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Strategien zum Aufbau von Produktionskapazitäten in Polen aus Sicht eines deutschen Mittelständlers

©2003 Diplomarbeit 89 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
„Wettbewerb im Supermarkt der Standorte – Osteuropäische EU-Beitrittsländer werben mit Erfolg um deutschen Mittelstand“ (Höhne 2003), „Mittelständler versäumen Chancen in Polen und Tschechien“ (Liertz 2003), „Die EU-Osterweiterung bietet insbesondere dem Mittelstand neue Chancen“ (Basdorf 2003), „Neue Chancen durch EU-Beitritt“ (Schrick-Hildebrandt 2003), „Autoindustrie zieht es ostwärts“ (Bertram/Herz/Jocham 2002),…
Diese Nachrichtenflut bricht in immer kürzeren Abständen über die deutsche Presselandschaft herein und weckt in den meisten Fällen Ängste innerhalb der mittelständischen Unternehmer- und Arbeitnehmerschaft. Besonders vor dem Hintergrund der außerordentlichen gewerkschaftlichen Konflikte des Jahres 2003 (s. 35-Stundenwoche) erlebt die gesamte Debatte eine Neuauflage in Verbindung mit der Diskussion um den Produktionsstandort Deutschland.
Manager der Großkonzerne und des Mittelstandes manifestieren offenkundig ihre Bereitschaft deutsche Produktionskapazitäten nach Mittel- und Osteuropa zu verlagern. Die Politik sucht parallel nach Handlungsalternativen, um im globalen Wettbewerb der Standorte bestehen zu können. Doch handelt es sich hierbei überhaupt um einen reinen Standortwettbewerb innerhalb Europas? Zu welchem Ergebnis kommt man, wenn Europa „als Ganzes“ in den Kontext des globalen Standortwettbewerbs gestellt wird? Bedeutet die EU-Osterweiterung wirklich eine Bedrohung oder gar eine neue Chance für den deutschen Mittelstand? Die oft medial, gewerkschaftlich und politisch implizierte Kausalität zwischen der EU-Osterweiterung und dem Verlust von Arbeitsplätzen erscheint für Laien überaus plausibel.
Diese Arbeit ist jedoch keine Partialanalyse, wie sie oft in täglichen Debatten zu finden ist. Vielmehr trägt sie dazu bei, die „Problematik“ in ihrer Gesamtheit zu betrachten und mögliche Entwicklungspfade für eine langfristige Sicherung von mittelständischen Erfolgspotentialen abzuleiten.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
InhaltsverzeichnisI
AbbildungsverzeichnisIV
TabellenverzeichnisV
AbkürzungsverzeichnisVI
1.EINLEITUNG1
1.1Problemstellung und Exkurs1
1.2Literaturlage2
1.3Zielsetzung und wissenschaftstheoretische Einordnung der Arbeit3
1.4Aufbau der Arbeit4
2.DER DEUTSCHE MITTELSTAND UND DIE EU-ERWEITERUNG5
2.1Abgrenzung des Untersuchungsobjektes5
2.1.1Definition des deutschen Mittelstandes5
2.1.2Produktionstechnische Abgrenzungsmerkmale des Untersuchungsobjektes6
2.1.2.1Größe nach […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7696
Piechowiak, Jedrzej: Strategien zum Aufbau von Produktionskapazitäten in Polen aus
Sicht eines deutschen Mittelständlers
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ...I
Abbildungsverzeichnis ...IV
Tabellenverzeichnis... V
Abkürzungsverzeichnis ...VI
1 EINLEITUNG ...1
1.1 Problemstellung und Exkurs ... 1
1.2 Literaturlage... 2
1.3 Zielsetzung und wissenschaftstheoretische Einordnung der Arbeit ... 3
1.4 Aufbau der Arbeit... 4
2 DER DEUTSCHE MITTELSTAND UND DIE EU-ERWEITERUNG ...5
2.1 Abgrenzung des Untersuchungsobjektes... 5
2.1.1 Definition des deutschen Mittelstandes ... 5
2.1.2 Produktionstechnische Abgrenzungsmerkmale des Untersuchungsobjektes ... 6
2.1.2.1 Größe nach Umsatz und Mitarbeiter ... 6
2.1.2.2 kapitalintensive vs. arbeitsintensive Produktion ... 7
2.1.2.3 Branchen und geographische Cluster des Mittelstandes ... 8
2.1.2.4 Güterarten der Produktion... 12
2.1.2.5 Mittelserien- bis Prozessfertigung (Break-Even der Transportkosten) ... 13
2.1.3 Grad der Internationalisierung des deutschen Mittelstandes... 14
2.1.4 Knappe Ressourcen ­ Im Spannungsfeld zwischen Strategie und Alltag ... 15
2.2 Gründe für die Internationalisierung deutscher Mittelständler nach MOE... 16
2.2.1 Pull­Effekte (Internationalisierungsanreize)... 16
2.2.2 Push­Effekte (Internationalisierungszwänge)... 18
2.3 Besondere Ausgangslage durch die EU­Osterweiterung ... 19
2.4 Zwischenergebnis... 20

