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Görlitz - Kulturhauptstadt Europas 2010

Beobachtungen einer Kandidatur oder Akzeptanz und Unterstützung in der Görlitzer Bevölkerung als Voraussetzung für eine überzeugende Bewerbung

©2003 Bachelorarbeit 80 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Die Idee, das Thema „Kulturhauptstadt“ in meiner Bachelorarbeit zu bearbeiten, traf ich während meines Praktikums im Sommersemester 2003 in der Geschäftsstelle „Kulturhauptstadt 2010“ des Europa-Haus Görlitz e.V.. Diese Aufgabe sollte meinem Wunsch nach einem aktuellen, sowie zukunftsorientierten Blick auf die Stadt Görlitz und meinem Interesse an ihrer stadt- und kulturpolitischen Entwicklung entgegenkommen.
Das Thema, die Bewerbung als „Kulturhauptstadt Europas 2010“, sorgt im Moment nicht nur in Görlitz, sondern in der gesamten Bundesrepublik Deutschland für Diskussionen und Konfliktstoff. Die Frage nach dem Nutzen des Titels und Zweifel am nachhaltigen Erfolg des Vorhabens werden von der Bevölkerung ebenso häufig geäußert wie aus den Kreisen der Politik. Daher empfinde ich eine Betrachtung der „Kulturhauptstadt“ aus wirtschaftlicher, politischer und soziologischer Sicht für sinnvoll, um ein umfassendes Bild zu konstruieren. Einen Anstoß dazu soll die vorliegende Bachelorarbeit jedem Interessierten bieten.
Die noch junge Geschichte der „Institution Kulturhauptstadt“ erschwert die Arbeit mit Primärquellen, da bislang keine Form von Sachbüchern zu diesem Thema auf dem deutschen Buchmarkt zur Verfügung steht. Daher war ich gezwungen hauptsächlich mit Sekundärquellen zu arbeiten, die in Form von Zeitungsartikeln, Radio- oder TV Beiträgen, öffentlichen Schreiben und als Informationsseiten im Internet vorliegen. Eine zweite Basis dieser Arbeit sind persönliche Gespräche, Interviews per Email und Telefoninterviews. Diese Aussagen sind autorisiert.
Die Befragung der Görlitzer Bürger „Standpunkte Görlitz“, die während meines Praktikums stattfand, bildet den empirischen - wissenschaftlichen Teil meiner Arbeit, der die Titelthese untermauern soll.
Die vorliegende Bachelorarbeit ist eine Momentaufnahme aus einem aufsteigenden Prozess und versteht sich als eine „informative Begleitung“ zu der Bewerbung der Stadt Görlitz um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2010“.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Die Idee zur „Kulturhauptstadt Europas“10
1.1Ihre Bedeutung und Entwicklung von 1985 bis in die Gegenwart10
1.1.1Der Anspruch an eine Kulturhauptstadt10
1.1.2Die Entwicklung einer Vision10
1.1.3Die Entstehung der heutigen „Kulturhauptstadt Europas“11
1.1.4Der Weg zum Titel12
1.1.5Die Vision von Görlitz13
1.1.6Die finanziellen Mittel auf dem Weg zur Kulturhauptstadt14
2.Nachhaltigkeit als langfristiges […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7795
Gottschalk, Anne: Görlitz - Kulturhauptstadt Europas 2010 - Beobachtungen einer
Kandidatur oder Akzeptanz und Unterstützung in der Görlitzer Bevölkerung als
Voraussetzung für eine überzeugende Bewerbung
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Hochschule Zittau/Görlitz (FH), Standort Görlitz, BA-Thesis / Bachelor, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

- II -
,,Das eigentliche Programm der Kulturhauptstadt bräuchte fast nicht mehr
stattzufinden. Die Hauptleistung ist schon erbracht: Die Köpfe denken um,
das Stadtherz pumpert kräftig, eine steife Brise aus Vorfreude und Angst vor
Blamage weht durch Graz."
_____________________
Wolfgang Lorenz
Intendant Graz 2003

- III -
Inhaltsverzeichnis
Seite
1. Die Idee zur ,,Kulturhauptstadt Europas" ...10
1.1. Ihre Bedeutung und Entwicklung von 1985 bis in die Gegenwart ...10
1.1.1. Der Anspruch an eine Kulturhauptstadt ...10
1.1.2. Die Entwicklung einer Vision...10
1.1.3. Die Entstehung der heutigen ,,Kulturhauptstadt Europas" ...11
1.1.4. Der Weg zum Titel ...12
1.1.5. Die Vision von Görlitz...13
1.1.6. Die finanziellen Mittel auf dem Weg zur Kulturhauptstadt ...14
2. Nachhaltigkeit als langfristiges Ziel ...17
2.1. Was hat sich für die ehemaligen Kulturhauptstädten verändert? ...17
2.1.1. Der ,,Glasgow-Effekt"...19
2.1.2. ,,Graz ­ Wer hätte das gedacht!"...21
3. Die Stadt Görlitz als Bewerber um den Titel ,,Kulturhauptstadt Europas 2010" ...23
3.1. Was erhebt eine Stadt zu einer potentiellen Kulturhauptstadt?...23
3.1.1. Die Suche nach der Einzigartigkeit des Bewerbers Görlitz...23
3.1.2. Welchen Trumpf kann Görlitz in seinem Bewerbungskonzept ausspielen? ...24
3.2. Das Bewerbungskonzept der Stadt Görlitz...25
3.2.1. Der Zeitplan...25
3.2.2. Die Auflagen der Europäischen Union ...27
3.2.3. Welche konkreten Ziele verfolgt die Stadt Görlitz mit ihrer Bewerbung?...28
3.3. Akzeptanz und Unterstützung in der Görlitzer Bevölkerung als Voraussetzung für eine
überzeugende Bewerbung...32
3.4. Ein Stimmungsbild der Stadt: die Befragung ,,Standpunkte Görlitz"...35
3.4.1. Versuchsmaterial und Durchführung...36
3.4.2. Struktur der Stichprobe ...37
3.4.3. Die Ergebnisse ...39
3.4.4. Eine Zusammenfassung ...42
3.5. ,,Lokale Identität" ­ Anmerkungen zu einem strapazierten Begriff...43
4. Ein Vergleich der Bewerbungssituation in den Städten Görlitz, Kassel und Graz ...45

