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Ein Einzelner gegen Hitler-Diktatur und Krieg. Eine Unterrichtseinheit über den Widerstandskämpfer Georg Elser.

Didaktischer Teil zur Studie "Widerstand gegen den Nationalsozialismus" (Bestellnummer 25405874)

©1997 Examensarbeit 57 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Am 8. November 1939 wurde während einer nationalsozialistischen Gedenk- und Propagandaveranstaltung im Bürgerbräukeller in München ein Attentat auf Adolf Hitler verübt, dem er durch einen Zufall entkam. Der Attentäter war Johann Georg Elser (Rufname: Georg), ein Schreinergeselle aus Königsbronn (Landkreis Heidenheim, Ostalb), der den Entschluß zur Tat ein Jahr zuvor gefaßt und von da an die Tat konsequent und unter hohem persönlichen Einsatz vorbereitet hatte. Als Motive seiner Tat erklärte er später in den Vernehmungen der Gestapo, nur in der Beseitigung der Reichsführung habe er eine Möglichkeit gesehen, die Lage der Arbeiterschaft zu verbessern und den Krieg zu verhindern (bzw. zu beenden). Elser wurde unmittelbar nach der Tat gefaßt, bis kurz vor Kriegsende in Konzentrationslagern gefangen gehalten und schließlich am 9. April 1945 im KZ Dachau ermordet.
Seine Einzeltäterschaft wurde später immer wieder in Frage gestellt, man unterstellte ihm, im Auftrag von Nationalsozialisten oder aber von ausländischen Geheimdiensten gehandelt zu haben. Diese „Hintermänner-Theorien“ können nach heutigem Erkenntnisstand in den Bereich der Legende verwiesen werden, sorgten aber u.a. dafür, daß Elser die Anerkennung als Widerstandskämpfer über Jahrzehnte hinweg versagt blieb.
Am Beispiel Elsers können im Geschichtsunterricht wesentliche Aspekte des Widerstandes verdeutlicht werden, zumal hier in den Schulen Baden-Württembergs der in den Bildungsplänen geforderte Bezug zur Lokal- bzw. Regionalgeschichte hergestellt werden kann. Elser verkörpert den Menschen, der aus eigener Gewissensentscheidung unter Einsatz aller seiner persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten die Diktatur beseitigen wollte, von der er seine eigene Existenz und die seiner Mitmenschen bedroht sah. Seine Tragik liegt darin, daß er in seinem Vorhaben scheiterte und damit schuldig wurde am Tode Unschuldiger. In der Auseinandersetzung mit seinem Schicksal können junge Menschen hingeführt werden zu den Fragen nach den Grundwerten einer demokratischen Gesellschaft, nach der Bedeutung von Zivilcourage und Widerstand und dem damit zusammenhängenden Konflikt der persönlichen Schuld. Gerade in einer Zeit, in der Jugendliche auf der Suche nach Orientierungen wieder offen sind für neonazistisches Gedankengut und falsche „Helden“, kann Elser zur positiven Identifikationsfigur werden.
Das in dieser Arbeitsmappe vorgelegte Unterrichtsmaterial soll dem Lehrer ein breites Spektrum […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7633
Schauder, Olaf: Ein Einzelner gegen Hitler-Diktatur und Krieg. Eine Unterrichtseinheit
über den Widerstandskämpfer Georg Elser. ­ Didaktischer Teil zur Studie "Widerstand
gegen den Nationalsozialismus" (Bestellnummer 25405874)
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Pädagogische Hochschule,
Staatsexamensarbeit, 1997
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Printed in Germany

Einführung
Am 8. November 1939 wurde während einer nationalsozialistischen Gedenk- und Propa-
gandaveranstaltung im Bürgerbräukeller in München ein Attentat auf Adolf Hitler verübt,
dem er durch einen Zufall entkam. Der Attentäter war Johann Georg Elser (Rufname: Ge-
org), ein Schreinergeselle aus Königsbronn (Landkreis Heidenheim, Ostalb), der den
Entschluß zur Tat ein Jahr zuvor gefaßt und von da an die Tat konsequent und unter ho-
hem persönlichen Einsatz vorbereitet hatte. Als Motive seiner Tat erklärte er später in den
Vernehmungen der Gestapo, nur in der Beseitigung der Reichsführung habe er eine Mög-
lichkeit gesehen, die Lage der Arbeiterschaft zu verbessern und den Krieg zu verhindern
(bzw. zu beenden). Elser wurde unmittelbar nach der Tat gefaßt, bis kurz vor Kriegsende in
Konzentrationslagern gefangen gehalten und schließlich am 9. April 1945 im KZ Dachau
ermordet.
