Lade Inhalt...

Musik in Daily Soaps

Exemplarische Untersuchung der TV-Serie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"

©2002 Magisterarbeit 211 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Fiktionale Fernsehserien haben heute sowohl bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten als auch bei den privaten Programmanbietern einen hohen Stellenwert. Im Gegensatz zu den zurückliegenden Dekaden beginnen die öffentlich-rechtlichen Anstalten seit den achtziger Jahren und die privaten Fernsehsender seit den neunziger Jahren vermehrt, neben den Importen - meist amerikanischen Serien, Eigenproduktionen herzustellen, die sich inzwischen auf dem deutschen Fernsehmarkt etablieren konnten.
Eine spezifische Form der fiktionalen Serienunterhaltung stellen die seit den neunziger Jahren eingeführten, eigenproduzierten Daily Soaps dar. Einerseits spielen die Daily Soaps beträchtliche Werbe- und Merchandisingeinnahmen ein, und andererseits wirken sie sich aufgrund ihrer großen Beliebtheit beim Publikum positiv auf das Senderimage aus.
In den vergangenen Jahren hat sich die Wissenschaft mit dem für Deutschland neuen Format der Soap Opera auseinandergesetzt. Hierbei wird die Musik, die in Daily Soaps verwendet wird, häufig angesprochen, jedoch nicht näher erläutert.
Die heutige Jugend konsumiert Musik in den seltensten Fällen live, sondern meist an ein audiovisuelles Medium gekoppelt (im Film, Fernsehen oder auf Musikkanälen), wodurch sich bei der Rezeption „musikimmanente Wahrneh-mungs-, Formstereotypen sowie Klangstandards“ herausgebildet haben. Den Daily Soaps kommt in diesem Kontext durch ihre ständige Präsenz und Alltäglichkeit eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu.
Gang der Untersuchung:
Die vorliegende Arbeit untersucht die Musik in den Daily Soaps exemplarisch am Beispiel von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Eingrenzung auf eine filmimmanente Betrachtung vollzogen, die die Funktionen der Musik in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellt.
Der Untersuchungsgegenstand ist deshalb interessant, weil mit Einführung der Daily Soaps nicht nur ein neues Sendungsformat im Fernsehen eingeführt, sondern auch ein neues Format für den Einsatz der Musik entwickelt wurde. Diese Formatentwicklung wurde anhand der ersten deutschen Daily Soap „ Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ durchgeführt, die als Vorbild für die anderen Daily Soaps diente.
Auswertung und Systematisierung des gewonnenen Materials ergaben den aktuellen Gliederungsaufbau der Arbeit. Die folgenden drei Kapitel thematisieren zuerst die deutschen Daily Soaps, anschließend die Funktionen sowie die eng damit verbundenen Techniken der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7518
Kelava, Ksenija Ana: Musik in Daily Soaps - Exemplarische Untersuchung der TV-Serie
"Gute Zeiten, schlechte Zeiten"
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Universität Lüneburg, Universität, Magisterarbeit, 2002
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
A
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung... 1
2.
Daily Soaps ­ eine deutsche Variante... 5
2.1
Zum Begriff Soap Opera...5
2.2
Zur Geschichte der Soap Opera...7
2.2.1
Geschichte der Soap Opera im Radio...7
2.2.2
Geschichte der Soap Opera im Fernsehen ...8
2.2.3
Geschichte der deutschen Daily Soap im Fernsehen...10
2.3
Produktionsbedingungen von Daily Soaps...21
2.3.1
Entwicklung der Drehbücher...21
2.3.2
Umsetzung der Drehbücher ...23
2.3.3
Musikproduktion ...25
2.4
Wirtschaftliche Attraktivität von Daily Soaps...27
2.4.1
Einschaltquoten und Marktanteile...29
2.4.2
Zielgruppe und Geschlechterverteilung...32
2.4.3
Werbepreise...35
2.5
Erfolgskonzept von Daily Soaps...36
2.5.1
Dramaturgisches Erzählkonzept...37
2.5.2
Themen und ihre Umsetzung...38
2.5.3
Figuren und Rollenprofile ...40
2.5.4
Zum Verhältnis der Daily Soaps zur Realität...42
2.5.5
Der besondere Anreiz für die Jugendlichen ...43
2.6
Zwischenfazit...45
3.
Funktionen und Techniken der Filmmusik ...47
3.1
Zur Geschichte der Funktionen der Filmmusik...47
3.1.1
Filmmusik zur Stummfilmzeit...48
3.1.1.1
Das Jahr 1895...48
3.1.1.2
Varietéperiode (1896 bis 1900)...49
3.1.1.3
Peripherieperiode (1900 bis 1905)...50
3.1.1.4
Nickelodeonperiode (1905 bis 1910)...50

Inhaltsverzeichnis
B
3.1.1.5
Bioskopperiode (1910 bis 1927)...51
3.1.2
Filmmusik zur Tonfilmzeit ...54
3.2
Funktionen der Filmmusik...60
3.2.1
Metafunktionen...61
3.2.1.1
Rezeptionspsychologische Metafunktionen...61
3.2.1.2
Ökonomische Metafunktionen...62
3.2.2
Funktionen im engeren Sinne ...64
3.2.2.1
Dramaturgische Funktionen...64
3.2.2.2
Epische Funktionen...65
3.2.2.3
Strukturelle Funktionen...66
3.2.2.4
Persuasive Funktionen...67
3.3
Filmmusiktechniken...69
3.3.1
Deskriptive Technik ...70
3.3.2
Mood-Technik ...72
3.3.3
Leitmotivtechnik...74
3.3.4
Baukasten-Technik...76
4.
Die Musik in ,,Gute Zeiten, schlechte Zeiten" ...78
4.1
Untersuchungsdesign ...78
4.2
Der quantitative Anteil der Musik...80
4.2.1
Verhältnis der Musik zur Brutto- und Nettosendezeit...81
4.2.2
Verhältnis von Source Music und Score Music...83
4.2.3
Verhältnis von U- Musik und E-Musik...85
4.2.4
Zwischenfazit...87
4.3
Die Musik im Vor- und Abspann...88
4.3.1
Der Aufbau einer Folge von GZSZ...89
4.3.2
Der Reminder ...92
4.3.3
Funktionen des Reminders ...93
4.3.4
Der Titelsong...93
4.3.5
Funktionen des Titelsongs...96
4.3.6
Die Titelsong-Melodie ...97
4.3.7
Funktionen der Titelsong-Melodie ...98
4.3.8
Zwischenfazit...98

Inhaltsverzeichnis
C
4.4
Source Musik...99
4.4.1
Musikpräferenzen der Protagonisten...100
4.4.2
Handlungsorte und Musik...104
4.4.3
Aktualität der Source Music...108
4.4.4
Techniken der Source Music...117
4.4.5
Funktionen der Source Music ...117
4.4.6
Zwischenfazit...119
4.5
Score Musik...120
4.5.1
Techniken der Score Music ...121
4.5.2
Funktionen der Score Music ...123
4.5.3
Zwischenfazit...124
4.6
Music-Acts in GZSZ...125
4.6.1
Jeanette Biedermann alias Marie Balzer ...128
4.6.1.1
Künstlerischer Werdegang...129
4.6.1.2
Handlungsstrang...132
4.6.1.3
Die szenische Umsetzung...134
4.6.1.3.1
,,No style"... 135
4.6.1.3.2
,,How it's got to be "... 140
4.6.1.4
Die Rolle und die Sängerin ...146
4.6.2
Yvonne Catterfeld alias Julia Blum ...149
4.6.2.1
Künstlerischer Werdegang...149
4.6.2.2
Handlungsstrang...152
4.6.2.3
Die szenische Umsetzung...152
4.6.2.4
Die Rolle und die Sängerin ...156
4.6.3
Vergleich der Music ­Acts von Jeanette und Catterfeld...157
4.7
Zwischenfazit...162
5.
Schlusswort...165
Quellenverzeichnis ... I
Abbildungsverzeichnis ...XXXIII
Beispiele für den Musikeinsatz in GZSZ - Videobeilage ...XXXV

1. Einleitung
1
1.
Einleitung
Fiktionale Fernsehserien haben heute sowohl bei den öffentlich-rechtlichen Fern-
sehanstalten als auch bei den privaten Programmanbietern einen hohen Stellen-
wert. Im Gegensatz zu den zurückliegenden Dekaden beginnen die öffentlich-
rechtlichen Anstalten seit den achtziger Jahren und die privaten Fernsehsender
seit den neunziger Jahren vermehrt, neben den Importen - meist amerikanischen
Serien
1
, Eigenproduktionen herzustellen, die sich inzwischen auf dem deutschen
Fernsehmarkt etablieren konnten.
2
Eine spezifische Form der fiktionalen Serienunterhaltung stellen die seit den
neunziger Jahren eingeführten, eigenproduzierten Daily Soaps dar. Einerseits
spielen die Daily Soaps beträchtliche Werbe- und Merchandisingeinnahmen
3
ein,
und andererseits wirken sie sich aufgrund ihrer großen Beliebtheit beim Publi-
kum positiv auf das Senderimage aus.
4
In den vergangenen Jahren hat sich die Wissenschaft mit dem für Deutschland
neuen Format der Soap Opera auseinandergesetzt.
5
Hierbei wird die Musik, die
in Daily Soaps verwendet wird, häufig angesprochen, jedoch nicht näher erläu-
tert.
6
Die heutige Jugend konsumiert Musik in den seltensten Fällen live, sondern
meist an ein audiovisuelles Medium gekoppelt (im Film, Fernsehen oder auf Mu-
sikkanälen), wodurch sich bei der Rezeption ,,musikimmanente Wahrneh-
1
Vgl. Schneider, I. (1992a), S. 41 sowie Krewani (1992), S. 183.
2
Vgl. Bleicher (1997b), S. 23 ff.
3
Die Sender verdienen neben den im Rahmen der ausgestrahlten Sendung verkauften Werbezeiten insbeso n-
dere durch Merchandisingaktivitäten. RTL ist hierbei der aktivste Fernsehsender und hat dafür eine eigene
Merchandisingabteilung gegründet. Vgl. Böll (1995), S. 101 ff. und S. 111 ff.
Birgit Hollstein hat dies am Beispiel des ,,Li-La-Launebärs" (RTL) exemplarisch dargelegt. Vgl. Hollstein
(1994), S. 93-107.
4
Vgl. Göttlich / Nieland (2001b), S. 139. Siehe auch Bleicher (1997b), S. 23 und S. 30 ff.
5
In diesem Zusammenhang ist insbesondere auf das DFG-Forschungsprojekt ,,Theatralität ­ Theater als kultu-
relles Modell in den Kulturwissenschaften", welches dies am Beispiel der Daily Soaps untersuchte, zu verwe i-
sen. Das Forschungsprojekt dauerte von 1996 bis 2001 und gliederte sich in drei Phasen, in denen Aspekte der
Produktion, Inhalte sowie Rezeption untersucht wurden. Udo Göttlich und Jörg -Uwe Nieland veröffentlichten
im Rahmen des Forschungsprojektes diverse Aufsätze, die sich mit der Thematik ,,Daily Soaps und Kult-
Marketing ­ Strategien der Alltagsdramatisierung" beschäftigen.
Weiterhin wird auf die Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen
(IZI) ,,Alles Seifenblasen? Die Bedeutung von Daily Soaps im Alltag von Kindern und Jugendlichen" verwie-
sen. Vgl. Götz (2002).
6
D. V. stand nur ein Aufsatz zu dieser Thematik zur Verfügung. Vgl. Schneider, N. J. (1992), S. 45-49.
Veröffentlichungen zum Thema Serien und Musik sind in der Literatur ebenso wenig vertreten. Vgl. hierzu
Mengel (1995), S. 19-41 und (1997), S. 241-258; Schmuck (1992), S. 79-88; Schmidt (1976b), S. 296-318.

1. Einleitung
2
mungs-, Formstereotypen sowie Klangstandards" herausgebildet haben.
7
Den
Daily Soaps kommt in diesem Kontext durch ihre ständige Präsenz und Alltäg-
lichkeit eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu.
Die vorliegende Arbeit untersucht die Musik in den Daily Soaps exemplarisch
am Beispiel von ,,Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Im Rahmen dieser Arbeit wurde
eine Eingrenzung auf eine filmimmanente Betrachtung vollzogen, die die Funk-
tionen der Musik in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellt.
Der Untersuchungsgegenstand ist deshalb interessant, weil mit Einführung der
Daily Soaps nicht nur ein neues Sendungsformat im Fernsehen eingeführt, son-
dern auch ein neues Format für den Einsatz der Musik entwickelt wurde. Diese
Formatentwicklung wurde anhand der ersten deutschen Daily Soap ,, Gute Zei-
ten, schlechte Zeiten" durchgeführt, die als Vorbild für die anderen Daily Soaps
diente.
Auswertung und Systematisierung des gewonnenen Materials ergaben den aktu-
ellen Gliederungsaufbau der Arbeit. Die folgenden drei Kapitel thematisieren
zuerst die deutschen Daily Soaps, anschließend die Funktionen sowie die eng
damit verbundenen Techniken der Filmmusik und zuletzt deren Gestaltung und
Präsenz in der Daily Soap ,,Gute Zeiten, schlechte Zeiten".
Zunächst wird im zweiten Kapitel nach der Erläuterung des Begriffs ,,Soap Ope-
ra" ein Überblick zur Geschichte der Soap Opera vermittelt, wobei die Geschich-
te der deutschen Daily Soap im Fernsehen im Mittelpunkt der Betrachtungen
steht. Im dritten Teil dieses Kapitels werden die Produktionsbedingungen von
Daily Soaps näher erörtert, die neben der Entwicklung und Umsetzung der
Drehbücher auch die Musikproduktion
8
umfassen. Der vierte Teil des zweiten
Kapitels erläutert, worin die wirtschaftliche Attraktivität von Daily Soaps liegt,
die ein ausschlaggebender Faktor bei der Produktion dieses Formates ist. Ab-
schließend wird das Erfolgskonzept der Daily Soaps vorgestellt. Betrachtet wer-
7
Vgl. Schneider, N. J. (1990), S. 16 f.
8
Im Rahmen dieser Arbeit kann auf die Sachzwänge der Produktion im Fernsehen nicht ausführlich eingegan-
gen werden. Für weiterführende Angaben siehe Wehmeier (1995) und (2000), S. 295-317. Siehe auch Schne i-
der, N. J. (1997).