- IV -
4.1. Vergleich des Ist-Zustandes der deutschen Bewerber Görlitz und Kassel und der
österreichischen Stadt Graz als diesjährige Kulturhauptstadt im Rückblick...46
4.1.1. Initiative und Koordination der Bewerbung ...46
4.1.2. Der einzigartige Bewerber...48
4.1.3. Schwerpunkte in den einzelnen Bewerbungskonzepten ...49
4.1.4. Reaktionen in der Bevölkerung hinsichtlich der Bewerbung...49
4.1.5. Die folgenden öffentlichen Veranstaltungen und ihre Wirkungen ...51
4.1.6. Die finanziellen Mittel auf dem Weg zur Kulturhauptstadt ...52
4.1.7. Die Medien zur aktiven Unterstützung und Verbreitung der Bewerbungsabsichten53
4.1.8. Die Ziele der Bewerbung um den Titel ,,Kulturhauptstadt Europas 2010" ...53
5. Mögliche Handlungsorientierungen für die Görlitzer Bewerbung...54
5.1. Lösungsansätze für eine Belebung der Innenstadt ...54
5.2. Ideen für Görlitz als eine ,,Stadt der Zukunft"...56
5.3. Marktlücken in der Region für potentielle Investoren ...57
6. Schlussbetrachtung ...62
7. Verzeichnis der gedruckten Quellen: ...64
8. Anhänge ...71

- V -
Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen und Symbole
A.a.O.
Am angegebenen Ort
Abb.
Abbildung
Abs.
Absatz
Abt.
Abteilung
ca.
circa
EG
Europäische
Gemeinschaft
EGV
,,Konsolidierte Fassung des Vertrags zur
Gründung der Europäischen Gemeinschaft"
EU
Europäische
Union
e.V.
eingetragener
Verein
f.
folgende
ff.
fortfolgende
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Hrsg.
Herausgeber
Jg.
Jahrgang
Mio.
Millionen
Nr.
Nummer
S.
Seite
TV
Television
UNESCO
United Nations Edcational, Scientific and
Cultural Organisation
usw.
und so weiter
vgl.
Vergleiche
§
Paragraph
%
Prozent (von Hundert)
www.
World Wide Web

- VI -
Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 1: Politische Ebenen innerhalb des Bewerbungsverfahrens ...13
Abbildung 2: Ehemalige und zukünftige Kulturhauptstädte ...16
Abbildung 3: Zeitplan der Görlitzer Bewerbung I ...27
Abbildung 4: Um Kulturhauptstadt zu werden, muss sich in Görlitz folgendes
verändern:...39
Abbildung 5 : Was wünschen Sie ihren polnischen Nachbarn in Zgorzelec für die nahe
Zukunft? ...41
Abbildung 6: Prozess zur Gründung eines Unternehmensstandortes...61
Abbildung 7: ITB-Installation von Hector Solari ...71
Abbildung 8: Lichtinstallation von Anita Pasikowska ...72
Abbildung 9: Offizielles Logo ...73
Abbildung 10: Fragebogen...74
Tabelle 1: Altersverteilung innerhalb der Geschlechter - Total...37
Tabelle 2: Zeitplan der Görlitzer Bewerbung II ...75
Bildnachweis: siehe Bildunterschriften