Seine Einzeltäterschaft wurde später immer wieder in Frage gestellt, man unterstellte ihm,
im Auftrag von Nationalsozialisten oder aber von ausländischen Geheimdiensten gehandelt
zu haben. Diese ,,Hintermänner-Theorien" können nach heutigem Erkenntnisstand in den
Bereich der Legende verwiesen werden, sorgten aber u.a. dafür, daß Elser die Anerken-
nung als Widerstandskämpfer über Jahrzehnte hinweg versagt blieb.
Am Beispiel Elsers können im Geschichtsunterricht wesentliche Aspekte des Widerstandes
verdeutlicht werden, zumal hier in den Schulen Baden-Württembergs der in den Bildungs-
plänen geforderte Bezug zur Lokal- bzw. Regionalgeschichte hergestellt werden kann. El-
ser verkörpert den Menschen, der aus eigener Gewissensentscheidung unter Einsatz aller
seiner persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten die Diktatur beseitigen wollte, von der er
seine eigene Existenz und die seiner Mitmenschen bedroht sah. Seine Tragik liegt darin,
daß er in seinem Vorhaben scheiterte und damit schuldig wurde am Tode Unschuldiger. In
der Auseinandersetzung mit seinem Schicksal können junge Menschen hingeführt werden
zu den Fragen nach den Grundwerten einer demokratischen Gesellschaft, nach der Bedeu-
tung von Zivilcourage und Widerstand und dem damit zusammenhängenden Konflikt der
persönlichen Schuld. Gerade in einer Zeit, in der Jugendliche auf der Suche nach Orientie-
rungen wieder offen sind für neonazistisches Gedankengut und falsche ,,Helden", kann El-
ser zur positiven Identifikationsfigur werden.
Das in dieser Arbeitsmappe vorgelegte Unterrichtsmaterial soll dem Lehrer ein breites
Spektrum an Informationen und Quellen anbieten und den Schülern ermöglichen, sich die
grundlegenden Fakten zum ,,Fall Elser" selbständig zu erarbeiten. Die Vertiefung des The-
mas im Sinne einer Deutung und Wertung bleibt dem Unterrichtsgespräch vorbehalten.
Die Arbeitsmappe enthält, gegliedert in sieben Unterrichtsschritte, methodische Hinweise
für Lehrer und Arbeitsblätter als Kopiervorlagen für Schüler, die, soweit möglich, durch
Bildmaterial ergänzt werden.
Ausgehend von einer Zeitungsmeldung über das Attentat werden Informations- und Prob-
lemfragen aufgeworfen, die in sechs weiteren Unterrichtsschritten beantwortet werden sol-
len.
Folgende Verfahren bieten sich an:
· Erarbeitendes Verfahren im Rahmen des herkömmlichen Geschichtsunterrichts
Hier wird der Lehrer die Auswahl der Quellen treffen, sie den Schülern entsprechend
darbieten und sie gemeinsam mit der Klasse erarbeiten. Im Hinblick auf die im allgemei-
nen knappe verfügbare Zeit wird das Material gekürzt werden müssen.
Denkbar ist hier auch arbeitsteilige Gruppenarbeit: Nach der gemeinsamen Erarbeitung
der Leitfragen beschäftigen sich die Schüler mit den Aufgaben 2 bis 5 in Gruppen und
tragen anschließend ihre Ergebnisse vor. Eine Vertiefung erfolgt im Unterrichtsgespräch.
· Fächerverbindender Unterricht
Die Schulen in Baden-Württemberg sind gehalten, in jedem Schuljahr mindestens ein fä-
cherverbindendes Thema zu bearbeiten, wobei die Bildungspläne zwar Vorschläge für
jede Klassenstufe vorgeben, die Wahl anderer Themen jedoch grundsätzlich zugelassen

ist. Mit Geschichte als Leitfach können hier die Fächer Deutsch, Gemeinschaftskunde,
Religion bzw. Ethik, Kunst und ITG zusammenarbeiten. Während der Deutschunterricht
textproduzierende Aufgaben übernimmt, können in Kunst und ITG Plakate und Texte
gestaltet werden, im Gemeinschaftskundeunterricht kann die Frage des Umgangs mit
Menschen- und Grundrechten angeschnitten und das Recht auf Widerstand problemati-
siert werden, Religion bzw. Ethik können diese Fragen vertiefen. Aufgabe des Ge-
schichtsunterrichts wird es hier sein, die Schüler zur Erarbeitung der Fakten anzuleiten
und die Ergebnisse der anderen Fächer zusammenzufassen und zu bündeln.