1. Einleitung
3
den sowohl das dramaturgische Erzählkonzept, die Themen und Figuren sowie
das Verhältnis der Soaps zur Realität. Zuletzt wird der besondere Anreiz, den die
Daily Soaps auf die jugendlichen Zuschauer ausüben, dargelegt.
Das dritte Kapitel umfasst zunächst die Geschichte der Funktionen der Filmmu-
sik, ihre Darstellung und abschließend die eng mit den Funktionen verbundenen
Techniken. Aufgrund mangelnder Veröffentlichungen zu den Funktionen der
Musik im Fernsehen, stützt sich d. V. hierbei auf die allgemeinen Veröffentli-
chungen zur Filmmusik.
9
In Kapitel vier wird die Musik in der Daily Soap ,,Gute Zeiten, schlechte Zeiten"
näher erörtert. Der Gliederungsaufbau dieses Kapitels stützt sich auf die Ergeb-
nisse der Filmmusikanalyse sowie auf die Angaben, die d. V. in einem persönli-
chen Gespräch mit dem Komponisten und Musikproduzenten der Daily Soap,
Christoph Rinnert, erhalten hat. Die Filmmusikanalyse umfasst hierbei den Zeit-
raum vom 1.10.2001 bis zum 31.12.2001. In diesen drei Monaten wurden die
GZSZ-Folgen 2323 bis 2382 ausgestrahlt und musikalisch ausgewertet.
Die Musik in GZSZ lässt sich in drei Bereiche unterteilen: Titel- und Abspann-
musik (Kap. 4.3), Source Music (Kap. 4.4) sowie Score Music (Kap. 4.5). Einfüh-
rend wird im ersten Teil dieses Kapitels die quantitative Bedeutung der Musik
untersucht. Hierbei wird die Musik zunächst als Brutto- und Nettomusik erfasst
(Kap. 4.2.1). Die weiteren Betrachtungen werden abzüglich der konstanten Grö-
ßen der Titel- und Abspannmusik durchgeführt, wobei die Nettomusik in ihre
zwei Bestandteile der Source Music und Score Music unterteilt wird (Kap. 4.2.2).
Am Ende des Kapitels 4.2 wird der Bereich der Source Music, der sich aus U-
und E-Musik zusammensetzt, näher betrachtet.
In folgendem Unterkapitel 4.3 wird die Musik im Vor- und Abspann zunächst in
einen formalistischen Zusammenhang des Sendungsablaufes gestellt (Kap. 4.3.1),
bevor ihre musikalischen Mittel dargestellt und ihre Funktionen erläutert wer-
den. Die Erörterungen umfassen den Reminder (Kap. 4.3.2 f.), den Titelsong
(Kap. 4.3.4 f.) sowie die Titelsong-Melodie (Kap. 4.3.6 f.).
9
Vgl. Bulllerjahn (2001); Emons / Motte-Haber (1980); Kloppenburg (2000a); Maas / Schudack (1994); Pauli,
Hansjörg (1976) und (1993); Schmidt (1982); Schneider, N. J. (1989) und (1990); Thiel (1981).

1. Einleitung
4
Das Unterkapitel 4.4 umfasst den Bereich der Source Music. Source Music setzt
sich aus kompilierter Musik und der innerhalb der Handlung erzeugten Musik
zusammen. Daher war die Darstellung der Techniken und Funktionen (Kap. 4.4.4
f.) für diesen Bereich nicht ausreichend. Eine genauere Betrachtung der Musik-
präferenzen der Protagonisten sowie der Musik bezüglich der Handlungsorte
schien notwendig. Ein wichtiger Aspekt der Daily Soaps ist ihre Aktualität, die
anhand der Source Music in Kap. 4.4.3 dargelegt wird.
In Unterkapitel 4.5 wird der Bereich der Score Music näher erörtert. Da dieser
Bereich Musik enthält, die ausschließlich für GZSZ komponiert wurde, konnten
hier die klassischen Untersuchungskriterien, die für eine Filmmusikanalyse zur
Verfügung stehen, angewendet werden. Nach der Darstellung der Techniken der
Score Music (Kap. 4.5.1) erfolgt die Erläuterung ihrer Funktionen (Kap. 4.5.2).
Eine besondere Präsentationsform der Source Music stellen die Music-Acts von
Interpreten dar, die außerhalb der Daily Soap tätig sind. In Kapitel 4.6 werden
zwei Fallbeispiele angeführt: die Präsentationen der Sängerin Jeanette Bieder-
mann (Kap. 4.6.1) und der Auftritt von Yvonne Catterfeld (Kap. 4.6.2). In Kapitel
4.6.3 erfolgt abschließend ein Vergleich der Auftritte von Jeanette und Catterfeld,
der im Hinblick auf ihre künstlerischen Werdegänge sowie ihrer Stellung inner-
halb der Serie die Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede von Music-Acts erläu-
tert.
Abschließend werden im Schlusswort die Untersuchungsergebnisse präsentiert.
Zur Veranschaulichung der Ausführungen in vorliegender Arbeit wurden auf
beiliegender VHS -Kassette Beispiele für den Musikeinsatz in GZSZ zusammen-
gestellt.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
5
2.
Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
Die Wurzeln der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte von Soap Operas
liegen in den USA. Daher erfolgt hier, nach einer Ausführung zum Begriff Soap
Opera, ein kurzer geschichtlicher Überblick zur amerikanischen Soap Opera.
Diese ist zunächst im Radio entstanden und hat sich nachfolgend im Fernsehen
weiterentwickelt. Vor diesem Hintergrund wird anschließend auf die Entste-
hungsgeschichte der Daily Soap in Deutschland näher eingegangen. Das für
Deutschland neue Format unterliegt speziellen Produktionsbedingungen, wobei
für Produzenten von Daily Soaps ihre wirtschaftliche Attraktivität im Mittel-
punkt steht. Zuletzt werden die wichtigsten Gründe für den Erfolg der Daily
Soaps beim Publikum vorgestellt.
2.1
Zum Begriff Soap Opera
In der deutschsprachigen Literatur
10
wird der Serienbegriff uneinheitlich ver-
wendet.
11
Um Missverständnisse zu vermeiden, werden im Folgenden die ameri-
kanischen Termini verwendet.
In der anglo-amerikanischen Fernsehpraxis wird eine grundlegende, konzeptio-
nelle Unterscheidung seriellen Erzählens zwischen geschlossenen und offenen
Erzählungen getroffen. Verwendet werden dafür die Begriffe ,,Series" und ,,Seri-
als". In der Übersetzung steht ,,Series" für Serie, Reihe, Folge, (Rundfunk-, Fern-
seh-) Serie, Sendereihe, während der Begriff ,,Serial" Fortsetzungsroman, (Rund-
funk-, Fernseh-) Serie, Serienwerk, Periodika bedeutet.
12
,,Series" erzählen in jeder Folge abgeschlossene Handlungsbögen bzw. eine ab-
geschlossene Erzählung. In jeder Einzelfolge wird eine neue Geschichte, die die
Figuren durchleben, begonnen und zu Ende erzählt. Hierzu könnten die ,,Episo-
denserie" sowie der ,,Mehrteiler" zugeordnet werden.
13
10
Vgl. Hickethier (1991) und (1993); Mikos (1987), S. 2-16 und (1992a), S. 19-27.
11
Vgl. Koukoulli (1998), S. 50 ff.; Liebnitz (1992), S. 148 ff.; Frey-Vor (1996), S. 18 f. und Göttlich / Nieland
(1998b), S. 421 ff. sowie Göttlich / Nieland (2001b), S. 142 f.
12
Vgl. Liebnitz (1992), S. 148.
13
Vgl. Göttlich / Nieland (1998b), S. 421 f.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
6
Weitere Differenzierungen des Begriffes ,,Series" sind in Bezug auf den Sende-
platz möglich. So wird zwischen ,,Daytime Series", ,,Prime Time Series" und
,,Nighttime Series" unterschieden. Auch die Anzahl der Episoden ermöglicht
eine Charakterisierung mit den Bezeichnungen ,,Mini Series" oder ,,Short Series".
Eine genremäßige Unterscheidung erfolgt durch die Ausdrücke ,,Hospital"-,
,,Crime"- oder ,,Family-Series".
14
,,Serials" zeichnen sich durch offene Handlungsbögen und offene Figurenlinien
aus, die auf eine potentiell endlose Fortsetzung hin konzipiert sind. Das Kennzei-
chen der ,,Serials" ist die Demontage der Erzählung in einzelne, unterschiedliche
Handlungsstränge, die über die Folgengrenzen hinaus reichen. Die Einzelfolgen
werden über sog. Cliffhanger
15
am Ende der Folge miteinander verbunden.
16
Auch für den Begriff ,,Serials" treffen die Unterscheidungsmöglichkeiten bezüg-
lich des Sendeplatzes zu. Analog werden folgende Ausdrücke benutzt: ,,Daytime
Serial" (oder auch ,,Daytime Serial Drama"), ,,Prime Time Serial" und ,,Night-
time Serial". Ferner ist der Ausstrahlungsrhythmus ein weiteres Kriterium, das
zur Differenzierung der Begriffe beiträgt. Als Gegensatz zu den täglich ausge-
strahlten ,,Daytime Serials" wurden soapähnliche Formen auch für wöchentliche
Sendungen (,,Weekly Soaps") im Abend- und Nachtprogramm übernommen (z.
B. ,,Dallas" und ,,Dynasty").
17
In vorliegender Arbeit liegt das Hauptaugenmerk auf den ,,Daytime Serials", für
welche sich im Laufe der Geschichte die Synonyme ,,Soap Opera" und ,,Daily
Soap" oder - im deutschen Sprachgebrauch - ,,Seifenoper" herausgebildet haben.
14
Vgl. Koukoulli (1998), S. 49 f. und Liebnitz (1992), S. 149.
15
Die narrative Technik des Cliffhangers ist nicht fernsehspezifisch, sondern wurde bereits in den Fortset-
zungsromanen des neunzehnten Jahrhunderts sowie in Comic Strips, Kino- und Radio-Serien verwendet. Der
Cliffhanger erfüllt eine ,,psychologische Funktion": Die Handlung wird an einem spannenden Moment ab-
gebrochen und wirft die Frage auf, wie der Protagonist es schafft, aus einer verzwickten oder gefährlichen
Situation unbeschadet herauszukommen. Diese Frage soll den Zuschauer bis zur nächsten Folge, in der das
Spannungsmoment aufgelöst wird, beschäftigen und zum Wiede reinschalten animieren. Vgl. Hickethier
(1991), S. 32; Giesenfeld / Prugger (1994), S. 354 und Mikos (1987), S. 10 f.
Weiterführende Ausführungen zu ,,Formen, Funktionen und Verwendungsweisen" von Cliffhangern vgl.
Jurga (1998), S. 471-488.
16
Vgl. Göttlich / Nieland (1998b), S. 422.
17
Vgl. Koukoulli (1998), S. 50 und Liebnitz (1992), S. 150.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
7
2.2
Zur Geschichte der Soap Opera
Soap Operas sind keine genuine Erfindung des Mediums Fernsehen, denn ihre
Geschichte lässt sich bis in die späten zwanziger Jahre der USA zurückverfolgen.
Im Folgenden wird zunächst ihr direkter Vorläufer, die Radio Soap, und ihre
allmähliche Durchsetzung im Fernsehen beschrieben. Danach wird die Entwick-
lung dieses Formates im deutschen Fernsehen dargestellt.
2.2.1
Geschichte der Soap Opera im Radio
Der Ursprung der Radio Soap liegt in den USA. Dort sendete die Radiostation
NBC ab 1929 die Hörfunkserie ,,Amos 'n' Andy" an sechs Abenden in der Woche
mit jeweils fünfzehnminütigen Folgen. Diese Serie wird als direkter Vorläufer
der Soap Opera angesehen.
18
Ihr unerwarteter Erfolg veranlasste einige Werbe-
treibende, die Radio Serials und das damit verbundene Serienprinzip zu Werbe-
zwecken auszunutzen. Vier fünfzehnminütige Folgen wurden in der Regel von
vier Firmen aus Rabattgründen als eine Stunde Sendezeit eingekauft. Sie teilten
diese untereinander auf und gestalteten in Eigenregie ihre fünfzehn Minuten.
19
Die beteiligten Firmen waren zumeist Seifenfabrikanten, wie. z. B. ,,Procter &
Gamble" oder ,,Colgate Palmolive-Peet", so dass sich bald die Bezeichnung Soap
Opera (Seifenoper) durchsetzte.
20
Zunächst wurden die Produkte direkt in die Handlung eingebunden, indem
während der Spielhandlung immer wieder Produktnamen erwähnt wurden.
Durch die allmähliche Einführung der Werbeunterbrechungen, wurde die Hand-
lung schließlich wieder von der Produktwerbung getrennt.
21
Die erste ,,echte" Seifenoper wurde von 1932 bis 1939 gesendet und nannte sich
,,Betty und Bob". Die Serie erzählte von Heiratsproblemen in der modernen Ge-
sellschaft. Der Höhepunkt der Radio Soaps lag im Jahr 1940, als in den USA vier-
18
Vgl. Rössler (1988), S. 11.
19
Vgl. Rössler (1988), S. 12.
20
Ebd.
21
Vgl. Koukoulli (1998), S. 53.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
8
undsechzig täglich ausgestrahlte Serien gezählt wurden.
22
Durch den Zweiten
Weltkrieg sowie durch die steigende Popularität des neuen Mediums Fernsehen
verlor die Radio Soap ab 1941 immer mehr an Bedeutung. 1956 wurden lediglich
noch sechzehn Serien gesendet und ab 1961 wurde die Ausstrahlung der letzten
sechs Radio Serials vollends eingestellt.
23
In Europa setzte die Entwicklung von Radio Serials später ein. Nachdem die ers-
ten Radioserien in England ab 1948 und in den anderen europäischen Ländern
erst ab den fünfziger Jahren eingeführt wurden, verschwanden sie schon im Lau-
fe der sechziger Jahre nahezu vollständig aus dem Programm. Durch die Gleich-
schaltung und Verstaatlichung der Medien im NS -Reich spielte die Radio Soap in
Deutschland eine geringe Rolle.
24
2.2.2
Geschichte der Soap Opera im Fernsehen
Der Bedeutungsanstieg der Soap Opera im Fernsehen verhielt sich reziprok zum
Bedeutungsverlust der Radio Soap. Trotz anfänglicher Bedenken wurde das
Format schon in den vierziger Jahren ins Fernsehen übertragen. Die Soap Opera
wurde auch im Fernsehen erfolgreich umgesetzt. Neben den grundlegenden
Strukturelementen der Radio Serials wurde auch die Unterbrecherwerbung, die
ursprünglich für das Radio eingeführt wurde, übernommen.
