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Der chinesische Wirtschaftsraum als Investitionsziel deutscher Unternehmen

Hemmnisse und Potentiale bei Direktinvestitionen in China unter besonderer Berücksichtigung des deutschen Mittelstandes

©2004 Diplomarbeit 118 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die chinesische Regierung heißt nach mehreren Jahrzehnten der Isolation ausländische Investoren Willkommen. Im Rahmen der Öffnung zum Westen konnten zunächst nur in ausgewählten Sonderzonen finanzielle und wirtschaftliche Vergünstigungen in Anspruch genommen werden. Seit 1978 die Reformierung der planwirtschaftlich geprägten Wirtschaft begann, hat sich viel verändert. Die Volksrepublik China ist mittlerweile der World Trade Organisation beigetreten und zum weltweit größten Empfänger von ausländischen Direktinvestitionen geworden. Ein relativ krisenbeständiges wirtschaftliches Wachstum von 7 – 9% pro Jahr lässt den chinesischen Wirtschaftsraum als einen konjunkturellen Fixstern in einer sonst recht trüben Weltwirtschaft erscheinen. Ein immenses Konsumentenpotential unter den mehr als 1,3 Mrd. Chinesen lässt westliche Manager schwärmen.
Der wirtschaftlichen Attraktivität stehen aber auch einige Hemmnisse entgegen. Analysten warnen vor einer konjunkturellen Überhitzung und einem dramatisch ansteigenden Wettbewerb. Zunehmend wird über den Aufbau nicht tarifärer Hemmnisse durch die chinesische Bürokratie geklagt, die chinesische Unternehmen vor zu viel Konkurrenz schützen sollen. Unternehmererfahrungen über nicht autorisierten Technologietransfer sowie umfangreiche Produktpiraterie lassen auch die Gefahren eines Engagements erahnen. Hinzu kommt, dass ein Ende des Prozesses der Reformierung noch nicht absehbar ist, der von beständigen Veränderungen in vielfältigen wirtschaftlichen und rechtlichen Bereichen begleitet wird.
Seit den 80iger Jahren haben überwiegend deutsche Großkonzerne den Schritt zu einer Direktinvestition in China gewagt. Nach und nach folgen auch mittelständische Unternehmen, für die der heimische Standort an Attraktivität verliert und die neue Absatz- und Entwicklungspotentiale für die Zukunft des Unternehmens suchen. Das Engagement des deutschen Mittelstands ist allerdings noch zögerlich, der seine Chancen auf dem chinesischen Markt werden bisher nur zu 10% genutzt. Ein zögerliches Verhalten könnte den Unternehmen allerdings einen strategischen Wettbewerbsnachteil verschaffen, da die internationale Konkurrenz nicht schläft.
Zielstellung der Arbeit ist es, die auf den chinesischen Markt bezogenen Potentiale für Direktinvestitionen aber auch die Hemmfaktoren zu erfassen und zu analysieren, um diese im Anschluss einer besonderen Gewichtung für deutsche Mittelstandsunternehmen zu unterziehen. Hierbei sollen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8053
Qualmann, Ronald Wolfgang:
Der chinesische Wirtschaftsraum als Investitionsziel deutscher Unternehmen ­
Hemmnisse und Potentiale bei Direktinvestitionen in China
unter besonderer Berücksichtigung des deutschen Mittelstandes
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Technische Universität Dresden, Diplomarbeit, 2004
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

I
Zusammenfassung
Nach 1978 begann der Umbau der chinesischen Planwirtschaft in ein modernes und für
ausländische Direktinvestitionen offenes Wirtschaftssystem. Diese Reformbewegung erhielt
durch den WTO-Beitritt Chinas entscheidende Impulse. Obwohl der Integrations- und
Reformprozess zur Erfüllung aller WTO-Auflagen noch nicht abgeschlossen ist, haben sich
politisch und wirtschaftlich stabile Verhältnisse entwickelt, die Chinas Position im Welthandel
wie auch den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen entscheidenden Auftrieb gaben.
Den bei weitem noch nicht ausgeschöpften Potentialen stehen Hemmnisse gegenüber, die
den Markteintritt in China erschweren, denen aber bei gründlicher Kenntnis und
Berücksichtigung der chinesischen Rahmenbedingungen begegnet werden kann.
Entscheidende Bedeutung für ein Engagement in China kommt der Analyse des Marktes,
der Standortwahl und der Wahl der Rechtsform zu. Deutsche Mittelstandsunternehmen
können sich je nach Geschäftszweck, mittel- oder langfristiger Zielsetzungen und dem
verfügbaren Investitionsvolumen für ein Engagement in den boomenden Großstädten
Ostchinas oder den sich entwickelnden westchinesischen Provinzen und Städten
entscheiden. Die Großindustrie mit ihrem hohen Zulieferbedarf, kaufkräftigere
Konsumentenmassen und ausgeprägte infrastrukturelle und logistische Voraussetzungen
finden sich in der Ostküstenregion. Allerdings sind potentielle Investoren hier steigenden
Grundkosten gegenübergestellt, zudem laufen die Investitionssubventionen aus, während sie
in den weniger entwickelten Regionen weiter aufgebaut werden.
Die Wahl der Rechtsform ist abhängig von der Art des geplanten Engagements.
Grundsätzlich eignet sich als Einstieg für deutsche Mittelständler die Rechtsform der
Repräsentanz, mit zunehmendem Geschäftsumfang ist der Tochtergesellschaft mit Joint
Venture Elementen der Vorzug zu geben.
Die Potentiale für ein Mittelstands-Engagement in China sind in vielen Branchen enorm. Der
Entwicklung des chinesischen Konsumenten und dem Anstieg seines verfügbaren
Einkommens ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Probleme bereiten die im
Lebenslauf einer Direktinvestition auftretenden vielfältigen Unterschiede gegenüber den
westlichen Märkten. Hierzu zählen insbesondere kulturelle Differenzen, administrative
Hemmnisse und auf den Markt gerichtete Problemfelder. Durch gründliche Vorbereitung und
Berücksichtigung wesentlicher chinesischer Eigenheiten ist ein ausländischer Investor den
Anforderungen jedoch gewachsen. Die Problematik eines Engagements ist für
mittelständische Unternehmen weit weniger gross, als es aus der Distanz erscheint. Für
einen erleichterten Markteintritt für deutsche Mittelstandsunternehmen soll diese Arbeit eine
Hilfestellung sein.

II
Inhalt
Zusammenfassung... S.
I
Abbildungen... S.
IV
Abkürzungen... S.
V
Personen... S.
VI
1. Einleitung und Zielstellung der Arbeit... S.
1
1.1. Problemstellung... S.
1
1.2. Zielsetzung... S.
1
1.3. Gang der Untersuchung... S.
2
2. Die chinesische Wirtschaftsentwicklung seit 1978... .......... S.
4
2.1. Reformierung der Planwirtschaft... S.
4
2.2. China in der World Trade Organisation (WTO)... S.
7
2.3. Chinas Wirtschaft heute, Aussenhandel und Direktinvestitionen... S.
9
3. Deutsch-chinesische Wirtschaftsbeziehungen und Perspektiven
des deutschen Mittelstands... S.
12
3.1. Deutsch-chinesische Wirtschaftsbeziehungen... S.
12
3.1.1. Aussenhandel... S.
12
3.1.2. Deutsche Direktinvestitionen... S.
13
3.2. Der deutsche Mittelstand in China... S.
14
3.2.1. Engagement in China heute... S.
14
3.2.2. Investitionsmotive für Mittelstandsunternehmen... S.
16
4. Hemmnisse und Potentiale bei Direktinvestitionen in China... .......... S.
19
4.1. Markteintrittsüberlegungen und Vorbereitung der
Direktinvestition... S.
19
4.2. Möglichkeiten der Standortwahl... S.
21
4.2.1. Chinesische Wirtschaftszonen... S.
21
4.2.2. Steuervergünstigungen und Investitionsanreize
im Wandel... S.
25
4.3. Rechtsformwahl... .......... S.
27