- VIII -
Danksagung
Die vorliegende Bachelorarbeit konnte nur durch die erfahrene Zusammenarbeit mit
Fachkräften aus dem Kulturbereich und durch die Unterstützung der jeweiligen städti-
schen Verwaltungen bei der Informationsbeschaffung erstellt werden.
Im Besonderen beruhen das Kapitel ,,Vergleich des Ist-Zustandes der deutschen Be-
werber Görlitz und Kassel und der österreichischen Stadt Graz als diesjährige Kultur-
hauptstadt im Rückblick" und das Kapitel ,,Marktlücken in der Region für potentielle
Investoren" auf Informationen aus persönlichen Gesprächen, Telefoninterviews und
Interviews per Email.
In diesem Zusammenhang gilt den folgenden Personen mein persönlicher Dank:
·
Herr Prof. Dr. phil. Eckehard Binas, Leiter des Studiengangs ,,Kultur und Ma-
nagement", Hochschule Zittau/Görlitz
·
Herr Peter Baumgardt, Geschäftsführer der Geschäftsstelle ,,Kulturhauptstadt
2010", Görlitz
·
Frau Dr. Susanna Stolz, Geschäftsstelle ,,Kulturhauptstadt 2010", Görlitz
·
Herr Matthias Schneider, Geschäftsführer der Görlitz-Tourismus und Marke-
tinggesellschaft mbH, Görlitz
·
Herr Michael Schulz, Geschäftsführer Immofant GmbH, Görlitz
·
Frau Silke Kunschmann, Sekretariat der Intendanz Musiktheater Görlitz GmbH
·
Herr Torsten Hänsch, Büroleiter des Kulturbürgermeister Ulf Großmann
·
Frau Birgit Schneider, Amtsleiterin der Kämmerei, Stadtverwaltung Görlitz
·
Frau Gabriele Buchta, Büro des Stadtrates Görlitz
·
Frau Elke Fieber, Leiterin der Pressestelle der Stadt Görlitz
·
Herr Reinhardt Richter, Geschäftsführer der ,,Richter Beratung" in Osnabrück
(verantwortlicher Projektmanager für die Bewerbung der Stadt Kassel als ,,Kul-
turhauptstadt Europas 2010")
·
Herr Dr. Holger Birkholz, Abteilung ,,Kulturförderung und -beratung" Kulturamt
Kassel
·
Herr Helmut Strobl, Mitglied der Grazer Stadtregierung, sowie ehemaliger
Stadtrat für Kultur in Graz und Initiator der Bewerbung der Stadt Graz als Kul-
turhauptstadt
·
Frau Christine Maitz, Redaktion Marketing, Graz 2003 Team
·
Herr Steve Schwenkglenks, Dipl. Eventmanager (IST), Hamburg

- 9 -
Einleitung
Die Idee, das Thema ,,Kulturhauptstadt" in meiner Bachelorarbeit zu bearbeiten, traf
ich während meines Praktikums im Sommersemester 2003 in der Geschäftsstelle
,,Kulturhauptstadt 2010" des Europa-Haus Görlitz e.V.. Diese Aufgabe sollte meinem
Wunsch nach einem aktuellen, sowie zukunftsorientierten Blick auf die Stadt Görlitz
und meinem Interesse an ihrer stadt- und kulturpolitischen Entwicklung entgegen-
kommen.
Das Thema ­ die Bewerbung von derzeit 16 deutschen Städten um den Titel ,,Kultur-
hauptstadt Europas 2010", sorgt im Moment nicht nur in Görlitz, sondern in der ge-
samten Bundesrepublik Deutschland für Diskussionen und Konfliktstoff. Die Frage
nach dem Nutzen des Titels und Zweifel am nachhaltigen Erfolg des Vorhabens wer-
den von der Bevölkerung ebenso häufig geäußert wie aus den Kreisen der Politik.
Daher empfinde ich eine Betrachtung der ,,Kulturhauptstadt" aus wirtschaftlicher, poli-
tischer und soziologischer Sicht für sinnvoll, um ein umfassendes Bild zu konstruieren.
Einen Anstoß dazu soll die vorliegende Bachelorarbeit jedem Interessierten bieten.
Die noch junge Geschichte der ,,Institution Kulturhauptstadt" erschwert die Arbeit mit
Primärquellen, da bislang keine Form von Sachbüchern zu diesem Thema auf dem
deutschen Buchmarkt zur Verfügung steht. Daher war ich gezwungen hauptsächlich
mit Sekundärquellen zu arbeiten, die in Form von Zeitungsartikeln, Radio- oder TV
Beiträgen, öffentlichen Schreiben und als Informationsseiten im Internet vorliegen.
Eine zweite Basis dieser Arbeit sind persönliche Gespräche, Interviews per Email und
Telefoninterviews. Diese Aussagen sind autorisiert.
Die Befragung der Görlitzer Bürger ,,Standpunkte Görlitz", die während meines Prakti-
kums stattfand, bildet den empirischen - wissenschaftlichen Teil meiner Arbeit, der die
Titelthese untermauern soll.
Die vorliegende Bachelorarbeit ist eine Momentaufnahme aus einem aufsteigenden
Prozess und versteht sich als eine ,,informative Begleitung" zu der Bewerbung der
Stadt Görlitz um den Titel ,,Kulturhauptstadt Europas 2010".

