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Die Einführung von Teamstrukturen aus systemtheoretischer Perspektive

Organisationsentwicklung am Beispiel der Stadtwerke Hannover

©1998 Diplomarbeit 149 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Ziel der Diplomarbeit ist es, die Einführung von Teamstrukturen bei den Stadtwerken Hannover unter systemtheoretischer Perspektive zu reflektieren und zu evaluieren. Dazu wird zunächst ein theoretischer Bezugsrahmen entwickelt, der auf neueren Entwicklungen der modernen Systemtheorie und des radikalen Konstruktivismus basiert. Darauf aufbauend zeigt die Arbeit anhand des konkreten Fallbeispiels der Hauptabteilung Wassergewinnung, wie die Einführung von Teamorganisation einen Wandlungsprozess in Richtung Marktorientierung, Lernfähigkeit und Flexibilität in Gang setzt. Anschließend werden aus dem theoretischen Rahmen konkrete Voraussetzungen abgeleitet, die zur erfolgreichen und praxisgerechten Einführung von Teamstrukturen erfüllt sein müssen und deren Ausgestaltung bei den Stadtwerken anschließend diskutiert wird.
Drei im Rahmen der Arbeit entwickelte Instrumente zur qualitativen Evaluation des Prozesses, die vom Verfasser im Sinne der Aktionsforschung („Survey-Feedback“) angewendet wurden, werden im darauf folgenden Abschnitt hinsichtlich der theoretischen Herleitung, der Ergebnisse und der daraus resultierenden Hypothesen präsentiert. Damit stellt die Arbeit ein neues empirisches Verfahren in der Analyse von Organisationsentwicklungsprozessen vor, dass auf systemtheoretischen Erkenntnissen basiert und sich durch hohe Praxisrelevanz und einfache Anwendung auszeichnet.
Konkret werden die Informationsstrukturen, die mit der Restrukturierung einhergehenden Erwartungen aller Beteiligten und die Rückmeldung zu den Teambildungsworkshops analysiert. Aus den Ergebnisse lassen sich Hypothesen über sonst schwer zu fassende Variablen wie Motivation, Stimmungslage und Widerstände gegenüber dem Prozess generieren. Die Rückmeldung der Hypothesen wird als Installation von Rückkoppelungsschleifen und als Anregung von Selbstorganisationsmechanismen interpretiert. In einer abschließenden Bewertung stellt der Verfasser dem weiteren Prozessverlauf aufgrund der Befragungsergebnisse und der vorangegangenen Reflexionen eine positive Prognose


Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Aufgabenstellung und Zielsetzung1
2.Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus4
2.1Einleitung4
2.2Einführung in die Systemtheorie6
2.2.1Strömungen der modernen Systemtheorie6
2.2.2Der Systembegriff7
2.2.2.1Klassifikation des Systembegriffs8
2.2.2.2Systeme, Rückkoppelungen und Wechselwirkungen9
2.2.2.3Selbstorganisation11
2.2.3Das […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7655
Andresen, Philipp: Die Einführung von Teamstrukturen aus systemtheoretischer
Perspektive - Organisationsentwicklung am Beispiel der Stadtwerke Hannover
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Technische
Universität, Diplomarbeit, 1998
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Aufgabenstellung und Zielsetzung
1
2. Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
4
2.1 Einleitung
4
2.2 Einführung in die Systemtheorie
6
2.2.1 Strömungen der modernen Systemtheorie
6
2.2.2 Der Systembegriff
7
2.2.2.1 Klassifikation des Systembegriffs
8
2.2.2.2 Systeme, Rückkoppelungen und Wechselwirkungen
9
2.2.2.3 Selbstorganisation
11
2.2.3 Das Forschungsverständnis unter systemtheoretischer Perspektive
16
2.3 Radikaler Konstruktivismus
18
2.3.1 Zentrale Thesen
18
2.3.2 Folgerungen für das wissenschaftliche Selbstverständnis
19
3. Organisationen aus systemisch-konstruktivistischen
Blickwinkel
21
3.1 Einleitung
21
3.2 Der klassische Ansatz - die Organisation als Maschine
21
3.3 Organisationsgestaltung unter neuem Paradigma
24
3.3.1 Organisationen als organische Systemstruktur
24
3.3.1.1 Koppelungsmuster
25
3.3.1.2 Slack
26
3.3.1.3 Heterarchie
27
3.3.1.4 Selbstorganisation
28
3.3.1.5 Lernprozesse
29
3.3.1.6 Wachstum
31
3.3.2 Organisationen als konstruierte Wirklichkeiten
34
3.3.2.1 Musterbildung in Organisationen
35
3.3.2.2 Anforderungen an die intersubjektiv geteilte Wirklichkeitskonstruktion
36
4. Die Hauptabteilung Wassergewinnung der Stadtwerke
Hannover
38
4.1 Stadtwerke Hannover AG - ein Kurzportrait
38
4.2 Die Hauptabteilung Wassergewinnung - Aufbau und Aufgaben
38
5. Der Prozessverlauf
41
5.1 Einleitung
41
5.2 Auslösende Faktoren
41
5.3 Der chronologische Ablauf
42
5.3.1 Phase I: Oktober 97 - Januar 98
42
5.3.2 Phase II: Januar - September 98
45
5.3.2.1: Veranstaltungen und Akteure
45

Inhaltsverzeichnis
5.3.2.2: Vorgehensweise und wichtigste Neuerungen
48
6. Teamstrukturen in der HA Wassergewinnung
51
6.1 Einleitung
51
6.2 Begriffsklärung
51
6.3 Durch Teamstrukturen initiierter Wandel
54
6.3.1 Von individueller zu kollektiver Intelligenz
54
6.3.2 Von Stabilitätserwartung zur Instabilitätsgestaltung
55
6.3.3 Von der funktionierenden zur lernenden Organisation
56
6.3.4 Von der Hierarchie zum eigendynamischen Regelsystem
57
6.4 Gestaltungserfordernisse
58
6.4.1 Ablaufprozesse
58
6.4.2 Führungskultur
61
6.4.2.1 Von Festlegung/Anweisung zur Rahmenvorgabe/Vision
62
6.4.2.2 Führen als Balance zwischen Stabilität und Instabilität
66
6.4.2.3 Von der Prozessbeherrschung zur Prozessmoderation
68
6.4.2.4 Der Dienstleistungsgedanke als Leitphilosophie
69
6.4.2.5 Führungskräfteentwicklung
70
6.4.3 Teambildung und begleitende Qualifikation
71
6.4.3.1 Potentieller Bedarf
71
6.4.3.2 Der Teambildungsprozess
72
6.4.3.3 Teambildung und Qualifikation in der HA Wassergewinnung
73
7. Die Mitarbeiterbefragungen
76
7.1 Einleitung
76
7.2 Der Forschungsansatz: ,,Survey-Feedback" als formative Prozessevaluation
77
7.3 Methodik
79
7.3.1 Instrumente der Erhebung
79
7.3.1.1 Der Bewertungsbogen für die Teambildungsworkshops
79
7.3.1.2 Der Fragebogen zum Informationsmanagement
81
7.3.1.3 Die Erwartungsanalyse
83
7.3.2 Durchführung
86
7.4 Ergebnisse und Hypothesen
87
7.4.1 Die Workshopbeurteilung
87
7.4.2 Das Informationsmanagement
90
7.4.3 Die Erwartungen
94
7.5 Die Diskussion der Instrumente
102
8. Abschließende Diskussion und Bewertung
105
Literatur
108

Zusammenfassung
Zusammenfassung
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Organisationsentwicklungsprozess bei
den Stadtwerken Hannover unter systemtheoretischer Perspektive zu dokumentie-
ren und zu reflektieren. Dazu wird zunächst ein theoretischer Bezugsrahmen
entwickelt, der auf neueren Entwicklungen der modernen Systemtheorie und des
radikalen Konstruktivismus basiert. Darauf aufbauend wird anhand des konkreten
Fallbeispiels der Hauptabteilung Wassergewinnung gezeigt, wie die Einführung
von Teamorganisation einen Wandlungsprozess in Richtung Marktorientierung,
Lernfähigkeit und Flexibilität in Gang setzt. Anschließend werden aus dem theo-
retischen Kontext Gestaltungserfordernisse hergeleitet, die mit der Einführung
von Teamstrukturen einhergehen und deren Umsetzung bei den Stadtwerken dis-
kutiert.
Drei im Rahmen der Arbeit entwickelte Instrumente zur Mitarbeiterbefragung, die
vom Verfasser im Sinne der ,,Survey-Feedback-Methode" angewendet wurden,
werden im darauffolgenden Abschnitt hinsichtlich der theoretischen Herleitung,
der Ergebnisse und der daraus resultierenden Hypothesen vorgestellt. Dabei wer-
den die Befragungen aus systemtheoretischer Perspektive als Installation von
Rückkoppelungsschleifen und als Anregung von Selbstorganisationsmechanismen
interpretiert. In einer abschließenden Bewertung stellt der Verfasser dem weiteren
Prozessverlauf aufgrund der Befragungsergebnisse und der vorangegangenen Re-
flexionen eine positive Prognose.

