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Finanzierung von Entwicklung

Herausforderungen der Entwicklung, Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungsfinanzierung in einer ungleichen Welt

©2003 Diplomarbeit 150 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Arbeit befasst sich mit der Thematik und den finanziellen Aspekten der Entwicklungsdiskussion.
Neben der Frage, was Entwicklung ist, werden im ersten Abschnitt die Grundlagen und die Erfassbarkeit von Entwicklung sowie Ansatzpunkte zur Überwindung von Unterentwicklung behandelt.
Der zweite Abschnitt befasst sich mit den an der internationalen Zusammenarbeit beteiligten Organisationen und beleuchtet diese hinsichtlich ihrer Aufgaben, den herrschenden Machtverhältnissen und den zugrundeliegenden Ideologien sowie den ihrer Arbeitsweisen.
An einen geschichtlichen Rückblick schließen sich im dritten Abschnitt Ausführungen zur Entwicklungsfinanzierung an. Dabei wird auf die Finanzsektorentwicklung mittels Mikrofinanzinstitutionen und die Schwerpunkte der FfD-Konferenz in Monterrey eingegangen. Der Abschnitt endet mit der Suche nach neuen Finanzierungsquellen.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
VERZEICHNISSEII
Eidesstattliche ErklärungXII
1.EINLEITUNG1
2.THEORETISCHE BETRACHTUNGEN4
2.1BEGRIFFSFINDUNG ENTWICKLUNG4
2.2URSACHEN VON UNTERENTWICKLUNG5
2.2.1ALLGEMEIN5
2.2.2ENDOGENE FAKTOREN6
2.2.3EXOGENE FAKTOREN7
2.3ENTWICKLUNGSTHEORIEN UND –STRATEGIEN7
2.3.1MODERNISIERUNG VS. DEPENDENZIA7
2.3.2TOP-DOWN VS. BOTTOM-UP ANSATZ9
2.3.3AUSGEWOGENENS WACHSTUM VS. UNAUSGEWOGENES WACHSTUM9
2.3.4GRUNDBEDÜRFNISSTRATEGIE11
2.3.5NACHHALTIGKEIT12
2.3.6DIE UNSICHTBARE HAND13
2.4MESSBARKEIT VON UNTERENTWICKLUNG UND ENTWICKLUNG15
2.4.1EINKOMMEN UND WIRTSCHAFTSKRAFT15
2.4.2INDEX FÜR DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG17
2.4.3INDEX FÜR DIE MENSCHLICHE ARMUT17
2.5KATEGORISIERUNG DER ENTWICKLUNGSLÄNDER18
2.5.1DIE KLASSIFIKATIONEN DER UNO18
2.5.2DIE LÄNDERKLASSIFIKATION DER WELTBANK20
2.5.3DIE DAC-LISTE21
2.6BEDINGUNGEN UND ZIELE22
3.SYSTEM DER INTERNATIONALEN ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT26
3.1INTERNATIONALE ORGANISATIONEN26
3.1.1ÜBERSICHT26
3.1.2DIE UNO27
3.1.3DIE WELTBANKGRUPPE30
3.1.4DER INTERNATIONALE WÄHRUNGSFOND36
3.1.5DIE ENTWICKLUNGSBANKEN41
3.1.6DIE ORGANISATION FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG (OECD)42
3.1.7DIE WELTHANDELSORGANISATION43
3.2DIE STRATEGIEN VON IWF UND WELTBANK46
3.2.1DER KONSENS VON WASHINGTON46
3.2.2LÄNDERUNTERSTÜTZUNGSSTRATEGIE-CAS48
3.2.3WEITERENTWICKLUNG DER CAS ZUM CDF49
3.2.4INITIATIVE ZUR SCHULDENERLEICHTERUNG (HIPC-INITIATIVE)50
3.2.5DIE ARMUTSREDUZIERUNGS- UND WACHSTUMSFAZILITÄT51
3.3DER PRSP-PROZESS AM BEISPIEL UGANDAS53
3.3.1KURZPORTRAIT53
3.3.2DIE […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7715
Rogoll, Sören: Finanzierung von Entwicklung - Herausforderungen der Entwicklung,
Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungsfinanzierung in einer ungleichen Welt
Hamburg: Diplomica GmbH, 2004
Zugl.: Westsächsische Hochschule Zwickau, Fachhochschule, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2004
Printed in Germany

Verzeichnisse
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
II
Inhalt
VERZEICHNISSE...II
Eidestattliche Erklärung...XII
1
EINLEITUNG ... 1
2
THEORETISCHE BETRACHTUNGEN ... 4
2.1
B
EGRIFFSFINDUNG
E
NTWICKLUNG
... 4
2.2
U
RSACHEN VON
U
NTERENTWICKLUNG
... 5
2.2.1
A
LLGEMEIN
... 5
2.2.2
E
NDOGENE
F
AKTOREN
... 6
2.2.3
E
XOGENE
F
AKTOREN
... 7
2.3
E
NTWICKLUNGSTHEORIEN UND
­
STRATEGIEN
... 7
2.3.1
M
ODERNISIERUNG VS
.
