Lade Inhalt...

Personalauswahl externalisieren?

Chancen, Risiken, DIN 33430

©2003 Diplomarbeit 81 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die vorliegende Diplomarbeit hat das Ziel, die Entscheidung von Unternehmen über die Externalisierung der Personalauswahl zu reflektieren und zu begründen, indem sie eine ganzheitliche Sichtweise vorgibt. Dabei geht es nicht nur um Unternehmen, die aktuell Optimierungsbedarf bei ihrer Personalauswahl sehen, sondern auch um solche, bei denen grundsätzliche Möglichkeiten der Kostenreduktion, Leistungssteigerung oder die Konzentration auf die Kernkompetenzen im Mittelpunkt des Interesses stehen. Die Arbeit informiert über Chancen und Risiken der Externalisierung und zeigt charakteristische Problematiken und spezielle Potentiale bei der Kooperation mit den jeweiligen externen Dienstleistern auf. Der angestrebte Praxisbezug der Betrachtungen wird dadurch unterstützt, dass bei der Recherche praxisnahe Literatur im Vordergrund stand.
Kapitel 2 beginnt mit den Ausgestaltungsmöglichkeiten von Externalisierungen bzw. Outsourcings hinsichtlich Zeitdauer, Leistungsumfang und den Anbietern von Dienstleistungen der Personalauswahl. Zur Sicherstellung eines einheitlichen Begriffsverständnisses wird die Personalauswahl definiert sowie ihre Phasen und Instrumente erklärt. Das Kapitel schließt mit der Vorstellung der Dienstleister, die bei der Externalisierung der Personalauswahl zur Verfügung stehen. Um ein Gesamtbild der Entscheidungssituation aus Unternehmenssicht darstellen zu können, erläutert Kapitel 3 die wesentlichen, aktuellen externen und internen Einflussfaktoren auf die Externalisierungsentscheidung und führt sie in einem Modell zusammen. Kapitel 4 stellt die generellen Chancen und Risiken bei Externalisierungen der Personalauswahl und deren praktische Relevanz dar. Die speziellen Chancen und Risiken aus der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Dienstleistern werden unter Beachtung des praktischen Bezugs aufgezeigt.
Die unternehmerische Entscheidung zugunsten der Externalisierung der Personalauswahl hat Konsequenzen für die Arbeit der Personalabteilung. Kapitel 5 befasst sich mit den veränderten Anforderungen und zeigt die Möglichkeiten auf, wie der zum Unternehmen passende Dienstleister gefunden werden kann. In diesem Zusammenhang wird auf die DIN 33430 („Anforderungen an Verfahren und deren Einsatz bei berufsbezogenen Eignungsbeurteilungen“) Bezug genommen und untersucht, inwieweit die DIN 33430 die Qualität der fremdbezogenen Leistungen garantieren […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7929
Gruppe, David: Personalauswahl externalisieren? - Chancen, Risiken, DIN 33430
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Universität Potsdam, Diplomarbeit, 2003
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die
der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen,
der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der
Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung,
vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im
Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der
Bundesrepublik Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem
Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche
N amen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten
wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können Fehler nicht
vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die Autoren oder
Übersetzer übernehm en keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl.
verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Personalauswahl externalisieren? ­ Chancen, Risiken, DIN 33430
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis... I
Abbildungsverzeichnis... III
1
Optimierungsbedarf bei der Personalauswahl... 1
2
Externalisierung und Personalauswahl ... 2
2.1
Externalisierung: Kontinuum der Möglichkeiten ...3
2.2
Personalauswahl im Kontext Personalbeschaffung ...4
2.3
Phasen und Instrumente der Personalauswahl ...6
2.4
Anbieter von Dienstleistungen der Personalauswahl...7
2.4.1 Arbeitsämter...7
2.4.2 Private Arbeitsvermittler...9
2.4.3 Executive Search Berater ...10
2.4.4 Personalberater...12
2.4.5 Personal-Leasing ...14
3
Entscheidungsdeterminanten bei der Externalisierung der Personalauswahl . 16
3.1
Unternehmensexterne Kontextfaktoren ...16
3.1.1 Intensivierung des Wettbewerbs ...17
3.1.2 Globalisierung der Märkte ...17
3.1.3 Technischer Fortschritt bei den Kommunikationsmedien ...18
3.1.4 Knappheiten auf den Arbeitsmärkten trotz Arbeitslosigkeit...19
3.1.5 Demographie und Wertewandel...20
3.2
Unternehmensinterne Kontextfaktoren ...21
3.2.1 Unternehmensgröße und -branche ...21
3.2.2 Unternehmens- und Beschäftigungsstrukturen ...22
3.3
Personalauswahl als Kernkompetenz...23
3.4
Determinantenmodell für die Externalisierungsentscheidung ...26

Personalauswahl externalisieren? ­ Chancen, Risiken, DIN 33430
II
4
Chancen und Risiken der Externalisierung... 28
4.1
Chancen der Externalisierung ...28
4.1.1 Chancen aus kostenorientierter Sichtweise...28
4.1.2 Leistungsorientierte Chancen...31
4.1.3 Sonstige Chancen ...32
4.1.4 Praktische Relevanz der Chancen ...34
4.2
Risiken der Externalisierung ...35
4.2.1 Risiken aufgrund der Abhängigkeit vom externen Dienstleister ...35
4.2.2 Organisationsbezogene Risiken ...38
4.2.3 Wirtschaftliche Risiken...39
4.2.4 Informationsrisiken ...40
4.2.5 Praktische Relevanz der Risiken...42
4.3
Chancen-Risiko-Profile ausgewählter Dienstleister ...43
4.3.1 Vermittlungen durch die Arbeitsämter...43
4.3.2 Inanspruchnahme von privaten Arbeitsvermittlern...45
4.3.3 Direktansprache durch Executive Search Berater...47
4.3.4 Unterstützung durch Personalberater ...50
4.3.5 Personal-Leasing: Testperiode für potenzielle Mitarbeiter...53
5
Konsequenzen für das Personalmanagement... 55
5.1
Personalabteilung als Kommunikator und Koordinator...56
5.2
Wahl des passenden Dienstleisters ­ DIN 33430 als Lösungsansatz ...57
6
Do what you can do best, externalise the rest! ... 61
Literaturverzeichnis... 64
Ehrenwörtliche Erklärung ... 75