Aufgabenstellung und Zielsetzung
1
1. Aufgabenstellung und Zielsetzung
Die übergeordnete Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist es, zunächst einen
theoretischen Bezugsrahmen für organisationale Entwicklungsprozesse zu entwer-
fen, der auf systemtheoretischen und konstruktivistischen Ansätzen basiert. Im
Mittelpunkt stehen dabei neuere Erkenntnisse der Selbstorganisationsforschung
und Chaostheorie. Um die mitunter abstrakten Konzepte der Systemtheorie auf
die Praxis anzuwenden, wird anschließend ein Organisationsentwicklungsprozess
(OE-Prozess) bei den Stadtwerken Hannover vorgestellt und interpretiert. Als
konkretes Fallbeispiel dient dabei die Einführung von Teamstrukturen in der
Hauptabteilung (HA) Wassergewinnung.
Im Rahmen dieses Prozesses vom Verfasser durchgeführte Mitarbeiterbefragun-
gen werden in den Theoriekontext eingebettet und u.a. als Anregung zur
Selbstorganisation interpretiert. Die Arbeit gliedert sich dabei wie folgt:
· Das anschließende 2. Kapitel skizziert die Systemtheorie und den radikalen
Konstruktivismus als Paradigmen einer neuen Perspektive auf Organisationen.
· Nachfolgend wird im 3. Kapitel versucht, die beiden Ansätze auf die Organi-
sationstheorie zu übertragen. Unter Einbeziehung psychologischer Konstrukte
(Institutionelle Lerntheorien, Konzept des Tätigkeitsspielraumes, kognitions-
psychologische Ansätze u.a.) wird ein Strukturmodell für Organisationen
entwickelt, das den Anforderungen sich schnell wandelnder Umfeldbedin-
gungen gerecht wird.
· Im 4. Kapitel beginnt der Transfer in die Praxis, indem die Hauptabteilung
Wassergewinnung der Stadtwerke Hannover vorgestellt wird.
· Es folgt im 5. Kapitel ein Überblick über den Organisationsentwicklungs-
prozess, indem die auslösenden Faktoren, die beteiligten Akteure und die
wichtigsten Ergebnisse dokumentiert werden.
· Im 6. Kapitel wird die Einführung von Teamstrukturen in der HA Wasser-
gewinnung unter Bezug auf den im ersten Teil entwickelten Theorierahmen
diskutiert. Nach einer begrifflichen Klärung wird anhand von vier
,,Entwicklungstrends", die durch Teamorganisation induziert werden, die kon-
krete Situation in der HA Wassergewinnung analysiert. Nachfolgend wird auf
die Umsetzung von Gestaltungserfordernissen eingegangen, die mit der
Einführung verbunden sind:

Aufgabenstellung und Zielsetzung
2
Die Entwicklung teamkompatibler Arbeitsprozesse und Aufbaustrukturen, die
Einführung einer teamunterstützenden Führungskultur und die Durchführung
von Teambildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen.
· Im 7. Kapitel werden drei Befragungsaktionen hinsichtlich der zugrunde lie-
genden theoretischen Konstrukte, der Methodik und der Ergebnisse vorgestellt.
Die Befragungen werden dabei als Teil formativer Prozessevaluation eingeord-
net, durch die im Sinne der ,,Survey-Feeback-Methode" Rückkoppelungs-
schleifen installiert werden. Diese stellen nach Interpretation des Verfassers
eine wichtige Grundlage für Selbststeuerungsmechanismen dar.
· Die Arbeit wird im 8. Kapitel mit einer abschließenden Bewertung und Dis-
kussion beendet.
Als praxisbezogene Diplomarbeit steht vorliegendes Werk in einem ambivalenten
Spannungsverhältnis: Der direkte Auftraggeber, die Stadtwerke Hannover, sind an
einem Maximum an Praxisrelevanz und handlungsleitenden Erkenntnissen inte-
ressiert. Dem steht der berechtigte Anspruch der Universität an wissenschaftliche
Fundierung und empirische Exaktheit gegenüber. Daß sich diese polaren Ansprü-
che nicht im Sinne eines entweder/oder ausschließen, sondern sich bedingen und
integrierend ergänzen können, will diese Arbeit vermitteln.
Die Entwicklung systemtheoretischer Ansätze in Arbeitsfeldern wie der Psycho-
logie war noch bis vor kurzem vorwiegend von einer konzeptionellen Phase
analogisierender Theoriebildung geprägt. Erst in jüngster Zeit häufen sich empi-
rische Projekte, in denen insbesondere Chaostheorie und Selbstorganisations-
forschung zur Anwendung gelangen (vgl. z.B. Schiepek et al., 1997). Hierbei
erweist sich, wie in dieser Arbeit aufgezeigt werden soll, ein eher qualitatives For-
schungsverständnis als gegenstandsangemessen.
An dieser Stelle ist es wichtig, eine Unterscheidung zwischen einem system-
theoretischen Bezugsrahmen, wie er in dieser Arbeit entwickelt wird, und
,,systemischer Organisationsberatung" zu treffen. Systemische Organisationsbera-
tung ist eine von familientherapeutischen Modellen abgeleitete Form der Prozess-
begleitung, die insbesondere mit spezifischen, aus dem Bereich der systemischen
Familientherapie stammenden Interventionen arbeitet (z B. König et al.,1997).
Diese Form der Beratung kam im vorliegenden Prozess nicht zum Einsatz. Trotz-
dem bieten Systemtheorie und Konstruktivismus einen Theorierahmen, der es
ermöglicht, im hochgradig komplexen Feld ,,Organisationsentwicklung" Zusam-
menhänge zu stiften und Hypothesen anzubieten.

Aufgabenstellung und Zielsetzung
3
Um Mißverständnisse zu vermeiden, sei als letzte Anmerkung auf den Begriff
,,Organisationsentwicklung" eingegangen. Er findet in vorliegender Arbeit An-
wendung, obwohl die hier entwickelte Konzeption von Veränderungsprozessen in
Organisationen teilweise von klassischen Konzepten der Organisationsentwick-
lung abweicht (vgl. Becker et al., 1995). Der Begriff wird somit hier in einem sehr
weiten Sinne verwendet. Luckhardt (1996) z.B. benutzt zur Abgrenzung in diesem
Zusammenhang den Begriff ,,Organisationstransformation".

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
4
2. Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
2.1 Einleitung
Vorliegendes Kapitel dient dazu, die Systemtheorie und den radikalen Konstrukti-
vismus als Paradigmen einer neuen Perspektive auf Organisationen zu skizzieren.
Paradigma und Paradigmenwechsel sind dabei Schlagwörter, die in Mode gekom-
men sind. Unter einem Paradigma versteht man laut Kuhn (1967) den allgemeinen
,,modus operandi" einer wissenschaftlichen Disziplin. In ihn fließen Vorannah-
men, Grundwerte und Überzeugungen darüber ein, welche wissenschaftliche
Methodik relevant bzw. anstößig ist und welcher Ausschnitt aus der Vielzahl der
uns umgebenden Phänomene erforschenswert ist. Kurz zusammengefaßt: ein
Paradigma enthält die nicht in Frage zu stellenden Axiome einer Wissenschaft.
Um die dieser Arbeit zugrunde liegenden theoretischen Axiome transparent und
damit der Auseinandersetzung zugänglich zu machen, sei hier ein kleiner Exkurs
über die Kriterien und Anforderungen angeführt, denen ein für diese Arbeit ange-
messener Theorierahmen entsprechen soll.
W. Thorngate (1976, nach Wagner, 1995, S.9) hat verschiedenste Theorien auf
drei Dimensionen hin untersucht, die man ins Deutsche übersetzt mit ,,allgemein",
,,genau" und ,,einfach" übersetzen kann. Die Dimension ,,allgemein" steht hierbei
für den Gültigkeitsrahmen einer Theorie, der entweder sehr weit oder eng gefaßt
sein kann. ,,Einfachheit" steht für den Anspruch, die Theorie auf möglichst wenig
Basissätze zurückführen zu können und ,,Genauigkeit" bezieht sich auf die Ein-
deutigkeit der Aussagen, das Maß an Interpretationsspielraum und darauf, wie
exakt und abschließend der Gegenstand der Theorie beschrieben wird. Thorngate
vertritt nun in seinem ,,Postulat der angemessenen Komplexität" die These, daß
eine Theorie niemals alle drei Kriterien gleichzeitig erfüllen kann, sondern daß
ein hohe Ausprägung zweier dieser Qualitätskriterien immer eine niedrige Aus-
prägung des dritten zur Folge hat, beispielsweise ein hohes Maß an Genauigkeit
und Einfachheit eine weite Allgemeingültigkeit ausschließt.
Für den Anspruch dieser Arbeit, einen theoretischen Bezugsrahmen für ein kom-
plexes, gleichzeitig aber praktisches und reales Geschehen wie einen organisa-
tionalen Veränderungsprozess zu entwickeln, positionieren sich die dafür benö-
tigten Theorien überwiegend zwischen ,,allgemein" und ,,einfach", was zwangs-
läufig einen gewissen Verlust an Genauigkeit mit sich bringt.

