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Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung des nachhaltigen Bauens und Wohnens

Die Studie ist aufgrund des Seitenumfangs nur digital erhältlich (CD oder Download).

©2002 Doktorarbeit / Dissertation 264 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung nimmt das Handlungsfeld Bauen und Wohnen eine herausragende Stellung ein. Die Bauwirtschaft ist trotz ihrer kritischen Situation mit ca. 100 Mrd. Euro Jahresumsatz ein zentraler Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Sie bietet rund einer Millionen Menschen einen Job. Gleichzeitig sind in den letzten Jahren in keiner anderen Branche so viele Insolvenzen und Arbeitsplatzverluste zu vermelden gewesen. Darüber hinaus sind immense Ressourcen und Flächenverbräuche sowie heizwärmebedingte Emissionen auf Grund baulicher Aktivitäten zu konstatieren.
Vielfältige wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Anstrengungen sind in der Vergangenheit auf der nationalen und internationalen Ebene unternommen worden, um diesen sicherlich nicht als nachhaltig zu bezeichnenden Entwicklungen Einhalt zu gebieten; doch bisher ohne sichtbaren Erfolg.
Die vorliegende Arbeit versucht den Ursachen für diese Missstände zunächst in einer umfassenden Betrachtung der Diskussion über nachhaltiges Bauen und Wohnen und daran anschließend am Beispiel des Neubaus der Ökologischen Wohnsiedlung Flintenbreite in Lübeck auf den Grund zu gehen und Auswege daraus aufzuzeigen. Zu diesem Zweck werden unterschiedliche Bewertungskonzepte verwendet, die einem Anspruch an eine lebenszyklusweite Betrachtung gerecht werden. Im einzelnen sind dies für die ökologischen Belange das Softwaretool GaBi (Ganzheitliche Bilanzierung) des Institutes für Kunststoffkunde und Kunststoffprüfung der Universität Stuttgart, das MIPS-Konzept (Materialintensität pro Serviceeinheit) des Wuppertal Institutes für Klima, Umwelt, Energie sowie das Softwaretool GEMIS (Gesamt Emissions Modell Integrierter Systeme) des Öko-Institutes. Zur Beurteilung der Quantität und Qualität der Flächennutzung wurde eigens ein Berechnungsverfahren auf Basis von Hemerobiestufen entwickelt, das den Natürlichkeitsgrad einer Fläche abbildet. Die ökonomischen Belange werden u.a. mit dem BKI-Kostenplaner des Baukosteninformationszentrums analysiert. Zur Beurteilung der sozialen Aspekte wird ein eigenes Untersuchungsraster auf Grundlage nationaler und internationaler Diskussionen entwickelt und angewendet.
Die in der Studie erwähnte Software ist nicht im Lieferumfang enthalten, da sie für das Verständnis der Studie nicht notwendig ist.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung1
1.1BEGRÜNDUNG DES VORHABENS1
1.2ZIELSETZUNG DER ARBEIT UND […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7689
Wallbaum, Holger: Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung des nachhaltigen
Bauens und Wohnens
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Universität Hannover, Universität, Dissertation / Doktorarbeit, 2002
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http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Vorbemerkung
Zum besseren Verständnis der vorliegenden Arbeit möchte ich mit einer kurzen Beschreibung
der gewählten Form beginnen.
Innerhalb der Arbeit wurde versucht, so wenig Abkürzungen wie möglich zu verwenden. Sofern
sie aber dennoch zum Einsatz kamen geschah dies mit dem Ziel einer inhaltlichen Stärkung, um
nicht von dem Wesentlichen abzulenken, oder wegen ihrer großen Allgemeingültigkeit. In allen
Fällen wurden die Richtlinien für deutschsprachige Veröffentlichungen angewandt. Zur besseren
Orientierung sind sämtliche Abkürzungen noch einmal innerhalb des Glossars aufgeführt und
teilweise auch definiert. Das Glossar schließt sich an das Fazit an.
Die in der Arbeit verwendeten Tabellen und Abbildungen sind mit der Angabe der jeweiligen
Quelle in einem Tabellen- und Abbildungsverzeichnis zusammengefasst, das sich an das
nachfolgende Inhaltsverzeichnis anschließt.
Die Arbeit schließt mit dem Literaturverzeichnis, in dem alle zur Anfertigung der Arbeit
verwendeten Quellen in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt sind.
Anstelle eines Anhangs befinden sich alle Daten, die den Bilanzierungen zu Grunde liegen, auf
einer CD, die auf der Innenseite des rückwärtigen Dokumentendeckels eingefügt ist. Auf dieser
CD befindet sich eine Datei mit dem Namen Erläuterung, die detaillierte Informationen zu der
Struktur und den Inhalten der übrigen Dateien enthält.
Bei der Fertigstellung der Arbeit wurde darauf verzichtet, die monetären Angaben von Deutscher
Mark (DM) in die nunmehr gültige Währung Euro () umzurechnen, da einige nicht selbst
erstellte Abbildungen noch mit der DM operieren und somit eine einheitliche Form nicht
ermöglicht haben.
Des Weiteren wurde aus Gründen der Lesbarkeit darauf verzichtet, die männliche und weibliche
Form jeweils gesondert aufzuführen. Die gewählten Formulierungen umfassen selbstverständlich
Frauen und Männer gleichermaßen.


Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung ... 1
1.1 B
EGRÜNDUNG DES
V
ORHABENS
...1
1.2 Z
IELSETZUNG DER
A
RBEIT UND FORSCHUNGSLEITENDE
H
YPOTHESEN
...3
1.3 G
LIEDERUNG DER
A
RBEIT
...6
2
Nachhaltige Entwicklung... 9
2.1 E
INFÜHRUNG
...9
2.2 A
LLGEMEINER
Ü
BERBLICK ZUM
S
TAND DER ÖKOLOGISCHEN
,
ÖKONOMISCHEN UND
SOZIALEN
E
NTWICKLUNG
...10
2.2.1 Aspekte
internationaler
ökologischer Entwicklung ...11
2.2.1.1 Energienutzung und Kohlendioxidemissionen...11
2.2.1.2 Der
globale
Ressourceneinsatz...14
2.2.2 Aspekte
internationaler
wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung ...16
2.2.3
Aspekte nationaler ökologischer Entwicklung...20
2.2.3.1 Die Umweltmedien Luft, Wasser und Boden ...20
2.2.3.2 Emissionen ...23
2.2.4
Aspekte nationaler wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung...24
2.3 E
RKENNTNISSE UND
K
ONTROVERSEN ZEHN
J
AHRE NACH
R
IO
...27
3
Die Relevanz des Handlungsfelds Bauen und Wohnen ... 33
3.1 D
IE
G
ESCHICHTE DES
W
OHNENS
...33
3.1.1
Vom 19. Jahrhundert bis zum 2. Weltkrieg ...33
3.1.2
Der Wohnungsbau in Deutschland nach 1945 ...34
3.1.3
Der Wohnungsbau nach 1989 ...36
3.2 D
ER GLOBALE
V
ERSTÄDTERUNGSPROZESS
...36
3.3 D
ER
V
ERSTÄDTERUNGSPROZESS IN
D
EUTSCHLAND
...37
3.4 D
IE ÖKOLOGISCHE
P
ERSPEKTIVE
...38
3.4.1 Der
Ressourcenverbrauch ...38
3.4.2
Der Energieeinsatz und die Kohlendioxidemissionen ...40
3.4.3 Die
Flächennutzung...41
3.4.4 Der
Wasserverbrauch ...43
3.5 D
IE ÖKONOMISCHE
P
ERSPEKTIVE
...45
3.5.1
Die Entwicklung in der Bauwirtschaft ...45
3.5.2 Baubedingte
Umweltkosten ...48
3.6 D
IE GESELLSCHAFTLICHE
P
ERSPEKTIVE
...48
3.6.1
Der internationale Kontext ...48
3.6.2
Der nationale Kontext ...49
3.7 U
RSACHENFORSCHUNG
...51
3.7.1
Die räumliche Planungsstruktur in Deutschland...51
3.7.2
Bewertung der deutschen Planungsstruktur ...53
3.7.3
Die Auswirkungen der deutschen Planungskultur am Beispiel der Wasserver- und
Abwasserentsorgung ...55
3.8 S
CHLUSSFOLGERUNGEN
...57
4
Indikatoren einer nachhaltigen Entwicklung ... 59
4.1 I
NDIKATOREN ALS
S
CHLÜSSEL DER
N
ACHHALTIGKEITSBEWERTUNG
...60
4.2 I
NDIKATOREN IN DER AKTUELLEN
D
ISKUSSION
...66
4.2.1 Sustainable
Seattle...67
4.2.2
Indikatoren im Rahmen einer Lokalen Agenda 21 ...67

4.3 Ü
BERBLICK ÜBER DIE GEGENWÄRTIG RELEVANTESTEN
A
NALYSEMETHODEN IM
B
EREICH
B
AUEN UND
W
OHNEN
... 68
4.3.1
Methodik der Lebenszyklusanalyse von Gebäuden... 68
4.3.2
Stand der Forschung und Entwicklung ... 68
4.3.3 Kriterien ... 70
4.3.4
Stärken und Schwächen von Ökobilanzen... 71
4.3.5
Green Building Challenge... 74
4.3.6
Global Ecovillage Network... 74
4.3.7 ExWoSt ... 75
4.3.8 OGIP ... 76
4.3.9 LEGOE... 76
4.3.10 EcoPro... 77
4.4 D
IE IM
R
AHMEN DER
A
RBEIT VERWENDETEN
A
NALYSEINSTRUMENTE
... 78
4.4.1
GaBi - das Software-Werkzeug zur Ganzheitlichen Bilanzierung ... 79
4.4.2
GEMIS - eine Datenbank mit Bilanzierungs- und Analysemöglichkeiten für
Lebenszyklen ... 80
4.4.3
Das MIPS-Konzept zur Messung des Umweltverbrauchs... 80
4.4.3.1 Vorsorgender
Umweltschutz
heißt Dematerialisierung... 83
4.4.3.2 Der Faktor 10 ... 84
4.4.3.3 Spezifische
Systemgrenzen... 86
4.4.3.4 MI-Kategorien... 86
4.4.4 Die
Normalherstellungskosten... 88
4.4.5 Der
BKI-Kostenplaner ... 88
4.5 D
ARSTELLUNG DER VERWENDETEN
I
NDIKATOREN ZUR
N
ACHHALTIGKEITSPRÜFUNG VON
W
OHNSIEDLUNGEN
... 88
4.5.1 Ökologische
Indikatoren... 89
4.5.1.1 Ökologischer Indikator 1: Total Material Requirement... 89
4.5.1.2 Ökologischer Indikator 2: Der Kumulierte Energieaufwand... 89
4.5.1.3 Ökologischer Indikator 3: Das Global Warming Potential... 90
4.5.1.4 Ökologischer Indikator 4: Die Flächennutzung... 91
4.5.1.5 Ökologischer Indikator 5: Der Wasserverbrauch... 94
4.5.2 Ökonomische
Indikatoren... 94
4.5.2.1 Ökonomischer Indikator 1: Die Planungs- und Durchführungskosten... 95
4.5.2.2 Ökonomischer
Indikator
2: Die Errichtungs- oder Herstellungskosten... 95
4.5.2.3 Ökonomischer
Indikator
3:
Die Instandhaltungskosten... 96
4.5.2.4 Ökonomischer
Indikator
4: Die Rückbaukosten... 96
4.5.2.5 Ökonomischer Indikator 5: Der Mietpreisspiegel inkl. der Mietnebenkosten.. 96
4.5.3 Soziale
Indikatoren ... 97
4.5.3.1 Sozialer Indikator 1: Die Altersstruktur... 98
4.5.3.2 Sozialer Indikator 2: Die Einkommensstruktur ... 98
4.5.3.3 Sozialer Indikator 3: Die Arbeitslosenrate... 98
4.5.3.4 Sozialer Indikator 4: Der Anteil erwerbstätiger Frauen pro Hundert männliche
Erwerbstätige ... 98
4.5.3.5 Sozialer Indikator 5: Die Partizipation... 99
5
Bewertung und Vermittlung mittels der COMPASS-Methodik ... 101
5.1 D
IE
COMPASS-E
LEMENTE
... 102
5.1.1 Indikatoren
und
Indikatorenbäume ... 103
5.1.2
Bewertung und Beampelung... 104
5.1.3 Graphische
Auswertung
am Beispiel: COMPASS
radar
... 105
5.1.4 Qualifikationsbausteine... 105
5.2 COMPASS
PROFIL
­ D
IE
W
ISSENSLANDKARTE
... 105

5.3 COMPASS
VISION
­ F
ORMULIERUNG VON
V
ISIONEN UND
L
EITPLANKEN
...106
5.4 COMPASS
ANALYSE
­ L
EISTUNGSMESSUNG
(B
ENCHMARKING
)...106
5.5 COMPASS
MANAGEMENT
­ D
AS
Z
UKUNFTSFÄHIGKEITSMANAGEMENT
...107
5.6 D
ER
COMPASS
REPORT
...108
5.7 V
ON DEN
I
NDIKATOREN ZUM
COMPASS
AUSWEIS
...109
6
Die Ökologische Wohnsiedlung Flintenbreite ... 111
6.1 E
INFÜHRUNG
...111
6.2 D
IE
H
ANDLUNGSFELDER UND
P
ROJEKTZIELE INNERHALB DES
V
ORHABENS
...112
6.3 D
IE
E
NTSTEHUNG
...114
6.3.1 Die
Bauleitplanung...115
6.3.2
Die Lage des Grundstückes...115
6.3.3
Die Vernetzung mit dem Landschaftsraum...115
6.3.4
Das Flächen- und Bodenmanagement...116
6.4 D
ER
H
OCHBAU
...117
6.4.1 Die
Doppelhäuser...119
6.4.2 Die
Reihenhäuser ...120
6.4.3 Das
Gemeinschaftshaus...122
6.4.4 Der
Geschosswohnungsbau...123
6.5 D
AS
E
NERGIEKONZEPT
...125
6.5.1 Das
Blockheizkraftwerk...125
6.5.2 Die
Kesselanlage ...125
6.5.3 Die
Solaranlage ...126
6.5.3.1 Wahl der Solarkollektoren ...126
6.5.3.2 Solar-Anlagendimensionierung...126
6.5.3.3 Anbindung der Reihenhäuser ...127
6.5.3.4 Anbindung des Mehrfamilienhauses...127
6.5.4 Die
Wärmebedarfsermittlung...127
6.5.5 Die
Energieverteilung ...128
6.5.5.1 Das
Rohrnetz ...129
6.5.5.2 Die
Trassenführung ...129
6.5.5.3 Die
Übergabestationen ...129
6.5.5.4 Wohnungsversorgung...130
6.5.6 Die
Trinkwasserversorgung ...130
6.5.7 Die
Elektrotechnik...131
6.5.8 Die
Lüftung ...131
6.5.9 Die
Datenleitungen...132
6.6 D
AS INTEGRIERTE
A
BWASSERKONZEPT DER
Ö
KOLOGISCHEN
W
OHNSIEDLUNG
F
LINTENBREITE
...132
6.6.1
Darstellung der Stoffströme und deren Behandlung im integrierten
Wasserkonzept ...136
6.6.1.1
Regenwasser...136
6.6.1.2 Grauwasser ...137
6.6.1.3 Schwarzwasser ...141
6.6.1.4 Technische
Beschreibung
der anaeroben Biogasanlage...142
6.6.1.5 Verfahrenskonzept
und
Auslegungsdaten der anaeroben Vergärungsanlage .142
6.6.1.6 Verwertung des Biogases und der Biomasse ...148
6.7 D
ER
T
IEFBAU
...149
6.7.1 Das
Mobilitätskonzept...150
6.8 W
EITERE
A
SPEKTE
...151

