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Lebensweltorientierung & Empowerment in der Gemeindepsychatrie

Qualitätskriterien einer zukunftsfähigen Sozialpsychatrie

©2004 Diplomarbeit 112 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Die vorliegende Diplomarbeit soll folgende Fragestellungen behandeln:
- Inwiefern kann das Konzept einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit aus der Sicht postmoderner Rahmenbedingungen durch die Integration neuerer theoretischer Ansätze – hier speziell des Empowerment-Ansatzes – nachhaltig revitalisiert und somit als integratives Handlungskonzept für den Handlungsbereich der Gemeindepsychiatrie genutzt werden?
- Lassen sich aus den skizzierten Konzepten Qualitätskriterien für eine zukunftsfähige Sozialpsychiatrie ableiten?
- In welcher Form wurden solche Qualitätskriterien bereits beschrieben und wie lassen sie sich im Zusammenhang mit der Arbeit eines Sozialpsychiatrischen Dienstes konkret darstellen?

Gang der Untersuchung:
In einem ersten Schritt soll mittels Literaturrecherche die Theorie einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit als eine grundlegende Handlungsorientierung dargestellt werden. Die Überleitung zur Erweiterung des Konzepts um die Empowerment-Perspektive ist – notwendigerweise – in Form eines Diskurses über die soziohistorische Bezogenheit der Alltags- und Lebensweltorientierung seit ihrer Formulierung und den aktuellen Bedingtheiten, die sich aus einer postmodern strukturierten Gesellschaft heraus ergeben, gehalten, um an späterer Stelle - im Rahmen der Diskussion des Ansatzes im ambulanten Bereich der Gemeindepsychiatrie - Bezüge zwischen postmodernen soziokulturellen Bedingungen einerseits und der Lebenslage psychisch kranker Menschen andererseits herstellen zu können.
In einem zweiten Schritt soll anschließend das Empowerment-Konzept in dieses Ausgangskonzept eingepasst werden, um so eine sinnvolle Synthese beider Konzepte zu bilden. Dabei werden zunächst die wichtigsten Begrifflichkeiten des Empowerment-Ansatzes erläutert, bevor anschließend konkrete Verbindungslinien zwischen beiden Konzepten aufgezeigt werden. Ein Überblick über die notwendigen Anforderungen an eine neue professionelle Identität sowie die Beleuchtung einiger Praxis-Konzeptionen lebensweltlichen Empowerments, schließen den Bereich ab.
Die skizzierte „integrativ-theoretische Basis“, soll dann als Grundlage für eine Verknüpfung mit dem Handlungsfeld der Sozialpsychiatrie, unter Fokussierung des den ambulant-komplementären Bereiches, dienen.
Die Einführung zu diesem Teil bildet ein kurzer Diskurs zur Genese psychischer Krankheit aus dem Verständnis einer bio-psycho-sozialen Sichtweise, […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Theoretische Erörterungen

1. Das Konzept einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit
1.1 Einführung in das Konzept: Sozialwissenschaftlicher Ursprung
1.2 Zentrale Begrifflichkeiten des theoretisches Grundkonzepts einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit
1.2.1 Alltag und Individuum, Alltagswissen und Alltagshandeln
1.2.2 Konservatives und kritisches Alltagskonzept – Eine Gegenüberstellung
1.2.3 Alltäglichkeit
1.2.4 Alltags- und Lebenswelten
1.3 Alltags- und Lebensweltorientierung als Handlungsorientierung der Sozialen Arbeit
1.3.1 Subjektorientierung als professioneller Kernauftrag einer alltags- und lebensweltorientierten Sozialen Arbeit
1.3.2 Strukturelle Bedingungen einer alltags- und lebensweltorientierten Sozialen Arbeit
1.3.3 Soziale Arbeit als Strukturierung von Alltags- und Lebenswelten
1.3.4 Sozialpolitischer Anspruch an eine alltags- und lebensweltorientierte Soziale Arbeit
1.4 Zur Notwendigkeit einer kontinuierlichen konzeptionellen Weiterentwicklung der Alltags- und Lebensweltorientierung
1.4.1 Sozio-kulturelle Abhängigkeit der Funktionalität einer alltags- und lebensweltorientierten Perspektive Sozialer Arbeit im Spiegel der letzten 30 Jahre
1.4.2 Postmoderne und pragmatische Krise von Alltag, Lebenswelt und Individuum
1.4.3 Neue Anforderungen an die Alltags- und Lebensweltorientierung

2. Der Empowerment-Ansatz als sinnvolle perspektivische Erweiterung einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit
2.1 Empowerment und Soziale Arbeit: Erste begriffliche Zugänge zum Konzept
2.1.1 Einführung
2.1.2 Die unterschiedlichen Bedeutungsgehalte des Begriffs „Empowerment“: Erste Parallelen zur Alltags- und Lebensweltorientierung
2.2 Elemente und Ebenen von Empowermentprozessen
2.2.1 Elemente von Empowermentprozessen
2.2.2 Ebenen von Empowermentprozessen
2.3 Verbindungslinien zwischen Alltags- und Lebensweltorientierung und Empowerment oder die Revitalisierung einer epochalen Handlungsorientierung
2.3.1 Verbindungslinie 1: Selbstorganisation im Alltag und Empowerment
2.3.2 Verbindungslinie 2: Subjektorientierung und die Philosophie der Menschenstärken
2.3.3 Verbindungslinie 3: Kontrollüberzeugung und -erfahrung und die Strukturierung von Alltäglichkeit
2.3.4 Verbindungslinie 4: Institutionelle Praxis und professionelle Haltung
2.3.5 Verbindungslinie 5: Alltags- und Lebensweltorientierung und Empowerment als kritisch-reflexive Praxis
2.4 Professionelle Rollen und Praxiskonzeptionen lebensweltlichen Empowerments
2.4.1 Professionelle Rollen lebensweltlichen Empowerments
2.4.2 Praxiskonzeptionen lebensweltlichen Empowerments
2.4.2.1 Unterstützungsmanagement
2.4.2.1.1 Hinführung zum Begriff
2.4.2.1.2 Stadien des Prozesses
2.4.2.2 Kompetenzdialog
2.4.2.3 Netzwerkarbeit

3. Alltags- und Lebensweltorientierung und Empowerment im Kontext des Handlungsfeldes der ambulanten Sozial- bzw. Gemeindepsychiatrie
3.1 Einführung: Alltag, Empowerment und Psychische Krankheit/ Gesundheit
3.1.1 Postmoderner Alltag und die Lebenslage psychisch kranker Menschen: Beschreibung einer dualen Ambivalenz
3.1.2 Zur Genese Psychischer Krankheit: Erklärungsansätze im Zeichen von Alltag und Empowerment
3.1.2.1 Alltag und psychische Krankheit: Das bio-psycho-soziale Modell
3.1.2.2 Empowerment und psychische Krankheit: Das Modell der Salutogenese und der Recovery-Ansatz
3.2 Alltags- und Lebensweltorientierung, Empowerment und sozialpsychiatrisches Handeln in der Gemeindepsychiatrie: Nomenklatur
3.2.1 Sozialpsychiatrie
3.2.2 Gemeindepsychiatrie

III. Praxisbetrachtungen

4. Alltags- und Lebensweltorientierung und Empowerment: Qualitätskriterien einer zukunftsfähigen Sozialpsychiatrie
4.1 Kritischer Einstieg in die Qualitätsdebatte
4.2 Qualitätskriterien einer zukunftsfähigen Sozialpsychiatrie
4.2.1 Hinweise bezüglich des weiteren Vorgehens
4.2.2 Strukturqualitäten
4.2.2.1 Organisation des psychiatrischen Hilfesystems auf kommunaler Ebene: Der Gemeindepsychiatrische Verbund (GPV) und die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG)
4.2.2.1.1 Der Gemeindepsychiatrische Verbund (GPV)
4.2.2.1.2 Die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG)
4.2.2.2 Gemeindenahe Krisenversorgung
4.2.2.3 Knotenpunkt der kommunalen Hilfepraxis: Der Sozialpsychiatrische Dienst (SPDi)
4.2.2.4 Das intensiv betreute Einzelwohnen (BEW)
4.2.2.5 Arbeit und Beschäftigung
4.2.2.6 Freizeitgestaltung und Kontaktfindung
4.2.2.7 Gerontopsychiatrische Versorgung
4.2.2.8 Abschließender Exkurs zur Frage der Finanzierung ambulanter gemeindepsychiatrischer Versorgungs- strukturen
4.2.3 Prozessqualitäten
4.2.3.1 Prozessqualitäten auf der organisatorischen Ebene
4.2.3.1.1 Mitbestimmung und Partizipation
4.2.3.1.2 Beschwerdestellen
4.2.3.2 Prozessqualitäten auf der Ebene des Hilfeprozesses
4.2.3.2.1 Kontinuierliche Begleitung im Hilfeprozess und Casemanagement
4.2.3.2.2 Individuell-dialogische Hilfeplanung: Behandlungs- und Betreuungsvereinbarungen und der Integrierte Behandlungs- und Rehabilitationsplan (IBRP)
4.2.3.3 Fallunspezifische Netzwerkarbeit
4.2.3.4 Öffentlichkeitsarbeit
4.2.4 Ergebnisqualitäten
4.2.4.1 Strukturell organisatorische Ergebnisqualitäten
4.2.4.2 Klientelspezifische Ergebnisqualitäten
4.2.4.3 Gemeinwesenspezifische Ergebnisqualitäten

IV. Gesamtfazit

Literaturverzeichnis

Erklärung gem. § 31 Abs. 7 RaPO

Anhang (separat gebunden)

Vorwort

Den Anlass für die Erstellung der vorliegenden Diplomarbeit lieferte ein 40-wöchiges Praktikum in der Caritas-Tagesstätte für psychisch kranke Menschen in Traunstein. Im Rahmen dieses Praktikums, sowie im Rahmen einer sich daran anschließenden Teilzeittätigkeit für die Dauer eines halben Jahres, konnte ich die spannende Arbeit eines Sozialpädagogen im Bereich der ambulanten Gemeinde-psychiatrie kennen lernen. Die zahlreichen zwischenmenschlichen Begegnungen während dieser Zeit haben mich - wie ich meine - nachhaltig geprägt.