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
5
Dieses korrespondiert mit der Absicht, ein mehr an Übersicht zu bieten, anstatt
sich in weitverzweigter Komplexität mit wenig Praxisrelevanz zu verlieren. Daher
wird bei den hier entwickelten systemtheoretischen und konstruktivistischen Aus-
führungen Wert auf Verständlichkeit und Anwendbarkeit gelegt. Dies geht bis-
weilen mit einer gewissen Vereinfachung ursprünglich sehr abstrakter Thesen
einher.
Hier wird davon ausgegangen, daß Konstruktivismus und Systemtheorie zueinan-
der kompatible Meta-Perspektiven darstellen, die sich ergänzen und gegenseitig
befruchten. Systemische und konstruktivistische Sichtweise stehen nicht zwangs-
läufig konkurrierend neben anderen Theorieansätzen, sondern bilden in vielen
Fällen einen integrierenden Bezugsrahmen. Dieser kann bestehende Ansätze ver-
netzen, erweiterten bzw. ihren Gültigkeitsrahmen neu definieren, ähnlich wie die
Quantenphysik nicht die Gültigkeit mechanischer Gesetze bei bewegten Körpern
negiert, sondern lediglich ihren Geltungsbereich auf die Makroebene beschränkt.

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
6
2.2 Einführung in die Systemtheorie
2.2.1 Strömungen der modernen Systemtheorie
Nach Wagner et al. (1995a, S. 13ff.) zeigen komplexe soziale Gefüge wie Fuß-
ballmannschaften, Schulklassen, Staus auf Autobahnen und eben auch Wirt-
schaftsorganisationen Verhaltensweisen und Eigengesetzmäßigkeiten, die sich
nicht mehr aus der genauen Kenntnis ihrer Einzelelemente herleiten lassen. Es
stellt sich die Frage nach den Regeln, welche das Gefüge und sein Verhalten
bestimmen und nach den Entstehungs- und Veränderungsfaktoren, die Wachstum,
Wandel und Dynamik einer solchen Struktur beeinflussen.
Zur Beantwortung dieser Fragen liefert die Systemtheorie als Lehre von vernetz-
ten Wirkgefügen einen wichtigen Beitrag. Die entscheidende Grundannahme der
Systemtheorie ist, daß sich in unterschiedlichsten Gefügen, von Kernkraftwerken
und Flugzeugen bis hin zu Pflanzenzellen und Familien typische Eigenschaften
wiederfinden lassen, die sich mit den Begrifflichkeiten und Regeln dieser Theorie
beschreiben lassen. Dabei sind sowohl die Ursprünge der Theorie, als auch die
Anzahl ihrer Varianten mit jeweils unterschiedlichem Gebrauch gleicher Termini
mittlerweile wohl ähnlich zahlreich wie die Anwendungsbereiche.
Der Übersicht halber sei hier eine kurze Zusammenfassung der zur Zeit wichtig-
sten Strömungen der modernen Systemtheorie aufgeführt (Exner et al, 1988):
· Sehr praxisorientiert sind eine Reihe familientherapeutischer Schulen, deren
bekanntesten sich mit Namen wie Selvini-Palazzoli aus der Mailänder Schule
(z.B. Selvini-Palazzoli, 1977) und Paul Watzlawik (z.B. Watzlawik et al.,
1974) verbinden lassen. Aus dieser Traditionen heraus stammt ein eindrucks-
volles Instrumentarium konkreter Interventionen für den therapeutischen Um-
gang mit Klientensystemen, von denen einige mit Erfolg auch auf den Bereich
Unternehmensberatung übertragen wurden.
· Unabhängig davon gibt es in den Naturwissenschaften eine breite Palette sys-
temtheoretischer Strömungen: Besonders bedeutsam ist dabei die von Humerto
Mantura und Francisco Varela (Maturana & Varela, 1987) entwickelte Defini-
tion von Leben als Autopoiese (Selbstorganisation und Selbstreproduktion).
· In den Sozialwissenschaften entwickelte Luhmann (1984) einen ausgefeilten
und hochkomplexen Entwurf sozialer Systeme, der intensive und kontroverse
Diskussionen ausgelöst hat. Der originelle und innovative Grundgedanke sei-
ner Theorie ist die Annahme, daß als Elemente eines sozialen Systems nicht

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
7
die darin eingebundenen Individuen, sondern die von diesen Individuen im
Kontext des Systems produzierten Handlungen und Entscheidungen angesehen
werden.
Die Gefahr bei der Ausweitung der Systemtheorie auf Bereiche wie die Organisa-
tionstheorie ist, daß der Systembegriff zwangsläufig unschärfer wird und mög-
liche Unterschiede etwa zwischen physikalischen und sozialen Systemen ver-
wischt werden. Wimmer (1992, nach König et al., 1997, S.24) spricht gerade im
Bereich der Organisationsberatung bei der Berufung auf systemische Ansätze von
,,mehr vernebelnder als erklärender Begrifflichkeit", die allzu oft eine klare Kon-
zeption vermissen läßt.
Um dieser Tendenz zu begegnen, sei im folgenden viel Achtsamkeit auf die Ent-
wicklung einer klaren Terminologie gelegt, wobei sich in erster Linie an natur-
wissenschaftlichen Ansätzen (Synergetik, Biokybernetik, Chaosforschung u.a.)
orientiert wird, aber auch familientherapeutische Elemente bei der Herausarbei-
tung der spezieller Dynamik sozialer Systeme mit einfließen.
,,Klassische" systemtheoretische Ansätze der Organisationspsychologie, wie etwa
der rollentheoretische Ansatz von Katz und Kahn (1978) oder der soziotechnische
Ansatz von Emery und Trist (z.B. 1960) finden hier keine Berücksichtigung, da
der Schwerpunkt dieser Arbeit u.a. auf neueren Erkenntnissen der Chaos- und
Selbstorganisationsforschung liegt, die in diesen Modellen bisher keinen Eingang
gefunden haben.
2.2.2 Der Systembegriff
Als System wird im folgenden ein Netzwerk von Beziehungen angesehen, das
bestimmte Elemente oder Variablen zu einer Gesamtheit ordnet (Wilke, 1987).
Wichtig ist dabei, daß es nicht die Teile sind, die ein System ausmachen, sondern
die Art der Beziehungen der Teile zueinander: die Teile sind in einer spezifischen
Weise organisiert. Dadurch unterscheidet sich das System zum einen von seiner
Umwelt - es zieht `seine' Systemgrenze - zum anderen wird es durch diese Ord-
nungsleistung auch zu seiner Umwelt in Beziehung gesetzt.
Der Kontext, welche `Gesamtheit' als System betrachtet wird, ist vom willkür-
lichen Fokus des Betrachters abhängig, da jedes System in eine hierarchische
Schichtung untergeordneter Subsysteme und übergeordneter Makrosysteme ein-
gebettet ist. So kann, je nach erfordertem Erklärungszusammenhang, das einzelne

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
8
Organisationsmitglied, ein Projektteam, die Organisation selber oder die umge-
bende Gesellschaft als System mit jeweils spezifischen Eigengesetzmäßigkeiten
aufgefaßt werden.
2.2.2.1 Klassifikation des Systembegriffs
Wichtig zum Verständnis des Systembegriffs im Kontext dieser Arbeit sind die
Dimensionen Offenheit, Komplexität, Dynamik und Lebendigkeit (vgl. Kastner,
1991, S 38ff.). Um Systeme einordnen zu können und damit eindeutige
Begrifflichkeiten zu schaffen, werden diese im Folgenden näher charakterisiert:
Offenheit
Es läßt sich zwischen offenen und geschlossenen Systemen unterscheiden. Ge-
schlossene Systeme stehen in keinerlei Austauschbeziehungen mit Ihrer Umwelt.
Offene Systeme stehen in mannigfaltigem Transfer mit Ihrer Umwelt, was Ener-
gie, Information und materiellen In- und Output anbelangt. Komplexe Systeme
wie Organisationen sind stets offen, d.h. sowohl auf materieller, als auch auf
energetischer und mentaler Ebene finden Austauschprozesse mit der Umwelt in
Form von Rohmaterial, Endprodukten, neuen Mitarbeitern, Leistungen, Engage-
ment, Informationen, Kreativität und Ideen u.a. statt. Dabei ist die Dimension
offen/geschlossen nicht diskret, sondern ein Kontinuum und zudem abhängig von
der betrachteten Ebene.
Für Organisationen ist eine Balance zwischen identitäts- und stabilitätsstiftender
Geschlossenheit (z.B. in Bezug auf unternehmenskulturelle Werte und Regeln)
und innovationsfördernder sowie Flexibilität gewährleistender Offenheit
notwendig (vgl. Wagner et al., 1995a, S.31f.).
Komplexität
Der Begriff Komplexität muß in bezug auf Systeme genauer definiert werden.
Nach Kastner (1991, S.42) kann zwischen der Anzahl, der Vielfalt und der Ver-
netzung der Elemente unterschieden werden. Z.B. besteht ein Berg Sand zwar aus
vielen Elementen, die aber gleichartig und nicht vernetzt sind, d.h., er ist nicht
komplex. Ein Ameisenhaufen gleicher Größe besteht aus gleich vielen Elementen,
die aber qualitativ unterschiedlich und stark vernetzt sind: Er bildet ein komplexes

