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Faktoren einer erfolgreichen Venture Capital Finanzierung von innovativen Wachstumsunternehmen

©1999 Diplomarbeit 111 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Im Rahmen der Kontroverse des Standortes Deutschland wird der Mittelstand als Träger von Innovation und Beschäftigungswachstum angeführt. Mit Blick auf die erfolgreiche Entwicklung des Venture Capital Marktes in den Vereinigten Staaten rückt die Thematik der Verbesserung der Risikokapitalversorgung von jungen, innovativen Wachstumsunternehmen des Mittelstandes durch Venture Capital Gesellschaften (VCG) in den Mittelpunkt der Diskussion. Jedoch werden häufig nur die vom Staat gesetzten Rahmenbedingungen und die Strukturen der traditionell organisierten Kapitalmärkte betrachtet. Vereinzelt werden auch Beiträge mit der Thematik der Finanzierungsform Venture Capital und ihrer vertraglichen Ausgestaltung beigesteuert. Obwohl Teil der Definition des Begriffs Venture Capital, wird der Managementunterstützung und Bereitstellung von zusätzlichen Dienstleistungen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dies ist verwunderlich, da gerade hierdurch VCG durch diverse Handlungsmöglichkeiten, trotz aller verbesserungswürdiger Rahmenbedingungen, den Erfolg der Beteiligung beeinflussen können. Daher gilt es, die Handlungsmöglichkeiten zu identifizieren und hinsichtlich ihrer Erfolgswirksamkeit zu diskutieren. Diese Handlungsmöglichkeiten haben eine zeitliche Dimension hinsichtlich der Beteiligungsanbahnung bis zum Exit, eine quantitative Dimension bezüglich des Umfangs der von der VCG angebotenen und von dem VC-finanzierten Unternehmen nachgefragten Managementunterstützung und eine qualitative Dimension, also die Fähigkeit der VCG die angebotene Dienstleistungen auch professionell darstellen zu können.
Zusammenfassung:
Ausgangspunkt der Arbeit war die Betrachtung folgender Fragestellungen:
Welche Gestaltungs- und Interaktionsmöglichkeiten ergeben sich bei einer VC-Finanzierung für das Management der VCG und für das Management der Beteiligungsunternehmen.
Welchen Anteil an einer erfolgreichen Entwicklung einer VC-Beteiligung hat die Finanzierungs- und die Dienstleistungskomponente der VCG.
Anhand der Auswertung der Ergebnisse einer Befragung mit Venture Capital finanzierten Unternehmen (VCU) soll eine Aussage getroffen werden, welchen Umfang und welchen Stellenwert die Bereitstellung von Managementunterstützung und weiteren Dienstleistungen seitens VCG hat bzw. haben und in wieweit diese zur erfolgreichen Entwicklung der VCU einen Beitrag leisten. Das erstmals in dieser Arbeit vorgestellte phasenorientierten VC-Finanzierungsmodell, […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7598
Führer, Kaj: Faktoren einer erfolgreichen Venture Capital Finanzierung von innovativen
Wachstumsunternehmen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Technische Universität Darmstadt, Technische Universität, Diplomarbeit, 1999
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis Seite
II
1 EINFÜHRUNG
1
1.1 Problemstellung
1
1.2 Lösungsansatz
2
1.3 Aufbau
3
1.4 Methodik der Fragebogenuntersuchung
4
2 VENTURE
CAPITAL
6
2.1 Begriff Venture Capital
6
2.2 Finanzierungsmethode Venture Capital
8
2.2.1 Funktion von Venture Capital
8
2.2.2 Organisationsformen von Venture Capital
10
2.2.3 Typologisierung der VC-Finanzierungsphasen
10
2.2.4 Klassifizierung der VCG
12
2.2.5 Klassifizierung der VCU
13
2.3 Venture Capital Markt in Deutschland
14
2.3.1 Aktuelle Zahlen und Entwicklungstendenzen
14
2.3.2 Internationaler Vergleich der Venture Capital Märkte
15
2.3.3 Wertung und Ausblick des VC-Marktes
16
2.4 Neuer Markt als Exit-Kanal
17
2.4.1 Neuer Markt
17
2.4.2 Auswirkungen des Neuen Marktes bei VCG
18
3 PHASENORIENTIERTES GESCHÄFTSMODELL VON VCG
21
3.1 Einleitung
21
3.2 Phase der Akquisition von Finanzierungs- und Beratungskompetenz
22
3.3 Phase der Kapitalakquisition
24
3.4 Phase der Beteiligungsakquisition
25
3.5 Phase der Beteiligungwürdigkeitsprüfung/Deal Prüfung
27
3.6 Phase der Beteiligungsverhandlung
31

Inhaltsverzeichnis Seite
III
3.7 Phase der Managementunterstützung 33
3.8 Phase der Desinvestition
36
3.9 Phase der Erfolgsanalyse
38
4 PHASENORIENTIERTES VC-FINANZIERUNGSMODELL VON VCU 39
4.1 Einleitung
39
4.2 Phase der Akquisition von Innovations- und Managementkompetenz
39
4.3 Phase Erstellung eines Unternehmenskonzepts
41
4.4 Phase der Finanzierungsevaluation
41
4.5 Phase der VCG-Evaluation
42
4.6 Phase der Beteiligungsverhandlung mit den VCG
45
4.7 Phase der Nutzung der Managementunterstützung 52
4.7.1 Management von VCU
52
4.7.2 Interaktion von VCU und VCG
53
4.8 Phase der Erschließung neuer Eigenkapitalquellen
60
4.9 Phase der Nutzenanalyse
64
5 EMPFEHLUNGEN UND AUSBLICK
68
6 LITERATURVERZEICHNIS
VIII
7 ANHANG
A
XVII
7.1 Anhang: Finanzierungsphasen
XVII
7.2 Anhang: Transparenz, Liquidität und Marketing am NM
XVIII
7.3 Anhang: Desinvestitionmöglichkeiten
XX
7.4 Anhang: Inhalt eines Businessplans
XXII
7.5 Anhang: Gründe für einen Börsengang
XXIII
7.6 Anhang: Kriterien der Börsenfähigkeit
XXIV
7.7 Anhang: VCU am Neuen Markt
XXV
8 ANHANG
B
XXVII