Personalauswahl externalisieren? ­ Chancen, Risiken, DIN 33430
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:
Entscheidungsmatrix für die Externalisierung von Personalauswahl ...25
Abbildung 2:
Determinantenmodell für die Externalisierungsentscheidung der Personalauswahl 27
Abbildung 3:
Praktische Relevanz der Externalisierungschancen (in %)...34
Abbildung 4:
Praktische Relevanz der Externalisierungsrisiken (in %) ...42
Abbildung 5:
Chancen und Risiken bei der Kooperation mit Arbeitsämtern ...45
Abbildung 6:
Chancen und Risiken bei Inanspruchnahme von privaten Arbeitsvermittlern...47
Abbildung 7:
Chancen und Risiken bei der Direktsuche durch Executive Search Berater ...50
Abbildung 8:
Chancen und Risiken bei der Unterstützung durch Personalberater...53
Abbildung 9:
Chancen und Risiken beim Personal-Leasing als Mittel der Personalauswahl...55

Optimierungsbedarf bei der Personalauswahl
1
1 Optimierungsbedarf bei der Personalauswahl
Deutsche Unternehmen investieren im Durchschnitt fast 200.000 Euro jährlich in die
Beschaffung von Nachwuchskräften. Jedes zehnte Unternehmen lässt sich die Suche
und Auswahl sogar mehr als 500.000 Euro kosten.
1
Für die Beschaffung eines einzelnen
Hochschulabsolventen ergibt sich ein Aufwand von durchschnittlich 12.500 Euro.
2
Die-
ser hohe Aufwand garantiert keine hohe Qualität bei der Personalauswahl. Studien zei-
gen, dass deutsche Unternehmen durch unzweckmäßige Methoden der Personalauswahl
jährlich über 30 Mrd. Euro verlieren.
3
Die Personalauswahl wird empirischen Unersuchungen zufolge von deutschen Unter-
nehmen heute und für die kommenden Jahre als wichtigstes Thema des Personal-
Managements angesehen.
4
Die zunehmende Globalisierung, der steigende Wettbe-
werbsdruck, der technische Fortschritt bei den Kommunikationsmedien und ein trotz
hoher Arbeitslosigkeit großer Mangel an Fach- und Führungskräften erhöht den Druck
auf eine effiziente und qualitativ hochwertige Gestaltung der Personalauswahl. Gefragt
ist daher eine Optimierung der Personalauswahl unter den gegebenen Marktbedingun-
gen.
5
Die Kooperation mit externen Dienstleistern bei der Personalauswahl eröffnet gerade
kleinen und mittelständischen Unternehmen vielfältige Möglichkeiten, die Leistungs-
qualität zu optimieren, ihre eigenen Ressourcen auf die wesentlichen Geschäftsfelder zu
konzentrieren und Kosten zu sparen. Dabei ist die Externalisierung der Personalauswahl
aufgrund ihres strategischen und sensiblen Charakters heftig umstritten.
6
Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, die Entscheidung von Unternehmen über die Exter-
nalisierung der Personalauswahl zu reflektieren und zu begründen, indem sie eine ganz-
heitliche Sichtweise vorgibt. Dabei geht es nicht nur um Unternehmen, die aktuell Op-
timierungsbedarf bei ihrer Personalauswahl sehen, sondern auch um solche, bei denen
grundsätzliche Möglichkeiten der Kostenreduktion, Leistungssteigerung oder die Kon-
zentration auf die Kernkompetenzen im Mittelpunkt des Interesses stehen. Die Arbeit
1
Vgl. Westerwelle (2000), S.3, die in einer empirischen Erhebung die 1444 größten Unternehmen
Deutschlands zu ihren Rekrutierungskosten befragt haben.
2
Vgl. Furkel (1999), S. 6.
3
Vgl. Studnitz (1998), S. 29.
4
Vgl. Wunderer/ Dick (2000), S. 112, die Unternehmen zu ihren Prognosen bis zum Jahr 2010 befragt
haben.
5
Vgl. Kern/ Gorges (2002), S. 17.
6
Vgl. Ulrich (1998), S. 59f.

Externalisierung und Personalauswahl
2
informiert über Chancen und Risiken der Externalisierung und zeigt charakteristische
Problematiken und spezielle Potentiale bei der Kooperation mit den jeweiligen externen
Dienstleistern auf. Der angestrebte Praxisbezug der Betrachtungen wird dadurch unter-
stützt, dass bei der Recherche praxisnahe Literatur im Vordergrund stand.
Kapitel 2 beginnt mit den Ausgestaltungsmöglichkeiten von Externalisierungen hin-
sichtlich Zeitdauer, Leistungsumfang und den Anbietern von Dienstleistungen der Per-
sonalauswahl. Zur Sicherstellung eines einheitlichen Begriffsverständnisses wird die
Personalauswahl definiert sowie ihre Phasen und Instrumente erklärt. Das Kapitel
schließt mit der Vorstellung der Dienstleister, die bei der Externalisierung der Personal-
auswahl zur Verfügung stehen. Um ein Gesamtbild der Entscheidungssituation aus Un-
ternehmenssicht darstellen zu können, erläutert Kapitel 3 die wesentlichen, aktuellen
externen und internen Einflussfaktoren auf die Externalisierungsentscheidung und führt
sie in einem Modell zusammen. Kapitel 4 stellt die generellen Chancen und Risiken bei
Externalisierungen der Personalauswahl und deren praktische Relevanz dar. Die speziel-
len Chancen und Risiken aus der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Dienstleistern
werden unter Beachtung des praktischen Bezugs aufgezeigt.
Die unternehmerische Entscheidung zugunsten der Externalisierung der Personalaus-
wahl hat Konsequenzen für die Arbeit der Personalabteilung. Kapitel 5 befasst sich mit
den veränderten Anforderungen und zeigt die Möglichkeiten auf, wie der zum Unter-
nehmen passende Dienstleister gefunden werden kann. In diesem Zusammenhang wird
auf die DIN 33430 (,,Anforderungen an Verfahren und deren Einsatz bei berufsbezoge-
nen Eignungsbeurteilungen"
7
) Bezug genommen und untersucht, inwieweit die DIN
33430 die Qualität der fremdbezogenen Leistungen garantieren kann.
2 Externalisierung und Personalauswahl
Da sich bislang kein einheitlich verwandtes Begriffsverständnis der Externalisierung
und des oft synonym gebrauchten ,,Outsourcing" durchsetzen konnte, wird hier zu-
nächst eine Begriffsabgrenzung vorgenommen. Es folgt die Einordnung der Personal-
auswahl in den Kontext der Personalbeschaffung und die Beschreibung der Phasen und
Instrumente der Personalauswahl. Anschließend werden die externen Anbieter von
7
DIN (2003), S. 1.