Inhaltsverzeichnis
II
3 RAHMENBEDINGUNGEN - PRODUKTIONSSTANDORT POLEN...21
3.1 Politische und rechtliche Rahmenbedingungen ... 21
3.1.1 Zur Stabilität der politischen Lage in Polen... 21
3.1.1.1 Demokratisierung und der Reformprozess... 21
3.1.1.2 Risikofaktor Landwirtschaft und der indirekte Einfluss auf die Wirtschaftspolitik ... 22
3.1.2 Rechtliche Aspekte ... 22
3.1.2.1 Grundzüge des Gesellschaftsrechts ... 24
3.1.2.2 Grundzüge der polnischen Rechnungslegung ... 25
3.2 Wirtschaftliche Faktoren ... 25
3.2.1 Hauptindikatoren der polnischen Wirtschaft... 25
3.2.2 Verfügbarkeit von Ressourcen und Faktorkosten ... 27
3.2.2.1 Arbeit, Qualifizierung und die regionale Disparität der Arbeitskosten in Polen... 27
3.2.2.2 Weitere Inputfaktoren und deren Faktorkosten ... 29
3.2.3 Strukturelle Rahmenbedingungen... 30
3.2.3.1 Verkehrsinfrastruktur ... 30
3.2.3.2 IT- und Kommunikationsinfrastruktur ... 31
3.2.3.3 Bildungsinfrastruktur und Ausbildungsniveau... 32
3.2.3.4 Bürokratische Infrastruktur (Qualität der Behörden und Korruption)... 34
3.2.4 Grundzüge des Steuersystems und Anreize für Investitionen in Polen... 34
3.2.5 Arbeitsorganisatorische Rahmenbedingungen... 36
3.3 Soziale und kulturelle Aspekte des polnischen Marktes ... 37
3.3.1 Stereotypen als Markteintrittsbarriere... 37
3.3.2 Kollidierende Sozio-Kulturen ... 38
3.3.3 Spezifische Bräuche und Sitten in allgemeinen Geschäftsverkehr ... 39
3.4 Abschließende SWOT Analyse und Chancen durch EU-Osterweiterung... 40
4 ENTSCHEIDUNGSMODELL ZUR ABLEITUNG ZIELADÄQUATER
MARKTEINTRITTSSTRATGIEN ...42
4.1 Wirtschaftstheoretische Ansätze zur Ableitung eines nachhaltigen
Marktbearbeitungspfades für deutsche Mittelständler in Polen... 42
4.2 Darstellung möglicher Eintrittsalternativen ... 46
4.2.1 Systematisierung der Markteintrittsstrategien... 46
4.2.2 Kooperative-Strategien ... 48
4.2.2.1 Lohnveredelung... 48
4.2.2.2 Lohnfertigung... 49
4.2.2.3 Minderheitsbeteiligung... 50

Inhaltsverzeichnis
III
4.2.3 ,,Make-Strategien" ... 52
4.2.3.1 Mehrheitsbeteiligung durch Akquisition... 52
4.2.3.2 Errichtung einer selbstständigen Auslandsgesellschaft (greenfield investment)... 53
4.3 Ableitung individueller mittelstandsspezifischer Ziele und Gewichtung der
Umweltzustände ... 55
4.3.1 Ableitung individueller Ziele des Markteintritts... 55
4.3.2 Darstellung und Gewichtung der Determinanten für das Entscheidungsmodell... 56
4.3.2.1 Kapitalaufwand und Kapitalbindung der Investition... 56
4.3.2.2 Managementressourcen... 56
4.3.2.3 Kapazität, Flexibilität und Qualität ­ produktionstechnische Voraussetzungen ... 57
4.3.2.4 Interkulturelle Konflikte... 57
4.3.2.5 Juristische und bürokratische Hürden ... 58
4.3.2.6 Steuerliche Vorteile... 58
4.3.2.7 Lohnkostenvorteile... 58
4.3.2.8 Arbeitsrechtliche Aspekte (Gewerkschaften und Tarifverträge)... 59
4.4 Modellierung der Nutzwertanalyse unter der Zielprämisse der ,,Senkung der
Produktionskosten" ... 59
4.5 Bewertung des Ergebnisses und Anmerkungen... 62
5 GESTALTUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR DIE IMPLEMENTIERUNG ...63
6 FAZIT UND AUSBLICK ...66
Literaturverzeichnis...IX

IV
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Modellierung des Entscheidungsmodells (,,Pattern Analyse") in Kapitel 4...3
Abb. 2: Klassifizierung nach produktionstechnischen Gesichtspunkten...6
Abb. 3: Entstehende Spezialisierung in den Industrien MOEs ...7
Abb. 4: Branchenstruktur des Mittelstandes in Deutschland ...9
Abb. 5: Branchenstruktur deutscher mittelständischer Investitionen in Polen...9
Abb. 6: Charakteristik der Betriebe mit ausländischen Produktionsstätten ...14
Abb. 7: Aktuelle Internationalisierungsstrategien im deutschen Mittelstand...14
Abb. 8: Hauptmotive für den Aufbau von ausländischen Produktionskapazitäten...17
Abb. 9: Hauptgründe für ein Engagement in Polen...18
Abb. 10: Durchschnittslöhne in Polen nach Regionen (in EUR, prod. Gewerbe) ...27
Abb. 11: Einfluss von deutsch-polnischen Sozio-Kulturen auf die Unternehmenskultur...38
Abb. 12: SWOT-Analyse des polnischen Standortes für deutsche Mittelständler...41
Abb. 13: Mögliche Entwicklungspfade für Produktion in Polen ...44
Abb. 14: Beispielhafte Teilung der betriebswirtschaftlichen Funktionsfelder...45
Abb. 15: Klassifizierung der Markteintrittsstrategien für den polnischen Markt...47
Abb. 16: Implementierungsschritte von ,,greenfield investment" u. Lohnfertigung...63
Abb. 17: Mögliche Ausgestaltung einer Direktinvestition nach Funktionsbereichen...65

V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Unterscheidung der Wesensmerkmale von mittelständischen Betrieben...5
Tabelle 2: Deutsch-polnischer Handel im Mittelstand nach Branchen in Mio. EUR ...10
Tabelle 3: Polens Exporte nach Deutschland im Jahre 2002...11
Tabelle 4: Lebenszyklusmodell für deutsche KMU Branchen in Polen ...12
Tabelle 5: Klassifizierung von Internationalisierungsgründen für den Mittelstand...16
Tabelle 6: Grundzüge des polnischen Wirtschaftsrechts für ausländische Investoren...23
Tabelle 7: Polnische Gesellschaftsrechtsformen ...24
Tabelle 8: RLG, HGB, IAS im Vergleich ...25
Tabelle 9: Ausgewählte Indikatoren und Prognosen der polnischen Wirtschaft...26
Tabelle 10: Vergleich der Stundenlöhne zwischen Deutschland, Polen und MOE ...27
Tabelle 11: Darstellung der Arbeitsorganisation in Polen, Tschechien und Deutschland ...36
Tabelle 12: Internationalisierungsmodell für deutsche Mittelständler in Polen...44
Tabelle 13: Pattern Analyse der Markteintrittsstrategien...61

