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Wissensbilanz - Ein innovatives Konzept des Wissensmanagements zur Evaluation und Visualisierung immaterieller Vermögenswerte

©2003 Magisterarbeit 145 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Das Informationszeitalter und die damit einhergehende tief greifende Transformation der Wirtschaftsstrukturen konfrontiert das traditionelle Rechnungswesen mit neuartigen Anforderungen hinsichtlich des Ansatzes, der Evaluation und Visualisierung immaterieller Vermögenswerte, welche bis dato weitestgehend vernachlässigt wurden.
Auf diesem Umstand beruhend, konstituierten erste Skeptiker einen neuen Forschungsgegenstand, das Intellectual Capital. In weiterer Folge wurde von den Avantgardisten des Intellectual Capital Movement ein innovatives Reportinginstrument erschaffen, welches gegenwärtig unter dem Terminus „Wissensbilanz“ bzw. „Intellectual Capital Statement“ Furore macht.
Inhaltlich hat die Wissensbilanz zum Ziel, die immanenten Darstellungsmängel des Jahresabschlusses zu beheben und die externe Berichterstattung über den verzerrten Buchwert des jeweiligen Unternehmens hinaus, dem „wahren Wert“ sukzessive anzunähern. Nach einer detaillierten Untersuchung des Ursprungs und der ersten Ansätze widmet sich die Arbeit der kritischen Beleuchtung des weithin hochgelobten Instrumentes und versucht den minderen Reifegrad, Defizite und Schwächen herauszuarbeiten.
Erklärtes Ziel ist es dennoch, ein ausgewogenes Bild der Wissensbilanz zu generieren. Um die theoretisch erarbeiteten Erkenntnisse des Instrumentes „Wissensbilanz“ in praxi zu überprüfen, vor allem ihre originär intendierte Zielsetzung (siehe letzter Absatz) auf die praktische Umsetzung hin zu untersuchen, hat der zweite Teil der Arbeit eine kritische Analyse zehn elektronisch publizierter Wissensbilanzen zum Inhalt. Hierfür wurde jede Wissensbilanz in einem 2003 entwickelten Analyseschema standardisiert, um eine homogene Vergleichsbasis zu generieren. Insgesamt wird den theoretisch fundierten, idealistischen Postulaten des ersten Teils der Diplomarbeit eine praktische Sichtweise gegenübergestellt, welche schlussendlich zu einer realistischen, synthetischen Auffassung gelangen lässt.
Diese Arbeit zeigt einerseits die Genese der Wissensbilanz in ihren Grundzügen auf. Andererseits eignet sie sich vorzüglich für potenzielle und gegenwärtige Wissensbilanz erstellende Unternehmen als Basisliteratur, um verschiedene inkorporierte Sichtweisen kennen zu lernen respektive sich anhand der dargebrachten kritisch-praktischen Analyse fortschrittsrelevante Impulse zu verschaffen, welche in einem Mehr an Nutzen für den Adressatenkreis […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8085
Litzlbauer, Roman: Wissensbilanz - Ein innovatives Konzept des Wissensmanagements
zur Evaluation und Visualisierung immaterieller Vermögenswerte
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Wirtschaftsuniversität Wien, Magisterarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS ... 0
I.
Theoretische Reflexion ... 7
1
Einleitung ... 7
1.1
Problemstellung und Zielsetzung ... 7
1.2
Aufbau der Arbeit ... 10
2
Grundlagen ... 12
2.1
Der Begriff ,,Wissen" ... 12
2.1.1
Daten ­ Information ­ Wissen ... 14
2.1.2
Wissensarten ... 15
2.1.2.1
Individuelles versus kollektives Wissen... 15
2.1.2.2
Implizites versus explizites Wissen ... 16
2.1.3
Die organisatorische Wissensbasis... 17
2.1.4
Die vier Formen der Wissensumwandlung... 17
2.2
Der Begriff ,,Wissensarbeiter" ... 19
2.3
Der Begriff ,,Wissensorganisation"... 22
2.4
Der Begriff ,,Wissensmanagement" ... 24
2.4.1
The Knowledge-Management Imperative... 25
2.4.2
Hauptrichtungen des Wissensmanagements ... 25
2.5
Der Begriff ,,Immaterielle Vermögenswerte" ... 27
2.5.1
Begriffsdefinition und -abgrenzung... 28
2.5.2
Klassifikation immaterieller Vermögenswerte... 29
2.5.2.1
Der Ansatz nach Stewart ... 30
2.5.2.2
Der klassische Ansatz nach Hall... 31
2.5.3
Inhärente Risken immaterieller Vermögenswerte... 33
2.5.4
Werttreiber immaterieller Vermögenswerte ... 34
2.5.5
Conclusio ... 36
2.6
Der Begriff ,,Wissensbilanz"... 36
1

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
2.6.1
Strategische Perspektive ... 37
2.6.2
Wissensziele... 37
2.6.3
Dualität der Zielsetzung ... 38
2.6.3.1
Interne Ziele ... 38
2.6.3.2
Externe Ziele ... 39
2.6.4
Kontextuelle Probleme... 40
2.6.5
Conclusio ... 43
3
Entstehungsgeschichte ... 44
3.1
Intellectual Capital Management (ICM) Bewegung ... 44
3.2
Konzeptuelle Denker ... 46
3.2.1
Karl-Erik Sveiby ... 46
3.2.2
Leif Edvinsson ... 46
3.2.3
Patrick H. Sullivan... 47
3.2.4
Thomas Stewart... 47
3.2.5
Baruch Lev... 48
3.3
Old Economy - New Economy - Knowledge Economy... 49
3.3.1
Old Economy ... 49
3.3.2
New Economy ­ Knowledge Economy... 50
3.3.3
Old Economy versus New Economy ... 51
3.3.4
Exkurs: Economics of Abundance... 52
3.4
Erste Indizien für IC... 53
3.4.1
Buchwert und Börsenkapitalisierung ... 53
3.4.1.1
Definition ... 54
3.4.1.2
Kritik ... 54
3.4.2
Tobin's q ... 55
3.4.2.1
Einleitung ... 55
3.4.2.2
Definition ... 55
3.4.2.3
Kritik ... 56
3.4.3
Gegenüberstellung beider Kennzahlen ... 56
3.5
Unzulänglichkeiten des traditionellen Rechnungswesens... 57
2

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
3.5.1
Implikationen für die ,,Accounting Profession" ... 58
3.5.2
Rechnungswesenimmanente Asymmetrien ... 59
3.5.3
Induzierte Schäden... 60
3.5.4
Kritischer Ausblick ... 61
4
Genese erster Ansätze des ICM ... 63
4.1
Intangible Assets Monitor (IAM) ... 63
4.1.1
Einleitung ... 63
4.1.2
Komponenten des Intangible Assets Monitor ... 64
4.1.3
Celemi ­ Intangible Assets Monitor ... 68
4.2
SKANDIA Navigator ... 70
4.2.1
Einleitung ... 70
4.2.2
Skandia Market Value Scheme ... 70
4.2.3
Aufbau des Skandia Navigators ... 71
4.2.4
Navigatorische Aufgaben... 73
4.2.5
Skandia Navigator in praxi... 74
4.2.6
Kritik... 75
4.3
Intellectual Capital Statement Model (ICSM)... 76
4.3.1
Einleitung ... 76
4.3.2
Elemente des Modells ... 76
4.3.3
Modellspezifische Bedeutung von Kennzahlen ... 79
4.3.3.1
Definition ... 79
4.3.3.2
Funktionen ... 79
4.3.3.3
Kriterien... 80
4.3.4
Ziel und Zweck des ICSM... 81
4.4
Value Reporting... 82
4.4.1
Einleitung ... 82
4.4.2
Nicht bilanzierte Werte... 82
4.4.3
Allgemeine Grundsätze für das Value Reporting ... 83
4.5
Komparative Zusammenfassung... 84
4.5.1
Intangible Assets Monitor (IAM)... 84
3