Externalisierung und Personalauswahl
3
Dienstleistungen bei der Personalauswahl vorgestellt und ihre Aufgabenfelder beschrie-
ben.
2.1 Externalisierung: Kontinuum der Möglichkeiten
In Anlehnung an Wirth wird in dieser Arbeit unter dem Begriff Externalisierung die
Übertragung von Funktionen an eine andere, rechtlich selbständige Organisation ver-
standen.
8
In der Literatur werden in diesem Zusammenhang Begriffe wie z. B. Ausglie-
derung, outsourcing, contracting out, vertikale Desintegration, unbundling etc. verwen-
det.
9
Grundlage der Entscheidung über eine Externalisierung ist die Bestimmung der optima-
len Leistungstiefe. Hierzu wird die Aufgabe, im vorliegenden Fall die Personalauswahl,
in die einzelnen Komponenten der Prozesse untergliedert. Anhand dieser Gliederung
kann entschieden werden, welche Komponenten im Unternehmen zu beherrschen und
zu verantworten sind und welche extern zu erfüllen sind. Es geht also bei der Externali-
sierung um Eigenerstellung oder Fremdbezug, es handelt sich um eine klassische Make-
or-buy-Entscheidung. Als Entscheidungshilfe zur Bestimmung der optimalen Leistungs-
tiefe wird oft das Konzept der Kernkompetenzen
10
herangezogen.
Bei der Externalisierung der Personalauswahl hat das Unternehmen die Möglichkeit,
nur einzelne Komponenten des Prozesses fremd zu beziehen. So kann z. B. ein Assess-
ment-Center durch einen Externen geplant und vorbereitet werden, doch die Durchfüh-
rung übernimmt das Unternehmen selbst. Hervorzuheben ist, dass bei jedem Personal-
auswahlprozess neu entschieden werden kann, welche Komponenten durch externe
Dienstleister bezogen werden sollen. Die Möglichkeiten des Fremdbezugs stellen sich
dem Unternehmen bei der Externalisierung somit als Kontinuum zwischen den beiden
Extrema, komplette Eigenerstellung und ganzheitlicher Fremdbezug der Personalaus-
wahl, dar.
11
In der Literatur hat bei der Neubestimmung der Leistungstiefe der Begriff Outsourcing
eine überragende Stellung eingenommen, daher soll im folgenden erläutert werden,
worin die Differenzierung zur Externalisierung besteht. Der aus der amerikanischen
Managementpraxis stammende Kunstwort Outsourcing setzt zusammen sich aus der
8
Vgl. Wirth (1999), S. 1.
9
Vgl. hierzu ausführlich: Sydow (1992).
10
Auf das Konzept der Kernkompetenzen wird im Abschnitt 3.3 ausführlich eingegangen.
11
Vgl. Picot (1992), S. 103f.

Externalisierung und Personalauswahl
4
Verkürzung des Ausdrucks ,,Outside Resource Using".
12
Unter Outsourcing wird die
Ausgliederung
13
oder Auslagerung von Aufgaben oder Teilleistungen verstanden, die
mit der Übertragung von Handlungsverantwortung an einen Externen verbunden ist.
14
Bis etwa Ende der 80er Jahre wurde mit Outsourcing lediglich die externe Vergabe von
Datenverarbeitungssystemen gleichgesetzt. Seitdem hat der Begriff eine Ausweitung
dahingehend erfahren, dass grundsätzlich alle ökonomischen Leistungen fremdbezogen
werden können.
15
In der überwiegenden wissenschaftlichen Meinung handelt es sich beim Outsourcing
um eine langfristige Auslagerung von Leistungen. Dabei wird bereits in der Planungs-
phase der Auslagerung festgelegt, welche Leistungen fremdbezogen werden sollen.
16
Die Verwendung des Begriffs Outsourcing in bezug auf die Personalauswahl impliziert
eine dauerhafte Auslagerung eines ex ante festgelegten Aufgabenbereichs. Hier liegt der
wesentliche Unterschied zur Externalisierung: Die Entscheidung, ob überhaupt Leistun-
gen der Personalauswahl fremd zu beziehen oder selbst zu erstellen sind, wird auch bei
der Externalisierung langfristig ausgerichtet getroffen. Die fallweise Ausgestaltung des
Fremdbezugs kann jedoch für jeden einzelnen Auswahlprozess im Rahmen des gesam-
ten Kontinuums der Möglichkeiten angebotener Dienstleistungen neu entschieden wer-
den. Der Begriff Outsourcing wird dieser Flexibilität nicht gerecht. ,,Externalisierung"
spiegelt die Bandbreite der Möglichkeiten der Fremdvergabe angemessener wider und
subsumiert dabei das Outsourcing.
17
2.2 Personalauswahl im Kontext Personalbeschaffung
Weder in der Praxis noch in der Theorie existiert ein einheitlicher Sprachgebrauch für
die Aufgabe, eine personelle Unterdeckung zu beseitigen. Ausdrücke wie Personalbe-
schaffung, Personalgewinnung, Personalrekrutierung, Personalanwerbung, Personalbe-
darfsdeckung, Personalbereitstellung werden teilweise synonym verwendet, obwohl sie
12
Vgl. Zahn/ Barth/ Hertweck (1999), S. 5.
13
Bei der Ausgliederung bleibt das ausgliedernde Unternehmen Eigentümer der neu entstandenen Gesell-
schaft. Die Abhängigkeit von der Leitungsinstanz der Muttergesellschaft, z.B. in einem Konzern,
bleibt bestehen. Diese Variante wird hier der Vollständigkeit halber aufgeführt, jedoch wird sie in den
folgenden Ausführungen nicht vertieft, da es sich um eine spezielle Form der Externalisierung handelt.
Es stehen steuerliche und rechtliche Vorteile im Vordergrund, die nicht Thema dieser Arbeit sind. Vgl.
hierzu Horchler (1996), S.2.
14
Vgl. Bruch (1996), S. 230-234.
15
Vgl. Matiaske/ Kabst (2002), S. 249f.
16
Vgl. Bühner/ Tuschke (1997), S. 20-22.
17
Zur weiteren Differenzierung des Begriffs Outsourcing und den unterschiedlichen Formen: vgl. Horch-
ler (1996), S.16-21; Lamers (1998), S. 10-17.

