Ladungsträgertransport in farbstoffsensibilisierten Solarzellen auf Basis von nanoporösem TiO2
					
	
		©2003
		Doktorarbeit / Dissertation
		
			
				163 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Zusammenfassung:	
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Herstellung und der elektrischen Charakterisierung farbstoffsensibilisierter Solarzellen (FSSZ), die zum einen mit dem flüssigen Iodid/Triiodid-Redoxelektrolyt, zum anderen mit einem organischen Festkörperlochleiter arbeiten. Entlang des Weges eines am Frontkontakt injizierten Elektrons untersuche und modelliere ich vier verschiedene funktionale Prozesse an den Grenzschichten und in den einzelnen Medien. Dabei vergleiche ich teilweise die beiden FSSZ-Typen miteinander.
Der Einfluss des Frontkontaktmaterials auf die Extraktion photogenerierter Elektronen bildet den ersten Schwerpunkt der Arbeit. Das effektive Banddiagramm der FSSZ im thermodynamischen Gleichgewicht zeigt, dass sich am Frontkontakt eine eingebaute Spannung aufbaut, die vom verwendeten Kontaktmaterial abhängt. Eine im Experiment vorgenommene Variation der Frontkontaktmaterialien in der FSSZ modifiziert aufgrund der unterschiedlichen Austrittsarbeiten die eingebaute Spannung. Die Größe der eingebauten Spannung am Frontkontakt wirkt sich wenig auf die Leerlaufspannung des Bauelements aus, sondern spiegelt sich vor allem in der Form der I/V-Kurven wider.
Den zweiten Schwerpunkt dieser Arbeit bildet die Admittanzspektroskopie der FSSZ. Entsprechend der Theorie der klassischen Diffusionsadmittanz am pn-Übergang bestimmt die Diffusion von Elektronen im Titandioxid die Admittanz der Elektrolyt-FSSZ. Im Falle der Festkörper-FSSZ zeigt die Analyse der Admittanzdaten negative Kapazitätswerte, gleichbedeutend einer Induktivität.
Die Auswertung von I/V-Kennlinien der beiden verwendeten FSSZ-Typen zeigt, dass die Leerlaufspannung der Festkörper-FSSZ parallel zur Titandioxid-Schichtdicke d zunimmt. Die Elektrolyt-FSSZ verhält sich konträr dazu und damit im Sinne konventioneller Solarzellen normal. Um die besondere Abhängigkeit für den Fall des organischen Lochleiters zu erklären, wird ein quantitatives Modell entwickelt.
Einen weiteren Schwerpunkt dieser Arbeit bildet die Untersuchung und Modellierung des Ionentransports in der Elektrolyt-FSSZ. Mit Hilfe eines der realen Solarzelle ähnlichen Bauelements, bei dem sich die poröse Titandioxidstruktur direkt auf einer Platin-Frontelektrode befindet, werden die limitierenden Diffusionsstromdichten bestimmt. Parallel dazu wird ein detailliertes Modell erstellt, welches die seriell verknüpften Diffusionsprozesse im porösen Medium und im Elektrolytvolumen berücksichtigt. Durch […]
	Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Herstellung und der elektrischen Charakterisierung farbstoffsensibilisierter Solarzellen (FSSZ), die zum einen mit dem flüssigen Iodid/Triiodid-Redoxelektrolyt, zum anderen mit einem organischen Festkörperlochleiter arbeiten. Entlang des Weges eines am Frontkontakt injizierten Elektrons untersuche und modelliere ich vier verschiedene funktionale Prozesse an den Grenzschichten und in den einzelnen Medien. Dabei vergleiche ich teilweise die beiden FSSZ-Typen miteinander.
Der Einfluss des Frontkontaktmaterials auf die Extraktion photogenerierter Elektronen bildet den ersten Schwerpunkt der Arbeit. Das effektive Banddiagramm der FSSZ im thermodynamischen Gleichgewicht zeigt, dass sich am Frontkontakt eine eingebaute Spannung aufbaut, die vom verwendeten Kontaktmaterial abhängt. Eine im Experiment vorgenommene Variation der Frontkontaktmaterialien in der FSSZ modifiziert aufgrund der unterschiedlichen Austrittsarbeiten die eingebaute Spannung. Die Größe der eingebauten Spannung am Frontkontakt wirkt sich wenig auf die Leerlaufspannung des Bauelements aus, sondern spiegelt sich vor allem in der Form der I/V-Kurven wider.
Den zweiten Schwerpunkt dieser Arbeit bildet die Admittanzspektroskopie der FSSZ. Entsprechend der Theorie der klassischen Diffusionsadmittanz am pn-Übergang bestimmt die Diffusion von Elektronen im Titandioxid die Admittanz der Elektrolyt-FSSZ. Im Falle der Festkörper-FSSZ zeigt die Analyse der Admittanzdaten negative Kapazitätswerte, gleichbedeutend einer Induktivität.
Die Auswertung von I/V-Kennlinien der beiden verwendeten FSSZ-Typen zeigt, dass die Leerlaufspannung der Festkörper-FSSZ parallel zur Titandioxid-Schichtdicke d zunimmt. Die Elektrolyt-FSSZ verhält sich konträr dazu und damit im Sinne konventioneller Solarzellen normal. Um die besondere Abhängigkeit für den Fall des organischen Lochleiters zu erklären, wird ein quantitatives Modell entwickelt.
Einen weiteren Schwerpunkt dieser Arbeit bildet die Untersuchung und Modellierung des Ionentransports in der Elektrolyt-FSSZ. Mit Hilfe eines der realen Solarzelle ähnlichen Bauelements, bei dem sich die poröse Titandioxidstruktur direkt auf einer Platin-Frontelektrode befindet, werden die limitierenden Diffusionsstromdichten bestimmt. Parallel dazu wird ein detailliertes Modell erstellt, welches die seriell verknüpften Diffusionsprozesse im porösen Medium und im Elektrolytvolumen berücksichtigt. Durch […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 7725 
Kron, Gregor: Ladungsträgertransport in farbstoffsensibilisierten Solarzellen auf Basis 
von nanoporösem TiO2 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004  
Zugl.: Universität Stuttgart, Universität, Dissertation / Doktorarbeit, 2003 
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Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2004 
Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis 
INHALTSVERZEICHNIS ... I 
ZUSAMMENFASSUNG...V 
ABSTRACT ... VIII 
1 EINLEITUNG...1 
2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ...5 
2.1 Das Redoxpotential...5 
2.2 Die elektrische Doppelschicht...7 
2.2.1 Die starre elektrolytische Doppelschicht nach Helmholtz ...7 
2.2.2 Die Doppelschicht nach Stern ...8 
2.3 Der Metall/Elektrolyt-Kontakt...10 
2.3.1 Die Butler-Volmer-Gleichung...10 
2.3.2 Die Konzentrationsüberspannung ...13 
2.3.3 Die Diffusionsüberspannung ...14 
2.4 Der Halbleiter/Elektrolyt-Kontakt ...15 
2.5 Der Metall/Halbleiter-Kontakt...17 
2.5.1 Der Schottky-Kontakt...17 
2.5.2 Der Bardeen-Kontakt...19 
2.5.3 Lineare Modelle...20 
2.6 Der Halbleiter/Halbleiter-Kontakt ...21 
2.6.1 Der Halbleiter-Heteroübergang im Gleichgewicht ...21 
2.6.2 Der Heteroübergang unter Belastung ...23 
3 DIE FARBSTOFFSENSIBILISIERTE SOLARZELLE ...25 
ii 
3.1 Aufbau der farbstoffsensibilisierten Solarzelle ... 25 
3.2 Funktionsweise der farbstoffsensibilisierten Solarzelle ... 26 
3.3 Rekombinationsmechanismen ... 28 
4 EXPERIMENTELLE GRUNDLAGEN... 32 
4.1 Probenpräparation ... 32 
4.1.1 Die Elektrolyt-Farbstoffsolarzelle ... 32 
4.1.2 Die Festkörper-Farbstoffsolarzelle ... 33 
4.2 Meßtechnik ... 34 
4.2.1 Gleichstrommeßtechnik ... 34 
4.2.2 Grundlagen der Impedanzspektroskopie... 35 
4.2.3 Der Meßaufbau ... 36 
5 DAS BANDDIAGRAMM DER FARBSTOFFSOLARZELLE ... 38 
5.1 Das Gleichgewichtsbanddiagramm... 38 
5.2 Das Banddiagramm unter Beleuchtung ... 42 
5.3 Bestimmung der Referenzenergie ... 45 
6 FRONTKONTAKTVARIATION... 48 
6.1 Modell zum Einfluß der eingebauten Spannung auf den Füllfaktor ... 48 
6.2 Variation des Materials der Frontelektrode... 52 
6.3 Diskussion ... 55 
7 WECHSELSTROMCHARAKTERISIERUNG DER FSSZ... 61 
7.1 Die Diffusionsadmittanz ... 61 
7.2 Die Diffusionsadmittanz in der Farbstoffsolarzelle ... 62 
7.2.1 Niederfrequenzverhalten... 63 
iii 
7.2.2 Hochfrequenzverhalten...63 
7.3 Impedanz der Elektrolyt-FSSZ ...65 
7.4 Impedanz der Festkörper-FSSZ ...69 
7.5 Impedanz einer Gel-Elektrolyt-FSSZ...70 
7.6 Der Einfluß der Redoxpartner auf die Diffusionsadmittanz...71 
7.7 Diskussion...73 
8 DIE LEERLAUFSPANNUNG DER FARBSTOFFSOLARZELLE...77 
8.1 Abhängigkeit der Leerlaufspannung von der Absorberschichtdicke...77 
8.1.1 Elektrolyt-Farbstoffsolarzelle...77 
8.1.2 Festkörper-Farbstoffsolarzelle...78 
8.2 Diskussion der Elektrolyt-Farbstoffsolarzelle ...79 
8.3 Diskussion und Modellierung der Festkörper-Farbstoffsolarzelle...81 
8.3.1 Dember-Effekt ...81 
8.3.2 Einfluß der Blockierschicht ...83 
8.3.3 Demberspannung in der Festkörper-FSSZ ...84 
8.3.4 Ursprung des zusätzlichen Spannungsanstiegs ...86 
9 DIFFUSIONSBEGRENZUNG ...92 
9.1 Grundlagen zur I
3
-
-Diffusion im porösen Medium ...92 
9.2 Messung diffusionsbegrenzter Ströme ...96 
9.2.1 Verwendete Bauelemente...96 
9.2.2 Gleichstromcharakterisierung der Bauelemente...98 
9.3 Modellierung der diffusionslimitierten J/V-Kennlinie...100 
9.3.1 Das Modell der gesamten Kennlinie ...100 
9.3.2 Berechnung der limitierenden Stromdichte...103 
9.4 Variation der I
3
-
-Konzentration und der TiO
2
-Schichtdicke ...104 
iv 
9.5 Bestimmung der Diffusionskonstanten ... 107 
9.6 Diffusionsbegrenzung des Kurzschlußstroms in Farbstoffsolarzellen... 109 
9.7 Optimierung der Triiodidkonzentration ... 111 
9.8 Diskussion ... 114 
10 AUSBLICK... 117 
ANHANG A... 119 
ANHANG B ... 120 
ANHANG C... 122 
ANHANG D... 125 
LISTE DER FORMELZEICHEN ... 130 
ABKÜRZUNGEN ... 138 
LITERATURVERZEICHNIS... 139 
Zusammenfassung 
          Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Herstellung und der elektrischen 
Charakterisierung farbstoffsensibilisierter Solarzellen (FSSZ), die zum einen mit dem 
flüssigen Iodid/Triiodid (I
-
/I
3
-
)-Redoxelektrolyt, zum anderen mit einem organischen 
Festkörperlochleiter arbeiten. Entlang des Weges eines am Frontkontakt injizierten 
Elektrons untersuche und modelliere ich vier verschiedene funktionale Prozesse an den 
Grenzschichten und in den einzelnen Medien. Dabei vergleiche ich teilweise die beiden 
FSSZ-Typen miteinander. 
