszeit. Da die ande-
ren Teilsysteme ihre Zeitstrukturen größtenteils an denen des Arbeitssystems
ausrichten, betrifft diese aus dem Verlust der Normalarbeitszeit resultierende
Deregulierung die gesellschaftlichen Zeitstrukturen insgesamt. Als Folge wer-
den auch die Zeitstrukturen der einzelnen Gesellschaftsmitglieder unregelmä-
ßig, destandardisiert und desynchronisiert (Garhammer 1999, S. 475f). In dem
Maße, in dem die ordnenden Vorgaben auf der Makroebene an Klarheit, Allge-
meingültigkeit und Verbindlichkeit verlieren, muss dies durch Synchronisations-
leistungen auf der Individualebene kompensiert werden.
In welchem Ausmaß dabei einzelne Mitglieder der Gesellschaft von den Nor-
men, Werten und Institutionen der vorherrschenden Zeitkultur freigesetzt sind,
kann jedoch sowohl interindividuell als auch intraindividuell (auf verschiedene
Lebensbereiche bezogen) stark variieren. Garhammer illustriert dies am Bei-
spiel der Flexibilisierung der Arbeitszeiten und der weiterhin starren Schulzei-
ten:
Da Flexibilisierung der Arbeitszeit nicht (nur) die Möglichkeit der flexiblen Wahl
der Arbeitszeiten bedeutet, sondern häufig auch die flexible Anpassung der Ar-
beitszeiten an die speziellen Bedürfnisse des Unternehmens verlangt, ist es
nicht mehr selbstverständlich, dass alle Familienmitglieder an den Wochenen-
den über gemeinsame Freizeiten verfügen. Während ein Teil der Familienmit-
glieder durch geschickte Planung und Abstimmung für sich möglicherweise be-
friedigende Ersatzlösungen finden könnte, bleiben andere Familienmitglieder
(z.B. diejenigen, die an die weiterhin starren Schulzeiten gebunden sind) von
dieser Möglichkeit ausgeschlossen. Die Gestaltung eines gemeinsamen Famili-
enlebens wird somit zum Problem (Garhammer 2000, S. 305).

25
Die Problematik der Desynchronisierung trägt darüber hinaus auch zu einer
weiteren Verschärfung des Knappheitsproblems bei. Zum einen dadurch, dass
der Synchronisationsprozess selbst Zeit konsumierend ist (vor der eigentlichen
Handlung müssen zusätzliche Handlungen wie Telefonate oder Terminabspra-
chen erfolgen), zum anderen dadurch, dass asynchrone Zeitstrukturen zu Rei-
bungsverlusten führen, die dadurch entstehen, dass einer der beteiligten Inter-
aktionspartner auf den oder die anderen Beteiligten warten muss. Da Wartezei-
ten nicht immer sinnvoll ausgefüllt werden können, entstehen beim Wartenden
zeitliche Fragmente, die im Sinne seiner Zielsetzungen als verlorene Zeit von
dessen "Bruttozeitbudgets" abgezogen werden müssen.
2.4 Verschiebung des Entscheidungsdrucks auf die Individualebene
Die Deregulierung der gesellschaftlichen Zeitstrukturen führt damit zu einer
größeren "Vielfalt" spezifischer System- oder Eigenzeiten, die zudem häufig
durch eine größere Flexibilität oder Plastizität gekennzeichnet sind. D.h., dass
es beispielsweise nicht nur eine Standardarbeitszeit gibt, sondern mehrere pa-
rallele Arbeitszeitmodelle (der Firmen X, Y und Z), wobei möglicherweise jedes
dieser Arbeitszeitmodelle zusätzlich noch Spielraum zur individuellen Ausges-
taltung durch die Mitarbeiter lässt.
Mit dieser Entwicklung ist neben den bereits angesprochenen Problemen höhe-
rer Komplexität (welche zeitlichen Vorgaben gibt es, wie weit lassen sie sich
flexibel anpassen?) und aufkommender Desynchronisierung (die Ausdifferen-
zierung der Zeitstrukturen in einem Teilsystem führt zu einer Ausdifferenzierung
der Zeitstrukturen in anderen Teilsystemen) vor allem eine Verlagerung des
Entscheidungsdrucks auf die Individualebene verbunden:
Garhammer spricht in seiner Analyse der Zeitstrukturen und Zeitkulturen mo-
derner Gesellschaften davon, dass "...der moderne Kapitalismus...die Individu-
en aus Vereinnahmungen und Geborgenheiten in die Selbstverantwortung [ent-
lässt] und [somit] das Management ihrer Zeit zu einer privaten Aufgabe
[macht]." Und er stellt weiter fest, dass "...je stärker sich auf der Makro- und
Mesoebene Funktionssysteme und zugehörige Zeitvorgaben ausdifferenzieren,
desto mehr ist für die Akteure auf der Mikroebene die Leistung nötig, diese kon-

