Multikulturelle virtuelle Teams
Konfliktbereiche nationaler Kulturen und Groupware-Lösungen
©2001
Diplomarbeit
116 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Einleitung:
Im Rahmen der Globalisierung (Internationalisierung) fand in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung und Verbreitung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) statt und trieb den Globalisierungsprozess noch weiterhin an. Nationale Märkte wurden so praktisch über Nacht zu globalen Märkten, der schnelle Austausch von Informationen zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Gleichzeitig bedeuten der Globalisierungsprozess als auch die steigende Verbreitung von IKT einen Anstieg interkultureller Kontakte mit Menschen aus verschiedensten Nationen.
Interkulturelle Zusammenarbeit findet so heute mehr denn je auf der Basis moderner IKT statt. Dabei bilden sich virtuelle Teams, die über nationale Grenzen hinweg Informationen austauschen, Projekte ausarbeiten, planen und realisieren. Die Zusammenarbeit findet dabei nicht zwangsweise zur gleichen Zeit oder am gleichen Ort statt.
Groupware, CSCW (computer supported cooperative work) bezeichnen IKT-basierte Konzepte, die Teamarbeit fördern und erleichtern sollen. Da Groupware zunehmend in einem interkulturellen Kontext eingesetzt wird, ist auch die Zusammensetzung von Teams häufig auch multikultureller Natur.
Groupware bietet dabei verschiedene Funktionalitäten (Email, Gruppenkalender, Videokonferenzen, Diskussionsforen etc.), die mitunter von den Kommunikationspräferenzen der Teammitglieder abweichen können. So mag beispielsweise Email in Kultur A als zu unpersönlich aufgefasst werden, ein Nichtmuttersprachler mag bei einer laufenden Videokonferenz gehemmt sein, seine Überlegungen vorzubringen etc.
Gang der Untersuchung:
Nach einem Überblick über die gegenwärtige Unternehmenssituation im Umfeld einer zunehmenden Globalisierung, in dem zunehmend Groupware zur Förderung internationaler Zusammenarbeit eingesetzt wird, wird Groupware mit verschiedenen bereitgestellten Funktionalitäten vorgestellt.
Die Kulturmodelle von Geert Hofstede und Edward T. Hall bilden die theoretische Basis dieser Diplomarbeit. Nach einer prinzipiellen Diskussion ob IKT bei der Überbrückung kultureller Unterschiede helfen kann, werden die einzelnen Funktionalitäten des Groupware-Konzepts hinsichtlich ihrer interkulturellen Kompatibilität bewertet.
Den Abschluss bilden die Vorstellung von RAPAT, einer Groupware, welche auf den vorgestellten kulturtheoretischen Modellen basiert. Auch wird eine am Groupware Competence Center (GCC) Paderborn entwickelte kulturelle Datenbank zur Förderung […]
Im Rahmen der Globalisierung (Internationalisierung) fand in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung und Verbreitung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) statt und trieb den Globalisierungsprozess noch weiterhin an. Nationale Märkte wurden so praktisch über Nacht zu globalen Märkten, der schnelle Austausch von Informationen zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Gleichzeitig bedeuten der Globalisierungsprozess als auch die steigende Verbreitung von IKT einen Anstieg interkultureller Kontakte mit Menschen aus verschiedensten Nationen.
Interkulturelle Zusammenarbeit findet so heute mehr denn je auf der Basis moderner IKT statt. Dabei bilden sich virtuelle Teams, die über nationale Grenzen hinweg Informationen austauschen, Projekte ausarbeiten, planen und realisieren. Die Zusammenarbeit findet dabei nicht zwangsweise zur gleichen Zeit oder am gleichen Ort statt.
Groupware, CSCW (computer supported cooperative work) bezeichnen IKT-basierte Konzepte, die Teamarbeit fördern und erleichtern sollen. Da Groupware zunehmend in einem interkulturellen Kontext eingesetzt wird, ist auch die Zusammensetzung von Teams häufig auch multikultureller Natur.
Groupware bietet dabei verschiedene Funktionalitäten (Email, Gruppenkalender, Videokonferenzen, Diskussionsforen etc.), die mitunter von den Kommunikationspräferenzen der Teammitglieder abweichen können. So mag beispielsweise Email in Kultur A als zu unpersönlich aufgefasst werden, ein Nichtmuttersprachler mag bei einer laufenden Videokonferenz gehemmt sein, seine Überlegungen vorzubringen etc.
Gang der Untersuchung:
Nach einem Überblick über die gegenwärtige Unternehmenssituation im Umfeld einer zunehmenden Globalisierung, in dem zunehmend Groupware zur Förderung internationaler Zusammenarbeit eingesetzt wird, wird Groupware mit verschiedenen bereitgestellten Funktionalitäten vorgestellt.
Die Kulturmodelle von Geert Hofstede und Edward T. Hall bilden die theoretische Basis dieser Diplomarbeit. Nach einer prinzipiellen Diskussion ob IKT bei der Überbrückung kultureller Unterschiede helfen kann, werden die einzelnen Funktionalitäten des Groupware-Konzepts hinsichtlich ihrer interkulturellen Kompatibilität bewertet.
