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Das Olympische Dorf als Begegnungsstätte

Unter Berücksichtigung ökonomischer Notwendigkeiten und olympischer Werte

©2003 Bachelorarbeit 112 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Am 12. April 2003 traf die Mitgliederversammlung des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland die Entscheidung, mit Leipzig als Bewerberstadt im internationalen Auswahlverfahren um die Ausrichtung der XXX. Olympischen Sommerspiele im Jahr 2012 anzutreten.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Bewerbungskonzepten für den nationalen Auswahlprozess, in dem neben Leipzig auch noch Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg und Stuttgart vertreten waren. Die Arbeit geht dabei auf alle fünf Städte und Bewerbungen gleichermaßen kritisch ein und untersucht darüber hinaus viele Aspekte, die Einfluss auf die Konzepte nehmen konnten, angefangen von dem Themenkomplex Sport, über die Entstehung und Entwicklung der Olympischen Bewegung bis hin zu Formalien und Richtlinien für die Bewerbungen selber. Das Olympische Dorf steht dabei immer im Mittelpunkt der Untersuchungen.
Es wurde festgestellt, dass die Olympischen Werte nicht per se existieren, sondern bewusst kommuniziert und gelebt werden müssen. Trotz anhaltender Kommerzialisierung und immer häufigeren Leistungsmanipulationen im Sport, beziehungsweise gerade deswegen, besteht die dringende Notwendigkeit, die Werte an heutige Bedürfnisse anzupassen und sich für ihre Wiederbelebung einzusetzen.
Wirtschaftliche Aspekte sind bei der Planung wichtig, um den finanziellen Rahmen zu berücksichtigen und öffentliche Akzeptanz zu schaffen bzw. eine sinnvolle Nachnutzung zu ermöglichen.
Im Anschluss der Olympischen Spiele müssen die geschaffenen Flächen und Bauten sinnvoll genutzt werden können. Dazu ist es unumgänglich, zukünftige demografische, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen zu untersuchen, um die Gestaltung des Dorfes zielgruppen- und bedarfsgerecht zu realisieren.
Das vorgelegte Konzept versteht die Athleten als Gäste des Dorfes und nicht nur als Hauptakteure der Olympischen Spiele. Daran anknüpfend werden verschiedene Vorschläge gemacht, die die internationale Begegnung fördern sowie für qualitative Arbeitsbedingungen sorgen und eine Normalität fernab vom Trubel der Spiele kreieren.
Insbesondere die Empfehlungen dieser Arbeit zur Gestaltung des Dorfes während der Spiele können, unabhängig von einer Vergabe der Olympischen Spiele an Deutschland, berücksichtigt und, z.B. für Athletendörfer während Welt- und Europameisterschaften, verwendet werden. Als Informationsquellen dienten, neben verschiedenen Literaturwerken, persönliche Gespräche mit Repräsentanten […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7736
Globig, Laura: Das Olympische Dorf als Begegnungsstätte - Unter Berücksichtigung
ökonomischer Notwendigkeiten und olympischer Werte
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Fachhochschule Osnabrück, Fachhochschule, BA-Thesis / Bachelor, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

I
NHALTSVERZEICHNIS
III
I. Inhaltsverzeichnis
II.
Abkürzungsverzeichnis V
III.
Abbildungsverzeichnis VI
IV.
Tabellenverzeichnis VII
1
Einleitung 8
2
Sport im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses
10
2.1
Die Strukturen sportlicher Organisationen in Deutschland...10
2.2
Die Bedeutung des Sports für Gesellschaft und Wirtschaft ...12
2.3
Sport als Mittelpunkt von Veranstaltungen ...14
2.3.1
Wirtschaftliche Bedeutung von Sportveranstaltungen ...15
2.3.2
Herausforderung Olympische Sommerspiele ...16
3
Olympia zwischen Anspruch und Wirklichkeit
18
3.1
Die Entstehung der Olympischen Bewegung ...18
3.1.1
Die Neuaufnahme der Olympischen Idee ...18
3.1.2
Olympische Werte Anfang des 19. Jahrhunderts...19
3.2
Olympische Organisationen und Institutionen...20
3.2.1
Die Organe des IOCs ...20
3.2.2
Rechtliche Grundlagen der Olympischen Bewegung ...22
3.2.3
Strukturen des IOCs...23
3.2.4
Finanzierung des IOCs...24
3.2.5
NOK für Deutschland ...25
3.3
Erfahrungen der Olympischen Bewegung...26
3.3.1
Die Entwicklung Olympischer Spiele...26
3.3.2
Umsetzung Olympischer Werte in der heutigen Zeit...28
3.3.3
Leben im Olympischen Dorf am Beispiel der Olympischen Spiele in Sydney ...31
3.3.4
Wirtschaftliche Auswirkungen Olympischer Spiele ...33
4
Bewerbung zur Ausrichtung der XXX. Olympischen Sommerspiele
35
4.1
Die Ausschreibung...35
4.1.1
Formalitäten und Ablauf der Bewerbung...36
4.1.2
Anforderungen und Auswahlkriterien ...37

I
NHALTSVERZEICHNIS
IV
4.2
Analyse der deutschen Bewerbungskonzepte für 2012 ...39
4.2.1
Düsseldorf Rhein-Ruhr 2012 GmbH: So bunt wie die Welt ...41
4.2.2
Frankfurt RheinMain 2012 GmbH: Frankfurt 2012 für Deutschland! ...42
4.2.3
Hamburg für Spiele 2012 GmbH: Mit Feuer und Flamme ...43
4.2.4
Leipzig, Freistaat Sachsen und Partnerstädte GmbH: Spiele 2012 mit uns...44
4.2.5
Stuttgart 2012 GmbH: Faszination Olympia...45
4.3
Wirtschaftliche Aspekte der Olympia-Bewerbung ...46
4.3.1
Kritische Betrachtung der Finanzierungskonzepte...47
4.3.2
Gesellschaftspolitische Gründe für eine Bewerbung ...50
4.3.3
Olympische Dörfer unter städtebaulichen Gesichtspunkten ...50
5
Das Olympische Dorf in den Bewerbungskonzepten für 2012
52
5.1
IOC-Richtlinien für das Olympische Dorf...52
5.1.1
Die Residential Zone ...53
5.1.2
Die International Zone ...55
5.2
Analyse der Bewerberkonzepte...55
5.2.1
Lage und allgemeine Konzepte...57
5.2.2
Nachnutzungskonzepte der Olympischen Dörfer...59
5.2.3
Vergleich der Finanzkonzepte...60
5.2.4
Das Dorf in seiner Funktion als Olympische Begegnungsstätte ...62
6
Empfehlungen für die Gestaltung eines Olympischen Dorfes
64
6.1
Grundsätzliche Hypothesen und Voraussetzungen ...64
6.2
Gestaltung des Dorfes unter besonderer Berücksichtigung der Nachnutzung ...65
6.2.1
Die demographische Entwicklung der deutschen Gesellschaft ...66
6.2.2
Skizzierung des städtischen Lebens der Zukunft...68
6.2.3
Wirtschaft und Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland ...70
6.2.4
Bautechnische Gesichtspunkte...71
6.3
Kreation eines Athletendorfes für die Zeit der Olympischen Spiele ...73
6.3.1
Die Interessen des IOCs ...74
6.3.2
Konzeption des Dorfes aus Sicht der Athleten...75
6.4
Skizzierung des Dorfes unter Berücksichtigung eigener Empfehlungen ...90
7
Fazit 92
V.
Quellenverzeichnis 94
VI.
Anhangsverzeichnis 97

A
BKÜRZUNGSVERZEICHNIS
V
II. Abkürzungsverzeichnis
Abkürzung
Bedeutung
ANOCA
Association of National Olympic Committees of Africa
(Dachverband der NOKs in Afrika)
CAS
Court of Arbitration for Sport
(Schiedsgerichtshof für Sportsachen)
D
Düsseldorf
DSB
Deutscher Sportbund
EOC
European Olympic Committee
(Dachverband der NOKs in Europa)
F
Frankfurt
HH
Hamburg
IBC
International Broadcasting Centre
(Internationales Zentrum für Rundfunk und Fernsehen)
ICAS
International Court of Arbitration for Sport
(internationaler, unabhängige Rat für Sportschiedsgerichtsbarkeit)
IOC
International Olympic Committee
(Internationales Olympisches Komitee)
KMU
Kleine und mittelständische Unternehmen
L
Leipzig
LSB
Landessportbund
MPC
Main Press Centre
(Hauptpressezentrum)
NOK
Nationales Olympisches Komitee
OC/OK
Organisation Committee/Organisationskomitee
OCA
Olympic Council of Asia
(Dachverband der NOKs in Asien)
OCOG
Organisation Committee Olympic Games
(Organisationskomitee der Olympischen Spiele)
OG/OS
Olympic Games/Olympische Spiele
ONOC
Oceania National Olympic Committees
(Dachverband der NOKs in Ozeanien)
OSP
Olympiastützpunkt
S
Stuttgart
TOP
The Olympic Partners
PASO
Pan American Sports Organisation
(Dachverband der NOKs in Nord- und Südamerika)
USD
US-Dollar
USP
Unique Selling Proposition
(Alleinstellungsmerkmal)
WADA
World-Anti-Doping-Agency
(Welt-Anti-Doping-Agentur)

