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Die Rolle der Protektor Lebensversicherungs-AG und der BaFin im Zusammenhang mit der Zahlungsunfähigkeit der Mannheimer Lebensversicherung AG

Eine Fallstudie

©2003 Diplomarbeit 77 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Lebensversicherungen galten lange Zeit als sichere Alternative zur gesetzlichen Rente. Seit den 20er Jahren, in denen die Frankfurter Allgemeine Versicherung AG Insolvenz anmelden musste, hat die Aufsichtstätigkeit deutscher Regulierungsbehörden Schieflagen in der Lebensversicherungsbranche erfolgreich vermeiden bzw. beseitigen helfen können. Sowohl die Hinterbliebenensicherung als auch die private Altersvorsorge waren gewährleistet. Lebensversicherungen wurde, auch in Zeiten sich verschlechternder Kapitalmarktbedingungen, die Eigenschaft einer sicheren und rentablen Kapitalanlage zugesprochen.
Zudem schienen die Steuerreform des Jahres 2000, die es Versicherern in der Rechtsform der Kapitalgesellschaft untersagte, Kursverluste steuerlich geltend zu machen, sowie die verheerenden Kurseinbrüche der vergangenen Jahre an der Lebensversicherungsbranche ohne weitere Konsequenzen vorübergegangen zu sein. Im Jahr 2002 gründete die Branche eine Auffanggesellschaft für insolvente Lebensversicherer, die Protektor Lebensversicherungs-AG. Offenbar war voraus zu sehen, dass deutsche Lebensversicherer schwierigeren Zeiten entgegenblicken als gemeinhin angenommen. Im Juni 2003 war es dann soweit: Die Mannheimer Lebensversicherung AG musste das Neugeschäft einstellen und ihren Vertragsbestand an die Protektor Lebensversicherungs-AG übertragen. Weitere Problemfälle in der Lebensversicherungsbranche werden vermutet.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Zahlungsunfähigkeit der Mannheimer Lebensversicherung AG, der in diesem Zusammenhang stehenden Tätigkeit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie der Rolle der Protektor Lebensversicherungs-AG. Ziel der Arbeit ist es, dem Leser einen Eindruck davon zu vermitteln, wie es zu der Krise der Mannheimer Lebensversicherung AG kommen konnte, welches Instrumentarium der BaFin im Rahmen der Versicherungsaufsicht zur Verfügung steht und inwiefern ihr dieses bei der Schieflage der Mannheimer Lebensversicherung AG zu helfen vermochte. Zudem soll der Leser eine Vorstellung von der Konzeption und der Tätigkeit der Protektor Lebensversicherungs-AG im Fall der Mannheimer Lebensversicherung AG erhalten.
Die Arbeit ist wie folgt gegliedert:
Zunächst wird die Mannheimer Lebensversicherung AG vorgestellt; ihre Bedeutung im Konzern und ihre Tätigkeit werden erläutert. Daraufhin werden die Funktionen von Lebensversicherungen im Allgemeinen sowie die Stellung der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7785
Baums, Wolfgang: Die Rolle der Protektor Lebensversicherungs-AG und der BaFin im
Zusammenhang mit der Zahlungsunfähigkeit der Mannheimer Lebensversicherung AG -
Eine Fallstudie
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Universität Mannheim, Universität, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

II
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis...II
Tabellenverzeichnis... III
Abkürzungsverzeichnis... IV
1. Einleitung ... 1
2. Die Mannheimer Lebensversicherung AG ... 3
2.1 Funktion im Konzern und Geschäftstätigkeit ... 3
2.2 Bedeutung im Markt ... 4
2.3 Geschäftsentwicklung und Krise... 6
2.3.1 Bestandsentwicklung ... 6
2.3.2 Kapitalanlagepolitik... 7
2.3.3 Bedeutung und Entwicklung der Bewertungsreserven... 10
2.3.4 Entwicklung und Finanzierung der Überschussbeteiligung ... 12
2.3.5 Ergebnisauswirkungen und Kapitalmaßnahmen ... 15
3. Die Aufsicht über die Mannheimer Lebensversicherung AG ... 18
3.1 Regulierungszweck, -gegenstand und -behörden... 18
3.2 Die Rolle der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht... 20
3.2.1 Vorgehensweise bei der Mannheimer Lebensversicherung AG ... 20
3.2.2 Überwachung der Aktienquote der Mannheimer
Lebensversicherung AG... 23
3.3 Stresstests als Regulierungsinstrument ... 25
3.3.1 Zur Bedeutung der Solvabilität von Lebensversicherern ... 25
3.3.2 Konzeption und Bedeutung von Stresstests... 28
3.3.3 Solvabilität
und
Stresstest bei der Mannheimer
Lebensversicherung AG... 31
3.4 Beurteilung der Aufsicht über die Mannheimer Lebensversicherung AG... 35
4. Die Protektor Lebensversicherungs-AG... 37
4.1 Zweck und Konzeption der Protektor Lebensversicherungs-AG ... 37
4.2 Rolle im Fall der Mannheimer Lebensversicherung AG ... 39
4.3 Konsequenzen für die Lebensversicherungsbranche ... 42
4.4 Abschließende Beurteilung der Protektor Lebensversicherungs-AG ... 44
5. Zusammenfassung
und
Ausblick... 49
Anhang ... 51
Literaturverzeichnis... 62

