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Eine Untersuchung des Registers der Sprache der Wirtschaft am Beispiel ausgewählter englischsprachiger Presseartikel und Lehrbuchtexte

©2003 Diplomarbeit 128 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Wirtschaft ist ein weit gefasster Begriff für ein sehr umfassendes Phänomen, das jeden von uns zu jeder Zeit betrifft. Sie stellt weder eine reine, nur an Universitäten gelehrte und erforschte Wissenschaft dar, noch ein Arbeitsfeld, mit dem sich lediglich Menschen mit kaufmännischen Berufen auseinandersetzen. Wirtschaft ist erheblich mehr als nur das, sie bestimmt u.a. den Alltag der Menschen, die alle Teil eines umfassenden Wirtschaftsprozesses sind. Aus diesem Grund ist die Beschäftigung mit Wirtschaft eine unabdingliche Notwendigkeit, mit der sich jeder Bürger im eigenen Interesse auseinandersetzen sollte.
Von Bedeutung hierbei ist vor allem die Auseinandersetzung mit der Sprache der Wirtschaft. Da der Umgang mit Fachsprachen für den Laien jedoch im Allgemeinen nicht an der Tagesordnung steht, fällt vielen Menschen die Auseinandersetzung mit Fachsprachen in ganz alltäglichen Situationen oftmals schwer. Dies trifft nicht nur auf die Wirtschaftssprache zu, sondern gleichermaßen auch auf den Umgang mit Behörden-, Rechts- oder technisch-naturwissenschaftlicher Fachsprache. Ein entscheidendes Problem liegt dabei offensichtlich im Bereich der Lexik, da die Terminologie eines Fachgebietes zunächst für jeden Laien eine Hürde darstellt. Ein weiteres Hindernis, das den meisten Menschen als solches wesentlich seltener bewusst wird, ist eine in Fachsprachen veränderte Grammatik, die neben dem terminologischen Aspekt für Laien zu Schwierigkeiten im Umgang mit der Sprache und damit auch mit dem Fachgebiet führen kann.
Da der terminologische Aspekt von Fachsprachen aller Art sowohl in Diplomarbeiten als auch in anderen wissenschaftlichen Arbeiten aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet worden ist, sollen in der vorliegenden Arbeit syntaktische und grammatische Aspekte im Vordergrund stehen. Ziel der Arbeit ist die Untersuchung zweier englischsprachiger wirtschaftswissenschaftlicher Textkorpora auf ihren Fachlichkeitsgrad. Bei den zur Untersuchung heran gezogenen Texten handelt es sich um Auszüge aus Lehrbüchern für Studierende der Wirtschaftswissenschaften sowie um aus einer englischsprachigen Wirtschafts- und Finanztageszeitung stammende Presseartikel. Diese werden anhand unterschiedlicher grammatischer Kriterien im Rahmen einer quantitativen Analyse auf die Häufigkeit der Verwendung bestimmter Merkmale untersucht und in der Ergebnisauswertung der Untersuchung einander gegenüber gestellt.
Hintergrund der Analyse ist die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7614
von Eitzen, Bianca: Eine Untersuchung des Registers der Sprache der Wirtschaft am
Beispiel ausgewählter englischsprachiger Presseartikel und Lehrbuchtexte
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Universität des Saarlandes, Universität, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

i
Inhalt
Abbildungsverzeichnis und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
iii
iv
1. Einleitung
1
2. Fachsprache
5
2.1. Definitions- und Begriffsklärungen
5
2.2.
Zur Bedeutung von Fachsprachen und ihrem Einfluss auf
die Gemeinsprache
8
2.3.
Die Fachsprachen der Wirtschaft ­ Begriffsabgrenzung und
Forschungsstand
11
2.4. Zur Sprache in Lehrbüchern und Presseartikeln
14
2.5. Das Englische als L ingua Franca der Wissenschaften
22
3. Eigenschaften englischer Wissenschaftstexte
31
3.1. Die Registervariation nach Biber (1988, 1995)
31
3.1.1. Merkmale eines informativen, wissenschaftlichen Stils
38
3.1.2. Merkmale eines involvierten, informellen Stils
44
3.2. Besonderheiten und Schwierigkeiten im Umgang mit englischer
Wissenschaftssprache nach Halliday und Martin (1993)
52
3.2.1. Lexikalische Dichte
53
3.2.2. Syntaktische Ambiguität
54
3.2.3. Grammatische Metaphern
54
3.2.4. Semantische Diskontinuität
58
4. Die korpusbasierte Analyse im Hinblick auf den Fachlichkeitsgrad
ausgewählter Wirtschaftstexte
61
4.1. Methode
61
4.1.1. Die zur Untersuchung herangezogenen Textkorpora
63
4.1.2. Die computergestützte Untersuchung der Textkorpora
64
4.2. Die Analyse nach den Fachlichkeitskriterien
67
4.2.1. Passivische Konstruktionen
67

ii
4.2.2. Nominalkonstruktionen
70
4.2.3. Attributive Adjektive
76
4.2.4. Konjunktionen
76
4.2.5. Präpositionen
78
4.2.6. Pronomen
80
4.2.7. Verben
86
4.2.8. Syntaktische Reduzierung und verkürzte Formen
91
4.3. Zusammenfassung der Analyseergebnisse
94
5. Schlussbetrachtung
97
6. Literaturverzeichnis
100
7. Anhang
105

iii
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
Zuordnung einzelner untersuchter Register zu einer "involved"
oder "informational production". (Biber 1995:146)
36
Abb. 2: Zuordnung einzelner untersuchter Register zu einem "non-
abstract" oder "abstract style". (Biber1995:165)
37
Abb. 3: Analyseschema zur Erfassung von Fachlichkeitskriterien
65
Abb. 4: Ermittlung des Vorkommens der "THAT deletion" in einem Text
mittels Filterfunktion
66
Abb. 5: Ermittlung von Analyseergebnissen nach dem Kodierungsprozess
mittels Statistik-Funktion
67
Abb. 6:
Analyseschema zur Ermittlung von Aktiv- und
Passivkonstruktionen
118
Abb. 7: Analyseschema zur Ermittlung von Substantivarten und ihrer
Zusammensetzung
119
Abb. 8: Analyseschema zur Ermittlung von Nominalgruppen,
Präpositionen, Teilsätzen und der Anzahl der Substantive
120
Abb. 9: Analyseschema zur Ermittlung von ausgewählten Merkmalen einer
"involved production"
121
Tabellenverzeichnis
Tab. 1:
Analyseergebnisse im Hinblick auf die Verwendung aktivischer
und passivischer Konstruktionen
68
Tab. 2:
Erfassung der durchschnittlichen Substantivanzahl pro Satzgefüge
71
Tab. 3: Erfassung der unterschiedlichen Substantivarten nach Biber
(1988, 1995)
72
Tab. 4:
Erfassung der Häufigkeit von Substantivzusammensetzungen
73
Tab. 5:
Erfassung der durchschnittlichen Häufigkeit von
Nominalgruppen pro Satz
75
Tab. 6:
Erfassung der Häufigkeit von attributiven Adjektiven
76
Tab. 7:
Erfassung der Konjunktionen enthaltenden Sätze
77
Tab. 8:
Erfassung der Präpositionen enthaltenden Sätze
79
Tab. 9
Erfassung der Personalpronomen enthaltenden Sätze
81

iv
Tab. 10 Erfassung der das unpersönliche Pronomen "it" enthaltenden
Sätze
84
Tab. 11: Erfassung der Demonstrativpronomen enthaltenden Sätze
85
Tab. 12: Erfassung der unbestimmten Pronomen enthaltenden Sätze
86
Tab. 13: Erfassung der "be" als Vollverb enthaltenden Sätze
87
Tab. 14: Erfassung der "private verbs" enthaltenden Sätze
89
Tab. 15: Erfassung der modale Hilfsverben enthaltenden Sätze
90
Tab. 16: Erfassung der Sätze mit "THAT deletion"
92
Tab. 17: Erfassung der verkürzte Formen enthaltenden Sätze
93
Tab. 18: Direkter Vergleich auf den Fachlichkeitsgrad der untersuchten
Textkorpora
94
Abkürzungsverzeichnis
LT1:
Text Nr. 1 aus dem Korpus der Lehrbuchtexte
LT2:
Text Nr. 2 aus dem Korpus der Lehrbuchtexte
LT3:
Text Nr. 3 aus dem Korpus der Lehrbuchtexte
LT4:
Text Nr. 4 aus dem Korpus der Lehrbuchtexte
WSJ1:
Text Nr. 1 aus dem Korpus der Presseartikel
WSJ2:
Text Nr. 2 aus dem Korpus der Presseartikel
WSJ3:
Text Nr. 3 aus dem Korpus der Presseartikel