Inhaltsverzeichnis Seite
IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1-1: Aufbau der Arbeit
3
Abbildung 2-1: Verteilung der Investments auf die Finanzierungsphasen 14
Abbildung 2-2: Entwicklung der erstmaligen IPO-Tätigkeit bei VCG
19
Abbildung 3-1: Phasenorientiertes Geschäftsmodell von VCG
21
Abbildung 4-1: Phasenorientiertes VC-Finanzierungsmodell von VCU
40
Abbildung 4-2: Art der Kontaktaufnahme mit der VCG
44
Abbildung 4-3: Kriterien für die Auswahl der VCG
46
Abbildung 4-4: Dauer der Aufnahme des neuen VC-Gesellschafters vom
ersten Kontakt bis zur Vertragsunterzeichnung
47
Abbildung 4-5: Finanzierungsphase, in welcher erstmals eine VC-Finanzierung
stattfand
48
Abbildung 4-6: Mitarbeiteranzahl zum Zeitpunkt der VC-Investition
48
Abbildung 4-7: Unternehmensbereiche, in welche die VCG vor der
Investitionszusage Einblick verlangte
49
Abbildung 4-8: Art der Unternehmensbewertung
50
Abbildung 4-9: Prozentualer Anteil der VCG am Grund-/Stammkapital
51
Abbildung 4-10: Anzahl der an der Finanzierung beteiligten VCG
52
Abbildung 4-11: Hauptvorteile der Dienstleistungen für das VCU
58
Abbildung 4-12: Quantitative und qualitative Aspekte der Beratung der VCG
bei strategischen Entscheidungen
59
Abbildung 4-13: Anzahl der Änderungen des Businessplans in der VC-
Finanzierungsphase
59
Abbildung 4-14: Essentielle Zielerreichungskriterien des Businessplans
60
Abbildung 4-15: Kontrolle der Einhaltung des Businessplans
61
Abbildung 4-16: Wichtigkeit der Einflußfaktoren bei der Festlegung des
Emissionspreises
64

Inhaltsverzeichnis Seite
V
Abbildung 4-17: Auswirkungen der VC-Finanzierung
67
Abbildung 7-1: Finanzierungsphasen
XVII
Tabellenverzeichnis
Tabelle 3-1: Investitionskriterien von VCG
30
Tabelle 4-1: Venture Capital-Herkunft
46
Tabelle 4-2: Art der VC-Finanzierung
50
Tabelle 4-3: Angebotene Dienstleistungen von Seiten der VCG
54
Tabelle 4-4: Von VCU in Anspruch genommene Dienstleistungen
56
Tabelle 4-5: Performance von VCU bei Umsatzwachstum und Ergebnis-
verbesserung
66
Tabelle 7-1: Inhalt eines Businessplans
XXII
Tabelle 7-2: VCU am Neuen Markt
XXV
Abkürzungsverzeichnis
BVK
Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften ­
German Venture Capital Association e.V.
CAPM
Capital Asset Pricing Model
DBAG
Deutsche Börse AG
EASDAQ
European Association of Securities Dealers Automated
Quotation System
EVCA
European Venture Capital Association
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
GCAPM
Generalized Capital Asset Pricing Model
i. d. R.
in der Regel
IPO
Initial Public Offering
MBI
Management buy in
MBO
Management buy out

Inhaltsverzeichnis Seite
VI
MBI
Management buy in
MBO
Management buy out
Mio. Millionen
NASDAQ
National Association of Securities Dealers Automated
Quotation
NM Neuer
Markt
p. a.
per annum
SEC
Security Exchange Commission
UBG Unternehmensbeteiligungsgesellschaft
USA
United States of America
VC
Venture
Capital
VCG
Venture
Capital
Gesellschaft
VCU
Venture
Capital-finanziertes
Unternehmen
WiSt
Wirtschaftswissenschaftliches
Studium
ZfbF
Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche
Forschung
ZfgK
Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen

Problemstellung Seite
1
1 Einführung
1.1 Problemstellung
Im Rahmen der Kontroverse des Standortes Deutschland wird der Mittelstand
als Träger von Innovation und Beschäftigungswachstum angeführt.
1
Mit Blick
auf die erfolgreiche Entwicklung des Venture Capital Marktes in den
Vereinigten Staaten rückt die Thematik der Verbesserung der
Risikokapitalversorgung von jungen, innovativen Wachstumsunternehmen des
Mittelstandes durch Venture Capital Gesellschaften (VCG) in den Mittelpunkt
der Diskussion. Jedoch werden häufig nur die vom Staat gesetzten
Rahmenbedingungen und die Strukturen der traditionell organisierten
Kapitalmärkte betrachtet.
2
Vereinzelt werden auch Beiträge mit der Thematik
der Finanzierungsform Venture Capital und ihrer vertraglichen Ausgestaltung
beigesteuert.
3
Obwohl Teil der Definition des Begriffs Venture Capital,
4
wird
der Managementunterstützung und Bereitstellung von zusätzlichen
Dienstleistungen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dies ist verwunderlich,
da gerade hierdurch VCG durch diverse Handlungs-möglichkeiten, trotz aller
verbesserungswürdiger Rahmenbedingungen, den Erfolg der Beteiligung
beeinflussen können. Daher gilt es, die Handlungsmöglichkeiten zu
identifizieren und hinsichtlich ihrer Erfolgswirksamkeit zu diskutieren. Diese
Handlungsmöglichkeiten haben eine zeitliche Dimension hinsichtlich der
Beteiligungsanbahnung bis zum Exit, eine quantitative Dimension bezüglich
des Umfangs der von der VCG angebotenen und von dem VC-finanzierten
Unternehmen nachgefragten Managementunterstützung und eine qualitative
Dimension, also die Fähigkeit der VCG die angebotene Dienstleistungen auch
professionell darstellen zu können.
1
Vgl. Fahrholz, 1999, S.2; Gerke et al., 1992, S.5-7; Wittneben, 1997, S.22-26.
2
So in: Gerke, S.46-113; Münstermann, 1996, S.181-291; steuerliche Aspekte BRD:
Nevermann, 1986, S.121-142.
3
So in: Ebert, 1998, S.41-59; Schäfer, 1997, S.93-186, Weimerskirch, 1998.
4
Vgl. Kap. 2.1.