D
EPENDENZIA
... 7
2.3.2
T
OP
­
DOWN VS
.
B
OTTOM
­
UP
A
NSATZ
... 9
2.3.3
A
USGEWOGENENS
W
ACHSTUM VS
.
U
NAUSGEWOGENES
W
ACHSTUM
... 9
2.3.4
G
RUNDBEDÜRFNISSTRATEGIE
... 11
2.3.5
N
ACHHALTIGKEIT
... 12
2.3.6
D
IE UNSICHTBARE
H
AND
... 13
2.4
M
ESSBARKEIT VON
U
NTERENTWICKLUNG UND
E
NTWICKLUNG
... 15
2.4.1
E
INKOMMEN UND
W
IRTSCHAFTSKRAFT
... 15
2.4.2
I
NDEX FÜR DIE MENSCHLICHE
E
NTWICKLUNG
... 17
2.4.3
I
NDEX FÜR DIE MENSCHLICHE
A
RMUT
... 17
2.5
K
ATEGORISIERUNG DER
E
NTWICKLUNGSLÄNDER
... 18
2.5.1
D
IE
K
LASSIFIKATIONEN DER
UNO ... 18
2.5.2
D
IE
L
ÄNDERKLASSIFIKATION DER
W
ELTBANK
... 20
2.5.3
D
IE
DAC
­
L
ISTE
... 21
2.6
B
EDINGUNGEN UND
Z
IELE
... 22
3
SYSTEM DER INTERNATIONALEN ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT ... 26
3.1
I
NTERNATIONALE
O
RGANISATIONEN
... 26
3.1.1
Ü
BERSICHT
... 26
3.1.2
D
IE
UNO ... 27
3.1.3
D
IE
W
ELTBANKGRUPPE
... 30
3.1.4
D
ER
I
NTERNATIONALE
W
ÄHRUNGSFOND
... 36
3.1.5
D
IE
E
NTWICKLUNGSBANKEN
... 41
3.1.6
D
IE
O
RGANISATION FÜR WIRTSCHAFTLICHE
Z
USAMMENARBEIT UND
E
NTWICKLUNG
(OECD) ... 42
3.1.7
D
IE
W
ELTHANDELSORGANISATION
... 43

Verzeichnisse
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
III
3.2
D
IE
S
TRATEGIEN VON
IWF
UND
W
ELTBANK
... 46
3.2.1
D
ER
K
ONSENS VON
W
ASHINGTON
... 46
3.2.2
L
ÄNDERUNTERSTÜTZUNGSSTRATEGIE
­
CAS ... 48
3.2.3
W
EITERENTWICKLUNG DER
CAS
ZUM
CDF... 49
3.2.4
I
NITIATIVE ZUR
S
CHULDENERLEICHTERUNG
(HIPC
­
I
NITIATIVE
) ... 50
3.2.5
D
IE
A
RMUTSREDUZIERUNGS
-
UND
W
ACHSTUMSFAZILITÄT
... 51
3.3
D
ER
PRSP
­
P
ROZESS AM
B
EISPIEL
U
GANDAS
... 53
3.3.1
K
URZPORTRAIT
... 53
3.3.2
D
IE
HIPC
­
I
NITIATIVE IN
U
GANDA
... 54
3.3.3
D
AS
PRSP
VON
U
GANDA
... 56
3.3.4
B
EWERTUNG
... 60
4
ENTWICKLUNGSFINANZIERUNG... 63
4.1
Ü
BERBLICK
... 63
4.1.1
B
EGRIFFSFINDUNG
... 63
4.1.2
P
HASEN DER
E
NTWICKLUNGSFINANZIERUNG
... 63
4.2
D
IE
UN
­
K
ONFERENZ ÜBER
F
INANZIERUNG VON
E
NTWICKLUNG
... 65
4.3
F
INANZSEKTORENTWICKLUNG
... 69
4.3.1
E
INFÜHRUNG
... 69
4.3.2
D
ER NATIONALE
F
INANZSEKTOR
... 72
4.3.3
M
IKROFINANZ
­
I
NSTITUTIONEN
(MFI´
S
)... 74
4.3.4
S
TEUERSYSTEMENTWICKLUNG
... 84
4.4
Z
UFÜHRUNG INVESTIERBARER
M
ITTEL
... 85
4.4.1
S
TRUKTUR DER
E
NTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT
... 85
4.4.2
D
IREKTINVESTITIONEN UND ANDERE LANGFRISTIGE
F
INANZSTRÖME
... 88
4.4.3
K
URZFRISTIGE PRIVATE
F
INANZSTRÖME
... 90
4.4.4
I
NTERNATIONALER
H
ANDEL
... 91
4.4.5
A
USLANDSVERSCHULDUNG
... 96
4.4.6
R
EFORMEN IM
W
ÄHRUNGS
-,
F
INANZ
-
UND
H
ANDELSSYSTEM
... 104
4.5
N
EUE
Q
UELLEN ERSCHLIEßEN
... 110
4.5.1
E
NTWICKLUNGSPARTNERSCHAFTEN
... 110
4.5.2
D
EVISENTRANSAKTIONSSTEUER
... 111
4.5.3
N
UTZUNGSENTGELDE FÜR GLOBALE
G
EMEINSCHAFTSGÜTER
... 116
4.5.4
E
MISSIONSRECHTSHANDEL
... 119
4.5.5
F
AIRER
H
ANDEL
... 121
4.5.5
I
NTERNATIONAL
F
INANCE