25
Bereits 1947 wurde
,,A Woman to Remember", die erste Seifenoper im Fernsehen, ausgestrahlt.
26
Dennoch wird die Ära der Fernsehsoap oft erst mit dem Sendestart von ,,Search
for Tomorrow" gleichgesetzt. Die Serie wurde ab dem 3.9.1951 auf CBS
27
gezeigt
und blieb fünfunddreißig Jahre lang im Programm.
28
,,The Guiding Light" ist die einzige Soap Opera, die nach ihrer Einführung im
Radio auch im Fernsehen fortgesetzt wurde. Ihre Ausstrahlung begann in der
Saison 1937/38 und lief zwischen 1952 und 1956 in beiden Medien parallel. Mit
22
Vgl. Rössler (1988), S. 12.
23
Vgl. Boll (1994), S. 42; Rössler (1988), S. 12.
24
Vgl. Boll (1994), S. 42.
25
Zu den strukturellen Veränderungen der Soap Opera im Fernsehen vgl. Frey-Vor (1992b), S. 161.
26
Vgl. Rössler (1988), S. 12.
27
,,Search for Tomorrow" wurde später auf NBC ausgestrahlt. 1986 wurde sie schließlich eingestellt. Vgl. Ko u-
koulli (1998), S. 54.
28
Vgl. Koukoulli (1998), S. 54.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
9
fünfzig Jahren ununterbrochener Produktion ist ,,The Guiding Light" die am
längsten laufende Serie der Rundfunkgeschichte.
29
Analog zur Radio Soap richtete sich die Fernsehsoap an ein Hausfrauenpubli-
kum in den Altersgruppen zwischen achtzehn und neunundvierzig Jahren. Die
inhaltlichen und formalen Charakteristika der Soap Operas wurden an ihre Ziel-
gruppe angepasst.
30
Zunächst wurde die Sendezeit auf den Vormittag bzw. frü-
hen Nachmittag angesetzt (Daytime Serial). Die niemals anfangenden oder en-
denden, kontinuierlichen Geschichten wurden so angelegt, dass die Hausfrauen
neben ihrer zu verrichtenden Arbeit parallel das Geschehen auf dem Bildschirm
verfolgen konnten.
31
Aus diesem Grunde sollte das Voranschreiten der Geschich-
ten, die Ereignisse aus dem täglichen Leben gewöhnlicher Menschen erzählten,
nur sehr langsam vorangehen. Daher bekamen Soap Operas eine dialoglastige
Form.
32
Bis in die sechziger Jahre wurde ausschließlich live gesendet. Viele Soap Operas
hatten derzeit schon einen täglichen Ausstrahlungsrhythmus. Mit den Jahren
1963/64 erfolgte für die Soap Operas eine einschneidende Veränderung, denn die
Sendezeit wurde von fünfzehn auf dreißig Minuten erhöht. Die meisten der da-
maligen Soaps sollten bis in die achtziger Jahre hinein im Programm bleiben.
33
In den siebziger Jahren waren die amerikanischen Haushalte nahezu hundert-
prozentig mit Fernsehgeräten ausgestattet. Daher waren die Macher der Soap
Operas gezwungen, sich zur Erhöhung der Zuschauerzahlen neue Strategien
auszudenken.
34
Durch höhere Budgets und technische Neuerungen sollte zu-
nächst die visuelle Attraktivität gesteigert werden. Die Thematiken wie z. B. Ge-
walt oder Sex dienten als inhaltliche Anreize. Dabei wurden die gängigen Moral-
und Wertevorstellungen jedoch keineswegs in Frage gestellt. Auch die Einbin-
dung des Arbeitsplatzes als Schauplatz der Handlung sowie die verstärkte Dar-
29
Vgl. Rössler (1988), S. 12.
30
Ebd.
31
Vgl. Rössler (1988), S. 14.
32
A. a. O., S. 14 f.
33
Vgl. Koukoulli (1998), S. 54 f.
34
Vgl. Koukoulli (1998), S. 55 und Frey-Vor (1992b), S. 161 f.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
10
stellung von Frauen in nichttraditionellen Berufen waren Innovationen der Zeit.
Ferner wurden soziale Fragestellungen vermehrt thematisiert.
35
Ende der siebziger Jahre wurde mit der wöchentlichen Ausstrahlung von ,,Dal-
las" eine neue Phase in der Entwicklung der Soap Opera eingeläutet.
36
,,Dallas"
richtete sich, im Gegensatz zu den bis dato für das Tagesfernsehen produzierten
Soap Operas, erstmals gleichermaßen an ein weibliches wie männliches Publi-
kum des Hauptprogramms. Neben der erweiterten Ausstrahlungsdauer auf
fünfundvierzig Minuten gab es auch bezüglich der Themen Veränderungen: In
,,Dallas" ist die Darstellung des Unmoralischen entscheidend für den Erfolg der
Serie. Arroganz, Skrupellosigkeit, Macht- und Geldgier sowie Intriganz sorgten
nicht zuletzt durch die Figur des J. R. Ewing, der als ,,Negativ-Held" agierte, für
nervenaufreibende Spannung beim Publikum. Die kostenintensive Serie, die ver-
stärkt Actionszenen und Außenaufnahmen enthielt, wurde massenmedial ver-
marktet und konnte sich daher neben dem üblichen Hausfrauenpublikum auch
bei berufstätigen Männern und Frauen sowie Studenten großer Beliebtheit er-
freuen.
37
Der Erfolg von ,,Dallas" beeinflusste die Entwicklung einer Konkurrenzserie,
,,Dynasty"
38
, die zwei Jahre später ins Programm aufgenommen wurde und ei-
nen ähnlichen Erfolg bei den Zuschauern erzielte.
39
2.2.3
Geschichte der deutschen Daily Soap im Fernsehen
Im Gegensatz zu den USA haben sich auf dem europäischen Kontinent kaum
Ansätze zu originär europäischen, langlaufenden Serien entwickelt. Lediglich
Großbritannien (und eng damit verbunden Irland) kann auf eine weitreichende
Serientradition zurückblicken.
40
35
Vgl. Koukoulli (1998), S. 55.
36
Ellen Seiter thematisierte die Unterschiede der Prime Time Soap und der Daytime Soap Opera. Vgl. Seiter
(1987), S. 43 ff.
37
Vgl. Koukoulli (1998), S. 55 und Schneider, I. (1992a), S. 50.
38
Der deutsche Titel für ,,Dynasty" ist ,,Denver Clan".
39
Vgl. Koukoulli (1998), S. 55.
40
Jedoch wurde selbst die Serie ,,Coronation Street" erst im Laufe ihrer vierzigjährigen Geschichte von zwei auf
vier Episoden pro Woche ausgedehnt. Andere Serien wie ,,Brookside" oder ,,Emmerdale Farm" wurden nur
dreimal in der Woche ausgestrahlt. Diese britischen Serien sind mit ihrer sozialkritischen Ausrichtung zudem

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
11
Daher kannte das deutsche Fernsehpublikum bis in die achtziger Jahre hinein
Soap Operas lediglich als US-amerikanische
41
und australische
42
Kaufprogram-
me.
43
Mit der Einführung des dualen Rundfunksystems Mitte der neunziger Jah-
re hat sich die Präsenz der amerikanischen Serien, v. a. bei den privaten Sendern,
besonders im Vor- und Nachmittagsprogramm verstärkt.
44
Als ,,Dallas" (dienstags, ab dem 30.6.1981) und der ,,Denver Clan" (mittwochs,
ab dem 29.4.1983) Anfang der achtziger Jahre ins deutsche Fernsehprogramm
aufgenommen wurden, begann auch hierzulande bald darauf die Produktion
einer neuen Seriengeneration. So sind ,,Die Schwarzwaldklinik", ,,Das Erbe der
Guldenburgs" oder ,,Rivalen der Rennbahn" sowie ,,Praxis Bülowbogen" als
direkte Reaktion auf die amerikanischen Programminnovation zu sehen, die sich
im Programm ab dato auch quantitativ bemerkbar machten.
45
Der Grund liegt in
den rundfunkpolitischen Veränderungen zu der Zeit. Mit Einführung der kom-
merziellen Fernsehsender wollten sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf
die bevorstehende Konkurrenz vorbereiten. Durch Eigenproduktionen sollte der
Zuschauer eine adäquate Alternative zu den amerikanischen Produkten erhal-
ten.
46
Jedoch entsprechen diese Serien nur bedingt den amerikanischen Vorbil-
dern. Sie sind vielmehr als Mischformen von (amerikanischen) Soap Operas und
deutschen Programmtraditionen anzusehen.
47
stark auf das einheimische Publikum gerichtet, indem sie dortige Probleme und soziale Brennpunkte in das
Seriengeschehen einbeziehen. Vgl. Frey-Vor (1996), S. 39 ff. und (1992a), S. 105 ff.
41
Dies sind z. B.: ,,Days Of Our Lives", ,,The Young And The Restless", ,,General Hospital" und ,,The Bold And
The Beautiful". Vgl. Sánchez Lansch (2001), S. 31 f.
42
Wie z. B.: ,,The Restless Years", ,,Sons and Daug hters" und ,,Neighbours". Vgl. Sánchez Lansch (2001), S. 32.
43
Vgl. Prugger (1994b), S. 90 f.
Enrique Sánchez Lansch macht auf den Unterschied zwischen den beiden Soap Varianten aufmerksam: die
amerikanischen Soaps wenden sich meist an ein Publikum des Tagesfernsehens, dessen uneingeschränkte
Aufmerksamkeit sie nur selten genießen. Daher ist der Erzählrhythmus eher langsam gehalten und die dra-
matischen Höhepunkte sind nicht so dicht gestaffelt. Die australischen Dailies kennzeichnet zum einen der
hohe Anteil an Außenaufnahmen und zum anderen ein zügiger Erzählstil, der durch eine schnelle Folge kurz
gehaltener Szenen begünstigt wird. Vgl. Sánchez Lansch (2001), S. 32.
44
Vgl. Krewani (1992), S. 175 und Hickethier (1991), S. 29. Vgl. auch Schneider, I. (1992c), S. 125.
45
Vgl. Giesenfeld / Prugger (1994), S. 377; Prugger (1994b), S. 91; auch Hickethier (1991), S. 26 f.
Zur Entwicklung der amerikanischen Serien im Deutschen Fernsehen vgl. Irmela Schneider (1992): Amerika-
nische Einstellung. Deutsches Fernsehen und US-amerikanische Produktionen, Heidelberg.
46
Vgl. Giesenfeld / Prugger (1994), S. 377; Bleicher (1997b), S. 23 ff. und Schneider, I. (1992b), S. 129. Vgl. auch
Mikos (1987), S. 2.
47
Patrick Rössler hat in Form einer Programmstudie einen Vergleich der be iden Formate ,,Dallas" und
,,Schwarzwaldklinik" durchgeführt und die Unterschiede herausgearbeitet. Vgl. Rössler (1988), S. 75-152.
Vgl. auch Frey-Vor (1996), S. 45 f. und (1992c), S. 215 f. sowie Hickethier (1991), S. 26.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
12
Erst mit der ,,Lindenstraße"
48
, die ab dem 8.12.1985 ausgestrahlt wird, veränderte
sich das Programmangebot in Deutschland.
49
Der WDR produziert mit der ,,Lin-
denstraße" erstmals eine Langzeitfernsehserie mit offenen Folgen. Sie ist zudem
die erste sozialkritische Soap Opera im bundesdeutschen Fernsehprogramm.
Allerdings unterscheidet sie sich im internationalen Vergleich zu Soap Operas in
zwei Punkten: Die ,,Lindenstraße" wird nur einmal wöchentlich und auf einem
ungewöhnlichen Sendeplatz ausgestrahlt, der sich bis heute nicht geändert hat,
nämlich sonntags um 18.40 Uhr.
50
Sowohl amerikanische als auch britische Lang-
zeitserien (sowie lateinamerikanische Telenovelas
51
) werden regelmäßig an meh-
reren Werktagen gesendet.
52
Am 11.5.1992 um 19.40 Uhr startete RTL mit seiner ersten, eigenproduzierten
Seifenoper ,,Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (GZSZ)
53
. GZSZ wurde als zweite
langlaufende Fernsehserie in das deutsche Programmangebot aufgenommen,
nachdem die Soap innerhalb der RTL-Senderfamilie in den Niederlanden erfolg-
reich ausgestrahlt wurde.
Nachdem die australische Serie ,,Sons and Daughters" in den Niederlanden und
Belgien sehr erfolgreich gesendet wurde, wandte sich der Sender RTL 4 Ende der
achtziger Jahre an die australische Produktionsfirma ,,Grundy", um die Serie für
das niederländische Programm zu adaptieren. Die Problematik, ein kürzlich ge-
sendetes Format als unmittelbare niederländische Variante im Programm zu
wiederholen, was beim Zuschauer Irritationen hervorrufen könnte, wurde er-
48
Die Vorlage der ,,Lindenstraße" ist die britischen Serie ,,Coronation Street" (BBC). Vgl. Frey-Vor (1994), S. 172
und Bleicher (1997b), S. 31 f.
49
Frühere beliebte Familien-Fernsehserien, wie z. B. ,,Die Schölermanns", ,,Die Familie Hesselbach" oder ,,Der
Fore llenhof" haben die Sehgewohnheite n der bundesdeutschen Zuschauer geprägt und dazu beigetragen,
dass sich das Format der Soap Opera in Deutschland durchsetzen konnte. Sie wurden zwar über längere
Zeiträume ausgestrahlt, jedoch immer in Staffeln mit einer begrenzten Anzahl von inhaltlich abgeschlossenen
Episoden produziert. Vgl. Koukoulli (1998), S. 56 ff. und Frey-Vor (1996), S. 44 f.
Zur Geschichte der Familienserie vgl. auch Bleicher (1992), S. 25-37.
50
Der Ausstrahlungstermin der ,,Lindenstraße" wird nur zu besonderen Anlässen verschoben, wie z. B. bei
Bundestagswahlen. In der Literatur wird keine Begründung genannt. Ein Grund für diesen außergewöhnli-
chen Ausstrahlungstermin könnte sein, dass die ,,Lindenstraße" mit der Ausrichtung als Familienserie am
Wochenende platziert wurde.
51
Telenovelas sind eine eigenständige Form der Soap Operas, die sich in Lateinamerika herausgebildet hat. Die
offenen Geschichten enden meistens nach zweihundert bis zweihundertfünfzig Folgen in einem dramaturgi-
schen Abschluss. Vgl. Göttlich / Nieland (2001b), S. 143 und Frey-Vor (1996), S. 36 ff.