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
9
System. Dies gilt vermehrt für Wirtschaftsunternehmen: Starke Vernetzung von
Mitarbeitern unterschiedlichster Qualifikationen sind Voraussetzung für ihre
Existenz.
Dynamik
Systeme können entweder statisch oder dynamisch sein. Statische Systeme sind
immer künstlich, d.h. von Menschenhand erdacht und konstruiert wie beispiels-
weise Maschinen oder erdachte Klassifikationssysteme. Strukturell sind sie
keinerlei Veränderungsprozessen unterworfen. Dynamische Systeme verändern
sich ständig und befinden sich in bezug auf ihr Umfeld idealer Weise in einem
durch wechselseitige Anpassungs- und Differenzierungsprozesse bestimmten
Fließgleichgewicht wie z. B. alle lebenden Systeme.
Lebendigkeit
Lebende Systeme besitzen im Gegensatz zu nicht lebenden Systemen die Fähig-
keit zur Selbstreproduktion, auch Autopoiese genannt. Lebende Systeme sind stets
offen, komplex und dynamisch; umgekehrt gilt dies nicht: Beispielsweise ist das
Klimasystem offen, komplex und dynamisch, ohne die Fähigkeit zur Selbstrepro-
duktion zu besitzen. Wichtigster Unterschied zwischen lebenden und nichtle-
benden Systemen ist ihre Lern- und Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde
Umweltbedingungen. Lebende Systeme entwickeln sich - sie evolvieren. In die-
sem Sinne können wir auch Organisationen als lebende Systeme auffassen,
wohingegen die Frage, ob Organisationen die Fähigkeit zur Autopoiese besitzen,
kontrovers diskutiert wird (vgl. Kirsch et al., 1991). Lebende Systeme werden
auch als organische oder biologische Systeme bezeichnet.
2.2.2.2 Systeme, Rückkoppelungen und Wechselwirkungen
Für das Verständnis von Systemen ist es zum einen wichtig zu wissen, aus wel-
chen Variablen oder Elementen das System überhaupt besteht, zum anderen ist es
wichtig, etwas über die Art der Verknüpfung oder Zusammenhänge zwischen
ihnen zu wissen. Zwei fundamentale Verknüpfungsrelationen lassen sich system-
theoretisch unterscheiden: positive und negative Rückkoppelung zwischen
Variablen (Wagner et al., 1995a, S.14ff.).

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
10
Positive Rückkoppelung liegt vor, wenn zwei Variablen gleichgerichtet mitein-
ander verknüpft sind, d.h. wenn eine positive Veränderung der einen Variablen
die andere positiv verstärkt und diese dann ebenfalls positiv verstärkend auf die
erste Variable zurückwirkt - und umgekehrt. Je nach Vorzeichen ist die Folge ein
gegenseitiges auf- oder abschaukeln, bei negativen Auswirkungen auch Teufels-
kreis genannt. Klassisches Beispiel derartiger Rückkoppelungseffekte ist der
Aktienmarkt: Steigen die Kurse, wird eine Aktie vermehrt gekauft, was zum wei-
teren Ansteigen der Kurse führt etc.. Auch das Betriebsklima kann als Teufels-
kreis betrachtet werden. Eine destruktive Atmosphäre ist geprägt durch
Schuldzuweisungen - Mißtrauen - Distanz - Informationsblockaden - Mißerfolg:
Faktoren die sich ständig gegenseitig verstärken, wobei sich erfreulicherweise
auch die Determinanten eines guten Betriebsklimas gegenseitig bedingen:
Glaubwürdigkeit - Vertrauen - Informationsfluß - Erfolg etc.(Luckhardt, 1996,
S.16).
Positive Rückkoppelung wirkt sich, wenn nicht Faktoren ins Spiel kommen, die
das Wachstum einer solchen Entwicklung begrenzen, destabilisierend auf ein Sys-
tem aus und kann dazu führen, daß sich das System selbst sprengt (schwarzer
Freitag, Konkurs, der Zusammenbruch ökologischer Strukturen).
Als negative Rückkoppelung bezeichnet man entsprechend die gegengerichtete
Verknüpfung zweier Variablen: wirkt eine Variable positiv auf eine Zweite, so
wirkt diese in negativer Weise zurück. Das System oszilliert zwischen zwei
Grenzwerten in einem Gleichgewichtsbereich. Es entsteht ein Regelkreis, wie bei
einem Heizungsthermostat: Abfallende Temperatur führt zum Einschalten des
Heizungssystems, was ein Ansteigen der Temperatur bewirkt. Steigende Tempe-
ratur führt wiederum dazu, daß der Regler die Heizung unterbricht usw..
Negative Rückkoppelungen und die daraus resultierenden Regelkreise wirken sich
stabilisierend auf ein System aus. Entscheidend für die Größe der Amplitude, in
der sich der Gleichgewichtsbereich eines Regelkreises befindet, ist die Zeitverzö-
gerung, auch Phasenverschiebung genannt, mit der die rückkoppelnde Kraft
einsetzt. Eine möglichst zeitnahe Rückkoppelung kann für Organisationen eine
wichtige Bedeutung haben, wenn es zum Beispiel um die Regelung des Material-
flusses oder um die Behebung von Lieferungsengpässen auf der Basis von Ist -
Soll Vergleichen geht (Wagner et al., 1995a, S.19).

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
11
Entscheidend für die Entwicklung von Systemzuständen ist jedoch nicht nur die
Richtung der Verknüpfung, sondern gleichfalls die Dynamik, mit der eine solche
Beeinflussung erfolgt. In komplexen Systemen wie Organisationen haben viele
Verknüpfungen exponentiellen Charakter. Intuitiv nehmen wir oft lineare Ver-
knüpfungen an, da sie unserem Denken vertrauter sind: eine Ursache vieler
Fehleinschätzungen und fataler Fehlentscheidungen (vgl. Kastner, 1991, S.38).
Berühmtes Beispiel ist die Anekdote vom indischen König, der einwilligt, den Er-
finder des Schachspiels durch ein paar Reiskörner bescheiden zu entlohnen: Ein
Reiskorn auf dem ersten Feld, die doppelte Anzahl auf dem zweiten Feld, davon
wiederum das doppelte auf dem dritten Feld, fortlaufend für alle 64 Felder des
Schachspiels. Nachdem der König zunächst einwilligt, muß er schon nach dem
20. Feld erkennen, daß die Entlohnung seine Möglichkeiten bei weitem über-
steigt: Viele Milliarden Tonnen Reis wären vonnöten gewesen.
Die beiden oben dargestellten Verknüpfungsrelationen sind in komplexen
Systemen vielfach miteinander vernetzt, führen zu Wechselwirkungen unter-
einander und mit Umweltfaktoren und stellen so ein Gewebe mit Eigengesetz-
mäßigkeiten dar, die im folgenden näher beschrieben werden sollen.
2.2.2.3 Selbstorganisation
Regelkreise oben beschriebener Art können bewußt installiert werden und werden
in Unternehmen vielfältig bei Regulationsprozessen eingesetzt, wie beispielsweise
in technischen Produktionssystemen oder für den Bereich der Materiallogistik.
Innerhalb einer Organisation scheint es jedoch eine Vielzahl von Prozessen und
Variablen zu geben, die sich nur sehr schwer und nicht auf direktem Wege beein-
flussen lassen: die informellen Kommunikationsstrukturen, die Motivation (z.B.
Wottawa et al., 1995, S.186ff.), die Mitarbeiterfluktuation, die Anzahl und Qua-
lität von Innovationen (z.B. Gräser, 1995, S. 145ff), um nur einige zu nennen.
Diese Erkenntnis führt uns zum Phänomen der Selbstorganisation in offenen
komplexen Systemen.
Zur näheren Erläuterung bedarf es eines kleinen Exkurses in die Physik. Der
zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt - umgangssprachlich ausgedrückt -,
daß die Ordnung in einem energetisch abgeschlossenen System niemals zunimmt,
sondern hin zu einem Zustand maximaler Unordnung und damit größter