Für die Unterstützung während meines Studiums der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule München, Fachbereich 11 Sozialwesen, insbesondere während der Zeit der Entstehung der vorliegenden Arbeit, möchte ich mich bei folgenden Personen ausdrücklich bedanken:

An erster Stelle möchte ich mich bei meiner Lebensgefährtin Bianca für ihr Verständnis ,ihre grenzenlose Geduld, ihr stets offenes Ohr und ihre unerschütterliche Liebe zu mir, insbesondere in Zeiten der Resignation und des Zweifels, bedanken. Des weiteren gilt mein Dank meiner Familie, besonders meinen Eltern, die immer an mich geglaubt und mich in meinem Weg bestärkt haben. Ihren unermüdlichen Einsatz für meinen persönlichen Werdegang und die Vermittlung eines sozialen Menschenbildes werde ich ihnen nie vergessen.

Danke sagen möchte ich auch bei allen Freunden, insbesondere bei Roman und Mila, Alex und Jojo, sowie Bärchen und Steffi, die sich immer Zeit für mich und meine Anliegen genommen haben.

Mein Dank richtet sich auch an das Team des SPDis in Traunstein, insbesondere Herrn Armin Haupt, Frau Hannelore Schwenn und Frau Dr. Jutta Stadlbauer, die mir stets mit Rat und Tat zur Seite standen.

Ein letzter Dank ergeht an dieser Stelle an alle BesucherInnen der Caritas-Tagesstätte in Traunstein und die vielen wertvollen gewährten Einblicke in ihre Lebensgeschichten.

Danke sage ich auch zu allen, die hier nicht namentlich genannt wurden, es aber durchaus verdient hätten.

Denis Holl, April 2004

I. Einleitung

Die vorliegende Diplomarbeit soll folgende Fragestellungen behandeln:

a.) Inwiefern kann das Konzept einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit aus der Sicht postmoderner Rahmenbedingungen durch die Integration neuerer theoretischer Ansätze – hier speziell des Empo-werment-Ansatzes – nachhaltig revitalisiert und somit als integratives Handlungskonzept für den Handlungsbereich der Gemeindepsychiatrie genutzt werden?
b.) Lassen sich aus den skizzierten Konzepten Qualitätskriterien für eine zukunftsfähige Sozialpsychiatrie ableiten?
c.) In welcher Form wurden solche Qualitätskriterien bereits beschrieben und wie lassen sie sich im Zusammenhang mit der Arbeit eines Sozialpsychia-trischen Dienstes konkret darstellen ?

2. Vorgehensweise

Zu a.) In einem ersten Schritt soll mittels Literaturrecherche die Theorie einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit als eine grundlegende Hand-lungsorientierung dargestellt werden. Die Überleitung zur Erweiterung des Konzepts um die Empowerment-Perspektive ist – notwendigerweise – in Form eines Diskurses über die sozio-historische Bezogenheit der Alltags- und Lebensweltorientierung seit ihrer Formulierung und den aktuellen Bedingtheiten, die sich aus einer postmodern strukturierten Gesellschaft heraus ergeben, gehalten, um an späterer Stelle - im Rah-men der Diskussion des Ansatzes im ambulanten Bereich der Gemeindepsychiatrie - Bezüge zwischen postmodernen soziokulturellen Bedingungen einerseits und der Le-benslage psychisch kranker Menschen andererseits herstellen zu können.

In einem zweiten Schritt soll anschließend das Empowerment-Konzept in dieses Ausgangskonzept eingepasst werden, um so eine sinnvolle Synthese beider Konzepte zu bilden. Dabei werden zunächst die wichtigsten Begrifflichkeiten des Empower-ment-Ansatzes erläutert, bevor anschließend konkrete Verbindungslinien zwischen beiden Konzepten aufgezeigt werden. Ein Überblick über die notwendigen Anforder-ungen an eine neue professionelle Identität sowie die Beleuchtung einiger Praxis-konzeptionen lebensweltlichen Empowerments, schließen den Bereich ab.

Die skizzierte „integrativ-theoretische Basis“, soll dann als Grundlage für eine Ver-knüpfung mit dem Handlungsfeld der Sozialpsychiatrie, unter Fokussierung des den ambulant-komplementären Bereiches, dienen.

Die Einführung zu diesem Teil bildet ein kurzer Diskurs zur Genese psychischer Krankheit aus dem Verständnis einer bio-psycho-sozialen Sichtweise, sowie der Ver-such postmodernen Alltag und psychische Erkrankung als unheilvolle duale Ambiva-lenz zu beschreiben.

Zu b & c) Der Einstieg in diese Fragestellungen ist als kritische Würdigung der aktuell geführten Qualitätsdebatte in der Sozialen Arbeit gehalten. Daran schließt sich eine Beschreibung konkreter Qualitätskriterien in Bezug auf Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualitäten einer zukunftsfähigen sozialpsychiatrischen Versorgung an, die sich in Anlehnung an die vorherigen theoretischen Ausführungen beschreiben lassen. Zur Praxisüberprüfung werden vorhandene konzeptionelle Grundlagen für die gemeindepsychiatrische Versorgung im Bezirk Oberbayern , sowie zur konkreten Verdeutlichung Konzeptionen und Leistungsbeschreibungen in der Versorgungs-region des Landkreises Traunstein, speziell des Ambulant Komplementären Verbundes (AKV) sowie des Sozialpsychiatrischen Dienstes (SPDi) herangezogen. Ziel des Unterfangens ist die Überprüfung der Tauglichkeit der theoretisch Erörter-ungen zur Beschreibung konkreter Qualitätskriterien im Handlungsfeld.

Zentrale Fragestellung dabei: Wie werden die beschriebenen Konzepte in die hand-lungsfeldspezifische Praxis integriert und konzeptionell verankert ? Welche prakti-schen Umsetzungen lassen sich beschreiben ?

3. Bedeutung der Arbeit für die Soziale Arbeit /das Handlungsfeld „Gemeindepsychiatrie“

a.) Bedeutung für die Theorie der Sozialen Arbeit:
Die vorliegende Arbeit folgt einem integrativen Ansatz. Der Versuch, zwei Rahmenkonzepte Sozialer Arbeit miteinander zu verbinden, kann als Beitrag zur sinnvollen Weiterentwicklung bereits bestehender Theorien bzw. Konzepte verstanden werden.
b.) Bedeutung für die Praxis Sozialer Arbeit im Handlungsfeld „Gemeindepsychiatrie“
Es soll gezeigt werden, dass aus der Verbindung zwischen Alltags- und Lebens-weltorientierung einerseits und dem Empowerment-Ansatz andererseits, eine sinn-volle Konzeptionsgrundlage für den ambulanten Bereich der sozialpsychiatrischen Versorgung abgeleitet und so nutzbar gemacht werden kann.

In Verbindung mit den zentralen Zielen und Leitlinien einer Sozialen Psychiatrie kann die entworfene Theorie auch als Legitimationsgrundlage professionellen Han-delns – speziell vor dem Hintergrund der aktuell geführten Qualitätsdiskussion – die-nen. Die Soziale Arbeit muss sich an dieser Debatte beteiligen, indem sie einen kriti-schen Standpunkt vertritt, der den negativen Konsequenzen einer einseitig geführten, weil lediglich an ökonomischen Effizienzkriterien ausgerichteten, Diskussion offen-siv begegnet. Der Zweck dieser Beteiligung liegt in einer der aggressiven ökonomi-schen Kolonialisierung der Sozialen Arbeit angemessen Replik.

Als Reflexionsgrundlage für die in der Praxis tätigen Professionals kann das Konzept ebenso herangezogen werden, wie zur Untermauerung der Forderung nach unbeding-ter Subjektorientierung – als Grundlage allen hilfreichen Handelns – in der sozialen Gemeindepsychiatrie.

II. Theoretische Erörterungen

1. Das Konzept einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit: Einführung und Nomenklatur

1.1 Einführung in das Konzept: Sozialwissenschaftlicher Ursprung

Das Grundkonzept einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit, ent-worfen von Hans Thiersch, einem der wohl bedeutendsten zeitgenössischen Theore-tiker der Sozialen Arbeit, „kann als eine der zentralen Theorieströmungen“ der So-zialen Arbeit verstanden werden. Neben seiner Bedeutung als einem „ Rahmenkon-zept sozialpädagogischer Theorieentwicklung“, erwächst der Alltags- und Lebens-weltorientierung zusätzlich die Funktion einer grundlegenden Handlungsorientierung sozialpädagogischer Praxis[1]. Auf die Funktion der vorgestellten Theorie als Hand-lungsorientierung der praktischen Sozialpädagogik soll an anderer Stelle noch geson-dert eingegangen werden. Zunächst soll jedoch die Frage nach dem wissenschaftli-chen Ursprung der Alltags- und Lebensweltorientierung im Mittelpunkt der folgen-den Erläuterungen stehen.