52
Vgl. Frey-Vor (1996), S. 46.
53
Nachfolgend wird ,,Gute Zeiten, schlechte Zeiten" mit GZSZ abgekürzt.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
13
kannt.
54
Deshalb entschied sich RTL 4 für ,,The Restless Years". Es erzählt Ge-
schichten um eine Hand voll jugendlicher Schulabgänger. Die neu gegründete
Produktionsfirma ,,Grundy/JE" ließ die Drehbücher einfliegen. Ein australischer
und zwei holländische Autoren setzten die nötigen Änderungen an den Büchern
um. Die vorzunehmenden Änderungen waren geringfügig: Zwei der drei Aus-
sendrehtage wurden ins Studio verlegt; die übrigen Aussendrehmotive wurden
an die örtliche Umgebung angepasst; und zuletzt wurden die Namen und Orts-
namen verändert. Die Serie wurde unter dem Titel ,,Goede tijden, slechte tijden"
von Anfang an ein Publikumserfolg. Das Produktionsteam ging nach den ersten
dreihundert Folgen dazu über, originär niederländische Drehbücher zu entwi-
ckeln, die sich an den Publikumswünschen der einheimischen Zuschauer aus-
richteten.
55
Der damalige RTL-Geschäftsführer Dr. Helmut Thoma war über-
zeugt, dass das neue Format auch in Deutschland erfolgreich sein würde. Daher
kaufte er ,,The Restless Years" für sein Programm. Die Vorgehensweise ent-
sprach dem niederländischen Erfolgsrezept: Grundy gründete mit der UFA Film-
und Fernsehproduktion die deutsche Produktionsfirma Grundy UFA TV Pro-
duktions GmbH (Grundy UFA)
56
. Die australische Vorlage wurde durch ein Au-
torenteam, dessen Leitung Felix Huby übernahm, adaptiert und der niederländi-
sche Sendetitel wurde analog ins Deutsche übersetzt.
57
So nahm mit GZSZ in
Deutschland eine neue Seriengeneration ihren Anfang - die (deutsche) Daily So-
ap.
Allerdings stellte sich der erwartete Erfolg nicht ein und die öffentliche Kritik
war niederschmetternd. Doch Helmut Thoma hielt an dem Projekt fest, was sich
aus der heutigen Perspektive als richtig erwiesen hat.
58
Denn nach den ersten
54
Vgl. Sánchez Lansch (2001), S. 32.
55
A. a. O., S. 33 f.
56
Nachfolgend wird Grundy UFA TV Produktions GmbH mit Grundy UFA abgekürzt.
57
A. a. O., S. 34.
Die Geschichte von GZSZ begann folgendermaßen:
,,Sie sind eine Handvoll junger Leute um die 20. Sie sind neugierig auf das ,wahre Leben'. Sie
wollen auf eigenen Füßen stehen ­ und am liebsten gleich die ganze Welt erobern. Erwar-
tungsvoll und erlebnishungrig glauben sie fest daran, jedes Ziel erreichen zu können. [...] Je-
der der fünf schlägt einen anderen Weg ein und ihre freundschaftlichen Bande wird immer
wieder auf die Probe gestellt. Von ihrer Liebe, ihren Träumen, den Hoffnungen und Heraus-
forderungen, Enttäuschungen und Erfolgen erzählt GZSZ."
GRUNDY UFA TV Produktions GmbH (2000): Pressemappe. Serien ohne Ende, o. S.
58
Vgl. Sánchez Lansch (2001), S. 34.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
14
zweihundertdreißig Folgen wurden die Drehbücher von einem deutschen Auto-
renteam geschrieben und an die Zuschauerbedürfnisse des deutschen Publikums
angepasst, was den Beginn der Erfolgsgeschichte von GZSZ bedeuten sollte.
59
Hier werden täglich die Geschichten einer jungen Clique von ungefähr fünfzehn
Jugendlichen aus Berlin erzählt.
60
Fünf Monate später startete die ARD am 1.10.1992 mit ,,Marienhof" seine erste
Soap Opera, die in München von der Bavaria Film GmbH (Bavaria Film)
61
pro-
duziert wird. Dabei orientierte sich die ARD an den bisherigen, mit der ,,Linden-
straße" gesammelten Erfahrungen und verlieh dem ,,Marienhof" einen sozialkri-
tischen Charakter.
62
Jedoch entsprach die Serie zu diesem Zeitpunkt aus drei
Gründen noch nicht den Kriterien einer typischen Daily Soap: Zunächst wurde
die Serie nur zweimal wöchentlich, dienstags und donnerstags um 17.35 Uhr mit
einer Länge von fünfundvierzig Minuten gesendet. Zum anderen waren die Ge-
schichten rund um die Bewohner des ,,Marienhofs" zu sozialkritisch und in Be-
zug auf die Darsteller ,,zu alt", was zulasten der Unterhaltung ging. Weiter wur-
de jede Folge mit einem Titel versehen, was der Serie einen episodenhaften Cha-
rakter verlieh.
63
RTL knüpfte an den mittlerweile rasant angestiegenen Erfolg seines Pilotprojek-
tes GZSZ an und nahm am 28.11.1994 um 17.30 Uhr seine zweite Daily Soap
,,Unter uns"
64
ins Programm, die auch von der Grundy UFA hergestellt wird. Der
Fokus der Familienserie liegt hier auf Themen, mit denen sich jede Familie iden-
tifizieren kann. Die ,,Schillerallee Nr. 10" in Köln ist der Ort, an welchem die Ge-
Durchschnittlich sehen derzeit 4,3 Millionen Zuschauer täglich GZSZ, während bei der ersten Folge lediglich
840.000 Zuschauer einschalteten. Vgl. Theinert (2002): 25 Geheimnisse über GZSZ. In: Fernsehwoche, Nr. 25,
S. 10.
59
Vgl. Sánchez Lansch (2001), S. 34.
Dieses Jahr wurde sowohl das zehnjährige Bestehen der Serie als auch die Ausstrahlung der 2.500 Folge (am
24.6.2002 in Spielfilmlänge) gefeiert.
60
Vgl. RTL Television (2002): Guide 2002, S. 50.
61
Nachfolgend wird die Bavaria Film GmbH mit Bavaria Film abgekürzt.
62
Vgl. Simon-Zülch (2001), S. 27.
63
A. a. O., S. 27 f.
64
Auch ,,Unter uns" hat eine australische Vorlage: ,,Under The Roof". Die Produktionsfirma hat aus den Feh-
lern der Vergangenheit gelernt und das australische Pendant lediglich für die grobe inhaltliche Orientierung
benutzt, nämlich das Leben von verschiedenen, unter einem Dach lebenden Familien darzustellen. Vgl. Ko u-
koulli (1998), S. 64.
Enrique Sànchez Lansch nennt dagegen die australische Serie ,,Neighbours" als Vorlage für ,,Unter uns".
,,Neighbours" erzählt das Leben der Bewohner einer ganzen Straße. Vgl. Sànchez Lansch (2001), S. 37.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
15
schichten um die einzelnen Familien und Freunde stattfinden.
65
,,Unter uns" hat
sich längst beim Publikum durchgesetzt und wird Ende dieses Jahres die 2.000
Folge ,,mit einem ganz romantischen Höhepunkt"
66
feiern.
Als Reaktion auf die zunehmende Konkurrenz der privaten Fernsehanstalten
und die rückläufigen Zuschauerzahlen im Vorabendprogramm, d. h. zu der Zeit,
in der die Öffentlich-rechtlichen ihre Werbeeinnahmen verbuchen können, ver-
änderte die ARD ihr Vorabendprogramm.
67
Ab dem 2.1.1995 sendet die ARD
zwei Daily Soaps im Block: Um 17.55 Uhr startet ,,Verbotene Liebe"
68
und an-
schließend folgt um 18.25 Uhr der veränderte ,,Marienhof". Beide Serien sind
lediglich durch einen Werbeblock unterbrochen.
Der ab dato täglich ausgestrahlte ,,Marienhof" zeichnet sich nach wie vor durch
Alltagsnähe aus. Es werden nicht nur Geschichten rund um die Bewohner des
,,Marienhofes" erzählt, sondern auch gesellschaftliche Tabus hinterfragt oder
aktuelle Themen aufgegriffen.
69
Allerdings wurde das Personal deutlich ver-
jüngt.
70
Einen seitens der Programmleitung bewusst gewählten Gegensatz bildet die
,,Verbotene Liebe". Die Grundy UFA hat mittlerweile genügend Erfahrungen bei
der Herstellung von Daily Soaps gesammelt und die australische Vorlage nicht
nur adaptiert.
71
Zwar wurde die Grundidee der Serie, die inzestuöse Beziehung
des Zwillingspaares Jan und Julia als Thematik übernommen, jedoch wurden
von Anbeginn an deutsche Drehbücher geschrieben. Ferner wurde das gehobene
Milieu des Hochadels in die Serie integriert.
72
Bei ,,Verbotene Liebe" geht es um
die Erfüllung der wahren Liebe und geheimer Wünsche, auch wenn diese noch
so unwahrscheinlich oder unmöglich erscheinen.
73
65
Vgl. RTL Television (2002): Guide 2002, S. 8.
66
Ebd.
67
Vgl. Cippitelli (2001), S. 13 und Simon-Zülch (2001), S. 28.
68
Die australische Vorlage von ,,Verbotene Liebe" ist ,,Sons and Daughters", welche Grundy UFA zunächst
RTL angeboten hat. Der Sender lehnte allerdings ab, da der Plot nicht überzeugte. Vgl. Sànchez Lansch
(2001), S. 34 f.
69
Vgl. Programmdirektion Erstes Deutsches Fernsehen (2001a): Pressemappe ,,Marienhof" (2001), o. S.
70
Vgl. Simon-Zülch (2001), S. 28.
71
Vgl. Sànchez Lansch (2001), S. 35.
72
Vgl. Ko ukoulli (1998), S. 68.
73
Vgl. Programmdirektion Erstes Deutsches Fernsehen (2001b): Pressemappe ,,Verbotene Liebe" (2001), o. S.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
16
Auch das ZDF experimentierte einmal mit dem Format der Soap Opera.
74
Mit
,,Jede Menge Leben", das am 6.3.1995 um 18.30 Uhr startete und im September
1996 wieder endete, sollten v. a. die jüngeren Zuschauer erreicht werden. Als
hinderlich erwies sich der Ausstrahlungsrhythmus: gesendet wurde nur an drei
Werktagen, immer dienstags bis donnerstags.
75
Die von der Produktionsfirma
Colonia hergestellte Serie wurde vom ZDF nicht gerne als Daily Soap bezeichnet
und auch nicht als solche vermarktet. Als wenig umworbene ,,fast tägliche Fami-
lienserie"
76
hat sich die Serie auf dem Fernsehmarkt nicht etablieren können.
77
So
wurde sie vorzeitig eingestellt, und die restlichen dreiundsechzig Folgen wurden
nicht gesendet. Der Rettungsversuch, die Serie tatsächlich werktäglich auf einem
anderen Sendeplatz zu positionieren, nämlich ab dem 2.10.1995 um 16.35 Uhr,
scheiterte ebenfalls.
78
Am 17.10.1995 ab 18.00 Uhr unternahm Sat. 1 mit ,,So ist das Leben! Die Wagen-
felds", produziert von der Bavaria Film GmbH, seinen ersten Versuch, sich auf
dem Daily Soap Markt durchzusetzen. Die ersten achtundsechzig Folgen liefen
als Doppelfolgen, damit sich das Publikum schneller an die Serie gewöhnen
könnte.
79
Dies hat jedoch nicht dazu beigetragen, die hohen Produktionskosten
wieder einzuspielen. Daher wurde das ,,Drama für die ganze Familie"
80
wegen
mäßigen Erfolgs bereits im Februar 1996 ersatzlos gestrichen. Auch hier wurde
darauf verzichtet, die letzten, schon vorproduzierten vierzig Folgen zu zeigen.
81
Eine vierte Soap der Grundy UFA startete am 25.11.1996 auf RTL 2 (18.55 Uhr)
mit dem Sendetitel ,,Alle zusammen ­ jeder für sich". Bei dieser Soap wurde im
Gegensatz zu den Konkurrenzprodukten gänzlich auf Außenaufnahmen verzich-
tet.
82
Mit ,,Alle zusammen" wurde erstmals eine Daily Soap konzipiert, die in den
74
Das ZDF hat von Dezember 1994 bis September 1995 eine weitere Daily Soap im Programm gehabt. Aller-
dings war ,,Macht der Leidenschaft" (,,Family Passions ") eine deutsch-kanadische Co -Produktion und wird
daher nicht zu den deutschen Daily Soaps gezählt. Vgl. Evermann (2000), S. 29.
75
Vgl. Evermann (2000), S. 29 f.
76
Evermann (2000), S. 29.
77
Vgl. a. a. O., S. 29 f.
78
A. a. O, S. 29 ff.
79
A. a. O., S. 31.
80
Evermann (2000), S. 32.
81
Vgl. ebd.
82
Es gab lediglich eine Ausnahme: In Folge 156 wurde auf der Loveparade 1997 in Berlin gedreht. Vgl. Ever-
mann (2000), S. 34.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
17
Kontext einer Arztserie eingegliedert wurde. Daher wurde die Serie auch als ,,die
Ärzte-Soap"
83
vermarktet. Jedoch wurde sie schon nach einer Staffel, d. h. nach
zweihundertdreißig Folgen, im Oktober 1997 wieder eingestellt. Mit insgesamt
drei Werbeunterbrechungen hatte die Serie im Vergleich zu den anderen Dailies
die kommerziellste Ausrichtung.
84
Sat. 1 versuchte erneut eine Daily Soap auf dem Fernsehmarkt zu platzieren und
nahm am 2.6.1997 um 19.00 Uhr ,,Geliebte Schwestern" ins Programm. Produ-
ziert wurde die Serie von der Columbia TriStar. Wie der Titel schon andeutet,
wurde ähnlich wie in ,,Alle zusammen" das Genre der Krankenhausserie mit
dem Genre der Daily Soap vermischt. Das ,,junge Blut für das Krankenhaus"
85
(gemeint sind die fünf Schwesternschülerinnen) hat nicht den Erwartungen der
Zielgruppe entsprochen, so dass die ,,Geliebten Schwestern" am 13.6.1998 nach
zweihundertfünfzig Folgen
wieder aus dem Programm gestrichen wurden. Ob-
wohl diese Soap deutlich erfolgreicher war als ,,Die Wagenfelds", erfüllte sie
nicht das anvisierte Ziel des Senders.