A
BBILDUNGSVERZEICHNIS
VI
III. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2-1: Zuwachs von Sportvereinen und Mitgliedern ...10
Abbildung 2-2: Mitglieder des Deutschen Sportbundes...11
Abbildung 3-1: Das IOC und seine Beziehungen zu NOKs und Sportverbänden ...21
Abbildung 3-2: NOKs weltweit und Anzahl ihrer Vertreter im IOC...23
Abbildung 3-3: Berufe der IOC-Mitglieder...24
Abbildung 3-4: Übersicht teilnehmender Staaten und Sportarten seit 1896...26
Abbildung 3-5: Begriff der Fairness: Umfrage unter Hochleistungssportlern ...29
Abbildung 3-6: Überschuss Olympischer Spiele (operative Ausgaben/Einnahmen)...33
Abbildung 4-1: Zeitlicher Ablauf des Bewerbungsverfahrens ...36
Abbildung 4-2: Gewichtung der Anforderungskriterien ...37
Abbildung 4-3: Wettkampfstätteninfrastruktur...40
Abbildung 4-4: Entfernung vom Olympischen Dorf zu den Wettkampfstätten...40
Abbildung 4-5: Gesamtkosten der Ausrichtung der Spiele inkl. internationaler Bewerbung ...49
Abbildung 6-1: Entwicklung von Altersstruktur und Lebenserwartung (1999-2020)...67
Abbildung 6-2: Veränderung des Bildungsniveaus (1995-2010) ...70
Abbildung 6-3: Relevanz verschiedener Olympischer Werte nach Einschätzung dt. Athleten ...78
Abbildung 6-4: Relevanz verschiedener Dorf-Kriterien nach Einschätzung dt. Athleten...79
Abbildung 6-5: Aufteilung der Trainingszeit auf Trainingsinhalte (nach Sportartengruppen) ...87
Abbildung 6-6: Skizzierung des Dorfes unter Berücksichtigung eigener Empfehlungen ...90

T
ABELLENVERZEICHNIS
VII
IV. Tabellenverzeichnis
Tabelle 2-1: Mitglieder des Deutschen Sportbundes...11
Tabelle 2-2: Ausgaben privater Haushalte für Sport...13
Tabelle 2-3: Vergleich der Olympischen Sommerspiele der Jahre 1896 und 2000 ...16
Tabelle 3-1: Alterstruktur des IOCs und Neueintritte ...24
Tabelle 3-2: Kalkulierte IOC-Einnahmen in Millionen Euro (2001-2004)...25
Tabelle 3-3: Verteilung der IOC-Gelder (1997-2000) ...25
Tabelle 3-4: Ausschluss von der Teilnahme und Boykott der Spiele ...27
Tabelle 4-1: Kosten des nationalen Bewerbungsprozesses...48
Tabelle 5-1: Menschen im Olympischen Dorf ...53
Tabelle 5-2: Flächenbedarf der Residential Zone...54
Tabelle 5-3: Flächenbedarf der International Zone...55
Tabelle 5-4: Bewertung der Olympischen Dörfer im Evaluierungsbericht des NOKs...57
Tabelle 6-1: Erwartete Konflikte im menschlichen Zusammenleben...67
Tabelle 6-2: Beispiele kultureller Unterschiede...82

E
INLEITUNG
8
1 Einleitung
Am 12. April 2003 traf die Mitgliederversammlung des Nationalen Olympischen Komitees für
Deutschland die Entscheidung, mit Leipzig als Bewerberstadt im internationalen Auswahlverfahren
um die Ausrichtung der XXX. Olympischen Sommerspiele im Jahr 2012 anzutreten.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Bewerbungskonzepten für den nationalen Auswahlpro-
zess, in dem neben Leipzig auch noch Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg und Stuttgart vertre-
ten waren. Die Arbeit geht dabei auf alle fünf Städte und Bewerbungen gleichermaßen kritisch ein
und untersucht darüber hinaus viele Aspekte, die Einfluss auf die Konzepte nehmen konnten, an-
gefangen von dem Themenkomplex Sport, über die Entstehung und Entwicklung der Olympischen
Bewegung bis hin zu Formalien und Richtlinien für die Bewerbungen selber. Das Olympische Dorf
steht dabei immer im Mittelpunkt der Untersuchungen.
Das Olympia der Neuzeit wäre nicht entstanden ohne olympische Werte wie z.B. Sport als Teil
einer ganzheitlichen Erziehung und als Maßnahme zur Völkerverständigung.
Laut IOC-Vizepräsident Thomas Bach sind zwei Hauptkriterien für die Wahl einer Bewerberstadt
eine breite Identifikation der Bevölkerung und ein Konzept, das den Olympischen Werten beson-
ders Rechnung trägt und etwas Außergewöhnliches für Olympia leistet
1
. Diese Werte spielen also
auch heute noch eine wichtige Rolle in der olympischen Bewegung und für die Vergabe der Olym-
pischen Spiele.
Das Konzept des Olympischen Dorfes nimmt in der Gesamtbewertung bei der Auswahl der Olym-
piastadt einen wichtigen Part ein. Das Dorf wird als ,,Herzstück der Olympischen Spiele"
2
bezeich-
net, in dem die Hauptakteure während der Olympischen Spiele zusammen leben.
Für die Bewerberstädte ist es demnach von Bedeutung, ein schlüssiges Konzept für das Olympi-
sche Dorf zu erarbeiten. Aber auch die gesamte olympische Bewegung, darunter vor allem die
Sportverbände und Athleten selbst, haben großes Interesse daran, ein funktional hochwertiges und
doch gesellschaftlich ansprechendes und Kulturen übergreifendes Dorf vorzufinden.
Diese Arbeit untersucht die Thematik aus Sicht des Veranstaltungsmanagements. Die zentralen
Fragen drehen sich um das Olympische Dorf: Welches sind die offiziellen Richtlinien für ein Olym-
pisches Dorf? Wer wird in diesem Dorf während der Spiele und in der Zeit danach wohnen, was
sind die Gewohnheiten und Bedürfnisse dieser Personen? Welche Ziele haben die einzelnen An-
spruchsgruppen (Organisatoren, IOC, Athleten usw.)? Welches Rahmenprogramm ist gewünscht?
Auf der einen Seite stehen der Anspruch und die Notwendigkeit, die Olympischen Spiele und damit
auch das Olympische Dorf wirtschaftlich sinnvoll zu organisieren. Auf der anderen Seite gibt es die
Olympischen Werte als existentiellen Bestandteil der Olympischen Bewegung. In diesem Zusam-
1
Online im Internet: www.welt.de/data/2002/12/02/21652.html?prx=1. Die Welt. Deutsche Chancen für Sommerspiele.
10.02.2003.
2
Online im Internet: http://www.nok.de/page.php?art_id=1947. NOK: Olympiabewerbung. Ausschreibung. 14.02.2003. S.
18.

