Lade Inhalt...

Konzeption und Implementation des Erneuerbare-Energien-Gesetzes aus umweltökonomischer Perspektive

©2004 Diplomarbeit 125 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
In den letzten Jahren äußerte sich der durch die Menschen verursachte Klimawandel immer vehementer. So nehmen die weltweiten Naturkatastrophen zu und auch in Deutschland häufen sich extreme Wettersituationen, wie Stürme oder Überschwemmungen. Die Problematik der Phänomene des Treibhauseffektes und die Umweltbelastung durch fossile Brennstoffe lassen sich nicht länger gefahrlos verharmlosen. Die eingesetzte Atomenergie trägt zwar nicht zum Treibhauseffekt bei, aber sie birgt andere Risiken in sich, deren langfristige Auswirkungen und damit verbundenen Kosten noch nicht abzuschätzen sind. In diesem Kontext sei auf die Katastrophe von Tschernobyl verwiesen. An diesen nicht von der Hand zu weisenden Tatsachen lässt sich die Notwendigkeit zu einem Umdenken in der Energieversorgung ableiten, und die Suche nach umwelt- und klimaverträglichen sowie allgemein akzeptierbaren Alternativen zur gegenwärtigen Form der Energiebereitstellung gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Der Ausstieg aus der Atomenergie und der Einstieg in eine nachhaltige und umweltverträgliche Energieversorgung, dieses sind die Ziele der Energiewende vom fossil nuklearen zum solareffizienten Zeitalter. In dieser neuen Ära wird die Einsparung von Energie durch die Industrie und die privaten Haushalte sowie die Verbesserung der Energieeffizienz angestrebt.
Ein weiterer Aspekt, der im Fokus der Betrachtungen zum Thema Energie steht, ist der des Ausbaus der Nutzung der regenerativen Energien. Die effiziente Nutzung von Solarenergie, der Wind- und Wasserkraft, des Biogases, der Biomasse und der Geothermie stehen hierbei im Vordergrund. Diese erneuerbaren Energien bieten die Möglichkeit der Umwandlung in Strom, Wärme und Treibstoffe. Im Vergleich zu den fossilen Brennstoffen oder der Kernenergie liegen die Vorteile regenerativer Energien in ihrer Umweltfreundlichkeit und der weitgehenden Vermeidung einer Entsorgungsproblematik oder gar eines möglichen Naturkatastrophenrisikos. Von eminenter Wichtigkeit ist in diesem Kontext die drastische Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen. Durch den voranschreitenden Ausbau der Nutzung der regenerativen Energien konnte der Kohlendioxid-Ausstoß allein im Jahr 2002 um 50 Millionen Tonnen gemindert werden und die volkswirtschaftlichen Einsparungen durch die Vermeidung von Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden können jährlich auf rund 3,5 Milliarden Euro veranschlagt werden.
Seit dem Einsatz des Erneuerbare Energien Gesetzes […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 8044
Hampe, Kathrin: Konzeption und Implementation des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
aus umweltökonomischer Perspektive
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Universität Hannover, Diplomarbeit, 2004
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis ... I
Abbildungsverzeichnis ... IV
Tabellenverzeichnis... V
Abkürzungsverzeichnis ... VI
1. Einleitung ...1
1.1
Relevanz des Themas vor aktuellem Hintergrund ...1
1.2
Abgrenzung des Themas und Gang der Untersuchung...2
2. Energieträger in der Bundesrepublik Deutschland - Struktur und
Potenziale ...4
2.1
Die fossilen Energieträger ...4
2.1.1
Erdgas...4
2.1.2
Erdöl...5
2.1.3
Kohle ...7
2.1.3.1
Braunkohle ...7
2.1.3.2
Steinkohle ...8
2.2
Regenerative Energien ...10
2.2.1
Windkraft ...10
2.2.2
Wasserkraft...17
2.2.3
Sonnenenergie ...20
2.2.4
Biomasse ...24
2.2.5
Geothermie ...28
3. Historie und Status Quo des Erneuerbare -Energien-Gesetzes...32
3.1.1
Das Stromeinspeisungsgesetz ...32
3.1.2
Aktueller Status und Ziele des EEGs ...34
4. Umweltökonomische Bewertung des Erneuerbare -Energien-Gesetzes...41
4.1
Ökonomische Effizienz des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ...41

II
4.1.1
Monetäre Kosten der Maßnahmen des Erneuerbare-Energien-
Gesetzes ...41
4.1.1.1
Finanzierungs-(mechanismus)system ...41
4.1.1.2
Auswirkungen auf die Energieversorger ...43
4.1.1.3
Folgen für die energieintensive Industrie ...45
4.1.1.4
Folgen für die nicht-energieintensive Industrie ...48
4.1.1.5
Auswirkungen auf die Privathaushalte...50
4.1.2
Auswirkungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes auf den
Beschäftigungsgrad...53
4.1.2.1
Einfluss des Erneuerbare-Energien-Gesetzes auf den
Beschäftigungsgrad bei Unternehmen im Bereich der regenerativen Energien53
4.1.2.2
Einflüsse auf die Arbeitsmarktsituation bei Unternehmen im
Bereich der fossilen Energien...56
4.1.2.3
Auswirkungen auf die Beschäftigung bei energieintensiven
Unternehmen...58
4.2
Ökologische Treffsicherheit des Erneuerbare-Energien-Gesetzes...60
4.2.1
Auswirkungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes auf seine
Zielkomponenten...60
4.2.1.1
Einfluss auf die Höhe des CO2- Ausstoßes ...60
4.2.1.2
Dynamische Anreizwirkungen: Einfluss auf Innovationen und den
Stand der Technik ...63
4.2.1.3
Folgen für die Integration der regenerativen Energien in den
Strommix...65
4.2.1.4
Folgen für die Zukunft der fossilen Energieträger...67
4.2.2
Ökobilanzielle Betrachtung des Eneuerbare-Energien-Gesetzes ...68
4.3
Politische Situation des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ...72
4.3.1
Konformität mit dem marktwirtschaftlichen Ordnungs- und
Rechtsrahmen ...72
4.3.2
Politische Durchsetzbarkeit ...73
5. Alternative Formen der Förderung regenerativer Energien und der
Kohlendioxid-Reduktion ...76

III
5.1
Quotenmodell ...76
5.2
Ausschreibungsverfahren...79
5.3
Emissionssteuern...81
5.4
Kohlendioxid-Emissionshandel ...85
6. Konzeption möglicher Modifizierungsansätze zum aktuellen Entwurf des
EEG ...91
6.1
Vergleich des EEG mit alternativen Modellen ...91
6.2
Gestaltungsempfehlungen zur Modifizierung des EEG...97
7. Schlussbetrachtung und Ausblick- EEG Quo Vadis?...99
8. Literaturverzeichnis ...101

IV
Abbildungsverzeichnis ...IV
Abb. 1: Leistung aus Windenergie ...11
Abb. 2: Entwicklung der Wasserwirtschaft in Deutschland ...18
Abb. 3: Marktentwicklung der Fotovoltaik in Deutschland ...21
Abb. 4: Abschätzung der Endenergiebereitstellung aus Biomasse ...25
Abb. 5: Funktionsweise des Erneuerbare-Energien-Gesetzes...38
Abb. 6: Strom- und Finanzflüsse im EEG...42
Abb. 7: Kohlendioxid-Vermeidung durch Strom aus erneuerbaren Energien...63
Abb. 8: Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien...66
Abb. 9: Prinzip des EU-Emisionshandels ...87

V
Tabellenverzeichnis ... V
Tab. 1: Vergütungssätze erneuerbarer Energien im Zeitraum der Jahre 2000 bis 2003 .36
Tab. 2: Vergleich umweltpolitischer Instrumente...92