F
ACILITY
... 123
5
ZUSAMMENFASSUNG ... 125
ANHANG...128

Verzeichnisse
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
IV
Abbildungen
Abb. 1 Die Kluft zwischen Arm und Reich ______________________________ 2
Abb. 2 Teufelskreise der Armut _______________________________________ 6
Abb. 3 Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung ________________________ 12
Abb. 4 6 ­ Eck der Entwicklung_______________________________________ 22
Abb. 5 Internationale Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit_________ 26
Abb. 6 Organisationen der Weltbankgruppe _____________________________ 30
Abb. 7 Mittelbeschaffung der IBRD ____________________________________ 35
Abb. 8 Struktur der Entwicklungszusammenarbeit_________________________ 85
Abb. 9 Öffentliche Hilfe an Entwicklungsländer ___________________________ 87
Abb. 10 Langfristige Finanzströme in Entwicklungsländer_____________________88
Abb. 11 Die regionale Verteilung des Welthandels_________________________ 92
Abb. 12 Das Ausmaß extremer Armut in verschiedenen LDC ­ Untergruppen klassifi-
ziert nach ihrer Exportspezialisierung ____________________________ 95
Abb. 13 Verschuldung der Entwicklungsländer ___________________________ 97
Abb. 14 Anwachsen unbezahlbarer Schuldenlast ________________________ 101
Abb. 15 Handelsvolumen der internationalen Finanzmärkte _________________ 113
Abb. 16 Der Entwicklungskreis ______________________________________ 125
Tabellen
Tabelle 1 Auswirkungen der HIPC ­ Initiative auf Uganda___________________ 55
Tabelle 2 Wachstumsannahmen für das Uganda ­ PRSP __________________ 55
Tabelle 3 Quantitative und qualitative Ziele des Uganda ­ PRSP _____________ 57
Tabelle 4 Indikatoren für Nachhaltigkeit und Armutssbezug nach MFI ­ Typen ___ 78
Tabelle 5 Die Wertschöpfungskette von ugandischem Kaffee _______________ 122
Boxes
Box 1 Das Say´sche Theorem _______________________________________ 10
Box 2 Das Modell von Stiglitz und Weiss________________________________ 70
Box 3 Die Terms of Trade___________________________________________ 94

Verzeichnisse
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
V
Abkürzungen
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BMZ
Bundesministerium für wirtschafliche Zusammenarbeit und Entwicklung
BSP
Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen
CAS
Country Assistance Strategy - Länderunterstützungsstrategie
CDF
Comprehensiv Development Framework - Rahmenwerk für umfassende
Entwickung
CDM
Clean Development Mechanism
CER
Certified Emission Reductions
CFM
Committee on Financial Markets - Ausschuss für Finanzmärkte der
OECD
CMIT
Committee on Capital Movements and Invisible Transactions ­ Aus-
schuss für Kapitalverkehr und unsichtbare Transaktionen der OECD
d.h.