III
4.3.1. Die Repräsentanz... S.
29
4.3.2. Das Equity Joint Venture (EJV)... S.
30
4.3.3. Das Contractual Joint Venture (CJV)... S.
34
4.3.4. Das Wholly Foreign Owned Enterprise (WFOE)... S.
37
4.3.5. Kritische Würdigung von Standort- und
Rechtsformwahl für den deutschen Mittelstand... S.
40
4.4. Besonderheiten für Handelsgeschäfte... S.
43
5. Potentiale und Hemmnisse in den Phasen des Lebenszyklus
einer Direktinvestition... S.
49
5.1. Orientierungsphase... S.
49
5.1.1. Branchen und Schlüsseltechnologien... S.
49
5.1.2. Chinesischer Konsument und Wachstumspotentiale... S.
60
5.1.3. Kritische Würdigung der Orientierungsphase für
den deutschen Mittelstand... S.
62
5.2. Verhandlungs- und Gründungsphase... S.
63
5.2.1. Kulturelle Basis und Differenzen im Geschäftsverkehr... S.
63
5.2.2. Vertragsverhandlung... S.
66
5.2.3. Personalbeschaffung... S.
69
5.2.4. Kritische Würdigung der Vertragsverhandlungs-
und Gründungsphase für den deutschen Mittelstand... S.
74
5.3. Phase des laufenden Geschäftsbetriebs... S.
76
5.3.1. Bürokratie, Netzwerke und Korruption... S.
76
5.3.2. Wettbewerb... S.
79
5.3.3. Schutz geistigen Eigentums... S.
80
5.3.4. Kritische Würdigung der Phase des laufenden
Geschäftsbetriebs für den deutschen Mittelstand... S.
84
5.4. Hemmnisse und Potentiale bei Direktinvestitionen am
Beispiel der Firma Eppendorf in Shanghai Pu Dong... S.
85
6. Schlussbetrachtung...
... S.
87
Anlage ... S.
89
Literaturverzeichnis... S.
94
Ehrenwörtliche Erklärung... S.
107

IV
Abbildungen
Abb. 1:
Landkarte der Volksrepublik China... S.
VII
Abb. 2:
Entwicklung des deutschen Aussenhandels mit der VR
China 1993 ­ 2002. ... S.
13
Abb. 3:
Betätigungsfelder des deutschen Mittelstands in China nach
Unternehmen und Repräsentanzen 2002... S.
15
Abb. 4:
Bedeutung ausgewählter Faktoren für ein Engagement in
China für den deutschen Mittelstand 2002... S.
17
Abb. 5:
Markteintrittsstufen auf den chinesischen Markt... S.
28
Abb. 6:
Vor- und Nachteile des Equity Joint Ventures... S.
34
Abb. 7:
Vor- und Nachteile des Contractual Joint Venture... S.
36
Abb. 8:
Vor- und Nachteile des Wholly Foreign Owned Enterprise... S.
40
Abb. 9:
Vor- und Nachteile des WFOE mit Joint Venture - Elementen... S.
43
Abb. 10:
Hauptprobleme der Investitionsvorbereitung deutscher
Mittelstandsunternehmen 2002 und 1999... S.
66

V
Abkürzungen
BIP
: Bruttoinlandsprodukt
BSP
: Bruttosozialprodukt
CJV
: Contractual/Cooperative
Joint
Venture
EJV
:
Equity Joint Venture
FESCO
:
Foreign Enterprise Service Corporation
GATT
:
General Agreement on Tariffs and Trade
GW
: Giga
Watt
IMF
: International
Monetary
Fund
KPCh
: Kommunistische
Partei
Chinas
OWZ
: Offene
Wirtschaftszonen
RMB
: Ren
Min
Bi
SWZ
: Sonderwirtschaftszone
WFOE
:
Wholly Foreign Owned Enterpise
WTEZ
: Wirtschafts-
und
Technologieentwicklungszonen
WTO
:
World Trade Organisation

VI
Personen
Deng, Xiaoping (22.08.1904 - 19.02.1997)
Unter anderem Führer der Kommunistischen Partei
Chinas (1981 ­ 1989), einflussreichster Politiker seit
Mao Zedong und faktisch Führer der Volksrepublik
China im Zeitraum von 1976 bis 1997.
Hu, Jintao (geb. 21.12.1942)
Seit März 2003 Staatspräsident der Volksrepublik
China
und
Nachfolger
von
Jiang
Zemin.
Jiang, Zemin (geb. 17.08.1927)
Staatspräsident der Volksrepublik China 1993 ­ 2003.
Mao, Zedung (26.12.1893 - 09.09.1976)
Führer der Kommunistischen Partei Chinas, Initiator des
,,Grossen Sprung Vorwärts" und der ,,Grossen
Proletarischen
Kulturrevolution".
Zhu, Rongji (geb. 01.10.1928)
Neunter Premier und Ministerpräsident des Staatsrates
der
Volksrepublik
China.

VII
Die Volksrepublik China
Abb. 1: Landkarte der Volksrepublik China. Quelle: CNN-Travel. Online im Internet, URL:
http://edition.cnn.com/ TRAVEL/CITY.GUIDES/WORLD/Asia/china/bigmap.html

1
1. Einleitung
und
Zielstellung der Arbeit
1.1.
Problemstellung
Die chinesische Regierung heisst nach mehreren Jahrzehnten der Isolation ausländische
Investoren Willkommen. Im Rahmen der Öffnung zum Westen konnten zunächst nur in
ausgewählten Sonderzonen finanzielle und wirtschaftliche Vergünstigungen in Anspruch
genommen werden. Seit 1978 die Reformierung der planwirtschaftlich geprägten Wirtschaft
begann, hat sich viel verändert. Die Volksrepublik China ist mittlerweile der World Trade
Organisation beigetreten und zum weltweit grössten Empfänger von ausländischen
Direktinvestitionen geworden. Ein relativ krisenbeständiges wirtschaftliches Wachstum von 7
­ 9% pro Jahr lässt den chinesischen Wirtschaftsraum als einen konjunkturellen Fixstern in
einer sonst recht trüben Weltwirtschaft erscheinen. Ein immenses Konsumentenpotential
unter den mehr als 1,3 Mrd. Chinesen lässt Manager schwärmen.
Der wirtschaftlichen Attraktivität stehen aber auch einige Hemmnisse entgegen. Analysten
warnen vor einer konjunkturellen Überhitzung und einem dramatisch ansteigenden
Wettbewerb. Zunehmend wird über den Aufbau nicht tarifärer Hemmnisse durch die
chinesische Bürokratie geklagt, die chinesische Unternehmen vor zu viel Konkurrenz
schützen sollen. Unternehmererfahrungen über unauthorisierten Technologietransfer sowie
umfangreiche Produktpiraterie lassen auch die Gefahren eines Engagements erahnen.
Hinzu kommt, dass ein Ende des Prozesses der Reformierung noch nicht absehbar ist, der
von beständigen Veränderungen in vielfältigen wirtschaftlichen und rechtlichen Bereichen
begleitet wird.
Seit den 80iger Jahren haben überwiegend deutsche Grosskonzerne den Schritt zu einer
Direktinvestition in China gewagt. Nach und nach folgen auch mittelständische Unternehmen,
für die der heimische Standort an Attraktivität verliert und die neue Absatz- und
Entwicklungspotentiale für die Zukunft des Unternehmens suchen. Das Engagement des
deutschen Mittelstands ist allerdings noch zögerlich, der seine Chancen auf dem
chinesischen Markt werden bisher nur zu 10% genutzt. Ein zögerliches Verhalten könnte den
Unternehmen allerdings einen strategischen Wettbewerbsnachteil verschaffen, da die
internationale Konkurrenz nicht schläft.
1.2.
Zielsetzung
Zielstellung der Arbeit ist es, die auf den chinesischen Markt bezogenen Potentiale für
Direktinvestitionen aber auch die Hemmfaktoren zu erfassen und zu analysieren, um diese
im Anschluss einer besonderen Gewichtung für deutsche Mittelstandsunternehmen zu
unterziehen. Hierbei sollen zum einen die grundlegenden Entscheidungsalternativen einer
Direktinvestition analysiert werden, zum anderen die im Lebenszyklus auftretenden