Den Abschluss bilden die Vorstellung von RAPAT, einer Groupware, welche auf den vorgestellten kulturtheoretischen Modellen basiert. Auch wird eine am Groupware Competence Center (GCC) Paderborn entwickelte kulturelle Datenbank zur Förderung […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 7611
Wagner, Maik: Multikulturelle virtuelle Teams Konfliktbereiche nationaler Kulturen und
Groupware-Lösungen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Universität Gesamthochschule Paderborn, Universität Gesamthochschule,
Diplomarbeit, 2001
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Printed in Germany
2
1. ÜBERBLICK... 7
2. DIE ROLLE VON IKT-TECHNOLOGIEN UND KULTURELLEN
UNTERSCHIEDEN IM GLOBALISIERUNGSPROZESS ... 9
2.1 R
AHMENBEDINGUNGEN
: W
ACHSTUM DES GLOBALEN
W
ETTBEWERBS
... 9
2.1.1 Begriffliche Grundlagen zur Globalisierung ... 12
2.2 D
IE
R
OLLE VON
IKT-T
ECHNOLOGIEN IM
P
ROZESS DER
G
LOBALISIERUNG
.. 14
2.3 D
IE
R
OLLE KULTURELLER
U
NTERSCHIEDE IM
R
AHMEN DER
G
LOBALISIERUNG
... 16
2.4 F
AZIT
: B
ILDUNG MULTIKULTURELLER VIRTUELLER
T
EAMS
... 18
3. GROUPWARE ALS WERKZEUGKASTEN MULTIKULTURELLER
VIRTUELLER TEAMS ... 19
3.1 D
EFINITION UND
A
BGRENZUNG
... 19
3.2 K
LASSIFIKATIONSANSATZ VERSCHIEDENER
G
ROUPWAREAPPLIKATIONEN
.. 20
3.3 B
ESCHREIBUNG EINZELNER
G
ROUPWAREKOMPONENTEN
... 21
3.4 M
ARKTSITUATION
... 25
4. AKADEMISCHE STUDIEN KULTURELLER UNTERSCHIEDE... 27
4.1 D
EFINITION VON
K
ULTUR
... 27
4.2 K
ULTURELLER
R
ELATIVISMUS
... 27
4.3 D
IE ANTHROPOLOGISCHEN
S
TUDIEN VON
E
DWARD
T. H
ALL
... 29
4.3.1 Erläuterung ... 29
4.3.2 Merkmale von high-context und low-context Kulturen ... 30
4.3.3 Beispiele ... 30
4.3.4 Monochrones, polychrones Zeitempfinden und sequentielle Kommunikation... 32
4.3.5 Bedeutung... 32
4.4 G
EERT
H
OFSTEDES
K
ULTURDIMENSIONEN
... 33
4.4.1 Machtdistanz (Power Distance Index) ... 35
4.4.2 Individualismus und Kollektivismus... 37
4.4.3 Maskulin vs. feminin... 39
4.4.4 Unsicherheitsvermeidung - Uncertainty Avoidance ... 40
4.4.5 Vorzüge und Schwächen des Hofstede-Modells... 41
4.5 N
ATIONALE
K
ULTUREN UND
O
RGANISATIONSKULTUREN
... 44
5. KONFLIKTBEREICHE NATIONALER KULTUREN UND INFORMATIONS-
UND KOMMUNIKATIONSTECHNOLOGIEN ... 46
5.1 E
INLEITUNG
... 46
5.2
B
ILDUNG EINER GLOBALEN
C
YBERSPACE
-K
ULTUR
?
... 47
5.3 U
NTERSCHIEDLICHE TECHNISCHE
G
EGEBENHEITEN ZWISCHEN
N
ATIONEN
.. 48
5.3.1 Hard- und Software... 48
5.3.2 IKT-Infrastruktur... 49
5.3.3 Implikationen... 50
3
5.4 U
NTERSCHIEDLICHE
V
ORSTELLUNGEN
, W
AHRNEHMUNGEN UND
W
ISSENSSTÄNDE
... 51
5.4.1 Gesellschaftlich/politische Vorstellungen ... 51
5.4.2 Unterschiedliche rechtliche Vorstellungen ... 52
5.4.3 Unterschiedliche Arten von Wahrnehmung und Interpretation... 53
5.4.4 Unterschiedliche Auffassungen zu Informationsfreiheit ... 55
5.4.5 Unterschiedliche Fähigkeiten und Wissensstände ... 56
5.4.6 Unterschiedliche Herangehensweise an fremde IKT-Systeme... 57
5.4.7 Sprache... 57
5.5 F
AZIT
... 58
6. THEORETISCHE UND PRAKTISCHE IMPLIKATIONEN FÜR DIE
INTERKULTURELLE NUTZUNG VON GROUPWARESYSTEMEN... 59
6.1 E
INLEITUNG
... 59
6.2 A
LLGEMEINE
H
ERAUSFORDERUNGEN AN DIE
L
EITER GLOBAL VERNETZTER
T
EAMS
... 59
6.3 K
ONFLIKTE EINZELNER
G
ROUPWAREKOMPONENTEN UND NATIONALER
K
ULTUREN
... 62
6.3.1 Einleitung ... 62
6.3.2 Internet und World Wide Web... 63
6.3.3 Asynchrone Kommunikation ... 64
6.3.4 Synchrone Kommunikationsdienste... 72
6.3.5 Hypothesen für Groupwarefunktionalitäten nach Gert Jan Hofstede ... 73
6.4 U
NTERSCHIEDLICHE
W
EGE ELEKTRONISCHER
K
ONSENSBILDUNG NACH DEN
K
ULTURDIMENSIONEN VON
G
EERT
H
OFSTEDE
... 74
6.4.1 Einleitung ... 74
6.4.2 Grundüberlegungen nach Ishii und Hofstede ... 75
6.4.3 Wege zur Entscheidungsfindung ... 76
6.5 Z
USAMMENFÜHRUNG VON
K
ULTURDIMENSIONEN UND
K
ONTEXTUALITÄT
:
EINE EMPIRISCHE
S
TUDIE
... 77
7. IKT-BASIERTE LÖSUNGSMÖGLICHKEITEN ... 81
7.1 RAPAT -
NATIONALE
G
EGEBENHEITEN INNERHALB VON
G
ROUPWARE
BERÜCKSICHTIGT
... 81
7.1.1 Meetings in Indonesien... 81
7.1.2 Anforderungen... 84