7
Die Ökologische Wohnsiedlung Flintenbreite auf dem
Nachhaltigkeits-Prüfstand... 153
7.1 D
IE
V
ORGEHENSWEISE
... 154
7.1.1
Die Systemgrenzen des Hochbaus ... 156
7.1.1.1 Die Systemgrenzen des Doppelhauses... 156
7.1.1.2 Die Systemgrenzen der Referenzgebäude... 157
7.1.2
Die Systemgrenzen der Abwasserkonzepte ... 161
7.1.3
Die technische Beschreibung des zentralen Systems der kommunalen
Abwasserbehandlung ... 162
7.1.4
Die technische Beschreibung des semizentralen Sanitärsystems mit
Fäkalkompostierung... 163
7.1.5
Die technische Beschreibung der Kleinkläranlage nach DIN 4261... 163
7.2 D
IE
B
ILANZ DES
S
IEDLUNGSVORHABENS UNTER BESONDERER
B
ERÜCKSICHTIGUNG DES
H
OCHBAUS
... 164
7.2.1
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf den TMR... 164
7.2.2
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf den KEA ... 170
7.2.3
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf das GWP 100 ... 171
7.2.4
Die Bilanz des gesamten Siedlungsvorhabens bezogen auf die
Flächennutzung ... 172
7.2.5
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf den Wasserverbrauch... 174
7.2.6
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf die Planungs- und
Durchführungskosten... 176
7.2.7
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf die Errichtungs- und
Herstellungskosten... 178
7.2.8
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf die Instandhaltungskosten... 179
7.2.9
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf die Rückbaukosten... 180
7.2.10
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf den Mietspiegel und die Nebenkosten
... 181
7.2.11
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf die Altersstruktur ... 182
7.2.12
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf die Einkommensstruktur... 184
7.2.13
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf die Arbeitslosenquote ... 185
7.2.14
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf den Anteil der erwerbstätigen Frauen
pro 100 erwerbstätige Männer ... 186
7.2.15
Die Bilanz des Doppelhauses bezogen auf die Partizipation... 187
7.3 D
IE
B
ILANZ DES
S
IEDLUNGSVORHABENS UNTER BESONDERER
B
ERÜCKSICHTIGUNG DES
A
BWASSERKONZEPTES
... 188
7.3.1
Die Bilanz des Abwassersystems bezogen auf den TMR... 189
7.3.2
Die Bilanz des Abwassersystems bezogen auf den KEA ... 191
7.3.3
Die Bilanz des Abwassersystems bezogen auf das GWP 100 ... 192
7.3.4
Die Bilanz des Abwassersystems bezogen auf die Flächennutzung... 192
7.3.5
Die Bilanz des Abwassersystems bezogen auf den Wasserverbrauch... 192
7.3.6
Ansätze einer ökonomischen Bewertung... 194
7.3.6.1 Entstehende Kosten im Vergleich... 194
7.3.7
Die Personenbefragung zum Siedlungsabwasserkonzept ... 196
7.3.7.1 Die Akzeptanz der Pflanzenkläranlage ... 197
7.3.7.2 Die Akzeptanz der Vakuumtoilette und der Sanitärtechnik... 197
7.3.7.3 Sonstige
Punkte... 199
7.4 E
RGEBNISDARSTELLUNG DES
N
ACHHALTIGKEITSCHECKS DER
Ö
KOLOGISCHEN
W
OHNSIEDLUNG
F
LINTENBREITE
... 199
7.4.1 Einordnung
der
Ergebnisse ... 206

8
Fazit und Ausblick... 209
8.1 D
ER GEWÄHLTE
A
NSATZ
...209
8.2 A
KTEURSSPEZIFISCHE
S
TRATEGIEN ZUKUNFTSFÄHIGEN
B
AUENS UND
W
OHNENS
...212
8.3 Z
UR
W
URZEL DER ENGAGIERTEN
M
ACHTLOSIGKEIT
...219
9
Verwendete Literatur... 221


Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Daten zur Waldschadenserhebung in den Bundesländern (eigene Darstellung nach
http://www.statistik-bund.de/basis/d/umw/ugrtab8.htm)...22
Tabelle 2: Umweltpolitische Ziele eines zukunftsfähigen Deutschlands...29
Tabelle 3: Bodennutzung in der BRD 1997 (Statistisches Bundesamt 1998)...50
Tabelle 4: Planungsebenen in der Bundesrepublik Deutschland ...52
Tabelle 5: Bemühungen zur Entwicklung und Bemessung von Nachhaltigkeitsindikatoren auf
unterschiedlichen Ebenen...66
Tabelle 6: Grenzen der outputorientierten Umweltpolitik ...82
Tabelle 7: Treibhausgaspotenziale für verschiedene Integrationszeiträume in Folge der
Emission von 1 kg ausgewählter Gase, bezogen auf Kohlendioxid
(Houghton et al. 1996) ...91
Tabelle 8: Anthropogene Beeinflussung des Geoökosystems am Beispiel der
Hemerobiestufen und des Natürlichkeitsgrades. Eigene Darstellung nach
(Leser und Klink 1988) ...93
Tabelle 9: Die Unterteilung der Kostengruppen 300, 400 und 500 ...95
Tabelle 10: Ziele der Enquete-Kommission für den Bereich Bauen und Wohnen
(Enquete-Kommission 1998, 234) ...97
Tabelle 11: Wärmedurchgangskoeffizienten der Gebäudeteile der Doppelhäuser...120
Tabelle 12: Wärmedurchgangskoeffizienten der Gebäudeteile der Reihenhäuser ...121
Tabelle 13: Gebäudecharakteristika der Reihen- und der Doppelhäuser...122
Tabelle 14: Wärmedurchgangskoeffizienten der Gebäudeteile des Gemeinschaftshauses ...123
Tabelle 15: Wärmedurchgangskoeffizienten der Gebäudeteile des Geschosswohnungsbaus ...124
Tabelle 16: Heizwärmebedarf verschiedener Bautypen...128
Tabelle 17: Spitzenwärmebedarf verschiedener Bautypen ...128
Tabelle 18: Erforderliche Dimensionen der Pflanzenkläranlagen. ...139
Tabelle 19: Spezifische Wohnbelegung für die unterschiedlichen Gebäudearten...141
Tabelle 20: Charakterisierung der Substrate und Auslegung der Biogasanlage für den
Sommerbetrieb (OtterWasser)...144
Tabelle 21: Gegenüberstellung verschiedener Betriebszustände der Biogasanlage
(OtterWasser) ...145
Tabelle 22: Gleichwertigkeit kontrollierter Temperaturen zu einer Hygienisierung bei
70°C und 1 Stunde Einwirkungszeit (Bendixen 1997) ...147
Tabelle 23: 24-h-Zyklus der Hygienisierungsstufe (OtterWasser). ...147
Tabelle 24: Zusammensetzung des Flüssigdüngers (OtterWasser)...149
Tabelle 25: Darstellung der Ergebnisse für die ökologische Wohnsiedlung Flintenbreite
anhand der ausgewählten ökologischen Indikatoren...159
Tabelle 26: Darstellung der Ergebnisse der TWO anhand der ausgewählten ökologischen
Indikatoren ...160
Tabelle 27: Darstellung der Ergebnisse der vier Referenzgebäude anhand der ausgewählten
ökologischen Indikatoren ...161
Tabelle 28: Differenzierte Darstellungen einzelner Gewerke des Doppelhauses der
Flintenbreite anhand der ausgewählten ökologischen Indikatoren ...167
Tabelle 29: Differenzierte Darstellungen der Kostengruppe 300 der TWO anhand der
ausgewählten ökologischen Indikatoren ...168
Tabelle 30: Formen der Beteiligung (Bischoff et al. 1995, 10) ...187
Tabelle 31: Vergleichende Darstellung der vier untersuchten Abwassersysteme für
ausgewählte ökologische Parameter bezogen auf einen Einwohnergleichwert
und ein Jahr ...189
Tabelle 32: Betriebskostenaufstellung für das integrierte Konzept sowie das konventionelle
System und eine Prognose für eine Preisentwicklung des Abwassers auf 5,00 DM/m
3
...195

Tabelle 33: Vergleich der jährlichen Kapitalkosten der verschiedenen Abwassersysteme nach
Reckerzügl (1997)... 196
Tabelle 34: Übersicht des Nachhaltigkeitschecks des Siedlungsvorhabens unter besonderer
Berücksichtigung des Hochbaus ... 201
Tabelle 35: Übersicht des Nachhaltigkeitschecks des Siedlungsvorhabens unter besonderer
Berücksichtigung des Abwasserkonzeptes ... 202
Tabelle 36: Nährstoffemissionen durch Einleitung gereinigten Abwassers in Gewässer
(OtterWasser) ... 204
Tabelle 37: Rückführung von Nährstoffen in den Stoffkreislauf (OtterWasser)... 204
Tabelle 38: Ausgewählte Nachhaltigkeitsindikatoren von verschiedenen Abwassersystemen:
zwei konventionelle Systeme unterschiedlicher Größe, zwei Separationssysteme und
zwei ,naturnahe' Systeme ... 205

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die drei Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung. ...10
Abbildung 2: Entwicklung der weltweiten energiebedingten Kohlendioxidemissionen in Mt CO
2
von 1971 bis 1998 nach Regionen (International Energy Agency). ...12
Abbildung 3: Prozentuale Verteilung des Primärenergieverbrauchs pro Kopf in den 15
EU Staaten im Jahr 1998 (eigene Darstellung nach http://www.strom.de/sw_ld102.htm)...13
Abbildung 4: Entwicklung des Weltenergieverbrauchs in Mtoe von 1971 bis 1998 (International
Energy Agency), ** Asien ohne China...13
Abbildung 5: Entwicklung der Emissionen in der Europäischen Union von 1990 bis 1998, ohne
Kohlendioxid (eigene Berechnung nach Angaben der UNFCCC). ...14
Abbildung 6: Globaler Materialaufwand (TMR) (Adriaanse et al. 1997). ...15
Abbildung 7: Gesamte deutsche Kohlendioxid- und Methanemissionen von 1990 bis 1998
(eigene Darstellung nach der UNFCCC). ...23
Abbildung 8: Die Entwicklung der Arbeitslosenquote bezogen auf abhängig zivile
Erwerbspersonen in Deutschland (http://www.destatis.de/indicators/d/arb210ad.htm). ...25
Abbildung 9: Ausgewählte Zieldimensionen für den Bereich Bauen und Wohnen (Enquete-
Kommission 1998, 234). ...31
Abbildung 10: Der globale Materialaufwand der alten Bundesländer 1990 nach Bedarfsfeldern
(Behrensmeier und Bringezu 1995). ...39
Abbildung 11: Anteil der Raumwärme am Energiefluss Deutschlands im Jahr 1995...41
Abbildung 12: Genehmigte Ein- und Zweifamilienhäuser in westdeutschen Ballungsräumen
(VDI-nachrichten 2000, 42). ...43
Abbildung 13: Die Verteilung der Grundwasserentnahme nach Akteuren (http://www.wasser-
agenda.de/Infos/Wasserverbrauch.htm). ...44
Abbildung 14: Betriebskostensenkungen einzelner Betriebe in Folge von Maßnahmen zur
Ressourceneinsparung (Gege 1997)...45
Abbildung 15: Volumenindex des Auftragsbestands für vorbereitende Baustellenarbeiten (Hoch-
und Tiefbau) in Deutschland (http://www.destatis.de/indicators/d/pgw710ad.htm). ...46
Abbildung 16: Erteilte Genehmigungen und dafür veranschlagte Kosten im Hochbau
(Wohngebäude und Nichtwohngebäude) nach Bauherrengruppen in Deutschland (eigene
Darstellung nach Stat. Bundesamt, Segment 3785). ...47
Abbildung 17: Bauüberhang an Wohnungen nach Bauzuständen differenziert (eigene
Darstellung nach Angaben des Stat. Bundesamtes, Segment 146). ...48
Abbildung 18: Die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Hoch- und Tiefbau einschließlich
der vorbereitenden Baustellenarbeiten in Deutschland von 1991 bis 2000 (eigene
Darstellung nach Angaben des Stat. Bundesamtes, Segment 2669, saisonbereinigt)...51
Abbildung 19: Aufteilung der Investitionen in die Wasserversorgung nach Anlagenarten
(Rammner 1989). ...56
Abbildung 20: Stufenmodell der Informationsverdichtung. ...59
Abbildung 21: Jüngste Entwicklungen im Bereich Corporate Social Responsibility (Kuhndt et al.
2002)...61
Abbildung 22: Dimensionale Analyse zur Aufspaltung des Leitbildes ,,Nachhaltige
Entwicklung" in Kategorien und Aspekte (in Anlehnung an Köhler 1987). ...62
Abbildung 23: Traditioneller technokratischer Politik-Ansatz (IFOK 1997, 62). ...65
Abbildung 24: Der diskursive Politik-Ansatz (IFOK 1997, 63). ...65
Abbildung 25: Darstellung des Produkt-Lebenszyklus (Schmidt-Bleek 1994b, 20). ...86
Abbildung 26: COMPASS-Elemente (Kuhndt und Liedtke 1999, 18)...102
Abbildung 27: Der COMPASS-Instrumentenkoffer (Kuhndt und Liedtke 1999, 19)...103
Abbildung 28: Indikatorenbaum ­ Materialintensität (= systemweiter Ressourcenverbrauch pro
Produkt oder Dienstleistung) (Kuhndt und Liedtke 1999, 21)...104
Abbildung 29: Ziele, Maßnahmen und Konventionen des COMPASS
report
. ...109

