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Der Städte- und Kulturtourismus in Madrid

Eine Untersuchung des Reiseverhaltens und des kulturellen Interesses deutscher Touristen in Madrid

©2001 Studienarbeit 84 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
In dieser Arbeit zum „Kultur- und Städtetourismus in Madrid“ wurde unter anderem im Sommer 2000 eine empirische Untersuchung, in Form von mündlichen Interviews anhand standardisierter Fragebögen, durchgeführt. Mit Hilfe dieser Befragung wurde das Reiseverhalten und das kulturelle Interesse deutscher Touristen in Madrid untersucht. Die Befragung gibt konkrete Hinweise zum kulturellen Interesse und Reiseverhalten der gewählten Zielgruppe.

Die Untersuchung gliedert sich in:
- Theoretische Grundlagen.
- Die Vorstellung Madrids und des „kulturellen Angebots“.
- Die empirische Untersuchung.
- Zusammenfassung.

Nach der Bestimmung theoretischer Grundlagen (I) wird die Stadt Madrid u.a. mit ihrem kulturellen und touristischen Angebot und der Nutzung durch Touristen (II), im dritten Hauptteil (III) die Ergebnisse der empirischen Untersuchung vorgestellt. Zahlreiche Tabellen und Abbildungen im Anhang ergänzen die schriftlichen Ausführungen.

Diese Arbeit wurde im Rahmen des Studiengangs „Angewandte Kulturwissenschaften“ an der Universität Lüneburg angefertigt. Es handelt sich hierbei um eine „Geographische Untersuchung vor Ort“ die von den angehenden Kulturwissenschaftlern mit dem gewählten Hauptfach Wirtschafts- und Sozialgeographie angefertigt werden muß. Diese Untersuchung soll eine Übung für die spätere Anfertigung einer Magisterarbeit sein, deshalb übertrifft sie an Aufwand eine „normale“ Hausarbeit. Das Thema wurde seitens der Verfasserin aus eigenem Interesse gewählt.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
I.Einleitung5
II.Tourismusformen6
1.Tourismus6
2.Kurzurlaubsreisen7
3.Der Städtetourismus8
3.1Merkmale des Städtetourismus9
3.2Definition des Städtetourismus10
4.Der Kulturtourismus13
4.1Was ist Kultur?13
4.2Definition des Kulturtourismus14
5.Die Abgrenzungsproblematik zwischen dem Städte- und Kulturtourismus16
III.Der Kultur- und Städtetourismus am Beispiel Madrid17
1.Die Geschichte Madrids17
2.Die Kulturhauptstadt 199222
3.Kulturelles Angebot23
3.1Kulturelle Einrichtungen23
3.2Stadtspaziergänge24
3.3Kulturelle Veranstaltungen26
3.4Ausflugsziele26
4.Informationsangebote für die Besucher26
5.Die (deutschen) Touristen in Madrid/Spanien31
IV.Die empirische Untersuchung33
1.Problemstellung33
2.Untersuchungsrahmen33
3.Fragebogen34
4.Ergebnisse35
4.1Soziodemographische Merkmale35
4.2Buchungs- und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7832
Meier, Janet: Der Städte- und Kulturtourismus in Madrid - Eine Untersuchung des
Reiseverhaltens und des kulturellen Interesses deutscher Touristen in Madrid
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Universität Lüneburg, Universität, Diplomarbeit, 2001
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Matrikel-Nr.: 103350
Janet Meier * Bergiusstr. 25
*
22765 Hamburg
Tel. 040-39902455 * meierjanet@hotmail.com
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung... 5
II. Tourismusformen... 6
1. Tourismus... 6
2. Kurzurlaubsreisen... 7
3. Der Städtetourismus ... 8
3.1 Merkmale des Städtetourismus... 9
3.2 Definition des Städtetourismus... 10
4. Der Kulturtourismus... 13
4.1 Was ist Kultur? ... 13
4.2 Definition des Kulturtourismus ... 14
5. Die Abgrenzungsproblematik zwischen dem Städte- und Kulturtourismus ... 16
III. Der Kultur- und Städtetourismus am Beispiel Madrid ... 17
1. Die Geschichte Madrids ... 17
2. Die Kulturhauptstadt 1992 ... 22
3. Kulturelles Angebot ... 23
3.1 Kulturelle Einrichtungen ... 23
3.2 Stadtspaziergänge ... 24
3.3 Kulturelle Veranstaltungen... 26
3.4 Ausflugsziele ... 26
4. Informationsangebote für die Besucher... 26
5. Die (deutschen) Touristen in Madrid/Spanien... 31
IV. Die empirische Untersuchung ... 33
1. Problemstellung... 33
2. Untersuchungsrahmen ... 33
3. Fragebogen ... 34
4. Ergebnisse ... 35
4.1 Soziodemographische Merkmale... 35
4.2 Buchungs- und Informationsverhalten ... 37
4.3 Aufenthaltskennzahlen ... 40
4.4 Reisemotive ... 41
4.5 Reiseinhalte ... 42
4.6 Bewertung des Reiseziels ... 43
4.7 Zusammenfassung ... 45
V. Fazit ... 47
Literaturverzeichnis... 50
Tabellennachweis ... 52
Abbildungsnachweis ... 53
Anhang ... 54