86
Ein letzter Versuch, eine Daily Soap auf dem deutschen Fernsehmarkt zu etablie-
ren, war ,,Mallorca - Suche nach dem Paradies". Pro 7 startete die aufwendig
hergestellte Soap am 26.4.1999 um 19.00 Uhr. Der Handlungsort von ,,Mallorca"
wurde nach Spanien verlegt. Die Dreharbeiten auf der gleichnamigen Insel wur-
den von der vor Ort gegründeten Grundy UFA Tochterfirma ,,Grundy UFA
Baleares" durchgeführt.
87
Trotz der besonders vielen Außenaufnahmen hat die
Serie nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Schon nach etwa einem Jahr endete
auch diese Soap. Die Schlussszene der letzten Folge wurde damals für eine even-
tuelle Fortsetzung bewusst offen gehalten, die bis heute jedoch nicht realisiert
wurde.
88
Der Flop dieser Serie zeigt, dass eine teure Produktion keine Garantie
für Erfolg sein kann.
89
83
Während der Erstausstrahlung der Soap sowie während des kurzen Reruns (vom 3.9.2001 bis zum 7.9.2001
um 17.00 Uhr) wurde dieser Ausdruck im Werbe -Trailer zur Serie verwendet.
84
Vgl. Evermann (2000), S. 33.
85
Evermann (2000), S. 35.
86
Vgl. ebd.
87
Vgl. Evermann (2000), S. 42.
88
A. a. O., S. 43 f.
89
A. a. O., S. 42.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
18
Mit ,,Großstadtträume" hat RTL erstmals in der deutschen Fernsehgeschichte
einen Ableger, einen sog. ,,Spin Off", von seinem Publikumsliebling GZSZ ins
Programm genommen.
90
Allerdings waren die fünfundvierzig Minuten in Berlin
stattfindenden ,,Großstadtträume" keine Daily Soap, sondern eine aufwendig
produzierte Weekly Soap. Auch diese Produktion wurde von der etablierten
Produktionsfirma Grundy UFA übernommen. Gesendet wurde jeweils montags
ab dem 8.5.2000 um 20.15 Uhr, gleich im Anschluss an GZSZ. Zunächst waren
sechsundzwanzig Folgen geplant. RTL-Geschäftsführer Gerhard Zeiler stoppte
das Projekt wegen schlechter Quoten nach der siebten Ausstrahlung und ließ
umgehend auch die Produktion einstellen.
91
Dennoch wagte RTL vor knapp zwei Jahren, eine tägliche Stundensoap für das
Nachmittagsprogramm zu planen.
92
Die Serie sollte 2001 unter dem Arbeitstitel
,,Licht und Schatten" von der Soap Factory GmbH produziert werden.
93
Die Soap
sollte Geschichten und Schicksale dreier Familien sowie einer Wohngemeinschaft
erzählen, die eng miteinander verknüpft sind. Hamburg als Medienstandort und
Mode-Hochburg schien ideal für das Projekt.
94
Allerdings wurde die Produktion
schon im Planungsstadium gecancelt.
95
Seit 1992 gab es mehrfache Versuche, das dramaturgische Konzept der langlau-
fenden Endlosserie umzusetzen.
96
Obwohl meist eine direkte Konkurrenz ver-
mieden wurde, zumindest mit den quotenstarken und schon etablierten Forma-
ten, konnte sich kaum eine dieser Dailies länger als achtzehn Monate im Pro-
grammangebot halten. Von den insgesamt neun Versuchen haben nur die ersten
vier überlebt und werden auch heute noch gesendet: GZSZ, ,,Unter uns", ,,Ver-
90
Fünf Figuren aus GZSZ sind im Spin-Off vertreten: Tina Zimmermann, Milla Engel, Olli Engel (Bruder von
Milla), Steffi Körte und Philipp Krüger. Allerdings war nur Philipp in den aktuellen GZSZ Folgen zu sehen;
die anderen vier Fig uren wurden reaktiviert. Vgl. Evermann (2000), S. 44.
91
Vgl. Evermann (2000), S. 44 f.
92
Die Stundensoap sollte die inzwischen rückläufigen Zuschauerquoten der Daily Talks auffangen. Vgl. Gött-
lich / Nieland (2001b), S. 145.
93
RTL und Studio Hamburg gründeten gemeinsam die Produktionsfirma Soap Factory GmbH.
Vgl. N. N. (2000e): RTL lässt einstündige Seifenoper in Hamburg produzieren. In: epd Medien, Nr. 45, S. 15.
94
A. a. O., S. 15 und vgl. N. N. (2000g): RTL produziert mit Studio Hamburg erste Stundensoap. In: Funk-
Korrespondenz, Nr. 23, S. 32.
95
Dies wurde der Verfasserin von Jovan Evermann (RTL) ohne Nennung der Gründe am 7.5.2002 per Email
mitgeteilt.
96
Siehe hierzu Abb. 1, S. 20.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
19
botene Liebe" und ,,Marienhof".
97
Diese vier Daily Soaps wurden alle in der
,,Versuchs- und Etablierungsphase", die von Anfang bis Mitte der neunziger
Jahre dauerte, auf dem Fernsehmarkt platziert.
98
Dies zeigt eine Sättigung des
deutschen ,,Daily-Soap-Fernsehmarktes" auf.
99
97
1987 wurden im amerikanischen Tagesfernsehen zwölf Soap Operas zwischen elf und fünfzehn Uhr ausge-
strahlt. Innerhalb der Ausstrahlungsdauer von einer Stunde wurden acht Werbeunterbrechungen platziert.
Vgl. Seiter (1987), S. 36.
Gerlinde Frey-Vor bestätigt diese Zahl für das Jahr 1991. Vgl. Frey-Vor, (1992b), S. 159.
98
Vgl. Göttlich / Nieland (2001b), S. 140.
99
Vgl. Simon-Zülch (2001), S. 22.

2. Daily Soaps
­ eine deutsche Variante
20
Abb. 1
: Die d
eutsche
n Daily Soaps im
Ü
berblick
100
Nr.
Sender
Sendestart
Uh
rzeit
Titel
Einstellung
Folgen
Produktio
ns
firma
Drehort / Stud
ios
Außenaufnahmen
1.
RTL
11.
05.1992
19.40 h
Gute Ze
iten,
schlechte Zeiten
noch nicht a
bsehbar
über
2.500
à 22 Min.
Grundy
UFA TV Produkt
ions GmbH
Berlin
-Tempe
lhof,
ab 16.10.1995 Potsdam
-
Babel
sberg
Berlin und Umg
e-
bung
2.
ARD
01.10.1
992
18.25 h
Marie
nhof
noch nicht a
bsehbar
über 1.900 à 22 Min.
Bav
aria Film GmbH
nchen
nchen
3.
RTL
28.11.1994
17.30 h
Unter uns
noch nicht a
bsehbar
über 1.800 à 22 Min.
Grundy
UFA TV Produkt
ions GmbH
Köln
-Hürth, ab Juli
2000 Köln
-Osse
ndorf
Köln und U
mg
e-
bung
4.
ARD
02.
01.1995
17.55 h
Verbotene Li
ebe
noch nicht a
bsehbar
über 1.700 à 22 Min.
Grundy
UFA TV Produkt
ions GmbH
Köln
-Böckl
emünd
Köln, Düsseldorf, Jüchen
5.
ZDF
06.
03.1995
18.30 h /
16.35 h
Jede Menge Leben
30.9.1996
376 à 25
Min.
Colonia Medi
a Filmproduktion GmbH
Köln
-Osse
ndorf
Köln und Umg
e-
bung
6.
SAT. 1
16.10.1995
18.00 h
So ist das L
eben!
Die Wagenfelds
29.2.1996
127 à 22 Min.
Bavaria Film GmbH / Iduna Film GmbH Co.
nchen
München und Umgebung
7.
RTL II
25.11.1996
18.55 h
Alle zusammen
­
je
der für sich
30.10.1997
230 à 22 Min.
Grundy
UFA TV Produkt
ions GmbH
Potsdam
-Babel
sberg
keine [sic!]
101
8.
SAT. 1
02.
06.1997
19.00 h
Geliebte Schwestern
13.6.1998
250 à 22 Min.
Columbia
TriStar
Film und Fernsehen
Produkt
ions GmbH
Köln
-Hürth
Berlin
9.
Pro 7
26.
04.1999
19.00 h
Mallorca
­ S
uche
nach dem Paradies
8.2.2000
200 à 22 Min.
Grundy
UFA
Baleares Producciones
de Televisión
S.L.U. /
Grundy
UFA TV
Produktions GmbH
Mallo
rca / Spanien
Mallorca / Spanien
100
Vgl. Evermann (2000), S. 11
-46.
101
Vgl. hierzu
Kap
. 2.2.3, S. 16
f.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
21
2.3
Produktionsbedingungen von Daily Soaps
,,Mit den Dailys etablierte sich hierzulande nicht nur ein neues TV-Format,
sondern auch eine neue Produktionsweise: die industrielle Herstellung von
Fernsehprogrammen."
102
In den Soaps werden täglich etwa fünfundzwanzig Minuten Sendezeit, bzw. fünf
Folgen pro Woche fertig gestellt. In einem Jahr werden über zweihundert Folgen
produziert.
103
Dieses Pensum zu bewältigen, bedeutet für alle Beteiligten unter
Zeitdruck zu leistende Arbeit, die in einem standardisierten Herstellungsprozess
organisiert ist. Das zur Verfügung stehende Budget der Produktionskosten ist
knapp kalkuliert.
104
Für die Herstellung der vier Daily Soaps, die heute im deutschen Fernsehpro-
gramm ausgestrahlt werden, sind zwei Produktionsfirmen zuständig: die
Grundy UFA TV Produktions GmbH sowie die Bavaria Film GmbH, deren Pro-
duktionsweisen im Folgenden beschrieben werden. Anschließend werden die
Produktionsbedingungen bei der Musikproduktion exemplarisch am Beispiel
von GZSZ näher erläutert.
2.3.1
Entwicklung der Drehbücher
Bei der Recherche wurde festgestellt, dass die Thematik der Produktion von
Drehbüchern in der Literatur ungenügend berücksichtigt wurde. Daher beruhen
die folgenden Angaben in Kap. 2.3.1 auf der ersten ausführlichen Veröffentli-
chung von Wolfgang Timpe.
105
In seinem Artikel vergleicht Timpe die Entwick-
lung der Drehbücher bei der Bavaria Film GmbH und Grundy UFA TV Produk-
tions GmbH.
Laut Timpe beginnt die Planung mit den quartalsweise stattfindenden Sitzungen,
in denen die Haupthandlungsstränge der im nächsten halben Jahr zu erzählen-
102
Timpe (1997): Die Helden-Fabrik. TV -Drehbuchautoren ­ die Fließbanddichter. In: Max, Nr. 5, S. 107.
103
Vgl. Schwanebeck (2001), S. 19.
104
Pro Sendeminute stehen den Soap-Machern zwischen 5.000 und 7.000 DM zur Disposition [dies entspricht
etwa 2.560 und 3.580 Euro]. Vgl. Timpe (1997): Die Helden-Fabrik. TV -Drehbuchautoren ­ die Fließband-
dichter. In: Max, Nr. 5, S. 108. Und vgl. Schwanebeck (2001), S. 19.
Eine Folge der ,,Lindenstraße" kostet dagegen ca. 300.000 DM [umgerechnet sind dies ungefähr 153.000
Euro]. Vgl. Moritz (1996), S. 87.
105
Vgl. Timpe (1997): Die Helden-Fabrik. TV -Drehbuchautoren ­ die Fließbanddichter. In: Max, Nr. 5, S. 106-
110.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
22
den Geschichten festgelegt werden. Die Grundy UFA bezeichnet diese als ,,Ma-
jors", die Bavaria Film nennt sie ,,Futures". Die Teilnehmer dieser Sitzungen sind
bei der Grundy UFA neben den Produzenten und Producer der Chefautor, das
Storydepartement und die Redaktion des Senders. Bei der Bavaria Film ist die
Zusammensetzung der Teilnehmer ähnlich: Produzenten, Outline-Dramaturgie
und die Redaktion des Senders sind anwesend.
Die Bavaria Film hält zusätzlich alle sechs bis acht Wochen die sog. ,,Spinnesit-
zungen" ab, bei welchen die Outline-Dramaturgen und ­Autoren (evtl. auch die
Produzenten) Ideen sammeln, aus denen die Handlungsstränge der Serie grob
gesponnen werden.
Danach beginnt das Storyline-Department der Grundy UFA, bei der Bavaria Film
entsprechend das Outline-Department, mit ihrer Arbeit. Die Aufgabe der Story-
liner bzw. der Outliner ist die Ausarbeitung der ,,Rollenprofile" (Grundy UFA)
bzw. der ,,Figurenlinien" (Bavaria Film). Die Charakterisierung der Rollen ent-
hält genaue Angaben zum Typ, Verhalten und Eigenarten der einzelnen Figuren.
Ferner werden der Hintergrund, aus dem die Figuren heraus eingeführt werden,
beschrieben und die Anregungen für die Dialogbücher verfasst.
Anhand der ,,Majors" bzw. ,,Futures" skizzieren bei der Grundy UFA sieben
Storyliner und zwei Storyeditoren, bei der Bavaria Film etwa zehn Outliner und
zwei Outlineeditoren jede Woche einen neuen Block, der jeweils aus fünf Folgen
mit je drei Erzählsträngen besteht.
106
Neben den Erläuterungen zu den beteiligten
Personen, zur Situation und Stimmung sowie zum zeitlichen Rahmen wird fest-
gelegt, ob und wie ein Cliffhanger platziert wird. Bei der Grundy UFA besteht
jede Folge aus etwa achtzehn bis zwanzig Szenen. Der Erzählrhythmus der Bava-
ria Film gestaltet sich langsamer: Hier setzt sich jede Folge lediglich aus dreizehn
bis fünfzehn Szenen zusammen. Anschließend werden die fertigen ,,Story-
lines"
107
der Grundy UFA bzw. die ,,Outlines" der Bavaria Film zur Abnahme an
die jeweilige Senderredaktion geschickt.
106
Vgl. Timpe (1997): Die Helden-Fabrik. TV -Drehbuchautoren ­ die Fließbanddichter. In: Max, Nr. 5, S. 107 f.
und Götz (2002), S. 99 und S. 140.
107
,,Storylines" bzw. ,,Outlines" können als ,,Szenenabrisse für einen Block von fünf Folgen" übersetzt werden.