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
12
Wahrscheinlichkeit abnimmt. Dieser Zustand maximaler Entropie ( = negativer
Ordnung) wird auch als thermodynamisches Gleichgewicht bezeichnet.
Betrachtet man einen abgeschlossenen Behälter mit zwei durch eine Membran
geteilten Kammern, von denen nur eine mit Gas gefüllt ist, und entfernt man diese
Membran, so werden sich die Gasmoleküle stets gleichmäßig im ganzen Behälter
verteilen, anstatt in einer Hälfte zu verharren. Die Vorgänge verlaufen somit im-
mer im Sinne einer größer werdenden Unordnung des Systems, niemals umge-
kehrt. Aus diesem Blickwinkel heraus tendieren (abgeschlossene) Systeme also
dazu, sich aufzulösen und in einen Zustand größter Unordnung überzugehen - sich
quasi in ihrer Umgebung aufzulösen.
Nun finden wir in unserer Umwelt eine Vielzahl von Beispielen, wo Systeme im-
mer differenziertere und komplexere Strukturen herausbilden. Die Auflösung
dieses Widerspruchs liegt darin, daß es sich hierbei um energetisch offene Sys-
teme handelt, die durch vielfältige Austauschbeziehungen mit ihrer Umwelt
vernetzt sind (Wagner et al., 1995a, S.22). Die faszinierende Erkenntnis der
modernen Systemforschung ist nun, daß komplexe Systeme dazu tendieren, unter
Energiezufuhr und im Austausch mit der Umwelt Ordnungsstrukturen aus sich
selbst heraus zu entwickeln. Drei Voraussetzungen müssen nach Schiepek &
Tschacher (1997, S.5, Hervorhebungen vom Verfasser) erfüllt sein, damit
Selbstorganisation möglich wird:
,,Dynamik: Selbstorganisation ergibt sich nur in Systemen, die sich verändern
können, etwa indem ihre Komponenten beweglich, variabel sind.
Offenheit: das System muß in eine Umwelt eingebettet sein, die es antreibt und
das System im `Thermodynamischen Ungleichgewicht' hält. Dieses Ungleichge-
wicht wird durch einen Flux von Energie, Materie oder Information durch das
System erreicht.
Komplexität: Das System muß aus vielen Komponenten bestehen bzw. viele Frei-
heitsgrade aufweisen, denn, wo keine Komplexität vorab besteht, kann auch keine
Musterbildung im Sinne einer Reduktion von Freiheitsgeraden bzw. von Komple-
xität stattfinden."
Unter bestimmten Bedingungen führt diese Musterbildung bei lebenden Systemen
zu einem höheren Grad der Differenzierung, d.h. zu einer besseren Anpassung an
die Umweltbedingungen.

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
13
Interessant ist daher die Frage, unter welchen Bedingungen ein solcher Prozess
einsetzt - eine Frage, die in bezug auf die Hauptabteilung Wassergewinnung der
Stadtwerke Hannover zentraler Bestandteil dieser Arbeit sein wird.
Autonomie und Selbstreferenz
Ein System, das sich selbst organisiert, verhält sich autonom in bezug auf seine
Umwelt. Das heißt, die Art und Weise, wie es auf Anstöße oder Veränderungen
seiner Umwelt reagiert, hängt vom System selber ab und ist nicht determiniert.
Die Umwelt regt lediglich zu Operationen nach einem internen Verarbeitungsmo-
dus an, die nicht von außen gesteuert werden können (Klimecki et al., 1991, S.
126f.). Das kann dazu führen, das formal gleiche Auslöser unterschiedliche Re-
aktionen eines Systems hervorrufen, beispielsweise wenn Lernprozesse in einem
Unternehmen dazu führen, Kundenreklamationen nicht mehr wie früher als
`lästiges Übel', sondern als wertvolles Feedback und wichtigen Kundenkontakt
aufzufassen. Dieses Systemverhalten wird auch als selbstreferentiell bezeichnet.
Im Gegensatz dazu sind beispielsweise Maschinen fremdreferentielle Systeme,
d.h., es gibt einen linearen, exakt vorhersagbaren Zusammenhang zwischen Input
und Output.
Der Prozess der Ordnungsbildung selbstorganisierender Systeme läßt sich in zwei
Formen der Strukturgenerierung unterteilen:
· Die Ordnung eines Systems bildet oder verändert sich als Reaktion auf eine
von außen einwirkende Störung, beispielsweise aufgrund von Marktverände-
rungen oder durch geänderte gesetzliche Rahmenbedingungen wie z.B. die
Liberalisierung der Energiemärkte (reaktive Ordnung).
· Ordnung bildet sich in einem aktiven Prozess als Resultat von Fluktuationen
bzw. Veränderungen von Systemelementen, beispielsweise angeregt durch
neue Mitarbeiter oder Führungskräfte (aktive Ordnung).
Wichtig ist hierbei die Tatsache, daß die Formen sich nicht im Sinne eines
entweder/oder ausschließen, sondern oft Hand in Hand gehen und sich
gegenseitig durch vielfache Wechselwirkungen beeinflussen (Wagner et al.,
1995a, S.25).

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
14
Struktur und Chaos
Die Tatsache, daß es bei offenen, komplexen Systemen keinen linearen Zusam-
menhang zwischen Input und Output gibt, bedeutet nicht zwangsläufig einen
Verzicht auf jede Prognose ihres Verhaltens. Jeder Wetterbericht zeugt davon,
daß sich auch in hochkomplexen und chaotischen Systemen wie dem Klima
Eigengesetzmäßigkeiten finden lassen, die mehr oder weniger zuverlässige
Vorhersagen ermöglichen.
Aus einer Forschungsrichtung, die sich Synergetik nennt und sich mit der mathe-
matischen Beschreibung offener, komplexer Systeme beschäftigt (z.B. Kritz,
1992), stammt die Erkenntnis, daß solche Systeme unter bestimmten Vorausset-
zungen offenbar einer Art gerichtetem Zufall folgen. Es ist nicht möglich, ein
einzelnes zeitliches Ereignis aus der genauen Kenntnis eines Anfangszustandes
vorherzusagen, dennoch folgt das Verhalten des Systems bestimmten Mustern, bei
deren Kenntnis Wahrscheinlichkeitsaussagen über das Langzeitverhalten des Sys-
tems möglich sind. Dabei werden Wahrscheinlichkeitshäufungen im System-
verhalten auch Attraktoren genannt (vgl. Kruse, 1997, 316ff). Um das zeitliche
Verhalten eines solchen Systems in Abhängigkeit von all seinen Umgebungsein-
flüssen mathematisch zu beschreiben, müßte ein Gleichungssystem mit der
entsprechenden Anzahl nichtlinearer Differentialgleichungen aufgestellt werden.
Dieser Versuch würde zu nicht faßbarer Komplexität führen.
Da jedoch in solchen Systemen jedoch Strukturen höherer Ordnung gebildet
werden, ist das Langzeitverhalten oft nur von wenigen sogenannten Ordnungs-
parametern bestimmt. Entsprechend verringert sich die Anzahl der zu lösenden
Gleichungen. Die stationären Lösungen der zu diesen Ordnungsparametern
gehörenden Gleichungen beschreiben eine eventuell vorhandene Makrostruktur.
Der Schlüssel für das Verständnis und die Steuerung komplexer Systeme liegt
also in der Identifikation und der Beeinflussung dieser zentralen Größen, die auch
als kritische Variablen bezeichnet werden (Warnecke, 1992, S.132).
Für einen OE-Prozess könnte z.B. eine der wichtigsten kritischen Variablen die
Motivation der Mitarbeiter darstellen, einen solchen Prozess mit zu tragen und zu
gestalten.

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
15
Ein wichtiges Phänomen zum Verständnis von komplexen, offenen Systemen ist
das dialektische Verhältnis von Struktur und Chaos (Luckhardt, S. 24ff.). Systeme
neigen dazu, sich in bestimmten Bereichen vorgegebener Umweltbedingungen
relativ stabil (steady-stage) zu verhalten und Schwankungen in den Umweltbedin-
gungen auszugleichen. Werden diese Schwankungen jedoch zu groß und über-
schreiten einen bestimmten Schwellenwert, kippt das System und zeigt chaoti-
sche, völlig unberechenbare Verhaltensweisen: Es befindet sich in einem Zustand
maximaler Instabilität. Chaotisch bedeutet in diesem Zusammenhang, daß schon
minimal veränderte Umwelteinflüsse unvorhergesehene und dramatische Folgen
nach sich ziehen können, ähnlich dem berühmten Flügelschlag des kalifornischen
Schmetterlings, der einen Taifun in China auslösen kann.
Evolution von lebenden Systemen setzt voraus, daß stabile periodische Dyna-
miken unter bestimmten Bedingungen durch instabile und chaotische Phasen
abgelöst werden, um dem System Gelegenheit zu geben, sich auf einer neuer
Stufe mit der Möglichkeit größerer Differenzierung wieder zu stabilisieren (vgl.
Kruse, 1997, S.313ff.). So könnte erklärt werden, warum ein gewisses Maß an
chaotischer Eigendynamik in Veränderungsprozessen von Organisationen nicht
negativ gewertet werden muß, ja sogar als Voraussetzung für qualitatives Wachs-
tums angesehen werden kann.
Anschaulich wird solches Systemverhalten durch die Metapher einer Kugel in ei-
ner Potentiallandschaft (siehe Abbildung 1). Solange sich die Kugel in einer
Vertiefung (Attraktor) befindet, ist der Systemzustand stabil. Kleine Schwankun-
gen in den Umweltbedingungen (= kleine Bewegungsimpulse der Kugel) werden
vom System aufgefangen. Übersteigen die Umweltturbulenzen einen gewissen
Schwellenwert, so gerät es in einen instabilen Zustand - die Kugel bewegt sich
aus der Attraktormulde heraus und kann jetzt durch minimale Impulse in einen
anderen Systemzustand (neuer Attraktor) gelangen.