1. Einleitung
1
1. E inleitung
Wirtschaft,
alle E inrichtungen und Tätigkeiten zur Befriedigung der Bedürfnisse des Menschen an
wirtschaftl. Gütern. Den unbegrenzten Bedürfnissen steht die naturgegebene Knappheit der
Mittel gegenüber, weshalb wirtschaftl. Handeln notwendig ist. Die Gesamtheit der laufenden
Produktions- und Konsumvorgänge wird als W.-Prozess bezeichnet, der Mensch als
Gestalter der W. als W.-Subjekt. Die W. erhält ihr histor. einmaliges Gepräge durch
wirtschaftl. Rahmenbedingungen (Wirtschaftsordnung). Die moderne W., eine arbeitsteilige
Tausch -W., hat sich über den engen nat. Rahmen hinaus zur Welt-W. entwickelt.
Grundlegende W.-Systeme sind die Marktwirtschaft und die Planwirtschaft. Die wiss.
Analyse der W. ist das Objekt der Wirtschaftswiss. - Die W. umfasst u. a. Urproduktion
(Landwirtschaft, Bergbau), gewerbl. W. (Handwerk, Industrie), Handel, Verkehrswesen,
Versicherungen, Banken. (Kompakt Brockhaus Multimedial:Stichwort Wirtschaft).
Wirtschaft ist immer und überall. Dieses Fazit drängt sich dem Leser angesichts der
Lexikondefinition des Begriffes Wirtschaft unweigerlich auf. Wirtschaft ist ein weit
gefasster Begriff für ein sehr umfassendes Phänomen, das jeden von uns zu jeder
Zeit betrifft. Sie stellt weder eine reine, nur an Universitäten gelehrte und erforschte
Wissenschaft dar, noch ein Arbeitsfeld, mit dem sich lediglich Menschen mit
kaufmännischen Berufen auseinandersetzen. Wirtschaft ist erheblich mehr als nur
das, sie bestimmt u.a. den Alltag der Menschen, die alle Teil eines umfassenden
Wirtschaftsprozesses sind. Aus diesem Grund ist die Beschäftigung mit Wirtschaft
eine unabdingliche Notwendigkeit, mit der sich jeder Bürger im eigenen Interesse
auseinandersetzen sollte.
Eine derartige Auseinandersetzung mit einem den menschlichen Lebensbereich in
großem Maße betreffenden Fachgebiet beruht allerdings nicht nur auf der
Beschäftigung mit wirtschaftlichen Zusammenhängen, was sich aufgrund der in den
meisten westlichen Staaten eher unzureichenden ökonomischen Grundbildung
(Beloch 1990:190) ohnehin als schwierig erweist. Von Bedeutung hierbei ist vor allem
auch die Auseinandersetzung mit der Sprache der Wirtschaft. Inhaltliche
Fragestellungen, ganz gleich ob sie die eigene Steuererklärung, den Kreditantrag bei
der Bank oder den Börsenbericht im Wirtschaftsteil einer Tageszeitung betreffen,
können auf Seiten des Lesers einfacher rezipiert werden, wenn dieser mit dem
Umgang der teilweise recht komplexen Ausdrucksweise der Wirtschaftssprache

1. Einleitung
2
vertraut ist. Da der Umgang mit Fachsprachen für den Laien jedoch im Allgemeinen
nicht an der Tagesordnung steht, fällt vielen Menschen die Auseinandersetzung mit
Fachsprachen in ganz alltäglichen Situationen oftmals schwer. Dies trifft nicht nur
auf die Wirtschaftssprache zu, sondern gleichermaßen auch auf den Umgang mit
Behörden-, Rechts- oder technisch-naturwissenschaftlicher Fachsprache. Ein
entscheidendes Problem liegt dabei offensichtlich im Bereich der Lexik, da die
Terminologie eines Fachgebietes zunächst für jeden Laien eine Hürde darstellt. Ein
weiteres Hindernis, das den meisten Menschen als solches wesentlich seltener
bewusst wird, ist eine in Fachsprachen veränderte Grammatik, die neben dem
terminologischen Aspekt für Laien zu Schwierigkeiten im Umgang mit der Sprache
und damit auch mit dem Fachgebiet führen kann.
Da der terminologische Aspekt von Fachsprachen aller Art sowohl in
Diplomarbeiten als auch in anderen wissenschaftlichen Arbeiten aus verschiedenen
Perspektiven beleuchtet worden ist, sollen in der vorliegenden Arbeit syntaktische
und grammatische Aspekte im Vordergrund stehen. Ziel der Arbeit ist die
Untersuchung zweier englischsprachiger wirtschaftswissenschaftlicher Textkorpora
auf ihren Fachlichkeitsgrad. Bei den zur Untersuchung heran gezogenen Texten
handelt es sich um Auszüge aus Lehrbüchern für Studierende der
Wirtschaftswissenschaften sowie um aus einer englischsprachigen Wirtschafts- und
Finanztageszeitung stammende Presseartikel. Diese werden anhand unterschiedlicher
grammatischer Kriterien im Rahmen einer quantitativen Analyse auf die Häufigkeit
der Verwendung bestimmter Merkmale untersucht und in der Ergebnisauswertung
der Untersuchung einander gegenüber gestellt.
Hintergrund der Analyse ist die Überlegung der Autorin dieser Arbeit, dass, obgleich
es sich bei beiden Textsorten um fachsprachliche Texte handelt, die den
Lehrbüchern entnommen Texte eine höhere Fachlichkeit aufweisen müssten als die
wirtschaftsbezogenen Presseartikel, da letztere hinsichtlich des Mediums, in dem sie
veröffentlich werden, für ein erheblich breiteres Publikum verfasst sein sollten. Im
Zusammenhang mit dieser Überlegung ergeben sich eine Reihe von zusätzlichen
Fragestellungen. So soll in der vorliegenden Arbeit u.a. der Frage nach der
Zielgruppenorientierung der Wirtschaftspresse nachgegangen werden, einer
Überlegung, die ihrerseits wiederum eng an die Problematik des Einflusses von

1. Einleitung
3
Fachsprache auf die alltägliche Gemeinsprache gebunden ist. Ist der Sprachstil von
Wirtschaftssprache sowohl auf lexikalischer als auch auf syntaktischer Ebene zu
komplex für den Laien? Zielt die Wirtschaftsberichterstattung nur auf eine relativ
kleine Leserschar von Experten ab? Inwieweit kann von Laien der Umgang mit
Wirtschaftsfachsprache erwartet werden? Diese Fragen sollen u.a. in einem
einführenden Kapitel (vgl. Kapitel 2) angesprochen werden. Zudem soll in diesem
Kapitel ein kurzer Überblick über die in der Fachsprachenforschung immer noch
ungeklärte Diskussion hinsichtlich der Definition von Fach- und so genannter
Gemeinsprache sowie ein kurzer Einblick in die Forschungslandschaft auf dem
Gebiet der Wirtschaftslinguistik gegeben werden. Außerdem soll aufgrund der rein
auf englischsprachige Texte bezogenen Orientierung dieser Arbeit im selben Kapitel
die Bedeutung des Englischen, vor allem in Bezug auf die Entwicklung der
Wissenschaftssprache, diskutiert werden.
Die in der vorliegenden Arbeit durchgeführte Untersuchung mit Hilfe ausgewählter
Fachlichkeitsmerkmale der englischen Wissenschaftssprache erfolgt insbesondere in
Anlehnung an die von Biber (1988, 1995) im Rahmen seiner Registeruntersuchungen
gemachten Beobachtungen hinsichtlich der grammatischen Gemeinsamkeiten
bestimmter Textsorten. Daher soll der Ansatz Bibers in Kapitel 3 unter
Hervorhebung der für diese Arbeit relevanten Aspekte vorgestellt werden. Vor dem
Hintergrund der bereits erwähnten Problematik im Umgang mit fachsprachlichen
Texten werden zudem in Anlehnung an Halliday und Martin (1993) grammatische
Besonderheiten und daraus resultierende Schwierigkeiten mit der englischen
Wissenschaftssprache erläutert. Hierbei soll speziell die Notwendigkeit der
Beschäftigung mit wissenschaftlicher oder fachlicher Sprache im Vordergrund
stehen.
Kapitel 4 widmet sich der korpusbasierten Analyse hinsichtlich ausgewählter
grammatischer Merkmale, die bei häufiger Verwendung als Indiz für die Fachlichkeit
eines Textes gelten. Dabei werden einige, in Kapitel 3 beschriebene Merkmale heraus
gegriffen und auf ihr Vorkommen in den beiden Textkorpora untersucht.
Anschließend werden die zwei untersuchten Textkorpora anhand der ermittelten
Ergebnisse einander vergleichend gegenüber gestellt.