E
INLEITUNG
9
menhang definiert diese Arbeit den Begriff ,,Olympischer Wert" nach heutigen Maßstäben und setzt
ihn in Einklang mit ökonomisch sinnvoller Planung.
Das erste Kapitel gibt eine allgemeine Einführung in das Thema Sport und Sportveranstaltungen
mit besonderem Ausblick auf die Olympischen Spiele.
Im zweiten Abschnitt wird die olympische Bewegung mitsamt ihrer Geschichte, Institutionen und
Entwicklung der letzten Jahre beschrieben. Ziel des Kapitels ist es, einen Eindruck zu vermitteln,
wer der ,,Auftraggeber" der Veranstaltung Olympische Spiele ist und welche Vorgänger die für 2012
zu planende Veranstaltung hat. Es gibt eine ausführliche Einführung in das Thema ,,Olympische
Werte", das eine zentrale Bedeutung dieser Arbeit darstellt.
Die einzelnen Konzepte der deutschen Bewerberstädte für die Olympischen Spiele im Jahr 2012
werden im dritten Kapitel analysiert. Dazu werden als Erstes, die Anforderungskriterien und der
zeitliche Ablauf dargestellt, dann objektiv messbare Kriterien der Konzepte verglichen und indivi-
duelle Stärken und Schwächen der einzelnen Städte herausgearbeitet. Den Abschluss dieses Ab-
schnitts bilden wirtschaftliche Aspekte der Bewerbungen in Verbindung mit einer Betrachtung bau-
licher Aspekte eines Olympischen Dorfes.
Die vierte Passage befasst sich mit dem Olympischen Dorf in den Bewerbungskonzepten für 2012.
Es werden die Anforderungskriterien dargelegt und die Konzepte der Bewerber analysiert.
Im letzten Kapitel werden konkrete Empfehlungen ausgesprochen. Diese beziehen sich zunächst
auf die Nutzung des Olympischen Dorfes nach den Spielen. Dann werden verschiedene gesell-
schaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen der nächsten Jahre erörtert, damit der Bau des neu-
en Stadtteils auf die Bedürfnisse der zukünftigen deutschen Gesellschaft ausgerichtet werden
kann.
Anschließend werden die Bedürfnisse von Athleten herausgearbeitet, da diese Gruppe hauptsäch-
lich die Bevölkerung während der Olympischen Spiele darstellt. Über das Rahmenprogramm wäre
es möglich, die Spiele von kommerziellen Gesichtspunkten zur ,,Wiederbelebung" des Olympischen
Gedankens zu bringen, sofern es ihn in Zeiten von internationalem Terror und Kriegsdrohungen
von Großmächten überhaupt noch gibt.
Als Informationsquellen dienten, neben verschiedenen Literaturwerken, persönliche Gespräche mit
Repräsentanten der Bewerberstädte, Sportverbänden und Olympiastützpunkten. Außerdem wurde
eine Umfrage unter Leistungssportlern und Fachverbänden
3
durchgeführt, um einen Eindruck in
ihre persönliche Sicht der Olympischen Werte zu bekommen und etwas über ihre Anforderungen
an das Olympische Dorf zu erfahren.
3
Auf die Befragung wird in Kapitel 6.3.2.2 und im Anhang näher eingegangen.

S
PORT IM
M
ITTELPUNKT DES ÖFFENTLICHEN
I
NTERESSES
Die Strukturen sportlicher Organisationen in Deutschland
10
2 Sport im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses
Heutzutage ist jeder dritte Bundesbürger Mitglied eines Sportvereins (vgl. Abbildung 2-1). Nicht nur
die reine körperliche Betätigung ist dabei wichtig, sondern viele weitere Faktoren, die im Folgenden
kurz betrachtet werden. Dieses Kapitel gibt Aufschluss darüber, warum man sich grundsätzlich
damit auseinander setzt, den Sport zu unterstützen und Sportveranstaltungen zu organisieren.
2.1
Die Strukturen sportlicher Organisationen in Deutschland
Die ersten Sportvereine wurden im 19. Jahrhundert gegründet. Schon Pierre de Coubertin, der
Neubegründer der Olympischen Bewegung
4
, beschrieb die Vielfalt der Vereine und Verbände und
ihren gesellschaftlichen Charakter
5
.
Heute sind sie in der Regel eingetragene, gemeinnützige Vereine, nicht auf finanziellen Gewinn
ausgerichtet und betreiben keinen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb. Die Arbeit wird hauptsächlich
durch Spenden, Sponsoren, Mitgliedsbeiträge und öffentliche Zuschüsse finanziert
6
.
Die Mitgliedschaften der Sportvereine sind in den letzten 50 Jahren um 620% gestiegen, die An-
zahl der Sportvereine um 336%
7
. Dagegen ist die Anzahl der Sportvereine in den letzten Jahren
weitestgehend gleich geblieben. Und auch die Mitgliederzahlen scheinen seit einigen Jahren zu
stagnieren. Ein Anstieg hat lediglich in den Jahren direkt nach der Wiedervereinigung stattgefun-
den. Mittlerweile zählen die knapp 89 000 Sportvereine in Deutschland rund 27 Mio. Mitglieder (vgl.
Abbildung 2-1).
0
20
40
60
80
100
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002
V
ere
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1.
000)
0
5
10
15
20
25
30
M
it
g
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D
S
B
(
M
io.)
Vereine (1.000)
Mitglieder DSB, Mio.
Abbildung 2-1: Zuwachs von Sportvereinen und Mitgliedern
[Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf der Bestandserhebung 2002 des Deutschen Sportbundes.]
4
Baron Pierre de Coubertin wurde am 1. 1. 1863 in Paris geboren und starb am 2. 9. 1937 in Genf. Er war Staatsmann,
Historiker und Sportführer.
5
Vgl. Carl-Diem-Institut. Pierre de Coubertin. Oeuvres complètes en sept volumes. Köln. Offsetdruck H. Dormagen, 1977,
S. 931.
6
Trosien, Gerhard: Die Sportbranche. Wachstum, Wettbewerb, Wirtschaftlichkeit. 2. aktualisierte Auflage. Frankfurt/New
York. Campus Verlag, 1999, S. 31.
7
Trosien, Gerhard: Die Sportbranche. 1999, S. 17.

S
PORT IM
M
ITTELPUNKT DES ÖFFENTLICHEN
I
NTERESSES
Die Strukturen sportlicher Organisationen in Deutschland
11
Über den Zweckbetrieb der Vereine hinaus wurden Trägervereine (Landessportbünde, Spitzenver-
bände), Fördervereine (z.B. Olympiastützpunkte, Sportakademien) oder Stiftungen gegründet.
Heute sind alle im Deutschen Sportbund vereinigt, wie die folgende Abbildung zeigt:
Abbildung 2-2: Mitglieder des Deutschen Sportbundes
[Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Informationen der Homepage des Deutschen Sportbundes.]
Die Sporthierarchie ist vernetzt, da Trägervereinigungen entweder einer geografischen oder sport-
artenspezifischen Einteilung folgen, die einzelnen Sportvereine aber bei beiden Mitglied sein kön-
nen. Abbildung 2-2 zeigt die Landessportbünde als territoriale und die Spitzenverbände als sportar-
tenspezifische Vereinigungen. Beide werden weiter in regionale oder kommunale Sportbün-
de/Sportverbände differenziert.
Mitglieder Deutscher Sportbund
16
Landessportbünde
55
Spitzenverbände
12
Sportverbände mit besonderer Aufgabenstellung
6
Verbände für Wissenschaft und Bildung
2
Förderverbände
Tabelle 2-1: Mitglieder des Deutschen Sportbundes
[Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf Daten der Homepage des Deutschen Sportbundes.]
Die Sportverbände sind in der Regel Non-Profit-Organisationen und tragen die Verantwortung für
Deutscher Sport-
bund (DSB)
Landessport-
bünde (LSB)
Spitzenverbände
Sonstige Verbän-
de
Dt. Fuß-
ballverband
Dt. Judo-
Bund
Dt. Rollsport und
Inline Verband
LSB Branden-
burg
Sportlehrer-
verband
Allgem. Hochschul-
sportverband
Dt. Olympische
Gesellschaft
LSB Bayern
LSB Schleswig-
Holstein
Mitglied
Beispiel

S
PORT IM
M
ITTELPUNKT DES ÖFFENTLICHEN
I
NTERESSES
Die Bedeutung des Sports für Gesellschaft und Wirtschaft
12
die Regelungen zur Bezahlung und Wettkampfzulassung von Sportlern, Vergabe von Sportveran-
staltungen, Vermarktung von TV- und Werberechten und Ähnlichem. Einige dieser Tätigkeiten, z.B.
die Vermarktung, werden häufig in verbandseigene Tochterfirmen ausgelagert
8
.
Unterscheidet man zwischen Breiten- und Spitzensportvereinen, geraten besonders die Leitungen
der Spitzensportvereine und Verbände immer wieder in Kritik. Die Vertreter der Vereinsinteressen,
die von der Mitgliederversammlung gewählt werden, haben verschiedene Entscheidungsbefugnis-
se (z.B. Änderung der Zulassungsbestimmungen, Änderung des Sportprogramms). Da sie sich
nicht in einem Angestelltenverhältnis befinden, sondern wieder gewählt werden müssen, sofern sie
im Amt bleiben wollen, entsteht eine Art Politikerverhalten: Sie sind auf die Unterstützung ver-
schiedener Gruppierungen für ihre Wiederwahl angewiesen und handeln also nicht immer danach,
was für den Verein am Besten wäre, sondern auch nach persönlichen Motivationen
9
.
Die Verbandsfunktionäre, z.B. die Vorstände der Verbände, haben eine große Bedeutung für das
Verhalten der Großverbände und sind im Wesentlichen vergleichbar mit Bürokraten: Verbände
haben wenig Konkurrenz. Da der Lohn nicht mit effizientem Handeln gekoppelt ist, gibt es hierfür
keine Anreize. Prestige und Anerkennung für besondere Leistungen können als indirektes Ein-
kommen gewertet werden und korrelieren positiv mit dem zur Verfügung stehenden Budget. Je
mehr Finanzmittel zur Verfügung stehen, umso mehr Aktivitäten können bezahlt werden. Die einzi-
gen Restriktionen für Funktionäre sind, dass die Verbandsmitglieder mit dem Jahresabschluss
zufrieden sein (finanzielle Restriktion) und verbandsinterne Regeln eingehalten werden müssen
(administrativ-moralische Bedingung)
10
.
2.2
Die Bedeutung des Sports für Gesellschaft und Wirtschaft
Der Sport als Faktor öffentlichen Interesses kann sinnvoll in die Bereiche Breitensport (allgemeine
sportliche Betätigung), Spitzensport (professionelles Sporttreiben) sowie Trend- und Funsport
(Sport unabhängig vom Verein, z.B. Skaten, Snowboard) eingeteilt werden
11
.
Die Sportvereine können als Eckpfeiler des Sozialstaats bezeichnet werden
12
. Vor allem der Brei-
tensport ist wichtig für die Gesellschaft, da er die menschliche Existenz stark bereichert: Er wirkt
sich positiv auf Körper und Psyche aus, integriert verschiedene Bevölkerungsgruppen durch ge-
meinsame Interessen und ehrenamtliches Engagement und unterstützt soziale Gruppenprozesse.
Sport bietet ein Übungsfeld, auf dem schon Kinder und Jugendliche Verantwortung übernehmen
können und Gruppenarbeit erlernen können
13
.
8
Vgl. Kubat, Rolf: Der Markt für Spitzensport. Eine theoretische und empirische Analyse. Bern. Lang, 1998, S. 37.
9
Vgl. Kubat, Rolf: Der Markt für Spitzensport. 1998, S. 70.
10
Vgl. Kubat, Rolf: Der Markt für Spitzensport. 1998, S. 71.
11
Vgl. Grupe, Ommo: Einblicke. Aspekte olympischer Sportentwicklung. Schorndorf. Verlag Karl Hofmann, 1999, S. 43.
12
Vgl. Grupe, Ommo: Einblicke. 1999, S. 45.
13
Vgl. Lenk, Hans: Erfolg oder Fairness. Leistungssport zwischen Ethik und Technik. Münster. LIT Verlag, 2002, S. 46ff.