VI
Abkürzungsverzeichnis
A
Jahr
Abb.
Abbildung
BDI
Bundesverband der Deutschen Industrie
BEE
Bundesverband Erneuerbarer Energien e. V.
BMU
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit
BSE
Bundesverband Solarenergie e. V.
BUND
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.
V.
BWE
Bundesverband Windenergie e. V.
Bzw.
beziehungsweise
CO
2
Kohlendioxid
d. h.
das heißt
DIN
Deutsche Industrienorm
DM
Deutsche Mark
EEG
Erneuerbare Energien Gesetz
EG
Europäische Gemeinschaft
etc.
et cetera
EU
Europäische Union
EVU
Energieversorgungsunternehmen
f.
folgende
FCKW
Fluorchlorkohlenwasserstoff
ff.
Fortfolgende
Giga (G)
Milliarde
GWh
Gigawattstunde
Hrsg.
Herausgeber
i. e. S.
im engeren Sinn

VII
i. w. S.
im weiteren Sinn
ISO
International Standardization Organization
Jhg.
Jahrgang
Kilo (k)
Tausend
kW
Kilowatt
kWh
Kilowattstunde
KWK
Kraft-Wärme-Kopplung
m. a. W.
mit anderen Worten
Mega (M)
Million
Mio.
Million
Mrd.
Milliarde
NFFO
Non Fossil Fuel Obligation
Nr.
Nummer
o. V.
ohne Verfasser
OECD
Organization for Economic Cooperation and De-
velopement
PEV
Primärenergieverbrauch
Pf.
Pfennig
Pj
Petajoule, 1 Billiarde Joule
RWI
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschafts-
forschung, Essen
S.
Seite
SO
2
Schwefeldioxid
StrEinspG
Stromeinspeisungsgesetz
Tab.
Tabelle
Tera (T)
Billion
TWa
Terawattjahr
TWh
Terawattstunde
VDI
Verband Deutscher Ingenieure
Vgl.
vergleiche

VIII
Watt (W)
für Leistung, elektrisch und thermisch
Wattstunden (Wh)
für Energie, Arbeit, Strommenge, Wärmemenge
z. B.
zum Beispiel

1
1.
Einleitung
1.1
Relevanz des Themas vor aktuellem Hintergrund
In den letzten Jahren äußerte sich der durch die Menschen verursachte Klimawandel
immer vehementer. So nehmen die weltweiten Naturkatastrophen zu und auch in
Deutschland häufen sich extreme Wettersituationen, wie Stürme oder Überschwem-
mungen. Die Problematik der Phänomene des Treibhauseffektes und die Umweltbelas-
tung durch fossile Brennstoffe lassen sich nicht länger gefahrlos verharmlosen. Die
eingesetzte Atomenergie trägt zwar nicht zum Treibhauseffekt bei, aber sie birgt andere
Risiken in sich, deren langfristige Auswirkungen und damit verbundenen Kosten noch
nicht abzuschätzen sind. In diesem Kontext sei auf die Katastrophe von Tschernobyl
verwiesen. An diesen nicht von der Hand zu weisenden Tatsachen lässt sich die Not-
wendigkeit zu einem Umdenken in der Energieve rsorgung ableiten, und die Suche nach
umwelt- und klimaverträglichen sowie allgemein akzeptierbaren Alternativen zur ge-
genwärtigen Form der Energiebereitstellung gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Der Ausstieg aus der Atomenergie und der Einstieg in eine nachhaltige und umweltver-
trägliche Energieversorgung, dieses sind die Ziele der Energiewende vom fossil nuklea-
ren zum solareffizienten Zeitalter. In dieser neuen Ära wird die Einsparung von
Energie durch die Industrie und die privaten Haushalte sowie die Verbesserung der
Energieeffizienz angestrebt. Ein weiterer Aspekt, der im Fokus der Betrachtungen zum
Thema Energie steht, ist der des Ausbaus der Nutzung der regenerativen Energien. Die
effiziente Nutzung von Solarenergie, der Wind- und Wasserkraft, des Biogases, der
Biomasse und der Geothermie stehen hierbei im Vordergrund.
1
Diese erneuerbaren
Energien bieten die Möglichkeit der Umwandlung in Strom, Wärme und Treibstoffe.
2
Im Vergleich zu den fossilen Brennstoffen oder der Kernenergie liegen die Vorteile
regenerativer Energien in ihrer Umweltfreundlichkeit und der weitgehenden Vermei-
dung einer Entsorgungsproblematik oder gar eines möglichen Naturkatastrophenrisi-
kos.
3
Von eminenter Wichtigkeit ist in diesem Kontext die drastische Reduktion des
Ausstoßes von Treib hausgasen. Durch den voranschreitenden Ausbau der Nutzung der
regenerativen Energien konnte der Kohlendioxid-Ausstoß allein im Jahr 2002 um 50
1
Vgl. BMU, (1999), S. 1.
2
Vgl. Richter, K., (2000), S. 48.
3
Vgl. Hensing, I./ Pfaffenberger, W./ Ströbele, W., (1998), S. 8.

2
Millionen Tonnen gemindert werden und die volkswirtschaftlichen Einsparungen
durch die Vermeidung von Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden können jährlich
auf rund 3,5 Milliarden Euro veranschlagt werden.
4
Seit dem Einsatz des Erneuerbare Energien Gesetzes im Jahr 2000 ist der Anteil der
regenerativen Energien an der Stromerzeugung auf ca. 9 % angestiegen und soll bis
zum Jahre 2010 noch einmal verdoppelt werden. Langfristiges Ziel ist es, bis zum Jahre
2050 50 % der Energie durch die erneuerbaren Energien bereitzustellen. Kritisch an-
zumerken ist jedoch, dass die Preise für Energie aus fossilen Energieträgern nicht in
ausreichendem Maße die durch Emissionen verursachten Kosten reflektieren. Sie erfas-
sen somit die Umweltauswirkungen des Energieeinsatzes nicht korrekt.
5
Aufgrund
dessen ist es notwendig, einen ordnungspolitischen Rahmen zu schaffen, in dem die
Stromerzeugung auf Basis der neuen Energieträger wettbewerbsfähig ist.
6
Ein Ansatz,
diesem Ziel nachzukommen ist das Erneue rbare Energien Gesetz (EEG).
1.2
Abgrenzung des Themas und Gang der Untersuchung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Konzeption und Implementation des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes und der umweltökonomischen Bewertung dieses In-
strumentes.
Die Einleitung soll einen Überblick über die Bedeutsamkeit und Aktualität des Themas
geben. Im zweiten Kapitel werden die Energieträger in der Bundesrepublik Deutsch-
land vorgestellt, dabei wird auf ihre Bedeutung für die Stromerzeugung hingewiesen.
Ferner wird dargestellt, in wie weit die einzelnen Energieträger langfristig Potenzial zur
Energieerzeugung bieten. Zudem werden ein aktueller Überblick über den Stand der
Technik, die Kosten sowie die Umweltaspekte der Energieträger Windkraft, Wasser-
kraft, Sonnenenergie, Biomasse und Geothermie gegeben. Auf die fossilen Energieträ-
ger soll im Rahmen dieser Arbeit nur kurz eingegangen werden, da die regenerativen
Energien im Kontext des Erneuerbare-Energien-Gesetzes von größerer Wichtigkeit
sind. Weiterhin wird im Kapitel zwei das Stromeinspeisungs gesetz ansatzweise darge-
stellt, um im Anschluss daran das EEG ausführlich zu erläutern. Hierbei soll detailliert
auf dessen Etwicklung, den derzeitigen Status und somit die aktuelle Novellierung und
dessen angestrebte Ziele eingega ngen werden.
4
Vgl. Hustedt, M., (2003), S. 1.
5
Vgl. Gewaltig, S., (1998), S. 150.
6
Vgl. Meran, G., (2000), S. 214.