Lösungsansatz Seite
2
1.2 Lösungsansatz
Ausgangspunkt der Arbeit war die Betrachtung folgender Fragestellungen:
· Welche Gestaltungs- und Interaktionsmöglichkeiten ergeben sich bei einer
VC-Finanzierung für das Management der VCG und für das Management
der Beteiligungsunternehmen.
· Welchen Anteil an einer erfolgreichen Entwicklung einer VC-Beteiligung hat
die Finanzierungs- und die Dienstleistungskomponente der VCG.
Anhand der Auswertung der Ergebnisse einer Befragung mit Venture Capital
finanzierten Unternehmen (VCU) soll eine Aussage getroffen werden, welchen
Umfang und welchen Stellenwert die Bereitstellung von
Managementunterstützung und weiteren Dienstleistungen seitens VCG hat
bzw. haben und in wieweit diese zur erfolgreichen Entwicklung der VCU einen
Beitrag leisten. Das erstmals in dieser Arbeit vorgestellte phasenorientierten
VC-Finanzierungsmodell, welches aus Sicht des VCU die einzelnen Teile
einer VC-Finanzierung betrachtet, dient der Strukturierung der Ergebnisse der
Fragebogenaktion.
Jedoch ist für aussagekräftige Ergebnisse eine Betrachtung des gesamten
Prozesses der Wertschöpfung einer VC-Finanzierung ratsam. Daher wurde
zusätzlich das phasenorientierte Geschäftsmodell der VCG aufgegriffen und
weiterentwickelt. Anhand dieser beiden Modelle werden die Handlungs-
möglichkeiten sowohl der VCG als auch des VCU dargestellt und hinsichtlich
ihrer Erfolgsfaktoren analysiert. Bei dem phasenorientierten Geschäftsmodell
der VCG liegt der Schwerpunkt auf der Sammlung, Darstellung und
Weiterentwicklung der aus Literaturquellen bekannten Aspekte.
Ziel dieser Arbeit ist es, mit Hilfe der beiden phasenorientierten Modelle,
sowohl für VCG als auch für VCU, Gestaltungs- und Interaktionsmöglichkeiten
zu identifizieren, die eine erfolgreiche VC-Finanzierung von innovativen
Wachstumsunternehmen ausmachen. Diese können die VCG nutzen, um
lukrative Investments sicherzustellen und um jungen Wachstumsunternehmen
auf dem Weg zum Neuen Markt die schnelle, effiziente und erfolgreiche
Umsetzung ihrer Innovationen zu ermöglichen.

Aufbau
Seite 3
Um den Rahmen dieser Ausarbeitung nicht zu sprengen, wurde nur wenig
Gewicht auf die Darstellung der allgemeinen Rahmenbedingungen für Venture
Capital gelegt.
5
1.3 Aufbau
Einen Überblick über den Aufbau dieser Arbeit bietet Abbildung 1-1.
Erarbeitung und Darstellung der
Grundlagen der VC-Finanzierungsmethode
Ausarbeitung von Faktoren einer erfolgreichen
VC-Investition
Schlußfolgerungen und Empfehlungen
Modell der Einfluß- Interaktionsmöglichkeiten
der VCG und des VCU
Darstellung und Analyse des
Wertschöpfungsprozesses einer VC-Investition
Phasenorientiertes
Geschäftsmodell der
VCG
Schwerpunkt:
Darstellung, Analyse und
Erweiterung anhand
Literaturquellen
Phasenorientiertes
VC-Finanzierungsmodell des VCU
Schwerpunkt:
deskriptive Auswertung
einer Fragebogenuntersuchung
Abbildung 1-1: Aufbau der Arbeit
In Kapitel 2 werden anhand einer Definition des Begriffs Venture Capital und
der Darstellung der Finanzierungsmethode Venture Capital die Grundlagen für
die weiteren Ausführungen geschaffen. Dem schließt sich eine aktuelle
Bestandsaufnahme und eine Wertung des Venture Capital Marktes in
Deutschland an. Danach erfolgt eine Betrachtung des Neuen Marktes der
Deutschen Börse AG als neue und vielversprechende Exitmöglichkeit für VCU.
Entsprechend wird der Neue Markt hinsichtlich seiner Attraktivität als Exit und
seiner Perspektive für VCG analysiert.
5
Behandelt in: Nevermann, 1986, insb. steuerliche Aspekte von Venture Capital: S.93ff;
Schefczyk, 1998, insb. S.47-100.

Methodik der Fragebogenuntersuchung
Seite 4
Im Hauptteil, welche die Kapitel 3 und 4 repräsentieren, wird der eigentlichen
Problemstellung nachgegangen, inwieweit die von den VCG angebotenen und
von dem VCU nachgefragten Dienstleistungen die erfolgreiche Entwicklung
der Beteiligungsunternehmen während der VC-Investitionsphasen
unterstützen, um diese so als Neue Markt Kandidaten zu positionieren.
Entsprechend dem Lösungsansatz umfaßt dies den gesamten Prozeß der
Wertschöpfung einer VC-Finanzierung. Die daraus für die VCG und das VCU
gewonnenen Ergebnisse finden sich stichpunktartig zusammen mit einem
Ausblick in Kapitel 5.
1.4 Methodik der Fragebogenuntersuchung
Erhebungsmethode war eine schriftliche Befragung der mit Venture Capital
finanzierten am Neuen Markt notierten Unternehmen mittels eines
standardisierten Fragebogens.
6
Damit wurden, beruhend auf den
Zulassungskriterien der Deutschen Börse AG für dieses Börsensegment, per
Definition innovative, wachstumsstarke Unternehmen befragt.
7
Ein wichtiger
Aspekt ist, daß diese Unternehmen nach Vorgabe wirtschaftlicher Kriterien
und Kennziffern die Börsenfähigkeit erreichten und somit als am Markt
erfolgreiche und anerkannte Unternehmen charakterisiert werden können.
8
Anhand der deskriptiven Auswertung der Ergebnisse der Befragung soll über
folgende Aspekte eine Aussage getroffen werden:
· Welche Kompetenzen und Ressourcen eine VCG besitzen sollte, um
erfolgreich auf dem VC-Markt aufzutreten.
· Welche Konsequenzen sich für Unternehmen hinsichtlich der
Geschäftsführung, Publizität etc. ergeben, die auf der Suche nach VC sind
bzw. welche mit VC finanziert wurden.
· Welche Dienstleistungen die VCU nutzten und welche Vorteile bzw.
Nachteile sich aus den in Anspruch genommen Dienstleistungen ergeben.
· Welchen Beitrag die VCG zur erfolgreichen Entwicklung einer VCU leisten
im Sinne eines Added Value.
6
Der Fragebogen ist in Anhang B dokumentiert.
7
Vgl. Kapitel 2.1