          Der Einfluß des Frontkontaktmaterials auf die Extraktion photogenerierter 
Elektronen bildet den ersten Schwerpunkt der Arbeit. Das effektive Banddiagramm der 
FSSZ im thermodynamischen Gleichgewicht zeigt, daß sich am Frontkontakt eine 
eingebaute Spannung V
bi
 aufbaut, die vom verwendeten Kontaktmaterial abhängt. Eine 
äußere Spannung V vermindert V
bi
. Spannungen V im Bereich der Leerlaufspannung V
oc
können das Vorzeichen des Spannungsabfalls V
bi
 verändern, so daß sich eine 
Energiebarriere bildet, die photogenerierten Elektronen beim Verlassen des Titandioxid 
(TiO
2
) behindert. Um Elektronen über diese Barriere zu treiben, ist eine Verlust-
spannung 
V
l
 notwendig, welche die eigentliche Photospannung am Arbeitspunkt der 
Solarzelle vermindert und damit den Füllfaktor der Strom/Spannungs (I/V)-Kennlinie 
verschlechtert. Eine im Experiment vorgenommene Variation der Frontkontakt-
materialien in der FSSZ modifiziert aufgrund der unterschiedlichen Austrittsarbeiten E
w
die eingebaute Spannung V
bi
. Die I/V-Charakterisierung dieser Bauelemente verifiziert 
einen Zusammenhang zwischen V
bi
 und dem Füllfaktor. Dieses Ergebnis ist von 
fundamentaler Bedeutung für die Funktionsweise der FSSZ. Die Größe der eingebauten 
Spannung am Frontkontakt wirkt sich wenig auf die Leerlaufspannung des Bauelements 
aus, sondern spiegelt sich vor allem in der Form der I/V-Kurven wider. Die untere 
Grenze für eine noch hinnehmbare Verschlechterung des Füllfaktors ist V
bi
 = 0,6 eV. 
          Den zweiten Schwerpunkt dieser Arbeit bildet die Admittanzspektroskopie der 
FSSZ. Die Analyse des Niederfrequenzleitwerts G
lf
 und der Niederfrequenzkapazität C
lf
zeigt einen exponentiellen Anstieg mit zunehmender Spannung. Entsprechend der 
Theorie der klassischen Diffusionsadmittanz am pn-Übergang bestimmt die Diffusion 
von Elektronen im TiO
2
 die Admittanz der Elektrolyt-FSSZ. Aus der Integration der 
vi 
Kapazität ergibt sich die Elektronendichte von ca. 8,5
×
10
17
 cm
-3
 im TiO
2
 unter 
Leerlaufbedingungen. Bei dieser Konzentration kann nur ein unbedeutender Teil der 
äußeren Spannung über die TiO
2
/Elektrolyt-Grenzfläche abfallen. Somit fällt ein 
Großteil von V über die Frontkontakt/TiO
2
-Grenzfläche ab. Im Falle der Festkörper-
FSSZ zeigt die Analyse der Admittanzdaten negative Kapazitätswerte, gleichbedeutend 
einer Induktivität. Die Ursache dafür liegt in einer Leitfähigkeitsmodulation des 
Lochleiters aufgrund einer zu geringen Ladungsträgerdichte, d.h. ins TiO
2
 injizierte 
Elektronen modulieren die Zahl der Löcher im umgebenden Lochleiter. Schließlich 
wird ein Zusammenhang der Diffusionsadmittanz mit der LiI-Konzentration im 
Elektrolyt gezeigt und dies als Anzeichen für ambipolare Diffusion von Elektronen und 
Ionen gewertet. 
          Die Auswertung von I/V-Kennlinien der beiden verwendeten FSSZ-Typen zeigt, 
daß die Leerlaufspannung V
oc
 der Festkörper-FSSZ parallel zur TiO
2
-Schichtdicke d 
zunimmt. Die Elektrolyt-FSSZ verhält sich konträr dazu und damit im Sinne 
konventioneller Solarzellen normal. Um die besondere V
oc
-Abhängigkeit für den Fall 
des organischen Lochleiters zu erklären, wird ein quantitatives Modell entwickelt. 
Dieses Modell geht zum einen auf den Dember-Effekt, zum anderen auf eine 
zusätzliche Spannung zurück, die aus dem ortsabhängigen Spannungsabfall über die 
TiO
2
/Lochleiter-Grenzfläche resultiert. Die Demberspannung kann im Bereich der 
vorgenommenen Dickenvariation nur einen Spannungsabfall von 40 mV und somit 
nicht die experimentell gefundene Variation von 110 mV erklären. Erst die Addition des 
zusätzlichen Spannungsabfalls von 60 mV über die TiO/Lochleiter-Grenzfläche erklärt 
das experimentelle Resultat. 
          Einen weiteren Schwerpunkt dieser Arbeit bildet die Untersuchung und 
Modellierung des Ionentransports in der Elektrolyt-FSSZ. Mit Hilfe eines der realen 
Solarzelle ähnlichen Bauelements, bei dem sich die poröse TiO
2
-Struktur direkt auf 
einer Platin (Pt)-Frontelektrode befindet, werden die limitierenden Diffusions-
stromdichten bestimmt. Der Ladungsträgertransport in solch einem Bauelement verläuft 
zunächst über die katalytische Reaktion am Pt/Elektrolyt-Kontakt, bis Diffusions-
begrenzung der I
3
-
-Moleküle im Elektrolyt und damit ein Plateau in der I/V-Kennlinie 
einsetzt. Erst bei noch höheren Spannungen beginnen die Elektronen über die 
TiO
2
/Elektrolyt-Grenzfläche zu fließen, worauf der Strom erneut ansteigt. In den 
angesprochenen Bauelementen werden Schichtdicke und Triiodidkonzentration variiert 
vii 
und anschließend die jeweils begrenzende Stromdichte J
lim
 bestimmt. Parallel dazu wird 
ein detailliertes Modell erstellt, welches die seriell verknüpften Diffusionsprozesse im 
porösen Medium und im Elektrolytvolumen berücksichtigt. Durch Anpassung der 
experimentellen, um Parallelströme über das Li
+
/I
-
 Redoxsystem korrigierten Daten, an 
die Theorie, erhält man schließlich die I
3
-
-Diffusionskonstante im Volumen 
(D
T
 = 1,24
×
10
-5
 cm
2
s
-1
) und eine effektive Diffusionskonstante im nanoporösen 
Medium, die aufgrund von Porösität, Tortuosität und Verengung mit einem Wert D
T
eff
 = 
0,45
×
10
-5
 cm
2
s
-1
 um etwa einen Faktor drei unter dem Volumenwert liegt. Durch 
Modifikation der Randbedingung am Frontkontakt, d.h. äußerst geringer Ladungsträger-
transport über den Frontkontakt direkt in den Elektrolyt, und Einführung einer 
konstanten Generationsrate, ergibt sich das auf die Diffusionsbegrenzung der FSSZ 
unter Beleuchtung erweiterte Modell. Die damit modellierten Kennlinien zeigen, daß 
sich eine Begrenzung durch I
3
-
-Diffusion im Elektrolyt primär auf den maximal 
möglichen Kurzschlußstrom und nur sekundär auf die Form bzw. den Füllfaktor der I/V-
Kurven auswirkt. Zusätzlich läßt sich ein auf die jeweilige FSSZ angepaßtes, optimales 
Verhältnis zwischen der Dicke der TiO
2
-Schicht und der des Elektrolytvolumens, sowie 
eine optimale Triiodidkonzentration im Elektrolyt berechnen. 