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
16
Abbildung 1: Metapher einer Attraktorlandschaft (Kruse, 1997, S. 313)
2.2.3 Das Forschungsverständnis unter systemtheoretischer Perspektive
Die im letzten Abschnitt ausgeführten Systemeigenschaften implizieren ein ver-
ändertes Forschungsverständnis. Sollen oben erläuterte Strukturen höherer Ord-
nung erfaßt werden, so reicht ein einseitig quantitatives Forschungsverständnis
nicht mehr aus. Zur Veranschaulichung bietet sich Frederick Vesters (1985, S.33
)
Beispiel vom Fußball an: Selbst wenn wir in der Lage wären, sämtliche Daten
über die Spieler, ihre Geschwindigkeit und Schrittlänge, die Rasenbeschaffenheit
und die Sehstärke des Schiedsrichters - um nur einige der tausend Variablen zu
erwähnen, die eine Einflußgröße darstellen können - exakt zu erfassen, wären wir
nicht in der Lage, vorauszuberechnen, daß der Ball vier Minuten später in die
linke obere Ecke des Tores einschlägt. Dennoch haben die Voraussagen von
Fußballexperten, wer in der nächsten Saison Deutscher Meister wird und wer
absteigt, durchaus hohe Trefferquoten.
Das Beispiel verdeutlicht, daß systemisches Denken uns zu einer veränderten
Herangehensweise, einer anderen Art des Forschens und Betrachtens auffordert:
Anstatt Einzelelemente in einem immer detaillierteren Auflösungsgrad und in iso-
lierten Beziehungen zu betrachten, liegt der Schwerpunkt auf dem Erfassen von
Zusammenhängen, Beziehungen und den dahinterstehenden Mustern, auf dem

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
17
Erkennen ,,archetypischer Systemdynamiken" (Senge, 1997) und einer Prozess-
haften Sichtweise (vgl. Capra, 1987).
Der Unterschied kann an folgendem Computerbild Abraham Lincolns verdeutlicht
werden: Durch die noch so genaue Analyse der Graustufen der einzelnen
Bildelemente wird niemand zu der Erkenntnis kommen, wer auf diesem Bild dar-
gestellt ist. Erst wenn wir einen Schritt zurücktreten und uns in eine Art Vogelper-
spektive begeben, können wir das Muster erkennen.
Abbildung 2: Abraham Lincoln (Vester, 1991, S.71)
Übertragen auf unser Beispiel `Fußball' würde dies bedeuten, daß der Forscher,
um wahrscheinliche Prognosen abgeben zu können, seine Angst vor nicht exakt
quantifizierbaren Größen wie Teamgeist, Spielstärke, Verletzungsanfälligkeit,
Angstgegnern oder psychologischem Geschick des Trainers ablegen müßte,
anstatt sich in Laborstudien mit enormem Instrumentarium und computerauf-
bereiteter Statistik den anatomischen Feinheiten von Oliver Bierhoffs rechter
Wade zu widmen.

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
18
2.3 Radikaler Konstruktivismus
2.3.1 Zentrale Thesen
Der radikale Konstruktivismus ist ein Paradigma, das sich Hand in Hand mit sys-
temtheoretischen Erkenntnissen entwickelt hat und auf viele auch der System-
theorie zugrundeliegenden Quellen beruft. Die fünf wichtigsten sind nach Stangl
(1989, S. 158): die Kybernetik der zweiten Ordnung (V. Foerster u.a.), die
Theorie dissipativer Strukturen (Prigorine), die Theorie des Hyperzyklus (Eigens
Arbeiten zur molekularen Selbstorganisation), die schon oben erwähnte Theorie
der Synergetik (Haken) und die Anwendung der Systemtheorie auf ökologische
Fragen (Hollings Studien zu gestörten Ökosystemen).
Der radikale Konstruktivismus stellt die zentrale Prämisse traditioneller empi-
rischer Forschung in Frage, nämlich daß
· die Welt, um deren Erkenntnis wir uns in der Wissenschaft bemühen, eine vom
Menschen, seinem Denken und Handeln weitgehend unabhängige, objektive
Größe ist, der wir als Subjekt gegenüberstehen und die ihr inneres Abbild in
uns erzeugt.
Dagegen wird ein holistisches Modell gesetzt:
· Es gibt keine absolute Wahrheit. Wirklichkeiten werden in den Köpfen der
Menschen in einem aktiven Prozess konstruiert und es gibt so viele Wirklich-
keiten, wie es Menschen gibt: "Wir leben nicht in der Welt, wir leben mit ihr,
d. h. eine Trennung von Subjekt und Objekt [...] entfällt" (Stangel, 1989, S.
164).
Die Vorstellung, daß wir ein exaktes inneres Abbild einer äußeren Realität in uns
tragen, wird schon bei der Betrachtung neurophysiologischer Zahlenverhältnisse
ad adsurdum geführt: Wir verfügen über ca. 100 Millionen sensorische Rezepto-
ren, aber über ca. 10 000 Milliarden Synapsen in unserem Nervensystem. Das
bedeutet, wir sind gegenüber Veränderungen in unserer inneren Umwelt über
10 0000 mal empfindlicher, als gegenüber unserer äußeren Umwelt. Unsere Re-
zeptoren reagieren auf einen winzigen Ausschnitt physikalischer Phänomene und
wandeln diese in quantitative Informationen um. Diese Quantitäten regen unser
Nervensystem zur Konstruktion von Qualitäten an: Wir fühlen Schmerz, wir rie-
chen, sehen Farben und schmecken. Außerhalb von uns sind diese Phänomene
nicht existent, es gibt nur elektromagnetische Wellen und Moleküle.

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
19
Dabei lösen die Umgebungsreize diesen aktiven Konstruktionsprozess zwar aus,
bestimmen ihn aber nicht (v. Foerster, 1985, S.35). Aufgrund identischer Organi-
sationsprinzipien unserer Nervensysteme verlaufen allerdings viele dieser Kon-
struktionsprozesse in ähnlichen Bahnen. Erst dadurch wird Kommunikation und
Austausch über unsere Wirklichkeitskonstruktionen möglich.
Kastner et al. (1991, S.31) verdeutlichen den Unterschied in der
Herangehensweise durch ein Beispiel: Objektivistisch gesehen ist ein Auto, z.B.
ein Ferrari, was es ist, eben ein Auto mit charakteristisch stromlinienförmiger
Karosserie und bestimmten physikalischen Eigenschaften. Dies ist eben so richtig
wie trivial, weil eine - zumindest für viele Fragestellungen - wenig aussagefähige
Form der Komplexitätsreduktion.
Konstruktivistisch bedeutet dasselbe Auto für jeden von uns etwas anderes: etwa
ein erstrebenswertes Prestigeobjekt, pure Geldverschwendung, ein überflüssiges
Statussymbol, eine Form von Selbstverwirklichung oder eine patriarchalische
Phallusverlängerung. Unterschiede, die z.B. für Fragen des Absatzmarktes dieses
Autos von elementarer Bedeutung sind. Hier wird deutlich, welcher Standpunkt
der Komplexität der Wirklichkeit gerechter wird und damit realitätsorientiertere
Interpretationen zuläßt.
Dabei geht der Konstruktivismus von der Existenz zweier Wirklichkeiten aus: Die
Wirklichkeit erster Ordnung beschreibt physikalisch objektivierbare Phänomene,
wohingegen die Wirklichkeit zweiter Ordnung die Welt subjektiven Bewußtseins
und Erlebens beinhaltet. Die konstruktivistischen Axiome beziehen sich auf die
Wirklichkeit zweiter Ordnung (Wagner et al., 1995b, S.60).
2.3.2 Folgerungen für das wissenschaftliche Selbstverständnis
Diese Prämissen des radikalen Konstruktivismus haben gravierende Auswirkun-
gen auf das Selbstverständnis des Forschers, sein Verhältnis zum Forschungsge-
genstand und den Forschungsprozess in der Psychologie. In der Psychologie gibt
es keine absoluten Wahrheiten, so der Konstruktivismus, da der Bereich psycho-
logischer Theoriebildung stets die Wirklichkeit zweiter Ordnung zum
Forschungsgegenstand hat. Der Bedeutungsunterschied zwischen ,,stimmend" und
,,passend" trägt dieser Tatsache Rechnung. Keine Theorie ist ,,stimmend" im
Sinne absoluter Wahrheit. Sie kann aber durchaus ,,passend" sein, sogar

Systemtheorie und radikaler Konstruktivismus
20
,,passender" als andere Theorien in dem Sinne, daß sie zu zuverlässigeren
Prognosen führt oder ein eindeutigeres Begriffsinventarium benutzt.
Für das Selbstverständnis des Forschers hält der Konstruktivismus unter Umstän-
den eine herbe Enttäuschung bereit, denn seine Rolle als Entdecker der Geheim-
nisse der Natur hat nach diesem Paradigma ausgespielt. Er hat sein Schicksal mit
allen Menschen zu teilen, die wie er Konstrukteure der Welt sind.
Auf der anderen Seite ist es aber gerade diese Möglichkeit zur Konstruktion,
welche ein ungeheures Potential in sich birgt und eine große Verantwortung mit
sich bringt, denn wertfreie Wissenschaft und das Streben nach `objektiver'
Erkenntnis ist nach konstruktivistischer Auffassung eine Illusion. Wissenschaft
unter konstruktivem Paradigma bedeutet daher, die Ziele jeglichen Wissenser-
werbes transparent und als sinnvoll und nützlich plausibel machen zu können
(Stangl, 1989, S. 159 ff).
Eine weitere Konsequenz des konstruktivistischen Paradigmas ist die Erkenntnis,
daß der Forscher sich als Beobachter niemals außerhalb des zu erforschenden
Systems befindet. Allein durch die Tatsache, daß ihn bestimmte Motivationen
zum Forschen bewegen, konstruiert er aktiv eine Wirklichkeit: Er ist in bestimmte
institutionelle Zwänge und Strukturen eingebunden, er wählt aus und er trennt
zwischen Unwesentlichem und Wesentlichem, denn er kann immer nur einen
kleinen Ausschnitt aller möglichen Informationen erfassen. Das heißt, der Beo-
bachter ist ,,notwendige und nicht auszuschließende Bedingung in dem von ihm
untersuchten Gebiet" (Wagner et al., 1995a, S.33). Um so wichtiger ist es zu
hinterfragen, wie und durch welche Motivationen und Ansprüche beeinflußt er
dies tut.