26
kurrierenden Anforderungen aufeinander abzustimmen" (1999, S. 480). Auf die
daraus resultierenden An- und Überforderungen bezieht sich De Conninck,
wenn er sagt, dass ,,...das Individuum heute durch die verschiedenen Zeitlich-
keiten, denen es sich gezwungenermaßen gegenübersieht überwältigt ist"
(1995, S. 193 zitiert nach Castells 2001, S. 498).
Dabei ist nach Garhammers Ansicht weniger der Aspekt, dass sich Individuen
"methodisch und planerisch zu ihrem Alltag und ihrem Leben stellen müssen"
(1999, S. 481), neu oder besonders problematisch, sondern vielmehr der Um-
stand, dass die gesellschaftlichen Leitlinien verschwinden, die dem Einzelnen
in diesem Prozess Orientierung und Sicherheit geben können. Dadurch bezahlt
der Einzelne den durch Deregulierung und Verstetigung
8
theoretisch möglichen
Gewinn an Freiheit, die ihm zur Verfügung stehende Zeit individuell zu gestal-
ten, unter anderem mit einem Verlust an Planungssicherheit. Mit den Zeitinstitu-
tionen auf der Individualebene gehen nämlich auch "Schutzschilde" gegen äu-
ßere Zeitansprüche verloren. So kann man heute nicht mehr sicher davon aus-
gehen, mit dem Erreichen des Rentenalters die Zeitansprüche aus dem Ar-
beitssystem endgültig zurückweisen zu können, wenn diese Zeitinstitution (Ren-
tenalter) keine Allgemeingültigkeit mehr besitzt und von jedem selbst ausge-
handelt werden muss (flexible Lebensarbeitszeitkonten, fehlende soziale Absi-
cherung etc.). Auch im Alltag erübrigen sich viele zeitbezogene Entscheidungen
nicht mehr einfach dadurch "von alleine", dass bestimmte Handlungsoptionen
zeitweise nicht zur Verfügung stehen, und auch auf sittlichen oder religiösen
Gründen basierende Regelungen (am Sonntag wird nicht gearbeitet) haben in
modernen westlichen Gesellschaften längst keinen festen Platz mehr.
Ein Verlust gesellschaftlich vorgegebener Leitlinien ist also nicht nur im direkten
Bezug auf die Zeitkultur der Gesellschaft, sondern bereits auf einer höheren,
übergeordneten Ebene zu verzeichnen. Bauer (2000) beschreibt in Anlehnung
an Habermas, wie die private Lebensführung als Folge der Rationalisierung der
allgemeinen Lebensweltstrukturen und der Pluralisierung der Lebensformen
aufwendiger wird. Er macht deutlich, dass ,,eine Vielzahl biographischer Ent-
8
Alles ist möglich - zu jeder Zeit (Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft)

27
scheidungen disponibel" wird und dass ,,zugleich das Anspruchsniveau der Be-
gründung dieser Entscheidungen steigt" (Bauer 2000, 25).
Er beschreibt diese Aufgabe der "Individuierung" als einen "Prozeß der auto-
nomen und verantworteten Führung des eigenen Lebens..." (Bauer 2000, S.
27). Da sich solche generellen Entscheidungen über die eigene Lebensführung
in der alltäglichen Zeitverwendung konkretisieren, werden nicht eindeutig gelös-
te Sinn- oder Entscheidungsfragen (z.B. zwischen beruflicher Karriere und fami-
lialer Lebenspraxis) immer auch zu einem Erleben von Zeitkonflikten im alltägli-
chen Umgang mit der Zeit führen.
Das bedeutet, dass mit dem Verlust der gesellschaftlichen Zeitinstitutionen grö-
ßere Risiken und Anforderungen auf der Individualebene verbunden sind. Gar-
hammer geht sogar soweit, dass er diese Entwicklung als "...einen Rückfall in
eine situative Lebensform" (1998, S. 476) beschreibt.
Zusammenfassung
Mit der gestiegenen Komplexität der Gesellschaft hat für den Einzelnen auch
die Menge potentieller Handlungsoptionen (Chancen u. Pflichten) zugenom-
men. Gleichzeitig ist der interne und externe Druck (Selbst- und Fremdansprü-
che) größer geworden, viele dieser Handlungsoptionen wahrzunehmen und auf
,,qualitativ" hohem (und damit besonders zeitaufwendigen) Niveau auszugestal-
ten (d.h. beispielsweise Handlungen intensiv zu erleben, Pflichten korrekt wahr-
zunehmen etc.). Zeitknappheit auf der Individualebene ist Folge dieser Entwick-
lung. Mit dem Verlust der Normalarbeitszeit ist darüber hinaus eine Deregulie-
rung gesellschaftlicher Zeitinstitutionen verbunden, die wiederum dazu führt,
dass die Zeitstrukturen der einzelnen Gesellschaftsmitglieder und Teilsysteme
destandardisiert und desynchronisiert werden. Es werden dadurch zunehmend
komplexe Synchronisationsleistungen notwendig. Zeitknappheit und Synchroni-
sationsanforderungen erfordern Entscheidungen über die Annahme und das
Zurückweisen von Zeitansprüchen. Generalisierte, dauerhaft und kollektiv gülti-
ge Entscheidungskriterien, die den Einzelnen bei diesen Entscheidungsanforde-
rungen unterstützten könnten, sind jedoch weitgehend verloren gegangen,
weshalb zeitbezogene Entscheidungen situationsbezogen und zunehmend

28
schwieriger zu treffen sind. Durch das dauerhafte Erleben von Zeitknappheit
und Entscheidungsdruck kann der individuelle Umgang mit der Zeit für den Ein-
zelnen zu einer großen Herausforderung und in hohem Maße belastenden Auf-
gabe werden.

