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Die Schaffung des "Kulturstandortes Barcelona"

Leitlinien für das Verhältnis von Raum und Kultur in einer mediterranen Metropole

©2003 Diplomarbeit 138 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Die Basishypothese der Arbeit ist die von Barcelona als einem Kulturstandort. Dass die Stadt ein solcher Standort ist, und dass dieses auch durch das Kulturmanagement und die Stadtplanung Barcelonas so projektiert wurde, soll im Verlauf der Arbeit belegt werden. Die Dynamik der diesbezüglichen Planung wird insbesondere im Hinblick auf den Stand der Gegenwart und den Zielsetzungen für die Zukunft analysiert.

Gang der Untersuchung:
Da das Verhältnis von Kultur und Raum in Barcelona besonderer Natur ist, wird auch die städtebauliche und raumstrukturelle Umsetzung der Kulturstandortpolitik und dessen Konsequenzen im Stadtraum von Barcelona untersucht werden. Der Stadtraum Barcelonas wird dabei als kulturelles, urbanes Artefakt betrachtet. Dabei werden auch diejenigen geographischen Eigenheiten des Stadtraumes berücksichtigt, die einen Beitrag zur Erklärung der Verteilung und Anordnung kultureller Standorte leisten. Ergänzt wird dies durch die Darstellung wichtiger städtebaulicher Erneuerungsprozesse, die Auswirkungen auf den Kulturstandort haben.
Der Darstellung der formalen Lageverhältnisse und Verbreitungsmuster der urbanen Kulturstandorte kommt jedoch kein spezifisches Gewicht zu. Vielmehr geht es schwerpunktmäßig um die Untersuchung des vorhandenen (kulturellen) Standortpotentials und dessen konzeptioneller Einbindung in die Inszenierung des Stadtraumes Barcelonas als Kulturstandort. Deshalb wird sowohl die Frage nach der dahinterliegenden theoretischen Fundierung der Kulturstandortplanung bzw. der kulturpolitischen Zielsetzungen (Leitlinien), als auch die nach der Umsetzung (Kulturmanagement und Kommunikationspolitik) aufgeworfen. Weitere Schwerpunkte bilden die Untersuchungen zu den Strukturen der Kulturpolitik in Barcelona (Akteure, Verwaltungen, etc.) und denen des (öffentlich-rechtlichen) Kulturbetriebes. Dabei werden die kulturellen Aktivitäten bzw. die ´großen Ereignisse´ des Kulturbetriebes im besonderen analysiert.
Die Erläuterung der Dimension der barcelonesischen Kulturindustrie wird sich auf die Darstellung der öffentlich-rechtlichen Förderung dieser Industrie konzentrieren. Es werden aber auch die Grundzüge der privatwirtschaftlich-kommerziellen Kulturindustrie dargestellt. In dem Kapitel 2.5 werden einige Besonderheiten der barcelonesischen bzw. katalanischen Kulturpolitik erläutert. Dies betrifft insbesondere den Aspekt Kultur und Katalanismus, da diesem eine gewisse Schlüsselrolle bei der Klärung […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7805
Dierßen, Mikel: Die Schaffung des "Kulturstandortes Barcelona" - Leitlinien für das
Verhältnis von Raum und Kultur in einer mediterranen Metropole
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Humboldt-Universität zu Berlin, Universität, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

________________________________________V
INHALTSVERZEICHNIS
Erklärung I
Danksagung II
Einleitendes Zitat III
Einleitungsfoto (Foto 1) IV
Inhaltsverzeichnis V-VIII
1.Einleitung
S.1
1.1. Der Aufbau der Arbeit S.1
1.1.1 Ziel der Arbeit S.1
1.1.2 Vorgehensweise S.1
1.1.3 Einleitende Anmerkungen S.2
1.1.4 Methodisches Vorgehen S.4
1.1.5 Zur Frage der Meßbarkeit der Dimension des Kultursektors S.5
1.1.6 Theoriebezug S.6
1.2 Grundlegende Aspekte der räumlichen Verhältnisse Barcelonas S.11
1.2.1 Topographische Rahmenbedingungen Barcelonas S.11
1.2.2 Die urbane Struktur Barcelonas S.12
1.2.3 Administrative und territoriale Gliederung Barcelonas S.14
1.2.4 Der metropolitane Großraum Barcelona S.16
1.3 Neueste Projekte in der Stadtentwicklung Barcelonas S.18
1.3.1 Plan del Delta del Llobregat S.20
1.3.2 Transformation der altindustriellen Zone im Nordosten von Barcelona
-der Pla
22@BCN
S.21
1.3.3 TAV S.24
1.3.4 Pla d´actuació Municipal (2000-2003) S.24

_______________________________________VI
2. Der 'Kulturstandort Barcelona'
S.25
2.1 Zum Begriff der Kultur S.25
2.2. Kulturpolitik in Barcelona S.26
2.2.1 Institutionelle Rahmenbedingungen der lokalen Kulturpolitik S.26
2.2.2 Die Akteure der Kulturpolitik S.27
2.3 Kulturmanagement in Barcelona S.29
2.3.1 Kulturpolitische Zielsetzungen des Kulturmanagements der Diputació de
Barcelona S.29
2.3.1 Kulturpolitische Zielsetzungen des Kulturmanagements des Ajuntament de
Barcelona S.30
2.4 Kommunikationspolitik der Kulturverwaltungen S.33
2.4.1 Schaffung von kulturellen Netzwerken S.35
2.4.2 Überregionale Netzwerke auf Initiative der Diputació de Barcelona S.35
2.4.3 Fòrum Metropolità de Regidors de Cultura (FMRC) S.35
2.4.4 Canal Cultura S.36
2.4.5 Comunitat Cultura S.36
2.4.6 Kulturdebatten im Palau de la Virreina S.37
2.4.7 Taula d´associacions culturals S.37
2.5 Besonderheiten der politischen Kultur in Barcelona S.37
2.5.1 Dauerhafte Konsenspolitik S.37
2.5.2 Zum Verhältnis von Kultur und Nation in Katalonien S.39
(a) Nationalismus und katalanistische Kulturpolitik S.39
(b) Identität und katalanistische Kulturpolitik S.41
(c) Europa und katalanistische Kulturpolitik S.43
(d) Die besondere Bedeutung der Traditions- und Volkskultur S.44
2.6 Ökonomische Bedingungen der Kulturpolitik S.46
2.6.1 Kommerzialisierung der Kultur S.46
2.6.2 Kultur als Wirtschaftsfaktor S.47
2.6.3 Wirtschaft als Kulturfaktor S.49
2.6.4 Finanzierung der Kulturpolitik S.49
2.6.5 Die öffentlich-rechtliche Kultur- und Künstlerförderung S.51
2.6.6 Die Förderung des Kulturtourismus in Barcelona S.55

_______________________________________VII
2.7 Der Kulturbetrieb in Barcelona S.56
2.7.1 Beziehungen zum privatrechtlichen Kulturbereich S.57
2.7.2 Der privatrechtlich-kommerzielle Kulturbetrieb S.59
2.7.3 Der privatrechtlich-gemeinnützige Kulturbetrieb S.60
2.7.4 Der öffentlich-rechtliche Kulturbetrieb S.62
a) Einrichtungen/Kulturstandorte S.62
b) Kulturelle Aktivitäten- Festivals und Große Ereignisse S.63
(c) Fòrum de les Cultures 2004 Barcelona S.67
2.8 Leitlinien für den 'Kulturstandort Barcelona' zu Beginn des 21.Jahrhunderts
S.72
2.8.1 Leitbilder S.72
2.8.2 Kultur als Imagefaktor der Stadt S.73
2.8.3 Die Inszenierung Barcelonas als Kulturstandort S.74
2.8.4 Die Fundierung des 'Kulturstandortes Barcelona' S.75
2.8.5 Die Formulierung der Leitlinien für den 'Kulturstandort Barcelona'
-der Plan estratégico del sector cultural de Barcelona (PESC) S.77
(a) Phase 1 des PESC: Diagnose. S.80
(b) Phase 2 des PESC: Festlegung der Basisstrategien. S.82
(c) Vision für 2010 S.82
2.9 Städtebauliche Umsetzung zur Schaffung des
'
Kulturstandortes Barcelona
'
S.84
2.9.1 Kultur-cluster S.84
2.9.2 Kulturdistrikte S.87
2.9.3 Kulturrouten S.87
2.9.4 Kulturpolitik für Stadtquartier und metropolitane Region S.88
2.9.5 Die Highlights unter den Kultureinrichtungen S.89
2.10 Zielgruppen bei der Schaffung des
'
Kulturstandortes Barcelona
'
S.90
2.11 Wahrnehmung des 'Kulturstandortes Barcelona' in der Öffentlichkeit S.93
2.11.1 Lokale Wahrnehmung S.93
2.11.2 Der Zusammenhang zwischen dem 'Kulturstandort Barcelona' und dem
Städtetourismus S.94
2.11.3 Internationale Wahrnehmung S.94
2.12 Generierte Synergieeffekte am
'
Kulturstandort Barcelona
'
S.96

______________________________________VIII
2.13 Perspektiven für den
'
Kulturstandort Barcelona
'
S.98
2.14 Resümee S.101
2.14.1 Bewertung der Leitlinienplanung S.101
2.14.2 Defizite des Kulturstandortes S.102
2.14.3 Abschließende Bemerkungen S.103
3. Verzeichnisse
S.107
3.1 Bücher S.107
3.2 Aufsätze und Artikel S.109
3.3 Gesetze S.116
3.4 Internetquellen S.117
3.5 Cd-Roms S.123
3.6 Weitere Quellen S.123
3.7 Liste der Face to Face-Experteninterviews S.127
3.8 Liste der telefonisch geführten Experteninterviews S.128
3.9 Verwendete Abkürzungen S.128
a) Allgemeine Abkürzungen S.128
b) Namensbezeichnungen S.128
(c) Verkürzte Schreibweisen S.130
(d) Glossar katalanischer bzw. spanischer Wörter S.131

1
1. EINLEITUNG
1.1 Der Aufbau der Arbeit
1.1.1 Ziel der Arbeit
Die Basishypothese der Arbeit ist die von
Barcelona als einem Kulturstandort. Daß die
Stadt ein solcher Standort ist, und daß dieses auch durch das Kulturmanagement und
die Stadtplanung Barcelonas so projektiert wurde, soll im Verlauf der Arbeit belegt
werden. Die Dynamik der diesbezüglichen Planung wird insbesondere im Hinblick auf
den Stand der Gegenwart und den Zielsetzungen für die Zukunft analysiert.
1.1.2 Vorgehensweise
Da das Verhältnis von Kultur und Raum in Barcelona besonderer Natur ist, wird auch
die städtebauliche und raumstrukturelle Umsetzung der Kulturstandortpolitik und
dessen Konsequenzen im Stadtraum von Barcelona untersucht werden. Der
Stadtraum Barcelonas wird dabei als kulturelles, urbanes Artefakt betrachtet. Dabei
werden auch diejenigen geographischen Eigenheiten des Stadtraumes berücksichtigt,
die einen Beitrag zur Erklärung der Verteilung und Anordnung kultureller Standorte
leisten. Ergänzt wird dies durch die Darstellung wichtiger städtebaulicher
Erneuerungsprozesse, die Auswirkungen auf den Kulturstandort haben.
Der Darstellung der formalen Lageverhältnisse und Verbreitungsmuster der urbanen
Kulturstandorte kommt jedoch kein spezifisches Gewicht zu. Vielmehr geht es
schwerpunktmäßig um die Untersuchung des vorhandenen (kulturellen)
Standortpotentials und dessen konzeptioneller Einbindung in die Inszenierung des
Stadtraumes Barcelonas als Kulturstandort. Deshalb wird sowohl die Frage nach der
dahinterliegenden theoretischen Fundierung der Kulturstandortplanung bzw. der
kulturpolitischen Zielsetzungen (Leitlinien), als auch die nach der Umsetzung
(Kulturmanagement und Kommunikationspolitik) aufgeworfen. Weitere Schwerpunkte
bilden die Untersuchungen zu den Strukturen der Kulturpolitik in Barcelona (Akteure,
Verwaltungen, etc.) und denen des (öffentlich-rechtlichen) Kulturbetriebes. Dabei
werden die kulturellen Aktivitäten bzw. die ´großen Ereignisse´ des Kulturbetriebes im
besonderen analysiert.
Die Erläuterung der Dimension der barcelonesischen Kulturindustrie wird sich auf die
Darstellung der öffentlich-rechtlichen Förderung dieser Industrie konzentrieren. Es
werden aber auch die Grundzüge der privatwirtschaftlich-kommerziellen Kulturindustrie
dargestellt.
In dem Kapitel 2.5 werden einige Besonderheiten der barcelonesischen bzw.
katalanischen Kulturpolitik erläutert. Dies betrifft insbesondere den Aspekt Kultur und
Katalanismus, da diesem eine gewisse Schlüsselrolle bei der Klärung der Frage nach
dem ´Warum´ des hohen Stellenwertes der barcelonesischen Kulturpolitik zukommt.
Die unternommene Profilierung Barcelonas als Kulturstandort von europaweiter bzw.
internationaler Bedeutung wird hinsichtlich des Gelingens dieser Image-Kampagne
begutachtet werden. Dies soll zum einen anhand der Darstellung der Wahrnehmung