· Projektunterricht
Im Rahmen von Projekttagen, die vom Rhythmus des üblichen Unterrichts losgelöst sind,
beschäftigen sich die Schüler mit dem Thema. Dieses Verfahren bietet sich insbesonde-
re an für Schulen, die durch ihre geographische Lage einen lokalhistorischen Bezug zu
Elser und seinem Attentat herstellen können. Ziel eines solchen Projektes könnte es
sein,eine Art ,,Lesung" als Gedenkveranstaltung (z.B. zu einem Jahrestag des Attentats,
zum Todestag Elsers), verbunden mit einer Ausstellung, vorzubereiten und zu gestalten.
Wenn auch hier den Ideen und Vorschlägen der Schüler breiter Raum gewährt werden
sollte, geben die Arbeitsblätter doch Anregungen und Hinweise für ein solches Vorha-
ben.
Unabhängig davon, welches Unterrichtsverfahren gewählt wird, sind die Arbeitsblätter dar-
auf ausgerichtet, im Sinne eines handlungsorientierten Unterrichts Schüleraktivitäten zu
fördern und zur selbsttätigen eigenverantwortlichen Erschließung des Themas zu motivie-
ren.
Um die Schüler zur exakten Aufnahme von Informationen anzuregen, wurden die informati-
ven Texte so gestaltet, daß sie als ,,Text-Puzzles" angeboten werden können. Auf diese
Weise werden die Schüler, insbesonders schwächere, zu genauem Lesen gezwungen.
Wichtig ist es bei diesem Thema auch, die emotionale Ebene anzusprechen. Die Arbeits-
blätter enthalten deshalb Aufgaben, die zur Identifikation mit dem Attentäter herausfordern
und ein Einfühlen in seine Person und Gedankenwelt fordern.
Die Arbeitsmappe umfaßt insgesamt sieben Einheiten für Lehrer und Schüler. Die einzelnen
Einheiten werden jeweils eingeleitet durch ein Informationsblatt für den Lehrer (L 1 bis L 7),
das methodische Hinweise enthält. Unter den Stichworten ,,Ausstellung" bzw. ,,Lesung" sind
Anregungen zu der Gestaltung einer Gedenkveranstaltung aufgeführt, die in L 8 genauer
beschrieben wird. Die Schülerblätter sind durch den Buchstaben S, verbunden mit der ent-
sprechenden Numerierung, gekennzeichnet. Zusätzliche Materialien werden als ,,Anlagen"
(Kennbuchstabe A und entsprechende Numerierung) zu den einzelnen Unterrichtsschritten
aufgeführt. Bewußt wurde das Lose-Blatt-Verfahren gewählt, um die einzelnen Blätter als
Kopiervorlagen leicht greifbar zu halten.
Um die Arbeitsblätter an unterschiedliche Unterrichsverfahren ggf. weiter anpassen zu kön-
nen, liegt der Arbeitsmappe eine Diskette bei, auf der die Textvorlagen gespeichert sind
(Microsoft Word for Windows, Version 6.0). Veränderungen an den Vorlagen (z.B. Kürzun-
gen, Umstellungen, Ergänzungen) kann der Lehrer somit ohne größeren Aufwand selbst
vornehmen. Allerdings können aus technischen Gründen in dieser Form nur die Textteile
angeboten werden, Bilder würden die Speicherkapazität einer Diskette sprengen.