Abstract 
          This thesis describes preparation and electrical characterization of dye-sensitized 
solar cells (DSSC), that use either liquid electrolyte on basis of the iodide/triiodide- (I
-
/I
3
-
) redox-couple or an organic solid-state hole conductor. Four functional electronic or 
ionic transport processes in DSSCs across interfaces or inside different media of the 
DSSC are investigated. Where possible, the two types of DSSC are compared. 
          The first part of the thesis concentrates on the influence of the front-contact 
material on electron extraction from the titanium dioxide (TiO
2
) into the front-contact. 
The band-diagram of the DSSC in thermodynamic equilibrium exhibits a built-in 
voltage V
bi
 at the front-contact. This voltage depends on the work function of the front-
electrode material. An external voltage at the device reduces V
bi
 and, after complete 
compensation of V
bi
, could even result in an energy barrier that hinders the flow of 
photogenerated electrons from the TiO
2
 into the front-electrode. Under working 
conditions of the solar cell, a loss-voltage 
V
l
 reduces then the photovoltage available at 
the outer electrodes. Therefore, the fill factor of the current/voltage (I/V)-characteristic 
decreases. Front-contact materials of different work functions E
w
 lead to a modification 
of the built-in voltage V
bi
. The experiment verifies the dependence of the fill factor on 
V
bi
. This result has fundamental significance for the function of the DSSC. While the 
built-in voltage almost does not effect the open circuit voltage of the device, its 
influence can clearly be observed in the shape of the I/V-characteristic and therefore in 
the fill factor of the device. The lower limit of the built-in voltage for an acceptable fill 
factor is 0.6 eV.  
          The second part of the present work focusses on the complex admittance of the 
electrolyte based DSSC. Analysis of the low frequency conductance and the low 
frequency capacitance unveils an exponential increase in both quantities with increasing 
voltage. Analogous to what is observed in forward biased pn-junctions, the diffusion of 
electrons inside the TiO
2
 determines the admittance of the electrolyte-DSSC. Integrating 
the low frequency capacitance from the voltage V = 0 to the open circuit voltage V
oc
yields the concentration of injected electrons in the TiO
2
 n = 8.5
×
10
17
 cm
-3
 under open 
circuit conditions. At this electron concentration, only a small fraction of V drops over 
the TiO
2
/electrolyte-interface. Therefore, the main capacitive element that builts up the 
ix 
external voltage is the front-contact/TiO
2
-interface. The admittance of the solid-state 
DSSC exhibits a negative reactance, i.e. an inductance. This observation is attributed to 
conductivity modulation in the hole conductor chased by injected electrons in the TiO
2
. 
Because of the hole conductor's low charge carrier density, electrons injected into the 
TiO
2
 modulate the number charge of carries in the surrounding hole conducting 
medium. Admittance spectroscopy on devices, using electrolyte with different concen-
trations of Lithium Iodide (LiI), shows correlation between the diffusion capacitance 
and the LiI-concentration. Reduction of the amount of LiI added to the electrolyte 
reduces the value of the diffusion capacitance and can even result in an inductive 
behaviour. This effect is rated as indicator for ambipolar diffusion of electrons and ions. 
          The third part of this thesis deals with the dependence of V
oc
 on the thickness d of 
the TiO
2
-layer in both types of devices, the electrolyte-DSSC and the DSSC with hole 
conductor. The first type of device exhibits a decrease of V
oc
 with increasing d. Such a 
behaviour is normal for most types of solar cells, because a reduction of thickness 
implies a reduction of recombination. In the electrolyte-DSSC a decrease in d reduces 
the effective interface area between the TiO
2
 and the electrolyte. In contrast, the 
behaviour of the solid-state DSSC is anomalous because an increase in the TiO
2
-
thickness from approximately 1.5 µm to 4.5 µm leads to an increase of V
oc
 by 110 mV. 
The occurrence of a Dember-voltage due to different mobilities of electrons in the TiO
2
and holes in the hole conductor can only account for 40 mV of excess-V
oc
. An extended 
model explains the additional 70 mV of excess-V
oc
 by the voltage drop between the 
TiO
2
 and the hole conductor that builds up along the TiO
2
-network. 
          The fourth part of this thesis concentrates on the transport of I
3
-
-ions in the 
electrolyte-DSSC. Using a device with a porous TiO
2
-structure sintered directly onto a 
Platinum- (Pt) front-electrode, the limiting diffusion-current densities are determined. In 
this device, charge carrier transport occurs via the catalytic reaction at the Pt/electrolyte-
contact up to the limit that results from I
3
-
-diffusion through the TiO
2
-network. At this 
limiting current density, a plateau is observed in the I/V-characteristic. Further increase 
of the external voltage enforces electron-flow over the TiO
2
/electrolyte-interface, 
leading to a subsequent increase of the current density. The described experiment is 
performed on devices using different TiO
2
-layer thicknesses and triiodide concen-
trations in order to determine the respective limiting current densities j
lim
. An analytical 
model is developed that combines diffusion within in the nanoporous medium and 
x 
diffusion in the bulk of the electrolyte. A fit to the experimental data yields the I
3
-
-
diffusion constant in the bulk (D
T
 = 1.24
×
10
-5
 cm
2
s
-1
) as well as an effective diffusion 
constant in the nanoporous medium (D
T
eff
 = 0.45
×
10
-5
 cm
2
s
-1
). Because of porosity, 
tortuosity and constriction, the value of the effective diffusion constant is reduced by 
approximately a factor of three with respect to the bulk value. The diffusion model is 
further extended for the simulation of DSSCs under working conditions. In its extended 
form, the model allows to calculate an optimized I
3
-
-concentration and cell geometry for 
a given set of material parameters.  
1 Einleitung 
          Der weltweit steigende Energieverbrauch ist eines der größten globalen Probleme 
der Gegenwart. Nach einer von der IEA (International Energy Agency) veröffentlichten 
Prognose [1] wird der Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 um etwa 30 % auf 
20
×
10
9
 t SKE (Steinkohleeinheiten) weiterhin zunehmen, wobei in den Industrieländern 
nur ein geringer Anstieg im Vergleich zu den Entwicklungs- und Schwellenländern zu 
erwarten ist. Die heutige Energiewirtschaft basiert vor allem auf Verbrennung fossiler 
Brennstoffe. Die damit verbundenen Probleme sind weitgehend bekannt. Bei der 
Verbrennung entsteht Kohlendioxid (CO
2
), das zum Treibhauseffekt beiträgt und eine 
weltweite Klimaveränderung zur Folge hat [2]. Möchte man die Kernenergie aufgrund 
der damit verbundenen Probleme nicht weiter ausbauen, so stellen alternative 
Energieträger die einzige Lösung des CO
2
-Problems dar. Abgesehen von der Wasser-
kraft besitzen erneuerbare Energieträger wie Windenergie und Solarenergie zur Zeit 
noch keinen nennenswerten Anteil an der Energieproduktion [3]. Nach Einschätzung 
der Shell AG [3] werden alternative Energieformen um 2020 volle Wirtschaftlichkeit 
erreicht haben und bis 2050 etwa 50 % der Energieversorgung gewährleisten, wobei der 
größte Anteil auf die Solarenergie fallen wird. Prinzipiell wäre die Solarenergie sogar in 
der Lage, den heutigen gesamten Energieverbrauch alleine zu decken [4].  
          Bei der Solarzellenproduktion stellt kristallines Silizium den Löwenanteil aller 
Produkte [5], andere Materialien holen allerdings spürbar auf. Im Jahr 1991 
präsentierten O'Regan und Grätzel einen neuartigen Typ von Solarzelle [6], die 
farbstoffsensibilisierte Solarzelle (FSSZ), die oft auch einfach Grätzel-Zelle genannt 
wird. Die FSSZ fand weltweit großes Interesse und konnte mittlerweile auf einen 
Wirkungsgrad von 10,4 % [7] gesteigert werden. Auch wenn dieser Wirkungsgrad noch 
deutlich unter dem einer Solarzelle aus kristallinem Silizium liegt, befindet sich die 
FSSZ aufgrund einiger entscheidender Vorteile kurz vor der industriellen Produktion 
[8]. Die FSSZ hat das Potential für eine kostengünstige Solarzelle, da sie umwelt-
verträgliche Materialien geringer Kosten wie Titandioxid (TiO
2
) und Glas verwendet 
[9]. Ihre Herstellung benötigt zudem nur relativ einfache Technologien wie z.B. das 
Siebdruckverfahren. Da die Produktion der FSSZ aufgrund dieser Vorteile überall auf 
der Welt stattfinden könnte, wäre die FSSZ möglicherweise der geeignete Solar-
2   Einleitung 
zellentyp für Entwicklungsländer. Demgegenüber steht ein großer Nachteil der FSSZ: 
Der verwendete Iodid/Triiodid (I
-
/I
3
-
)-Redoxelektrolyt. Aufgrund der hohen Flüchtigkeit 
der Redoxpartner muß das Bauelement gut versiegelt werden, was sich als durchaus 
aufwendiger Schritt herausstellt [10]. Ein anderes Problem liegt in der Langzeitstabilität 
der Solarzelle, denn gerade die organischen Materialien wie der Farbstoff können 
degradieren. Um das Problem des flüssigen Elektrolyten zu umgehen, wurde schon 
mehrfach der Versuch unternommen, den Elektrolyt sowohl durch einen organischen 
[11,12,13,14] als auch durch einen anorganischen [15,16] Festkörper zu ersetzen. Die 
damit erreichten Wirkungsgrade 
 liegen mit 
 < 1 % deutlich unter der Elektrolyt-
FSSZ, allerdings wurde kürzlich eine Festkörper-FSSZ mit 
 = 2,5 % vorgestellt [17]. 