- 10 -
1. Die Idee zur ,,Kulturhauptstadt Europas"
1.1. Ihre Bedeutung und Entwicklung von 1985 bis in die Gegenwart
1.1.1. Der Anspruch an eine Kulturhauptstadt
Allein der vorübergehende Name ,,Kulturhauptstadt Europas" birgt hohe Anforderungen an
den Titelträger. Die auserwählte Stadt muss nicht nur ein Jahr lang den Mittelpunkt einer
fortschrittlichen und bereichernden europäischen Kultur bilden; das heißt eine ,,Hauptstadt
der Kultur in Europa" darstellen, sondern auch dem Blick der europäischen Konkurrenten
standhalten, Unmengen an Zuwachs im Bereich Tourismus und Neuinvestitionen meistern
und die Zuschüsse der EU, dem Land und dem Bund gerecht verteilen. Daraus lässt sich
leicht erkennen, der Titel ist nicht nur eine Medaille, mit der sich die Stadt zwölf Monate
lang schmücken kann. Er ist vor allem harte Arbeit ­ vor und erst recht nach der Nominie-
rung.
1.1.2. Die Entwicklung einer Vision
Die Geburt der Idee Kulturhauptstadt geht auf Melina Mercouri zurück. Die griechische
Schauspielerin und Kulturministerin von 1981 bis 1989 und 1993
1
, überzeugte den Minister-
rat der damals ,,Europäischen Gemeinschaft"
2
von ihrer Vorstellung jedes Jahr eine andere
europäische Metropole zum Schmelztiegel der europäischen Kultur werden zu lassen. Die
ursprüngliche Zielsetzung bei der Ernennung einer Kulturhauptstadt verfolgte ein Zusam-
menwachsen der unterschiedlichsten europäischen Kulturen und eine Annäherung der Mit-
gliedsstaaten der damaligen Europäischen Gemeinschaft auf dem Weg von gemeinsamen
wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Prozessen. Inzwischen ist jedoch erkennbar,
dass die ehemaligen und zukünftigen Kulturhauptstädte eine allumfassende Verknüpfung
anstreben - von lokalen und regionalen Ressourcen aus Wirtschaft, Politik, Kunst und Kul-
tur; die sie mit internationalen, grenzübergreifenden Einflüssen anreichern und so zu einer
optimalen Mischung aus großen künstlerischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und
kulturpolitischen Entwicklungsprozessen führen. Die Kultur einer Stadt setzt sich somit auch
aus dem sozialen Leben und der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung zu-
sammen. Dementsprechend kann die Idee einer innovativen nachhaltigen Stadtentwicklung
1
Von der Leinwand in die Politik Melina Mercouri (www).
2
Seit 07.02.1992 ,,Europäische Union" (Maastricht-Vertrag).

- 11 -
im Hinblick auf eine Bewerbung als Kulturhauptstadt wie folgt formuliert werden: ,,Im Vor-
dergrund gestalterischer, planerischer und städtebaulicher Aspekte steht primär nicht der
nach hinten gerichtete Blick, also der auf die Historie, sondern auch der auf das Neue, das
Moderne, das Unerwartete, Experimentelle, auf das Multikulturelle"
3
.
Den Impuls für selbige Entwicklungen soll die Kultur, im Sinne der Kunst, der Bildung, des
Verhaltens und des menschlichen Vermögens und dessen Entwicklung geben.
4
Der Intendant von Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas 2003, Wolfgang Lorenz bringt es
auf den Punkt: ,,Eine Kulturhauptstadt nach der Jahrtausendwende ist nicht einfach ein Ort,
an dem ein Jahr lang Kunst stattfindet, sondern ein Topos, aus dem heraus europäischer
Kulturmehrwert geschaffen werden soll.
5
"
1.1.3. Die Entstehung der heutigen ,,Kulturhauptstadt Europas"
Als erste ,,Kulturstadt Europas" wurde Athen im Jahr 1985 ernannt, nur sechs Monate spä-
ter, nachdem Melina Mercouri den Ministerrat überzeugte. Seit 1990 legen die Kultusminis-
ter der EU jedoch vermehrten Wert auf die Ernennung von kleineren, eher unbekannten
europäischen Städten, anstatt die großen Metropolen Europas zu hofieren. Demnach sind
stellvertretend für das Land Österreich nicht Wien oder Salzburg Kulturhauptstädte gewor-
den, sondern kleinere Städte mit Entwicklungspotential, wie Graz. In den folgenden Jahren
zeigten sich noch etliche Kinderkrankheiten in der Organisation des Auswahlverfahrens,
doch die Verantwortlichen lernten schlussendlich aus den Fehlern der Vergangenheit.
So wurden zum Beispiel im Jahr 2000 gleich neun Bewerberstädte als ,,Kulturhauptstädte
Europas" nominiert, weil sich die Minister der EU nicht auf einen einzigen Bewerber einigen
konnten. Das Ergebnis waren vor allem mangelndes Interesse der Öffentlichkeit an den
neun Auserwählten und das Pech, dass sich die Kulturhauptstädte den Zuschuss der EU in
Höhe von 500.000 Euro teilen mussten. Um diesem Eklat in Zukunft vorzubeugen, hat sich
der Ministerrat zu weiteren Entscheidungen entschlossen. Die Anzahl der zukünftigen Kul-
turhauptstädte soll bis 2004 auf einen oder maximal zwei Titelträger beschränkt sein.
3
Rahmenkonzept, S. 13.
4
Vgl. Heinrichs, W., (1997).
5
GRAZ ZWEITAUSENDDREI, Making of, Die Idee, Zitat Wolfgang Lorenz (www).