Übersicht über den Inhalt
Einführung
1 Problemstellung
Lehrerblatt L 1
Schülerblatt S 1: Zeitungsmeldung
2 Wer war Johann Georg Elser?
Lehrerblatt L2
Schülerblatt S 2.1: Lebensdaten
Schülerblatt S 2.2: Lebensdaten in veränderter Reihenfolge
Schülerblatt S 2.3: Wesenszüge und Einstellungen
3 Warum wollte Elser Hitler töten?
Lehrerblatt L 3
Schülerblatt S 3.1: Auszüge aus den Verhörprotokollen der Gestapo
Schülerblatt S 3.2: Ein Gespräch mit Eugen Rau
4 Wie bereitete Elser das Attentat vor?
Lehrerblatt L 4
Schülerblatt S 4.1: ,,Daten" der Attentatsvorbereitung
Schülerblatt S 4.2: ,,Daten" in veränderter Reihenfolge
Schülerblatt S 4.3: Arbeiten im Bürgerbräukeller; Aufgabe
5 Was geschah am 8. November 1939?
Lehrerblatt L 5
Schülerblatt S 5.1: Reportage
Schülerblatt S 5.2: Zeitplan
6 Welche Folgen hatte das Attentat für Elser?
Lehrerblatt L 6
Schülerblatt S 6.1: Lückentext, Zeitungsbericht
Schülerblatt S 6.2: Lösung zu S 6.1
Schülerblatt S 6.3: Folgen des Attentats (Quellen)
7 Wie beurteilen wir Elsers Tat heute?
Lehrerblatt L 7
Schülerblatt S 7: Auszüge aus Schreiben an die Gemeinde
8 Gedenkveranstaltung für Elser
Lehrerblatt L 8
Anhang: Bildmaterial
Quellenverzeichnisse

L 1
1 Problemstellung
Ausgehend von den Ereignissen des 8. November 1939, werden Frage- und Problemstel-
lung der Unterrichtseinheit erarbeitet.
Die Schüler werden mit den Auswirkungen des Attentats durch eine Zeitungsmeldung aus
der nationalsozialistischen Presse konfrontiert. Sie werden dadurch veranlaßt, Informations-
und Problemfragen zu dieser Unterrichtseinheit zu stellen, die im weiteren Verlauf aufgeklärt
werden sollen. Diese Leitfragen bilden die Überschriften der folgenden Unterrichtsschritte.
Die pathetische Sprache der Zeitungsmeldung ist geeignet, das ,,Mißtrauen" der Schüler zu
wecken und sie zu der kritischen Frage zu veranlassen, welcher Wahrheitsgehalt hinter der
Meldung steckt.
Nach diesem Eistieg kann unterschiedlich weitergearbeitet werden: Im Rahmen des her-
kömmlichen Geschichtsunterricht wird die Klasse nun die gestellten Fragen vollständig oder
schwerpunktmäßig beantworten. Die Schüler können aber auch arbeitsteilig in Gruppen wei-
terarbeiten (S 2 bis S 5) und ihre Ergebnisse zum Schluß zusammentragen.
Ausstellung:
Die Schüler fertigen ein Plakat an. Dazu werden Bild und Zeitungstext vergrößert. Die von
den Schülern formulierten Fragen werden auf farbige Pappstreifen übertragen und angehef-
tet.
Lesung:
Das Bild zu S 1 wird als Folie projiiziert. Schüler, die im Publikum sitzen, stellen Fragen, die
sie auf dem Arbeitsblatt formuliert haben.
Quellennachweis zu S 1:
Münchener Neueste Nachrichten, 9. Nov. 1939, zit. bei Ortner, Helmut: Der einsame Attentäter, Göt-
tingen 1993, S.47

S 1
Münchener Neueste Nachrichten
Verbrecherisches Attentat im Bürgerbräukeller
Die Spannkraft des Herzens reicht nicht aus, um das
gemeinste, grausigste Verbrechen aller Zeiten zu erfassen.
Ein Augenzeuge berichtet: ,,Es ertönt ein dumpfer, schwerer Knall,... Fliegerbombe? Einer
schreit das Wort, das so unvergeßbar ist wie diese Augenblicke: `Eine Höllenmaschine war
im Saal!´ Das ist ein Keulenschlag und rüttelt sofort hellwach. Der Führer sollte ermordet
werden - mein Gott, welches bestialische Gehirn gebar und unternahm diese Scheußlich-
keit?"
Zu dieser Zeitungsmeldung fallen euch Fragen ein:
Wer ___________________________________________________ ?
Was ___________________________________________________ ?
Wo ____________________________________________________ ?
Woher _________________________________________________ ?
Warum _________________________________________________?
Wann __________________________________________________?
Wie ____________________________________________________?

