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Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform eines internationalen Konzerns

©2003 Diplomarbeit 103 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der ABB-Konzern zählt heute zu den weltweit größten Anbietern im Bereich von Automatisierungs- und Energietechnik. Mit einem jährlichen, weltweiten Umsatz von rund 18,3 Milliarden US-Dollar und einer Mitarbeiterzahl von circa 139.000 ist ABB in den europäischen Top-500-Unternehmen notiert.
Die Tochtergesellschaft in Deutschland, die ABB AG mit ihrem Hauptsitz in Mannheim, verzeichnet einen jährlichen Umsatz von rund 2,9 Milliarden Euro mit circa 17.600 Mitarbeitern. Sie ist damit die größte Landesgesellschaft innerhalb des weltweiten ABB-Konzerns.
Insbesondere in den Jahren 1999/2000 bildete sich eine Euphorie für die Internettechnologie und die elektronische Abwicklung von Geschäften per Internet, den so genannten eCommerce. Wenn man aus heutiger Sicht auf die vergangenen Jahre zurück blickt, könnte man diese Euphorie-Phase (E-Hype), nachdem die „eCommerce-Blase“ geplatzt ist, auch als „Modeerscheinung“ bezeichnen.
Diese Marktbewegung war, neben den - insbesondere in der betriebswirtschaftlichen Literatur - prophezeiten Prozesskosteneinsparungen, einer der Gründe für die Einführung einer eCommerce- Software. ABB entschied sich im Jahr 2000 für die Einführung einer Software namens Ariba Buyer™ der Firma Ariba™, die ihren Firmensitz in Sunnyvale (USA). Das Ziel waren mögliche Prozesskosteneinsparungen8 sowie eine Standardisierung9 des Beschaffungsprozesses. Im Rahmen des Projekts wurden mit der Einführungsphase internationale, cross-functional10 Roll-Out-Teams aufgebaut. Aufgeteilt in drei Regionen (USA, Northern Europe, Central Europe) wurden sowohl technische als auch kaufmännische, internationale Teams gebildet, die für die Einführung der Software verantwortlich waren. Während die technischen Teams für das System, die Installation und die technischen Abläufe zuständig waren, verantworteten die kaufmännischen Teams die Lieferantenauswahl mit den dazugehörigen Kataloginhalten und führten den Lieferanten-Integrationsprozess.
Problemstellung:
Die wissenschaftliche Arbeit untersucht ausgewählte Problemfelder der ABB Ltd. (Hauptsitz in Zürich, Schweiz), sowie deren Tochtergesellschaft, der ABB AG (Hauptsitz in Mannheim, Deutschland) bei der Umsetzung strategischer Rahmenverträge mit Lieferanten innerhalb der eCommerce-Software-Lösung. Es handelt sich hierbei um eine Lösung, bei der ausschließlich elektronische Kaufverträge zwischen Unternehmern (Business-to-Business bzw. B2B) abgebildet werden. Der zentrale Fokus der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7994
Kotula, Martin: Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen
innerhalb einer B2B-Plattform eines internationalen Konzerns
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: VWA Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Rhein-Neckar, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
I
Inhaltsverzeichnis
Seite
Inhaltsverzeichnis ...I
Abbildungsverzeichnis... IV
Abkürzungsverzeichnis... IV
1.
Einleitung ...1
2.
Problemstellung ...2
3.
eCommerce-Marktsituation ...4
4.
Ariba-Buyer® - Die B2B-Plattform innerhalb des ABB-Konzerns ...6
4.1
Technische Umsetzung innerhalb ABB ...6
4.2
Einführung innerhalb des ABB-Konzerns...7
4.3
Lieferantenintegration...8
4.4
Elektronische Kataloge ...9
4.5
Der technische Beschaffungsvorgang...11
4.5.1
Standard-Anforderung ...11
4.5.2
Freitext-Anforderung...14
4.6
Bestellzugang ...15
4.7
Dokumentation der Lieferung...16
4.8
Rechnungsstellung / Rechnungsfreigabe...17
5.
Betriebswirtschaftliche Aspekte und Ziele...19
5.1
Projektanalyse ­ Beschaffung von IT-Produkten...19
5.2
Warum eine Lösung zur elektronischen Beschaffung eingeführt wird? ...19
5.3
Welche Rolle spielen die Gesamtkosten?...22
5.4
Warum eine strategische Partnerschaft?...24
6.
Der Einsatz eines ,,Letter of Intent"...25
6.1
Was ist ein ,,Letter of Intent" ?...25
6.2
Definition für den ,,Letter of Intent" ...25
6.3
Wie wurde der ,,Letter of Intent" im Projekt eingesetzt?...26
6.4
Welche Risiken ergeben sich aus dem ,,Letter of Intent"? ...28
6.5
Welches Recht ist anzuwenden? ...29
6.5.1
Wann gilt das UN-Kaufrecht?...29

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
II
6.5.2
Wann gilt das Internationale Privatrecht (IPR)? ...29
6.5.3
Welches Gericht ist zuständig? ...32
6.6
Welche Ansprüche aus einem ,,Letter of Intent" können entstehen?...33
6.6.1
Welche Voraussetzungen müssen für ein Verschulden vorliegen?...34
6.6.2
Welche Rechtsfolgen entstehen aus dem Verchulden? ...35
7.
Der elektronische Katalog als Angebot ...36
7.1
Der elektronische Katalog und die B2B-Plattform ...36
7.2
Wie wirkt sich eine ,,invitatio ad offerendum" aus? ...37
7.3
Welche Aspekte sind bei individuellen Katalogen zu berücksichtigen?...41
7.4
Eine Broschüre als Hilfestellung? ...41
8.
Die Annahme des Angebots...42
9.
Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ...47
9.1
Was sind Allgemeine Geschäftsbedingungen? ...47
9.2
Welche Einbeziehungsvoraussetzungen gelten für AGB? ...47
9.3
Welche Vorschriften gibt es für AGB beim eCommerce? ...48
9.4
Einbindung von AGB in den Rahmenvertrag? ...51
9.5
Wie werden AGB innerhalb der B2B-Plattform abgebildet? ...52
9.6
Einkaufsbedingungen im Rahmen des § 312 e BGB? ...53
9.7
Erkenntnisse die B2B-Plattform aus den AGB-Situation ...54
10.
Ist ein Kaufvertrag abgeschlossen worden?...55
10.1
Einigung über Kaufgegenstand und Preis ...55
10.2
Anfechtung wegen Inhaltsirrtum und Erklärungsirrtum...56
10.3
Folgen der Anfechtung...57
11.
Leistungsstörungen...57
11.1
Unmöglichkeit ...58
11.1.1
Ursprüngliche objektive und ursprüngliche subjektive Unmöglichkeit ...58
11.1.2
Nachträgliche objektive und nachträglich subjektive Unmöglichkeit...60
11.1.3
Vom Schuldner zu vertreten...61
11.1.4
Vom Gläubiger zu vertreten...62
11.1.5
Von keiner Partei zu vertreten...62
11.1.6
Unmöglichkeit aus einem Versendungskauf? ...62
11.2
Vertragsrücktritt vor erfolgter Lieferung ...64
11.3
Lieferverzug...65