1. Einleitung
4
Kapitel 5 dient letztendlich der Zusammenfassung der in der vorliegenden Arbeit
gemachten Beobachtungen und ermittelten Ergebnisse. Hierbei soll noch einmal auf
die eingangs in dieser Arbeit diskutierten Fragestellungen eingegangen werden.

2. Fachsprache
5
2. F achsprache
2.1. Definitions- und Begriffsklärungen
Auf den ersten Blick erscheint die Abgrenzung zwischen Fach- und Gemeinsprache
relativ unproblematisch, jedoch beschäftigt sich die Linguistik seit Jahrzehnten mit
der ,,Frage der Fragen in der Fachsprachenforschung" (Hoffmann 1985:48). Die
ältere Diskussion um die Abgrenzung der Fachsprachen von anderen Sprachformen
befasste sich laut Hoffmann (1999:157) mit der Überlegung, ob Fachsprachen
gegenüber der so genannten Gemeinsprache überhaupt eine ausreichende Anzahl an
Besonderheiten aufweisen, um sie als spezielle sprachliche Erscheinungsform
anzuerkennen. Die Antwort auf diese Frage wurde bisweilen geklärt, wobei unter
Linguisten weitgehend Einigkeit darüber herrscht, dass fachsprachliche Forschung
durchaus ihre Berechtigung hat (ibid.). Als grundlegende Problematik erweist sich in
diesem Zusammenhang jedoch zunächst die genaue Definition von Fach- und so
genannter Gemeinsprache. Die Fachsprachenforschung ist seit jeher um eine alle
Faktoren umfassende Definition der Termini Fach- und Gemeinsprache sehr
bemüht. Eine solche allgemein gültige Definition ist notwendig, um eine
differenzierte Abgrenzung vornehmen zu können. Hinsichtlich dieser Problematik
schreibt Fluck:
Der Terminus Fachsprache ist, so einfach er gebildet und so verständlich er zu sein scheint,
bis heute nicht gültig definiert. Diese Schwierigkeit der Festlegung des Begriffes Fachsprache
resultiert vorwiegend aus der Tatsache, dass er kontrastierend zu einem ebenso wenig
definierten Begriff Gemeinsprache gebraucht wird und so unterschiedliche Bereiche wie
handwerkliche, technische oder wissenschaftliche Sprache und ihre Übergangsformen
abdeckt. (Fluck 1996:11)
Immer wieder wird in Arbeiten auf den Mangel einer näheren linguistischen
Charakterisierung des Begriffs Gemeinsprache hingewiesen (vgl. z.B. Hartmann
1980:30). So versteht z.B. Redicker (1998:8) unter den Realisierungsformen von
Gemeinsprache grundsätzlich die Sprache, die von den Mitgliedern einer
Sprachgemeinschaft verstanden wird, wie z.B. Alltags-, Umgangs-, Bildungs-, Hoch-,
Verkehrs-, Standard-, Presse- oder Schriftsprache. Gemeinsprache umfasst demnach
das Sprach- und Alltagswissen. Hartmann (1980:32) merkt jedoch an, dass ein derart
unklares Konzept von Gemeinsprache spätestens bei der Betrachtung des

2. Fachsprache
6
alltäglichen Sprachbesitzes einzelner Sprecher einer Sprachgemeinschaft an seine
Grenzen stößt. Der Sprachbesitz unterschiedlicher Mitglieder einer
Sprachgemeinschaft variiert erheblich aufgrund von Alter, Zugehörigkeit zu sozialen
Gruppen oder auch schulischer Vorbildung (vgl. hierzu auch Hoffmann 1985:48).
Aus diesem Grund ist eine derartige Verallgemeinerung des Begriffs der
Gemeinsprache als Definition unzureichend.
Der Terminus Fachsprache wird demnach von Redicker (1998:9) ebenfalls nur
unzureichend definiert, da er Fachsprache allein auf die Fachkommunikation in
schriftlicher und mündlicher Form unter Fachleuten einzelner Fachgebiete, die sich
über spezifische Sachverhalte austauschen möchten, beschränkt. Die Fachleute
bedienen sich dabei selbstverständlich auch der Gemeinsprache, wobei Redicker die
Abgrenzung zwischen gemeinsprachlicher und fachsprachlicher Kommunikation
darin sieht, dass Fachsprachen häufig einer strengeren Logik zu unterliegen scheinen.
Er führt dies jedoch nicht weiter aus. Ihm zufolge ergänzen Fachsprachen lediglich
durch zusätzliche Begriffe die Gemeinsprache als Kernbereich einer Sprache, an dem
alle Mitglieder einer Sprachgemeinschaft teilhaben.
Beier (1980) hingegen versteht unter Fachsprache mehr als nur lexikalische
Veränderungen des Sprachsystems, nämlich
...einen komplexen Bereich (einen Ausschnitt, eine Varietät) der Sprachverwendung, der ­
bedingt durch die Spezifika verschiedener fachlicher Situationen
­ eine
Binnendifferenzierung aufweist. (...) Fachsprache umfasst die Gesamtheit der dabei
verwendeten sprachlichen Mittel und weist Charakteristika auf allen bisher von der Linguistik
aus methodologischen Gründen unterschiedenen innersprachlichen E benen auf, von denen
die lexikalische, morphologische und syntaktische am Besten erforscht sind. (Beier 1980:13)
Fluck (1996) wird noch konkreter in Bezug auf das Verhältnis von lexikalischen und
syntaktischen Eigenschaften von Fachsprache, indem er sie innerhalb der Forschung
als gleichberechtigt nebeneinander stellt. Seiner Ansicht nach liegt die Besonderheit
von Fachsprache sowohl in ihrem für das jeweilige Fach spezifischen Wortschatz
,,dessen Übergänge zur Gemeinsprache fließend sind" (Fluck 1996:12), als auch in
der Frequenz, in der bestimmte, auch gemeinsprachliche grammatische Mittel
verwendet werden. Schwanzer (1981:216) geht sogar noch einen Schritt weiter und
plädiert innerhalb der Fachsprachenforschung für eine Konzentration auf
syntaktische Merkmale von Wissenschafts- und Fachtexten. Er begründet dies mit

2. Fachsprache
7
der Feststellung, dass sich wissenschaftliche und fachliche Texte im Gegensatz zu
anderen Textsorten nicht durch eine Variabilität der Ausdrucksmittel und ­formen
auszeichnen, sondern sich hinsichtlich des Ausdrucks durch Sachbezogenheit und
Sachgebundenheit auf eine Vereinheitlichung und eindeutig festgelegte
Formulierungen beschränken. Schwanzer hält daher die Beschäftigung mit
syntaktischen Eigenschaften für unverzichtbar und merkt hierzu an:
Mit Recht kann man sich somit bei Untersuchungen der Wissenschafts- und Fachsprachen
auf Tatsachen und Verhalte im syntaktischen Bereich konzentrieren. (Schwanzer 1981:216).
Hoffmann (1985) wiederum legt der gesamten Diskussion um die Definition von
Fachsprache und der daraus resultierenden Fragestellung nach der Abgrenzung von
Fach- und Gemeinsprache eine komplett anders orientierte Herangehensweise zu
Grunde. Er plädiert für eine gänzliche Abschaffung des Begriffs ,,Gemeinsprache"
an dessen Stelle er die Bezeichnung ,,Gesamtsprache" vorschlägt. Hierzu schreibt er:
Stellen wir uns die Gemeinsprache (Gesamtsprache) als Gesamtheit aller sprachlichen Mittel
vor, aus der die Subsprachen ihr Material für die konkreten Kommunikationsakte beziehen,
und nehmen wir an, dass jeder Kommunikationsakt sich praktisch in irgendeiner Subsprache
vollzieht, so gibt es eigentlich keinen Platz mehr für gemeinsprachliche
Kommunikationsakte. (Hoffmann 1985:50).
Dies bedeutet, dass die Gemeinsprache als solche nicht existiert, sondern als die
Summe aller Kommunikationsmöglichkeiten die Gesamtheit der Sprache in sich
vereinen würde. Dementsprechend definiert Hoffmann Fachsprachen als
(...) Gesamtheit aller sprachlichen Mittel, die in einem fachlich begrenzbaren
Kommunikationsbereich verwendet werden, um die Verständigung zwischen den in diesem
Bereich tätigen Menschen zu gewährleisten. (Hoffmann 1985:53).
Diese Definition steht im Zusammenhang mit der Definition Benes' (1981), der
Fachsprache ebenfalls versteht
(...) als funktionale Variante sprachlicher Realisation in einem Fachbereich (...). E ine
Fachsprache ist demnach ein der fachlichen Kommunikation dienendes Subsystem und seine
Verwendungsweise. (Benes 1981:185).
Jedoch lassen sowohl die Definitionen Hoffmanns als auch Benes' darauf schließen,
dass mit ,,der Gesamtheit aller sprachlichen Mittel" (vgl. Zitat Hoffmann) und der
,,Variante der sprachlichen Realisation" (vgl. Zitat Benes) ebenfalls weit mehr
ausgedrückt werden soll als lexikalisch bedingte Veränderungen in Fachsprachen. Es