L 2
2 Wer war Johann Georg Elser?
Die Schüler befassen sich hier mit Elsers Lebenslauf, seinen Wesenszügen und Einstellun-
gen. Die Zusatzaufgabe soll die Schüler dazu anregen, sich in Elsers Rolle hineinzuverset-
zen.
Zu S 2.1 und S 2.2:
Der tabellarische Lebenslauf Elsers (S2.1) wird mit den Schülern erarbeitet. Eine methodi-
sche Variante ergibt sich, wenn der Text auf dünnen Zeichenkarton kopiert und in Streifen
geschnitten wird. Die ,,Lebensstationen" Elsers können den Schülern jedoch auch in fal-
scher Reihenfolge vorgegeben werden(S2.2), sie schneiden die Streifen dann selbst aus. In
jedem Fall müssen die biografischen Ereignisse in ihrer zeitlichen Reihenfolge geordnet
werden. Die Schüler werden dadurch zu genauem Lesen und Verarbeiten der Informatio-
nen angeregt.
Zu S 2.3:
Hier wurden verschiedene Quellen zusammengestellt, in denen sich Elser zu seiner Person
äußert oder andere seine Wesenszüge und Einstellungen kommentieren. Den Schülern
kann die Aufgabe gestellt werden, sie den vorgegebenen Überschriften zuzuordnen.
Dazu können die Quellentexte auf Karton übertragen und in einzelne Karten zerschnitten
werden, die dann geordnet werden müssen. Verfährt man so, können auch Texte wegge-
lassen werden. Die Quellenauswahl trifft in diesem Fall der Lehrer.
Zusatzaufgabe für leistungsfähigere Schüler:
Stellt euch folgende Situation vor: Während seines Aufenthaltes im Konzentrationslager hat
Elser viel Zeit. Von der Lagerleitung wird er aufgefordert, seinen Lebenslauf bis zur Planung
des Attentats zu schreiben. Er soll dabei auch eingehen auf seine berufliche Tätigkeit, seine
politische und religiöse Einstellung, sein Verhältnis zu anderen Menschen und seine Frei-
zeit. Verfaßt diesen Text!
Lesung:
Tragt den ausführlichen Lebenslauf Elsers vor! Unterlegt ihn mit Bildern (Folien)!
Ausstellung:
Die Schüler fertigen Plakate zum Lebenslauf und zu den Persönlichkeitsmerkmalen Elsers.
Auf diesen Plakaten stellen sie einmal die wichtigsten Lebensdaten Elsers vor, zum ande-
ren schreiben sie Zitate auf, die sie zur Charakterisierung des Attentäters für besonders
treffend halten. Kürzungen sind dabei unabdingbar, die Schüler müssen die Informationen
werten und sich für die wichtigsten entscheiden.
Sie versehen eine Karte von Südwestdeutschland mit Hinweisen auf die Orte, in denen El-
ser gelebt bzw. gearbeitet hat.

Quellennachweise zu S 2.3
1. Ortner, Helmut, Der einsame Attentäter, Göttingen 1993, S.95
2. Eugen Rau, zit. bei Georg-Elser-Arbeitskreis (Hg.), Georg Elser, Heidenheim 1989, S.69
3. Hans Elser, zit. bei Georg-Elser-Arbeitskreis, S.73
4. Elsers Schwester, zit. bei Ortner, S.94f.
5. Leonhard Elser, zit. bei Ortner, S.95
6. Ein Königsbronner in einem persönlichem Gespräch mit dem Verfasser
7. Friedrich Grupp, zit. in der Fernsehdokumentation von Rainer Erler: Der Attentäter, 1969
8. Elsers Schwester, zit. bei Georg-Elser-Arbeitskreis, S.15
9. Nachts und allein gegen Hitler, Tagblatt Tübingen, 17.10. 1995
10. Elser, zit. bei Ortner, S.129
11. Elser, zit. bei Ortner, S.129
12. Elser, zit. bei Ortner, S.129
13. Elser, zit. bei Ortner, S.129
14. Eugen Rau, zit. bei Georg-Elser-Arbeitskreis, S.71 (bearbeitet)
15. Elser, zit. bei Hoch, Anton; Gruchmann, Lothar: Georg Elser: Der Attentäter aus dem
Volke - Der Anschlag auf Hitler im Bürgerbräu 1939, Frankfurt am Main 1980, S.95
16. Elser, zit. bei Hoch/Gruchmann, S.95
17. Elser, zit. bei Hoch/Gruchmann, S.92

S 2.1
Wer war Johann Georg Elser ?