3
Anhang
Tabellen
Tab. 1: Tourismusformen ... 54
Tab. 2: Gründe für Kurzurlaubsreien ... 54
Tab. 3: Organisation der Kurzurlaubsreise 1998... 54
Tab. 4: Alter, Einkommen, Schulbildung... 55
Tab. 5: Städtereiseziele... 55
Tab. 6: Städtetourismusarten ... 55
Tab. 7: Unternehmungen ... 56
Tab. 8: Kulturelle Aktivitäten... 56
Tab. 9: Kulturelle Einrichtungen ... 57
Tab. 10: Bushaltestellen ... 57
Tab. 11: Das Viertel der Habsburger (Barrio de los Austrias) ... 58
Tab. 12: Das Zentrum... 58
Tab. 13: Der Retiro-Bezirk... 59
Tab. 14: Der Norddistrikt ... 59
Tab. 15: Bus-Stadtrundfahrten-Anbieter ... 60
Tab. 16: Ziele außerhalb... 60
Tab. 17: Deutsche Einreisende über den Flughafen Madrid-Barajas ... 61
Tab. 18: Übernachtungszahlen deutscher Touristen in Hotelbetrieben in Madrid ... 61
Tab. 19: Monatlich gemeldete Übernachtungszahlen in den Hotels 1997 ... 61
Tab. 20: Ankünfte am Flughafen Madrid-Barajas 1998 nach Nationalitäten... 61
Tab. 21 zu Frage 33: Welcher Altersgruppe gehören Sie an? ... 62
Tab. 22 zu Frage 34: Welchen Schulabschluß haben Sie? ... 62
Tab. 23 zu Frage 35: In welche Gruppe läßt sich Ihr Haushaltsnettoeinkommen einordnen? ... 62
Tab. 24 Tab. zu Frage 36: Wieviele Personen leben in Ihrem Haushalt?... 63
Tab. 25 zu Frage 27: Wie sind Ihre Spanisch-Kenntnisse? ... 63
Tab. 26 zu Frage 30: Mit wievielen Personen reisen Sie?... 63
Tab. 27 zu Frage 31: Was kostet die Reise ungefähr?... 64
Tab. 28 zu Frage 32: Wie groß ist Ihr Heimatort?... 64
Tab. 29 zu Frage 20: Wielange vorher haben Sie die Reise geplant?... 64
Tab. 30 zu Frage 5: Wie sind Sie angereist? ... 65
Tab. 31 zu Frage 6: Wo wohnen Sie während des Aufenthaltes in Madrid?... 65
Tab. 32 zu Frage 8: Wie haben Sie die Reise organisiert? ... 65
Tab. 33 zu Frage 9: Wie wurde die Reise vom Reisebüro organisiert?... 66
Tab. 34 zu Frage 29: Wieviele Kurzreisen haben Sie in den letzten 12 Monaten unternommen? ... 66
Tab. 35: Kreuztabelle Reiseorganisation und Zeitpunkt der Buchung ... 67
Tab. 36 zu Frage 12: Wie kamen Sie auf Madrid als Reiseziel? ... 68
Tab. 37 zu Frage 13: Wie haben Sie sich über das kulturelle Angebot informiert? ... 68
Tab. 38 zu Frage 14: Mit welchen Reiseführern haben Sie sich informiert?... 68
Tab. 39 zu Frage 1: Machen Sie gerade Urlaub oder verlängern Sie gerade eine Geschäftsreise in Madrid? ... 69
Tab. 40 zu Frage 2: Sind Sie das erste Mal in Madrid?... 69
Tab. 41 zu Frage 4: Wieviele Nächte werden Sie in Madrid verbringen?... 69
Tab. 42 zu Frage 10: Ist Madrid Ihr einziges Ziel in Spanien?... 69
Tab. 43 zu Frage 11: Befinden Sie sich auf: (siehe Antwortmöglichkeiten)? ... 70
Tab. 44 zu Frage 3: Was war der Hauptgrund für Sie, um nach Madrid zu kommen? ... 70
Tab. 45 zu Frage 15 und 16: Was haben oder werden Sie in diesen Tagen hier noch besichtigen oder besuchen?
Bzw. was hätten Sie noch gerne angesehen?... 70
Tab. 46 zu Frage 17: Haben Sie auch Ziele außerhalb von Madrid aufgesucht (ohne Übernachtung)?... 71
Tab. 47 zu Frage 18: Welche Ziele (nach außerhalb)? ... 71
Tab. 48 zu Frage 19: Haben Sie die Besichtigungen selbst organisiert? ... 71
Tab. 49 zu Frage 23: Sind Sie mit dem kulturellem Angebot Madrids zufrieden? ... 71
Tab. 50 zu Frage 26: Haben Sie vor, Madrid nochmals zu besuchen? ... 72
Tab. 51: Kritik ... 43
Tab. 52: Lob ... 43

4
Abbildungen
Abb. 1: Puerta de Alcalá... 73
Abb. 2: Ausgrabungsstätte beim Palacio Real... 73
Abb. 3: Paseo de Prado... 74
Abb. 4: Stadtkarte von 1769... 75
Abb. 5: Visualisiserte Stadtrundgänge ... 76
Abb. 6: "Chicos en amarillo"... 77
Abb. 7: Informationstafel an einer Hauswand... 77
Abb. 8: Hinweisschild ... 77
Abb. 9: "Stellwand"... 78
Abb. 10: Elektronische Anzeige... 78
Abb. 11: Fragebogen ... 79

5
I. Einleitung
Die vorliegende "geographische Untersuchung vor Ort" ist eine Untersuchung des Reiseverhaltens und
des kulturellen Interesses der Touristen in Madrid. Grundlage dieser Untersuchung ist eine im Sommer
2000 durchgeführte empirische Untersuchung, in der an verschiedenen Orten in Madrid deutsche
Touristen anhand eines standardisierten Fragebogens interviewt worden sind.
Die Untersuchung gliedert sich in:
II.
Theoretische Grundlagen
III.
Die Vorstellung Madrids und des "kulturellen Angebots"
IV.
Die empirische Untersuchung und einer
V.
Zusammenfassung.
Nach der Bestimmung theoretischer Grundlagen (II) wird die Stadt Madrid u.a. mit ihrem kulturellen
und touristischen Angebot und der Nutzung durch Touristen vorgestellt (III). Im dritten Hauptteil (IV)
werden die Ergebnisse der empirischen Untersuchung vorgestellt.
In den folgenden Ausführungen wird ganz konkret durch die Befragung der Zielgruppe der
Städtetouristen in einer Beispieldestination
1
versucht, diese in ihrem Reiseverhalten und ihrem
kulturellen Interesse zu untersuchen, um so Informationen über die deutschen Touristen in Madrid zu
erhalten.
In Madrid, der größten spanischen Stadt und Hauptstadt des Landes, dominiert unter den
Tourismusformen
2
der Geschäftsreisetourismus
3
.
4
Zweit wichtigste Form ist der Städtetourismus (als
Unterart der Urlaubsreise
5
). Dieser scheint untrennbar von der einer Stadt spezifischen Kultur zu sein.
Da dem Kulturtourismus eine wachsende Bedeutung in den letzten Jahren zuteil wurde, werden im
folgenden zunächst einmal die Begriffe voneinander abgegrenzt.
Die Tabellen
6
und Abbildungen befinden sich im Anhang.
1
Definition des Begriffes "Destination" nach Kreilkamp (1996): Geographischer Raum (Ort, Region), den der jeweilige Gast als Reiseziel
auswählt.
2
Ausführungen in Kapitel II
3
Definition der Geschäftsreise nach Freyer:"Geschäftsreisen dienen der Herstellung bzw. dem Absatz der Produkte einer Unternehmung",S.7
4
Travelport: national ist Madrid die wichtigste, international nach London zweitwichtigste Stadt für Messen und Kongresse
5
Definition der Urlaubsreise nach Freyer: "Urlaubsreise, die meist zwischen 1 und 4 Wochen dauert, der Erholung dient und außerhalb des
ständigen Wohnortes verbracht wird", S. 2.
6
von wenigen Ausnahmen abgesehen