S
PORT IM
M
ITTELPUNKT DES ÖFFENTLICHEN
I
NTERESSES
Die Bedeutung des Sports für Gesellschaft und Wirtschaft
13
Zusätzlich zu Nebeneffekten, wie z.B. Sportstättenbau oder Benutzung des Nahverkehrs beim
Weg zum Sportverein, ist die stetig steigende wirtschaftliche Bedeutung des Sports vor allem in der
Vermarktung von Sport- oder Gesundheitsartikeln und Sportveranstaltungen zu sehen. Hinzu
kommen die Vermarktung von Fernsehrechten, Sponsoring, Tourismus und Gastronomie
14
.
Tabelle 2-2 stellt exemplarisch einige Ausgaben privater Haushalte für ein Sportjahr dar
15
. Über
4 Mrd. werden je für Sportbekleidung und die Fahrten zum Sportverein oder Sportveranstaltun-
gen ausgegeben. Auch für Sportausrüstung und Eintrittskarten für Sportveranstaltungen wird eine
beachtliche Summe aufgewendet
16
.
Ausgaben in Mrd. Euro
Sportkleidung
4,39
Fahrtkosten (von und zum Training, Sportveranstaltungen etc.)
4,18
Sportgeräte (z.B. Hometrainer, Ausrüstung)
2,63
Besuch von Sportveranstaltungen
1,11
Tabelle 2-2: Ausgaben privater Haushalte für Sport
[Quelle: Brauerei C. & A. VELTINS GmbH & Co.: VELTINS Sportstudie 2001. 2001, S. 18-21.]
Aus unternehmerischer Sicht ist der Bereich Sport zusätzlich für Sponsoringaktivitäten interessant
und seit Jahren das größte Betätigungsfeld. Auch für die nächsten Jahre wird ein weiterer Anstieg
des Sponsorings erwartet
17
.
Sportveranstaltungen, die vielen Personen zugänglich gemacht werden, sind ideale Werbeträger
und fördern dadurch das Sponsoreninteresse. Der Trend geht deshalb zur Förderung von Sporter-
eignissen an Stelle der Förderung einzelner Athleten oder Mannschaften
18
. Außerdem ist die Aus-
richtung eigener Sportveranstaltungen durch Firmen möglich (wie z.B. das Gerry Weber Tennis-
Turnier in Halle/Westfalen) oder die Namensübernahme von Sportarenen (AOL-Arena in Ham-
burg)
19
oder von Profiligen wie die ,,s.Oliver BBL", die Deutsche Herren-Basketballbundesliga.
Sport verfügt über eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung und erreicht daher viele Konsumen-
ten. Über Sportveranstaltungen wird ein positives Image auf das sponsernde Unternehmen proji-
ziert. Produkte werden nicht durch reine Informationsvermittlung beworben, sondern primär über
erlebnisorientierte Kommunikation: Der Kunde wird über emotionale und physische Reize ange-
sprochen
20
.
14
Vgl. Roth, Klaus u. Schäfer, Gerhard: Fenster in die Zukunft des Sports. Sportförderung, Vereinssport, Schulsport. Ham-
burg. Czwalina Verlag, 2000, S. 10.
15
Lt. Studie werden 13,56 Mrd. in der Gastronomie ausgegeben. Diese Ausgaben werden in Vereinskneipen getätigt oder
beim gemeinsamen Ausgehen im Anschluss an die sportliche Betätigung. Da diese Zahl extrem hoch erscheint und die
Quelle keine expliziten Angaben zu ihrer Erhebung macht, wurde sie aus der Tabelle herausgenommen.
16
Vgl. Brauerei C. & A. VELTINS GmbH & Co.: VELTINS Sportstudie 2001. 2001, S. 18-21.
17
Vgl. Bob Bomlitz Group Bonn GmbH: Sponsoring Trends 2002. Bonn. Bob Bomlitz Group Bonn GmbH, 2002, S. 26, 38.
18
Vgl. Stegmaier, Bernd: Rechtsprobleme zwischen Athleten und Sportverbänden. Bonn. 1999, S. 44.
19
Vgl. Meffert, Heribert: Marketing. Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. 8. Auflage. Wiesbaden, Gabler
Verlag, 1998, S.712.
20
Vgl. Meffert, Heribert: Marketing. 1998, S.714f.

S
PORT IM
M
ITTELPUNKT DES ÖFFENTLICHEN
I
NTERESSES
Sport als Mittelpunkt von Veranstaltungen
14
2.3
Sport als Mittelpunkt von Veranstaltungen
Die Bandbreite sportlicher Veranstaltungen ist groß. Sie geht von Olympischen Spielen zu Welt-
meisterschaften über Bundesligaspiele bis hin zu Veranstaltungen auf lokalen Sportplätzen
21
. All-
gemein können sie nach ihrem thematischen Schwerpunkt, Anlass, zeitlichen Dimensionen (Dauer,
Regelmäßigkeit/Einmaligkeit) und Größe gegliedert werden
22
.
Im folgenden Abschnitt wird hauptsächlich auf Veranstaltungen des Spitzensports eingegangen
und weniger auf solche des allgemeinen Vereinssports, auch wenn selbstverständlich im Brei-
tensport ebenso die Möglichkeit besteht, ihn im Rahmen von Veranstaltungen zu positionieren
23
.
Die häufig unterschiedlich verwendeten Begriffen ,,Veranstaltung" und ,,Event" werden in dieser
Arbeit synonym gebraucht, auch wenn im Deutschen dem Begriff ,,Event" ein noch höherer
Erlebniswert beigemessen wird als dem neutraleren Oberbegriff ,,Veranstaltung".
Beiden gemeinsam sind die Charakteristika von allen Dienstleistungen
24
wie z.B. die Immaterialität,
die existentielle Leistungsfähigkeit des Dienstleistungsanbieters und die verpflichtende Integration
eines externen Faktors. Immaterialität steht für Nichtlagerfähigkeit und Nichttransportfähigkeit,
daraus resultieren vor allem Einzigartigkeit von Dienstleistungen wie auch der Bedarf an genauer
Planung: Kann sie nicht exakt zum geforderten Zeitpunkt geleistet werden, ist die Dienstleistung
nicht erbracht. Außerdem ist bestimmtes Know-how von Nöten und das Potential, dieses Wissen
zu materialisieren. Materialisierung ist nötig, um aus der Dienstleistung ein tatsächliches Produkt
zu machen. Externe Faktoren sind z.B. Kunden. Ohne den Kunden als Abnehmer wäre die Erstel-
lung der Dienstleistung ohne Nutzen, da sie nicht gelagert werden kann. Außerdem beeinflusst der
Kunde die Beschaffenheit der Dienstleistung durch individuelle Wünsche
25
.
Die zu berücksichtigen Faktoren sind für die meisten Großveranstaltung unabhängig von ihren
genauen Charakteristika im Wesentlichen gleich: Das allgemeine Konzept muss in sich schlüssig
und auf interne und externe Einflüsse abgestimmt sein (z.B. finanzielle Möglichkeiten, Sportart, zu
erwartendes Publikum). Die Wahl des Termins hat große Auswirkungen auf den Erfolg der Veran-
staltung. Zu beachten sind vor allem geografische Verhältnisse (z.B. Ort oder Wetter) wie auch
mögliche Konkurrenzveranstaltungen (sportlicher und nicht sportlicher Art, national und internatio-
nal). Der letzte Punkt ist wichtig, um keine Konkurrenzsituation bzgl. der Sportler, Zuschauer und
der Vermarktung der Veranstaltung zu schaffen. Sponsorengelder, Vermarktung der Fernseh-
21
Vgl. Roth, Klaus u. Schäfer, Gerhard: Fenster in die Zukunft des Sports 2. Vereinssponsoring, Dienstleistungsmarketing,
Sportevents. Hamburg. Czwalina Verlag, 2002, S. 106f.
22
Vgl. Nexus-Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung: Freizeitsysteme für den Event-
Tourismus. Berlin, 2001, S. 22.
23
Vgl. Roth, Klaus u. Schäfer, Gerhard: Fenster in die Zukunft des Sports 2. 2002, S. 111.
24
Die Charakteristika einiger Dienstleistungen wandeln sich durch neue Informations- und Kommunikationstechniken. Z.B.
ist die Nichttransportfähigkeit bei reinen Informationsdienstleistungen nicht unbedingt gegeben. Für das Veranstaltungs-
management gelten, trotz aufkommender Online-Messen u.ä., vornehmlich die klassischen Dienstleistungsmerkmale.
25
Vgl. Meffert, Heribert: Marketing. 1998, S.1072-1074.

