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Biokraftstoffe - Potenzial, Zukunftsszenarien und Herstellungsverfahren im wirtschaftlichen Vergleich

Eine aktualisierte Fassung dieser Diplomarbeit vom Februar 2007 finden Sie unter http://www.diplom.de/db//diplomarbeiten10170.html

©2003 Diplomarbeit 173 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In Deutschland wird die Nutzung von Biokraftstoffen über eine vollkommene Befreiung von der Mineralöl- und Ökosteuer gefördert und auch die Europäische Union verfolgt eine ehrgeizige Strategie zur forcierten Substitution von mineralölstämmigen Energieträgern. Im Mai 2003 trat auf EU-Ebene eine Richtlinie zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen in Kraft, die deren Mindestanteil am Kraftstoffverkauf bis 2005 auf 2% und bis 2010 auf 5,75% festschreibt.
Ziel einer stärkeren Nutzung von Biokraftstoffen ist primär die Verbesserung der Versorgungssicherheit und eine Verminderung der CO2-Emissionen. Zudem wird die Schaffung von neuen Perspektiven für Landwirtschaft und strukturschwache Regionen als willkommener Nebeneffekt angeführt.
Die wirtschaftlichen Chancen im Bereich Biokraftstoffe werden deutlich, wenn man dem gegenwärtigen Marktanteil von unter 1% die Zielvorgaben der EU gegenüber stellt. Auch wenn bereits einige Unternehmen in der Erzeugung von Biokraftstoffen tätig sind, ist dieser zukünftige Milliarden-Markt zudem noch weitgehend unerschlossen.
So steht auch noch nicht fest, welche Biokraftstoffe sich langfristig durchsetzen werden. Ob Pflanzenöl, Biodiesel, Ethanol, aufbereitetes Biogas oder synthetische Biokraftstoffe, jeder Treibstoff hat seine Vor- und Nachteile. Neben Rohstoffpotential und Energiebilanzen sind insbesondere die Herstellungskosten von Bedeutung. Darüber hinaus spielen unter anderem die Integrationsmöglichkeit in die bestehende Tankstelleninfrastruktur und die Kompatibilität zu zukünftigen Motorengenerationen sowie der Brennstoffzellentechnologie eine Rolle.
Gang der Untersuchung:
Im Rahmen dieser Diplomarbeit werden Pflanzenöl, Biodiesel, Ethanol, aufbereitetem Biogas (Greengas) und synthetischen Biokraftstoffen auf deren Wirtschaftlichkeit und allgemeines Potential eingehend untersucht. Darüber hinaus werden die jeweiligen Herstellungsverfahren detailliert geschildert. Die Zusammenführung der Ergebnisse in einem Vergleichskapitel erlaubt dem Leser einen detaillierten Überblick bezüglich Energiebilanzen, Rohstoffpotential, Herstellungskosten sowie des jeweiligen Gesamtpotentials.
Ergebnisse und Interpretationen beruhen stets auf konkreten und nachvollziehbaren Berechnungen. Die rund 150 Literatur und Quellenangaben sind durch Fußnoten und wenn möglich unter Angabe des direkten Internetlinks eindeutig zuzuordnen und überprüfbar.
Diese Arbeit beschäftigt sich jedoch nicht nur mit […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7679
Weitz, Michael: Biokraftstoffe - Potenzial, Zukunftsszenarien und Herstellungsverfahren
im wirtschaftlichen Vergleich
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Universität - Gesamthochschule Kassel, Universität - Gesamthochschule,
Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
2
Inhalt
Abbildungsverzeichnis... 4
Tabellenverzeichnis... 5
Abkürzungsverzeichnis ... 7
1
Einleitung... 9
2
Politische und wirtschaftliche Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen... 11
2.1
Abhängigkeiten der Vereinigten Staaten von Amerika ... 13
2.2
Abhängigkeiten der Europäischen Union... 14
2.3
Abhängigkeiten der Entwicklungsländer ... 15
3
Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung... 17
3.1
Stand der globalen Biokraftstofferzeugung... 17
3.2
Ausblick auf eine fossile Zukunft... 19
4
Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe... 22
4.1
Versorgungssicherheit ... 22
4.2
CO
2
-Emissionen ... 27
4.3
Vorteile einer nachhaltigen Energiebereitstellung... 31
5
Politische Leitlinien und Szenarien in Bezug auf Biokraftstoffe ... 33
5.1
Treibstoffszenario und Leitlinien der Europäischen Union... 33
5.2
Treibstoffszenario und Leitlinien der Bundesrepublik Deutschland ... 36
6
Kraftstoffstrategien wichtiger Ölkonzerne und Kfz-Hersteller ... 38
6.1
Kraftstrategien wichtiger Ölkonzerne ... 40
6.1.1
Shell ... 40
6.1.2
British Petroleum (BP)... 45
6.1.3
ExxonMobil... 46
6.1.4
TotalFinaElf ... 48
6.1.5
ChevronTexaco... 48
6.2
Kraftstoffstrategien wichtiger Kraftfahrzeughersteller ... 50
6.2.1
Volkswagen... 50
6.2.2
DaimlerChrysler ... 52
6.2.3
Ford... 54
6.2.4
General Motors (GM) ... 55
6.2.5
Toyota ... 57
7
Biokraftstoffe... 59
7.1
Pflanzenöl und Biodiesel (FAME) als Kraftstoff ... 62
7.1.1
Herstellungsverfahren von Pflanzenöl und Biodiesel... 63
7.1.1.1
Herstellungsverfahren von Pflanzenöl... 63
7.1.1.2
Herstellungsverfahren Biodiesel... 65
7.1.2
Rohstoffpotential von Pflanzenöl und Biodiesel ... 66
7.1.3
Energiebilanz von Pflanzenöl und Biodiesel ... 70

Inhaltsverzeichnis
3
7.1.4
Produktionskosten von Pflanzenöl und Biodiesel ... 74
7.1.4.1
Produktionskosten von Pflanzenöl ... 74
7.1.4.2
Produktionskosten von Biodiesel ... 75
7.1.5
Gesamtwirtschaftliche Bewertung der Biodieselerzeugung ... 76
7.1.6
Gesamtpotential von Pflanzenöl und Biodiesel... 77
7.2
Bioethanol als Kraftstoff ... 80
7.2.1
Herstellungsverfahren von Bioethanol ... 80
7.2.2
Rohstoffpotential von Bioethanol ... 84
7.2.3
Energiebilanz von Bioethanol... 87
7.2.4
Produktionskosten von Bioethanol... 90
7.2.5
Gesamtpotential von Bioethanol ... 94
7.3
Biogas / Greengas als Kraftstoff ... 97
7.3.1
Herstellungsverfahren von Biogas / Greengas ... 98
7.3.2
Rohstoffpotential von Biogas / Greengas... 102
7.3.3
Energiebilanz von Biogas / Greengas... 105
7.3.4
Produktionskosten von Biogas / Greengas ... 108
7.3.5
Gesamtpotential von Biogas / Greengas ... 116
7.4
Biokraftstoffe aus Synthesegas ... 120
7.4.1
Herstellungsverfahren von Synthesegas aus Biomasse... 121
7.4.1.1
Festbettvergasung... 122
7.4.1.2
Wirbelschichtvergasung ... 123
7.4.1.3
Flugstromvergasung... 123
7.4.2
Herstellungsverfahren von Biokraftstoffen aus Synthesegas.. 123
7.4.2.1
Methanol... 124
7.4.2.2
Synthetische Benzin- und Diesel-Substitute ... 125
7.7.2.3
Methan ... 125
7.4.2.4
Wasserstoff ... 126
7.4.3
Innovative Gesamtkonzepte zur Erzeugung von Bio-Synfuels 127
7.4.3.1
Flugstrom-Druckvergasung von Pyrolyseprodukten 127
7.4.3.2
Carbo-V
®
-Verfahren (Choren Industries GmbH) ... 129
7.4.4
Rohstoffpotential von Bio-Synfuels ... 132
7.4.5
Energiebilanz von Bio-Synfuels ... 136
7.4.6
Produktionskosten von Bio-Synfuels... 140
7.4.7
Gesamtpotential von Bio-Synfuels ... 143
8
Die untersuchten Biokraftstoffe im Vergleich... 146
8.1
Energiebilanzen ... 146
8.2
Rohstoffpotentiale ... 147
8.3
Herstellungskosten ... 151
8.4
Gesamtpotentiale... 153
9
Schlussfolgerung ... 156
Literatur- und Quellenverzeichnis... 161
Verzeichnis der Gesprächspartner... 170

Abbildungsverzeichnis
4
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:
Anteile der Wirtschaftsregionen am Weltprimärenergiebedarf ... 15
Abbildung 2:
Weltprimärenergieverbrauch 2000 bis 2030 ... 20
Abbildung 3:
Summe der Ölfunde im Verhältnis zu noch vorhandenem Rohöl bzw.
den berichtete Reserven... 24
Abbildung 4:
Kosten der Erdölproduktion weltweit... 27
Abbildung 5:
Energiebezogene CO
2
-Emissionen nach Regionen ... 29
Abbildung 6:
Entwicklung der weltweiten Energieversorgung unter der
Vorraussetzung des Fortschreibens der bisherigen Dynamik ... 42
Abbildung 7:
Technologisches Entwicklungsziel von Toyota... 57
Abbildung 8:
Herstellungspfade biogener Kraftstoffe... 61
Abbildung 9:
Verfahrensablauf bei der Gewinnung von Pflanzenölen in Anlagen im
kleinen Leistungsbereich ... 64
Abbildung 10:
Chemischer Ablauf der Umesterung bei der Biodieselproduktion ... 66
Abbildung 11:
Stoffströme, Energieverbrauch und Klimagasemissionen bei der
Herstellung von Biodiesel ... 72
Abbildung 12:
Herstellung von Ethanol aus Getreide nach dem Kaskaden-Verfahren
... 83
Abbildung 13:
Vergleich der Ethanolerzeugung in Brasilien, USA und EU... 85
Abbildung 14:
Importpreise für Ethanol aus Brasilien ... 90
Abbildung 15:
Oxid-Redoxprozess zur Produktion von Wasserstoff aus Schwachgas
aus einer Holzvergasungsanlage. Die reversible Umsetzung der Oxide
erfolgt bei Temperaturen um 800 °C. Der Wasserstoff wird durch
Spaltung von Wasserdampf erzeugt... 126
Abbildung 16:
Merkmale des Verfahrens der dezentralen Schnellpyrolyse und
zentralen Synthesegaserzeugung ... 128
Abbildung 17:
Verfahrenstufen der Kraftstoff und Stromerzeugung aus Biomasse 129
Abbildung 18:
Technologisches Schema des Carbo-V
®
-Verfahrens ... 131
Abbildung 19:
Organisationskonzept der dezentralen Biomasseveredelung und
zentralen Biokokshydrierung... 132
Abbildung 20:
Sankey-Diagramm Methanol/Benzin-Synthese mit Carbo-V
®
-
Biomassevergasung ... 137
Abbildung 21:
Energetisches Output/Input-Verhältnis bei ausgewählten
Energieganzpflanzen ... 138
Abbildung 22:
Spezifische Investitions-, Betriebs- und Personalkosten sowie
Gestehungskosten für Strom oder Methanol in Bezug zur
Anlagengröße ... 141
Abbildung 23:
Rohstoff- und Produktpotential synthetischer Treibstoffe ... 144