Ein etwas vielversprechenderer Ansatz zur Verwirklichung einer Quasi-Festkörperzelle 
stellt die Verwendung eines Gel-Elektrolyts dar [18,19,20,21]. Hierbei benutzt man 
meistens das I
-
/I
3
-
-Redoxsystem in einer Polymer-Gel-Matrix und konnte bereits 
Wirkungsgrade 
 = 7,3 % [21] erzielen. 
          Im Rahmen dieser Arbeit charakterisiere ich, teilweise vergleichend, sowohl die 
Elektrolyt- als auch die Festkörper-FSSZ. Dabei gehe ich entlang des Weges eines 
Elektrons vor, das über den Frontkontakt ins TiO
2
 injiziert wird. Danach erfolgt als 
nächster Schritt die Diffusion durch das poröse TiO
2
-Netzwerk. Die anschließende 
Rekombination bildet die Basis für die auftretende Leerlaufspannung. Schließlich 
erfolgt die Diffusion der reduzierten Redoxspezies im Elektrolyt zur Rückelektrode. 
Diese vier funktionellen Prozesse an den Grenzschichten und in den einzelnen Medien 
bilden die zentralen Punkte meiner Untersuchungen und Modellierungen. Als über-
geordnetes Ziel der Arbeit steht dabei ein besseres Verständnis der FSSZ, so daß der 
Wirkungsgrad in Zukunft weiterhin gesteigert werden kann. Die Arbeit gliedert sich in 
folgende Kapitel: 
Kapitel 2 befaßt sich zunächst mit dem für das Verständnis dieser Arbeit relevanten 
theoretischen Hintergrund. Neben einigen elektrochemischen Grundlagen stehen darin 
vor allem die verschiedenen Kontakte zwischen Metall, Halbleiter und Elektrolyt im 
Mittelpunkt. 
Kapitel 3 stellt neben dem Aufbau und der Funktionsweise der FSSZ auch die 
grundlegenden Rekombinationsmechanismen in diesem Bauelement dar. 
 3 
In Kapitel 4 beschreibe ich die Technologie zur Herstellung der Farbstoffsolarzellen 
sowie die Meßtechnik der Impedanzspektroskopie. 
Kapitel 5 stellt das Banddiagramm der FSSZ im Gleichgewicht und unter Beleuchtung 
vor. Dabei gehe ich insbesondere auf die beiden am Frontkontakt/TiO
2
- und am 
TiO
2
/Elektrolyt-Übergang auftretenden eingebauten Spannungen ein. Die Literatur wird 
dazu aufgearbeitet und bezüglich des Einflusses der Photospannung auf die beiden 
eingebauten Spannungsabfälle ergänzt. 
In Kapitel 6 befasse ich mich mit dem Frontkontakt und untersuche insbesondere den 
Einfluß der Austrittsarbeit des verwendeten Oxids. Im Einklang von Experiment und 
Modell zeige ich, daß sich zunehmende Austrittsarbeit des Materials der Frontelektrode 
nur sehr gering auf die Leerlaufspannung, aber deutlich negativ auf den Füllfaktor 
auswirkt. 
Kapitel 7 beschäftigt sich mit der Admittanz der FSSZ. Im Fall der Elektrolyt-FSSZ 
tritt eine Diffusionsadmittanz auf, während die Festkörper-FSSZ einen induktiven 
Effekt aufgrund von Leitfähigkeitsmodulation offenbart. Zusätzliche Untersuchungen 
an Zellen mit unterschiedlichen Konzentrationsverhältnissen der Redoxspezies geben 
Anzeichen für ambipolare Diffusion von Elektronen im TiO
2
 und den Ionen des 
Elektrolyts. 
In Kapitel 8 untersuche ich eine Besonderheit der Festkörper-FSSZ: Die mit 
zunehmender Dicke der Absorberschicht ansteigende Leerlaufspannung. Die Elektrolyt-
FSSZ verhält sich dazu genau gegensätzlich und befindet sich damit im Einklang zu 
herkömmlichen anorganischen Solarzellen. Der Dember-Effekt zusammen mit einer 
zusätzlich auftretenden Spannung bieten eine quantitative Erklärung für diese 
Eigenschaft des Festkörper-Bauelements. 
Kapitel 9 schließlich stellt ein mit der FSSZ verwandtes Bauelement vor, an dem 
diffusionslimitierte Ströme im nanoporösen Medium direkt gemessen werden können. 
Mit Hilfe eines quantitativen Modells bestimme ich sowohl die effektive 
Diffusionskonstante von Triiodid im porösen Medium als auch die im Elektrolyt-
volumen. In einem weiteren Modell entwickle ich einen Ausdruck für die kritische 
Stromdichte in der FSSZ. Anhand modellierter Strom/Spannungs-Kennlinien unter-
suche ich die Auswirkung auf den Füllfaktor für Stromdichten nahe der Diffusions-
4   Einleitung 
begrenzung. Darüber hinaus zeige ich, inwiefern man auf diese Weise die Triiodid-
konzentration und dadurch die Leerlaufspannung des Bauelements optimieren kann.   
2 Theoretische Grundlagen 
          Dieses Kapitel stellt die für das Verständnis der Arbeit relevanten theoretischen 
Grundlagen vor. Hier stehen vor allem die verschiedenen Kontakte zwischen Metall, 
Halbleiter und Elektrolyt im Mittelpunkt. 
2.1 Das Redoxpotential 
          Die Fermienergie E
F
 ist eine in der Festkörperphysik bekannte und elementar 
wichtige Größe. Sie bestimmt diejenige Energie, bis zu der am absoluten Nullpunkt 
T = 0 K die Elektronenzustände eines Festkörpers gefüllt sind. Für Temperaturen 
T > 0 K weicht die zunächst scharfe Fermiverteilung auf, und man bezeichnet dann mit 
E
F
 die Energie, bei der die Besetzungswahrscheinlichkeit des elektronischen Zustandes 
auf die Hälfte abgeklungen ist. 
          Das elektrochemische Pendant zur Fermienergie eines Redoxelektrolyten bildet 
das Redoxpotential [22]. Wir betrachten einen Elektrolyten, der umladbare Spezies 
entsprechend der Reaktionsgleichung 
X
z+
 + ne
-
 X
(z-n)+ 
(2.1) 
enthält. Die oxidierten (Elektronen wurden entzogen, d.h. positive Ladung) Spezies X
z+
bzw. reduzierten (Elektronen wurden zugeführt, d.h. negative Ladung) Spezies X
(z-n)+
liegen in solvatisierter Form vor, d.h. Lösungsmitteldipole umgeben das Ion entspre-
chend ihrer Ladung in einer Hülle, der sog. Solvathülle. Aufgrund der unterschiedlich 
ausgebildeten Solvathülle um ein oxidiertes oder reduziertes Ion verschieben sich die 
Energieniveaus der Elektronen wie in Abbildung 2.1 dargestellt. Darüber hinaus führen 
thermische Fluktuationen der Solvathülle zu einer energetischen Verbreiterung der 
einzelnen Niveaus [23]. Die thermischen Verteilungsfunktionen W
ox
 und W
red
 für 
elektronische Zustände im Redoxelektrolyten werden durch jeweils eine Gaußverteilung 
gemäß [24,25] 
6 Theoretische Grundlagen 
-
-
=
-
ox
ox
ox
ox
kT
E
E
kT
E
W
4
)
(
exp
)
4
(
)
(
2
0
2
/
1
(2.2) 
-
-
=
-
red
red
red
red
kT
E
E
kT
E
W
4
)
(
exp
)
4
(
)
(
2
0
2
/
1
(2.3) 
beschrieben. Hierbei bezeichnen E
ox
0
 und E
red
0
 die beiden Maxima der Verteilungs-
funktionen W
ox
 und W
red
, 
ox
 und 
red
 die Reorganisationsenergien. Die beiden Indizes 
ox und red stehen jeweils für den oxidierten bzw. reduzierten Fall. Das Redoxstandard-
potential 
0
redox
E
 eines bestimmten Redoxpaares liegt im Schnittpunkt der beiden 
Zustandsdichten D
ox
(E) = c
ox
W
ox
(E) und D
red
(E) = c
red
W
red
(E) zwischen den gefüllten 
Elektronenniveaus der reduzierten und den leeren Zuständen der oxidierten Spezies des 
Redoxsystems (c
ox
 und c
red
 sind darin die Konzentrationen der oxidierten und 
reduzierten Spezies). Die Reorganisationsenergien 
ox
 und 
red
 ergeben sich aus dem 
Abstand E
ox
0
 und E
red
0
 vom Standardpotential und weichen im allgemeinen aufgrund 
der Radien des Solvatkäfigs im reduzierten und oxidierten Fall voneinander ab. 
Abbildung 2.1:  Die Zustandsdichte D
ox
 bzw. D
red
 eines durch Fluktuation ver-
breiterten Energieniveaus eines gelösten Ions im oxidierten und reduzierten Fall, 
dargestellt über die Energie E. Die energetische Lage des Schnittpunkts der Zustands-
dichten wird mit dem Redoxstandardpotential E
0
redox 
bezeichnet. 
          Die allgemeine Form des Redoxpotentials, auch Fermienergie der Lösung 
genannt, lautet nach Nernst [22] 
ox
red
E
ox
0
E
red
0
E
D(E)
E
  0
redox
 7 
red
ox
redox
redox
c
c
kT
E
E
ln
0
+
=
 . 