Methodik der Fragebogenuntersuchung
Seite 5
· Welche Relevanz die Möglichkeit einer Notierung am Neuen Markt für die
VC-Finanzierung hat.
Als Adressaten der Fragebögen wurden die Unternehmensgründer bzw. die
Vorstände gewählt, da diese schon vor dem VC-Investment das jeweilige
Unternehmen leiteten und entsprechend die VC-Finanzierungsphase
mitgestalteten. Bei der Gestaltung des Fragebogens wurde auf ein
übersichtliches Layout wert gelegt. Die Fragen wurden überwiegend als
Multiple Choise gestellt, um die Beantwortung der insgesamt 64 Fragen zu
vereinfachen und um ein schnelles Ausfüllen zu ermöglichen. In dem
Anschreiben wurde das Untersuchungsziel erörtert und die vertrauliche
Behandlung der Ergebnisse zugesichert.
Von den zum damaligen Zeitpunkt der Untersuchung (10.03.1999) am Neuen
Markt notierten 74 Unternehmen waren 43 vor dem IPO VC-finanziert, was
einem Anteil von 54,4% entspricht. Von der Gesamtheit der VCU sendeten 12
Unternehmen den Fragebogen vollständig ausgefüllt zurück, was einer Quote
von 27,9% bezüglich der relevanten Zielgruppe der VCU entspricht. Zusätzlich
wurden 4 Fragebögen unvollständig beantwortet, so daß sich für die jeweiligen
Fragen eine Beantwortungsquote von maximal 37,2% bezogen auf alle VCU
ergibt. Jedoch besteht grundsätzlich ein Abgrenzungsproblem. Einige der im
Anhang 7.2 aufgelisteten VC-Geber sind Mitarbeiterbeteiligungs-
gesellschaften, ebenso sieht sich bis auf eine Ausnahme die Gruppe der von
der Gold-Zack AG im Rahmen einer Bridge-Finanzierung an die Börse
begleiteten Unternehmen nicht als VC-finanziert an. Nach eigener
Einschätzung treffen daher nur 26 Unternehmen die in dieser Arbeit
verwendete Definition von Venture Capital,
9
woraus sich dann eine
Rücklaufquote von 46,2% (maximal: 61,5% bei einigen Fragen) errechnet.
Aufgrund des Umfangs von neun Seiten mit insgesamt 64 Fragen kann somit
die Fragebogenaktion als voller Erfolg gewertet werden.
8
Doch gilt neben dem Börsengang der Trade Sale als ebenso gewinnbringende Exit-Variante,
womit diese Gruppe von ebenfalls erfolgreichen Unternehmen nicht in der
Fragebogenuntersuchung berücksichtigt wird.
9
Vgl. Kapitel 2.1.

Begriff Venture Capital
Seite 6
2 Venture Capital
2.1 Begriff Venture Capital
Die Begriffsdefinition des ,,Venture Capital" hat sich seit seinem Aufkommen in
den Vereinigten Staaten um 1945 von der Ursprungsidee, dem Aufspüren,
Finanzieren und Fördern von erfolgversprechenden Unternehmens-
gründungen, permanent erweitert.
10
So umfaßt Venture Capital in der
Definition des BVK die gesamte Bandbreite unternehmerischer
Finanzierungsanlässe, von der Existenzgründung bis hin zur Finanzierung
etablierter Unternehmen, was auch in der deutschen Übersetzung
,,Beteiligungskapital" zum Ausdruck kommt.
11
Ganz allgemein definiert Pratt:
12
,,Venture Capital is the business of building businesses", womit er auch den
volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Venture Capital gerecht wird.
13
Im Rahmen dieser Arbeit sollen die folgenden Charakteristika den Begriff
Venture Capital definieren:
· Eigenkapitalfinanzierung
Die Kapitalbereitstellung erfolgt typischerweise in Form von Beteiligungskapital
(Equity) oder Finanzierungstiteln mit beteiligungs-ähnlichem Charakter
(Equity-linked), welches voll haftendes Eigenkapital darstellt.
14
Vertragsbestandteil ist insbesondere die an Bedingungen gebundene
Ausübung von Optionen zur Wandlung derivater Beteiligungs-konstruktionen
in Eigenkapital, die von beiden Seiten wahrgenommen werden kann.
15
Demnach kommen als Finanzierung sowohl Anteilstitel als auch
Optionsanleihen, Wandelanleihen, Vorzugsaktien, beteiligungsähnliche
Genußscheine, stille Einlagen mit begrenzter Laufzeit, nachrangiges
Fremdkapital oder Mischformen in Frage. Reine Bankkredite sind nur als
ergänzende oder überbrückende Finanzierungsmaßnahmen anzusehen, da
10
Vgl. Kaminski, 1988, S.18.
11
Vgl. BVK, 1998, S.7.
12
Vgl. Pratt, 1982, S.10.
13
Vgl. Kapitel 2.2.1.
14
Vgl. Weimerskirch, 1998, S.9.
15
Vgl. Christen, 1991, S.33.

Begriff Venture Capital
Seite 7
i.d.R. keine adäquaten Sicherheiten existieren und durch feste Zins- und
Rückzahlungspflichten das Insolvenzrisiko des VCU steigt.
16
· Wertmaximierung
Eine Venture Capital Finanzierung verfolgt grundsätzlich eine
Wertmaximierung, welche je nach Investitionsmotivation unterschiedlich
aussehen kann. So verfolgen private VCG und Business Angels
17
die
Strategie einer maximalen Rendite durch einen hohen Verkaufserlös
(Gewinnmaximierung), staatliche VC-Fördermaßnahmen zielen in Richtung
einer allgemeinen Unterstützung von Unternehmensneugründungen und damit
einhergehenden positiven volkswirtschaftlichen Effekten. Corporate VCG
suchen die Wertmaximierung über eine den Hauptgeschäftszweig fördernde
Beteiligung oder des ,,window on technology".
· Kontroll- und Mitspracherechte
Im Finanzierungsvertrag lassen sich die Venture Capital-Geber nahezu immer
umfangreiche Kontroll- und Mitspracherechte hinsichtlich grundlegender
strategischer Entscheidungen und der Verwendung der eingebrachten Mittel
einräumen. Damit soll sichergestellt werden, daß die VCU im Sinne der
Kapitalgeber handeln.
18
· Unternehmerische Beratung und Managementunterstützung
Neben der reinen Finanzierungsfunktion ist die aktive unternehmerische
Unterstützung durch den VC-Geber ein Kernstück des Beteiligungs-
prozesses.
19
Das Angebot der VCG umfaßt grundsätzlich das gesamte
Spektrum an unternehmerischen Aktivitäten, insbesondere die Beratung bei
Finanzmanagement- und Strategiefragen,
20
aber auch die Übernahme
operativer Funktionen.
21
Dies dient der Sicherung und Steigerung des
Beteiligungswertes, ebenfalls erfolgt so eine Risikominimierung durch den
Abbau der Informationsasymmetrie.
16
Vgl. Schefczyk, 1998, S.18 und Weimerskirch, 1998, S.8.
17
Besser sollte man von Business Angels Netzwerken sprechen, da sich je nach
Beteiligungshöhe und Branche einzelne Investoren zusammenschließen und so ihre Mittel,
ihre Erfahrungen /Fachkenntnisse und Beziehungen in die Firma einbringen.
18
Vgl. Weimerskirch, S.24.
19
Vgl. Christen, 1991, S.33.
20
Vgl. EVCA, 1996, S.6.
21
Vgl. Schefczyk, 1998, S.37; Zapp, 1979, S.69.