VI
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
-
Abbildung
ADI
-
Ausländische
Direktinvestitionen
Art.
-
Artikel
Aufl.
-
Auflage
AWS
-
Akcja Wyborcza Solidarnosc (Nachfolgepartei der ,,Solidarnosc")
Bd.
- Band
bfai
-
Bundesagentur für Außenwirtschaft
BIP
-
Bruttoinlandsprodukt
bspw.
-
beispielsweise
bzw.
-
beziehungsweise
bzgl.
-
bezüglich
ca.
- circa
CISG
-
United Nations Convention on Contracts fot the International Sale of
Goods
d.h.
-
das
heißt
DEM
-
Deutsche Mark
DIHK
-
Deutscher Industrie- und Handelskammertag
DIW
-
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Diss.
-
Dissertation
dt. - deutsch
EBRD
-
The European Bank for Reconstruction and Development
EG
- Europäische
Gemeinschaften
einschl. - einschließlich
et al.
-
et alii
etc.
- et
cetera
EU
-
Europäische Union
EUR
-
Euro
evntl.
-
eventuell
F&E
-
Forschung und Entwicklung
FAZ
-
Frankfurter
Allgemeine
Zeitung

Abkürzungsverzeichnis
VII
FDI
-
Foreign Direct Investment (s. ADI)
FISI
-
Fraunhofer Institut Systemtechnik und Innovationsforschung
ggf.
-
gegebenenfalls
GUS
-
Glowny Urzad Statystyczny (Statistisches Zentralamt in Warschau)
GWT
-
Gesetz über wirtschaftliche Tätigkeiten
HGG
-
Handelsgesellschaftsgesetz (analog HGB-PL s. KSH)
HGB-PL
-
Handelsgesetzbuch Polen (unterschiedliche Übersetzung s. HGG)
Hrsg.
-
Herausgeber
i.A.
-
im
Allgemeinen
IAS
-
International Accounting Standards
i.d.R.
-
in der Regel
ifo
-
Institut für Wirtschaftsforschung
IfM
-
Institut
für
Mittelstandsforschung
IHK
-
Industrie und Handelskammer
inkl.
-
inklusive
ISO
-
International Organization for Standardization
i.S.v.
-
im Sinne von
Jg.
- Jahrgang
JV
-
Joint Venture
KMU
-
kleine und mittlere Unternehmen
KSH
-
Kodeks Spolek Handlowych (s. HGG, HGB-PL)
Mio.
-
Million
MOE
-
Mittel- und Osteuropa
MOEL
-
mittel- und osteuropäische Länder
Mrd.
-
Milliarde
o.g.
-
oben
genannt
OECD
-
Organisation for Economic Co-operation and Development
PAIZ
-
Polska agencja inwestycji zagranicznych
Polnische Agentur für ausländische Investitionen
PLN
-
Polnischer zloty (poln. Währung)
PLV
-
Passiver
Lohnveredelungsverkehr
poln.
-
polnisch
PSL
-
Polskie
Stronnictwo
Ludowe (poln. Bauernpartei)

Abkürzungsverzeichnis
VIII
QS
- Qualitätssicherung
RLG
-
Rechnungslegungsgesetz
S. - Seite
s. - siehe
S. A.
-
spolka akcyjna (poln. Aktiengesellschaft)
s.c.
-
spolka cywilna (poln. Gesellschaft bürgerlichen Rechts)
S. K. A.
-
spolka komandytowo ­ akcyjna (poln. Kommanditgesellschaft a.A)
sog.
-
so
genannt
sp. j.
-
spolka jawna (poln. Offene Handelsgesellschaft)
sp. k.
-
spolka komandytowa (poln. Kommanditgesellschaft)
sp. p.
-
Spolka partnerska (poln. Partnerschaftsgesellschaft)
sp. z o. o.
-
spolka z ograniczona odpowiedzialnoscia (poln. GmbH)
SWOT
-
Strengths­Weaknesses­Opportunities-Threats
TP S.A.
-
Telekomunikacja Polska S.A. (Polnische Telekom AG)
u. - und
u.a.
-
unter
anderem
USD
-
U.S.
Dollar
VDA
-
Verband der Automobilindustrie
vgl.
-
vergleiche
vs.
- versus
WIIW
-
Wiener Institut für Wirtschaftsvergleiche
WSI
-
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut
WZ
-
Wirtschaftszweig
z.B.
-
zum
Beispiel
ZfB
-
Zeitschrift für Betriebswirtschaft

1
1 EINLEITUNG
1.1 Problemstellung und Exkurs
,,Wettbewerb im Supermarkt der Standorte ­ Osteuropäische EU-Beitrittsländer werben mit
Erfolg um deutschen Mittelstand" (Höhne 2003, r03), ,,Mittelständler versäumen Chancen in
Polen und Tschechien" (vgl. Liertz 2003, r03), ,,Die EU-Osterweiterung bietet insbesondere
dem Mittelstand neue Chancen" (Basdorf 2003, 3), ,,Neue Chancen durch EU-
Beitritt" (Schrick-Hildebrandt 2003, b08), ,,Autoindustrie zieht es ostwärts" (Bert-
ram/Herz/Jocham 2002, 13.),...
Diese Nachrichtenflut bricht in immer kürzeren Abständen über die deutsche Presselandschaft
herein und weckt in den meisten Fällen Ängste innerhalb der mittelständischen Unternehmer-
und Arbeitnehmerschaft. Besonders vor dem Hintergrund der außerordentlichen gewerk-
schaftlichen Konflikte des Jahres 2003 (s. 35-Stundenwoche) erlebt die gesamte Debatte eine
Neuauflage in Verbindung mit der Diskussion um den Produktionsstandort Deutschland. Ma-
nager der Großkonzerne und des Mittelstandes manifestieren offenkundig ihre Bereitschaft
deutsche Produktionskapazitäten nach Mittel- und Osteuropa zu verlagern. Die Politik sucht
parallel nach Handlungsalternativen, um im globalen Wettbewerb der Standorte bestehen zu
können. Doch handelt es sich hierbei überhaupt um einen reinen Standortwettbewerb inner-
halb Europas? Zu welchem Ergebnis kommt man, wenn Europa ,,als Ganzes" in den Kontext
des globalen Standortwettbewerbs gestellt wird? Bedeutet die EU-Osterweiterung wirklich
eine Bedrohung oder gar eine neue Chance für den deutschen Mittelstand? Die oft medial,
gewerkschaftlich und politisch implizierte Kausalität zwischen der EU-Osterweiterung und
dem Verlust von Arbeitsplätzen erscheint für Laien überaus plausibel.
Diese Arbeit ist jedoch keine Partialanalyse, wie sie oft in täglichen Debatten zu finden ist.
Vielmehr trägt sie dazu bei, die ,,Problematik" in ihrer Gesamtheit zu betrachten und mögli-
che Entwicklungspfade für eine langfristige Sicherung von mittelständischen Erfolgspotentia-
len abzuleiten.
Ist die bevorstehende EU-Osterweiterung überhaupt der Grund um den Produktionsstandort
Deutschland in Frage zu stellen? Die Beantwortung dieser Frage ist nicht Gegenstand dieser
Arbeit, doch gilt es sie im Kontext der wissenschaftlichen Erkenntnisse vorab zu verneinen
(vgl. Kurz/Wittke 1998). Der wichtigste Grund dafür ist die derzeitig suboptimale Ausgestal-
tung deutscher Faktorallokationen im internationalen Vergleich. Globaler Wettbewerb zwingt