29
,,Basketball ­ schwimmen ­ Fußball ­ Rad fahren ­ meine Hobbys ­ Gitarre spielen
kommt auch noch dazu. ­ Schule ist erforderlich. ­ Hausaufgaben ­ mag ich nicht ­
außer Mathe ­ die ist toll. Mit Freunden spielen ­ macht mehr Spaß ­ doch oft ­ fehlt
mir ­ die Zeit." (Marc Findelkei, 6. Klasse)
3. Extremer Ausdauersport und individueller Umgang mit der
Zeit
In der Einleitung ist bereits darauf hingewiesen worden, dass der Freizeit- und
Lebensstil einer zunehmenden Anzahl von Menschen durch Trainings- und
Wettkampfaktivitäten in Ausdauersportarten geprägt ist, die unter verschiede-
nen Gesichtspunkten als ,,extrem" bezeichnet werden können. Der folgende
Abschnitt soll deutlich machen, wie sich dieses gesellschaftliche Phänomen in
den vergangenen Jahren entwickelt hat, weshalb Menschen, die sich für einen
solchen Freizeit- und Lebensstil entscheiden, häufig von den oben beschriebe-
nen Anforderungen des individuellen Umgangs mit der Zeit besonders betroffen
sind, und wie die Problematik des Umgangs mit der Zeit in der sportwissen-
schaftlichen Literatur bisher berücksichtigt worden ist.
3.1 Phänomen des extremen Ausdauersports
Der Ausdauersport als Freizeitsport hat seit dem Ende der 60er-Jahre immer
mehr an Bedeutung gewonnen. In den USA vollzog sich diese Entwicklung auf
der Basis der Fitnessbewegung, in Europa wurde sie durch die Sport for All -
Bewegung des Europarats und die nationalen Sportkampagnen, wie die DSB-
Aktion Trimming 130, gestützt. Zunächst wurde vor allem das ausdauernde
Laufen oder Joggen von einer breiten Basis an Freizeitsportlern aufgenommen
(vgl. Kimmerle 1987 zur Entstehung der Joggingbewegung). Zum Ende des 20.
Jahrhunderts (ca. ab 1980) hat sich zudem eine größere Anhängerschaft ex-
tremerer Formen des Ausdauersports herausdifferenziert (Rümmele 1984, S. 4;
Schmid 1993 S. 3f). Dabei sind zum einen weitere Sportarten (Triathlon, Adven-
ture- und Multisports, Inline etc.) neben das Laufen getreten, zum anderen wer-
den zunehmend längere Strecken bewältigt (vgl. Neumann und Volk 1998). Der
einfache Marathonlauf hat sich mittlerweile zu einem regelrechten Massenphä-
nomen entwickelt, und auch anspruchsvollere Ausprägungsformen des Aus-
dauersports, wie der Ironman Triathlon boomen weltweit und sind längst nicht

30
mehr nur Freizeitaktivität einiger weniger Exoten. Allein in der Woche vom 14.
bis 21. April 2002 starteten weit über 100.000 Menschen bei den City-
Marathons in London, Hamburg, Rotterdam, Boston, Turin, Belgrad und Bonn,
und die internationale Ironman Triathlon Serie ist trotz jährlich neu hinzukom-
mender Veranstaltungen seit Jahren mehrfach ,,überzeichnet".
3.2 Auswirkungen des Lebensstils engagierter Ausdauersportler auf de-
ren Zeitverwendung
Diese auffällige Entwicklung im Bereich des Freizeitsports wird hier aufgegrif-
fen, ohne dass dabei die Ursachen dieses Phänomens näher hinterfragt wer-
den. Entsprechende Erklärungsansätze finden sich u.a. bei Opaschowski
(2000) oder Allmer (1998). Das Interesse der vorliegenden Arbeit richtet sich
primär darauf, wie den Personen, die einen durch Ausdauersport geprägten
Freizeit- und Lebensstil gewählt haben, der Umgang mit der Zeit gelingt. Im
Folgenden werden daher lediglich die Besonderheiten dieses Freizeit- und Le-
bensstils beschrieben, von denen angenommen werden kann, dass sie in Be-
zug auf die vorliegende Problematik des Umgangs mit der Zeit von Bedeutung
sind. Dabei lassen sich folgende Aspekte benennen:
(1)
Im (Extrem-) Ausdauersport verschwimmen die Grenzen zwischen
Freizeit- und Leistungssport .
(2)
Die engagierte Teilnahme am Ausdauersport ist objektiv zeitaufwen-
dig.
(3)
Die engagierte Teilnahme am (Ausdauer-) Sport macht die Berück-
sichtigung zusätzlicher System- und Umweltsystemzeiten notwendig.
(4)
Engagierte Ausdauersportler weisen einen hohen Anteil an Aktivitäten
mittlerer Zeitautonomie in ihrem Zeitbudget auf.
zu (1) In den extremen Ausdauersportarten überlagern sich typische Merk-
male des Freizeit- und des Leistungssports. So sind viele (Extrem-)
Ausdauersportler nicht an die Organisationen des Sports gebunden
und betreiben ihren Sport abgesehen von gelegentlichen Wettkampf-