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
4.5.2
SKANDIA Navigator... 84
4.5.3
Intellectual Capital Statement Model (ICSM)... 85
4.5.4
Value Reporting ... 86
4.5.5
Weitere Unterschiede und Defizite ... 87
5
Resümee... 90
II.
Praktische Reflexion ... 95
1
Einleitung ... 95
2
Wissensbilanzanalyse ­ ein erster Ansatz... 96
2.1
Einleitung... 96
2.2
Analysemodell ... 96
2.2.1
Modellstruktur ... 96
2.2.2
Zielsetzung ... 98
2.2.3
Schwächen und kontextuelle Probleme ... 98
2.3
Probleme der Wissensbewertung... 99
2.3.1
Einleitung ... 99
2.3.2
Potenzielle Dysfunktionalitäten... 99
2.4
Conclusio... 100
3
Wissensbilanzanalyse ­ zehn Unternehmen ... 101
3.1
Einleitung... 101
3.2
ARC - Austrian Research Centers... 101
3.2.1
Unternehmenshistorie... 101
3.2.2
Wissensbilanzverständnis ... 102
3.2.3
Fazit ... 102
3.3
BANKINTER... 103
3.3.1
Unternehmenshistorie... 103
3.3.2
Wissensbilanzverständnis ... 103
3.3.3
Fazit ... 104
3.4
CARL BRO ... 104
3.4.1
Unternehmenshistorie... 104
4

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
3.4.2
Wissensbilanzverständnis ... 105
3.4.3
Fazit ... 105
3.5
COLOPLAST... 106
3.5.1
Unternehmenshistorie... 106
3.5.2
Wissensbilanzverständnis ... 106
3.5.3
Fazit ... 106
3.6
COWI... 107
3.6.1
Unternehmenshistorie... 107
3.6.2
Wissensbilanzverständnis ... 108
3.6.3
Fazit ... 108
3.7
DIEU... 109
3.7.1
Unternehmenshistorie... 109
3.7.2
Wissensbilanzverständnis ... 109
3.7.3
Fazit ... 109
3.8
DLR ... 110
3.8.1
Unternehmenshistorie... 110
3.8.2
Wissensbilanzverständnis ... 110
3.8.3
Fazit ... 111
3.9
RAMBOLL ... 112
3.9.1
Unternehmenshistorie... 112
3.9.2
Wissensbilanzverständnis ... 112
3.9.3
Fazit ... 112
3.10
SYSTEMATIC ... 113
3.10.1
Unternehmenshistorie... 113
3.10.2
Wissensbilanzverständnis ... 114
3.10.3
Fazit ... 114
3.11
TIC... 115
3.11.1
Unternehmenshistorie... 115
3.11.2
Wissensbilanzverständnis ... 115
5

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
3.11.3
Fazit ... 116
4
Resümee... 117
ABBILDUNGSVERZEICHNIS... 122
ANHANG ... 123
LITERATURVERZEICHNIS ... 133
6

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
I. Theoretische
Reflexion
,,Es ist nicht genug, zu wissen, man muss es auch anwenden;
es ist nicht genug, zu wollen, man muss es auch tun."
1
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Der kontinuierliche Übergang vom Industriezeitalter, der Old Economy, in das
Informationszeitalter, der New Economy und die damit einhergehende tief greifende
Transformation der Unternehmens- und Marktstrukturen konfrontiert das traditionelle
Rechnungswesen mit neuartigen Anforderungen hinsichtlich des Ansatzes, der Evaluation
und Visualisierung immaterieller Vermögenswerte, welche bis dato entweder
weitestgehend vernachlässigt oder nur unzureichend erwogen wurden. Dieses Manko und
andere weitere Umstände in diesem Kontext riefen erste Skeptiker auf den Plan, welche
in der Folge einen neuen Forschungsgegenstand, das Intellectual Capital, konstituierten.
Hierauf beruhend, erschufen die Avantgardisten des Intellectual Capital Movement ein
innovatives Reportinginstrument, die Wissensbilanz. Während der letzten zehn Jahre,
einem evolutionären Prozess folgend, wurden permanent neue Aspekte aufgegriffen und
in der Wissensbilanz inkorporiert. Inhaltlich hat die Wissensbilanz zum Ziel, die
immanenten Darstellungsmängel des Jahresabschlusses zu beheben und als
komplettierende Ergänzung die externe Berichterstattung über den verzerrten Buchwert
des jeweiligen Unternehmens hinaus dem ,,wahren Wert" sukzessive anzunähern. Bedingt
durch diverse Faktoren, beispielsweise der ,,faktischen Unbestimmtheit" immaterieller
Werte, den offenkundigen Differenzen zwischen Markt- und Buchwerten, aber auch
aufgrund des Ansatzwahlrechtes des Goodwills im Rahmen der Erstkonsolidierung neu
akquirierter Unternehmen - wodurch es in vielen Fällen mittels Sofortabschreibung nicht
zum Ausweis des erworbenen immateriellen Vermögens kommt -, resultiert die für das
Management verantwortungsvolle Aufgabe, den oftmals ein Vielfaches des
Unternehmensbuchwertes darstellenden Goodwill bzw. Marktwert zum Zwecke einer
adäquaten Investor Relation und Stakeholderkommunikation eingehend zu erläutern.
2
1
Goethe, J.W. von, (Zitat).
2
Vgl. Haller, A. ­ Dietrich, R., (Intellectual Capital), S. 1047.
7

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
Marktwert (%)
Oracle
SAP
Microsoft
Unilever
Hugo Boss
Intel
McDonald's
Hewlett-Packard
Oxford Instruments
American Express
General Motors
Shell
Daimler Benz
IBM
Volvo
BASF
Immaterielle Vermögenswerte
Ausgewiesenes Eigenkapital
Abbildung 1: Börsenwertfaktoren globaler Unternehmen
3
Dass dieses Phänomen keineswegs nur auf den Einzelfall abstellt, sondern dass auch
gemeinhin bekannte multinationale Unternehmen diese Diskrepanz aufweisen,
verdeutlicht die oben angeführte Abbildung.
Die Häufigkeit mit der sich diese Deviation abzeichnet für sich allein genommen, nährt
das Substrat meiner Arbeit und legitimiert den aus meiner Sicht wesentlichen Anspruch
besonderer wirtschaftlicher Bedeutung, gleichwohl der Forschungszweig ,,Wissensbilanz"
einer erst jungen Vergangenheit entsprungen ist. Der Umstand, dass das Konzept der
Wissensbilanz sozusagen noch in den Kinderschuhen steckt und nur eine bescheidene
Anzahl von Unternehmen dieses Instrument auch tatsächlich aufgegriffen und umgesetzt
hat, gab mir letztlich den Impuls, mich diesem Thema im gebotenen Umfang mit Eifer zu
widmen und meinen persönlichen kritischen Beitrag zur Förderung der Publizität und des
Verständnisses zu Fragen der Provenienz, der Attribute, dem Wesen und der Utilität der
Implementierung der Wissensbilanz im Unternehmen zu leisten.
Die Arbeit soll auch dem fachunkundigen Leser die Möglichkeit bieten, sich aufgrund der
zu den Ursprüngen zurückreichenden, fundierten theoretischen Aufbereitung der Materie
eingehend zu informieren.
3
Vgl. Sveiby, K.E., (Wissenskapital), S. 24.
8