das
heißt
DAC
Development Assistance Committee - Ausschuss für Entwicklungshilfe
der
OECD
DSU
Dispute Settlement Understanding - Vereinbarung über Regeln und Ver-
fahren zur Beilegung von Schwierigkeiten
DTS
Devisentransaktionssteuer
ECOSOC
Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen
ED
Exekutivdirektor
ENV
Entgeld für Nutzungsverzichtserklärungen
EP
Entwicklungspartnerschaften
-
Public - Private Partnership
EPC
Economic Policy Committee - wirtschaftspolitischer Ausschuss der OECD
ERC
Emission Reduction Credits
ERU
Emission Reduction Unit
EZ
Entwicklungszusammenarbeit
FDI
Foreign Direct Investments - ausländische Direktinvestitionen
FfD
Financing for Development - Finanzierung der Entwicklungsaufgaben
(UN ­ Konferenz in Monterrey)
FSF
Financial Stability Forum - Forum für finanzielle Stabilität
GATS
General Agreement on Trade in Services - Allgemeines Abkommen über
den Handel mit Dienstleistungen
GATT
General Agreement of Tarifs on Trade - Allgemeines Zoll- und Handels-
abkommen
GE
Geldeinheiten
GGG
Globale
Gemeinschaftsgüter
GGW
Güter von globalem Wert
GPG
Global Public Goods - Globale öffentliche Güter
HIPC
Heavily Indebted Poor Countries - Hochverschuldete Arme Länder
HPI
Human Poverty Index - Index für die menschliche Armut
i. d. R.
in der Regel

Verzeichnisse
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
VI
IBRD
International Bank for Reconstruction and Development - Internationale
Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
ICSID
International Center for the Settlement of Investment-Disputes ­ Interna-
tionale Zentrum für die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten
IDA
Internatioal Development Association - Internationale Entwicklungsorga-
nisation
IFC
International Finanz Corporation - Internationale Finanz-Corporation
IFF
International Finance Facility
IFI´s
Internationale
Finanzinstitutionen
IL Industrieländer
ITO
International Trade Organisation - Internationale Wirtschafsorganisation
IWF
Internationaler
Währungsfond
IET
International Emission Trading
JI Joint Implementation
JSA
Joint Staff Assesment
KfW
Kreditanstalt für Wiederaufbau
KMU
Klein- und mittelständische Unternehmen
LDC
Least Development Countries - am wenigsten entwickelten Ländern
LLDC
siehe
LDC
MDG´s
Millenium Development Goals - Millenium Entwicklungsziele
MFI
Mikrofinanz
-
Institution
MIGA
Multilateral Investment Guarantee Agency - Multilaterale Investitions-
Garantie-Agentur
NGO
Non - Gouvermental Organisation - Nichtregierungsorganisation
NIC
Newly Industrialized Countries
NIP
Nettosozialprodukt zu Faktorkosen
NV
Nutzungsverzichtserklärungen
o. ä.
oder ähnliches
OA
Official Aid - Offizielle Hilfe
ODA
Official Development Assistance - Offizielle Entwicklungsunterstützung
OECD
Organisation for Economic Cooperation and Development - Die Organi-
sation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
p. a.
per anno - pro Jahr
PEAP
Poverty Eradication Action Plan - Armutsbekämpfungsplan Ugandas
PKE
Pro-Kopf
Einkommen
PPP
Purchase Power Parities - Kaufpreisparität
PRGF
Poverty Reduction and Growth Facility - Armutsreduzierungs- und
Wachstumsfazilität
PRSP
Poverty Reduction Strategy Paper - Strategiedokument zur Armutsbe-
kämpfung
SDG
Spar- und Darlehensgenossenschaft
SIC
Semi Industrialized Countries

Verzeichnisse
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
VII
SILIC
Several Indebted Low Income Countries - Starkverschuldete Länder mit
niedrigem
Einkommen
SIMIC
Several Indebted Middle Income Countries - Starkverschuldete Länder
mit mittlerem Einkommen
SZR
Sonderziehungsrechte
TCC
Tradeable Conservation Credits - Nutzungsverzichtseinheiten
TNU
Transnationale Unternehmen
ToT
Terms of Trade - Handelsbilanzverhältnis
TPRM
Trade Policy Review Mechanism - Mechanismus zur Überprüfung der
Handelspolitik
TRIPS
Trade-related Aspekt of Intellectual Property Rights - Abkommen über
handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum
TT
Tobin
Tax
UN
siehe
UNO
UNCTAD
United Nations Conference on Trade and Development - Welthandels-
und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen
UNDG
United Nations Development Group - Entwicklungsgruppe der Vereinten
Nationen
UNDP
United Nations Development Programme - Entwicklungsprogramm der
Vereinten Nationen
UNO
United Nations Organisation - Organisation der Vereinten Nationen
USD
US - Dollar
WTO
World Trade Organisation - Welthandelsorganisation
z.B.