6
II. Tourismusformen
Im Folgenden sollen von einer allgemeinen Tourismusdefinition ausgehend der Kurzurlaub, die
Städtereise und der Kulturtourismus definiert und erläutert werden. Dieses soll eine Differenzierung
der unterschiedlichen Bezeichnungen, die nicht überschneidungsfrei sind, ermöglichen. Unterschiede
der Tourismusformen lassen sich vor allem bezüglich der Reisedauer, der Entfernung und der
Motivation feststellen. Bei der Untersuchung des Tourismus einer Destination werden die Urlaubsreise
und die Geschäftsreise voneinander unterschieden.
7
1. Tourismus
Da der Tourismus die Grundvoraussetzung für die abzuhandelnden Formen ist, sei dieser als die
"Gesamtheit aller Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von
Personen ergeben, für die der Aufenthalt weder hauptsächlicher noch dauernder Wohn- oder
Arbeitsort ist"
8
definiert.
Im Unterschied zu Freyer grenzt Kaspar die Tourismusformen noch weiter ab: Neben der Urlaubs-
und Geschäftsreise differenziert er noch Besuche von Verwandten und Bekannten und Kuren
9
.
In der folgenden Tabelle die Tourismusformen nach der Motivation, Dauer und Zielort genau
definiert:
Abgrenzung nach
Tourismusformen
Motivation
-
Motiv
-
Bezeichnung
Geschäft
Geschäfts-
Tourismus
Gesundheit
Kurtourismus
Erholung
Urlaubs-.
Erholungstourismus
Dauer
-
Tage
-
Übernachtungen
-
Bezeichnung
1
0
Tagesausflug
1 -5/ 2 -4
1 -4/ 1 -3
kurzfristiger
Tourismus
6 - 30/45
5 - 30/45
Erholungstoursimus
Über 30/45- 1 Jahr
Langfristiger
Tourismus
Zielort
-
Entfernung
-
Bezeichnung
(Heimat-) Ort
Stadttourismus
Nähere
Umgebung
Nahtourismus
Inland
Inlandstourismus
Ausland
Auslands- oder
Ferntourismus
Quelle: Freyer, S. 3; bearbeitet
Tab. 1: Tourismusformen
7
vgl. Freyer
8
Kaspar, S. 7
9
vgl. Kaspar

7
2. Kurzurlaubsreisen
Die Bezeichnung der Kurzurlaubsreise nimmt Bezug auf die Aufenthaltsdauer. Als Kurzurlaubsreise
wird laut der Reiseanalyse
10
eine Urlaubsreise mit einer Dauer von zwei bis vier Tagen definiert.
Im Jahr 2000 hatten etwa ein Drittel der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland über 50 Mio.
Kurzurlaubsreisen mit einer Dauer von zwei bis vier Tagen unternommen
11
, dabei wurden von den
Reisenden z.T. mehr als eine Urlaubsreise pro Jahr unternommen. Kurzurlaubsreisen sind kein Ersatz
für die Urlaubsreise (fünf Tage und länger) sondern eine Ergänzung.
12
In der Reiseabsichtsanalyse für
2000 gaben 48% der Kurzurlaubsreisenden an, eine Städtereise zu planen (14% eine Kulturreise)
13
.
Die Kurzurlaubsintensität
14
ist in den letzten 30 Jahren von 25% auf etwa 40% angestiegen. Die
Anzahl der durchgeführten Kurzurlaubsreisen hat sich von etwa 25 Mio. auf knapp 50 Mio. mehr als
verdoppelt. Im Gegensatz zur Steigerung der Urlaubsreiseintensität
15
, die nur noch geringfügig steigen
kann, wird bei der Kurzurlaubsreiseintensität mit einem weiterem Wachstum gerechnet.
16
Als Kurzurlaubsreise werden
· Verwandten- /Bekanntenbesuche (49,6%)
· Städtereisen (42,2%)
· Kulturreisen (13,1%)
· Sportreisen (9%)
· Studien- /Bildungsreisen (5,5%)
· Busreisen (15,1%) und
· Bahnreisen (5,9%)
in der Reiseanalyse unterschieden.
17
Da eine Städtereise auch eine Bahnreise sein kann, kommt es bei
dieser Unterscheidung zu Überschneidungen. Festzuhalten ist, daß die meisten Kurzurlaubsreisen als
Besuche von Verwandten- und Bekannten und als Städtereise unternommen werden.
10
die Reiseanalyse ist eine seit 1970 jährlich durchgeführte Untersuchung zum Reiseverhalten der Deutschen
11
Gruner und Jahr (im folgenden G & J abgekürzt): Reiseanalyse (RA) 2001
12
o.V. aus dem Axel Springer Verlag (im folgenden mit Springer abgelürzt) : Städte- und Eventreisen
13
G & J: Reiseabsichtsanalyse 2001: die Begriffe Städtereise und Kulturreise werden in dieser Untersuchung nicht näher abgegrenzt
14
Anteil der Bevölkerung ab 14 Jahren, der pro Jahr mit einer Dauer von zwei bis vier Tagen mindestens eine Kurzurlaubsreise
unternommen hat
15
Anteil der Bevölkerung ab 14 Jahren, der pro Jahr mit einer Dauer von fünf Tagen oder mehr mindestens eine Urlaubsreise unternommen
hat
16
G & J: RA 2000
17
G & J: RA 2000; in Klammern der Anteil, wie häufig die Reiseart gewählt wurde (Mehrfachnennungen möglich)