4.1.1903
Elser (E.) wird in Hermaringen (Oberamt Heidenheim) geboren.
Vater: Holzhändler und Landwirt aus Königsbronn
Mutter: Tochter eines Wagners und Landwirts aus Hermaringen, vier jüngere Ge-
schwister
1904
Die Familie siedelt nach Königsbronn über.
1910 - 1917 E. besucht die Volksschule in Königsbronn: Er ist ein mittelmäßier Schüler mit über-
durchschnittlicher Leistung in Rechnen, Zeichnen und Schönschreiben.
1917-1919
Lehre als Eisendreher im Hüttenwerk Königsbronn, die er aus gesundheitlichen
Gründen abbrechen muß.
1919 - 1922 Schreinerlehre in Königsbronn
1922
Gesellenprüfung an der Gewerbeschule Heidenheim als Jahrgangsbester
1922-1925
Arbeit in Schreinereien und Möbelfabriken in Königsbronn, Aalen und Heidenheim
1925 -1932 Wanderschaft: mehrere Arbeitsstellen rund um den Bodensee, u.a. in Friedrichsha-
fen und in einer Uhrenfabrik in Konstanz und in der Schweiz. Mitglied im Zitherclub
und im Trachtenverein
1932
Rückkehr nach Königsbronn. Mitarbeit im elterlichen Betrieb und Nebenverdienst
durch Anfertigen von Möbeln und Standuhren, kurzzeitig auch Arbeit in einer Kö-
nigsbronner Schreinerei
Dez.1936
bis
März 1939
Hilfsarbeiter in der Versandabteilung der Heidenheimer Armaturenfabrik Walden-
maier
Hier erfährt E. von einer geheimen ,,Sonderabteilung" für Rüstungsproduktion und
findet Gelegenheit, Pulver und Zünder zu entwenden.
8. Nov.
1938
Fahrt nach München: Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen zum Hitlerputsch
von 1923
Entschluß, ein Jahr später dort ein Attentat auf HITLER durchzuführen

S 2.2
Wer war Johann Georg Elser ?
1919 - 1922 Schreinerlehre in Königsbronn
1910 - 1917 E. besucht die Volksschule in Königsbronn: Er ist ein mittelmäßier Schüler mit über-
durchschnittlicher Leistung in Rechnen, Zeichnen und Schönschreiben.
1922-1925
Arbeit in Schreinereien und Möbelfabriken in Königsbronn, Aalen und Heidenheim
1917-1919
Lehre als Eisendreher im Hüttenwerk Königsbronn, die er aus gesundheitlichen
Gründen abbrechen muß.
1922
Gesellenprüfung an der Gewerbeschule Heidenheim als Jahrgangsbester
8. Nov.
1938
Fahrt nach München: Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen zum Hitlerputsch
von 1923
Entschluß, ein Jahr später dort ein Attentat auf HITLER durchzuführen
1925 -1932 Wanderschaft: mehrere Arbeitsstellen rund um den Bodensee, u.a. in Friedrichsha-
fen und in einer Uhrenfabrik in Konstanz und in der Schweiz. Mitglied im Zitherclub
und im Trachtenverein
1904
Die Familie siedelt nach Königsbronn über.
Dez.1936
bis
März 1939
Hilfsarbeiter in der Versandabteilung der Heidenheimer Armaturenfabrik Walden-
maier
Hier erfährt E. von einer geheimen ,,Sonderabteilung" für Rüstungsproduktion und
findet Gelegenheit, Pulver und Zünder zu entwenden.
4.1.1903
Elser (E.) wird in Hermaringen (Oberamt Heidenheim) geboren.