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
III
11.3.1
Voraussetzungen für den Lieferverzug ...66
11.3.2
Die Rechtsfolgen aus dem Lieferverzug ...67
11.3.2.1
Ersatz des Verzögerungsschadens ...67
11.3.2.2
Ersatz des Verzugsschadens statt Leistung ...67
11.3.2.3
Schadenersatz bei Teilleistung ...68
11.3.2.4
Rücktritt vom Vertrag...69
11.3.2.5
Aufwendungsersatz...69
11.4
Schlechtleistung ...69
11.4.1
Welche Regelungen gelten in Bezug auf die Nacherfüllung? ...71
11.4.2
Welche Regelungen gelten in Bezug auf den Rücktritt?...71
11.4.3
Welche Regelungen gelten bei der Minderung? ...71
11.4.4
Welche Regelungen gibt es für den Schadenersatz statt Leistung? ...72
11.4.5
Welche Regelungen gibt es für den Aufwendungsersatz? ...72
11.5
Zahlungsverzug von ABB ...72
12.
Wann ist die Schuld erfüllt worden (Erfüllung)?...74
13.
Rechtsfragen bei elektronischen Rechnungen...75
13.1
Was unterliegt der Umsatzsteuer?...76
13.2
Wie werden elektronische Rechnungen rechtlich gewertet?...77
14.
Welche Haftung könnte relevant sein? ...79
15.
Welche Aspekte gibt es Schiedsstellenvereinbarungen? ...81
15.1
Wie wird eine internationale Schiedsstelle gesehen? ...82
15.2
Welche Aspekte gibt es bei nationalen Schiedsstellenvereinbarungen?...83
16.
Elektronische Dokumente und das Beweisrecht...83
17.
Schlussfolgerung ...88
Literaturverzeichnis ...90
Quellenverzeichnis...92

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
IV
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abbildung 1 - ABB Konzern ...1
Abbildung 2 - Problemstellung ...3
Abbildung 3 - Zukünftige Bedeutung von strategischen eProcurement-Tools...5
Abbildung 4 - Workflow - von der Bestellung zur Lieferung...7
Abbildung 5 - CIF-Datei...10
Abbildung 6 - Feldnamen ...10
Abbildung 7 - Software-Baumstruktur ...11
Abbildung 8 - Software-Artikelübersicht ...12
Abbildung 9 - Software-Produktdetails...12
Abbildung 10 - Software-Externe Produktinformationen...13
Abbildung 11 - Software-Zusammenfassung...14
Abbildung 12 - Software-Produktdetails einer Freitextanforderung ...15
Abbildung 13 - Rechnungsfluss ...18
Abbildung 14 - Kostenanalyse ...24
Abbildung 15 - Verfügbarkeitsstatus einer Lieferantenseite ...40
Abbildung 16 - Incoterms, DDU ...64
Abkürzungsverzeichnis
a.a.O.
Am angegebenen Ort
Abs. Absatz
ACSN
Ariba Commerce Supplier NetworkTM (Plattform der Firma Ariba, die als Schnitt-
stelle bezeichnet wird zwischen ABB und den Lieferanten)
AG
In Bezug auf eine Gesellschaftsform: Aktiengesellschaft
AG
In Bezug auf Gerichtsurteile: Amtsgericht
AGB Allgemeine
Geschäftsbedingungen
Alt. Alternative
Aufl. Auflage
B2B
Business to Business (elektronische Geschäftsbeziehung zwischen Unternehmen)
B2B-Plattform
Bei ABB eingesetzte eCommerce-Software-Lösung basierend auf der Software der
Firma Ariba ®
BGB Bürgerliches
Gesetzbuch
BGH Bundesgerichtshof
bspw. beispielsweise
c.i.c.
culpa in contrahendo (nach neuem Recht: Verschulden bei Vertragsabschluss)
ca. circa
DV Datenverarbeitung

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
V
EDI
Electronic Data Interchange (Datenaustauschformat)
EGBGB
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch
ERP
Enterprise Resource Planning, bspw. SAP/R3 als Software-Lösung zur Produkti-
onssteuerung im Unternehmen
EuGVO
Verordnung über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstre-
ckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen; Brüssel-I-Verordnung
f folgende
Seite
ff folgende
Seiten
h. M.
Herrschende(r) Meinung (nach)
HGB Handelsbesetzbuch
Hrsg. Herausgeber
i.V.m.
In Verbindung mit
IPR Internationales
Privatrecht
IT Informationstechnologie
LG Landgericht
LOI
Letter of Intent (Absichtserklärung)
Ltd. Limited
(Gesellschaftsrechtsform)
o. g.
oben genannt(en)
o. O.
Ohne Ortsangabe
o. V.
Ohne Verfasser
OLG Oberlandesgericht
ProdHafG Produkthaftungsgesetz
Rd. Randnummer
S.
in §§ Satz, sonst Seite
s. o.
siehe oben
u. a.
und andere
u. U.
unter Umständen
UstG Umsatzsteuergesetz
Vgl. Vergleich(e)
WebEDI
Electronic Data Interchange basierend auf der Internettechnologie (Datenaus-
tauschformat via Internetseite)
z. B.
Zum Beispiel
Ziff. Ziffer
ZPO Zivilprozessordnung

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
- 1 -
1. Einleitung
Der ABB-Konzern zählt heute zu den weltweit größten Anbietern im Bereich von Automatisierungs-
und
Energietechnik. Mit einem jährlichen, weltweiten Umsatz von rund 18,3 Milliarden US-Dollar und einer
Mitarbeiterzahl von circa 139.000 ist ABB in den europäischen Top-500-Unternehmen
1
notiert.
2
Die Tochtergesellschaft in Deutschland, die ABB AG mit ihrem Hauptsitz in Mannheim, verzeichnet
einen jährlichen Umsatz von rund 2,9 Milliarden Euro mit circa 17.600 Mitarbeitern. Sie ist damit die
größte Landesgesellschaft innerhalb des weltweiten ABB-Konzerns.
3
Die Abbildung 1 verdeutlicht
nachfolgend eine vereinfachte Konzernstruktur.
ABB AG, Mannheim
ABB Ltd., Zürich
Muttergesellschaft
Landes- / Tochtergesellschaften
Schweden
Schweiz
Einzel- / Tochtergesellschaften
ABB
ABB
ABB
ABB
Abbildung 1 - ABB Konzern
4
Insbesondere in den Jahren 1999/2000 bildete sich eine Euphorie für die Internettechnologie und die
elektronische Abwicklung von Geschäften per Internet, den so genannten eCommerce.
5
Wenn man
aus heutiger Sicht auf die vergangenen Jahre zurück blickt, könnte man diese Euphorie-Phase
(E-Hype
6
), nachdem die ,,eCommerce-Blase" geplatzt ist,
7
auch als ,,Modeerscheinung" bezeichnen.
1
Vgl. http://www.ftd.de/ft500 - ABB notiert im Financial Times Index unter den europäischen Top-500-Unternehmen, bezogen
auf die Marktkapitalisierung (Platz 312) ­ Stand Mai 2003
2
Vgl. ABB Annual Report 2002
3
Vgl. ABB Annual Report 2002
4
Eine vereinfachte Darstellung der ABB-Organisation. In der Realität sind weitere Eigentumsverhältnisse gegeben.
5
Ebenso: Rupp "Wo steht die B2B-Community heute?" in BA 7/2003, S. 46
6
Vgl. Ehren/Reppert, ,,Einkauf ohne Strategie" in Financial Times Deutschland v. 7.10.2002, S. 33
7
o.V., Studie, ,,Potenzial ohne Spektakel", Accenture 2001, S. 4, http://www.accenture.de