8
Als Ziele der Kurzurlaubsreisen werden zu 50,3% Städte im Inland und zu 14,8% Städte im Ausland
gewählt. Dem gegenüber stehen mit 23,5% Regionen im Inland und mit 10,1% Regionen im Ausland.
Das heißt insgesamt, daß ein Viertel der Ziele im Ausland und Dreiviertel im Inland liegen.
Bei den Kurzurlaubsreisen ins Ausland steht das Kennenlernen von Städten an erster Stelle, gefolgt
von Abwechslung und dem kulturellen Angebot (Tabelle 2 im Anhang).
18
Bei der Reiseorganisation von Kurzurlaubsreisen halten 44,3% der Befragten keine vorherige
Buchung für nötig. Dieses gilt jedoch mehr für Inlandsreisen (51,5%) als für Auslandsreisen (23,5% )
(Tabelle 3 im Anhang).
19
D.h., daß die Reisebüros für eine Buchung eher für Auslands- als für
Inlandsreisen aufgesucht werden.
Überwiegend werden Kurzurlaubsreisen als Städtereisen, oft auch als Zweit- oder Dritturlaub,
unternommen. In einer Befragung der deutschen Gesellschaft für Freizeit
20
gaben 23,8% (bzw. 18,0%)
an, für das Jahr 2000 eine (bzw. mehrere) Kurzurlaubsreisen gemacht zu haben, die übrigen 58,2%
unternahmen keine Kurzurlaubsreise.
3. Der Städtetourismus
In Deutschland boomt der Städtetourismus. Von 1993 bis 1999 waren im deutschen Städtetourismus
Zuwächse von 25,2% zu verzeichnen, das entspricht einer jährlichen Steigerung von ca. 4 %. Rund
45% - nämlich 57,5 Milliarden von 128,6 Milliarden DM aller touristischen Umsätze entstehen in
Deutschland in den Städten. Die Tendenz ist weiterhin steigend.
21
Jede zehnte Person der deutschen Bevölkerung über 14 Jahre, das sind fast 7 Mio. Personen,
entschieden sich 1999 laut Reiseanalyse für eine Städtereise. Fast 14 Mio. Personen gaben an,
"ziemlich sicher" (8,6%) oder "wahrscheinlich" (13,1%) in den nächsten drei Jahren eine Städtereise
zu unternehmen. Das ist ein Gesamtpotential von 21,7% (bzw. 13,8 Mio. Reisenden). Demgegenüber
haben 52,3% eine Städtereise für den Zeitraum 2000-2002 abgelehnt.
22
Die Bedeutung einer Stadt als Touristenziel ist stets mit der Herausbildung spezieller verorteter
Einrichtungen verbunden. Städte sind seit der Antike ein Zentrum kulturellen, sozialen und
wirtschaftlichen Wirkens, das sich auf begrenztem Raum in Bauten, Relikten und Bräuchen
niederschlägt. Eine Stadtlandschaft kann zum Ort der Spurensuche für Neugierige werden oder zur
Ressource für kulturell interessierte Besucher. Die Motive der Städtereisenden sind unterschiedlich.
18
G & J: RA 2000
19
G & J: RA 2000
20
Deutsche Gesellschaft für Freizeitforschung (im folgenden DGF abgekürzt)
21
G & J: Märkte & Tendenzen Städtereisen 1996

9
Auch Geschäftsreisende können nach getaner Arbeit als Tourist das kulturelle Angebot einer Stadt
nutzen, indem sie Sehenswürdigkeiten besichtigen, Museen aufsuchen oder in ein Theater gehen. Das
kulturelle Angebot wird zunehmend mehr zum Attraktionsfaktor für den Städtetourismus.
23
Von wesentlichem Interesse für Städtereisende sind Kultur-Veranstaltungen (bzw. Events), kulturelle
und historische Sehenswürdigkeiten und Museen. Eine Stadt muß etwas besonderes sein oder etwas
besonderes zum Ausdruck bringen, um von Touristen besucht zu werden.
24
3.1 Merkmale des Städtetourismus
Der Tourist
Städtereisen sind besonders beliebt bei jungen Leuten unter 30 Jahren, bei Personen mit einem hohen
Einkommen und mit hoher formaler Schulbildung. Die meisten Städtetouristen sind in den Gruppen
der unter 30 jährigen und über 60 jährigen zu finden (Tabelle 4 im Anhang).
25
Besonders junge und unverheiratete Personen ohne Kinder unternehmen häufig eine Städtereise.
Städtereisende wohnen häufig selbst in oder in der Nähe einer Stadt.
Organisation
59,8% organisierten ihre Reisen selbst, 36,9 % überließen es einem Reiseunternehmen.
26
Anreise
Laut der Allensbacher Werbeanalyse
27
wählten 1999 52% das Auto, 30% den Bus, 17% die Bahn und
8% das Flugzeug zur Anreise des Städtereiseziels.
28
Reiseziele
Als innerdeutsches Ziel war 1998 Berlin, gefolgt von München und Hamburg das beliebteste
Städtereiseziel
29
. Im europäischen Vergleich ist London das beliebteste Ziel, gefolgt von Paris, Rom,
Berlin und Madrid an 5. Stelle
30
.
Bei den im In- und Ausland von 1997-1999 besuchten Städtereisezielen war Paris an vierter Stelle mit
5,9% (nach den drei deutsch Reisezielen), Madrid an 16. Stelle mit 0,8 % der Bevölkerung (Tabelle 5
im Anhang).
31
22
vgl. Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (im folgenden FUR abgekürzt)
23
vgl. Wolber
24
vgl. Scherhag
25
FUR
26
G & J: Märkte & Tendenzen Städtereisen 1996
27
jährlich durchgeführte, repräsentative Verbraucherbefragung des Marktforschungsinstitutes in Allensbach
28
Springer: Städte- und Eventreisen
29
Springer: Tourismus 2000
30
Springer: Städte- und Eventreisen
31
FUR