2
Problemstellungen und Chancen. Bei der Abhandlung dieser Abschnitte geht es um die
Analyse wesentlicher und branchenübergreifender Kernelemente, die für
Mittelstandsunternehmen Bedeutung haben. Von einer Spezialisierung auf bestimmte
Branchen muss mit Ausnahme der Ausführungen für Unternehmen mit Handelsorientierung
abgesehen werden. Ebenso nur in Randbemerkungen kann eingegangen werden auf die
eher unternehmensinternen Finanzierungsmöglichkeiten eines Engagements sowie die
angrenzenden Probleme im chinesischen Bankensystem. Eine weitere Eingrenzung
aufgrund der Beschränkung des Umfangs der Arbeit bezieht sich auf Förderinstitutionen, die
teilweise finanzielle oder auch informative Beratungsleistungen liefern. Die Beschaffung
verlässlicher Marktinformationen über den chinesischen Markt wird als problematisch
angesehen. Daher erfolgt eine Berücksichtigung der wichtigsten Institutionen im Anhang.
1.3.
Gang der Untersuchung
Teil eins dieser Arbeit dient der allgemeinen Einleitung und Darlegung der Grundlagen. Teil
zwei und drei haben die Aufgabe, einen wirtschaftlichen Rahmen für die Ausführungen des
Hauptteils mit dem vierten und fünften Kapitel zu beschreiben. Der sechste Teil dient der
kritischen Würdigung und der Erfassung der gewonnenen Erkenntnisse.
Im zweiten Teil der Arbeit wird zunächst die Entwicklung des chinesischen
Wirtschaftssystems dargelegt. Hierbei werden die wirtschaftlichen Reformbestrebungen seit
1978 erläutert und die Öffnungspolitik durch den WTO-Beitritt dargestellt. Im Anschluss folgt
eine Beschreibung der chinesischen Wirtschaft, wie sie sich heute ausländischen Investoren
präsentiert.
Der dritte Teil der Arbeit analysiert zunächst die deutsch-chinesischen
Wirtschaftsbeziehungen und innerhalb derer die Anteile des deutschen Mittelstands. Dazu
werden der deutsch-chinesische Aussenhandel und die generelle Entwicklung der deutschen
Direktinvestitionen beleuchtet. Im Anschluss wird das gegenwärtige Engagement des
deutschen Mittelstands in China und seine Investitionsmotive für Direktinvestitionen
beschrieben.
Der folgende vierte Teil knüpft an die Investitionsmotive an, in dem es um die Analyse der
wichtigsten Parameter einer Direktinvestition geht. Zunächst wird auf die Vorüberlegungen
eingegangen, die zur Durchführung einer Direktinvestition unabdingbar sind und einer
grundsätzlichen gedanklichen Auseinandersetzung bedürfen. Im Rahmen der
anschliessenden Standortwahl wird auf die chinesischen Wirtschaftszonen eingegangen, in
denen ausländischen Investoren seit den 80er Jahren besondere Anreize gewährt werden
und die sich deshalb zu den Kernregionen ausländischer Unternehmenstätigkeit entwickelt
haben. Die Pläne der chinesischen Regierung, die ausländischen Direktinvestitionen über
den Hebel der Investitionsanreize zu steuern, werden im folgenden dargelegt. Weiterhin

3
befasst sich der vierte Teil mit der Analyse der grundsätzlich für den Mittelstand in Frage
kommenden Rechtsformen. Der anschließenden kritischen Würdigung der Eignung für den
Mittelstand folgen Besonderheiten eines wirtschaftlichen Engagements für Unternehmen mit
Handelsorientierung.
Die Potentiale und Hemmnisse im Lebenszyklus einer Direktinvestition werden im fünften
Teil analysiert. Zunächst sollen mit Hilfe der Indikatoren Olympia 2008 (Peking) und
Weltausstellung 2010 (Shanghai) sowie klassischen deutschen Wirtschaftsschwerpunkten
die Potentiale einzelner Branchen dargelegt werden. Anschliessend wird auf den
chinesischen Konsumentenmarkt abgehoben, ein Ausblick über zukünftige
Entwicklungstendenzen gegeben und eine kritische Würdigung der Orientierungsphase für
den deutschen Mittelstand vorgenommen. In der folgenden Verhandlungs- und
Gründungsphase heben die Ausführungen auf Problembereiche und Möglichkeiten vor der
Aufnahme der eigentlichen Geschäftstätigkeit ab. Zunächst werden grundlegende kulturelle
Eigenheiten des chinesischen Kulturkreises beschrieben und deren Einflüsse auf den
Geschäftsverkehr. Gefolgt von Problemen der Vertragsverhandlung und Möglichkeiten der
Personalbeschaffung wird eine kritische Würdigung dieser Phase für den deutschen
Mittelstand vollzogen. Die Phase des laufenden Geschäftsbetriebes beginnt mit der
Darstellung von bürokratischen, netzwerkbezogenen und korrupten Verhältnissen auf dem
chinesischen Markt. Einer kurzen Abhandlung des zunehmenden Wettbewerbsdrucks
schliesst die Darlegung der Probleme und Möglichkeiten beim Schutz geistigen Eigentums
an. Wird diese Phase wiederum einer kritischen Würdigung für den deutschen Mittelstand
unterzogen, so soll im letzten Abschnitt des fünften Teils versucht werden, die Ergebnisse
der Arbeit anhand der Erfahrungen eines vor einem Jahr gegründeten Unternehmens in
Shanghai auf praktische Stichhaltigkeit zu überprüfen.
Das sechste Kapitel der Arbeit umfasst eine Darlegung der gewonnenen Erkenntnisse,
anhand derer ein Ausblick für den deutschen Mittelstand abgeleitet wird.

4
2.
Die chinesische Wirtschaftsentwicklung seit 1978
2.1.
Reformierung der Planwirtschaft
Mao Zedong war bis zu seinem Tode im September 1976 die übermächtige Persönlichkeit
der chinesischen Politik, die nach 1949 im Grunde sämtliche wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Entwicklungen nach ihren Präferenzen bestimmt hatte
1
. Die von ihm
errichtete chinesische Planwirtschaft zeigte viele Schwächen und erwies sich zur Versorgung
der chinesischen Bevölkerung als unzureichend.
- Reformen -
Im Dezember 1978 wurde auf der dritten Plenartagung des XI. Zentralkomitees der
Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) unter Federführung Deng Xiaopings der
Wirtschaftsaufbau anstelle der maoistischen, permanenten Revolution in den Vordergrund
der Parteiarbeit gestellt und der Klassenkampf für beendet erklärt
2
. Die chinesische
Wirtschaft sollte schnell ein ordnungspolitisches Fundament erhalten, mit dem sich ein
langfristiges und dynamisches Wirtschaftswachstum und ein ,,bescheidener" Wohlstand für
die Bevölkerung sichern liesse
3
. Zur Erreichung dieser Zielsetzungen sollten über Reformen
marktwirtschaftliche Anreizsysteme in das planwirtschaftliche System integriert werden. Die
zur Reformierung der Planwirtschaft erforderliche Politik unter Deng Xiaoping wies folgende
Merkmale auf
4
:
·
Reformen ,,von oben" verordnet; (Ziel: Die Machtsicherung der KPCh durch
wachsenden Wohlstand);
·
Die Politik der kleinen Schritte; (Kontinuierlicher Anpassungsprozess des
chinesischen Wirtschaftssystems zum Zwecke der Verhinderung eines
wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Chaos; die Kontinuität der Reformen macht
China heute zu einem der stabilsten und lukrativsten Märkte für ausländische
Investitionen);
·
Unumkehrbarkeit der Reformmaßnahmen; (Sicherung der Fortführung durch
einflussreiche Unternehmerschichten und wachsenden Wohlstand);
·
Absoluter Führungsanspruch der KPCh;
·
Öffnung zum Ausland;
Insbesondere der Öffnung zum Ausland wurde grosse Bedeutung beigemessen, da die
chinesische Regierung erkannte, dass sich schnelles wirtschaftliches Wachstum nur durch
1
Vgl. Herrmann-Pillath (1995), S. 128
2
Vgl. Schier (1997), S. 15
3
Vgl. Geissbauer (1996), S. 25
4
Vgl. ebenda, S. 35