Externalisierung und Personalauswahl
5
inhaltlich nicht unbedingt übereinstimmen. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird über-
wiegend der Terminus Personalbeschaffung gebraucht werden.
18
Unter Personalbeschaffung versteht Bisani, ,,die zur Leistungserstellung erforderliche
personelle Kapazität in quantitativer und qualitativer Hinsicht (nach Leistungsfähigkeit
und Leistungsbereitschaft) zur rechten Zeit und am rechten Ort bereitzustellen"
19
.
Grundsätzlich kann zwischen externer und interner Personalbeschaffung unterschieden
werden. Werden neue Mitarbeiter eingestellt, handelt es sich um externe Personalbe-
schaffung. Bei der internen Beschaffung wechseln schon im Unternehmen tätige Mitar-
beiter ihren Arbeitsplatz. Wird in den nachfolgenden Betrachtungen von Personalbe-
schaffung gesprochen, handelt es sich, wenn nicht explizit erwähnt, um externe Be-
schaffung.
20
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Personalbeschaffung ist die Ermittlung des
quantitativen und qualitativen Personalbedarfs. Auf Basis von Arbeits- und Tätigkeits-
analysen wird ein Anforderungsprofil der zu besetzenden Stelle erstellt. Dieses bildet
die Grundlage für die Personalbeschaffung und ist ein entscheidendes Kriterium für den
Erfolg der Personalauswahl.
21
Der Komplex der Personalbeschaffung wird von Gaugler in folgende Teilbereiche un-
tergliedert:
1. Anforderungsermittlung,
2. Personalsuche,
3. Personalauswahl,
4. Einstellung,
5. Einführung,
6. Erfolgskontrolle der Personalbeschaffungsmaßnahmen.
22
Dieser strengen Unterteilung entspricht die enge Definition der Personalauswahl von
Oechsler: ,,Gegenstand der Personalauswahl ist grundlegend ein Abgleich der Bewer-
18
Vgl. Schneider (1995), S. 23.
19
Bisani (1992), Sp. 1620.
20
An dieser Stelle sei erwähnt, dass aus der internen Beschaffung in den meisten Fällen auch eine externe
Beschaffung resultiert, da der Arbeitsplatz des versetzten Mitarbeiters neu besetzt werden muss. Vgl.
Wagner (1991), S. 237.
21
Vgl. Weinert/ Sarges (1992), S. 641-646; Wagner (1991), S. 234f.
22
Vgl. Dowling/ Welch/ Schuler (1999), S. 173; Gaugler (1974), S. 117; Wunderer/ Arx (1998), S. 198.

Externalisierung und Personalauswahl
6
bereignung mit den Anforderungen einer (vakanten) Stelle mit Hilfe von speziellen
Auswahlinstrumenten"
23
. Die effiziente Personalsuche ist dabei Grundlage für eine er-
folgreiche Personalauswahl. Der richtige Mix geeigneter Instrumente der Personalsuche,
z. B. die Direktansprache oder die Jobbörsen im Internet, muss demnach gewährleisten,
dass eine ausreichende Anzahl qualifizierter Bewerber zur Auswahl steht.
Durch die enge Verknüpfung von Personalsuche und -auswahl ist eine derart enge Defi-
nition der Personalauswahl im Kontext von Externalisierungsentscheidungen nicht
sinnvoll. Zudem ist eine erfolglose Personalsuche oft das Ereignis für eine Entschei-
dung zur Externalisierung. Finzer/Mungenast definieren: ,,Beschaffungswege können zu
den Auswahlinstrumenten gezählt werden, da sie die Quantität und Qualität der Bewer-
berpopulation entscheidend beeinflussen"
24
. Analog zur Definition von Fin-
zer/Mungenast soll bei den Ausführungen dieser Arbeit die Personalsuche somit unter
der Personalauswahl subsumiert werden.
2.3 Phasen und Instrumente der Personalauswahl
Die Phasen der Personalauswahl lassen sich in Personalsuche, Vorauswahl, Grobaus-
wahl, Fein- oder Hauptauswahl und Nachauswahl gliedern. Bei der klassischen Bewer-
berauswahl wird in der Phase der Vorauswahl anhand der Bewerbungsunterlagen eine
Negativauslese vorgenommen. In der Grobauswahl werden zur weiteren Selektion er-
gänzende Informationen eingeholt, beispielsweise durch die Zusendung eines unter-
nehmensspezifischen Personalfragebogens, durch das Einholen von weiteren Referen-
zen oder es werden telefonische Kurzinterviews geführt. Die vierte Phase, die Fein-
oder Hauptauswahl, ist gekennzeichnet durch die intensive Anwendung eignungsdia-
gnostischer Instrumente. Dazu gehören Interviews, Fähigkeits- und Persönlichkeitstests,
Assessment-Centers und Einzel-Assessments, Arbeitsproben, medizinische Gutachten
und bei der internen Beschaffung Personalbeurteilungen. Die Nachauswahl findet nach
der Einstellung des Mitarbeiters statt und wird meist durch die Vereinbarung einer Pro-
bezeit wahrgenommen.
25
Abschließend ist anzumerken, dass diese sequentielle Vorgehensweise für beide Seiten
vorteilhaft ist, aber auch Gefahren birgt: Neben dem Vorteil der Kostenreduktion für
das Unternehmen ist es für Bewerber vorteilhaft, frühzeitig zu erfahren, ob sie für die
23
Oechsler (1997), S. 17.
24
Finzer/ Mungenast (1992), Sp. 1586.
25
Vgl. Finzer/ Mungenast (1992), Sp. 1585-1594.