7.1.3 Aufbau von RAPAT... 86
7.1.4 Anmerkungen zur Nutzung von RAPAT ... 89
7.2 I
NTERKULTURELLE
S
ENSIBILISIERUNG DER
M
ITARBEITER
... 89
7.2.1 Interkulturelle Sensibilität als Voraussetzung interkultureller Kompetenz ... 90
7.3 I
NTERKULTURELLE
D
ATENBANKEN
... 91
7.3.1 International Reference Database [Lotus] ... 91
7.3.2 GCC Cultural Knowledge Database... 93
8. ZUSAMMENFASSUNG ... 98
4
BIBLIOGRAPHIE ... 100
ANHANG 1 ERGEBNISSE DER IBM-STUDIE [QUELLE: HOFSTEDE 1991] ... 105
A
NHANG
1
A
) M
ACHTDISTANZ
[Q
UELLE
: H
OFSTEDE
1991: 40] ... 105
A
NHANG
1
B
) I
NDIVIDUALISMUS
[Q
UELLE
: H
OFSTEDE
1991: 69] ... 106
A
NHANG
1
C
) M
ASKULINITÄTSINDEXWERTE
(MAS) [Q
UELLE
: H
OFSTEDE
1991: 103]... 108
A
NHANG
1
D
) U
NSICHERHEITSVERMEIDUNGSINDEX
(UVI) [QUELLE: HOFSTEDE 1991:
133]... 109
ANHANG 2 SYSTEMARCHITEKTUR RAPAT [QUELLE: ABDAT, PERVAN 1999]
... 111
5
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
CAD Computer aided design
CSCW Computer supported cooperative work
Email Electronic Mail
FTF Face-to-Face Kommunikation
GCC Groupware Competence Center Paderborn
GVT Global Virtual Teams
IKT Informations- und Kommunikationstechnologien
RAPAT Replicable Asynchronous Premeeting Application Templates
Vgl. Vergleiche
WWW World Wide Web
6
Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen
A
BBILDUNG
1 - E
NTWICKLUNG DES
W
ELTHANDELSVOLUMENS
(
IN
M
RD
.US$) Q
UELLE
: WTO
A
USSENHANDELSSTATISTIK
[P
ERLITZ
2000: 12]... 10
A
BBILDUNG
2 - E
NTWICKLUNG DES
W
ELTHANDELS UND DES
W
ELTBRUTTOSOZIALPRODUKTS
SEIT
1950 (I
NDEX
1950 = 100) [P
ERLITZ
2000: 12]... 10
A
BBILDUNG
3 - K
OMPONENTENBESCHAFFUNG FÜR DEN
F
ORD
E
SCORT
. D
IE
E
NDMONTAGE
ERFOLGT IN
H
ALEWOOD
(G
ROßBRITANNIEN
)
UND
S
AARLOUIS
(D
EUTSCHLAND
) [P
ERLITZ
2000: 21] ... 11
A
BBILDUNG
4 T
YPISCHE
A
UFGABENUNTERSTÜTZUNG DURCH
G
ROUPWARE
-K
OMPONENTEN
[H
ANSEN
, N
EUMANN
: S.439]... 21
A
BBILDUNG
5 H
IGH
-
CONTEXT UND LOW
-
CONTEXT
K
ULTUREN
[U
SUNIER
1996] ... 31
A
BBILDUNG
6 D
REI
E
BENEN DER
E
INZIGARTIGKEIT IN DER MENTALEN
P
ROGRAMMIERUNG DES
M
ENSCHEN
[Q
UELLE
: H
OFSTEDE
1991: 19]... 34
A
BBILDUNG
7 I
NDIVIDUALISMUS
-P
UNKTWERTE
(IDV)
IM
V
ERHÄLTNIS ZUM
P
RO
-K
OPF
-
B
RUTTOSOZIALPRODUKT VON
1987
FÜR
49 L
ÄNDER
[H
OFSTEDE
1991: 93]... 38
A
BBILDUNG
8 I
NFRASTRUKTUR IN DER
I
NFORMATIONS
-
UND
K
OMMUNIKATIONSTECHNOLOGIE
UNTERSCHIEDLICHER
L
ÄNDER
[P
ERLITZ
2000: 120]... 50
A
BBILDUNG
9 A
BLAUF EINES
M
EETINGS NACH
A
BDAT
, P
ERVAN
[1999]
WOBEI ZWISCHEN
P
RE
-,
I
N
-
UND
P
OST
- M
EETING UNTERSCHIEDEN WIRD
... 83
A
BBILDUNG
10 K
ATEGORISIERUNGSMÖGLICHKEITEN VON
RAPAT... 87
A
BBILDUNG
11 E
INSATZ DES SELECTIVE BROADCAST
M
ECHANISMUS IN
RAPAT [Q
UELLE
:
A
BDAT
, P
ERVAN
1999] ... 88
A
BBILDUNG
12 I
NTERNATIONAL
R
EFERENCE
D
ATABASE
[L
OTUS
] ... 92
A
BBILDUNG
13 B
EISPIEL EINES
C
ULTURAL
K
NOWLEDGE
O
BJECTS IN DER
GCC C
ULTURAL
K
NOWLEDGE
D
ATABASE
... 96
A
BBILDUNG
14 P
OSITION VON
50 L
ÄNDERN UND DREI
R
EGIONEN BEZÜGLICH DER
D
IMENSIONEN
M
ACHTDISTANZ UND
I
NDIVIDUALISMUS
-K
OLLEKTIVISMUS
[H
OFSTEDE
1991: 71] ... 107
A
BBILDUNG
15 P
OSITION VON
50 L
ÄNDERN UND DREI
R
EGIONEN BEZÜGLICH DER
D
IMENSIONEN
M
ASKULINITÄT
/F
EMINITÄT UND
U
NSICHERHEITSVERMEIDUNG
... 110
A
BBILDUNG
16 S
YSTEMARCHITEKTUR
RAPAT... 111
T
ABELLE
1 F
UNKTIONALITÄTEN
,
DIE
G
ROUPWARE JE NACH
H
ERKUNFT DER
T
EILNEHMER
BEREITSTELLEN SOLL
. [H
OFSTEDE
,G
ERT
J
AN
1997] ... 74
7
1. Überblick
Im Rahmen der Globalisierung (Internationalisierung) fand in den letzten Jahren eine rasante
Entwicklung und Verbreitung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien
(IKT) statt und trieb den Globalisierungsprozess noch weiterhin an. Nationale Märkte wurden
so praktisch über Nacht zu globalen Märkten, der schnelle Austausch von Informationen zum
entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Im Unternehmensumfeld bildeten sich so Netzwerkstrukturen, die Devise ,,think global - act
local" dient dabei als Richtschnur für den modernen internationalen Manager.