5
wachsenden Aussenhandel, ausländisches Kapital in Form von Direktinvestitionen und
Know-how- Transfer verwirklichen lassen würde
5
.
In einer ersten Reformphase (1979-1982) konzentrierten sich die Bemühungen auf die
Agrar- und Aussenwirtschaft. Zum einen wollte Deng Xiaoping durch Dekollektivierung und
Reprivatisierung der landwirtschaftlichen Produktion die zahlenmässig dominierende
Landbevölkerung für den Reformkurs gewinnen, andererseits durch aussenwirtschaftliche
Öffnung der Volksrepublik Kapital und Investitionen aus dem Ausland zuführen
6
. Die
aussenwirtschaftlichen Öffnung vollzog sich neben der Einführung des Gesetzes über Equity
Joint Ventures auch durch die aussenwirtschaftliche Öffnung von zunächst vier
Sonderwirtschaftszonen (SWZ), Shenzhen, Xiamen, Zuhai und Shantou in Südchina.
Erstmals nach 30-jähriger selbstverordneter Isolation wurden ausländische
Direktinvestitionen in China ermöglicht und die Produktion für den Export gestattet
7
.
In einer zweiten Reformphase (1983-1988) vollzog die chinesische Regierung markt- und
leistungsorientierte Reformen am System der bürokratischen Befehlsplanung und der
bürokratisch verwalteten Industriewirtschaft
8
. Aussenwirtschaftlich wurden weitere SWZ
geöffnet (unter anderem Shanghai, Tianjin, Guangzhou, Dailan, Qingdao) sowie speziell
geförderte Wirtschafts- und Technikentwicklungszonen (WTEZ) eingerichtet
9
.
Nach der gewaltsamen Niederschlagung der studentischen Protestbewegung im Juni 1989
kam es zur sofortigen Entmachtung der radikalen Reformkräfte. Jegliche politischen
Reformansätze wurden beendet und zur marxistischen Dogmatik im ideologischen und
kulturellen Bereich zurückgekehrt. Erst Anfang 1992 begann Deng Xiaoping eine neue
wirtschaftspolitische Reformoffensive durch die Wiederaufnahme der marktwirtschaftlichen
Reformen und der aussenwirtschaftlichen Öffnung.
Im fortschreitenden Reformprozess wurde 1992 auf dem XIV. Nationalen Parteitag der KPCh
der ,,Aufbau des Sozialismus chinesischer Prägung" beschlossen sowie 1993 auf dem VIII.
Nationalen Volkskongreß das Entwicklungskonzept der "Sozialistischen Marktwirtschaft" in
der Verfassung verankert
10
. Im Vorfeld und in der Folge der Wiederaufnahme des
Reformprozesses begann die Reformierung des Arbeitsmarktes, des Preissystems, der
Sozialpolitik und der Staatsunternehmen
11
.
- Problemfelder der Reformen -
Neben den wirtschaftlichen Erfolgen bargen die abrupten Veränderungen auch Probleme in
sich. Die Reformmassnahmen führten zu einer Hochwachstumsphase mit zweistelligem
5
Vgl. China Radio International (2002), Die wirtschaftliche Öffnung Chinas geht weiter.
6
Vgl. China Fokus (2000), Das Reformwerk: Wirtschaftliche Reformen.
7
Vgl. ebenda
8
Vgl. Schier (1997), S. 20
9
Vgl. China Radio International (2002), Die wirtschaftliche Öffnung Chinas geht weiter.
10
Vgl. Schier (1997), S. 20
11
Vgl. China Fokus (2000), Das Reformwerk: Wirtschaftliche Reformen.

6
Anstieg des Bruttosozialprodukts (BSP), aber auch zu inflationären Tendenzen. Die
wesentlichen Faktoren des Wachstums lagen vor allem in den überproportionalen
Produktions- und Exportzuwächsen der Industrie in den Küstenprovinzen und SWZ, die vom
enormen Wachstum ausländischer Direktinvestitionen profitierten. 1993 wurde das
Wachstum des BSP aufgrund des Investitionsbooms, von Steuererhöhung, dem Anstieg des
Geldangebotes, der weitgehenden Freigabe von Preisen sowie der unkontrollierten Vergabe
von Krediten und Subventionen an Staatsbetriebe erstmals von der Inflationsrate übertroffen.
Im Anschluss forderten prominente Stimmen auf, das Tempo der Reformen zu drosseln,
auch wegen des hohen staatlichen Defizits sowie des ersten Aussenhandelsdefizits seit
1980. Zur Gegensteuerung leitete Dengs Nachfolger Jiang Zemin die forcierte
marktwirtschaftliche Öffnung des Binnenlandes ein und führte eine Banken- und
Steuerreform (1994/1995) durch. Im Ergebnis konnte China zu einem Beobachterstatus in
der WTO aufsteigen, eine deutliche Senkung der Inflationsrate herbeiführen sowie die Phase
des Hochwachstums beenden
12
.
In den Folgejahren setzte Jiang Zemin einen Schwerpunkt auf die Überwindung interner
Entwicklungshemmnisse. Auf dem Nationalen Volkskongress 1996 wurde beschlossen, die
Gesetzgebung zu reformieren, auf dem XV. Parteitag 1997 die effiziente Umgestaltung der
ca. 300.000 maroden Staatsbetriebe
13
. Die ineffizienten Staatsbetriebe mit ihrem hohen
Kapitalbedarf waren unter anderem Schuld am schlechten Zustand des chinesischen
Bankensektors, da diesen hohe ,,faule" Kredite gewährt wurden, die nicht zurückgezahlt
werden konnten.
Zum Beitritt Chinas zur World Trade Organisation (WTO) musste sich die chinesische
Führung zu weiteren Reformversprechen im Beitrittsprotokoll bereit erklären, um durch eine
weitere aussenwirtschaftliche Öffnung und die Reduzierung von Investitions- und
Handelshemmnissen die Möglichkeiten eines wirtschaftlichen Engagements für ausländische
Investoren zu erhöhen.
China hat sich bis heute zu einem Meister im Pragmatismus entwickelt, was sich in
politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen widerspiegelt. Gemacht wird das, ,,was
gerade am meisten nützt und am wenigsten schadet"
14
. Ein Ende des Reformprozesses ist
bisher nicht abzusehen. Beständige Veränderungen an den wirtschaftlichen und rechtlichen
Rahmenbedingungen fügen dem wirtschaftlichen Rahmen für Direktinvestitionen einen
gewissen Unsicherheitsfaktor hinzu. Deutlich aber mehren sich die Stimmen, dass China
sich nach Ansicht westlicher Politiker auf dem richtigen Weg befindet. Ein entscheidender
12
Vgl. China Fokus (2000), Das Reformwerk: Wirtschaftliche Reformen.
13
Vgl. ebenda
14
Vgl. O.V. (2000), Financial Times Deutschland. 11.11.2001, S. 35

7
Auslöser für den konjunkturellen Fixstern im Fernen Osten liegt im Beitritt Chinas zur WTO
begründet.
2.2.
China in der World Trade Organisation (WTO)
Seit seiner Gründung bis zum politischen Umbruch im Zuge der Öffnungspolitik Chinas
1978/79 wurde das General Agreement on Tariffs and Trade (GATT) von der chinesischen
Regierung lediglich als Instrument der Ausbeutung der Industrieländer gegenüber der Dritten
Welt angesehen. Nach Aufnahme Chinas in die Finanzorganisationen International Monetary
Fund (IMF) und die Weltbank im Jahre 1980 änderte sich diese Einstellung und es wuchs ein
stetig wachsendes Interesse an den Tätigkeiten und Möglichkeiten des GATT. Ein Jahr
später erhielt die Volksrepublik China Beobachterstatus in verschiedenen Teilkonferenzen
des GATT, 1986 erklärte sie formell ihren Willen, die Vollmitgliedschaft zu erwerben
15
. Im
Jahre 1995 wurde GATT in die WTO überführt.
- WTO-Beitritt -
Der Meilenstein der chinesischen Öffnungspolitik gelang nun im Dezember 2001 nach fast
15-jährigen Verhandlungen durch den Beitritt Chinas zur WTO
16
. Der lange Zeitraum lässt
sich durch strittige Eintrittsformalitäten begründen. China sah Probleme in der Anerkennung
der Bedingungen zum uneingeschränkten Marktzugang zu Exportmärkten und legte Wert auf
den Schutz des chinesischen Binnenmarktes. Die WTO-Mitglieder fürchteten einerseits die
Gefahr einer weltweiten chinesischen Exportoffensive, die zu Entlassungen in den durch die
chinesischen Exporte überfluteten Ländern führen könnten
17
. Andererseits legten sie Wert
auf einen schrankenlosen Zugang auf den chinesischen Markt
18
.
Im abschliessend verfassten Beitrittsprotokoll konnte China einbringen, mit dem Status als
Entwicklungsland aufgenommen zu werden, um in den Genuss der Vorzugsbehandlung der
Meistbegünstigung zu gelangen. Die Meistbegünstigung bedeutet, Vorzüge, die einem
Handelspartner bei Import und Export gewährt werden, sind allen anderen Handelspartnern
ebenfalls zu gewähren
19
. Für Entwicklungsländer entfällt diese Vorschrift, ihnen können
Vorzüge geboten werden, die nicht auf andere Länder angewandt werden müssen
20
. Weitere
Beitrittsvereinbarungen wurden getroffen über drastische Zollsenkungen, Abschaffung von
Quoten im Import und Export, Abschaffung von Exportsubventionen, Öffnung staatlicher
Monopole sowie weitgehende Marktöffnung für Handel, Banken, Versicherungen,
Dienstleistungen, Telekommunikation, Auto- und Maschinenindustrie
21
.
15
Vgl. China Fokus (2000), Chancen und Möglichkeiten eines Beitritts Chinas in die WTO.
16
Vgl. Williams (2001), Financial Times Deutschland. 17.09.2001, S. 17
17
Vgl. Li (2002), S. 1
18
Vgl. Jakubowicz (1999), S. 17
19
Vgl. ebenda, S. 21
20
Vgl. ebenda, S. 23
21
Vgl. European Brushware Federation (2001), China Beitritt WTO 2001