(2.4) 
Demnach hängt das Redoxpotential vom Standardpotential 
0
redox
E
 eines bestimmten 
Redoxpaares in einem spezifischen Lösungsmittel ab. Darüber hinaus tritt das Konzen-
trationsverhältnis c
ox
/c
red
 von oxidierter zu reduzierter Spezies logarithmisch auf.  
2.2 Die elektrische Doppelschicht 
          Befindet sich ein Halbleiter oder ein Festkörper in einem Elektrolyten, so spricht 
man allgemein von einer Elektrode. Ähnlich wie beim Halbleiter/Metall- oder 
Halbleiter/Halbleiter-Kontakt muß sich im thermodynamischen Gleichgewicht ein 
einheitliches Ferminiveau zwischen den zunächst unterschiedlichen Fermienergien 
einstellen. Anstelle der Fermienergie im Redoxelektrolyt tritt wieder das Redox-
potential. Während des Eintauchens stellt sich das Gleichgewicht durch Ladungs-
austausch ein, d.h. die Elektrode wird an Elektronen verarmen oder mit Elektronen 
angereichert. Je nach Art des Ladungstransfers bildet sich folglich eine geladene 
Elektrolyt/Elektroden-Grenzfläche aus, welche aus elektrostatischen Gründen einen 
weiteren Reaktionsablauf verhindert. Den im elektrochemischen Gleichgewicht 
vorliegenden Potentialabfall bezeichnet man als Kontaktspannung 
bi
 oder auch 
Galvanispannung. Die ausgetauschten Ladungen stehen sich im kurzen Abstand 
gegenüber und bilden eine sogenannte Doppelschicht. Im folgenden werden zwei 
Modelle dafür genauer beschrieben [26,27]. 
2.2.1 Die starre elektrolytische Doppelschicht nach Helmholtz 
          Das einfachste Modell einer elektrolytischen Doppelschicht wird nach Helmholtz 
[28] als starre Doppelschicht bezeichnet und ist in Abbildung 2.2 (a) dargestellt. In 
diesem Fall befinden sich die solvatisierten Ionen des Elektrolyts im Abstand a/2, dem 
halben Durchmesser ihrer Solvathülle, gegenüber der geladenen Elektrodenoberfläche. 
Diese Geometrie ist vergleichbar mit einem geladenen Plattenkondensator mit Platten-
abstand a/2. Um den Potentialabfall 
starr
 über die Doppelschicht zu berechnen, geht 
man von der Poisson-Gleichung aus. Es gilt 
0
4
div
 =
 , 
(2.5) 
8 Theoretische Grundlagen 
wobei 
 für die Ladungsverteilung, 
0
 für die Dielektrizitätskonstante des Vakuums und 
 für die relative Dielektrizitätskonstante steht. Betrachtet man nun wie in Abbildung 
2.2 (a) die solvatisierten Ionen auf einer Ebene und den Raum zwischen ihnen und der 
Elektrodenoberfläche als ladungsfrei, so liefert die Integration von Gleichung (2.5) 
einen linearen Potentialabfall d
/dx = konst. zwischen Elektrode und Helmholtzfläche. 
Abbildung 2.2:  (a) Struktur der starren Helmholtzschicht mit dem dazugehörigen 
linearen Potentialverlauf. (b) Die Doppelschicht nach Stern besteht aus einer starren 
Helmholtzschicht und einer anschließenden diffusen Doppelschicht. Das Potential fällt 
exponentiell über die diffuse Schicht ab. 
2.2.2 Die Doppelschicht nach Stern 
          Das Helmholtzsche Modell einer starren Doppelschicht muß jedoch als 
unzureichend betrachtet werden. In Wirklichkeit bewegen sich die Ionen im Elektrolyt 
entsprechend ihrer Temperatur und weichen demzufolge die starre Struktur der 
angenommenen Doppelschicht auf. Gouy [29] und Chapman [30] berücksichtigten als 
erste dieses Problem und führten eine diffuse Doppelschicht ein, bei der, wie in 
Abbildung 2.2 (b) dargestellt, mit zunehmendem Abstand von der Elektrodenoberfläche 
+
+
+
+
+
-
-
-
-
-
+
+
+
+
-
-
-
-
M
L
M
L
a/2
0
0 a/2
H
x
x
starr
diffus
=
(a)
(b)
+
-
 9 
die ionale Raumladung abnimmt. Stern [31] erweiterte dieses Modell, indem er den an 
die Elektrode anliegenden Teil der Doppelschicht wieder als starr betrachtet. Für die 
Verteilung der Raumladung innerhalb der diffusen Doppelschicht wird die Maxwell-
Boltzmannsche Verteilung angesetzt 
-
=
kT
x
q
z
n
x
n
i
i
i
)
(
exp
)
(
0
 , 
(2.6) 
n
i
 ist hierin die Zahl der i-ten Ionensorte mit der Ladung z
i
q und n
i
0
 die ungestörte 
Konzentration im Inneren des Elektrolyts. Die Poisson-Gleichung für diesen Fall lautet 
nun 
=
-
i
i
i
q
z
x
n
dx
d
)
(
2
2
0
 ,  
(2.7) 
wobei die Summe über alle Ionensorten i im Elektrolyten läuft. Eine Kombination von 
Gleichung (2.6) und (2.7) führt zu dem in Abbildung 2.2 (b) dargestellten exponentiell 
abfallenden Potentialverlauf. Den Potentialabfall 
diffus
 = 
H
 - 
L
 vom Potential des 
Randes der starren Doppelschicht 
H
  über die diffuse Doppelschicht zum Potential im 
Inneren der Lösung 
L
  bezeichnet man auch als Zeta-Potential 
. Die Dicke der 
diffusen Doppelschicht 
  gibt an, nach welcher Entfernung von der Helmholtzfläche 
diffus
 auf 1/e seines Gesamtbetrages abgesunken ist. Während 
 im Fall von 
verdünnten Elektrolyten einige 10 nm betragen kann, ist es schon bei einer 
Konzentration von 0,1 M auf die Größenordnung der Dicke der starren Schicht 
abgefallen. Bei hinreichend hohen Ionenkonzentrationen kann man folglich in 
Näherung die gesamte Doppelschicht als starr betrachten und 
 gegenüber 
starr
vernachlässigen. 
10 Theoretische Grundlagen 
2.3 Der Metall/Elektrolyt-Kontakt 
2.3.1 Die Butler-Volmer-Gleichung 
          Der Ladungstransfer zwischen einem Metall und einem Elektrolyten basiert auf 
dem Franck-Condon-Prinzip [32]. Der Elektronenaustausch findet sehr schnell statt 
(Zeit t < 10
-14
 s), so daß die Moleküle während dessen als quasi eingefroren betrachtet 
werden können. Einen solchen Prozeß nennt man isoenergetisch, d.h. im Energie-Ort-
Diagramm wäre er als Horizontale dargestellt. Für den kathodischen Strom J
k
, den 
Übertritt eines Elektrons aus dem Metall in den Elektrolyten, muß das gelöste Ion ein 
leeres Energieniveau auf gleicher Höhe mit dem zu übertragenen Elektron besitzen. 
Analog benötigt man für den anodischen Strom J
a
 ein leeres Energieniveau im Metall 
auf gleicher energetischer Höhe mit dem Elektron im Orbital des Elektrolyt-Ions. 
Gleichung (2.8) und (2.9) beschreiben den kathodischen bzw. anodischen Strom einer 
Metallelektrode im Elektrolyt [33]: 
-
=
kT
E
k
c
qn
J
k
A
k
ox
s
k
,
exp
 , 
(2.8) 
-
=
kT
E
k
c
qp
J
a
A
a
red
s
a
,
exp
 , 
(2.9) 
wobei c
ox
 und c
red
 die Konzentrationen der oxidierten bzw. reduzierten Spezies im 
Elektrolyt bezeichnen, n
s
 und p
s
 die Dichte der Elektronen bzw. Löcher an der 
Metalloberfläche und k
k
 und k
a
 Ratenkonstanten für den kathodischen bzw. anodischen 
Ladungstransfer. Sowohl der anodische als auch der kathodische Strom J
a
 und J
k
werden kontrolliert von einem Aktivierungsprozeß mit einer zugehörigen Aktivierungs-
energie E
A,k
 und E
A,a
. Als Aktivierungsenergie E
A
 wird diejenige Energie bezeichnet, die 
man benötigt, um das Energieniveau eines Ions durch Fluktuation in der Solvathülle auf 
die entsprechende Energie des Metalls anzuheben, ohne dabei die Ladung des Ions zu 
verändern.  
          Um E
A
 zu berechnen, gehen wir vom allgemeinen Fall eines Elektrontransfers 
vom Metall in den Elektrolyt aus, bei dem das Franck-Condon-Prinzip zunächst nicht 
gelten soll. Dabei wird das Gleichgewichtsenergieniveau E
GG
 im Molekül in einem 
 11 
ersten Schritt auf einen Zwischenwert E' angehoben, wofür man die Energie 
2
benötigt, um eine Konfiguration entsprechend einer fiktiven Ladung (Z + 
)q zu 
erzeugen [34]. Das Elektron benötigt anschließend die Energie E'  E
F
, um von seiner 
Position am Ferminiveau des Metalls E
F
 in das leere Energieniveau des Ions zu 
gelangen. Daraufhin relaxiert des solvatisierte Ion von der Konfiguration (Z + 
)q in die 
Endkonfiguration (Z + 1)q, wobei die der Differenz entsprechende Energie (1 - 
)
2
 frei 
wird. Die gesamte Energieänderung des besprochenen Übergangs ist demnach [34] 
F
E
E
-
+
-
-
=
'
)
1
(
2
2
 , 
(2.10) 
dabei muß 
E unabhängig vom Zwischenzustand E' sein. Aus dem Spezialfall E
GG
 = E' 
und somit 
 = 0 läßt sich 
E bestimmen zu 
E = -
 +E
GG
 E
F
. Eingesetzt in (2.10) 
erhält man schließlich den Wert für 
  = (E
GG
  E')/2
. Das jetzt angewendete Franck-
Condon-Prinzip besagt, daß E' = E
F
 gelten muß, und somit ergibt sich eine Energie-
differenz [34] 
4
)
(
2
2
F
GG
E
E
-
=
=
 . 