- 12 -
Zudem legt der Beschluss 1419/1999/EG vom 25. Mai 1999 des Europäischen Parlamen-
tes und des Rates ­ gestützt auf Artikel 151 EGV
6
, gleichzeitig ein neues Auswahlverfah-
ren nach dem Rotationsprinzip fest
7
. Das bedeutet, dass jeder einzelne EU-Mietgliedsstaat
ab 2005 für ein bestimmtes Jahr eine bzw. mehrere Kulturhauptstädte stellen kann. Dem-
nach wird Deutschland im Jahr 2010 mindestens eine ,,Kulturhauptstadt Europas" stellen.
Zusätzlich ist eine namentliche Änderung des Titels ab 2005 von ,,Kulturstadt Europas" in
,,Kulturhauptstadt Europas" verankert. Der Superlativ soll noch einmal die Wertigkeit, den
Anspruch und die Bedeutung seitens des Betrachters erhöhen.
1.1.4. Der Weg zum Titel
Wie sieht nun das mehrstufige Auswahlverfahren einer Kulturhauptstadt aus den Bewer-
bern eines Landes in der Praxis aus?
Für Deutschland ist, neben Kassel, Braunschweig, Augsburg und anderen, die östlichste
deutsche Stadt Görlitz ein offizieller Bewerber um den Titel ,,Kulturhauptstadt Europas
2010". Am Beispiel von Görlitz
8
: die Stadt reicht ihre Bewerbung im März 2004 bei der
sächsischen Landesregierung in Dresden ein. Hier erfolgt die erste Selektion: die hoff-
nungsvollste Stadt Sachsens wird als einziger Bewerber auf Bundesebene, an das Auswär-
tige Amt in Berlin weitergeleitet. Dieses wiederum übermittelt die Bewerbungen an den
Deutschen Bundesrat, der letztendlich eine oder mehrere Bewerber als zukünftige Kultur-
hauptstadt empfehlen wird. Voraussichtlich im Juli 2005 wird das Auswärtige Amt die Be-
werbungen mit den Empfehlungen des Deutschen Bundesrates an den Ministerrat der Eu-
ropäischen Union übergeben. Eine unabhängige und internationale Expertenkommission,
die sich aus zwei Mitgliedern des Europäischen Parlamentes, zwei Mitgliedern des Europä-
ischen Rates, zwei Mitgliedern der Europäischen Kommission und einem Mitglied des Aus-
schusses der Regionen (AdR) zusammensetzt, überprüft als eine gewählte Jury noch ein-
mal die Bewerbungen, um dann eine Empfehlung an das Parlament, die Kommission und
den Rat abzugeben. Eine Stellungnahme durch das Parlament und die Kommission führt
schlussendlich zu der Nominierung mindestens eines Bewerbers als ,,Kulturhauptstadt Eu-
ropas" durch den Europäischen Rat
9
. Wünschenswert ist eine Nominierung etwa vier Jahre
6
EUROPA Die Europäische Union online, Beschluss 1419/1999/EG des Europäischen Parlamentes
und des Rates vom 25.Mai 1999 über die Einrichtung einer Gemeinschaftsaktion zur Förderung der
Veranstaltung "Kulturhauptstadt Europas" für die Jahre 2005 bis 2019 (www).
7
Auswärtiges Amt, Kulturstadt Europas / Europäische Kulturhauptstadt (www).
8
Abbildung 9: Offizielles Logo, S. 73
9
Auswärtiges Amt, Kulturstadt Europas / Europäische Kulturhauptstadt (www)
.

- 13 -
im Voraus, um der zukünftigen Kulturhauptstadt eine angemessene Vorbereitungszeit zu
ermöglichen.
Die folgende Übersicht zeigt vereinfacht die verschiedenen Ebenen auf, die das Bewer-
bungskonzept einer sächsischen Stadt durchlaufen muss:
Abbildung 1: Politische Ebenen innerhalb des Bewerbungsverfahrens
1.1.5. Die Vision von Görlitz
Wenn die Stadt Görlitz 2005 als ,,Kulturhauptstadt Europas 2010" nominiert wird, hat sie
knapp fünf Jahre Zeit sich auf das Kulturhauptstadt-Jahr 2010 vorzubereiten. Erst ab die-
sem Zeitpunkt ist eine offizielle finanzielle Förderung von Seiten des Landes, des Bundes
und der Europäischen Union vorgesehen. Für die Bereitstellung von finanziellen Mitteln
während der Bewerbungsphase ist jede Stadt für sich selbst verantwortlich. Keine leichte
Aufgabe, zumal Görlitz aufgrund seiner ,,prekären Haushaltslage" keine weiteren Kredite
aufnehmen darf. Das Regierungspräsidium Dresden, als Aufsichtsbehörde fungierend, hat
der Stadt sogar empfohlen, Einsparungen unter anderem in dem Bereich Sport- und Kultur-
förderung zu erwägen
10
. Im Jahr 2002 standen Görlitz jedoch bereits 125.000 Euro aus dem
städtischen Haushalt für die Einleitung des Bewerbungsverfahrens zur Verfügung. Ab die-
sem Jahr sollen, trotz aller Einschränkungen durch die landespolitische Ebene, bis zum
Jahr 2005, 1,5 Millionen Euro für den Weg zur Görlitzer Bewerbung aufgebracht werden;
10
Sächsische Zeitung, 14./15. 06. 2003.