zum
Beispiel

Verzeichnisse
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
VIII
Literatur
Bücher / Publikationen
Altvater, E.,Mahnkopf, B.: ,,Grenzen der Globalisierung", 5.Auflage, Münster,
Westfälisches Dampfboot, 2002
BMZ: ,,Medienhandbuch der Entwicklungspolitik 2002", BMZ, Berlin, 2002
Deutsche Bundesbank: ,,Monatsbericht Dezember 1999", Deutsche Bundesbank,
Frankfurt/Main, 1999
Deutsche Bundesbank: ,,Geschäftsbericht 2002", Deutsche Bundesbank,
Frankfurt/Main, 2002
Gutowski, A. (Hrsg.): ,,Die internationale Schuldenkrise", Schriften des Vereins für
Sozialpolitik, Berlin, 1986
George, S.: ,,Sie sterben an unserem Geld: Die Verschuldung der dritten Welt", Rowohlt,
Reinbeck, 1988
Hemmer, H.-R.: ,,Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer", 3. Auflage, Vahlen,
München, 2002
Kappel, R.: ,,Wege aus der Entwicklungskrise ­ Modernisierung, Armutsbekämpfung,
Strukturanpassung und Schuldenabbau", Campus, Frankfurt / Main, 1990
Lachmann, W.: ,,Entwicklungspolitik" Bd. 3, R. Oldenbourg, München, Wien, 1994
Lachmann, W.: ,,Entwicklungspolitik", Bd.1, R.Oldenbourg, München, Wien, 1994
Lapenu C., Zeller M., Sharma : ,,Rural Finance Policies and Food Security for the
Poor",Multi-country Synthesis Report on Institutional Analysis (Vol. 2 of final synthesis
report submitted to BMZ), Washington (DC),IFPRI, March 2000
Nohlen, D. , Nuscheler, F.: ,,Handbuch Dritte Welt" Bd.1, J.H.W. Dietz Nachf., Bonn
1993
Nuscheler, F.: ,,Lern- und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik", 4. Auflage,J.H.W. Dietz
Nachf., Bonn, 1996
Oxfam: ,,Bitter! ­ Armut in der Kaffeetasse", Oxfam Deutschland, Berlin, 2002
Robb, C.M., Scott, A. M.: ,,Reviewing some early Poverty Reduction Strategy Papers in
Africa.", IMF Policy Discussion Paper, IMF, Washington D.C., 2001
Sen, A.: ,,Ökonomie für den Menschen", Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2002
Smith, A.: ,,An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations", Vol II,
Glasgow edition, von Campell, R. H., Skinner, A.S., Todd, W.B., Oxford u. a., 1979,
Erstveröffentlichung 1776
Ströbele W., Wacker, H.: ,,Außenwirtschaft - Einführung in Theorie und Politik",
Oldenburg, München, Wien, 2000
Tschach, I.: ,, Theorie der Entwicklungsfinanzierung", Göttiger Studien zur
Entwicklungsökonomik, Sautter, H. (Hrsg.), Vervuert, Frankfurt/Main, 2000
UNDP: ,,Bericht über die menschliche Entwicklung 2002", DGVN, Bonn 2002
Walther, M.: ,,Themendienst 12: Entwicklungsfinanzierung", DSE, Bonn, 2001
WBGU (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen):
,,Entgelte für die Nutzung globaler Gemeinschaftsgüter", Sondergutachten, Berlin, 2002
Yunus, M.: ,,Grameen ­ Eine Bank für die Armen der Welt", Lübbe, Bergisch Gladbach,
1998

Verzeichnisse
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
IX
Onlinepublikationen / Newsletter
http://dip.bundestag.de - Deutscher Bundestag: ,,Schlussbericht der Enquete-
Kommission Globalisiserung der Weltwirtschaft ­ Herausforderungen und Ant-
worten"
http://gwdu05.gwdg.de - Jarchow, H.-J., Rühmann, P.: ,,Monetäre Außenwirtschaft II.