(2.11) 
Mit 
E wurde ein Ausdruck für die Aktivierungsenergie E
A,k
 hergeleitet, die ein 
Elektron beim Transfer von der Metallelektrode in den Elektrolyten überwinden muß. 
Eine analoge Berechnung läßt sich auch für E
A,a
 durchführen.  
          Abbildung 2.3 stellt die energetischen Verhältnisse des Elektronentransfers vom 
Metall in den Elektrolyt dar. Darin ist die Energie aufgetragen über eine Reaktions-
koordinate, wie z.B. der räumliche Abstand zwischen Elektrode und solvatisiertem Ion. 
Kurve (a) und (b) zeigen die Energie des Systems, wenn sich das Elektron im Metall 
bzw. im Elektrolyt befindet. Im Fall von Kurve (c) wurde das Potential der Metall-
elektrode um 
 geändert, was zu einer Verschiebung der Kurve (a) entlang der 
Energieachse führt. Soll ein Elektron vom Metall in den Elektrolyt bzw. umgekehrt 
übertragen werden, so muß es die Energiebarriere E
A,k
 bzw. E
A,a
 überwinden. Abbildung 
2.3 verdeutlicht, daß sich bei der um q
 verschobenen Kurve (c) die Aktivierungs-
energien entsprechend der Potentialverschiebung zu den Werten E'
A,k
 und E'
A,a
entweder erhöhen oder erniedrigen. Nähert man im Überschneidungsbereich die Kurven 
12 Theoretische Grundlagen 
a
c
b
E
A,k
E
A,a
E'
A,k
E'
A,a
Energie
Reaktionskoordinate
q
(c) und (b) linear an, so berechnet sich aus grundlegender Trigonometrie die Differenz 
der Aktivierungsenergien zu [33] 
zq
E
E
a
A
a
A
a
A
=
-
=
,
,
,
'
(2.12) 
und 
)
1
(
'
,
,
,
 -
=
-
=
zq
E
E
k
A
k
A
k
A
 . 
(2.13) 
In Gleichung (2.12) und (2.13) bezeichnet z die Anzahl der pro Redoxreaktion über-
tragenen Elektronen und 
 den Austauschkoeffizienten. 
Abbildung 2.3:  Energie des Elektroden/Elektrolyt-Systems als Funktion einer 
Reaktionskoordinate wie z.B. dem Ort des Elektrons. Auf Kurve a befindet sich das 
Elektron im Metall, auf Kurve b im Ion. Kurve c stellt Kurve a nach Anlegen eines 
Potentials 
 dar. 
          Die Elektrode befindet sich im Gleichgewicht bei der dazugehörigen Gleich-
gewichtsspannung 
GG
, wenn kathodischer und anodischer Strom sich gegenseitig 
aufheben. Dementsprechend definiert man eine Austauschstromdichte J
0
 [33] 
=
-
-
-
=
]
/
)
)
1
(
exp[(
,
0
kT
zq
E
c
qk
J
GG
k
A
ox
k
 13 
].
/
)
exp[(
,
kT
zq
E
c
qk
GG
a
A
red
a
-
-
=
(2.14) 
Führt man nun zusätzlich die Überspannung 
g
 als Differenz zwischen angelegter und 
Gleichgewichtsspannung 
g
 = 
 - 
GG
 ein, so erhält man den Gesamtstrom durch die 
Elektrode [33] 
-
-
-
=
-
=
kT
zq
kT
zq
J
J
J
J
g
g
k
a
)
1
(
exp
exp
0
 . 
(2.15) 
Gleichung (2.15) ist die in der Elektrochemie ganz fundamentale Durchtritts-Strom-
Spannungs-Beziehung eines Metalls in elektrolytischer Lösung, man nennt sie auch die 
,,Butler-Volmer-Gleichung". Für wachsende positive wie negative Spannungen erhält 
man einen exponentiellen Stromanstieg. Der Austauschkoeffizient 
 liegt im Bereich 0 
 1 und bestimmt die Symmetrie der Kurve, im Fall 
 = 0.5 sind positiver und 
negativer Ast identisch. 
2.3.2 Die Konzentrationsüberspannung 
          Die Butler-Volmer-Gleichung (2.15) besitzt in dieser Form nur Gültigkeit, wenn 
die Transportvorgänge und chemischen Reaktionen rasch gegenüber dem Ladungs-
durchtritt ablaufen. Im allgemeinen Fall werden aber die Konzentrationen der 
Reaktanden an der Elektrodenoberfläche 
S
ox
c  und 
S
red
c
 von ihrem Betrag 
0
ox
c  und 
0
red
c
 im 
Lösungsinneren abweichen. Dies hat dann eine Änderung der für eine bestimmte Strom-
dichte nötigen Überspannung zur Folge 
C
D
g
+
=
 . 
(2.16) 
Die Gesamtüberspannung 
g
 setzt sich demnach aus der Durchtrittsüberspannung 
D
und der Konzentrationsüberspannung 
C
 zusammen. Der anodische Strom in Gleichung 
(2.15) wird mit 
S
red
c
zu 
14 Theoretische Grundlagen 
=
kT
zq
c
c
J
J
g
red
S
red
a
exp
0
0
 . 
(2.17) 
Aufgelöst nach 
g
 ergibt sich ein Ausdruck für die Gesamtüberspannung [35] 
+
=
S
red
red
a
g
c
c
J
J
q
kT
0
0
ln
ln
 . 
(2.18) 
Für 
S
red
c
0
red
c
kann man daraus die zusätzlich auftretende Konzentrationsüberspannung  
S
red
red
C
c
c
q
kT
0
ln
 =
(2.19) 
bestimmen. 
2.3.3 Die Diffusionsüberspannung 
          Wir betrachten nun den Fall, bei dem der Ladungsdurchtritt an einer 
Redoxelektrode schnell gegenüber dem anschließenden Diffusionsprozeß stattfindet. 
Als Folge stellt sich ein Konzentrationsgradient in der Lösung ein. Die Konzentrationen 
der Reaktanden an der Elektrodenoberfläche 
S
ox
c  und 
S
red
c
 weichen wiederum von ihrem 
Betrag 
0
ox
c  und 
0
red
c
im Lösungsinneren ab und verändern damit das Gleichgewichts-
potential der Elektrode. Die mathematische Beschreibung dieser Situation basiert auf 
der Nernstschen Gleichung (2.20) für die Gleichgewichtsspannung einer Elektrode in 
elektrolytischer Lösung [36] 
+
=
i
i
i
GG
a
zq
kT
ln
0
 , 
(2.20) 
worin 
0
 das für jede Redoxelektrode charakteristische Normalpotential darstellt, und a
i
die vorkommenden Reaktionsspezies mit den entsprechenden stöchiometrischen 
Faktoren 
i
 sind. Für den Fall nur einer reduzierten und einer oxidierten Spezies ergibt 
sich die Gleichgewichtsspannung  
 15 
0
0
0
0
ln
)
(
red
ox
GG
c
c
q
kT
c
+
= 
(2.21) 
für den Ruhezustand und 
S
red
S
ox
S
GG
c
c
q
kT
c
ln
)
(
0
+
= 
(2.22) 
bei Stromfluß. Die Diffusionsüberspannung ist als Differenz aus den beiden Gleich-
gewichtsspannungen 
GG
(c
S
) und 
GG
(c
0
) definiert [36] 
0
0
0
ln
)
(
)
(
ox
S
red
red
S
ox
GG
S
GG
Diff
c
c
c
c
q
kT
c
c
=
-
=
 . 
(2.23) 
Ein Vergleich mit Gleichung (2.19) liefert, daß Diffusionsüberspannung und Konzen-
trationsüberspannung nicht identisch sind. 
2.4 Der Halbleiter/Elektrolyt-Kontakt 
          Der Halbleiter/Elektrolyt-Kontakt ähnelt dem Metall/Halbleiter-Kontakt, wenn 
man das Metall durch den Elektrolyt ersetzt. Auch hier bildet sich bei elektrischem 
Kontakt ein einheitliches Gleichgewichts-Ferminiveau E
F,GG
 aus, im Fall von 
Abbildung 2.4 fließen Elektronen vom energetisch höheren Ferminiveau des n-Typ 
Halbleiters in den Elektrolyt. Da die Ladungsdichte im Elektrolyt im allgemeinen sehr 
viel höher als die im Halbleiter ist, befindet sich die Raumladungszone fast 
ausschließlich auf der Seite des Halbleiters. Die nur einige Angström dicke elektro-
lytische Doppelschicht läßt sich wie die räumliche Ausdehnung der metallischen Ober-
flächenladung dagegen vernachlässigen.  