3
Im dritten Kapitel wird eine umweltökonomische Bewertung des Erneuerbare-
Energien-Gesetzes vorgenommen. Hierbei wird zuerst einmal die ökonomische Effi-
zienz des Erneuerbare-Energien-Gesetzes betrachtet, wobei der Fokus auf den monetä-
ren Aspekten der Maßnahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und den Auswir-
kungen auf die Industrie, die Energieversorger, die privaten Haushalte und den Stand
der Technik liegt. Anschließend werden die Folgen des Erneuerbare-Energien-
Gesetzes für den Arbeitsmarkt im Bereich der fossilen und regenerativen Energien be-
trachtet sowie auf den Beschäftigungsgrad bei energieintensiven Unternehmen und den
Versorgungsunternehmen detailliert eingegangen. Weiterhin wird die ökologische
Treffsicherheit des Erneuerbare-Energien-Gesetzes untersucht. In diesem Abschnitt soll
hinterfragt werden, ob das EEG seine geplanten Ziele erreicht. Besonderes Augenmerk
liegt hierbei auf der Höhe des Kohlendioxid-Ausstoßes, den dynamischen Anreizwir-
kungen auf die technische Entwicklung, der Integration der erneuerbaren Energien in
den Energiemix und den Folgen für die Zukunft der fossilen Energieträger. In der öko-
bilanziellen Betrachtung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wird untersucht, inwie-
fern das EEG dem Anspruch einer Ökobilanz genügen würde. Im anschließenden Ab-
schnitt soll näher auf die politische Durchsetzbarkeit des Erneuerbare-Energien-
Gesetzes eingegangen werden. Vor diesem Hintergrung wird zudem die marktwirt-
schaftliche Konformität des Erneuerbare-Energien-Gesetzes mit dem bestehenden Ord-
nungs- und Rechtsrahmen betrachtet.
Im vierten Kapitel dieser Arbeit werden die alternativen Formen der Förderung der
erneuerbaren Energien ausführlich dargestellt und kritisch betrachtet. So werden unter
anderem das Quotenmodell, das Ausschreibungsverfahren und der Kohlendioxid-
Emissionshandel detailliert erläutert.
In Kapitel fünf werden mögliche Modifizierungsansätze des Erneuerbare-Energien-
Gesetzes vorgestellt, wobei die aktuelle Novellierung aufgegriffen wird. Zudem wird
das Gesetz mit den unter Kapitel vier dargestellten Formen der Förderung verglichen
und eine Analyse der Stärken und Schwächen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im
Vergleich mit den alternativen Formen der Förderung vorgenommen. Im letzten Ab-
schnitt wird ein Resümee der erarbeiteten Erkenntnisse gezogen sowie ein möglicher
Ausblick auf die Zukunft des Erneuerbare-Energien-Gesetzes gegeben.

4
2.
Energieträger in der Bundesrepublik Deutschland - Struktur und
Potenziale
2.1
Die fossilen Energieträger
2.1.1
Erdgas
Erdgas ist ein Naturprodukt aus natürlichen Lagerstätten und besteht aus niedrigen
Kohlenwasserstoffen, vor allem Methan, Ethan und Propan. Daneben enthält es Koh-
lendioxid und in Spuren Schwefelwasserstoff, die bei der Aufbereitung weitgehend
entfernt werden. Erdgas wird eingesetzt zur Erzeugung von Strom und Wärme (Kraft-
werke, Blockheizkraftwerke, Heizwerke, Wärmepumpe, Heizung). Es gilt als der um-
weltfreundlichste fossile Brennstoff, vor allem wegen der geringen Schwefeldioxid-
und Kohlendioxid-Emissionen bei seiner Verbrennung. Für den Treibhauseffekt müs-
sen aber auch die Emissionen bei der Methanfreisetzung bei Gewinnung, Transport und
Verteilung berücksichtigt werden. Durch diese Emissionen ist die Treibhaus-Bilanz
von Erdgas nur um Weniges besser als die der anderen fossilen Energieträger.
7
Die
Mengen an Methan, die unverbrannt in die Atmosphäre gelangen, betragen 0,16 % der
gesamten Gasgewinnung. Nach Einstellung der Erdgasförderung sollten die Anlagen
der Förderung vollständig entfernt und die Bohrlöcher verfüllt werden. Boden- und
Wasserproben können hierbei Aufschluss darüber geben, ob zusätzliche Maßnahmen
erforderlich sind. Letztendlich sollte angestrebt werden, durch Auffüllung von Mutter-
boden und Begrünungsmaßnahmen den gleichen Zustand der Landschaft zu erreichen,
der vor der Bohrung geherrscht hat.
8
Im Jahr 2002 wurden in Deutschland rund 20,23 Mrd. Kubikmeter Erdgas in den ver-
schiedenen Gebieten, z. B. im Oberrheintal und dem Thüringer Becken gefördert. Die
größten Erdgasreserven Deutschland liegen in Norddeutschland.
9
Die Erdgasreserven
wurden am Ende des Jahres 2002 auf 223,7 Mrd. Kubikmeter geschätzt, möglicherwei-
se sogar auf weitere 82,0 Mrd. Kubikmeter. Die Förderaufwendungen für Erdgas be-
trugen in 2002 ca. 314,6 Mill. Euro. Im Ausland wurden durch deutsche Gasförderung
im Jahr 2002 in Afrika 0,54 Mrd. Kubikmeter gefördert, in Europa 1,76 Mrd. Kubik-
7
Vgl. Umweltlexikon, (2004a), S. 1.
8
Vgl. W.E.G., (2004), S.1 ff.
9
Vgl. o. V., (2004), S. 1.

5
meter, in Amerika 2,40 Mrd. Kubikmeter und im nahen und mittleren Osten ca. 0,38
Mrd. Kubikmeter .
10
Im Jahr 1995 stammten rund zwei Drittel des gesamten Primärenergieverbrauchs für
Deutschland aus dem Ausland. Erdgas wurde zu 78 % importiert. Das 1995 verbrauc h-
te Erdgas stammte zu 21 % aus deutscher Produktion, zu 42 % aus westeuropäischen
Quellen und zu 37 % aus Russland.
11
Bezogen auf die Förderung des Jahres 1995 wur-
de die statistische Reichweite der sicheren Welterdgasreserven auf 66 Jahre geschätzt.
Addiert man die möglichen zusätzlichen Reserven dazu, ergibt sich eine statistische
Reichweite von ca. 170 Jahren. Von allen Regionen der Welt mit den geologischen
Voraussetzungen für Erdgasvorkommen sind bisher nur einige Gebiete durch Bohrun-
gen konkret untersucht worden. Weltweit werden zur Zeit mehr als zwei Drittel aller
Bohrungen in den U.S.A. und Kanada vorgenommen, dies ist aber nur ca. ein Siebtel
aller möglichen Fördergebiete. Die oben erwähnten Erdgasreserven beziehen sich aus-
schließlich auf konventionelle Lagerstätten. Es ist jedoch anzunehmen, dass etwa ab
Mitte dieses Jahrhunderts Erdgas zudem aus unkonventionellen Lagerstätten gefördert
wird, so z. B. aus Kohleflözen, dic hten Speichergestein, Gashydraten und Aquiferen.
12
2.1.2
Erdöl
Heutzutage ist Erdöl mit einem Anteil von 40 % am weltweiten Primärenergie-
verbrauch ein wichtiger Energieträger. Das Gesamtpotenzial an konventionellem Erdöl
wird mit 364 Gigatonnen (Gt) veranschlagt. Dieser fossile Energieträger ist regional
sehr unterschiedlich ve rteilt. Hierbei verfügt der nahe Osten über das größte Potenzial,
gefolgt von Nordamerika und der GUS. Zu erwähnen ist in diesem Kontext jedoch,
dass in Nordamerika bereits über die Hälfte des erwarteten Gesamtpotenzials gefördert
ist, während in der GUS dieser Anteil bei rund einem Drittel liegt und im nahen Osten
bei ungefähr einem Fünftel. Bezogen auf die wirtschaftspolitischen Gruppierungen
verfügt die OPEC
13
mit ca. 193 Gt. über die Hälfte des Gesamtpotenzials, wobei hier
10
Vgl. W.E.G., (2002), S. 40 ff.
11
Vgl. o. V., (2004a), S. 1.
12
Vgl. o. V., (2004b), S. 1-2. Die Fußnote bezieht sich auf den gesamten Abschnitt.
13
Die OPEC steht für "Organization of Petroleum Exporting Countries" (Organisation der Erdöl
exportierenden Länder). Die OPEC hat ihren Sitz in Wien. Sie wurde am 14. September 1960 in
Bagdad gegründet als Reaktion auf die zuvor erfolgte einseitige Senkung der Listenpreise durch die
multinationalen Erdölfirmen. Die OPEC versucht, die Förderpolitik ihrer Mitgliedstaaten zu koordi-
nieren und so die Weltmarktpreise stabil zu halten. Die Mitglieder der OPEC sind (2002): Algerien,
Indonesien, Irak, Iran, Katar, Kuwait, Libyen, Nigeria , Saudi-Arabien, Venezuela und die Vereinigten
Arabischen Emirate.