Tabellenverzeichnis
5
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Mindestanteil verkaufter Biokraftstoffe an allen verkauften Otto- und
Dieselkraftstoffen... 34
Tabelle 2:
Optimistisches Entwicklungsszenario für alternative Kraftstoffe... 35
Tabelle 3:
Energieverbrauchs- und Bereitstellungsszenario, in dem die Dynamik
der Vergangenheit in die Zukunft projiziert wird ... 43
Tabelle 4:
Energieverbrauchs- und Bereitstellungsszenario in dem ein
technologischer Sprung mit steigender Energienachfrage vorausgesetzt
wird... 43
Tabelle 5:
Heizwerte und Dichten von Rapsöl, Biodiesel und Diesel ... 62
Tabelle 6:
Heizwerte und Dichten von Ethanol, Normalbenzin, Superbenzin und
Diesel ... 80
Tabelle 7:
Herstellungskosten von Bioethanol unter Berücksichtigung
verschiedener Anlagengrößen und Rohstoffe ohne Erlöse für
Nebenprodukte... 91
Tabelle 8:
Herstellungskosten von Bioethanol unter Berücksichtigung
verschiedener Anlagengrößen und Rohstoffe um Erlöse für
Nebenprodukte bereinigt (ohne Gewinnaufschlag) ... 92
Tabelle 9:
Herstellungskosten von Ethanol ... 93
Tabelle 10:
Ethanolerzeugung für den Kraftstoffsektor in ausgewählten Ländern .. 95
Tabelle 11:
Heizwerte und Dichten verschiedener Kraftstoffe... 97
Tabelle 12:
Vergleichszahlen landwirtschaftlicher Biogasanlagen nach Mitterleitner
2000, aktualisiert (Stand August 2003) ... 101
Tabelle 13:
Einschätzung des deutschen Biogaspotentials durch verschiedene
Organisationen ... 104
Tabelle 14:
Energiebilanz von kraftstofffähigem Biogas aus Energiepflanzen
(inklusive thermischem Prozessenergiebedarf) ... 107
Tabelle 15:
Energiebilanz von kraftstofffähigem Biogas aus Energiepflanzen unter
der Annahme, dass der thermischem Prozessenergiebedarf über
Greengas gedeckt wird ... 108
Tabelle 16:
Kostenkalkulation für die Erzeugung von Kraftstofffähigem Biogas
(Greengas) in einer für diesen Zweck optimierten Anlage (Input: 1.546 t
/TM pro Jahr)... 113
Tabelle 17:
Kostenkalkulation für die Erzeugung von Kraftstofffähigem Biogas
(Greengas) in einer für diesen Zweck optimierten Anlage (Input: 7.730 t
/TM pro Jahr)... 114
Tabelle 18:
Herstellungs- und kostendeckende Tankstellenkosten von Greengas116
Tabelle 19:
Heizwerte und Dichten verschiedener Kraftstoffe... 120
Tabelle 20:
Energiebilanz synthetischer Biokraftstoffe ... 139
Tabelle 21:
Energiebilanzen verschiedener Biokraftstoffe... 147
Tabelle 22:
Rohstoffquellen bzw. Rohstoffe zur Herstellung von Biokraftstoffen
Quelle: Eigene Darstellung... 147
Tabelle 23:
Erforderliche Landflächen, bzw. Ackerflächen-Äquivalente zur
Substitution des deutschen, bzw. des globalen Primärenergie-
Mineralölbedarfs... 149

Tabellenverzeichnis
6
Tabelle 24:
Erforderliche Landflächen, bzw. Ackerflächen-Äquivalente zur
Substitution des deutschen, bzw. des globalen Endenergie-
Kraftstoffbedarfs des Verkehrs... 150
Tabelle 25:
Herstellungs- und kostendeckende Tankstellenkosten verschiedener
Biokraftstoffe ... 153
Tabelle 26:
Vor- und Nachteile der untersuchten Biokraftstoffe ... 154

Abkürzungsverzeichnis
7
Abkürzungsverzeichnis
atro
Absolut
trocken
BHKW
Blockheizkraftwerk
BP
British
Petroleum
CCS
Combined
Combustion
System
CEP
Clean
Energy
Partnership
CH
4
Methan
CNG
Compressed
Natural
Gas
CO
Kohlenstoffmonoxid
CO
2
Kohlenstoffdioxid
DDGS
Distillers'
Dried Grains Solubles
dt
Dezitonne
(100
kg)
EEG
Erneuerbare
Energien
Gesetz
EJ
Exajoule
ETBE
Ethyl-Tertiär-Butylether
FAME
Fatty Acid Methyl Ester
GJ
Gigajoule
GM
General
Motors
H
2
Wasserstoff
H
2
O
Wasser
ha
Hektar
Hrsg.
Herausgeber
IEA
International
Energy
Agency
ifeu
Institut für Energie- und Umweltforschung
ifo
Institut
für
Wirtschaftsforschung
IPCC
Intergovernmental Panel on Climate Change
IWR
Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien
kJ
Kilojoule
Kom
(Europäische)
Kommission
KTBL
Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V.
kW
Kilowatt
kWh
Kilowattstunde
l Liter
Lkw
Lastkraftwagen
LNG
Liquified
Natural
Gas
LPG
Liquified
Petroleum
Gas
Kubikmeter
MJ
Megajoule
MTBE
Methyl-Tertiär-Butylether

Abkürzungsverzeichnis
8
MW
Megawatt
MWh
Megawattstunde
N
2
O
Distickstoffoxid
NawaRos Nachwachsende
Rohstoffe
NTV
Niedertemperaturvergaser
OECD
Organisation
für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
OPEC
Organisation der Erdöl exportierenden Länder
PJ
Petajoule
Pkw
Personenkraftwagen
ppm
Parts
per
Million
PR
Public-Relations
qkm
Quadratkilometer
RME
Raps
Methyl
Ester
RÖE
Rohöleinheit
Synfuel
Synthetic
Fuel
(Synthetischer Kraftstoff)
t Tonne
th
thermisch
TM
Trockenmasse
UFOP
Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V.
US
United
States
VES
Verkehrswirtschaftliche
Energiestrategie
Vgl.
Vergleiche

Einleitung
9
1 Einleitung
Über Biokraftstoffe wird seit geraumer Zeit verstärkt diskutiert. Die verschiedensten
Ansätze zur Erzeugung, Szenarien des Einsatzes, sowie des Stellenwertes in der
zukünftigen Kraftstoffversorgung werden vertreten und oftmals als die einzig praktikab-
le oder vorzuziehende Alternative dargestellt.
Die Gemeinsamkeit der Verfechter unterschiedlichster Konzepte liegt gelegentlich
einzig in der Überzeugung, dass die derzeitige fossile Ressourcenkette durch Energie-
träger mit weitgehend ausgeglichener CO
2
-Bilanz ergänzt und schließlich ersetzt wer-
den muss, um den globalen Klimakollaps, aber auch unberechenbare kriegerische
Konflikte um die zur Neige gehenden fossilen Rohstoffe abzumildern oder gar zu ver-
hindern.
Als sozioökonomische Argumente für biogene Kraftstoffe werden, neben der verbes-
serten Versorgungssicherheit, eine erhöhte nationale Wertschöpfung und ein damit
verbundener Abbau der Arbeitslosigkeit angeführt. Für die Landwirtschaft verspricht
man sich insbesondere auch in den Industrienationen eine neue Perspektive und ein
erhöhtes Einkommenspotential. Dies wird auf allgemein steigende Preise für Agrarpro-
dukte, über die Schaffung neuer Absatzmärkte einerseits und den durch quantitative
Entlastung reduzierten Preisdruck auf die Nahrungsmittelmärkte andererseits zurück-
geführt.
In verschiedenen Staaten, soll der Einsatz biogener Kraftstoffe über Richtlinien, Sub-
ventionen oder Steuerbefreiungen in den kommenden Jahren forciert werden. Das
derzeitige Nischendasein der umweltfreundlichen Alternativen wird dadurch in abseh-
barer Zeit voraussichtlich der Vergangenheit angehören. Einzelne Konzerne beginnen
bereits sich für diesen zukünftigen ,,Milliarden-Markt" zu positionieren. Derzeit herrscht
jedoch noch Unklarheit, in welche Richtung sich der Biokraftstoffmarkt entwickeln wird.
Ob Pflanzenöl, Biodiesel, Ethanol, aufbereitetes Biogas oder synthetische Biokraftstof-
fe, jeder Treibstoff hat seine Vor- und Nachteile.
Von einigen Experten wird Biokraftstoffen allenfalls der Stellenwert einer Übergangslö-
sung bei der Entwicklung zur ,,Wasserstoffgesellschaft" eingeräumt. Wie der Wasser-
stoff in einem solchen Zukunftsszenario nachhaltig erzeugt werden soll, wird jedoch
meist nicht plausibel ausgeführt. Eine der zukunftsträchtigsten Möglichkeiten wäre, den
Wasserstoff als Bestandteil von Synthesegas aus pflanzlichen Rohstoffen zu erzeugen.
In diesem Fall ist Wasserstoff jedoch natürlich als Biokraftstoff zu klassifizieren. In
jedem Fall liegen die ernstzunehmenden Anfänge dieser potentiellen Wasserstoffge-

Einleitung
10
sellschaft noch mindestens zwei Jahrzehnte vor uns, während der globale Klimawandel
bereits Heute den Beginn des Umbaus unseres Kraftstoffsystems erfordert.
Die staatlichen Förderbedingungen, aber auch die Strategien wichtiger Konzerne
werden maßgeblich dazu beitragen, welche der biogenen Treibstoffe letztendlich den
Durchbruch schaffen. Diese Arbeit beschäftigt sich daher nicht nur mit einem möglichst
objektiven Vergleich der verschiedenen Biokraftstoffe unter Potential- und Wirtschaft-
lichkeitsgesichtspunkten. Auch Treibstoffszenarien und Leitlinien der Europäischen
Union, der Bundesrepublik sowie global operierender Konzerne der Automobil- und
Ölindustrie werden behandelt.
Die Zusammenfassung des heutigen Standes der Biokraftstoffversorgung in verschie-
denen Staaten und die Ausführung über die Notwendigkeiten einer Substitution fossiler
Energieträger stellt die Verknüpfung zur Gegenwart her und unterstreicht die Dringlich-
keit einer forcierten Nutzung biogener Kraftstoffe.
Eine Untersuchung der Biokraftstoffe in wirtschaftlicher Hinsicht birgt Herausforderun-
gen und nicht zu unterschätzende Schwierigkeiten. Konsequenterweise müssen in
einen solchen ökonomischen Vergleich auch Verfahren einbezogen werden, die noch
nicht kommerziell betrieben werden. Außerdem gilt es, Kosten und Preise zu unter-
scheiden.
Übergeordnetes Ziel dieser Arbeit soll es sein, wichtige Informationen zusammenzu-
führen und dem Leser eine persönliche Einschätzung des realistischen Potentials der
verschiedenen Biokraftstoffe in einer zukünftigen Treibstoffversorgung zu ermöglichen.