Zunächst einmal ist das Grundkonzept der Alltags- und Lebensweltorientierung „ein wissenschaftliches Konzept, also bestimmt durch spezifische Prämissen und Metho-den und beschreibt daher ein spezifisches, durch Akzente und Ausblendungen be-stimmtes Bild von Wirklichkeit“[2]. Zentral ist zunächst seine Verankerung im sog. geisteswissenschaftlichen Paradigma, welches sich zum Ende des 18. respektive An-fang des 19. Jahrhunderts als „Reaktion auf das sich nach und nach durchsetzende naturwissenschaftliche Paradigma im Zeitalter der Aufklärung“[3] etablierte und dem aufkommenden naturwissenschaftlichen Hang zur (Mono-) Kausalität (Ursache-Wir-kungs-Prinzip) – auch und vor allem, was das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen betraf – eine spezielle Orientierung und Haltung entgegensetzte.

Menschliche Gesellschaft als solche lässt sich eben nicht durch einen naturwissen-schaftlichen Reduktionismus auf der Basis von Zweckrationalität und Vernunft durch mathematisch-physikalische, sog. objektive oder neutrale Größen, abschließend er- und begründen.

Das geisteswissenschaftliche Paradigma setzt diesem Denken vielmehr ein Bemühen „das Individuum in seinem Alltag, in seiner Umgebung verstehen zu lernen, sein Verhalten, sein Handeln und seine Identität im Kontext zu begreifen und es im Ver-hältnis zur Gesellschaft (...) als davon untrennbar zu betrachten und zu bestimmen“[4], entgegen. „Gesellschaftliche Zusammenhänge und individuelle Verhaltensweisen sind demnach nicht vorgegebene und deduktiv erklärbare soziale Tatbestände, son-dern Resultat eines interpretationsgeleiteten Interaktionsprozesses zwischen Gesell-schaftsmitgliedern“, wie es Obert in Anlehnung an Matthes zusammenfasst[5].

Das geisteswissenschaftliche Paradigma seinerseits diente von nun an als Nährboden für die Entstehung der verschiedensten Denkrichtungen, u.a. für die sog. Alltagstheo-rien, auf die sich Thiersch bei der Formulierung seines Konzepts vorrangig bezieht. Explizit baut die Theorie einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit dabei auf folgenden vier Wissenschaftskonzepten auf:

1.) Die sog. hermeneutisch-pragmatische Tradition der Pädagogik, die ihren Ausgangspunkt in der Alltagserfahrung der Menschen begründet, und sich vor allem mit der Frage nach spezifischen, pädagogischen Handlungsmus-tern, die diesen Alltagserfahrungen Rechnung tragen, auseinandersetzt. Im weiteren Verlauf entsteht aus dieser Tradition einer pragmatischen Handlungswissenschaft eine sozialwissenschaftliche und v.a. kritische Pä-dagogik (v.a. Dilthey, Nohl, Weniger; des weiteren Roth, Mollenhauer).
2.) Die phänomenologischen und interaktionistischen Analysen zu Alltag und Lebenswelt (v.a. Schütz, Berger/Luckmann, Goffmann) in ihrer Weiter-führung und Reinterpretation im Kontext einer kritischen Alltagstheorie (v.a. Heller, Kosik, Lefebvre, Bourdieu).
3.) Die Modernisierungstheorien, wie sie v.a. von Habermas, Beck und Böh-nisch entworfen wurden.
4.) Die Auseinandersetzung mit der Kulturdiskussion der Sozialen Arbeit und der Diskussion zu Institutionsmustern (hier v.a. Goffmann)[6]

1.2 Zentrale Begrifflichkeiten des theoretisches Grundkonzepts einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit

1.2.1 Alltag und Individuum, Alltagswissen und Alltagshandeln

Das Konzept einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit basiert auf der zunächst banal erscheinenden Tatsache, dass jeder Mensch einen Alltag hat. Thiersch selbst formuliert dies so: „Einen Alltag haben alle Menschen, die Rede vom Alltag zielt nicht auf die herausgehobenen, besonderen, „bedeutenden“ Menschen, sie meint alle, auch und gerade den kleinen Mann“[7] Schon vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass „ein Leben ohne Alltag, in dem sich der Mensch bewegt, aufhält, handelt, kommuniziert, denkt, fühlt etc.“[8] nicht möglich ist. Kosik, auf den sich Thiersch bei der Ausformulierung seines Konzepts hauptsächlich beruft, formuliert dies noch pointierter, wenn er konstatiert, dass „jede Art der menschlichen Existenz oder des Daseins in der Welt ihre Alltäglichkeit (hat; D.H.) (...) Sie ist nicht das pri-vate Leben im Gegensatz zum öffentlichen, auch nicht das so genannte profane Le-ben im Gegensatz zur erhabenen offiziellen Welt: In der Alltäglichkeit lebt sowohl der Schreiber wie der Kaiser ... Selbst Konzentrationslager haben ihre Alltäglich-keit“[9]

Innerhalb dieses Alltags nun sieht sich der einzelne Mensch, das Individuum, den vielfältigsten und unterschiedlichsten Aufgaben gegenüber stehen, für deren Erledi-gung zunächst auch einmal er selbst unmittelbar und unbedingt zuständig ist. Alltag ist so „im Verstehen und Handeln pragmatisch orientiert: Situationen müssen bewäl-tigt, Schwierigkeiten und Konflikte geklärt, Aufgaben gelöst werden“[10]

Zur pragmatischen Erledigung dieser sich dem Individuum stellenden Aufgaben be-nötigt der einzelne ein spezifisches Alltagswissen: „Alltagswissen ist ein Wissen von vertrauenswerten Konzepten, um damit die soziale Welt auszulegen und mit Dingen und Menschen umzugehen, damit die besten Resultate dieser Situation mit einem Minimum von Anstrengung und unter Vermeidung unerwünschter Konsequenzen er-langt werden können“[11].

In vielen Lebensbereichen entwickelt der Einzelne so, in dem er sich auf sein All-tagswissen beruft, „Alltagsroutine und –kompetenz, die es ihm ermöglichen, die Auf-gaben des Alltags zu bewältigen“[12].

Der Begriff Alltag lässt sich jedoch nicht reduzieren auf die sich in Intervallen stets wiederholenden Überschaubarkeiten und Regelmäßigkeiten der sich dem Individuum stellenden Aufgaben. Vielmehr erweist sich der Alltagsbegriff bei näherer Betrach-tung als zwiespältig, denn Alltag meint nach Thiersch zwar einerseits schon „das Ba-nale, das routinisiert Bornierte“, andererseits aber auch das „unverbildet Offene, in-dem Menschen unmittelbar gefordert sind“[13], also die unzähligen, sich in unregel-mäßigen Zeitintervallen ergebenden, Anforderungen an die Anpassungsfähigkeit je-des Menschen, die sich auch und vor allem aus den stets gegebenen sozialen, politi-schen und kulturellen, also letztlich gesamtgesellschaftlichen, Bedingungen ableiten lassen.

1.2.2 Konservatives und kritisches Alltagskonzept – Eine Gegenüberstellung

Thiersch formuliert vor diesem Hintergrund als zentralen Ansatzpunkt seines Kon-zepts ein kritisches Alltagskonzept, um eine im Gegensatz zu einem konservativen Alltagsverständnis umfassendere Sichtweise des Phänomens Alltag zu etablieren.

Das konservative Alltagskonzept reduziert Alltag rein auf die gesicherte und ent-lastende Pragmatik im Notwendigen, d.h. auf ein undramatisches „Tun des Rech-ten“[14]. Voraussetzung hierfür ist zunächst die Anerkennung des Gegebenen, also der individuellen Realität, wie sie sich aus den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ergibt. Diese Anerkennung fungiert als zentrale Bedingung, die es erst möglich macht, Selbstverständliches im Gegebenen fortzuführen. Unter Zuhilfenahme der sog. Tugenden der Verlässlichkeit wird der einzelne so befähigt, sich dem alltäglich Selbstverständlichen zu stellen. Verfolgt man die Denkrichtung eines konservativen Alltagsverständnisses weiter, so wird klar, dass sich dieses letztlich einer reduktio-nistischen und dadurch verabsolutierenden Sichtweise von Alltag bedient: Alltag ist vor diesem Hintergrund nur Selbstverständlichkeit, Verlässlichkeit und Überschau-barkeit. Hier wird auch deutlich, dass das konservative Alltagskonzept nur solche Alltagswelten favorisiert, die diesem reduktionistischen Verständnis entsprechen.

Die Folgen eines solchen Denkens sind bei genauerer Betrachtung dramatisch, denn es kommt zu einer Tabuisierung von Fragen, die hinter die Ebene von selbstverständ-lichen Alltagsaufgaben zielen. Die Ausblendung dieser Fragen beschreibt Thiersch als gesellschaftlich funktional, denn „der Schafspelz gegebener Alltagsplausibilität ist notwendig, damit der Wolf nackter Gesellschaftsinteressen ungehindert voran-schreiten kann“[15]. Die systematische Ausblendung bestimmter, hinter dieses reduk-tionistische Alltagsverständnis zielender, Fragen ist daneben auch politisch funktio-nal, denn die Ausblendung spezifischer politisch-ökonomischer Hintergründe kann als „Beitrag zur Verdrängung der generellen politisch-gesellschaftlichen Situation“[16] gewertet werden: Die notwendige Bindung von Lebensenergie an die banalen All-tagsgeschäfte suggeriert, dass diese die maßgeblichen überhaupt sind, und lassen keinen Raum für tiefer gehende Fragestellungen. Das konservative Alltagskonzept dient so als Reproduktionsrahmen altbewährter Herrschafts- und Disziplinierungs-mechanismen

Ein konservatives Alltagsverständnis hat weitreichende Folgen für das Individuum, denn es betont (folgerichtig) die Zuständigkeit der Menschen für sich selbst in ihrem Alltag, auch und gerade, wenn es ihnen schlecht geht: „Aus der Zumutung der Zu-ständigkeit (...) erwächst die Kraft, sich um Hilfe anzustrengen“[17]. So werden „Schwierigkeiten (und Probleme; D.H.) systematisch individualisiert und (gesell-schaftlich; D.H.) exterritorialisiert“[18]. Individuen und Gruppen, die der Zumutung von Selbstverständlichkeit und Selbstzutrauen nicht gewachsen sind werden margi-nalisiert nach dem Motto: Du/Ihr habt selbst Schuld daran, dass es dir/euch so geht, wie es dir/euch geht ! Das konservative Alltagsverständnis mündet letztlich in einem Frontalangriff gegen die Profession der Sozialen Arbeit, den erst durch den durch So-zialexperten – die Lothar Späth auch als „professionelle Neurosenzüchter“ beschreibt – dominierten Sozialstaat wird der Mensch zu einem Betreuten, dem durch diese Hil-festellungen Selbstständigkeit und Selbsthilfe systematisch abgewöhnt wird.