I. Einleitung
2
Unternehmen seit Anfang der 90er Jahre zur Reorganisation der Wertschöpfungsketten und zu
neuen Formen der industriellen Arbeitsteilung mit ausgelagerten Fertigungsbereichen. Den
Anfang in diesem Prozess machten die Japaner, die zum einem günstige Produktionsstandorte
in unmittelbarer Nachbarschaft nutzten, zum anderen ihre Produktionsprozesse reorganisier-
ten und als Folge dessen als ernsthafte Konkurrenz die europäischen Märkte mit ihren ,,Bil-
ligprodukten" überschwemmten. Auch der deutsche ,,homo oeconomicus" wird immer nur
Produkte mit der optimalen Preis­Leistung-Relation kaufen und somit den Mittelständler da-
zu zwingen, sich Zugang zu kostengünstigen Beschaffungsquellen zu verschaffen, um die
Ausschöpfung von Faktorkostenunterschieden einer internationalen Allokation innerhalb sei-
ner Wertschöpfungsaktivitäten zu erreichen (vgl. Fieten 2002, 791; Corsten 2002, 946).
Als interrogative These müsste ex-post die Frage nach dem ,,was wäre wenn" gestellt werden;
wenn es nicht zum politischen Fall des Kommunismus gekommen wäre und wenn die neu
entstandenen kostengünstigen Produktionskapazitäten in Mittel- und Osteuropa den deutschen
grenzüberschreitend agierenden Unternehmen, zumeist Konzernen, nicht im globalen Wett-
bewerb der letzten Jahre zur Verfügung gestanden hätten. Würde die Evaluierung des Stand-
ortes Deutschland heute schlechter ausfallen? Dass Großkonzerne wie Siemens, DaimlerCh-
rysler oder VW diese Möglichkeiten genutzt haben und weiter nutzen werden steht außer Fra-
ge. Doch wie ist es um den deutschen Mittelstand bestellt, der zunehmend in global agierende
Wertschöpfungsketten eingebunden ist und noch sehr zaghaft die Möglichkeiten neuer Pro-
duktionskapazitäten nutzt? Daraus resultiert die Frage wie bspw. ein deutscher Mittelständler,
strategisch, die ihm zur Verfügung stehenden günstigen Produktionskapazitäten in Polen am
besten nutzen kann um langfristig zusätzliche Erfolgpotentiale generieren zu können.
1.2 Literaturlage
Die Aktualität dieser Thematik ist einer der Gründe, warum der Stand der Literatur als unvoll-
ständig beschrieben werden muss. Betriebswirtschaftliche Schriften und Aufsätze im Bereich
des Internationalen Managements der 90er Jahre wurden weitgehend von der Internationali-
sierung der Großkonzerne (vgl. Corsten 2002, 945) und dabei insbesondere von den großen
Wellen der ,,Mergers & Aquisitions" geprägt. Die Internationalisierungsproblematik im Mit-
telstand dagegen weist ein beträchtliches Forschungsdefizit auf (vgl. Bassen/Behnam/Gilbert,
S. 414). Wissenschaftlich fundierte Literatur zu Markteintrittsstrategien auf den Märkten Mit-
tel- und Osteuropas ist höchstens genauso alt, wie diese Märkte selbst, und somit vom zeitli-
chen Umfang her auf die letzten 10 bis 13 Jahre begrenzt. Ergänzend dazu wurde diesem For-