8
Für die Umsetzung der Beitrittsverpflichtungen hat die Volksrepublik China fünf Jahre Zeit.
Trotz der umfassenden Reformen der chinesischen Wirtschaft seit 1978 sieht sich die
chinesische Führung dennoch weiterhin komplexen Problemstellungen gegenüber
22
:
·
Weitere grundlegende Strukturreformen der chinesischen Wirtschaft;
·
Neue Rahmenbedingungen im Wirtschaftsrecht;
·
Fortführung der effizienten Umgestaltung der Staatsbetriebe und steigende
Arbeitslosenzahlen;
·
Sanierung der unterkapitalisierten Staatsbanken mit hohen ,,faulen Krediten";
·
Zunehmender Reform- und Wettbewerbsdruck für chinesische Betriebe;
Zwar bedarf es erheblicher Anstrengungen, die die chinesische Politik zur Umsetzung der
Auflagen aufbringen muss, andererseits kommt die Volksrepublik China auch in den Genuss
von umfangreichen Vorzügen. Beispielsweise erreichte eine Welle von Direktinvestitionen
das chinesische Festland im Anschluss an den Beitritt zur WTO
23
. Weitere positive
Entwicklungen sind eine neue, effiziente Wirtschaftsstruktur, intensiver Wettbewerb und eine
verbesserte Servicestruktur, Verbesserung des Produktangebotes und ein Exportboom
24
.
Darüber hinaus erhofft sich China für die wirtschaftlich rückständigen Provinzen in Zentral-
und Westchina ausländische Investoren, um auch dort den Aufbau voranzutreiben
25
.
- Auswirkungen des WTO- Beitritts -
Aus der Sicht deutscher Unternehmen wirkt sich der Beitritt Chinas neben
Handelserleichterungen und Zollsenkungen für chinesische Produkte auch auf eine
verbesserte Qualität der aus China importierten Produkte aus. Am chinesischen Markt
interessierte deutsche Unternehmen können ihre Exporte steigern und finden veränderte,
investitionsfördernde Bedingungen vor, beispielsweise den einfacheren Marktzugang,
günstigere Rahmenbedingungen für Niederlassungen in China und mehr Rechtssicherheit
durch ein ausgereifteres Rechtssystem
26
. Zudem ist es neben der Gründung einer
eigenständigen Tochtergesellschaft, ein Wholly Foreign Owned Enterprise (WFOE)
27
,
möglich, sich direkt an chinesischen Unternehmen zu beteiligen
28
.
Da China umfangreiche Zugeständnisse machen musste ist es nachvollziehbar, dass dieser
vor 1978 quasi-isolierte Markt versucht, die Zugeständnisse anderweitig zu kompensieren.
Zum Schutz der eigenen Betriebe will China beispielsweise die Steueranreize in den SWZ
22
Vgl. European Brushware Federation (2001), China Beitritt WTO 2001
23
Vgl. Li (2002), S. 5
24
Vgl. European Brushware Federation (2001), China Beitritt WTO 2001
25
Vgl. Bittmann (2001), Investitionen in China, S. 2
26
Vgl. European Brushware Federation (2001), China Beitritt WTO 2001
27
Vgl. Bittmann (2001), Investitionen in China, S. 2
28
Vgl. Bär (2001), Manager Magazin. Eine Supermacht öffnet ihre Tore.

9
bei der Körperschaftssteuer auslaufen lassen, die für ausländischen Unternehmen nur 15%
beträgt, während inländische Unternehmen mit 33% veranlagt werden
29
. Im letzten Jahr
beklagten Europäer, dass China nach dem WTO Beitritt nicht-tarifäre Handelshemmnisse
aufbaut. Zwar seien Fortschritte bei der Verbesserung der Geschäftsbedingungen gemacht
worden, jedoch würden zunehmend undurchschaubare Vorschriften, mühsame
Standardisierungsverfahren oder die Diskriminierungen ausländischer Unternehmen zum
Problem
30
.
Weiterhin wird in westlichen Industrienationen das Exportpotential Chinas gefürchtet. Die
Weltbank geht bis zum Jahre 2005 von einem weltweiten Exportanteil von 45% aus
31
.
Weniger berücksichtigt bei diesen Befürchtungen bleibt jedoch, dass im Jahr 2002 ca. 50%
des chinesischen Aussenhandels durch Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung
erwirtschaftet wurde
32
, Importe sogar zu 75%
33
. Neben dem starken Anstieg der Exporte
nach dem WTO-Beitritt hat China auch ein enormes und anhaltendes Wachstum der Importe
zu verzeichnen. Berechtigter scheinen Befürchtungen einiger angrenzender asiatischer
Staaten, dass der WTO-Beitritt zu Lasten ihrer Exporte verläuft
34
. Als Verlierer werden vor
allem Indien und Indonesien gesehen, während neben Hauptgewinner China die USA, EU,
Japan, Korea, Hongkong und Singapur davon profitieren
35
.
2.3.
Chinas Wirtschaft heute, Aussenhandel und Direktinvestitionen
- Wirtschaft -
Der schrittweise Übergang zu einer Sozialistischen Marktwirtschaft hat in China große
Wachstumskräfte freigesetzt. Zwar gingen seit den 80er und den frühen 90er Jahren die
Wachstumsraten etwas zurück, dennoch konnte das Land inzwischen zur sechstgrössten
Volkswirtschaft, fünftgrössten Exportnation und sechstgrössten Importnation der Welt
aufsteigen. Mit den zweithöchsten Devisenreserven der Welt (mehr als 401 Mrd. US-$,
30.10.2003) ist China neben Japan zu einer bedeutenden Grösse im asiatischen Raum und
in der Weltwirtschaft herangewachsen. Dennoch bleibt die Volksrepublik mit einem
durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von ca. 1.000 US-$ auch das weltgrösste
Entwicklungsland
36
.
In diesem Jahr gehen Experten erneut von einem chinesischen Wirtschaftswachstum von
mehr als 8% aus
37
. Träger des Wachstums sind vor allem die aussenwirtschaftliche
29
Vgl. Kynge (2001), Financial Times Deutschland. 13.11.2001, S. 13
30
Vgl. Kühl (2003), Financial Times Deutschland. 24.10.2003, S. 14
31
Vgl. Hiebert (2003), Far Eastern Economic Review. 31.07.2003
32
Vgl. Li (2002), S. 2
33
Vgl. ebenda, S. 7
34
Vgl. Holloway et al. (1997), Far Eastern Economic Review. 19.06.1997
35
Vgl. Schüller (2003), China aktuell 06/03, S. 713
36
Vgl. Auswärtiges Amt (2004), China: Grundlinien der Wirtschaftspolitik.
37
Vgl. ebenda