III
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Bedeutung der Mannheimer Leben im Markt zum 31.12.2002... 6
Tabelle 2: Versicherungsbestand der Mannheimer Leben nach Versicherungsarten
1999­2002... 7
Tabelle 3: Die Kapitalanlagearten der Mannheimer Leben und der Branche im
Vergleich... 8
Tabelle 4: Kapitalanlagen und Bewertungsreserven der Mannheimer Leben 1998­
2002... 10
Tabelle 5: Entwicklung von Kapitalanlagenrendite, Überschüssen und
Sicherheitsmitteln der MLV AG... 13
Tabelle 6: Ergebnisentwicklung der Mannheimer Leben 1998-2002... 16
Tabelle 7: Entwicklung der Eigenkapitalbestandteile der Mannheimer Leben ... 17
Tabelle 8: Kapitaladäquanz ausgewählter Lebensversicherer in den Jahren 2001
und 2002... 32
Tabelle 9: Stresstestergebnis bei der Mannheimer Leben zum 31.12.2002 (Basis:
31.12.2001) ... 34

IV
Abkürzungsverzeichnis
AG
Aktiengesellschaft
AktG
Aktiengesetz
AnlV
Verordnung über die Anlage des gebundenen Vermögens von
Versicherungsunternehmen (Anlageverordnung-AnlV)
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
BAKred (ehemaliges)
Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen
BAV
(ehemaliges)
Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen
BAW
(ehemaliges) Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel
BGB
Bürgerliches
Gesetzbuch
CAR
Capital Adequacy Ratio, Grad der Sicherheitsmittelausstattung
c.p.
ceteris
paribus
DAX
Deutscher Aktienindex
EM
Eigenmittel
EWR
Europäischer Wirtschaftsraum
GDV
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft
GuV
Gewinn- und Verlustrechnung
HGB
Handelsgesetzbuch
IAS
International Accounting Standards
IWF
Internationaler
Währungsfonds
k.A.
keine
Angabe
KAG
Kapitalanlagegesellschaft
KWG
Kreditwesengesetz
LV
Lebensversicherung
Mannheimer Leben Mannheimer Lebensversicherung AG
math.
mathematisch
Mio.
Millionen
MLV AG
Mannheimer Lebensversicherung AG
Mrd.
Milliarden
MSCI
Morgan Stanley Capital Index
Protektor Leben
Protektor Lebensversicherungs-AG
RAP
Rechnungsabgrenzungsposten

V
RechVersV
Verordnung über die Rechnungslegung von Versicherungs-
unternehmen
RfB
Rückstellung für Beitragsrückerstattung
SÜA
Schlussüberschussanteil
VAG
Versicherungsaufsichtsgesetz
VFA
Versicherungsfachausschuss beim Institut für Wirtschaftsprüfer

1
1.
Einleitung
,,Nach unserer Ansicht handelt es sich bei der Börsenentwicklung um
kurzfristige Schwankungen, die sich [...] mittelfristig auf unsere
Zusagen, insbesondere die Zinsgarantie, nicht auswirken."
Public und Investor Relations (2002a)
Lebensversicherungen galten lange Zeit als sichere Alternative zur gesetzlichen Rente.
Seit den 20er Jahren, in denen die Frankfurter Allgemeine Versicherung AG Insolvenz
anmelden musste, hat die Aufsichtstätigkeit deutscher Regulierungsbehörden Schief-
lagen in der Lebensversicherungsbranche erfolgreich vermeiden bzw. beseitigen helfen
können. Sowohl die Hinterbliebenensicherung als auch die private Altersvorsorge
waren gewährleistet. Lebensversicherungen wurde, auch in Zeiten sich verschlech-
ternder Kapitalmarktbedingungen, die Eigenschaft einer sicheren und rentablen
Kapitalanlage zugesprochen.
1
Zudem schienen die Steuerreform des Jahres 2000, die es
Versicherern in der Rechtsform der Kapitalgesellschaft untersagte, Kursverluste
steuerlich geltend zu machen, sowie die verheerenden Kurseinbrüche der vergangenen
Jahre an der Lebensversicherungsbranche ohne weitere Konsequenzen vorübergegangen
zu sein. Im Jahr 2002 gründete die Branche eine Auffanggesellschaft für insolvente
Lebensversicherer, die Protektor Lebensversicherungs-AG. Offenbar war voraus zu
sehen, dass deutsche Lebensversicherer schwierigeren Zeiten entgegenblicken als
gemeinhin angenommen. Im Juni 2003 war es dann soweit: Die Mannheimer
Lebensversicherung AG musste das Neugeschäft einstellen und ihren Vertragsbestand
an die Protektor Lebensversicherungs-AG übertragen. Weitere Problemfälle in der
Lebensversicherungsbranche werden vermutet.
2
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Zahlungsunfähigkeit der Mannheimer
Lebensversicherung AG, der in diesem Zusammenhang stehenden Tätigkeit der
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie der Rolle der Protektor
Lebensversicherungs-AG. Ziel der Arbeit ist es, dem Leser einen Eindruck davon zu
vermitteln, wie es zu der Krise der Mannheimer Lebensversicherung AG kommen
konnte, welches Instrumentarium der BaFin im Rahmen der Versicherungsaufsicht zur
Verfügung steht und inwiefern ihr dieses bei der Schieflage der Mannheimer
Lebensversicherung AG zu helfen vermochte. Zudem soll der Leser eine Vorstellung
von der Konzeption und der Tätigkeit der Protektor Lebensversicherungs-AG im Fall
der Mannheimer Lebensversicherung AG erhalten.
1
Vgl. v. Hammerstein et al. (2003), S. 27.
2
Vgl. Schäfer (2003), S. 22.