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
Ferner zielt sie darauf ab, den Interessenten mit der spezifischen Terminologie vertraut zu
machen, um ihm nach dem Studium der pragmatischen Analyse von zehn elektronisch
publizierten Wissensbilanzen, dem zweiten und abschließenden Teil der vorliegenden
Arbeit, zu einer qualifizierten Meinung zum Thema ,,Wissensbilanzen" zu verhelfen.
Der Titel der Arbeit: ,,Wissensbilanz ­ Ein innovatives Konzept des Wissensmanagements
zur Evaluation und Visualisierung immaterieller Vermögenswerte," kann zugleich als
Frage verstanden werden. Nach einer detaillierten Untersuchung der Strömungsrichtung,
Ursprünge, Ansätze und fernerhin der wesentlichen Begriffe, widmet sich das Werk der
kritischen Beleuchtung des weithin hochgelobten Instrumentes und versucht den
minderen Reifegrad, Mängel, Defizite und Schwächen herauszuarbeiten. Erklärtes Ziel ist
es dennoch, ein ausgewogenes Bild der Wissensbilanz zu generieren und die
übersteigerte Euphorie, die diesem durchaus tückischen Konzept dargebracht wird, zu
relativieren.
Um die theoretisch erarbeiteten Erkenntnisse über die Unreife und die damit
einhergehenden Probleme des Instrumentes ,,Wissensbilanz" innerhalb eines realen
Umfeldes, konkret gesprochen, anhand seiner praktischen Umsetzung zu überprüfen, hat
der zweite Teil der Arbeit eine kritische Analyse zehn elektronisch publizierter
Wissensbilanzen zum Inhalt.
Insgesamt wird den theoretisch fundierten, idealistischen Postulaten, Anschauungen und
Ansätzen des ersten Hauptabschnitts eine praktische Sichtweise gegenübergestellt,
gewissermaßen ein Spiegel vorgehalten, welcher schlussendlich zu einer realistischen,
synthetischen Auffassung aus Theorie und Praxis gelangen lässt.
9

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
1.2 Aufbau der Arbeit
Das basale Element der Arbeit bildet ein kompilatorisches Literaturstudium. Sowohl
,,ältere" klassische Werke und Aufsätze als auch rezipierte aktuelle Primär- und
Sekundärliteratur liegen dem Schriftstück zu Grunde.
Neben der Einleitung und dem Resümee gliedert sich die Arbeit in zwei Teile, der
theoretischen und der praktischen Reflexion.
Im ersten Teil - Kapitel 2 werden die Voraussetzungen für ein tieferes Verständnis der
Materie geschaffen, d.h. es werden Begriffe, wie ,,Wissen", ,,Wissensmanagement",
,,Immaterielle Vermögenswerte" und ,,Wissensbilanz", um hier die wichtigsten zu nennen,
präzisiert sowie die mit dem Instrument ,,Wissensbilanz" im Zusammenhang stehenden
,,kontextuellen Probleme" erläutert.
Kapitel 3 befasst sich mit der Entstehungsgeschichte des Forschungszweiges, dem
,,Intellectual Capital Movement" und seinen Begründern. Zudem werden die Begriffe ,,Old
Economy" und ,,New Economy" gegeneinander abgegrenzt, um das Konzept
,,Wissensbilanz" einer der markanten vorherrschenden Wirtschaftsformen zuzuordnen.
Weiters sollen die miteinander verglichenen und kritisch bewerteten bedeutendsten
Kennzahlen helfen, Aufschluss über das Vorkommen und den Wert von intellektuellem
Kapital im Unternehmen zu geben. Den Abschluss bildet eine Erörterung der
Unzulänglichkeiten des traditionellen Rechnungswesens, welche auf den Bedarf eines
ergänzenden Systems der Erfassung wirtschaftlicher Vorgänge und der Abbildung dieser
nebst dem traditionellen Jahresabschluss schließen lässt. Auf dieser Unvollkommenheit
beruhend, findet das Konzept der Wissensbilanz seine Legitimation.
Kapitel 4 repräsentiert die Genese erster Ansätze des ,,Intellectual Capital Movement" und
stellt in Summe vier unterschiedliche Zugänge zur Evaluation und Visualisierung
intellektuellen Kapitals vor, welche in weiterer Folge einer komparativen Analyse
unterzogen werden.
Der zweite Teil der Arbeit wird durch die Präsentation eines erst 2003 publizierten
Ansatzes zur Wissensbilanzanalyse eingeleitet.
10

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
Mithilfe dieses Schemas können die zehn inkorporierten Wissensbilanzen standardisiert
und in einem weiteren Schritt gegenübergestellt werden.
Da die einzelnen Bilanzen aufgrund fehlender Standards in den unterschiedlichsten
Ausprägungen vorliegen, wäre ohne dieses Hilfsmittel ein Vergleich nur schwer
anzustellen, wenn nicht zur Gänze unmöglich.
Trotz aller Vorzüge wohnen auch diesem Analyseschema zahlreiche Schwächen inne, auf
die in einem zusätzlichen Abschnitt näher eingegangen wird, um dem Leser die inhärente
Gefahr der Willkür im Zuge der Standardisierung explizit vor Augen zu führen.
Das Hauptaugenmerk des zweiten Teils gebührt Kapitel 3, in welchem auf Grundlage des
zuvor vorgestellten Schemas eine Analyse von zehn elektronisch publizierten
Wissensbilanzen unterschiedlicher Unternehmen einzeln und auf aggregierter Ebene
vollzogen wird. Wobei der textuelle Rahmen, in dem die Wissensbilanz eingebettet ist,
und das Wissensbilanzverständnis der jeweiligen Unternehmen einen wesentlichen
Bestandteil der kritischen Auseinandersetzung einnehmen, welche in einem
erschöpfenden Resümee kulminiert.
11

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
2 Grundlagen
2.1 Der Begriff ,,Wissen"
In einer Zeit, geprägt von permanenter Dynamisierung des Wirtschaftslebens, sind stetige
Innovationen und das institutionalisierte Wissen, welches Innovationen als basales
Element zu Grunde liegt, angesichts der drastischen Verkürzung der Technologiezyklen,
der ständig fortschreitenden Wandlung von Konkurrenten, Produkten und Märkten,
entscheidende Unternehmensressourcen für eine nachhaltige Überlebensstrategie.
,,By the year 2010, all of the world's codified knowledge will double every 11 hours."
4
In Anbetracht dieser brisanten Prädiktion erscheint die Frage: ,,Was ist Wissen?", in
neuem Lichte. North definiert Wissen als die ,,Gesamtheit der Kenntnisse, Fähigkeiten und
Fertigkeiten, die Personen zur Lösung von Problemen einsetzen."
5
Diese Anschauung
prononciert, dass Wissen und Subjekte unzertrennlich miteinander verbunden sind.
Drucker schreibt dem Begriff ,,Wissen" das Attribut ,,Produktionsfaktor" zu. Damit wird
Wissen bewusst von den traditionellen Produktionsfaktoren: Arbeit, Boden und Kapital
abgegrenzt. Des Weiteren wird verdeutlicht, dass die Bedeutung herkömmlicher Inputs für
die Wertschöpfung im Unternehmen im Abnehmen begriffen ist. "The main producers of
wealth have become information and knowledge."
6
Sveiby versteht Wissen als ,,Fähigkeit zu handeln", wobei er explizit auf seine
Kontextabhängigkeit mit den Worten: ,,Wissen kann nicht aus seinem Zusammenhang
herausgelöst werden," verweist.
7
Seine These wird untermauert, indem er Wissen
verschiedene kontextspezifische Bedeutungen beimisst: Bewusstsein, Erkenntnis,
Weisheit, Kenntnis, Wissenschaft, Fertigkeit, Befähigung, etc.
4
Bontis, N., (Knowledge), S. 1.
5
Vgl. North, K., (Unternehmensführung), S. 9.
6
Drucker, P., (Society), S. 183.
7
Drucker, P., (Society), S. 65.
12