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
2
Diese Marktbewegung war, neben den - insbesondere in der betriebswirtschaftlichen Literatur - pro-
phezeiten Prozesskosteneinsparungen, einer der Gründe für die Einführung einer eCommerce-
Software. ABB entschied sich im Jahr 2000 für die Einführung einer Software namens Ariba BuyerTM
der Firma Ariba
, die ihren Firmensitz in Sunnyvale (USA). Das Ziel waren mögliche Prozesskosten-
einsparungen
8
sowie eine Standardisierung
9
des Beschaffungsprozesses. Im Rahmen des Projekts
wurden mit der Einführungsphase internationale, cross-functional
10
Roll-Out-Teams
11
aufgebaut.
Aufgeteilt in drei Regionen (USA, Northern Europe, Central Europe) wurden sowohl technische als
auch kaufmännische, internationale Teams gebildet, die für die Einführung der Software verantwortlich
waren. Während die technischen Teams für das System, die Installation und die technischen Abläufe
zuständig waren, verantworteten die kaufmännischen Teams die Lieferantenauswahl mit den dazuge-
hörigen Kataloginhalten und führten den Lieferanten-Integrationsprozess.
2. Problemstellung
Die wissenschaftliche Arbeit untersucht ausgewählte Problemfelder der ABB Ltd. (Hauptsitz in Zürich,
Schweiz), sowie deren Tochtergesellschaft, der ABB AG (Hauptsitz in Mannheim, Deutschland) bei
der Umsetzung strategischer Rahmenverträge mit Lieferanten innerhalb der eCommerce-Software-
Lösung
12
. Es handelt sich hierbei um eine Lösung, bei der ausschließlich elektronische Kaufverträge
zwischen Unternehmern (Business-to-Business bzw. B2B) abgebildet werden.
Der zentrale Fokus der dieser Untersuchung zu Grunde liegenden Fragestellung ist, mögliche Risiken
für die ABB AG, Mannheim, sowie deren Tochtergesellschaften, aufzuzeigen und diese durch eine
optimierte Rahmenvertragsgestaltung zu minimieren bzw. auszuschließen (Vgl. Abbildung 2 - Prob-
lemstellung).
Vor diesem Hintergrund werden Fragenstellungen sowohl aus betriebswirtschaftlicher wie auch aus
juristischer Sicht untersucht, die sich unmittelbar aus der Nutzung der eCommerce-Lösung (B2B-
Plattform) ergeben.
Bei der Fokussierung auf einen strategischen Rahmenvertrag können unterschiedliche Rechtsnormen
individuell vereinbart oder definiert werden. Alternativ ergeben sich diese aus geltenden Gesetzen, die
ohne eine vorherige Vereinbarung wirksam werden.
8
Auf Grund der elektronischen Abwicklung.
9
Begründet durch die internationale Einführung der Software, die einen Kaufprozess in jedem Land gleich abbildet.
Ein vergleichbares Projekt wurde in dem Ausmaß bisher nicht durchgeführt.
10
Cross-functional: Ein Team, bestehend aus Mitarbeitern unterschiedlicher Unternehmensfunktionen
Vgl. Engel, ,,4.7 Cross-funktionale Teamarbeit", in ABB Supply Management Handbuch, Mannheim 1994, S. 1-4
11
Roll-Out: ausrollen, Implementierung der Software im Unternehmen.
12
Die Software wurde dabei auf die Bedürfnisse von ABB angepasst, insofern wird von einer Lösung gesprochen.

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
3
ABB
Lieferant
Rahmenvertrag
Rechtswahl
Unsicherheiten
Einzel-
verträge
ABB
Lieferant
Risiken
Verhandlungen
Abbildung 2 - Problemstellung
Im einem ersten Schritt werden betriebswirtschaftliche Aspekte und Ziele beleuchtet, die in Verbin-
dung mit der Einführung der B2B-Plattform stehen. Es wird dabei aufgezeigt, warum eine solche Lö-
sung in einem Konzern eingeführt wird. Dies setzt zunächst ein Verständnis darüber voraus, wie sich
die Entwicklung des eCommerce-Marktes darstellt und wie die eCommerce-Software technisch inner-
halb des ABB-Konzerns installiert ist.
Sind die technischen und ökonomischen Aspekte dargestellt, wird die rechtliche Bedeutung eines
,,Letter of Intent", der sich ein Kernelement der internationalen Projektarbeit etabliert hat, für die deut-
sche ABB untersucht.
Ausgehend von einem betriebswirtschaftlichen Ablaufprozess innerhalb des ABB-Konzerns werden
die rechtlichen Fragestellungen und die sich daraus ergebenden Risiken erörtert. Die Untersuchung
fokussiert dabei den elektronischen Vertragsabschluss, beleuchtet mögliche Fragen des Leistungsstö-
rungsrechts und schließt die Betrachtung mit dem Rechnungsfluss ab.
Darüber hinaus werden weitere Fragestellungen diskutiert, die sich vereinzelt aus Sonderfällen erge-
ben. In diesem Zusammenhang wird neben der Schiedsstelle und der Haftung auch das Beweisrecht
für elektronische Dokumente aufgezeigt und rechtlich dargestellt.
Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der aus diesem Projekt gewonnen Erkenntnisse und
einem Ausblick ab.