Externalisierung und Personalauswahl
7
angestrebte Position nicht in Frage kommen. Dadurch können Bewerber Zeit, Kosten
und Emotionen sparen. Kritisch anzumerken ist, dass eine Feinauswahl nur effizient
sein kann, wenn die Vor- und Grobauswahl ungeeignete Kandidaten herausfiltern konn-
te, ohne dabei potentielle Kandidaten ebenfalls auszusortieren.
26
2.4 Anbieter von Dienstleistungen der Personalauswahl
Für den Fremdbezug von Dienstleistungen der Personalauswahl stehen mehrere externe
Dienstleister zur Verfügung. Diese werden in diesem Abschnitt vorgestellt, die jeweils
angebotenen Dienstleistungen genannt und die Unterschiede zwischen den
Dienstleistern aufgezeigt. Besonderes Augenmerk gilt den Kosten der Dienstleistungen
und der Qualifikation der durch den jeweiligen Dienstleister hauptsächlich vermittelten
Mitarbeiter.
Durch das fehlende Arbeitsverhältnis des Leasing-Nehmers mit dem Leasing-Personal
und den kaum vorhandenen Einflussmöglichkeiten auf die Personalauswahl des Perso-
nalleasingunternehmens stellt das Personal-Leasing eine Grenzsituation der Externali-
sierung der Personalauswahl dar. Aufgrund der Aktualität und den interessanten Chan-
cen, die mit der Personalauswahl über den Umweg des Personal-Leasings verbunden
werden, soll auch diese Alternative analysiert werden.
2.4.1 Arbeitsämter
Die Bundesanstalt für Arbeit war bis 1994 im Besitz des staatlichen Vermittlungsmono-
pols, sie durfte als einzige Institution Arbeit vermitteln.
27
Die wesentliche Begründung
findet sich beim Schutz von sozial schwachen Arbeitnehmern vor einer Schlechterstel-
lung durch private Unternehmen.
28
Der Europäische Gerichtshof erklärte 1991 das deut-
sche Vermittlungsmonopol im Falle der Führungskräfte der Wirtschaft als mit dem EG-
Recht nicht vereinbar.
29
Durch den Deregulierungsdruck, der durch diese Entscheidung
und die Verwirklichung des Europäischen Binnenmarktes verstärkt wurde, wurde am
01.August 1994 das staatliche Alleinrecht zur Vermittlung der Bundesanstalt für Arbeit
aufgehoben.
30
Die Liberalisierung des Arbeitsmarktes hat das Ziel durch den Wettbe-
26
Vgl. Finzer/ Mungenast (1992), Sp. 1587.
27
Ausgeschlossen waren die Künstlervermittlung und die nicht auf Gewinn gerichtete Arbeitsvermitt-
lung, z. B. an Studenteneinrichtungen, vgl. IAB (2002b), S. 3; Dincher/ Gaugler (2000), S. 16f.
28
Vgl. Lueger (1996), S. 353f.
29
Urteil des Europäischen Gerichtshof EuGH vom 23.04.1991, AZ C-41/90, vgl. Egle (1994), S. 11.
30
Vgl. Egle (1994), S. 11f.