I. Einleitung
3
schungsgebiet nur wenig Beachtung geschenkt. Mit der bevorstehenden EU­Osterweiterung
wird diese Problematik aber immer bedeutender und es sind sinnvolle, wissenschaftlich fun-
dierte Internationalisierungslösungen gefragt um neue Marktbearbeitungsstrategien aufzuzei-
gen. Ähnlich ausgeprägt ist die Forschung auf dem Gebiet der Internationalisierung von klei-
nen und mittelständischen Unternehmen, die oft im Schatten der global agierenden Großkon-
zerne steht. Die zusätzliche Eingrenzung der Thematik auf den Standort Polen und den Auf-
bau von Produktionskapazitäten offenbart die Erkenntnis, dass dieser Bereich nahezu uner-
forscht ist. Lediglich die Beiträge von Kurz und Wittke sowie von Dierkes zeigen mögliche
Entwicklungspfade für eine neue industrielle Arbeitsteilung (vgl. Kurz/Wittke 1998) auf, die
auch durch deutsche Mittelständler adaptiert werden kann (vgl. Dierkes 1999). Der Großteil
der Literatur ist jedoch vergleichender und beschreibender Natur in Bezug auf die Analyse
von Standorten (vgl. Gerstenberger/Jungfer/Schalholz 2002). Bedingt durch die enormen Ver-
änderungen des polnischen Marktes im Zuge des Transformationsprozesses findet im Rahmen
dieser Arbeit fast ausschließlich Literatur der letzten drei bis fünf Jahre Verwendung. Das
Defizit an wissenschaftlichen Arbeiten zwingt zur komplementären Verwendung von Sekun-
därliteratur in Form von IHK Beiträgen, Statistiken, Artikeln aus Wirtschaftszeitungen (insbes.
des Handelsblatt u. der FAZ) oder aktuellen Online-Beiträgen, die teilweise außerhalb eines
wissenschaftlichen Kontextes (,,graue Literatur") zu finden sind, um zusätzlich ein Höchst-
maß an Aktualität in der herrschenden Diskussion zu gewährleisten.
1.3 Zielsetzung und wissenschaftstheoretische Einordnung der Arbeit
Kern der vorliegenden Arbeit ist ein Entscheidungsmodell, welches unter mittelständischen
Markteintrittsrestriktionen (Finanzierungs-, Management, Erfahrungsengpässe), die nutzenop-
timale Markteintrittsstrategie für den Aufbau von Produktionskapazitäten in Polen ableitet.
Abb. 1: Modellierung des Entscheidungsmodells (,,Pattern Analyse") in Kapitel 4
Quelle: Eigene Darstellung
Ableitung einer Strategie gemäß
den Einzelzielen des Agierenden
Senkung der Produktionskosten
Markterschließung (Absatzmarkt)
Nähe zu Großkunden
Interkulturelle Konflikte
Kapitalaufwand u. -bindung
Jur. u. Bürokratische Hürden
Arbeitsrechtliche Aspekte
Steuerliche Vorteile
Lohnkostenvorteile
Managementressourcen
Einzelziele des Mittelständlers
Kriterien des pol. Standortes für deutsche Mittelständler
Markteintrittsalternativen
Lohnveredelung/-fertigung
Greenfield investment
Minderheitsbeteiligung
Akquisition
Anforderungen der Fertigung
Ableitung einer Strategie gemäß
den Einzelzielen des Agierenden
Senkung der Produktionskosten
Markterschließung (Absatzmarkt)
Nähe zu Großkunden
Interkulturelle Konflikte
Kapitalaufwand u. -bindung
Jur. u. Bürokratische Hürden
Arbeitsrechtliche Aspekte
Steuerliche Vorteile
Lohnkostenvorteile
Managementressourcen
Einzelziele des Mittelständlers
Kriterien des pol. Standortes für deutsche Mittelständler
Markteintrittsalternativen
Lohnveredelung/-fertigung
Greenfield investment
Minderheitsbeteiligung
Akquisition
Anforderungen der Fertigung

I. Einleitung
4
Übergeordnetes Ziel dieser Arbeit ist jedoch die Darstellung eines strategischen Integrations-
pfades der Marktbearbeitung (ausführlicher vgl. Bamberger/Wrona 2002, 273-303). Als Stra-
tegie wird innerhalb dieser Arbeit nicht die rein rechtliche Marktbearbeitungsform verstanden,
sondern die langfristige Gesamtausrichtung des Engagements, die vom spezifischen
Markteintrittsmotiv des Mittelständlers abhängt. Daraus resultiert die Hypothese eines Zu-
sammenhangs zwischen Zielsetzung und Auswahl der Strategie, die innerhalb des Entschei-
dungsmodells bestätigt werden soll. Aus dieser Annahme lässt sich ein separates ,,Internatio-
nalisierungsmodell für deutsche Mittelständler in Polen" ableiten, welches auf den theoreti-
schen Grundlagen des ,,sequenziellen" Modells der Marktbearbeitung von Johanson und
Vahlne (vgl. Perlitz 2000, 131; Welge/Holtbrügge 2001, 69) basiert. Dieses Modell antizipiert
einen steigenden Internationalisierungsgrad deutscher Mittelständler in Polen in Abhängigkeit
von ihrem Marktwissen sowie dem Markteintrittsmotiv. Die vorliegende Arbeit wendet tradi-
tionelle Modelle des internationalen Managements (Upsala Modell; Besetzungsstrategien
nach EPRG, Standorttheorien, Lebenszyklus von Branchen) auf die speziellen Bedingungen
des polnischen Produktionsstandortes an und leitet strategische Handlungsempfehlungen für
einen mittelständischen Markteintritt ab.
1.4 Aufbau der Arbeit
Der Zielsetzung der Arbeit folgend wird in Kapitel 2 der Prototyp eines deutschen mittelstän-
dischen Unternehmens identifiziert, das nach produktionstypischen Entscheidungsdimensio-
nen die Eignung für ein Engagement in Polen erfüllt. Dieser Prozess der Identifikation erfolgt
durch die Analyse der spezifischen Umweltbedingungen, d.h. der knappen Ressourcen, aber
auch globalen Wettbewerbsvorteile als ,,hidden champion" (ausführlicher dazu vgl. Simon
2000), sowie der einzigartigen geographischen Ausgangstellung für die bevorstehende EU-
Osterweiterung. Kapitel 3 ist deskriptiver Natur und umschreibt die grundlegenden Bedin-
gungen (rechtlich-politische, wirtschaftliche und soziokulturelle) des polnischen Marktes mit
allen potentiellen Markteintrittsbarrieren. Die abschließende SWOT-Analyse stellt die Grund-
lage für die Definition der (mittelstands- und polenspezifischen) Kriterien in Kapitel 4 dar, die
je nach Gewichtung und Bewertung eine Markteintrittsstrategie innerhalb des Entschei-
dungsmodells ableiten lassen. Kapitel 5 stellt Handlungsempfehlungen auf, die für den Imp-
lementierungsprozess unabdingbar sind, besonders da es sich für den Mittelständler zumeist
um eine ,,Alles oder Nichts-Entscheidung" handelt. Das letzte Kapitel zieht Schlussfolgerun-
gen und gibt einen Ausblick für die Zeit nach der EU-Osterweiterung.