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
4
3.
eCommerce-Marktsituation
In den vergangenen fünf Jahren verzeichnete der Internet- sowie der eCommerce
13
-Markt starke
Wachstumsraten, wobei die Entwicklung in den letzten zwei Jahren im Vergleich zu den Vorjahren
stagnierte. Diese Entwicklung begründet sich hauptsächlich aus der ebenfalls starken Verbreitung der
Internetnutzer. Obwohl der Markt heute nicht mehr so stark wächst und es auf der Anbieterseite von
Softwarelösungen zu Konsolidierungen gekommen ist, sind die Aussichten dennoch gut.
14
Wie dies
eine aktuelle Studie des BME e.V.
15
und der European Business School unter den BME-Mitgliedern
ergibt, nutzen rund 47 % der deutschen Industrieunternehmen elektronische Marktplätze für ihre Be-
schaffungsaktivitäten in Deutschland.
16
Weitere 16 % der deutschen Industrieunternehmen planen
heute Aktivitäten zur elektronischen Beschaffung für die nächsten Jahre.
17
Im Jahre 2001 investierten in Deutschland bereits rund 50 % (56 % in Europa) der Befragten der Ac-
centure-Studie in Beschaffungswesen-Projekte.
18
Diese Situation ist schlüssig, insbesondere unter der
Berücksichtigung, dass nur ca. 40 % der Accenture-Studienteilnehmer einen finanziellen Gewinn
durch den Einsatz von eCommerce erzielen konnten.
19
In Zukunft werden, nach der stattfindenden
Konzentration auf Vertrieb und Marketing, wohl die Unternehmensbereiche Beschaffung, Logistik und
Human Resources eine gesteigerte Aufmerksamkeit bekommen.
20
Aus einer amerikanischen Studie (E-Commerce Trends Report), die circa 800 Unternehmen befragte,
geht hervor, dass ein Trend zur internetbasierten Beschaffung besteht.
21
Allerdings schätzen lediglich
18 % der Teilnehmer, dass sie zukünftig sechs Prozent ihres Beschaffungsvolumens im nächsten
Jahr (2002) per Internet beschaffen werden.
22
Das potenzielle Marktvolumen im elektronischen Geschäftsverkehr (Deutschland, Schweiz und Öster-
reich) wird für das Jahr 2003 auf 440 Milliarden Euro geschätzt.
23
Unter Berücksichtigung des B2B-
Marktvolumens in Deutschland im Jahr 2000, das auf circa 16 Milliarden Euro geschätzt wird, stellt
diese Schätzung eine sehr optimistische Aussicht dar.
24
Eine weitere Studie (eReadiness)
25
gibt Aufschluss über den derzeitigen Status von deutschen Liefe-
ranten und deren eBusiness-Aktivitäten. So werden heute rund 73 % aller Aufträge von den Lieferan-
13
Electronic Business ­ elektronischer Geschäftsverkehr
14
Ebenso: Rupp, ,,Wo steht die B2B-Community heute?", a.a.O., S. 46
15
Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.
16
Vgl. o.V., Studie zitiert von A. Pulic, ,,Nutzung von elektronischen Marktplätzen steigt immer weiter" in procurementLetter
5/2003 (14.5.2003), Ebenso: o.V., Studie, ,,Potenzial ohne Spektakel", a.a.O., S. 24
17
Vgl. o.V., Studie zitiert von A. Pulic, ,,Nutzung von elektronischen Marktplätzen steigt immer weiter". a.a.O.,
18
Vgl. o.V., Studie, ,,Potenzial ohne Spektakel", a.a.O., S. 24
19
Vgl. o.V., Studie, ,,Potenzial ohne Spektakel", a.a.O., S. 24
20
Vgl. o.V., Studie, ,,Potenzial ohne Spektakel", a.a.O., S. 5
21
Vgl. o.V., Studie, ,,2001 E-Commerce Trends Report", The National Association of Manufacturers and Ernst & Young,
October 2001, o. O, S. 3 ­ ­ http://www.ernst-young.de/global/download.nsf/International/US_NAM_Results_Overview/
$file/NAM%202001%20Study%20Results.pdf
22
Vgl. o.V., Studie, ,,2001 E-Commerce Trends Report", a.a.O., S. 9
23
Vgl. o.V., Studie, ,,Potenzial ohne Spektakel", a.a.O., S. 13
24
Vgl. o.V., Studie, ,,Potenzial ohne Spektakel", a.a.O., S. 23
25
Arnold/Kärner, ,,eReadiness deutscher Lieferanten", Weil/Zimmer (Hrsg.), quiBiq.de Internet-Handels-Plattform GmbH, Stutt-
gart 2003

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
5
ten auf klassischem Wege, also per Brief, Fax oder Telefon, entgegengenommen. 17 % werden per
E-Mail, Onlineformularen oder einem Web-Interface auf der jeweiligen Lieferantenseite bearbeitet.
Lediglich neun Prozent der deutschen Lieferanten haben eine EDI-Verbindung
26
zu deren Kunden.
27
Die aus der Studie zu entnehmenden tendenziellen technischen Kommunikationsstandards wurden
mit EDIFACT (Rang 1), XML-IDOC (Rang 2) und openTRANS (Rang 3) aufgeführt.
28
Im Gegensatz zur eReadiness-Studie steht das Ergebnis eines Forschungsauftrags, wonach 78 % der
Unternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten, elektronischen Datenaustausch betreiben (bei allen
befragten Unternehmen sind es im Mittel 46 %) und sogar 82 % aller Unternehmen Daten per E-Mail
austauschen.
29
Interessanterweise stehen die Ergebnisse der eReadiness-Studie im deutlichen Gegensatz zur herr-
schenden Meinung.
30
So hält die Mehrheit der Studienteilnehmer die zukünftige Bedeutung von stra-
tegischer eCommerce-Software für ,,unwichtig" bzw. für ,,völlig unwichtig".
31
Die nachfolgende Abbil-
dung (Vgl. Abbildung 3) verdeutlicht das Ergebnis:
Abbildung 3 - Zukünftige Bedeutung von strategischen eProcurement-Tools
32
Dieses Studienergebnis untermauert auch die Meinung von 840 befragten Führungskräften, die den
durch eCommerce initiierten Wandel der Unternehmenswelt noch am Anfang sehen.
33
Weiterhin kann
26
EDI = Electronic Data Interchange. Installierte Daten-Verbindung zwischen ABB und Lieferanten.
27
Vgl. Arnold/Kärner, a.a.O., S. 24
28
Vgl. Arnold/Kärner, a.a.O., S. 25
Ähnlich: Quantz/Wichmann, ,,E-Business-Standards in Deutschland, Endbericht eines Forschungsauftrags", Berlecon Re-
search, Berlin 4/2003, S. 16
29
Vgl. o.V., ,,E-Business-Standards in Deutschland, Endbericht eines Forschungsauftrags", a.a.O., S. 18f
30
Vgl. Arnold/Kärner, a.a.O., S. 25
31
Vgl. Arnold/Kärner, a.a.O., S. 25
32
Arnold/Kärner, a.a.O., S. 27
33
Vgl. o.V., Studie, ,,Potenzial ohne Spektakel", a.a.O., S. 4f