10
Dynamik, staatliche Konjunkturprogramme und zunehmend auch der private Konsum
38
. Ein
Problem des rasanten Wirtschaftswachstums besteht in der Gefahr einer Überhitzung der
Konjunktur. Zu Beginn des Jahres 2003 boomte die Wirtschaft, der Ausbruch der SARS-
Krise bremste jedoch das Wachstum und konnte eine Konjunkturüberhitzung verhindern. Die
,,SARS-Delle" zeigt sich beispielsweise in einem leichten Rückgang der ausländischen
Direktinvestitionen in dieser Zeit
39
. Jedoch konnte die Seuche den Boom nur kurz
unterbrechen und entgegen vieler Prognosen die Wirtschaftsentwicklung nicht ernsthaft
gefährden
40
. Insgesamt wurde ein Wachstumsrückgang von 0,8% errechnet
41
.
- Aussenhandel -
Die chinesischen Exporte nahmen im Jahr 2002 um 31% zu, wobei die Importe mit 40%
Zuwachs wesentlich stärker angewachsen sind
42
. Dies führte dazu, dass der
Aussenhandelsüberschuss auf rund 10 Mrd. US-$ gesunken ist, das Aussenhandelsvolumen
belief sich auf insgesamt 620 Mrd. US-$
43
. Im Jahre 1990 machte es einen Anteil von rund
30% am Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus, im letzten Jahr waren es bereits fast 50%. Diese
Zahlen lassen die zunehmende weltwirtschaftliche Verflechtung Chinas deutlich werden, die
nach dem Beitritt zur WTO noch weiter zunehmen wird. Für dieses Jahr gehen Experten
nach einer kurzen Bremsung durch SARS im letzten Jahr wieder von einer Zunahme von
10% im Aussenhandel aus. Die wichtigsten Exportgüter Chinas sind Maschinen,
elektronische Produkte sowie Textilien. Wiederum Maschinen, mineralische und chemische
Produkte sowie Metalle und Textilien dominieren den chinesischen Import, der im
vergangenen Jahr ein Volumen von 295 Mrd. US-$ erreichte
44
.
- Direktinvestitionen -
Die vor und insbesondere nach WTO-Aufnahme angekündigten und durchgeführten
Reformen führten dazu, dass China im Jahr 2002 mit ca. 53 Mrd. US-$ das weltweit
attraktivste Zielland für ausländische Direktinvestitionen wurde
45
. Im Jahre 2001 belief sich
dieser Wert noch auf 46,8 Mrd. US-$
46
. Nach Aussagen einiger Analysten wird das
chinesische Wirtschaftswachstum ab 2004 leicht zurückgehen, gleiches wird für
ausländische Direktinvestitionen prognostiziert
47
.
Durch Steuervergünstigungen, Abbau von Marktbeschränkungen und staatliche
Subventionen will die chinesische Regierung den Zustrom von Direktinvestitionen in die
38
Vgl. Hicken (2003), China Contact 07/03. Boom im Schatten von SARS.
39
Vgl. Voss (2003), China Contact 10/03. Droht eine Überhitzung? Tendenzen der chinesischen Wirtschaft.
40
Vgl. Auswärtiges Amt (2004), China: Grundlinien der Wirtschaftspolitik.
41
Vgl. China Daily (2003), SARS impact to GDP estimated 0,8 %.
42
Vgl. Bloomberg (2003), China's Trade Surplus Shrinks, Imports Rise to Record.
43
Vgl. Auswärtiges Amt (2004), China: Grundlinien der Wirtschaftspolitik.
44
Vgl. ebenda
45
Vgl. Hicken (2003), China Contact 03/03. Boom ohne Ende?
46
Vgl. Hille (2002), Financial Times Deutschland. 04.11.2002, S. 17
47
Vgl. CNN (2003), China to ,,cool down in 2004".

11
Provinzen Zentral- und Westchinas umlenken
48
. Sollte sich das wirtschaftliche Wachstum in
den Küstenstädten des Ostens verringern, so kann in anderen Regionen Chinas mit neuen
Wachstumspotentialen gerechnet werden. Mehr zu diesem Thema wird in Kapitel 4.2.2.
erläutert.
Ende September 2003 waren bereits 453.735 mit Auslandsbeteiligung gegründete
Unternehmen in China ansässig. Die vereinbarten Investitionen beliefen sich bisher auf
insgesamt ca. 907 Mrd. US-$, realisiert wurden sie in Höhe von ca. 488 Mrd. US-$
49
.
China befindet sich trotz des immensen wirtschaftlichen Wachstums weiterhin im Übergang
zur Marktwirtschaft, von einer primär landwirtschaftlichen zur Industrie- und
Dienstleistungswirtschaft, von einer geschlossenen zu einer offenen Wirtschaft. Auf dem
Lande leben ca. 900 Millionen Menschen, von denen die Hälfte von der Landwirtschaft
abhängt. Demgegenüber steht allerdings der sinkende Beitrag der Landwirtschaft zum BIP
(ca. 15%), hingegen die Anteile der Industrie (51%) und der Dienstleistungen (ca. 34%)
steigen. Aus dieser Situation leitet sich das Hauptziel der chinesischen Wirtschaftspolitik
unter Staatspräsident Hu Jintao und Ministerpräsident Wen Jiabao ab, die Wahrung der
sozialen Stabilität
50
. Diese Aufgabe erweist sich als immer schwieriger, da das
Wohlstandsgefälle in der chinesischen Gesellschaft dramatisch zunimmt. Verlierer der
Reformen sind nämlich vor allem die ländliche Bevölkerung sowie die Provinzen in West-
und Zentralchina mit ihrem starken Wohlstandsgefälle. Als Reaktion auf diesen Umstand
wurde ein Entwicklungsprogramm für West- und Nordostchina initiiert, über das viele
Milliarden Yuan zum Aufbau der Infrastruktur in den weniger fortschrittlichen Westprovinzen
bereitgestellt werden sollen
51
. Dies hat bedeutende Auswirkungen auf die Entwicklung der
ausländischen Direktinvestitionsschwerpunkte.
48
Vgl. Bittmann (2001), Investitionen in China S. 4
49
Vgl. China Daily (2003), Foreign trade rises in the first nine Months.
50
Vgl. Auswärtiges Amt (2004), China: Grundlinien der Wirtschaftspolitik.
51
Vgl. ebenda

12
3. Deutsch-chinesische
Wirtschaftsbeziehungen und Perspektiven
des deutschen Mittelstands
3.1.
Deutsch-chinesische Wirtschaftsbeziehungen
3.1.1.
Aussenhandel
Exportierten Deutsche Unternehmen 1972 noch Waren für ca. 270 Millionen Euro in die
Volksrepublik China, so sind es heute bereits 50 Mal so viel. Im Verlauf der letzten zehn
Jahre haben im Rahmen der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China die
deutschen Exporte um 400% zugenommen, die Importe um 250%
52
.
China hat sich im Jahre 2002 noch vor Japan zum wichtigstem deutschen Exportmarkt in
Asien entwickelt. Unter Einbeziehung der Sonderverwaltungszone Hong Kong lag dieses
Verhältnis bereits im Jahre 2000 vor
53
. Der Anteil der deutschen Gesamtausfuhren nach
China ist 2003 auf 2,75% gestiegen, hingegen der Anteil Japans 1,8% betrug
54
. Aus
chinesischer Sicht entwickelte sich Deutschland zum wichtigsten Handelspartner in Europa
und zum grössten europäischen Investor.
Deutschland belegt derzeit Position sechs der
weltweiten Handelspartner Chinas
55
, China ist nach den USA bereits wichtigster
Handelspartner Deutschlands außerhalb Europas
56
.
Der deutsch-chinesische Handel boomt. Im Jahre 2000 exportierten deutsche Unternehmen
Waren im Wert von 9,0 Mrd. Euro nach China, 2001 bereits 12,1 Mrd. Euro; ein Anstieg von
37,5% gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2002 stiegen die Exporte um 20% auf 14,5 Mrd.
Euro
57
. Das erste Halbjahr 2003 begann mit einer 50%igen Steigerung
58
.
In diesem Jahr geht die Wirtschaft bereits von einem Warenexport nach China im Wert von
19 Mrd. Euro aus
59
. Gleichzeitig importieren deutsche Unternehmen wesentlich mehr Waren
aus China, als sie dorthin liefern. So hatten die deutschen Einfuhren aus China im Jahre
2001 einen Wert von 19,9 Mrd. Euro, im Jahre 2002 bereits 21,1 Mrd. Euro.
Diese
Zuwachsrate wurde 2003 nochmals deutlich übertroffen. Das deutsche Handelsbilanzdefizit
gegenüber China bewegt sich seit Jahren zwischen fünf und neun Mrd. Euro jährlich
60
.
52
Vgl. Strack (2002), China Contact 10/03. Handel und Investitionen: China glänzt mit hohem Wachstum.
53
Vgl. Auswärtiges Amt (2004), China: Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Deutschland.
54
Vgl. Fricke et al. (2003), Financial Times Deutschland. 18.11.2003, S. 17
55
Vgl. Auswärtiges Amt (2004), China: Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Deutschland.
56
Vgl. O.V. (2004), China Contact 1-2/04, S. 6
57
Vgl. Auswärtiges Amt (2004), China: Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Deutschland.
58
Vgl. O.V. (2003), Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 278. 29.11.03, S. 4
59
Vgl. O.V. (2003), China Contact 11/03. DIHK-Umfrage: Exportwirtschaft rechnet mit Zuwächsen.
60
Vgl. Auswärtiges Amt (2004), China: Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Deutschland.