Thiersch hält diesem Alltagsverständnis den Entwurf eines kritischen Alltagskon-zepts entgegen. Alltag wird hier vor allem als Protestpotential gesehen, denn Alltag manifestiert sich nicht nur in den konkreten, selbstverständlichen und unmittelbaren, pragmatisches Handeln erfordernden, Routinen.

Alltag stellt sich daneben vielmehr auch immer in Täuschungen, in offenen Hand-lungserfordernissen dar, die Thiersch in Anlehnung an Kosik als Pseudokonkretheit bezeichnet.

So wird zunächst ein umfassenderes Bild von Alltag entworfen, dessen so offenbar werdende inhärente Widersprüche dazu genutzt werden sollen, Perspektiven für die Arbeit an einem humaneren Leben herauszuarbeiten.

Thiersch betont im Gegensatz zur konservativen Linie, dass Alltag in seinen Erschei-nungsformen immer auch bezogen ist auf die ihn bedingenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, weshalb er eine Ausblendung dieser Hintergründe schlichtweg als falsch bewertet. Da Alltag also immer als Ausfluss soziokultureller Rahmenbe-dingungen gesehen werden muss, wird auch verständlich, dass das Individuum so zum Gegenstand von Manipulation wird.

Aus dieser Manipulation wiederum kann sich der Einzelne nur lösen, wenn er aktiv die (alltäglichen) Handlungszwänge und deren Bedingungen hinterfragt, also bereit ist, sich aus dem entstandenen Manipulationszwang zu lösen. Erst durch diese De-struktion von Pseudokonkretheit wird das Individuum vom Manipulierten zum Mani-pulator seines Alltags und somit letztlich seiner Lebenswelt. Alltag ist so verstanden ein Prozess aus Destruktion und Praxis, mit dem Ziel der Ermöglichung eines gelin-genderen Alltags. In der Aufgabe der Destruktion von Pseudokonkretheit liegt der zentrale Widerspruch zum konservativen Alltagskonzept, den sie betont explizit die „Momente der Provokation, des Risikos und des Kampfes“[19], die nötig sind, um sich aus Vertrautem und Gewöhntem auch lösen zu können. Destruktion darf jedoch nicht zum unhinterfragten Diktum von Alltagshandeln werden, denn eine unreflektierte Destruktion der konstitutiven Momente von Entlastung und Sicherung in der prag-matischen Erledigung von Aufgaben kann letztlich auch in einer Gefährdung der Handlungsfähigkeit im Alltag münden. Folgerichtig ist hier die Differenzierung, dass Täuschung (Pseudokonkretheit) aktiv destruiert, Wahrheit (funktionale Praxis) dage-gen unterstützt und gestärkt werden muss.

Unabdingbare Voraussetzung für diesen Prozess jedoch ist der unbedingte Respekt vor individuell gegebener Alltäglichkeit.[20]

Vor dem Hintergrund eines kritischen Alltagskonzepts ergeben sich diverse Ziele und Leitlinien einer alltagsorientierten Sozialen Arbeit, die anschließend an eine kur-ze Erläuterung der Begriffe Alltäglichkeit und Lebenswelt, im Kontext des Konzepts als Handlungsorientierung einer zeitgemäßen Sozialen Arbeit, veranschaulicht wer-den sollen.

1.2.3 Alltäglichkeit

Thiersch präzisiert die Rede vom Alltag, indem er den Begriff des Alltags struktu-riert. Er beschreibt zunächst Alltäglichkeit als „generell geltende Verstehens- und Handlungsmuster im Alltag“[21] und daneben als „Schnittstelle objektiver Strukturen und subjektiver Verständnis- und Bewältigungsmuster. Alltäglichkeit ist geprägt durch die Lebensgeschichte der Menschen, durch ihre Erfahrungen, ihre in ihnen ge-sicherten Kompetenzen, ihre Erwartungen, Hoffnungen und Traumatisierungen. Alltäglichkeit ist (daneben, D.H.) ebenso bestimmt durch die Vorgaben der gesell-schaftlichen Entwicklungstendenzen“[22].

Alltäglichkeit selbst agiert in drei zentralen Dimensionen. Zunächst einmal wird All-täglichkeit verstanden als „Handeln im zugänglichen (sozialen; D.H.) Raum“[23].

Als sozialer Raum wird einerseits der individuell erfahrbare soziale Kontext, wie er sich für den Einzelnen darstellt (z.B. für einen Heranwachsenden, eine (allein er-ziehende) Mutter, einen psychisch kranken Menschen, ... ) verstanden. Andererseits beschreibt der zugängliche soziale Raum aber auch die konkret erfahrbaren räumli-chen Verhältnisse im sozial-infrastrukturellen Sinn, also die individuelle Eingebun-denheit in soziale Räume (z.B. Stadt(-teil), Gemeinde, Wohnung, aber auch Klinik, Heim etc.).

Alltäglichkeit wird darüber hinaus verstanden als Handeln in der zugänglichen Zeit, „aus der mir Erinnerung und Tradition verfügbar sind, aus der Verwandte und Freun-de erzählen, die sie mit ihrem mir zugänglichen Erleben bezeugen“[24]. Die so vermit-telten Erinnerungen und Traditionen begründen im kollektiven Bewusstsein einer (sozialen) Gruppe das grundlegende Gefühl von Gemeinsamkeit und bieten dem In-dividuum so Alltagsstruktur und damit Sicherheit: „Das Alltägliche ist die Gliede-rung der Zeit und der Rhythmus, darin sich die individuelle Geschichte der Einzelnen abspielt. Die Alltäglichkeit hat ihre Erfahrung und ihre Weisheit, ihren Gesichtskreis, ihre Vorausschau, ihre Wiederholbarkeit, aber auch ihre Außergewöhnlichkeit; ihren Alltag und ihren Feiertag“[25].

Zum dritten stellt sich Alltäglichkeit in erfahrbaren sozialen Bezügen und Beziehun-gen dar. „Der Mensch der Alltäglichkeit lebt in Korrespondenz zu anderen, mit de-nen er seine Welt gestaltet; mit und an ihnen erfährt er, wer er ist; in den sozialen Be-ziehungen – im Geprägtwerden, im Lernen, im Sich-Auseinandersetzen – wächst sei-ne Identität“[26]. Auch Obert betont in diesem Zusammenhang noch einmal die Rele-vanz des individuellen Eingebundenseins in soziale Beziehungen: „Alltag ist (...) an-gewiesen auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, auf Familiarität, auf das sozi-ale Gefüge, worauf Verlass ist und das Vertrauen und Schutz bietet. Der Mensch ver-schafft sich dadurch einen Lebensrhythmus“[27].

Alltäglichkeit verbürgt so, durch ihre strukturelle Eingebundenheit in individuell er-fahrbaren sozialen Raum, soziale Zeit und soziale Bezüge, Verlässlichkeit, denn „Verständnis und Handeln (jedes Einzelnen; D.H.) sind orientiert an den Maximen des „Und so weiter“ und (...) des „Ich kann immer wieder““[28]. Die Ordnung von all-täglichem Verstehen und Handeln in Rollen, Typisierungen und Routinen, sowie die Konventionierung fundamentaler Regeln des sozialen Miteinanders, bezogen auf Zu-ständigkeiten, Aufgaben und Machtstrukturen, strukturieren darüber hinaus den Rah-men dieser Verlässlichkeit. Da sich individuelle Alltäglichkeit neben einem lebens-langen „Gleiten“ zwischen unterschiedlichen „Arrangements von Alltäglichkeit“[29] immer auch nach den jeweils bestehenden gesellschaftlichen Übereinkünften und Verhältnissen neu definiert, bietet Alltäglichkeit immer nur eine Verlässlichkeit auf Zeit, denn Alltäglichkeit als Ausfluss eines kritischen Alltagsverständnisses „ist in sich widersprüchlich. Auf der einen Seite bedeutet in die Alltäglichkeit eingebunden zu sein Selbstverständlichkeit, Verlässlichkeit, Entlastung und Sicherheit, Routine-handeln in der gewohnten Lebenswelt von Raum, Zeit und sozialem Gefüge. Die selbstverständlichen Regeln müssen nicht mehr hinterfragt werden. Auf der anderen Seite wird die Routine, das Bekannte und Vertraute immer wieder gestört und durch-einander gebracht. Es ergeben sich immer wieder neue Aufgaben, die zu bewältigen sind. (...) Einerseits kommt es also darauf an, in der Sicherheit des vertrauten Rau-mes, der überschaubaren Zeit, des sozialen Gefüges und seiner Traditionen zu leben. (...) Andererseits müssen immer wieder neue Anstrengungen unternommen werden, um Neues und Unbekanntes, Fremdes und Unvertrautes in den eigenen Lebensent-wurf zu integrieren“[30].