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Sport als Mittelpunkt von Veranstaltungen
15
Rechte und Ticketverkauf sind die Haupteinnahmequellen von Veranstaltungen
26
.
2.3.1 Wirtschaftliche Bedeutung von Sportveranstaltungen
Generell findet seit einigen Jahren eine Entwicklung zur Spaßgesellschaft
27
statt, in der Sport im-
mer häufiger auch kommerziell genutzt wird
28
. Eine erlebnisreiche Freizeit stellt immer mehr einen
Ausgleich für stereotype Arbeit dar. Freizeitbeschäftigungen müssen daher vielfältigen Ansprüchen
gerecht werden, was z.B. Veranstaltungen leisten können
29
.
Aus Veranstaltersicht ist die Begeisterung der Besucher eher Mittel zum Zweck. Es gibt andere
Ziele, die primär erreicht werden sollen, für die die Zuschauerzufriedenheit aber als Ausdruck einer
erfolgreichen Veranstaltung notwendig ist:
·
Ökonomische Ziele: Vermarktung des Events, Einbindung von Sponsoren, finanzieller Ge-
winn.
·
Touristische Ziele: Hervorhebung des Veranstaltungsortes und seiner Attraktionen, Steige-
rung des Unterhaltungsangebotes, Wahrung kulturellen Erbes.
·
Standortmarketing: Positionierung des Ortes im nationalen und internationalen Rahmen,
Attraktion von Investoren, Arbeitnehmern, Existenzgründern.
·
Politische Ziele: Mobilisierung des politisch-administrativen Systems, Mittel zur Stadtentwick-
lung, Stimulation einer mehrheitsfähigen Politik
30
.
Es ist schwierig, ökonomische oder psychografische Ziele und Erfolge zu definieren und zu mes-
sen
31
. Aus diesem Grund gibt es zahlreiche verschiedene Studien, die immer wieder zu anderen
Ergebnissen kommen. Meistens erlangen die Autoren die Erkenntnis, dass Sportveranstaltungen
für Städte ein Minusgeschäft sind, während die Verbände selbst häufig einen Gewinn verbuchen
können. Die Städte sind daher auf Zuschüsse von Bundesländern und Bund angewiesen, um sich
die Veranstaltungen leisten zu können
32
. Einig ist man sich ebenfalls, dass Sportveranstaltungen
einen großen Imagegewinn hervorrufen, solange sie hervorragend organisiert sind und ein begeis-
terungsfähiges Publikum und großes Medieninteresse erreichen
33
.
Seit einigen Jahren ist der Trend festzustellen, dass quantitative Ziele gegenüber qualitativen im
26
Vgl. Bundesinstitut für Sportwissenschaft: Wirtschaftsfaktor Sport. Dokumentation des Kölner Workshops am 2. Juli 1996.
1. Auflage. Köln. Hansen, 1996, S. 66. Vgl. auch 3.2.4.
27
Mit dem Begriff ,,Spaßgesellschaft" wird der Zustand beschrieben, dass in der Gesellschaft eine Entwicklung stattfindet,
nach der der Genuss des Lebens einen immer höheren Stellenwert einnimmt. Vgl. Lenk, Hans: Erfolg oder Fairness.
2002, S. 190f.
28
Vgl. Roth, Klaus u. Schäfer, Gerhard: Fenster in die Zukunft des Sports 2. 2002, S. 106f.
29
Vgl. Nexus-Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung: Freizeitsysteme für den Event-
Tourismus. 2001, S. 25.
30
Vgl. Nexus-Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung: Freizeitsysteme für den Event-
Tourismus. 2001, S. 26-28.
31
Vgl. Meffert, Heribert: Marketing. 1998, S.1076.
32
Vgl. Bundesinstitut für Sportwissenschaft: Wirtschaftsfaktor Sport. 1996, S. 79f.
33
Vgl. Bundesinstitut für Sportwissenschaft: Wirtschaftsfaktor Sport. 1996, S. 61.

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Sport als Mittelpunkt von Veranstaltungen
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Vordergrund stehen. Z.B. wird die Freude an der Veranstaltung zugunsten von Einschaltquoten
und Medaillen vernachlässigt. Mittlerweile besteht eine große Medienabhängigkeit, weil viele Ver-
anstaltungen ohne die Vermarktung von Fernseh- und Werberechten gar nicht mehr durchzuführen
wären (vgl. z.B. Tabelle 3-2). Dadurch wird ein großes Stück Freiheit aufgegeben und Stars wer-
den zu Lasten des Mannschaftsgeistes kreiert. Damit einhergehend erfolgt eine regelrechte
Inszenierung von Veranstaltungen zum Vorteil von Showeffekten und zum Nachteil erprobter
Regeln oder sportgerechter Zeitpläne
34
.
2.3.2 Herausforderung Olympische Sommerspiele
Die Entwicklung der Olympischen Sommerspiele der Neuzeit wird detailliert in Kapitel 3 erläutert.
Ziel dieses Abschnitts ist es, einen generellen Einblick in die Dimensionen des Events der Olympi-
schen Spiele zu ermöglichen und den Leser aus dieser Perspektive auf das Thema einzustimmen.
Olympische Spiele finden in einem vierjährlichen Turnus immer an unterschiedlichen Orten statt.
Die ersten Spiele der Neuzeit wurden 1896 in Athen ausgetragen, die letzten im Jahr 2000 in Syd-
ney. Die folgende Tabelle zeigt anhand einiger Basisdaten deutlich, welche Dimensionen die Spie-
le heute einnehmen. In 104 Jahren und über 24 Olympische Spiele hinweg hat also eine immense
Entwicklung stattgefunden.
Athen 1896
Sydney 2000
Teilnehmer
245
10.960
Teilnehmende Nationen
14
199
Sportarten
10
28
Veranstaltungen
43
300
Zuschauer
60.000
6,7 Mill.
35
Freiwillige Helfer
46.967
Medienvertreter
16.033
Tabelle 2-3: Vergleich der Olympischen Sommerspiele der Jahre 1896 und 2000
[Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf Daten der IOC-Homepage.]
Heutzutage sind die Spiele zu einem riesigen Spektakel avanciert, dass den jeweiligen Austra-
gungsort über die 16 Tage der Veranstaltung hinaus in einen Ausnahmezustand versetzt.
Die Planungen beginnen ca. 10-12 Jahre vor den eigentlichen olympischen Wettkämpfen im Rah-
men der Bewerbungsphasen zur Austragung der Spiele. Bereits in dieser Zeit werden verschiede-
ne Marketingaktivitäten und Werbeveranstaltungen durchgeführt, für Unterstützung der Politik und
Sponsoren geworben sowie die Bevölkerung mobilisiert.
Infrastrukturmaßnahmen müssen bereits geplant, Genehmigungen eingeholt sowie Grundstücks-
34
Vgl. Grupe, Ommo: Einblicke. 1999, S. 43.
35
Es wurden 6,7 Millionen von 7,4 Millionen Tickets verkauft. Weitere 3,7 Milliarden Menschen verfolgten die Spiele über
TV oder Internet.