31
teilnahmen weitgehend individuell und selbst organisiert. Nahezu alle
(Extrem-) Ausdauersportler sind reine Amateure und können für die
von ihnen erbrachten sportlichen Leistungen keinerlei materielle Grati-
fikationen erwarten. Selbst Vertreter der erweiterten nationalen und
internationalen Spitze gehen i.d.R. einer ,,normalen" Erwerbsarbeit
nach oder stehen in einem Ausbildungsverhältnis. Dem gegenüber
stellt bereits Rümmele 1984
für die Laufbewegung fest, dass ,,eine
zunehmend größere Anzahl von Freizeitsportlern Leistungen [...] voll-
bringt, die früher einer gestandenen Elite von Spitzensportlern vorbe-
halten waren". Außergewöhnlich sind dabei nicht nur die erbrachten
Leistungen der Freizeitsportler sondern auch die Rolle, die der Sport
innerhalb des Lebenskonzepts dieser Menschen spielt. In zahlreichen
Studien zum Laufsport wurde ein hoher Grad der Identifikation (com-
mitment) mit der Freizeitaktivität des langen Laufens nachgewiesen
(u.a. Brackenhahne und Fischhold 1981, Ehrler 1981, Goff und Fick
1997, Joseph und Robbins 1981). Für viele Ausdauersportler, wird
das Sporttreiben dabei zur bestimmenden und dominierenden Größe
in der Alltagsgestaltung.
zu (2) Während in vielen anderen Sportarten erst auf professionellem oder
semi-professionellem Niveau sehr große Trainingsumfänge notwendig
werden, ist die Teilnahme am extremen Ausdauersport bereits auf
objektiv niedrigem Leistungsniveau besonders zeitaufwendig. Auch
denjenigen Sportlern, die ohne realistische Sieg- oder Platzierungs-
chancen an Ausdauerwettbewerben auf den langen Strecken teil-
nehmen, werden allein für das Bewältigen der geforderten Strecken
(im Ironman-Triathlon beträgt die Gesamtstreckenlänge beispielswei-
se 226 Kilometer) Leistungen abverlangt, die ein systematisches, re-
gelmäßiges und langfristiges Training erforderlich machen. Ein regel-
mäßiger wöchentlicher Zeitaufwand von 10 bis über 20 Stunden Net-
totrainingszeit (ohne vor- und nachbereitende Aktivitäten und An-
fahrtswege) ist daher für ambitionierte Amateursportler nicht außer-

32
gewöhnlich (vgl. u.a. Christmann 1999, Macsenare 1990, S. 59; Fung
1992; Bremer 1988).
9
zu (3)
Neben dem reinen Trainingsumfang, der im persönlichen Zeitbudget
der Ausdauersportler häufig eine Größenordnung einnimmt, die einer
Halbtagsbeschäftigung entspricht, ergeben sich zusätzlich verschie-
dene sportspezifische Anforderungen an die Gestaltung der individu-
ellen Zeitverwendung. Zusätzliche Eigenzeiten der im vorangegange-
nen Kapitel genannten Umweltsysteme müssen berücksichtigt wer-
den:
So ist Ausdauersport in der Regel Outdoorsport. Es besteht daher
häufig eine Abhängigkeit von den Bedingungen der natürlichen Um-
welt, die in anderen Lebenszusammenhängen so nicht mehr zu finden
ist. Ausdauersportler sind insbesondere in den Wintermonaten von
der verkürzten Tageslichtphase betroffen. Weiterhin sind sie in ihrem
Handeln stark wetterabhängig, was eine langfristige Planung er-
schwert.
Aus den Bedürfnissen und Besonderheiten des menschlichen Orga-
nismus lassen sich für leistungsorientiert Sporttreibende weitere An-
forderungen an den Umgang mit der Zeit ableiten:
· Die sinnvolle Maximaldauer einzelner oder zusammengezogener
Trainingseinheiten bewegt sich in engen Grenzen.
· Trainingsbelastung
und Regeneration bilden eine Einheit, d.h., die
zusätzliche körperliche Belastung des Trainings macht zusätzliche
Regenerationszeiten (z.B. mehr Schlaf) notwendig, wodurch das
Zeitbudget weiter ,,belastet" wird.
· Eine einmal erworbene Trainingsform ist nicht langfristig ,,lager-
bar", sondern muss durch wiederkehrende, regelmäßige Reize er-
halten oder erneuert werden etc.
9
Diese Zahlen beziehen sich auf den leistungsorientierten Breitensport und den Leistungssport. Im Bereich des Hoch-
leistungssports liegen die Zahlen im Triathlon noch höher. Nach Christmann werden hier über 1600 Trainingsstunden
pro Jahr verteilt auf ca. 46 Trainingswochen absolviert (1999, S.11)

33
zu (4) Auf Grund des unter (1) bereits angeführten hohen Identifikationsgra-
des der Ausdauersportler mit ihrem Sport ist davon auszugehen, dass
die zeitlichen Ansprüche des Ausdauersports mit einem hohen Grad
an subjektiver Verbindlichkeit ausgestattet sind. Diese Verbindlichkeit
ist dabei jedoch von anderer Qualität als die Art und Weise, mit der
beispielsweise die Erwerbsarbeit oder andere Obligationszeiten ver-
bindlich sind. Der Verpflichtungsgrad erwächst nicht aus gesellschaft-
lich vorgegebenen Normen und Ansprüchen, sondern vielmehr aus
einer intrinsischen Motivation heraus. Die Annahme von Zeitansprü-
chen des Ausdauersports (und damit die Zurückweisung anderer
Zeitansprüche) führt somit möglicherweise häufig zu inter- und intra-
subjektiven Rechtfertigungskonflikten. Da das Training im Ausdauer-
sport häufig außerhalb festgelegter organisierter Strukturen abläuft,
wird für diese Gruppe angenommen, dass die an sie gestellten Zeit-
ansprüche zu einem Großteil der Kategorie mittlerer Zeitautonomie
zuzuordnen ist, die charakterisiert ist durch einen hohen objektiven
und subjektiven Obligationsgrad der Zeitansprüche bei (innerhalb ei-
nes gewissen Rahmens) flexibler Einteilung (vgl. Wettstein 1989;
Mül-
ler 1990).
Da der individuellen Zeitkompetenz bei derartigen Rahmenbedingungen beson-
dere Bedeutung zukommt, verspricht die Untersuchung engagierter Ausdauer-
sportler aus der Sicht der Zeitverwendungsforschung hier besonders interes-
sante Ergebnisse zu erbringen.
Außerdem ist die Untersuchung des Umgangs mit der Zeit bei Ausdauersport-
lern nicht nur aus Sicht der Zeitverwendungsforschung, sondern auch aus
sportwissenschaftlicher Sicht interessant. Obwohl Sportler (nicht nur Ausdauer-
sportler) bei der Gestaltung ihres Alltags ganz offensichtlich mit dem Problem
knapper zeitlicher Ressourcen und konkurrierender Zeitansprüche konfrontiert
sind, hat die Sportwissenschaft diese Problematik bisher nur randständig bear-
beitet.