Politischen und wirtschaftliche Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen
11
2
Politische und wirtschaftliche Abhängigkeiten von billigen Kraft-
stoffen
In der Vergangenheit boten billige Energieträger der Weltwirtschaft ungeahnte Mög-
lichkeiten zum Wachstum. Jedem Individuum stehen auf menschliche Muskelkraft
umgerechnet etwa 60 ,,Energiesklaven" zur Verfügung.
1
Ganze Regionen der Welt
konnten ihre Volkswirtschaften durch die Nutzung von Öl, Kohle und Gas in kürzester
Zeit zu großem ­ wenn auch ungleichmäßig verteiltem ­ Wohlstand führen. Kurze
Arbeitszeiten, ein funktionierendes Sozialsystem sowie privater Konsum und
Wohlstand waren die unmittelbaren Zugewinne für die meisten Staaten, zumindest in
der westlichen Welt. Schwellen- und Entwicklungsländer versuchen derzeit diese Er-
rungenschaften auf gleichem Weg zu erlangen.
Bei Förderkosten in Höhe von ein bis drei US-Dollar pro Barrel (1 Barrel = 159 Liter) im
Mittlern Osten und sieben bis elf US-Dollar in der europäischen Produktion
2
(entspricht
ca. 1,3 bzw. 5,7 Cent pro Liter) gleichen die Energieströme einem externen Zufluss,
welcher die Menschheit, gemessen am direkten Nutzwert, praktisch zum Nulltarif mit
Energie versorgt. Die unmittelbar niedrigen Kosten ermöglichen es auch, dass durch
die Erhebung von Mineralöl- oder auch Ökosteuer ein Teil der öffentlichen Haushalte
und Sozialleistungen über den Konsum fossiler Energien mitfinanziert wird.
Auch wenn mit der Ölgewinnung beispielsweise aus Ölsanden zu weit höheren Kosten
als oben angegeben bereits begonnen wurde, wäre kurzfristig gesehen auch heute
noch eine schnelle Substitution der fossilen Energieträger durch regenerativ erzeugte
Energie mit einem unmittelbar höheren Preis dieses Wirtschaftsfaktors verbunden.
Höhere Produktionskosten aber führen in unserem derzeitigen Wirtschaftssystem,
welches sich durch ein über Ressourcenvernichtung erkauftes Wirtschaftswachstum
auszeichnet
3
, unmittelbar zu einer Abnahme desselben oder gar zur Rezension. Hohe
Verbindlichkeiten der öffentlichen Haushalte, welche seit Jahrzehnten in allen wichti-
gen Industrienationen steigen, wurden aufgenommen, um weiteres wirtschaftliches
Wachstum zu stimulieren. Eine Abwärtsspirale würde daher vermutlich schneller ein-
setzten, als dass sich durch die zunehmende Wertschöpfung der Biokraftstoffe ein
neues wirtschaftliches Gleichgewicht einpendeln könnte.
1
Campbell, C.: Die Erschöpfung der Welterdölreserven, Vortrag 2000,
http://www.geologie.tu-clausthal.de/Campbell/vortrag.html, online: 02.04.03.
2
Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für
Energieversorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemein-
schaften) Luxemburg 2001, S. 20.
3
Vgl. Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 29-30.

Politischen und wirtschaftliche Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen
12
Nationale Alleingänge zum forcierten Ausbau der kurzfristig gesehen teureren erneu-
erbaren Energien wären in der globalisierten Welt zumindest für Industrienationen
ohnehin eine wirtschaftliche Unmöglichkeit, solange keine adäquaten globalen Kom-
pensationsinstrumente zur Verfügung stehen.
Dass die schwer zu quantifizierenden externen Kosten, welche durch die Nutzung
fossiler Energiequellen entstehen, voraussichtlich weit höher sind als die Mehrkosten
CO
2
-neutral erzeugter Energien, bleibt Aufgrund der kurzfristigen Abhängigkeit bisher
fast gänzlich unberücksichtigt.
Eine Instrumentalisierung dieser Zusammenhänge gegen Biokraftstoffe ist also nicht
stichhaltig, denn das eigentliche Problem ist nicht kurzfristig gesehen teurere erneuer-
bare Energie, sondern das unzureichende Weltwirtschaftssystem, welches durch viel-
fache Zwänge ein Ausscheren aus dem derzeitigen Prinzip des vorfinanzierten,
zukünftigen Wachstums verhindert und unter dem Deckmantel der Globalisierung
langfristig nachhaltige Wirtschaftsmodelle auf nationaler Ebene unmöglich macht.
Festzuhalten bleibt also: ,,Energie muss unmittelbar zu günstigen Preisen zur Verfü-
gung stehen, falls die Weltwirtschaft im herkömmlichen Sinne weiter wachsen soll".
Über diese These herrscht derzeit ein breiter Konsens, doch mit einem Umschwenken
hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung lässt sich das kaum vereinbaren.
Die Auswirkungen teurer Energie auf die wirtschaftliche Prosperität der Industrienatio-
nen sind offensichtlich. Mitte der siebziger Jahre, am Anfang der achtziger und neunzi-
ger wie auch im Frühjahr des Jahres 2001 brach die Weltwirtschaft regelrecht ein und
es kam zu kurzen Rezessionen. Der Ölpreis war jeweils ein bis anderthalb Jahre vor-
her stark angestiegen.
4
Auch der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Müller beziffer-
te die konjunkturdämpfenden Auswirkungen hoher Ölpreise in den Jahren 1999 und
2000 auf fast ein Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
5
Weitere Abhängigkeiten von dem fossilen Energiesystem bestehen durch die Marktbe-
herrschung einiger mächtiger Konzerne, die offenkundig maßgeblichen Einfluss auf die
Politik ihrer jeweiligen Regierungen nehmen und auch auf internationaler Ebene über
starke Lobbyverbände verfügen.
Ein Festhalten am derzeitigen Energiekonzept erscheint unter diesen Gesichtspunkten
als nicht verwunderlich.
4
Vgl. Uchatius, W.: Der wichtigste Preis der Welt, in: Die Zeit, 8(2003)13.02, S.17.
5
Müller, W.: Rede vom 19.06.2001, Anlässlich der Mitgliederversammlung des Mineralölwirt-
schaftsverbandes,
http://www.bmwi.de/Homepage/Presseforum/Reden%20&%20Statements/2001/1619rede2.jsp,
online: 09.04.2003

Politischen und wirtschaftliche Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen
13
2.1
Abhängigkeiten der Vereinigten Staaten von Amerika
Insbesondere die amerikanische Wirtschaft ist äußerst abhängig von billigem Öl. Der
Pro-Kopf-Verbrauch in den USA lag im Jahr 2001 mit 3.219 Litern mehr als doppelt so
hoch wie beispielsweise in Deutschland. In der Bundesrepublik wurden lediglich 1.574
Liter pro Kopf verbraucht und dies im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten bei positi-
ver Außenhandelsbilanz. Diese Diskrepanz ergibt sich vor allem aus einer wesentlich
schlechteren Energieeffizienz der Industrie und des Individualverkehrs in den USA ­
allein 14,3 Prozent des weltweiten Ölkonsums fließt in Form von Diesel oder Benzin in
die Tanks amerikanischer Kraftfahrzeuge.
6
Teures Öl hat neben einem überdurch-
schnittlich sinkendem Lebensstandard amerikanischer Bürger also auch direkten Ein-
fluss auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten, da Industrien
in anderen Ländern wie etwa Japan oder den Mitgliedsstaaten der EU in diesem Fall
geringere Kostensteigerungen pro Stückeinheit zu verzeichnen haben.
Als Konsequenz wäre die wirtschaftliche Vormachtsstellung der USA bei langfristig
hohen Energiepreisen in Gefahr. Hinzu kommt, dass das bisherige amerikanische
Wirtschaftswachstum einerseits zum großen Teil kreditfinanziert und andererseits von
Finanzzuflüssen aus anderen OECD-Staaten abhängig ist. Im Jahre 2002 betrug das
Außenhandelsdefizit der USA geschätzte 500 Milliarden US-Dollar. Das sind immerhin
etwa fünf Prozent des gesamten BSP und rund 100 Milliarden Dollar mehr als der
amerikanische Militärhaushalt.
7
Ein wirtschaftlicher Abschwung, der wie oben be-
schrieben in den vergangenen Jahrzehnten immer durch steigende Ölpreise ausgelöst
wurde, könnte durch den Vertrauensverlust zu starken Währungsschwankungen oder
gar zum Einbrechen des Dollarkurses führen. In diesem Fall wäre ein Versiegen der
ausländischen Mittelzuflüsse oder gar eine Flucht aus amerikanischen Aktien und
Staatsanleihen nicht unwahrscheinlich: ,,Amerika bekommt all dies ausländische Kapi-
tal, weil die Leute denken: Die USA sind so mächtig, sie sind geopolitisch sicher", so
Edward D. Luttwak vom Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Wa-
shington.
8
Das starke amerikanische Wirtschaftswachstum der vergangen Jahre könn-
te sich somit in eine Abwärtsspirale umkehren, von der die gesamte Welt betroffen sein
wird.
Wissenschaftler, die vor einem baldigen Überschreiten des Scheitelpunkts der weltwei-
ten Ölförderung warnen, untermauern diese These. Der Geologe Colin Campbell bei-
spielsweise geht davon aus, dass die Ölförderung bereits um das Jahr 2010 ihr Maxi-
6
Vgl. Uchatius, W.: Der wichtigste Preis der Welt, in: Die Zeit, 8(2003)13.02., S.17.
7
Vgl. Fischermann, T.: Imperium oeconomicum, in: Die Zeit, 14(2003)27.03, Seite 23.
8
Fischermann, T.: Imperium oeconomicum, in: Die Zeit, 14(2003)27.03, Seite 23.

Politischen und wirtschaftliche Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen
14
mum erreichen wird. Dies ist immerhin 26 Jahre früher als in einer Studie der US Re-
gierung aus dem Jahre 2000 prognostiziert wurde.
9
Große Worte wie die folgenden des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon im
November 1973 während der ersten Ölkrise wurden bedauerlicher Weise schnell wie-
der vergessen. ,,...Auf lange Sicht bedeutet das, dass wir neue Energiequellen entwi-
ckeln müssen, die uns in die Lage versetzen, unseren Bedarf zu decken, ohne uns auf
andere Länder verlassen zu müssen".
10
Betrachtet man die aktuelle geopolitische
Entwicklung im Mittleren-Osten und in Zentral-Asien, könnte man jedoch auch in Erwä-
gung ziehen, dass dieses Zitat sehr wohl ernst genommen, jedoch auf eine für den
Weltfrieden unvorteilhafte Weise interpretiert wurde.
2.2
Abhängigkeiten der Europäischen Union
Die EU setzt sich im weltweiten Maßstab verhältnismäßig stark für den Klimaschutz
und die Einführung erneuerbarer Energieträger ein und es ist auch gelungen, das
Wirtschaftswachstum seit der ersten Ölkrise weitgehend vom Energieverbrauch abzu-
koppeln.
11
Doch die Abhängigkeit von billigem Öl ist auch diesseits des Atlantiks nicht
zu unterschätzen. Während die nationale Fördermenge in den USA zwar bereits seit
15 Jahren rückläufig ist, aber derzeit noch immer etwa 48 Prozent des Verbrauchs
abdeckt
12
, so ist die Importabhängigkeit europäischer OECD-Staaten wesentlich stär-
ker ausgeprägt. 73 Prozent des Ölverbrauchs mussten bereits im Jahr 2000 importiert
werden. Bis zum Jahr 2030 soll die Nettoimportquote am Ölverbrauch auf 92 Prozent
steigen
13
, was wiederum bedeutet, dass noch mehr Gelder aus den Volkswirtschaften
abfließen, da der Wertschöpfungsfaktor der Energiebereitstellung zum großen Teil
wegfällt. Dem Grünbuch für Energieversorgungssicherheit der EU-Kommission zufolge
werden auch die Primärenergieimporte der EU von unter 50 Prozent im Jahre 1998 auf
71 Prozent im Jahre 2030 steigen.
14
9
Vgl. Stanley, B.: Oil Experts draw Fire for Warning,
http://www.oilcrisis.com/aspo/iwood/uppsalanews.htm, online: 30.03.2003.
10
Uchatius, W.: Der wichtigste Preis der Welt, in: Die Zeit, 8(2003)13.02., S.17.
11
Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für
Energieversorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemein-
schaften) Luxemburg 2001, S. .76 ­ 77.
12
Dean, S.: Strategische Energiepolitik der USA,
http://www.ifdt.de/0204/Artikel/dean.htm, online: 07.04.2003
13
International Energy Agency (IEA) (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 69
http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online: 31.03.2003.
http://europa.eu.int/comm/energy_transport/doc-technique/doctechlv-de.pdf
14
Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Ener-
gieversorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaf-
ten) Luxemburg 2001, S. 77.