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
Stewart hingegen versucht den Wissensbegriff gegen den Informationsbegriff und
Datenbegriff zeitlich und personen- respektive kontextbezogen abzugrenzen:
"Knowledge involves expertise. Achieving it involves time. It endures longer than
information ­ sometimes forever. (...) It is impossible, however, to make a clear distinction
between information and knowledge (...). This is because one man's data can be another
man's knowledge, (...) depending on context."
8
Die exemplarisch aufgezeigten, individuellen Begriffsverständnisse veranschaulichen,
dass die Ansichten über den Wissensbegriff sehr stark divergieren. Ferner erwecken die
Autoren kraft ihrer Definitionen den Eindruck, bloß dem eigenen Erkenntnisinteresse
Ausdruck verleihen zu wollen.
Folgende unterschiedliche Wissensmerkmale lassen sich ergründen:
·
Wissen ist verarbeitete Information durch das Bewusstsein
9
·
Wissen ist ein Prozess und kein Zustand
10
·
Wissen ist beziehungsspezifisch
·
Wissen ist personengebunden
·
Wissen ist kontextspezifisch
·
Wissen ist beständig
Wissen ist die einzige Ressource, die sich sowohl durch Nutzung als auch durch Konsum
nicht verzehrt, sondern sich mittels Teilung sogar vermehren kann. Dies impliziert, dass
sich Wissen dem gemeinhin bekannten Gesetz des abnehmenden Grenznutzens,
welches den traditionellen Produktionsfaktoren inhäriert, widersetzt.
11
Umso wichtiger
erscheint es, das Dogma - den sorgsamen Umgang mit Wissen im Unternehmen - zu
institutionalisieren und die Mitarbeiter für diese neuartige Besonderheit zu sensibilisieren.
8
Stewart, T.A., (Wealth of Knowledge), S. 6.
9
Vgl. Herbst, D., (Wissensmanagement), S. 9.
10
Vgl. Herbst, D., (Wissensmanagement), S. 9.
11
Vgl. Hopfenbeck, W. - Müller, M. ­ Peisl, T., (Wissensbasiertes Management), S. 346.
13

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
2.1.1 Daten ­ Information ­ Wissen
Wissen korrespondiert nicht mit Information und Informationen sind nicht mit Daten
gleichzusetzen. Daten, Informationen und Wissen stehen hingegen zueinander in einer
spezifischen Relation und bauen aufeinander auf. Im Folgenden wird auf den
Zusammenhang und die Differenzen zwischen den drei Begriffen näher eingegangen:
12
Wahrnehmung
Lernen
Wissen
Information
Daten
Abbildung 2: Daten, Information und Wissen
13
Daten sind objektiv wahrnehmbar. Unter diesem Oberbegriff werden alle in gedruckter,
gespeicherter, visueller, akustischer oder sonstiger Form potenziell verwertbaren
Angaben über Dinge und Sachverhalte subsumiert.
Informationen sind im Gegensatz zu Daten ausschließlich subjektiv wahrnehmbar und
deshalb auch nur subjektiv verwertbar. Sie bestehen aus einer Aggregation an
perzipierten Daten, sind empfängerorientiert und bilden eine höhere Ordnung im Vergleich
zu Daten.
Wissen stellt das Endprodukt eines Lernprozesses dar. Es wird durch die Verarbeitung
und Verankerung der in unser Gehirn aufgenommenen Informationen generiert. Neues
Wissen baut auf altem vorhandenen Wissen auf und wird dadurch mit der Struktur
unseres Gehirns vernetzt.
14
12
Vgl. Güldenberg, S., (Wissensmanagement), S. 523 f.
13
Güldenberg, S., (Wissensmanagement), S. 524.

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
Grundsätzlich vertritt Romhardt dieselbe Ansicht wie Güldenberg. Eine Nuance
betreffend, hebt er hervor, dass anstatt einer strikten Trennung zwischen Daten,
Informationen und Wissen die Vorstellung eines Kontinuums zwischen den Polen Daten
und Wissen ,,tragfähiger" zu sein scheint. Insbesondere argumentiert er, dass die bereits
im Vorhergehenden geschilderte Metamorphose von Daten zu Informationen zu stark vom
interpretierenden System abhängt und somit intersubjektiv instabil ist.
14
Für Romhardt ist es für das ,,integrierte Verständnis" des Managements der im
Unternehmen etablierten Wissensbasis unerlässlich, dass Führungskräfte zwischen
Daten, Information und Wissen unterscheiden können, aber auch in der Lage sind, deren
Zusammenhänge zu erkennen.
15
2.1.2 Wissensarten
Es gibt beinahe unzählige Klassifikationen von Wissen. In meinen Ausführungen möchte
ich mich allerdings aus Praktikabilitätserwägungen auf die folgenden zwei Begriffspaare
beschränken.
2.1.2.1 Individuelles
versus kollektives Wissen
Wissen kann von einer Einzelperson individuell oder von einer Gruppe kollektiv getragen
werden. Die Differenzierung von individuellem und kollektivem Wissen unterstreicht das
Phänomen, dass sich gewisse Fähigkeiten von Organisationen nicht mit der Summe der
Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter begründen lassen.
16
Man stelle sich eine Produktionsanlage
für Hochleistungscomputer oder sonstige komplexe Apparaturen im
Hochtechnologiebereich vor.
Individuelles Wissen kann zum Beispiel sehr spezifisches Fachwissen sein. Etwa wenn
nur ein bestimmter Mitarbeiter befähigt ist, durch seine Erfahrung - gekoppelt mit den
notwendigen Informationen - eine prekäre Situation zu meistern, z. B.:
Bombenentschärfer.
Kollektives Wissen ist im Gegensatz dazu in den Köpfen mehrerer Personen verankert.
Das trifft beispielsweise auf ungeschriebene Verhaltensregeln zu.
14
Vgl. Romhardt, K., (Wissensperspektive), S. 64.
15
Romhardt, K., (Wissensperspektive), S. 64.
16
Vgl. Romhardt, K., (Wissensperspektive), S. 80.
15

Roman Litzlbauer
R
Wirtschaftsuniversität Wien 2003
In diesem Zusammenhang ist es daher für das Unternehmen erstrebenswert, individuelles
Wissen in kollektives Wissen zu transformieren, um es für die Gemeinschaft verwertbar
und als Quelle neuen Wissens nutzbar zu machen.
17
2.1.2.2 Implizites versus explizites Wissen
Geprägt wurden die beiden Begriffe von Nonaka und Takeuchi, japanischen
Managementforschern, die in ihrem Ansatz der ,,Spirale des Wissens" die Interaktion
zwischen implizitem (tacit) und explizitem (explicit) Wissen als Schlüssel zur
Wissensschaffung fokussieren. Ausgangspunkt ist die These, dass immer nur der Mensch
als Individuum in der Lage ist, neues Wissen zu generieren.
18
Damit dieses Wissen
infolgedessen durch das Unternehmen verwertet werden kann, ist es unabdingbar, dem
Kollektiv hierzu Zugang zu verschaffen.
19
Implizites Wissen verkörpert ex definitione Erfahrungswissen, ist personenbezogen,
kontextspezifisch und darum nur schwer kommunizierbar. Es beinhaltet technische
Elemente (z. B.: Know-how, handwerkliches Geschick, Fertigkeiten) und kognitive
Elemente (z. B.: Paradigmen, Perspektiven, Überzeugungen).
20
Vereinfacht ausgedrückt:
Implizites Wissen trägt man zwar in seinem Kopf, aber es lässt sich kaum in Worte
fassen. Folglich ist es für das Unternehmen von eminenter Wichtigkeit, dieses in den
Köpfen der Mitarbeiter lokalisierte Wissen explizit zu machen, d.h. im Unternehmen zu
verankern, damit das Ausscheiden eines bedeutungsvollen Mitarbeiters nicht den Verlust
relevanten, genauer gesagt, vitalen Wissens zur Folge hat.
21
Explizites Wissen hingegen ist Verstandeswissen, wird als objektiv erachtet und kann in
formaler, systematischer Sprache vermittelt werden. Allerdings bildet das in Worten und
Zahlen abbildbare Wissen nur die Spitze des Eisberges.
22
Es ist vom Wissensträger
unabhängig und steht daher auch anderen Personen zur Disposition.
23
Sullivan internalisiert beide Begriffe seinem Verständnis nach. Er beschreibt explizites
Wissen als ,,knowledge that a firm knows its employees have".
24
17
Vgl. Herbst, D., (Wissensmanagement), S. 15.
18
Vgl. Güldenberg, S., (Wissensmanagement), S. 529.
19
Vgl. Nonaka, I. ­ Takeuchi H., (Knowledge), S. 70.
20
Vgl. Nonaka, I. ­ Takeuchi H., (Organisation), S. 72 f.
21
Vgl. Herbst, D., (Wissensmanagement), S. 14.
22
Vgl. Nonaka, I. ­ Takeuchi H., (Organisation), S. 72 f.
23
Vgl. Herbst, D., (Wissensmanagement), S. 15.
24
Sullivan, P.H., (Intellectual Capital), S. 56.
16