34
3.3 Rezeption der Problematik des Umgangs mit der Zeit in der Sportwis-
senschaft
Schmid (1993, S. 8) bezeichnet das Problem der Zeitknappheit explizit als cha-
rakteristisches Merkmal des Phänomens extremer Ausdauersportarten. Er greift
den Aspekt der Zeitverwendung in seiner Untersuchung jedoch später, wie an-
dere Autoren auch, lediglich als Kriterium oder Messgröße für das sportliche
Engagement der untersuchten Probanden auf.
Die wenigen Arbeiten, die das Problem der Zeitknappheit von Ausdauersport-
lern zumindest indirekt über die Frage der Integration verschiedener Lebensbe-
reiche und der sozialen Folgen des Engagements im Ausdauersport in den Mit-
telpunkt ihres Interesses stellen (Samuelson 1995; Goff und Fick 1997; Barrell,
Chamberlain und Evans 1989; Robbins 1980) bleiben im Bezug auf die Anfor-
derung des Umgangs mit der Zeit, wie sie hier thematisiert wird an der Oberflä-
che.
Auch Arbeiten zur Laufsucht tangieren die Frage der Zeitverwendung nur am
Rande: Zum einen durch die erwartbare Erkenntnis, dass betroffene Sportler
andere Lebensbereiche vernachlässigen, zum anderen an Hand von Ergebnis-
sen, die zeigen, dass die als ,,laufsüchtig" klassifizierten Sportler ihr Laufpro-
gramm häufig ritualisiert, an der immer gleichen Stelle in ihrem Tagesablauf
verankert haben bzw. dass andere Aktivitäten im Tagesablauf um das Laufen
herum strukturiert werden (Sachs und Pargman 1979; Morgan 1979).
Was für Forschungsarbeiten zum Ausdauersport gilt, gilt in ähnlicher Weise
auch für die gesamte Literatur im Bereich des Sports. Das Problem knapper
zeitlicher Ressourcen und konkurrierender Lebensbereiche wird von verschie-
denen Autoren als Belastungsmerkmal (zumindest des Leistungssports) er-
kannt und thematisiert (Kurz 1980 und 1994; Hackfort 1998, S. 53; Theiner
1998; Braun 1999, S. 107), ohne dass man sich dabei explizit mit der Gestalt
und den Mechanismen des individuellen Umgangs mit der Zeit von Sportlern
auseinandersetzt.
Arbeiten, die sich überhaupt mit Aspekten der (alltäglichen) individuellen Zeit-
verwendung von Sportlern befassen sind rar. Im Rahmen der Diskussion um

35
einen verantwortlichen Kinder- und Jugendleistungssport gibt es im deutsch-
sprachigen Raum mehrere, aus den 80er-Jahren stammende Studien zum
Zeitbudget jugendlicher Leistungssportler (Ebeling 1980; Kaminski, Mayer und
Ruoff 1984; Bräuer 1985; Jacobi 1986; Grutza 1983; Heide 1987). Allen ge-
nannten Arbeiten ist jedoch gemein, dass sie über eine Erfassung des Zeitbud-
gets der Sportler in erster Linie versuchen, die sich aus der Leistungssportteil-
nahme ergebende Belastung zu ermitteln.
Eine weitere Gruppe von Arbeiten zum Spannungsfeld Sport und Zeitverwen-
dung befasst sich mit Lösungsstrategien auf der Organisationsebene (Neid-
hardt,1978; Suomalainen und Telama 1991) oder des persönlichen Zeitmana-
gements (Pinkney 1991; Volmer und Norden 1998; Deardorff 2000; Giesen
2003).
10
Eine Analyse des Zeitmanagements von Bundestrainern haben Zie-
schang (1986 und 1987) und Tosunidis (1997) vorgelegt. In diesen Studien wird
das berufliche Handeln der Nationaltrainer einer systematischen "Zeitinventur"
unterzogen, wobei der Schwerpunkt mehr auf Aspekte der Tätigkeitsorganisati-
on als auf die Zeitstrukturierung gelegt wird.
Es ist festzustellen, dass die Ursachen und Entstehungsvoraussetzungen der
letztendlich realisierten Zeitverwendung und damit auch die Ursachen der mit
dieser Zeitverwendung einhergehenden Probleme, wie Zeitknappheit und feh-
lende Zeitkongruenz, nicht systematisch und differenziert untersucht worden
sind.
Auch die auf die spezifische Zeitverwendung von Sportlern zurückzuführenden
Folgen sind bisher kaum untersucht. Vor dem Hintergrund der Doppelbelastung
(Leistungsport vs. Bildung und Beruf) hat Lehnertz (1977) deutsche Amateur-
spitzensportler auf mögliche berufliche Benachteiligungen hin in den Blick ge-
nommen, und Kurz (1980 und 1994) und Martin (1991) haben auf mögliche
Entwicklungsdefizite durch eingeschränkte Zeitbudgets jugendlicher Leistungs-
sportler hingewiesen. Rümmele (1987) hat darüber hinaus im Rahmen einer
10
Bei diesen Arbeiten zum persönlichen Zeitmanagement von Sportlern handelt es sich überwiegend um populärwis-
senschaftliche Veröffentlichungen.