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
6
festgehalten werden, dass die Mehrheit der eReadiness-Studienteilnehmer in Bezug auf Online-
Ausschreibungen (56 %), Reverse-Auction (78 %) und Online-Auktionen (83 %) keine Erfahrungen
notierten.
34
Die Mehrzahl der Teilnehmer halten dabei ungeklärte Rechtslagen für weniger bedeutend (34 %) und
sehen dadurch auch keinen dringenden Handlungsbedarf (34 %). Entgegen der Rechtslage wird der
Systemintegration mehr Bedeutung (64 %) zugesprochen und ein höherer Handlungsbedarf (64 %)
gesehen.
35
Die Einschätzung der Studienteilnehmer in Bezug auf ungeklärte Rechtslagen ist kritisch
zu betrachten, insbesondere unter der Betrachtung der Schuldrechtnovellierung, bei der bspw. eine
höchstrichterliche Rechtsprechung noch nicht vorliegt.
36
4. Ariba-Buyer® - Die B2B-Plattform innerhalb des ABB-Konzerns
Zum Zeitpunkt der Einführung bei ABB war die Firma Ariba® mit einem geschätzten Marktanteil von
circa 30 % Marktführer im Bereich der eCommerce-Software.
37
Ariba BuyerTM ist ein Softwaremodul,
das ausschließlich den Kaufprozess abbildet und per Intranet
38
bzw. Internet für den Mitarbeiter im
Unternehmen abrufbar ist. Der Kaufprozess umfasst dabei elektronische Kataloge, aus denen der
Käufer seinen Bedarf heraussuchen kann und anschließend als elektronische Bedarfsmeldung im
System einreichen kann. Das System umfasst dabei eine automatische Genehmigungsprüfung sowie
eine automatische Kontierung auf die zuvor definierte Kostenstelle.
39
Darüber hinaus gibt es ergänzende Module wie bspw. das Contract ManagementTM
40
oder Travelex-
penses ManagementTM
41
. Diese Betrachtung erfolgt auf Basis der Ariba BuyerTM-Software und der
Umsetzung im ABB-Konzern.
4.1
Technische Umsetzung innerhalb ABB
Die Software basiert auf einem ABB-weltweiten-Intranet, welches ausschließlich zur konzerninternen
Kommunikation ausgelegt und über Firewalls vor Außenzugriffen geschützt ist.
42
Dadurch werden die
Inhalte für Dritte nicht zugänglich. Die Schnittstelle zum Extranet
43
bildet zunächst die ABB-
Middleware
44
und anschließend das ACSN ­ Ariba Commerce Supplier NetworkTM (nachfolgend
34
Online-Ausschreibungen: Das sind Ausschreibungen, die per Internet international publiziert werden und jeder Lieferant die
Möglichkeit hat, ein Angebot abzugeben. Im Gegensatz hierzu stehen Reverse-Auctions (also Rückwärtsauktionen). Hierbei
unterbieten sich die Lieferanten, ausgehend vom ersten Angebot. Bei Online-Auktionen ersteigern die Käufer Materialbe-
stände des Lieferanten.
35
Vgl. Arnold/Kärner, a.a.O., S. 30
36
Vgl. Dauner-Lieb, ,,Vorwort" in Dauner-Lieb/Heidel/Lepa/Ring (Hrsg.) ,,Das neue Schuldrecht", Bonn 2002, Rd. 35,
37
Vgl. S. Hamm, ,,The Pain of a B2B-Pioneer", Business Week, 02-12-18, http://www.businessweek.com
38
Intranet bedeutet ein netzwerk-internes Informationssystem, welches nur innerhalb eines Konzerns zur Verfügung steht und
auf das Dritte keinen Zugriff haben ­ Vgl. nachfolgende Fußnote
39
Vgl. http://www.ariba.com
40
Vertragsmanagement
41
Reisekostenmanagement
42
Vgl. Hansen, ,,Arbeitsbuch Wirtschaftsinformatik, Lexikon, Aufgaben und Lösungen", 5. Aufl. UTB 1997
43
Extranet: Ein externes Netz, auf das jeder Nutzer zugreifen kann (z.B. Internet).
44
Middleware: Schnittstelle, die zum Datenaustausch dient. Funktion einer Vermittlungsfunktion zwischen ABB und Ariba.

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
7
ACSN genannt), welches auf Basis von cXML
45
Daten mit Dritten, beispielsweise Lieferanten, aus-
tauscht (Vgl. Abbildung 4 - Workflow - von der Bestellung zur Lieferung).
Generell besteht die Möglichkeit für einen Lieferanten sich auf der ACSN-Plattform anzumelden, ohne
jegliche Verpflichtungen einzugehen. Diese Vorgehensweise ist vielmehr als ,,Kommunikationsmög-
lichkeit" aus Sicht des Marketing zu sehen. Interessierten Firmen, die bereits Ariba einsetzen, wird
dieser registrierte Lieferant angezeigt und als potentieller Neulieferant verzeichnet.
Zusammenfassend sind drei Systeme essentiell. Dies ist das ACSN, welches die Kommunikations-
schnittstelle bildet. Das zweite Kernsystem ist das konzernweite Intranet, auf welchem die Ariba Buy-
erTM-Software installiert und mit dem ACSN verbunden ist. Die jeweils bei einem Dritten - beispiels-
weise einem Lieferanten - eingesetzte Software bildet das dritte System (Vgl. Abbildung 4).
Ausgehend von der Konzernstruktur der ABB stellt sich folgende technische Realisierung dar (Vgl.
Abbildung 4):
Von der jeweiligen einzelnen ABB-Tochtergesellschaft in einem europäischen Land wird über die
ABB-Landesserver auf einen ABB-Zentralserver für Ariba, welcher bei ABB in Schweden installiert ist,
zugegriffen. Dieser kommuniziert mit dem Ariba-Zentralserver in den USA, um die Anforderung eines
Dritten (Lieferant) an einen Server in einem beliebigen Land weiterzuleiten. Vergleiche hierzu
Abbildung 4.
Workflow ­ von der Bestellung zur Lieferung
Proxyserver u.
Firewall,
ABB, Deutschland
Ariba-Software-Server
ABB, Schweden
Ariba,
USA
ACSN
Lieferant
Deutschland
Warenlieferung
Log-In auf Ariba Server
Purchase
Order
xml-
Nachricht
Start
Ende
ABB
ABB
Abbildung 4 - Workflow - von der Bestellung zur Lieferung
4.2
Einführung innerhalb des ABB-Konzerns
Bevor die Software innerhalb einer Tochtergesellschaft eingesetzt werden kann, sind einige Vorinstal-
lationen erforderlich. In der Umsetzungsphase sind festgelegte Mitarbeiter für bestimmte Aufgaben
verantwortlich. Eine entsprechende Datenpflege bildet das Hauptaugenmerk des verantwortlichen
45
Datenaustauschformat, ähnlich XML