10
Reisemotiv
Insbesondere ein attraktives kulturelles Angebot zieht die Besucher in die Städte
32
, aber auch der
Wunsch nach einem besonderen Erlebnis läßt den Event-Urlaub boomen.
33
Für 22% der
Städtereisenden ist Kultur ganz besonders wichtig, für 29% ist sie wichtig und nur 10% bezeichneten
das kulturelle Angebot einer Stadt als unwichtig.
34
Anreize
Eine gute Verkehrsanbindung sowie Sonderangebote für die Anreise und Pauschalangebote sind von
zentraler Bedeutung für das touristische Marketing. Das Interesse an Reisezielen wird in hohem Maße
durch Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften geweckt. Als Vorteile ausländischer Reiseziele
gegenüber deutschen Reisezielen werden die andere Lebensweise, die Kultur und das Wetter
angegeben.
35
Informationen
Etwa 80% der deutschen Reisenden haben noch keine städtische Tourismusstelle in Anspruch
genommen. Es ist nicht bekannt, ob deren Existenz unbekannt ist, sie nicht gefunden werden, zum
Zeitpunkt des Aufsuchens vielleicht nur verschlossen sind oder die benötigten Informationen
anderweitig gesucht werden.
36
Zukunftspotential
Den Städtereisen wird neben dem Gesundheitsurlaub und Busreisen das größte Wachstumspotential
für die nächsten zwei Jahre vorrausgesagt. Für Madrid speziell wird angenommen, daß die Zahl von
0,8 Mio. deutschen Besuchern der Jahre 1997-1999 bis 2002 verdreifacht werden kann.
37
3.2 Definition des Städtetourismus
Von zahlreichen Definitionsansätzen zum Städtetourismus soll der Ansatz von Aderhold vorgestellt
werden. Aderhold versteht unter Städtetourismus "die Gesamtheit der Beziehungen und
Erscheinungen, die sich aus Reise und Aufenthalt von Personen ergeben, die für länger als 24 Stunden
in Großstädte reisen, welche für sie weder hauptsächlicher Wohn- noch Arbeitsort sind"
38
. In seiner
Ausführung wird "Großstadt" nicht definiert, sie wird als "vornehmlich touristisch attraktive
Metropole(n)"
39
beschrieben.
32
o.V. Wenzel Consulting
33
G & J: Märkte & Tendenzen Städtereisen 1997: unter einem Event-Urlaub wird ein Urlaub verstanden, der aufgrund eines Events
unternommen wird
34
Springer: Städte- und Eventreisen
35
DFV: Städtetourismus in Deutschland
36
DFV: Städtetourismus in Deutschland
37
G & J: RA 2000
38
Aderhold, S. 8

11
Bei dieser Städtetourismusdefinition fehlt eine Unterscheidung zwischen der privaten oder
geschäftlichen Städtereise. Bei einem Stadtaufenthalt von unter 24 Stunden wird von Tagesbesuchern
gesprochen, die Aderhold vom Städtetourismus abgrenzt.
40
Arten des Städtetourismus
Der Städtetourismus kann nach Dauer und Zweck der Reise unterschieden werden. Bei der Dauer wird
zwischen Übernachtungs- und Tagestourismus, bei dem Zweck zwischen beruflich bedingter und
privater Reise unterschieden:
Städtetourismusarten
Tagestourismus Übernachtungstourismus
Privat bedingt
Beruflich bedingt
Privat bedingt
Beruflich bedingt
Städtebesuchs-/
Geschäfts- und
Tagesausflugsverkehr/
Tagesgeschäftsreise-
Städtereiseverkehr
Dienstreiseverkehr
Sightseeingtourismus
verkehr
Verwandten- und
Tagungs- und
Tagesveranstaltungs-
Tagungs- und
Bekanntenbesuch
Kongreßtourismus
Verkehr
Kongreßbesuche
Ausstellungs- und
Einkaufsreiseverkehr/
Ausstellungs- und
Messetourismus
Shoppingtourismus
Messebesuche
Incentive-Tourismus
41
Abendbesuchsverkehr
Quelle: Meier, S. 8
Tabelle 6: Städtetourismusarten
Haedrich unterscheidet Städtetouristen nach Motiven. Als Motive gelten beispielsweise Erholung,
Bildung, Gesundheit, Sport, Abenteuer, Einkaufstour, Geschäftsreisen und Incentives
42
.
43
Häufig
werden private und berufliche Motive miteinander verbunden, wobei ein Teil Übernachtungs- ein
anderer Teil Tagesbesucher sind.
Für mich umfaßt der Städtetourismus alle Sachverhalte, die sich aus dem Besuch Ortsfremder
44
in
einer Stadt ergeben. Ich möchte auch den Tagesbesucher als Städtetourist bezeichnen.
39
Aderhold, S. 8
40
vgl. Aderhold
41
Incentives sind Reisen, die für Mitarbeitern als Belohnung oder Motivation eingesetzt werden
42
Haedrich, S. 252
43
vgl. Haedrich
44
nicht Pendler oder Personen mit Zweitwohnsitz

12
Das städtetouristische Potential
Es kann zwischen einem ursprünglichen und einem abgeleiteten Angebot einer Destination
unterschieden werden Das ursprüngliche Angebot setzt sich dabei aus der natürlichen
(naturgegebenen), der soziokulturellen und der allgemeinen Infrastruktur zusammen. Das abgeleitete
Angebot umfaßt die touristische Infrastruktur, bestehend aus der Freizeitinfrastruktur und den
speziellen touristischen Angeboten.
45
Weber differenziert weiter: das von Aderhold verstandene
Angebot nennt er Attraktivitätsfaktoren:
a) die Rahmenbedingungen (wie politisches Gefüge, Kriminalität, verkehrstechnische Erschließung)
b) die natürlichen Attraktivitätsfaktoren (wie Klima, Lage, Naturbesonderheiten, intakte Umwelt)
c) die künstlichen Attraktivitätsfaktoren (wie Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen, Events,
Hotellerie, Gastronomie, Image).
Was die Rahmenbedingungen betrifft, so ist ein gesichertes politisches Gefüge die Voraussetzung für
ein Urlaubsziel. Die Kriminalitätsrate und eine Gewaltbereitschaft, aber auch terroristische Aktivitäten
beschädigen das Image der betroffenen Städte. Ebenso ist die Erreichbarkeit des Ziels von
wesentlicher Bedeutung, denn ohne entsprechende Infrastruktur (Straßen, Bahnhöfe, Flughäfen, aber
auch U-Bahnen, Busse und Fußgängerzonen) ist diese erschwert.
46
Zu den natürlichen Attraktivitätsfaktoren zählt beispielsweise das Klima. "Die Hauptreisezeiten für die
meisten mitteleuropäischen Städte liegen im Frühjahr und Herbst. Gutes - zumindest trockenes -
Wetter ist für den Erfolg einer Städtereise und die Gästezufriedenheit ein entscheidender Faktor, da
vieles im Freien bzw. zu Fuß unternommen wird"
47
.
Von ebenso entscheidender Bedeutung sind allerdings auch die künstlichen Attraktivitätsfaktoren. Der
Mangel an natürlichen Attraktivitätsfaktoren kann durch künstliche ausgeglichen werden. So dienen
Veranstaltungen, Festivals und Events u.a. dazu, ein Image aufzubauen und bestimmte Zielgruppen
(Sportfans, Opernbesucher, u.v.a.) in die Stadt zu locken. Als Anlaß können auch die Gastronomie und
die Hotellerie genommen werden, die durch Spezialitäten und der landes- bzw. regionaltypischen
Küche oder durch ein ausgefallenes Design, aber auch ein traditionsreiches Haus den Gästen eine
Reise dorthin erstrebenswert erscheinen läßt.
Im gleichen Sinne wie Aderhold unterscheidet Hebestreit das Angebot und die Nachfrage. Zur Vielfalt
des städtischen Angebotes zählen die Einkaufsmöglichkeiten, die kulturellen Einrichtungen (Theater,
Museen, Oper, Kino), die Besichtigungen (Hafen- und Stadtrundfahrten), Veranstaltungen (Sport- und
Volksfeste) und das Amusement (Nachtclubs, Diskotheken).
45
vgl. Freyer
46
Weber, S. 53
47
Weber, S. 54