Vater: Holzhändler und Landwirt aus Königsbronn
Mutter: Tochter eines Wagners und Landwirts aus Hermaringen, vier jüngere Ge-
schwister
1932
Rückkehr nach Königsbronn. Mitarbeit im elterlichen Betrieb und Nebenverdienst
durch Anfertigen von Möbeln und Standuhren, kurzzeitig auch Arbeit in einer Kö-
nigsbronner Schreinerei
1922-1925
Arbeit in Schreinereien und Möbelfabriken in Königsbronn, Aalen und Heidenheim

S 2.3 Wesenszüge und Einstellungen
Wesenszüge
Einstellung zum Beruf
Politische Einstellung
Einstellung zur Religion
H. Ortner: ,,Er redete nicht viel, ging Diskussi-
onen, gleich worum es sich handelte, aus dem
Weg. Er knüpfte kaum engere Freundschaften
mit Schulkameraden und späteren Arbeitskol-
legen. Ein eher stiller, musischer Typ." (1)
___________________________________
Eugen Rau: ,,Georg konnte sehr lustig sein. Er
war Mitglied im Musikverein. Ich kann mich
noch gut an viele gemeinsame Musikveranstal-
tungen erinnern. Er spielte Zither und Ziehhar-
monika." (2)
___________________________________
Hans Elser:,,lch habe Georg als umgänglichen,
hilfsbereiten und beliebten Menschen erlebt,
der mir allerdings ganz unpolitisch vorkam." (3)
___________________________________
Elsers Schwester: "Mein Bruder hatte einen et-
was eigenen Charakter, er war verschlossen
und hat sich auch mit uns Geschwistern nie be-
sonders abgegeben, sondern ist immer seine
eigenen Wege gegangen." (4)
___________________________________
Leonhard Elser:,,Mit meinem Bruder bin ich
schon als Kind und auch später nicht beson-
ders gut ausgekommen." (5)
___________________________________
Ein Königsbronner: ,,Das ist halt ein Elser, die
waren alle so - eigenbrötlerisch und eigensin-
nig, das hat der Georg von seinem Vater." (6)
Ein Arbeitgeber Elsers: ,,Elser war
ein guter und fleißiger Arbeiter, zu-
verlässig, anständig, ehrlich und
gutmütig. Seine Uhrenkästen, die er
bei mir gebaut hat, für sich, entwe-
der nach Feierabend oder am
Samstag, die hat er alle fertig ge-
macht und einige Tage stehen las-
sen, (für) seine Uhren hat er Uhren-
teile gekauft und selbst zusammen-
gebaut und eingebaut, und dann hat
er sie bei mir in der Wohnung oder
bei sich zu Hause acht bis zehn
Tage laufen lassen, und erst, wenn
alles ganz genau stimmte, dann hat
er sie weggegeben, vorher nicht.
Und selbst dort ging er nochmals
hin nach einigen Wochen und hat
gesehen, ob alles richtig ging, und
zwar nach der Sekunde." (7)
____________________________
Els
ers
Sc
hwes
ter:,,Er war ein Bas
t-
ler und Tüftler und hat sich mit
Problemen befaßt und diese auch
gelöst, die ein anderer nie heraus-
gebracht hätte." (8)
____________________________
Stuttgarter Zeitung: ,,Elser war ein
Handwerker, der peinlich genau
arbeitete. Ein Tüftler wie aus einem
schwäbischen Bilderbuch." (9)
Els
er:,,Pers
önlic
h bin ic
h politis
ch
nie hervor-
getreten. Nach Erreichen des wahlberechtig-
ten Alters habe ich immer die Liste der KPD
gewählt, weil ich dachte, das ist eine Arbeiter-
partei, die sich sicher für die Arbeiter einsetzt.
Mitglied dieser Partei bin ich jedoch nie gewe-
sen." (10)
_____________________________________
Elser:,,lch war Mitglied der Gewerkschaft des
Holzarbeiterverbandes, weil dies der Verband
meines Berufes war und weil man Mitglied die-
ses Verbandes sein sollte." (11)
_____________________________________
Els
er:,,lc
h dac
hte, daß man durc
h eine Stimm-
abgabe die Mandate der Kommunisten ver-
stärken müsse und daß dann so die Partei
mehr für die Arbeiterschaft tun könne." (12)
_____________________________________
Elser:,,Für das Progr
amm der KPD habe ich
mich nie interessiert. In den Versammlungen
ist lediglich davon gesprochen worden, daß
mehr Lohn gezahlt werden soll, bessere Woh-
nungen geschaffen werden sollen und solche
ähnliche Dinge. Die Aufstellung solcher Forde-
rungen hat für mich genügt, um mich kommu-
nistisch zu orientieren." (13)
_____________________________________
Eugen Rau:,,Der Georg konnte die Nazis
nicht leiden. Er hatte auch nichts gegen die
Juden. Einmal sagte er zu mir: Warum plagt
man die Juden so, warum macht man sie ka-
putt?" (14)
Elser:,,lch glaube ... daß die
ganze Welt und auch das
menschliche Leben von Gott
geschaffen wurde. Ich glaube
auch, daß sich nichts in der
Welt abspielt, von dem Gott
nichts weiß. Die Menschen
werden wohl freien Lauf ha-
ben, aber Gott kann sich
dreinmischen, wann er will."