6
erst ca. ein Viertel des Erdöls gefördert ist, während die OECD nur 72 Gt. erreicht, von
denen bereits fast 60 % gefördert sind. Zu Ende des Jahres 2001 betrugen die Erdölre-
serven weltweit ca. 152 Gt. Anzumerken ist hierbei, dass Reservezuwächse überwie-
gend aus der Höherbewertung bekannter Felder resultieren und weniger aus Neufun-
den. Legt man die Welterdölförderung von 2001 zugrunde, so beträgt die statistische
Reichweite der Reserven ca. 43 Jahre. Bezieht man die Ressourcen in die Betrachtung
mit ein, ergibt sich eine statistische Reichweite von ca. 67 Jahren. Nur der nahe Osten
und die GUS verfügen über das verbleibende Potenzial, das weit über den Weltdurch-
schnittswert hinausgeht.
14
In Deutschland wurden im Jahre 2002 3,7 Mio. Tonnen Erdöl gefördert. Die sicheren
Reserven an Erdöl betragen in Deutschland 37, 4 Mio. Tonnen und die wahrscheinli-
chen Reserven 22,9 Tonnen. Die Gesamtsumme der geschätzten Reserven beträgt rund
60,3 Mio. Tonnen. Die gesamten Förderabgaben und der Förderzinsaufwand betrugen
im Jahr 2002 ca. 45, 77 Mio. Euro. Die deutsche Bohrtätigkeit im Ausland belief ich
auf 8,8 Mio. Tonnen in Afrika, 2,3 Mio. Tonnen in Europa, 0,9 Mio. Tonnen in den
GUS-Staaten, 2,1 Mio. Tonnen in Amerika und 4,9 Mio. Tonnen im nahen und mittle-
ren Osten. Subsumierend lassen sich bezüglich des Erdöls folgende Aussagen treffen.
Der prognostizierte Mineralölbedarf für das Jahr 2020 kann voraussichtlich durch das
konventionelle Erdöl nicht in voller Höhe gedeckt werden, es erscheint nur eine drei
Viertel Abdeckung möglich. Das verbleibende Potenzial an konventionellem Erdöl
kann aus geologischer Sicht bei moderatem Anstieg des Erdölverbrauchs in den kom-
menden Jahren die Versorgung über einen Zeitraum von 10-20 Jahren gewährleisten.
Dabei nimmt der Anteil des Erdöls aus den OPEC-Ländern zu. Der Anteil an nichtkon-
ventionellem Erdöl wird bei relativ hohem Ölpreisniveau in den nächsten Jahren zu-
nehmen, aber bis zum Jahr 2020 einen Anteil von 5-10 % nicht übersteigen. Bei all
diesen Prognosen ist jedoch immer zu berücksichtigen, dass zahlreiche Faktoren die
Reichweite der Verfügbarkeit beeinflussen können. So könnte eine Reduzierung der
OPEC-Reserven die Reichweite verkürzen. Zu einer Erhöhung der Reichweite könnten
die Grauzonen bei der Reservebewertung beitragen. Ferner könnten Schweröle zu einer
Erhöhung der Reichweite beitragen, diese wurden in der Berechnung nicht gesondert
berücksichtigt, da sie Unsicherheiten in ihrer Abgrenzung beinhalten. Die Erfahrungen
der letzten Jahre haben gezeigt, dass Prognosen der Förderung, ausgehend vom Förder-
14
Vgl. Hempel, H./ Gerling, J. P., (2003), S. 597 ff.

7
potenzial zu niedrig angesetzt sind und in der Regel später nach oben revidiert werden.
Hierbei spielen die Faktoren ,,reserve growth" und Fortschritte in der Fördertechnologie
eine Rolle. Unstrittig hervorzuheben ist jedoch, dass Erdöl trotz der oben genannten
Punkte nicht mehr in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen wird.
15
2.1.3
Kohle
2.1.3.1
Braunkohle
Ein weiterer fossiler Brennstoff ist die Braunkohle. Die Braunkohle hat derzeit einen
Anteil von ca. 11,6 % am gesamten Primärenergieverbrauch. Sie wird überwiegend in
unmittelbarer Nähe der Braunkohlereviere in Großkraftwerken verstromt und trägt rund
25 % zur Stromerzeugung bei.
16
Im Jahr 2002 wurden in Deutschland 181,8 Mill.
Tonnen Braunkohle gewonnen, was einem Heizwert von 56,4 Millionen Tonnen Stein-
kohleeinheiten
17
entspricht. Damit ist die Braunkohle zu 44,6 % an der Primärenergie-
gewinnung beteiligt. Die Importquote bei Braunkohle liegt unter 1 %.
18
Im Jahr 2002
erzeugten Braunkohlekraftwerke ca. 159 Milliarden Kilowattstunden Strom. Damit
basiert mehr als jede vierte verbrauchte Kilowattstunde in Deutschland auf dem Einsatz
von Braunkohle.
19
In den neuen Bundesländern ist sie mit einem Anteil von 70 % der
wichtigste Energieträger. In den neuen Bundesländern werden ca. 90 %, in den alten ca.
70 % der Braunkohleförderung verstromt, der Rest dient als Briketts der Industrie- und
Hausfeuerung. Deutschland besitzt drei große Braunkohlereviere: die niederrheinische
Bucht und in den neuen Bundesländern das mitteldeutsche und das Lausitzer Revier.
Allein in der niederrheinischen Bucht lagern 55 Mrd. Tonnen Braunkohle, was in etwa
dem Energiegehalt der iranischen Erdölreserven entspricht. In den neuen Bundeslä n-
dern belaufen sich die Vorräte auf 45 Mrd. Tonnen, von denen ca. 25 Mrd. technisch
gewinnbar sind.
20
In Deutschland werden derzeit rund 25.570 Arbeitsplätze
21
durch die
Braukohleindustrie gestellt, davon 16.222 Arbeiter und 9.348 Angestellte.
22
15
Vgl. Hempel, H./ Gerling, J.P., (2003), S. 605-606. Die Fußnote bezieht sich auf den gesamten voran-
gegangenen Absatz.
16
Vgl. BUND, (2001), S. 2.
17
SKE (Steinkohle -Einheiten) ist eine veraltete technische Maßeinheit, die jedoch häufig in der Literatur
und im Internet verwendet wird:
Definition: 1 SKE ist die Wärmeenergie, die in einem durchschnittlichen
kg Steinkohle steckt = 7000 kcal.
Umrechnen: 7000
· 4186,8 J = 29.307.600 J = 29,3076 MJ
In einer Tonne SKE (tSKE) steckt dann das 1000-fache, also 29,3076 GJ .
18
Vgl. DEBRIV, (2002), S. 3 f
.
19
Vgl. DEBRIV, (2004), S. 1
20
Vgl. Umweltlexikon, (2004), S. 1.