36
Untersuchung zu Sportkarrieren von Marathonläufern einige Daten zur Entwick-
lung des Freizeitbudgets im Karriereverlauf erhoben.
Noch weniger Autoren befassen sich mit den Mechanismen der von den Athle-
ten alltäglich zu leistenden Aushandlungsprozesse zwischen konkurrierenden
zeitbezogenen Ansprüchen unterschiedlicher Lebensbereiche, die der vorlie-
genden Problematik letztendlich am nächsten kommen. Zwar erfolgt bei Barrell
(1989) eine grobe Darstellung der praktizierten Strategien aus soziologischer
Perspektive (,,time taken, time bargained, time shared"), es fehlt jedoch bislang
eine differenzierte Analyse der zu Grunde liegenden kognitiven Entscheidungs-
prozesse.
Das mangelnde Interesse an diesem Aspekt lässt sich partiell dadurch erklären,
dass ein Großteil der existierenden Arbeiten Sportler in stark strukturierten Kon-
texten (z.B. jugendliche Sportschüler in der DDR) mit geringen Entscheidungs-
freiheiten und damit gleichzeitig auch geringen Entscheidungsanforderungen
untersucht hat. Ein weiterer Grund für die bisherige Vernachlässigung dieser
Fragestellung kann im Fehlen eines geeigneten Analyseinstruments vermutet
werden.
Zusammenfassung
Seit Beginn der 80er Jahre haben extreme Formen des Ausdauersports inner-
halb des Sportpanoramas eine wachsende Bedeutung erfahren. Die engagierte
Teilnahme am Sport im allgemeinen und am (Extrem-) Ausdauersport im Be-
sonderen ist in der Regel mit spezifischen zusätzlichen Anforderungen des indi-
viduellen Umgangs mit der Zeit verbunden. Dieser Problematik hat sich die
Sportwissenschaft bisher weitgehend verschlossen. Eine umfassende und sys-
tematische wissenschaftliche Analyse zeitbezogenen Verhaltens und zeitbezo-
gener Belastungen von (Ausdauer) Sportlern steht noch aus. Die Problematik
der Belastung durch Entscheidungsanforderungen und Fragen nach den diesen
Entscheidungsleistungen zu Grunde liegenden kognitiven Mechanismen und
Wissensstrukturen sind darüber hinaus bisher völlig vernachlässigt worden.

37
,,Zeit ist das Symbol für Dinge, die jeden Tag passieren." (Veronika Lak, 6. Klasse)
4. Problemaufriss: Skizzierung der Fragestellung und des me-
thodischen Ansatzes
Nachdem das Forschungsinteresse der vorliegenden Studie bisher nur vage
durch den Begriff der ,,kognitiven Anforderung des Umgangs mit der Zeit" um-
schrieben wurde, wird die Fragestellung im Folgenden deutlicher herausgear-
beitet und präzisiert. Hierzu wird als Einstieg zunächst eine Metapher zum indi-
viduellen Umgang mit der Zeit vorgestellt, die es dem Leser erleichtern soll,
eine anschauliche Vorstellung der gewählten Problematik zu entwickeln.
4.1 Platzanweisermetapher
Die Alltagszeit wird in der hier vorgestellten Metapher durch die
räumliche Vorstellung eines Theatersaals repräsentiert. Gespielt wird
ein modernes, interaktives Stück, in dem die Besucher gleichzeitig die
Akteure des Stücks sind und der Regisseur auch die Rolle des Platz-
anweisers inne hat. Das Theaterstück symbolisiert das Leben des
Platzanweisers, der Theatersaal seine biologisch begrenzte Lebens-
zeit. Der Theatersaal füllt sich kontinuierlich, wobei die Vorstellung
mit der Vergabe des ersten Sitzplatzes bereits beginnt, und endet,
sobald alle Plätze vergeben sind.
Die potentiellen Besucher des Theaters (die Handlungsoptionen oder
Aktivitäten), die an der Vorstellung teilhaben möchten, gehören ver-
schiedenen, mehr oder weniger wichtigen oder einflussreichen, Fami-
lien an (diese stehen stellvertretend für einzelne Lebensbereiche oder
Aktivitätengruppen). Die Besucher treffen nach und nach am Veran-
staltungsort ein, wobei die Zahl der gleichzeitig ankommenden Perso-
nen variiert. Die Anzahl der potentiellen Besucher, die einen Platz be-
anspruchen, ist insgesamt größer als die Anzahl der zur Verfügung
stehenden Plätze. Die Aufgabe des Platzanweisers ist es, kontinuier-
lich Plätze im Theaterraum anzuweisen (Prozess des Schedulings).
Versäumt er es einmal, einen Platz gezielt zuzuweisen, muss dieser
frei bleiben (verschwendete, inhaltsleere oder sinnlos vergeudete Le-
benszeit). Die Plätze werden segmentweise, Reihe für Reihe, Block für
Block (d.h. Stunde für Stunde, Tag für Tag...) besetzt.
Die am Eingang eintreffenden oder wartenden Besucher stellen aller-
dings schwer zu erfüllende Forderungen an den Platzanweiser. Es
werden nicht nur Ansprüche auf eine unterschiedlich große Anzahl an
Gesamtplätzen für verschiedene Familien (Lebensbereiche) gestellt
(dafür würde sich die Zeitbudgetforschung interessieren), sondern
zahlreiche weitere Präferenzen geäußert. Beispielsweise sind einige
Besucher besonders dick (wie das `achtstündige Business Meeting´
aus der Familie der `Erwerbsarbeit´) und passen dadurch nicht auf