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Dieses Wissen kann unter Zuhilfenahme von rechtlichem Schutz, z. B.: mittels
Registrierung, von unberechtigtem Zugriff abgeschirmt werden und beugt hierdurch
Rechtsstreitigkeiten vor. Es trägt zur Kostenreduktion und/oder zum Aufbau eines
positiven Unternehmensimages bei.
Dem gegenüber steht seine Auffassung von implizitem Wissen, auch als ,,Tacit Know-
How" geläufig. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es infolge seiner Verborgenheit keinen
unmittelbaren Wert für das Unternehmen manifestiert. Lediglich unter der Prämisse, dass
die Unternehmensumwelt den allfällig umfangreichen impliziten Wissensstand bemerkt,
kann dieser der Reputation in beachtlichem Maße zuträglich sein.
25
Implizites Wissen (subjektiv)
Explizites Wissen (objektiv)
Erfahrungswissen (Körper)
Verstandeswissen (Geist)
Gleichzeitiges Wissen (hier und jetzt)
Sequentielles Wissen (da und damals)
Analoges Wissen (Praxis)
Digitales Wissen (Theorie)
Abbildung 3: Zwei Typen von Wissen
26
2.1.3 Die organisatorische Wissensbasis
Die organisatorische bzw. organisationale Wissensbasis ist ein theoretisches Konstrukt
aus individuellen und kollektiven Wissensbeständen, welche in impliziter und expliziter
Form vorkommen können. Aufbauend auf unternehmensweite Daten und Informationen
dient sie der Organisation als Basis zur Lösung ihrer Aufgaben und grenzt sich dabei von
einem externen Wissensumfeld ab.
27
2.1.4 Die vier Formen der Wissensumwandlung
Die beiden Wissensformen ,,implizit" und ,,explizit" sind in diesem dynamischen Modell
nicht dichotomisch, sondern komplementär zu verstehen. Zugrunde liegt die Prämisse,
dass Wissen durch eine Interaktion, einen sozialen Prozess, der sich zwischen den
beiden Bereichen vollzieht, geschaffen und erweitert wird.
28
25
Vgl. Sullivan, P.H., (Intellectual Capital), S. 56 f.
26
Nonaka, I. ­ Takeuchi H., (Organisation), S. 73.
27
Vgl. Romhardt, K., (Wissensperspektive) S. 84.
28
Vgl. Nonaka, I. ­ Takeuchi H., (Organisation), S. 73 ff.
17

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Die Sozialisation (vom impliziten zum impliziten Wissen)
Es handelt sich hierbei um einen Prozess, bei dem implizites Wissen ohne Sprache,
ausschließlich im Zuge des Austausches von Erfahrungen zwischen den
Organisationsmitgliedern generiert wird. Man stelle sich an dieser Stelle die Arbeit eines
Lehrlings vor, der seinen Meister beobachtet und nachahmt.
Die Externalisierung (vom impliziten zum expliziten Wissen)
Ziel dieses Vorgangs ist es, implizites Wissen durch den Gebrauch von Metaphern,
Modellen und Analogien in explizites und damit kommunizierbares Wissen umzuwandeln.
Die Externalisierung wird zudem als ,,Schlüssel zur Wissensschaffung" bezeichnet, weil
sie aus implizitem Wissen neue explizite Konzepte hervorbringt und den kreativen
Prozess im Unternehmen forciert.
Die Kombination (vom expliziten zum expliziten Wissen)
Dieser Prozess basiert auf der Annahme, dass die Neuzusammenstellung vorhandener
Informationen durch Selektion, Kombination oder Klassifikation neues explizites Wissen
generieren kann. Unterstützend finden Medien wie Dokumente, Besprechungen, das
Telefon oder Computernetze Verwendung.
Die Internalisierung (vom expliziten zum impliziten Wissen)
Im Vordergrund dieses Ablaufes steht die Transition von explizitem Wissen zu implizitem
Wissen als Resultat des so genannten ,,learning by doing". Oftmals behilft man sich mit
Dokumenten, Handbüchern oder mündlichen Geschichten, um den Übergang in die
implizite Wissensform zu erleichtern, denn nur diesem finalen Prozess können echte
Innovationen erwachsen.
Fazit: Neues Wissen im Unternehmen entsteht nur dann, wenn es dem Management
gelingt, das implizite Wissen seiner Arbeitskräfte zu aktivieren. Am Ende der vier Formen
der Transformation angelangt, dringt dieses ,,verstärkte" mobilisierte Wissen in höhere
,,ontologische" Schichten vor. Auf diesem höheren Niveau befindlich, wird die
Wissensspirale erneut durchlaufen. Vermittels dieses endlosen kohärenten Prozesses
entwickelt sich stetig neues wertvolles Wissenskapital im Unternehmen.
18

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Sozialisation
Externalisierung
Kombination
Internalisierung
von
zu
implizites
Wissen
explizites
Wissen
explizites
Wissen
implizites
Wissen
Abbildung 4: Die Wissensspirale
29
Sveiby konzediert, dass seine Konzepte jenen von Nonaka et al. in vielerlei Hinsicht
ähneln und ergänzt: "Ihre Idee der Interaktion (...) ist eine wichtige Metapher für Manager
in der Produktentwicklung. Die vier Arten der Wissensumwandlung können verwendet
werden, um Licht auf den ,Produktionsprozess' von Spezialisten, die in
Wissensunternehmen arbeiten, zu werfen."
30
2.2 Der Begriff ,,Wissensarbeiter"
Der Begriff ,,Wissensarbeiter" hat sich im deutschen Sprachraum als Übersetzung von
,,Knowledge Worker" etabliert. Er bezeichnet den typischen Arbeiter eines
Wissensunternehmens und bildet den Gegenpol zur konventionellen Sichtweise des
Arbeiters eines traditionellen Produktionsunternehmens.
,,Bis zum Ende unseres Jahrzehnts werden rund vier Fünftel der Wirtschaftsleistung in
modernen Gesellschaften von ,Wissensarbeitern' erwirtschaftet."
31
Diese Prognose weist
darauf hin, dass Wissensarbeit und damit verbunden die Wissensarbeiter einen immer
größeren Stellenwert in unserem Wirtschaftssystem einnehmen werden. Mithin sehen
sich die Unternehmen der New Economy, insbesondere deren Management, laufend mit
völlig neuen Ansprüchen an den Unternehmensaufbau konfrontiert.
29
Vgl. Nonaka, I. ­ Takeuchi H., (Organisation), S. 84.
30
Sveiby, K.E., (Wissenskapital), S. 79.
31
Fuchs, J. ­ Stolorz, C., (Intelligenz), S. 49.
19

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Dies äußert sich vornehmlich dahingehend, dass Wissensmanagement zum
integrierenden Bestandteil der Unternehmensleitung avanciert, begleitet von neuen
Strukturen, Hierarchien und Verantwortungen.
32
Auch Drucker misst dem ,,Wissensarbeiter" eine derart bedeutende Rolle bei. Zum
Ausdruck kommt diese Ansicht, indem er konstatiert: "They may not be the ruling class of
the knowledge society, but they already are its leading class."
33
Im Allgemeinen skizziert er: "Knowledge workers gain access to jobs and social position
through formal education. (...) It cannot be acquired through apprenticeship. (...)
Education will become the center of the knowledge society. (...) Acquiring and applying
knowledge will become the key competitive factor."
34
Drucker betont, dass der Wissensarbeiter nicht erst durch die Arbeit im
Wissensunternehmen geprägt wird. Vielmehr haben die Modalitäten, der charakteristische
Habitus, die Denkweisen, etc. ihren Ursprung in den eingehend reformierten Grundfesten
des Schulsystems, der ,,allgemeinen Bildung".
Wissensarbeiter sind laut Definition von Sveiby ,,gut ausgebildete Spezialisten". ,,Ihre
Arbeit besteht größtenteils darin, Informationen in Wissen umzuwandeln, indem sie
überwiegend ihre eigene Kompetenz einsetzen".
35
Ergänzend in einem breiteren Kontext
ist hierzu festzuhalten, dass Information und Wissen nicht ausschließlich als Rohstoff
dienen. Information und Wissen besitzen den inhärenten Charakter, zeitgleich auch das
Produkt der Arbeit eines Wissensarbeiters zu sein.
36
Ein Zitat von Niklas Luhmann spiegelt dieses abstruse Phänomen wider: ,,Die
Textproduktion wird zum Sekundärziel der Bemühungen um die Vermehrung des
Wissens. Dabei hilft die Fiktion, dass der Text selbst schon Wissen ist."
37
32
Vgl. Fuchs, J. ­ Stolorz, C., (Intelligenz), S. 49.
33
Drucker, P.F., (Social Transformation).
34
Drucker, P.F., (Social Transformation).
35
Sveiby, K.E., (Wissenskapital), S. 41.
36
Vgl. Stewart, T.A., (Produktionsfaktor), S. 54.
37
Entnommen aus: Romhardt, K., (Wissensperspektive), S. 5.
20