Abbildung 30: Beispielhafter COMPASS
ausweis
eines Unternehmens. ... 110
Abbildung 31: Die Ökologische Wohnsiedlung Flintenbreite wirbt im Rahmen der EXPO 2000.
... 111
Abbildung 32: Das Siedlungsgebiet im Modell... 116
Abbildung 33: Schematische Darstellung der Ökologischen Wohnsiedlung Flintenbreite
(OtterWasser 2001)... 118
Abbildung 34: Foto der Doppelhäuser (OtterWasser). ... 120
Abbildung 35: Rückwärtige Ansicht der Reihenhäuser (OtterWasser). ... 121
Abbildung 36: Foto des Gemeinschaftshauses (OtterWasser)... 123
Abbildung 37: Schematische Darstellung des Geschosswohnungsbaus (Architektura)... 124
Abbildung 38: Das Blockheizkraftwerk. ... 125
Abbildung 39: Die Gasbrennwertkessel (OtterWasser)... 126
Abbildung 40: Ansicht des siedlungs-eigenen Leitungsnetzes... 130
Abbildung 41: Schematische Darstellung der Stoffströme beim herkömmlichen Sanitärkonzept
(OtterWasser)... 133
Abbildung 42: Schematische Darstellung der Stoffkreisläufe bei einem integrierten
Abwasserkonzept (OtterWasser)... 134
Abbildung 43: Vakuumtoilette (OtterWasser)... 134
Abbildung 44: Demonstrationsmodell der Vakuumtoilette (OtterWasser). ... 135
Abbildung 45: Beispiel einer Versickerungsmulde (OtterWasser)... 136
Abbildung 46: Die offenen Rinnen zur Regenwasserableitung (OtterWasser). ... 136
Abbildung 47: Zuleitungen einer im Bau befindlichen Pflanzenkläranlage (OtterWasser). ... 137
Abbildung 48: Die Pflanzenkläranlage nach dem Einbringen der Abdichtung und der
Ableitungsrohre (OtterWasser)... 138
Abbildung 49: Schematischer Aufbau einer Pflanzenkläranlage (OtterWasser)... 139
Abbildung 50: Eine Pflanzenkläranlage vor der Bepflanzung (OtterWasser)... 140
Abbildung 51: Der Fackenburger Landgraben (OtterWasser)... 140
Abbildung 52: Die Vakuumanlage (OtterWasser)... 142
Abbildung 53: Misch- und Hygienisierungsbehälter mit Bioabfallzerkleinerung (OtterWasser).
... 146
Abbildung 54: Einfluss von Zeit und Temperatur auf einige Krankheitserreger (Faechem und
Bradley 1983)... 146
Abbildung 55: Der Vergärungsbehälter der Biogasanlage. ... 148
Abbildung 56: Darstellung der Planebene in GaBi... 155
Abbildung 57: Darstellung der Bilanzebene in GaBi. ... 155
Abbildung 58:Prozentuale Verteilung der einzelnen Gewerke am lebenszyklusweiten TMR des
Doppelhauses. ... 165
Abbildung 59: Detaillierte prozentuale Verteilung der Aufwendungen der einzelnen Gewerke am
TMR der Rohbauerstellung... 165
Abbildung 60: Vergleichende Darstellung der ökologischen Parameter der betrachteten Gebäude.
... 166
Abbildung 61: Darstellung der gewerkebezogenen Anteile hinsichtlich der einzelnen
ökologischen Indikatoren über einen Zeitraum von 80 Jahren (Hinweis: logarithmischer
Maßstab)... 170
Abbildung 62: Anteile der Einzelpositionen des Rohbaus am KEA des Doppelhauses. ... 171
Abbildung 63: Verteilung der GWP 100-Werte des Doppelhauses bezogen auf einzelne
Positionen... 171
Abbildung 64: Anteile der gewerkebezogenen Positionen an den verschiedenen gewählten
ökologischen Indikatoren des Doppelhauses. ... 172
Abbildung 65: Screen-shot des Tabellenblatts zur Bewertung der Flächennutzung. ... 173
Abbildung 66: Vergleich des Wasserinputs der Flintenbreite und der TWO... 175
Abbildung 67: Anteilige Wasserinputs der TWO über einen Zeitraum von 80 Jahren... 175

Abbildung 68: Anteile der einzelnen Positionen an den Wasserinputs des Doppelhauses über
80 Jahre. ...176
Abbildung 69: Einteilung der Verfahren für Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Nutzen-
Kosten-Untersuchungen. ...177
Abbildung 70: Bevölkerungsverteilung in Schleswig-Holstein im Jahr 1999
(Quelle: Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein)...183
Abbildung 71: Vergleich der Erstellungssaufwendungen der verschiedenen Abwassersysteme für
ausgewählte ökologische Indikatoren. ...190
Abbildung 72: Anteile der einzelnen Positionen der Erstellungsaufwendungen am TMR der
Fäkal-vergärung. ...190
Abbildung 73: Anteile der einzelnen Positionen der Erstellungsaufwendungen am KEA der
Fäkalvergärung...191
Abbildung 74: Anteile der einzelnen Positionen der Erstellungsaufwendungen am GWP 100 der
Fäkalvergärung...192
Abbildung 75: Vergleich der Betriebsaufwendungen der verschiedenen Abwassersysteme für
ausgewählte ökologische Indikatoren. ...193
Abbildung 76: Der COMPASS
radar
für das Siedlungsvorhaben für alle ausgewählten Indikatoren.
...200
Abbildung 77: Der COMPASS
radar
für das Siedlungsvorhaben für alle bewerteten Indikatoren.
...200
Abbildung 78:Der COMPASS
radar
für das Abwasserkonzept. ...203
Abbildung 79: Screen shot der programmierten COMPASS-Software am Beispiel der
ökologischen Bewertung des Doppelhauses der Ökologischen Wohnsiedlung Flintenbreite.
...211


Zusammenfassung
Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung nimmt das Handlungsfeld Bauen und Wohnen
eine herausragende Stellung ein. Die Bauwirtschaft ist trotz ihrer kritischen Situation mit ca.
100 Mrd. Euro Jahresumsatz ein zentraler Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Sie bietet rund einer
Millionen Menschen einen Job. Gleichzeitig sind in den letzten Jahren in keiner anderen Branche
so viele Insolvenzen und Arbeitsplatzverluste zu vermelden gewesen. Darüber hinaus sind
immense Ressourcen und Flächenverbräuche sowie heizwärmebedingte Emissionen auf Grund
baulicher Aktivitäten zu konstatieren.
Vielfältige wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Anstrengungen sind in der
Vergangenheit auf der nationalen und internationalen Ebene unternommen worden, um diesen
sicherlich nicht als nachhaltig zu bezeichnenden Entwicklungen Einhalt zu gebieten; doch bisher
ohne sichtbaren Erfolg.
Die vorliegende Arbeit versucht den Ursachen für diese Missstände zunächst in einer
umfassenden Betrachtung der Diskussion über nachhaltiges Bauen und Wohnen und daran
anschließend am Beispiel des Neubaus der Ökologischen Wohnsiedlung Flintenbreite in Lübeck
auf den Grund zu gehen und Auswege daraus aufzuzeigen. Zu diesem Zweck werden
unterschiedliche Bewertungskonzepte verwendet, die einem Anspruch an eine lebenszyklusweite
Betrachtung gerecht werden. Im einzelnen sind dies für die ökologischen Belange das
Softwaretool GaBi (Ganzheitliche Bilanzierung) des Institutes für Kunststoffkunde und
Kunststoffprüfung der Universität Stuttgart, das MIPS-Konzept (Materialintensität pro
Serviceeinheit) des Wuppertal Institutes für Klima, Umwelt, Energie sowie das Softwaretool
GEMIS (Gesamt Emissions Modell Integrierter Systeme) des Öko-Institutes. Zur Beurteilung der
Quantität und Qualität der Flächennutzung wurde eigens ein Berechnungsverfahren auf Basis
von Hemerobiestufen entwickelt, das den Natürlichkeitsgrad einer Fläche abbildet. Die
ökonomischen Belange werden u.a. mit dem BKI-Kostenplaner des
Baukosteninformationszentrums analysiert. Zur Beurteilung der sozialen Aspekte wird ein
eigenes Untersuchungsraster auf Grundlage nationaler und internationaler Diskussionen
entwickelt und angewendet.
Neben der Berücksichtigung allgemein akzeptierter ökologischer Indikatoren wird in dieser
Arbeit auch der Versuch unternommen, ökonomische Indikatoren und Indikatoren zur Messung
der Sozialverträglichkeit von Siedlungskonzepten zu erstellen und anhand eines praktischen
Beispiels auf ihre Praxistauglichkeit hin zu überprüfen.
Zur Beurteilung des Standes der nachhaltigen Entwicklung der Ökologischen Wohnsiedlung
Flintenbreite werden 15 Indikatoren verwendet. Es sind dies:
· Der Total Material Requirement (TMR)
· Der kumulierte Energieaufwand (KEA)
· Das Global Warming Potential bezogen auf 100 Jahre (GWP 100)
· Die Flächennutzung
· Der Wasserverbrauch
· Die Planungs- und Durchführungskosten
· Die Errichtungs- oder Herstellungskosten
· Die Nutzungskosten inkl. der Instandhaltungs- und Wartungskosten
· Die Rückbaukosten
· Der Mietspiegel
· Die Altersstruktur der Einwohner
· Die Einkommensstruktur der Einwohner
· Die Arbeitslosenrate der Einwohner
· Der Anteil erwerbstätiger Frauen an der berufstätigen Bevölkerung
· Die Partizipationsmöglichkeiten der Bewohner

Zur Beurteilung und Visualisierung der einzelnen Indikatoren wird die am Wuppertal Institut
entwickelte COMPASS-Methodik (Companies' and Sectors' path to Sustainability) angewendet,
die auf Basis des deutschen Schulnotensystems den Zielerreichungsgrad eines Indikators von 1
bis 6 bewertet und mittels einer grün-gelb-roten-Beampelung für alle Akteure
kommunikationsfreundlich in einem sog. Indikatorenbaum bzw. dem dazugehörigen
Netzdiagramm aufbereitet.
Da der Bauprozess in der Ökologischen Wohnsiedlung Flintenbreite auf Grund der Insolvenzen
zweier Bauträger nur deutlich verzögert voran geschritten ist und heute erst 26 der geplanten 119
Wohneinheiten fertig gestellt wurden, musste der Betrachtungsansatz im Laufe der Arbeit
reduziert werden, um noch aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Als zentrale Elemente der
Betrachtung wurden somit der Hochbau und das erstmalig in dieser Größenordnung eingesetzte
Abwasserkonzept fokussiert. Das Abwasserkonzept basiert auf einer Vakuumtechnik, die aus
den Flugzeug- oder ICE-Toiletten bekannt ist. Dieses zukunftsweisende integrierte
Abwasserkonzept berücksichtigt neben der Wassereinsparung (nur 1 Liter pro Spülgang) die
Nutzung von Nährstoffen und des Energieinhalts von Fäkalien und Bioabfall. Dazu wird
innerhalb des Konzeptes eine separate Behandlung der Teilströme Grauwasser (Abwasser ohne
Fäkalien), Schwarzwasser (Toilettenabwasser), Regenwasser und Bioabfall durchgeführt. Die
gemeinsame Bioabfall- und Fäkalienvergärung führt dann zu einer Gewinnung von Biogas, das
in dem siedlungseigenen Blockheizkraftwerk zur Energieerzeugung eingesetzt wird. Drei
Pflanzenkläranlagen werden zur Reinigung des Grauwassers genutzt. Das Regenwasser
versickert direkt über Mulden auf dem 4,9 Hektar großen Siedlungsgelände. Der bei der
anaeroben Behandlung verbleibende Flüssigdünger wird in einem Speicherbehälter gesammelt
und an die Landwirtschaft abgegeben. So können Nährstoffkreisläufe geschlossen werden.
Da nicht alle Indikatoren auf Grund einer teilweise unzureichenden Datenbasis sowie durch den
verzögerten Bauprozess bewertet werden konnten, weist die nachfolgende Abbildung
beispielhaft die bewertbaren Indikatoren für ein Doppelhaus der Ökologischen Wohnsiedlung
Flintenbreite aus.
6
5
4
3
2
1
TMR*
KEA*
GWP 100*
Fläche**
Wasser*
Errichtungskosten*
Nutzungskosten**
Rückbaukosten*
Mietpreis*
Partizipation**
* bezogen auf ein
Doppelhaus
** bezogen auf die
gesamte Siedlung
1 = sehr gut
2 = gut
3 = befriedigend
4 = ausreichend
5 = mangelhaft
6 = ungenügend

Da die Note 1 die bestmögliche Bewertung darstellt, zeigt die Abbildung, dass noch ein gewisses
Optimierungspotential für die meisten Indikatoren vorhanden ist. Es wird deutlich, dass die
Möglichkeiten der Partizipation für die Bewohner der Siedlung als sehr positiv und die
perspektivischen Rückbaukosten für das Gebäude als recht niedrig bewertet werden, sich
gleichzeitig aber hinsichtlich der Flächennutzung, des Mietpreises und des Wasserverbrauchs
deutliche Schwächen offenbaren.
Anders stellt sich die ökologische Beurteilung des Abwasserkonzeptes der Ökologischen
Wohnsiedlung Flintenbreite (Vergärung) dar (siehe Abbildung auf dieser Seite). Im Vergleich
mit einer kommunalen Kläranlage, einer Kleinkläranlage und einer Kompostvariante konnte die
Vergärungsvariante für die vier betrachteten Indikatoren überzeugen. Die Kleinkläranlage schnitt
bei einigen ökologischen Indikatoren besser ab, wobei sie in der ebenfalls durchgeführten
Betrachtung der jährlichen Kapitalkosten schlechter lag. Abschließend wurde noch eine
Bewohnerbefragung hinsichtlich der Akzeptanz des integrierten Abwasserkonzeptes
durchgeführt, die zu recht ermutigenden Ergebnissen geführt hat. Bis auf einige Interventionen
bezüglich der Lautstärke des Systems, würde das Gros der Bewohner das Konzept im Falle einer
erneuten Entscheidungsmöglichkeit wieder wählen.
Trotz teilweise positiver Ergebnisse muss festgestellt werden, dass diese Baumaßnahme bezogen
auf den Hochbau keinen wesentlichen Beitrag in Richtung eines nachhaltigeren Bauens leistet.
Bei dem Abwasserkonzept werden entsprechende Potentiale schon eher gesehen, obwohl auch
hier noch Optimierungsreserven bestehen.
Eine wesentliche Voraussetzung für die erforderliche Optimierung ist eine verbesserte
Kommunikation aller beteiligten Akteure. Es bedarf hierzu jedoch neuer Denkansätze und
Handlungsmöglichkeiten, um die Chancen wahrzunehmen, die sich daraus ergeben, auch über
die Fachgrenzen hinweg zu agieren, die Fähigkeit zur Kommunikation als Schlüssel
gemeinschaftlichen Handelns zu erkennen und sich für neue Wege zu öffnen. Dazu müssen alle
6
5
4
3
2
1
TMR
KEA
GWP 100
Fläche*
Wasser
Vergärung
Kommunales Klärsystem
Kompostierung
Kleinkläranlage
* wurde in diesem Fall
nicht betrachtet
1 = sehr gut
2 = gut
3 = befriedigend
4 = ausreichend
5 = mangelhaft
6 = ungenügend