13
Zu den Hauptbedürfnissen zählen für ihn einerseits das Erlebnis, Vergnügen und Abwechslung,
andererseits die Bildung im weitesten Sinne. Aus Beidem kann ein touristisches Attraktionsbündel
entstehen, welches als Pauschal
48
- oder Individualreise zur Verfügung gestellt werden kann. Bei der
Pauschalreise wird zwischen der Einzel- und Gruppenpauschalreise bzw. Studienreise unterschieden.
49
Es ist davon auszugehen, daß jede Stadt ihr eigenes Gepräge und ihre spezielle Atmosphäre hat, damit
also ein einzigartiges Produkt darstellt. Andererseits bieten die möglichen Städtereiseziele aber
ähnliche, wesentliche Bestandteile: eine großstädtische Betriebsamkeit, vielfältige
Einkaufsmöglichkeiten, ein umfangreiches kulturelles Angebot und zahlreiche
Vergnügungsmöglichkeiten
50
.
Die Summe des ursprünglichen und abgeleiteten Angebots, oder die Attraktivitätsfaktoren mit den
Rahmenbedingungen, bestimmen das Image und damit die Nachfrage der Besucher nach einer
städtischen Destination.
4. Der Kulturtourismus
Der Wunsch, Kultur zu erleben, kann einen Reisewunsch auslösen und damit das Reiseverhalten,
durch Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten oder der Durchführung einer Städtereise, beeinflußen.
Bereits im Mittelalter wurde oft mit der Absicht gereist, die Kultur einer fremden Gegend
kennenzulernen.
51
Um den Kulturtourismus näher bestimmen zu können, muß geklärt sein, was unter
Kultur verstanden wird.
4.1 Was ist Kultur?
Es kann nur annähernd eine Definition des Begriffes "Kultur" versucht werden. Eine Definition
verallgemeinert und reduziert damit zugleich den Begriff. Mit Kultur wird kein feststehendes Element
bezeichnet. Kultur ist nicht zeitlos, sie muß immer wieder aufs Neue rekonstruiert werden. Kultur
kann als Synonym für "Lebensweise", "Lebensform" oder "Gesellschaft" verstanden werden.
Die Künste sind ein singnifikanter Aspekt der Kultur. Kulturelle Gegenstände und Ereignisse sind
nicht ausschließlich eine immanente Größe der Kunstwerke selbst, sondern sind das Ergebnis einer
gesellschaftlichen Produktions-, Projektions- und Rezeptionsgeschichte. Kultur äußert sich in
Bedeutungssystemen und einer Bedeutungsgeschichte über die Zeit hinweg.
52
48
Hebestreit, S. 77: als Pauschalreise wird "ein Dienstleistungspaket, bestehend aus zumindest zwei aufeinander abgestimmter
Reisedienstleitungen (), das im voraus für einen noch nicht bekannten Kunden erstellt wurde und geschlossen zu einem Gesamtpreis
vermarktet wird, so daß die Preise der Einzelleistungen nicht mehr identifizierbar sind" verstanden
49
vgl. Hebestreit
50
vgl. Aderhold
51
vgl. Lohmann
52
vgl. Sturma

14
Unter Kultur kann das von Menschen produzierte und reproduzierte verstanden werden. Kultur grenzt
sich so von Natur ab, die nicht vom Menschen gemacht ist und sich seines Zugriffs entzieht.
53
Kultur wird häufig in Hochkultur, die durch "Objekte und Veranstaltungen auf hoher künstlerischer
oder historisch bedeutsamer Ebene"
54
gekennzeichnet sind, und in kulturellen Institutionen wie z.B.
Museen, Theater, Oper und Konzertveranstaltungen zu finden ist und in Alltagskultur, die durch die
"gebaute Kulturwelt mit z.B. Kirchen, Schlössern und modernen Architekturbauten, Tradition und
Bräuchen, aber auch Weihnachtsmärkten, Stadtfestivals und -jubiläen, die atmosphärische, urbane
Wirkung mit Stadtteilmileus"
55
gekennzeichnet wird, unterschieden.
Lohmann spricht von einem engen und einem weiten Kulturbegriff, wobei unter dem engen
Kulturbegriff im wesentlichen das kunstgeschichtliche Angebot einer Region (z.B. Bauwerke, Museen
u.a. wie es in den Reiseführern steht) und unter dem weiter gefaßten Begriff, die Sitten und
Gebräuche, (Kunst-) Handwerk, moderne technische Denkmäler, Essen und Trinken, Sprache etc.
verstanden wird.
56
Wolber unterteilt den weiter gefaßten Kulturbegriff in eine Kulturumwelt (z.B.
Kirchen, Schlösser, moderne Architekturbauten, etc.) und eine präsente Alltagskultur (Stadtfeste,
urbane Wirkung, etc.).
57
4.2 Definition des Kulturtourismus
Der Kulturtourismus ist eine Erscheinungsform des Tourismus
58
. Eine Definition des Kulturtourismus
existiert erst seit den 80er Jahren
59
, als der Begriff durch die Europäische Gemeinschaft in
Deutschland eingeführt wurde.
60
"Der Kulturtourismus nutzt Bauten, Relikte und Bräuche in der Landschaft, in Orten und in Gebäuden,
um den Besucher die Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsentwicklung des jeweiligen Gebietes durch
Pauschalangebote, Führungen, Besichtigungsmöglichkeiten und spezifisches Informationsmaterial
nahezubringen. Auch kulturelle Veranstaltungen dienen häufig dem Kulturtourismus."
61
Diese Definition wird von vielen Verfassern von Texten über den "Kulturtourismus" zugrundegelegt.
53
vgl. Mertens u. Schnädelbach
54
Wolber , S. 1
55
vgl. Wolber
56
vgl. Lohmann
57
vgl. Wolber
58
vgl. Lohmann
59
Bähre, S. 12
60
vgl. Becker, Christoph: Kulturtourismus: Eine Einführung
61
Becker, S. 8