Finanzierungsmethode Venture Capital
Seite 8
· Minderheitsbeteiligung
VCG gehen in der Regel nur Minderheitsbeteiligungen ein. Dies liegt zum
einen in der Risikostreuung der VCG,
22
zum anderen in der Erhaltung des
VCU als eigenständiges Unternehmen mit hoher Eigeninitiative des
Gründers.
23
· Befristeter Investitionshorizont
Aufgrund der Orientierung an Kapitalgewinnen statt laufenden
Ertragsausschüttungen ist die VC-Finanzierung durch einen mittel- bis
langfristigen Investitionshorizont gekennzeichnet. Nach 5-10 Jahren wird
zwecks der Realisierung dieser Wertsteigerungen die Beteiligung verkauft.
24
· Hohes Wachstumspotential der VC-finanzierten Unternehmen
Zwar beschränkt sich Venture Capital nicht ausschließlich auf High-Tech-
Vorhaben, doch soll im weiteren der VC-Begriff als Finanzierungsmöglichkeit
auf Unternehmen eingeengt werden, die, abgesehen von der mangelnden
Börsenfähigkeit, den Kriterien der Deutschen Börse AG
25
entsprechen, um als
am Neuen Markt notierte Unternehmen in Frage zu kommen. Zielgruppe für
Venture Capital sind somit kleine und mittlere innovative Wachstums-
unternehmen, die in zukunftsweisenden, aber auch in traditionellen Branchen
mit Produkt-, Prozeß- oder Service-Innovationen tätig sind, Firmen mit der
Zielsetzung einer internationalen Ausrichtung und Unternehmen mit der
Bereitschaft zur aktiven Investor-Relation-Politik.
2.2 Finanzierungsmethode Venture Capital
2.2.1 Funktion von Venture Capital
Die Bereitstellung von Venture Capital kann in folgenden Bereichen einen
gesamtwirtschaftlichen Nutzen generieren:
26
· Schließung der Eigenkapitallücke innovativer, junger und kleiner
Unternehmen.
27
22
Vgl. Baumgärtner, 1998, S.37-38.
23
Vgl. Schefczyk, 1998, S.18.
24
Vgl. Schefczyk, 1998, S.18 und Weimerskirch, 1998, S.10.
25
Vgl. Deutsche Börse AG II, 1998.
26
Vgl. Schefczyk, 1998, S.VII und S.24.

Finanzierungsmethode Venture Capital
Seite 9
· Instrument zur Unterstützung des Strukturwandels hin zu Förderung von
wachstumsstarken Sektoren und Branchen mit hoher Innovationskraft.
28
· Schaffung von zusätzlichen zukunftssicheren und qualifizierten
Arbeitsplätzen in Wachstumsbranchen.
29
· Ergänzung organisierter Kapitalmärkte und auch als Anlageform vor allem
für institutionelle Investoren, die unter Diversifikationsgesichtspunkten
agieren.
Blieb in der Vergangenheit innovativen mittelständischen Unternehmen die
Möglichkeit des Zugangs zur Börse als attraktiver Eigenkapitalmarkt aufgrund
unzureichender Börsenreife, mangels eines geeigneten Marktsegmentes oder
mangels risikofreudiger und kapitalkräftiger Investoren verwehrt, so besteht
durch eine VC-Finanzierung die Möglichkeit, diese Nachteile zu umgehen und
das Unternehmen hin zu einer Börsennotierung zu entwickeln.
30
27
Zur Diskussion der Unterversorgung deutscher Unternehmen mit Eigenkapital vgl. Fritsch,
1981, S.31-49.
28
Vgl. Kaminski, 1988, S.136-138.
29
Vgl. Albach et al., 1987, S.569.
30
Vgl. Gerke et al.,1992, S.9-10.

Finanzierungsmethode Venture Capital
Seite 10
2.2.2 Organisationsformen von Venture Capital
Direkte Beteiligung
Bei einer direkten Beteiligung stellen einzelne bzw. kleine Gruppen von
Investoren unmittelbar an nicht börsenreifen Unternehmen ohne Zwischen-
schaltung von Institutionen Venture Capital zur Verfügung.
31
Diese
Organisationsform birgt jedoch hinsichtlich der Risikodiversifikation und der
Gewährleistung einer professionellen Auswahl und Betreuung der Beteiligung
Schwächen, weswegen die direkte Beteiligung keine große Bedeutung in der
VC-Praxis besitzt.
32
Allerdings bestehen Parallelen zu den Märkten des
Corporate Venturing, welche aufgrund eigener Finanzkraft und Management-
kapazität auf eine eigenständige Beteiligungsinstitution verzichten.
33
Indirekte Beteiligung
Die dominierende Organisationsform ist die indirekte Beteiligung, welche
projekt- oder fondsorientiert ausgestaltet werden kann.
34
Bei den
projektorientierten Ansätzen wird für jedes individuelle unternehmerische
Projekt eine gesonderte Finanzierung konzipiert.
35
Wie bei der direkten
Beteiligung besteht die Problematik der mangelnden Risikoverteilung und
Risikominimierung sowie der relativ hohen Transaktionskosten.
36
Daher haben
sich die fondsorientierten Beteiligungsformen in der Praxis durchgesetzt.
37
2.2.3 Typologisierung der VC-Finanzierungsphasen
Obwohl die präzise Abgrenzung nicht möglich ist, werden in Anlehnung an die
anglo-amerikanische Terminologie idealtypisch sechs VC-Finanzierungs-
phasen unterschieden, welche im Anhang 7.1 grafisch dargestellt sind:
38
31
Vgl. Nevermann, 1986, S.80.
32
Vgl. Christen, 1991, S.48-49 und Klemm, 1988, S.42.
33
Vgl. Nevermann et al., 1986, S.82.
34
Vgl. Zemke, 1995, S.107.
35
Vgl. Christen, 1991, S.47.
36
Vgl. Klemm, 1988, S.43.
37
Vgl. Venture Economics, 1989, S.2.
38
Vgl. Bovaird, 1990, S.29-32; BVK, 1997, S.78; Schefczyk, 1998, S.35-39; anders: Christen,
1991, S.39-42.