Gleichzeitig bedeuten der Globalisierungsprozess als auch die steigende Verbreitung von IKT
einen Anstieg interkultureller Kontakte mit Menschen aus verschiedensten Nationen.
Interkulturelle Zusammenarbeit findet so heute mehr denn je auf der Basis moderner IKT
statt. Dabei bilden sich virtuelle Teams, die über nationale Grenzen hinweg Informationen
austauschen, Projekte ausarbeiten, planen und realisieren. Die Zusammenarbeit findet dabei
nicht zwangsweise zur gleichen Zeit oder am gleichen Ort statt.
Groupware, CSCW (computer supported cooperative work) bezeichnen IKT-basierte
Konzepte, die Teamarbeit fördern und erleichtern sollen. Da Groupware zunehmend in einem
interkulturellen Kontext eingesetzt wird, ist auch die Zusammensetzung von Teams häufig
auch multikultureller Natur.
Groupware bietet dabei verschiedene Funktionalitäten (Email, Gruppenkalender,
Videokonferenzen, Diskussionsforen etc.), die mitunter von den Kommunikationspräferenzen
8
der Teammitglieder abweichen können. So mag beispielsweise Email in Kultur A als zu
unpersönlich aufgefasst werden, ein Nichtmuttersprachler mag bei einer laufenden
Videokonferenz gehemmt sein, seine Überlegungen vorzubringen etc.
Nach einem Überblick über die gegenwärtige Unternehmenssituation im Umfeld einer
zunehmenden Globalisierung, in dem zunehmend Groupware zur Förderung internationaler
Zusammenarbeit eingesetzt wird, wird Groupware mit verschiedenen bereitgestellten
Funktionalitäten vorgestellt.
Die Kulturmodelle von Geert Hofstede und Edward T. Hall bilden die theoretische Basis
dieser Diplomarbeit. Nach einer prinzipiellen Diskussion ob IKT bei der Überbrückung
kultureller Unterschiede helfen kann, werden die einzelnen Funktionalitäten des Groupware-
Konzepts hinsichtlich ihrer interkulturellen Kompatibilität bewertet.
Den Abschluss bilden die Vorstellung von RAPAT, einer Groupware, welche auf den
vorgestellten kulturtheoretischen Modellen basiert. Auch wird eine am Groupware
Competence Center (GCC) Paderborn entwickelte kulturelle Datenbank zur Förderung
interkultureller Kompetenz vorgestellt.
9
2. Die Rolle von IKT-Technologien und kulturellen
Unterschieden im Globalisierungsprozess
2.1 Rahmenbedingungen: Wachstum des globalen Wettbewerbs
Gerade die letzten Jahre bedingt durch die steigende Verbreitung neuer Informations- und
Kommunikationstechnologien (IKT), machen uns den Prozess der Globalisierung (häufig
auch als Internationalisierung bezeichnet) deutlich:
Indizien für Globalisierungstrends sind einerseits das verstärkte Aufkommen von neuen, sehr
erfolgreichen Wettbewerbern aus den Schwellenländern wie z.B. Südkorea, Taiwan,
Hongkong, Singapur als auch die zunehmende Präsenz von weltweit operierenden
Unternehmungen. Ebenso bilden die ehemals kommunistischen Staaten Osteuropas die
,,Märkte von morgen" für deutsche Unternehmungen. Des weiteren entstanden supranationale
Handelszonen wie der EG-Binnenmarkt, die Nordamerika Freihandelszone NAFTA, der
ASEAN- als auch der MERCURSOL-Staatenbund. [Perlitz 2000: 1]
Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des Welthandelsvolumens (Weltexporte) in Mrd. US-
Dollar. Man erkennt trotz einigen Schwankungen einen enormen Anstieg. So stieg das
Welthandelsvolumen von 1980 bis 1998 nahezu um das 2,5-fache. [Perlitz 2000: S.12]
10
Abbildung 1 - Entwicklung des Welthandelsvolumens (in Mrd.US$) Quelle: WTO
Aussenhandelsstatistik [Perlitz 2000: 12]
Die Bedeutung des Welthandels wird im Vergleich zur Entwicklung des
Weltbruttosozialproduktes deutlich. Abbildung 2 zeigt die Entwicklung des Welthandels und
des Weltbruttosozialprodukts seit 1950. Wie aus der Grafik zu sehen ist stieg das
Welthandelsvolumen stärker an als das Weltbruttosozialprodukt. Das Ausgangsjahr 1950
dient hierbei als Index von 100 für beide Werte. Im Jahre 1998 stieg so der Index für den
Welthandel rund viermal so stark an als der des Weltbruttosozialprodukts. Somit stellt der
Außenhandel für die Unternehmensstrategien einen zentralen ,,Wachstumsmarkt" dar. [Perlitz
2000: S.12-13]
Abbildung 2 - Entwicklung des Welthandels und des Weltbruttosozialprodukts seit 1950
(Index 1950 = 100) [Perlitz 2000: 12]
11
Doch abgesehen von den Zahlen des Welthandels sind es vor allem nicht-monetäre Größen,
die das Zeitalter der Globalisierung prägen: Populäre Beispiele finden sich in der
Konsumwelt: Big Mac, Sushi und Coca Cola werden in zahlreichen Ländern konsumiert.