          Der entscheidende Unterschied zwischen Halbleiter/Elektrolyt- und 
Metall/Elektrolyt-Kontakt liegt im Prinzip des jeweiligen Ladungsträgertransfers. Eine 
an den Halbleiter/Elektrolyt-Kontakt angelegte Spannung V fällt aufgrund der 
räumlichen Ausdehnung über die Raumladungszone im Festkörper ab, der 
Spannungsabfall in der Doppelschicht ist vernachlässigbar klein. Dies hat zur Folge, 
daß die Positionen der Energieniveaus an der Halbleiteroberfläche und in der Lösung 
relativ zueinander unverändert bleiben. Abbildung 2.4 zeigt die entsprechende 
16 Theoretische Grundlagen 
Bandstruktur. Die angelegte Spannung beeinflußt dementsprechend nicht die zum 
Ladungsübertritt nötige Aktivierungsenergie E
A
, sondern der bestimmende Faktor beim 
Halbleiter ist die Ladungsträgerdichte p
s
 bzw. n
s
 an der Oberfläche. 
          Für den Ladungsträgeraustausch zwischen Halbleiterelektrode und Elektrolyt 
entwickelte Gerischer das im folgenden dargelegte Modell [37,38,39]. Die kathodische 
und anodische Elektronenstromdichte J
k
 und J
a
 im Gleichgewicht ist gegeben durch 
-
=
dE
E
D
E
f
E
Z
E
q
J
ox
k
)
(
)
(
)
(
)
(
(2.24) 
und 
-
+
-
=
dE
D
E
f
E
Z
E
q
J
red
a
))
(
1
)(
(
)
(
 . 
(2.25) 
In Gleichung (2.24) und (2.25) bedeutet Z(E) die Zustandsdichte im Leitungsband des 
Halbleiters, f(E) die Fermifunktion und D
ox
 und D
red
 die Dichte der leeren bzw. 
besetzten Elektronenzustände im Elektrolyt. Die beiden 
-
 und 
+
 sind Frequenzfaktoren 
für den jeweiligen Elektronentransfer einschließlich einiger anderer Faktoren wie dem 
Transmissionskoeffizient. 
          Setzt man nun den entsprechenden Ausdruck für D
ox
, D
red
 und f(E) ein, so erhält 
man unter der Annahme 
ox
 = 
red
 = 
 und (1  f(E)) 
 1 
dE
kT
E
E
E
f
E
Z
E
kT
qc
J
ox
k
-
-
-
-
-
=
4
)
(
exp
)
(
)
(
)
(
4
2
0
(2.26) 
bzw. 
-
+
+
-
-
=
dE
kT
E
E
E
Z
E
kT
qc
J
red
a
4
)
(
exp
)
(
)
(
4
2
0
 . 
(2.27) 
Da nur der Strom ins und aus dem Leitungsband betrachtet wird, kann man die untere 
Integrationsgrenze auf E
C
 setzen. Die dominierende Größe im Integrationsbereich stellt 
 17 
die rasch abfallende Elektronendichte dar, weshalb man als obere Integrationsgrenze 
E
C
 + 2kT annehmen darf, da ein Beitrag darüber hinaus vernachlässigbar wäre. Die 
anderen Faktoren fallen dagegen nur langsam ab und können durch ihren Maximalwert 
an der Leitungsbandkante E
C
 ersetzt werden. Führt man die Integration mit den oben 
gemachten Annahmen durch, so erhält man Gerischers Näherung für kathodischen und 
anodischen Strom [40] 
(
)
-
-
-
=
-
kT
E
E
n
E
kT
qc
J
C
C
ox
k
4
exp
)
(
4
2
0
0
2
/
1
(2.28) 
(
)
+
-
-
=
+
kT
E
E
N
E
kT
qc
J
C
C
C
red
a
4
exp
)
(
4
2
0
2
/
1
 . 
(2.29) 
Abbildung 2.4:  Bandstruktur am Halbleiter-Elektrolyt Kontakt, dargestellt im 
Gleichgewicht mit dem zugehörigen Gleichgewichtsferminiveau E
F,GG
 und unter 
angelegter Spannung V. 
2.5 Der Metall/Halbleiter-Kontakt 
2.5.1 Der Schottky-Kontakt 
          Beim Kontakt eines Metalls mit einem Halbleiter beschreibt man ganz allgemein 
die Ausbildung einer Barriere nach der Schottky-Mott Theorie [41], veranschaulicht in 
Abbildung 2.5 anhand des Beispiels eines n-Typ Halbleiters und eines Metalls. Die 
Fermienergie des Metalls liegt in diesem Fall tiefer als die des Halbleiters (s. Abbildung 
2.5 (a)). Bei der Kontaktbildung (Abbildung 2.5 (b)) gleichen sich die Ferminiveaus in 
E
redox
E
C
E
C
E
V
E
V
E
F,GG
E
F
D
ox
D
red
qV
18 Theoretische Grundlagen 
ein gemeinsames Niveau an, d.h. es fließen Elektronen vom Halbleiter ins Metall und 
lassen eine positive Raumladung zurück, die Rümpfe der Donatoratome. Die Raum-
ladung führt zu einer Bandverbiegung wie in Abbildung 2.5 (b) und bestimmt die 
eingebaute Spannung V
bi
 = E
F,HL
  E
F,M
 des Kontakts. Der positiven Ladung im Halb-
leiter muß eine negative Ladung im Metall gegenüberstehen, welche sich jedoch 
aufgrund der sehr viel höheren Ladungsträgerdichte auf eine Oberflächenladung 
beschränkt. Die eingebaute Spannung V
bi
 fällt demzufolge ausschließlich auf der 
Halbleiterseite ab.  
          Der Schottky-Kontakt ist ein gleichrichtender Kontakt, der in Richtung Metall-
Halbleiter entsprechend der Barrierenhöhe 
b
 sperrt. Diese Energie benötigt ein 
Elektron, um vom Metall in das Leitungsband des Halbleiters zu gelangen. Es gilt 
)
(
F
C
bi
HL
M
b
E
E
qV
-
+
=
-
=
, 
(2.30) 
wobei 
HL
 die Elektronenaffinität im Halbleiter darstellt. 
Abbildung 2.5:  Ausbildung eines Schottky-Kontakts zwischen einem n-Typ 
Halbleiter und einem Metall. (a) Situation vor der Kontaktbildung, das Ferminiveau im 
Metall liegt tiefer als das des Halbleiters. (b) Nach Kontaktbildung entsteht eine 
Energiebarriere qV
bi
 für Elektronen in Durchlaßrichtung und eine Barriere 
b
 in 
Sperrichtung. 
          Im Gleichgewicht fließt kein Nettostrom über den Schottky-Kontakt, d.h. die 
beiden Teilströme I
M-HL
 vom Metall in den Halbleiter und I
HL-M
 vom Halbleiter ins 
Metall sind von Betrag gleich groß. Polt man nun den Halbleiter negativ und damit den 
E
F,M
E
F,HL
E
C
E
V
M
HL
E
Vak
E
Vak
E
F
E
C
E
V
b
qV
bi
Metall
Halbleiter
(a)
(b)
Metall
Halbleiter
 19 
Kontakt in Vorwärtsrichtung, so verringert sich die eingebaute Spannung auf der 
Halbleiterseite von qV
bi
 auf q(V
bi
  V), wenn V für die angelegte Spannung steht. Die 
Barrierenhöhe 
b
 in Rückwärtsrichtung erfährt keine Änderung mit V, weshalb sich der 
dazugehörige Teilstrom ebenfalls nicht ändert. Damit heben sich I
M-HL
 und I
HL-M
 nicht 
mehr gegenseitig auf und es fließt ein Nettostrom in Durchlaßrichtung der Diode.  
          Es gibt vier verschiedene Arten von Stromtransport aus dem Halbleiter ins Metall 
[42]. Zunächst die thermionische Emission, bei der ein Elektron mit einer Energie höher 
als q(V
bi
  V) über die Energiebarriere ins Metall emittiert wird. Besonders bei hoch 
dotierten Halbleitern mit einer sehr dünnen Raumladungszone treten als zweiter 
Transportmechanismus Tunnelströme durch die Barriere auf. Darüber hinaus gibt es 
Elektron-Loch-Rekombination in der Raumladungszone als Transporteffekt, der 
allerdings erst für hohe Barrieren 
b
 und leicht dotierte Halbleiter an Bedeutung 
gewinnt. Die vierte Art von Stromtransport über die Schottky-Barriere bildet die 
Injektion von Minoritätsladungsträgern in den Halbleiter mit anschließender 
Rekombination. 
          Die thermionische Emission stellt im Normalfall den dominierenden 
Stromtransportmechanismus dar. Ausgehend von einer Maxwellschen Geschwindig-
keitsverteilung für Elektronen ergibt sich die Stromdichte J über den Schottky-Kontakt 
zu 
-
-
=
1
exp
exp
2
*
kT
qV
kT
T
A
J
B
 , 
(2.31) 
mit der Richardson Konstanten A
*
 = 4
m
e
*
qk2/h
3
 für Elektronen der effektiven Masse 
m
e
*
. 
2.5.2 Der Bardeen-Kontakt 
          Metall/Halbleiter-Kontakte verhalten sich in Realität nicht entsprechend der 
Schottky-Mott Theorie. Nach Gleichung (2.30) müßte die Barrierenhöhe 
b
 für 
Metall/Halbleiter-Kontakte auf einem bestimmten Halbleiter direkt proportional zur 
Austrittsarbeit 
M
 des Metalls sein. Tatsächlich ist 
b
 aber, besonders bei kovalent 
gebundenen Halbleitern, beinahe unabhängig von 
M
.  
20 Theoretische Grundlagen 
Abbildung 2.6:  Ausbildung eines Bardeen-Kontakts mit Oberflächenzuständen. 
(a) In der Flachbandsituation sind die Oberflächenzustände bis zum neutralen Niveau 
0
 aufgefüllt, (b) die Halbleiteroberfläche befindet sich im thermischen Gleichgewicht 
mit dem Volumen und (c) der Halbleiter im Kontakt zu einem Metall. 