Finanzierungsmethode Venture Capital
Seite 11
· Seed
In dieser Phase wird eine Unternehmensgründung durch die Umsetzung einer
Idee in verwertbare Resultate vorbereitet. Dabei liegt der Schwerpunkt der
Finanzierung in Forschungsaktivitäten und Produktentwicklung.
39
· Start-up
Bei der Phase der Beteiligung an einer Unternehmensgründung liegt der
Schwerpunkt bei weitgehend abgeschlossener Produktentwicklung auf den
ersten Marketingschritten und der Produktionsvorbereitung. Nach wie vor
stehen den hohen Investitionen keine Erlöse gegenüber.
· Expansion-Stage
Das sich am Break-even-point befindende Unternehmen tritt für die
Finanzierung von Produktionsbeginn oder Wachstumsschritten in die
Expansion-Stage ein. Den Schwerpunkt bildet die Verbesserung der
Eigenkapitalquote bei der Produktions- und Absatzausweitung oder
Marktentwicklung.
· Bridge
Eine Überbrückungsfinanzierung hat den Zweck, einem Unternehmen Kapital
zur Vorbereitung eines Börsengangs oder zur Überwindung von
Wachstumsschwellen vor dem Verkauf an einen industriellen Investor zur
Verfügung zu stellen.
· MBO/MBI
Finanzierungsanlaß ist die Übernahme eines Unternehmens durch das
vorhandene Management (Management Buy out) bzw. durch ein externes
Management (Management Buy in).
40
· Turnaround
In der Phase des Turnarounds erfolgt die Finanzierung eines Unternehmens,
das sich nach einem Verlustzeitraum bzw. einer Sanierung im wirtschaftlichen
Wiederaufstieg befindet.
39
Vgl. Christen, 1991, S.39.
40
Ausführlich hierzu: Vgl. Schwenkedel, 1991.

Finanzierungsmethode Venture Capital
Seite 12
2.2.4 Klassifizierung der VCG
VCG können durch folgende Merkmale klassifiziert werden:
41
Eigentümerstruktur
Unterschieden werden können sogenannte ,,captive"-Gesellschaften, welche
von einem Mehrheitseigentümer geführt werden, ,,semi-captive"-
Gesellschaften, welche von einem feststehenden Eigentümerkreis betrieben
werden und ,,independent"-Gesellschaften
42
, die über eine breitere
Eigentümerbasis verfügen.
43
Trägerschaft
VCG können aus dem privaten oder öffentlichen Sektor stammen, jedoch fällt
oftmals eine eindeutige Zuordnung schwer, da z.B. auch private VCG an der
Bereitstellung von öffentlichen Fördermitteln beteiligt sein können oder
Tochtergesellschaften von Landesbanken als Universalbeteiligungs-
gesellschaften im privaten Sektor agieren.
44
In diese Kategorie lassen sich
auch Corporate Venturing Gesellschaften einordnen. Träger des informellen
Venture Capitals sind private Investoren, sogenannte Business Angels, welche
nicht börsennotierten Unternehmen ohne Einschaltung von Intermediären
Venture Capital zur Verfügung stellen.
Spezialisierungsgrad
Hierbei spielen Kriterien wie Regionen, Branchen, Finanzierungsphasen und
Unternehmensgrößen eine Rolle.
45
Umfang der angebotenen Dienstleistungen
Eine VCG kann anhand des Umfangs der angebotenen Management-
unterstützung und Dienstleistungen typologisiert werden.
46
41
Vgl. Schefczyk, 1998, S.17.
42
Zu dieser Gruppe gehören börsennotierte VCG wie z.B. die britische 3i inc., seit dem
01.02.1999 ist auch die erste deutsche reine VCG in amtlichen Handel notiert, die Tfg
Venture Capital AG.
43
Vgl. Bovaird, 1990, S.159-164.
44
Vgl. Nathusius, 1996, S.682-683.
45
Vgl. Norton et al., 1993, S.431-436.
46
Für eine ausführliche Betrachtung der angebotenen Dienstleistungen von VCG vgl. Kapitel
3.7 und 4.7.2.

Finanzierungsmethode Venture Capital
Seite 13
2.2.5 Klassifizierung der VCU
Wachstums- und Innovationsorientierung
Da die Gewinne der VCG hauptsächlich aus den Wertsteigerungen der
Beteiligungsunternehmen entstehen,
47
ist eine Wachstumsorientierung des
VCU bzw. KMU in seiner strategischen Geschäftsausrichtung eine
Schlüsseleigenschaft, wobei als qualitative Merkmale die mangelnde
Börsenreife und die zentrale Stellung der Unternehmerpersönlichkeit gelten
können.
48
Das Wachstum soll meist aus der Nutzung einer Innovation
generiert werden, wofür KMU zusätzliches Eigenkapital benötigen.
49
Innovatorische Effizienz von KMU
Die innovatorische Effizienz, also die schnelle und kompetente Umsetzung
einer Innovation, wird bei KMU hauptsächlich auf folgende Faktoren
zurückgeführt:
50
· KMU sind aufgrund ihrer hohen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in der
Lage, auf wandelnde ökonomische und politische Rahmenbedingungen
zügig zu reagieren und mit kundenorientierten Konzepten Marktnischen
abzudecken, die für Großunternehmen unattraktiv erscheinen.
· Aufgrund des starken Wettbewerbs, den KMU ausgesetzt sind, greifen
diese rasch technische Neuerungen auf um Wettbewerbsvorteile zu
gewinnen und Wachstumschancen wahrzunehmen.
· KMU besitzen bei FuE-Projekten eine Erfolgsquote von rund einem Drittel,
wohingegen bei Großunternehmen nur ein Anteil von 20-25% zum
wirtschaftlichen Erfolg führt.
51
Es läßt sich somit feststellen, daß es aufgrund der mangelnden Eigenkapital-
ausstattung, des hohen Kapitalbedarfs in den einzelnen Innovationsphasen
und der hohen Risiken eines Innovationsprozesses zu Hemmnissen bei der
47
Vgl. Nevermann et al., 1986, S.43.
48
Vgl. Hielscher et al., 1982, S.1.
49
Vgl. Hielscher et al., 1982; Klemmer et al., 1996, S.50.
50
Vgl. Wittneben, 1997, S.23.
51
Eine Erklärung dieser Tatsache kann in der qualitativen Ausprägung der FuE-Tätigkeiten
von KMU liegen, welche einen Schwerpunkt auf den Entwicklungsbereich legen, während
die eigentliche Forschungsarbeit bzw. Grundlagenforschung kaum betrieben wird, vgl.
Meyer-Krahmer et al., 1982, S.1-3.