2
und Bewertung der Kulturpolitik bzw. des Leitbildes in der lokalen, regionalen,
nationalen und internationalen -wissenschaftlichen wie nicht-wissenschaftlichen-
Öffentlichkeit geschehen. Zum anderen anhand der Darstellung der von den
unterschiedlichen Kräften des Kultursektors ausgehenden Synergieeffekte für die
Stadtentwicklung Barcelonas zu Anfang des 21. Jahrhunderts. Indirekt geht es in
diesem Zusammenhang auch um die Frage, ob Barcelona wirklich die Stadt ist, die für
die ,,Gleichheit der Möglichkeiten, für Integration und Solidarität" arbeitet und ob die
Zusammenarbeit
zwischen
den
öffentlichen
Kulturinstitutionen,
den
zivilgesellschaftlichen Gruppen und der Öffentlichkeit wirklich so reibungslos verläuft
wie es die Stadt bewirbt (AJUNTAMENT -BARCELONA INFORMACIÓ-, 1999, 53).
Die Arbeit schließt mit einem Ausblick und einem Resümee ab.
1.1.3 Einleitende Anmerkungen
Zu Anfang der Arbeit ist auch eine Übersicht zu den territorialen und administrativen
Strukturen in Katalonien vorangestellt. Dies ist unabdingbar für das Verständnis der
kulturpolitischen Verwaltungsstrukturen, da die öffentlich-rechtliche Kulturpolitik in
Barcelona nicht auf eine einzige öffentliche Institution (d.h. die Stadt Barcelona)
beschränkt ist. Sie wird vielmehr durch eine Vielzahl kulturpolitischer Akteure geprägt,
was durch die verschiedenen in Barcelona agierenden Verwaltungsstrukturen bedingt
ist.
Aufgrund des Umfanges der Thematik und der Verflechtung des Arbeitsthemas mit
anderen großen Themenbereichen wie der Stadtplanung, urbanen Verschönerung,
Stadtsanierung, etc., sind im Band II einige grundlegende geschichtliche und
städtebauliche Entwicklungslinien Barcelonas dargestellt. Dadurch soll auch ein
Bewußtsein für bestimmte Kontinuitäten und Argumentationsmuster der
Stadtentwicklungsplanung Barcelonas erzeugt werden bzw. die Grundlage für das
Verständnis einiger spezifischer Aspekte der gegenwärtigen Stadtpolitik bzw.
Kulturpolitik Barcelonas geschaffen werden. Weiterhin auch daher, da die urbane
Landschaft Barcelonas als ein kulturhistorisches Erbe definiert wird und entsprechend
auch eine besondere Berücksichtigung in der strategischen Entwicklung des
Kultursektors
in
Barcelona
erfährt
(ICUB/PESC,
1999;
Quelle:
http://www.bcn.es/accentcultura/cast/
,
Dienstag
18.02.2003).
Diese
Texte
beschränken sich auf das Wesentliche, d.h. für das Verständnis der Arbeit am
Entscheidende.
Die Begriffe Staat und Zentralregierung sowie dessen Derivate meinen jeweils die
Institutionen des spanischen Staatsapparates in Madrid. Mit Katalonien ist oft indirekt
der Großraum Barcelona bzw. die RMB gemeint, da sich dort die
Entwicklungsprozesse die innerhalb Kataloniens stattfanden, stattfinden und in Zukunft
stattfinden werden, räumlich konzentrieren.
Sich wiederholende Begriffe, Namen, Ortsbezeichnungen oder Abkürzungen werden
im Text nur einmal erläutert, um Mehrfacherklärungen zu vermeiden. Teilweise
erscheinen diese Erläuterungen erst an anderer, dem Kontext des Themas
entsprechender Stelle, um den Lesefluß nicht durch vorangestellte, kontextlose
Erläuterungen zu stören. Bei Bedarf nach vorangestellter Erläuterung kann auf das
Abkürzungsverzeichnis zurückgegriffen (dort sind nochmals die Übersetzungen ins
Deutsche aufgeführt) bzw. das thematisch entsprechende Kapitel konsultiert werden.

3
Es werden im Text sowohl spanische wie katalanische Originalbezeichnungen
verwendet. So bezeichnen beispielsweise Fórum Universal de las Culturas Barcelona
2004 (spanische Bezeichnung) und Fòrum Universal de les Cultures Barcelona 2004
(katalanische Bezeichnung) ein und dieselbe Sache. Einige sich häufig wiederholende
Bezeichnungen werden im Text nach einmaliger vollständiger Nennung in der Folge
verkürzt angegeben (beispielsweise statt AJUNTAMENT DE BARCELONA nur
AJUNTAMENT); die volle Schreibweise solcher Bezeichnungen ist im Verzeichnis
,,Verkürzte Schreibweisen" angegeben. Nochmals: Ich bitte also zu beachten, daß
-soweit es nicht anders ausdrücklich angegeben ist (!)- die verkürzten Schreibweisen
die im Abkürzungsverzeichnis angegebenen vollständigen Bezeichnungen meinen.
Des weiteren sei erwähnt, daß die Übersetzung einiger Originalbezeichnungen
unterlassen wurde, da dieses für das Verständnis des jeweiligen Sachverhaltes
unbedeutend ist.
Die Mehrzahl der im Text erwähnten Veranstalter, Institutionen, usw. sind im
Adreßverzeichnis samt Anschrift und Homepage aufgeführt. Bei den im Text
angegebenen Internet-Links wurde sich darum bemüht jeweils dessen deutsch- bzw.
englischsprachige Version aufzuführen. Sollte dies nicht immer erfolgt sein, so gibt es
entweder keine entsprechenden Seiten oder es haben diese nicht immer die gleiche
Informationsfülle aufgewiesen wie die entsprechenden katalanischen oder spanischen
Seitenversionen. Entsprechende ´informationsärmere´ Seiten lassen sich bei Bedarf
leicht über die Sprachen-Links der hier im Text angegebenen Adressen ausfindig
machen.
Die in der Arbeit erwähnten Gesetzestexte bzw. Auszüge davon (Spanische
Verfassung, Kommunale Charta Barcelonas, etc.) wurden aufgrund ihres Umfanges
und ihres für das Thema der Arbeit nur bedingt relevanten Inhaltes nicht beigefügt;
durch die im Verzeichnis (Kapitel 3.3) angegebenen Links können diese aber im
Internet leicht ausfindig gemacht werden.
Für die Arbeit wurden diejenigen offiziellen Daten verwendet, die bis zum 31.03.2003
zur Verfügung standen; für einige statistische Publikationen der Verwaltungen in
Barcelona lagen bis dahin noch nicht die Berichte für 2002 bzw. 2001 vor. Einige
dieser Veröffentlichungen werden auch nur in größeren Zeitabständen (bis zu 5
Jahren) veröffentlicht, so daß deren Aktualisierung erst wieder 2004 oder später
erfolgen wird. Einige der aktuellen Veröffentlichungen (aus dem Jahr 2002 oder 2003)
beziehen sich auch auf Daten aus dem Jahr 2000 oder davor. Es könnte bei einer
genauen Prüfung möglich sein, daß sich einige Daten wiedersprechen. Dies hat seine
Ursache aber nicht in Ungenauigkeiten bei der Recherche, sondern in den
widersprüchlichen Datenangaben der verschiedenen Quellen bzw. Verwaltungen
Barcelonas bzw. der unterschiedlichen Sprachversionen der Veröffentlichungen.
Die Seitenzahlen (und unter Umständen auch die Inhalte) der Druck- und der Internet-
Version der Quellen (z.B. im Falle der Dokumente des Fòrum 2004) stimmen nicht
immer (ganz) überein, so daß es bei einem Vergleich beider Typen zu
Unstimmigkeiten kommen könnte. Bei einigen Internetquellen war der Text nicht in
Seitenzahlen unterteilt, so daß in diesen Fällen keine Seitenangaben gemacht werden
konnten.
Es wird empfohlen beim Lesen der Arbeit -insbesondere an den jeweiligen
Hinweisstellen- auf das beiliegende Zusatz-Material bzw. die Beilagen zum Vergleich
zurückzugreifen. Dies gilt zuallererst für das kartographische Material. Mit dessen Hilfe
-besonders des Stadtplanes -siehe Beilage 9- und des Museumsführers -siehe
Beilage 3- lassen sich außerdem nahezu alle im Text erwähnten Kulturstandorte

4
(Einrichtungen) auch ohne Ortskenntnis leicht auf dem Stadtplan verorten. Auf dem
Stadtplan sind die größten Kultureinrichtungen als dreidimensionale Zeichnungen
optisch hervorgehoben bzw. auf der Rückseite des Planes im (deutschsprachigen)
Text zu den einzelnen Stadtdistrikten oder noch zusätzlich in den Kartenausschnitten
aufgeführt. Noch ein Hinweis: Die Mehrzahl der Kulturstandorte konzentriert sich auf
die Stadtdistrikte Ciutat Vella und Eixample sowie den Berg Montjuïc und den Port
Olímpic.
1.1.4 Methodisches Vorgehen
Methode, Darstellung und Begrifflichkeit der Sozialgeographie untscheiden sich den
Besonderheiten ihres Gegenstandsbereichs entsprechend grundsätzlich von denen
des naturwissenschaftlichen Wissenschaftsmodells bzw. von denen der Physischen
Geographie (WERLEN, 2000, 18).
1
Die sozialgeographische Forschungsmethode,
welche Sinnzusammenhänge und soziale Bedeutungen zu erfassen anstrebt, basiert
in Abstimmung mit dem Forschungsgegenstand auf sozialwissenschaftlichen
Standards; dies gilt im übrigen auch für die marxistische Sozialgeographie (ARNOLD,
1988, 319+332). Die 'Reinheit' der Methode (Objektivität, intersubjektive
Überprüfbarkeit und Kontrollierbarkeit, etc.) ist dabei stets gewahrt (WERLEN, 2000,
15 ff.).
Der sozialwissenschaftlichen Erhebung stehen drei Quellen der Datengewinnung zur
Verfügung: Daten aus Beobachtungen, Befragungen und Dokumenten, welche aus
Primäranalysen oder aus Sekundäranalysen gewonnen werden und anschließend
(eventuell) miteinander kombiniert und dann interpretiert bzw. theoretisch fundiert
werden (BRÜSEMEISTER, 2000, 14 ff.). Für diese Arbeit wurden Daten aus
Dokumenten und Befragungen sowie indirekt aus eigenen Beobachtungen verwandt.
Die Dokumente umfassen solcher schriftlicher Art (Bücher, Zeitschriften, Broschüren,
Arbeitspapiere, etc.) als auch statistische Erhebungen, visuelle Dokumente (Fotos,
Graphiken), digitale Materialien (Daten aus dem Internet bzw. Cd-Roms) und
(thematische) Karten bzw. Stadtpläne.
Als Erhebungsverfahren standen zwei Gruppen zur Verfügung: Die der
hypotheseprüfenden, standardisierten Verfahren und die der interpretativen,
rekonstruktiven Verfahren. Erstere gehören methodisch zu den quantitativen
Verfahren, letztere zu den qualitativen Verfahren. Quantitative Methoden beruhen im
wesentlichen auf einer theorieüberprüfenden Forschungslogik, der Untersuchung von
Variablenaggregaten, statistischem Sampling und Operationalisierung. Qualitative
Methoden hingegen beruhen im wesentlichen auf einer entdeckenden
Forschungslogik, der Untersuchung von Fällen, theoretischem Sampling und
Sensibilisierung (BRÜSEMEISTER, 2000, 55).
Rekonstruktive Verfahren beruhen auf einem dem hypotheseprüfenden Verfahren
diametral entgegengesetztem Kontrollverständnis des Forschungsprozesses.
Methodologisch soll die Kontrolle der Verfahren dadurch erreicht werden, daß die
Eingriffe in den Beobachtungsverlauf möglichst reduziert werden, und nicht wie beim
hypotheseprüfenden Verfahren maximiert werden. Dieser Unterschied manifestiert
1
,,Da man sich in der Sozialgeographie nicht mit materiellen Gegebenheiten per se, sondern mit deren
Relevanz für soziale Akteure, mit Tätigkeiten und Tätigkeitsergebnissen (Artefakten) befaßt, ist sie an
einer sozial- und nicht an der naturwissenschaftlichen Forschungsmethodologie zu orientieren. Die
sozialgeographischen Wirklichkeiten sind von jener Seite zu betrachten, von der sie hergestellt werden."
(WERLEN, 2000, 17).

5
sich auch in zwei unterschiedlichen Interviewtechniken: Dem offenen (rekonstruktivem)
und geschlossenem (standardisiertem) Interview (BOHNSACK, 1999, 20).
2
Da eine Diplomarbeit nicht durch theoretische Deutung bzw. theoretische Erkenntnis
charakterisiert ist, sondern eher auf der Beschreibung von Sachverhalten beruht
(RÜCKRIEM u.a., 1997, 67 ff.), wurden zwar quantitative und qualitative Methoden in
dieser Arbeit kombiniert, jedoch ein Schwerpunkt auf die rekonstruktiven Verfahren
gelegt. Als rekonstruktive Befragungsform wurden mehrere (telefonische)
themenzentrierte Experteninterviews im Sinne der Definition von KROMREY geführt
(KROMREY, 1995, 286).
1.1.5 Zur Frage der Meßbarkeit der Dimension des Kultursektors
Die kulturelle Attraktivität von Städten bzw. die städtische Lebensqualität ist bisher vor
allem in impact studies untersucht worden, d.h. durch die deskriptive Erfassung
greifbar zu machen versucht worden. Anhand quantitativer Indikatoren wie der Anzahl
der Nutzer von kulturellen Dienstleistungen und Produkten (wie Anzahl der
Theaterbesuche, Museumsbesuche, etc. oder Produktionsvolumina), deren
Auswirkungen auf Übernachtungsbuchungen, ÖPNV sowie Gastronomie und
Einzelhandel (Messung der Ausgabenströme) oder die Anzahl von Kultureinrichtungen
(Sehenswürdigkeiten, Infrastrukturen, Freizeiteinrichtungen, Parks, etc.) soll die
Qualität des Kultursektors ablesbar gemacht werden (VON BEYME, 1998, 157). Ein
anderer Zugang ist der, welcher die Anteile am Budget einer Institution für den
Kultursektor begutachtet. Daneben werden verschiedene direkte Variablen wie
Beschäftigungszahlen, Output-Raten, Umsatzzahlen im Kultursektor usw. zur
Berechnung der Dimension des Kultursektors verwandt (PRATT, 2002, 38).
Diese Mechanismen sind für die Analyse und (quantitative) Bilanzierung der
Kulturpolitik einer Raumeinheit bzw. für die kulturstatistische Ergänzung der
volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung sicherlich wichtig und werden daher auch in
dieser Arbeit verwendet (HUTTER, 1994, 60). Sie können aber nicht ausreichen. Es
sind letztlich wenig flexible Kriterien, die den Anforderungen einer Untersuchung des
Kultursektors nicht wirklich genügen. Zudem sind einige dieser Indikatoren trügerisch;
beispielsweise können die Steigerungsraten der Wahrnehmung von Kulturangeboten
dadurch falsch interpretiert werden, da Mehrfachbenutzer bei der Erstellung der Raten
in diese mit eingehen (VON BEYME, 1998, 10).
Die privatrechtliche Stiftung INTERARTS (Barcelona) bemüht sich seit 1999 um die
Schaffung eines Instrumentariums, welches diese Unzulänglichkeiten vermeidet bzw.
zumindest berücksichtigt. Mit dem Programm FECHA (welches zum Programm PNUD
der UNO beitragen soll) wird an der Herstellung von neuen, allgemeingültigen
Indikatoren gearbeitet, um ein adäquates Instrument zur Bewertung der kulturellen
Lebensqualität, des Niveaus der Zufriedenheit mit den Kulturdienstleistungen und der
2
Ersteres basiert auf dem Gedanken die Schwierigkeiten der Interpretation, Codierung 'Übersetzung',
etc. -also das Fremdverstehen- von Interviewmaterial durch das sogenannte methodisch kontrollierte
Fremdverstehen zu beherrschen. Während beim geschlossenem Interview eben dieses und die
Reproduzierbarkeit
des
Interviews
durch
einen
vorstrukturierten
und
standardisierten
Kommunikationsverlauf erreicht werden soll, sollen beim offenem Interview den Interviewten das
Ausleben ihres kommunikativen Regelsystems (ihre Art zu kommunizieren) soweit wie möglich selbst
überlassen werden (BOHNSACK,1999, 22.). Die Befragten sollen die Kommunikation des Interviews
selber strukturieren und dabei ihr ihnen eigenes Relevanzsystem entfalten; mit Relevanzsystem ist das
Verständnis, die Auslegung und die Bedeutungsbeimessung der Interviewten gegenüber der
Fragestellung gemeint (BOHNSACK, 1999, 20 f.).