8
Umweltaspekte
Bei der Verbrennung von Braunkohle entstehen Schadstoffe in großen Mengen, vor
allem Schwefeldioxid, Stickoxide und Staub. Pro erzeugte Kilowattstunde wird erheb-
lich mehr Kohlendioxid emittiert als bei anderen fossilen Brennstoffen, der sich an-
schließend in der Atmosphäre als Treibhausgas anreichert. Die Verbrennung erfolgt
überwiegend in Großkraftwerken ohne Kraft-Wärme-Kopplung zum Zwecke der Stro-
merzeugung. Durchschnittlich werden ca. 60 % der Abwärme nicht genutzt, sondern
über Kühltürme an die Luft abgegeben. Für eine Kilowattstunde Strom werden fast 3
kWh Braunkohle verbraucht. Die Nutzung von jährlich etwa 160 Mio. Tonnen Ro h-
braunkohle (1999) verursacht in Deutschland fast ein Fünftel der Kohlendioxid- Emis-
sionen.
23
Ferner treten Schäden beim Abbau der Braunkohle auf. Braunkohle wird bekannterma-
ßen im Tagebau abgebaut, wodurch sie bedeutend preiswerter ist als Steinkohle. Da
Braunkohle jedoch nur oberhalb des Grundwassers abgebaut werden kann, ist es not-
wendig, das Grundwasser bis zu 500 m abzusenken. Dieser Vo rgang jedoch führt zu
schweren ökologischen Schäden. Die Folgen sind eine großräumige Grundwasserab-
senkung, die Erschwerung der Trinkwassergewinnung und schwere Schäden in der
Pflanzen- und Tierwelt. Das Auftreten irreversibler Beeinträchtigung von Feuchtgebie-
ten ist von internationaler Bedeutung. Aus diesem Grund wird versucht, mit Hilfe von
Versickerungsanlagen, Einspeisungen und Sohlschwellen einige Feuchtgebiete zu ret-
ten. Zudem führt der hohe Flächenbedarf des Tagebaus von ca. 2.300 Quadratkilometer
zu einer großräumigen Zerstörung von Landschaften und Siedlungen. Über den Wert
der rekultivierten Flächen herrscht Unstimmigkeit, insbesondere ist fraglich, ob sich die
riesigen Gruben nach Abbauende zu lebensfähigen Seen umwandeln lassen können.
24
2.1.3.2
Steinkohle
Steinkohle besitzt im Gegensatz zu Braunkohle mehr Kohlenstoff und ist zudem ärmer
an Wasser und Asche sowie an Bitumen, dies mach sie folglich wertvoller.
25
Wegen
ihres höheren Alters liegt sie meist tiefer als Braunkohle und muss unter Tage abgebaut
21
In dieser Zahl sind die Kurzarbeiter in den Braunkohlegesellschaften und die Beschäftigten in den
Kraftwerken der allgemeinen Versorgung der Braunkohleunternehmen enthalten. Nicht enthalten
sind die Beschäftigten der Sanierungsgesellschaften.
22
Vgl. DEBRIV, (2003), S. 1.
23
Vgl. BUND, (2000), S. 3.
24
Vgl. Umweltlexikon, (2004), S. 1.
25
Vgl. o. V., (2004), S. 1.

9
werden. Im Jahre 2002 hatte die Steinkohle einen Anteil von ca. 13 % am Primärener-
gie verbrauch Deutschlands und sie trägt zum Stromverbrauch ca. 23 %. bei. Steinkohle
wird verwand zur Stromerzeugung, als Koks (Kokerei), in der Eisenindustrie und als
Brechkoks und Eierkohle zur Hausfeuerung (Heizung, Ofenheizung).
Im Jahr 2002 verbrauchten die Kraftwerke ca. 45 Mio. Tonnen Steinkohleeinheiten
(SKE), die Stahlindustrie 17 Mio. To nnen SKE und der Wärmemarkt ungefähr 2 Mio.
Tonnen SKE.
26
Zur Stützung der erheblich teureren deutschen Steinkohle gegenüber
der Importkohle existie ren diverse Maßnahmen. Zu nennen sind hier der Jahrhundert-
vertrag zwischen Bergbau und Stromerzeugern, der Hüttenvertrag zwischen Bergbau
und Stahl-/ Eisenindustrie, der Kohlepfennig im Strompreis, die Kohleimportkontin-
gentierung und das Beheizen öffentlicher Gebäude mit Steinkohle. Allein zwischen
1988 und 1990 wurden aus dem Bundeshaushalt rund 35 Mrd. Zuschüsse an den deut-
schen Bergbau gezahlt.
27
Im Jahr 2001 betrug das Subventionsvolumen 155,6 Mrd.
Euro. Die Bundesregierung hat in dieser Hinsicht den Entschluss gefasst, die Steinkoh-
leförderung bis zum Jahre 2005 auf 26 Mio. Tonnen und bis 2012 auf 16 Mio. Tonnen
zurückzuführen, was ergo eine weitere Senkung der Steinkohlehilfen nach sich zieht.
Der deutsche Steinkohlemarkt erreichte 2002 einen Umfang von ca. 64 Mio. Tonnen
Steinkohleeinheiten. Für die Strom- und Wärmeerzeugung in Kraftwerken wurden da-
bei rund 45 Mio. Tonnen SKE Steinkohle eingesetzt. Der Steinkohleverbrauch der
Stahlindustrie lag bei 17 Mio. Tonnen SKE. Die Marktversorgung erfolgte im Jahr
2002 mit ungefähr 27 Mio. Tonnen aus inländischem Aufkommen und mit 37 Mio.
Tonnen SKE aus Importen. Die Importkohle hatte damit einen Anteil von etwa 57 % an
dem deutschen Steinkohlemarkt. Größtes Lieferland war Polen, auf das etwa ein Viertel
der deutschen Steinkohlen -und Kokseinfuhren fielen. Weitere 50 % stammten aus
Südafrika, Australien, Kolumbien und Russland.
28
Neben seiner Bedeutung für die Sicherheit und Unabhängigkeit der Energie- und
Stromversorgung hat der Steinkohlenbergbau weiterhin eine wichtige regional- und
strukturpolitische Funktion. Zusammen mit den eigenen Beschäftigten sichert der
Bergbau noch über 110.000 Arbeitsplätze in der bergbauabhängigen Wirtschaft, dies
vor allem, in den ohne hin problematischen Montanregionen an Ruhr und Saar.
29
An
26
Vgl.
GVSt ., (2003), S. 59.
27
Vgl. Umweltlexikon, (2003), S. 1.
28
Vgl. GVSt., (2003), S. 59.
29
Vgl. GVSt., (2004), S. 1.