Benetton spricht von ,,united colors" und bietet in jedem Land die gleiche Kollektion an
Mode ohne jegliche regionale Adaption an.
Insbesondere in der Produktion von Konsum- und Industriegütern wird die globale
Verflechtung deutlich. Bezugsquellen von Rohstoffen und Fertigbauteilen beschränken sich
nicht mehr auf nationale sondern auf globale Beschaffungsmärkte. Abbildung 3 zeigt so die
Herkunft einzelner Komponenten am Beispiel der Produktion des Ford Escort.
Abbildung 3 - Komponentenbeschaffung für den Ford Escort. Die Endmontage erfolgt
in Halewood (Großbritannien) und Saarlouis (Deutschland) [Perlitz 2000: 21]
12
2.1.1 Begriffliche Grundlagen zur Globalisierung
Die Begriffe Globalisierung als auch Internationalisierung bezeichnen in der Literatur eine
Vielzahl wirtschaftlicher Phänomene. Das Spektrum der Betrachtungen reicht von
bestimmten Formen des Markteintritts, d.h. Internationalisierung verstanden als Export,
Direktinvestition im Ausland oder Lizenzvergabe ins Ausland, über Führung ausländischer
Tochterunternehmen, bis hin zur abstrakten Gleichsetzung von Internationalisierung und
grenzüberschreitender Auslandstätigkeit. [Perlitz 2000: 8]
Im Sprachgebrauch bezieht sich insbesondere der Begriff der Internationalisierung häufig nur
auf eine funktionsübergreifende Ausdehnung der Aktionsmöglichkeiten der Unternehmung in
andere Länder. Ebenso wenig ist eine absatzmarktorientierte Betrachtungsweise angebracht:
Globalisierung erfasst die Unternehmen als Einheit in einem weltweiten Prozess. [Perlitz
2000: 9]
Häufig wird der Begriff der Globalisierung auch im Sinne des Marketings verwendet. So
beschreibt der klassische Aufsatz Theodore Levitts [1983] eine weltweite Homogenisierung
der Präferenzen von Produkten. In diesem Sinne wird auch von einem global product
gesprochen, welches weltweit von Kultur zu Kultur konsumiert wird. Zwei populäre Beispiele
in diesem Zusammenhang wären die bereits erwähnten Produkte Coca-Cola sowie der Big
Mac.
13
Govindarajan und Gupta [1998] unterscheiden Globalisierung auf zwei verschiedenen
Ebenen. (Übersetzung des Autors)
Auf einer weltweiten Ebene bezieht sich Globalisierung auf:
Die weltweite wirtschaftliche Interdependenz zwischen einzelnen Ländern, die sich in
zunehmenden grenzübergreifenden Flüssen von Waren, Dienstleistungen, Kapital und
Know-how zeigt.
Auf einer Organisationsebene bezieht sich der Begriff Globalisierung laut den Autoren auf
folgendes:
das Ausmaß zu dem eine Firma ihre Tätigkeiten erweitert um an grenzübergreifenden
Flüssen von Kapital, Gütern und Know-how teilzuhaben.
eine Firmenstrategie formuliert um von den Vorteilen eines globalen Unternehmens
(global company) zu profitieren.
Auf beiden Ebenen verstehen die Autoren darunter ein Ergebnis leitender Personen, welche
Globalisierung als eine Möglichkeit des Wachstums sehen. Gleichzeitig tragen entsprechende
Entscheidungen aber auch dazu bei, den Prozess der Globalisierung aufrechtzuerhalten.
Vorteile eines globalen Unternehmens sind insbesondere die Möglichkeit zunehmende
economies of scale (Senkung der Stückkosten bei Massenfertigung) zu realisieren, eine
weltweit bekannte Marke aufzubauen, als auch eine stärkere Präsenz in globalen Märkten. Ein
Nachteil hingegen ist die mangelnde Flexibilität sich wechselnden Gegebenheiten
14
anzupassen. Ebenso kamen multinationale Unternehmen in den letzten Jahren auch häufig
unter Beschuss. (Shell, Microsoft etc.) Kritiker der Globalisierung setzen in diesem
Zusammenhang auch den Begriff der Globalisierung mit der Bildung einer kapitalistischen
Marktwirtschaft ohne jegliche Art von Beschränkung gleich.
2.2 Die Rolle von IKT-Technologien im Prozess der Globalisierung
Globalisierung und die Nutzung von IKT stehen in enger Interdependenz. Ohne den
blitzschnellen Zugriff auf Datenmaterial unabhängig von Distanz wären globale Märkte
undenkbar. [Adler 1999: 38] Die Nutzung von IKT eröffnet dabei neue Möglichkeiten
Unternehmensprozesse zu gestalten und zu optimieren. Ebenso lassen sich Teams aus allen
Teilen der Welt per Videokonferenz, gemeinsam genutzten Applikationen etc. ad hoc
formieren, welches Austausch von Fachwissen aus allen Teilen und Kulturen der Welt
ermöglicht.