2
Die Arbeit ist wie folgt gegliedert:
Zunächst wird die Mannheimer Lebensversicherung AG vorgestellt; ihre Bedeutung im
Konzern und ihre Tätigkeit werden erläutert. Daraufhin werden die Funktionen von
Lebensversicherungen im Allgemeinen sowie die Stellung der Mannheimer Lebens-
versicherung AG im Markt beleuchtet. Es wird gezeigt, wie es zu der Krise der
Mannheimer Lebensversicherung AG kommen konnte, welche Auswirkungen diese
insbesondere für die Versicherungsnehmer hatte und welche Maßnahmen ergriffen
wurden, um die negativen Auswirkungen abzufangen.
Im zweiten Teil wird die Tätigkeit der BaFin untersucht. Zu diesem Zweck werden ihre
gesetzlich geregelten Befugnisse dargestellt und ihre Rolle im Fall der Mannheimer
Lebensversicherung AG erläutert. Anschließend wird geprüft, ob die Mannheimer
Lebensversicherung AG gegen die zu erläuternden Kapitalanlagevorschriften für
Lebensversicherer verstoßen hat. Sodann werden Funktionsweise und Bedeutung des
aufsichtsrechtlichen Stresstests erörtert, zu dessen Verständnis eine Beschreibung der
Solvabilität von Lebensversicherern vorgenommen wird. Die Solvabilität der
Mannheimer Lebensversicherung AG wird untersucht und ein Stresstest durchgeführt.
Abschließend wird die Tätigkeit der BaFin im Fall der Mannheimer Lebens-
versicherung AG beurteilt.
Der dritte Teil beschäftigt sich mit der Protektor Lebensversicherungs-AG. Ihre
Konzeption wird dargelegt und ihre Rolle im vorliegenden Fall beschrieben. Eine
Diskussion möglicher Konsequenzen ihrer Inanspruchnahme folgt. Abschließend wird
die Konzeption der Protektor Lebensversicherungs-AG im internationalen Vergleich
beurteilt.
Der letzte Teil fasst die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit zusammen.

3
2.
Die Mannheimer Lebensversicherung AG
2.1
Funktion im Konzern und Geschäftstätigkeit
Die Mannheimer Lebensversicherung AG (Mannheimer Leben) bildete bis Anfang Juli
2003 zusammen mit dem Online-Versicherer Mamax Lebensversicherung AG (Mamax
Leben) die Lebensversicherungssparte des Mannheimer Versicherungskonzerns. Der
börsennotierten Holding des Konzerns sind ferner die Schaden- und Unfall-
versicherungssparte (Mannheimer Versicherung AG Deutschland/Schweiz) sowie der
Krankenversicherer Mannheimer Krankenversicherung AG untergeordnet. Das
Management der Kapitalanlagen im Konzern betreibt die Mannheimer Asset
Management KAG. Eine Übersicht über die Konzernstruktur zum 31.12.2002 enthält
Anhang 1.
Wesentliche Aktionäre der Holding sind mit Anteilen von 12,9% und 10% die Uniqa
sowie die Münchener Rück Versicherung AG. Mit Anteilen von je knapp 5% folgen
Swiss Re Germany, GE Frankona Rück, Nürnberger, Gerling Globale Rück, Wüstenrot
& Württembergische sowie die uniVersa Versicherung AG. Die Aktionärsstruktur
besteht zu knapp 75% aus inländischen institutionellen Investoren; weitere 14,8%
entfallen auf ausländische institutionelle Investoren, gut 10% machen Privatanleger
aus.
3
Mit allen Tochtergesellschaften wurden Gewinnabführungs- und Beherrschungs-
verträge (§ 291 AktG) abgeschlossen.
Die Lebensversicherungssparte war ihrer Größe wegen in den letzten Jahren
ausschlaggebend für die Entwicklung des Mannheimer Konzerns.
4
Zum 30.06.2003
waren beispielsweise noch ca. 83% der Kapitalanlagen der Lebensversicherungssparte
zuzuordnen. Ferner entfielen die Aufwendungen für Versicherungsleistungen (59,4%
der Konzernaufwendungen für Versicherungsleistungen) und die versicherungs-
technischen Rückstellungen (67,5% der versicherungstechnischen Konzernrück-
stellungen) im ersten Halbjahr des Jahres 2003 vorwiegend auf die Mannheimer und die
Mamax Leben.
5
Dabei kommt der erst seit dem Jahr 2000 bestehenden Mamax Leben in
der Lebensversicherungssparte nur eine untergeordnete Bedeutung zu. So machten zum
31.12.2002 die Kapitalanlagen der Mamax Leben nur 0,2% derjenigen der Mannheimer
Leben aus; die Anzahl der Lebensversicherungsverträge der Mamax Leben belief sich
auf unter 1% der Lebensversicherungsverträge der Mannheimer Leben, und auch die
3
Vgl. Mannheimer AG Holding (2003b), S. 5.
4
Vgl. Public und Investor Relations (2003a), S. 82 ff. sowie Public und Investor Relations (2002b), S.
108 ff.
5
Vgl. Public und Investor Relations (2003a), S. 13.