Akteure, private Funktionsträger und gewählte Vertreter, zu der notwendigen Bildung und
Qualifizierung beitragen.
Insgesamt bedarf es nationaler und internationaler Anstrengungen, um die Rahmenbedingungen
in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung zu verändern. Die Bundesrepublik hat mit ihrer jetzt
verabschiedeten Nachhaltigkeitsstrategie einen wichtigen Beitrag unternommen, den es aber
noch mit Leben zu füllen gilt. Darüber hinaus muss auf der internationalen Ebene dringend eine
veränderte ehrliche und zielkonformere Ausrichtung der Weltleitverträge von WTO, ILO und
UNEP angestrengt werden, ohne die eine nachhaltigere Entwicklung auch weiterhin Utopie
bleibt.
Und gegebenenfalls muss sogar noch ein Schritt weiter gegangen werden, um die
ressourcenverzehrende Zins- und Zinseszinswirtschaft zu überwinden und den Traum einer
nachhaltigen Wirtschaftsordnung leben zu können.
Schlagworte:
· Nachhaltigkeit
· Indikatoren
· Wohnsiedlung

Abstract
In the context of sustainable development, the field of Building and Living is of special
importance. Although today the building sector still provides jobs for about one million people in
Germany, no other industry has seen as many insolvencies and job losses during the last few
years as this one. Apart from that, it has also seen immense consumption of resources and space
as well as emissions through room heating as a result of building measures.
In recent years, diverse scientific, political and economic efforts have been made on the national
and international level in order to put a stop to these developments which run counter to the idea
of sustainable development, but so far without any apparent success.
It is the aim of the present study to detect the reasons for these grievances, taking as an example
the new Ecological Housing Estate Flintenbreite, and to demonstrate alternative solutions. For
this purpose, different concepts of assessment are employed which meet the requirements of a
full life cycle analysis. From the ecological perspective, these are the software tool GaBi
(comprehensive balancing) of the Institute for Kunststoffkunde and Kunststoffprüfung of the
University of Stuttgart, the MIPS concept (material intensity per service unit) of the Wuppertal
Institute for Climate, Environment, Energy as well as the software tool GEMIS (Global Emission
Model for Integrated Systems) from the Eco Institute. In order to assess the quantity and quality
of the area consumption, a special calculation method was developed on the basis of
"Hemerobiestufen", which illustrate the degree of naturalness of a surface area. The BKI
Kostenplaner of the Baukosteninformationszentrum, amongst others, is used to analyze the
economic factors. In order to assess social aspects, a special assessment method on the basis of
national and international discussions is developed and applied.
Apart from taking into account generally accepted ecological indicators, this study also attempts
to develop economic indicators as well as indicators for measuring social sustainability of
housing development concepts. By means of a working example the practicability of these
indicators is examined.
For assessing the degree of sustainability reached at the Ecological Housing Estate Flintenbreite
15 indicators are used. These are:
· The Total Material Requirement (TMR)
· The Accumulated Expenditure of Energy (KEA)
· The Global Warming Potential related to 100 years (GWP 100)
· Area consumption
· Water consumption
· Planning and implementation costs
· Costs of construction and production
· Costs of utilization including maintenance costs
· Costs of pulling down, disposal and restoration
· Average renting costs
· Age composition of the residents
· Income structure of the residents
· Unemployment rate of the residents
· Quota of women employed
· Possibilities of participation of the residents
For assessing and visualizing the several indicators, the COMPASS method (Companies' and
Sectors' Path to Sustainability), developed at the Wuppertal Institute, is applied.
Since the process of construction at the Ecological Housing Estate Flintenbreite has been delayed
as a result of the insolvencies of two of the developing companies, up to date only 26 of the
planned 119 housing units have been completed. Therefore, in order to obtain valuable results

the scientific approach had to be reduced in the course of this study. As the central elements of
the approach the building above ground and the sewage concept, which has been used on a larger
scale for the first time and which is based on a vacuum technique, are focused on. Apart from
savings in water (only 1 liter per flush), this trend-setting, integrated sewage concept takes into
account the utilization of nutrients and the energy content of excrements and biological waste.
For that purpose, the flows grey water (residues without excrements), black water (toilet
residues), rainwater and biological waste are dealt with separately within the whole concept.
Through the fermentation of biological waste and excrements, biogas is won which is then used
for power production in the housing estate's own cogeneration plant. Three filters (constructed
wetlands in the form of sand filters planted with reeds) are used for clearing the grey water.
Using hollows on the 4.9 hectare wide housing development area, rainwater can seep away
directly. The liquid manure remaining after anaerobic treatment is collected in a reservoir and
used for agricultural means. Thus, nutrient cycles can be completed.
Despite partly positive results it must be stated that these building measures, with regard to the
building above ground, do not make a valuable contribution as far as more sustainable building
is concerned. The sewage concept appears to be more apt to meet this requirement, although
optimizing steps have yet to follow.
Stakeholders from many different fields can take such steps in their respective discipline but also
with regard to the interdisciplinary perspective. The chance to act beyond the boundaries of
one's own discipline, the ability to communicate as a key to joint action as well as the ability to
see and open up new paths require new approaches and possibilities of acting. Thus, it is the duty
of private persons, functionaries and elected candidates alike to help ensure corresponding
education and qualification.
Apart from that, on the international level, it is essential to initiate a changed, honest and
consistent orientation of the rules of the WTO, the ILO and the UNEP without which a
sustainable development will continue to be a utopia.
And perhaps we may even have to go one step further and overcome an economy of interest and
compound interest, that is destroying resources, in order to be able to live the dream of a
sustainable economic system.
Key words:
· Sustainability
· Indicators
· Housing Estate

Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Kapitel 1
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
Einleitung
1
,,Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unseren menschlichen
Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns.
Jeder hat in erster Linie zwar die Folgen, auf die wir gerechnet , aber
in zweiter und dritter Linie hat er ganz andre, unvorhergesehene
Wirkungen, die nur zu oft jene Folgen wieder aufheben. ... So werden
wir bei jedem Schritt daran erinnert, dass wir keineswegs die Natur
beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie
jemand, der außer der Natur steht ­ sondern dass wir Fleisch und
Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehn, und dass unsre
ganze Herrschaft über sie darin besteht, im Vorzug zu allen andern
Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können."
Quelle: Dialektik der Natur (geschrieben 1873 bis 1883; einzelne Ergänzungen
wurden 1885/1886 verfasst) von Friedrich Engels (*28. Nov. 1820, Wuppertal-
Barmen - 5. Aug. 1895, London)
1 Einleitung
1.1 Begründung
des
Vorhabens
Seit der Vorlage des Abschlussberichtes ,,Our Common Future" der Brundtland-Kommission der
Vereinten Nationen im Jahr 1987 (Hauff 1987), spätestens aber seit der Konferenz für Umwelt
und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro im Jahr 1992 (UNCED 1992) ist die
Diskussion über eine nachhaltig zukunftsverträgliche Entwicklung
1
(engl. Sustainable
Development) fester Bestandteil der internationalen und nationalen politischen,
wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskussion. In der sog. Rio-Deklaration werden der
gemeinsame Wille und die gemeinsame Verantwortung zum Ausdruck gebracht, die Ressourcen
der Erde künftig so behutsam zu nutzen, dass alle Länder der Erde gerechte
Entwicklungschancen erhalten, die Entfaltungschancen zukünftiger Generationen aber nicht
geschmälert werden. Die Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales sind den Vereinten
Nationen nach gleichberechtigt im Kanon der nachhaltigen Entwicklungsbemühungen zu
berücksichtigen.
Angesichts der unterschiedlichen Auffassungen zur Nachhaltigkeit plädierte die Enquete-
Kommission ,Schutz des Menschen und der Umwelt' des 13. Deutschen Bundestages dafür, den
Nachhaltigkeitsbegriff als ,,regulative Idee" (Enquete-Kommission 1998, 28), d. h. ergebnisoffen
anzusehen. Ihr zur Folge ,,ergibt sich nämlich nicht nur das Problem, dass die gesellschaftlichen
Vorstellungen von nachhaltig zukunftsverträglicher Entwicklung sowohl zeit-, situations- als
auch kultur- und wissensabhängig sind. Darüber hinaus hängen die mit dem Leitbild
verbundenen Problemempfindungen und politischen Schwerpunktsetzungen vom jeweiligen
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungsstand ab. Eine für alle Gesellschaften
verbindliche Definition scheint deshalb ohne Aussicht auf Erfolg. Folglich kann auch nicht
vorgegeben werden, wie eine nachhaltig zukunftsverträgliche Gesellschaft oder eine nachhaltige
Wirtschaft konkret auszusehen hat" (Enquete-Kommission 1998, 28). Gleichwohl muss der
Nachhaltigkeitsbegriff operationalisiert werden, d. h. es müssen auf der globalen, der regionalen
und der kommunalen Ebene gemeinsam anzustrebende Ziele aufgestellt werden, die
Zwischenlösungen für die vielfältigen ökonomischen, ökologischen, demographischen, sozialen
und kulturellen Problemdimensionen bieten.
1
Eine Erläuterung des Begriffs Nachhaltige und Zukunftsfähige Entwicklung wird in Kap. 2 vorgenommen. In der
Folge wird nur der gängigere Begriff ,nachhaltig' verwendet, auch wenn er die in Kap. 2.3 ausgeführten
Unzulänglichkeiten aufweist.

Kapitel 1
Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Einleitung
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
2
Zu den größten Herausforderungen für die Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung gehört der
Sektor Bauen bzw. das Bedarfsfeld Wohnen, der bzw. das auf Grund seines hohen
Investitionsvolumens und Beschäftigungseffektes von zentraler wirtschaftlicher und sozialer
Bedeutung ist und darüber hinaus große ökologische Handlungspotentiale hinsichtlich des
Flächen- und Ressourcenverbrauchs sowie der treibhausfördernden Kohlendioxidemissionen
(CO
2
) aufweist. Demzufolge erfährt die Diskussion um nachhaltiges Bauen und Wohnen
national wie international eine hohe Aufmerksamkeit. Allerorten finden Veranstaltungen und
Diskussionen statt, die sich um eine Problemkonkretisierung und die Erarbeitung von
Lösungskonzepten bis hin zur Umsetzung von Positivbeispielen bemühen. Vieles ist bereits
geschehen bzw. initiiert worden, aber erreichen die Vorhaben auch die jeweils formulierten
Ziele, z. B. eine Energieeinsparung, kostengünstiges Bauen etc.? Und selbst wenn die gesteckten
Ziele erreicht werden, stellt sich die Frage, ob sie weitreichend genug sind und dem Leitbild
einer nachhaltigen Entwicklung in allen Dimensionen gerecht werden.
Im Laufe der letzten Jahre hatte ich ausgiebig Gelegenheit, mich mit dieser Fragestellung
auseinander zu setzen. Es war mir möglich, mich auf nationalen und internationalen
Konferenzen sowohl mit akteursspezifischen als auch mit akteursübergreifenden Positionen zu
beschäftigen. Dabei handelte es sich häufig nicht um wissenschaftsorientierte Veranstaltungen,
sondern es wurden in erster Linie die Bedürfnisse, Ziele und Lösungsansätze von Politikern,
Verbandsvertretern, Unternehmern, Gewerkschaftern, Planern etc. zur Sprache gebracht, ohne
die wissenschaftliche Fundierung, so weit vorhanden, außer Acht zu lassen. Dabei habe ich
zunehmend den Eindruck gewonnen, dass sich von der Vielzahl ,nachhaltiger Projekte' nur
wenige in der Tat verdient gemacht haben. Nicht selten verbirgt sich hinter so genannten
nachhaltigen Innovationen ein Etikettenschwindel, bei dem mehr Marketinggesichtspunkte als
,ehrlicher' Handlungswille im Vordergrund stehen. Werden mittlerweile neben den
wirtschaftlichen auch ökologische Ziele benannt und nicht selten realisiert, fristen soziale
Aspekte, wie z. B. das generationenübergreifende, das barrierefreie Wohnen etc. zumeist noch
ein Schattendasein. Daneben ist eine Großzahl echter Bemühungen zu konstatieren, die aber
häufig den Zielkorridor einer nachhaltigen Entwicklung verlassen, weil z.
B. die
Beurteilungsgrundlage unvollständig und/oder fehlerhaft oder die Zielsetzung von vorneherein
unrealistisch war. Insgesamt lässt sich feststellen, dass häufig nur einige Teilaspekte wirklich
umgesetzt und andere teilweise oder gänzlich vernachlässigt werden, auch wenn die einheitliche
Zielsetzung der Projekte darin bestand, die natürliche Lebensgrundlage zu schonen, rentabel zu
wirtschaften und das Vorhaben sozialverträglich umzusetzen.
Noch heute wird nachhaltiges Bauen vielfach mit ökologischem Bauen gleichgesetzt. Diese
verkürzte Sichtweise wird zunehmend als unzureichend identifiziert. Zum einen beklagen
Wirtschaftsvertreter die mangelhafte Wirtschaftlichkeit offerierter Lösungen und zum anderen
gewinnen die an menschlichen Bedürfnissen orientierten dargebotenen Lösungen einen immer
höheren Stellenwert in den geführten Diskussionen, wenn auch bisher nur vereinzelt, so doch
stetig wachsend.
Eine umfassende Beurteilung der Nachhaltigkeit von Siedlungsstrukturen endet folglich nicht an
der Wohnungstüre, sondern berücksichtigt auch Verkehrsinfrastrukturen, Möglichkeiten der
Freizeitgestaltung, Zugänge zu Bildungsorten etc. Wenn nachhaltiges Bauen konsequent
umgesetzt werden soll, müssen auf Grund der Akteursvielfalt interdisziplinäre Lösungen
gefunden werden, die den unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. Dazu bedarf es in
erster Linie einer Bereitschaft und Befähigung zur Kommunikation, die es zu fördern und zu
unterstützen gilt. Es lassen sich viele positive Beispiele der Kommunikation und Kooperation
anführen: Durch das Verlassen des oft nur kurzfristig bequemeren konventionellen Weges oder
durch einen aufgeklärten Blick in die Vergangenheit können Wege beschritten werden, die nicht
nur sorgsam mit dem Naturhaushalt umgehen und dem Menschen nützlich sind, sondern sich
auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten durchaus rentabel darstellen.

Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Kapitel 1
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
Einleitung
3
Die zentralen Fragen dieser Arbeit sind demzufolge:
·
Inwieweit ist die gegenwärtige Situation im Bereich Bauen und Wohnen mit den Zielen
einer nachhaltigen Entwicklung vereinbar?
·
Welche Akteure und Instrumente zur Analyse, zur Umsetzung, zum Management und
zur Evaluation der durchgeführten Schritte und Maßnahmen sind geeignet, um sich den
teilweise gesetzten, aber sicherlich weiterhin zu präzisierenden Zielen zu nähern?
1.2 Zielsetzung der Arbeit und forschungsleitende Hypothesen
Auch wenn im Laufe der letzten Jahre die Forderung nach einer Operationalisierung von
Nachhaltigkeitsstrategien immer lauter wurde und mit immer häufiger anzutreffenden sog. ,best-
practice'-Beispielen dieser vermeintlich auch nachgekommen wird, fehlt eine gründlich
formulierte Problem- und Fragestellung, woran sich diese ,best-practice'-Beispiele erkennen und
messen lassen. Um so dringlicher muss dieses Defizit behoben werden. Dieses versucht die
vorliegende Arbeit im Folgenden zu beherzigen.
Unter dem Begriff ,Nachhaltiges Bauen und Wohnen' existiert eine Fülle von Ansätzen wie z. B.
das kostengünstige, sozialverträgliche und flächensparende Bauen, die energieoptimierte
Passivhausbauweise, die Verwendung klima- und ressourcenschonender Baustoffe, die
Berücksichtigung baubiologischer Kriterien, die Integration passiver und aktiver
Solarenergienutzung, die Verwendung von Wasserspartechnologien, sowie unternehmerische
Dienstleistungsangebote wie Umzugsmanagement, Facilitymanagement
etc. Diese
unterschiedlichen Ansätze beleuchten jedoch zumeist nur einzelne Aspekte der
Nachhaltigkeitsdebatte, ohne die Wechselwirkungen mit den anderen Dimensionen zu
berücksichtigen. Häufig mangelt es auch an Messgrößen (Indikatoren), die verlässlich Auskunft
über den Zielerreichungsgrad des Vorhabens geben können. Während auf globaler, nationaler,
regionaler und kommunaler Ebene Indikatorensysteme zur Messung des
Nachhaltigkeitsfortschritts entwickelt wurden (vgl. Kap. 4.1), fehlen solche bei der Beurteilung
auf der Siedlungsebene. Eine Ebene darunter, also z. B. auf ein Gebäude bezogen, existieren
wieder Indikatoren, die zumindest für die ökologischen und ökonomischen Aspekte zunehmend
verwendet und dokumentiert werden.
Neben der grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem Handlungsfeld Bauen und Wohnen vor
dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung stellt das spezifische offene Forschungsfeld der
Nachhaltigkeitsbeurteilung auf der Siedlungsebene im Zusammenspiel mit der Messung der
unterschiedlichen Dimensionen einen gewichtigen Bestandteil dieser Arbeit dar. Um dieser
thematischen Auseinandersetzung einen möglichst hohen Praxisbezug zu verleihen, erfolgt die
Untersuchung am Beispiel der Ökologischen Wohnsiedlung Flintenbreite in Lübeck
(vgl. Kap. 6).
Vor dem oben geschilderten Hintergrund werden die als innovativ dargestellten Elemente des
Siedlungskonzeptes der Ökologischen Wohnsiedlung Flintenbreite identifiziert, um diese
hinsichtlich ihres Beitrages zu einer nachhaltigen Entwicklung quantitativ und qualitativ zu
untersuchen. Die vorliegende Arbeit unternimmt ausdrücklich nicht den Versuch, das gesamte
Siedlungsvorhaben mit anderen, z. B. konventionellen Bauvorhaben, hinsichtlich eines gewählten
Indikatorensatzes zu vergleichen. Vielmehr sollen wesentliche Elemente herausgegriffen
werden, die dann einer konkreten Überprüfung mit Hilfe der ausgewählten Indikatoren
(vgl. Kapitel 4.5) unterzogen werden. Der Schwerpunkt der Betrachtung in der vorliegenden
Arbeit liegt zum einen im Bereich des Hochbaus und zum anderen in dem Bereich des
integrierten Abwassermanagements, da auf der ökologischen Ebene der aktuellen
Nachhaltigkeitsdiskussion zum einen die Emissionen und Schadstoffe als sog. Outputs und zum
anderen die Ressourcenbeanspruchung an Rohstoffen, Wasser und Fläche als sog. Inputs
prioritär diskutiert werden. Eine umfassende Bearbeitung der gesellschafts- und

Kapitel 1
Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Einleitung
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
4
wirtschaftswissenschaftlichen Aspekte des Themas kann diese Arbeit jedoch nur bedingt leisten.
Ziel ist es vielmehr, die vielschichtigen Zusammenhänge darzustellen, um so den
unentbehrlichen Blick für das Ganzheitliche, d.h. unter Berücksichtigung aller Dimensionen und
Akteure, und das Lebenszyklusweite, von der Wiege bis zur Bahre, zu schärfen.
Es wird versucht, Wechselwirkungen zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen
Belangen zu erkennen, auszuweisen und zu bewerten. So können z. B. ökologisch sinnvolle
Maßnahmen, die unter Umständen auch noch wirtschaftlich sind, unter sozialen Gesichtspunkten
durchaus fragwürdig sein. Genannt sei an dieser Stelle das Ultraniedrigenergiehaus (ugs.
Passivhaus), das einen deutlichen Beitrag zur Energieeinsparung durch einen sehr geringen
Heizwärmebedarf (<15 kWh/m
2
a) aufweist und, abhängig von der Höhe der aktuellen
Energiepreise, auch noch durchaus wirtschaftlich sein kann. Darüber hinaus bringt es für die
Bewohner eine deutliche Steigerung der Behaglichkeit durch eine Reduzierung der `Zugluft' mit
sich. Dennoch gibt es immer wieder Äußerungen von Menschen, die sich vehement gegen dieses
Konzept aussprechen, da sie ein gewisses Geräuschumfeld für das eigene Wohlbefinden
benötigen und einfordern und dieses den Passivhäusern absprechen. Bei einer
lebenszyklusweiten Betrachtung ist darauf zu achten, dass sich scheinbare mögliche Vorteile
nicht im Nachhinein als nachteilig herausstellen. So darf z. B. die Einsparung von Heizenergie in
der Nutzungsphase von Gebäuden nicht erkauft werden, indem zur Produktion der
Dämmmaterialien mehr Energie eingesetzt werden muss, als sie während ihrer Lebensdauer
wieder einsparen können. Eine aussagekräftige Bewertung liegt also nur dann vor, wenn sie ,,von
der Wiege bis zur Bahre bzw. Wiege" (Schmidt-Bleek 1994b) bilanziert.
Der analytischen Betrachtung des gegenwärtigen Standes des Bauens und Wohnens am Beispiel
der Ökologischen Wohnsiedlung Flintenbreite liegt die Absicht zu Grunde, die folgenden
zentralen Hypothesen dieser Arbeit zu verifizieren:
1. Es reicht nicht aus, die technischen Aspekte zu perfektionieren, um den Anforderungen
an ein nachhaltiges Bauen zu genügen.
2. Eine soziale, das Psychisch-emotionale einschließende, Dimension bleibt in der
Diskussion um nachhaltiges Bauen und Wohnen oft zu wenig berücksichtigt, da sie zum
einen schwer zu beschreiben und zu quantifizieren ist und ihr zum anderen in unserer
Gesellschaft nur eine untergeordnete Rolle zugeschrieben wird.
3. Die Möglichkeit der Beteiligung von Nutzern und Bewohnern bei Planung und Nutzung
sowie das Herstellen von Verantwortlichkeiten durch deren zielgerichtete Einbindung
hat einen relevanten Einfluss auf ein nachhaltiges Konsumverhalten.
4. Die Sicherung der Qualität bei der Planung und Ausführung des nachhaltigen Bauens
erfordert den Aufbau einer intensiven Kommunikation zwischen den beteiligten
Akteuren.
5. Nachhaltiges Bauen und Wohnen bedarf nicht nur der Veränderungen der
wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, sondern erwächst auch aus der
Summe kleinteiliger Veränderungen.
Zu diesem Zweck werden unterschiedliche Bewertungskonzepte verwendet, die den genannten
Anforderungen an Ganzheitlichkeit und Lebenszyklusweite genügen. Die einzelnen Konzepte
werden in den späteren Kapiteln ausführlich vorgestellt. Zur Bewertung der ökologischen
Sachverhalte dienen das MIPS-Konzept (Material Input pro Serviceeinheit) des Wuppertal
Institutes für Klima, Umwelt und Energie sowie das Modell GaBi (Ganzheitliche Bilanzierung)
des Institutes für Kunststoffkunde und Kunststoffprüfung der Universität Stuttgart. Die
ökonomischen Belange werden u. a. mit Hilfe des BKI Kostenplaners analysiert. Zur Beurteilung
der sozialen Elemente wird ein eigenes Untersuchungsraster auf der Grundlage nationaler und
internationaler Diskussionen entwickelt und angewendet. Da meiner Kenntnis bis zum heutigen
Tage keine einheitlichen Indikatoren zur Berücksichtigung der Sozialverträglichkeit von

Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Kapitel 1
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
Einleitung
5
Siedlungskonzepten entwickelt wurden, wird anhand dieses konkreten Beispiels der Versuch
unternommen, einen Indikatorensatz für die soziale Dimension zu erstellen und auf seine
Praxistauglichkeit hin zu überprüfen.
Zur Beurteilung des Zielerreichungsgrades der Nachhaltigkeit der Ökologischen Wohnsiedlung
Flintenbreite werden 15 Indikatoren, die in Kapitel 4.5 eingehender vorgestellt werden,
verwendet:
·
Der Total Material Requirement (TMR)
·
Der kumulierte Energieaufwand (KEA)
·
Das Global Warming Potential bezogen auf 100 Jahre (GWP 100)
·
Die Flächennutzung
·
Der Wasserverbrauch
·
Die Planungs- und Durchführungskosten
·
Die Errichtungs- oder Herstellungskosten
·
Die Nutzungskosten inkl. der Instandhaltungs- und Wartungskosten
·
Die Rückbaukosten
·
Der Mietspiegel
·
Die Altersstruktur der Einwohner
·
Die Einkommensstruktur der Einwohner
·
Die Arbeitslosenrate der Einwohner
·
Der Anteil erwerbstätiger Frauen
·
Die Partizipation der Bewohner
Obwohl diese Dissertation eine Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis aufweist, werden zu
guter Letzt keine Pauschalrezepte nachhaltigen Bauens aufgestellt. Vielmehr werden Grundsätze
nachhaltigen Bauens und Wohnens skizziert, die im besten Falle
·
Planer dazu animieren, in dargestellter Art und Weise eigene nachhaltige Ansätze zu
entwerfen und umzusetzen,
·
Bauträger und andere Unternehmen der Bauwirtschaft davon überzeugen, neue Wege
nachhaltigen Planens, Bauens und Betreibens als betriebswirtschaftliche Chance zu
sehen,
·
Kommunen und Städte dazu bewegen, ihrer Verantwortlichkeit im Sinne einer
nachhaltigen Entwicklung nachzukommen und ihren Handlungsspielraum nicht durch
kurzsichtige Verkäufe eigener Flächen immer weiter einzuschränken, sondern im
Gegenteil mit gutem Vorbild voranzuschreiten und die ihnen gegebenen
Handlungsspielräume, z. B. im Planungsrecht, gänzlich auszuschöpfen,
·
die für die Aus- und Weiterbildung Zuständigen motivieren, die notwendigen Standards
in die Schulungen einfließen zu lassen und ggf. dafür neue unkonventionelle Bündnisse
zu schmieden und
·
Trägern von Forschungsvorhaben deutlich macht, dass neben eindimensional
fokussierten Förderprogrammen, z.
B. der Heizenergieeinsparung, Aspekte der
Partizipation und Kommunikation mehr als bisher zu unterstützen sind, damit die
entsprechenden Quartiersqualitäten und Qualitätsstandards nicht nur auf dem Papier
erreicht werden.
Wenn diese Arbeit dazu beitragen kann, den Blick ,über den akteurseigenen Tellerrand hinaus'
zu schärfen, und ggf. als Kommunikationsgrundlage dienen kann, dann betrachte ich die
investierte Zeit als sinnvoll verwendet.