2. Fachsprache
8
handelt sich hierbei ebenso um das funktionale Zusammenwirken aller der
Gesamtsprache angehörenden Mittel.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll der Fokus der fachsprachlichen Betrachtung
auf der Untersuchung grammatischer Eigenschaften von Fach- und
Wissenschaftssprache liegen. Eine ausführliche Diskussion der grammatischen
Merkmale von Fachsprache sowie der dieser Arbeit zu Grunde liegenden Methode
für die Analyse erfolgt in den Kapiteln 3 und 4.
2.2. Zur Bedeutung von Fachsprachen und ihrem E influss auf die
Gemeinsprache
Fachsprachen haben für die Kommunikation in der heutigen Welt eine immense
Bedeutung. Sie fungieren als Erkenntnis- und Verständigungsinstrument. In der
Wissenschaft z.B. dienen sie als Erkenntnisinstrument bei der Aufstellung von
Hypothesen, allgemeinen Beobachtungen und in der Theoriebildung (Fluck 1996:34).
Wissenschaftssprache ist daher durch Unmissverständlichkeit und Eindeutigkeit
charakterisiert. Der wachsende Umfang und die zunehmende Differenzierung von
Sprache lassen eine immer höher werdende Präzision im Ausdruck zur
Notwendigkeit werden (Baumann 1987:10). Fachsprache allgemein dient jedoch
nicht nur der Verständigung zwischen Fachleuten, sondern auch zur Didaktisierung
in der Kommunikation zwischen Fachleuten und Laien. Dieser Aspekt ist
insbesondere deshalb von Bedeutung, da nur unter E inbeziehung der breiten
Öffentlichkeit ein Demokratisierungsprozess erfolgen kann (vgl. Schöhl 1990:233).
Dies beinhaltet die Vermittlung zwischen Fach- und Gemeinsprache, damit der
Bevölkerung auch sprachlich die Möglichkeit eingeräumt werden kann, sich z.B. an
politischen Entscheidungen zu beteiligen. (Fluck 1996:44). Um diese sprachliche
Vermittlung erfolgreich vornehmen zu können, bedarf es vor allem der
Massenmedien, die das wichtigste Transportmittel für Kommunikation und
Information zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen bilden. Jedoch
sind die Medien von einer optimalen Ausschöpfung ihrer Möglichkeiten noch sehr
weit entfernt (vgl. hierzu Punkt 2.4.).

2. Fachsprache
9
Trotzdem halten Fachsprachen aus den unterschiedlichsten Bereichen ständig
Einzug in die so genannte Gemeinsprache. Dieser Prozess wird von der Bevölkerung
in vielen Fällen überhaupt nicht wahrgenommen, da insbesondere auf lexikalischer
Ebene viele Termini bereits als gemeinsprachlich angesehen werden. Dabei handelt
es sich z.B. um simple Begriffe wie Auto, Solarenergie oder Halogenlampe. Anhand
derart simpler Beispiele aus dem Alltagsleben wird deutlich, dass vor allem der
technische und wissenschaftliche Bereich als Motor für den Einfluss fachsprachlicher
Bezeichnungen auf die Gemeinsprache fungiert. Fachsprache dringt überall dort auf
ganz unproblematische und nur selten störende Weise in den Alltag der Menschen
ein, wo Konsumsphäre und wissenschaftlich-technischer Fortschritt aufeinander
treffen (Fluck 1996:160f). Die meisten fachsprachlichen Begriffe gelangen hierbei
über die Massenmedien in den allgemeinen Sprachschatz der Bevölkerung.
Da allerdings weder, wie unter Punkt 2.1. eingehend erläutert, weder Fachsprache
noch Gemeinsprache als Begriffe bisweilen hinreichend definiert sind und sich
bedingt durch diesen Umstand die Abgrenzung beider sprachlichen
Realisierungssysteme als schwierig erweist, gestaltet sich die Ermittlung exakter
Daten über den Gesamteinfluss fachsprachlicher Elemente auf die Gemeinsprache
als praktisch unmöglich (ibid. 161). Aus diesem Grund treten bei der Betrachtung
von E inzelfällen immer wieder Unstimmigkeiten bezüglich der Zugehörigkeit eines
Begriffes zur Fachsprache oder zur Gemeinsprache auf. Generell lässt sich jedoch
feststellen, dass es zwar zu jeder Zeit einen regen Austausch zwischen fach- und
gemeinsprachlichen Elementen gegeben hat, dieser jedoch nie zuvor das derzeitige
Ausmaß erreicht hat (ibid 160).
So wird der fachsprachliche Einfluss auf die gemeinsprachliche Lexik besonders
durch die immense Vergrößerung des allgemeinen Wortschatzes deutlich. Dieser
Umstand wird vor allem durch den Anstieg des allgemeinen Bildungsniveaus in den
letzten Jahrzehnten begünstigt und betrifft insbesondere die Bereiche Wissenschaft,
Politik, Wirtschaft und Technik. Auch hier sind es die Massenmedien, die ihren Teil
beitragen, indem sie für die Einführung von ständig neuen Begriffen in den
Individualwortschatz der Bevölkerung vorantreiben. Zudem weist der als allgemein
bekannt betrachtete Wortschatz heute ebenfalls viele ursprünglich fachsprachliche
Begriffe und Redewendungen aus den Bereichen Sport und Militär auf, die jedoch,

2. Fachsprache
10
losgelöst von ihrer ursprünglichen Bedeutung, meist als Metapher dienend in den
allgemeinen Sprachgebrauch einfließen. Beispiele hierfür sind in der deutschen
Sprache Redewendungen wie ,,eine Hürde nehmen", ,,Schützenhilfe leisten",
,,Punkte sammeln" oder ,,die Marschrichtung bestimmen" (ibid. 163).
Auch viele Fremdwörter haben mittels Fachsprachen ihren Einzug in die
Gemeinsprache gefunden. Aus dem Bereich der Wirtschaft wären hier Begriffe zu
nennen wie ,,Boom", ,,Inflation" oder ,,Cash-Flow". So ist auch der Bedarf einer
guten Kenntnis von Fachwörtern aufgrund der vielen spezialisierten Felder, denen
sich Menschen sowohl in ihrem Beruf als auch in ihrer Freizeit heute gegenüber
sehen, ausgesprochen evident. Als Beispiele nennt Roelcke (1999:148) Situationen
aus dem Alltag, wie im medizinischen Bereich die Einverständniserklärung bei
Operationen oder der Medikamentenbeipackzettel, im juristischen Bereich die unter
jedem behördlichen Schreiben zu findende Rechtsmittelbelehrung oder das Ausfüllen
einer Steuererklärung. In Anlehnung an einsprachige Lexika haben in den letzten
Jahrzehnten vor allem sowohl fach- als auch fremdsprachliche Wörter aus den
Bereichen Biologie, Chemie, Datenverarbeitung, Kybernetik, Medizin, Pädagogik,
Physik, Politik, Psychologie, Raumfahrt, Soziologie, Sport, Sprachwissenschaft,
Umweltschutz und Wirtschaft u.a. einen erheblichen Anteil am kontinuierlichen
Ausbau des gemeinsprachlichen Wortschatzes westlicher Sprachgemeinschaften.
Fluck (1996:165) spricht hierbei von einer Art ,,Spiegel der Zeit", der Auskunft über
den zivilisatorischen Entwicklungsstand einer Sprachgemeinschaft geben kann.
Aber nicht nur auf lexikalischer, sondern ebenso auf syntaktischer Ebene lassen
Fachsprachen ihren stetigen Einfluss auf die Gemeinsprache deutlich werden. Durch
die starke Tendenz zur Nominalisierung und dem damit verbundenen Rückgang
verbaler Satzgefüge in vielen Fachsprachen weist auch die Gemeinsprache
mittlerweile die häufigere Verwendung des Nominalstils auf. Ähnlich wie in den
Fachsprachen selbst erwächst auch insbesondere in der gemeinsprachlichen
Schriftsprache ein Bestreben nach einer möglichst kurzen, prägnanten und
informationsreichen Ausdrucksweise. Hierbei kann die häufige Verwendung von
satzersparenden Wortkomposita, Nominalisierungen und Attribuierungen durch
präpositionale Angaben beobachtet werden (Hartmann 1980:166).