Organisationen aus systemisch-konstruktivistischem Blickwinkel
21
3. Organisationen aus systemisch-konstruktivistischem
Blickwinkel
3.1 Einleitung
Nach dieser groben, keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebenden Skizze
beider Ansätze soll nun der Frage nachgegangen werden, welche Gestaltungs-
prinzipien für Organisationen sich aus ihrer Anwendung ableiten lassen. Es wird
gewissermaßen ein systemtheoretisch-kontruktivistisches Strukturmodell ent-
worfen, wohl wissend, daß dieses in `Reinform' immer ein unerreichbares Ideal
bleiben wird. Trotz alledem kann ein solches Modell eine nützliche Orientie-
rungshilfe und theoretische Landkarte sein, die uns hilft, das folgende Praxis-
beispiel einzuordnen und zu reflektieren.
Natürlich stellt sich dabei die Frage, inwieweit sich Prinzipien aus Mathematik
und Naturwissenschaften auf Organisationen anwenden lassen. Kruse (1997,
S.316) stellt in diesem Zusammenhang jedoch fest, daß die Theorie dynamischer
Systeme eine Meta-Theorie darstellt ,,und ihrem Anspruch nach nicht auf
bestimmte Anwendungsbereiche festgelegt ist. Chaos- und Selbstorganisations-
theorie benennen Prinzipien, die sich über verschiedenste Konkretisierungen
hinweg aufzeigen und anwenden lassen."
3.2 Der klassische Ansatz - die Organisation als Maschine
Um zu verstehen, in welcher Form sich das Bild einer organischen, nach system-
theoretischen Erkenntnissen gestalteten Organisationsform von klassischen
Modellen der Organisationstheorie abhebt, sollen quasi als Hintergrund deren
wichtigsten Prinzipien beschrieben werden.
Laut Schmidt et al. (1991, nach Schüppenhauer, 1997, S.235) versteht man in der
klassischen Organisationstheorie unter einer Organisation ein System dauerhaft
wirksamer Regelungen. Dabei steht im Mittelpunkt, daß von außen bzw. oben
eine bestimmte Organisationsstruktur eingeführt wird, deren Funktion es ist, die
(vorgegebenen) Ziele der Organisation möglichst wirtschaftlich, effizient und
transparent zu erreichen. Die Gestaltung der verschiedenen Elemente der Orga-
nisation und deren Koordination erfolgen über eine Aufbau- und über eine

Organisationen aus systemisch-konstruktivistischem Blickwinkel
22
Ablauforganisation. Erstere regelt die Bildung und Abstimmung aufgabenteiliger
Funktionseinheiten, d.h. die strukturellen Beziehungen, durch folgende
Teilsysteme:
· Stellensystem (Aufgabenbündelung, Kompetenzzuordnung)
· Leitungssystem (Hierarchiezugehörigkeit, Stellvertretungen)
· Informationssystem (Bereitstellung, Berechtigung)
· Kommunikationssystem (Festlegung der Kommunikationswege)
· Sachmittelsystem
Dagegen regelt die Ablauforganisation die aufgabenbezogenen Vorgänge wie:
· die zeitliche und logische Abfolge der Aufgaben (wann ist was zu tun)
· die räumliche Struktur (wo wird die Aufgabe bearbeitet)
(Schüppenhauer, 1997, S.236f.).
Der Schwerpunkt dieses Ansatzes besteht darin, in einer durch Planung entwor-
fenen Ordnung das organisatorische Gleichgewicht zwischen allgemeinen und
speziellen Regelungen zu finden und zu erhalten. Allgemeine Regelungen stellen
dabei die Stabilität her, während (einmalige oder vorläufige) spezielle Regelungen
Anpassungen an veränderte Rahmenbedingungen ermöglichen und den Organi-
sationsaufwand auf ein erträgliches Maß begrenzen sollen.
Aus diesem Blickwinkel heraus sind Organisationen über allgemeine formale Rege-
lungen hergestellte, weitgehend stabile Ordnungsmuster und setzen implizit Analy-
sierbarkeit, Planbarkeit, Steuerbarkeit und Kontrollierbarkeit voraus. Verände-
rungen werden als Randerscheinungen aufgefaßt und mit Ausnahmeregelungen
aufgefangen. Dahinter steht die Vorstellung einer Reduzierbarkeit von Komplexi-
tät, einer linearen Kausalität in den Wirkungsbeziehungen und der Vorhersagbar-
keit und Stabilität der durch die Umwelt gesetzten Rahmenbedingungen. Diese in
der Geschichte der Organisationspsychologie weitgehend mit dem ,,Taylorismus"
gleichzusetzende Perspektive kann als mechanistisch bezeichnet werden.
Aus der Weiterführung dieses Ansatzes heraus haben sich praktische Organisa-
tionskonzepte
1
entwickelt, wie beispielsweise:
· der Human Relation Ansatz
· der Organisationskultur-Ansatz
· der Organisationsentwicklungsansatz
· in neuerer Zeit der Ansatz des
Business-Reengineering.
1
Einen Überblick gibt Schwaninger, M. : Managementsysteme, Frankfurt 1994

Organisationen aus systemisch-konstruktivistischem Blickwinkel
23
Gemeinsam ist ihnen, daß sie den klassischen Ansatz durch humanistische und
evolutionistische Perspektiven erweitert und weiterentwickelt haben und dadurch
neue Umsetzungserfolge in der Praxis möglich wurden. Gemeinsam ist ihnen
jedoch auch, daß sie weiterhin, wenn auch in unterschiedlichem Umfang ,,grund-
sätzlich alle von der Möglichkeit einer Fremdorganisierbarkeit" (Schüppenhauer,
1997, S.243) und damit von der Prognostizierbarkeit und der Konsistenz ihres
Umfeldes ausgehen.
Nun haben in den wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, technischen und poli-
tischen Rahmenbedingungen von Organisationen in den letzten Jahrzehnten
gewaltige Umwälzungen stattgefunden. Die exponentielle Entwicklung der Basis-
und Informationstechnologien, der gesellschaftliche Wertewandel, die Öffnung
und Globalisierung der Märkte, die steigende Differenzierung im Konsumenten-
verhalten und ein zunehmendes ökologisches Bewußtsein u.a. führen zu spont-
anen, ungerichteten und mitunter widersprüchlichen Turbulenzen in den Umwelt-
bedingungen und stellen steigende Anforderungen an Flexibilität und Umstel-
lungsbereitschaft.
Herkömmliche Strukturen mit ihrer auf Ordnung und Fremdorganisation aus-
gerichteten Perspektive stehen diesen Tendenzen, die eine eher anwachsende
Dynamik entwickeln, zunehmend hilflos gegenüber: Die Impulse, die zu neuen
Entwicklungen der Organisationstheorie drängen, kommen aus der Praxis.

Organisationen aus systemisch-konstruktivistischem Blickwinkel
24
3.3 Organisationsgestaltung unter neuem Paradigma
3.3.1 Organisationen als organische Systemstruktur
Ausgangspunkt für die in dieser Arbeit entwickelte, neue Sichtweise auf Organi-
sationen ist es, diese als offenes, komplexes, dynamisches und soziales System
aufzufassen und die damit verbundenen Gestaltungs- und Entwicklungsmöglich-
keiten zu betrachten.
Ein soziales System besteht aus Menschen, d.h. die Systemelemente sind die
Mitglieder der Organisation, wobei davon ausgegangen wird, daß auch der
Mensch an sich als ein selbstreferentielles, lebendes System aufgefaßt werden
kann. Hieraus folgt, daß der Mensch nicht in einem behavioristischen Sinne durch
die Systemumwelt determiniert ist, sondern selbstgesteuert und nach internen
Kriterien gelenkt auf die Umwelt reagiert. Organisation und Mensch stehen also
in einem Verhältnis wechselseitiger Beeinflussung, das nicht durch lineare Wir-
kungszusammenhänge bestimmt ist (König et al., 1997, S. 29 ff).
Vester (1991, S.65) erkannte durch die Erforschung lebender Systeme die Gesetz-
mäßigkeit, daß die Anpassungs- und Funktionsfähigkeit offener, komplexer Sys-
teme bei zunehmender Vernetzung zunächst zunimmt und dann ab einem gewis-
sen Grad wieder abnimmt, es sei denn, es bilden sich Unterstrukturen. Nur dann
bleibt das System bei hoher Vernetzung innerhalb der Subsysteme langfristig
lebensfähig.
Ein unvernetztes System ist nicht stabil (a). Mit wachsender Vernetzung steigt
die Stabilität zunächst an, bis sie von einem bestimmten Vernetzungsgrad an wieder
absinkt (b). Es sei denn, es bilden sich Unterstrukturen, dann bleibt das System auch bei
hoher Vernetzung lebensfähig (c).
Abbildung 3: Strukturbildung in komplexen Systemen (Vester, 1991, S.65)