- 14 -
daraus resultiert, dass ein Jahresbudget von etwa 500.000 Euro verwendet werden darf
11
.
Der Haushaltsplan der Stadt Görlitz für das Jahr 2004 wird jedoch erst im vierten Quartal
diesen Jahres beschlossen
12
. Das bedeutet, die Bedingung dafür, dass auch in den Folge-
jahren finanzielle Mittel für das Bewerbungsverfahren als Kulturhauptstadt bereitgestellt
werden, ist ein gesonderter politischer Beschluss des Görlitzer Stadtrates basierend auf
dem Antrag durch eine politische Fraktion der Stadt
13
. Um ein Beispiel für diesen politischen
Handlungsprozess aufzuführen: mit dem Beschluss des Görlitzer Stadtrates vom 22. Mai
2003 werden dem Görlitzer Musiktheater durch eine ,,Finanzierungsvereinbarung mit der
Musiktheater Oberlausitz-Niederschlesien GmbH" Subventionen in Höhe von 2,5 Millionen
Euro bis zum 31.12.2007 zugesichert
14
.
1.1.6. Die finanziellen Mittel auf dem Weg zur Kulturhauptstadt
Die Finanzierung einer betitelten Kulturhauptstadt erfolgt durch den städtischen Haushalt,
durch das Bundesland, sowie die Bundesrepublik Deutschland. Der europäische Anteil der
finanziellen Unterstützung fließt aus dem Kulturförderprogramm ,,Kultur 2000". ,,Beantragt
werden können Projektmittel, jedoch keine Investitionsmittel. [Wobei es dazu keine näheren
Einschränkungen gibt und somit fast jede Investition als ein Projekt dargestellt werden
kann.] Dabei darf die Gemeinschaftsunterstützung [der EU] 60% der Finanzmittel nicht ü-
bersteigen und muss zwischen 200.000 Euro und 1 Mio. Euro betragen"
15
.
Probleme bei der langfristigen Finanzierung eines so großen Vorhabens wie der, bereits zu
einer wahren Institution gewordenen, Kulturhauptstadt haben jedoch nicht nur die Städte,
die sich nach dem Titel sehnen, sondern vor allem die Initiatoren, die Europäische Union.
Das Förderprogramm ,,Kultur 2000", welches den europäischen Anteil an finanzieller Unter-
stützung einer jeden Kulturhauptstadt speist, wird im Jahr 2004 auslaufen
16
. Einen neuen
Beschluss (für die tatsächliche Finanzierung) von Seiten der EU gibt es bislang nicht
17
.
Demnach ist das Fortbestehen der Kulturhauptstädte in Europa ab 2005 (noch) nicht garan-
tiert. Das bedeutet, dass Städte, wie Görlitz und Kassel im Moment einen enormen mate-
riellen Aufwand betreiben, obwohl das eigentliche Endziel, das Projekt ,,Kulturhauptstadt
Europas 2010" in seinem Erhalt noch nicht einmal gesichert ist.
11
Peter Baumgardt, 13.06.2003.
12
Stand: 23.07.2003.
13
Nach Angaben des Büro des Stadtrates Görlitz, 23.07.03.
14
Nach Angaben des Sekretariat der Intendanz der Musiktheater Görlitz GmbH, 02.09.2003.
15
CULTURAL CONTACT POINT GERMANY, Kulturhauptstädte Europas (www).
16
Sueddeutsche.de: Ein wenig Schminke auf die Patina, 07.10.2002 (www).
17
Stand Juni 2003.

- 15 -
Ein weiteres ,,Problem" bildet die Tatsache, dass sich die Europäische Union zukünftig um
neue Mitgliedsstaaten erweitert. Derzeit blicken zehn zukünftige EU-Mitglieder aus Osteu-
ropa hoffnungsvoll auf ihren geplanten Beitritt im Mai 2004. Dazu gehören unter anderem
Polen und Tschechien, Deutschlands unmittelbare Nachbarstaaten, sowie Litauen, Ungarn
und Slowenien
18
. Aufgrund der langfristigen Festlegung der europäischen Länder, die eine
Kulturhauptstadt stellen ­ derzeit bis einschließlich 2019, würden die neuen Mitglieder nach
Meinung der EU-Kultusminister jedoch nicht schnell genug in das europäische Geschehen
integriert. Christoph Forax von der Europäischen Kommission glaubt nur an zwei Lösungs-
möglichkeiten in diesem Konflikt: ,,Entweder man entwirft eine neue Liste, oder jeweils eine
Stadt aus einem alten Mitgliedsland arbeitet mit einer Stadt eines neuen EU-Mitgliedes zu-
sammen"
19
. Bereits an dieser Stelle wird deutlich, über welch eine perfekte Ausgangslage
die Europastadt Görlitz/Zgorzelec für einen hoffnungsvollen Bewerber um den Titel verfügt.
Der Beschluss der EU-Kulturminister von 1990, neben dem großen Kulturhauptstadt-Titel
zusätzlich auch einen ,,kleinen Auftrag" zu vergeben, ist jedoch schon ein Schritt in die ost-
europäische Zukunft
20
. Der ,,Europäische Kulturmonat" wird an Städte in Staaten außerhalb
der EU vergeben und fiel damit im Jahr 1992 auf Krakau, 1993 auf Graz ­ Österreich er-
langte erst 1995 den Beitritt zur EU
21
, und 1994 erhielt die Hauptstadt Ungarns, Budapest
den Titel
22
.
In der folgenden Übersicht sind die ehemaligen ,,Kulturstädte Europas" seit 1985, Ihre Mot-
tos und die zukünftigen ,,Kulturhauptstädte Europas" bzw. ab 2005 die festgelegten Länder,
welche die Kulturhauptstadt im jeweiligen Jahr bis einschließlich 2019 stellen, zusammen-
gefasst:
18
EUROPA Die Europäische Union online, Neue Mitgliedsstaaten (www).
19
Sueddeutsche.de: Ein wenig Schminke auf die Patina, 07.10.2002 (www).
20
Kultur in der EU (www).
21
Microsoft Encarta Online-Enzyklopädie 2002, ,,Europäische Union" (www).
22
Graz 03 GmbH: Email von Helmut Strobl, 11.06.2003.