5
2 DER DEUTSCHE MITTELSTAND UND DIE EU-ERWEITERUNG
2.1 Abgrenzung des Untersuchungsobjektes
2.1.1 Definition des deutschen Mittelstandes
Der deutsche Mittelständler steht momentan im Zentrum des öffentlichen Interesses. Gerade
die Politik erkennt, dass der Mittelstand nicht nur das Fundament der deutschen Wirtschaft,
sondern vor allem ein wichtiger Pfeiler des derzeitig von Erwerbslosigkeit geplagten Ar-
beitsmarktes ist (vgl. Härtel/Jungnickel et al. 1996, 144). Immerhin werden im Mittelstand ca.
20 Mio. Menschen (vgl. Risch 2002, 2) beschäftigt und parallel stellt der Mittelstand 99,6 %
aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen im Land (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft
1997, 16). Das Ausmaß dieser Zahlen wiegt schwer und unterstreicht zunehmend die Bedeu-
tung des Mittelstandes für den Standort Deutschland (,,Rückgrat der deutschen Wirt-
schaft" vgl. Unternehmensgrößenstatistik 2001/2002) - vor allem in Hinblick auf die bevor-
stehende EU-Osterweiterung.
Bei dem weltweit einzigartigem Begriff des ,,wirtschaftlichen Mittelstandes" handelt es sich
jedoch keineswegs um ein klar umrissenes Konzept (vgl. Backes-Gellner/Huhn, 2000, 178).
Trotz der weit verbreiten Klassifizierung, stammend aus dem anglo-amerikanischen und ro-
manischen Sprachraum, in KMUs (Kleine und mittlere Unternehmen), erlebt der Begriff des
Mittelstandes derzeitig seine Renaissance.
Formell wird ein deutsches Unternehmen dann der Kategorie ,,mittelständisches Unterneh-
men" zugeordnet, wenn es weniger als 500 Mitarbeiter beschäftigt (im Gegensatz zur EU, die
mit bis zu 249 Beschäftigten kalkuliert; vgl. Bamberger/Wrona 2002, 279) und die Grenze
von 50 Mio. EUR Umsatz (vgl. Backes-Gellner/Huhn 2000, 178) im Jahr nicht überschreitet.
Kleine Unternehmen hingegen werden mit maximal neun Beschäftigen und einem Umsatz bis
zu 500.000 EUR jährlich definiert (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft 1997, 15).
Tabelle 1: Unterscheidung der Wesensmerkmale von mittelständischen Betrieben
Quantitative Merkmale
Qualitative Merkmale
Beschäftigtenzahl
Persönliche Führung der Eigentümer
Umsatz
meist keine Haftungsbeschränkung
Marktanteil rechtliche
Selbstständigkeit
Wertschöpfung wirtschaftliche Selbstständigkeit
Gewinn
Spezialisierung auf individuelle und differenzierte Leistungen
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Dierkes 1999, S. 95-99

II. Der deutsche Mittelstand und die EU-Erweiterung
6
Dennoch existiert keine rechtlich festgeschriebene Mittelstandsdefinition, da zahlreiche un-
ternehmenstypische Wesensmerkmale deutlich variieren können und daher schwer zu klassi-
fizieren sind. Zumeist werden diese Merkmale in quantitative (vgl. Gruber 2000, 16-21) und
qualitative (vgl. Gruber 2000, 16-25) unterschieden (vgl. Dierkes 1999, 95; Bamber-
ger/Wrona 2002, 279). Diese Unterscheidung gilt analog für den Begriff der KMU.
2.1.2 Produktionstechnische Abgrenzungsmerkmale des Untersuchungsobjektes
2.1.2.1 Größe nach Umsatz und Mitarbeiter
Die zentrale Schwierigkeit im Rahmen dieser Arbeit ist in der o. g. Definition des Mittel-
ständlers gegeben. Primäres ist es, diejenige Gruppe von deutschen Mittelständlern zu identi-
fizieren, die vom Aufbau neuer Produktionskapazitäten am Standort Polen profitieren könnten.
Nicht jeder Mittelständler hat auf Grund spezifischer deutscher Standortvorteile (z.B. welt-
weites Qualitätssiegel) ein Interesse am Aufbau von neuen Produktionskapazitäten in MOE zu
partizipieren. Entgegen den klassischen Klassifizierungen müssen für diese Unterscheidung
vor allem produktionsspezifische Merkmale herangezogen werden, die sich als Stärken bzw.
Schwächen für ein Engagement in Polen erweisen können (vgl. Dierkes 1999, 93). Das Krite-
rium der Größe nach Umsatz und Beschäftigtenzahl ist dennoch unverzichtbar.
Abb. 2: Klassifizierung nach produktionstechnischen Gesichtspunkten
Quelle: Eigene Darstellung unter Einbeziehung der Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ 93)
In: Haupt IBL 200, 3
Die Unternehmensgröße und das Auslandsengagement korrelieren stark miteinander (vgl.
Dierkes 1999, 99), sowohl in Bezug auf das Kriterium der Mitarbeiterzahl (vgl. Kinkel/Jung-
Erceg/Lay 2002, 1), als auch in Bezug auf den Umsatz. Diese Tatsache schließt zahlreiche
Unternehmen auf Grund der begrenzten Ressourcen per definitionem bereits im Vorfeld aus
(vgl. Bamberger/Wrona 2002, 279). Die geographische Nähe zu Polen ermöglicht jedoch, im
Bayern - Biotechnologie
Vorleistungsgüterproduzenten
Investitionsgüterproduzenten
Gebrauchsgüterproduzenten
Verbrauchsgüterproduzenten
Klassifizierung des Mittelstandes nach produdktions-
technischen Gesichtspunkten für ein Engagement in Polen
Größe der Unternehmen
Branche und Güterarten
Produktionsart
Einzelfertigung
Mittelserienfertigung
Grosserienfertigung
Geograph. Branchencluster
NRW ­ Metallindustrie
Baden W. ­ Auto-Zulieferer
Kleine Betriebe
Mittlere Betriebe
Hoch relevant
Mittel relevant
Kaum relevant
Input Faktoren
Kapitalintensiv
Arbeitsintensiv
Bayern - Biotechnologie
Vorleistungsgüterproduzenten
Investitionsgüterproduzenten
Gebrauchsgüterproduzenten
Verbrauchsgüterproduzenten
Klassifizierung des Mittelstandes nach produdktions-
technischen Gesichtspunkten für ein Engagement in Polen
Größe der Unternehmen
Branche und Güterarten
Produktionsart
Einzelfertigung
Mittelserienfertigung
Grosserienfertigung
Geograph. Branchencluster
NRW ­ Metallindustrie
Baden W. ­ Auto-Zulieferer
Kleine Betriebe
Mittlere Betriebe
Hoch relevant
Mittel relevant
Kaum relevant
Input Faktoren
Kapitalintensiv
Arbeitsintensiv