Venture Capital Markt in Deutschland
Seite 14
Durchführung von Innovationsvorhaben kommen kann, welche KMU durch die
Akquisition fremder Mittel rsp. Venture Capital umgehen können.
52
2.3 Venture Capital Markt in Deutschland
2.3.1 Aktuelle Zahlen und Entwicklungstendenzen
Der deutsche Venture Capital Markt hatte 1997 ein Beteiligungsvolumen von
7,7 Mrd. DM,
53
wobei in 1998 ein Neugeschäft von 3,3 Mrd. DM getätigt
wurde.
54
V e r t e ilu n g d e r I n v e s t m e n t s a u f d ie F in a n z ie r u n g s p h a s e n
0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
S e e d & S t a r t
U p
E x p a n s io n
B r id g e
M B O / M B I
T u r n a r o u n d
Anteil in %
1 9 9 5
1 9 9 7
1 9 9 8
Abbildung 2-1: Verteilung der Investments auf die Finanzierungsphasen
55
In den verschiedenen Segmenten der Venture Capital Finanzierung haben
sich in den letzten Jahren einige Entwicklungstendenzen abgezeichnet, vgl.
Abbildung 2-1:
1. Entfielen zu Beginn der 90er Jahre noch rund 70% des Volumens der
Bruttoinvestitionen auf Expansionsfinanzierungen, so ging dieser Anteil
beständig zurück und erreichte im Jahr 1997 nur noch 30%.
56
2. Der Anteil der MBO/MBI-Finanzierungen hat sich im gleichen Zeitraum auf
über 25% der jährlich investierten Volumina erhöht. Dies ist auf die
Zunahme von Nachfolgeregelungen bei mittelständischen Unternehmen
sowie der Zunahme von Spinn-offs aus Großunternehmen
zurückzuführen.
57
52
Vgl. Wittneben, S.27-33.
53
Vgl. BVK, 1998, S.75.
54
Vgl. FAZ vom 02.03.1999, S.31.
55
Vgl. BVK, 1997, S.59-60, BVK, 1998, S.77, Schlicht, 1999, S.4.
56
Vgl. Schlicht, 1999, S.4.
57
Vgl. Frommannn, 1997, S.101-103.

Venture Capital Markt in Deutschland
Seite 15
3. Ausgehend von einer niedrigen Basis haben Early Stage-Finanzierungen
inzwischen einen Anteil am Bruttoinvestitionsvolumen von 23% erreicht.
wobei der Anteil an der Gesamtzahl der finanzierten Unternehmen höher
liegt. VCG investieren vermehrt in Unternehmen, die sich in diesen Phasen
befinden, da es heutzutage kein Problem mehr ist, auch sehr junge
Unternehmen an die Börse zu bringen.
58
Zudem ist die Steigerung der
Volumina auf spezielle Förderprogramme zurückzuführen.
59
4. Auffallend ist die Verdopplung des Bridgeanteils. Daraus kann geschlossen
werden, daß hier der Neue Markt seinen Einfluß geltend gemacht hat, da
durch ihn kurzfristige Engagements in Firmen lukrativ werden, die
unmittelbar vor einem Börsengang stehen.
60
2.3.2 Internationaler Vergleich der Venture Capital Märkte
Der deutsche VC-Markt liegt hinsichtlich seiner gesamtwirtschaftlichen
Bedeutung noch hinter relevanten internationalen Vergleichsmärkten zurück
61
und unterscheidet sich von diesen in folgenden drei Bereichen:
62
· Rahmenbedingungen
In Deutschland wird in vergleichsweise hohem Umfang öffentliches
Förderkapital in den VC-Markt geleitet.
63
Auch existiert eine unterschiedliche
steuerliche Behandlung von Veräußerungsgewinnen und Beteiligungs-
verlusten.
64
Zudem sind die Möglichkeiten über den Aktienmarkt Risikokapital
aufzubringen und VC-Beteiligungen zu plazieren in den USA ausgeprägter.
· Kapitalherkunft
Kapitalgeber sind in den USA primär Pensionsfonds (33%), Privatpersonen
(20%), Versicherungen (14%), ausländische Investoren (13%), private
58
Vgl. Schlicht, 1999, S.4.
59
Vgl. die Aufzählung der Förderprogramme in: Schefczyk, 1998, S.82.
60
Vgl. Schlicht, 1999, S.4.
61
Die Größe des deutschen VC-Marktes beträgt ca. 2,8 des Bruttosozialproduktes,
verglichen mit ca. 5,1 in den USA und ca. 9,1 für die 4 größten VC-Märkte in Europa,
vgl. Weimerskirch, 1998, S.12.
62
Vgl. Schefczyk, 1998, S.7.
63
Hinsichtlich der Forderung nach einer Beschränkung der öffentlichen Fördermittel ist zu
bemerken, daß die existierenden öffentlichen Programme hauptsächlich günstigere
Refinanzierungsmöglichkeiten bieten und somit eine wichtige Stütze für das
Beteiligungsgeschäft darstellen.
64
Vgl. Nevermann, 1986, S.70 und S.106-120.