4
Beitragseinnahmen stellten nur 0,5% derjenigen der Mannheimer Leben dar.
6
Nicht
zuletzt wegen der Abhängigkeit des Konzerns von der Mannheimer Leben befindet sich
dieser derzeit in einer äußerst prekären Lage.
7
Den größten positiven Ergebnisbeitrag
leistete in den letzten Jahren hingegen die Mannheimer Versicherung AG.
8
Einen
Überblick über die Bedeutung der einzelnen Versicherungssparten im Konzern gibt
Anhang 2 anhand ausgewählter Größen.
Als Lebensversicherer war die Mannheimer Leben Finanzintermediär im engeren Sinne.
Im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit erbrachte sie Losgrößen-, Fristen-
9
und
Risikotransformationsleistungen.
10
Letztere standen dabei im Mittelpunkt des
Leistungsangebotes
11
: Wie andere Lebensversicherer gewährte die Mannheimer Leben
Versicherungsschutz als Gegenleistung für die erhaltenen Prämien (Risikogeschäft) und
investierte diese in (riskante) Aktiva (Kapitalanlagegeschäft). Diese beiden
Geschäftsarten stellen für Lebensversicherer im Allgemeinen das Kerngeschäft dar.
Ergänzend bieten sie sonstige Dienstleistungen an, die in ,,Beratungs- und
Vermittlungsgeschäften, [...] Geschäften über Management-, [...] Datenverarbeitungs-
[...] sowie Risk Management-Dienstleistungen"
12
bestehen. Die Mannheimer Leben
erbrachte hingegen lediglich in geringem Umfang sonstige Dienstleistungen.
13
Ihre
Geschäftsentwicklung war damit wesentlich vom Kapitalmarkt abhängig. Einen
genaueren Einblick in die Geschäftstätigkeit der Mannheimer Leben vermittelt Kapitel
2.3. Zunächst wird jedoch die Stellung der Mannheimer Leben in der Lebens-
versicherungsbranche dargestellt.
2.2
Bedeutung im Markt
Der Lebensversicherungsmarkt hat in Deutschland große volkswirtschaftliche
Bedeutung, die sich aus den Funktionen ergibt, die eine Lebensversicherung erfüllen
soll. Diese sind insbesondere die Absicherung des Todesfallrisikos (Hinterbliebenen-
sicherung) sowie die Gewährleistung der Altersvorsorge der Versicherungsnehmer
6
Vgl. Public und Investor Relations (2003c), S. 1 sowie Public und Investor Relations (2003e), S. 1.
7
Vgl. Rathmann (2003b), S. 17.
8
Vgl. Public und Investor Relations (2003d), S. 2.
9
Im Bereich der Fristentransformation kann es bei Versicherungen sogar zu negativer Kapitalbindungs-
transformation kommen, vgl. Schierenbeck/Hölscher (1998), S. 24.
10
Vgl. Schierenbeck/Hölscher (1998), S. 21 ff.
11
Vgl. Süchting (1988), S. 37.
12
Wagner (2000), S. 178.
13
Vgl. Public und Investor Relations (2003c), S. 32.

5
selbst durch Versicherung des Erlebensfallrisikos.
14
Neben der Risikoübertragungs-
funktion (Versicherungskomponente) kann die Lebensversicherung auch eine Kapital-
bildungsfunktion (Sparkomponente) erfüllen. Sie ergänzt damit die Regel- und
Zusatzsicherung
15
zwecks eigenverantwortlicher Deckung des Vorsorgebedarfs und
kann als Kreditsicherheit oder der Kredittilgung dienen.
16
Schon im Jahr 2001 besaßen daher ,,mehr als 55% der deutschen Haushalte [...] eine
oder mehrere Lebens- und Rentenversicherungspolicen."
17
Zum 31.12.2002 bestanden
rund 91,1 Mio. Lebensversicherungsverträge (Einzel- und Kollektivversicherungen)
sowie ca. 38,7 Mio. Zusatzversicherungen.
18
Im Jahr 2002 wurden ca. 56,3 Mrd. an
Versicherungsleistungen ausgezahlt, die Beitragseinnahmen der Lebensversicherer
beliefen sich auf rund 65 Mrd. . Mit Kapitalanlagen in Höhe von 582 Mrd. stellte die
Lebensversicherungsbranche bereits in 2002 einen bedeutenden Tragpfeiler der
Kapitalmärkte dar.
19
Ende Juni 2003 beliefen sich die Kapitalanlagen der Lebens-
versicherungsbranche sogar auf 595,4 Mrd. und damit auf knapp 60% der Kapital-
anlagen aller Versicherungsunternehmen in Deutschland.
20
Doch nicht allein ihr
Umfang macht diese Kapitalanlagen volkswirtschaftlich bedeutsam. Vielmehr ist
entscheidend, dass sie wegen der in der Regel vorliegenden ,,Langfristigkeit der
Verträge und eines vergleichsweise beständigen Mittelzuflusses auch langfristig und
stetig zur Verfügung gestellt werden können."
21
Eine Gegenüberstellung der angeführten Daten im Branchendurchschnitt mit denen der
Mannheimer Leben kann Tabelle 1 entnommen werden. Deutlich wird darin, dass die
Mannheimer Leben Ende 2002 eine eher bescheidene Rolle in der aus 121 deutschen
und 17 ausländischen Lebensversicherern bestehenden Branche spielte (die Ursache für
die hohen Aufwendungen für Versicherungsleistungen wird in Abschnitt 2.3.1
erläutert).
22
14
Der Begriff ,,Erlebensfallrisiko" wird in der versicherungswissenschaftlichen Literatur verwendet. Das
Risiko im Erlebensfall kann dabei als der abnehmende - wenn auch vorhersehbare - Verdienst im Alter
angesehen werden.
15
Die Bedeutung der Lebensversicherung als Alterssicherungskomponente ist jedoch eher gering, vgl.
Deutscher Bundestag (2001), S. 92 ff.
16
Vgl. dazu Lührs (1997), S. 20 ff.
17
Fitch Ratings (2002), S. 2.
18
Durch Zusatzversicherungen lassen sich ergänzend zur Absicherung des Todes- und Erlebensfall-
risikos weitere Risiken absichern, vgl. dazu etwa Theis (2001), S. 83.
19
Vgl. GDV (2003a), S. 24f.
20
Vgl. Deutsche Bundesbank (2003), S. 61.
21
Schwebler (1988), S. 418.
22
Die Anzahl der in Deutschland tätigen Lebensversicherer wurde der Homepage der BaFin,
http://www.bafin.de, entnommen (Zugriff am 10.09.2003).