(15)
_______________________
Elser: ,,Ich glaube an Himmel
und Hölle, so, wie ich es in der
Schule und im Konfirmanden-
unterricht gehört habe." (16)
________________________
Elser:,,lch glaube, daß Gott
auch persönlich in einem Ge-
bet angerufen werden kann,
und daß er das hört, und er-
füllen kann, wenn er will." (17)

L 3
3 Warum wollte Elser Hitler töten?
Die Schüler lesen und besprechen Motive und Zielvorstellungen, die Elser in seinen Verhö-
ren zum Ausdruck brachte. Sie vergleichen Elsers Äußerungen mit den Tatbeständen bezüg-
lich folgender Bereiche:
· Situation der Arbeiter 1933 bis 1938: Entwicklung der Arbeitslosenzahlen und der Real-
löhne
· Kriegsgefahr: Hitlers Weg in den Krieg.
Dabei beziehen die Schüler ihre Kenntnisse aus dem Geschichtsunterricht mit ein. Voraus-
setzung sind Grundkenntnisse über die nationalsozialistische Wirtschafts- und Sozialpolitik
einerseits, über Außenpolitik, Vorbereitung und Ausbruch des Zweiten Weltkriegs anderer-
seits. Außerdem kann Zusatzmaterial angeboten werden (siehe Anlagen 3.1 ).
Die Zusammenhänge müssen im Unterrichtsgespräch der Klasse bzw. des Projektleiters mit
der Gruppe problematisiert werden.
Die Erfindung eines fiktiven Gespräches zwischen Elser und seinem Freund soll zum genau-
en Lesen der Quellen anregen und das Textverständnis sichern, hier sollen die Schüler zur
Identifikation mit Elser motiviert werden.
Dabei können, je nach Leistungsstand der Schüler, die Gesprächsvorgaben auch gekürzt
(oder ganz weggelassen) werden, um den Schülern größere Spielräume zu lassen. Die ein-
fache Sprache der Vorgaben wird auch schwächere Schüler zu eigenen Formulierungen er-
muntern. (wobei hier ein gewisses Maß an Dialekt zugelassen werden könnte).
Ausstellung:
Die Schüler übertragen die wichtigsten Zitate Elsers zu seinen Motiven (Kürzungen und Ver-
dichtungen sind wünschenswert) auf Sprechblasen oder Textstreifen, die auf einem Plakat
um ein Bild Elsers angeordnet werden.
Lesung:
Die Schüler tragen den fiktiven Dialog zwischen Elser und Rau vor. Er kann eventuell unter-
legt werden durch ein Bild, das Elser zusammen mit Jugendfreunden zeigt (Anlage 3.3).
Quellennachweise zu S 3.1
1. Elser, zit. bei Georg-Elser-Arbeitskeis, S.18
2. Elser, zit. bei Georg-Elser-Arbeitskreis, S.19
3. Elser, zit. bei Georg-Elser-Arbeitskreis, S.19
4. Elser, zit. bei Georg-Elser-Arbeitskreis, S.22
5. Elser, zit. bei Georg-Elser-Arbeitskreis, S.22
6. Elser, zit. bei Georg-Elser-Arbeitskreis, S.30
7.Elser, zit. bei Georg-Elser-arbeitskreis, S.31
Quellennachweis zu S 3.2
1. Eugen Rau, zit. bei Georg-Elser-Arbeitskreis, S.68

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
1997
ISBN (eBook)
9783832476335
ISBN (Paperback)
9783838676333
DOI
10.3239/9783832476335
Dateigröße
28.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Pädagogische Hochschule in Schwäbisch Gmünd – unbekannt
Erscheinungsdatum
2004 (Januar)
Note
1,0
Schlagworte
attentat erfahrungswelt nachkriegszeit nationalsozialismus widerstand
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Titel: Ein Einzelner gegen Hitler-Diktatur und Krieg. Eine Unterrichtseinheit über den Widerstandskämpfer Georg Elser.
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