Venture Capital Markt in Deutschland
Seite 16
Unternehmen (12%) und Stiftungen (7%)
65
, wohingegen in Deutschland
Kreditinstitute über zahlreiche Tochtergesellschaften eine dominante Position
als Kapitalgeber innehaben.
66
· Finanzierungsphasen und Desinvestitionskanäle
Die Präferenzen liegen in diesem Bereich auf deutscher Seite auf späteren
Finanzierungsphasen, wohingegen auf amerikanischer Seite gründungsnahe
Finanzierungen vorherrschen. Erfolgen Desinvestitionen in den USA
überwiegend durch Börsengänge oder Tradesales, sind in Deutschland Buy-
Backs überproportional vertreten.
67
2.3.3 Wertung und Ausblick des VC-Marktes
Aufgrund der qualitativen Daten des deutschen VC-Marktes der letzten Jahre
wurde auf ein partielles Marktversagen geschlossen.
68
So existierte ein
Überangebot von Kapital
69
, obwohl gleichzeitig Finanzierungsengpässe für
Kapitalnachfrager bestanden
70
und die Wachstumsraten des investierten
Kapitals seit den 90er Jahren stark abnehmen.
71
Als Ursache dafür werden
Gründe genannt wie mangelnde Qualität der kapitalnachfragenden
Unternehmen,
72
vorbehalte der Unternehmen mit überdurchschnittlichen
Erfolgsaussichten bezüglich einer VC-Finanzierung
73
und eine verfehlte
Investitionspolitik von VCG, die als Intermediäre einen Engpaß hinsichtlich
Mitteleinwerbung, Refinanzierung und Mittelvergabe darstellen.
74
65
Vgl. Nevermann, 1986, S.69-70.
66
Vgl. BVK, 1998, S.82: In 1997 wurden vom Fondsvolumen der BVK Mitglieder 58% von
Kreditinstituten, 10% von Versicherungen und 5% vom Staat bereitgestellt.
67
Vgl. BVK, 1998, S.76.
68
Vgl. Schefczyk, 1998, S.2-3.
69
Das Liquiditätspolster wuchs zwischen 1986 und 1996 um durchschnittlich 18,6% p.a. an
und entspricht mit ca. 3,3 Mrd. etwa 50% des gesamten VC. Eine Reserve in dieser Höhe
deutet auf einen Mangel von Anlagealternativen hin. Vgl. Schefczyk, 1998, S.3;
Frommannn, 1997, S.107.
70
Vgl. Gerke et al. 1995, S.93-113; Wittneben, 1997, S.10.
71
So ist die Wachstumsrate von 16,8% p.a. zwischen 1986-1996 in den letzten Jahren
zusehends abgeflacht, z.B. zwischen 1994-1996 auf nur noch 4,8%.
72
Vgl. Schefczyk, 1998, S.5.
73
Was unter dem Problem der Adverse Selection bekannt ist, vgl. Schefczyk, 1998, S.123.
74
Dies könnten sein: zu risikoaverse Kapitalvergabe, Mißachtung wichtiger Erfolgsprädiktoren
bei Beteiligungsentscheidungen, mangelde Konzentration auf Wachstumsindustrien
mangelnde Publizität. Beleg dafür ist der Anteil von VC-Beteiligungen in nicht-
technologieorientierten Branchen von 79% im Jahr 1995 und der nur geringe Anteil am
Gesamtinvestitionsvolumen in der Seed und Start-up Phase. Vgl. BVK, 1996, S.111 und
S.113; Schefczyk, 1998, S.5. und Treptow, 1998, S.515-523

Neuer Markt als Exit-Kanal
Seite 17
Erst im Rahmen des Erfolges des Neuen Marktes der DBAG und den damit
verbundenen Auswirkungen auf den Venture Capital Markt, vgl. Kapitel 2.3.2,
scheint sich eine neue Dynamik anzubahnen. So meint auch Frommann
75
:
,,Das Konzept des Beteiligungskapitals ist auch in Deutschland bekannter
geworden, und viele Unternehmer können sich mit diesem Konzept
anfreunden." Verstärkt werden in letzter Zeit neue Fonds gegründet, auch
entstehen vielfach neue privat finanzierte VCG, die sich auf einzelne
Finanzierungsphasen spezialisieren, insbesondere auf das Early-Stage
Geschäft. Inwieweit durch die Zulassung von Altersvorsorgefonds Mittel für
VC-Finanzierungen zur Verfügung gestellt werden und sich damit eine
Änderung der Kapitalgeberstruktur ergibt bleibt abzuwarten. Es bietet sich die
These an, daß sich in Deutschland eine selbständigen Venture Capital Szene
etablieren wird, welche sich hinsichtlich Finanzierungsphasen und Branchen-
struktur in Richtung des amerikanischen VC-Marktes entwickeln wird.
2.4 Neuer Markt als Exit-Kanal
2.4.1 Neuer Markt
Gestartet am 10. März 1997 als Handelssegment der FWB (Frankfurter
Wertpapierbörse) bringt die Wachstumsbörse Neuer Markt der Deutsche
Börse AG (DBAG) innovative Wachstumsunternehmen und risikobewußte
Investoren zusammen. Der Neue Markt ist ausdrücklich als Börse für
Wachstumsunternehmen und nicht für Risikokapital geschaffen worden.
76
Zwar steht der Neue Markt in Konkurrenz zu den anderen Wachstumsbörsen
wie der EASDAQ in Brüssel
77
und der NASDAQ in New York um Emittenten
und Anleger, doch kann ein deutscher Emittent nirgendwo auf der Welt zu
günstigeren Bedingungen Eigenkapital aufnehmen als am Neuen Markt.
78
Als Zugangskriterium sollen die Unternehmen des Neuen Marktes aus
zukunftsweisenden Branchen kommen oder mit Produkt-, Prozeß- oder
Serviceinnovationen aufwarten können. Als Meßgrößen, um der Definition
75
FAZ vom 02.03.1999, S.31.
76
Vgl. Deutsche Börse AG I, 1998, S.29.
77
Gegenüber der Konkurrenz anderer europäischer Wachstumsbörsen hat sich der NM mit
einem Anteil von 81% (Stand: September 1998) an der Gesamtkapitalisierung der NM-
Märkte inzwischen durchgesetzt, vgl. Guegan et al., S.12.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
1999
ISBN (eBook)
9783832475987
ISBN (Paperback)
9783838675985
DOI
10.3239/9783832475987
Dateigröße
742 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Darmstadt – Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2004 (Januar)
Note
1,3
Schlagworte
beteiligungsfinanzierung eigenkapital fragebogen managementunterstützung dienstleistung
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