Externalisierung und Personalauswahl
8
werb die Flexibilität , Dynamik, Qualität am Arbeitsmarkt zu erhöhen und soll zur Ver-
ringerung der Arbeitslosigkeit beitragen.
31
Die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg und die ihr untergeordneten Arbeitsämter
unterstützen die betriebliche Personalbeschaffung durch Beratung des Arbeitnehmers
und des Arbeitgebers. Zudem helfen sie bei der Auswahl und Vermittlung geeigneter
Bewerber. Sie veröffentlichen regelmäßig Stellenangebote, um so Arbeitnehmer und
Arbeitgeber zusammenzuführen.
32
Die Arbeitsvermittlung durch die Arbeitsämter er-
folgt unentgeltlich.
33
Die Arbeitsämter bieten im Rahmen der Personalauswahl ein breites Spektrum von
Dienstleistungen an. Sie unterstützen und beraten bei der Erstellung von Anforderungs-
profilen, der Anzeigengestaltung, der Vorauswahl der Bewerber inklusive Vorstel-
lungsgespräche, Eignungstests und bei der Auswahlentscheidung.
34
Für Angehörige
spezieller Berufsgruppen, die auf einen überregionalen Arbeitsmarkt angewiesen sind,
für besonders qualifizierte Fach- und Führungskräfte und für Angehörige von Berufs-
gruppen mit Bezug zum Ausland stellen die Arbeitsämter überregionale Fachvermitt-
lungen zur Verfügung. Trotz dieses breiten Angebotes überwiegt die Vermittlung von
Arbeitnehmern mit eher geringem Qualifikationsgrad.
35
Zusätzlich zur Arbeitsvermittlung haben die Arbeitsämter einen sozialpolitischen Auf-
trag zu erfüllen. Sie müssen versuchen, auch weniger qualifizierten Bewerbern eine
Chance am Arbeitsmarkt zu eröffnen. Unter bestimmten Voraussetzungen unterstützen
Arbeitsämter diejenigen Arbeitgeber, die schwervermittelbaren Arbeitslosen einen Ar-
beitsplatz geben, beispielsweise durch die Gewährung von Zuschüssen. Durch den sozi-
alpolitischen Auftrag besteht das Risiko, dass Arbeitsämter nicht immer den am besten
geeigneten Bewerber für eine Vakanz vorzuschlagen, sondern im Extremfall den sozial
schwächsten Kandidaten, der für eine Stelle in Frage kommt. In der Praxis ergibt sich
dadurch oft eine Diskrepanz zu den Interessen der Unternehmen.
36
Dies und die allge-
meine Skepsis bezüglich der Qualität staatlicher Dienstleistungen führt dazu, dass die
durch Arbeitsämter vermittelten Bewerber in den meisten Unternehmen gegen gewisse
31
Vgl. o. V. (1994), S. 16.
32
Vgl. Dincher (1998), S. 25-27.
33
Gemäß § 43 SGB III.
34
Vgl. hierzu ausführlich Dincher (1998), S. 86-89 und S. 115.
35
Vgl. Heneman/ Judge/ Heneman (2000), S. 291; Pillat (1994), S. 62-64.
36
Vgl. Dessler (1999), S. 78; Scholz (2000), S. 459.

Externalisierung und Personalauswahl
9
Vorbehalte antreten müssen. Die Meinung, gute Bewerber kämen nicht vom Ar-
beitsamt, ist weithin verbreitet.
37
2.4.2 Private Arbeitsvermittler
Private Personalvermittler können seit der Aufhebung des staatlichen Vermittlungsmo-
nopols ihre Dienste am Arbeitsmarkt anbieten. Sie unterstehen den Regularien des Drit-
ten Sozialgesetzbuches (SGB III). Um tätig werden zu dürfen, benötigen sie die Erlaub-
nis der Bundesanstalt für Arbeit. Diese wird, wenn bestimmte erforderliche Eignungen
und Voraussetzungen erfüllt sind, befristet erteilt und kann unbefristet verlängert wer-
den.
38
Das Erlaubnisverfahren dient dem Schutz der Beteiligten, den personalsuchenden
Unternehmen und den arbeitssuchenden Arbeitnehmer. Es soll gewährleisten, dass als
Arbeitsvermittler ausschließlich zuverlässige und geeignete Personen tätig werden.
39
Die Kernaktivität der privaten Arbeitsvermittler besteht in der Zusammenführung von
Bewerbern und Stellen. In der Regel und somit im Unterschied zu Personalberatern
vermitteln sie in den unteren und mittleren Qualifikationssegmenten des Arbeitsmarktes
und bieten ihre Leistungen überwiegend klein- und mittelständischen Unternehmen
an.
40
Im Gegensatz zum öffentlichen Arbeitsvermittler orientiert der private Arbeits-
vermittler die Auswahl des Arbeitnehmers streng am Bedarf des auftraggebenden Un-
ternehmens. Sozialpolitische Aspekte werden nicht berücksichtigt.
41
Das Honorar eines Arbeitsvermittlers zahlt in Deutschland laut gesetzlicher Vorgabe
42
der Arbeitgeber oder wird bei Arbeitslosen in Form von Vermittlungsgutscheinen durch
das Arbeitsamt
43
finanziert. Die Höhe wird frei vereinbart, liegt in der Regel bei 10 %
des Bruttojahresgehaltes des Kandidaten.
44
37
Vgl. Schneider (1995), S. 38.
38
Die Einzelheiten sind im § 291 - §295 SGB III nachzulesen.
39
Vgl. Dincher/ Gaugler (2000), S. 11 f.
40
Vgl. IAB (2002a), S. 3.
41
Vgl. Dincher/ Ertelt (1994), S. 583-585.
42
Gemäß § 296 SGB III.
43
Die Höhe der Vergütung des Arbeitsamtes richtet sich nach der Dauer der Arbeitslosigkeit und liegt
zwischen Euro 1.500 und Euro 2.500. Vgl. BA (2003a), S. 2.
44
Vgl. Furkel (1999), S.8f. Zum Vergleich: In den USA liegen die Honorare im Bereich von drei bis fünf
Bruttogehältern und es ist Verhandlungssache, wer diese Kosten übernimmt. Gerade in Zeiten von An-
gebotsüberhängen am Arbeitsmarkt ist es in den USA nicht unüblich, dass der Kandidat die Vermitt-
lungsprovision komplett selbst übernimmt. Vgl. Antony/ Perrewé/ Kacmar (2000), S. 250.