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Bezug nehmend auf die Kompetenz der Mitarbeiter gibt Sveiby zu verstehen: ,,Die
Kompetenz der Mitarbeiter beinhaltet die Fähigkeit, in ganz verschiedenen Situationen so
handeln zu können, dass sowohl materielle als auch immaterielle Vermögenswerte
geschaffen werden."
38
Zwar disponiert ausschließlich der Träger selbst über seine individuelle Kompetenz und
jeder Mitarbeiter ist letztlich freiwillig beschäftigt, aber umso wichtiger ist es für das
Management, diese dem Subjekt inhärente, nicht beherrschbare Kompetenz für das
Unternehmen zu mobilisieren. Hierin besteht eine der wichtigsten Aufgaben des
Managements in einem Wissensunternehmen,
39
denn die individuelle Bereitschaft sich im
Unternehmen einzubringen ist umso größer, je mehr sich der Mitarbeiter als Teil eines
Ganzen versteht.
Um den abstrakten Begriff ,,Wissensarbeit" näher zu konkretisieren, nennt Stewart
beispielhaft einige Merkmale, welche die Arbeitsinhalte eines Wissensarbeiters
wiedergeben. Hierzu zählen Koordination, Supervision, Zeit-Management, kontinuierliches
Lernen, Job-Rotation, etc. Die Entlohnung erfolgt nicht auf Basis herkömmlicher
Entlohnungssysteme, sondern mittels anreizorientierter, mehrstufiger Modelle, vermöge
deren der Wissensarbeiter für seine Ausbildung, sein Wissen und seine Arbeitsleistung im
selben Ausmaß bezahlt wird.
40
Zur Untermauerung dieser eindeutigen Tendenz hin zum Wissensarbeiter, einige
abrundende statistische Fakten:
In den USA haben in den vergangenen fünf Jahren wissensorientierte Unternehmen,
deren Belegschaft sich bis zu 40 Prozent aus Wissensarbeitern rekrutiert, für einen
Beschäftigtenzuwachs von 43 Prozent gesorgt. Rund 28 Prozent aller werktätigen
Personen in den USA sind in diesen Unternehmen beschäftigt. Das Wachstum im
Dienstleistungssektor betraf vor allem Stellen von Investmentorganisationen, im
Gesundheitswesen und bei Softwareherstellern.
41
Das nachstehende Diagramm soll den
Trend eindrücklich illustrieren.
38
Sveiby, K.E., (Wissenskapital), S. 28.
39
Siehe Kapitel 2.3.
40
Vgl. Sveiby, K.E., (Wissenskapital), S. 52.
41
Vgl. Sveiby, K.E., (Wissenskapital), S. 54.
21

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319
2.001
3.306
963
1.774
2.761
4.275
4.470
-556
-131
1995-1999
1992-1995
Knowledge
Workers
Service Workers
Management
Workers
Data Workers
Goods-Producing
Workers
Abbildung 5: Beschäftigungswachstum in den USA und der EU (1000 Personen)
42
2.3 Der Begriff ,,Wissensorganisation"
Weltweit stehen Unternehmen im Begriff, sich einschneidenden Wandlungen zu
unterziehen. Ausgedehnte Konglomerate werden zerschlagen, vertikal integrierte Firmen
abgespalten und neue Formen aufgelockerter Zusammenarbeit zwischen einzelnen
Unternehmen stellen sich ein. Insgesamt ändert sich global gesehen das Wesen der
Organisationen und zwar dergestalt, dass Humankapital stetig weiter in den Mittelpunkt
des Interesses rückt. Im Unterschied zu konventionellen Vermögensgegenständen
erfordert die Nutzung von Humankapital andere Mechanismen als lediglich die Kontrolle
über die Ressource. Als Konsequenz verstreuen sich die üblicherweise beim
Management konzentrierten Machtverhältnisse im gesamten Unternehmen.
43
Sehr breit definiert, werden alle Unternehmen, die ihre Erträge durch Konvertierung von
Wissen in verwertbare Leistungen erwirtschaften, als ,,Wissensunternehmen" bezeichnet.
Im Mittelpunkt dieser Definition stehen Unternehmen wie IBM, Microsoft oder 3M, deren
Erfolg in der Kommerzialisierung ihrer Innovationen und Ideen begründet liegt.
44
Kurzum, diese Unternehmen setzen ihr Wissen ­ gleichermaßen der Ursprung eines
wettbewerbsrelevanten Vorteils (competitive advantage) ­ nutzbringend ein.
45
42
Hurwitz, J. u.a., (Linkage), S. 52.
43
Vgl. Rajan, R.G., - Zingales, L., (New Enterprise), S. 202.
44
Vgl. Sullivan, P.H., (Intellectual Capital), S. 115.
45
Vgl. Edvinsson, L. ­ Sullivan, P., (Managing IC), S. 357.
22

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Aus diesem Grunde ist es für Wissensunternehmen unverzichtbar, den Mitarbeitern
besonderes Augenmerk zu schenken und darüber hinaus im überdurchschnittlichen Maße
zu versuchen, Schlüsselarbeiter, speziell Wissensarbeiter dauerhaft an das Unternehmen
zu binden, zumal ihnen die Eigenschaft zugeschrieben wird, die Quelle des Wissens
respektive der Innovationen zu sein.
Stewart bemerkt die Verlagerung des Fokus im Unternehmen von Planungsaktivitäten hin
zu ,,Purposing", eine wichtige vereinheitlichende Betätigung (activity) im Unternehmen, die
den Mitarbeitern den Zweck, die Sinnhaftigkeit der Unternehmenstätigkeit vor Augen
führen soll. Folglich werden die Unternehmensgrenzen neu definiert und durch das
Ausmaß des unternehmensweit geteilten Zweckverständnisses konturiert.
Um das Unternehmen als Anziehungspunkt für immaterielle Vermögenswerte zu
gestalten, empfiehlt Stewart: "To provide a place, a culturing medium, and a culture, a
community of people to work with and go to." Nachfolgend gelangt er zu dem Schluss:
"The existence of a talented community is, in turn, a magnet for customers."
46
Wissensunternehmen sind gemäß Sveiby durch geringe Sachanlagen gekennzeichnet.
Das substanzielle Merkmal ist jedoch die Tatsache, dass der Wert ihres immateriellen
Vermögens viel größer ist, als der Wert ihrer Sachanlagen. Ferner erscheinen sie ihm als
,,kleine Inseln", welche ,,ohne lokale Gruppen von Kunden und Lieferanten, die ihre
Wissensbasis unterstützen und erweitern, nicht existieren [würden]."
47
Der Vollständigkeit
halber sei angeführt, dass Sveiby die interne und externe Unternehmensstruktur nebst der
im vorangegangenen Kapitel angesprochenen Kompetenz der Mitarbeiter zu der Gruppe
der unsichtbaren Vermögenswerte
48
eines Unternehmens zählt, welche völlig neue
Herausforderungen und Aufgaben für das Management eines Wissensunternehmens
nach sich ziehen. In diesem Zusammenhang möchte ich auf Kapitel 4.1 verweisen,
welches sich detailliert den in Sveiby's Modell (Intangible Assets Monitor) integrierten drei
immateriellen Vermögenswerten zuwendet.
Etwas emphatischer als Sveiby versucht Sullivan den Begriff ,,Wissensunternehmen"
anhand der Unternehmensstruktur festzumachen.
46
Stewart, T.A., (Wealth of Knowledge), S. 30.
47
Sveiby, K.E., (Wissenskapital), S. 41.
48
Siehe Kapitel 2.4.
23