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Sport als Mittelpunkt von Veranstaltungen
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käufe vorgenommen werden, damit in dem Fall, dass die Stadt vom IOC beauftragt wird, die Spiele
zu veranstalten, noch alles zu verwirklichen ist.
Ab dem Zeitpunkt des definitiven Zuschlags werden die Konzepte konkreter. Das nationale Organi-
sationsteam muss sich in Absprache mit dem IOC um alle Einzelheiten kümmern: Sportstätten,
Transport, allgemeine Infrastruktur, Finanzierung usw. Die Baumaßnahmen müssen beginnen, die
Akquisition von verbindlichen Sponsorenzusagen, aber auch von freiwilligen Helfern, erfolgen und
letztendlich gilt es, einen minutiösen Ablaufplan zu erstellen.
Es gibt verschiedene Herausforderungen, die die Organisation Olympischer Spiele zu einer beson-
deren Aufgabe machen. Im Folgenden werden nur einige wenige genannt:
·
In der Regel hat noch niemand vom Organisationskomitee schon einmal an der Planung von
Olympischen Spielen mitgewirkt (geringe Verfügbarkeit von persönlichen Erfahrungen).
·
Olympische Spiele bedeuten eine immense Belastung des Landes und insbesondere der Re-
gion, in der die Spiele stattfinden, da ganze Stadtteile für die Olympischen Spiele neu erbaut
oder verändert und Scharen an Athleten, Medienvertretern und Zuschauern erwartet werden
36
.
·
Es handelt sich bei den Spielen um eine Veranstaltung verschiedenster Nationen, Kulturen und
Religionen, auf die man allesamt gleichermaßen eingehen muss.
·
Die verschiedenen Anspruchsgruppen (Sportfunktionäre, Athleten, Politik, Medien, Zuschauer,
Sponsoren usw.) sind alle sehr wichtig, haben aber zum Teil konträre Bedürfnisse und Ansprü-
che und erschweren so die Konzeption.
In diesem Abschnitt wurden einige Rahmenaspekte und Implikationen beschrieben, die zur Orga-
nisation Olympischer Spiele dazu gehören und bei einer Konzeption berücksichtigt werden sollten.
In den folgenden Kapiteln wird neben der Thematik Olympia auch auf die fünf deutschen Bewer-
bungen und insbesondere auf die Planungen für das Olympische Dorf eingegangen.
36
In Kapitel 4.3 wird näher darauf eingegangen, warum sich einige Städte trotz dieser enormen Anforderungen dafür Be-
werben, die Olympischen Spiele auszutragen.

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Die Entstehung der Olympischen Bewegung
18
3 Olympia zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Die Olympische Idee ist geschichtsträchtig. Bereits zweitausend Jahre vor Christi Geburt
37
wurden
Olympische Spiele durchgeführt, bis sie im vierten Jahrhundert nach Christus verboten wurden
38
.
Das folgende Kapitel befasst sich mit den Gründen, warum die Olympische Idee wieder aufgegrif-
fen wurde und wie sie sich seitdem entwickelt hat. Im Hinblick auf die Konzeption des Olympischen
Dorfes ist es wichtig zu wissen, welche Werte dort vermittelt werden sollen und inwiefern dies bis-
her gelungen ist. Daneben stehen Einschränkungen durch ökonomische Werte und Regulationen
des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und der Sportverbände. Dieses Kapitel betrachtet
die Olympische Bewegung insgesamt unter dem Aspekt, einen generellen Eindruck über alle ex-
ternen Faktoren zu erhalten.
3.1
Die Entstehung der Olympischen Bewegung
Führt man sich einmal kurz vor Augen, welche Entwicklung die Welt in den letzten 107 Jahren
durchgemacht hat, wundert man sich nicht mehr über die Veränderung der Olympischen Bewe-
gung in diesen Jahren: Neben Kriegen verschiedenster Intentionen und Ausmaße haben vor allem
auch viele neugeschaffene Organisationen und Institutionen für eine völlige Umwandlung der Welt
gesorgt. Technischer Fortschritt und Reichtum haben nicht alle Länder erfasst, so dass die Diffe-
renzen zwischen den einzelnen Staaten heute noch stärker und durch rasante Entwicklungen vor
allem im Kommunikationsbereich auch publik sind.
Die Olympische Bewegung versucht, mit einem Medium alle Völker dieser Erde zu vereinen: durch
Sport! Sportliche Betätigung soll helfen, Menschen verschiedener Religionen und Mentalitäten im
Frieden zu vereinen und zur Völkerverständigung beizutragen
39
.
3.1.1 Die Neuaufnahme der Olympischen Idee
Die Olympische Bewegung der Neuzeit geht auf Baron Pierre de Coubertin zurück. Auf seine Initia-
tive hin fand 1894 der ,,Kongress zur Wiedereinsetzung der Olympischen Spiele" statt, bei dem
man sich bereits über wichtige Grundsätze einig wurde
40
. Dazu gehörten z.B. das Einrichten eines
Amateurstatus
41
, den Ortswechsel der Spiele und die Gründung des IOCs
42
.
Die Periodizität der Olympischen Spiele sowie der ständige Wechsel des Austragungsortes sollten
37
Die ersten Siegerlisten sind von den Spielen im Jahre 776 v. Chr. bekannt. Olympische Spiele gab es laut Forschungser-
gebnissen aber schon vorher.
38
Vgl. Kruse, Britta u. Mende, Armin: Die Chronik. 100 Jahre Olympische Spiele 1896-1996. Gütersloh/München. Bertels-
mann Lexikon Verlag, 1995, S. 9.
39
Vgl. Krüger, Michael: Olympische Spiele. Bilanz und Perspektiven im 21. Jahrhundert. Münster. LIT Verlag, 2001, S. 32.
40
Bei der Gründung der Olympischen Bewegung am 23. Juni 1894 in der Pariser Sorbonne waren 78 Delegierte aus neun
Ländern anwesend.
41
Der ,,Amateurparagraph" besagt, dass Sportler keine Entschädigungen für sportliche Leistungen entgegen nehmen dür-
fen, sondern nur zur Deckung notwendiger Ausgaben (z.B. Spesen).
42
Vgl. Deutsche Geschichte: 1896-1996. 100 Jahre Olympische Spiele. 60 Jahre Olympia in Deutschland. Band 25. Berg
am Starnberger See. VGB-Verlagsgesellschaft mbH, 1996, S. 13.

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Die Entstehung der Olympischen Bewegung
19
das Interesse an den Spielen aufrechterhalten
43
. Eine Amateurklausel wurde eingerichtet, um
sportliche Betätigung aus finanziellen Gründen auszuschließen. Auf der anderen Seite wurden
dadurch ärmere Menschen ausgegrenzt. Kritiker behaupten, die Amateurklausel wäre einzig auf-
gestellt worden, um unliebsame Konkurrenten auszuschließen
44
.
Die Zirkulation der Spiele und den Amateurstatus hatte es bereits in der Antike gegeben. Auch die
Periodizität, nachdem eine Olympiade vier Jahre dauert und die Olympischen Spiele den festlichen
Abschluss bilden, hat Pierre de Coubertin aus der Antike übernommen. Zu seinen Innovationen
gehören vor allem die internationale Ausrichtung und die Zusammenführung verschiedener Diszip-
linen, also die Vermischung von Wettkämpfen verschiedener Sportarten
45
.
3.1.2 Olympische Werte Anfang des 19. Jahrhunderts
Eine eindeutige Definition für den Begriff ,,Olympischer Wert" gibt es nicht. Ganz allgemein ist ein
Wert etwas von Bedeutung
46
. Olympisch wird genannt, was mit der Olympischen Bewegung zu-
sammen hängt. Sicherlich kann man aber nicht alles als Olympischen Wert bezeichnen, was in-
nerhalb dieser Bewegung eine Bedeutung hat.
Werte vermitteln Menschen ein Idealbild, anhand dessen sie sich orientieren und in die Gesell-
schaft eingliedern können
47
. Diese Erklärung des Begriffs ,,Wert" kann auch auf die Olympische
Bewegung übertragen werden. Im Rahmen dieser Arbeit werden Olympische Werte mit den in der
Olympischen Charta beschriebenen ,,Grundlegenden Prinzipien" der Olympischen Bewegung
gleichgesetzt. Dazu gehört vor allem die Sichtweise des Lebens, dass körperliche und geistige
Fähigkeiten sinnvoll miteinander vereint und gefördert werden sollten. Sportliche Betätigung steht
im Mittelpunkt und wird als besonderer Teil in die Erziehung des Menschen integriert, um über den
Sport ethische Prinzipien zu transportieren. Aktive Förderung des Friedens und der Völkerverstän-
digung sollen durch Fairplay im sportlichen Wettkampf erreicht werden
48
.
Damit übereinstimmend war es auch Coubertins Ziel, Menschen mittels sportlicher Erziehung zu
stärken und zu fördern. Ihm ging es hier nicht nur um den Körper, sondern vor allem auch um die
Moral und den Geist der Menschen. Von Kindesalter an sollten Menschen sich sportlich betätigen
und dadurch soziale Kompetenzen erlernen, bei denen Fairness und Toleranz, Achtung anderer
Menschen und Friedensfähigkeit zu den wichtigsten gehören. Daher, so Coubertins Fazit, müsse
körperliche Betätigung in den Schulalltag integriert werden, damit schon Schüler lernen, sich zu
bewegen
49
.
43
Vgl. Schroeder, Jürgen: Symbolik der olympischen Bewegung. Grundlagen und Möglichkeiten eines rechtlichen Schut-
zes. Mainz. 1976, S. 61.
44
Vgl. Kubat, Rolf: Der Markt für Spitzensport. 1998, S. 52.
45
Vgl. Deutsche Geschichte: 1896-1996. 1996, S. 13.
46
Vgl. Dudenredaktion: Der Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache. 21. völlig neu und erweiterte Auflage. Mann-
heim. Dudenverlag, 1996, S. 827.
47
Vgl. Korte, Karl-Rudolf u. Weidenfeld, Peter: Deutschland-Trendbuch. Fakten und Orientierungen. Bonn. Bercker, 2001,
S. 184.
48
Vgl. IOC: Olympic Charter. International Olympic Committee, 2001, S. 10.
49
Vgl. Carl Diem Institut: Pierre de Coubertin. Oeuvres complètes en sept volumes. Köln. Offsetdruck H. Dormagen, 1977,
S. 356.