Vgl. Schwanebeck (2001), S. 20.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
23
Ist die Abnahme erfolgt, verfassen bei der Grundy UFA ca. sieben und bei der
Bavaria Film etwa fünfundzwanzig freie Autoren innerhalb einer Woche das
Script.
108
Das ,,Dialogbuch" (Grundy UFA) bzw. das ,,Drehbuch" (Bavaria Film)
beinhaltet Dialoge und Szenenanweisungen, die den Regisseuren und Schauspie-
lern als Arbeitsgrundlage dient.
109
Bevor die ,,Dialog"- bzw. ,,Drehbücher freigegeben werden können, überprüfen
die Scripteditoren die Qualität und die Stimmigkeit der Bücher. Sie suchen nach
Fehlern und Divergenzen. Sie kontrollieren, ob die Dialoge mit den Rollenprofi-
len übereinstimmen, und ob alle Szenenanschlüsse aufeinander abgestimmt sind.
Zuletzt wird der fertige Block zur Abnahme an die Redaktion des Senders weiter
gegeben. Schwierigkeiten entstehen, wenn keine Abnahme durch die Senderre-
daktion erfolgt, oder z. B. Schauspieler erkranken. In solchen Fällen sind die Sto-
ryliner bzw. Outliner einer Doppelbelastung ausgesetzt. Sie müssen die Ände-
rungen am zurückliegenden Block vornehmen, was sich auch auf die neu erfun-
denen Folgen auswirken kann, und gleichzeitig den aktuellen Block ausarbeiten.
2.3.2
Umsetzung der Drehbücher
Der Produktionsstab der Grundy UFA umfasst etwa einhundert Personen. Bei
der Bavaria Film sind sogar einhundertfünfundzwanzig Menschen an der Um-
setzung der Drehbücher beteiligt.
110
Gedreht wird mit mehreren Teams: Beim
Marienhof stehen z. B. zwei Drehteams und vier Regisseure zur Verfügung. Die-
se arbeiten an der Vorbereitung des nächsten Blocks, am Drehort und an der
Postproduktion des zurückliegenden Blocks. Ein weiterer Regisseur steht als Er-
satzmann zur Verfügung.
111
Es werden immer fünf Folgen einer Woche als Block zusammengefasst. Es wird
nicht chronologisch, sondern unabhängig vom späteren Sendeverlauf gedreht.
108
Vgl. Götz (2002), S. 99 und S. 140.
109
Der Lohn für einen Dialogautoren beträgt ca. 2.000 bis 2.500 DM pro Buch [dies entspricht etwa 1.020 bis
1.280 Euro]. Vgl. Timpe (1997): Die Helden-Fabrik. TV -Drehbuchautoren ­ die Fließbanddichter. In: Max, Nr.
5, S. 107.
110
Vgl. Schwanebeck (2001), S. 19 und RTL Television (2002): Guide 2002, S. 8 und S. 50.
Der gesamte Produktionsstab bei GZSZ und ,,Marienhof" umfasst nach den Angaben von Maya Götz etwa
einhundertfünfzig bzw. einhundertvierzig Personen. Vgl. Götz (2002), S. 99 und S. 140.
111
Vgl. Schwanebeck (2001), S. 19.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
24
Bei der Reihenfolge des Drehs richten sich die Regisseure nach Motiven, Kulissen
und beteiligten Schauspielern, damit Leerläufe des Teams vermieden und somit
alle Kapazitäten mit größtmöglicher Effizienz ausgeschöpft werden können.
112
Daher müssen die Szenenanschlüsse besonders sorgfältig überprüft werden, was
sowohl die Requisiteure als auch die Kostümbildner besonders fordert.
113
In einer Daily Soap sind keine aufwendigen Actionszenen eingebaut. Die szeni-
sche Grundkonstellation von zwei bis drei Personen, die sich im Gespräch befin-
den, wird im Schuss-Gegenschuss-Verfahren kameratechnisch aufgelöst. Diese
immergleiche Gestaltung der Szenen ist notwendig, da wenig Zeit im Drehplan
vorgesehen ist.
114
Außendrehs sind im Hinblick auf das Budget zu kostspielig. Aus diesem Grunde
sind sie eine Seltenheit. Die Grundy UFA macht an zwei Tagen in der Woche
Außenaufnahmen, die Bavaria Film dagegen nur an einem Tag.
115
Die Schauspieler bekommen meistens erst am Abend vor dem Dreh die Texte.
Wenn sie an einem ,,Major", d. h. an einer Hauptgeschichte beteiligt sind, ist es
keine Seltenheit, dass sich ihr Arbeitstag auf zwölf Stunden ausdehnt.
116
Für jede Szene stehen etwa zwanzig bis maximal fünfundzwanzig Minuten zur
Verfügung. Die meisten Szenen sind nicht lang, d. h. sie dauern im Schnitt um
eine Minute. Pro Szene gibt es höchstens drei Probedurchläufe und ebenso viele
Aufnahmen. Danach muss die Szene sendefertig sein, denn mehr Zeit steht nicht
zur Verfügung.
117
Mikroschatten und störende Nebengeräusche sind die häufigs-
ten Gründe, die den Dreh aufhalten. Es wird zwar versucht, auf alle Details
Rücksicht zu nehmen, jedoch reicht die Zeit für einen Neudreh oft nicht aus, v. a.
dann nicht, wenn nur im Hintergrund Unstimmigkeiten bestehen.
118
In diesem Zusammenhang sind die Schauspieltrainer für die Nachwuchsdarstel-
ler zu sehen. Die Trainer üben mit ihnen zwischen den Dreharbeiten besonders
112
Vgl. Schwanebeck (2001), S. 19.
113
Vgl. Kosack / Süß (2000), S. 108 f.
114
Vgl. Göttlich / Nieland (2001b), S. 158 f.; und Mikos (1987), S. 10.
115
Vgl. Schwanebeck (2001), S. 19 und RTL Television (2002): Guide 2002, S. 9 und S. 50.
Sie werden nur zu ganz besonderen Anlässen eing eplant, wie z. B. bei Rhea Harders Ausstieg bei GZSZ im
Dezember 2001 und Januar 2002, als der Handlungsort in die mauretanische Wüste verlegt wurde.
116
Vgl. RTL 2 (2000b): Bravo TV Extra! Soap Stars, 10.12.2000.
117
Vgl. Kosack / Süß (2000), S. 22 f. und RTL Television (2002): Guide 2002, S. 9 und S. 51.
118
Vgl. Kosack / Süß (2000), S. 26.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
25
schwierige Szenen, damit diese bei den Aufnahmen gut und zügig gelingen. Die
sichere Textbeherrschung ist hierbei die wichtigste Voraussetzung.
119
Es wird mit drei Kameras gleichzeitig auf Video gedreht, so dass schon während
der Aufnahmen der Rohschnitt entsteht.
120
Eine abgedrehte Folge wird ungefähr
sechs bis acht Wochen später gesendet.
121
2.3.3
Musikproduktion
Sofern keine anderen Quellen angegeben sind, beruhen die folgenden Angaben
in Kapitel 2.3.3 auf den Informationen des persönlichen Gesprächs, welches d. V.
mit Christoph Rinnert am 14.5.2002 im Hamburger Hotel ,,Monopol" geführt hat.
Bei der australischen Produktionsfirma Grundy entstand 1991 die Idee, in
Deutschland eine Daily Soap als neue Unterhaltungsform in das Fernsehpro-
gramm zu integrieren.
Für die Musikproduktion der ersten deutschen Daily Soap, GZSZ, wurden Su-
sanne Pawlitzki und Christoph Rinnert, die bis dato als Serien- und Filmkompo-
nisten gearbeitet haben, ausgewählt.
122
Sie sind seit Produktionsbeginn die bei-
den Komponisten und Musikproduzenten von GZSZ.
123
Ein Stellvertreter, Paul
Wuthe, ist beispielsweise im Krankheitsfall einsatzbereit.
Für Susanne Pawlitzki und Christoph Rinnert war 1991 das Serienformat einer
Soap Opera grundlegend unbekannt. Ihre Hauptaufgabe war folglich zunächst
die Formatentwicklung, d. h. die Entwicklung eines Systems, mit welchem der
Musikbedarf für die Daily Soap in der vorgegebenen Zeit bewältigt werden
konnte. Der Unterschied zu ihren bisherigen Musikproduktionen lag darin, dass
sie während der Vorlaufzeit des Produktionsbeginns erstmals auf Drehbuch
119
Vgl. Vox (2002): stern TV Reportage. Soap Casting. Der Traum von der TV -Karriere, 15.1.2002 und RTL
Television (2002): Guide 2002, S. 51.
120
Vgl. Kosack / Süß (2000), S. 23 f.
121
A. a. O., S. 28.
122
Susanne Pawlitzki wurde zuerst als Musikproduzentin und Komponistin für GZSZ engagiert. Da das Ar-
beitspensum nicht durchgängig von einer Person bewerkstelligt werden konnte, zog sie nach drei Monaten
intensiver Arbeit Christoph Rinnert hinzu, mit welchem sie schon häufig zusammengearbeitet hat.
123
Die Funktion eines Komponisten, gleichzeitig als Musikproduzent tätig zu sein, ist im Medium Fernsehen
üblich. Vgl. Wehmeier (2000), S. 299.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
26
komponieren mussten. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Zeit und auf-
grund der finanziellen Vorgaben konnten sie nicht wie bei ihren bisherigen TV-
Produktionen arbeiten.
124
Daher wurden für die Hauptcharaktere der Serie ,,mu-
sikalische Psychogramme" entwickelt, die sich aus den zwei Bereichen ,,Score
Music" und ,,Source Music" zusammensetzen. ,,Score Music"
125
ist eigens für
GZSZ komponierte Musik, während ,,Source Music"
126
kompilierte, meistens den
aktuellen Charts entlehnte Musik ist.
127
Zur Umsetzung der Musikkomposition bzw. ­produktion entwickelten Chris-
toph Rinnert und Susanne Pawlitzki ein Rotationssystem, angepasst an den film-
technischen Produktionsablauf.
128
Ihre Arbeit beginnt erst in der Postprodukti-
onswoche, folglich in der Produktionsphase, in der es nur noch um die akusti-
sche Bearbeitung des Filmmaterials geht.
129
Neben der Musik sind dies insbeson-
dere die Atmosphärengeräusche.
130
Susanne Pawlitzki und Christoph Rinnert arbeiten jeweils eigenständig und ei-
genverantwortlich abwechselnd im Turnus von acht Wochen.
131
Innerhalb einer
Arbeitswoche muss die Musik für einen Block, d. h. für fünf Folgen einer Sende-
woche, komponiert und kompiliert werden, deren Ablauf streng festgelegt ist.
Hierfür erfolgt freitags ein Briefing per Regiebesprechung für den gerade abge-
drehten Block. Am Wochenende werden die ersten Motive ausgearbeitet und
eine Vorauswahl der zu kompilierenden Musik getroffen. In der nachfolgenden
Produktionswoche erhält der Komponist jeweils montags mittags die erste VHS-
Kassette mit den endgültigen Mitschnitten der einzelnen Folgen. Mittwoch-
abends liegt die letzte Kassette vor. Donnerstags wird die Musik von allen fünf
124
Vgl. hierzu auch Wehmeier (2000), S. 309 f.
125
Die englische Bezeichnung ,,score" wird im musikalischen Sinne mit ,,Partitur" bzw. ,,Musik zu einem Film"
übersetzt.
126
,,Source" bedeutet im Englischen ,,Quelle" oder ,,Ursache".
127
Dies sind die Begriffe, die von RTL und der Grundy UFA verwendet werden.
128
Ein Produktionsblock von GZSZ, der fünf Folgen einer Ausstrahlungswoche umfasst, durchläuft folgende
Stationen:
1.
Woche: Produktionsbesprechung und Produktionsvorbereitung
2.
Woche: Außendreh
3.
Woche: Studiodreh
4.
Woche: Postproduktion und Abnahme durch die Redaktion
129
Die einzige Ausnahme bilden Tanzszenen, bei denen zur besseren Einstimmung der Schauspieler während
der Dreharbeiten die Musik auf einer Guide-Spur abgespielt wird.
130
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden die Original-Töne und Atmosphärengeräusche nicht berüc k-
sichtigt, da sie für den Schwerpunkt der Betrachtungen keine Relevanz haben.
131
Früher lag der Turnus bei zehn Wochen.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
27
Folgen angelegt und im Block gemischt. Freitags folgt die nächste Regiebespre-
chung. Aufgrund der vorangeschrittenen technischen Möglichkeiten wird heute
ausschließlich auf Bild komponiert.
Daraus folgt, dass den Komponisten lediglich fünf Tage einer Woche, von Sams-
tag bis Mittwoch, zur Verfügung stehen, um die Musik für einen Block zu entwi-
ckeln und umzusetzen. Die einzelnen Handlungsstränge liegen hierbei noch zu-
sammenhängend vor. Sie sind noch nicht in der Reihenfolge angeordnet, wie sie
später innerhalb der Serienfolge ausgestrahlt werden.
Zeitliche Schwierigkeiten entstehen, wenn der Sender nach der Regieabnahme
Änderungswünsche äußert. In diesem Fall müssen innerhalb einer Woche die
Änderungen des Senders umgesetzt und die Musik für den aktuellen Block pro-
duziert werden.
Die Grundy UFA hat als erster deutscher TV-Produzent 1994 für seine Soap-
Produktionen einen eigenen Musikverlag mit Merchandisingabteilung gegründet
- die Grundy UFA Merchandising Musicproduction.
132
Die Komponisten von
GZSZ haben einen Teil ihrer Komponistenlizenzen (vierzig Prozent) an den fir-
meneigenen Musikverlag der Grundy UFA abgetreten, so dass die Produktions-
firma an den Tantiemeneinnahmen der Komponisten partizipiert.
133
2.4
Wirtschaftliche Attraktivität von Daily Soaps
,,Seriale Sendeformen versprechen Publikumsbindung und Sendertreue,
weil sie zuerst die Erwartungen des Publikums a priori definieren und stabi-
lisieren und es in der Folge leicht an die Seriensendeplätze binden."
134
Regelmäßige Fernsehgewohnheiten bedeuten konstante Zuschauerzahlen. Lang-
zeitserien, insbesondere Daily Soaps, fördern die Programmbindung.
135
132
Vgl. Graf / Hönsch (2001), S. 122.
133
Durch wirtschaftliche Verflechtungen ist es heutzutage üblich, dass die Produktionsfirma einer Serie ein
Unternehmen gründet, das als Musikproduzent und Musikverlag für das Projekt tätig wird, so dass die Pro-
duktionsfirma an den zurückfließenden Tantiemen und Merchandisingeinnahmen partizipieren kann. Vgl.