6
Deutschland
Branche (
ø
)*
MLV AG
Anzahl LV-Verträge
91.129.000
660.355
344.500
Neugeschäft 2002 (Anz.Verträge)
10.220.000
74.058
30.600
Aufw. für Versicherungsleistungen [Mio.]**
56.290
408
509
Beitragseinnahmen [Mio. ]
65.058
471
363
Kapitalanlagen [Mio. ]
582.005 4.217 3.293
Alle Eurobeträge gerundet.
* Bezogen auf 138 Lebensversicherer ** Nur ausgezahlte Leistungen
Tabelle 1: Bedeutung der Mannheimer Leben im Markt zum 31.12.2002
23
Die angegebenen Branchendurchschnittszahlen werden jedoch wesentlich von den
Marktführern angehoben. So repräsentierten im Jahr 2002 nach einer Studie von
McKinsey 50 führende Lebensversicherer einen Marktanteil von 93%
24
; demnach hatten
88 Lebensversicherer zusammen lediglich einen Marktanteil von 7%. Der Anteil der
führenden fünf Lebensversicherer (Allianz, Aachener und Münchener, Deutscher
Herold, Volksfürsorge und Hamburg-Mannheimer) am Neugeschäft wurde auf 55%
geschätzt. Für die Zukunft wird von 70-80% als Folge von Konsolidierungen
ausgegangen.
25
Die Mannheimer Leben hatte mit 0,3% nur einen geringen am
Neugeschäft 2002 bemessenen Marktanteil.
2.3
Geschäftsentwicklung und Krise
2.3.1
Bestandsentwicklung
In den vergangenen Jahren verzeichnete die Mannheimer Leben einen beständigen
Neuzugang an Versicherungsverträgen. Während sich der durchschnittliche
Versicherungsbestand der Gesellschaft in den Jahren 1995-1998 auf 314.425 Verträge
belief, konnten in den Jahren 1999-2002 durchschnittlich aus 333.201 Verträgen
Beiträge erzielt werden.
26
Die Tendenz war dabei, auch am durchschnittlichen
Versicherungsvolumen gemessen, überwiegend positiv, obwohl die Stornoquote in den
letzten drei Jahren zunahm und im Jahr 2002 wegen der ,,Stornierung mehrerer
Großverträge"
27
bei 8,9% lag (vgl. Tabelle 2). Dadurch fielen auch die ausgezahlten
Leistungen an Versicherungsnehmer als Bestandteil der Aufwendungen für
Versicherungsleistungen im Jahr 2002 hoch aus (vgl. Tabelle 1).
Während Risiko-, Renten- und Kollektivversicherungen in den letzten Jahren einen
relativ konstanten Anteil am Versicherungsbestand ausmachten, nahm die Bedeutung
23
Eigene Berechnung auf Basis von GDV (2003a) und Public und Investor Relations (2003c).
24
Vgl. McKinsey (2003), S. 8.
25
Vgl. McKinsey (2003), S. 23f.
26
Vgl. Public und Investor Relations (2003c), S. 1.
27
Public und Investor Relations (2003c), S. 5.

7
von Einzelversicherungen zugunsten von Berufsunfähigkeitsversicherungen, die im Jahr
2002 fast 50% des Bestandes ausmachten, immer weiter ab.
28
2002
2001
2000
1999
Versicherungsbestand
344.512 338.531 322.495 327.264
Versicherungssumme
[Mio.
]
18.462 16.887 13.300 11.685
Durchschnittl.Versicherungssumme []
53.589 49.883 41.241 35.705
Einzelversicherungen
29,3% 33,8% 45,8% 53,1%
Risikoversicherungen
4,8% 4,7% 5,4% 6,5%
Rentenversicherungen
6,0% 6,5% 8,2% 8,9%
Berufsunfähigkeitsversicherungen 47,7% 40,5% 26,6% 20,8%
Sonst. Lebensversicherungen
0,4% 0,4% 0,6% 0,5%
Kollektivversicherungen
11,8% 14,1% 13,4% 10,2%
Stornoquote
nach
Versicherungssumme
8,9% 5,3% 2,8% 4,3%
Tabelle 2: Versicherungsbestand der Mannheimer Leben nach Versicherungsarten 1999­2002
29
An der Bestandsentwicklung war im Jahr 2002 eine Krise der Mannheimer Leben ­
abgesehen von der hohen Stornoquote, die im Branchendurchschnitt 2002 nur bei
4,91%
30
lag ­ nicht abzulesen. Nicht zuletzt wird dies darauf zurück zu führen sein, dass
die Zukunftsaussichten seitens des Vorstands stets beschönigt wurden. So sei die
Mannheimer Leben durch ,,Rückführung des kapitalbildenden Geschäfts [...]
zunehmend unabhängig vom Kapitalmarkt"
31
, ferner sei das ,,Aktienmarktrisiko weit-
gehend abgesichert gewesen."
32
Aus dem Zwischenbericht des Mannheimer Konzerns
zum 30.06.2003 geht dagegen deutlich hervor, dass das Neugeschäft der Mannheimer
Leben ,,bei den laufenden Beiträgen einen Rückgang von 38,9%"
33
im ersten Halbjahr
2003 aufwies. Ergänzend sei bereits an dieser Stelle angemerkt, dass das Neugeschäft
nach Absprache mit der BaFin am 26.06.2003 eingestellt wurde.
2.3.2
Kapitalanlagepolitik
Die Lebensversicherungsbranche sah sich in den vergangenen Jahren einer ,,historisch
[fast] einmalig schlechten Kapitalmarktsituation"
34
ausgesetzt. Der MSCI World Total
Return büßte ab März 2000 innerhalb von zweieinhalb Jahren 43% seines Wertes ein
35
,
und auch der Deutsche Aktienindex (DAX) sank in den vergangenen Jahren drastisch:
28
Zur Systematisierung unterschiedlicher Lebensversicherungsformen und zur Charakterisierung von
Renten- und Kapitallebensversicherungsformen vgl. Schierenbeck/Hölscher (1998), S. 700 ff. sowie
Theis (2001), S. 81f.
29
Public und Investor Relations (2003c, 2002a, 2001).
30
Vgl. GDV (2003a), S. 15.
31
Mannheimer AG Holding (2002c), S. 2.
32
Mannheimer AG Holding (2002b), S. 3.
33
Public und Investor Relations (2003a), S. 5.
34
McKinsey (2003), S. 4; Klammerzusatz vom Verfasser.
35
Vgl. http://www.msci.com/equity/index2.html, Zugriff am 04.10.2003.