Internationale Währungspolitik", Aktualisierungen
http://www1.oecd.org - DAC ­ List of Aid Recipients
http://www.2015.venro.org - VENRO: ,,2015aktuell", Newsletter 4/2003, Berlin
VENRO: "2015aktuell", Newsletter 11/2003, Berlin
http://www.bmz.de - Eid, U.: ,,Neue Herausforderungen für die Entwicklungszusammen-
arbeit im Kontext internationaler Strukturpolitik"
http://www.boell.de - Malhotra, K.: ,,Auf dem Weg nach Cancún: Grundlinien einer Re-
form der Welthandelsordnung", Heinrich Böll Stiftung (Hrsg.), 2003
http://www.britischebotschaft.de - Britische Botschaft, Pressemitteilung 23.01.2003
http://www.bundesbank.de
,,Monatsbericht September 2002"
,,Weltweite Organisationen und Gremien im Bereich von Währung und Wirtschaft"
http://www.bundesfinanzministerium.de - ,,Monatsbericht 09/2001"
http://www.bundestag.de - Stark, J.: ,,Stellungnahme zum Thema Reform der interna-
tionalen Finanzmarktinstitutionen", Berlin 2000
http://www.cege.wiso.uni-goettingen.de - Ahrens, J., ,,Globalisierung und wirtschaft-
liche Entwicklung: Zur Rolle internationaler Organisationen"
http://dbk.de - Angel, H.-G. u. a.: ,,Globale Finanzen und Menschliche Entwicklung"
Studie der Sachverständigengruppe ,,Weltwirtschaft und Sozialethik",
wissenschaftliche Arbeitsgruppe für weltkirchliche Aufgaben der Deutschen
Bischofs-
konfernz (Hrsg.), Bonn, 2001
http://www.dbresearch.de - Scheelhaase, J.: ,,Handel mit Kyoto - Rechten ­ Neue
Geschäftsoptionen für Banken und Brokerhäuser", Deutsche Bank Research, Ak-
tuelle Themen, November 2001
http://www.dse.de
Adler, M.: ,,Dorfkassen in Mali ­ Ein erfolgreiches Projekt der
Selbsthilfeförderung durch die KfW" in E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit,
Nr. 11, 2000
Jakobeit, C.: ,,Das Konzept der Weltbank für die Länderplanung - Von der
Projektpolitik zur umfassend koordinierten Armutsbekämpfung", E+Z -
Entwicklung und Zusammenarbeit, Nr. 9, 2000
Mauersberger, G.: ,,Ohne öffentliche Finanzen keine Entwicklung ­ Die DSE
unterstützt arme Länder dabei, ihre Steuereinnahmen zu erhöhen", in E+Z ­
Entwicklung und Zusammenarbeit, Nr. 9, 2000
Nitzsch, M.: ,,Auf dem Weg zum kommerziellen Mikrokredit ­ Die Veränderung
eines entwicklungspolitischen Instruments", E+Z Entwicklung und
Zusammenarbeit, Nr. 11, 2000
Schmidt, R.H.: ,,,,Kleine-Leute-Banken" ­ Neugründung als Konzept im Bereich
der Mikrofinanz", E+Z ­ Entwicklung und Zusammenarbeit, Nr.11, 2000
Sika, J.-M., Strasser, B.: ,,Tontines in Kamerun - Verknüpfung traditioneller und
semi-formeller Finanzierungssysteme" in E+Z Entwicklung und Zusammenarbeit,
Nr.11, 2000
Zeller, M., Lapenu, C.: ,,Institutionelle Diversität im Mikrofinanzbereich ist gefragt
­ Unterschiedliche Ansätze für Arme und nicht ganz so Arme" in E+Z Entwick-
lung und Zusammenarbeit, Nr.11, 2000
http://www.duei.de - ,,Nord-Süd aktuell", 3. Quartal 2002
http://www.eftafairtrade.org - ,,Fair Trade in Europe 2001"

Verzeichnisse
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
X
http://www.greenpeace.org - ,,Bhopal ­ Die andauernde Katastrophe"
http://www.gruene-fraktion.de - Radke, D.: ,,Mehr Geld aus dem Norden ­ mehr
politische Teilhabe für den Süden" in Fachgespräch ,,Internationale
Entwicklungsfinan-
zierung", Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen, Berlin, 2002
http://www.imf.org
,,Die Armutsbekämpfungs- und Wachstumsfazilität des IWF (PRGF)"
,,Die Kreditvergabe des IWF"
,,Jahresbericht 1997"
,,Jahresbericht 2002"
http://www.kfw.de
,,Jahresbericht 2001"
,,Siebter Evaluierungsbericht über Projekte und Programme in Entwicklungslän-
dern", 2002
http://www.koo.at
,,Die Initiative für arme hochverschuldete Länder"
,,Positionspapier der AGEZ", Wien, 2003
http://www.nzz.ch/
,,Gegen Terrorismus hilft nur effiziente Entwicklungshilfe"
Pogge, T. W.: ,,Ein Dollar pro Tag"
http://www.politik.uni-mainz.de - Boccolari, C.: "Nachhaltige Entwicklung. Eine
Einführung in Begrifflichkeit und Operationalisierung", in Dokumente und
Materialien Nr.