6
ökonomischen Bedeutung des Kultursektors einer Raumeinheit zu erlangen. Die
Indikatoren werden in drei Gruppen unterteilt werden:
1.Indikatoren zur Messung des kulturellen Klimas von Städten und Regionen,
2.Indikatoren zur Messung der Qualität der lokalen Kulturdienstleistung und
3.Indikatoren zur Messung der kulturellen Rechte (Telefonische Auskunft von Frau
UTA STAIGER [INTERARTS], Tel.: 934 877 022, Montag 20.01.2003).
Im PESC wurde allerdings darauf hingewiesen, daß angesichts der Dynamik der
gesellschaftlichen Veränderungen globale Indikatoren zur Evaluierung der
betriebswirtschaftlichen Rentabilität bzw. des Publikumserfolges von Kulturbetrieben
ungenügend sind. Es ist daher ,,unerläßlich" die Beschränkung der Evaluierung von
Kulturprojekten auf die herkömmlichen Indikatoren (Besucherzahlen, usw.) zu
überwinden und auch spezifische Indikatoren auf jeden einzelnen Kulturbetrieb
anzuwenden (ICUB/PESC, 1999; Quelle:
http://www.bcn.es/accentcultura/cast/
,
Dienstag 18.02.2003).
Damit werden quasi -im positivistischen Sinne- nicht meßbare Dinge versucht faßbar
zu machen. Ähnlich wie das (kultur-)touristische Produkt, welches sich aus ,,greifbaren"
und ,,nicht greifbaren" Komponenten zusammensetzt (TURISME DE BARCELONA,
2000 [2], 18), ist auch die kulturelle Dimension eines Standortes nicht eindeutig
erfaßbar. Begriffe wie kulturelles Flair, Modernität, Attraktivität, Dynamik, etc. treffen
daher alle auf Barcelona zu, lassen sich aber nur indirekt aus einigen (harten)
Indikatoren ableiten.
3
Einer Studie zum Verhältnis von Raum und Kultur einer Stadt muß es aber
vornehmlich auch darum gehen, Stadt als ,,gelebten und angeeigneten Raum" zu
untersuchen (EHRENBERG, 2000, 14). D.h. also sich nicht ausschließlich in
(quantitativen) Messungen zu ergehen, sondern den Stellenwert eines Aspektes der
städtischen Wirklichkeit (in diesem Fall den von Barcelona als Kulturstandort) im
Gesamtzusammenhang der Stadtentwicklung zu erfassen. Dabei bleibt die
Unterschiedlichkeit der Aneignung des Raumes zu berücksichtigen (insbesondere im
Hinblick auf die Aneignung nach sozialen Gruppen), da diese nicht gleichförmig
verläuft und sich in der Ungleichheit im Zugang zur Stadt ausgedrückt (ebenda).
Besonders in diesem Sinne -und wie bereits weiter oben erwähnt- wird in dieser Arbeit
vorgegangen.
1.1.6 Theoriebezug
Die
vorliegende
Arbeit
orientiert
sich
am
Erkenntnisinteresse
der
(handlungstheoretischen) Sozialgeographie und der Raumtheorie von HENRI
LEFÈBVRE.
Die gleichzeitige Einbeziehung der handlungszentrierten Sozialgeographie und der
tendenziell ökonomiezentrierten Theorie von LEFÈBVRE kann problematisch
erscheinen. Es wird allerdings davon ausgegangen, daß das Verhältnis beider
Theorien keine antagonistischen Gegensätzlichkeiten in sich birgt und vielmehr durch
viele Gemeinsamkeiten der Ideen und Intentionen gekennzeichnet ist. Die
Einschätzung, daß für die Ergründung des Gesellschaft-Raum-Verhältnisses in der
3
Im PESC wird darauf hingewiesen, daß ,,ungreifbare" Aspekte der Stadt wie Qualität, Modernität, etc.
neue kulturelle Elemente vorgestalten, welche bestimmend für die Identität der Stadt sind und auf denen
die Projektion und das internationale Prestige Barcelonas beruht (ICUB/PESC, 1999; Quelle:
http://www.bcn.es/accentcultura/cast/
, Dienstag 18.02.2003).

7
Sozialgeographie
vor
allem
das
Vorhandensein
einer
differenzierten
Gesellschaftstheorie und weniger einer differenzierten Raumtheorie entscheidend ist
(WERLEN, 2000, 235), macht -da dies auch die Position von LEFÈBVRE ist- die
gegenseitige Durchdringung beider Konzepte sinnvoll.
Beide Theorien analysieren das Verhältnis von Gesellschaft und (Erd-)Raum, also die
Aufeinanderbezogenheit von gesellschaftlichen Prozessen und (erd-)räumlichen
Verbreitungsformen. Räumliche Gegebenheiten werden bis zu einem gewissen Grad
als Ausdruck der Lebensweise der Menschen aufgefaßt. Die Tätigkeiten der
Menschen an einem bestimmten Ort werden aber ihrerseits auch als durch räumliche
Bedingungen bestimmt verstanden (WERLEN, 2000, 10). Ausgehend von dieser
Prämisse werden in beiden Theorien sowohl Fragen der Organisierung von
Gesellschaften in räumlicher Hinsicht als auch der Rolle des Raumes für das
gesellschaftliche Zusammenleben sowie ihrer gegenseitigen Beeinflussung und
Prägung erörtert.
Die Erkenntnis der marxistischen Sozialgeographie von der dialektischen Beziehung
von Raum und Gesellschaft (ARNOLD, 1988, 305) geht auf LEFÈBVRE zurück. Ihr
Gegenstand sind die Beziehungen zwischen dem gesellschaftlichen Prozeß und dem
Raum (ARNOLD, 1988, 305). Marxistische Sozialgeographie will die hinter der
Evidenz der Dinge (der Erscheinungswelt) und deren meßbaren äußeren
Beschaffenheit, das Wirken gesellschaftlicher Beziehungen bewußtmachen (ARNOLD,
1988, 337).
In der Analyse von LEFÈBVRE wird die Einheit dreier Grundelemente menschlicher
Wirklichkeit betont: Die des Gesellschaftlichen, des Räumlichen und des Zeitlichen.
Diese formen sich gegenseitig und werden voneinander geformt (ELDEN, 2002 [1998],
31). Für ihn ist die Dialektik sowohl zeitlich als auch räumlich, womit die dialektischen
Momente nicht als Dualismen, sondern als Triplizität aufgefaßt werden; durch die
Betonung der Dynamik gesellschaftlicher Prozesse werden statische Gegensätze so
dekonstruiert (GOTTDIENER, 2002 [1993], 23).
Der Raum wird als eine konkrete Abstraktion begriffen, d.h. als ein materielles Produkt
der gesellschaftlichen Verhältnisse (das Konkrete) und als eine Manifestation der
Verhältnisse selbst als ein Verhältnis (das Abstrakte) (GOTTDIENER, 2002 [1993],
22). Raum ist damit Teil der gesellschaftlichen Verhältnisse und muß als historisches
und politisches Produkt der jeweiligen Gesellschaftsformation begriffen werden, um
´verstanden´ werden zu können. Gleichzeitig schließt der Raum als Medium der
Gesellschaft die Möglichkeit mit ein, auf den Prozeß seiner Herstellung bzw. die
gesellschaftlichen Verhältnisse verändernd einzuwirken.
Dabei versucht LEFÈBVRE den Raum in seiner doppelten Beziehung sowohl zu den
Dingen, als auch zu den gesellschaftlichen Verhältnissen zu erfassen. Sein Ziel ist es
den Raum nicht nur in seiner dinglichen oder/und gedanklichen Dimension zu
untersuchen, sondern ihn im Prozeß seiner Produktion und den dafür erforderlichen
Herstellungsvoraussetzungen zu analysieren. Letzteres bezeichnet er als die
Produktion des Raumes, was sowohl in materieller als auch in ideeller Hinsicht
gemeint ist (ELDEN, 2002 [1998], 31).
Die handlungszentrierte Sozialgeographie untersucht diesen Prozeß insbesondere
hinsichtlich der Signifikanz von menschlichen Bedeutungszuweisungen für materielle
Gegebenheiten (Objekte, Räume, etc.) und den Handlungen der Individuen (wobei das
methodologische Primat der sozialen Bestimmungsgründe menschlicher Tätigkeiten
bei der Analyse des Gesellschaft-Raum-Verhältnisses gilt) (WERLEN, 2000, 162). Das

8
daher, da materielle Gegebenheiten zwar kartiert werden können, nicht jedoch deren
subjektive und sozio-kulturellen Bedeutungen. Die Bedeutungen sind nicht Teil ihrer
materiellen Konsistenz. Sie sind diesen vielmehr gesellschaftlich zugeschrieben, aber
ihnen nicht wesensimmanent. Damit sind sie die Träger von Bedeutungen (WERLEN,
2000, 307). Auch nach LEFÈBVRE verleihen handelnde Subjekte bzw. Gesellschaften
dem Raum nicht nur Form, sondern auch Bedeutung. Sie materialisieren sich in
distinkten baulichen Formen und reproduzieren sich damit selber (GOTTDIENER,
2002 [1993], 24).
Im Allgemeinen können immatierelle Gegebenheiten daher nicht in räumlichen
Kategorien erforscht werden oder eindeutig dargestellt werden (WERLEN, 2000, 233).
Räumliche Erscheinungsformen können nach sozialgeographischer Auffassung auch
nicht durch räumliche Argumente erklärt werden bzw. ist die Darstellung
gesellschaftlicher Wirklichkeit in räumlicher Begrifflichkeit unsinnig (WERLEN, 2000,
234). Damit können räumliche Gegebenheiten nur als Medien der Orientierung
alltäglichen Handelns verstanden werden. Räume sind als vom erkennenden und
handelnden Subjekt konstituiert zu begreifen, der Raum 'an sich' existiert damit nicht.
Die gesellschaftliche Konstruktion von Raum erschließt sich demnach durch das
gesellschaftlich bedingte Handeln (WERLEN, 2000, 235).
Daraus folgt die Bedeutungserschließung materieller Artefakte nicht mittels der
Raumanalyse zu erreichen, sondern mittels der Handlungsanalyse. Folglich sind die
Zuordnungsprozesse von Bedeutungen und die Signifikanz von spezifischen
Aneignungen von Objekten und Orten für menschliche Handlungen besonders
aufschlußreich für die Sozialgeographie. Das wissenschaftliche Hauptinteresse der
handlungszentrierten Sozialgeographie gilt damit den menschlichen raumwirksamen
Tätigkeiten
unter
Berücksichtigung
der
subjektiven,
sozio-kulturellen,
gesellschaftskonstitutiven und physisch-materiellen Bedingungen des Handelns, und
nicht der Geographie der Objekte bzw. Artefakte bzw. räumlichen Gegebenheiten 'als
solchen' (WERLEN, 2000, 310).
4
Damit bewegt sich der Fokus der wissenschaftlichen Forschung weg vom Raum, und
hin zur Gesellschaft, was einen Wechsel von der raumwissenschaftlichen zur
sozialwissenschaftlichen Forschungsperspektive bedeutet (WERLEN, 2000, 308). Die
Analyse der räumlichen Gegebenheiten wird zum reinen Bezugspunkt für das
Verständnis von gesellschaftlichen Wirklichkeiten und der Erkenntnis über die
Gesellschaftsform. Die so praktizierte Sozialgeographie ist damit eine
sozialwissenschaftliche Geographie (WERLEN, 2000, 18). Konsequenterweise wird
das Räumliche schließlich als Dimension des Handelns gesehen, nicht umgekehrt
(WERLEN, 2000, 309 f.).
5
Zu einem ähnlichen Schluß kommt in diesem Zusammenhang auch LEVÈBVRE:
4
Neben dem Handeln der Subjekte und der Bedeutung der räumlichen Aspekte für die Verwirklichung
der Handlungen, werden in der handlungszentrierten Sozialgeographie die aus den Handlungsweisen
der Subjekte resultierenden räumlichen Anordnungsmuster analysiert. Diese werden dahingehend
untersucht, inwiefern ihre Herstellungs-, Nutzungs- und Reproduktionslogiken mit gesellschaftspolitisch
akzeptierten Standards zu vereinbaren sind (WERLEN, 2000, 312) und welche Bedeutung sie für
künftiges Handeln oder für dessen Verhinderung haben. Schließlich werden die individuellen und
sozialen Konsequenzen dieser Geographien in lokaler und globaler Hinsicht erforscht (WERLEN, 2000,
310).
5
,,Es geht nicht mehr darum, eine handlungsorientierte Raumwissenschaft betreiben zu wollen. Es geht
vielmehr um das Betreiben einer raumorientierten Handlungswissenschaft." (WERLEN, 2000, 310;
kursiv im Original).