Organisationen aus systemisch-konstruktivistischem Blickwinkel
25
Dies führt uns zu einem Modell eines Unternehmens, das wir als gewachsene
Struktur aus lose miteinander gekoppelten Subsystemen auffassen können, die
sich ihrerseits durch ein hohes Maß an Selbstorganisation, Autonomie und eine
große Anzahl von Freiheitsgeraden auszeichnen. Luckhardt (1996, S.22ff.) geht
davon aus, daß diese Form der Organisationstruktur unter bestimmten, nachfol-
gend näher charakterisierten Bedingungen ein Maximum an Sensibilität gegen-
über der Umwelt garantiert und eine Voraussetzung für Reagibilität, Tempo in der
Innovation und Schnelligkeit am Markt bildet. Wesentlich für die Bildung einer
solchen Struktur sind dabei der Grad und die Qualität der Koppelungsbezie-
hungen zwischen den Subsystemen.
3.3.1.1 Koppelungsmuster
Zunächst gilt es, den Begriff der Koppelung näher zu analysieren. Nach Klimecki
et al. (1991, S.145) können wir drei Arten von Koppelungsbeziehungen in
Organisationen unterscheiden:
1. verfahrensbezogene Koppelungsmuster, die durch formale Verfahrensregeln,
bzw. Steuerungs- und Organisationsstrukturen gegeben sind
2. zielbezogene Koppelungsmuster, die durch eine Festlegung von Zielen
entstehen
3. sinnbezogene Koppelungsmuster, die sich auf eine ideelle Ebene beziehen und
durch geteilte unternehmenskulturelle Werte und Normen die Identität des
Unternehmens gewährleisten
Tayloristische Strukturen sind durch eine enge Koppelung charakterisiert, die
hauptsächlich in verfahrensbezogenen Koppelungsmustern zum Ausdruck kommt.
Fließbandfertigung im Produktionsbereich ist hierfür ein klassisches Beispiel, das
unqualifizierte Arbeit, enge Überwachung, starre Kontrolle und sogenannte
,,Low-Trust" Beziehungen (Fox, nach Staehle, 1991, S.328) impliziert.
Bei dem Konzept der lose gekoppelten Strukturen gilt es, diese weitgehend durch
ziel- und sinnbezogene Koppelungsmuster zu ersetzen, da bei komplexen Pro-
blemsituationen nur diese ein ausreichendes Maß an Verhaltensvarietät und somit
Flexibilität ermöglichen.
Eine vorteilhafte Konsequenz loser Koppelung ist die daraus resultierende Fehler-
toleranz: Störungen in kleinen, relativ autonomen Organisationseinheiten bleiben
zunächst auf diese begrenzt und werden im günstigsten Fall von ihnen selbst

Organisationen aus systemisch-konstruktivistischem Blickwinkel
26
behoben. Lose Koppelung führt zu lokal stabilen Subsystemen, die Störungen an
anderer Stelle des Systems ignorieren, wohingegen enge Koppelung mit hoher
Anfälligkeit für nicht prognostizierte Störungen, mit hoher zeitlicher Abhän-
gigkeit von vor- und nachgelagerten Prozessen und mit linearen Kommunika-
tionsstrukturen die Gefahr in sich birgt, daß Fehler sich auf das gesamte System
ausbreiten (vgl. Staehle, 1991, S.330f.).
Koppelungsmuster einer Organisation bewegen sich immer innerhalb der Dialek-
tik von identitätsstiftender Funktion einerseits und der Gewährleistung ausrei-
chender Flexibilität andererseits. Es gilt wie immer, die Balance zu finden, denn
ein Zuviel an Koppelung birgt die Gefahr verkrusteter Bürokratie, ein Zuwenig
die Gefahr identitätslosen Auseinanderdriftens.
Dabei darf nicht vernachlässigt werden, daß lose Koppelungsstrategien andere
organisatorische und personelle Voraussetzungen erfordern als enge, verfahrens-
bezogene Koppelung: hohe Qualifikation der Mitarbeiter, permanente Weiter-
bildung, autonome, dezentrale Organisationseinheiten, ein Netz informeller
Kommunikationsstrukturen und den Verzicht auf direkte Kontrolle und autoritä-
ren Führungsstil (Staehle, 1991, S. 330).
3.3.1.2 Slack
Ein weiteres Kennzeichen unserer organischen Struktur ist das Vorhandensein
von Slack. Unter ,,organizational slack" wird hier im Folgenden nach Staehle
(1991, S 318f.) eine Überversorgung oder ein Überhang an Ressourcen verstan-
den. Dieser kann sich sowohl auf personelle als auch auf materielle Ressourcen
beziehen und wird in der klassischen Organisationslehre grundsätzlich als Ver-
schwendung gewertet. Aus Sicht der Systemtheorie ist ein gewisses Ausmaß an
Slack notwendige Voraussetzung für das Entstehen von Selbstorganisations- und
Lernprozessen. Nur wenn ausreichend Zeit und materielle Ressourcen vorhanden
sind, auch ungewöhnlichen und innovativen Ideen nachzugehen, wenn genügend
Raum für Abstimmung, informelle Kommunikation und konstruktive Konflikt-
bewältigung vorhanden ist, kann das System seine Anpassungs- und Lernfähigkeit
entfalten (Staehle, 1991, S.321).
Das Problem ist demnach nicht der Slack, sondern seine kreative Nutzung: ein
Problem, das wohl vor allem in bürokratischen, durch Weisungskultur und `Dienst
nach Vorschrift' geprägten Unternehmen auftauchen dürfte.

Organisationen aus systemisch-konstruktivistischem Blickwinkel
27
Ein imponierendes Beispiel für Slack als organisationales Gestaltungsprinzip mit
durchschlagendem Erfolg bietet das Unternehmen 3M:
,,Wenn bei 3M die Geistesblitze nicht ausbleiben, so liegt das [...] am innovativen
Klima. So darf jeder Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung 15% seiner Arbeits-
zeit für eigene Forschungsprojekte verwenden - ohne dafür Rechenschaft ablegen
zu müssen. Braucht der Mitarbeiter für ein eigenes Projekt Mittel, beispielsweise
für die Anschaffung speziellen Laborgeräts, steht dafür ein Fonds von einer Mil-
lionen Dollar pro Jahr zur Verfügung (über dessen Vergabe ein Komitee ent-
scheidet). Die selbstklebenden `Post-it'-Zettel - mit denen 3M heute jährlich 300
Millionen Dollar umsetzt - sind das Ergebnis solch eines `Eigen-Projektes'.
Ferner ist das Management nach den internen Richtlinien dazu angehalten,
`beträchtliche Toleranz' zu üben. `Schließlich [...] heißt innovativ sein, etwas
Neues zu wagen, ungewohnte Wege zu gehen.' Ein weiterer Merksatz lautet:
`Mitarbeiter machen Fehler. Aber auf lange Sicht macht der Manager den schlim-
meren Fehler, der sich diktatorisch geriert und meint, jedem Untergebenen genau
vorschreiben zu müssen, wie er seine Aufgabe zu erledigen hat.'" (FAZ
27.9.1991, nach Warnecke, 1992, S. 150)
3.3.1.3 Heterarchie
Die bisherigen Ausführungen lassen unweigerlich auf das Thema Hierarchiebil-
dung stoßen. Das Systembild der Organisation geht mit einem neuen Manage-
mentverständnis einher: Management ist nicht mehr nur das Privileg professio-
neller Führungskräfte, sondern ist Eigenschaft des Systems (Klimecki et al., 1991,
S.338).
Autoritär hierarchische Strukturen gehen von der Kontrollierbarkeit sozialer Sys-
teme aus - ein Irrtum der sich spätestens im Umgang mit komplexen Umwelten
und Problemstellungen als fatal weil kontraproduktiv erweist, denn flexibles,
eigenverantwortliches Agieren und das Herausbilden unterschiedlicher Sicht-
weisen werden blockiert.
Ein alternatives Verständnis legt nahe, daß sich Hierarchien funktional zu den
jeweiligen Problemstellungen verändern können. Konkret bedeutet dies, daß
Verantwortungs- und Kompetenzbereiche, sowie Kontrollinstanzen nur virtuell
gegeben sind und sich je nach Umweltanforderung und Interaktionssituation
verschieben lassen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
1998
ISBN (eBook)
9783832476557
ISBN (Paperback)
9783838676555
DOI
10.3239/9783832476557
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig – Biowissenschaften und Psychologie
Erscheinungsdatum
2004 (Januar)
Note
1,0
Schlagworte
mitarbeiterbefragung evaluation systemtheorie konstruktivismus teambildung
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Titel: Die Einführung von Teamstrukturen aus systemtheoretischer Perspektive
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