38
Plätze, auf denen andere Besucher (wie das `Tagesbriefing´ aus der
gleichen Familie) noch Platz finden würden. Daneben gibt es Besu-
cher, die unbedingt hintereinander sitzen wollen (z.B. `Sport´ und
`Duschen´ ), wobei `Sport´ unbedingt vor `Duschen´ sitzen möchte,
aber auf keinen Fall umgekehrt. Wenn für `Sport´ aber kein Platz
mehr zu bekommen ist, benötigt `Duschen´ den zugeteilten Platz
auch nicht. Einige Besucher beanspruchen häufig äußerst rücksichts-
los die besten Plätze (beispielsweise die Mitglieder der `Familie der
Erwerbsarbeit´) und drohen mit schwerwiegenden Konsequenzen für
den Platzanweiser, wenn sie die geforderten Plätze nicht erhalten. Der
Platzanweiser nimmt diese Drohungen i.d.R. ernst, da diese Familie
viel Einfluss und Ansehen hat (in der Regel wird das Theater fast aus-
schließlich durch diese Gruppe finanziell subventioniert). Ein Teil der
Besucher verfügt über langfristige Reservierungen (z.B. das jährliche
`Weihnachtsessen mit der Familie´ ), während andere plötzlich und
unangemeldet einen Platz beanspruchen (`dringender Arztbesuch´)
und auch den wichtigsten wartenden Besuchern vorgezogen werden
müssen. Da der Platzanweiser selbst auch Regisseur des Stücks ist
und die Verteilung der Sitzplätze die Qualität des Stückes (seines Le-
bens) mitbestimmt, hat auch er bestimmte Erwartungen an die Ver-
gabe der Plätze. So bringt er manche Besucher (insbesondere aus der
Familie der `verpflichtenden Aufgaben´) gerne weiter vorne (mor-
gens) in den einzelnen Segmenten unter, um die übrigen Plätze des
Segments dann unter den weniger einflussreichen, aber bei ihm sehr
beliebten Besuchern (z.B. aus der Familie der`Freizeitaktivitäten´) zu
vergeben...
Diese Beschreibung der ,,Besucher" mit ihren unterschiedlichen Sitzplatzwün-
schen kann jeder für ,,sein eigenes Theater" selbst fortsetzen. Die Komplexität
der Aufgabe, der sich der Platzanweiser/Regisseur gegenüber gestellt sieht, ist
enorm.
4.2 Fragestellung
Das Erkenntnisinteresse der vorliegenden Arbeit bezieht sich nicht auf die Un-
tersuchung möglicher Konflikte zwischen den Besuchern, also ausdrücklich
nicht auf die sozialen Folgen des individuellen Umgangs mit der Zeit, wie dies in
vielen Arbeiten der klassischen Zeitverwendungsforschung üblich ist (vgl. Kapi-
tel 5). Das Forschungsinteresse zielt vielmehr auf die Arbeitsweise des Platz-
anweisers und die aus dieser Arbeitsweise resultierenden psychischen Konse-
quenzen. In der Sprache der Metapher ausgedrückt werden Antworten auf fol-
gende Fragenkomplexe gesucht:

39
(1)
Wie gelingt es dem Platzanweiser, die zahlreichen Informationen
über die potentiellen Besucher und ihre speziellen Wünsche unter
dem gegebenen Zeitdruck in seinem Handeln angemessen zu be-
rücksichtigen? Verfügt er über ein Hilfsmittel, auf das er bei der
Vergabe der Plätze zurückgreifen kann (beispielsweise eine gedach-
te Sitzordnung), und wenn ja, wie kann man sich eine solche Sitz-
ordnung vorstellen?
(2)
Wie entsteht diese Sitzordnung? Nach welchen Kriterien trifft der
Platzanweiser die Entscheidungen, ob jemandem ein Platz zugewie-
sen wird oder nicht. Wem weist der Platzanweiser einen Sitz zu,
wenn zwei oder mehr Besucher den selben Platz beanspruchen?
(3)
Wenn es eine Sitzordnung gibt, wie muss diese beschaffen sein, um
den Platzanweiser bei seiner Aufgabe zu entlasten? Welchen Ein-
fluss hat die ,,Sitzordnung" darauf, ob der Platzanweiser die an ihn
gestellten Anforderungen als belastend erlebt oder nicht?
Es wird hier also versucht, den kognitiven Prozess zu beleuchten, der der reali-
sierten Zeitverwendung einer Person vorausgeht. Folgt man Dollase, der fest-
stellt, dass ,,... in der bisherigen Zeitstrukturforschung ... über die Zeitbudget-
erfassung vornehmlich nur die Ergebnisse eines noch zu rekonstruierenden
dynamischen Kalkulationsprozesses erfaßt [werden, und dass] der Kalkulati-
onsprozeß selbst...weitgehend unaufgeklärt [bleibt]" (1995, S. 110), wendet sich
die Arbeit damit einem Forschungsdesiderat der Zeitverwendungsforschung zu.
Aus der Sprache der Metapher in die real vorliegende Problematik übersetzt,
lassen sich die Fragen wie folgt formulieren:
(1)
Wie bewältigen Menschen die Komplexität der Anforderung des indivi-
duellen Umgangs mit der Zeit? Über welche -auf die individuelle Zeit-
verwendung bezogene- Wissensstrukturen, verfügen sie?
In dem Dollase schreibt: ,,Die Annahme, kognitiven Probehandelns ...
das dem realen Handeln vorausgeht, führt zu Überlegungen, daß inter-
ne kognitive Zeitvorstellungen ... auch bei jenen die ihren Alltag einrich-
ten, vorhanden sein müssen" (1995, S. 110), zeichnet er den Grundge-
danken vor, der sich hinter dieser Fragestellung verbirgt: Dem zeitbe-