8
Im Jahr 2001 verlor er 19,8% seines Wertes, in 2002 brach er sogar um 44% ein.
36
Die
Umlaufrendite 10-jähriger Staatsanleihen hatte sich von knapp 8% 1992 auf ca. 4% zur
Mitte des Jahres 2003 halbiert.
37
Dennoch setzte die Mannheimer Leben zu dieser Zeit in ihrer Kapitalanlagepolitik den
Schwerpunkt auf Aktien, Investmentanteile und andere nicht festverzinsliche
Wertpapiere. Diese Position machte in den vergangenen drei Jahren jeweils mehr als
40% der gesamten Kapitalanlagen aus, während Grundstücke, grundstücksgleiche
Rechte und Bauten durchschnittlich nur 1,6% darstellten. Auch Kapitalanlagen in
verbundenen Unternehmen und Beteiligungen repräsentierten im Durchschnitt der
letzten Jahre nur 0,7% der Kapitalanlagen. Einen bedeutenden, wenn auch im Zeitablauf
abnehmenden Anteil an den Kapitalanlagen hatten die sonstigen Ausleihungen
38
, die im
Jahr 2002 nur noch 21,6% darstellten, nachdem sie sich im Jahr 2000 noch auf 41,6%
belaufen hatten. Inhaberschuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wert-
papiere hingegen erreichten in den letzten Jahren einen zunehmenden Stellenwert. Von
6,85% im Jahr 2000 stieg der Anteil dieser Position in Prozent der gesamten
Kapitalanlagen der Mannheimer Leben auf 19,43% im Jahr 2002, was insbesondere auf
Neuzugänge (und weniger auf Zuschreibungen, nicht hingegen auf Währungskurs-
veränderungen) zurückzuführen war.
39
Die Entwicklung der (relativen und absoluten)
Buchwerte in den vergangenen drei Jahren kann Anhang 3 entnommen werden. Ein
Vergleich mit der Bedeutung der Kapitalanlagearten in der Branche verdeutlicht die
überdurchschnittlich riskante Anlagepolitik der Mannheimer Leben (vgl. Tabelle 3).
Mannheimer Leben
Branche
2002
2001
2000
2002
2001
2000
Grundstücke,
Bauten 1,46% 0,14% 3,29% 2,60% 2,70% 2,90%
Verb.
U.,
Beteiligungen
0,88% 0,86% 0,36% 3,60% 3,30% 4,50%
Nicht festverz. WP
43,93%
44,96% 42,53% 25,90% 26,90% 26,30%
Festverz.
WP
19,43% 10,38% 6,85% 7,30% 6,40% 6,30%
Sonstige
Ausleihungen 26,33% 38,79% 41,66% 56,90% 56,80% 58,60%
Andere
Kapitalanlagen
3,26% 1,70% 1,45% 3,70% 3,90% 1,40%
Summe 95,29%
96,84%
96,13%
100%
100%
100%
Ges.
Kapitalanlagen 100% 100% 100% 100% 100% 100%
An 100 fehlende % bei der Mannheimer Leben: keine Angabe.
Tabelle 3: Die Kapitalanlagearten der Mannheimer Leben und der Branche im Vergleich
40
36
Vgl. http://www.deutsche-boerse.com, Zugriff am 04.10.2003.
37
Vgl. Deutsche Bundesbank (2003), S. 39.
38
Die unter die Position ,,sonstige Ausleihungen" fallenden Wertpapiere sind in § 10 RechVersV
enumerativ aufgeführt.
39
Vgl. Public und Investor Relations (2003c), S. 29.
40
Public und Investor Relations (2003c, 2002a, 2001) und GDV (2003a). Die zu den (nicht)
festverzinslichen Wertpapieren zählenden Wertpapiergattungen können den §§ 7 und 8 RechVersV