II. Der deutsche Mittelstand und die EU-Erweiterung
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Gegensatz zu alten Internationalisierungsmustern im Mittelstand, die Option einer stetigen
und vorsichtigen ,,peu-à-peu-Internationalisierung" auch für kleine ressourcenstarke, im
Wachstum befindliche Betriebe. Für Kleinbetriebe mit weniger als 100 Mitarbeitern ist Osteu-
ropa somit ein bevorzugter Standort geworden (vgl. Kinkel/Jung-Erceg/Lay 2002, 5) und da-
durch rücken diese gemeinsam mit den mittleren Betrieben in den Fokus dieser Untersuchung.
2.1.2.2 kapitalintensive vs. arbeitsintensive Produktion
Neben dem primären Aspekt der Unternehmensgröße ist es sekundär die Dichotomie zwi-
schen kapitalintensiver und arbeitintensiver Fertigung, die zumeist die Hauptentscheidungs-
grundlage über ein Engagement deutscher Mittelständler in Polen darstellt. Vorrangiges In-
vestitionsmotiv für den Standort Polen sind weiterhin die niedrigen Arbeitskosten (vgl.
Gerstenberger/Jungfer/Schmalholz 2002, 17; Witkowska 1999, 409), die eine Verlagerungs-
welle arbeitsintensiver Fertigungsbereiche nach sich zogen (vgl. Backes-Gellner 2000, 186)
und weiterhin nach sich ziehen werden (vgl. EU 2003, 12). Unterschiedliche wirtschaftspoliti-
sche Entwicklungspfade der letzten Jahre führten zu einer innerhalb der MOE Staaten, diver-
gierenden Clusterbildung (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Entstehende Spezialisierung in den Industrien MOEs
Die Ausprägung der Inputfaktoren eines Landes determiniert die Möglichkeiten der Produkti-
on für ausländische Unternehmen. Basierend auf landesspezifischen Standortfaktoren wie
Bildungsniveau, Qualifizierung der Mitarbeiter (,,white collar workers" vs. ,,blue collar wor-
kers"), Nähe zu technologischen Regionen, Lohnkosten, ist Polen bis heute einer der Kern-
märkte für die arbeitsintensive Fertigung geblieben (vgl. DIW 1997), während Länder wie
Estland oder Ungarn bereits den Sprung in die technologieintensive Fertigung geschafft haben.
Anmerkung: Die Größe der Kreise entspricht dem Umfang der Ausfuhren in die EU.
Quelle: Berechnung des WIIW auf der Grundlage der Datenbank COMEXT.

II. Der deutsche Mittelstand und die EU-Erweiterung
8
Kurzfristig betrachtet ist daher der Aufbau arbeitsintensiver Produktionskapazitäten am
Standort Polen für den deutschen Mittelstand vorrangig und aktuell. Hierbei spielt die Form
der reinen Produktionsverlagerung eine zentrale Rolle (vgl. DIHK 2003, 13). Die langfristige
Perspektive des polnischen Marktes wird jedoch vor allem durch seine Eigenschaft als mit
Abstand größter Absatzmarkt (ca. 38,6 Mio. Einwohner, vgl. PAIZ 2002, 9), sowie die Nähe
zu weiteren osteuropäischen Zukunftsmärkten (Ukraine und GUS-Staaten) als ,,Brücken-
kopf" in den Osten (vgl. Kaufmann/Menke 1997, 48; Schrick-Hildebrandt 2003, b08) ge-
kennzeichnet sein (vgl. Jaworek, 2003, 33; Kommission der EG 2003, 14). Daher empfiehlt
sich langfristig die komplementäre Etablierung kapitalintensiver Kapazitäten, um eine um-
fangreiche und langfristige Marktbearbeitung gewährleisten zu können. Die Außenhandelssta-
tistiken zeigen bereits heute eine Zunahme beider o.g. Produktgruppen, sowohl der arbeitsin-
tensiven, ,,low value added" Produkte, als auch (relativ) kapitalintensiver Güter, allerdings
mit einem deutlichen Übergewicht der ersteren (vgl. Kurz/Wittke 1998, 49).
2.1.2.3 Branchen und geographische Cluster des Mittelstandes
Ein drittes sinnvolles Kriterium ist die Einordnung des Mittelstandes nach Branchen (inner-
halb des verarbeitenden Gewerbes, ,,WZ D", vgl. Unternehmensgrößenstatistik, ifM
2001/2002, 51-52), die deutschlandweit zumeist in geographischen Clustern konzentriert sind
(ausführlicher zu Standorten und Clustern, vgl. Porter 1991). Über den deskriptiven Charakter
dieser Arbeit hinaus, sollen vor allem in der ex-ante Betrachtung neue Investitionsmöglichkei-
ten für diejenigen mittelständischen Branchen aufgezeigt werden, die in naher Zukunft am
meisten vom EU-Beitritt Polens profitieren werden. Für die nachfolgende Klassifizierung
muss das verarbeitende Gewerbe (unter Ausschluss anderer nicht produzierender Wirtschafts-
zweige) des Mittelstandes einer geographischen und zeitlichen Dreiteilung unterzogen werden.
Branchenstruktur des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland
Wegen zahlreicher branchenübergreifender Verflechtungen fällt eine Abgrenzung einzelner
Bereiche sehr schwer, da bspw. viele Unternehmen der Eisen-, Stahl- und Metallherstellung in
einigen Statistiken der Automobilzuliefererbranche zugerechnet werden (vgl. DIW, 12/00, 2;
Dierkes 1999, 206; Gutmann/Kabst 2000, 31). Entsprechend der Abb. 4 weist die Maschinen-
baubranche eine eindeutige Dominanz in Deutschland auf. Analog gilt es zu klären, ob es
überhaupt die zentralen ,,Schlüsselbranchen" des Mittelstandes sind, die als Untersuchungsob-
jekte für den Aufbau von Produktionskapazitäten am Standort Polen in Betracht kommen.