15
Als Ergänzung halte ich Lohmanns Feststellung für notwendig: Kulturtourismus findet bei
Urlaubsreisen, bei Kurzurlaubsreisen und beim Tagestourismus statt. Er unterscheidet einerseits den
"Kultururlauber", für den Kultur das zentrale Urlaubsmotiv darstellt: er besucht kulturelle
Veranstaltungen, macht Besichtigungen und Ausflüge, andererseits den "Auch-Kultururlauber", der
auch an Kultur interessiert ist, diese aber nicht das zentrale Reisemotiv darstellt. Der "Auch
Kultururlauber" ist zahlenmäßig wesentlich stärker vertreten.
62
"Im traditionellen Sinne stellt Kulturtourismus einen "Oberbegriff für Kultur-, Bildungs- und
Studienreisen"
63
dar. Laut Opaschowski meint Kulturtourismus auch Kultur im Tourismus, d.h. daß
Reisen durch Kultur angereichert werden. Er unterscheidet drei Segmente, die Kulturinteressierten, die
Kulturreisenden und die Eventtouristen.
Erstere wählen das Reiseziel nicht wegen eines kulturellen Angebotes, sind jedoch vor Ort offen für
den Besuch kultureller Sehenswürdigkeiten; Zweitere wählen das Reiseziel aufgrund eines
spezifischen kulturellen Angebotes und Drittere wählen ein kulturell bekanntes Ziel für einen
einmaligen Besuch.
64
Opaschowski unterscheidet demnach nicht zwischen Kultur- Bildungs- oder Studienreise. In
Ergänzung zu Lohmanns Unterscheidung in "Kultururlauber" und "Auch-Kultururlauber", verwendet
Opaschowski die Begriffe "Kulturreisende" und "Kulturinteressierte" und unterscheidet von den
"Kulturreisenden" noch die "Eventtouristen".
Für Bendixen ist Kulturtourismus die Organisation von Reisen, um Orte, ein kulturelles Erbe,
kulturelle Events oder eine künstlerische Darbietung zu besuchen. Die Dauer und Intensität der
Auseinandersetzung mit dem Besichtigten oder Besuchten kann unterschiedlich sein, entscheidend ist
die kulturelle Erfahrung des Teilnehmers. Kultur und Tourismus bilden eine symbiotische
Beziehung.
65
Kultur und Tourismus gehören zusammen, das ist laut Lohman eine historische Tatsache: "Kultur war
und ist (...) für die Reisenden (...) ein Anlaß für das Unterwegssein"
66
Freizeit- und Urlaubsmotive werden zunehmend komplexer: anstelle eines Hauptmotivs ist ein Bündel
von Reisemotiven zu beobachten. Die Kultururlauber haben die Absicht, etwas bisher Unbekanntes
kennenzulernen, sie gehen vielfältigen Aktivitäten nach.
62
vgl. Lohmann
63
Opaschowski, S. 34
64
vgl. Opaschowski
65
vgl. Bendixen
66
Lohmann, S. 52

16
Untersuchungen zu den Reisemotiven der Kulturtouristen zeigen, daß von den Kunden ein breites
Angebotsspektrum mit hoher Wahlfreiheit erwartet wird.
67
In der Reiseanalyse von 1996 wurde gezielt
gefragt, welche speziellen kulturellen Aktivitäten ausgeübt werden (Tabellen 6 und 7 im Anhang).
Der Anteil derer, die angeben, im Urlaub überhaupt keinen Kontakt mit Kultur zu haben, ist gering
(ca. 15%)
68
. Ausgesprochene Kultur- oder Studienreisen werden nur von wenigen Deutschen gemacht,
für die Mehrzahl der Urlaubsreisenden sind kulturelle Aktivitäten eher selten, aber kaum einer
verzichtet im Urlaub völlig auf Kultur.
69
5. Die Abgrenzungsproblematik zwischen dem Städte- und Kulturtourismus
Kunsthistorische Einzelbauwerke und Ensemble werden längst in der Tourismuspraxis als
tourismusrelevante Angebotsfaktoren anerkannt. Das Stadtbild und die Sehenswürdigkeiten sind ein
wesentlicher Besuchsgrund für kulturorientierte Städtetouristen. Eine Stadt wirkt attraktiv, wenn sie
u.a. ein kulturelles Angebot, ein historisches Stadtbild und Events bietet. So zählt Kultur als
touristischer Standortfaktor und hat wirtschaftliche Begleiteffekte.
70
Die "Reiseanalyse 2000" stellte heraus, daß 30% der Befragten die Urlaubsaktivität "kulturelle und
historische Sehenswürdigkeiten zu besichtigen" mit sehr häufig und häufig angaben. Die Kulturreise
(Festspiele, Theater, Konzerte) läßt sich sehr gut mit einer Städtereise kombinieren.
71
Der
Kulturtourismus kann ein Teilmarkt des Städtetourismus sein, er ist jedoch nicht an städtische
Destinationen gebunden, sondern kann auch bei anderen Reiseformen eine wichtige Rolle spielen.
72
Eine eindeutige Abgrenzung zwischen dem Städte- und dem Kulturtouristen ist, wie auch die
Darstellungen unter II.1 und II.2 zeigen, nicht möglich. Die Kultur das in der Stadt besuchte. Meines
Erachtens ist der Städtetourist auch ein Kulturtourist. Denn wenn kein Anlaß, wie z.B. eine
Geschäftsreise, Einkaufen, Freunde und Verwandte besuchen, zum Besuch einer Stadt vorliegt, geht es
darum, einen Eindruck von der Stadt und ihrer Atmosphäre zu bekommen, ein Museum oder Theater
zu besuchen oder die Stadt anzuschauen. Damit ist es gleichwohl eine "Kulturreise", denn die Kultur
ist es, was eine Stadt ausmacht und diese besuchenswert macht. So kann, von speziellen Anlässen
abgesehen, die Städtereise als Kulturreise bezeichnet werden. Die Umkehrung ist nicht möglich: nicht
jede Kulturreise ist auch eine Städtereise.
67
vgl. Steinecke (1999)
68
vgl. Lohmann
69
vgl. Lohmann
70
vgl. Wolber
71
RA 2000
72
eine Bestimmung des "kulturellen Gehaltes" von Veranstaltungen ist sehr problematisch