10
jedem Arbeitsplatz hängen bundesweit 1,3 weiter Arbeitsplätze.
30
Er ist zudem Refe-
renz- und Absatzbasis für die international führende deutsche Bergbautechnologie und
bietet durch den engen Verbund mit der Steinkohleverstromung besonders regionale
und industriepolitische Vorteile sowie weiteres technologisches Innovationspotenzial.
31
Umweltaspekte
Beim Abbau der Steinkohle treten diverse Umweltbelastungen auf. So führt die Aus-
höhlung der Erde im Ruhrgebiet zu großflächigen Bodenabsenkungen um bis zu 20 m.
Sie werden dadurch begünstigt, dass der anfallende Abraum heute praktisch nicht mehr
zurück unter Tage gebracht, sondern oberirdisch auf großen Halden gelagert wird. An-
senkungen treten verstärkt unter bebautem Gebiet auf und führen zu Gebäudeschäden.
In Gebieten mit hohem Grundwasserspiegel führen Absenkungen zu Verpolderung
(Poldergebiete). Da hier kein natürlicher Wasserabfluss mehr stattfindet, muss das
Grundwasser, um eine Versumpfung zu verhindern, abgepumpt oder in künstlichen, tief
liegenden Vorfluten (Abwasserkanälen) abgeführt werden. Beides entzieht der Trink-
wasserversorgung das Grundwasser. Das aus den Gruben abgepumpte Wasser ist stark
salzhaltig. Seine Einleitung in den Ruhrgebietsfluss Lippe z. B. macht es für die
Trinkwassergewinnung absolut ungeeignet. Große Umweltbelastungen treten bei der
Verbrennung der Steinkohle in Kohlekraftwerken auf. Hierbei werden insbesondere
große Mengen von Schwefeldioxid, Stickoxid, Staub und Kohlendioxid emittiert.
32
Trotz dieser eindeutigen Fakten haben sic h in einer Umfrage des Meinungsforschungs-
instituts EMNID 61,1 % aller Befragten dafür ausgesprochen die Steinkohle weiter zu
subventionieren, da sie die Faktoren Versorgungssicherheit, Arbeitsplatzs icherung und
Zuverlässigkeit positiv bewerteten.
33
2.2
Regenerative Energien
2.2.1
Windkraft
Ein wichtiger regenerativer Energieträger, der seit Jahrhunderten bekannt ist, ist die
Windenergie. Seit dem In-Kraft-Treten des Stromeinspeisungsgesetzes (StrEG) am
1.1.1991 hat sich die Windenergie-Branche mit hoher Geschwindigkeit weiterentwi-
30
Vgl. GVSt., (2003), S. 61.
31
Vgl. GVSt., (2004), S. 1.
32
Vgl. Umweltlexikon, (2003), S. 1.
33
Vgl. DSK, (2004), S. 1.

11
ckelt, und nach Expertenmeinung besteht in diesem Bereich der erneuerbaren Energie-
träger noch Ausbaupotenzial.
34
Allein im Jahr 2002 wurden in Deutschland 2328 Windräder mit einer Gesamtleistung
von 3247 MW neu errichtet. Im Juni 2003 waren bereits 14.283 Windenergieanlagen
installiert und somit etwa 12.828 MW Windleistung in Betrieb.
35
Die unten folgende
Grafik veranschaulicht die weltweite Entwicklung der Windenergieleistung bis zum
Jahre 2002. Ferner gehen neue Studien davon aus, dass es möglich ist, dass bis zum
Jahr 2010 eine Windkraft-Leistung von rund 60.000 MW in Europa installiert sein
wird.
36
Abb. 1: Leistung aus Windenergie
Quelle: Quaschning, V., 2003, www.volker-quaschning.de
Die potenzielle Jahresenergieerzeugung belief sich zum Ende des Jahres 2003 auf 24,7
Mrd. Kilowattstunden. Der potenzielle Anteil am Nettostromverbrauch betrug ca. 5,2
Prozent. Die potenzielle jährliche Kohlendioxid
-
Einsparung lag bei ca. 19,8 Mio. To n-
nen. Der Anteil der Windenergie an der Gesamtreduktionsverpflichtung Deutschlands
34
Vgl. o. V., (2003a), S. 2.
35
Vgl. BMU, (2003), S. 32.
36
Vgl. dena., (2004), S. 1.

12
bezüglich Kohlendioxid betrug 9,3 Prozent.
37
Obwohl der Windenergiemarkt im Jahr
2003 erstmals seit sieben Jahren schrumpfte,
38
wird ihm eine positive Entwicklung vor-
ausgesagt. Im Jahr 2002 betrug der Umsatz durch Neuinstallationen ca. 3,8 Mrd. Euro
und der Umsatz durch den Betrieb der Anlagen ca. 1,44 Mrd. Euro. Durch den Einsatz
der Windenergie können zudem Arbeitsplätze geschaffen werden. Im Jahr 2002 exis-
tierten in diesem Sektor rund 46.000 Arbeitsplätze. Die Differenzkosten gegenüber den
Erzeugungskosten neuer Kraftwerke, ohne die vermiedenen externen Kosten, lagen bei
700 Mio. Euro. Ferner bezifferten sich die Kohlendioxid-Vermeidungskosten auf ca.
37 Euro pro Tonne.
39
Windenergie gilt als sauber, unbegrenzt verfügbar und somit als ein wichtiger Faktor
bei der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien. Trotz aller oben genannten posi-
tiven Fakten sind kritische Stimmen jedoch auch im diesem Kontext zu vernehmen.
Technische Aspekte
Bei der Windenergie
40
wird die Energie des Windes mit Hilfe von Rotoren in elektri-
sche Energie oder mechanische Energie, z.B. Pumpen umgewandelt. Es existieren un-
terschiedliche Formen von Windanlagen. So kann die Achse vertikal oder horizontal
angeordnet sein und der Rotor kann eine unterschiedliche Anzahl von Rotorblättern
aufweisen. Fraglich ist auch, ob ein Getriebe zum Einsatz kommt und von welcher
Bauart der Generator und der Turm sind. In der Praxis hat sich der horizontal gelagerte
Rotor mit drei Flügeln, montiert auf einen Stahlrohrturm durchgesetzt.
41
Die Flügel
sind von ihrer Form und Anordnung her aerodynamisch optimiert. Ferner sind die Ro-
torblätter um ihre eigene Achse verdreht, um bei wechselnder Windgeschwindigkeit die
Drehzahl konstant zu halten. Bei starkem Wind wird die Angriffsfläche auf diese Weise
verkleinert, bei geringem Wind vergrößert. Herrschen zu heftige Windverhältnisse
schalten sich die Rotoren automatisch ab, damit eine Überlastung der Windkraftanlage
vermieden wird. Oft sind die Rotoren so konstruiert, dass sie eine konstante Drehzahl
haben und über einen Generator unmittelbar Wechselstrom erzeugen.
42
Windkraftanlagen sind dezentrale Anlagen, die einzeln oder als Windparks aufgestellt
werden können. Typische Dimensionen sind hierbei 250 kW pro Rotor mit einer Mast-
37
Vgl. BWE, (2003), S. 1.
38
Vgl. Paul, N., (2003), S. 70.
39
Vgl. BWE, (2002), S. 2.
40
Zu der detaillierten Betrachtung der technischen Aspekte, wie z. B. Systemanforderungen, Überwa-
chungssysteme, Energiewandlersysteme etc sei vertiefend verwiesen auf Heier, S., (2003).
41
Vgl. Wokaun, A., (1999), S.127 ff.
42
Vgl. dena , (2004a), S.1.