9
,,Wenn Raum ein Produkt ist, muß von unserem Wissen von Raum erwartet werden, daß es den Prozeß
der Produktion wiedergibt und erklärt. Der ´Gegenstand´ des Interesses muß sich somit von den Dingen
im Raum auf die tatsächliche Produktion des Raumes verlagern." (LEVÈBVRE, 1991 [1974], 36 f.).
LEVÈBVRE verwendet hier zwar nicht den Begriff des Handelns, sondern den des
Produzierens; die Richtung seiner Überlegung weist aber in die von WERLEN, zumal
Produzieren dem Kern der Sache nach Handeln ist. Zu einer gleichen Einschätzung
der Bedeutung des Handelns kommt auch die marxistische Soziologie:
,,Die marxistische Soziologie ist sich bewußt, daß in der Gesellschaft im Gegensatz zur Natur bewußte
Individuen gemeinschaftlich handeln, sie betreibt deshalb keine naturdeterministische Prophezeiung,
sondern untersucht die Strukturen und Verhältnisse, die sich aus den Handlungen der Individuen
ergeben sowie die sich dabei abzeichnenden Entwicklungstendenzen. (...) Auch in der marxistischen
Theorie wird das Handeln der Individuen als Ursache und Grundlage aller sozialen Verhältnisse
betrachtet, es wird aber beachtet, daß diese Verhältnisse selbst auch Grundlage des sozialen Handelns
und Verhaltens sind, sobald sie erst einmal existieren." (ARNOLD, 1988, 325).
Der aktive Anteil menschlichen Handelns am Zustandekommen und der Entwicklung
gesellschaftlichen Lebens -die Möglichkeit zielgerichteten, subjektiven Handelns- wird
in der marxistischen Theorie also explizit anerkannt. Der 'Mensch' wird in der
marxistischen Sozialgeographie als Objekt und Subjekt gesellschaftlicher Verhältnisse
aufgefaßt. Marxistische Theorie begreift Gesellschaft damit als von Individuen
historisch erzeugtes Produkt, d.h. soziale Phänomene als durch das wechselseitige
Handeln von Individuen konstituiert. Deshalb können soziale Phänomene durch das
Zurückführen auf das Handeln von Individuen erklärt werden, wobei diese Phänomene
z.T. durch die vorangegangen Generationen geschaffen wurden und damit strukturell
die Handlungen der jeweilig gegenwärtigen Generationen bedingen und in diesem
Sinne Subjekte (auch) zu Objekten machen (ARNOLD, 1988, 291+293). Damit ergänzt
sich
die
marxistische
Sozialgeographie
mit
einer
handlungszentrierten
Sozialgeographie die -gesellschaftliches bedingtes- Handeln 'als solchem' zum
Gegenstand hat, jedoch die Wahlfreiheit der Subjekte bezüglich des Handelns
überbetont.
Für LEFÈBVRE ist der dialektische Charakter des Zusammenhanges von
gesellschaftlichen Verhältnissen und dem Handeln und Verhalten einzelner sozialer
Gruppen und Individuen entscheidend. Insbesondere -aber keineswegs
ausschließlich- wird dabei das Zusammenwirken von handelnden Subjekten und den
gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen untersucht. Ausgehend von der Annahme
eines von materiellen Mängeln und Bedürfnissen geprägten Menschen, der erst durch
Arbeit und Bewußtsein sich selbst und die Gesellschaft historisch (er-)schafft, sind
Arbeit und Produktion zwar die letztendlich bestimmenden Determinanten
gesellschaftlichen Lebens, aber nicht dessen einzige Dimensionen und damit auch
nicht die ausschließlichen Aspekte der Gesellschaftsanalyse.
,,Nach materialistischer Geschichtsauffassung ist das in letzter Instanz bestimmende Moment die
Produktion und Reproduktion des menschlichen Lebens. Mehr hat weder Marx noch ich je behauptet.
Wenn uns jemand das dahin verdreht, das ökonomische Moment sei das einzig bestimmende, so
verwandelt er jenen Satz in eine nichtssagende, abstrakte absurde Phrase. Die ökonomische Lage ist
die Basis, aber die verschiedenen Momente des Überbaus.üben auch ihre Einwirkung auf den Verlauf
der geschichtlichen Kämpfe aus und bestimmen in vielen Fällen vorwiegend deren Form. Es ist eine
Wechselwirkung aller dieser Momente, worin schließlich durch alle die unendliche Menge von
Zufälligkeiten.als Notwendiges die ökonomische Bewegung sich durchsetzt." (FRIEDRICH ENGELS,
zitiert bei ARNOLD, 1988, 288 f.).
In diesem Sinne betont LEFÈBVRE zwar 'in letzter Instanz' die Bestimmung des
Handelns durch die gesellschaftliche Produktionsweise, sieht dieses also als Ausdruck
der sozialen Wirklichkeit (ELDEN, 2002 [1998], 29). LEFÈBVRE fokussiert aber nicht

10
nur das Handeln, welches mit dem Faktor Arbeit verbunden ist, sondern überschreitet
-wo notwendig- die Kritik politischen Ökonomie und verfällt so keinerlei Einseitigkeit
(GOTTDIENER, 2002 [1993], 22).
6
Als vielseitiger Denker vermeidet er jeglichen
Reduktionismus auf die Ökonomie, und orientiert seine Arbeit an materialistischen wie
nicht-materialistischen Betrachtungsweisen zugleich (ELDEN, 2002 [1998], 27).
Die Zentrierung der handlungstheoretisch begründeten Sozialgeographie auf
Tätigkeiten führt zu einem primären Interesse an den symbolischen Komponenten von
räumlichen Gegebenheiten, und zu einem nachgeordneten Interesse an deren
Materialität, ohne dabei die Relevanz der physisch-materiellen Gegebenheiten und
ihrer räumlichen Anordnung zu leugnen. In dieser Perspektive erlangen die
unterschiedlichen Komponenten der räumlichen Gegebenheiten jedoch erst im
Zusammenhang mit der jeweiligen konkreten Ausrichtung der menschlichen
Tätigkeiten im Raum ihre jeweilige Bedeutsamkeit. Abhängig von der thematischen
Ausrichtung des Handelns nimmt der Raum eine andere Bedeutung an und wird in
jeweilig besonderem Sinne Teil des Handelns (WERLEN, 2000, 351). Der
Handelsausrichtung geht aber zunächst eine gedankliche Leistung voraus:
,,Was aber von vornherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, daß er
die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt
ein Resultat heraus, das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon
ideell vorhanden war." (KARL MARX zitiert bei ARNOLD, 1988, 292).
Gleiches gilt auch für räumliches Handeln. Die Vorstellung von Raum geht der
räumlichen Praxis der Menschen voraus. Der ideelle oder gedankliche Entwurf des
Raumes und die physische Beschaffenheit des Raumes stehen also miteinander in
Beziehung (GOTTDIENER, 2002 [1992], 23). Dies verdeutlicht LEFÈBVRE am
Beispiel eines Raumes, der sowohl gedankliche als auch materielle Vorstellungen
verkörpert: ein neuangelegter städtischer Park, welcher erdacht, entworfen und
hergestellt wurde durch Arbeit, Technologien und Institutionen. Die Bedeutung dieses
Raumes und der Raum selbst erfährt dadurch eine Adaptation und Transformation,
daß er von den handelnden Subjekten erfahren und gelebt wird (ELDEN, 2002 [1998 ],
31).
Raum umfaßt für LEFÈBVRE daher ein Triple von Eigenschaften: Raum ist zugleich
eine räumliche Praxis (eine externalisierte, materielle Umwelt), eine Repräsentation
des Raumes (ein konzeptuelles Modell zur Handlungssteuerung) und ein Raum der
Repräsentation (die gelebte soziale Beziehung der Benutzer zu ihrer Umwelt)
(GOTTDIENER, 2002 [1993], 23). Der Charakter des Raumes manifestiert sich so in
dreifacher Hinsicht: als erfahrener, als erdachter und als gelebter Raum. Will heißen,
der Raum ist zum einen physisch-materielle Umgebung und damit wahrnehmbar und
erfahrbar, und zum anderen, von den Menschen auf je spezifische Weise -d.h.
abhängig von der Handlungsintention- gedanklich konstruiert. Darüber hinaus ist der
Raum ein gelebtes Medium, da in ihm Subjekte in Interaktion mit anderen Körpern
treten und ihn mit Symbolen und Bedeutungen ausstatten. Der Raum ist damit eine
Einheit des Physischen, des Mentalen und des Sozialen (GOTTDIENER, 2002 [1993],
23).
7
6
LEFÈBVRE als subjektorientierter Marxist (ARNOLD, 1988, 322) hebt ausdrücklich den Anteil des
Menschen als grundlegend für die Konstituierung aller sozialen Phänomene und Strukturen hervor
(ARNOLD, 1988, 332).
7
Die Merkmalsdimensionen des Raumes der kapitalistischen Produktionsweise sind nach LEFÈBVRE
die des abstrakten und die des sozialen Raumes. Der abstrakte Raum -der durch die Überschneidung
von Wissen und Macht konstituiert wird und hierarchisch gegliedert ist- ist der kapitalistisch geprägte
Raum. Im sozialem Raum materialisieren sich hingegen die Handlungen der Subjekte, ihre alltägliche
Praxis. Der abstrakte Raum ist durch Homogenisierung und Fragmentierung -zwei Grundmerkmalen der

11
1.2.Grundlegende Aspekte der räumlichen Verhältnisse
Barcelonas
1.2.1 Topographische Rahmenbedingungen Barcelonas
Barcelona liegt auf 02°12´04´´ östlicher Länge (gleicher Meridian wie Paris) und
41°23´12´´ nördlicher Breite (nahezu gleicher Breitengrad wie Rom). Die Stadt ist Teil
Kataloniens (Catalunya bzw. Cataluña), eines im Nordosten der Iberischen Halbinsel
gelegenen kleinen (historischen) Landes mit einer Fläche von 31.895 qm² (entspricht
6,3% der Staatsfläche Spaniens). Katalonien ist durch seine Lage, sein Klima und
seine Vegetation ein mediterranes Land; dies gilt besonders für das trockene
Katalonien (Küstenstreifen und Landstriche im Inneren). Gleiches gilt bezüglich dieser
Kennzeichen damit auch für die am Mittelmeer gelegene Stadt Barcelona
(PUIGJANER, 1997, 7; -AJUNTAMENT-DEPARTAMENT D´ESTADÍSTICA-, 2000, 7).
Die Mittelmeerküste Kataloniens erstreckt sich über eine Länge von 580 Kilometern.
Auf der Landseite beträgt die Grenze Kataloniens zu den angrenzenden spanischen
Regionen País Valencià und Aragon sowie den Staaten Andorra und Frankreich
insgesamt 775 Kilometer (PUIGJANER, 1997, 7). Die Küste des Landes läßt sich in
drei charakteristische Abschnitte unterteilen: Im Norden die Costa Brava, südlich
davon die Costa del Maresme (auf deren Höhe auch Barcelona liegt) und im Süden
die Costa Daurada. Die Küstenlänge Barcelonas beträgt insgesamt 13,20 km, von
denen 4,2 Kilometer Strandpromenade sind. Diese reicht vom Stadtviertel Barceloneta
bis zum Stadtviertel Besòs im Norden der Stadt (AJUNTAMENT -BARCELONA
INFORMACIÓ-, 1999, 48).
Das Erscheinungsbild Kataloniens wird vor allem durch vier Gebirgsketten geprägt.
8
Eine davon verläuft auch entlang von Barcelona, nämlich der litorale Gebirgszug bzw.
die Serra de Collserola als Teil dieser Kette. Diese Vorgebirgskette mit dem Berg
Tibidabo als höchstem Punkt (532 Meter), begrenzt die Stadt in (nord-)westlicher
Richtung; (süd-)östlich wird Barcelona vom Mittelmeer begrenzt. Barcelona erstreckt
sich damit über einer von der Serra de Collserola bis zum Mittelmeer reichenden
Ebene, welche zumeist leicht abfällt und vereinzelt durch einige Hügel (die der Serra
de Collserola vorgelagerten kleinen Hügelkette) unterbrochen wird. Diese Ebene wird
durch die im Südwesten der Stadt gelegene Erhöhung des steil zur Mittelmeerküste
hin abfallenden Montjuïc überragt; südlich des Montjuïc mündet der Fluß Llobregat in
einer breiten, fruchtbaren Talebene. Der Muntanya Pelada begrenzt in nordöstlicher
Richtung die Ebene Barcelonas; jenseits des Muntanya Pelada öffnet sich im Norden
das Durchbruchstal des Flusses Besòs (PUIGJANER, 1989, 9 f.).
Kapitallogik- geprägt. Dieser Raum wird quantifiziert und zum Objekt der Planung und der
kapitalistischen Verwertung gemacht; alle nicht kapitalistischen Tendenzen werden absorbiert
(LEFÈBVRE, 2002 [1975],12 ff). In der Konsequenz bedeutet dies, daß die Zuteilung von Raum im
Kapitalismus nach Klassen erfolgt und die gesellschaftliche (Raum-)Planung Klassenstrukturen
reproduziert. Strukturen und Verhältnisse einer bestimmten Gesellschaftsformation gleichen sich damit
in sozialer und räumlicher Perspektive (ARNOLD, 1988, 305). Quantitativ drückt sich dies in zu viel
Raum für die Reichen und zu wenig für die Armen, und qualitativ in der ungleichen Entwicklung von
Orten oder beidem zugleich, aus. Die politische Ökonomie des Raumes basiert damit auf der Strategie
der Verknappung (ELDEN, 2002 [1998], 28).
8
Die vier Gebirgsketten welche Katalonien durchziehen sind die Pyrenäen im Norden des Landes mit
Gipfelhöhen zwischen 2500 und 3143 Metern (höchster Gipfel ist der Pica d´Estats), das transversale
System mit Höhen von 1300 bis 1500 Metern, das prälitorale System (u.a. mit dem Montserrat [1236
Meter] und dem Montseny [1712 Meter]) sowie die litorale Kette mit Höhen um 500 Metern über dem
Meeresspiegel (PUIGJANER, 1989, 9).