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,,Knowledge companies are comprised of intellectual (...) and structural capital, where the
structural capital has two components: tangible assets and complementary business
assets."
49
Des Weiteren weist er darauf hin, dass alle Arten von Kapital oder Vermögen
zusätzlich als ,,unique", ,,differentiable" oder ,,generic" klassifiziert werden können. Die
Gruppe der ,,unique assets" subsumiert die Gesamtheit an Vermögenswerten, die das
Unternehmen als Unikum darstellen und überdies schwer zu imitieren sind. ,,Differentiable
assets" sind im Gegensatz dazu jene Werte, welche sich von der Konkurrenz in
irgendeiner Form unterscheiden, allerdings nicht dem Anspruch der Einzigartigkeit
genügen. Die letzte Kategorie bilden die ,,generic assets", welche man als
Auffangtatbestand bezeichnen könnte.
50
Trotz der Definitionsvielfalt lässt sich eine Tendenz zu kleineren, homogenen
Unternehmensstrukturen erkennen. Die Unternehmensstrukturen per se sind in einer
Transformation begriffen. Die Mitarbeiter, der Inbegriff des Humankapitals, erfahren einen
noch nie da gewesenen Bezug zum Unternehmen. Ferner werden Beziehungen zum
Unternehmensumfeld intensiviert.
2.4 Der Begriff ,,Wissensmanagement"
Wissen und Wissensmanagement teilen die Gemeinsamkeit, dass es ebenso viele
Definitionen wie Autoren zu diesen Themen gibt. Demnach kann die folgende
Begriffsdarstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sondern soll lediglich
einen einführenden, demonstrativen Überblick über mögliche Sichtweisen und
Hauptrichtungen bieten.
Eine allgemeine Definition erfasst Wissensmanagement als ein ,,komplexes strategisches
Führungskonzept, mit dem ein Unternehmen sein relevantes Wissen ganzheitlich, ziel-
und zukunftsorientiert als wertsteigernde Ressource gestaltet. Die Wissensbasis (...) wird
bewusst, aktiv und systematisch entwickelt, sodass sie zum Erreichen der Firmenziele
beiträgt."
51
Einige charakterisierende Implikationen lassen sich daraus ableiten:
52
49
Sullivan, P.H., (Intellectual Capital), S. 31.
50
Vgl. Sullivan, P.H., (Intellectual Capital), S. 31 f.
51
Herbst, D., (Wissensmanagement), S. 23.
52
Vgl. Herbst, D., (Wissensmanagement), S. 22 ff.
24

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Wissensmanagement erkennt die tragende Bedeutung von Wissen als erfolgskritische
Ressource. Information und Wissen werden im Unternehmen zielgerichtet gesteuert,
hingegen nicht in Spezialabteilungen gehortet. Information wird selektiv an die Mitarbeiter
herangetragen, denn nur relevante Information befähigt dazu, Erfolg versprechendes
Wissen zu generieren. Alle Stufen der Wertschöpfungskette werden mit einbezogen, die
Wissensbarrieren beseitigt und den Mitarbeitern universelle Perspektiven eröffnet.
Wissensmanagement ist zudem mit anderen Managementprozessen verflochten.
Zucker und Schmitz zeigen auf, dass nicht die Inhalte des Wissens im Mittelpunkt des
Managements stehen. Vielmehr zielt Wissensmanagement auf die Gestaltung von
Rahmenbedingungen, von Strukturen, Prozessen und Methoden, welche den
Wissensentwicklungsprozess im Unternehmen tragen und letzten Endes die Entstehung
von Innovationen bedingen, ab.
53
2.4.1 The Knowledge-Management Imperative
,,Knowledge is your most important raw material. Knowledge is your most important
source of added value. Knowledge is your most important output. If you are not managing
knowledge, you are not paying attention to business."
54
Stewart, der Verfasser des ,,Knowledge-Management Imperative", möchte hiermit der
Bedeutung des Wissensmanagements speziell für Unternehmen der New Economy
55
Nachdruck verleihen. ,,Poorly managed knowledge costs the Fortune 500 about $12 billion
a year."
56
Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.
2.4.2 Hauptrichtungen des Wissensmanagements
Einen Konnex zwischen der Thematik der vorliegenden Arbeit und den Hauptrichtungen
des Wissensmanagements soll die folgende Tabelle auf der nächsten Seite herstellen.
Das Fundament für meine Arbeit bilden die unterschiedlichen Kategorien intellektuellen
Kapitals, welche ebenfalls den Ankerpunkt für den materiellen Inhalt einer
Wissensbilanz
57
darstellen.
53
Vgl. Zucker, B. ­ Schmitz, C., (Wissen gewinnt), S. 12 f.
54
Stewart, T.A., (Wealth of Knowledge), S.109.
55
Siehe Kapitel 3.3.
56
Stewart, T.A., (Wealth of Knowledge), S.109.
57
Siehe Kapitel 2.6.
25

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Eine Einordnung der Thematik in die Hauptrichtung ,,Intellektuelles Kapital" dünkt mir
mithin rational und einsichtig.
Lernende
Wissen
Wissen
Intellektuelles
Organisation entwickeln bewirtschaften
Kapital
Wichtige
Lernen aus
Implizites/explizites Explizites
Wissen; Strategie
und
Kriterien und
Erfahrungen und
Wissen; Innovation; Standardisierung, relevante
Themen Impulsen;
Adaption;
Partizipation; Verwertung;
Wissen
Wissenspotenziale;
Dialog, Team,
Netzwerke,
als "Objekt";
humanes, strukturelles
Community;
Communities of
Identifizierbarkeit; und
Kunden-Kapital
Prozessorientierung;
Practice;
Zugänglichkeit;
Patente
Hauptbotschaft "Nur
Organisationen,
"Wissensentwicklung
"Es geht darum,
"Man managt, was
die in rasch wandelnden als permanenter
vorhandenes Wissen man misst."
Umwelten lernen,
Prozess führt zum
zu nutzen, zu
können erfolgreich
entscheidenden Wett-
verteilen und zu
sein."
bewerbsvorteil."
verkaufen."
Hauptautoren Senge,
Argyris
Nonaka/Takeuchi Petrash
Roos,
Edvinsson
Wegbereiter
Hauptakteure
PE, Human Resources
F&E, Informations-
Oberes
Management,
Wissensentwickler,
management,
Controlling, inter-
Management mit Fokus: Management mit
nationale Accounting-
Innovation/
strategischem Fokus: Associations &
Kompetenzbildung
Produktivität/Effizienz, Behörden (z.B. SEC,
Patentabteilung
OECD)
Hauptverdächti- Zu beziehungsorientiert; Ist nur "Lernende
Zu enges, statisches
Zu sophisticated,
gungen von
vergisst, dass es auch
Organisation" in
Verständnis von
interessiert nur das
Kritikern
vorhandenes Wissen
Neuauflage; von
Wissen, bringt sich
oberste Management
gibt, das zu verwerten
Japan gibt´s nichts
um die Essenz; zu
von Großunternehmen
ist
mehr zu lernen
IT-lastig
Abbildung 6: Hauptrichtungen im Wissensmanagement
58
Reinhardt et al. sehen die Herausforderung darin, einen holistischen Rahmen zur
Integration des Intellectual Capital Managements respektive Measurements in das
Wissensmanagement zu entwickeln. ,,This link would ensure that measurement does not
turn into an end in itself and that it would indeed contribute to the efficiency and
effectiveness of knowledge management."
59
58
Zucker, B. ­ Schmitz, C., (Wissen gewinnt), S. 11.
59
Vgl. Reinhardt, R. u.a., (Intellectual Capital), S. 812.
26