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
8
Mitarbeiters. Dieser muss Daten der jeweiligen, für die Nutzung dieser Software vorgesehenen Mitar-
beiter pflegen.
Aus einer Personaldatenbank werden alle Mitarbeiter einer Tochtergesellschaft an das AribaTM-
System übermittelt, und dieses schaltet die Mitarbeiter nach einer bestimmten und frei wählbaren
Zeitdauer für den ,,Einkaufsvorgang" (Zugang zum System) frei. Sofern es für Mitarbeiter nicht zutref-
fen soll, muss mittels manuellem Eingriff diese automatische Freischaltung unterbunden werden. Je-
der Mitarbeitername wird automatisch mit einer zentralen E-Mail-Adressen-Datenbank verglichen, um
bei Übereinstimmung die entsprechende E-Mail-Adresse zu übernehmen und der Software diese als
,,Zugangsidentifikation" automatisch zurück zu übermitteln. Anschließend wird der Mitarbeiter über
seine Zugangsdaten automatisch per E-Mail informiert.
Des Weiteren müssen Daten für die Kostenzuordnung gepflegt werden. Aus der jeweiligen ERP-
Software-Datenbank
46
werden Daten der Kostenstellen, der Kostenstellenverantwortlichen sowie der
Hierarchie übermittelt. Diese Zuordnungen können ebenfalls manuell geändert werden.
Der Genehmigungsfluss ist an Kriterien gebunden, die zuvor gepflegt werden müssen. Die Basis der
Genehmigungsstruktur sind Freigabewerte, die in vorgegebenen Stufen (50-400 USD) jedem Mitarbei-
ter oder allen Mitarbeiter einer Tochtergesellschaft zugeteilt werden. Bis zu dieser Freigabegrenze
kann der Mitarbeiter eigenverantwortlich handeln und kann ohne Genehmigung Bestellungen generie-
ren. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Funktion, die der Mitarbeiter ausübt (Einkäufer, Ab-
teilungs-, Bereichsleiter oder Geschäftsführer). Die Folge hierbei ist ein funktionsabhängiger Geneh-
migungsweg. In Sonderfällen kann zusätzlich eine Genehmigung erforderlich werden, wenn eine be-
stimmte Warengruppe betroffen ist (z.B. IT-Produkte), bei der die darunter subsummierten Artikel (z.B.
Computer) gesondert durch einen Funktionsträger (z. B. die IT-Abteilung) genehmigt werden müssen.
4.3 Lieferantenintegration
Der Prozess der Lieferantenintegration wird vom Supply Chain Management
47
initialisiert. Nach einer
Vergabeentscheidung der zuvor getätigten Ausschreibungs- und Vergleichsphase wird zunächst ein
interner Integrationsprozess angestoßen, welcher technische und personelle Aspekte berücksichtigt.
Nach einem Kick-Off-Meeting
48
werden sowohl beim Lieferanten als auch bei ABB die technischen
Voraussetzungen und Verbindungen (bspw. EDI) eingerichtet, so dass die direkte elektronische
Kommunikation zwischen ABB und dem Lieferanten über das ACSN möglich wird. In dieser Integrati-
onsphase muss der Lieferant auch einen elektronischen Testkatalog zur Verfügung stellen, um diesen
in das ABB-Testsystem zu laden. Der Fokus liegt hierbei auf der richtigen Katalogerstellung und der
46
Enterprise Resource Planning, bspw. SAP/R3 als Software-Lösung zur Produktionssteuerung im Unternehmen
47
Vergleichbar mit einer Einkaufsabteilung, wobei Supply Chain Management eine umfassende Managementmethode in Bezug
auf die Materialversorgung und Verbindung zu dem Lieferanten darstellt.
48
Sinng. Projekteröffnung mit allen betroffenen Parteien. In diesem Fall betrifft dies den Integrationsprozess.

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
9
richtigen Übermittlung der Daten zu ABB. Die Erfahrungen zeigen, dass die Katalogerstellung im kor-
rekten CIF-Format
49
durchaus problematisch ist.
Dieser Phase folgt die Testphase, in der auf dem ABB-Testsystem Bestellungen mit dem Ziel der kor-
rekten, technischen sowie inhaltlichen Übermittlung abgewickelt werden. Erst nach Vorliegen dieser
Testbestellungen kann der entsprechende Abrechnungsprozess getestet werden. Dies erfolgt durch
den Lieferanten, welcher per EDI bzw. WebEDI
50
die elektronischen Rechnungen direkt zu ABB ü-
bermittelt. Während bei EDI eine direkte Verbindung zu ABB installiert ist, muss sich der Lieferant sich
bei WebEDI auf einer Homepage einloggen und die dort angezeigten Vorgänge manuell bearbeiten.
Eine anschließende Verarbeitung und entsprechende Buchung erfolgt auf internen ABB-Systemen. In
diesem Fall wird eine Lotus-Notes
-Datenbank als Middleware eingesetzt. Die elektronischen Rech-
nungsdaten werden in die Datenbank eingespielt und liegen dort vor. Bei Eingang der Papierrechnung
erstellt der Rechnungsprüfer den Buchungssatz, indem die elektronische Nachricht von der Daten-
bank in das ERP-System übermittelt wird.
Nach erfolgreichem Teststadium und gemeinsamer Absprache zwischen der technischen und kauf-
männischen Fachabteilung wird die Aktivierung des Lieferanten festgelegt.
4.4 Elektronische
Kataloge
Die Software Ariba® unterstützt zwei Formate, auf denen ein elektronischer Katalog erstellt werden
kann. Dies ist zum Einen das CIF-3.0-Format
51
und zum Anderen das cXML-Format
52
, welches auf
der XML-Sprache basiert.
53
Die Programmiersprache, die zur Anwendung gebracht wird, ist eine
komma-separierende Sprache. Die nachfolgende Abbildung 5 zeigt, wie die Inhalte einer CIF-Datei
mittels in einem Editor (z.B. Microsoft Notepad
)
aussehen. Die Datei unterscheidet sich hierbei in ei-
nen Kopf- (Header) sowie einen Katalogteil (Body).
Die Basis dieses Dateiformats ist die Kommatrennung, die hierbei die Inhalte der einzelnen Datensät-
ze voneinander trennt. Einem lesenden Programm wird somit signalisiert, dass mit jedem Komma ein
neues Feld beginnt. So erkennt bspw. Microsoft Excel
beim Importieren einer CIF-Datei, dass bei
den unten aufgeführten FIELDNAMES (Feldnamen) das erste Feld die ,,SupplierID" ist, das zweite
Feld ,,Supplier Part ID" usw.
49
CIF = Catalog Interchange Format. Ist ein Austauschformat für elektronische Dateien
50
WebEDI = Ähnlich dem EDI mit dem Unterschied, dass hierbei eine Verbindung zu ABB mittels einer Homepage aufgebaut
wird, die der Lieferant per LogIn betreten muss. Die Datenverbindung ist folglich nicht durchgehend zum Lieferanten.
51
CIF = Catalog Interchange Format Ist ein Austauschformat für elektronische Dateien
52
cXML = commerce eXtensible Markup Language
53
Vgl. o.V., Broschüre: ,,Ariba Catalog Format Reference", Ariba Inc., March 2002 / http://www.ariba.com