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Olympische Organisationen und Institutionen
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Die Olympische Erziehung setzt den Willen zur Vervollkommnung im Zusammenhang mit einer
harmonischen und ganzheitlichen Bildung voraus
50
. Die Bindung an einheitliche Grundsätze und
Regeln stellt einen weiteren Gesichtspunkt dar. Hierüber wird wiederum die Friedensidee des
Sports gesichert
51
. Die Periodizität der Spiele als ,,unendliche Kette" soll dabei die Kraft der Olympi-
schen Bewegung und die Völkerverständigung symbolisieren
52
.
3.2
Olympische Organisationen und Institutionen
Der folgende Abschnitt beschreibt die einzelnen Organisationen der Olympischen Bewegung, allen
voran das IOC, und ihre wichtigsten rechtlichen Grundlagen.
3.2.1 Die Organe des IOCs
Dem ersten IOC
53
, wie es 1894 von Pierre de Coubertin eingesetzt wurde, gehörten 13 Personen
aus 10 verschiedenen Ländern an
54
.
Die IOC-Vollversammlung setzt sich aus Vertretern der Nationalen Olympischen Komitees (NOKs)
und der Weltsportverbände zusammen (vgl. Abbildung 3-1). Die Vollversammlung wählt ihre eige-
nen Mitglieder wie auch den Vorstand. Sofern die Mitglieder nach Mandatsende zur Wiederwahl
stehen, wird die Vollversammlung also aus sich selbst heraus besetzt.
Die Länge des Mandats hängt von der Position des Mitglieds ab. Die Amtszeit des Präsidenten
dauert acht Jahre und ist einmalig für weitere vier Jahre verlängerbar. Vizepräsidenten und weitere
Vorstandsmitglieder sind vier Jahre im Amt und dürfen nicht direkt wieder gewählt werden, es sei
denn in eine höhere Position. Eine Wiederwahl ist erst nach einer vier jährigen Pause möglich
55
.
Das Mandat ordentlicher Mitglieder dauert acht Jahre. Bis zum Alter von 70 Jahren dürfen sie ohne
Einschränkung wieder gewählt werden. Seit 2001 haben auch aktive Athleten ein bestimmtes Kon-
tingent an Sitzen. Sie wirken vor allem als Mitglieder der Athletenkommission auf die Arbeit des
IOCs ein. Ehrenmitglieder nehmen eine beratende Funktion ein. Sie haben kein Stimmrecht
56
.
Der Präsident ernennt Kommissionen und Arbeitskreise (derzeit 34). Diese erarbeiten neue Kon-
zepte und Ideen, kümmern sich um die Ausführung verschiedener Aufgaben oder um die Lösungs-
findung für aufkommende Fragestellungen. Um nur einige zu nennen gibt es zum Beispiel eine
Athletenkommission, die als Athletenvertretung fungiert, oder eine Ethikkommission, die 2002 als
Reaktion auf Korruptionsvorwürfe an das IOC gegründet worden ist (vgl. 0)
57
. Die Ethik-
Kommission ist als einzige in der Olympischen Charta festgeschrieben
58
.
Die Sponsoren des IOCs werden als ,,The Olympic Partners" (TOP) bezeichnet. Sie haben keinen
50
Vgl. Krüger, Michael: Olympische Spiele. 2001, S. 51.
51
Vgl. Grupe, Ommo: Einblicke. 1999, S. 25.
52
Vgl. Schroeder, Jürgen: Symbolik der olympischen Bewegung. 1976, S. 62.
53
Allgemein spricht man vom ,,IOC", gemeint ist damit meistens die IOC-Vollversammlung, manchmal auch der Vorstand.
54
Vgl. Kruse, Britta u. Mende, Armin: Die Chronik. 1995, S. 11.
55
Vgl. IOC: Olympic Charter. 2001, Regel 23 u. 24, S. 36ff.
56
Vgl. IOC: Olympic Charter. 2001, Regel 20, S. 26ff.
57
Vgl. Cerne, Rudi: Sydney 2000. Das Olympia-Buch. Berlin. Econ Ullstein List Verlag, 2000, S. 27.
58
Vgl. IOC: Olympic Charter. 2001, Regel 25, S. 40ff.

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Olympische Organisationen und Institutionen
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direkten Einfluss auf die Entscheidungen des IOCs. Da sie allerdings zu den wichtigsten Finanziers
der Olympischen Bewegung zählen, haben auch sie große Macht (vgl. Tabelle 3-2).
Die Weltsportverbände und NOKs stellen die Mitglieder des IOCs und sind so maßgeblich an der
Olympischen Bewegung beteiligt. Allerdings sind auch beide autark für ihre Gruppierungen tätig.
Die Weltsportverbände sind Vereinigungen der Sommer- und Wintersportfachverbände. Diese
Verbände sind Zusammenschlüsse der einzelnen nationalen Sportverbände, in denen sich die
einzelnen Vereine organisieren
59
. Das IOC hat die Befugnis, Weltsportverbände aufzunehmen oder
aus der Olympischen Bewegung auszuschließen.
Mittlerweile sind 199 NOKs weltweit vom IOC anerkannt (vgl. Abbildung 3-2). Sie sind ihrerseits in
kontinentalen Zusammenschlüssen organisiert
60
. Sie können ihren NOK-Status vom IOC auch wie-
der aberkannt bekommen
61
.
Abbildung 3-1: Das IOC und seine Beziehungen zu NOKs und Sportverbänden
[Quelle: IOC: Olympic Charter. 2001, S. 24ff.]
59
Vgl. Trosien, Gerhard: Die Sportbranche. 1999, S. 73.
60
ANOCA (Association of National Olympic Committees of Africa), EOC (European Olympic Committees), OCA (Olympic
Council of Asia), ONOC (Oceania National Olympic Committees), PASO (Pan American Sports Organisation).
61
Vgl. Grupe, Ommo: Olympischer Sport. Rückblick und Perspektiven. Schorndorf. Karl Hofmann Verlag, 1997, S. 127ff.
15 Vertreter NOK
ANOCA
OCA
PASO
ONOC
EOC
199 Nationale Olympische Komitees
in kontinentalen Zusammenschlüssen
IOC-Vollversammlung (Session)
34 Internationale
Sportverbände
Sommer-
sportarten
Winter-
sportarten
Nationale Sportverbände
Ausschüsse,
Arbeitskreise
Anerkennung/Ausschluss
Olympisches
Museum
The Olympic
Partners,
Medien
Ehrenmitglieder
wählen
wählen
IOC-Vorstand (Executive Board)
4 Vize-
Präsidenten
10 persönl.
Mitglieder
Präsident
70 pers.
Mitglieder
15 Vertreter
int. Sport-
verband
15 Ver-
treter
NOK
15 aktive
Athleten