Die Dynamik des globalen Wettbewerbs wird hierbei nicht allein durch die Präsenz von
Computern bestimmt, sondern durch die Vernetzung. [Adler 1999: 39,40] So existieren
globale Standards, wie beispielsweise das TCP/IP-Protokoll, welches eine globale Vernetzung
möglich macht.
Forrester Research Inc. [2000] rechnet mit einem Volumen von 6.8 Milliarden US-Dollar im
weltweiten e-commerce (business-to-business sowie business-to-consumer) für das Jahr 2004.
Nord Amerika spielt nach diesen Zahlen in kommenden Jahren die Hauptrolle im globalen e-
business. Forrester rechnet jedoch mit einer Abnahme der nordamerikanischen Herrschaft, da
sie höhere kommende Wachstumsraten für den europäischen und asiatischen Raum erwarten.
15
Im Vergleich dazu lag das gesamte Bruttoinlandsprodukt der USA im Jahr 1998 bei 8,44
Milliarden US-Dollar und das Welthandelsvolumen bei 5,75 Milliarden US-Dollar. 1998
überstieg das weltweite Volumen im elektronischen Handel das Bruttoinlandsprodukt der
Philippinen, Pakistans, Ägyptens oder Nigerias. [Perlitz 2000: 121]
Die rasante Entwicklung der IKT geht auch nicht an den Unternehmen spurlos vorüber. Durch
die Einführung moderner IKT verschafft sich ein Unternehmen Vorteile in Form eines
schnelleren Austausches von Informationen. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine rein
taktische Einführung entsprechender Systeme, vielmehr werden Unternehmensstrategien als
auch Unternehmensphilosophien durch IKT verändert: Über zwei Drittel aller europäischen
Unternehmen geben an, e-business in ihr strategisches Konzept integrieren zu wollen und
nahezu einhellig ist die Meinung, dass es ein Fehler wäre, e-business zu ignorieren. [Scheer
1999: 4]
Ebenso werden durch die Nutzung von IKT Organisationsstrukturen verändert: Der
physische Standort verliert so immer mehr an Bedeutung, so dass inzwischen schon von
virtuellen Unternehmen gesprochen wird. Das Beratungsunternehmen Solvision ist ein
Beispiel für ein solches Unternehmen. Anstelle eines physischen Büros werden Angestellte
mit Laptops, Mobiltelefonen und ISDN-Verbindung ausgestattet. Das firmeninterne Intranet
bietet Zugriff auf Profile, Kundendaten etc. Berater und Kunden können sich in der
physischen Welt in Solvision Grand Café treffen um Kontakt zu knüpfen. [Quereshi, Zigurs
2001: 86]
16
Die volkswirtschaftliche Implikation erklärt Adler wie folgt:
Die moderne Technik lässt die Transaktionskosten am Markt rascher sinken als die
unternehmensinternen Koordinationskosten. Damit wird Eigenproduktion in vielen
Bereichen unwirtschaftlicher als Fremdbezug. Fokus im Leistungsangebot und geringe
Fertigungstiefe machen mehr Sinn. Sind die Transaktionskosten (nahezu) bei Null,
theoretisch nur ein paar Mausklicks im Internet, ist jeglicher feste Verbund von
Nachteil. Die Marktleistung kann so in ,,virtuellen Unternehmungen" erbracht werden,
die sich ad hoc zusammenfinden. [Adler 1999: 40]
2.3 Die Rolle kultureller Unterschiede im Rahmen der Globalisierung
Während der Globalisierungsprozess voranschreitet, interagieren Menschen aus
verschiedenen Ländern und unterschiedlichsten Kulturkreisen miteinander. Da andere
Kulturen auch andere Auffassungen und Lebensweisen haben, führt dies häufig zu
Missverständnissen und stellt selbst den Erfolg ganzer Projekte in Frage. Die schmerzhaften
Erfahrungen, die Manager in den letzten Jahrzehnten machen mussten, zeigen uns, dass
vornehmlich westliche Theorien über ,,gutes" Management nicht universell einsetzbar sind
sondern, dass auch eine menschliche soziale Komponente ein wesentlicher Faktor ist.
[Hoecklin 1995: 1]
So stieß beispielsweise das Managementkonzept des Total Quality Management auf kulturelle
Barrieren. Bis zur Mitte der 90er Jahre versuchten zahlreiche Unternehmen ein
entsprechendes Konzept in ihre Organisation zu überführen, doch scheiterten daran TQM
effektiv einzusetzen. Obwohl von vielen Seiten aus argumentiert wurde, dass Management
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über Kulturen hinweg gelehrt und gelernt werden können, zeigten US-Studien, dass zwei
Drittel amerikanischer Manager die Meinung vertraten, TQM sei in ihrer Organisation
gescheitert. [Korac-Kakabadse, Kouzmin 1999]
Obwohl in der Tat zahlreiche Produkte als auch Bräuche überregionale, teils globale
Verbreitung jenseits des Ursprungslandes erhalten (z.B. Weihnachten) bedeutet dies noch
keine Uniformität der Kulturen. Entscheidend ist so nicht die geographische Verbreitung
sondern die jeweilige Wertschätzung. [Hoecklin 1995: 2]
Gerade hier zeigen sich Unterschiede: Während der Big Mac in Russland fast als
Statussymbol gilt, ist das gleiche Produkt nicht weiter als ein billiges Essen für den New
Yorker US-Amerikaner. [Trompenaars 1993: 14]
Im Bezug auf das internationale Management legen unterschiedliche Kulturen
unterschiedliche Werte auf beispielsweise Entlohnung, Organisationshierarchien, Lob und
Tadel etc. Dabei sind die einzelnen Unterschiede vom Kontext der jeweiligen Kultur
abhängig.