1.2.4 Alltags- und Lebenswelten

Alltag bzw. Alltäglichkeit stellt sich konkret, sozusagen auf der Manifestationsebene, in Alltags- bzw. Lebenswelten dar. Grunwald und Thiersch beschreiben Lebenswelt zunächst als „Gegenwelt zu gesellschaftlichen Enteignungsprozessen (...), als Ort ei-gensinniger und zu respektierender Lebensarrangements, als Ort einer notwendigen Destruktion pseudokonkreter Bewältigungsmuster und als Ort von Autonomie und Selbstgestaltung des Alltags“[31]. In einer kurzen Übersicht sollen nun stichpunktartig die zentralen Inhalte des Konzepts Lebenswelt dargestellt werden:

1.) Lebenswelt ist zunächst ein beschreibender, phänomenologisch orientier-ter Begriff, der den Menschen nicht als abstraktes Individuum begreift, sondern ihn eingebettet in die Erfahrung einer konkreten Wirklichkeit sieht, in der er sich immer schon vorfindet.
2.) Lebenswelt als so erfahrbare Wirklichkeit ist gegliedert in unterschied-liche Lebensräume, in nach Funktionen und Inhalten zu unterscheidende Lebensfelder. Vor diesem Hintergrund fragt das Konzept Lebenswelt nach den individuell unterschiedlichen biografischen Driftbewegungen in, durch und zwischen einzelnen Lebensräumen bzw. -feldern und den in ih-nen erworbenen Ressourcen zur Lebensbewältigung
3.) Lebenswelt ist ein historisch und sozial konkretes Konzept, indem es von der Annahme ausgeht, dass individuell erfahrbare Wirklichkeit stets be-stimmt ist durch gesellschaftliche Strukturen und den in ihnen gesicherten Ressourcen bzw. Zugängen zu diesen Ressourcen. Lebenswelt wird in diesem Zusammenhang als „Bühne“ gesehen, auf der Menschen in einem Stück, in Rollen und nach spezifischen Regeln miteinander agieren.
4.) Das Konzept Lebenswelt ist normativ-kritisch, denn es betont die - bereits kurz beleuchtete – Ambiguität, den Doppelsinn von Konkretem und Pseu-dokonkretem im Alltag.

Das Konzept Lebenswelt hat in diesem Zusammenhang eine Art Wächter-funktion: Zum einen geht es darum, vorschnelle Genügsamkeiten von Menschen in ihren Verhältnissen abzuwehren und so Alltag und Lebens-welt freizuhalten für die sich stets neu ergebenden Anforderungen an das Individuum, zum anderen geht es darum, sensibel zu bleiben für Erfah-rungen protestativer Energie, von unterdrückten Hoffnungen, von Trauer und Schmerz.[32]

1.3 Alltags- und Lebensweltorientierung als Handlungsorientierung der Sozialen Arbeit

1.3.1 Subjektorientierung als professioneller Kernauftrag einer alltags- und lebensweltorientierten Sozialen Arbeit

Den Auftrag, der sich aus dem skizzierten theoretischen Konzept der Alltags- und Lebensweltorientierung ergibt, benennt Thiersch als strikt subjektorientierte „Hilfe zur Selbsthilfe“, um den AdressatInnen Sozialer Arbeit einen „gelingenderen Alltag“ zu ermöglichen[33]. Dabei hat eine alltags- und lebensweltorientierte Soziale Arbeit das Individuum in seinen Eingebundenheiten in Bezug auf sozialen Raum, soziale Zeit und sozialen Bezügen zu akzeptieren und zu respektieren. Dieses Grundverstän-dnis muss sich in der Praxis Sozialer Arbeit in einem „besonderen Respekt vor den alltäglichen, eher unauffälligen Bewältigungsaufgaben“[34] der AdressatInnen wider-spiegeln. Ausgehend von diesem unabdingbaren Respekt vor der Individualität von Alltagshandeln, greift Soziale Arbeit „in die alltäglichen Lebenszusammenhänge ich-rer Klienten helfend (...) ein. Ausgehend von den Anforderungen und Schwierigkei-ten, die sich in und bei der Bewältigung des täglichen Lebens stellen und unter Be-rücksichtigung gesellschaftlicher Wert- und Normvorstellungen zielt sie darauf ab, KlientInnen so zu unterstützen (...), dass sie zu gelingenderen und gesellschaftlich akzeptierten Formen der Alltagsgestaltung finden“[35].

1.3.2 Strukturelle Bedingungen einer alltags- und lebensweltorientierten Sozialen Arbeit

Soziale Arbeit hat ausgehend von dieser Grundprämisse – einem unbedingten „Re-spekt vor der Eigensinnigkeit von Lebenswelt“[36] - ihre Angebotsstruktur – in Bezug auf die Strukturierung von sozialem Raum, sozialer Zeit und sozialen Bezügen und Erledigung bzw. Bewältigung von individuellen Alltagsaufgaben pragmatisch auszu-richten.

Diese Pragmatik lässt sich in 5 Strukturmaximen einer alltags- und lebensweltorien-tierten Sozialen Arbeit konkretisieren.

1.) Grundsatz der Prävention: Prävention zielt zunächst „auf die Stabilisierung und Inszenierung belastbarer und unterstützender Infrastrukturen und auf die Bildung und Stabilisierung allgemeiner Kompetenzen zur Lebensbewältigung“[37]. Des weiteren bedeutet Prävention nicht erst dann aktiv zu werden, wenn sich Schwierigkeiten be-reits verhärtet haben, sondern schon dort anzusetzen, wo sich im Einzelfall Überfor-derungen und Krisen abzeichnen.
2.) Der Grundsatz der Prävention lässt sich konzeptionell und praktisch durch eine unbedingte Alltagsnähe einer zeitgemäßen Sozialen Arbeit konkretisieren: Der Be-griff meint zum einen „die Präsenz von Hilfen in der Lebenswelt der AdressatInnen, also die Erreichbarkeit und Niederschwelligkeit von Angeboten“[38]. Zum anderen hat sie ihre Hilfestrukturen ganzheitlich auszurichten, um so „den ineinander verwobe-nen Lebenserfahrungen und -deutungen in der Lebenswelt (der AdressatInnen; D.H.)“[39] gerecht werden zu können. In Bezug auf spätere Ausführungen seien an die-ser Stelle bereits die ambulanten Angebotsstrukturen der Sozialpsychiatrischen Dienste erwähnt, die eben an den genannten strukturellen Erfordernissen ausgerichtet sind.
3.) Direkt mit dem Prinzip der Alltagsnähe verbunden sind die Prämissen der Dezen-tralisierung/ Regionalisierung und der Vernetzung der Angebote und Angebotsstruk-turen Sozialer Arbeit. Dezentralisierung/Regionalisierung beschreiben zunächst eine notwendige Verlagerung von Zuständigkeiten und Ressourcen in die Lebenswelt der Betroffenen hinein. Alltags- und lebensweltorientierte Angebote der Sozialen Arbeit sind dann in sozialräumlichen Zusammenhängen innovativ-funktional miteinander zu vernetzen.
4.) Alltags- und Lebensweltorientierte Soziale Arbeit ist daneben am Prinzip der In-tegration auszurichten, denn „Integration zielt auf eine Lebenswelt ohne Ausgren-zung, Unterdrückung und Gleichgültigkeit“[40]. Integration setzt zunächst die Aner-kenntnis von und die Offenheit für individuelle Unterschiedlichkeiten in alltäglichen sozialen Interaktionen, seien es nun die alltäglichen zwischenmenschlichen Zusam-menhänge in der Gemeinde, oder auch die Kontakte zwischen Betroffenen und Pro-fessionellen in Kontexten der Sozialen Arbeit, voraus.
5.) Eine alltags- und lebensweltorientierte Soziale Arbeit hat darüber hinaus den - in der vielfältigen Hilfe- und Maßnahmenlandschaft oft zur konzeptionellen Worthülse degenerierten - Begriff der Partizipation zu eigen zu machen und mit Leben zu erfül-len, denn „Mitbestimmung ist ein konstitutives Moment Sozialer Arbeit“[41]. „Echte“ Partizipation äußert sich in einer großen Breite von Mitbestimmungs- und Beteili-gungsmöglichkeiten, wie Sie sich z.B. im Bereich der ambulanten Sozialpsychiatrie im Praxisinstrument des Integrierten Behandlungs- und Rehabilitationsplans (IBRP) konkretisieren lassen. Notwendige Voraussetzung für eine „echte“ Partizipation ist jedoch die Herstellung einer prinzipiellen Gleichwertigkeit in der Praxis zwischen Sozialarbeiter und Klient, wie sie sich im sich immer weiter etablierenden allgemei-nen Handlungsgrundsatz „Verhandeln statt Behandeln“ in der (Sozial-) Psychiatrie wieder spiegelt. Die mittlerweile entstandene blühende Landschaft der vielfältigsten Selbsthilfeorganisationen von psychiatrie-erfahrenen Menschen und ihre zunehmen-de Einbindung in sozialpolitische Entscheidungszusammenhänge können darüber hi-naus als Wegweiser in Richtung einer „echten“ Partizipation dienen.