Politischen und wirtschaftliche Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen
15
Der Erdölanteil am Primärenergiebedarf in der EU betrug im Jahre 1998 44 Prozent bei
sinkender Tendenz. Die absolute Nachfrage steigt jedoch weiter, insbesondere im
Verkehrsbereich.
15
2.3
Abhängigkeiten der Entwicklungsländer
Bei der Berechnung des zukünftigen Weltenergiebedarfs misst die IEA den so genann-
ten Entwicklungsländern eine besondere Rolle zu. 60 Prozent der weltweiten Zunahme
des Primärenergiebedarfs bis 2030 (ohne traditionelle Biomasse) wird in der Modell-
rechnung diesen Staaten zugeschrieben. Die Anteile der verschiedenen Wirtschaftsre-
gionen am Weltprimärenergieverbrauch werden sich somit deutlich verschieben.
16
Abbildung 1: Anteile der Wirtschaftsregionen am Weltprimärenergiebedarf
Quelle: IEA: Weltenergieausblick 2002 Schwerpunkte
Ein besonders hohes Wachstum von erwarteten 3,6 Prozent soll auf den Energiebedarf
für Verkehrszwecke in den Entwicklungsländern entfallen.
Die asiatischen Entwicklungsländer werden den größten Anstieg des Energie-
verbrauchs unter den Entwicklungsländern zu verzeichnen haben. Allein die Zunahme
15
Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Die Sicherheit der Energieversorgung der
Union, Technischer Hintergrund, S. 35, http://europa.eu.int/comm/energy_transport/doc-
technique/doctechlv-de.pdf, online: 02.05.2003.
16
Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 24,
25, 40, 85, http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online:
31.03.2003.

Politischen und wirtschaftliche Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen
16
in China soll etwa elf Prozent der Gesamtsteigerung am weltweiten Ölkonsum ausma-
chen.
17
Eine Zunahme des Verbrauchs fossiler Energieträger in der von der IEA prognostizier-
ten Größenordnung wäre bei Ölpreisen, die über den geschätzten Werten der IEA in
Höhe von maximal 29 USD bis 2030 liegen
18
für alle Entwicklungsländer äußerst ver-
hängnisvoll, falls sie nicht selbst über eigene Reserven verfügen. Bereits zwischen den
beiden Ölkrisen 1973 und 1982 nahm die wirtschaftliche Belastung durch höhere E-
nergiepreise in diesen Staaten weit stärker zu als in den Industrieländern.
19
Ihre
Staatsschulden stiegen in diesem Zeitraum auf das Sechsfache.
20
In den Entwicklungsländern decken etwa 2,4 Milliarden Menschen, das ist mehr als ein
Drittel der Weltbevölkerung, ihren Basisenergiebedarf vorwiegend mit traditioneller
Biomasse. Die IEA geht im Weltenergieausblick 2002 davon aus, dass diese Zahl bis
2030 auf 2,6 Milliarden anwachsen wird und in den Entwicklungsländern auch dann
noch über 50 Prozent des Energieverbrauchs privater Haushalte auf traditionelle Bio-
masse entfällt.
Ein hoher Anteil traditioneller Biomasse am Energiekonsum kann einerseits als ein
Kriterium für bittere Armut und wirtschaftliche Rückständigkeit gewertet werden. Ande-
rerseits bieten sich gerade in wirtschaftlich benachteiligten Regionen gute Chancen für
den Aufbau einer heimischen Produktion kommerzieller Bioenergieträger. Oftmals sehr
ineffektiv oder gänzlich ungenutzte Landflächen und gleichzeitig ein hohes Arbeitskräf-
te-Potential ständen zu Verfügung. Die bisher vergleichsweise geringen Abhängigkei-
ten von der fossilen Ressourcenkette könnte auch zur Etablierung eines funktionieren-
den Süd-Süd, bzw. Süd-Nord Handel mit einfachen Technologien zur Erzeugung er-
neuerbarer Energien beitragen.
21
Voraussetzung für eine solche Entwicklung wäre eine
Emanzipation von westlichem Fortschritts- und Wohlstandsdenken sowie die Etablie-
rung nationaler Förderprogramme. Schritte in diese Richtung sind derzeit jedoch nicht
zu erwarten.
17
Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 24,
25, 85
http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online: 31.03.2003.
18
International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 27,
http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online: 31.03.2003.
19
Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Ener-
gieversorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaf-
ten) Luxemburg 2001, S. 41.
20
Vgl. Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 298.
21
Vgl. Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 296 ­ 301.

Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
17
3
Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
3.1
Stand der globalen Biokraftstofferzeugung
Gegenwärtig wird die Kraftstoffversorgung nach wie vor maßgeblich von fossilen Ener-
gieträgern beherrscht. 98 Prozent aller weltweit im Straßenverkehr eingesetzten Kraft-
stoffe werden nach Angaben von Jean-Paul Vettier, Präsident von TotalFinaElf, aus
Rohöl hergestellt.
22
Doch das Wachstum der umweltfreundlichen Alternativtreibstoffe
ist beachtlich. In der EU betrug der Anteil biogener Kraftstoffe am Gesamtkraftstoff-
verbrauch 1998 lediglich 0,15 Prozent.
23
Inzwischen hat sich der Anteil wesentlich
erhöht:
In Deutschland waren bis 2002 835.500 t Biodieselproduktionskapazitäten fertig ge-
stellt, und Ende 2003 werden es voraussichtlich 1.170.500 t sein.
24
Gegenüber dem
Jahr 2000 entspricht dies annähernd einer Verfünffachung. Verglichen mit dem ge-
schätzten Kraftstoffverbrauch für 2003 sind dies, bei einer theoretischen Nennauslas-
tung rund 1,6 Prozent des Treibstoffgesamtbedarfs.
25
Auch wenn der größte Teil der erzeugten Biotreibstoffe derzeit auf Biodiesel entfällt,
sind inzwischen auch im Bereich Bioethanol verstärkte Aktivitäten zu beobachten.
Nach Angaben von Dieter Langendorf, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen
Vereinigung Zucker, plant die deutsche Zuckerindustrie mittelfristig fünf Vergärungsan-
lagen mit einer Kapazität zu errichten, die ausreichen würde, die Rübenernte von
100.000 Hektar zu verarbeiten. Auf über 20 Prozent der heutigen Zuckerrübenanbau-
fläche würde demnach in Zukunft der Rohstoff für etwa 500.000 t Bioethanol erzeugt.
Auch im globalen Maßstab spielt unter den Biokraftstoffen Ethanol die wichtigste Rolle.
Von der gesamten weltweiten Ethanolproduktion 2002 in Höhe von rund 31,4 Millionen
t wurden etwa 63 Prozent als Kraftstoff verwendet.
26
Doch könnte mit dieser Menge,
um eine Relation herzustellen, nicht einmal der Treibstoffverbrauch des deutschen
22
Planet Ark (Hrsg.): Green Fuel Rules Increase Refinery Emissions, 9.11.2002,
http://www.planetark.org/dailynewsstory.cfm?newsid=17660&newsdate=09-Sep-2002, online:
13.05.2003.
23
Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Ener-
gieversorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaf-
ten) Luxemburg 2001, S. 46.
24
Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) (Hrsg.): Biodieselproduktions-
kapazitäten in Deutschland 2002/2003, http://www.iwr.de/bio/nutz/kapazitaeten.html, online:
04.03.2003.
25
Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.): Umweltdaten Deutschland 2002, S. 16,
http://www.umweltbundesamt.de/udd/udd2002.pdf, online: 04.05.2003.
26
Berg, C.: World Ethanol Production 2001,
http://www.distill.com/world_ethanol_production.html, online 05.05.2003.

Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
18
Straßengüterverkehrs gedeckt werden.
27
Berücksichtigt man den um etwa ein Drittel
niedrigeren Energiegehalt von Ethanol gegenüber Benzin, so fällt dieser Vergleich
noch ernüchternder aus.
Unumstrittener Spitzenreiter bei der Produktion dieses Bioalkohols ist Brasilien mit
etwa 12,6 Millionen t in 2002/2003 und erwarteten rund 14 Millionen t in 2003/2004.
28
Etwa 40 Prozent des Treibstoffbedarfs der Fahrzeuge mit Ottomotor konnten dort 1999
mit Ethanol abgedeckt werden. Ende der Achtzigerjahre betrug die Quote sogar rund
60 Prozent. Seit 20 Jahren werden in Brasilien zwischen 55 und 75 Prozent der Zu-
ckerrohrernte zu Ethanol verarbeitet.
29
In den USA wurden 2002 über acht Millionen t Bioethanol produziert ­ 45 Prozent mehr
als 1999. Anlagen für Produktionskapazitäten von weiteren 1,5 Millionen t waren Ende
2002 in Bau.
30
Produktionskapazitäten für Biodiesel hingegen erreichten bis Mitte 2002
lediglich die Größenordnung von 300.000 t.
31
Frankreich verfügte 2002 über 440.000 t Biodiesel Produktionskapazitäten und stellte
2001 114.000 t Bioethanol her, was etwa 0,7 Prozent des Benzinverbrauchs entsprach.
In französischen Dieselkraftstoffen ist in der Regel ein Anteil von zwei bis fünf Prozent
Biodiesel enthalten.
32,33
In Italien beliefen sich die Produktionskapazitäten von Biodiesel 2002 auf 350.000 t
34
,
während in Spanien die Ethanol-Produktionskapazitäten 2002 rund 226.000 t entspra-
chen.
35
Der erfreulichen Entwicklung bei Biokraftstoffen in den vergangen Jahren steht immer
noch ein wachsender Verbrauch bei den fossilen Energieträgern gegenüber. Global
gesehen kann derzeit also noch nicht davon gesprochen werden, dass fossile Kraft-
stoffe substituiert werden. Es wird lediglich ein Teil der Steigerung des Energiebedarfs
auf nachhaltigere Weise gedeckt.
27
Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.): Umweltdaten Deutschland 2002, S. 16,
http://www.umweltbundesamt.de/udd/udd2002.pdf, online: 04.05.2003.
28
AE Brazil (Hrsg.): Brazil 2003/04 sugarcane to total 330m/t,
http://www.aebrazil.com/highlights/2003/fev/24/42.htm, online: 04.05.2003.
29
Overview: Energy from Sugar Cane in Brazil, http://www.carensa.net/Brazil.htm, online:
05.05.2003
30
Renewable Fuels Association (Hrsg.): Ethanol Industry Outlook 2003, S. 4 und 6,
http://www.ethanolrfa.org/outlook2003.PDF, online 04.05.2003.
31
NBB (Hrsg.): U.S. Biodiesel Production Capacity,
http://www.biodiesel.org/pdf_files/Capacity.PDF, online: 05.05.2003.
32
Allied Biodiesel Industries (UK) (Hrsg.): What is Biodiesel?,
http://www.biofuels.fsnet.co.uk/basics.htm, online: 04.06.2003.
33
Total (Hrsg.): Biofuels, http://216.95.210.238:8210/en/part6/chap2/content.htm, online:
04.06.2003.
34
Bockey, D. (Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V.): Die Produktion von
Biodiesel, Stand- und Entwicklungspotenzial ­Eine internationale Bestandsaufnahme, S. 3,
http://www.ufop.de/Bioproduktion.pdf, online: 23.06.2003.
35
Alcosuisse (Hrsg.): Marktsituation und Perspektiven für die Biotreibstoffe: World Biofuels
2002 ­ Sevilla 23.-24. April 2002, http://www.eav.admin.ch/d/h_sevilla.htm, online: 23.06.2003.

Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
19
3.2
Ausblick auf eine fossile Zukunft
Die Internationale Energie-Agentur (IEA) geht davon aus, dass der weltweite Ölbedarf
bis 2030 um durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr steigt.
36
Von rund 3,5 Milliarden
Tonnen in 2001
37
würde er demnach auf über 5,5 Milliarden Tonnen in 2030 zuneh-
men. Weltweit werden gemäß den Schätzungen annähernd drei Viertel dieser Nach-
fragesteigerung auf den Verkehrssektor entfallen. Im OECD-Raum soll sich dieser
Anteil sogar auf über 90 Prozent belaufen.
38
Der Primärenergiebedarf steigt dem Refe-
renzszenario der IEA zufolge ab dem Jahre 2000 sogar um jährlich 1,7 Prozent und
erreicht bis zum Jahr 2030 die Größenordnung von 15,3 Milliarden Tonnen Rohölein-
heiten (RÖE). Dies bedeutet eine Steigerung von zwei Dritteln gegenüber dem heuti-
gen Verbrauch. Der Zuwachs, so heißt es in dem Bericht weiter, soll zu mehr als 90
Prozent über fossile Energieträger gedeckt werden.
39
Erdöl wird auch weiterhin als der
mit Abstand wichtigste Energieträger gehandelt, während Erdgas die Kohle noch vor
2010 als zweitwichtigste Energiequelle verdrängen wird. Erneuerbare Energien wach-
sen in dem Szenario mit 3,3 Prozent im Jahr (ohne Wasserkraft und traditionelle Bio-
masse) zwar prozentual am schnellsten, doch wird davon ausgegangen, dass sie
weiterhin nur einen Bruchteil des Energiebedarfs decken können. Ihr Anteil soll sich bis
2030 von zwei auf vier Prozent erhöhen und vorwiegend auf den Elektrizitätssektor in
Europa entfallen.
40
Mit einem Mangel an fossilen Energieträgern sei nicht zu rechnen, doch werde sich die
Abhängigkeit von den der OPEC angeschlossenen Staaten verschärfen, so der IEA-
Vorsitzende Robert Priddle.
Dem Analyserahmen des IEA-Weltenergieausblicks 2002 liegen schwerpunktmäßig
folgende Eckdaten zu Grunde: Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsprodukts um
drei Prozent pro Jahr bis 2030, Zunahme der Weltbevölkerung um 37 Prozent, Rohöl-
preis bis 2010 konstant bei 21 US-Dollar je Barrel (Durchschnittsniveau der vergange-
nen 15 Jahre) und von 2010 bis 2030 stetiger Anstieg des Preises auf 29 USD, gleich-
36
Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 31,
http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online: 31.03.2003.
37
ExxonMobil (Hrsg.): Oeldorado 200 2, S. 4,
http://www.esso.de/ueber_uns/info_service/publikationen/downloads/files/oeldorado2002.pdf,
online: 28.03.2003.
38
International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 17 und
42, http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online:
31.03.2003.
39
International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 29,
http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online: 31.03.2003.
40
Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 33
­ 34, http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online:
31.03.2003

Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
20
bleibende Kohlepreise bis 2010 und danach sehr langsamer Anstieg. Als größte Unsi-
cherheitsfaktoren werden Veränderungen bei staatlichen Politikmaßnahmen und der
technologischen Entwicklung sowie den makroökonomischen Bedingungen und Ener-
giepreisen genannt.
41
Abbildung 2: Weltprimärenergieverbrauch 2000 bis 2030
Quelle:
IEA, Welt Energie Ausblick Schwerpunkte 2002
Von den bestätigten Weltölreserven in Höhe von 140 Milliarden Tonnen im Jahr 2001
beläuft sich der OPEC-Anteil auf 79,4 Prozent.
42
Zu den oben angeführten Ölreserven
sind jedoch, je nach Definition weitere Vorräte hinzuzurechnen. 100 Milliarden Tonnen
existieren als Vorkommen, die nur mit komplizierter Technik zu fördern sind und weite-
re 100 bis 200 Milliarden Tonnen können beispielsweise aus Teer- und Ölsanden, oder
Ölschiefer gewonnen werden. In diesen zusätzlichen Ölreserven verbirgt sich auch die
Erklärung, warum sich die Ölvorräte mit steigendem Ölpreis erhöhen und daher auch
für 2003 eher mit einem bilanziellen ,,Anstieg" der Reserven zu rechen ist. Denn es
41
International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 27,
http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online: 31.03.2003.
42
Vgl. Fachverband Öl und Gas Österreich (Hrsg.): Aufbringung (Erdölreserven weltweit,)
http://www.oil-gas.at/daten_2001/aufbringung_erdoel.html, online: 30.03.2002.

Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
21
wird jeweils die Menge als gesicherte Ölvorräte berechnet, die zu den aktuellen Welt-
marktpreisen und dem Stand der Technik gefördert werden kann.
43
Es kann also nicht davon ausgegangen werden, dass uns eines Tages das Öl ausgeht,
viel eher müsste es heißen: ,,Die Zeiten billigen Öls als Treibstoff der Weltwirtschaft
sind begrenzt".
In Bezug auf Biokraftstoffe bleibt festzuhalten: Auch wenn der Biomasse, hinter der
Windenergie die größten Wachstumschancen in den OECD-Ländern eingeräumt wer-
den
44
, so wird in der Zusammenfassung des Berichts an keiner Stelle auf die biogenen
Kraftstoffe eingegangen.
Dass die IEA den erneuerbaren Alternativen zu Erdöl und Erdgas in ihren Modellrech-
nungen wenig Potential einräumt, zeigt sich auch darin, dass einerseits 90 Prozent des
Ölverbrauch-Zuwachses in den OECD-Staaten auf den Verkehrssektor entfallen, aber
andererseits die Agentur davon ausgeht, dass wiederum 90 Prozent des Primärener-
giezuwachses über fossile Energieträger abgedeckt werden. Für Biokraftstoffe bleibt in
dieser Rechnung also nicht viel Spielraum, zumal der Großteil der erneuerbaren Ener-
gien an der Primärenergie auf den Elektrizitätssektor entfallen soll.
43
Vgl. ExxonMobil (Hrsg.): Oeldorado 2002, S. 1,
http://www.esso.de/ueber_uns/info_service/publikationen/downloads/files/oeldorado2002.pdf,
online: 28.03.2003.
44
International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 18,
http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online: 31.03.2003.

Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
22
4
Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
Die zügige Substitution fossiler Kraftstoffe durch Biokraftstoffe erscheint unter vielen
Gesichtspunkten als unabdingbar. Etwa 40 Prozent des globalen Primärenergiebedarfs
werden über Erdöl gedeckt, wovon im Jahr 2000 wiederum 47 Prozent in den Ver-
kehrssektor verbraucht wurden.
45
Die Zunahme des von der IEA prognostizierten Mine-
ralölverbrauchs bis 2030 um 60 Prozent, soll zudem überwiegend auf den Verkehrs-
sektor entfallen.
Beachtet werden muss auch, dass die Entwicklung hocheffizienter Biokraftstoff-
Konversionstechnologien, der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur und die
Schaffung von Rohstoffmärkten einen langen Zeitraum erfordern werden. Daher ist
nicht damit zu rechnen, dass Biokraftstoffe in großen Mengen nahtlos in die Lücke
springen können, falls es in Zukunft kurzfristig erforderlich ist ­ ganz gleich aus wel-
chen unmittelbaren Gründen.
4.1 Versorgungssicherheit
Die Reichweite der in Kapitel 3.2 definierten Reserven fossiler Kraftstoffe ist umstritten.
Während allgemein von einem Puffer von 40 Jahren ausgegangen wird, gibt es einige
Kritikpunkte an dieser Sichtweise. Erstens wird die Reichweite nach dem heutigen
Verbrauch bemessen, was jedoch unrealistisch ist, da bei der derzeitigen Entwicklung
allgemein von einem steigenden Verbrauch ausgegangen wird und zweitens nicht alle
gemeldeten Reserven sicher bestätigt sind.
Legt man das von der IEA ermittelte Wachstum des Ölverbrauchs von durchschnittlich
1,6 Prozent pro Jahr zwischen 2000 und 2030 zugrunde reichen die offiziell als Ölre-
serven definierten Vorräte in Höhe von 140 Milliarden Tonnen
46
lediglich 31 Jahre.
Auch wenn man argumentieren kann, dass im gleichen Zeitraum neues Öl gefunden
wird, so verbrauchen wir bereits jetzt pro neu gefundene Einheit etwa vier Einheiten
aus den Reserven.
47
Collin Campbell ein bekannter Geologe und Kritiker der derzeiti-
gen allgemeingültigen Bilanzierungsweise für die weltweiten Ölreserven geht davon
aus, dass einerseits keine neuen großen Ölfelder entdeckt werden und andererseits
45
International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 31,
http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online: 31.03.2003.
46
ExxonMobil (Hrsg.): Oeldorado 2002, S. 4,
http://www.esso.de/ueber_uns/info_service/publikationen/downloads/files/oeldorado2002.pdf,
47
Vgl. Campbell, C.: Die Erschöpfung der Welterdölreserven, Vortrag 2000,
http://www.geologie.tu-clausthal.de/Campbell/vortrag.html, online: 02.04.2003.

Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
23
ein Teil der als gesichert geltenden Vorräte auf Schätzungen und Neuberechnungen
beruhen, welche wissenschaftlichen Untersuchungen nicht standhalten. Insbesondere
Saudi-Arabien und andere OPEC-Staaten verfügen über einen hohen Anteil spekulati-
ver Reserven, während die Bewertungen von beispielsweise Norwegen, England und
die der privaten Ölfirmen eher als konservativ gelten. Allein in den Jahren 1987 und
1989 wurden in fast allen OPEC-Staaten die Reserven aufgrund von Neuberechnun-
gen bis zu einem Faktor von drei angehoben, ohne dass neue Funde dieser Bewertung
zu Grunde lagen. Als Motivation für eine potentielle Übertreibung bei dieser auf jeden
Fall zumindest teilweise berechtigten Neubilanzierung könnte angeführt werden, dass
die OPEC damit vortäuschen könnte, es sei noch lange Öl im Überfluss vorhanden,
und somit die kostspielige Entwicklung von Technologien zur Effizienzsteigerung oder
der Ausbau nachhaltiger Energiegewinnung, ökonomisch nicht plausibel sind.
Im ,,Oil & Gas Journal", welches als Grundlage für die frei zugänglichen Statistiken von
BP, ExxonMobil/Esso (Oeldorado) und anderen Unternehmen dient, wurden diese
teilweise spekulativen Aufwertungen der OPEC-Länder als gesicherte Reserven auf-
genommen.
48
In der öffentlichen Diskussion welche sich in der Regel auf die Veröffent-
lichungen der großen Ölkonzerne stützt, besteht demnach eine trügerische Sicherheit
was die zumindest zum gegenwärtigen Preis tatsächlichen förderbaren Vorräte an-
geht.
49,50
Eine realistischere Einschätzung über die tatsächlichen Vorräte ergibt die Gegenüber-
stellung aller berichteten Ölfunde zum bereits geförderten Rohöl. Als Datengrundlage
wird dazu die größte existierende Datenbank über Ölfelder, die so genannte Industrie-
Datenbank herangezogen. Daraus wird deutlich, dass die berichteten Reserven der
Förderländer mit den errechneten nicht übereinstimmen.
48
Schindler, J., Zittel, W.: Weltweite Entwicklung der Energienachfrage und der Ressourcenver-
fügbarkeit, 2000, S. 4 - 5,
http://www.asic.at/Dokumente/Enquete_Resourcen_Hearing.pdf, online: 28.03.2003.
49
Vgl. Schindler, J., Zittel, W.: Weltweite Entwicklung der Energienachfrage und der Ressour-
cenverfügbarkeit, 2002, S. 4 - 5,
http://www.asic.at/Dokumente/Enquete_Resourcen_Hearing.pdf, online: 28.03.2003.
50
Vgl. Campbell, C.: Die Erschöpfung der Welterdölreserven, Vortrag 2000,
http://www.geologie.tu-clausthal.de/Campbell/vortrag.html, online: 02.04.2003.

Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
24
Abbildung 3: Summe der Ölfunde im Verhältnis zu noch vorhandenem Rohöl
bzw. den berichtete Reserven
Quelle: Schindler, J; Zittel, W., zitiert aus: Campbell, BP Statistical Review of
World Energy
Die Menge der Förderung in einem einzelnen Ölfeld, wie in der Summe letztendlich
auch der gesamt weltweiten Fördermenge, unterliegt zudem einer so genannten Glo-
ckenkurve. D.h. am Anfang lässt sich die Produktion durch den in der Regel hohen
Druck im Ölfeld, schnell und einfach steigern, indem zusätzliche Förderanlagen gebaut
werden. Nachdem etwa die Hälfte des Öls gefördert wurde, lässt der Druck jedoch
stark nach, was ein Einbrechen der Produktionsmenge zur Folge hat. Durch zusätzli-
che Förderanlagen, die Herabsetzung der Zähigkeit des Öls oder über eine künstliche
Erhöhung des Drucks, was durch die Einpressung von Erdgas, Wasser oder CO
2
erfolgen kann, kann die Produktionsmenge vorübergehend erhöht werden. Doch führt
dies zu einer Steigerung der Förderkosten und zu einer Verschlechterung der Energie-
bilanz.
Die Annahme, dass wir in der Zukunft den steigenden Energiebedarf weiterhin zu
einem so hohen Anteil wie von der IEA erwartet (siehe Abbildung 1) durch Öl decken
können, ist somit zumindest als spekulativ einzuordnen. Denn sobald die Spitze der
Weltölförderung erreicht ist, welche durch die Gesetzmäßigkeit der Glockenkurve in
etwa mit der Hälfte der weltweit förderbaren Ölvorkommen zusammenfällt, kann die
gesamte Ölförderung langfristig gesehen nur noch abnehmen. Hohe Ölpreise, die
durch diese neue Marktsituation begründet wären, könnten zwar die Ausbeutung der
Ölreserven noch weiter beschleunigen, doch nur zu weitaus höheren Kosten. Voraus-

Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
25
sichtlich wird sich in diesem Fall die derzeit noch relativ ausgeglichene Situation zwi-
schen Angebot und Nachfrage extrem zuspitzen. Auch die psychologischen Auswir-
kungen eines Überschreitens des Scheitelpunktes der globalen Ölförderung werden
sich in höheren Preisen niederschlagen. Die OPEC, welche bereits im Jahre 1999 über
70 Prozent der bilanzierten Ölreserven verfügte
51
und Spekulanten an den Rohstoff-
märkten, werden ihren Spielraum diesbezüglich zu nutzen wissen.
Durch die geringe Preiselastizität von Erdöl könnten auch geopolitische Verwerfungen
oder sonstige Ereignisse in den Förderregionen zukünftig zu extremen Preisschwan-
kungen führen, auch wenn nur ein geringer Teil der weltweiten Fördermenge betroffen
ist.
Der von der OPEC derzeit vorgegebene Preiskorridor von 21 bis 28 USD pro Barrel
spiegelt vor allem die Interessen von Saudi-Arabien und den übrigen Ländern am
Persischen-Golf wieder, da sie über verhältnismäßig große Ölvorräte verfügen und im
Gegensatz zu beispielsweise Iran, Algerien und Venezuela an einer Maximierung der
Preise noch nicht interessiert sind. Dies würde zu einer schnelleren Durchsetzung
alternativer Energieträger führen, was wiederum zu einer Verschlechterung der lang-
fristigen Absatzchancen beitragen könnte.
52
Die ,,Machtakkumulation" bezüglich der
zukünftigen Preisgestaltung schreitet somit weltweit, aber auch innerhalb der OPEC
zugunsten der Anrainerstaaten des Persischen Golfs zügig voran. Mit zunehmender
Marktbeherrschung könnten durch minimale Förderbeschränkungen große Preissprün-
ge erreicht werden. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, ist außerhalb der OPEC kein
anderer Staat in der Lage, die Förderung maßgeblich auszuweiten, um sie der geopoli-
tischen Lage anzupassen. Diese Situation wird sich aller Voraussicht nach in den
kommenden Jahren weiter zuspitzten. Die Militärpräsenz der Vereinigten Staaten in
der Region und deren forcierte Einflussnahme auf die dortigen politischen Institutionen
ist unter den Gesichtspunkten der zu erwartenden zukünftigen Entwicklung wirt-
schaftspolitisch mit einem hohen Risiko behaftet aber auch nachvollziehbar, solange
die weitgehende Abhängigkeit vom Öl besteht.
Die oben gemachten Annahmen sind zugegebenermaßen, im Vergleich zu vielen
anderen Meinungen als pessimistisch einzuordnen. Fairer Weise muss auch auf poten-
tielle Neufunde sowie den ständig steigenden Stand der Technik verwiesen werden.
Durch den technologischen Fortschritt wird die Förderung nicht konventionelle Vorräte
51
Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Ener-
gieversorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaf-
ten) Luxemburg 2001, S. 39.
52
Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für
Energieversorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemein-
schaften) Luxemburg 2001, S. 40.

Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
26
wie beispielsweise den großen kanadischen Ölsandvorkommen zunehmend wirtschaft-
lich. Auch die Tatsache, dass die Reserven in der Vergangenheit trotz steigendem
Verbrauch ständig gewachsen sind ist nicht zu bestreiten. Verglichen mit dem derzeiti-
gen Verbrauch geht ExxonMobil unter diesen Gesichtspunkten gar von Reserven von
etwa 100 Jahren aus
53
, macht aber in diesem Zusammenhang keine Angaben über die
zu erwarteten Kosten.
Die Entwicklung der Vergangenheit gradlinig auf die Zukunft zu übertragen, führt je-
doch in den meisten Fällen zu einer trügerischen Sicherheit. Die begrenzten, mögli-
cherweise noch unter den Erwartungen liegenden Reserven, stellen somit eine wirt-
schaftliche Bedrohung für Industrieländer, insbesondere aber auch für die Entwick-
lungsländer dar
54
und erfordern eine Politik der Risikominimierung. Auf einen, gegen-
über dem langjährigen Mittel, steigenden Ölpreis wird sich die Weltwirtschaft mit hoher
Wahrscheinlichkeit innerhalb des nächsten Jahrzehnts einstellen müssen. Sollte sich
der Ölverbrauch tatsächlich mit der von der IEA prognostizierten Wachstumsrate von
1,6 Prozent im Jahr steigern, so ist ein erwarteter Ölpreis von durchschnittlich 21 USD
pro Barrel bis 2010 und ein darauf folgender stetiger Anstieg auf 29 USD pro Barrel in
2030 kaum argumentativ zu begründen. Somit wäre einer der wichtigsten Eckpunkte
des Analyserahmens des Energieausblicks der IEA hinfällig. Dem Referenzszenario
der IEA zufolge soll der absolute Verbrauch von 75 Millionen Barrel pro Tag (mb/d) in
2000 auf 120 mb/d in 2030 steigen.
55
Abgesehen von dem ,,Knappheitspreis", der dann
vermutlich bezahlt werden muss, ist ein Preis in dieser Größenordnung allein schon
durch die Kostensteigerungen bei einer Ausweitung der Ölförderung insbesondere bei
der Nutzbarmachung nicht konventioneller Ölreserven wie Ölsande, Tiefseeöl, Kon-
densat oder Schweröl unrealistisch.
53
ExxonMobil (Hrsg.): Contribution to the Debate on the Green Paper - Towards a European
Strategy for the Security of Energy Supply, S. 6,
http://europa.eu.int/comm/energy_transport/livrevert/contributions/09/2001-09-28-
exxonmobil.pdf, online: 21.08.2003.
54
Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für
Energieversorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemein-
schaften) Luxemburg 2001, S. 41.
55
Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 17,
http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online: 31.03.2003.

Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
27
Abbildung 4: Kosten der Erdölproduktion weltweit
Quelle: Europäische Kommission: Grünbuch - Hin zu einer europäischen Stra-
tegie für Energieversorgungssicherheit, 2000.
Auch wenn es unbestritten ist, dass die konventionellen Rohölvorkommen ausreichen,
um die Energienachfrage rein rechnerisch bis zum Jahr 2030 zu befriedigen, so bleibt
in der IEA-Studie unberücksichtigt, dass sich die Förderung aus den Vorräten nicht zu
einem beliebigen Zeitpunkt ohne immense Zusatzkosten erhöhen lässt, sobald der
oben beschriebene natürliche Scheitelpunkt der weltweiten Fördermenge überschritten
ist.
56
Die Frage wie es nach dem Jahr 2030 in Bezug auf die Energieversorgung weiterge-
hen könnte wird ebenfalls nicht ausreichend beantwortet. Von den insgesamt etwa
sechs Prozent erneuerbaren Energien am Primärenergiebedarf (siehe Abbildung 1)
könnte zumindest kein großer Beitrag erwartet werden. Vielmehr wäre als Konsequenz
dieses Szenarios, auch wenn dies nicht explizit angesprochen wird, ein extremer An-
stieg von synthetisch, vornehmlich aus Kohle hergestellten Kraftstoffen auszugehen.
Diese würden wiederum, durch ihre wesentlich schlechtere Energie- und Umweltbilanz,
zu einem extremen Anstieg des CO
2
-Gehalts in der Atmosphäre führen.
4.2 CO
2
-Emissionen
Derzeit verbrauchen wir pro Jahr soviel fossile Energieträger, wie in etwa 500.000 bis
1.000.000 Jahren durch Fotosynthese gebildet wurden
57,58
und setzen damit große
56
Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 65,
S. 43, http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online:
31.03.2003.
57
Rosenkranz, G.: Energie der Zukunft, in: Der Spiegel, 23(2000)05.06,

Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
28
Mengen CO
2
mit bisher unabsehbaren Folgen frei. Die Veränderung der weltweiten
Durchschnittstemperatur im 20. Jahrhundert um +0,6 °C ist zum Großteil auf anthropo-
gene Einflüsse zurückzuführen.
59
Bis 2100 soll die Durchschnittstemperatur je nach
Rechenmodell des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) um 1,4°C bis
5,8°C gegenüber 1990 ansteigen.
60
Für den Temperaturanstieg wird neben weiteren Klimagasen wie beispielsweise Me-
than (CH
4
) und Distickstoffoxid (N
2
O) hauptsächlich der höhere atmosphärische CO
2
-
Gehalt verantwortlich gemacht. Zwischen 1750 und 1999 ist dieser von 280 Parts per
Million (ppm) auf 367 ppm oder um 31 Prozent gestiegen. Dieser Wert wurde in den
vergangenen 420.000 Jahren nicht erreicht und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch seit
20 Millionen Jahren nicht überschritten.
61
Drei Viertel des während der vergangenen 20 Jahre durch menschliche Aktivitäten
emittierten CO
2
kann auf die Nutzung fossiler Brennstoffe zurückgeführt werden.
62
In
Europa sind sogar 94 Prozent der anthropogenen CO
2
-Emissionen auf den Energie-
sektor zurückzuführen.
63
28 Prozent der CO
2
-Emissionen entfallen in der EU auf den
Verkehrssektor. Für 84 Prozent dieser Größenordnung wiederum war 1998 Straßen-
verkehr verantwortlich.
64
Die weitgehende CO
2
-Neutralität biogener Kraftstoffe ist in diesem Sinne neben der
Versorgungssicherheit ein weiteres zentrales Argument für deren Einführung. Während
durch die energetische Nutzbarmachung der fossilen Kraftstoffe, atmosphärischer
Kohlenstoff wieder freigesetzt wird, welcher vor Jahrmillionen (bei Öl von maritimen
(online unter: http://www.spiegel.de/spiegel/21jh/0,1518,79307,00.html).
58
Umweltbundesamt (Hrsg.): ,,umwelt deutschland", Informations-CD, 2000, Berlin, zitiert in:
Zukunftsfähig, Ressourcenverbrauch, http://www.zukunftsfaehig.de/ergebnis/11ressourc.htm,
online: 01.05.2003.
59
Vgl. Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (Hrsg.): Klimawandel 2001: Die
wissenschaftliche Basis, Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (übersetzt durch
Greenpeace), S. 2, 12, http://archiv.greenpeace.de/GP_DOK_3P/HINTERGR/C08HI49.PDF,
online: 05.05.2003.
60
Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (Hrsg.): Klimawandel 2001: Die wissen-
schaftliche Basis, Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (übersetzt durch
Greenpeace), S. 15,16, http://archiv.greenpeace.de/GP_DOK_3P/HINTERGR/C08HI49.PDF,
online: 05.05.2003.
61
Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (Hrsg.): Klimawandel 2001: Die wissen-
schaftliche Basis, Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (übersetzt durch
Greenpeace), S. 6, http://archiv.greenpeace.de/GP_DOK_3P/HINTERGR/C08HI49.PDF, onli-
ne: 05.05.2003.
62
Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (Hrsg.): Klimawandel 2001: Die wissen-
schaftliche Basis, Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (übersetzt durch
Greenpeace), S. 7, http://archiv.greenpeace.de/GP_DOK_3P/HINTERGR/C08HI49.PDF, onli-
ne: 05.05.2003.
63
Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Ener-
gieversorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaf-
ten) Luxemburg 2001, S. 51.
64
Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Ener-
gieversorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaf-
ten) Luxemburg 2001, S. 51.

Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
29
Kleinstlebewesen) gebunden wurde, ist der Kohlenstoffkreislauf bei Biokraftstoffen
weitgehend geschlossen.
Die IEA geht im Energieausblick 2002 von einer Steigerung der CO
2
-Emissionen bis
2030 von jährlich 1,8 Prozent aus, d. h. sie würden dann etwa 70 Prozent über dem
derzeitigen Niveau liegen. Der CO
2
-Ausstoß pro genutzte Energieeinheit soll sich
ebenfalls erhöhen, da durch die Reduzierung des Anteils der Kernenergie, dem Szena-
rio zu Folge, eine zunehmende Substitution durch fossile Energieträger stattfinden
wird.
65
Abbildung 5: Energiebezogene CO
2
-Emissionen nach Regionen
Quelle: IEA, Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte
Die Notwendigkeit, den CO
2
-Ausstoß zu minimieren um nicht in eine unmittelbare
Klimakatastrophe zu steuern, ist demgegenüber inzwischen unter Fachleuten unum-
stritten. Während in den vergangen Jahrzehnten der Zusammenhang zwischen der
Nutzung fossiler Energieträger und dem weltweiten Temperaturanstieg, welcher zu
gehäuften bisher regional begrenzten Naturkatastrophen geführt hat, als nicht wissen-
schaftlich belegt zurückgewiesen wurde, hat mittlerweile selbst die Regierung der
Vereinigten Staaten einen Zusammenhang eingeräumt. Zu direkten, verstärkten Maß-
nahmen hat diese Einsicht jedoch nicht geführt. Förderprogramme in den USA zur
Steigerung der Produktion von Biokraftstoffen haben daher, politisch gesehen, auch
eher das Ziel, der Landwirtschaft neue Absatzmärkte zu öffnen. Der Klimaschutz nimmt
dabei eine meist untergeordnete Rolle ein.
65
Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 48 -
49, http://www.worldenergyoutlook.org/weo/pubs/weo2002/WEOGerman.pdf, online:
31.03.2003.

Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
30
Der Haltung der USA in der Frage des Klimaschutzes kommt jedoch eine sehr zentrale
Rolle zu. Einerseits sind sie als größter Emittent für rund ein Viertel der globalen Stei-
gerung des atmosphärischen CO
2
-Gehalts verantwortlich und andererseits zeigte sich
die übrige Staatengemeinschaft bisher als unfähig ohne die Vereinigten Staaten klima-
politisch wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen. Die andauernden Diskussionen um
das mittlerweile ohnehin zahnlos gewordene Kioto-Protokoll belegen dies.
Während ein schnell ansteigender Ölpreis in naher Zukunft als eine große Gefahr für
die Weltwirtschaft zu werten ist, da sie sich in eine extreme Abhängigkeit zu den fossi-
len Energieträgern manövriert hat, so bedroht der Klimawandel die Menschheit existen-
tiell. Insbesondere die Einwohner der so genannten Dritten Welt werden unmittelbar
betroffen sein. Für diese ist eine Situation entstanden, in welcher sie voraussichtlich in
jeder Hinsicht verlieren werden: Gehen die wirtschaftlich förderbaren fossilen Energie-
quellen erst in einigen Jahrzehnten zu Ende, werden sie vermutlich von den katastro-
phalen Auswirkungen des Klimawandels verstärkt und mit aller Härte getroffen. Gehen
die wirtschaftlich förderbaren fossilen Energieträger schon bald zur Neige, dann sind
sie die ersten, die die steigenden Preisen nicht mehr bezahlen können und die für
diese Nationen prognostizierte Verbesserung der Lebensbedingungen fällt aus.
Durch bereits bestehende und in den kommenden Jahren voraussichtlich steigende
Abhängigkeiten von Erdölerzeugnissen könnten daher chaotische Zustände entstehen.
Neue Hungersnöte, Völkerwanderungen mit all ihren Auswüchsen aber auch Kriege
um energetische Ressourcen, Wasser sowie landwirtschaftlich nutzbares Land wären
die Folge. Die einzige Lösung dieser scheinbar auswegslosen Situation wäre der früh-
zeitige Aufbau einer solaren Weltwirtschaft, wie sie unter anderen von Herrmann
Scheer propagiert wird.
66
Bereits bestehende starke Abhängigkeiten, ein geringer
Bildungsstandard und oftmals fehlender Allgemeinsinn lassen diese innovativen Ideen
jedoch schnell zur Utopie werden.
Das gleiche oben beschriebene Szenario gilt, wenn auch in abgeschwächter Form,
ebenso für die Industrienationen.
Langfristig gesehen bleibt also zu hoffen, dass die verbliebenen fossilen Energieträger,
die zu geringen Kosten gefördert werden können unter den Erwartungen liegen. Und
die wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten zu einem Umbau der Energieversorgung füh-
ren, noch bevor sich die Versorgungssicherheit weiter zuspitzt und vor allem, bevor der
große unumkehrbare Klimawandel eintritt.
66
Vgl. Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 296 ­ 301.

Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
31
Andernfalls wird vermutlich erst nach dem Einsetzen großer Katastrophen, welche
auch die westliche Welt treffen mit einem massiven Umbau der Energiebereitstellung
und Effizienzsteigerungsprogrammen begonnen.
Der abwegige Denkansatz: ,,Aus Gründen der wirtschaftlichen Sicherheit an der kon-
ventionellen Energieversorgung festzuhalten, obwohl gerade diese alles unsicher
macht"
67
, wie es Herrmann Scheer in dem Buch ,,Solare Weltwirtschaft" formuliert, wird
uns somit wohl noch einige Zeit begleiten.
4.3
Vorteile einer nachhaltigen Energiebereitstellung
Der Aufbau einer nachhaltigen Energiebereitstellung könnte neben einer verbesserten
Versorgungssicherheit und reduzierten CO
2
-Emissionen zusätzlich in hohem Maße zu
einer neuen Wirtschaftskultur beitragen.
In der Vergangenheit konnte vielfach beobachtet werden, wie große Versorgungsun-
ternehmen und multinationale Konzerne im Energiesektor ihre Marktstellung und ihren
Einfluss auf politische Institutionen zur Zementierung der Verhältnisse und zur Durch-
setzung eigener Interessen ausgenutzt haben.
68
Die Nutzung fossiler oder atomarer
Ressourcen konnte dadurch auf einzigartige Weise zentralisiert und beherrscht wer-
den. An der breiten Entwicklung und Einführung erneuerbarer Energien bestand von
Seiten dieser Konzerne in der Vergangenheit wenig Interesse, da durch die Modularität
von Technologien wie der Photovoltaik oder Windkraft- und Biomasseanlagen, Skalen-
effekte weitgehend außer Kraft gesetzt werden und dies potentielle Konkurrenz auch
von weniger finanzstarken Unternehmen ermöglicht hätte. Damit ist auch zu erklären,
dass der einzige Bereich der erneuerbaren Energien, bei dem das Potential in der EU
annähernd vollständig erschlossen wurde, bei großen Wasserkraftwerken liegt.
69
Wie die nahe Vergangenheit zumindest in Deutschland bewiesen hat, entstehen vielfäl-
tige Investitionsmöglichkeiten für die Allgemeinheit in diesem Bereich. Insbesondere
die Stromerzeugung mit Windkraft erlebte, abgesichert durch das Erneuerbare Ener-
gien Gesetz (EEG), einen regelrechten Boom. Über 14 Milliarden Euro wurden grob
geschätzt bis zum Jahr 2002 allein in die Installation von Windkraftanlagen investiert
(12.000 MW x 1,2 Millionen Euro pro MW). Inzwischen kann etwa vier Prozent des
deutschen Strombedarfs durch Windenergie gedeckt werden. Ein Großteil dieser
Windparks wurde in Form von geschlossenen Fonds über ein KG-Modell an Privatper-
67
Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 34, 35.
68
Vgl. Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 50-65.
69
Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch ­ Die Sicherheit der Energieversorgung der
Union, Technischer Hintergrund, S. 53, http://europa.eu.int/comm/energy_transport/doc-
technique/doctechlv-de.pdf, online: 02.05.2003.

Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe
32
sonen zu attraktiven Konditionen vertrieben. Im Bereich Photovoltaik und Biomasse
sind seit einiger Zeit ebenfalls Angebote dieser Art auf dem Kapitalmarkt. Es zeichnet
sich also eine zunehmende Dezentralisierung der Energieerzeugung und Diversifizie-
rung der Besitzverhältnisse von Produktionskapazitäten ab. Hinzu kommt eine steigen-
de Wertschöpfung durch die zum Teil national hergestellten Anlagen aber vor allem
durch die Energieerzeugung in oftmals strukturschwachen Regionen.
Insbesondere die Landwirtschaft nimmt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselposi-
tion ein. Doch während Landwirte im Bereich der Windkraft nur vereinzelt, meist durch
die Verpachtung von Flächen profitieren konnten, kommt ihnen im Bereich der Bio-
masse als Ausgangsstoff für Biokraftstoffe jeglicher Art eine aktive Rolle zu. Eine Stär-
kung der ländlichen Räume weltweit, eine Chance für Entwicklungsländer, die oftmals
ausschließlich landwirtschaftliche Rohstoffe als Exportgut produzieren und nicht zuletzt
eine bedeutende Zunahme an Arbeitsplätzen im allgemeinen Energiesektor wären die
Vorteile.
Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass eine solche Entwicklung eine bedeuten-
de Anschubfinanzierung oder Steuerfreistellung, abgesichert durch gesetzliche Rah-
menbedingungen erfordert. Eine andere Möglichkeit wäre die Belastung von CO
2
-
Emissionen aus fossilen Energieträgern. In jedem Fall müssen die Prioritäten eindeutig
und bald gesetzt werden. Wird länger gewartet, erhöhen sich die Abhängigkeiten,
Folgekosten und Zukunftslasten.
Natürlich kann es nicht darum gehen, regenerative Energien aus Prinzip zu subventio-
nieren. Solange jedoch keine fairen Preise, welche auch die externen Kosten berück-
sichtigen, für Energie bezahlt werden müssen, ist es legitim, erneuerbare Energien mit
einem Ausgleich für eingesparte global-volkswirtschaftliche Zukunftslasten zu unter-
stützen.