12
Das Stadtgebiet von Barcelona umfaßt eine Gesamtfläche von 99,07 km². Die Distanz
zwischen der Serra de Collserola und dem Hafen der Stadt beträgt
8 km, die zwischen
dem Berg Montjuïc und dem Fluß Besòs
9 km. Grundfläche und Durchmesser des
Stadtgebietes sind für metropolitane Verhältnisse also nicht sonderlich groß; ein
Großteil der Distanzen innerhalb der historischen Stadtteile kann deshalb bei
entsprechender Resistenz gegenüber dem Straßenverkehrslärm ohne weiteres zu Fuß
bewältigt werden (AJUNTAMENT -BARCELONA INFORMACIÓ-, 1999, 48).
Es sei hier betont, daß diese topographischen Bedingungen unbedingt beim
Betrachten des Stadtgrundrisses, der dichten Bebauung und Bevölkerungs-
konzentration in der Stadt bzw. der gesamten räumlichen Verhältnisse Barcelonas
bedacht werden müssen. Dies insbesondere im Hinblick auf die geringe Größe der
verbliebenen städtebaulichen Expansionsflächen und den damit verbundenen reellen
Sachzwängen für die Stadtplanung bzw. für die Verortung der Kulturbetriebe.
1.2.2 Die urbane Struktur Barcelonas
Dem Stadtgebiet Barcelonas liegt eine pluralistische Struktur zugrunde. Der
Stadtgrundriß läßt sich in vier verschiedene urbane Strukturen untergliedern: 1. Der
Altstadt (Ciutat Vella) als historischem Stadtgefüge, 2. dem Eixample als
Stadterweiterung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach dem Schleifen der
Altstadtmauern, 3. die bis Ende des 19.Jahrhunderts um die Stadt verteilten und
danach eingegliederten Dörfer und Vorstädte (insbesondere Gràcia, Sants und Sant
Andreu) und 4. die peripheren Zonen der Stadterweiterung der 1950er und 1960er
Jahre sowie die heutige Industrie- und Gewerbezone Zona Franca (LUSSI, 1994, 162).
Die Umlandgemeinden die sich direkt, d.h. ohne wahrnehmbaren physischen 'Bruch'
an das Stadtgebiet von Barcelona anschließen und damit das räumliche Kontinuum
Barcelona bilden, sind im Norden die Gemeinden Sant Adrià de Besòs, Santa Coloma
de Gramenet und an diese direkt anschließend Badalona. Im Süden sind es
L´Hospitalet de Llobregat und El Prat de Llobregat, und im (Süd-)Westen ist es
Esplugues de Llobregat (CUBELES/FINA,1999, 9; AJUNTAMENT- DEPARTAMENT
D´ESTADÍSTICA-, 2000, 4) -siehe Band II, Kapitel .VII, Karte 10.-.
Das
Stadtgebiet
von
Barcelona,
welches
durch
eine
gutausgebaute
Verkehrsinfrastruktur erschlossen wird, ist verwaltungsmäßig in zehn Districts
(= Distrikte) eingeteilt: 1.Ciutat Vella, 2.Eixample, 3.Sants-Montjuïc, 4.Les Corts,
5.Sarrià-Sant Gervasi, 6.Gràcia, 7.Horta-Guinardó, 8.Nou Barris, 9.Sant Andreu und
10.Sant Martí (offizielle Durchnumerierung) -siehe Band II, Kapitel VII, S.12-. Diese
sind rund um den Altstadtkern (= Ciutat Vella) im Uhrzeigersinn angeordnet. Die
Distrikte sind jeweils in einzelne Barris (= Stadtteile) unterteilt. Daneben existieren
mehrere statistische Erhebungseinheiten. Dies sind als kleinste Einheit 1.919 Seccions
Estadístiques, gefolgt von derzeit 1.491 Secciones Censales (SC), 110 Unitats
Estadístiques Bàsiques (UEB), 248 Zones de Recerca Petites, und als größte Einheit
38
Zones
Estadístiques
Grans
(AJUNTAMENT,
2003;
Quelle:
http://www.bcn.es/estadistica/catala/terri/index.htm
, Freitag 31.01.2003) -siehe Band
II, Kapitel VII, S.13 ff.-.
Alle historischen Stadtteile (Altstadt und umliegende Dörfer/Vorstädte) werden auf
organischer Weise durch das Eixample-Muster vereinigt, wohingegen die seit den
1950er Jahren entstandenen Quartiere ,,wie ein Gürtel in teilweise chaotischer Manier"
um das bis dahin bestehende Stadtgebiet angelegt sind (LUSSI, 1994, 161). Das
Eixample (= Stadterweiterung) charakterisiert sich durch sein orthogonales,

13
schachbrettartiges Straßennetz, die dadurch entstehenden gleichgroßen und
gleichgeformten
Bebauungsflächen
und
die
dort
verlaufenden
großen
Durchgangsstraßen. Letztere verlaufen zum Teil parallel (Gran Via de les Cortes
Catalanes und der Passeig de Sant Joan) oder diagonal zum Raster (Avinguda de la
Meridiana und die Avinguada Diagonal). Weitere Hauptverkehrsachsen bilden der
Passeig de Gràcia und der Passeig de la Marina, welche von (Süd-)Osten nach (Nord-
)Westen verlaufen. Die Höhenbebauung des Eixample ist durch die optische
Dominanz gleichgroßer orthogonaler Häuserblocks (= manzanas) geprägt (ebenda).
Den Übergang vom Eixample zur Ciutat Vella bildet der riesige Placa de Catalunya
(= Platz von Katalonien). Die Straßenstruktur der Ciutat Vella ist vor allem durch den
achsenförmigen Verlauf von West nach Ost der Rambles (dem Boulevard der Stadt
par excellence) und der Via Laietana gekennzeichnet; beide durchschneiden als
geradlinige Hauptstraßenzüge das Gassengewirr des Altstadtgebietes bis zum alten
Hafen (Port Vell). Dieser und ein -anstelle der ehemaligen Stadtmauern-
Transportnetzwerk breiter Ringstraßen (Rondas) umschließen das historische Zentrum
Barcelonas. Der Industrie-Hafen (Port Franc de Barcelona) liegt unterhalb des
Montjuïc bzw. noch darüber hinaus in Richtung Süden. Er umfaßt eine Fläche von 300
ha.
Der Anillo Rondas, ein spezieller Umgehungsstraßenring mit Verbindung zu allen
großen Zugangsstraßen der Stadt, umfaßt das gesamte Stadtgebiet und einen Teil der
umliegenden Gemeinden Barcelonas. Der Straßenring soll die Zufahrts- und
Ausfahrtsströme effizienter als das aus dem Jahre 1856 stammende städtische
Radialsystem des Straßennetzes verteilen. Der Ring ist auch mit den Autobahnen im
Norden und Süden der Stadt verbunden (EHRENBERG, 2000, 103).
Die Flächennutzung im Stadtgebiet verteilt sich zu
17,9% auf Forstflächen, zu 9,3%
auf urbane Grünflächen, zu 56,2% auf Höhenbebauung und zu 16,6% auf Straßen und
Plätze. Der flächenmäßig größte Distrikt ist Sant Martí, der kleinste Ciutat Vella
(AJUNTAMENT -BARCELONA INFORMACIÓ-, 1999, 48). Dabei ist die
architektonische Substanz der Stadt von eindrucksvoller historischer Kontinuität. Dies
hat seine Ursache u.a. darin, daß es seit dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges
(1700-1714) in Barcelona keine großflächigen Zerstörungen des städtebaulichen
Erbes gab; auch während des Spanischen Bürgerkrieges erfolgte keine
Flächenbombardierung der Stadt (SUBIRÓS, 1999, 14).
9
Die sozialräumliche Gliederung Barcelonas ist durch vier große Zonen
gekennzeichnet. In den Distrikten Les Corts und vor allem Sarrià-Sant Gervasi leben
vornehmlich Leute des Oberschichtsektors. Der Distrikt Eixample ist seit dem
19.Jahrhundert der traditionelle Wohnort der Mittelschicht. Die Distrikte Gràcia und
Horta-Guinardó sind Wohnorte der mittleren Bildungsschichten; dort ist das
durchschnittliche Einkommen allerdings (deutlich) geringer als in den vorher
genannten Distrikten. In den Stadterweiterungen der Nachkriegszeit -vor allem
innerhalb der Distrikte Nou Barris und Sant Andreu- (entlang der Avinguda Meridiana
und der anschließenden Bahntrasse im Norden), dem Distrikt Ciutat Vella und den
früher industriell geprägten Distrikt Sant Martí sowie dem Distrikt Sants-Montjuïc
wohnen vor allem Leute der sozialen Unterschicht (WEST, 2001, 154 ff.).
9
Das städtebauliche Erscheinungsbild Barcelonas wird in besonderer Weise durch die Gotik (Barri
Gòtic [= Gotisches Viertel] -siehe Band II, Kapitel VII, S.27-, welches das gesamte Gebiet der
ehemaligen Römerstadt Barcino umfaßt -siehe Band II, Kapitel VII, S.9), den modernisme (vor allem
im Eixample) -siehe Band II, Kapitel VII, S.28- und die zeitgenössische Architektur (urbaner
Transformationsprozeß seit 1979) geprägt.

14
1.2.3 Administrative und territoriale Gliederung Barcelonas
Die Organisation des spanischen Staates umfaßt hierarchisch gegliedert die
zentralstaatliche Ebene, die periphere Ebene (mit den Diputaciones Provinciales
[= Provinzabordnungen]), die autonome Ebene (mit den jeweiligen Regierungen der
autonomen Länder) und die lokale Ebene (mit den Ayuntamientos bzw. Ajuntaments
(= Gemeinde- und Stadträte bzw. -verwaltungen) (AJUNTAMENT, 2003; Quelle:
http://www.bcn.es/castella/laciutat/barcelona/welcome.htm
, Dienstag 14.01.03).
Barcelona ist Hauptstadt der Comunidad Autónoma de Catalunya (= Autonome Region
Katalonien). Grundlage der Landesverwaltung Kataloniens ist das Estatuto de
Autonomía de Cataluña (= Autonomiestatut von Katalonien), das auf dem Artikel 151
der Constitución Española (= spanische Verfassung) beruht (PETSCHEN, 1992, 86).
Das Autonomiestatut wurde 1979 vom Madrider Parlament ratifiziert und in Katalonien
im selbem Jahr durch ein Referendum bestätigt.
10
Das Autonomiestatut ist ein
Staatsorgan in Form eines Staatsgesetzes, welches die politischen Institutionen
Kataloniens, deren Kompetenzen und ihre Beziehungen zum Staat reguliert. Auf
diesem Statut fußt damit die gesamte politische Selbstverwaltung des
Autonomiegebietes (PUIGJANER, 1989, 33).
11
Die Gesamtheit der durch das Autonomiestatut etablierten politischen Institutionen
konstituiert in Katalonien die Generalitat de Catalunya (= Autonome Regierung von
Katalonien). Diese setzt sich aus dem Parlament (= Parlament), dem Präsidium der
Generalitat mit dem ihm vorstehenden Präsidenten (= President de la Generalitat) und
der Regierung (= Govern oder Consell Executiu) zusammen. Die Landesaufgaben
werden durch dreizehn Departaments (= Ministerien) bearbeitet (PUIGJANER, 1997,
19).
12
Diesen Teilsystemen der Macht liegen -wie beispielsweise in der Bundesrepublik
Deutschland- die üblichen Funktionsweisen einer parlamentarisch-repräsentativen
Demokratie zugrunde. Die Kompetenzen Kataloniens gegenüber der Zentralregierung
in Madrid sind aufgrund des Autonomiestatutes aber weitreichender als etwa die eines
Bundeslandes gegenüber dem ´Bund´ in Deutschland.
Nach den Bestimmungen des Autonomiestatuts kommt der Generalitat in einer Reihe
von gesellschaftspolitischen Bereichen ausschließliche legislative und exekutive
Entscheidungshoheit zu (PUIGJANER, 1997, 24). Dazu gehören auch ´Kultur´,
´Historische, künstlerische, monumentale, architektonische, archäologische und
naturwissenschaftliche Schätze des Landes´, ´Archive, Bibliotheken und Museen´,
´Territoriale Politik, Stadtplanung und Wohnungswesen´, ´Tourismus´, ´Sport, Freizeit
10
Mit dem Statut wurde auch die offizielle Zweisprachigkeit in Katalonien eingeführt. Neben dem
Kastilischen bzw. Spanischen (= Castellano) ist das Katalanische (= Català) Amtssprache in allen
öffentlichen Bereichen Kataloniens; das Katalanische ist also kein Dialekt des Kastilischen, sondern
eine eigenständige romanische Sprache (PUIGJANER, 1997, 12).
11
Das Autonomiestatut ist im Verlauf der 1980er Jahre auf alle historischen Regionen Spaniens
ausgedehnt worden, so daß Spanien heute eine de facto föderalistische Staatsorganisation besitzt. Das
Staatsterritorium Spaniens setzt sich aus 17 Comunidades Autónomas zusammen. Die Rechte und
Aufgaben der insgesamt 17 Landesparlamente (entspricht der Anzahl der Comunidades) sind in
Autonomiestatuten festgeschrieben. Die Staatsform Spaniens ist aber nach wie vor die einer
parlamentarischen Monarchie, was in der Verfassung festgeschrieben steht.
12
Seit 1980 ist Jordi Pujol von der CDC (= Convergència Democràtica de Catalunya) Präsident der
Generalitat. Dessen Partei bildet zusammen mit der UDC (= Unió Democràtica de Catalunya) seit 1980
die Regierungskoalition CiU (= Convergència i Unió) im Landesparlament von Katalonien. Die CDC ist
,,eine klassenübergreifende katalanisch nationalistische Partei" und die UDC eine ,,katalanisch
nationalistische" Partei mit Orientierung an humanistischen und christlichen Werten (PUIGJANER, 1997,
24).