Durch ein so gestaltete strukturelle Ausgestaltung der Angebotsstrukturen Sozialer Arbeit soll den AdressatInnen die Erfahrung „als Subjekte ihrer Verhältnisse“[42] erhalten bleiben. Hierdurch zielt eine lebensweltorientierte Soziale Arbeit ab auf „Hilfe zur Selbsthilfe, auf Empowerment, auf Identitätsarbeit“[43].

1.3.3 Soziale Arbeit als Strukturierung von Alltags- und Lebenswelten

Alltags- und lebensweltorientierte Soziale Arbeit greift auf der Ebene der methodi-schen Ausrichtung strukturierend in alle Dimensionen von alltäglicher Lebensbewäl-tigung ein.

Alltags- und lebensweltorientierte Soziale Arbeit agiert so zunächst auf der Ebene des Sozialen Raumes. In dem sie Individuen eingebettet sieht in ihren je erfahrbaren Raum, greift sie zunächst auf in der Lebenswelt der AdressatInnen gegebene Res-sourcen zurück macht und hält diese zugänglich. Darüber hinaus gehend hat Soziale Arbeit den Auftrag - wo erforderlich - neue Ressourcen zu inszenieren (z.B. durch den Aufbau von alternativen Wohnformen, Kontaktläden, Stadtteilcafes, Tagesstät-ten, Ermöglichen eines selbstbestimmten Lebens psychisch kranker Menschen in der Gemeinde und ähnlichem). Soziale Arbeit wird so aktiv „im Zeichen von Aneignung und Milieubildung“[44].

In der Dimension der erfahrbaren Zeit bezieht sich Soziale Arbeit auf die konkreten „Bewältigungsaufgaben in der jeweiligen Gegenwart“[45] der Menschen. Soziale Arbeit leistet nach diesem Verständnis Vermittlungsarbeit zwischen Gegenwart und Zu-kunft. Konkret spiegelt sich diese Aufgabe in der Ausgestaltung tages- bzw. wochen-strukturierender Angebotsstrukturen wieder (z.B. Arbeitsprojekte, Freizeitgestaltung etc.). Vor diesem Hintergrund wird Soziale Arbeit „sensibel für (...) Aufgaben des Daseins und Aushaltens“[46], wie sie sich z.B. in den konkreten Handlungskonzepten einer kontinuierlichen Begleitung bzw. einer fortwährenden Anteilnahme konkreti-sieren lassen.[47] Soziale Arbeit muss sich aufgrund dieses Verständnisses „aus einer Tradition befreien, in der Hilfe immer im Horizont von Entwicklung und Verbes-serung stand“[48] ; in heutigen Kontexten geht es vielmehr um ein engagiertes „Sein-Mit“ oder auch ein „aufmerksames Bei-Stehen“ in der Bewältigung alltäglicher Auf-gaben.[49] Bei der Ausgestaltung der Hilfen nimmt der Modus des Verhandelns eine zentrale Rolle in der Arbeit zwischen Betroffenen und Professionellen ein, denn „diejenigen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, müssen erfahren kön-nen, dass sie akzeptiert und ernst genommen sind, und dass es Positionen und Perso-nen gibt, an denen sie sich – in offener Auseinandersetzung – „abarbeiten“ kön-nen“[50].

Auf der Ebene der sozialen Bezüge leistet Soziale Arbeit wichtige Ressourcenarbeit. Es geht auf dieser Ebene darum, bestehende soziale Netzwerke , wie sie sich in den konkreten Bezügen des Einzelnen darstellen, zugänglich zu machen bzw. zu halten. Auf einer zweiten Schiene wird alltags- und lebensweltorientierte Soziale Arbeit tä-tig in der Erschließung und Etablierung neuer, förderlicher Arrangements, was sich zum einen in einer institutionellen Flexibilität und zum zweiten in einer engagiert-professionellen Netzwerkarbeit für den einzelnen Klienten ausdrücken muss.

1.3.4 Sozialpolitischer Anspruch an eine alltags- und lebensweltorientierte Soziale Arbeit

Eine alltags- und lebensweltorientierte Soziale Arbeit, deren Grundverständnis sich aus einem kritischen Alltagsverständnis heraus definiert, und darüber hinaus eine un-mittelbare Beziehung zwischen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Alltag und Lebenswelt der Menschen postuliert, hat über die Ebene der Strukturierung von Alltäglichkeit und Lebenswelten hinaus einem sozialpolitischen Anspruch gerecht zu werden, den es – wie an anderer Stelle noch ersichtlich werden wird – innerhalb der aktuellen professionstheoretischen Diskussion besonders zu beleuchten gilt. Soziale Arbeit als gesellschaftliche Institution hat – sich stets im Widerspruch zwischen dem Auftrag „die bestehende Machtverteilung zu stützen und Konflikte und Schwierig-keiten unauffällig und unaufwendig zu befrieden und der Vertretung der Lebens-rechte aller, vor allem aber der Zu-Kurz-Gekommenen, Hilflosen, Unterprivilegier-ten und Schwachen“[51] befindend – diesen Widerspruch dazu zu nutzen „gegebene Handlungsfreiräume zu sehen und, vor allem, Freiräume im Arrangement von Insti-tutionen wie im Umgang zu erweitern“[52]. „Lebensweltorientierung versteht sich als Konzept einer kritischen Sozialen Arbeit“[53] und agiert so „als Stachel im Fleisch be-stehender Machtverhältnisse“[54]

Im folgenden soll nun über einen kurzen historischen Exkurs die Entwicklung des Konzepts der Alltags- und Lebensweltorientierung im Spiegel der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der letzten 30 Jahre verdeutlicht werden, um die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung des Konzepts zu verdeutlichen. Diese Kurzhistorie mündet in eine Betrachtung der Postmoderne, daraus resultierenden Auswirkungen auf das Individuum, sowie in eine Skizzierung sich ergebender Anfor-derungen an eine konzeptionelle Weiterentwicklung. Über diesen Exkurs soll deut-lich gemacht werden, warum eine Erweiterung der Alltags- und Lebensweltorien-tierung um die Empowermentperspektive sinnvoll ist.

1.4 Exkurs: Zur Notwendigkeit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Alltags- und Lebensweltorientierung

1.4.1 Sozio-kulturelle Abhängigkeit der Funktionalität einer Alltags- und lebensweltorientierten Sozialen Arbeit im Spiegel der letzten 30 Jahre

Wie nicht zuletzt im Kontext der Ausführungen dieser Arbeit zum Wesen eines kriti-schen Alltagsparadigmas erwähnt, sind individueller Alltag und Lebenswelt stets als Ausfluss sozio-kultureller Rahmenbedingungen zu sehen. Der Schluss liegt nahe, dass sich durch diese Abhängigkeit auch der Auftrag an eine alltags- und lebenswelt-orientierte Soziale Arbeit diesen Wandlungsbedingungen aussetzen und sie konstruk-tiv im Sinne zeitgemäßer konzeptioneller Reformulierungen nutzbar machen muss.

Die Tauglichkeit und Flexibilität des Konzepts einer alltags- und lebensweltorientier-ten Sozialen Arbeit wurde innerhalb der letzten 30 Jahre durch die sich rasant wan-delnden sozio-kulturellen Bedingungen immer wieder „harten Prüfungen“ unterzo-gen.

In den 70er Jahren stand die Gesellschaft ganz im Zeichen der sog. neuen sozialen Bewegungen (Friedensbewegung, Emanzipationsbewegung,...). Die daraus resultie-rende gesamtgesellschaftliche Auf- und Umbruchstimmung artikulierte sich auch in vielfältiger Weise in den unterschiedlichen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit[55], die bis in die 70er Jahre hinein noch weitgehend geprägt war von Gedanken der „Disziplinierung und ärmlichen Anpassung“[56], wenn auch bereits zunehmend unter arbeitsteilig, methodisch-differenzierten Vorzeichen. Die Soziale Arbeit drohte als bloße „Agentur von Kapitalinteressen“[57] in der Diskussion zu versanden.

Das in dieser Zeit neu formulierte Konzept der Alltags- und Lebensweltorientierung sah sich als „Vorschlag der Vermittlung. Gegen eine vereinfachte Sicht vom Alltag als pure Ideologie“[58]. Sie betonte die grundsätzliche Ambivalenz des Alltags und verband ihre Forderung nach einer institutionell-professionellen Unterstützung zur Bewältigung ambivalenter Alltagserfahrungen, mit dem Appell die Soziale Arbeit „gegen die Arroganz der Expertokratie“[59] strukturell zu erneuern. Dies artikulierte sich zum einen in einer Betonung der „grundsätzlich autonomen Zuständigkeit aller Menschen für ihren je eigenen Alltag“[60], zum anderen in einem Insistieren auf „der Stärkung der erfahrenen Lebensräume und sozialen Bezüge (der AdressatInnen Sozi-aler Arbeit; D.H.) mit den in Ihnen liegenden Möglichkeiten und Ressourcen“[61].

Der Beginn der 80er Jahre markierte auch den Beginn erneuter tiefgreifender gesell-schaftlicher Veränderungen, die sich unter dem Überbegriff einer „neuen Unüber-sichtlichkeit“ subsumierten und sich in einer „zunehmend deutlicher werdenden Ero-sion tradierter Lebensmuster, der Individualisierung der Lebensführung und der Plu-ralisierung von Lebenslagen“[62] artikulierten. Das Konzept der Alltags- und Lebens-weltorientierung profilierte sich im Zuge der aus den aktuellen Entwicklungen resul-tierenden Erosion sicherheitsgebender Alltagsroutinen, kritisch, durch das Abzielen auf eine notwendige „Differenzierung von Hilfsangeboten und die Gestaltung neuer, hilfreicher Dienstleistungen bei Krisen in schwierigen aber auch in normalen Ver-hältnissen“[63], denn „Alltagsbewältigung wird (nun mehr und mehr; D.H.) zum Prob-lem des Verhandelns und Aushandelns der eigenen (individuellen; D.H.) Positionen in gegebenen Strukturen. (...) Soziale Arbeit wird integraler Bestandteil moderner so-zialer Infrastruktur“[64].