32, Faust, J. u.a. (Hrsg.), Mainz, 2002
http://www.prsp-watch.de - ,,Länderprofil Uganda"
http://www.st-georgen.uni-frankfurt.de - Raffer, K.: ,,Der Vorschlag eines
internationalen Insovenzrechtes" in Hengsbach, F., Edmunds, B. (Hg.):
,,Finanzströme in Entwicklungsländer ­ in welcher Form zu wessen Vorteil ?",
Impulse einer Fach-
konferenz, Frankfurt / Main, 2000
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zierung"
http://www.unctad.org - UNCTAD Pressemitteilung 18. Juni 2002
http://www.unfccc.int - ,,Das Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Ver-
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,,Die Herausforderungen der Entwicklungsfinanzierung in den LDC´s"
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Schmidt, R. H., Entwicklungsfinanzierung", Frankfurt/Main, 2000
Spahn, B. P.: ,,Zur Durchführung einer Devisentransaktionssteuer", Gutachten im
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http://www.venro.org
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Verzeichnisse
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XI
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,,Weltbank Jahresbericht 1999"
,,PRSP ­ Uganda", Kampala, 2000
,,Pressebericht Nr. 2002/225/S", März 2002
Wolfensohn, J. D.: ,,Ein Vorschlag für einen umfassenden Entwicklungsrahmen",
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http://www.bmwi.de
http://www.bpb.de/
http://www.deutsche-aussenpolitik.de
http://www.learn-line.nrw.de
http://www.mehr-freiheit.de
http://www.schule.bayern.de
http://www.socialanalysis.org
http://www.tagesschau.de
http://www.undp.org
http://www.uni-kassel.de
http://www.uni-muenster.de
http://www.welthungerhilfe.de
http://www.weltpolitik.net
http://www.wiram.de

1 ­ Einleitung
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
1
1 Einleitung
,,Wir leben in einer Welt, deren beispielloser Überfluss selbst vor einhundert oder zweihun-
dert Jahren kaum vorstellbar gewesen wäre. ... Und doch leben wir auch in einer Welt, in
der Mangel, Armut und Unterdrückung herrschen."
Amartya Sen
Im Jahr 2000 lebten ca. 6 Milliarden Menschen
1
auf der Erde, diese erwirtschafteten ein
Bruttoinlandsprodukt von ca. 31 Billionen Dollar
2
. Das entspricht einem Pro-Kopf-Anteil
von ca. 5118 US$. Auf den einzelnen Tag gerechnet würde das bedeuten, dass für jeden
Bewohner dieser Erde pro Tag ca. 14 Dollar zur Verfügung stehen würden
3
. Tatsächlich
aber leben 1,151 Milliarden Menschen von weniger als einem Dollar pro Tag.
4
Obwohl ca. 40% der weltweiten Bevölkerung in den so genannten Low-Income-Staaten
leben, erreicht ihr Anteil am weltweiten Bruttosozialprodukt gerade einmal 3,3%. Oder
anders herum betrachtet, erwirtschaften die 14,5% der Gesamtbevölkerung, die in den
High-Income-Staaten leben, einen Anteil am weltweiten BSP von fast 80%.
5
Noch gravie-
render ist der Unterschied zwischen den am wenigsten entwickelten Ländern und den
Ländern der OECD. Das BIP pro Kopf in den hoch entwickelten Ländern der OECD ist
fast 23 mal höher als der BIP-Anteil der LDC´s.
6
Damit nicht genug, das Einkommen der
reichsten 5% der Erdbevölkerung ist sagenhafte 114mal höher, als das Einkommen der
ärmsten 5%.
7
Bezieht man diese Relation auf die reichsten und ärmsten 20%, so erhält
man immer noch das stolze Verhältnis von 74:1 (siehe Abb.1)
Wir leben in einer Zeit von Widersprüchen und Veränderungen. Hinter uns liegt der Be-
ginn eines neuen Jahrtausends, vor uns liegt eine Zeit von Veränderungen, die die Verän-
derungen der letzten 50 Jahre noch weit in den Schatten stellen werden. Unsere Welt
kennt große internationale Institutionen, die seit gut 50 Jahren die Aufgabe verfolgen Hun-
ger und Elend in der Welt zu beseitigen. Die Vereinten Nationen, die so etwas wie eine
Weltregierung darstellen sollten, sind nicht in der Lage eine gerechte Welt ohne Übervor-
teilung herzustellen.