17
Eine Unterscheidung nach der Intensität der kulturellen Beschäftigung vor Ort erscheint mir
notwendig. Durch Benennung eines kulturellen Motivs bei Städtetouristen in Befragungen sind die
Kulturtouristen eindeutig identifiziert.
Die Betrachtung der Vermarktung von Städten zeigt, daß "Kultur" ein wichtiges Stichwort ist.
73
Um
Interessenten für eine Städtereise zu erwärmen, werden und sollten kulturelle Aspekte klar
herausgestellt werden.
III. Der Kultur- und Städtetourismus am Beispiel Madrid
Im folgenden Teil soll die Hauptstadt Spaniens unter kulturellen und touristischen Gesichtspunkten
vorgestellt werden. Kulturelle Gesichtspunkte werden in den Kapiteln 1.-3., touristische
Gesichtspunkte in den Kapiteln 4. und 5. dargestellt.
Unter kulturellen Gesichtspunkten werden
· die Geschichte (1. Kapitel)
· die Auszeichnung zur Europäischen Kulturhauptstadt 1992 (2. Kapitel) und
· die Vorstellung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten erläutert.
Die touristischen Gesichtspunkte werden in diesen Ausführungen reduziert auf das künstlich
geschaffene
· Informationsangebot für Touristen (4. Kapitel) und
· statistische Daten über die Besucher Madrids (5. Kapitel).
Auf negative Folgen des Tourismus, die in der Literatur als touristische Auswirkungen dargestellt
werden und gerade kulturelle Bauten und Sehenswürdigkeiten betreffen, wird hier nicht näher
eingegangen.
1. Die Geschichte Madrids
Bereits um 200 v. Chr. sollen zu beiden Seiten des Flußes Manzanares die ersten Bewohner am
heutigen Ort der Stadt Madrid gesiedelt haben. An der Kreuzung des Manzanares und der
Handelsroute hatte sich ein Marktflecken gebildet, der lange nur eine Durchgangsstation und kein
Knotenpunkt war.
73
leider liegt hierzu keine empirische Untersuchung vor, doch durch die eigene Beschäftigung mit dieser Untersuchung ist mir dieser
Bestandteil in Werbekampagnen und bei städtischen Internetdarstellungen jedoch sehr aufgefallen

18
Die Mauren
74
, die Anfang des 8. Jh. n. Chr. aus Nordafrika kamen und innerhalb weniger Jahre fast
die ganze iberische Halbinsel unterwarfen, bauten auf der kastilischen Hochebene im Jahre 852 n. Chr.
eine Festung (Alcazar) um den Zugang zu Toledo
75
zu sichern. Um die Festung entstand eine kleine
Siedlung, die "Mayrit", was soviel wie "Ort, der am Wasser liegt" bedeutet, genannt wurde. Die
Festung wurde ausgebaut und bildete im 15. Jh. den kaiserlichen Hofsitz Carlos I. Das Alcazar brannte
1734 nieder, an seiner Stelle wurde in den Jahren zwischen 1738 bis 1364 der Palacio Real gebaut
76
.
Mayrit war aufgrund seiner geographischen Lage schon damals von großer Bedeutung.
Christliche Streitkräfte attackierten Mayrit gegen 932 und nochmals im Jahre 1047 erfolglos, weil sie
hier die strategische Möglichkeit sahen, in den Norden der Halbinsel vordringen zu können. Erst 1086,
während der Herrschaft Alfonsos VI, wurde die Stadt gemeinsam mit Toledo vereinnahmt.
Jahrzehntelang war Mayrit, zu dieser Zeit eine mittelalterliche Kleinstadt mit etwa 4.000 Einwohnern,
von ständigen Angriffen und Gegenattacken heimgesucht worden. Im 11. Jh. wurde die Siedlung vom
König Alfons IV eingenommen, die Stadt wurde nun "Magerit" genannt, bis zum heutigen Namen
folgten mehrere Umbenennungen.
1202 erhielt Madrid das Stadtrecht. Im Mittelalter lebten hier Bauern, Schweinehirten und
Weinhändler nebst jüdisch-muselmanischen Minderheiten, die südlich der Festung siedelten.
Im 14. Jh. begann sich der Adel in Madrid zu versammeln und schließlich fand sich auch der Hofstaat
dort ein. Bereits im 15. Jh. fungierte Madrid als Kommerz- und Handelszentrum und diese Situation
veranlaßte die Erschaffung bedeutender Plätze, so beispielsweise die Puerta del Sol und die Plaza
Mayor. 1561 wird Madrid von Felipe II zur Hauptstadt ernannt. Unter dessen Herrschaft entsteht das
sogenannte Madrid der Habsburger
77
. Zu diesem Zeitpunkt lebten zwischen 15.000- 20.000
Einwohner dort. Die zentrale Verwaltung erfolgte zukünftig von hier aus.
Unter Felipe IV (1621-65) wurden die Stadtgrenzen in Richtung Norden bis zur Achse Colon-
Arguelles, im Süden von der Puerta de Toledo bis zum Platz Carlos V und im Osten bis zum Retiro
erweitert. Diese Grenzen bestanden die folgenden 300 Jahre. "Der Besucher findet heute darin alles,
was diese Stadt ausmacht"
78
(Abb. 3.).
74
sie werden auch Muselmannen genannt und sind Bewohner des islamischen Spaniens (Winter, S. 15)
75
heutige Weltkulturerbe-Stadt und einst einflußreichste Stadt des Mittelalters wurde bereits 590 v. Chr. erwähnt und war vor Madrid die
Hauptstadt Spaniens
76
die Grundmauern des Alcazars wurden erst kürzlich bei den letzten archäologischen Ausgrabungen in der Nähe des Palastes entdeckt
(Abbildung 2 im Anhang). Am Fuße der Catedral de la Almudena können auch die Überreste der Mauer, die einst die muselmanische Stadt
umrahmte, besichtigt werden
77
Madrid de los Austrias
78
Burmeister, S. 133

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832478322
ISBN (Paperback)
9783838678320
DOI
10.3239/9783832478322
Dateigröße
1.7 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg – Angewandte Kulturwissenschaften
Erscheinungsdatum
2004 (März)
Note
1,7
Schlagworte
toursimus spanien befragung städtetourismus empirische untersuchung
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