13
höhe von 30-40 Meter und einem Rotordurchmesser von ca. 24 Metern, 500 kW pro
Rotor mit einer Masthöhe von 40-50 Meter und einem Rotordurchmesser von ca. 40-44
Meter und 1000 kW bis 1,5 MW pro Rotor mit einer Masthöhe von mehr als 60 Metern
und einem Rotordurchmesser von ca. 60-70 Meter. Der Landbedarf pro kW installierter
Leistung beläuft sich in Mitteleuropa auf 100 Quadratmeter.
43
Generell ist eine Tendenz zu immer leistungsstärkeren Anlagen zu beobachten, damit
die Standorte mit guten Windverhältnissen optimal ausgenutzt werden können. Die
Türme sind heutzutage bereits bis zu 80 m hoch, um in Bereiche immer höherer Wind-
geschwindigkeiten und immer geringerer Bodenturbulenzen vordringen zu können.
44
Durch Unterstützung des technischen Fortschritts sind noch bedeutende Verbesse-
rungspotenziale in der Weiterentwicklung des Systems Windkraftanlage erreichbar. Mit
voranschreitenden praktischen Erfahrungen ließe sich so der Materialaufwand verrin-
gern. Durch neue Regelungsverfahren ist es außerdem möglich, die mechanische Belas-
tung von Anlagenkomponenten zu reduzieren. Integrierte Fehlerfrühwarnsysteme sol-
len Wartungsaufwand und somit Stillstandszeiten verringern. Auch die Möglichkeiten
im Bereich der Schallemissionsminderung schreiten vo ran.
45
Da die Kapazitäten an windgünstigen Standorten an Land nur begrenzt vorha nden sind,
entstand die Idee auf das Meer auszuweichen. Diese so genannten Off-Shore Windan-
lagen bieten neues Potenzial der Energiegewinnung durch die Nutzung von Windkraft.
Durch diese Möglichkeit ergeben sich jedoch auch diverse Probleme. So stellt sich die
Frage, wie mit Korrosion oder den dynamischen Lasten umgegangen werden soll. Der
Fokus liegt auf der Netzanbindung und -integration dieser, bis zu ca. 100 m vor der
Küste liegenden Windparks in die Elektrizitätsversorgungsnetze. Die Errichtung dieser
Windanlagen ist abhängig von der Leistungsfähigkeit der Off-Shore Turbinen, der Ent-
wicklung der maritimen Technologien, dem Fortschritt der Technik bezüglich der
Übertragung hoher Leistung über große Distanzen hinweg und den vorhandenen und
zukünftigen Übertragungskapazitäten der EVU- Netze. Eine weitere Rolle spielen die
Entwicklungen im Kraftwerksbereich sowie die Entwicklung beim nationalen und in-
ternationalen Stromtransport.
46
Auf die damit verbundenen finanziellen Aspekte soll im
nächsten Abschnitt dieser Arbeit eingegangen werden.
43
Vgl. Wokaun, A., (1999), S. 131.
44
Vgl. Fischedick, M./ Langniß, O./ Nitsch, J., (2000), S. 33.
45
BMU, (2001), S. 1 ff.
46
Vgl. Christl, N, (2003), S. 98 und vertiefend Christl, N, (2003), S. 98 ff.

14
Kosten
Die Produktion von Windenergieanla gen ist relativ kostenintensiv, da der Materialbe-
darf aufgrund der geringen flächenspezifischen Energiedichte außerordentlich hoch ist.
Durch technischen Fortschritt und Innovationen wurde die Leistung von Windkraft in
den letzten Jahren jedoch ständig erhöht, wobei durch Serienfertigung simultan eine
Kostendegression von ca. 50 % erreicht wurde.
47
Die Investitionskosten der gängigen
Anlagen bewegen sich im Bereich von 800 bis etwa 1.100 EUR/kW. Bei der Ermitt-
lung der Investitionskosten ist zu berücksichtigen, dass neben den reinen Anlagekosten
noch eine Anzahl zusätzlicher Leistungen erbracht werden müssen, bevor eine Wind-
energieanlage endgültig in Betrieb gehen kann. Hierzu zählen u. a. Montage- und
Transportkosten, der Bau der Fundamente, die Anbindung an das elektrische Netz,
Grundstückskosten und Planungskosten. Die Nebenkosten betragen durchschnittlich 30
%.
48
Ein weiterer Kostenfaktor sind die Wartungskosten. Zu den häufigen Betriebsstörungen
und Schäden an der Windenergieanlage zählen die Rotorblätter, das Getriebe, der Ge-
nerator, die elektronische Betriebsführung, die elektronische Anlage in der Windener-
gieanlage, die Hydraulikanlage und die Sensorik.
49
Etwas mehr als die Hälfte der Schä-
den betreffen die elektrischen und elektronischen Komponenten der Anlage. Durch
Schäden an den oben genannten Komponenten entstehen Ausfallzeiten sowie Instand-
setzungskosten. In den ersten Betriebsjahren machen die Reparaturkosten nur ca. 1 %
der Betriebskosten aus, was daran liegt, dass die Schäden in die Zeit der Herstellerga-
rantie fallen. Generell gilt, dass die Schadenshäufigkeit mit zunehmendem Betriebsal-
ter in allen Leistungsklassen der Windenergieanlage abnimmt. Die leistungsstärkeren
Anlagen müssen jedoch erheblich häufiger repariert werden als die kleineren.
50
Rechnet
man die Reparatur- und Ersatzkosten der Systemkomponenten zusammen, sind über die
Lebensdauer der Anlage mehr als 50 % der Kosten einer Neuanlage zu reinvestieren.
51
Der Fokus liegt bei den Windenergienalgen jedoch auf den Stromentstehungskosten,
die für die ökonomische Gesamtbewertung entscheidend sind. Hierbei stellt sich folg-
47
Vgl. Staiß, F.,(2000), S. 46.
48
Vgl. Staiß, F. , (2003), S. 74. Anzumerken ist in diesem Kontext, dass der auf die elektrische Leistung
bezogene Kennwert EUR/kW bei Windenergieanlagen nicht immer entscheidend ist, da sich die Aus-
legung der Anlagen in erster Linie am Windangebot des jeweiligen Aufstellungsortes orientiert, d.h.
am erzielbaren Stromertrag. Als Alternative böte sich an, die Investitionskosten auf den erwarteten
jährlichen Stromertrag zu beziehen.
49
Vgl. Eichelbrönner, M., (2000), S. 58.
50
Vgl. Hahn, B., (2003), S.26 ff.
51
Vgl. Staiß, F., (2003), S. I-76.

15
lich auch die Frage, ob die ausgegebenen Kosten im EEG angemessen sind oder nicht,
worauf unter Kapitel drei vertiefend eingegangen wird.
Ein bedeutender Faktor zur Stimulierung des Windmarktes war die Kombination von
Markteinführungsprogrammen (,,250 MW Wind") mit den seit 1991 im Stromeinspei-
sungsgesetz eingeführten Instrumenten von Abnahmepflicht und garantierter Mindest-
vergütung.
52
Durch dieses Instrument wurde eine sichere und langfristige Planungs-
grundlage für Investoren geschaffen, andererseits konnte mit der Ausschöpfung techni-
scher Verbesserungspotenziale eine erhebliche Senkung der Stromentstehungskosten
erreicht werden. So wurde es möglich, dass sich aus der Nischenanwendung Windener-
gie ein kommerzieller Markt entwickeln konnte.
53
Als problematisch ist in diesem Kontext die Finanzierung der Off-Shore Anlagen zu
betrachten. Die Onshore Anlagen werden heutzutage durch mittelständische Beteili-
gungsmodelle getragen, was jedoch bei den kostenintensiveren Off-Shore Anlagen
kaum möglich sein wird. Da es sich bei einzelnen geplanten Projekten in Nord- und
Ostsee um Finanzvolumina zwischen 500 Mill. Euro und sogar über 1 Mrd. Euro ha n-
delt, wird es notwendig sein, kapitalstärkere Partner hinzuzuziehen. Diese Unterne h-
men sollten in der Lage sein, die Kreditrisiken aus eigener Bonität tragen zu könne n. In
Frage kämen z. B. große Energieversorger. Diese Tatsache ist auch vor dem Hinter-
grund der Basel II Richtlinien
54
aus dem Jahr 2001 von eminenter Wichtigkeit. Diese
Richtlinien verpflichten die Banken dazu, die Kreditrisiken eines Projektes strenger zu
bewerten. Für Off-Shore Windanlagen ist dies schwierig, da bisher keine Erfahrungs-
werte vorliegen, was die Einschä tzung der Risiken erschwert.
55
Umweltaspekte
Kritische Stimmen sind jedoch auch im Zusammenhang mit der Windenergie zu ver-
nehmen. Trotz aller positiven Aspekte dieser Art der Stromerzeugung werfen Kritiker
der Windenergie Umweltbelastungen vor. Kritikpunkte sind hier vor allem die Belas-
tung der betroffenen Tierwelt (insbesondere Vögel), die Geräuschemission und die Be-
52
Vgl. Bartelt, H., (1998), S. 169.
53
Vgl. Staiß, F., (2000), S. I-42.
54
Die Basel II Richtlinien verpflichten die Banken dazu, dass die Kreditkosten stärker an das tatsächli-
che Kreditrisiko angepasst werden sollen. Dazu hat der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht im Ja-
nuar 2001 einen zweiten Entwurf zu Überarbeitung der internationalen Eigenkapitalvereinbarung
(Basel ll Entwurf) veröffentlicht. Dieser tritt am 1.1. 2006 in Kraft. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen
die Kreditinstitute jedoch die gesamten Basel II Anforderungen erfüllen. Beurteilt werden die Bonität
des Kunden ebenso wie die Verwertbarkeit der Sicherheiten. Nach dieser Beurteilung richtet sich die
Höhe der Eigenkapitalunterlegung des Kredites durch die Banken. Sie ist variabel gestaltbar, je nach
Höhe der Kreditwürdigkeit des Schuldners.
55
Vgl. Iken, J., (2003), S. 68-69.