II. Der deutsche Mittelstand und die EU-Erweiterung
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Abb. 4: Branchenstruktur des Mittelstandes in Deutschland
Quelle: Auszug der wichtigsten Branchen aus Gutmann/Kabst 2000, 31
Branchenstruktur realisierter mittelständischer Investitionen in Polen
Die ex-post Analyse der bereits getätigten Investitionen in Polen stellt nicht zwingend ein
Brancheninternationalisierungsmuster für die Zukunft dar. Die Veränderung zahlreicher recht-
licher und wirtschaftlicher Voraussetzungen beeinflusste maßgeblich die Struktur von (Di-
rekt-)Investitionen in Polen. Neben umfangreichen Engagements der Großkonzerne in den
90er Jahren (vgl. Nunnenkamp 2000, 34; Liste der größten Investoren: www.paiz.pl), erfolg-
ten parallel zahlreiche Investitionen von KMUs in Billiglohnbranchen wie der Holz-, Papier-
sowie der Textilbranche (vgl. Jungnickel/Keller 2002, 144; EU 2003, 14; Kaufmann/Menke
1997, 3; ), die wohl in naher Zukunft weiter ostwärts verlagert werden (vgl. Witkowska 1999,
411).
Global betrachtet ist der Standort Polen für diese Branchen bereits heute überdurchschnittlich
teuer und wird in der langfristigen Entwicklung eine untergeordnete Rolle spielen. Andere
Branchen wie der Zulieferersektor sowie der Maschinenbau- und Automobilbereich verzeich-
nen bereits heute wesentlich höhere Wachstumsraten (vgl. o.V. (hof) 2002, 15).
Abb. 5: Branchenstruktur deutscher mittelständischer Investitionen in Polen
Quelle: Dierkes 1999, 206
20,6%
11,2%
10,3%
7,6%
6,5%
5,4%
4,7%
2,2%
0,0%
5,0%
10,0%
15,0%
20,0%
25,0%
Maschinenbau
Eisen, Stahl und Leichtmetall
Elektrotechnik
Kunststoffverarbeitung
Holzverarbeitung
Textil und Bekleidung
Chemische
Automobilzulieferer und -bau
6
9
3
3
5
4
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Textil
Bauwesen
M etall
Elektrotechnik
M aschinenbau
Holz und Papier

II. Der deutsche Mittelstand und die EU-Erweiterung
10
Branchenstruktur des Mittelstandes, mit den größten Chancen für die Zukunft
Nach einer Untersuchung des Handelsblatts eignet sich der polnische Markt besonders heute
für absatzseitig initiierte mittelständische Direktinvestitionen im Bereich der Kfz-, Lebensmit-
tel- sowie Elektronik- und Möbelindustrie (Schrick-Hildebrandt 2003, b08), die auch auf den
Produktionsbereich ausgedehnt werden könnten. Auch der Konsumsektor (mehr zur Abgren-
zung nach Güterarten in Kapitel 2.1.2.4.) sollte zunehmend die Option des polnischen Mark-
tes in Betracht ziehen, um die Entwicklung nicht zu verpassen. Durch die bevorstehende EU-
Osterweiterung und der damit einhergehenden Ausdehnung von EU-Fördergeldern für Infra-
strukturmaßnahmen, könnten besonders die Bereiche Verkehr, Energie und Umwelttechniken
von den Zukunftsaussichten profitieren (Schrick-Hildebrandt 2003, b08; Schrick-Hildebrand
2001, 21-22). Branchen wie der Automobilbau und dessen Zulieferer sowie Metall und Ma-
schinenbau haben jedoch in naher Zukunft die besten Erfolgsaussichten, um vom Produkti-
onsstandort Polen zu profitieren. Nach Angaben des VDA und des Handelsblatts waren die
MOE-Staaten die klaren Gewinner bei der Neuansiedlung von Zuliefererbetrieben (Kielwas-
serinvestitionen). Mehr als ein Viertel aller neuen Standorte wurden in Tschechien, der Slo-
wakei, Ungarn und Polen gegründet (vgl. o.V. (hof) 2002, 15).
Tabelle 2: Deutsch-polnischer Handel im Mittelstand nach Branchen in Mio. EUR
Ausfuhr Einfuhr
1990
1995
2000
1990 1995 2000
Elektrotechnische Erzeugnisse
224
648
1800
119
412
956
Kraftwagen und Kraftwagenteile
153
617
1750
24
293
1820
Maschinenbau 486
1012
2306
111
219
672
Chemische Erzeugnisse
498
874
1891
182
324
473
Eisen-, Stahl-, Metallerzeugnisse
151
466
1502
544
969
1837
Textilien und Bekleidung
359
987
1123
401
1128
1389
Quelle: Zusammenfassende Darstellung für PL aus Schrick-Hildebrand 2001, 13-18
Innerhalb der letzten 5 Jahre weisen Statistiken die höchste Zunahme (621%) im Import von
Kraftwagen (Polen hat keine eigene Kfz-Marke, die exportiert wird) und Kraftwagenteilen auf.
Diese Steigerungsraten sind durch die Einbindung polnischer Tochtergesellschaften sowie
externer polnischer Leistungsersteller in deutsche Wertschöpfungsketten (vgl. Schrick-
Hildebrand 2001, 14) maßgeblich auf den zunehmenden Lohnveredelungs- und Lohnferti-
gungsverkehrs zurückzuführen. Parallel dazu ist eine fortlaufende Stagnation in der Textil-
branche erkennbar, mit einer Steigerungsrate von gerade einmal 19% (im Gegensatz zu den
Jahren 1990-1995: 346%.). Auch dies ist ein Indiz für die langfristige Verlagerung der
Schwerpunkte. Die Branchen Maschinenbau, sowie Eisen-, Stahl- und Metallerzeugnisse stel-
len weiterhin einen stetig wachsenden Sektor des Mittelstandes dar, der im Zuge neuer Priva-

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832476960
ISBN (Paperback)
9783838676968
DOI
10.3239/9783832476960
Dateigröße
989 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena – Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Erscheinungsdatum
2004 (Mai)
Note
2,0
Schlagworte
mittelstand osterweiterung osteuropa wirtschaft produktionsverlagerung
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Titel: Strategien zum Aufbau von Produktionskapazitäten in Polen aus Sicht eines deutschen Mittelständlers
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