- 16 -
Abbildung 2: Ehemalige und zukünftige Kulturhauptstädte
1985: Athen
1986: Florenz
1987: Amsterdam
1988: Berlin
1989: Paris
1990: Glasgow
1991: Dublin
1992: Madrid
1993: Antwerpen
1994: Lissabon
1995: Luxemburg
1996: Kopenhagen
1997: Thessaloniki
1998: Stockholm
1999: Weimar
2000: Avignon ­ ,,Kunst und Kreativität"
Bergen ­ ,,Kunst, Arbeit und Freiheit"
Bologna ­ ,,Kultur und Kommunikation"
Brüssel ­ ,,Die Stadt"
Krakau ­ ,,Denken, Geistigkeit, Kreativität"
Helsinki ­ ,,Wissen, Technologie, Zukunft"
Prag ­ ,,Kulturelles Erbe"
Reykjavik ­ ,,Kultur und Natur"
Santiago de Compostela ­ ,,Europa und die Welt"
2001: Rotterdam ­ ,,Rotterdam ist viele Städte"
Porto ­ ,,Brücken in die Zukunft"
2002: Brügge ­ ,,Eines Tages" (Gedicht von Peter Verhelst)
Salamanca ­ ,,Stadt der Denker, der Begegnung u. d. Wissens"
2003: Graz ­ "Graz fliegt"
2004: Genua ­ "Genua ist Reisen"
2005: Cork ­ "Kreativität, Gemeinschaft, Vielfalt, Innovation,...feiern"
2006: Patras ­ ,,Im Zentrum der Natur"
2007: Luxemburg ­ ,,Die Großregion Saar-Lor-Lux"
2008: Liverpool ­ ,,Die Welt in einer Stadt"
2009: Österreich
2010: Deutschland
2011: Finnland
2012: Portugal
2013: Frankreich
2014: Belgien
2015:
Belgien

- 17 -
2. Nachhaltigkeit als langfristiges Ziel
2.1. Was hat sich für die ehemaligen Kulturhauptstädten verändert?
,,Nachhaltigkeit zieht sich als roter Faden durch alle Bereiche der Reformpolitik dieser Bundes-
regierung, von der Haushaltskonsolidierung über die Steuerreform, das Altersvermögensgesetz,
Bildung und Forschung bis hin zur Energiewende und der Neuorientierung der Landwirt-
schaft."
23
Nachhaltigkeit ist auch zum übergeordneten Ziel aller Aktiven und Aktionen geworden, die
im Zusammenhang mit der Gestaltung einer ,,Kulturhauptstadt Europas" (ent-) stehen.
Nachhaltigkeit scheint eine überaus bedeutende Wirkung jeglicher Aktivität im neuen Jahr-
tausend zu sein. Aber was macht Nachhaltigkeit als eine positive Entwicklung zu einem
andauernden und fortschreitenden Prozess, der seinen ursprünglichen Erfolg möglichst
vervielfacht und fortwährend qualitativ hochwertig voranschreitet? Wie lässt sich so ein visi-
onäres Ziel überhaupt auf die Ebene der Kunst und Kultur projizieren? Kann man die Kultur
unter solch einem wirtschaftlich orientierten Gesichtspunkt betrachten? Die Kultur vielleicht
nicht, aber die Kulturhauptstadt als Institution. Denn zu einer Institution hat sie sich entwi-
ckelt, seit ihrer Entstehung vor fast zwanzig Jahren. Nachhaltigkeit als ein wirtschaftliches,
ursprünglich umweltpolitisches Leitbild greift nun auch in den Bereich der Kultur ein, weil
die ,,Kulturhauptstadt" an dieser Stelle als wirtschaftliche Institution verstanden wird. Man
könnte behaupten, die ,,Kulturhauptstadt" sei ein Teil der deutschen Reformpolitik für den
Bereich Kultur. Als ein Mittel, ebenso wie die Steuer- oder Gesundheitsreform, ,,eine aus-
gewogene Balance zwischen den Bedürfnissen der heutigen Generation und den Lebens-
perspektiven künftiger Generationen"
24
herzustellen.
Kulturhauptstadt zu sein, bedeutet nicht mehr nur den Schwerpunkt auf die Darstellung ei-
nes ,,kulturellen Brennpunktes" in Europa für ein Jahr zu legen, nicht mehr nur das Zusam-
menwachsen und das zusammen Wachsen der unterschiedlichsten europäischen Kulturen,
nicht mehr nur ein Titelträger und Botschafter für die Annäherung und Zusammenarbeit der
europäischen Völker zu sein. Den Titel ,,Kulturhauptstadt Europas" verliehen zu bekommen,
bedeutet für die jeweilige Stadt die Gelegenheit eine umfangreiche Bestandsanalyse durch-
zuführen, nicht nur auf Seiten der städtischen Kultur und Kulturpolitik, sondern unter ande-
rem auch in den Bereichen der regionalen Wirtschaft, der Bevölkerung, der lokalen Politik.
Die Kulturhauptstadt kann hier ihre Chance wahrnehmen, auch durch den Druck von au-
23
Die Bundesregierung, ,,Perspektiven für Deutschland" (www).
24
Die Bundesregierung, ,,Perspektiven für Deutschland" (www).