2. Fachsprache
11
Abschließend soll jedoch die Bedeutung der Gemeinsprache für die Fachsprachen
nicht ganz unerwähnt bleiben. Grundsätzlich gilt, dass die Gemein- oder auch
Standardsprache die lexikalische und grammatische Basis für jede Art von
Fachsprache liefert. Fachsprachen sind also demnach von der Gemeinsprache
abhängig. Dies wird besonders bei der Berücksichtigung des Ansatzes Hoffmanns
(vgl. Punkt 2.1.) deutlich, nach dem Fachsprachen lediglich eine Ausprägung eines
gesamtsprachlichen Systems darstellen und sich aller möglichen sprachlichen
Elemente bedienen, die für die Bildung einer Sprache von Nöten sind.
2.3. Die Fachsprachen der Wirtschaft ­ Begriffsabgrenzung und
Forschungsstand
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit ist wiederholt von der Sprache der Wirtschaft,
von Wirtschaftssprache oder auch von wirtschaftlicher Fachsprache die Rede. An
dieser Stelle sei angemerkt, dass diese Begriffe lediglich Simplifikationen darstellen
sollen, da die Wirtschaftssprache als ein homogenes Ganzes nicht existiert (vgl.
Buhlmann 1989:85; Hundt 1995:8). Im Falle der Betrachtung von wirtschaftlicher
Fachsprache besteht die Notwendigkeit der Berücksichtigung kommunikativer
Bezugswelten, in denen Wirtschaft eine wichtige Rolle spielt. Bei den
angesprochenen Bezugswelten kann es sich um alltägliche Situationen, Institutionen
oder auch wissenschaftliche Zusammenhänge handeln (Hundt 1995:8). Wirtschaft
betreffende Fachsprache ist demnach sehr differenziert zu betrachten, da der
sprachliche Spezifizierungsgrad von der reinen theoretischen Sprache in
wirtschaftswissenschaftlicher Literatur über die wissenschaftliche Umgangssprache
unter Fachleuten und den Fachjargon bis hin zur wirtschaftswissenschaftlichen
Sprache der Tagespresse reicht (Fluck et al. 1975:166). Der Ausdruck Fachsprache
Wirtschaft
ist Buhlmann (1989:85f) zufolge daher lediglich ein Sammelbegriff für
diverse, wirtschaftliche Zusammenhänge betreffende Fachsprachen, die von
Personen mit unterschiedlicher Vorbildung, unterschiedlichen Tätigkeiten,
Kommunikationszielen und Kommunikationsformen in einem beruflichen,
akademischen oder auch ausbildungsbedingten Umfeld verwendet werden.
Buhlmann bezeichnet diese, in vielen unterschiedlichen Situationen verwendeten
Fachsprachen als ,,Subsysteme der Allgemeinsprache" (ibid.), die sowohl der

2. Fachsprache
12
Verständigung zwischen im Bereich der Wirtschaft tätigen Fachleuten als auch
zwischen Fachleuten und Nichtfachleuten dienen.
Auch Nichtfachleute beschäftigen sich tagtäglich mit Wirtschaft im weiteren Sinne
betreffenden Zusammenhängen. Ein wesentlicher Teil alltäglicher Kommunikation
betrifft heute wirtschaftliche Sachverhalte. Aus diesem Grund drängt sich die Frage
auf, warum die linguistische Forschung, die seit Jahrzehnten mit der Beobachtung
und Beschreibung fachsprachlicher Phänomene beschäftigt ist, den Bereich der
Wirtschaftssprachen, wobei der Plural hier aufgrund der oben erläuterten
Vielfältigkeit dieses Gebietes ganz bewusst gewählt ist, bisher nur am Rande
berücksichtigt hat. So bemängelt Schmatzer (1995:361) z.B. hinsichtlich vieler
Arbeiten im Bereich der Wirtschaftslinguistik den Umstand, dass vor lauter Streben
nach Praxisnähe oftmals der Fokus lediglich auf Oberflächlichem lag, wie z.B.
terminologischen Aspekten oder Phraseologien auf bestimmten wirtschaftlichen
Gebieten. An umfassenden analytischen Betrachtungen fehlt es ihm zufolge jedoch
noch in vielerlei Hinsicht. Hundt (1995:11) spricht in diesem Zusammenhang
innerhalb der linguistischen Forschung sogar von einer weitgehenden ,,terra
incognita". Zwar hat es in diesem Bereich Arbeiten gegeben, die sich hauptsächlich
auch mit syntaktischen oder allgemeinen grammatikalischen Untersuchungen zur
Beschreibung der Merkmale von Wirtschaftsfachsprachen beschäftigt haben (vgl.
hierzu Hundt 1995:26). Die Mehrzahl dieser Arbeiten beschränkt sich jedoch nach
Hundt fast ausschließlich auf die Sprache der Wirtschaftspresse, insbesondere auf
Börsenberichte, als einzigen Bezugspunkt. Es mangelt demnach an einer
typologischen Trennung von unterschiedlichen Textsorten im Bereich der
Wirtschaft. Pressetexte werden oft als repräsentativ für den gesamten Bereich der
Wirtschaftssprachen betrachtet.
Buhlmann (1989) versucht, einen Teil dieser Forschungslücke zu schließen, indem sie
hinsichtlich der Beschreibung von fachsprachlichen Kriterien für die Fachsprachen
der Wirtschaft wesentliche Konstituenten aufzeigt, wobei der Fokus im Rahmen
ihrer Untersuchung auf linguistischen, text-linguistischen, stilistischen und
inhaltlichen Kriterien liegt. Es werden hierbei sowohl schriftliche als auch mündliche
Texte unterschiedlicher Textsorten herangezogen, wie Telefonkonversationen
zwischen Kollegen eines Betriebes, mündliche Vorlesungen zum Thema ,,Allgemeine

2. Fachsprache
13
BWL", Konversationen in Lehrbuchtexten oder Teile eines Aufsatzes aus einer
Wirtschaftszeitschrift. Buhlmann nimmt allerdings in diesem Zusammenhang nicht
nur eine Unterscheidung zwischen mündlichen und schriftlichen Texten vor,
sondern differenziert auch zwischen so genannter symmetrischer und
asymmetrischer Kommunikation. Symmetrische Kommunikation beschreibt
kommunikative Vorgänge zwischen Fachleuten, wohingegen sich asymmetrische
Kommunikation im Sinne Buhlmanns auf die Verständigung zwischen Fachleuten
und Nichtfachleuten bezieht. Der wesentliche Unterschied zwischen symmetrischer
und asymmetrischer Kommunikation besteht Buhlmanns Ergebnissen zufolge darin,
dass es sich im Falle symmetrischer Kommunikation um einen gemeinsamen
Wissensspeicher handelt, der im Normalfall verbal nicht aktualisiert wird, während in
Situationen mit asymmetrischer Kommunikation die Weitergabe der Inhalte dieses
Wissensspeichers an den Kommunikationspartner im Vordergrund steht. Weiterhin
stellt Buhlmann (1989:98) fest, dass symmetrische Kommunikation stark
handlungsorientiert zu sein scheint, während asymmetrische Kommunikation primär
objektorientiert ist. Stilistisch gesehen, zeichnen sich die untersuchten
asymmetrischen Texte, die sich vor allem auf Ausbildungssituationen beziehen,
insbesondere der schriftlichen Kommunikation durch Ökonomie, Präzision,
Erwartbarkeit, Differenziertheit, Eindeutigkeit und expressive Neutralität aus (ibid.
90). Deutsche wirtschaftswissenschaftliche Monographien weisen in ihrer
Darstellung eine unübersehbare Ähnlichkeit zu U.S.-amerikanischen
Hochschullehrbüchern auf, die vor allem durch die Übernahme von Fallbeispielen
und der induktiven und beispielorientierten Darstellung betriebswirtschaftlicher
Sachverhalte erzeugt wird. Im Klartext bedeutet dies, dass es sich hierbei auch um
eine Übernahme eines kulturellen (Werte-)Systems handelt, das für eine andere
Sprachgemeinschaft ,,modifiziert" wird, wodurch letztendlich auch Einfluss auf den
Sprachbestand genommen wird. Alle von Buhlmann untersuchten Texte der
asymmetrischen Kommunikation im Bereich Wirtschaft verfolgen ein gemeinsames
Ziel: Die Weitergabe von Werten, die innerhalb eines kulturellen Systems gemeinhin
akzeptiert werden. Sie sind somit normativ. Kulturelle Systeme mit gemeinsamen
Werten oder Normen müssen jedoch nicht ausschließlich durch eine Nation oder
Sprache definiert sein. Sie können auch international und sprachübergreifend sein,