Externalisierung und Personalauswahl
10
2.4.3 Executive Search Berater
Fach- und Führungspositionen wurden bis in die 50er Jahre fast ausschließlich durch
interne Kandidaten besetzt. Sofern kein geeigneter Kandidat in den eigenen Reihen vor-
handen war, wurde meist aus dem persönlichen Beziehungsgeflecht heraus rekrutiert.
Die wachsende Differenzierung, Spezialisierung und Globalisierung des Wirtschaftsge-
schehens macht immer häufiger eine externe Rekrutierung von qualifiziertem Personal
notwendig.
45
Zudem hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass durch eine externe
Personalbeschaffung auch vom Know-how anderer Unternehmen profitiert werden
kann.
46
In den 60er Jahren etablierte sich in Deutschland eine Profession aus den USA: die
Executive Search Berater. Ihr Tätigkeitsfeld besteht in der systematischen Suche und
Direktansprache von qualifizierten Fach- und Führungskräften
47
. Für die Direktanspra-
che haben sich synonym die Begriffe ,,Executive Search", ,,Systematic Search", ,,Di-
rektsuche", ,,Systematische Suche" und insbesondere ,,Headhunting" eingebürgert.
Thorborg definiert die Direktansprache als: ,,aktive Kontaktaufnahme mit potentiellen
Mitarbeitern, deren Wechselwilligkeit bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt ist"
48
. Cha-
rakteristisch ist, dass die angesprochenen Kandidaten sich in der Regel in ungekündigter
Stellung befinden und nicht öffentlich nach einer neuen Tätigkeit suchen.
49
Vor der Aufhebung des staatlichen Vermittlungsmonopols der Bundesanstalt für Arbeit
im Jahr 1994 arbeiteten die Executive Search Berater in einer rechtlichen Grauzone.
Ihre Tätigkeit konnte bis 1970 als unerlaubte Arbeitsvermittlung angesehen werden und
bot somit Angriffsfläche für rechtliche Verfolgung. Nach 1970 durften Executive
Search Berater tätig werden, wenn ein Unternehmen einen Beratungsauftrag stellte und
die Suche sich auf eine Führungskraft bezog. Illegal blieb weiterhin die Suche von
Nicht-Führungskräften, das Führen von Bewerberkarteien und das Tätigwerden ohne
Beratungsauftrag. Im Zuge der Aufhebung des Vermittlungsmonopols im Jahr 1994 und
den nachfolgenden Gesetzesänderungen wurde festgelegt, dass die Unterstützung von
Unternehmen bei der Selbstsuche nach Arbeitskräften keine Arbeitsvermittlung dar-
stellt. Entscheidende Kriterien sind dabei, dass ein Unternehmen einen Auftrag zur Hil-
45
Vgl. VDESB (2003b), S. 1f.
46
Vgl. Lemppenau (1991), S. 81.
47
Unter Führungskräften werden Angestellte verstanden, die in einer bedeutsamen Position für den Be-
stand und die Entwicklung eines Unternehmens tätig sind. Vgl. Gaugler (1992), Sp. 1614.
48
Thorborg (1993), S. 297.
49
Vgl. Liebel/ Oechsler (1994), S. 59-63.

Externalisierung und Personalauswahl
11
fe bei der Selbstsuche erteilt hat und das Honorar weitgehend erfolgsunabhängig ist.
Unter diesen Voraussetzungen benötigen Executive Search Berater keine Zulassung als
Arbeitsvermittler und unterliegen nicht der Aufsicht durch die Bundesanstalt für Ar-
beit.
50
Anzumerken ist, dass der Titel ,,Executive Search Berater" nicht geschützt ist und
er somit von jedermann verwendet werden kann.
51
Im Jahr 1999 wurde die Arbeit der Executive Search Berater durch ein Gerichtsurteil
52
erheblich eingeschränkt. Abwerbungsversuche per Telefon oder E-Mail am Arbeitsplatz
wurden unter Verweis auf die Störung von betrieblichen Funktionsabläufen untersagt
und damit Schadensersatzklagen ermöglicht. Die Berater sind inzwischen dazu überge-
gangen, sich auf Kurzanrufe zu beschränken, um private Gespräche zu vereinbaren.
53
Bei der Auswahl einer Fach- oder Führungskraft übernehmen Executive Search Berater
neben der eigentlichen Direktansprache auch beratende Verantwortung. Sie unterstützen
Unternehmen bei der Analyse ihres Personalbedarfs und erstellen darauf aufbauend ein
Anforderungsprofil der benötigten Fach- oder Führungskraft. Es folgt die systematische
Suche nach dem idealen Kandidaten. Executive Search Berater verfügen hierfür über
umfassende Dokumentationen von in Unternehmen beschäftigten Personen und über gut
ausgebaute Netzwerke von wichtigen Informationsträgern. Mit Hilfe dieser Informati-
onsquellen sowie eingehenden Analysen von Fachliteratur und Namenslisten, unter-
stützt durch die Profilsuche im Internet und Erkundigungen bei Experten, werden poten-
tielle Kandidaten lokalisiert. Diese werden vom Executive Search Berater meist telefo-
nisch kontaktiert und in Erstinterviews auf ihre fachliche und persönliche Eignung für
die zu besetzende Position geprüft. Die geeignetsten Kandidaten, in der Regel zwei oder
drei, werden dem Unternehmen präsentiert. Der Executive Search Berater steht in der
Entscheidungsphase und auch nach dem Vertragsabschluss für beide Seiten unterstüt-
zend zur Verfügung.
54
Die Executive Search wird in zunehmendem Maße auch zur Bereitstellung von Kandi-
daten für Aufsichtrats- und Beiratsfunktionen genutzt, auch ,,Board Search" genannt.
55
Die hohe Qualifikation der gesuchten Kandidaten bildet den grundsätzlichen Unter-
50
Vgl. Murmann (1999), S.37-43; Staufenbiel (1999), S. 99.
51
Vgl. Hummel (2001), S. 210. Auf die Folgen wird im Abschnitt 4.3.3 näher eingegangen.
52
Urteil des OLG Stuttgart vom 17.12.1999; AZ 2 U133/99, vgl. Hasemann (2002), S. 42.
53
Vgl. Gieseking (2000), S. 13.
54
Vgl. Hasemann(2002), S. 37; VDESB (2003c), S. 1.
55
Vgl. Tanneberger (1995), S. 64.