40
zogenen Alltagshandeln von Personen liegen spezifische, auf den Um-
gang mit der Zeit und zeitliche Ansprüche bezogene Wissensstrukturen
zu Grunde. Diese Wissensstrukturen sollen in der vorliegenden Arbeit
erfasst und untersucht werden.
11
(2)
Wie entwickeln Menschen überdauernde Wissensstrukturen über den
Umgang mit der Zeit? Nach welchen Kriterien werden interne und ex-
terne Zeitansprüche angenommen oder zurückgewiesen?
Es wird hier davon ausgegangen, dass Menschen auf der Basis über-
dauernder Wissensstrukturen über die Annahme und das Zurückwei-
sen von Zeitansprüchen entscheiden, wie der Platzanweiser auf der
Basis seiner Sitzordnung über die Vergabe der Plätze entscheidet. Von
Interesse ist dabei nicht, alle Variablen (externe und interne Zeitgeber),
die in einer spezifischen Situation wirksam werden zu erfassen, son-
dern vielmehr der Versuch, ein von der Situation abstrahierendes, all-
gemeines Modell des Annehmens und Zurückweisens von Zeitansprü-
chen zu entwickeln.
(3)
Wie wirken sich die zeitbezogenen Wissensstrukturen auf die subjektiv
erlebte Belastung im Umgang mit der Zeit und das subjektive Zeiterle-
ben aus?
Der hinter dem dritten Fragenkomplex stehende Gedanke lässt sich
schließlich wie folgt beschreiben: Nicht nur die Folgen der realisierten
Zeitverwendung (in Form von Sanktionen zurückgewiesener externer
oder interner Zeitgeber), sondern auch der Kalkulationsprozess selbst
können als Ursache individueller Belastung in Frage kommen. In bei-
den Fällen können die zu Grunde liegenden zeitbezogenen Wissens-
strukturen eine wichtige Rolle spielen. Konkret soll untersucht werden,
ob es einen Zusammenhang zwischen den zeitbezogenen Wissens-
strukturen einer Person und ihrem subjektiven Zeiterleben gibt (zum
Begriff des subjektiven Zeiterlebens (vgl. Kapitel 9).
11
Der Begriff des Wissens wird in der vorliegenden Arbeit in Anlehnung an Tergan weiter aufgefasst und ,,...im Unter-
schied zum normalen Sprachgebrauch nicht primär im Sinne bewußt verfügbarer Kenntnisse über etwas verwendet. Mit
Wissen werden statt dessen alle in irgendeiner Weise mental repräsentierten Informationen bezeichnet, die im Kontext
der Bewältigung einer bestimmten Anforderungssituation zum Tragen kommen" (1993, S. 106).

41
4.3 Methodischer Ansatz
Da es zum Verständnis der vorliegenden Arbeit wichtig ist, die Gründzüge des
methodischen Ansatzes nachvollziehen zu können, wird an dieser Stelle das
methodische Vorgehen der Arbeit skizziert, obwohl wichtige Grundbegriffe und
Sachverhalte erst später dargestellt werden.
Wie im weiteren Verlauf der Arbeit noch deutlich werden wird, sind Wissens-
strukturen oder mentale Repräsentationen als Forschungsgegenstand proble-
matisch, da sie sich dem direkten Zugriff verschließen. Was eine Person denkt
und weiß und vor allem wie sie denkt ist empirisch nur schwer fassbar.
In Anlehnung an Tergans Repräsentationsansatz qualitativer (individueller)
Wissensdiagnose (1988, 1993a und 1993b) wird daher versucht, einen indirek-
ten Einblick in die ,,black box" (Rouse und Morris 1986) zu erhalten und dadurch
Erkenntnisse über die -dem individuellen Umgang mit der Zeit zu Grunde lie-
genden- kognitiven Prozesse und Wissensstrukturen zu gewinnen.
Auf die Grundidee reduziert, liegt das Ziel dieses wissensdiagnostischen Ver-
fahrens darin, die auf eine kognitive Anforderungssituation bezogenen Wis-
sensstrukturen einer Person aufzuklären, indem beobachtbares Verhalten, wel-
ches auf den tatsächlichen Wissensstrukturen einer Person basiert, mit prog-
nostiziertem Verhalten verglichen wird, das sich aus den theoretischen Überle-
gungen eines psychologischen Modells vorhersagen lässt, von dem der For-
scher annimmt, dass es die tatsächlichen Wissensstrukturen gut repräsentiert.
Rouse und Morris (1986, S. 351ff) verweisen in einer vergleichenden Gegen-
überstellung unterschiedlicher methodischer Ansätze der Untersuchung menta-
ler Modelle auch auf die Introspektion als mögliche Methode des ,,direkten"
Zugriffs auf kognitive Strukturen, betonen aber ebenfalls die Bedeutung indirek-
ter Zugänge: So werden die Methoden der Introspektion und des ,,lauten Den-
kens" (thinking aloud), mit denen die Respondenten versuchen, ihre mentalen
Modelle zu externalisieren, von Rouse und Morris als nützliche Instrumente be-
schrieben. Sie fordern jedoch ausdrücklich zur vorsichtigen Interpretation der
dadurch gewonnenen Erkenntnisse auf: ,,Therefore it seems prudent to view

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832480912
ISBN (Paperback)
9783838680910
DOI
10.3239/9783832480912
Dateigröße
3.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln – Geistes- und Sozialwissenschaften, Freizeitwissenschaft
Erscheinungsdatum
2004 (Juni)
Note
1,0
Schlagworte
kognition mentale modelle zeitverwendung ausdauersport wissen
Zurück

Titel: Ideale temporale Muster als kognitive Wissensstrukturen über den Umgang mit der Zeit
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