2. Fachsprache
14
wie z.B. englischsprachige Wirtschaftsartikel, die ebenso aus einer deutschen
Fachzeitschrift stammen könnten.
Dieser Aspekt ist im Rahmen der vorliegenden Arbeit von Bedeutung, da es sich im
Falle des aus Lehrbuchtexten bestehenden Analysekorpus um englischsprachige
Hochschullehrbücher handelt, die zwar von U.S.-amerikanischen Autoren verfasst
wurden, jedoch weltweit als International E ditions für Studierende der
Wirtschaftswissenschaften Gültigkeit haben sollen.
Buhlmann (1989:84ff) folgert aus ihrer Untersuchung, dass im Gegensatz zur
Beschreibung linguistischer Merkmale naturwissenschaftlicher und technischer
Fachsprachen im Bereich der Wirtschaftssprachen keine globalen Aussagen getroffen
werden können. Aufgrund der hohen, durch die Vielzahl von Textsorten bedingten
Komplexität von Wirtschaftssprachen entsteht geradezu eine Notwendigkeit zur
Differenzierung bei der Beschreibung derartiger Merkmale. Ein wichtiger Aspekt
hierbei ist die Berücksichtigung der unterschiedlichen Kommunikationszwecke
innerhalb fachsprachlicher Kommunikation, wodurch sich, insbesondere durch die
vielfältigen wirtschaftlichen Bereiche in Wissenschaft und Alltag, unterschiedliche
Realisationen von Fachsprache innerhalb derselben Disziplin ergeben (ibid.).
2.4. Zur Sprache in Lehrbüchern und Presseartikeln
Im Hinblick auf das Ziel der vorliegenden Arbeit, die Überprüfung zweier
wirtschaftswissenschaftlicher Textkorpora auf ihren Fachlichkeitsgrad, soll unter
diesem Gliederungspunkt eine kurze Beschreibung der in der Untersuchung
verwendeten Textsorten erfolgen. Hierbei handelt es sich um Hochschullehrbücher
und Presseartikel aus dem Bereich der Wirtschaft.
Die Textsorte Lehrbuchtext stellt nach Gläser (1990:148) einen Sammelbegriff für
didaktisch und methodisch gestaltete Texte dar. Ihr Fachlichkeitsgrad ist jeweils
abhängig von Ausbildungsziel und Adressatenkreis. So wird prinzipiell bei der
Abgrenzung von Textsorten zwischen Lehrbüchern für Schüler, für Studierende und
für die Erwachsenenbildung unterschieden. Eins der signifikantesten Kriterien bei
der Erstellung von Lehrbüchern ist das didaktische Prinzip der Anschaulichkeit. So
wird im Idealfall in Lehrbüchern großer Wert auf die Verwendung treffender

2. Fachsprache
15
Vergleiche, auf dem alltäglichen Leben basierender Metaphern oder einfach nur gut
durchdachter Beispiele gelegt, um die im Text enthaltenen Informationen möglichst
anschaulich zu vermitteln. In Anlehnung an Baumann (1982) führt Gläser drei für die
Anschaulichkeit eines Textes geltende Kriterien auf: Aktualisierung von bereits
bekannten Informationen, Erweiterung der Vorstellung des Lesers und die Schaffung
von Vorstellungen durch Analogien und Assoziationen (Gläser 1990:150). Diese
Kriterien werden allerdings in der Praxis oftmals in sehr unterschiedlicher Weise
berücksichtigt.
So weisen Halliday und Martin (1993) beispielsweise darauf hin, dass es in der
englischen Wissenschaftssprache besonders im Bereich der Lehrbücher für Schulen
an didaktisch gut aufbereiteten Lehrmaterialen mangelt. Sie beziehen sich dabei nicht
nur auf die Anschaulichkeit bei der Vermittlung der Sachverhalte, sondern weisen
ganz speziell auf lexikalisch und grammatisch bedingte Mängel im Schulunterricht
hin. Ihr Ansatz soll in Kapitel 3 im Zusammenhang mit der Diskussion
grammatischer Merkmale der englischen Wissenschaftssprachen genauer erläutert
werden.
Das Hochschullehrbuch, das als Textsorte auch in dieser Arbeit von grundlegender
Bedeutung sein soll, richtet sich nach Gläser (1990:156) sowohl nach dem
Ausbildungsprofil des betreffenden Studienganges als auch nach den bereits
bestehenden Fachkenntnissen der Studierenden. Es beinhaltet sozusagen die
Funktion eines Wissensspeichers eines bestimmten Fachgebietes und bietet
systematisiertes, theoretisches und faktengestütztes Wissen, wobei es gleichzeitig das
Problemdenken und Abstraktions- und Urteilsvermögen von Studierenden erweitern
soll. Außerdem soll es Anstöße zur ausführlichen und selbstständigen Beschäftigung
mit dem Fachgebiet geben (Gläser 1990:150).
Grundsätzlich gilt, je komplexer die Fachthematik, desto umfangreicher gestaltet sich
auch die Menge der Fachtermini, die als Teil eines Kenntnissystems in dieses
eingegliedert werden sollen. Neue Fachtermini werden normalerweise nach dem
Prinzip der Anschaulichkeit durch Definitionen, Diagramme oder Abbildungen
systematisch eingeführt, wobei diese Systematik im Vergleich zum Schullehrbuch
weniger stark ausgeprägt ist, da von Studierenden zusätzlich noch die Konsultation
von Nachschlagewerken und Indexen erwartet werden kann (ibid. 160).

2. Fachsprache
16
Neben dem Aspekt der Anschaulichkeit steht hinsichtlich der Textsorte
Hochschullehrbuch der wirkungsvolle Einsatz differenzierter Stilmittel im
Vordergrund. Hierzu merkt Gläser an:
Erfahrungsgemäß reagiert der erwachsene Lernende positiv auf einen stilistisch eingängigen
Text, der ihm die Verarbeitung von Faktenwissen erleichtert, wobei die sprachliche
Ausformung und rhetorischen Effekte jedoch stets eine dem Inhalt dienende Funktion
ausüben. (Gläser 1990:161)
Eine derartige ,,Lehrbuchrhetorik" (ibid. 163) wird dabei im Idealfall durch eine
Vielzahl von Stilfiguren, wie Metaphern, Nachträgen, Anaphern, Antithesen oder
Vergleichen unterstützt. Dadurch gewinnt das sachbetonte Informieren an
Anschaulichkeit.
Wirtschaftswissenschaftliche Presseartikel hingegen weisen eine weniger didaktisch
orientierte Zielsetzung auf. Um dies zu verdeutlichen soll an dieser Stelle ein kurzer
Exkurs in die Grundlagen der Pressesprache erfolgen. So wird in Anlehnung an
Lüger (1995) meist zwischen kontaktorientierten, informationsbetonten und
meinungsbetonten Texten in journalistischen Veröffentlichungen unterschieden. Mit
Kontaktorientierung meint Lüger (1995:79) Artikel, die mit dem Einsatz spezifischer
Mittel, wie beispielsweise auffälliger Überschriften, die Aufmerksamkeit und das
Interesse des Lesers suchen. Meinungsbetonte Texte, wie z.B. Kommentare, dienen
der Problematisierung eines Sachverhalts und zielen in der Regel darauf ab, beim
Leser bestimmte Einstellungen zu fördern oder zu verändern (ibid. 126).
Informationsbetonte Artikel als so genannter ,,Kernbereich der Tagespresse"
(ibid.89) dagegen sollen referierende Berichterstattung ohne Wertung und Kritik
liefern. Bei Beiträgen aus Wirtschaftsteilen von Tageszeitungen oder reinen
Wirtschaftszeitungen und -zeitschriften handelt es sich meist, mit Ausnahme von
Kommentaren, um rein informationsbetonte Texte. Diese lassen sich wiederum
unterteilen in Meldungen, so genannte ,,harte und weiche Nachrichten", Berichte
und Reportagen, wobei im Rahmen der vorliegenden Arbeit die in wirtschaftlichen
journalistischen Veröffentlichungen üblichen Meldungen, ,,harten Nachrichten" und
Berichte von Bedeutung sein sollen.
Meldungen bestehen im Kern aus einem einfachen Sachverhalt. Der Leser erfährt
lediglich, dass eine Handlung oder ein Ereignis stattgefunden hat oder noch