Politische Leitlinien und Szenarien in Bezug auf Biokraftstoffe
33
5
Politische Leitlinien und Szenarien in Bezug auf Biokraftstoffe
5.1
Treibstoffszenario und Leitlinien der Europäischen Union
1992 war die Europäische Kommission mit dem Vorschlag einer steuerlichen Begüns-
tigung von biogenen Kraftstoffen am Widerstand des damaligen Ministerrates geschei-
tert. Den Mitgliedsstaaten wurde jedoch die Möglichkeit eingeräumt, individuelle Anträ-
ge auf Steuervergünstigungen zu stellen. In der Vergangenheit hatten sechs Staaten
von diesem Instrument Gebrauch gemacht. Durch die steigende Zahl der Neuanträge
fühlte sich die EU-Kommission ermutigt eine neue gesamteuropäische Regelung aus-
zuarbeiten, welche sich stark am Grünbuch zur Energieversorgungssicherheit der
Europäischen Union aus dem Jahr 2000 orientierte. In diesem Dokument schlug die
Kommission vor, bis zum Jahre 2010, sieben Prozent des Kraftstoffbedarfs durch
alternative Kraftstoffe (einschließlich Erdgas und Wasserstoff) zu decken. Bis 2020
sollen 20 Prozent der herkömmlichen Kraftstoffe durch alternative Kraftstoffe ersetzt
werden. Gleichzeitig wird im Grünbuch betont, dass das Ziel, die Ersatzstoffe bis 2020
in diesem Umfang auszuweiten ohne steuerliche Maßnahmen sowie Vorschriften und
freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie bzw. den Mineralölgesellschaften, wahr-
scheinlich nicht möglich sei.
70
Als Ziele dieser Maßnahmen werden eine verbesserte
Versorgungssicherheit und eine Verringerung der CO
2
-Emissionen genannt.
Das Dokument mit den Namen ,,Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parla-
ments und des Rates zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen" und ,,Vor-
schlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 92/81/EWG bezüglich
der Möglichkeit, auf bestimmte Biokraftstoffe und Biokraftstoffe enthaltende Mineralöle
einen ermäßigten Verbrauchsteuersatz anzuwenden"
71
vom November 2001, enthielt
folgende beiden Eckpunkte:
1. Den Mitgliedsstaaten soll die Möglichkeit eingeräumt werden, die Verbrauchsteuern
auf alle Biokraftstoffe zu ermäßigen. Um die Einnahmenausfälle der Mitgliedsstaaten
zu begrenzen, soll die Steuerbefreiung jedoch nicht mehr als 50 Prozent betragen.
70
Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Ener-
gieversorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaf-
ten) Luxemburg 2001, S. 46-48.
71
Europäische Kommission (Hrsg.): Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments
und des Rates zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen" und ,,Vorschlag für eine
Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 92/81/EWG bezüglich der Möglichkeit, auf
bestimmte Biokraftstoffe und Biokraftstoffe enthaltende Mineralöle einen ermäßigten
Verbrauchsteuersatz anzuwenden (Kom(2001) 547), Brüssel, 7.11.2001,
http://europa.eu.int/eur-lex/de/com/pdf/2001/de_501PC0547_01.pdf, online: 05.05.2003.

Politische Leitlinien und Szenarien in Bezug auf Biokraftstoffe
34
2. Die Mindestanteile der Biokraftstoffe am Gesamtverbrauch, bzw. der Anteil der
Biokraftstoffe die in Mischform verkauft werden, sollen in der Zukunft folgenden Min-
destgrößenordnungen jeweils zum Ende des angegebenen Jahres entsprechen:
Jahr
Anteil in Prozent
Mindestbeimischung
2005 2
-
2006 2,75
-
2007 3,5
-
2008 4,25
-
2009 5
1
%
2010 5,75
1,75
%
Tabelle 1:
Mindestanteil verkaufter Biokraftstoffe an allen verkauften Otto-
und Dieselkraftstoffen
Quelle: Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Ra-
tes zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen, Kom(2001) 547 endg.,
Brüssel, 07.11.2001
Zum 08. Mai 2003 wurde die Richtlinie schließlich vom Europäischen Parlament und
dem Rat der Europäischen Union verabschiedet und trat mit der Veröffentlichung im
Amtsblatt der Europäischen Union am 17. Mai 2003 in Kraft.
72
Bis zum 31. Dezember
2004 muss sie von den Mitgliedsstaaten in nationales Recht umgesetzt werden.
Im Wesentlichen wurde der oben angeführte Vorschlag der EU-Kommission in die
Richtlinie übernommen. Hauptunterschiede zum Vorschlag der Kommission, sind die
Streichung der Steuerbefreiungsbegrenzung und auch des Anteils der Mindestbeimi-
schung.
Herausgekommen ist somit eine recht offene Regelung, welche den Mitgliedsstaaten
großen Spielraum bei den Fördermaßnahmen lässt, solange diese EU-konform sind.
Es ist jedoch zu erwarten, dass Steuerermäßigungen auf Biokraftstoffe von der Mehr-
heit der Staaten als Instrument eingesetzt werden, um die Zielvorgaben zu erreichen.
Ein schwerwiegendes Manko der Richtlinie ist es, dass keine verpflichtenden Mengen-
ziele vorgegeben werden. Falls eine sachgerechte Begründung gegenüber der Kom-
mission erfolgt, kann eine Reduzierung der Richtwerte auf nationaler Ebene erfolgen.
In Artikel vier wird jedoch geregelt, dass bei einer Verfehlung der Ziele die nicht ausrei-
72
Europäische Union (Hrsg.): Richtlinie 2003/30/EG des Europäischen Parlaments und des
Rates vom 8. Mai 2003 zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen oder anderen er-
neuerbaren Kraftstoffen im Verkehrssektor, in: Amtsblatt der Europäischen Union 17.05.2003,
http://www.nova-institut.de/news-images/20030526-01/EU-Amtsblatt-Biokraftstoffe.pdf, online:
16.07.2003.

Politische Leitlinien und Szenarien in Bezug auf Biokraftstoffe
35
chend gerechtfertigt werden kann, einzelstaatliche, möglicherweise auch verbindliche
Ziele festgelegt werden können.
Die Förderrichtlinie zur Verwendung von Biokraftstoffen wird ohne Zweifel zum Durch-
bruch biogener Kraftstoffe in der gesamten EU beitragen, auch wenn nicht zu erwarten
ist, dass das Ziel von 5,75 Prozent bis zum Jahre 2010 aufgrund der unverbindlichen
Zielvorgabe in allen Einzelstaaten tatsächlich erreicht wird.
Die EU-Kommission geht davon aus, dass lediglich acht Prozent des Treibstoffbedarfs
im Straßenverkehr durch Biomasse gedeckt werden können, wenn diese auf zehn
Prozent der derzeitigen landwirtschaftlichen Fläche angebaut wird. Aufgrund dieser
Annahme, die den zukünftigen Züchtungsfortschritt, vor allem aber auch innovative
Anbauverfahren mit weit höheren Biomasseerträgen nicht berücksichtigt, erwartet die
Kommission, dass Biokraftstoffe: ,,...kaum im großen Stil als langfristiger Ersatz für
Kraftstoffe in Frage kommen werden, da die dafür erforderlichen Flächen begrenzt
sind...".
73
Eine kurz- bis mittelfristige Nutzung biete sich dennoch an: ,,...weil sie in den
vorhandenen Fahrzeugen und im Rahmen des bestehenden Verteilungssystems ver-
wendet werden können und daher keine kostenaufwendigen Infrastrukturinvestitionen
erforderlich machen".
74
In einem optimistischen Szenario bezüglich des Entwicklungspotentials alternativer
Kraftstoffe, könnte sich die Kraftstoffersorgung bis 2020 laut EU-Kommission folgen-
dermaßen entwickeln:
Jahr
Biokraftstoffe
in Prozent
Erdgas
in Prozent
Wasserstoff
in Prozent
Gesamt
in Prozent
2005 2
-
-
2
2010
6 2 - 8
2015
7 5 2 14
2020
8 10 5 23
Tabelle 2:
Optimistisches Entwicklungsszenario für alternative Kraftstoffe
73
Europäische Kommission (Hrsg.): Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments
und des Rates zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen (Kom(2001) 547), Brüssel,
7.11.2001, S. 6, http://europa.eu.int/eur-lex/de/com/pdf/2001/de_501PC0547_01.pdf, online:
05.05.2003.
74
Europäische Kommission (Hrsg.): Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments
und des Rates zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen (Kom(2001) 547), Brüssel,
7.11.2001, S. 6, http://europa.eu.int/eur-lex/de/com/pdf/2001/de_501PC0547_01.pdf, online:
05.05.2003.

Politische Leitlinien und Szenarien in Bezug auf Biokraftstoffe
36
Quelle: Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Ra-
tes zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen, Kom(2001) 547 endg.,
Brüssel, 07.11.2001
5.2
Treibstoffszenario und Leitlinien der Bundesrepublik Deutschland
Langfristig gesehen spielen die politischen Rahmenbedingungen der Bundsrepublik in
Bezug auf Biokraftstoffe eine eher untergeordnete Rolle, da die EU-Richtlinien nationa-
len Gesetzgebungen lediglich eine Übergangsfrist einräumen. Über den Spielraum,
den die EU-Förderrichtlinie zur Verwendung von Biokraftstoffen zulässt, sind kurz- bis
mittelfristig gesehen jedoch maßgebliche Auswirkungen der bundespolitischen Haltung
gegenüber biogenen Kraftstoffen zu erwarten.
Seit 1992 sind Biokraftstoffe in Reinform von der deutschen Mineralölsteuer befreit.
Insbesondere Biodiesel konnte von dieser Gesetzgebung profitieren. Inzwischen wurde
die Steuerbefreiung auch auf Biokraftstoffe erweitert die mineralischen Treibstoffen
beigemischt werden.
Mit der abschließenden Lesung im Bundestag am 07. Juni 2002 und der Befürwortung
durch den Bundesrat am 21. Juni 2002 konnte das ,,Zweite Gesetz zur Änderung des
Mineralölsteuergesetzes" in Kraft treten. Bemerkenswert bei diesem Gesetz ist, dass
es einen breiten Konsens über die wichtigsten Parteien gab. Lediglich die FDP stimmte
mit der Begründung: ,,Die Steuerbefreiung sei ein Fass ohne Boden, je mehr davon
verwendet würden umso niedriger beliefen sich die Steuereinnahmen" und, dass die
positiven Auswirkungen auf inländische Produzenten niedriger seien als von der Koali-
tion angenommen, dagegen.
75
Der wichtigste Ergänzung des bestehenden Gesetzes lautet wie folgt: ,,Die Steuersätze
( ... ) sind bis zum 31. Dezember 2008 in dem Umfang ermäßigt, in dem die dort ge-
nannten Mineralöle nachweislich Biokraftstoffe enthalten".
76
Pflanzenölmethylester
gelten diesbezüglich in vollem Umfang als Biokraftstoffe. Weiter heißt es, dass das
Bundesfinanzministerium unter Beteiligung weiterer Ministerien alle zwei Jahre, begin-
nend mit dem 31. März 2004, dem Bundstag einen Bericht über die Markteinführung
von Biokraftstoffen sowie relevante Preisentwicklungen vorlegen soll, und darin gege-
benenfalls eine Anpassung in der Steuerbefreiung von Biokraftstoffen vorzuschlagen
hat.
75
Das Parlament (Hrsg.): Bundestag befreit Biokraftstoffe von der Mineralölsteuer,
24(2002)14.06, http://www.das-parlament.de/2002/24/PlenumundAusschuesse/044.html, onli-
ne: 07.05.2003.
76
Deutsche Bundesregierung (Hrsg.): Zweites Gesetz zur Änderung des Mineralölsteuergeset-
zes, 2002, http://www.hans-josef-fell.de/download/energie/biogene/bkg.pdf, online: 09.04.2002.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832476793
ISBN (Paperback)
9783838676791
DOI
10.3239/9783832476793
Dateigröße
2.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Kassel – Ökologische Agrarwissenschaften
Erscheinungsdatum
2004 (Februar)
Note
1,0
Schlagworte
biodiesel ethanol biogas synfuel kraftstoff
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Titel: Biokraftstoffe - Potenzial, Zukunftsszenarien und Herstellungsverfahren im wirtschaftlichen Vergleich
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