9
Während in den Jahren 2000­2002 im Branchendurchschnitt insgesamt ca. 26,3% auf
Aktien, Investmentanteile und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere entfielen,
waren ca. 64,1% in sonstige Ausleihungen und festverzinsliche Wertpapiere investiert.
Im Jahr 2001 betrug die Aktienquote im Branchendurchschnitt 17%, im Jahr 2002
hingegen nur noch 10%.
41
Zur Jahresmitte 2003 gliederten sich die Kapitalanlagen in
der Branche zu ,,81% in festverzinsliche Titel und sonstige Ausleihungen, zu rund 3%
in Immobilien und zu rund 7% in Beteiligungen und sonstige Kapitalanlagen."
42
Die
Aktienquote wurde auf durchschnittlich rund 7% gesenkt.
43
Die Branche reagierte
offenbar auf die negative Kapitalmarktentwicklung der Jahre 2001 und 2002 durch
Umschichtungen.
44
Auch wenn bei der Mannheimer Leben eine Erhöhung des Anteils festverzinslicher
Wertpapiere festgestellt werden kann, wurde dies durch eine Verringerung sonstiger
Ausleihungen wieder ausgeglichen. Dass die Gesellschaft einen deutlich über dem
Branchendurchschnitt liegenden Anteil an nicht festverzinslichen Wertpapieren
beibehielt, rechtfertigte der Vorstand damit, dass eine Erholung am Kapitalmarkt zu
erwarten sei.
45
Daher betrug die Aktienquote der Mannheimer Leben zum Ende des
Jahres 2002 noch 13%, nach 21,2% im Jahr 2001.
46
Im Jahr 2002 wurden der Position
Aktien, Investmentanteile und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere noch 131,5
Mio. an neuen Mitteln zugeführt.
47
Selbst zum 31.03.2003 wies der gesamte Konzern
noch Aktien, Investmentanteile und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere in Höhe
von 40,5% der gesamten Kapitalanlagen aus, zum 30.06.2003 waren es noch 39%.
48
Von einer ausreichenden Diversifikation kann angesichts dieser Zahlen sowie vor dem
Hintergrund der Entwicklung der Kapitalmärkte nicht gesprochen werden. Auch der
Vorstand räumte Ende August 2003 ein, dass zu stark in europäische Standardwerte,
entnommen werden. Andere Kapitalanlagen sind nach § 12 RechVersV Ausgleichsforderungen aus
der Währungsreform von 1948.
41
Vgl. Erlenbach (2003c), S. 15.
42
Börsen-Zeitung (2003b), S. 13.
43
Vgl. Fitch Ratings (2003b), S. 2.
44
Anzumerken ist allerdings, dass teilweise durch Abschreibungen in Höhe von 35 Mrd. in 2002 eine
vermeintliche Umschichtung herbeigeführt wurde, vgl. Fitch Ratings (2003b), S. 2.
45
Vgl. Public und Investor Relations (2002a), S. 7.
46
So Günter Himstedt, Vorstandsvorsitzender der Protektor Leben, in einem Vortrag zum Thema
,,Protektor Lebensversicherung AG: Erfahrungen im Fall Mannheimer" am 07.11.2003 in Frankfurt
am Main.
47
Vgl. Public und Investor Relations (2003c), S. 29. Soweit in den Investmentanteilen auch
festverzinsliche Wertpapiere gehalten werden, geht deren Umfang nicht aus den Jahresabschlüssen
hervor.
48
Vgl. Public und Investor Relations (2003a), S. 8.

10
insbesondere in Finanztitel, investiert worden sei.
49
Interessant ist es daher zu erfahren,
welche Auswirkungen diese Strategie hatte und wie die Mannheimer Leben damit
umging.
2.3.3
Bedeutung und Entwicklung der Bewertungsreserven
Der Buchwert der Kapitalanlagen der Mannheimer Leben nahm bis zum Jahr 2001
ständig zu, und auch im Jahr 2002 kann nur von einem relativ leichten, als ,,Folge rück-
läufiger Beitragseinnahmen, steigender Leistungsauszahlungen und hoher Abschrei-
bungen"
50
Rückgang gesprochen werden (vgl. Tabelle 4).
Angaben in Mio.
2002
2001
2000
1999
1998
Kapitalanlagen
3.293,1 3.356,5 3.195,3 2.940,1 2.668,6
Abschreibung Kapitalanlagen
-113,9 -3,0 -7,5 -4,6 k.A.
Bewertungsreserven
-216,0 -35,5 101,6 216,6 k.A.
Kapitalanlageergebnis*
101,3 180,7 235,1 219,0 212,7
Sämtliche Größen gerundet auf eine Nachkommastelle.
* ab 2001 ohne Erträge aus dem fondsgebundenen Lebensversicherungsgeschäft.
Tabelle 4: Kapitalanlagen und Bewertungsreserven der Mannheimer Leben 1998­2002
51
Die vermeintlich erfolgreiche Kapitalanlagepolitik und der relativ geringe Rückgang
des Buchwertes der Kapitalanlagen im Jahr 2002 sind darauf zurückzuführen, dass
ergebnismindernde Abschreibungen unter Verwendung des wohl als Folge des 11.
Septembers 2001
52
verabschiedeten § 341b HGB unterlassen wurden.
53
§ 341b HGB
eröffnet den Versicherungsunternehmen die Möglichkeit, vom strengen Niederst-
wertprinzip bei der Bewertung der Kapitalanlagen abzuweichen, indem Wertpapiere wie
bei Kreditinstituten (subjektiv) dem Anlagebuch zugeordnet werden können, wenn sie
dazu bestimmt sind, dauernd dem Geschäftsbetrieb zu dienen. Dadurch entfällt die
Pflicht zur Abschreibung bei voraussichtlich nur vorübergehenden Wertminderungen
(Wahlrecht nach § 253 Abs. 2 S. 3 HGB). Zwar sind nach Maßgabe des Instituts der
Wirtschaftsprüfer bei der Beurteilung der Dauer einer Wertminderung Wert erhellende
Kenntnisse bis zum Zeitpunkt der Aufstellung der Bilanz zu berücksichtigen, und im
Zweifel ist von einer dauerhaften Wertminderung auszugehen.
54
Dennoch ermöglicht
die subjektive Zuordnung zum Anlagevermögen sowie die Einschätzung der Dauer der
Wertminderung bilanzpolitischen Spielraum. So wurden im Jahr 2002 sogar
49
Vgl. Mannheimer AG Holding (2003d), S. 4. Zur Frage, ob statt in europäische Blue Chips in
aktiendominierte Spezialfonds investiert wurde, vgl. Preuss (2003), S. 14.
50
Public und Investor Relations (2003c), S. 6.
51
Public und Investor Relations (2003c, 2002a, 2001).
52
Vgl. Rauscher et al. (2002), S. 53.
53
Dem Versicherungskapitalanlagen-Bewertungsgesetz (VersKapAG) zufolge fand die Neuregelung des
§ 341b HGB bereits für Geschäftsjahre, die am 30.09.2001 oder später endeten, Anwendung.
54
Zu Anhaltspunkten für die Frage, ob eine Wertminderung voraussichtlich nur vorübergehend ist, vgl.
IDW (2002), Tz. 19 ff. sowie Kloos (2001), S. 51.