2. Fachsprache
17
stattfinden wird. Die Texte enthalten keine oder eine nur sehr geringe thematische
Entfaltung, in machen Fällen bestehen Kurzmeldungen sogar nur aus einem einzigen
Satz. Dies schließt allerdings die Vermittlung mehrerer Aussagen nicht aus.
Nominalisierungen und die häufige Einbettung von Attributen und Angaben in
Verbindung mit Präpositionen führen auch in kurzen Meldungen zu einer komplexen
Informationsstruktur und -vermittlung (ibid. 89ff). Letzteres soll im Rahmen der
Analyse dieser Arbeit weitergehend untersucht werden (vgl. Kapitel 4). Meldungen
setzen oft, speziell in Wirtschaftszeitungen, sachbezogene Vorkenntnisse des Lesers
voraus. Bucher (1986:89) spricht daher im Hinblick auf die Lektüre von Meldungen
von einer größeren Anforderung an den Leser als z.B. in ausführlichen Berichten.
Ein weiterer, vielfach in Wirtschaftszeitungen vorherrschender, informationsbetonter
Texttyp sind so genannte ,,harte Nachrichten". Lüger spricht von diesem
Nachrichtentyp als der ,,Urzelle der Zeitung, als eine Nachricht, die am klarsten die
Informationsaufgabe des Mediums verkörpert" (Lüger 1995:97). Hierbei wird der
Leser ohne jegliche Kommentierung sachlich, aktuell, prägnant und in unparteilicher
Weise informiert. Während sich die ,,weiche Nachricht" mittels eines
variationsreichen und kontaktorientierten Sprachstils thematisch eher auf Skandale,
Verbrechen, Naturkatastrophen oder Unglücksfälle konzentriert (ibid 103), umfassen
die Themen ,,harter Nachrichten" hauptsächlich Ereignisse aus Politik, Wirtschaft
und Kultur (ibid. 94). Dieser Umstand macht die ,,harte Nachricht" zum
Hauptbestandteil wirtschaftsbezogener Informationsvermittlung. Ebenso wie der
Texttyp der Meldung zeichnen sich ,,harte Nachrichten" durch die sprachlich
wertungsneutral wirkende Darstellungsweise und einen achronologischen Textaufbau
aus. Das Wichtigste findet dabei zuerst Erwähnung, steht meist sogar schon im Titel,
während der Aufbau des Haupttextes sich nach dem Prinzip abnehmender
Wichtigkeit richtet. Dementsprechend folgen Zusatzinformationen und Einzelheiten,
wenn überhaupt, erst gegen Ende des Textes (ibid. 95). Dies trifft ebenfalls auf den
Texttyp Bericht zu, der Lüger (ibid. 109) zufolge als eine Art Modifikation einer
,,harten Nachricht" betrachtet werden kann. Berichte sind umfangreicher als
Nachrichten, folgen allerdings dem gleichen strengen Aufbau bezüglich des Prinzips
abnehmender Wichtigkeit, jedoch nicht auf Satz-, sondern auf Abschnittsebene. Die
sprachliche Gestaltung zeichnet sich wie auch in der Nachricht durch Nüchternheit
und Wertneutralität aus. Anhand des folgenden, einem der in dieser Arbeit

2. Fachsprache
18
untersuchten Analysetexte entnommenen Textauszugs, soll die kompakte
Vermittlung wesentlicher Informationen in Überschriften exemplarisch dargestellt
werden:
U.S. COMPANIE S
Midsize E nergy Firms Look to Buy, Not Drill
Cash-Rish Companies A re Buying Older Fields From Oil "Super Majors"
[WSJ1]
Das oben aufgeführte Beispiel bestätigt die Aussage Hess', dass Titel und Untertitel
die zentralen Aussagen einer Nachricht vermitteln und dem Text "einen ersten,
unvollständigen Sinn" verleihen (Hess in Lüger 1995:96). Hierzu trägt auch die
sprachliche Form der Überschriften bei. Nachrichtenüberschriften bestehen
eigentlich immer aus vollständigen Sätzen oder sind zumindest zu einem
vollständigen Satz erweiterbar. Derartige Überschriften enthalten oft syntaktisch
relativ einfache Formulierungen, drücken jedoch meist wesentlich kompliziertere
Aussagen aus (Lüger 1995:96). Dies steht u.a. im Zusammenhang mit der Tatsache,
dass Zeitungsberichte häufig auf Agenturmeldungen zurückzuführen sind und daher
in ihrer syntaktischen Gestaltung spezielle Merkmale enthalten. So treten wie im Falle
der Meldung mit dem Ziel der Informationskomprimierung und genauen
Identifizierbarkeit von Sachverhalten verstärkt die gleichen syntaktischen Merkmale
auch in Nachrichten auf: Nominalisierungen, die Bildung syntaktisch einfacher,
jedoch aufgrund der Menge an Informationen relativ komplexer Sätze mit Hilfe
zusätzlicher Attribuierungen und präpositionaler Angaben sowie einer hohen
Frequenz an Adverbien, Partizipien und Adjektiven (ibid. 101). Diese Merkmale
führen nicht nur zu komplexeren Informationsgehalten, sondern in erster Linie auch
zu der hohen durchschnittlichen Satzlänge in Nachrichten, Berichten und
Meldungen. Hinzu kommt eine starke Tendenz zu komplexer Wortbildung und
lexikalischer Varianz durch die häufige Verwendung von Synonymen.
Die syntaktischen Merkmale von Nachrichten, Berichten und Meldungen stehen
aufgrund ihrer Tendenz zur Verkomplizierung der Sätze in einem deutlichen
Gegensatz zu bestimmten Stilanforderungen wie sie z.B. in journalistischen
Handbüchern aufgeführt sind. Dort wird eingehend für Klarheit und Eindeutigkeit in
Form von kürzeren Sätzen und weniger grammatischer Satzverschachtelung plädiert
(Lüger 1995:96, vgl. hierzu auch Schneider 1990). Die gewünschte Klarheit ist jedoch
bei einer derartigen Form von Ausdrucksverdichtung nicht mehr gegeben. Die

2. Fachsprache
19
Anzahl der Satzgefüge nimmt ab, während die Zahl der Nominalisierungen und
informationsbeladenen einfachen Sätzen wächst. Dies führt unweigerlich zu einem
Rückgang der Verbalkonstruktionen, wodurch viele Verben im Sprachgebrauch
einen Teil ihrer Bedeutung verloren haben. Während Verben normalerweise
Vorgänge beschreiben, drücken viele Verben in stark nominalisierten Texten
lediglich die Verbindung zwischen zwei Vorgängen aus (vgl. Halliday und Martin
1993:61). Lüger (1995:26) spricht in diesem Zusammenhang von einer
,,Sinnentleerung der Verben". An dieser Stelle sei angemerkt, dass diese Tendenzen
der Sprachentwicklung nicht nur auf den Bereich der Pressesprache zutreffen,
sondern im gesamten (insbesondere natur-) wissenschaftlichen Diskurs gelten. Die
im Rahmen dieser Arbeit zur Untersuchung herangezogenen Texte sollen in
Kapitel 4 u.a. auf das Auftreten einiger dieser sprachlichen Merkmale analysiert
werden.
Verständnisschwierigkeiten bei wirtschaftlichen Presseartikeln auf Seiten des Lesers
entstehen allerdings nicht nur aufgrund syntaktischer Gegebenheiten. Vielfach wird
darauf hingewiesen, dass der Wirtschaftsteil von Tageszeitungen ganz allgemein zu
wenig auf die Bedürfnisse des Lesers abgestimmt und nur für eine wirtschaftliche
Bildungselite von Führungskräften verständlich ist (vgl. hierzu z.B. Beloch 1990,
Schneider 1990 und Fluck et al. 1975). Zwar ist das öffentliche Interesse an
wirtschaftlicher Berichterstattung seit dem Zweiten Weltkrieg rapide angestiegen, da
sich u.a. eine immer vermögendere Bevölkerung hiervon kompetente Anregungen
und Hilfe bei privaten Anlageentscheidungen erhofft (Afheldt 1990:181). Die Realität
bietet jedoch Beloch (1990:189ff) zufolge ein etwas anderes Bild. So stellt der
Wirtschaftsteil einer Tageszeitung heute unter allen journalistischen Ressorts den
Bereich mit der geringsten Akzeptanz unter den Lesern dar.
Die Gründe für eine derart ,,miserable Akzeptanzquote" (ibid. 193) lassen sich auf
mehrere Faktoren zurückführen. Ein eindeutiger Grund ist nach Schneider
(1990:195) die auf den Wirtschaftsseiten einer Tageszeitung verwendete
Terminologie. Diese ist oft sehr spezifisch und ohne jegliche Erläuterung schon in
den Überschriften enthalten, so dass der potenziell interessierte Leser schnell zu der
Schlussfolgerung gelangt, dieser Teil der Zeitung richte sich lediglich an Experten. Es
mangelt prinzipiell an erklärenden Grafiken oder Erläuterungen für Personen, die