13
Entwicklung des deutschen Aussenhandels mit der
Volksrepublik China 1993-2002
5,6
2,1
2,7
2,6
3,6
5,8
6,8
9
7,8
6,6
7,0
7,9
8,1
9,2
11,0
11,9
13,7
18,4
19,9
21,1
4,9
5,2
5,5
5,6
5,4
6,1
6,9
9,4
12,1
14,5
0
5
10
15
20
25
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002
Jahr
Mr
d
. E
u
ro
Handels-
Defizit
Exporte
nach China
Importe aus
China
Abb. 1: Entwicklung des deutschen Aussenhandels mit der VR China 1993-2002. Quelle: Eigene
Zusammenstellung in Anlehnung an China-Experts (2002) und Auswärtiges Amt (2004).
In den Jahren 2002 und 2003 stieg die Nachfrage nach deutschen Exportgütern nur in China
und den Ländern Mittel- und Osteuropas
61
. Von China nachgefragte und aus Deutschland
exportierte Güter kommen aus dem Bereich der Investitionsgüterindustrie, Maschinen und
Anlagen, elektrotechnische Produkte und Spezialgeräte sowie Kraftfahrzeuge. In
Deutschland hergestellte Kunststoffe und Stahl verzeichneten im ersten Halbjahr 2003 eine
Exportsteigerung von 61% sowie 79%, die Exporte deutscher Maschinen und Elektronik
konnten um 13% zunehmen, deutscher Kraftfahrzeuge sogar um 111%
62
. Die von
Deutschland importierten Waren sind primär elektrotechnische Erzeugnisse, Textilien,
Bekleidung und ebenfalls Maschinen und Anlagen
63
.
3.1.2.
Deutsche Direktinvestitionen
Seit 1999 ist Deutschland Chinas größter europäischer Investor, liegt aber international
betrachtet weit hinter Hong Kong, den USA und Taiwan. Im Jahre 2002 investierten
deutsche Unternehmen insgesamt rund 8,5 Mrd. US-$, ohne Berücksichtigung von
reinvestierten Gewinnen
64
. Im Jahre 1994 waren es noch ca. 1,75 Mrd. Euro
65
. Der Grossteil
dieser Investitionen wird von deutschen Grosskonzernen vorgenommen, BASF und Bayer
61
Vgl. O.V. (2003), China Contact 11/03. DIHK-Umfrage: Exportwirtschaft rechnet mit Zuwächsen.
62
Vgl. O.V. (2003), China aktuell 07/2003. Deutsche Exporteure bauen Marktanteile in China aus, S. 836
63
Vgl. Auswärtiges Amt (2004), China: Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Deutschland.
64
Vgl. ebenda
65
Vgl. Hagemann (1996), S. 93

14
arbeiten mit Investitionen in Milliardenhöhe, weitere Hauptinvestitionsbereiche sind auch die
Sektoren Automobilbau und Maschinen- und Anlagenbau
66
.
Das Investitionspotential ist weiterhin ausbaufähig, erst rund 1% der deutschen
Auslandsinvestitionen werden bisher in China getätigt
67
. Deutsche Unternehmen planen
jedoch, langfristig ein Drittel ihrer Umsätze in der asiatischen Region und vor allem in China
zu erwirtschaften
68
. Im Zuge der gestiegenen Investitionssicherheit hat sich auch zunehmend
der deutsche Mittelstand ins Spiel gebracht und investiert. Allerdings sind
Rahmenbedingungen für Investitionssicherheit weiterhin verbesserungswürdig. Die
Nachfrage ist gross nach mehr Rechtssicherheit, mehr Vertragsfreiheit, besserer
Eigenorganisation des Vertriebs und Gleichberechtigung bei der Ausschreibung von
öffentlichen Aufträgen. Wegweisend sind kürzlich unterzeichnete Abkommen. Im Sommer
2002 konnte der neue deutsch-chinesische Investitionsförderungs- und Schutzvertrag
unterzeichnet werden, im Dezember 2003 wurde ein Abkommen über die Förderung und den
gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen unterzeichnet
69
. Die Bundesregierung geht von
einer Verdopplung der Investitionssumme in den nächsten drei Jahren aus
70
.
3.2.
Der deutsche Mittelstand in China
3.2.1.
Engagement in China heute
Für Mittelstandsunternehmen existiert keine allgemeingültige Definition. Dem Institut für
Mittelstandsforschung nach werden hierunter alle Selbständigen in den freien Berufen,
Handwerksbetriebe und alle gewerblichen Betriebe subsummiert, die weniger als 500
Beschäftigte aufweisen und einen Jahresumsatz von weniger als 50 Mio. Euro erwirtschaften.
Ab dem 01.01.2005 ordnet die Europäische Union ein Unternehmen dem Mittelstand zu,
wenn es weniger als 250 Beschäftigte aufweist, weniger als 50 Mio. Euros im Jahr
erwirtschaftet und die Jahresbilanzsumme höchstens 43 Mio. Euros umfaßt
71
.
Bereits von 150 Jahren begannen erste deutsche Unternehmen, mit China
Handelsbeziehungen aufzunehmen
72
. Im Vergleich mit anderen europäischen Staaten und
den USA ein vergleichsweise später Einstieg. In den 80er Jahren kamen dann die grossen
deutschen Konzerne nach China, nach und nach auch Zulieferer aus den Reihen des
Mittelstands
73
. Mittlerweile sind bereits über 1800 deutsche Unternehmen in China tätig
74
.
Dies entspricht gegenüber 523 Unternehmen im Jahre 1999 deutlich mehr als einer
66
Vgl. Auswärtiges Amt (2004), China: Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Deutschland.
67
Vgl. Strack (2003), China Contact 10/03. Handel und Investitionen: China glänzt mit hohem Wachstum.
68
Vgl. ebenda
69
Vgl. Auswärtiges Amt (2004), China: Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Deutschland.
70
Vgl. O.V. (2003), Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 280. 02.12.03, S. 1
71
Vgl. IHK Rostock (2004), Mittelstandsdefinitionen.
72
Vgl. Hagemann (1996), S. 93
73
Vgl. Kohlmann (2003), Deutsche Welle. Der Kanzler ist ein Türöffner.
74
Vgl. Kinkartz (2003), Deutsche Welle. Im Reich der guten Geschäfte.