11
Pauschalverfahren zur Ermittlung des den Wertpapieren beizulegenden Wertes
angewandt.
55
Durch Verabschiedung von § 341b HGB wurde Lebensversicherern der
Weg geebnet, Kapitalanlageerträge zu glätten und Renditegarantien zu geben.
56
Die Einführung von § 341b HGB wirkte sich maßgeblich auf die Bilanzierung und
damit die Geschäftsergebnisse der Lebensversicherer im Jahr 2002 aus. Nicht zuletzt
weil die Wirtschaftsprüfer (VFA) die Ansicht vertraten, die Jahresendkurse 2002
,,spiegelten nicht den vollen Wert der Wertpapiere wider"
57
und rechtfertigten deshalb
die Annahme einer nur vorübergehenden Wertminderung, wurden rund 16,3 Mrd.
negative Bewertungsreserven (stille Lasten) generiert.
58
Auch die Mannheimer Leben
nutzte dieses Wahlrecht, indem sie bereits im Jahr 2001 ,,Aktien, Investmentzertifikate
und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere [...] neben Spezialfonds"
59
wie
Anlagevermögen behandelte, wodurch in dieser Position, die fast 45% der gesamten
Kapitalanlagen 2001 ausmachte, 96,6 Mio. (2,8% des Buchwertes der gesamten
Kapitalanlagen) an stillen Lasten gebildet wurden. Dies hinderte den Vorstand jedoch
nicht daran, die Aktienquote weiterhin relativ hoch zu belassen und im Jahr 2002 erneut
in Aktien zu investieren
60
, obwohl zu dieser Zeit eine Erholung der Aktienmärkte nicht
abzusehen war.
61
Sogar Mitarbeiter der Mannheimer Asset Management KAG hatten
,,zur Vorsicht gemahnt und dem Konzernvorstand eine Kursabsicherung des gesamten
Aktienportfolios empfohlen."
62
Der Vorstand sah jedoch davon ab, weil ,,die Kosten der
Absicherung die damals erkennbaren Risiken eindeutig übertroffen hätten."
63
Ferner
gab der Vorstand bekannt, er sehe die Entwicklung am Aktienmarkt nur kurzfristigen
Schwankungen ausgesetzt, ,,die sich im Rahmen [der] langfristig angelegten Strategie
mittelfristig auf [die gegebenen] Zusagen, insbesondere die Zinsgarantie, nicht
auswirken"
64
würden.
Zum 31.12.2002 (der DAX war inzwischen von 5.160 Punkten zum 31.12.2001 auf
2.892 Punkte gefallen) bewertete die Mannheimer Leben den ,,überwiegenden Teil der
Aktien und den gesamten Spezialfondsbestand nach den Bewertungsvorschriften des
Anlagevermögens."
65
Damit erhöhte sie die stillen Lasten in dieser Position auf 245,5
55
Vgl. GDV (2003e), S. 36.
56
Vgl. auch Albrecht (2002), S. 7.
57
Fitch Ratings (2003a), S. 2.
58
Vgl. Fitch Ratings (2003b), S. 2.
59
Public und Investor Relations (2002a), S. 7.
60
Vgl. Mannheimer AG Holding (2002a), S. 2.
61
Vgl. Wiebe (2002), S. 16.
62
Balzli/Pauly (2003), S. 96.
63
Balzli/Pauly (2003), S. 96.
64
Public und Investor Relations (2002a), S. 12; Klammerzusatz vom Verfasser.
65
Public und Investor Relations (2003c), S. 6.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832477851
ISBN (Paperback)
9783838677859
DOI
10.3239/9783832477851
Dateigröße
1.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Mannheim – Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2004 (März)
Note
1,7
Schlagworte
versicherungsschutzfonds auffanggesellschaft lasten stress-test
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Titel: Die Rolle der Protektor Lebensversicherungs-AG und der BaFin im Zusammenhang mit der Zahlungsunfähigkeit der Mannheimer Lebensversicherung AG
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