2. Fachsprache
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zwar interessiert, jedoch fachfremd sind. Den auf dem terminologisch bedingten
Problem basierenden Mangel an Verständnis seitens des interessierten Laien führt
Beloch (1990:190) direkt auf eines der Hauptprobleme in diesem Zusammenhang
zurück: Das in der Bevölkerung weitgehend vorherrschende Defizit an
ökonomischer Grundbildung. Die wenigsten Schulen bereiten ihre Schüler in
angemessener Weise auf die Auseinandersetzung mit dem wirtschaftlichen Alltag vor,
wodurch eine unüberbrückbare Lücke zwischen dem meist fehlenden Wissen
ökonomischer Zusammenhänge sowie dem dazugehörigen Detailwissen und der
Darstellung aktueller Geschehnisse in den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen
entsteht. Andererseits fehlt vielen Wirtschaftsredakteuren, die ein zum Teil
hochkarätiges Wissen ihres Fachgebietes besitzen, die Fähigkeit zur für den Laien
wichtigen und notwendigen Interpretation wirtschaftlicher Vorgänge. Dabei weist
Beloch (ibid. 191) darauf hin, dass die Bereiche Wirtschaft und Soziales in den
Tageszeitungen den Inhalt mit den stärksten direkten Auswirkungen auf den Leser
haben. Schöhl merkt in diesem Zusammenhang an:
Wirtschaft ist noch immer ein Thema, das angeblich nur Fachleute angeht, obgleich jeder
von ihr spricht und ­ mehr noch ­ jeder von ihr lebt. Wenn wir über das Funktionieren
unseres Körpers so wenig wüssten wie über das Funktionieren des marktwirtschaftlichen
Systems, das uns hohen Wohlstand beschert, müssten wir wohl größtenteils krank sein.
(Schöhl 1990:231)
Seiner Ansicht nach sind einzig die Massenmedien in der Lage, nachzuholen, was in
der schulischen Ausbildung versäumt wurde. Er geht sogar noch einen Schritt weiter
mit der Behauptung, dass der größte Teil der politischen Diskussion innerhalb der
Bevölkerung, sowohl an Stammtischen als auch bei Wahlveranstaltungen und sogar
in politischen Fernsehdiskussionen, und der oftmals daraus resultierende Streit durch
ein Grundwissen an wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Zusammenhängen
vermieden werden könnte. Er bezeichnet daher eine aufklärende
Wirtschaftsberichterstattung als wichtige Aufgabe der Tagespresse (ibid. 232).
Schneider (1990:196) allerdings spricht hier von der ,,Quadratur des Kreises" bei
dem Versuch, Laien zu unterrichten und gleichzeitig von Experten ernst genommen
zu werden.
Ein weiteres Problem, das sowohl interessierte Laien als auch Fachleute betrifft, ist
die oben bereits angesprochene Problematik hinsichtlich der syntaktischen Merkmale

2. Fachsprache
21
im Wirtschaftsteil von Tageszeitungen. Während Laien oftmals bereits lexikalische
Merkmale wie z.B. sehr fachspezifische Formulierungen in Überschriften im
Wirtschaftsteil als abschreckendes Hindernis empfinden, stellt die in der
Wirtschaftspresse übliche komplizierte Satzstruktur der Artikel für viele Fachleute ein
zeitliches Problem dar. Die komplexe Satzstruktur, geprägt durch
Nominalisierungen, Attribuierungen und verhältnismäßig lange Sätze, verlangsamt
den Verständnisprozess selbst auf Seiten des fachkundigen Lesers, wodurch ihm
kostbare Zeit verloren geht (Schneider 1990:196). Dies steht in einem gewissen
Widerspruch zu einer der Aufgaben von Wirtschaftsberichterstattung. Personen, die
berufsbedingt den Wirtschaftsteil einer Zeitung lesen, tun dies, um möglichst schnell,
möglichst aktuelle und relevante Informationen zu erhalten, deren Kenntnis einen
essenziellen Bestandteil ihrer Arbeit darstellt. Die Auseinandersetzung mit
verschachtelten Satzstrukturen bedeutet jedoch den Verlust kostbarer Arbeitszeit.
Schneider (ibid.) fügt dem hinzu, dass in vielen Wirtschaftsredaktionen einerseits ein
Mangel an Redakteuren herrscht, die die notwendige Kenntnis von verständlicher
und trotzdem fachlicher Sprache besitzen, und andererseits den Verlagen zu wenig
Mittel zum Ausbau der Wirtschaftsredaktionen zur Verfügung stehen, um die
Attraktivität von Wirtschaftsteilen in der Tagespresse zu fördern.
Um eine derartige Problematik zu vermeiden, verfolgt man im angelsächsischen
Sprachraum bereits Ansätze, nach denen Journalisten auch in der
Wirtschaftsberichterstattung oftmals auf populäre und allgemein verständliche
Darstellungsformen zurückgreifen können. In besonders schwierigen Fällen werden
sogar so genannte re-writer eingesetzt, die den Text ohne Veränderung des Inhalts und
Tenors einer Aussage in eine für den Leser angenehme und verständliche Form
umschreiben (Beloch 1990:191). Selbstverständlich wird auch hierbei nicht auf den
Einsatz fachspezifischer lexikalischer Mittel verzichtet, so dass trotz besserer
Lesbarkeit des Textes ein ökonomisches Grundwissen beim Leser vorausgesetzt
wird.

2. Fachsprache
22
2.5. Das E nglische als
Lingua Franca der Wissenschaften
Da sich die vorliegende Arbeit mit Fachsprachen, genauer gesagt
Wirtschaftsfachsprachen im Englischen befasst, soll im Folgenden ein kurzer
Überblick über die Gründe für die weltweite Dominanz der englischen Sprache und
den daraus entstehenden Konsequenzen in Bezug auf die internationale Scientific
Community
gegeben werden.
Das Englische hat heute vor allem in den Wissenschaften den Status einer
vorherrschenden Weltsprache erreicht. Diese Einschätzung basiert laut Beier
(1980:11) auf der Anwendung zumeist außersprachlicher Kriterien zu denen u. a. die
Rolle der englischen Sprache als das dominierende Medium für die Verbreitung
wissenschaftlicher und technischer Informationen zählt. Martel (2001:27) spricht
daher vom Englischen als einer "lingua franca of science and technology". Als lingua
franca
wird eine Sprache bezeichnet, die als Kommunikationsmittel zwischen
Menschen mit unterschiedlicher Muttersprache dient, wobei es sich sowohl um
Dialektdifferenzen, als auch um verschiedene Einzelsprachen handeln kann (vgl.
Schröder 1999:829).
Die Gründe für die herausragende Dominanz des Englischen als internationale
Wissenschaftssprache sind vielfältig und in der Fachliteratur häufig diskutiert, jedoch
auch gleichermaßen immer wieder relativiert und widerlegt worden. Als wichtige
Indikatoren für die internationale Bedeutung einer Sprache nennt Schröder
(1999:830) folgende fünf Faktoren: die Anzahl der Muttersprachler einer Sprache, die
Anzahl der Staaten, in denen die Sprache Amtssprache oder allgemein gültiges
Verständigungsmittel zwischen sprachlich heterogenen Gruppen ist, den
Verbreitungsgrad der Sprache in verschiedenen Bereichen internationaler Kontakte,
den Anteil am Gesamtaufkommen von Publikationen sowie die Zahl der
Fremdsprachenlerner. Die auf vielen unterschiedlichen Statistiken basierenden so
genannten repräsentativen Zahlen für diese Faktoren gehen in der Forschung
aufgrund verschiedener und nur schlecht miteinander vergleichbarer
Datenerhebungsverfahren allerdings soweit auseinander, dass es wenig sinnvoll ist,
eine wissenschaftliche These über die internationale Bedeutung einer Sprache anhand
der oben genannten Indikatoren zu formulieren. In Bezug auf das Englische ist
beispielsweise zwischen ,,Englisch als Muttersprache", ,,Englisch als Zweitsprache",

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832476144
ISBN (Paperback)
9783838676142
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität des Saarlandes – Philosophie II
Note
1,3
Schlagworte
fachsprache wissenschaftssprache wirtschaftssprache sprachwissenschaft grammatik
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Titel: Eine Untersuchung des Registers der Sprache der Wirtschaft am Beispiel ausgewählter englischsprachiger Presseartikel und Lehrbuchtexte
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