15
und kulturelles Angebot´ und ´Veranstaltungen´. Daneben existiert ein zweiter
Komplex von Kompetenzen, in dem die Generalitat legislative und exekutive
Teilfunktionen ausübt (u.a. ´Bildung und Erziehung) (PUIGJANER, 1989, 34 f.).
Die territoriale Organisation der Comunidad Autónoma de Catalunya ist durch die
Municipios (= Gemeinden) als unterster Einheit, den Comarques (=~[Land-]Kreisen)
und den Demarcaciones Supracomarcales (=~überregionale Kreise) als oberster
Einheit geprägt. Die Comarca ist eine nach geographischen, wirtschaftlichen und
kommerziellen Kriterien eingerichtete politische Verwaltungseinheit und umfaßt
mehrere Municipios. Die das Stadtgebiet Barcelonas miteinschließende Comarca ist
Barcelonès und umfaßt außerdem die Gemeinden Badalona, Hospitalet de Llobregat,
Sant Adrià Besòs und Santa Coloma Gramenet. Insgesamt gibt es in Katalonien 41
einzelne Comarques. Die Demarcacion Supracomarcal im Gebiet von Barcelona ist
die Área Metropolitana de Barcelona (= Metropolitanes Gebiet von Barcelona), die
eine gemeindeübergreifende Planungszone darstellt. Darüber hinaus existiert noch
eine aus dem Jahre 1833 stammende staatliche Territorialaufteilung Kataloniens in 4
Províncies (= Provinzen). Die Provinzen sind Barcelona (bestehend aus 311
Gemeinden), Tarragona, Lérida und Gerona (PUIGJANER, 1989, 10 f.) -siehe Band
II, Kapitel VII, S.3-.
Die Struktur der öffentlich-rechtlichen Verwaltung Kataloniens ist -neben eben derer
der Generalitat- vor allem durch 3 hierarchisch gegliederte Ebenen gekennzeichnet.
Die Ajuntaments als unterster Verwaltungseinheit sollen vor allem bürgernahe
Funktionen übernehmen. Die Comarques als nächst höhere Einheit sollen die Leitung
überlokaler Funktionen und ihnen von Seiten der Ajuntaments übertragene Aufgaben
ausführen. Aufgabe der höchsten Verwaltungsebene, die der Diputaciones
Provinciales, ist es die Koordination, Assistenz und Kooperation zwischen bzw. mit
den Gemeinde- und Stadträten zu schaffen und verschiedene über die einzelnen
Comarcas hinausreichende Funktionen auszuführen (CUBELES/FINA, 1999, 13;
GENERALITAT, 2003; Quelle:
http://www.gencat.es/catalunya/orga2.htm
, Freitag
17.01.2003).
Dabei kommt den Ayuntamientos/Ajuntaments bzw. Municipios ein besonderes
politisches Gewicht zu. Laut der Verfassung und dem Autonomiestatut ist die
Gemeinde das Basiselement der politischen Struktur des spanischen Staates. Dies gilt
im besonderen Maße für die Ayuntamientos von Barcelona und Madrid, welche durch
das Ley de Régimen Local (= ~Gesetz über die lokale Organisierung) eine
Sonderstellung gegenüber dem Staat einnehmen. Neben anderen Vorrechten billigt
dieses Gesetz die gesonderte Organisation und Verwaltung der Stadt Barcelona zu,
was das Ajuntament de Barcelona (= Stadtregierung bzw. Stadtverwaltung von
Barcelona) in eine Sonderbeziehungen zur Zentralregierung versetzt. Dieses Gesetz
garantiert der Stadt Barcelona außerdem Sonderfinanzmittel und würdigt das
Vorhandensein der metropolitanen Realität Barcelonas durch die Billigung der
Formierung von Comisiones Urbanísticas (= Urbane Kommissionen) sowie
gemeinsamen Dienstangeboten von Barcelona und anderen Gemeinden
(AJUNTAMENT, 2003; Quelle:
http://www.bcn.es/castella/laciutat/barcelona/welcome.htm
, Dienstag 14.01.03).
Das Ajuntament de Barcelona erfüllt seine Aufgaben in Form themenspezifischer
Comissions (= Kommissionen). Jeder Comission steht ein spezielles Ponèncie
(= Referat) zur Seite. Die einzelnen Distrikte der Stadt werden von den Consells
Municipals de Districte (= Gemeinderäte des Distrikts) verwaltet. Dem Ajuntament
steht gegenwärtig JOAN CLOS (PSC) als Bürgermeister vor; die Stadtregierung setzt
sich derzeit aus Vertretern der PSC, der ERC-EV und der IC-V zusammen.

16
1.2.4 Der metropolitane Großraum Barcelona
Nach dem Selbstverständnis des Ajuntament kommen Barcelona mehrere Rollen zu:
Die als Hauptstadt Kataloniens, als Stadt der Städte eines urbanen Großraumes, als
,,´andere´ Hauptstadt Spaniens", als Standort in Europa und in der Welt sowie als
Zentrum des Mittelmeerraumes und Brücke der Kulturen (AJUNTAMENT, 2000, 41;
Quelle:
http://www.bcn.es/catala/ajment/pam/webpam/pam2000-2003.doc
, Mittwoch
12.02.2003). Die Rolle Barcelonas als Stadt der Städte, d.h. als Teil der polynuklearen
Regió Metropolitana de Barcelona (RMB= Metropolitane Region von Barcelona)
-siehe Band II, Kapitel VII, S.2 ff.-, ist im vorliegenden Zusammenhang besonders
von Bedeutung.
Die Bevölkerungszahl der RMB beläuft sich auf etwa 4,3 Millionen Einwohner, was
etwa Zweidrittel der Gesamtbevölkerung Kataloniens (6,14 Millionen Einwohner) und
15,6% der Bevölkerung Spaniens entspricht.
13
Bezüglich der demographischen
Dimension ist die Region damit die sechstgrößte metropolitane Region der EU und die
an dritter Stelle dichtbesiedelste Region der EU (
22@bnc
, 2003; Quelle:
http://www.bcn.es/22@bcn/cast/presentacion/index.html
, Freitag 31.01.2003).
14
Die RMB ist seit 1994 durch ein intensives ökonomisches Wachstum und durch ihre
beständige territoriale Ausweitung gekennzeichnet (TRULLEN, 2000, 50). La
Barcelona real (= das faktisch bestehende Barcelona), also die RMB, stellt nahezu 2
Millionen Arbeitsplätze bereit. Von dort aus werden 22,5% aller industriellen und nicht-
industriellen
Güter
Spaniens
exportiert
(
22@bnc
,
2003;
Quelle:
http://www.bcn.es/22@bcn/cast/presentacion/index.html
, Freitag 31.01.2003), was die
RMB zur fünftgrößten Exportregion der EU macht (TRULLEN, 2000, 50).
15
Die
Wirtschaftsstruktur der Stadt Barcelona ist jedoch überdeutlich durch den
Dienstleistungssektor geprägt. Die Verteilung der Beschäftigten auf die verschiedenen
Wirtschaftssektoren ist Barcelona ähnlich wie in anderen westeuropäischen
Großstädten. 71,9 % der Beschäftigten sind im tertiären Sektor, 27,7% im sekundären
Sektor und 0,4% im primären Sektor beschäftigt (DEPARTAMENT D`ESTADÍSTICA,
2000, 33; AJUNTAMENT -DEPARTAMENT D´ESTADÍSTICA-, 2002, 37+57).
16
Gegenwärtig umfaßt die RMB eine Fläche von 478 Quadratkilometern und ist nach
dem Großraum Madrid die zweitgrößte Agglomeration Spaniens. Die RMB setzt sich
13
Die Einwohnerzahl der gesamten Provincia de Barcelona beläuft sich auf rund 4,8 Millionen
Einwohner (AJUNTAMENT -DEPARTAMENT D´ESTADÍSTICA-, 2002, 4).
14
Barcelona ciudad (= Barcelona Stadt) ist mit 1,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt
Spaniens; die Einwohnerzahl pro Quadratkilometer beträgt in Barcelona ciudad 14.910/qm². Die hohe
Bevölkerungsdichte innerhalb der Stadt ist vor allem auf die geringe Flächenausdehnung der Stadt und
die lange Zeit verhinderte Stadterweiterung Barcelonas zurückzuführen. Die Bevölkerung verteilt sich
dabei sehr ungleich auf die Distrikte. Die höchste Bevölkerungskonzentration ist im Eixample mit 33.334
Einwohnern pro Quadratkilometer zu verzeichnen (AJUNTAMENT -DEPARTAMENT D´ESTADÍSTICA-,
2002, 4+9).
15
Der Industrialisierungsprozeß Spaniens begann im wesentlichen in Katalonien und war dort bis zu
Anfang des 20.Jahrhunderts auch am fortgeschrittensten. Zunächst siedelten dort vornehmlich Betriebe
der Textilindustrie an, später auch der Hütten-, Elektro- und Chemieindustrie (GARCIA, 1993, 253).
Katalonien fungierte daher im 19. Jahrhundert als ,,Lokomotive" der wirtschaftlichen Aktivitäten
Gesamtspaniens (PUIGJANER, 1997, 11). Der erste Industrialisierungsschub erfaßte die Stadt bereits
zwischen den dreißiger und sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Nach einer krisenhaften
Entwicklung konnte gegen Ende des 19.Jahrhunderts nicht zuletzt mit Hilfe von Kolonialkapital, eine
allmähliche sektorale Verbreiterung der Industrie eingeleitet werden (BAUMEISTER, 2002, 449-463).
16
Die entsprechenden Daten für die Entitat Metropolitana und die RMB sind ähnlich wie die von
Barcelona, wenn auch etwas mehr Beschäftigte im primären und sekundären Wirtschaftssektor zu
verzeichnen sind. Die Arbeitslosenzahl in der RMB betrug 2001 rund 7% (AJUNTAMENT
-DEPARTAMENT D`ESTADÍSTICA-, 2000, 33; AJUNTAMENT -DEPARTAMENT D´ESTADÍSTICA-,
2002, 37+57).

17
aus der Stadt Barcelona und der funktionellen Verflechtungszone der Stadt, einem
weiträumigen Umland, zusammen (CUBELES/FINA,1999, 9; AJUNTAMENT
-DEPARTAMENT D´ESTADÍSTICA-, 2000, 4). Insgesamt besteht die RMB aus der
Comarca Barcelonès und 6 weiteren Comarques (Alt Penedès, Baix Llobregat, Garraf,
Maresme, Vallès Occidental und Vallès Oriental). Diese verteilen sich in einem Radius
von rund 30 km um die Comarca Barcelonès. Die Comarques der RMB umfassen 163
Einzelgemeinden. Insgesamt existieren in diesem Gebiet jedoch 200 lokale
Verwaltungseinheiten mit eigenständigen institutionellen Kompetenzen, wodurch die
Regionalentwicklung des Gebietes in hohem Maße politisch fragmentiert ist
(EHRENBERG, 2000, 84).
Um der metropolitanen Planung Barcelonas effektiver zu entsprechen, wurde von der
Generalitat 1987 parallel zum Gesetz zur regionalen Gliederung Kataloniens in
Comarques ein Gesetz zur Festlegung und Ordnung der öffentlichen Maßnahmen der
verschiedenen im Ballungsgebiet von Barcelona agierenden Verwaltungen
verabschiedet
(GENERALITAT,
2003;
Quelle:
http://www.gencat.es/catalunya/orga6.htm
, Mittwoch 22.01.2003).
17
Dadurch soll die Koordinierung, Leitung und Ausführung bestimmter Leistungen durch
die Gemeinden und die Rückübertragung von Kompetenzen an die von den
Beschneidungen durch metropolitane Körperschaften betroffenen Gemeinden erreicht
werden. Ziel ist die stadtplanerische Integration im regionalen Umfeld Barcelonas. Die
konkreten Planungsmaßnahmen betreffen die Ordnung des Territoriums, der Küste
und des Städtebaus, des öffentlichen Personennahverkehrs, der Wasserversorgung
und
des
Müllmanagements
(GENERALITAT,
2003;
Quelle:
http://www.gencat.es/catalunya/orga6.htm
, Mittwoch 22.01.2003).
18
Diese administrative Abstimmung in der Planung der Gemeinden des
Metropolenraumes wird durch spezielle planerische bzw. organisatorische Instrumente
zu erzielen versucht. Wichtigstes Instrument sind die metropolitanen Körperschaften.
Zum einen ist das die Entitat Metropolitana del Transport de Barcelona
(= Metropolitane Körperschaft des Transports von Barcelona) und zum anderen die
Entitat Metropolitana de Serveis Hidràulics i del Tractament de Residus de Barcelona
(= Metropolitane Körperschaft der Wasserversorgung und der Müllbeseitigung von
Barcelona).
Beide
Körperschaften
-welche
jeweils
aus
verschiedenen
Einzelunternehmen zusammengesetzt sind- sind in der Entitat Metropolitana del Medi
Ambient de Barcelona (= Metropolitane Körperschaft der Umwelt von Barcelona)
zusammengefaßt. Diese wurde zur Erfüllung der gesetzlich vorgeschriebenen
metropolitanen Leistungen (öffentlicher Nahverkehr, Wasserversorgungsplanung und
Müllmanagement) gegründet (Telefonische Auskunft von Herrn CARLOS MARÍN
[MMB], Tel.: 932 235 151, Montag 20.01.2003).
19
17
Dem vorausgegangen war die gemeindeübergreifende Planungsarbeit der Comisión de Urbanismo
(1953-1974) und der Incorporación Metropolitana (1974-1987) (Telefonische Auskunft von Herrn
CARLOS MARÍN [MMB], Tel.: 932 235 151, Montag 20.01.2003).
18
Das gesetzlich definierte Gebiet in dem die Maßnahmen zur Geltung kommen, ist die Área
Metropolitana de Barcelona. Die Gebietsfläche dieser Zone umfaßt 585,17 km² und setzt sich aus 33
funktionell miteinander verbundenen Gemeinden zusammen; die Bevölkerungszahl des Gebietes
beläuft sich auf rund 2,9 Millionen Einwohner (AJUNTAMENT -DEPARTAMENT D`ESTADÍSTICA-,
2000, 7 f.).
18
Die MMB ist ein freiwilliger Zusammenschluß von Gemeinden der Área Metropolitana de Barcelona
(Telefonische Auskunft von Herrn CARLOS MARÍN [MMB], Tel.: 932 235 151, Montag 20.01.2003).
19
Ein weiteres öffentlich-rechtliches Unternehmen zur Planung bzw. Durchführung von Projekten der
städtischen bzw. regionalen Entwicklung ist Barcelona Regional. Dabei handelt es sich um eine
Aktiengesellschaft, die sich aus öffentlich-rechtlichen Körperschaften und Unternehmen der RMB
zusammensetzt. Diese haben sich 1993 zusammengeschlossen, um die Umsetzung der über die

18
Mit dem seit 1989 eingesetzten Pla estratègic de Barcelona (= Strategischer Plan von
Barcelona) wurde ein zusätzliches planerisches Instrument zur Definition der Ziele,
Strategien und Maßnahmen zur regionalen Entwicklung des metropolitanen
Großraumes von Barcelona geschaffen. Gegenwärtig ist der III Pla estratègic de
Barcelona 1999-2005 gültig. Teil des Planes ist auch der Sonderplan III Pla estratègic
econòmic i social de Barcelona (= Strategischer sozio-ökonomischer Plan Barcelona).
Die Zielsetzung des gegenwärtigen Planes konzentriert sich auf
- die Fortschreibung der Entwicklung innerhalb der RMB,
- die Bemühung um Beschäftigungszuwachs (insbesondere von Menschen mit
Behinderung, Frauen, Jugendlichen und über 45-Jährigen),
- Entwicklung der Stadt des Wissens,
- Garantie der sozialen Kohäsion (Förderung der Partizipation)
- und die Stärkung der Stadt innerhalb Europas sowie die Entwicklung von
besonderen Beziehung zu Regionen außerhalb Spaniens (vor allem des
Mittelmeers und Lateinamerikas)
(AJUNTAMENT, 2000, 38; Quelle:
http://www.bcn.es/catala/ajment/pam/webpam/pam2000-2003.doc
, Mittwoch
12.02.2003).
Der Pla estratègic de Barcelona wird in Zukunft durch den Pla estratègic metropolità
de Barcelona (= Metropolitaner Strategieplan von Barcelona) abgelöst werden -siehe
Band II, Kapitel VII, S.8-. Der Plan wird für 35 Gemeinden des Ballungsraumes von
Barcelona gelten, wozu die Gemeinden der Entitat Metropolitana del Medi Ambient de
Barcelona, der Entitat Metropolitana del Transport de Barcelona und der
Mancomunidad de Municipios de Barcelona (MMB= Gemeindeverband der
Gemeinden des Metropolengebietes von Barcelona)
20
gehören. Das Planungsgebiet
des Planes wird 628 km
2
und 2.923.114 Millionen Einwohner umfassen (PLA
ESTRATÈGIC
METROPOLITÀ
DE
BARCELONA,
2002;
Quelle:
http://www.bcn2000.es/cas/06-062/documento_n1.doc
, Freitag 07.02.2003).
1.3 Neueste Projekte in der Stadtentwicklung Barcelonas
Nach dem Ende der Entwicklungsphase rund um die Olympischen Spiele -siehe
Band II, Kapitel XI S.7 ff.+11 ff.- und der Neupositionierung Barcelonas im
metropolitanen Weltsystem bzw. europäischem Städtenetz im Laufe der 1990er Jahre,
hat Barcelona zu Anfang des neuen Jahrtausends eine neue Phase der
Stadtentwicklung begonnen.
,,Ein neuer Impuls und mit Zuversicht auf die Zukunft. Die großen städtebaulichen Projekte sind der
Schlüssel für den Erfolg in einer Zukunft, die schon begonnen hat. Projekte, welche die Stadt verändern
werden, die neue ökonomische Aktivität anziehen werden, welche die Infrastrukturen und die Kapazität
der Verbindungen verbessern werden, die neue Räume des Zusammenlebens schaffen werden und die
das Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Nachhaltigkeit suchen werden. Die spektakuläre
Transformation Barcelonas ist schon im Gange." (AJUNTAMENT, 2001, 17).
Die noch vor kurzem diagnostizierte Unschlüssigkeit bezüglich der Weiterentwicklung
der Stadt und die Suche nach Mitteln und Wegen zur Fortschreibung der
Modernisierung Barcelonas (vgl. EHRENBERG, 2000, 81 f.), darf als überholt gelten.
jeweiligen Gemeindegrenzen hinausgehenden Projekte zu koordinieren (BARCELONA REGIONAL,
2003; Quelle:
http://www.bcnregional.com
, Freitag 07.02.2003).
20
Die MMB ist ein freiwilliger Zusammenschluß von Gemeinden der Área Metropolitana de Barcelona
(Telefonische Auskunft von Herrn CARLOS MARÍN [MMB], Tel.: 932 235 151, Montag 20.01.2003).