16
einträchtigung des Landschaftsbildes, genannt ,,Verspargelung". Bei genauer Untersu-
chung der Sachlage stellt sich jedoch heraus, dass Windkraftanlagen im Vergleich mit
konkurrierenden Energiesystemen positiv abschneiden.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben bewiesen, dass Vögel tagsüber den Windrä-
dern ausweichen und dass der Vogelschlag bei Windenergieanlagen nicht höher ist, als
bei ähnlichen baulichen Anlagen, sofern sie außerhalb von Zuggebieten stehen.
56
Bei
Nebel oder Dunkelheit prallen Vögel jedoch eher gegen jegliche Art von Hindernis.
57
Es hat sich aber herausgestellt, dass einige Vogelarten bei der Rast- und Brutplatzwahl
einen signifikanten Abstand zu den Anlagen halten. Ferner hat sich bei einigen Arten
eine Irritation im Zugverhalten ergeben. Es ist jedoch problematisch, eindeutige Aussa-
gen zu treffen, da keine Vorher-Nachher-Untersuchungen vorgenommen wurden. Doch
sollte bei der Planung von Windenergieanla gen Rücksicht auf Vogelzugrouten und
Brut- bzw. Rastplätze genommen werden, um negative Einwirkungen auf die Natur so
gering wie möglich zu halten.
58
Ferner existiert eine Vogelschutzrichtlinie, die im nati-
onalen Recht unmittelbar wirkt. Darin ist festgehalten, dass, sollte der Standort einer
Windenergieanlage in einem ,,faktischen Vogelschutzgebiet" liegen und eine ,,Beein-
trächtigung des Lebensraumes" angenommen werden müssen, eine Anlagengenehmi-
gung nicht erteilt wird.
59
Fakt ist, das Windanlagen Geräusche produzieren. Dazu zählen aerodynamische Geräu-
sche durch Anströmung von Körpern und mechanische Geräusche bewegter Körper.
60
Jedoch wurden die Geräusche gegenüber den Anfängen erheblich gemindert, wobei
weiterhin noch Potenzial besteht. Moderne Anlagen geben in ihrer nächsten Umgebung
einen Geräuschpegel von über 55 Dezibel ab, der sich einige Rotordurchmesser von der
Anlage entfernt auf einen mittleren Schallpegel von unter 50
61
Dezibel reduziert. Je
nach Geländebeschaffenheit und Umgebungsgeräuschen trägt sich der Schall unter-
schiedlich weit in die Umgebung hinein.
62
Da jedoch gesetzlich ein Mindestabstand
von 500 m Entfernung zu Wohngebieten vorgegeben ist, ist die Anlage praktisch nicht
mehr zu hören.
63
Die Beeinflussung des Landschaftsbildes unterliegt größtenteils der
56
Vgl. Gesang, B./ Wiesenthal, T., (2003), S. 180.
57
Vgl. Fischedick, M./ Langniß, O./ Nitsch, J., (2000), S. 35.
58
Vgl. Gesang, B./ Wiesenthal, T., (2003), S. 180.
59
Vgl. Leising, J. (2003), S. 214.
60
Vgl. Schällig, A., (2003), S. 40.
61
Zum Vergleich des Geräuschpegels: eine normale Unterhaltung liegt bei 50 Dezibel und Straßenlärm
bei 90 Dezibel.
62
Vgl. dena, (2004b), S.1
63
Vgl. Gesang, B./ Wiesenthal, T., (2003), S. 177 f.

17
objektiven Sichtweise des Betrachters. Die Kritiker bemängeln die unschöne
,,Verspargelung" der Landschaft, die jedoch bereits in Form der rund 200.000 Strom-
masten aufgetreten ist. Fraglich ist jedoch, ob eine marginale Beeinträchtigung des e-
thischen Empfindens die Inkaufnahme der negativen Folgen bei einem Ignorieren der
Energiewende rechtfertigen würde. Ferner unterliegt die ästhetische Wahrnehmung
einem Gewöhnungsprozess.
64
2.2.2
Wasserkraft
Die Wasserkraft gehört zu den ältesten Energiequellen der Menschheit, wobei die Nut-
zungsmöglichkeiten von Wasserrädern, über Mühlen und Staudämme hin, bis zu den
heutigen Wasserturbinen gingen. Seit rund 100 Jahren dient die Energie des Wassers
vor allem zur Stromerzeugung.
65
Von allen erneuerbaren Energien leistet die Wasser-
kraft heute den größten Anteil an der Stromversorgung. Bundesweit lag ihr
Nettostromanteil im Jahr 2001 bei 4,7 % (23,8 TWh). Ungefähr 90 % des Wasserkraft-
stroms werden in Bayern und Baden-Württemberg erzeugt, wo die Beiträge zur Strom-
versorgung mit ca. 19 % bzw. 9 % besonders hoch sind.
66
In Deutschland sind derzeit
etwa 7.500 kleine und mittlere Wasserkraftwerke installiert, die im Jahr ca. 26. Mrd.
Kilowattstunden erzeugen. Durch den Einsatz von Wasserkraft werden Rohstoffe ge-
schont und eingespart und Kohlendioxid-Emissionen vermieden, so u. a. 6 Mrd. Liter
Erdöl, 8 Mrd. Kg Steinkohle und 26 Mrd. Kg Kohlendioxid. Die Wasserkraft inklusive
der Zulieferindustrie stellen derzeit ca. 15.000 Arbeitsplätze.
67
Etwa 90 % der Wasser-
krafterze ugung stammen aus Laufwasserkraftwerken, während sich der Rest zu fast
gleichen Teilen auf Speicherwasserkraftwerke und auf den na türlichen Zufluss in Pum-
penspeicherkraftwerke verteilt. Die Anzahl der größeren Anlagen blieb in den 90er
Jahren relativ konstant, doch mit der Einführung des Stromeinspeisungsgesetzes von
1991 und dem darauf folgenden EEG hat sich der Ausbau bzw. die Wiederinbetrieb-
nahme oder Reaktivierung gerade bei privaten Einspeisern von 1990 (386 MW) auf
5.052 Anlagen (546 MW) im Jahr 1998 erhöht.
68
Das Regelarbeitsvermögen stieg auf
Grund von Maßnahmen zur verbesserten Nutzung des Wasserangebots um etwa 70 %.
Ferner bestand insbesondere ein Ausbaupotenzial für die Reaktivierung und Moderni-
sierung vorhandener Altanlagen, wofür die Voraussetzungen in den neuen Bundeslä n-
64
Vgl. Gesang, B./ Wiesenthal, T., (2003), S. 178.
65
Vgl.dena, (2004h), S. 1.
66
Vgl. Staiß, F., (2003), S. I-59.
67
Vgl. BDW., (2003), S. 1.
68
Vgl. Eichelbrönner, M., (2000), S. 75.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832480448
ISBN (Paperback)
9783838680446
DOI
10.3239/9783832480448
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2004 (Juni)
Note
1,7
Schlagworte
wirtschaftspolitik umweltschutz energie
Zurück

Titel: Konzeption und Implementation des Erneuerbare-Energien-Gesetzes aus umweltökonomischer Perspektive
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
125 Seiten
Cookie-Einstellungen