Kapitel 1
Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Einleitung
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
6
Bewusst ist kein rein pragmatischer Ansatz gewählt worden, der sich etwa nur an der
Verfügbarkeit von Daten orientiert hat. In dieser Arbeit wurde eher versucht, einen
anspruchsvollen Indikatorenrahmen zu definieren, der den Ansprüchen einer
lebenszyklusweiten, akteursübergreifenden sowie dimensionsübergreifenden Analyse gerecht
wird. Angesichts der lückenhaften Diskussion konnte für einige Indikatoren im Rahmen der zur
Verfügung stehenden Zeit keine zufrieden stellende Datenbasis ermittelt werden, teilweise
mangelt es hinsichtlich einer vergleichenden Bewertung an Referenzdatensätzen. Darüber hinaus
erschwerte das verzögerte Baugeschehen in der Ökologischen Wohnsiedlung Flintenbreite die
Datenerhebung, so dass das vorliegende Thema mit Sicherheit in seiner Komplexität nicht
gänzlich erfasst und bearbeitet werden konnte. Dennoch scheint mir die Auseinandersetzung mit
dieser Thematik zwingend und lohnenswert. Denn nur der konstruktive fachübergreifende
Diskurs wird es uns hoffentlich eines Tages ermöglichen, der von Bertolt Brecht beschriebenen
Lebensweise Einhalt zu gebieten:
,,Sie sägten die Äste ab, auf denen sie saßen und schrien sich zu ihre
Erfahrungen wie man schneller sägen konnte, und fuhren mit Krachen
in die Tiefe, und die ihnen zusahen schüttelten die Köpfe beim Sägen
und sägten weiter."
Bertold Brecht
1.3 Gliederung der Arbeit
Um die ausgeführten Ziele zu erreichen, wird in Kapitel 2 der globale, nationale und
sektorenspezifische Handlungsrahmen für eine nachhaltige Entwicklung beschrieben. Für diese
unterschiedlichen Betrachtungsebenen wird jeweils eine differenzierte Darstellung der aktuellen
ökologischen, ökonomischen und sozialen Situation vorgenommen. Mit Hilfe dieser Darstellung
soll das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung weiter konkretisiert, die zu beachtenden
Rahmenbedingungen ausgeführt sowie die prioritären Handlungsfelder zur Operationalisierung
benannt werden.
In Kapitel 3 erfolgt eine ausführlichere Betrachtung des Themenfeldes der nachhaltigen
Stadtentwicklung mit dem Schwerpunkt auf den Bereich Bauen und Wohnen. Dieses Kapitel soll
dazu beitragen, die zentrale Betrachtungseinheit der vorliegenden Arbeit, die Siedlungs- oder
präziser Quartiersebene, im Kontext einer städtischen Entwicklung darzulegen. Aus der
Beschreibung gegenwärtiger stadtentwicklungsrelevanter Trends und gesetzlicher
Rahmenbedingungen sollen Handlungszwänge und -chancen einer nachhaltigen
Quartiersentwicklung aufgezeigt werden.
Basierend auf den Analysen der vorangegangenen Kapitel, stellt Kapitel 4 unterschiedliche
Initiativen vor, die sich um die Operationalisierung einer nachhaltigen Entwicklung mittels
Indikatoren bemühen. Abgeleitet aus diesen Initiativen und um eigene Indikatoren erweitert,
wird ein Indikatorensatz bestehend aus 21 Indikatoren entwickelt. Diese 21 Indikatoren,
bestehend aus jeweils sieben ökologischen, ökonomischen und sozialen Indikatoren, sollen die
unterschiedlichen Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung auf der Ebene einer
Wohnsiedlung abdecken.
In Kapitel 5 wird eine geeigneten Methodik dargestellt, die zur Bewertung, Beurteilung,
Optimierung und Vermittlung indikatorengestützter Analysen herangezogen werden kann. Die
sogenannte COMPASS-Methodik bedient sich dazu eines einfachen Bewertungsschemas nach
dem Schulnotenprinzip und der visualisierten Darstellung anhand einer Beampelung mit den
Farben rot, gelb und grün, die den Grad der Handlungsnotwendigkeiten aufzeigen. Um diese
Methodik möglichst vielen Akteuren zugänglich zu machen, wurde im Rahmen dieser Arbeit

Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Kapitel 1
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
Einleitung
7
auch ein Microsoft
®
Excel-gestütztes EDV-Werkzeug entwickelt, welches Bestandteil der
beiliegenden CD ist.
In Kapitel 6 wird dieser Indikatorensatz an einem Beispiel auf seine Praktikabilität und
Aussagekraft hin überprüft. Dazu wird zunächst die Ökologische Wohnsiedlung Flintenbreite
detailliert dargestellt und analysiert. Daran anschließend wird die Siedlung anhand des erstellten
Indikatorensatzes einer Nachhaltigkeitsbetrachtung unterzogen.
In Kapitel 7 werden die Ergebnisse anschaulich und umfassend dokumentiert. Aus den
Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, welche Indikatoren auf der Ebene von Wohnsiedlungen
aussagekräftig und praxisnah verwendet werden können und welche den Praxistest nicht
bestanden haben.
Die Arbeit schließt mit Kapitel
8, das die vorher erzielten Ergebnisse als Fazit in
akteursspezifische Handlungsempfehlungen und Optimierungspotentiale überführen wird. In
einem Ausblick werden Aussagen für notwendige Schritte zur Forcierung der
Nachhaltigkeitsbestrebungen im Sektor Bauen und Wohnen getroffen.


Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Kapitel 2
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
Nachhaltige Entwicklung
9
,,Wir brauchen nicht so fortzuleben wie wir gestern
gelebt haben. Macht euch nur von dieser Anschauung
los, und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem
Leben ein."
Quelle: Christian Morgenstern
2 Nachhaltige
Entwicklung
2.1 Einführung
Vor dem Hintergrund sich weltweit zuspitzender ökologischer, sozialer und ökonomischer
Probleme (vgl. Kap. 2.2.1 bis 2.2.4) ist im Laufe der letzten Jahrzehnte eine Debatte zu der Frage
in Gang gekommen, welches die Leitlinien einer nachhaltigen Entwicklung
2
unserer Umwelt,
Wirtschaft und Gesellschaft sein könnten. Eine nachhaltige Entwicklung wurde erstmalig 1987
von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED)
3
charakterisiert als ,,das
Handeln, das die Bedürfnisse heutiger Generationen befriedigt, ohne die Befriedigung der
Bedürfnisse kommender Generationen zu gefährden" (Hauff 1987). Zur Sicherung der
Lebensgrundlagen heutiger und künftiger Generationen ist eine nachhaltige Entwicklung in Nord
und Süd notwendige Voraussetzung. Somit kann die Frage der Verteilungsgerechtigkeit als
Ursprung der Nachhaltigkeitsdiskussion bezeichnet werden.
In der auf der Weltkonferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio
de Janeiro
4
verabschiedeten Agenda 21, dem Aktionsprogramm der Vereinten Nationen für das
21. Jahrhundert
5
, wurde dieses Leitbild der nachhaltigen Entwicklung weiter konkretisiert. Der
Agenda 21 folgend, ist die weitere Entwicklung nur dann nachhaltig, wenn sie
·
dauerhaft umweltgerecht,
·
sozial verträglich und
·
wirtschaftlich tragfähig ist sowie
·
die gesellschaftlich wichtigen Gruppen beteiligt.
Zur Veranschaulichung lassen sich diese Anforderungen als die sog. drei Dimensionen
(Ökologie, Ökonomie und Soziales) der Nachhaltigkeit darstellen und werden dann als Dreieck
der Nachhaltigkeit bezeichnet.
2
Vgl. den Bericht der (Enquete-Kommission 1993).
3
Nach der Vorsitzenden wird diese Kommission oft ,Brundtland-Kommission' genannt, die auch den nachfolgend
genannten Brundtland-Bericht erstellt hat (WECD 1987).
4
http://www.un.org/esa/sustdev/
5
http://www.un.org/esa/sustdev/agenda21.htm

Kapitel 2
Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Nachhaltige Entwicklung
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
10
Soziales
(Gesellschaft)
Ökonomie
Ökologie
Abbildung 1: Die drei Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung.
Mit der Agenda 21 hat die UN-Konferenz von Rio Leitlinien festgelegt, wie die globale
Entwicklung im 21. Jahrhundert international, national, regional und lokal auf eine tragfähige
Basis gestellt werden kann. In vierzig Einzelkapiteln werden sieben sektorenübergreifende (z. B.
Armutsbekämpfung) und vierzehn sektorenspezifische Themen (z.
B. Bekämpfung der
Entwaldung) angesprochen. Im Einzelnen werden die Rollen gesellschaftlich relevanter Gruppen
für eine zukunftsverträgliche Entwicklung und die Möglichkeiten der Umsetzung der Agenda im
nationalen und internationalen Raum thematisiert.
Zu den wichtigen Beschlüssen der Rio-Konferenz 1992 gehören neben der Rio-Deklaration
6
und
der Agenda 21 (s. o.) die Klimarahmenkonvention
7
, die Konvention zum Schutz der biologischen
Vielfalt
8
, die Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung
9
und die
Waldgrundsatzerklärung
10
.
Bevor in Kapitel 2.3 die verschiedenen Ebenen der Diskussion um die Operationalisierung des
Leitbildes, die bisherigen Erkenntnisse und Kontroversen der Diskussion sowie die daraus
resultierenden Folgen dargestellt werden, gibt das nachfolgende Kapitel 2.2 einen Überblick über
die internationalen wie auch nationalen ökologischen, ökonomischen und sozialen
Rahmenbedingungen, die einer Operationalisierung zu Grunde liegen.
2.2 Allgemeiner Überblick zum Stand der ökologischen, ökonomischen und
sozialen Entwicklung
Auf den ersten Blick mag das nahezu einheitliche Bekenntnis der Weltstaatengemeinschaft zum
Leitbild der nachhaltigen Entwicklung bei dem einen oder anderen Verwunderung auslösen.
Eine genauere Analyse offenbart jedoch die Ernsthaftigkeit der Entscheidung zu Grunde
liegenden Handlungszwänge. Die Entwicklungsdisparitäten zwischen den ,reichen' Ländern des
Nordens und den ,armen' Ländern des Südens wurden immer offensichtlicher. Die
internationalen statistischen Ämter und öffentlichen Organisationen wie die Vereinten Nationen
wiesen immer häufiger auf die dramatischen Weltarmutsberichte hin. Steigende
6
http://www.un.org/documents/
7
http://www.unfccc.int/
8
http://www.biodiv.org/
9
http://unccd.org/main.php
10
http://www.un.org/documents/

Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Kapitel 2
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
Nachhaltige Entwicklung
11
Bevölkerungszahlen und die zunehmende Nahrungsmittelunterversorgung, z. B. in vielen Teilen
Afrikas, führten zu immer wieder neuen, erschreckenden Todesnachrichten. Die Häufigkeit und
das Ausmaß der Unterversorgung und Todesfälle stellten sich in bis dahin nicht gekanntem
Maße dar. Immer deutlicher wurde auch die Abhängigkeit der Länder der Südens z. B. von den
Düngemitteln der Industrienationen. In einem verstärkten Düngemitteleinsatz sahen und sehen
sie teilweise auch noch heute eine (Teil-)Lösung ihrer Nahrungsmittelprobleme. Diese
Sichtweise wurde und wird von den meisten Industrieländern zum Wohle der eigenen
Exportwirtschaft gefördert, mutmaßlich auf Grund der zwingenden Produktionsspirale der
gängigen Wirtschaftsordnung mit ihrem umwelt- und gesellschaftszerstörenden Zins- und
Zinseszinssystem (vgl. Kap. 8.3).
Bereits 14 Jahre vor dem Brundtland-Bericht an die Vereinten Nationen (vgl. Kap. 2.1) wies der
Bericht an den Club of Rome (Meadows et al. 1973) in den 70er Jahren auf die in Zukunft zu
erwartenden, entwicklungsbegrenzenden Ressourcenengpässe hin. Diese Sichtweise wurde in
den achtziger und beginnenden neunziger Jahren auf Grund neuer Modelle von der Erkenntnis
der begrenzten Belastungsfähigkeit der Umwelt abgelöst (Meadows et al. 1992). Über die
ökologischen Aspekte hinaus wurden auch in ökonomischer und sozialer Hinsicht die
Unzulänglichkeiten der (Welt-)Entwicklung immer offensichtlicher. Trotz immenser weltweiter
Anstrengungen seit der Rio-Konferenz, sind immer noch, und teilweise noch drastischere,
alarmierende Signale nicht zu übersehen, die auf eine nicht nachhaltige Entwicklung hindeuten.
Die nachfolgenden Abschnitte sollen die oben angesprochenen Themen vertiefen, wobei ein
Schwerpunkt auf die Themen gelegt wird die, wie z. B. die Flächennutzung, für den Bereich
Bauen und Wohnen eine besondere Relevanz besitzen.
2.2.1 Aspekte
internationaler
ökologischer Entwicklung
Weltweit schätzt die Uno-Umweltbehörde UNEP die von Verödung bedrohten Gebiete auf
insgesamt 3,6 Milliarden Hektar in mehr als 110 Staaten der Erde. Das entspricht der 3,5-fachen
Fläche Europas oder knapp einem Viertel der globalen Landmasse. Trockenheit und
Wüstenbildung bedrohen das Leben von über 1,2 Milliarden Menschen, wovon etwa ein Fünftel
unmittelbar von der Bodenvernichtung betroffen ist. Nach Schätzungen der Uno-Organisation
für Ernährung und Landwirtschaft gehen jährlich fünf bis sieben Millionen Hektar Acker- und
Weideland infolge von Erosion und Auslaugung unwiederbringlich verloren. Nach Angaben des
Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung sind allein zwischen 1981 und 1995 rund
580.000 Quadratkilometer Afrikas zu Staub zerfallen. Das entspricht einem Landverlust von
rund 100 Quadratkilometern pro Tag. Auf diese Weise geht in nur 8-9 Tagen eine Fläche von der
Größe Berlins verloren. Eine ähnliche Entwicklung ist in China zu beobachten, wo die Wüste
Gobi bis auf rund 100 Kilometer an die Hauptstadt Peking herangerückt ist und die Regierung
seit 2 Jahrzehnten verzweifelt versucht diesen Vormarsch der Wüste mit eigens eingerichteten
Baumpflanzungen zu stoppen. Dass diese Aktivitäten nicht unbedingt von Erfolg gekrönt sind,
belegt die viermalige Zunahme von Sandstürmen im Vergleich mit den fünfziger Jahren, die
heute über Peking eine Million Tonne Sand pro Jahr abladen.
Dass von diesem Phänomen nicht nur die Entwicklungsländer betroffen sind wird deutlich, wenn
man sich vor Augen hält, dass auch 12 % der europäischen Landmasse, insbesondere auf der
iberischen Halbinsel, als von Verödung bedroht gelten und damit vielfältige soziale und
wirtschaftliche Probleme absehbar seind (Bethge 2000).
2.2.1.1 Energienutzung und Kohlendioxidemissionen
Aus ökologischer Sicht wird in der internationalen Debatte vor allem der Ausstoß an
Kohlendioxid (CO
2
) als Treibergröße eines Weltklimawandels (Treibhauseffekt) thematisiert.
Zeugnis legen darüber die seit Rio regelmäßig stattfindenden Weltklimakonferenzen ab, auf

Kapitel 2
Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Nachhaltige Entwicklung
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
12
denen eine weltweite Umsetzung der Klimarahmenkonvention zur Reduzierung des CO
2
-
Ausstoßes abgestimmt werden soll.
11
Abbildung 2 zeigt, nach Regionen aufgeteilt, sehr anschaulich den Anstieg der weltweiten CO
2
-
Emissionen von 1971 bis 1998. Deutlich wird der Anteil mit über 50
% an den
Gesamtemissionen der OECD-Länder und die Zunahme der Emissionen in Asien und China.
Innerhalb der OECD-Staaten entfallen die größten Anteile an den weltweiten Emissionen mit
rd. 24 % auf die USA, gefolgt von Japan mit ca. 5 % und Deutschland mit 4 %.
**Asien ohne China
Abbildung 2: Entwicklung der weltweiten energiebedingten Kohlendioxidemissionen in Mt CO
2
von 1971 bis 1998 nach Regionen (International Energy Agency).
Eine Betrachtung der CO
2
-Emissionen pro Kopf zeigt die besondere Belastung durch die
Industrienationen. Im Gegensatz zum weltweiten Durchschnitt von 3,8 t pro Einwohner,
entfallen z. B. auf Luxemburg 27,5 t, die USA 19,8 t, Australien 16,4 t und Kanada 15,8 t.
Deutschland liegt mit 10,9 t zwar immer noch deutlich über dem Weltdurchschnitt, aber im
internationalen Vergleich nur an 9. Stelle.
Da die CO
2
-Emissionen hauptsächlich aus Verbrennungsprozessen von Energieträgern
resultieren, gelangt eine vergleichende Betrachtung des Primärenergieverbrauchs der 15
EU Länder folglich zu einem recht ähnlichen Ergebnis. Abbildung 3 zeigt, dass der deutsche
Primärenergieverbrauch pro Kopf im Vergleich mit den anderen Staaten der Europäischen Union
mit 6,83 % (167,06 Gigajoule) nur an 6. Stelle liegt. Spitzenreiter ist auch hier Luxemburg mit
13,98 %, gefolgt von Belgien mit 9,27 %. Das Schlusslicht bildet Portugal mit 3,31 %.
11
Fundierte Grundlagen zum Klimawandel sind z. B. über das 1988 gegründete Intergovernmental Panel on Climate
Change (IPCC; http://www.ipcc.ch/pub/spm22-01.pdf) bzw. über die Homepage zur Klimarahmenkonvention der
Vereinten Nationen (UNFCCC; http://www.unfccc.de/index.html) erhältlich. Bisher haben weltweit 186 Staaten
die Klimarahmenkonvention (http://www.unfccc.int/resource/conv/index.html) der Vereinten Nationen ratifiziert.

Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Kapitel 2
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
Nachhaltige Entwicklung
13
Abbildung 3: Prozentuale Verteilung des Primärenergieverbrauchs pro Kopf in den 15
EU Staaten im Jahr 1998 (eigene Darstellung nach http://www.strom.de/sw_ld102.htm).
Trotz erheblicher Anstrengungen Energie effizienter zu nutzen ist der Verbrauch kaum
gesunken. Die Europäische Umweltbehörde (EEA) berichtete 1995, dass sich die
Produktionsprozesseffizienz im Zeitraum von 1970 bis 1990 verbessert habe: Sowohl die
Energieintensität (20
%) als auch die Materialintensität (50
%) hatten in allen zwölf
Mitgliedsstaaten abgenommen (EEA 1995). Diese Entwicklung war auf einen Strukturwandel
von energieintensiver Schwerindustrie zu weniger verbrauchsstarken Industriezweigen wie
Montage und Dienstleistung zurückzuführen. Ähnliches galt für die neuen Mitgliedsstaaten, die
auch einen Modernisierungsprozess mit effizienterem Rohstoff- und Energieverbrauch und
höherem Mehrwert eingeleitet hatten. Dennoch sind diese Bemühungen hinsichtlich eines
schonenderen Umgangs mit den Energieressourcen und damit eines reduzierten CO
2
-Ausstoßes
bisher nahezu wirkungslos geblieben (vgl. Abbildung 4).
Abbildung 4: Entwicklung des Weltenergieverbrauchs in Mtoe
12
von 1971 bis 1998
(International Energy Agency), ** Asien ohne China.
12
Mtoe: Millions of tons of oil equivalent; 1 Mtoe entspricht 41.868 PJ
9,27%
7,84%
6,68%
3,87%
6,45%
13,98%
8,01%
5,00%
3,31%
7,96%
4,45%
6,83%
4,84%
5,39%
6,13%
Belgien
Dänemark
Deutschland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Großbritannien
Irland
Italien
Luxemburg
Niederlande
Österreich
Portugal
Schweden
Spanien

Kapitel 2
Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Nachhaltige Entwicklung
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
14
Als Erfolg muss schon gewertet werden, dass trotz eines weltweit gestiegenen
Energieverbrauchs einige Emissionen teilweise deutlich reduziert werden konnten und die CO
2
-
Emissionen der 15 EU-Staaten zumindest leicht zurück gingen (vgl. Abbildung 5). Damit ist die
EU für das Jahr 2000 gerade noch im Soll ihrer Beschlüsse des gemeinsamen Umwelt- und
Energierates vom 29.10.1990 und 13.12.1991 sowie des Umweltrates vom 15.12.1994 und
9.3.1995. Damals haben die Mitgliedsstaaten der EU sich verpflichtet, die CO
2
-Emissionen der
Gemeinschaft bis zum Jahr 2000 unter Anwendung von ,burden sharing' (unterschiedliche Sätze
entsprechend der Leistungsfähigkeit der einzelnen Staaten) auf dem Stand von 1990 zu
stabilisieren und danach deutlich zu vermindern. Weitere deutliche Erfolge in Richtung einer
Verminderung sind bisher jedoch nicht erkennbar.
Abbildung 5: Entwicklung der Emissionen in der Europäischen Union von 1990 bis 1998, ohne
Kohlendioxid (eigene Berechnung nach Angaben der UNFCCC).
Die Mitgliedsstaaten der EU vereinbarten im Ministerbeschluss vom 03. März 1997 als
Verhandlungsziel für das in Kioto 1997 zu verhandelnde Klimaschutzprotokoll, alle entwickelten
Industrieländer zur Reduktion der drei wichtigsten Treibhausgase Kohlendioxid, Distickstoffoxid
und Methan um 15 % bis zum Jahr 2010 gegenüber 1990 zu verpflichten. Die EU-
Umweltminister haben sich zunächst über eine Aufteilung von Emissionsreduzierungen auf die
einzelnen Mitgliedsstaaten geeinigt. Dadurch wird eine Gesamtminderung von 10 % erreicht, die
Minderung der restlichen 5 % bleibt noch zu klären.
2.2.1.2 Der
globale
Ressourceneinsatz
War Anfang der 90er Jahre die umweltwissenschaftliche Diskussion noch sehr stark von einer
Ausrichtung auf die Emissionen geprägt, gewannen in der Folge die Aspekte des vorsorgenden
Umweltschutzes und damit einer inputseitigen Betrachtung (vgl. Kap. 4.4.2) zunehmend an
Bedeutung. Es setzte sich zunehmend die Erkenntniss durch, dass ein dem
Nachhaltigkeitsprinzip verpflichtetes Wirtschaften einen möglichst schonenden Umgang mit der
Natur und ihren Ressourcen verlangt, damit auch den nachfolgenden Generationen noch eine
intakte Umwelt zur Verfügung steht. Die Inanspruchnahme der Umwelt lässt sich über die
3.100.000
3.150.000
3.200.000
3.250.000
3.300.000
3.350.000
3.400.000
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
G
iga
gr
am
m
CO2
CO
2

Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Kapitel 2
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
Nachhaltige Entwicklung
15
natürlichen Einsatzfaktoren wie Rohstoffverbrauch, Energieverbrauch und die Art und Intensität
der Bodennutzung messen. Die Entwicklung von Menge und Produktivität der Einsatzfaktoren
zeigt allerdings nur, ob und inwieweit ein schonender Umgang mit dem jeweiligen Faktor
stattfindet. Dieser Indikator erlaubt jedoch keine Aussage darüber, in welchem Umfang das Ziel
der ökologischen Nachhaltigkeit erreicht wurde.
Eine Studie (Adriaanse et al. 1997) für vier entwickelte Industrieländer ­ die USA, Japan,
Deutschland und die Niederlande ­ zeigt folgenden Trend auf: Um beim heutigen Stand der
Technik ihre Güter und Dienstleistungen bereitstellen zu können, betreiben diese Länder einen
jährlichen Pro-Kopf-Materialaufwand von 45 bis 85 Tonnen an Primärmaterial, die Nutzung von
Luft und Wasser ausgeschlossen (vgl. Abbildung 6). Diese Zahlen geben das immense Ausmaß
von Rohstoffabbau, Landschaftsveränderung, Bodenerosion sowie des direkten Verbrauchs an
natürlichen Stoffen für die Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Niveaus der
volkswirtschaftlichen Aktivität und des Lebensstandards wieder.
Abbildung 6: Globaler Materialaufwand (TMR) (Adriaanse et al. 1997).
Anhand der Abbildung lässt sich ablesen, dass diese vier Industriestaaten gegen Ende der 80er
Jahre begannen, Ökoeffizienzstrategien in ihre Wirtschaftsweise zu integrieren und somit den
Naturverbrauch bei gleich bleibender oder sogar zunehmender Wertschöpfung zu reduzieren.
Neuere Abschätzungen scheinen jedoch auf eine erneute Kopplung von Ressourcenverbrauch
und Wirtschaftswachstum hinzudeuten. Dieser Effekt wird um so deutlicher, wenn bei der
Bewertung der Materialintensitäten dieser Volkswirtschaften die so genannten ,,ökologischen
Rucksäcke" als Teil des globalen Materialaufwands (TMR = Total Material Requirement)
mitberücksichtigt werden. Dabei geht es nicht um direkt zugeführte Stoffe, den so genannten
direkten Materialinput wie z. B. Rundholz für Sägewerke oder das von Raffinerien eingesetzte
Rohöl. Der TMR bezieht zusätzlich Aufbereitungsabfälle und verlagerte Massen mit ein.
Hierunter fallen sowohl Stoffe die zusammen mit den gewünschten Ressourcen aus der Umwelt
entnommen werden um die wirtschaftlich verwertbaren Materialien zu gewinnen (z. B. der nicht
verwertbare Anteil, der bei der Konzentration von Eisenerzen anfällt), als auch z.B. das zur
0
20
40
60
80
100
120
1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994
To
nn
e
n
pr
o K
o
pf
USA
NL
D
J

Kapitel 2
Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Nachhaltige Entwicklung
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
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Gewinnung von Rohstoffen bzw. zum Bau von Infrastrukturen bewegte Material (z. B. den im
Bergbau anfallenden Abraum). Die ökologischen Rucksäcke stellten 1991 zwischen 55 % und
75 % des globalen Materialaufwands der vier untersuchten Industriestaaten dar, wobei ein Teil
der Ressourcenentnahme ­ in Deutschland 5 %, in Japan 50 %, in den Niederlanden 70 % ­
jenseits der Landesgrenzen stattfand. Anders gesagt verursachen wir mit unserem Lebensstil
indirekt gewaltige so genannte ,ökologische Fußabdrücke'
13
. Ein Deutscher hat heute einen
ökologischen Fußabdruck von etwa 4 Hektar. Bei über 80 Millionen Einwohnern sind das über
3,2 Millionen Quadratkilometer, etwa neunmal die Fläche Deutschlands ­ wir exportieren
sozusagen Fußabdrücke. Man könnte auch sagen, dass ,,Deutschland und Japan hoffnungslos
überbevölkert, während Indien und China oder Ägypten noch nicht überbevölkert sind"
(Weizsäcker und Seiler-Hausmann 1999, 9).
2.2.2 Aspekte
internationaler
wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung
Die weltwirtschaftliche Entwicklung hat sich seit Mitte 2000 deutlich verlangsamt. Damit endete
eine Phase hoher Dynamik. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft deutscher
wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute machte dafür im Frühjahr 2001 zum einen die
hohen Ölpreise verantwortlich, die die wirtschaftliche Aktivität dämpften, und zum anderen die
Ziele der Geldpolitik, bis zur Jahresmitte das hohe konjunkturelle Tempo zu verringern und so
einer Inflationsbeschleunigung entgegenzuwirken. Diese geringere konjunkturelle Expansion
war somit wirtschaftspolitisch gewollt. Besonders deutlich war der konjunkturelle Rückgang in
den USA zu beobachten. Damit lahmte die maßgebliche Antriebskraft der Weltwirtschaft. Auch
der japanische Markt geriet nach einer ohnehin zögerlichen konjunkturellen Belebung im Laufe
des letzten Jahres wieder ins Stocken. Binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte konnten den
Wegfall außenwirtschaftlicher Impulse nicht kompensieren. Im Euroraum war eine ähnliche
Entwicklung zu beobachten, wenn auch in abgeschwächter Form. Sie war maßgeblich durch die
nur langsam steigenden Realeinkommen infolge des Kaufkraftabflusses in die Ölexportländer
bedingt.
Auf Grund der Abschwächung der Konjunktur kann davon ausgegangen werden, dass zuständige
Banken, wie z. B. die Europäische Zentralbank (EZB), die Leitzinsen senken werden. In
zahlreichen Ländern Europas und in den USA werden die Steuern bereits reduziert. Insgesamt
gehen die Experten davon aus, dass die Dynamik der Weltwirtschaft in den kommenden
Monaten verhalten bleiben wird. Auch wenn die Ölpreise wieder gefallen sind, prägt vorerst die
konjunkturelle Abschwächung in den USA das globale, wirtschaftliche Klima.
Neben dieser weltwirtschaftlichen Betrachtung auf ,Börsenebene' sollen nachfolgend die sozial-
ökonomischen und ökologisch-ökonomischen Relationen in Auszügen dargestellt werden. Ganz
allgemein lässt sich sagen, dass sich trotz eines stetig steigenden Welt-Bruttosozialprodukts die
Lebensbedingungen oder besser gesagt die Lebensqualität nicht annähernd in gleicher
Größenordnung entwickelt haben.
Ein kürzlich von Unternehmen der Versicherungsbranche, dem United Nations Environment
Programme (UNEP) und Finanzdienstleistern erstellter Bericht bezifferte die finanziellen
Verluste in Folge einer Zunahme von tropischen Zyklonen, einer Reduzierung der Landfläche
auf Grund steigender Meeresspiegel sowie einer Beeinträchtigungen der Fischbestände,
Landwirtschaft und Wasserversorgung auf rund 304,2 Billionen Dollar (UNEP 2001). In tief
liegenden Staaten wie den Malediven oder den Marshall Islands könnten die klimabedingten
Schäden bis zum Jahre 2050 eine Größenordnung von rund 10 % des Bruttosozialprodukts
ausmachen.
13
Nach dem Konzept von (Wackernagel und Rees 1997).