15
Verdreifachung. In der 17-Millionen Einwohner- Metropole Shanghai mit in 2003 mehr als
6.500 ausländischen Unternehmen, ist mittlerweile jedes zehnte aus Deutschland
75
.
Im Juni 2002 wurde vom Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft in Shanghai mit
Unterstützung der DZ BANK AG eine Studie über Marktchancen beim deutschen Mittelstand
in China durchgeführt. In dieser Studie wurden Repräsentanzen und Unternehmen getrennt
betrachtet, wobei Repräsentanzen im Gegensatz zu Unternehmen keine operative
Geschäftstätigkeit ausüben und lediglich eine Informationsbeschaffungs-,
Kontaktanbahnungs- und Geschäftsanbahnungsfunktion wahrnehmen dürfen
76
. Für weitere
Informationen sei auf Kapitel 4.3.1. dieser Arbeit hingewiesen. Die Studie hat ergeben, dass
bei den operativen Unternehmen der überwiegende Anteil im Bereich Anlagen, Maschinen
und Einrichtungen (30,1%) tätig ist. Weitere schwerpunktmässige Betätigungsfelder sind
produzierendes Gewerbe (25,8%) Elektrotechnik/Elektronik (17,5%) sowie Dienstleistungen
(9,8%) und Handel (4,2%). Repräsentanzen wurden primär errichtet in den Branchen
Anlagen, Maschinen, Einrichtungen (39,1%), Dienstleistungen (17,4%), Handel (13,0%),
produzierendes Gewerbe (6,6%), Elektrotechnik/Elektronik (6,5%) sowie Telekommunikation
(2,2%)
77
. Die dominierende Rechtsform ist WFOE, gefolgt von Equity-Joint-Venture (EJV)
und Contractual-Joint-Venture (CJV)
78
.
Betätigungsfelder des deutschen Mittelstands in China nach
Unternehmen und Repräsentanzen 2002
13,0%
17,4%
15,2%
6,5%
6,6%
39,1%
4,2%
9,8%
12,6%
17,5%
25,8%
30,1%
0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
B
ranche
in %
Anlagen/Maschinen/
Einrichtungen
Produzierendes
Gewerbe
Elektrotechnik/
Elektronik
Sonstige
Dienstleistung
Handel
Unternehm en
Repräsentanz
Abb.
2:
Betätigungsfelder des deutschen Mittelstands in China nach Unternehmen und
Repräsentanzen 2002. Quelle: In Anlehnung an: O.V. Marktchancen für den Mittelstand (2002), S. 9.
75
Vgl. Feldmann (2003), China Contact 05/03. Magnet Huangpu-Metropole.
76
Vgl. O.V. (2002), China: Marktchancen für den Mittelstand, S. 31
77
Vgl. ebenda, S. 9
78
Vgl. O.V. (2002), China: Marktchancen für den Mittelstand, S. 11

16
3.2.2.
Investitionsmotive für Mittelstandsunternehmen
Angesichts der schwachen Inlandskonjunktur zieht es neben den deutschen
Grossunternehmen auch den Mittelstand wegen der Wachstumsaussischten verstärkt ins
Ausland. Innerhalb der Möglichkeiten eines Auslandsengagement hat das Interesse an einer
Investition in China stark zugenommen. Allerdings nutzt der deutsche Mittelstand das für ihn
in Frage kommende Potential des chinesischen Marktes bisher nur zu 10%. Als Nicht-
Investitionsgründe werden zu hohe Kosten, kulturelle Differenzen und Befürchtungen vor
wirtschaftlichen Restriktionen genannt
79
. Hinzu kommen steigende Preise und Mieten in
Shanghai und Peking sowie den vier ursprünglichen SWZ Shenzhen, Xiamen, Shantou und
Zhuhai
80
. Dennoch bestehen sowohl aus Sicht des Mittelstandsunternehmens in
Deutschland als auch aus Sicht des Mittelstandsunternehmens in China, das dort bereits
seine Geschäftstätigkeit aufgenommen hat, verschiedene Perspektiven für
Direktinvestitionen in China.
- Sichtweise in China -
Von den in China ansässigen Unternehmen und Repräsentanzen des deutschen
Mittelstandes beurteilen der Studie des Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft nach
mehr als 80% ihr Engagement in China als erfolgreich
81
. Die Mehrheit der Unternehmen
gaben ein bis drei Jahre an, bis sie die Gewinnschwelle erreicht haben, gefolgt von
Unternehmen, die mehr als drei Jahre benötigten
82
. Als Hauptgrund für den Aufbau eines
Unternehmens in China nannten die Unternehmer die Erschliessung des chinesischen
Marktes wegen seines zu erwartenden Marktpotentials. Aber auch das derzeitige Potential
und die Tatsache, dass die Abnehmer der eigenen Produkte vom Unternehmen ein
Engagement in China erwarten, die Begleitung eines Hauptabnehmers sowie die Tatsache,
dass internationale Wettbewerber bereits am Markt sind, gaben Anlass für ein China-
Engagement
83
. Aufgrund des Verbots der Umsatzerzielung haben Mittelständler beim Aufbau
von Repräsentanzen andere Ziele verfolgt. Am wichtigsten war die direkte Erreichbarkeit für
die Kunden sowie die Verkaufsunterstützung. Ebenso wichtig waren der Aufbau von
Kontakten, Sammlung von Erfahrungen, Serviceunterstützung und Marktanalyse und ­
beobachtung
84
.
79
Vgl. O.V. (2003), China Contact 10/03. Kein Erfolg ohne Guanxi.
80
Vgl. Neumann (1996), S. 17
81
Vgl. Via Asia (2003), Beratung für Asiengeschäfte.
82
Vgl. O.V. (2002), Marktchancen für den Mittelstand, S. 25
83
Vgl. ebenda, S. 13
84
Vgl. ebenda, S. 14

17
Bedeutung ausgewählter Faktoren für ein Engagement in China für den
Mittelstand 2002
38,5
21
9,8
11,9
17,5
25,9
31,5
67,1
36,3
18,8
14,6
35
25,2
1,4
1,4
35
35,7
23,7
25,1
16,1
4,2
36,4
37,8
23,8
23,8
51
27,3
4,2
Fakt
or
in %
Unwichtig
Weniger wichtig
Wichtig
Sehr wichtig
Erwartete Marktpotentiale
Aktuelle Marktpotentiale
Hauptabnehmer-Begleitung
Internationale Wettbewerber
Niedrige Produktionskosten
Produktion für EU- Export
Abnehmererwartung
Abb. 3: Bedeutung ausgewählter Faktoren für ein Engagement in China für den Mittelstand 2002.
Quelle: In Anlehnung an: O.V.: Marktchancen für den Mittelstand 2002.
Für europäische Produzenten der Konsumgüterbranche ist vor allem der rasant wachsende
Konsumentenmarkt der chinesischen Mittelschicht interessant, der allein heute bereits mehr
als 120 Millionen Chinesen umfaßt und die vorwiegend in den Städten der chinesischen
Ostküste leben
85
. Im Verlauf der Zeit und mit Erhöhung der Einkommen der
Landbevölkerung sowie zunehmender Urbanisierung wird das Konsumentenpotential weiter
anwachsen. Als weitere Investitionsgründe werden neben kostengünstigen
Produktionsmöglichkeiten und Personaleinsatzkosten weniger Abhängigkeit vom Standort
Deutschland gesehen und somit Zukunftssicherung, steuerliche Vorteile und finanzielle
Förderung durch lokale Behörden
86
.
- Sichtweise in Deutschland -
Der Standort Deutschland ist für deutsche Mittelstandsunternehmen mittlerweile
problematisch geworden. Zunehmend werden hier finanzielle Probleme beklagt, da deutsche
Grossbanken bei der Kreditvergabe an Mittelständler zurückhaltender werden
87
. Eine geringe
Eigenkapitalaustattung ist hierfür nach Basel II ausschlaggebend. Darum wird von der Politik
eine mehr an Wachstum orientierte Wirtschaftspolitik und einer Reform der bisherigen
Förderinstrumente gefordert
88
.
Auch lässt die starke Binnenmarktorientierung den Mittelstand stärker unter der
gegenwärtigen Rezession leiden, als Grossunternehmen, die mit steigenden Exporten die
85
Vgl. Bär (2001), Manager Magazin. Eine Supermacht öffnet ihre Tore.
86
Vgl. Via Asia (2003), Beratung für Asiengeschäfte.
87
Vgl. Marschall (2002), Financial Times Deutschland. 08.03.2002, S. 30
88
Vgl. Wissmann (2002), Financial Times Deutschland. 13.05.2002, S. 34

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832480530
ISBN (Paperback)
9783838680538
DOI
10.3239/9783832480530
Dateigröße
817 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Dresden – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2004 (Juni)
Note
2,0
Schlagworte
deutscher mittelstand rechtsformwahl standortwahl handelsgeschäfte
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Titel: Der chinesische Wirtschaftsraum als Investitionsziel deutscher Unternehmen
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