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3.2.2 Rechtliche Grundlagen der Olympischen Bewegung
In diesem Abschnitt wird kurz der rechtliche Kontext der Olympischen Bewegung skizziert. Dabei
wird keine juristische Einschätzung vorgenommen, sondern vielmehr aufgezeigt, welche rechtli-
chen Grundlagen Einfluss auf die Olympischen Spiele haben.
Das wichtigste Rechtsdokument des IOCs ist die Olympische Charta. Eine Charta ist eine Verfas-
sungsurkunde oder, anders ausgedrückt, ein Grundgesetz
62
. Die ersten Rechtsgrundsätze der O-
lympischen Bewegung wurden bereits bei ihrer Gründung festgelegt. Der Begriff Charta setzte sich
allerdings erst 1978 durch
63
.
Das Grundgesetz des IOCs und der olympischen Bewegung besteht aus den Kapiteln Grundprin-
zipien, die olympische Bewegung, das IOC, die internationalen Sportverbände, die Nationalen O-
lympischen Komitees und die Olympischen Spiele. Außerdem enthält es Einzelheiten zur Durch-
führung der Spiele und bestimmt die Vermarktungsrechte und IOC-Kommissionen
64
. Die Vermark-
tungsrechte an der Olympischen Bewegung (Verwendung der Symbole, Durchführung der Olympi-
schen Spiele etc.) sichern seit vielen Jahren die Einnahmen des IOCs und damit auch seine
Macht
65
.
Die Rechte, die Olympischen Spiele zu vergeben und Regeln zur Durchführung zu erlassen,
bestimmen die Bewegung maßgeblich. Ein Beispiel ist das Hausrecht der Olympischen Spiele: Das
IOC hat das Recht der Akkreditierung
66
. Damit einhergehend kann das IOC Voraussetzungen für
die Teilnahme an Olympischen Spielen schaffen, wie die Unterzeichnung der Olympischen Charta
und des Medical Code sowie die Anerkennung des Schiedsgerichtshofs für Sportsachen (CAS)
67
.
Für Streitfälle wurden 1984 der unabhängige Rat für Sportschiedsgerichtsbarkeit (ICAS) und der
CAS gegründet, die die höchste unabhängige Sport-Gerichtsbarkeit darstellen. Initiiert vom dama-
ligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch wurden die Statuten von ICAS und CAS bereits
1983 ratifiziert. ICAS und CAS sind unabhängig von allen sportlichen Institutionen und Organisati-
onen
68
.
Durch die Kommerzialisierung und die Professionalisierung des Sports wurden in den letzten Jah-
ren viele Veränderungen erwirkt, z.B. wurden die Verbandsstrafen und der verbandsinterne
62
Vgl. Dudenredaktion: Der Duden. 1996, S. 189. Vgl. auch z.B. die ,,Charta der Vereinten Nationen".
63
Vgl. Vedder, Christoph u. Lämmer, Manfred: Olympische Charta 2001. Regelwerk für die Schiedsgerichtsbarkeit in Sport-
sachen. NOK-Satzung. 2. Auflage 2002. Frankfurt/Main. Bernecker Verlag GmbH, 1996, S. XIX.
64
Vgl. Vedder, Christoph u. Lämmer, Manfred: Olympische Charta 2001. 2002.
65
Vgl. FAZ: ,,Ohne Schutz der Ringe keine Spiele in Leipzig". Interview mit IOC-Vizepräsident Thomas Bach. 16.04.2003.
S. 36.
66
Vgl. Juristische Studiengesellschaft Karlsruhe: Aktuelle Rechtsfragen des Sports. Tübinger Begegnung. Heft 237. Heidel-
berg. C.F. Müller Verlag, 1999, S. 11.
67
Vgl. Juristische Studiengesellschaft Karlsruhe: Aktuelle Rechtsfragen des Sports. 1999, S. 37.
68
Online im Internet: http://www.tas-cas.org/en/present/frmpres.htm. Matthieu Reeb: The Court of Arbitration for Sport.
21.03.2003.

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Olympische Organisationen und Institutionen
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Rechtsschutz neu geordnet sowie ein Gesetz erlassen, das die Einteilung von Präparaten in er-
laubte und verbotene Substanzen definiert und den Umgang mit diesen regelt. Die Vereinheitli-
chung stellt sich jedoch als schwierig dar, weil Konflikte zwischen internationalen Fachverbänden,
IOC und den NOKs bestehen
69
.
3.2.3 Strukturen des IOCs
Es ist sehr wichtig, einen genaueren Blick auf die Strukturen des IOCs zu werfen. Im Rahmen die-
ser Arbeit stellt dies einen bedeutenden Aspekt dar, da das Konzept für das Olympische Dorf zwar
auf die Bedürfnisse der Athleten ausgelegt sein muss, aber das IOC über das Konzept abstimmt.
Ein Blick auf Abbildung 3-2 verdeutlicht, dass NOKs auf allen Kontinenten gut vertreten sind. Das
IOC besteht allerdings zu 47% aus europäischen Vertretern. Europa ist damit überdurchschnittlich
vertreten während Afrika besonders benachteiligt ist. 40% der IOC-Mitglieder sind unter Kolonial-
herrschaft oder in sozialistischen Staaten aufgewachsen
70
. Dies lässt auf eine große Heterogenität
der IOC-Mitglieder in Bezug auf persönliche Erfahrungen und Herkunft schließen.
0
10
20
30
40
50
60
Afrika
Europa
Asien
Amerika
Ozeanien
NOK pro
Kontinent
IOC-
Mitglieder pro
Abbildung 3-2: NOKs weltweit und Anzahl ihrer Vertreter im IOC
[Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf Daten der IOC-Homepage.]
Die berufliche Verteilung der IOC-Mitglieder wird in Abbildung 3-3 dargestellt. Im IOC sind in erster
Linie Geschäftsmänner und Akademiker vertreten und nur sehr wenige aktive Athleten. Zwar be-
finden sich in den anderen Gruppen ehemalige Athleten, deren aktive Zeit allerdings meist Fällen
schon mehr als 20 Jahre zurück liegt, sodass sie nicht gesondert aufgeführt wurden.
69
Vgl. Juristische Studiengesellschaft Karlsruhe: Aktuelle Rechtsfragen des Sports. 1999, S. 12f.
70
Vgl. Krüger, Michael: Olympische Spiele. 2001, S. 31.

O
LYMPIA ZWISCHEN
A
NSPRUCH UND
W
IRKLICHKEIT
Olympische Organisationen und Institutionen
24
35%
11%
10%
11%
9%
6%
6%
6% 6%
Geschäftsmann
Funktionär
aktiver Athlet
Politiker
Offiziere/Militär
Jurist/Anwalt
Arzt
Monarch
Sonstige
Abbildung 3-3: Berufe der IOC-Mitglieder
[Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf Daten der IOC-Homepage. Andrew Jennings: Das Olympia-Kartell. 1996, S.
298ff.]
In den letzten 13 Jahren hat sich das IOC zu knapp 80% erneuert. Eine Verjüngung hat aber nicht
stattgefunden, das durchschnittliche Eintrittsalter ist sogar angestiegen. Das Durchschnittsalter
aller IOC-Mitglieder liegt heute bei 65 Jahren. Das dienstälteste Mitglied ist bereits seit über 40
dabei.
1960-1969
1970-1979 1980-1989 1990-1999 2000-2002
Neue Mitglieder pro Zeitraum
3
5
4
57
31
Durchschnittsalter bei Eintritt
45
54
52
51
54
Durchschnittliches Eintrittsalter (1960-2002)
51
Durchschnittsalter der IOC-Mitglieder (2002)
65
Tabelle 3-1: Alterstruktur des IOCs und Neueintritte
[Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf Daten der IOC-Homepage.]
Altersstrukturen und Berufe der IOC-Mitglieder zeigen, dass völlig anders geprägte Menschen die
Entscheidungen der Olympischen Bewegung treffen, als diejenigen, um die es eigentlich geht:
junge Athleten, die aktiv am sportlichen Leben teilnehmen.
3.2.4 Finanzierung des IOCs
Aufgrund der zunehmenden materiellen und organisatorischen Anforderungen wurde schon vor
vielen Jahren angefangen, die Olympische Bewegung zu vermarkten.
Nach den defizitären Spielen in Melbourne 1956 war man dem Konkurs nahe. Durch die Vermark-
tung der Fernsehrechte an den Spielen in Rom 1960 konnte die Insolvenz des IOCs abgewendet
werden. Seitdem sorgen die Vermarktung von TV- und Werberechten für stattliche Einnahmen,
sodass das IOC mittlerweile florierende Geschäfte betreibt
71
. Zusätzliche Einnahmen generiert das
IOC durch seine Hauptsponsoren, ,,The Olympic Partners" (TOP)
72
.
71
Vgl. Cerne, Rudi: Sydney 2000. 2000, S. 25f.
72
Vgl. Cerne, Rudi: Sydney 2000. 2000, S. 28.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832477363
ISBN (Paperback)
9783838677361
DOI
10.3239/9783832477363
Dateigröße
2.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Katholische Fachhochschule Norddeutschland Osnabrück – Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2004 (Februar)
Note
1,5
Schlagworte
olympische spiele sportveranstaltungen olympiabewerbung bewegung nachnutzung
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Titel: Das Olympische Dorf als Begegnungsstätte
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