Denk- und Kommunikationsansätze zur Bewertung
Kapitel 2
des nachhaltigen Bauens und Wohnens
Nachhaltige Entwicklung
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Nach der Statistik für das Jahr 2000 hat das UNHCR 21,3 Millionen Menschen als Flüchtlinge
unter seinen Schutz gestellt. Einen offiziell anerkannten Status besitzen darunter 1,2 Millionen
Asylbewerber, 2,5 Millionen Ausgewiesene und 6,9 Millionen Vertriebene.
14
Damit sind nur
etwa 10,6 Millionen Menschen, also etwa die Hälfte der Genannten, als Flüchtlinge im
eigentlichen Sinne anerkannt. Doch diese häufig genannten Zahlen ergeben ein unvollständiges
Bild der Wirklichkeit. Hinzurechnen muss man die 20 bis 25 Millionen Menschen, die im
eigenen Land vertrieben wurden. Ihre Situation ist besonders schwierig, weil sie praktisch weder
Schutz noch Hilfe erhalten. Von diesen ,internen' Flüchtlingen gibt es zwei Millionen in Kongo-
Kinshasa, vier Millionen im Sudan, mehr als eine Million in Indonesien, jeweils zwischen
anderthalb und zwei Millionen in Kolumbien, im früheren Jugoslawien, in Burundi und in
Ruanda, in Angola usw. Noch mehr Besorgnis erregen diese Zahlen vor dem Hintergrund, dass
nur etwa ein Viertel dieser Menschen vom UNHCR versorgt wird (nach den Zahlen von 1999
sind dies nicht ganz sieben Millionen Menschen im Kaukasus, im früheren Jugoslawien, in
Westafrika und in Sri Lanka), allerdings ohne dafür bislang ein offizielles Mandat zu haben.
Sechs Jahre ist es her, dass der Weltsozialgipfel der Vereinten Nationen 1995 in Kopenhagen
tagte, um der Bekämpfung von Armut, Arbeitslosigkeit und sozialer Ausgrenzung künftig
höchste Priorität einzuräumen. Die Konferenz markierte einen Abschnitt in der Geschichte der
UN-Konferenzen, insbesondere der der 90er Jahre. Von allen Beteiligten wurde erkannt, dass
eine Liberalisierung von Wirtschaftspolitik und Welthandel allein die Probleme der Armut und
Ungleichheit in der Welt nicht lösen würde. In Kopenhagen verabschiedete die gesamte
Staatengemeinschaft eine Erklärung mit zehn Verpflichtungen sowie ein darauf aufbauendes
Aktionsprogramm. Die zentrale Aussage des Gipfels lautete: Sozialentwicklung hat die gleiche
Bedeutung wie Wirtschaftsentwicklung. Soziale Gerechtigkeit und die Achtung aller
Menschenrechte sind Voraussetzungen für Frieden und Sicherheit in und zwischen den Staaten.
Die Beschlüsse von Kopenhagen schafften eine umfassende und gemeinsame Grundlage für eine
sozialpolitische Zusammenarbeit auf weltweiter Ebene. Dabei betont das Dokument die
Verantwortung der einzelnen Staaten bei der Bewältigung sozialer Probleme. Aufgabe der
Gebergemeinschaft ist es, diese Anstrengungen zu unterstützen. Der Wirtschafts- und
Entwicklungsprozess - und das war neu - sollte nun konsequent auf den Menschen als
Mittelpunkt der Entwicklung ausgerichtet werden. Die Regierungen verpflichteten sich, zur
Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen und zur Umsetzung einer entsprechenden Politik
beizutragen.
Die Ergebnisse des Gipfels beziehen sich auf alle Länder, d. h. nicht nur auf Entwicklungsländer.
Erstmals wurden bei einem UN-Gipfel der 90er Jahre die sozialen Probleme der Industrieländer
und der Transformationsstaaten ausdrücklich mit einbezogen. So wurden auch diese verpflichtet,
nationale Strategien gegen die Armut zu erstellen.
Ein weiteres wegweisendes Dokument wurde 1996 durch die OECD und ihr
Entwicklungskomitee verabschiedet: Das 21. Jahrhundert gestalten (OECD/DAC 1996). Es
basiert auf zentralen internationalen Entwicklungszielen, die bei den großen
Weltentwicklungskonferenzen der 90er Jahre vereinbart wurden. Die Industrieländer
verpflichteten sich, ihre Entwicklungspolitik auf die Umsetzung dieser Ziele hin auszurichten,
um so die notwendigen eigenen Anstrengungen der Partnerländer zu ergänzen. Angestrebt wird
die Umsetzung der Ziele bis zum Jahre 2015. Von besonderer sozialpolitischer Bedeutung sind
dabei:
14
Vgl. die statistischen Angaben des UNHCR unter http://www.unhcr.ch

Kapitel 2
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·
die Halbierung der absoluten Armut,
·
die Reduzierung der Kindersterblichkeit um zwei Drittel und der Müttersterblichkeit um
drei Viertel,
·
Grundbildung für alle,
·
die Beseitigung der geschlechterspezifischen Diskriminierung im Bildungswesen sowie
·
der Zugang zu reproduktiver Gesundheitsfürsorge für alle.
Diese internationalen Entwicklungsziele stellen den Kern eines globalen Handlungsrahmens für
die Armutsbekämpfung dar. Diese Ziele wurden auch in die Diskussionen von internationaler
Finanzinstitutionen und UN-Organisationen aufgenommen. Das Ziel, bis zum Jahr 2015 eine
Halbierung der absoluten Armut zu erreichen, wurde mittlerweile gemeinsam von der
Weltgemeinschaft im Mai 2001 verabschiedet (UN 2001) und durch ein Aktionsprogramm zur
weltweiten Halbierung extremer Armut bis zum Jahr 2015 auf der nationalen Ebene konkretisiert
(BMZ 2001). Zur Überprüfung der Zielerreichung wird nun versucht darauf hinzuwirken,
internationale und nationale Sozialindikatoren zu verabschieden. Die G-77 lehnen allerdings
internationale Indikatoren bisher ab und beharren auf nationalen Indikatoren, die jedoch keine
Vergleiche ermöglichen.
Es lassen sich jedoch auch einige kritische Stimmen vernehmen. Sie bezeichnen die genannten
Möglichkeiten und Handlungsansätze als ,,einen Tropfen auf den heißen Stein", da sie nur die
Folgen erträglicher und ggf. auch gerechter gestalten, aber nicht die Ursachen dieses weltweiten
Missstandes beseitigen helfen. Diese Stimmen, die international zunehmend Gehör finden, sehen
in dem Geldwesen bedingten Wirtschaftswachstum
15
die Hauptursache für die ungerechte
Vermögensverteilung innerhalb und zwischen Gesellschaften, für den ökologischen Raubbau
sowie für das sinkende Angebot an Beschäftigung. Eine v. a. unter Wirtschaftspolitikern
verbreitete Auffassung ist, dass es sich bei der häufig ins Feld geführten
,,Wachstumsproblematik" um gar keine Problematik handelt. Vielmehr sehen sie im Wachstum
die Voraussetzung zur Lösung von Umweltproblemen und hoffen auf eine ,,Versöhnung mit
anderen wirtschaftspolitischen Zielen (v. a. Beschäftigung)."
16
Sie sind der Meinung, dass die
Umweltprobleme erst erfolgreich politisch gelöst werden können, wenn die dringendsten
wirtschaftlichen Probleme (Arbeitslosigkeit) gelöst sind und dafür ist ein stabiles Wachstum
vonnöten. Sie benennen zum Teil ein reales Wirtschaftswachstum von 5% als notwendige
Grundlage zur Überwindung der hohen Arbeitslosigkeit in der Europäischen Union. Andere
sehen diese Forderung als sehr kritisch an und argumentieren wie folgt:
Von 1950 bis zum Jahr 2000 lag das reale Wirtschaftswachstum in Deutschland bei 3%. Um ein
jährliches Wachstum von 3% zu erzielen, müssen jedoch die Produktionszahlen des
vorangegangenen Jahres um diesen %satz überschritten werden. Dieser scheinbar linear
ablaufende Prozess (jedes Jahr 3%), erscheint bei genauerer Betrachtung mathematisch jedoch
als Exponentialfunktion. Bei einem Wachstum von 3% verdoppelt sich also die Ausgangsgröße
in nur 24 Jahren und steigt in 72 Jahren auf das Achtfache. Mit diesem Wachstum der Wirtschaft
ist jedoch auch ein entsprechender Verbrauch an natürlichen Ressourcen (u. a. Rohstoffe,
Energie, Boden) verbunden. Auch wenn durchaus von Seiten der Unternehmen
Effizienzsteigerungen in der Produktion erzielt werden, bedingen das Bevölkerungswachstum
und die aufholenden Entwicklungen der Schwellen- und Entwicklungsländer mit teilweise
15
,,Der Begriff Wachstum ist für das Geschehen in der Wirtschaft eigentlich fehl am Platz. Was in der Wirtschaft
mit Wachstum bezeichnet wird, sind in Wirklichkeit Vermehrungen der von Menschen erzeugten Leistungen und
Güter" (Creutz 2001, S. 413).
16
http://www.inwo.de/archiv/urmonop.htm

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Nachhaltige Entwicklung
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zweistelligen Wachstumsraten eine mehrfache Überkompensation dieser im Gegensatz dazu
verschwindet geringen Effizienzsteigerungen.
Zu diesem Punkt hat sich Max Frisch schon 1987 anlässlich der Feier zur Verleihung seines
Ehrendoktors an der TU Berlin kritisch geäußert. Er stellte den anwesenden Professoren und
Studenten die lesenswerten ,,Fragen an die Zukunft". Frage Nummer neun lautete: ,,Die Saurier
überlebten 250 Millionen Jahre; wie stellen Sie sich ein Wirtschaftswachstum über 250
Millionen Jahre vor?" (Nawrocki 2000). Damit sprach auch er den Zusammenhang zwischen
Wirtschaftssystem und Umweltbeeinträchtigung an, der auch in anderen Publikationen
thematisiert wird (Kennedy 1992, Lietaer 1999, Gray 1999, Creutz 2001, u. a. in Boeser et al.
2000). In ihren Ausführungen, die an die Gedanken von Silvio Gesell zur natürlichen
Wirtschaftsordnung aus dem Jahr 1916 anknüpfen (Gesell 1931), hinterfragen sie die doppelte
Rolle des Geldes als ein dem Markt dienendes Tauschmittel und als ein den Markt zugleich
beherrschendes Machtmittel, dass mit seinen Elementen des Zinses bzw. Zinseszinses und der
Inflation eine ressourcenverzehrende Wirtschaftsmaschinerie in Gang gesetzt hat. Im Rahmen
dieser Arbeit soll dieses Thema nicht weiter ausgeführt werden, dazu sei auf die genannte
Literatur
17
verwiesen.
17
Weitere Informationen zu diesem Thema sind auch unter http://www.inwo.de.archiv.htm erhältlich.

Kapitel 2
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2.2.3 Aspekte nationaler ökologischer Entwicklung
2.2.3.1 Die Umweltmedien Luft, Wasser und Boden
Im internationalen Vergleich muss der ökologische Status in Deutschland sehr differenziert
beurteilt werden. Im Allgemeinen haben die ökologischen Bemühungen zu einer Verbesserung
der Luft- und Wasserqualität geführt, so dass in einigen Flüssen, wie z. B. dem Rhein wieder
Lachse angesiedelt werden konnten. Auch kann die Luftqualität insgesamt als recht zufrieden
Fakten zur Welt(wirtschaft)
· Mehr als 1,3 Mrd. Menschen müssen mit weniger als 1 US$ pro Tag überleben.
Grundbedürfnisse wie adäquate Ernährung und Bildung, sind noch immer nicht
ausreichend abgedeckt. In den 60er Jahren waren die reichsten 20% der
Weltbevölkerung 30mal reicher als die ärmsten 20% der Weltbevölkerung. Im Jahr
1997 waren diese reichsten 20% der Weltbevölkerung 74mal reicher als die ärmsten
20%!
· Die drei reichsten Menschen der Welt besitzen soviel wie das Bruttoinlandsprodukt der
48 ärmsten Länder zusammen ausmacht. Die Zahl der unterernährten Menschen in
Afrika hat sich in den letzten 28 Jahren verdoppelt. Die Weltbevölkerung ausreichend
zu ernähren, würde den Schätzungen des UN-Programms zufolge rund 13 Milliarden
Dollar (22,4 Milliarden Mark) kosten. Allein für Tierfutter werden in Europa und den
USA 17 Milliarden Dollar (29,2 Milliarden Mark) ausgegeben.
· 1999 waren die 100 größten Ökonomien 49 Staaten und 51 transnationale
Unternehmen. Der Umsatz von General Motors hat 1999 lediglich um 30 Mrd. US$
Umsatz unter dem Bruttoinlandsprodukt Österreichs gelegen und erreicht ein größeres
Wirtschaftsvolumen als Länder wie Dänemark, Norwegen, Finnland oder Griechenland.
· Die Umsätze der 200 größten Unternehmen der Welt haben höhere Wachstumsraten
als die gesamte Wirtschaft der Welt. Während der Umsatz der TOP 200 Unternehmen
der Welt ca. 27,5% (1999) der gesamten Weltwirtschaft ausmachte, beschäftigten
diese lediglich 0,78% (1999) der weltweiten Arbeitskraft!
· Wal-Mart hat sich innerhalb der letzten Jahre zum weltgrößten Lebensmittel-Händler
und zum zweitgrößten Unternehmen der Welt aufgeschwungen. Sein
Wirtschaftsvolumen hat jenes von Staaten wie den Philippinen, Finnland und
Griechenland inzwischen weit überstiegen.
· Multinationale Unternehmen verfügen über eine wirtschaftliche und damit auch
politische Macht, die oft nur zum Vorteil der Unternehmen und deren Besitzer genutzt
wird. Ethische und ökologische Denkweisen werden zumeist nicht berücksichtigt. Das
folgende Beispiel soll die offenen und versteckten Zusammenhänge deutlicher
machen: Die Anzahl der Automobile wächst 4mal schneller als die Weltbevölkerung
und seit 1988 wurden 100.000 neue Erdölquellen erschlossen. Im Zuge dieser
Erschließungen wurden Gebiete an Unternehmen weitergegeben, mit einer Fläche so
groß wie die USA und die EU. Die Nachfrage nach Erdöl ist im Zeitraum zwischen
1985 und 1998 um 30% gestiegen und bis 2010 wird ein weiterer Anstieg der
Nachfrage prognostiziert.
· Zur Spitze der 20 größten Unternehmen der Welt zählen 5 Automobilhersteller und 3
Erdölunternehmen.
· Die gesamten Jahresumsätze der 200 größten Unternehmen der Welt sind 18mal
höher als das gesamte Jahreseinkommen der 1,2 Mrd. Menschen, die in bitterer Armut
leben.
Quelle: http://www.global2000.at/index1.htm?/pages/twto_hintergruende.htm

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832476892
ISBN (Paperback)
9783838676890
DOI
10.3239/9783832476892
Dateigröße
7.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover – Architektur
Erscheinungsdatum
2004 (Februar)
Note
1,0
Schlagworte
nachhaltigkeit indikator siedlung ökologie ressource
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