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
10
Body
Header
CIF_I_V3.0
LOADMODE: F
CODEFORMAT: UNSPSC
CURRENCY: EUR
SUPPLIERID_DOMAIN: DUNS
COMMENTS: Inmac Micro Warehouse Katalog
CHARSET: 8859_1
ITEMCOUNT: 6519
TIMESTAMP: 2003-05-14 06:31:49
UNUOM: False
FIELDNAMES: Supplier ID, Supplier Part ID, Manufacturer Part ID, Item Description, SPSC Code, Unit Pri-
ce, Unit of Measure, Lead Time, Manufacturer Name, Supplier URL, Manufacturer URL, Market Price, Cur-
rency, Expiration Date, Effective Date, Territory available, Supplier Part Auxiliary ID, Parametric Data, Pa-
rametric Name, VAT Rate
DATA
"341514073","B-554479","60116","INMAC EURO-ETIKETTEN (36X89MM)
PK2","55121605","5.76","EA","2","Molex
bv","http://www.inmac.de/inmac_assets/product_images/236680.jpg","http://www.inmac.de/info/specs.asp?
sku=554479","9.50","EUR","2003-07-08","2003-05-14","DE",,,,"0.16"
"341514073","B-54781","TX-6311","BROTHER SCHRIFTBAND TX-6311 BLACK ON YEL-
LOW","55121605","15.43",
"EA","2","Brother","http://www.inmac.de/inmac_assets/product_images/54781.jpg","http://www.inmac.de/inf
o/specs.asp?sku=54781","17.90","EUR","2003-07-08","2003-05-14","DE",,,,"0.16"
ENDOFDATA
Abbildung 5 - CIF-Datei
54
Die jeweiligen Feldnamen (FIELDNAMES) sind wie folgt zu interpretieren:
Supplier ID,
Lieferantenidentfikatiosnummer, bspw. DUNS-Nummer
55
Supplier Part ID,
Artikelnummer des Lieferanten
Manufacturer Part ID,
Artikelnummer des Herstellers
Item Description,
Artikelbeschreibung
SPSC Code,
Warengruppencodierung entsprechend dem UNSPSC
56
Unit Price,
Artikelpreis mit Bezug auf die Verpackungsart
Unit of Measure,
Verpackungsart, bspw. Stück, Packung, Liter
Lead Time,
Lieferzeit
Manufacturer Name,
Herstellername
Supplier URL,
Hyperlink des Lieferanten
Manufacturer URL,
Hyperlink des Hersteller
Market Price,
Marktpreis
Currency,
Währungseinheit
Expiration Date,
Gültigkeitsdatum, Ablauf des Artikels
Effective Date,
Gültigkeitsdatum, Wirksamkeit des Artikels
Territory available,
Angabe des Landes, in dessen das Angebot gelten soll
Supplier Part Auxiliary ID, Zusatzfeld für Artikelnummerierung
Parametric Data,
Zusatzfeld für weitere Datenfelder
Parametric Name,
Zusatzfeld für weitere Beschreibungen
VAT-Rate Mehrwertsteuer-Wert
Abbildung 6 - Feldnamen
Diese Felder bilden den Rahmen des Katalogs. Einige Daten wie bspw. VAT-Rate
57
oder Preis sind
verbindlich einzuhalten. Weitere Felder können nach entsprechender Absprache mit ABB variabel
54
Lieferantenkatalog im CIF-Format übermittelt von der Firma Inmac Micorwarehouse GmbH
55
DUNS®-Nummer ist ein Nummerkreis, welcher von der Firma Dun&Bradstreet erstellt wurde, um weltweite Firmen zu erfas-
sen und finanziell bewerten zu können. Weitergehende Informationen unter http://www.dunandbradstreet.com
56
UNSPSC bedeutet Universal Standard Products and Services Classification und ist eine Klassifizierung von Warengruppen
bzw. von Produkten und Dienstleistungen. Anhand unterschiedlicher Nummernkreise werden Baumhierarchien gebildet um
bspw. ein Produkt Maus unter IT-Produkten zu klassifizieren. In Deutschland wird auch BMECat eingesetzt, welches ein ad-
ditives Klassifizierungssystem darstellt. Wobei UNSPSC auf internationaler Ebene zu den etabliertesten Standards gehört.
(Vgl. Qantz/Wichmann, ,,E-Business-Standards in Deutschland, Endbericht eines Forschungsauftrags", a.a.O., S. 15)
57
Value Added Tax = Mehrwertsteuerwert in absoluten Werten z.B. 1.16 für 16 %

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
11
gehalten werden. So können beispielsweise Zusatzfelder wie ,,Supplier Part Auxiliar ID" auch für sta-
tistische Warennummern
58
eingesetzt werden.
4.5
Der technische Beschaffungsvorgang
4.5.1 Standard-Anforderung
Der Mitarbeiter meldet sich zunächst im System per Web-Browser an. Ausgehend von einer Ein-
stiegsseite ist es möglich, sich unterschiedliche Kataloge anzuschauen, den Status der Bestellungen
zu prüfen oder Bestellungen zu erstellen.
Für die Erstellung einer Anforderung muss ein vorgegebener Arbeitsweg beschritten werden, bevor
diese Anforderung zur Genehmigung bzw. dem Lieferanten weitergereicht wird (Vgl. Abbildung 7).
Nachdem ein frei definierbarer Titel der Anforderung durch den Mitarbeiter vergeben wurde, kann die-
ser über die abgebildete ,,Baumstruktur" der diversen Warengruppen navigieren.
Abbildung 7 - Software-Baumstruktur
Nachdem durch diesen Weg die Produktsicht erreicht wurde (Vgl. Abbildung 8), kann der Mitarbeiter
die unterschiedlichen Produkte in einer Kurzübersicht ansehen. Sofern keine weiteren Informationen
benötigt werden, kann mittels der Schaltfläche ,,Hinzufügen" (Vgl. Abbildung 8) der Artikel in den Wa-
renkorb gelegt werden.
58
Statistische Warennummern werden vom Statistischem Bundesamt vergeben. Über diesen Nummernkreis werden die Ex-
und Importe abgebildet. Bei jedem Export außerhalb Deutschlands muss die statistische Warennummer auf den Exportdo-
kumenten notiert werden.

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eines internationalen Konzerns
12
Abbildung 8 - Software-Artikelübersicht
Weitere Detailinformationen können bei Anklicken des Artikel-Kurztextes eingesehen werden. Ent-
sprechend Abbildung 9 werden zum ausgewählten Artikel weitere Informationen wie Lieferant, Be-
schreibung, Artikelnummern, Voraussichtlicher Ankunftstermin etc. innerhalb der Plattform angezeigt.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit per Hyperlink bzw. Deep-Link auf zusätzliche Internetseiten zu
verweisen, um weitergehende Informationen (Bilder, technische Details, Beschreibungen, Geschäfts-
bedingungen usw.) bereitzustellen (Vgl. Abbildung 9).
Abbildung 9 - Software-Produktdetails

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13
Nach Betätigen des Hyperlinks wird ein neues Fenster geöffnet. Der Mitarbeiter sieht auf seinem Bild-
schirm zum Einen, dass er das ABB-System (Intranet) verlässt und zum Anderen, dass er auf fremde
Informationen (Internet) zugreift. Verdeutlicht wird dieser Unterschied durch eine schriftliche und bildli-
che Anzeige im Fenster entsprechend Abbildung 10-1 (Lokal Intranet) sowie der Abbildung 10-2 (In-
ternet).
Abbildung 10 - Software-Externe Produktinformationen
Abbildung 10-1
Abbildung 10-2
Nach erfolgreicher Produktauswahl und der Pflege von Versanddaten sowie Bestellkommentaren wird
der Mitarbeiter an einen Genehmigungsablauf geführt. Sofern er keine ,,Freigrenze" für Anforderungen
erhalten hat, werden die Mitarbeiter, die für eine Genehmigung erforderlich sind, in einer Grafik ange-
zeigt. Bei diesem Schritt kann der Mitarbeiter frei entscheiden, ob er weitere Genehmigungen,
beispielsweise die der IT-Abteilung zusätzlich einholen möchte. Eine entsprechende Statusmeldung
wird bei dieser Anforderung gepflegt und kann auch zu späteren Zeitpunkten eingesehen werden.
Beim letzten Schritt, der Zusammenfassung, erhält der Mitarbeiter eine Gesamtübersicht seiner An-
forderung mit allen zuvor von ihm angelegten Daten (Vgl. Abbildung 11). Bei Betätigen der Schaltflä-
che ,,Einreichen" wird die Anforderung ­ in diesem Fall an den Kostenstellenverantwortlichen ­ zur
Genehmigung eingereicht.
Nach erfolgreicher Genehmigung verlässt diese Anforderung den ABB-Server und wird über den Ari-
ba-Server an den Lieferanten übermittelt.