Wehmeier (2000), S. 299 f. und S. 309 f.
134
Prugger (1994b), S. 91.
135
Vgl. Cippitelli (2001), S. 13.
Soap Operas gehören zu den beliebtesten Sendungen im Programmangebot und weisen die höchsten Pro-
grammbindungsraten auf. Vgl. Gleich (2001), S. 524 f. und (1998), S. 46 f. Vgl. auch Götz (2002), S. 23 f. und S.
27.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
28
Mehr als vierzehn Millionen
136
Zuschauer täglich verfolgen in Deutschland ihre
Daily Soap.
137
Jeweils zwei Soaps werden als Erstausstrahlungen von RTL (,,Un-
ter uns", GZSZ) und der ARD (,,Verbotene Liebe", ,,Marienhof") gesendet. RTL
wiederholt im Gegensatz zur ARD
138
zusätzlich seit etwa 1995 die aktuellen Fol-
gen am nachfolgenden Vormittag im Block zwischen sieben und acht Uhr mor-
gens. Auf Zuschauerwunsch werden zusätzlich samstags, seit dem 13.4.2002, die
Folgen einer Sendewoche im Block wiederholt.
139
Der Sender Vox hat sich den
Erfolg der RTL-Soaps zu Nutze gemacht und sendet die alten Folgen von GZSZ
seit dem 2.10.1995 und ,,Unter uns" seit dem 11.11.1996 als Reruns.
140
Beide Se-
rien werden zwecks Zuschaueranbindung aufeinander folgend im Programman-
gebot platziert.
141
Auch Vox wiederholt die gesendeten Folgen am nächsten Vor-
mittag im Block.
Mit ,,Reich und Schön" hat auch das ZDF im Vormittagsprogramm eine (ameri-
kanische) Soap Opera platziert, die seit dem 14. Januar 2002 gesendet wird. Die
Unterschiede zwischen den deutschen und amerikanischen Soap Operas liegen
nicht nur in der Wahl der Handlungsorte, der Rollenprofile oder der Themen-
auswahl. Der größte Unterschied liegt in der Zielgruppenansprache. In den USA
sind Soap Operas hauptsächlich für ein Hausfrauenpublikum konzipiert, wäh-
rend die deutschen Daily Soaps insbesondere Mädchen und junge Frauen zwi-
schen vierzehn und neunundzwanzig Jahren ansprechen.
142
Da sich die originäre Soap Opera ,,Reich und Schön" deutlich von den deutschen
Dailies unterscheidet, steht sie nicht im direkten Konkurrenzverhältnis zu den
136
Vgl. Cippitelli (2001), S. 12; Schwanebeck (2001), S. 18.
137
Siehe hierzu Abb. 2, S. 29.
138
Die ARD hat Anfang 1996 eine Wochenendausgabe von ,,Verbotene Liebe" und ,,Marienhof" gezeigt (jeweils
samstags ab 18.10 Uhr und 18.40 Uhr), in der jeweils eine Wochenzusammenfassung der Soap präsentiert
wurde. Zusätzlich gab es sporadische Wiederholungen in den Dritten Programmen sowie im ARD-
Vormittagsprogramm. Vgl. Evermann (2000), S. 18 und S. 27.
139
Diese Angaben wurden der Verfasserin von Jovan Evermann (RTL) am 7.5.2002 per Email mitgeteilt.
140
Vgl. Evermann (2000), S. 15 und S. 24.
141
Vgl. Bleicher (1997b), S. 30 ff.; auch Adolph / Scherer (1997), S. 64 ff.
142
Vgl. Gleich (2001), S. 525.
Detaillierte Ausführungen zu den Unterschieden zwischen amerikanischen und deutschen Soap Operas
finden sich in der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse von Udo Göttlich und Jörg-Uwe Nieland, die
sie im Rahmen des DFG -Forschungsprojektes zu ,,Daily Soaps und Kultmarketing" an der Duisburger Mer-
cator Universität zwischen 1996 und 2001 durchgeführt haben. Vgl. Göttlich / Nieland (2001b), S. 153-160;
auch Göttlich / Nieland (1999a), S . 55 ff.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
29
deutschen Produkten und wird in den folgenden Ausführungen nicht berück-
sichtigt.
Abb. 2: Das Angebot an Daily Soaps im deutschen Fernsehprogramm im Juni 2002
143
Uhrzeit
von
bis
Titel
Art
Sender
Turnus
8.30
11.00
GZSZ
Wdh. der Vorwoche
RTL
samstags
7.00
7.30
Unter uns
Wdh. vom Vortag
RTL
werktäglich
7.30
8.05
GZSZ
Wdh. vom Vortag
RTL
werktäglich
9.20
9.50
GZSZ
Wdh. vom Vortag (Rerun)
Vox
werktäglich
9.50
10.25
Unter uns
Wdh. vom Vortag (Rerun)
Vox
werktäglich
10.50
11.30
Reich und schön
importierter Rerun
ZDF
werktäglich
14.10
14.40
Unter Uns
Rerun
Vox
werktäglich
14.40
15.15
GZSZ
Rerun
Vox
werktäglich
17.30
18.00
Unter Uns
Erstausstrahlung
RTL
werktäglich
17.55
18.25
Verbotene Liebe
Erstausstrahlung
ARD
werktäglich
18.25
18.50
Marienhof
Erstausstrahlung
ARD
werktäglich
19.40
20.15
GZSZ
Erstausstrahlung
RTL
werktäglich
2.4.1
Einschaltquoten und Marktanteile
Die Attraktivität der Zahlen von Einschaltquoten und Marktanteilen entscheidet
über die Vermarktung von den im Rahmen der Sendung zu verkaufenden Wer-
bezeiten.
144
In diesem Kontext werden nachfolgend die vier Daily Soaps, die der-
zeit als Erstausstrahlungen gezeigt werden, miteinander verglichen.
Bei der Betrachtung der Jahresdurchschnittswerte der Gesamtzuschauerzahlen
ist festzustellen, dass die Zahlen im Vergleich des Jahres 2001 und 2000 einen
leichten Rückgang aufweisen. An der Rangfolge hat sich jedoch nichts geändert:
Nach wie vor ist GZSZ mit über vier Millionen Zuschauern die meist gesehenste
143
Diese Tabelle wurde auf der Grundlage des Fernsehprogramms vom 8.6. bis 14.6.2002 erstellt.
144
Die GfK (Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung ) mit Sitz in Nürnberg erhebt täglich für die
AGF (Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung) detaillierte Nutzungsdaten der Rundfunkteilnehmer. In der
AGF haben sich die Sender ARD, ZDF, RTL, Sat. 1, Pro 7 und DSF organisiert. Durch Hochrechnungen kö n-
nen die tagesaktuellen Einschaltquoten (absolute Zahl der Zuschauer in Millionen, die für eine bestimmte
Sendung das Empfangsgerät eingeschaltet haben, im Verhältnis zur Gesamtzahl der Hörfunk- bzw. Fernseh-
teilnehmer) und Reichweiten (Prozentuale Anteil der erreichten Personen einer Zielgruppe gemessen in Be-
zug auf die Einschaltquoten) ermittelt werden. Diese Zahlen die nen als Berechnungsgrundlage für die im
Serienumfeld angesiedelten Werbespots.
Vgl. hierzu die Internetseite der GfK
http://www.gfk.de/
.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
30
Sendung. Die Plätze zwei und drei teilen sich die beiden ARD-Soaps ,,Verbotene
Liebe" und ,,Marienhof". ,,Unter uns" ist mit knappen zwei Millionen Zuschau-
ern das Schlusslicht.
145
Im Vergleich der Marktanteile der Zuschauer ab drei Jahre verändern sich die
Positionen: Die ,,Verbotene Liebe" verdrängt mit über siebzehn Prozent GZSZ
(siebzehn Prozent) von der Spitzenposition. Jedoch ist der Unterschied gering.
Der ,,Marienhof" liegt mit knapp fünfzehn Prozent noch vor ,,Unter uns", das
mit über vierzehn Prozent wieder den letzten Platz belegt.
146
Interessanter erscheint eine genauere Betrachtung der Zuschauerzahlen der Er-
wachsenen zwischen vierzehn und neunundvierzig Jahren, die nicht nur die
Kernzielgruppe der Daily Soaps darstellt, sondern auch seitens der Werbewirt-
schaft bevorzugt mit ihren Botschaften zu erreichen versucht wird.
147
GZSZ erweist sich sowohl bei den Vierzehn- bis Neunundzwanzig-Jährigen als
auch bei den Dreißig- bis Neunundvierzig-Jährigen als die Sendung mit der
höchsten Reichweite. Mit Marktanteilen von über dreißig bzw. über zwanzig
Prozent in den beiden attraktiven Zielgruppen lassen sich die Werbezeiten rund
um GZSZ gut vermarkten.
148
In der Altersgruppe der Vierzehn- bis Neunundzwanzig-Jährigen unterscheiden
sich die Zahlen der restlichen drei Dailies nur geringfügig. Sie liegen bei etwa
fünfundzwanzig Prozent. In der Altersgruppe der Dreißig- bis Neunundvierzig-
Jährigen kann sich ,,Unter uns" mit fast achtzehn Prozent vor ,,Verbotene Liebe"
und ,,Marienhof" platzieren, die beide bei unter fünfzehn Prozent liegen.
Auffällig ist, dass ,,Unter uns" bezüglich der Marktanteile in der Kernzielgruppe
besser abschneidet als bei o. g. Vergleichen zu den Gesamtzuschauerzahlen.
145
Siehe hierzu Abb. 3, S. 31.
146
Siehe hierzu Abb. 4, S. 31.
147
Sie he hierzu Abb. 5., S. 31.
148
Ausführlichere Angaben hierzu werden in Kap. 2.4.3, S. 35 f. angeführt.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
31
Abb. 3: Zuschauer (Z in Millionen) ab 3 Jahre im Jahresdurchschnitt
1,84
2,83
2,79
4,54
1,89
2,73
2,68
4,4
0
1
2
3
4
5
GZSZ
Marienhof
Verbotene Liebe
Unter uns
2001
2000
Quelle: RTL Kommunikation, Pressestelle für Soaps und Doku-Soaps, März 2002. Basis GfK.
Abb. 4: Marktanteile (MA in Prozent) der Zuschauer ab 3 Jahre im Jahresdurchschnitt
14,26
18,45
15,6
17,74
14,26
17,57
14,95
17,08
0
5
10
15
20
GZSZ
Marienhof
Verbotene Liebe
Unter uns
2001
2000
Quelle: RTL Kommunikation, Pressestelle für Soaps und Doku-Soaps, März 2002. Basis GfK.
Abb. 5: Zuschauer (Z in Millionen) und Marktanteile (MA in Prozent) der vierzehn-
bis neunundvierzig-jährigen Erwachsenen
Quelle: RTL Kommunikation, Pressestelle für Soaps und Doku-Soaps, März 2002. Basis GfK.
14-29 Jahre
30-49 Jahre
Gesamt
Z in
Mio.
MA in %
Z in
Mio.
MA in %
Z in
Mio.
MA in %
GZSZ, RTL
Jahresdurchschnitt 2001
0,95
34,2
1,58
22,9
4,40
17,08
Jahresdurchschnitt 2000
0,92
32,7
1,65
24,3
4,54
17,74
Unter uns, RTL
Jahresdurchschnitt 2001
0,42
25,1
0,59
17,5
1,89
14,26
Jahresdurchschnitt 2000
0,42
23,6
0,61
19,4
1,84
14,26
Verbotene Liebe, ARD
Jahresdurchschnitt 2001
0,47
24,5
0,55
14,3
2,73
17,57
Jahresdurchschnitt 2000
0,48
23,5
0,58
15,7
2,83
18,45
Marienhof, ARD
Jahresdurchschnitt 2001
0,54
25,5
0,65
14,6
2,68
14,95
Jahresdurchschnitt 2000
0,50
22,1
0,70
16,0
2,79
15,60

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
32
2.4.2
Zielgruppe und Geschlechterverteilung
Die Kernzielgruppe aller Daily Soaps sind die Vierzehn- bis Neunundvierzig-
Jährigen. Vornehmlich die weiblichen Zuschauer zwischen vierzehn und neun-
undzwanzig Jahren sollen angesprochen werden.
149
Insbesondere die zehn- bis
fünfzehn-jährigen Mädchen sind von diesem Genre begeistert.
150
Bei der folgen-
den Betrachtung der Geschlechterverteilung bei den vier Daily Soaps lassen sich
graduelle Unterschiede feststellen.
Insgesamt trifft auf alle vier Dailies zu, dass der Anteil der weiblichen Zuschauer
deutlich über dem Anteil der männlichen Zuschauer liegt. Etwa zwei Drittel der
Zuschauer sind weiblich und knapp ein Drittel männlich.
151
GZSZ hat mit fast elf Prozent den größten Anteil an zusehenden Kindern zwi-
schen drei und dreizehn Jahren. Den geringsten Anteil hat die ,,Verbotenen Lie-
be", bei der unter drei Prozent der Zuschauer aus dieser Altersgruppe einschal-
ten. In der Altersgruppe der vierzehn- bis neunundzwanzig-jährigen männlichen
Zuschauer kann bei allen vier Daily Soaps konstatiert werden, dass sie den ge-
ringsten Anteil der Zuschauerzusammensetzung ausmachen und je nach Soap
zwischen etwa drei und sechs Prozent variieren.
152
Auffällig ist, dass sowohl bei der ,,Verbotenen Liebe" als auch beim ,,Marienhof"
jeweils die weiblichen und männlichen über Fünfzig-Jährigen den größten Anteil
an der Zuschauerzusammensetzung ausmachen, wobei der Anteil der weibli-
chen Zuschauer noch vor dem Anteil der männlichen Zuschauer rangiert. Bei
GZSZ und ,,Unter uns" ist dieses Verhältnis etwas ausgeglichener.
153
Insbesondere trifft auf GZSZ zu, dass die Gruppe der dreißig- bis neunundvier-
zig-jährigen und über fünfzig-jährigen weiblichen Zuschauer einen ähnlich gro-
ßen Anteil ausmacht. Mit knapp dreizehn Prozent hat GZSZ im Vergleich zu den
restlichen drei Soaps in der Altersgruppe der dreißig- bis neunundvierzig-
149
Vgl. Göttlich / Nieland (2001b), S. 145.