Bardeen zieht als Erklärung dafür den Einfluß der Oberflächenzustände heran [43]. Ein 
Halbleiter mit Oberflächenzuständen unter Flachbandbedingungen, dargestellt in 
Abbildung 2.6 (a), befindet sich im Nichtgleichgewicht, die Oberflächenzustände sind 
bis zu einem neutralen Niveau 
0
 gefüllt. Im Gleichgewicht stellt sich ein einheitliches 
Ferminiveau ein, indem Oberflächenzustände oberhalb von 
0
 besetzt werden. Wie in 
Abbildung 2.6 (b) bildet sich dann an die negativ geladene Halbleiteroberfläche 
anschließend eine Raumladungszone aus. Wird nun ein Metall mit dem Halbleiter in 
Kontakt gebracht, so findet der Elektronenaustausch hauptsächlich aus den Ober-
flächenzuständen statt. Dadurch bleibt die Raumladungszone weitgehend unverändert 
und auch 
b
 hängt nicht mehr von 
M
 ab. Für den Grenzfall einer unendlich hohen 
Oberflächenzustandsdichte des Halbleiters gilt die Bardeen-Näherung [44] 
g
g
b
E
E
3
2
)
(
0
-
=
(2.32) 
für die Barrierenhöhe 
b
 eines Schottky-Kontakts am Halbleiter mit der Bandlücke E
g
. 
Gleichung (2.32) besitzt allerdings nur Gültigkeit, falls sich die energetische Lage von 
0
 etwa E
g
/3 oberhalb der Valenzbandkante befindet, wie man es für den Fall von 
kovalent gebundenen Halbleitern schätzt.  
2.5.3 Lineare Modelle 
          Das Schottky-Modell auf der einen Seite und das von Bardeen auf der anderen 
Seite repräsentieren zwei Extremfälle. Während nach Schottky die Barriere gemäß 
E
F,HL
E
C
E
V
E
C
E
V
E
F,HL
E
F
E
C
E
V
qV
bi
0
0
0
(a)
(b)
(c)
b
 21 
d
b
/d
M
 = 1 linear von der Austrittsarbeit des Metalls abhängt, ist 
b
 nach Bardeen 
unabhängig vom Metall (d
b
/d
M
 = 0). Für die meisten Halbleiter treffen jedoch beide 
Modelle nicht auf das tatsächlich beobachtete Verhalten zu [45]. Trägt man die 
ausgebildete Schottkybarriere 
b
 über die Austrittsarbeit der verschiedenen Metalle 
M
auf, so findet man in der Regel einen linearen Zusammenhang, allerdings i.a. nicht mit 
einer Steigung d
b
/d
M
 = 1. Folglich stellt [45] 
2
1
c
c
M
b
+
= 
 , 
(2.33) 
mit c
1
 = d
b
/d
M
 < 1, eine gute Näherung für die tatsächlich gemessenen 
experimentellen Werte dar. Das Schottky-Modell geht in Gleichung (2.33) von c
1
 = 1 
und c
2
 = 
HL
 aus, im Fall des Bardeen-Modells gilt c
1
 = 0 und c
2
 = E
g
 - 
0
. Theorien, die 
nach Gleichung (2.33) eine lineare Abhängigkeit der Schottky-Barriere von der 
Austrittsarbeit des Metalls annehmen, nennt man lineare Modelle. Die entsprechenden 
Parameter c
1
 und c
2
 können für das jeweilige Metall/Halbleiter-System experimentell 
bestimmt werden. 
2.6 Der Halbleiter/Halbleiter-Kontakt 
2.6.1 Der Halbleiter-Heteroübergang im Gleichgewicht 
          Einen Übergang zwischen zwei verschiedenen Halbleitern nennt man Hetero-
übergang. Je nachdem ob es sich um einen pn-Übergang oder um einen nn- bzw. pp-
Übergang handelt, spricht man von einem anisotypen oder einem isotypen Hetero-
übergang. Eine gute Übersicht über das Gebiet der Heteroübergänge geben Milnes und 
Feucht [46] sowie Sharma und Purohit [47]. Aufgrund der Analogie zur FSSZ, deren 
Frontkontakt, wie im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch aufgezeigt, ebenfalls zwei n-
leitende Halbleiter verbindet, wird im folgenden der Halbleiter-Heteroübergang am 
Beispiel eines isotypen nn-Übergang dargestellt. 
          Basierend auf früheren Arbeiten von Shockley [48] entwickelte Anderson [49] 
das einfachste Modell eines Heteroübergangs. Abbildung 2.7 (a) zeigt das Band-
diagramm zweier isolierter n-Halbleiter, wobei der n-Typ Halbleiter 1 eine kleinere 
Bandlücke E
g1
 und eine größere Elektronenaffinität 
1
 als der Halbleiter 2 besitzt. 
Während der Kontaktbildung findet Ladungsträgeraustausch statt, bis sich thermo-
22 Theoretische Grundlagen 
dynamisches Gleichgewicht, d.h. ein einheitliches Ferminiveau einstellt. Berücksichtigt 
man einen stetigen Übergang der beiden Vakuumniveaus ineinander und einen dazu 
parallelen Verlauf der Bandkanten E
C
, E
V
 sowie E
F
, so ergibt sich das in Abbildung 2.7 
(b) dargestellte Banddiagramm. 
Abbildung 2.7:  Formierung eines nn-Heteroübergangs. (a) Situation zweier n-
Typ Halbleiter vor dem Kontakt. (b) Banddiagramm eines nn-Heteroübergangs nach 
Anderson [49]. 
          Die jeweilige Dotierkonzentration bestimmt die Ausdehnung der Raumladungs-
zone und die daraus resultierende Bandverbiegung. Die eingebaute Spannung des 
Übergangs V
bi
 lautet [50] 
2
1
bi2
bi1
bi
V
V
V
 -
=
+
=
)
(
, 
(2.34) 
wobei die eingebauten Spannungen V
bi1
 und V
bi2
 in den jeweiligen Halbleitern 1 oder 2 
abfallen. Aufgrund des parallelen Verlaufs von E
C
 und E
V
 zu E
Vak
 und den 
unterschiedlichen Elektronenaffinitäten 
1
 und 
2
 tritt eine Leitungsbanddiskontinuität 
E
C
 auf, entsprechend 
2
1
C
 -
=
 . 
(2.35) 
Analog dazu beträgt die Valenzbanddiskontinuität 
E
V
 die Differenz der 
Löcheraffinitäten der beiden Halbleiter  
E
F2
E
F1
E
C2
E
V1
E
F
E
C1
E
V2
E
g1
E
g2
1
1
2
2
E
C
E
V
qV
bi1
qV
bi2
E
Vak
E
Vak
Halbleiter 1
    p-Typ
Halbleiter 2
    n-Typ
(a)
(b)
 23 
)
(
)
(
2
1
g1
g2
V
E
E
 -
-
-
=
. 
(2.36) 
          Das Anderson-Modell trifft in Realität nur ungenau zu. Tatsächlich sind 
Abweichungen zwischen berechneten und gemessenen Diskontinuitäten von ca. 
±
 0,15 eV üblich, sie können aber teilweise auch mehr als 
±
 0,5 eV betragen [51]. Die 
Ursache für diese Diskrepanz zwischen Theorie und experimentellen Ergebnissen liegt 
in der Vernachlässigung der elektronischen Grenzflächenstruktur. Abhängig von den 
verwendeten Halbleitern beeinflussen Grenzflächeneffekte die Volumenband-
diskontinuitäten eines Heteroübergangs bis zu einigen hundert meV. Ein derartiges 
Verhalten berücksichtigt das Anderson-Modell nicht, das von den Volumenparametern 
der Halbleiter ausgeht. Weiterführende und komplexere Beschreibungen eines Hetero-
übergangs unter Berücksichtigung der Grenzfläche bieten die Modelle von Frensley und 
Kroemer [52], Harrison [53] und Tersoff [54].  
2.6.2 Der Heteroübergang unter Belastung 
          Liegt am Halbleiter-Heteroübergang eine externe Spannung V an, so teilt sie sich 
in V
HL1 
und V
HL2
 in den beiden Halbleitern 1 und 2 auf und vermindert die jeweiligen 
Barrierenhöhen entsprechend V
bi1
  V
HL1
 und V
bi2
  V
HL2
. Insgesamt muß immer V = 
V
HL1
 + V
HL2
 gelten. Konventionell liegt V dann in Vorwärtsrichtung an, wenn Halbleiter 
1 mit dem Pluspol der Spannungsquelle verbunden ist. Im isotypen nn-Heteroübergang 
aus Abbildung 2.7 (b) dominiert thermionische Emission von Elektronen über die 
Barriere den Stromtransport. Die dazugehörige I/V-Charakteristik hat die Form [55] 
-
-
=
1
exp
1
0
kT
qV
V
V
J
J
bi
(2.37) 
mit J
0
 = qA*TV
bi
/kexp(-qV
bi
/kT), wobei A* die effektive Richardsonkonstante 
repräsentiert. 
          Der Ausdruck (2.37) für den Strom/Spannungs-Zusammenhang eines Halbleiter-
Heteroübergangs unterscheidet sich von dem eines Metall/Halbleiter-Kontakts in dem 
Wert J
0
 und dessen Temperaturabhängigkeit. Der Strom in Rückwärtsrichtung sättigt 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2003
- ISBN (eBook)
- 9783832477257
- ISBN (Paperback)
- 9783838677255
- DOI
- 10.3239/9783832477257
- Dateigröße
- 2.9 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Stuttgart – Elektrotechnik, Physikalische Elektronik
- Erscheinungsdatum
- 2004 (Februar)
- Note
- 1,0
- Schlagworte
- graetzelzelle elektrolyt photovoltaik diffusion farbstoff
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					