So resultiert eine Vernachlässigung kultureller Unterschiede in scheiternden Projekten und
Jointventures, Mergers and Acquisitions, Marketing-Desasters, unmotivierten Mitarbeitern.
Ebenfalls wird die Möglichkeit dauerhafte kulturelle Wettbewerbsvorteile zu bilden im Keim
erstickt.
Werden kulturelle Unterschiede jedoch erkannt, können sie zu innovativen
Geschäftsprozessen sowie besserem Verständnis beiderseits führen. [Hoecklin 1995: 1]
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2.4 Fazit: Bildung multikultureller virtueller Teams
In diesem Kapitel wurde vor dem Hintergrund eines fortschreitenden
Globalisierungsprozesses die Rolle moderner IKT-Technologien als auch die Rolle kultureller
Unterschiede diskutiert.
Um die Herausforderungen des globalen Wettbewerbs zu meistern, sind Unternehmen
gezwungen sich jenseits nationaler Märkte Vorteile zu verschaffen.
Gleichzeitig bedingt dieser Trend auch einen stärkeren interkulturellen Kontakt mit Menschen
aus verschiedensten Kulturkreisen. Auch jenseits von IKT wird eine interkulturelle
Kompetenz zu einer Kernfähigkeit in globalen Märkten.
IKT fördern interkulturellen Kontakt. Für die Unternehmen ergibt sich so die Möglichkeit
neue Quellen von Ideen und Inspiration aus anderen Ländern zu erschließen. Dabei bilden
sich neue Formen der Zusammenarbeit, welche die Bedeutung von Raum und Zeit
weitgehend aufheben, so dass eine Bildung multikultureller virtueller Teams möglich ist.
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3. Groupware als Werkzeugkasten multikultureller virtueller
Teams
Die im letzten Kapitel vorgestellten multikulturellen virtuellen Teams nutzen eine Vielzahl
von Technologien, die ihre Zusammenarbeit möglich macht und unterstützt. In der Literatur
wird die computerunterstützte Zusammenarbeit als CSCW (computer supported cooperative
work) bezeichnet. Charakteristisch ist dabei die Interdisziplinarität dieses Forschungsgebietes,
das Themen u.a. aus Wirtschaftsinformatik, Arbeitswissenschaft, Psychologie und
Kommunikationswissenschaft umfasst. [Malone/Crowston 1990, S.357-370; Scholer 1998,
S.13; Seufert 1997, S.73 f.; Burger 1997, S.8]
3.1 Definition und Abgrenzung
Während CSCW in der Literatur nahezu durchgängig als wissenschaftlicher Rahmen
beschrieben wird, fällt es jedoch schwer Begriffe wie Groupware und damit direkt
zusammenhängende Begriffe wie Workgroup Computing oder Workflow Management zu
definieren und voneinander abzugrenzen. Diese Begriffe befinden sich in einem starken
Wandel, so dass sich noch keine einheitliche Definition gebildet hat. [Nastansky 2002: S.239]
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Die folgende Definition entstammt aus Hansen, Neumann [2001: S. 439] und soll im Rahmen
dieser Arbeit verwendet werden:
Bei dem in den USA entstandenen Begriff Workgroup Computing (abgekürzt WGC)
geht es darum - aus Sicht einer Arbeitsgruppe - gemeinsam mit Information
umzugehen, sie zu erzeugen, zu sammeln, zu kommentieren, zu strukturieren und zu
verteilen, kurz, sie vielfältig für die täglichen Aufgaben einzusetzen.
Programmsysteme, die diesen Prozess möglichst einfach und weit reichend
unterstützen, ohne die Dynamik und die Flexibilität dieser ablaufenden
Gruppenarbeitsprozesse in die Zwangsjacke starr vorgegebener Abläufe/Strukturen zu
pressen, bezeichnet man als Groupware.
3.2 Klassifikationsansatz verschiedener Groupwareapplikationen
Die Abbildung 4 zeigt die typischen Komponenenten einer solchen Mehrbenutzer-Software
und gibt gleichzeitig eine Einteilung nach den Dimensionen Zeit und Ort der primär
unterstützten Gruppenarbeit. [Hansen, Neumann: S.439]
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Abbildung 4 Typische Aufgabenunterstützung durch Groupware-Komponenten
[Hansen, Neumann: S.439]
Diese Zeit-Raum Matrix ist an den Klassifikationsansatz nach Johansen [1988] angelehnt.
Problematisch ist nach dieser Einteilung jedoch die fehlende eindeutige
Zuordnungsmöglichkeit bestimmter Applikationen zu einzelnen Kategorien. Geeignet ist eine
solche Darstellung daher für eine Klassifikation der Verwendung von Groupware-
Applikationen als für die Beschreibung der möglichen Groupware-Funktionalitäten.
[Nastansky 2002: 239-240]
3.3 Beschreibung einzelner Groupwarekomponenten
Viele der in Abbildung 4 gezeigten Groupwarekomponenten in den Kategorien ,,zur gleichen
Zeit - am gleichen Ort" lassen sich auch in räumlich als auch zeitlich versetzten Varianten
durchführen. Brainstorming im Netz ist so auch in asynchronen Varianten möglich, im Sinne,
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dass sich Teilnehmer erst von den Beiträgen anderer Mitglieder inspirieren lassen und dann,
wenn sie Zeit dazu finden, selbst Vorschläge machen. [Hansen, Neumann: S.439]
Auch Wahlen können zeitlich versetzt, als auch gleichzeitig erfolgen. Als Beispiel hat die
Konferenzsoftware Lotus Sametime die Funktion integriert, während einer Videokonferenz
eine Abstimmung einzuberufen. Ebenso sind polls, beispielsweise auf Webseiten,
Möglichkeiten der asynchronen Kommunikation.