Externalisierung und Personalauswahl
12
schied zur (privaten) Arbeitsvermittlung. Beratende Tätigkeiten bei der Vorbereitung
der Suche bieten sowohl Executive Search Berater als auch Arbeitsvermittler.
56
Ein eklatanter Unterschied zu den privaten Arbeitsvermittlungen zeichnet sich in der
Honorargestaltung ab. Das Honorar für die erfolgreiche Executive Search ist ver-
gleichsweise hoch und beträgt meist zwischen einem Drittel und der Hälfte des Brutto-
jahreseinkommens des vermittelten Kandidaten. Die absolute Höhe ist nach oben offen,
es gibt aber häufig ein Mindesthonorar zwischen Euro 9.500 und Euro 15.000.
57
Das
Honorar wird in Deutschland immer vom Unternehmen gezahlt.
58
2.4.4 Personalberater
Die Dienstleistungen von Personalberatern (auch Human Resource Managementberater
genannt) bei der Personalauswahl sind denen der Executive Search Berater sehr ähnlich.
Im Vergleich zu den stark spezialisierten Executive Search Beratern bieten Personalbe-
ratungsunternehmen ein breiteres Spektrum im Rahmen der Personalauswahl an.
Gemessen am Umsatz nimmt bei Personalberatungen die Suche und Vorauswahl mit
fast 80 % die dominierende Stellung der nachgefragten Dienstleistung ein. 9 % werden
durch weitere Aufgaben der Personalauswahl erwirtschaftet.
59
Dazu gehört die Durch-
führung von vertiefenden Beurteilungsleistungen in Form von Einzel-Assessments und
die Gestaltung und Organisation von Assessment-Centers. Zu den sonstigen Dienstleis-
tungen zählen (geordnet nach Umsatzanteil) u. a. die individuelle Karriereberatung,
Persönlichkeitsanalyse, Outplacement, Mitarbeiterschulung und -training, Erstellung
von Personalentwicklungskonzepten, Beratung zum Vergütungssystem, das Interim
Management und die Nachfolgeplanung.
60
Aufgaben aus dem Bereich der Personalver-
waltung, z. B. die Übernahme der Lohn- und Gehaltsabrechnungen oder die Verwaltung
von Personalakten, Erstellen von Statistiken und Reports etc. werden von Personalbera-
tungen ebenfalls regelmäßig übernommen.
61
56
Vgl. Dincher/ Gaugler (2000), S. 49-54.
57
Vgl. BDU (2003a), S. 15f.
58
Zum Vergleich: In den USA werden die Honorare, die in einigen Fällen sogar ein Jahresgehalt über-
steigen, zumindest teilweise vom Kandidaten finanziert. Vgl. Mathis/ Jackson (2000), S. 268.
59
Bei den vorgelegten Zahlen der BDU-Studie wurden Executive Search Berater nicht gesondert betrach-
tet, sondern flossen in das Ergebnis ein. Dies erklärt den hohen Anteil der Suche und Auswahl von
Führungskräften, insbesondere da für die prozentuale Verteilung der Umsatz zugrunde gelegt wurde.
60
Vgl. BDU (2003a), S. 7.
61
Vgl. Jochmann (1995), S. 9f.

Externalisierung und Personalauswahl
13
Neben den operativen Beratungsleistungen werden von Personalberatern strategische
und konzeptionelle Fragestellungen der Personalarbeit erörtert. Beispielhaft sind hier zu
nennen: die Erarbeitung von Grundsätzen zur Führung und Zusammenarbeit, die Ent-
wicklung einer Personalstrategie, die quantitative und qualitative Personalplanung, die
Neugestaltung von Interview-Leitfäden sowie die Erstellung von Laufbahnmodellen.
62
Der Unterschied zu Executive Search Beratern und Arbeitsvermittlern zeichnet sich
durch das Angebot umfassender Konzepte aus. Diese können entweder als Komplettpa-
kete bezogen werden oder es werden nur einzelne Komponenten gewählt, beispielswei-
se das Angebot zur Organisation von Assessment-Centers, die Durchführung einer An-
zeigensuche oder die Erstellung von Interviewleitfäden.
Bei der Personalauswahl beschränken Personalberater ihre Leistungen nicht auf be-
stimmte Hierarchieebenen, sondern richten sich dabei ganz nach dem Auftrag des su-
chenden Unternehmen. Nicht nur Top- oder Mittelmanagement-Positionen werden be-
setzt, sondern auch Stellen im unteren Management. Zudem stehen sie bei der Auswahl
von Führungsnachwuchskräften zur Verfügung. Executive Search Berater bieten diese
Leistung auch an, aufgrund der hohen Honorare werden sie jedoch selten in Anspruch
genommen.
63
Im Durchschnitt liegen die Honorare von Personalberatern zwischen 20 % und 30 % des
Bruttogehaltes der zu besetzenden Stelle. Sie variieren abhängig vom Auftragsvolumen
sowie dem Bekanntheitsgrad und der Größe der Personalberatung und des auftragge-
benden Unternehmen.
64
Im Gegensatz zum privaten Arbeitsvermittler ist der Titel ,,Personalberater" (analog
zum Executive Search Berater) rechtlich nicht geschützt. Unabhängig von der Ausbil-
dung und Qualifikation kann dieser Titel von jedem verwendet werden.
65
Mitglieder des
Berufsverbands ,,Bundesverband Deutscher Unternehmensberater e. V." (BDU) müssen
allerdings gewisse Aufnahmevoraussetzungen erfüllen.
66
Die sich daraus ergebende
Problematik bei der Beraterauswahl wird im Abschnitt 5.2 erörtert.
62
Vgl. Jochmann (1995), S. 9f.
63
Vgl. Scholz (2000), S. 457.
64
Vgl. BDU (2003a), S. 15f.
65
Vgl. Hummel (2001), S. 210.
66
Zu den Aufnahmevoraussetzungen vgl. BDU (2003c), S. 3.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832479299
ISBN (Paperback)
9783838679297
DOI
10.3239/9783832479299
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Potsdam – Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Erscheinungsdatum
2004 (April)
Note
1,3
Schlagworte
outsourcing personalberatung headhunter personalbeschaffung arbeitsamt
Zurück

Titel: Personalauswahl externalisieren?
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
81 Seiten
Cookie-Einstellungen