1.4.2 Postmoderne und pragmatische Krise von Alltag, Lebenswelt und Individuum

Vor dem Hintergrund einer seit Mitte der 90er Jahre als postmodern beschriebenen Gesellschaft steht die Alltags- und Lebensweltorientierung heute vor neuen Heraus-forderungen und somit wieder einmal vor der Notwendigkeit, ihre konzeptionelle Grundlage den aktuellen Erfordernissen anzupassen. „Denn Postmoderne heißt: „Mit Ambivalenz leben“ (...) meint aber auch „eine entschlossene Emanzipation von dem charakteristisch modernen Drang, die Ambivalenz zu überwinden“ (...) Während es das Kennzeichen der Moderne ist zu versuchen, permanent darum zu ringen, Ambivalenz zu beseitigen (...), bezeichnet Postmoderne einen „Gemüts- oder [...] Geisteszustand“ (...) dem es darum geht, Ambivalenz zu akzeptieren und kreativ zu nutzen (...)“[65].

Ging es im gesellschaftlichen Kontext der 80er und frühen 90er Jahre noch um das Phänomen der Individualisierung und Pluralisierung und einer Neujustierung Sozia-ler Arbeit im beschriebenen Sinne (siehe Punkt 1.4.1), so haben wir es heute im Schatten der Postmoderne mit gesellschaftlichen Umbrüchen zu tun, die „ans Ein-gemachte in der Ökonomie, in der Gesellschaft, in der Kultur, in den privaten Welten und auch an die Identität der Subjekte“ gehen[66]. Gesellschaft ist im Schatten der neu-en großen Umbrüche (v.a. der Globalisierung und einer daraus resultierenden weitge-henden Ökonomisierung aller Lebensbereiche) in Fluss geraten. Im Kontext aktueller Gesellschaftsanalysen wird heute in Folge einer explosiven Individualisierung und einem schier grenzenlos erscheinenden Pluralismus sowie einer damit einhergehen-den Erfahrung einer massiven Enttraditionalisierung/ Entwurzelung breiter Gesell-schaftsschichten das Bild einer „fluiden Gesellschaft“ gezeichnet.[67] Jürgen Habermas beschrieb dieses Phänomen bereits Mitte der 90er Jahre als „Entbindung aus einer stärker integrierten Lebenswelt“, der „die Einzelnen in die Ambivalenz wachsender Optionsspielräume“[68] entlässt. „Routinisierte und verlässliche Traditionen im Alltag werden brüchig. Die Mobilität der Arbeit und des Wohnens sprengen geprägte Le-bensverhältnisse; Entwicklungen im Konsum- und Arbeitsbereich verlangen Fähig-keiten zur flexiblen Offenheit ebenso, wie die neuen Lebensformen und Deutungs-muster für Freizeit, Familie und Politik. Mit der Brüchigkeit und Öffnung tradierter Alltagsmuster verlieren Rollenmuster aber auch Lebensstrukturen in Bezug auf Zeit und Raum ihre Legitimation (...) Der nackte Rohstoff Wirklichkeit wird zum Gegen-stand der Lebensbewältigung im Alltag“, fasst Thiersch die Entwicklungen zusam-men[69]. Die einem so gestalteten Wesen einer postmodernen Gesellschaft inhärente pragmatische Krise, macht sich in Bezug auf den individuellen Alltag der Menschen in einer zunehmenden Verschiebung der Gewichte bezogen auf entlastende Alltags-pragmatik und Pseudokonkretheit, hin zur Pseudokonkretheit, bemerkbar. Diese Ver-schiebung lässt sich in drei Dimensionen darstellen:

1.) Freisetzungsdimension: Beschreibt die Auflösung tradierter Sozial- und Kontrollbindungen in Gestalt eines Verlusts an sozialer Bindekraft in Form sozialkulturell übermittelter Modelle „normaler“ Lebensführung.
2.) Entzauberungsdimension: Beschreibt die Erosion normativer Sinnhorizonte in Form sog. „Meta- Erzählungen“ (z.B. Religion).
3.) Desintegrationsdimension: Beschreibt die Entstrukturierung subjektiver Lebensläufe in Bezug auf Soziale Räume, Soziale Zeit und Soziale Bezüge. [70]

Der Einzelne sieht sich einem exorbitant erweiterten Optionsspielraum gegenüber, der ihm eine Vielzahl „neuer“ Bewältigungskompetenzen abverlangt. Zunächst ist es mehr denn je erforderlich, mit der aus den beschriebenen Prozessen erwachsenden neuen Rollenvielfalt und –komplexität zurechtzukommen und das Risiko des „Zer-bröselns einer fest gefügten und in sich widerspruchsfreien und einheitlichen Identi-tät“ durch Ausbildung einer „multiplen Persönlichkeit“ möglichst gering zu halten[71]. Herriger fasst dies noch einmal so zusammen: „Das Rollenrepertoire des moderni-sierten Menschen ist bunter geworden; er muss komplexere und vielfältigere Rollen spielen, welche sich immer deutlicher voneinander unterscheiden, immer geringere Interdependenzen untereinander aufweisen und sich immer rascher ändern“[72]. Diese Entwicklung bringt Fuchs mit dem Begriff der „Hyperkomplexität“ auf einen Nen-ner, mit dem noch einmal der massive Verlust von allgemein verbindlichen Selbstbe-schreibungen und Identitätskonzepten pointiert dargestellt werden soll. Diese Hyper-komplexität macht sich auf der Prozessebene in einer massiven Vermehrung und Be-schleunigung von Übergängen in der Biografie des Einzelnen bemerkbar. Fuchs spricht in diesem Zusammenhang von einer „Polykontexturalität“ post-moderner so-zialer Realitäten, „die zwar „in sich“ (auch logisch) kohärent, aber in Bezug zuein-ander widersprüchlich und inkommensurabel sind“[73]. Die aus diesen Entwicklungen ableitbaren (Entwicklungs-) Aufgaben für das Individuum, lassen sich in 3 Katego-rien beschreiben:

1.) Der einzelne Mensch muss sich auf die Suche begeben nach neuen, ent-lastenden Arrangements in Form überschaubarer Sinnzusammenhänge, um Alltag wieder ein Stück „täuschungs- und enttäuschungsfester“ zu machen.
2.) Das Individuum unterliegt in Folge mehr denn je einem massiven Ent-scheidungszwang, der mit einer Neubetonung der unmittelbaren Zustän-digkeit des Einzelnen für alltägliche Bewältigungsaufgaben in Form einer innovativen Rolle von Eigenverantwortung, einhergeht.
3.) Selbstbemächtigung und Identitätskompetenz werden zum notwendigen Rüstzeug für die Bewältigung der beschriebenen pragmatischen Krise und ihrer individuellen Alltagsfolgen. [74]

Diese ersten Verweise auf das Empowerment-Konzept sollen nun im Folgenden in Form einer kurzen Beleuchtung der Erfordernisse an eine zeitgemäße Alltags- und Lebensweltorientierte Soziale Arbeit als Handlungserfordernisse diskutiert werden.

1.4.3 Neue Anforderungen an die Alltags- und Lebensweltorientierung

Im Zuge der skizzierten Entwicklungen sieht sich die Soziale Arbeit in Form der All-tags- und Lebensweltorientierung mit der Aufgabe konfrontiert, Konzepte der Selbst-befähigung und der Identitätskompetenz strukturell-theoretisch zu verankern und in-dividuell-praktisch umzusetzen. Außerdem erwächst der Sozialen Arbeit im Rahmen gegebener Bedingungen ein differenzierter sozialpolitischer Anspruch.

1.) Um den gesellschaftlichen Entwicklungen auf der strukturell-theoretischen Ebene Rechnung zu tragen, ist es notwendig, die Alltags- und Lebenswelt-orientierung als spezifischen Ansatz in seiner Bezogenheit auf „Ergänzung und Zusammenspiel mit anderen – z.B. ökonomisch, sozialpolitisch oder psy-chologisch/psychiatrisch orientierten Konzepten“[75] zu sehen und diese erweiterte Sichtweise in eine aktiven „Gestaltung angrenzender Arbeitsauf-gaben“[76] – in unserem Zusammenhang also mit dem Praxisfeld der ambulanten Gemeindepsychiatrie – einmünden zu lassen.
2.) In der Ausgestaltung der praktischen Hilfeangebote hat sich Alltags- und Le-bensweltorientierung heute vermehrt an Aufgaben der Selbstbemächtigung und Vermittlung von Identitätskompetenz zu orientieren, denn „in dem Maße (...) indem ehemals verlässliche Basissicherheiten unsicher werden, wird der Einzelne selbst zum Planungs-/ Entscheidungs- und Aktionszentrum seiner Lebensführung“, was eine „veränderte psycho-soziale Ausstattung des Sub-jekts“[77] unmittelbar voraussetzt. „Die Selbstbemächtigung des Subjekts – sei sie nun autonome Selbstinszenierung, sei sie das Produkt einer helfenden Be-ziehung im Handlungszusammenhang institutionalisierter Fürsorglichkeit – ist die notwendige Requisite einer gelingenden Individualisierung“[78] und da-mit ein wichtiger Schritt hin zur Perspektive eines gelingenderen Alltags im Zeichen einer postmodernen Fragmentierung des Individuums. Alltags- und Lebensweltorientierte Soziale Arbeit wird so zur „Identitätsarbeit“[79].
3.) Auf der Ebene der Neuprofilierung des sozialpolitischen Anspruchs einer zeitgemäßen Sozialen Arbeit ist die Alltags- und Lebensweltorientierung in ihrer gesellschaftskritischen Haltung als Ausgangspunkt des Protests gegen die – v.a. unter dem unheilvollen Vorzeichen einer weitgehenden Ökonomi-sierung von unmittelbaren Lebensbereichen stehende – sich beschleunigende „Dethematisierung und Demoralisierung sozialer Probleme“[80] gefragt. Als Resultat sieht Keupp für die Soziale Arbeit heute die Aufgabe, „die gesell-schaftlichen Antennen auszufahren und immer wieder erneut danach zu fra-gen, was eigentlich in unserer Gesellschaft los ist und wie sich das auf Men-schen mit schweren Lebenskrisen und –problemen auswirkt“[81].