Mit Hilfe digitaler Signaturen lassen sich die Wahlberechtigten eindeutig identifizieren,
ebenso sehen moderne Groupwarefunktionalitäten Möglichkeiten zur anonymen Wahl
[Hansen, Neumann: S.439-440] und zu anonymen Äußerungen vor. Durch die Möglichkeit
sich anonym zu äußern, werden Hemmungen abgebaut und eine gleichberechtigte Teilnahme
gesichert. [Atkinson 1999]
Elektronische Post (Email) ist (neben dem traditionellen Telefon) die weitaus wichtigste
Groupware-Anwendung. [Hansen, Neumann: 440] Email ist ein effizientes Medium bezüglich
1:1- und 1:n-Kommunikation. Aufgrund der fehlenden Strukturierung und dem zu
transportierenden Informationsvolumen stößt Email-Kommunikation sehr schnell an seine
Grenzen. Moderne Groupwaresysteme unterstützen zu diesem Zweck das Pull-Modell der
Zusammenarbeit, um Informationen miteinander zu teilen, gemeinsam zu pflegen, zu
strukturieren etc. [Nastansky 2002: 241]
Bei der Organisation von Sitzungen können Teilnehmer auch auf Werkzeuge zur
Unterstützung elektronischen Brainstormings zurückgreifen. Diese Brainstorming Programme
bieten Funktionen zur Unterstützung der Ideenfindung, Gruppierung (Clustering) und
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Auswahl der Ideen, Zuordnung von Gewichten und Wahrscheinlichkeiten, Bewertung und
Abstimmung. [Hansen, Neumann: 441]
Auch hier sind Möglichkeiten anonymer Äußerungen vorgesehen, welche Ideen und ehrliche
Meinungsäußerung fördern sollen.
Geteilte Anwendungen (engl. application sharing) ermöglichen es einer Vielzahl von
Benutzern synchron oder asynchron ein Dokument zu bearbeiten. Beispiele wären
gemeinsame Erstellung von CAD-Entwürfen, gemeinsame Erstellung einer Excel-Tabelle etc.
Während bei synchroner Zusammenarbeit jeder der Teilnehmer über einen eigenen Mauspfeil
zur Bearbeitung von Dateien verfügt, geben asynchrone Varianten Hinweise darauf, wer an
welchem Dokument welche Veränderungen durchgeführt hat. Nicht akzeptierte Änderungen
können so leicht rückgängig gemacht werden. [Hansen, Neumann: 441]
Shared whiteboards stellen eine Art elektronische Pinwand dar, die von den Teilnehmern
genutzt werden kann. Teilnehmer können so grafisch ihre Ideen skizzieren und verdeutlichen.
Videokonferenzen haben den Vorteil im Gegensatz zu einer Telefonkonferenz, dass sich die
Teilnehmer sehen und hören können. Neben dem Sprachkanal steht noch ein Videokanal zur
Verfügung. Informationen können so zusätzlich noch durch nonverbale Signale (Mimik,
Gestikulieren etc.) angereichert werden.
Zur terminlichen Koordination von gruppenrelevanten Ereignissen steht dem Team ein
Gruppenkalender zur Verfügung (group calendar). Mit Hilfe des Gruppenkalenders können
Meetings einberufen, Räume reserviert werden etc. Ebenso prüft der Kalender bei der
Einberufung eines Meetings die Kalender der teilnehmenden Mitglieder: haben alle
betreffenden Personen Zeit, sind Räume und entsprechende Materialien zur Unterstützung des
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Meetings verfügbar? Dabei greift der Gruppenkalender auf weitere
Groupwarefunktionalitäten zurück, so dass Einladungen und Annahmen per Mail verschickt
werden. Entsprechende Einträge in die elektronischen Kalender beteiligter Personen werden
dabei häufig automatisch erledigt.
Auch sieht moderne Groupware verschiedene elektronische Rollenfunktionen vor. So können
beispielsweise bei elektronischen Meetings Stimm- und Moderationsrechte erteilt und
entzogen werden sowie Zugriffe auf Datenbestände reguliert werden. Auch eine Zuordnung
von Personen zu bestimmten Personengruppen (bsp. alle Außendienstmitarbeiter, alle
Mitglieder des Vorstands) ist möglich.
Auch Funktionalitäten zur Bildung virtueller Gemeinschaften sind Teil moderner Groupware.
Elektronische Visitenkarten können so von den Teilnehmern genutzt werden, um sich der
elektronischen Gemeinschaft vorzustellen. Weiterhin stehen Profile zur Verfügung, um über
Kompetenzen und Erfahrungen der Besitzer zu informieren.
Im Zuge des Knowledge-Managements sehen auch Groupwareapplikationen eine
Neuanordnung verschiedener Datenbestände vor. So können Datenbestände durch die Wahl
verschiedener Ansichten und Masken neu aufbereitet werden. Der Vorteil hierbei ist, dass die
Daten nicht dupliziert werden, eine Überlappung vermieden wird, was auch gleichzeitig
Speicherplatz und Organisationsaufwand spart.
Auch sind in der elektronischen Aufbereitung von Datenbeständen Darstellungsmöglichkeiten
gegeben, wie sie in der physischen Welt nur mit großem Aufwand zu realisieren wären. So
können Daten animiert, zeitlich wechselnd dargestellt werden. Eingebettete Ansichten
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2001
- ISBN (eBook)
- 9783832476113
- ISBN (Paperback)
- 9783838676111
- DOI
- 10.3239/9783832476113
- Dateigröße
- 5.1 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Paderborn – Informatik / Wirtschaftsinformatik
- Erscheinungsdatum
- 2004 (Januar)
- Note
- 1,7
- Schlagworte
- lotus notes globalisierung kommunikation outlook e-mail
- Produktsicherheit
- Diplom.de