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14
Abbildung 11 - Software-Zusammenfassung
4.5.2 Freitext-Anforderung
Eine Freitext-Anforderung kann mit der ,,Ad-hoc"-Funktion innerhalb Ariba® abgegeben werden. In
diesem Fall gelangt der Mitarbeiter innerhalb des Schrittes Nr. 2 ,,Positionen hinzufügen" über den
Reiter ,,Ad-hoc" zur nachfolgend abgebildeten Maske (Vgl. Abbildung 12). In dieser Maske muss der
Besteller alle Felder pflegen und auswählen. Hierbei kann beispielsweise ein Bezug auf ein zuvor un-
terbreitetes schriftliches oder mündliches Angebot hergestellt werden, indem die entsprechende In-
formation in das Textfeld eingetragen wird. Nach Vervollständigung der fehlenden Informationen der
Maske, kann der Mitarbeiter diesen Bedarf als neue Position mittels der Schaltfläche ,,Position hinzu-
fügen" in seine Anforderung aufnehmen. Der weitere Prozess erfolgt wie zuvor beschrieben.

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
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15
Abbildung 12 - Software-Produktdetails einer Freitextanforderung
Auf Grund der Freitextbestellung wird eine neue Genehmigungsfunktion (NonCatalog Approver) au-
tomatisch hinzugefügt. Diese Funktion, meistens durch die Einkaufsabteilung ausgeübt, hat die Auf-
gabe, diese Bestellungen auf Richtigkeit zu prüfen, weil diese nicht dem Standardprozess und den
standardisierten Artikeln der elektronischen Kataloge entsprechen. Die weiteren Genehmigungsfunk-
tionen bzw. Mitarbeiter resultieren aus unterschiedlichen Systemkriterien, die zuvor definiert wurden
(Bestellwerte, Prozesse, Warengruppen).
4.6 Bestellzugang
Technische Voraussetzung für eine wirksame Bestellung ist ein erfolgreicher Genehmigungsfluss. Mit
der Genehmigung der letzten genehmigenden Person wird die Anforderung zur wirksamen Bestellung
und dann unmittelbar über den ABB-Server (Schweden) an das ACSN (USA) übermittelt. ACSN ü-
bermittelt diese Bestellung an den Lieferanten (Deutschland). Sobald die Anforderung zur Bestellung
wird, ändern sich die Nummerkreise von PR # (Purchase Requisition
59
) zur PCO # (Purchase Or-
der
60
).
Das System sieht die Möglichkeit vor, elektronische Auftragsbestätigungen zu empfangen.
61
ABB hat
sich gegen den Empfang von Auftragsbestätigungen zu elektronischen Bestellungen entschieden, um
entsprechende Aufwendungen für die Integration so gering wie möglich zu halten.
59
Bestellanforderungsnummer
60
Bestellnummer
61
Vgl. o.V., Broschüre: ,,Ariba CSN Supplier's Guide", December 2001, Chapter 3, Page 73f

Rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte von Schuldverhältnissen innerhalb einer B2B-Plattform
eines internationalen Konzerns
16
Aus dieser Situation heraus, erhält der strategische Lieferant mehr Verantwortung, indem er den Ge-
schäftsprozess ohne Auftragsbestätigungen abbilden muss. So sehen entsprechende Vereinbarungen
vor, die während der Integrationsphase in Beschreibungen sowie mündlich getroffen werden, dass ein
für ABB individueller Ablaufprozess aufgesetzt wird.
Die Ausgangsbasis der in der Praxis umgesetzten Abläufe ist ein optimaler Prozess, ohne störende
Einflüsse. Es wird generell unterstellt, dass die Artikel lieferbar sind und der Lieferant der Bestellung
nachkommt. So ist bspw. mündlich vereinbart, dass ,,Schweigen" nach Erhalt der Bestellung einer An-
nahme gleichkommt.
62
Sofern Störungen im weiteren Ablauf auftreten, müssen diese manuell und direkt gelöst werden. Um
diese Problematik zu verdeutlichen, wird bspw. eine Bestellung eines Mitarbeiters aufgeführt, der ei-
nen Artikel bestellt, welcher nicht mehr lieferbar ist. Hier müsste der Lieferant diesen Auftrag ableh-
nen. ABB geht in solchen Fällen den Weg, dass der Lieferant, sofern er einen Auftrag nicht annehmen
kann, umgehend den Besteller per E-Mail, die jeder Bestellung beigefügt ist, informiert. Durch diese
Reduzierung der Ablaufprozesse wird erreicht, dass eine größtmögliche Anzahl an ,,nicht benötigten"
Informationen wegfällt. Zusätzlich werden Netzressourcen geschont, weil gleiche Daten nicht ständig
zwischen den Parteien ausgetauscht werden.
Eine entsprechende Protokollierung der Vorgänge findet innerhalb der Plattform bis zum ACSN statt.
Das bedeutet, dass bspw. die internen Prozesse (Erstell- oder Genehmigungsdatum, etc.) und bis zur
Übermittlung an das ACSN (Inbox des Lieferanten) dokumentiert werden. Ein Rückfluss der Informati-
onen vom Lieferanten, findet nicht statt.
4.7
Dokumentation der Lieferung
Innerhalb der B2B-Plattform können individuelle Einstellungen durch den Lieferanten vorgenommen
werden, um die Lieferung per elektronischer Übermittlung zu dokumentieren. Dass System sieht vor,
dass dabei ,,shipment notices"
63
(Versandanzeigen) in Vervollständigung zur physischen Lieferung
nochmals elektronisch per EDI oder cXML übermittelt werden.
Die Aussagekraft einer solchen Versandinformation ist für einen Kunden von indirekten Materialien
nicht zwingend relevant. Der Hintergrund hierfür ist, dass dem Besteller lediglich eine Mitteilung über
die Kommissionierung und Versandbereitschaft des Lieferanten zugeht. Sofern die Versandinformati-
on nicht im Rahmen einer Zulaufsteuerung
64
für einen möglichen Produktionsprozess relevant ist,
kann darauf verzichtet werden. Die Zusatzaufwendungen, die für diese Abbildung des Datenaus-
tauschs entstehen, könnten zu hoch sein.
62
Obwohl Schweigen generell nicht als Zustimmung gesehen wird, außer beim kfm. Bestätigungsschreiben.
63
Vgl. o.V., Broschüre: ,,Ariba CSN Supplier's Guide", a.a.O., Chapter 3, Page 74f
64
Hierunter assoziiert man eine gesamte Steuerung der Sendungen, die an ein Unternehmen gerichtet sind. Jede Sendung wird
dem Unternehmen vom Spediteur elektronisch angezeigt, damit dieser richtig und zeitnah disponieren kann. Hervorzuheben
ist hier bspw. die Automobilindustrie, die mit diesen Informationen ihrer Spediteure und Zulieferer den Produktionsprozess
steuern (Autositze in diversen Ausführen und diversen Kundenwünschen werden in das richtige Fahrzeug eingebaut).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832479947
ISBN (Paperback)
9783838679945
DOI
10.3239/9783832479947
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Rhein-Neckar e. V. – Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2004 (Mai)
Note
1,3
Schlagworte
einkauf recht it-recht
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