150
Dies belegt die Tatsache, dass GZSZ in der Altersgruppe der zehn- bis fünfzehnjährigen Mädchen im ersten
Halbjahr des Jahres 2000 insgesamt sechsundvierzig Mal unter den fünfzig meist gesehenen Sendungen ver-
treten war. Vgl. Eimeren (2000), S. 49. Vgl. auch Götz (2002), S. 303 ff.
151
Vgl. Schwanebeck (2001), S. 18; sowie Götz (2001), S. 191.
152
Siehe hierzu Abb. 6 bis 9, S. 34.
153
Ebd.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
33
jährigen männlichen Zuschauer den größten Anteil.
154
GZSZ wird seitens der
Produzenten als Familienserie klassifiziert und weist daher insgesamt eine aus-
gewogenere Geschlechterverteilung auf.
155
Im Vergleich der Zuschauerzusammensetzung bezüglich der vierzehn- bis neun-
undzwanzig-jährigen weiblichen Zuschauer haben GZSZ und ,,Unter uns" mit
sechzehn bzw. fast siebzehn Prozent etwas höhere Werte als ,,Verbotene Liebe"
(dreizehn Prozent) und ,,Marienhof" (knapp fünfzehn Prozent).
156
Bemerkenswert sind die hohen Marktanteile dieser Zuschauergruppe.
157
Auch
bei diesem Vergleich hat die Soap GZSZ wieder mit Abstand die höchste Reich-
weite mit über fünfzig Prozent Marktanteil bei den vierzehn- bis neunzehn-
jährigen und über vierzig Prozent bei den zwanzig- bis neunundzwanzig-
jährigen Zuschauerinnen. In der jüngeren Altergruppe kann ,,Unter uns" mit
über vierzig Prozent bessere Marktanteile verbuchen als ,,Marienhof" und ,,Ver-
botene Liebe", die beide etwas mehr als dreißig Prozent aufweisen.
158
Bei den zwanzig- bis neunundzwanzig-jährigen Zuschauerinnen unterscheiden
sich die Reichweiten zwischen den drei Daily Soaps ,,Unter uns", ,,Verbotene
Liebe" und ,,Marienhof" nicht gravierend. Sie liegen zwischen sechsundzwanzig
und dreißig Prozent.
159
Bei allen vier Soaps sind die Marktanteile in diesen beiden Alters- und Ge-
schlechtergruppen am höchsten.
160
154
Siehe hierzu Abb. 6, S. 34.
155
Den Beweis führen Birgit Graf und Frank Hönsch am Beispiel des Merchandisings durch. Vgl. Graf / Hönsch
(2001), S. 125 ff.
156
Siehe hierzu Abb. 6 bis 9, S. 34.
157
Siehe hierzu Abb. 10 und Abb. 11, S. 35.
158
Siehe hierzu Abb. 10, S. 35.
159
Siehe hierzu Abb. 11, S. 35.
160
Vgl. Götz (2001), S. 186.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
34
Abb. 6: GZSZ ­ Zuschauerzusammensetzung in Prozent (April 2002)
10,9%
16,0%
22,7%
22,1%
5,6%
12,8%
9,9%
Kinder 3-13 J.
Frauen 14-29 J.
Frauen 30-49 J.
Frauen ab 50 J.
Männer 14-29 J.
Männer 30-49 J.
Männer ab 50 J.
Quelle: Grundy UFA TV Produktions GmbH, UFA research, Mai 2002. Basis GfK
Abb. 7: ,,Unter Uns" ­ Zuschauerzusammensetzung in Prozent (April 2002)
5,9%
16,8%
21,0%
29,1%
4,5%
9,3%
13,5%
Kinder 3-13 J.
Frauen 14-29 J.
Frauen 30-49 J.
Frauen ab 50 J.
Männer 14-29 J.
Männer 30-49 J.
Männer ab 50 J.
Quelle: Grundy UFA TV Produktions GmbH, UFA research, Mai 2002. Basis GfK
Abb. 8: ,,Verbotene Liebe" ­ Zuschauerzusammensetzung in Prozent (April 2002)
2,6%
13,0%
12,7%
41,4%
3,3%
6,9%
20,2%
Kinder 3-13 J.
Frauen 14-29 J.
Frauen 30-49 J.
Frauen ab 50 J.
Männer 14-29 J.
Männer 30-49 J.
Männer ab 50 J.
Quelle: Grundy UFA TV Produktions GmbH, UFA research, Mai 2002. Basis GfK
Abb. 9: ,,Marienhof" ­ Zuschauerzusammensetzung in Prozent (April 2002)
4,3%
14,9%
16,0%
34,8%
4,3%
8,0%
17,7%
Kinder 3-13 J.
Frauen 14-29 J.
Frauen 30-49 J.
Frauen ab 50 J.
Männer 14-29 J.
Männer 30-49 J.
Männer ab 50 J.
Quelle: Grundy UFA TV Produktions GmbH, UFA research, Mai 2002. Basis GfK.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
35
Abb. 10: Marktanteile (MA in Prozent),
Abb. 11: Marktanteile (MA in Prozent),
Frauen 14-19 Jahre (April 2002)
Frauen 20-29 Jahre (April 2002)
42,5
31,7 34,1
54,4
0
10
20
30
40
50
60
Unter Uns
Verbotene Liebe
Marienhof
GZSZ
26,4
28,7 29,7
42,3
0
10
20
30
40
50
Unter Uns
Verbotene Liebe
Marienhof
GZSZ
Quelle: Grundy UFA TV Produktions GmbH, UFA research, Mai 2002. Basis GfK.
2.4.3
Werbepreise
Die Werbung steht geschichtlich bedingt in enger Beziehung zum Format der
Soap Opera. Im Verlauf ihrer Geschichte wurde zunächst für die Radio Soaps die
Unterbrecherwerbung eingeführt, die schließlich auch für die Soap Opera im
Fernsehen übernommen wurde.
161
Die beiden Dailies der ARD werden im Gegensatz zu den RTL-Soaps nicht mit
Werbeunterbrechungen innerhalb der Folge ausgestrahlt. Beide Sendungen wer-
den vor bzw. nach ihrer Ausstrahlung durch eine Werbeinsel umrahmt. ,,Unter
uns" und GZSZ werden jeweils zwei Mal innerhalb ihrer Sendezeit unterbro-
chen: einmal nach dem Vorspann und zum zweiten Mal im den letzten Minuten
der Folge. Zusätzlich wird im Split-Screen-Verfahren im Abspann ein Werbespot
geschaltet.
162
Der durchschnittliche Sekundenpreis für das Jahr 2002 beträgt im Werbeblock
vor ,,Verbotene Liebe" 415 Euro. Die Werbeinsel zwischen den beiden Dailies der
ARD weist im Schnitt einen Sekundenpreis von 755 Euro auf. Und nach dem
,,Marienhof" kostet eine durchschnittliche Werbesekunde 695 Euro.
163
Bei RTL ist der durchschnittliche Sekundenpreis 2002 im Rahmen von GZSZ teu-
rer. Er liegt zwischen 1.030 und 1.730 Euro. Dagegen ist eine durchschnittliche
161
Vgl. Kap. 2.2.1, S. 7 und vgl. Kap. 2.2.2, S. 8.
162
Eine detaillierte Übersicht zum Folgenaufbau von GZSZ befindet sich in Kap. 4.3.1, S. 89 ff.
163
Die Werbepreise wurden d. V. am 15.5.2002 per Email von Peristera Skounos (ARD Mediaservice) aus
Frankfurt mitgeteilt.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
36
Werbesekunde im Rahmen von ,,Unter uns" deutlich günstiger und variiert zwi-
schen 370 und 520 Euro.
164
Allen vier Daily Soaps ist gemeinsam, dass sie durch einen Exklusiv-Sponsor
begleitet werden, der jeweils vor und nach der Sendung, bzw. bei RTL zusätzlich
nach der Werbeunterbrechung innerhalb der Folge, präsentiert wird.
165
Die Preisspanne für die Platzierung eines ,,Openers"
166
und eines ,,Closers"
167
im
Rahmen einer der ARD-Soaps beginnt bei mindestens 13.000 Euro und hat nach
oben keine Grenze, da die Preise individuell festgelegt werden. Im Schnitt liegt
der Preis für die zwei Nennungen pro Folge bei 15.000 Euro.
168
RTL berechnet für die Platzierung eines Exklusiv-Sponsors im Rahmen von ,,Un-
ter uns" zwischen 3.108 und 4.368 Euro und im Rahmen von GZSZ zwischen
8.652 und 14.532 Euro.
169
2.5
Erfolgskonzept von Daily Soaps
Als das Format Daily Soap im Mai 1992 mit GZSZ erstmals eingeführt wurde,
äußerten sich die Fernseh- und Kulturkritiker negativ über diese neue Form der
Unterhaltung.
170
Neben den schwachen schauspielerischen Leistungen wurden
besonders die Aufmachung und die künstlerisch minderwertige Umsetzung der
unglaubwürdigen Inhalte bemängelt. Mittlerweile hat sich das Format durchge-
setzt, was nicht zuletzt auf die Perfektionierung des Produktionsablaufes und die
immer bessere Leistung der Schauspieler zurückzuführen ist. Die Dailies haben
sich ihre ureigensten Spezifika bewahrt, wodurch sie auch heute noch Quoten
bringende Sendungen im Fernsehangebot sind.
171
Worin diese Anziehungskraft
164
Vgl. IP Deutschland / RTL Television (2001): Erfolg hat ein Gesicht. Preise 2002, S. 11-17.
165
Für die ,,Verbotene Liebe" warb Anfang Juli ,,Schöller Manhattan Eis"; für ,,Marienhof" ,,Maggi Texicana
Salsa", und bei GZSZ war ,,Jade" der Exklusiv-Sponsor. ,,Unter uns" wurde im Juli 2002 nicht durch einen
Exklusiv-Sponsor angekündigt.
166
Nennung des Exklusiv-Sponsors zu Beginn der Sendung.
167
Nennung des Exklusiv-Sponsors zum Ende der Sendung.
168
Zum Vergleich: Zur Hauptsendezeit betragen die Kosten für die Platzierung eines Exklusiv-Sponsors zwi-
schen 30.000 und 35.000 Euro.
Die Angaben zu den ARD-Sponsoren-Preisen wurden d. V. am 27.6.2002 telefonisch von Ines Geislinger
(Bayerische Rundfunkwerbung, Sponsoring) mitgeteilt.
169
Vgl. IP Deutschland / RTL Television (2001): Erfolg hat ein Gesicht. Preise 2002, S. 27.
170
Vgl. Göttlich / Nieland (2001b), S. 139.
171
Vgl. Götz (2000), S. 52.

2. Daily Soaps ­ eine deutsche Variante
37
liegt, die insbesondere die jugendlichen Zuschauer begeistert, wird im Folgenden
erläutert.
2.5.1
Dramaturgisches Erzählkonzept
Die Erzählweise der Daily Soaps hat einen dialogischen Schwerpunkt.
172
Die
Spannung der Handlung wird durch die Gegensätzlichkeiten und Divergenzen
der Rollenprofile erzeugt. Bei der Konfliktdarstellung werden die möglichen Per-
spektiven aller beteiligten Personen abgebildet, so dass der Zuschauer die Mög-
lichkeit hat, sich in der einen oder anderen Erzählperspektive wieder zu fin-
den.
173
Daher wird die pluralische Perspektivität durch einen stetigen Wechsel
der Handlungsorte und den damit verbundenen Austausch der Akteure bild-
technisch aufgelöst.
174
,,Die Soaps weisen in der Art der Zusammenfügung gegenüber den klassi-
schen dramatischen Erzählungen jedoch einen nicht unerheblichen Redukti-
onismus auf, der sich durch die beständige Wiederkehr der Orte, des Er-
zählduktus und der Art der dargestellten Konflikte und Themen auszeich-
net."
175
Dieser Reduktionismus ist in Anbetracht der ökonomischen und zeitlichen Vor-
gaben unumgänglich. Die einzelnen Handlungsstränge werden alternierend er-
zählt und miteinander verknüpft. Es wird in Haupt- und Nebenstränge unter-
schieden. Dabei ist es wichtig, dass die Ereignisse kausal und temporär logisch
angeordnet sind.
176
Hans W. Geißendörfer führte hierfür den Begriff der ,,Zopf-
dramaturgie"
177
ein, der den Aufbau der Handlungsstränge in den Soaps plas-
tisch umschreibt. Die Daily Soaps steigern dieses Prinzip der ,,Zopfdramaturgie"
172
In Daily Soaps wird unentwegt geredet. Ein Grund liegt darin, dass die Gespräche als Zusammenfassungen
und Orientierungen für Neu- und Wiedereinsteiger fungieren. Sie helfen auch den Zuschauern, die der Soap
nicht ihre volle Aufmerksamkeit widmen können, im Fluss des Geschehens zu bleiben. Vgl. Simon-Zülch
(2001), S. 25 f.
Zusätzlich wird mit drei festen Kamerapositionen gedreht, so dass den Soap-Machern kaum eine andere
Wahl bleibt, als die Szenen im Dialog aufzulösen. Meist befinden sich zwei bis drei Protagonisten im Ge-
spräch. Vgl. Göttlich / Nieland (2001b), S. 158 f.
173
Maya Götz hat in ihrer Veröffentlichung ,,Alles Seifenblasen" den Handlungsverlauf eines ,,Idealspan-
nungsbogens" am Beispiel von GZSZ schematisch dargestellt. Vgl. Götz (2002), S. 15.
174
Vgl. Göttlich / Nieland (2001b), S. 151 und Göttlich (2000b), S. 197; sowie Mikos (1987), S. 14.
175
Göttlich / Nieland (2001b), S. 151.
176
Vgl. a. a. O., S. 151 und Göttlich (2000b), S. 197.
Eine schematische Darstellung der Erzählstränge und des Szenenverlaufs hat Udo Göttlich veröffentlicht.
Vgl. Göttlich (2000a), S. 34.
177
Vgl. Geißendörfer (1990), S. 49 f.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832475185
ISBN (Paperback)
9783838675183
DOI
10.3239/9783832475185
Dateigröße
7.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg – Angewandte Kulturwissenschaften
Erscheinungsdatum
2003 (Dezember)
Note
1,0
Schlagworte
filmmusik fernsehserie soap opera gzsz serienmusik
Zurück

Titel: Musik in Daily Soaps
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
book preview page numper 28
book preview page numper 29
book preview page numper 30
book preview page numper 31
book preview page numper 32
book preview page numper 33
book preview page numper 34
book preview page numper 35
book preview page numper 36
book preview page numper 37
book preview page numper 38
book preview page numper 39
book preview page numper 40
book preview page numper 41
211 Seiten
Cookie-Einstellungen