19
Die Stadt Barcelona ist heute entschlossen die Modernisierung voranzutreiben und
strotzt dabei vor Zuversicht.
,,Wir bereiten die Stadt auf die Zukunft vor (...) Barcelona steht am Anfang einer neuen Etappe von
Veränderungen und Transformationen, weil die Stadt sich fähig fühlt mehr Dinge zu machen und sie
dabei gut zu machen." (AJUNTAMENT, 2001, 25).
"Wir haben ein exzellentes Projektprogramm und wir verfügen über eine entschlossene, konstante und
kohärente Politik, die sich auf die Weiterentwicklung von Barcelona und dessen Infrastrukturen
konzentriert, um Barcelona damit zum besten Ort zum Leben und Zusammenzuleben zu machen. Eine
Stadt für alle." (AJUNTAMENT, 2001, 7).
Hier ist bereits die andauernde Konzentration des Stadtentwicklungsprozesses auf
strategisch wichtige Projekte erwähnt. Dies kann zum einen als fortdauernde Reaktion
auf den vergangenen städtebaulichen Prozeß während des Franquismus gewertet
werden. Zum anderen entspricht dies einem globalen Trend in der Stadtentwicklung
bei dem die konventionelle Planung mit flächendeckendem Anspruch, hierarchischem
Aufbau und aufeinanderfolgenden chronologischen Schritten als nicht mehr einzig
adäquates Mittel des Handelns gewertet wird. Die neue Strategie der Stadtplanung
setzt heute auf die Gleichzeitigkeit und Wechselwirkung von Konzept- und
Projektentwicklung (BECKER, 2000, 134).
Die gegenwärtige Projektentwicklung Barcelonas zentriert sich um drei große Projekte:
Dem Pla d´actuació Municipal bzw. dem Programa d´actuació
municipal 2000-2003
(= Aktionsprogramm der Gemeinde 2000-2003)
21
, dem Pla
22@BCN
(= Plan
22@BCN
) für das Stadtviertel Poble Nou und dem Fòrum Universal de les Cultures
Barcelona 2004 (= Weltforum der Kulturen Barcelona 2004). Die Maßnahmen im Poble
Nou, das Fòrum 2004 und andere (minderdimensionierte) ähnliche Initiativen auf die
später eingegangen wird, haben dabei zum Ziel die ´Kultur´ zu einem Basiselement
der Stadtentwicklung Barcelonas zu machen (OFICINA TÈCNICA DEL PLA
ESTRATÈGIC DEL SECTOR CULTURAL, 1999 ,2).
Die einzelnen Projekte sind dabei Teil bzw. überschneiden sich mit einer Reihe von
strategischen Stadtentwicklungsplänen (Plans estratègics). Das sind in diesem
Zusammenhang vor allem der bereits erwähnte Pla estratègic metropolità de
Barcelona sowie der Pla estratègic del Sector Cultural de Barcelona (= Strategischer
Plan des Kultursektors von Barcelona) -siehe Kapitel 2.8.5- und der Pla d´Innovació
Municipal (= Plan der Gemeindeerneuerung).
22
Die neuen Stadtentwicklungsprojekte zielen zusammengenommen auf die Schaffung
eines neuen Konglomerats von Industrie und Dienstleistungen ab. Dieses soll an einer
Stadt des Wissens -siehe Kapitel 2.12- orientiert sein. Diese Orientierung an dem
Konzept der Stadt des Wissens ist Resultat des andauernden (weltweiten)
ökonomischen Transformationsprozesses. Als Konsequenz auf diese Veränderungen
im Produktionssystem müht sich die Stadt Barcelona um eine umfassende
21
Die gesamten Planungen bzw. Vorgaben der laufenden Legislaturperiode der einzelnen
Kommissionen und Distrikte der Stadt Barcelona sowie die allgemeinen politischen Zielsetzungen und
Strategien sind im Programa d´actuació municipal 2000-2003 des Ajuntament festgelegt. Das
Programm ist im Internet unter
http://www.bcn.es/catala/ajment/pam/webpam/pam2000-2003.doc
abrufbar.
22
Eine
Übersicht
aller
Pläne
ist
auf
der
Internetseite
http://www.bcn.es/cgibin/pt.pl?url=/catala/ajment/cactesp.htm
zu finden; dort stehen auch Links zu den
einzelnen Plänen bereit. Die mittelfristige Stadtentwicklungsplanung ist im Pla Director Ajuntament 2010
festgeschrieben. Die dort formulierten Ziele, Strategien und Maßnahmen sind aber bisher eher von
allgemeinem Charakter und nicht direkt mit dem Thema Kultur verbunden.

20
Neuordnung der Geographie der städtischen Produktivität. Die produktive Kapazität
Barcelonas soll zukünftig schwerpunktmäßig in zwei Bereichen verortet werden:
Zum einen in einem logistischen Infrastruktursystem im Gebiet des Delta del Llobregat
bzw. dessen Nähe (bestehend aus dem Hafen, der ZAL, dem Parc Logístic, dem
Flughafen und dem Messegelände). Zum anderen in den (ehemaligen)
Industriegebieten des Nordens bzw. Nordostens der Stadt, die in Standorte der IT-
Branche bzw. des Dienstleistungssektors verwandelt werden sollen. Mit der
letztgenannten Maßnahme ist auch die Vollendung des Nordostabschnittes der
Avinguda Diagonal (Ausbau der Straßentrasse bis zum Meer) und das Fòrum 2004
-siehe Kapitel 2.7.4 (c)- verbunden. Ein weiteres spezielles Projekt im Norden
Barcelonas ist das des Tren d´alta velocitat (TAV= Hochgeschwindigkeitszug), dem
aber nicht ganz die Dimension der drei erstgenannten Großprojekte zukommt. Der
Norden bzw. Nordosten von Barcelona (die Distrikte Sant Andreu und Sant Martí) als
zukünftiger ,,Pol von Aktivitäten" soll in Folge aller dieser Maßnahmen zu einem der
,,potentesten Zentralitäts-Räume" des metropolitanen Barcelonas werden; dies sowohl
im Hinblick auf die produktive Aktivität als auch auf das innovative Umfeld des
Gebietes (AJUNTAMENT ­SECTOR D´URBANISME-, 2002, 3).
1.3.1 Plan del Delta del Llobregat
Mit dem Plan del Delta del Llobregat (= Plan des Flußmündungsgebietes des Flusses
Llobregat) soll die Verortung eines Teils der produktiven Kapazität im Süden der Stadt
erreicht werden. In dem Plan ist neben der Umwandlung des Gebietes in ein großes
Logistikzentrum von Barcelona und zu einem ,,Tor des Südens von Europa" für den
Transport von Waren und Personen auch die umweltgerechte Sanierung des
Flußmündungsgebietes des Flusses Llobregat festgeschrieben (AJUNTAMENT, 2001,
20). Dieses soll durch drei miteinanderverknüpfte Projekte erreicht werden: a) Der
Erweiterung des Flughafens bis 2016, b) der Ausdehnung des Puerto Autónomo de
Barcelona und c) den Ausbau der Logistikstrukturen in der Zona Franca.
a) Die Erweiterung des Flughafens soll eine Erhöhung des Transportvolumens an
Personen (Erhöhung der Passagierzahl von gegenwärtig 20 Millionen/Jahr auf 45-50
Millionen/Jahr) und Waren erbringen. Der Flughafen soll zukünftig die Funktion eines
interkontinentalen Flughafens mit Direktverbindungen in alle wichtigen Hauptstädte
Europas und Amerikas erfüllen. Die Erweiterung umfaßt den Bau einer dritten
Flugbahn, eines Zentralterminals für Reisende, einer intermodalen Station des
TAV/AVE in El Prat zur Verbindung mit dem Flughafen (CIA in EL PAÍS -Ausgabe
Cataluña-, Freitag 03.01.2003 [1], 1), ein unterirdisches Leichttransportsystem
zwischen allen Anlagen sowie die Flußbettverlagerung des Flusses Llobregat Richtung
Süden (AJUNTAMENT, 2001, 20).
b) Die Ausdehnung soll durch die Verdoppelung der Fläche für die Hafenaktivitäten
und der logistischen Dienstleistungen des Puerto Autónomo erreicht werden. Auch soll
die Verbindungen mit dem Straßen- und Schienenverkehr verbessert werden. Die
Maßnahmen zielen darüber hinaus darauf ab, den Puerto Comercial del Port Vell
definitiv in die Stadt und in die Freizeitindustrie zu integrieren (AJUNTAMENT, 2001,
21).
c) Die Logistikstrukturen der Zona Franca werden in der Zona de actividades logísticas
(ZAL= Zone logistischer Aktivitäten) zusammengefaßt. Dort soll die umfassende
Lagerung, Verteilung und Kuppelung von Waren, Materialien und industriellen
Produkten oder Komponenten auf einer Gesamtfläche von 268 Hektar ermöglicht

21
werden. Außerdem werden dort Sonderinstallationen (Truck-Center, Restaurants,
Büroflächen) eingerichtet. Das Gebiet der ZAL ist in rechtwinklige Flächen von 200 mal
200 Meter parzelliert worden, um den entsprechenden Flächenbedarf für die
verschiedenen Einrichtungen zu decken. In der ZAL sollen rund 10.000 neue
Arbeitsplätze entstehen (AJUNTAMENT, 2001, 21).
1.3.2 Transformation der altindustriellen Zone im Nordosten von Barcelona
-der Pla
22@BCN
Dieser Plan zielt auf die andere Verortung eines Teils der produktiven Kapazität im
Norden der Stadt ab. Die Transformation betrifft das gesamte Poble Nou, einem
Stadtviertel des Distriktes Sant Martí, welches im Nordosten bis zum Quartier Besòs
reicht und im ,,Zentrum des metropolitanen Systems" Barcelonas gelegen ist (SEMIR,
2000, 61). Mit dem Pla
22@BCN
wird eine ,,neue Etappe der Veränderung und der
Transformation" Barcelonas beschritten (AJUNTAMENT, 2001, 25). Das ,,wichtigste"
städtebauliche Transformationsprojekt seit Ende der Olympischen Spiele 1992 soll
einen Teil (198,26 Hektar, was ca. 115 Großblöcken des Eixample entspricht) des
Gebietes des Poble Nou welches nicht bzw. kaum durch die Olympiamaßnahmen
umstrukturiert wurde, umfassend reurbanisieren (AJUNTAMENT, 2001, 22) -siehe
Band II, Kapitel VII, S.29-.
Das Modernisierungsmodell sieht dort die Schaffung eines durch neue
Dienstleistungen geprägten -aber nicht darauf beschränkten- städtischen Komplexes
vor, welcher die langfristige Integration Barcelonas in das Netz dynamischer
europäischer Großstädte garantieren soll (AJUNTAMENT -SECTOR D'URBANISME-,
2002, 8). Das selbstgesetzte Ziel der Stadtverwaltung ist es, dadurch die umfassende
Teilhabe Barcelonas an der Entwicklung der Produktivkräfte (Informations- und
Kommunikationstechnologien) zu gewährleisten und so den Anforderungen der
,,Ökonomie des Wissens" gerecht zu werden (
22@bnc
, 2003; Quelle:
http://www.bcn.es/22@bcn/cast/presentacion/index.html
, Freitag 31.01.2003).
Der Plan entspricht damit den ehrgeizigen Ansprüchen der gegenwärtig in Barcelona
Regierenden, welche die Stadt in der ,,ersten Liga Europas" teilnehmen sehen wollen
und dieses durch die gezielte Ansiedlungen von Aktivitäten welche mit der Neuen
Ökonomie, der wissenschaftlichen Forschung und dem Dienstleistungssektor
verbunden sind, zu erreichen suchen (JOAN CLOS zitiert bei CIA in EL PAÍS
-Ausgabe Cataluña-, Freitag 10.01.2003 [2], 5). Folgerichtig wird die Leitung der
Transformation des Gebietes denn auch durch die eigens dafür gegründete
Aktiengesellschaft
22@BCN
(welche die Stadt Barcelona mit 100% Kapitalbeteiligung
beherrscht) übernommen (AJUNTAMENT - SECTOR D'URBANISME-, 2002, 5).
23
Die Transformation der Planungszonen im Poble Nou ist im Modificació del Pla
General Metropolità (MPGM= Abänderung des metropolitanen Generalplan)
festgelegt
24
. Die konkrete Umsetzung der Vorhaben ist in Plans Especials
(= Spezialplänen) definiert, die den MPGM unterteilen (AJUNTAMENT -SECTOR
D'URBANISME-, 2002, 7). Der MPGM sieht für das Gebiet verschiedenste urbane
Funktionsnutzungen vor: Industrie (allerdings beschränkt auf ´saubere´ Industrien),
23
Das Investitionsvolumen von mehr als 162,3 Millionen Euro wird von Privatunternehmen, den
Unternehmen der öffentlichen Dienste und der Stadtgemeinde übernommen (AJUNTAMENT, 2002, 5;
TURISME, 2003, 22).
24
Die Modificació (= Abänderung) war die planrechtliche Anpassung des PGM an den Pla
22@BCN
,
um damit die Implantierung nicht-industrieller Nutzungen in dem bis dahin planrechtlich zonierten Gebiet
mit ausschließlich industrieller Nutzung formell möglich zu machen.