„Die Potentiale des Konzepts Lebensweltorientierung (...) sind noch nicht ausge-schöpft und müssen weiter und in neuen Formen genutzt werden“[82]. Es geht – grob gesprochen – um die theoretische Verankerung und praktische Umsetzung der „drit-ten Stufe der Realisierung Sozialer Gerechtigkeit in der Moderne, in der es (...) um Gerechtigkeit in der Gestaltung von Lebensverhältnissen geht“[83] und einer daraus re-sultierenden notwendigen präzisierenden Reformulierung des Konzepts.

Ziel der folgenden Ausführungen ist es zunächst die Forderung Thiersch´s aufzugrei-fen, und anhand der Beleuchtung des Empowerment-Konzepts Präzisierungen des Handlungskonzepts zu ermöglichen, bevor die daraus entstehende integrativ-theo-retische Basis für einen Abgleich mit dem Handlungsfeld der ambulanten Sozialpsy-chiatrie herangezogen wird.

2. Der Empowerment-Ansatz als sinnvolle perspektivische Erweiterung einer Alltags- und Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit

2.1 Empowerment und Soziale Arbeit: Erste begriffliche Zugänge zum Konzept

2.1.1 Einführung

Begibt man sich auf die Suche nach einer einheitlichen begrifflichen Definitions-grundlage, um Empowerment zu beschreiben, so stößt man sehr schnell auf die Tat-sache, dass es diese Einheitlichkeit nicht gibt. Damit „folgt“ der Empowerment-An-satz gleichermaßen der Spur der Alltags- und Lebensweltorientierung: Beide Kon-zepte sind schwerlich allgemein verbindlich und präzise zu formulieren ! Es existie-ren die unterschiedlichsten Lesarten, die jede für sich einen Einzelaspekt des „Phäno-mens Empowerment“ zu beleuchten versuchen. Allen Definitionsversuchen zu Grun-de liegt jedoch das historische Faktum, dass der Begriff „Empowerment“ (wörtlich übersetzt: „Selbstbemächtigung“, „Stärkung von Autonomie und Selbstbestim-mung“) „der amerikanischen Emanzipationsbewegung der Frauen und der Befrei-ungsbewegung der Schwarzen“[84] entstammt. Der Begriff beschreibt „Entwicklungs-prozesse in der Dimension der Zeit, in deren Verlauf Menschen die Kraft gewinnen, ein nach eigenen Maßstäben buchstabiertes „besseres Leben“ zu führen“[85]. Pankofer meint dazu : „Es (Empowerment; D.H.) gilt als ein besonders zukunftsweisendes Modell in der Bewältigung der komplexen Aufgaben Sozialer Arbeit im Kontext ge-sellschaftlicher Veränderungsprozesse, die mit Begriffen wie Globalisierung (...) und Individualisierung (...) zusammengefasst wurden und zu Verschärfungen von Le-benslagen vieler AdressatInnen Sozialer Arbeit führen“[86], und kann so bereits von diesem ersten Betrachtungsversuch her als sinnvolle Erweiterung der Alltags- und Lebensweltorientierung im Zeichen postmoderner Gesellschaftsentwicklungen ge-wertet werden.

[...]


[1] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001, S. 1136

[2] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001, S. 1138

[3] Zit. nach Obert, 2000, S.121

[4] Zit. nach Obert, 2000, S.122

[5] Zit. nach Matthes IN: Obert, 2000, S.122

[6] Zusammenstellung nach Grunwald/Thiersch, 2000, S. 1138

[7] Zit. nach Thiersch, 1986, S.11f.

[8] Zit. nach Obert, 2000, S.123

[9] Zit. nach Kosik IN: Obert, 2000, S.123

[10] Zit. nach Thiersch, 1986, S.17

[11] Zit. nach Schütz IN: Obert, 2000, S.123

[12] Zit. nach Obert, 2000, S.124

[13] Zit. nach Thiersch, 2000, S.41

[14] Zit. nach Thiersch, 1986, S.28

[15] Zit. nach Thiersch, 1986, S.31

[16] ebd., S.32

[17] Zit. nach Thiersch, 1986, S.29

[18] ebd., S.30

[19] Zit. nach Thiersch, 1986, S.37

[20] vgl. insgesamt zu diesem Abschnitt: Thiersch, 1986, S.28-42

[21] Zit. nach Thiersch, 1986, S.16

[22] Zit. nach Thiersch, 2000, S.47

[23] Zit. nach Thiersch, 1986, S.18

[24] Zit. nach Thiersch, 1986, S.18

[25] Zit. nach Kosik IN: Obert, 2001, S.124

[26] Zit. nach Thiersch, 1986, S.16f.

[27] Zit. nach Obert, 2001, S.124

[28] Zit. nach Thiersch, 1986, S.19

[29] Zit. nach Thiersch, 1986, S.20

[30] Zit. nach Obert, 2001, S.124f.

[31] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001, S.1138f.

[32] vgl. Grunwald/Thiersch, 2001, 1139f.

[33] vgl. Thiersch, 1986, S.42

[34] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001, S.1142

[35] Zit. nach Bosshard/Ebert./Lazarus, 2001, S.61

[36] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001, S.1143

[37] ebd., S.1143

[38] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001, S.1142

[39] ebd., S.1142

[40] ebd., S.1143

[41] ebd., S.1144

[42] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001, S.1142

[43] ebd., S.1142

[44] ebd., S.1142

[45] ebd., S.1141

[46] ebd., S.1141

[47] vgl. hierzu die Ausführungen von Mosher/Burti IN: Burti./Mosher: „Psychiatrie in der Gemeinde: Grundlagen und Praxis“, 1994, S.124-139

[48] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001, S.1142

[49] vgl. Burti./Mosher.: „Psychiatrie in der Gemeinde: Grundlagen und Praxis“, 1994, S.127

[50] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001, S.1145

[51] Zit. nach Thiersch, 1986, S.43

[52] ebd., S.43

[53] Zit. nach Thiersch, 2003, S.123

[54] Zit. nach Thiersch, 1986, S.43

[55] Die radikale In-Fragestellung der klassischen Verwahr-Psychiatrie, die im Zuge der Psychiatriereform in das „Projekt Gemeindepsychiatrie“ mündete, sei an dieser Stelle mit Verweis auf spätere Verständnisfragen, bereits beispielhaft erwähnt.

[56] Zit. nach Thiersch, 2003, S.116

[57] ebd., S.116

[58] Zit. nach Thiersch, 2003, S.117

[59] ebd., S.117

[60] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001, S.1137

[61] ebd., S.1136

[62] ebd., S.1137

[63] ebd., S.1137

[64] Zit. nach Thiersch, 2003, S.120

[65] Zit. nach Kleve, 2003, S.326 der hier in Anlehnung an Baumann, Lyotard, und Welsch den Begriff der Postmoderne Plastizität zu verleihen sucht

[66] Zit. nach Keupp, 2002, S.8

[67] vgl. Baumann IN: Keupp, 2002, S. 4

[68] Zit. nach Habermas IN: Keupp, 2002, S.8

[69] Zit. nach Thiersch, 2000, S.44f.

[70] Übersicht in Anlehnung an die von Herriger formulierten drei analytischen Dimensionen von Individualisierung: vgl. Herriger, 2002, S.38f.

[71] Zit. nach Keupp, 1999, S.8; vgl. hierzu auch die Ausführungen zum Begriff der Multiphrenie als Ausdruck eines neuen evolutionsbedingten Ich-Trends an gleicher Stelle

[72] Zit. nach Herriger, 2002, S.44

[73] Zit. nach Fuchs IN: Kleve, 2001, S. 53

[74] vgl. Herriger, 2002, S.46f.

[75] Zit. nach Thiersch, 2003, S.121

[76] Zit. nach Thiersch, 2003, S.121

[77] Zit. nach Herriger, 2002, S.46f.

[78] ebd., S.47

[79] vgl. Keupp, 1999, S.5 -15

[80] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001, S.1137

[81] Zit. nach Keupp, 2002, S.4

[82] Zit. nach Grunwald/Thiersch, 2001 , S.1138

[83] Zit. nach Thiersch, 2003, S.125

[84] Zit. nach Knuf/Seibert, 2001, S.5

[85] Zit. nach Herriger, N., 2002, S.11

[86] Zit. nach Pankofer, S., 2000, S.7

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2004
ISBN (eBook)
9783832480189
ISBN (Paperback)
9783838680187
DOI
10.3239/9783832480189
Dateigröße
737 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften München – Sozialwesen / Sozialpädagogik
Erscheinungsdatum
2004 (Juni)
Note
1,0
Schlagworte
psychiatrie versorgungsstruktur prozessqualität ergebnisqualität strukturqualität
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Titel: Lebensweltorientierung & Empowerment in der Gemeindepsychatrie
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