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Wissensmanagement verstanden als Management intellektuellen Kapitals, widmet sich
dem Kardinalproblem, die ,,value creation activities" im Unternehmen zu identifizieren, zu
evaluieren und nachhaltig zu fördern. Dieser Aspekt impliziert das Aufkommen von ,,new
business-related knowledge" zusammen mit der Penetration des Unternehmensgefüges
mit existentem Wissen.
60
Zusätzliches Hauptaugenmerk erfordern daran anschließende
"value extraction activities". Hierbei handelt es sich um Tätigkeiten, welche die
Verwertung allfälliger Innovationen in Liquidität oder etwa in Form einer kontrastierenden
strategischen Positionierung bezwecken.
61
Zum Schluss möchte ich festhalten, dass mich obige Auflistung der Charakteristika der
vier Hauptrichtungen, insbesondere die Strömung ,,Intellektuelles Kapital", grob
unvollständig anmutet. Dessen ungeachtet sollen die folgenden Arbeitsinhalte tieferen
Einblick in die Materie gewähren und diesen Mangel beheben.
2.5 Der Begriff ,,Immaterielle Vermögenswerte"
In der deutschsprachigen Literatur lassen sich neben der Bezeichnung ,,immaterielle
Vermögenswerte", auch ,,intellektuelles Kapital"
62
und ,,Wissenskapital"
63
ausmachen,
welche ihre Provenienz in den weit gehend synonym verwendeten angelsächsischen
Ausdrücken ,,intangible capital", lapidar ,,intangibles", ,,intellectual capital"
64
und
,,knowledge capital
65
" begründen. Der Mannigfaltigkeit an Benennungen zum Trotz
handelt es sich hierbei um ein und dasselbe Themengebiet, nämlich um sämtliche in
einem Unternehmen versteckte immaterielle Werte.
Aufschluss über die Signifikanz immaterieller Vermögenswerte gibt der Vergleich
zwischen dem Buchwert gemäß Jahresabschluss und dem Marktwert eines
börsennotierten Unternehmens.
66
In Wertmaßstäben ausgedrückt, resultiert das
intellektuelle Kapital als Residualgröße aus der Differenz zwischen der
Marktkapitalisierung, kurz dem Marktwert und dem zu Zeitwerten veranschlagten
Nettovermögen des Unternehmens.
67
60
Vgl. Sullivan, P.H., (Intellectual Capital), S. 93.
61
Vgl. Sullivan, P.H., (Intellectual Capital), S. 226.
62
Vgl. Zucker, B. ­ Schmitz, C., (Wissen gewinnt).
63
Vgl. Sveiby, K.E., (Wissenskapital).
64
Vgl. Edvinsson, L. ­ Malone, M.S., (Intellectual Capital).
65
Vgl. The Danish Trade and Industry Development Council, (IC Accounts), S. 6.
66
Vgl. Hall, R., (Strategic Analysis), S. 135.
67
Vgl. Haller, A. ­ Dietrich, R., (Intellectual Capital), S. 1045.
27

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Vor allem für emergente innovative Unternehmen, die der New Economy
68
zuzuschreiben
sind, ist diese Differenz signifikant. Als weiteres Indiz für die wachsende Relevanz
immateriellen Kapitals belegen einige statistische Fakten, dass in Deutschland, Schweden
und Großbritannien die Gesamtinvestitionen in immaterielles Vermögen seit Mitte der
achtziger Jahre die Investitionen in materielles Anlagevermögen übertreffen. In den USA
wird für Informationstechnologie bereits mehr ausgegeben als für
Produktionstechnologie.
69
2.5.1 Begriffsdefinition und -abgrenzung
,,Intellektuelles Kapital ist die Summe allen Wissens der Mitarbeiter, die einem
Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Im Gegensatz zu herkömmlichen
Vermögenswerten (...) ist das intellektuelle Kapital nur schwer greif- und messbar."
70
,,Intangible assets are non-physical sources of value (claims to future benefits) generated
by innovation (discovery), unique organizational designs, or human resource practices.
Intangibles often interact with tangible and financial assets to create corporate value and
economic growth."
71
Beide Definitionen akzentuieren die Bedeutung des Wissens als Triebfeder für den
gegenwärtigen und zukünftigen Unternehmenserfolg. Jedoch birgt die immaterielle
Beschaffenheit einige Probleme in sich, auf welche im Kapitel 2.5.3 näher eingegangen
wird.
,,Intellectual capital is something absolutely peculiar to each and every company."
72
In
dieser Aussage spiegelt sich die wichtige eigentümliche Tatsache wider, dass
intellektuelles Kapital die Eigenschaft besitzt, kontextspezifisch zu sein. ,,What the
company can (...) influence depends on many factors, which make one company include
in IC something that another company would not."
73
Hieraus erwachsen schwerwiegende
Probleme im Hinblick auf die Zuordnung und die Vergleichbarkeit im Sinne eines
,,Benchmarking" von unternehmensindividuellen Ausprägungen verschiedener Art und
Herkunft.
68
Siehe Kapitel 3.3.
69
Vgl. Reinhardt, R. u.a., (Intellectual Capital), S. 796.
70
Stewart, T.A., (Produktionsfaktor), S. 7.
71
Lev, B., (Intangibles), S. 7.
72
Bontis, N. u.a., (Knowledge Toolbox), S. 397.
73
Bontis, N. u.a., (Knowledge Toolbox), S. 397.
28

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Die wesentlichen Unterschiede zwischen materiellen und immateriellen Vermögenswerten
soll die folgende Tabelle verdeutlichen.
Criteria
Tangible assets
Knowledge assets
Underlying theories
Accounting theories and neoclassical Information theory and various
theories of economics
behavioral theories, deficit of
implementation and empirical evidence
Mechanisms of price formation
Well-known, specifiable functioning
Only partly known, unspeciable, or not
Markets
fully specifiable markets that are failing or
only emerging
Ownership
Only with one/few natural persons or Ephemeral ownership, possibly by many;
legal entities
problems with protecting
intellectual property
Returns
Decrease
Possible increase
Costs of production
Fixed and variable costs distributed
High fixed costs before creation of a
market, reproduction costs negligible
Value over time
Depreciation with use
appreciation with use
Management
Control orientation
Learning processes at different learning
levels
Abbildung 7: Charakteristika von materiellen und immateriellen Vermögenswerten
74
2.5.2 Klassifikation immaterieller Vermögenswerte
Eine Myriade an Elementen wird der Bezeichnung ,,immaterieller Vermögenswert"
untergeordnet. Allerdings stehen dem gegenüber ebenso viele
Klassifizierungsmöglichkeiten. Vor diesem Hintergrund sollen zwei diametral
entgegengesetzte Klassifikationsansätze einen Überblick über den Artenreichtum der
,,Intangibles" geben.
Zu Beginn wird das Klassifikationsschema von Stewart eingehend erläutert. Dieses
zeichnet sich besonders durch den Versuch aus, die Fülle an immateriellen
Vermögenswerten drei Kategorien zuzuordnen, nämlich Humankapital, strukturelles
Kapital und zu guter Letzt Kundenkapital. Der zweite, etwas ältere, aber meines
Erachtens ,,fassbarere" Klassifizierungsansatz orientiert sich eher an geläufigeren
Elementen, welche uns aus dem Jahresabschluss bekannt sind.
74
Reinhardt, R. u.a., (Intellectual Capital), S. 813.
29

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832480851
ISBN (Paperback)
9783838680859
DOI
10.3239/9783832480851
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Wirtschaftsuniversität Wien – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2004 (Juni)
Note
1,0
Schlagworte
intellectual capital statement intangibles wissensbilanzanalyse value reporting
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Titel: Wissensbilanz - Ein innovatives Konzept des Wissensmanagements zur Evaluation und Visualisierung immaterieller Vermögenswerte
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