22
Büros (unter Vermeidung einer Tertiärisierung des gesamten Gebietes), Wohnen
(3500 bis 4000 neuer Wohnungen), Beherbergung (Hotels, Apartments für
Unternehmen, etc.), Kommerz, Kultur, Erholung, Freizeit sowie religiöse und sanitäre
Einrichtungen.
In dem durch den MPGM definierten Gebiet sollen in Zukunft jedoch vornehmlich
Unternehmen der ,,Neuen Digitalen Ökonomie" angesiedelt werden (AJUNTAMENT
-SECTOR D'URBANISME-, 2002, 5). Zentrales Anliegen der Stadtplanung ist daher
die Ansiedlung von Equipaments @ (= Einrichtungen @) welche mit den activitats @
(=Aktivitäten @) verbunden sind (AJUNTAMENT -Sector d´Urbanisme-, 2002, 4 f.). Als
activitats @ werden alle Aktivitäten bezeichnet, welche mit den Informations- und
Telekommunikationstechnologien sowie mit Forschung, Design, Verlagswesen, Kultur,
Multimedia, Daten- und Wissensmanagement verbunden sind (AJUNTAMENT
-SECTOR D'URBANISME-, 2002, 5) -siehe auch Band II, Kapitel V, S.6 f.-.
Der MPGM wird durch den Pla Especial d´Infraestructures (PEI= Spezialplan der
Infrastrukturen) ergänzt. Dieser definiert die komplette Erneuerung der
Infrastruktureinrichtungen (Energie, Telekommunikation, Wasserhaushalt, Müllabfuhr
und Straßenreinigung, öffentlicher Raum, Kanalisation, Transportwege) des Poble Nou
und die Bedingungen zur Nutzung des dortigen öffentlichen Raumes. Der PEI
orientiert sich dabei an drei Kriterien: Nachhaltigkeit, Dienstleistungsangebot auf
Grundlage von Wettbewerb und Neubewertung von öffentlichen und privaten Räumen
als Unterstützer der Infrastruktur (AJUNTAMENT -SECTOR D'URBANISME-, 2002, 5).
Diese im Poble Nou neuentstehende ,,Subzona D´Activitats" (= Subzone von
Aktivitäten) wird als Districte d´activitats
22@bcn
(= Distrikt der Aktivitäten 22@bcn)
25
bzw. 22@ bezeichnet. Urbanismus, Architektur und Neue Technologien sollen im 22@
integriert sein und dabei den Anforderungen der activitats@ entsprechen
(AJUNTAMENT, 2001, 22). Das Entwicklungsmodell des 22@ folgt dem Modell einer
dichten, kompakten, mediterranen und hybriden Stadt auf Basis des ´Wissens´, welche
die durch die Ballung von Aktivitäten der Bereiche Produktion, Forschung, Bildung und
Kultur generierten Synergieeffekte nutzt und ,,definitiv ein Ort zu leben, arbeiten und
lernen" sein soll (AJUNTAMENT, 2001, 22).
Die Dimension des Planes und die an Nachhaltigkeit orientierte Umsetzung macht das
22@ damit zu mehr als zu einem reinem Wissenschafts- oder Technologiepark. Auch
wenn das Stadtviertel 22@ andererseits Plänen zur Schaffung einer Digitalen Stadt
ähnlich wie in New York (Sillicon Alley), Boston (Cyberdistrict) oder London (Hoxton)
tendenziell entspricht
26
, ist es die ausdrückliche Absicht der Planer weniger ein
,,Sillicon Valley" denn ein ,,Sillicon Alley" schaffen zu wollen (SEMIR, 2000, 62). Damit
wird der urbane Charakter des 22@ unterstrichen, was auch im Nutzungsregime des
Gebietes festgelegt ist. Dieses besagt, daß alle Nutzungen die Entwicklung der
activitats@ möglich machen müssen und zur Schaffung eines ,,komplexen
Netzwerkes" zur Entwicklung der Charakteristiken eines ,,zentralen Gebietes" -will
heißen urbanen Gebietes- beitragen müssen (ebenda).
Zudem wird durch die Betonung der kulturellen Aspekte des 22@ dessen Ausrichtung
als reiner Produktionsstandort zu vermeiden versucht. Vier zentrale Bestrebungen
reflektieren die kulturelle Dimension des 22@:
25
Die Bezeichnung 22@ geht auf die Deklarierung der alten Industriegrundstücke als Zonen 22a im
PGM zurück (AJUNTAMENT -SECTOR D'URBANISME-, 2002, 3).
26
Daher wurde auch eine Studie (Estudio Ciudad Digital) vom Institut Català de Tecnologia zu weltweit
21 vergleichbaren Standorten erstellt, die als eine weitere Orientierung für die Maßnahmen im Poble
Nou gelten können

23
-´Kultur´ als zentrales Element des Wertekanons im 22@ erkennbar zu machen
-Kulturindustrien im 22@ (bisher vor allem Audio-visueller Sektor) anzusiedeln
27
-besondere Bodenpreiskonditionen für kulturelle Einrichtungen im 22@ zu schaffen
-eine (kulturellen) Identität für das 22@ zu bilden
(ICUB,
2001
[5],
Diskussionsbeitrag
von
GARCIA-BRAGADO;
Quelle:
http://www.bcn.es/cultura/debats/DistrictesDigitals.doc
, Freitag 21.02.2003).
In einem Zeitraum von 15-20 Jahren sollen im Poble Nou 3.200.000 m² neubebaute
bzw. renovierte Grundfläche für den Produktionsbereich geschaffen werden und
220.000 m² Grundfläche für Grünanlagen und öffentliche Einrichtungen freigemacht
werden. Insgesamt sollen im 22@ zwischen 100.000 und 130.000 neuer Arbeitsplätze
entstehen
(
22@bnc
,
2003;
Quelle:
http://www.bcn.es/22@bcn/cast/presentacion/index.html
,
Freitag
31.01.2003;
TURISME, 2003, 22).
Angesichts dieser Dimensionierung soll das 22@ dasjenige Stadtviertel Barcelonas
werden, daß Barcelona langfristig zu einer der führenden Städte der neuen
Technologiegesellschaft macht (AJUNTAMENT, 2001, 22). Nach den Worten von
JOAN CLOS ist das 22@ daher die ,,Materialisierung eines neuen urbanen Modelles
für die Zukunft Barcelonas." (JOAN CLOS in EL PERIÓDICO, Mittwoch 09.10.2002,
zitiert nach
http://barcelona.indymedia.org:8081/front.php3?article_id=30214
, Freitag,
31.01.2003). Mit dem Pla 22@ soll dem Poble Nou ein neuer Protagonismus in der
ökonomischen Entwicklung Kataloniens, eine ,,Motorenfunktion", übertragen werden.
Das Poble Nou soll zu nichts geringerem als zur ,,primären technologischen und
ökonomischen Plattform Barcelonas und Kataloniens" (
22@bnc
, 2003; Quelle:
http://www.bcn.es/22@bcn/cast/presentacion/index.html
, Freitag 31.01.2003) und zum
Mittelpunkt des ,,ambitiösesten und wichtigsten Projektes für die Zukunft Barcelonas"
gemacht werden (JOAN CLOS in EL PERIÓDICO, Mittwoch 09.10.2002, zitiert nach
http://barcelona.indymedia.org:8081/front.php3?article_id=30214
, Freitag, 31.01.2003).
Dieser Führungsanspruch wird auch in einer Reihe neuer repräsentativer Gebäude im
22@ zum Ausdruck gebracht werden. Der Plaça de Les Glòries wird das ,,Tor" zum
22@ werden und das ,,neue Zentrum Barcelonas" sein (AJUNTAMENT, 2001, 22).
Dort werden gegenwärtig der neue Hauptsitz der Aigües de Barcelona
(= Wasserwerke von Barcelona)
28
und ein neues städtisches Verwaltungsgebäude
gebaut. Außerdem wird dort an der Vollendung eines Kultur- und Freizeitkomplexes
gearbeitet. Diesem soll -neben den schon vorhandenen Auditori und Teatre Nacional-
ein neuer unter dem Plaça de les Arts (= Platz der Künste) gelegener neuer
Kinokomplex und das Centro de Diseño (= Design-Zentrum) eingegliedert werden.
Außerdem wird am Plaça de Les Glòries der Campus audiovisual (= Audio-visueller
Campus) eingerichtet (COLLEGI D´ARQUITECTES DE CATALUNYA, 2003, 5).
27
15 Hektar sind für einen Campus audiovisual vorgesehen und im Gebiet der Straße Ca l´Aranyó ist
die Ansiedlung von Produktionsstandorten des audio-visuellen und multimedialen Bereiches geplant
(ICUB,
2001
[5],
Diskussionsbeitrag
von
GARCIA-BRAGADO;
Quelle:
http://www.bcn.es/cultura/debats/DistrictesDigitals.doc
, Freitag 21.02.2003).
28
Der spektakuläre Torre Agbar (ein riesiger Obelisk von 142 Metern Höhe mit einer Umhüllung aus
Aluminium und Glas) wird in der Diagonal in der Nähe des neuen Plaça de Les Glòries zu finden sein.
Der Turm soll in Zukunft eines der repräsentativsten Gebäude Barcelonas werden, und wird damit mit
dem bisherigen markantesten Wahrzeichen der Stadt, dem (unvollendeten) Temple de la Sagrada
Família, um Prestige konkurrieren (AJUNTAMENT, 2001, 25).

24
1.3.3 TAV
Mit dem Tren de alta velocidad (TAV= Hochgeschwindigkeitszug) wird Barcelona an
das Hochgeschwindigkeitszugnetz angeschlossen. Die Verbindung soll 2004 eröffnet
werden. Die intermodale Hauptstation des TAV -mit Direktanschlüssen an das
metropolitane Transportsystem- wird sich im Stadtviertel Sagrera im Norden der Stadt
befinden. Insgesamt soll mit der Standortwahl auch eine Revitalisierung, Neuordnung
und Dynamisierung des gesamten Nordens der Stadt erreicht werden (AJUNTAMENT,
2001, 18). Die neue und größte Bahnstation Barcelonas bzw. der Campus um diese
Station herum soll eine weitere ,,neue Zone der Zentralität" werden (AJUNTAMENT,
2001, 19). Die Verlaufsform der Station ist linear, wodurch der Bau eines großen
ebenfalls linear verlaufenden Parks (mit einer Länge von 3,5 km) auf dem unterirdisch
verlegten Teilabschnitt des Schienenverlaufes ermöglicht werden soll. Zusätzlich ist
der Bau einer Zusatzstation (Estación nueva de cercanías) im Paseo de Gràcia-
Mallorca geplant. Der TAV wird die Stadt vom Norden bis zum Flughafen im Süden der
Stadt durchqueren. Die Generalitat und das Ajuntament werten die Verbindung
zwischen AVE und Flughafen als einen zentralen Bestandteil der Entwicklung der
metropolitanen Region Barcelonas und des Restes von Katalonien (CIA in EL PAÍS
-Ausgabe Cataluña-, Freitag 03.01.2003 [1], 4).
1.3.4 Pla d´actuació Municipal (2000-2003)
Derzeit sind zahlreiche geringerdimensionierte Stadtentwicklungsprojekte in der
Umsetzungsphase, welche im Pla d´actuació Municipal (PAM= Aktionsplan der
Gemeinde) festgelegt sind. 2001 waren 576 urbanistische Projekte in Planung oder
Umsetzung, wovon 18 Teil des Fòrum 2004 waren. Das Investitionsvolumen für die
Projekte beträgt 914.259.036 Euro (AJUNTAMENT, 2001, 1).
Am Ende des Mandats der gewärtigen Stadtregierung ist vorgesehen jedem
Stadtviertel jeden Distriktes mindestens 1 Bibliothek verschafft zu haben. Das
Vorhaben geht auf den Plan de Bibliotecas zurück, in welchem der Bau, die
Renovierung und die Erneuerung von 40 Bibliotheken festgeschrieben ist
(AJUNTAMENT, 2001, 5).
Zudem ist ein Kurswechsel in der Wohnungspolitik angekündigt worden. In den
nächsten 5 Jahren wird vom Ajuntament angestrebt den Wohnungsbestand um 15%
zu erhöhen. Damit soll vor allem der (erschwingliche) Zugang der jungen Bevölkerung
zum Wohnungsmarkt garantiert werden (dafür wurde auch ein Sonderbauprogramm
initiiert). Das angestrebte Wachstum des Wohnungsbestandes soll zu 10% durch
Neubauten und zu 5% durch Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen des Bestandes
(vor allem in den [ehemaligen] städtischen Industriegebieten) erreicht werden.
Insgesamt soll so ein Zuwachs von 65.000 bis 100.000 Wohnungen erzielt werden
(CIA in EL PAÍS -Ausgabe Cataluña-, Freitag 10.01.2003 [2], 5).
Der räumliche Schwerpunkt der Stadtsanierung ist nach wie vor die bereits 1985 zur
Àrea de Rehabilitació Integrada (ARI= Zone der integrierten Sanierung) erklärte Ciutat
Vella. Dabei wurde diese Zone auf der Grundlage verschiedener Pläne des PERI zu
einem einheitlichen Planungsgebiet zusammengefaßt (EHRENBERG, 2000, 95). Das
Fortdauern der Arbeiten erklärt sich vor allem aus der dortigen Masse an verfallener,
alter Bausubstanz (70% der Wohnhäuser wurden vor 1900 errichtet) (El PERIÓDICO -
Sonderseiten Ciutat Vella-, Mittwoch 30.10.2002, 5).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832478056
ISBN (Paperback)
9783838678054
DOI
10.3239/9783832478056
Dateigröße
1.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin – Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Erscheinungsdatum
2004 (März)
Note
1,8
Schlagworte
geographie stadtplanung kulturmanagement stadt standort
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Titel: Die Schaffung des "Kulturstandortes Barcelona"
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