- 18 -
ßen, sich intensiv mit den Problemen und den Potentialen ihrer Region auseinander zu set-
zen. Dadurch ergibt sich nicht nur die Möglichkeit neue und effektivere städtische Struktu-
ren zu entwickeln; auch die Umsetzung dieser Maßnahmen ist gesichert, solange sich die-
se in den Gesamtkontext, die Anforderungen an eine zukünftige Kulturhauptstadt einfügen.
Eine Kulturhauptstadt soll ein Jahr lang der Mittelpunkt Europas sein für ,,identitätsstiftende
Ereignisse von lokaler, regionaler, nationaler und internationaler, von großer künstlerischer,
gesellschaftlicher, kulturpolitischer und wirtschaftlicher Bedeutung"
25
. Auf dem langen Weg
dorthin kann eine Stadt die Gelegenheit ergreifen, eine nachhaltige Umstrukturierung, auch
in Vorbereitung auf das Kulturhauptstadt-Jahr zu veranlassen, die überdauern kann und
neue Maßstäbe setzt.
Der Begriff Nachhaltigkeit, im Englischen ,,sustainable development", lässt sich von dem
neuzeitlichen Grundgedanken ,,nachhaltige Entwicklung" aus der Politik, insbesondere der
Umweltpolitik ableiten
26
. ,,Das Konzept der Nachhaltigkeit wird seit Mitte der 1980er Jahre
von allen wichtigen multilateralen Organisationen vertreten und stand im Mittelpunkt des
Umweltgipfels 1992 in Rio de Janeiro"
27
. Ursprünglich steht eine ,,nachhaltige Entwicklung"
unter anderem für eine gerechte Verteilung von Ressourcen zwischen den Entwicklungs-
und Industrieländern, einen schonenden Verbrauch von natürlichen Ressourcen, den Ein-
satz von innovativer Technologie, einem qualitativen Wirtschaftswachstum, der Bevölke-
rungskontrolle und der Bekämpfung der Armut. ,,Die Bedürfnisbefriedigung der jetzigen Ge-
neration muss gewährleistet sein, ohne die Bedürfnisse zukünftiger Generationen zu ge-
fährden"
28
. Das bedeutet, eine fortschrittliche Entwicklung im wirtschaftlichen, wissenschaft-
lichen, gesellschaftlichen und sozialen Umfeld, die bereits heute im Ansatz auf zukünftige
Anforderungen eingehen kann. Dem zur Folge ist es das erklärte Ziel aller Teilhabenden,
die Nachhaltigkeit der Investitionen und Projekte einer zukünftigen Kulturhauptstadt zu si-
chern.
Nachhaltigkeit lässt sich in diesem Zusammenhang an ganz konkreten Faktoren messen.
Unter anderem an den wachsenden Besucherzahlen einer ehemaligen Kulturhauptstadt
auch in den Folgejahren, die zum Beispiel in Görlitz eine bedeutende Einnahmequelle der
Stadt bilden
29
. An dem verstärkten Interesse an Kunst und wachsenden Bedarf nach kultu-
rellen Veranstaltungen, vor allem durch die ansässige Bevölkerung. Auf dieser Basis lässt
25
GRAZ ZWEITAUSENDDREI, Making of, Die Idee, Zitat Wolfgang Lorenz (www).
26
Vgl. Wissen.de, "nachhaltige Entwicklung", (www).
27
Vgl. Wissen.de, "nachhaltige Entwicklung", (www).
28
Vgl. Wissen.de, "nachhaltige Entwicklung", (www).
29
Nach Angaben des Landesamt für Statistik in Kamenz besuchten 110.783 Übernachtungsgäste die
Stadt Görlitz im Jahr 2002 (gemessen in Gästehäusern mit mehr als 8 Betten), Stand: 02.09.2003.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832477950
ISBN (Paperback)
9783838677958
Dateigröße
1.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Zittau/Görlitz; Standort Görlitz – Wirtschaftswissenschaften
Note
1,3
Schlagworte
kultur europäische union eu-osterweiterung
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Titel: Görlitz - Kulturhauptstadt Europas 2010
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