1
UN 2001 in UNDP: ,,Bericht über die menschliche Entwicklung 2002", UNO-Verlag, Bonn, S. 193.
2
Worldbank 2002 in ebenda, S. 221.
3
eigene Berechnung aus dem schon aufgeführten Datenmaterial.
4
Worldbank 2002 in UNDP: ,,Bericht über die menschliche Entwicklung 2002", UNO-Verlag, Bonn,
S. 21.
5
eigene Berechnung aus Datenmaterial in ebenda, S. 193 u. S. 221.
6
Worldbank 2002 in ebenda, S. 221.
7
Milanovic 2001 in ebenda, S. 12.

1 ­ Einleitung
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
2
Die internationalen Institutionen, die entscheidenden Einfluss auf die Fragen der Entwick-
lungszusammenarbeit haben, werden von den reichen Nationen dominiert und setzen
dementsprechend auch die Maßnahmen durch, von denen angenommen wird, dass sie
Entwicklung begünstigen. Dies jedoch nicht auf ,,Kosten" der Wohlstandsländer. Dabei
vertritt ein nicht unerheblicher Teil der Welt die Ansicht, dass diese Länder erst auf Kosten
der heutigen Entwicklungsländer zu diesem Reichtum und damit zu diesem Missverhältnis
gelangt sind.
8
Abb. 1 Die Kluft zwischen Arm und Reich
Quelle: http://www.welthungerhilfe.de/WHHDE/aktuelles/infografiken/arm.html - 08.05.2003
Nach Ansicht des Autors kann eine wertungsfreie Betrachtung der Thematik nicht ge-
schehen. Die Auswahl der Themen, ihre Bedeutung und ihre Sichtweise sind stark mit
dem Standpunkt und der persönlichen Ethik des Betrachters verbunden. Diese Arbeit
versucht einen Überblick über die Thematik und die finanziellen Aspekte der Entwicklung
zu geben. Neben den Fragen, was Entwicklung ist und woraus sie resultiert, sollen im
ersten Abschnitt die Fragen der Erfassbarkeit von Entwicklung und die Ansatzpunkte zur
Überwindung von Unterentwicklung behandelt werden. Der zweite Abschnitt befasst sich
mit dem System der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Er beleuchtet die dar-
an beteiligten Organisationen hinsichtlich ihrer Bedeutung, ihren Aufgaben und den herr-
schenden Machtverhältnissen. Im Weiteren werden die Strategien und an einem Beispiel
die Arbeitsweise der wichtigsten Institutionen IWF und Weltbank dargestellt und bewertet.
8
Vgl. dazu die Ausführungen zur Dependenztheorie in Kapitel 2.3.1.

1 ­ Einleitung
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
3
In unserer kapitalorientierten Gesellschaft ist die Frage nach der Finanzierbarkeit von
Maßnahmen zur Entscheidenden geworden. Daher befasst sich der 3. Abschnitt mit der
Entwicklungsfinanzierung. An einen geschichtlichen Rückblick schließen sich Ausführun-
gen zur Konferenz für Finanzierung von Entwicklung 2002 in Monterrey an. Analog zu
deren Ergebnissen sollen die Haupthandlungsfelder der Entwicklungsfinanzierung näher
betrachtet werden. Das Kapitel endet mit der Suche nach neuen Möglichkeiten der Mittel-
beschaffung, die bereits in die internationale Diskussion eingebracht wurden.
Alle Aspekte der Entwicklung, Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungsfinanzie-
rung können hier nicht behandelt werden. Es wurde versucht, einen möglichst breiten
Bereich der Entwicklungsdiskussion einzubeziehen. Auch verdienen verschiedene Punkte
noch eine genauere Betrachtung. So wurde auf die Bedeutung und Zusammenhänge der
internationalen Finanzmärkte nur am Rande eingegangen, obwohl sie eine nicht unbedeu-
tende Rolle in der Finanzierung von Entwicklungsaufgaben innehaben. Jedoch ist ein
schon funktionierendes Finanzsystem eine Voraussetzung, um an ihnen teilzunehmen
und dieses ist in den ärmsten Ländern nicht gegeben.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
4
2 Theoretische
Betrachtungen
Um die Theorie der Entwicklungsthematik gibt es in nahezu jeder Hinsicht Kontrover-
sen. Beginnend bei der Frage was Entwicklung ist und bedeutet, über die Ursachen
der Unterentwicklung, die Messbarkeit von Entwicklung und Unterentwicklung, bis hin
zu den Lösungen der Probleme und den Wegen zur Entwicklung, gehen die Diskussi-
onen, ohne dass es Einheitlichkeit darüber gibt, was das Ziel und was der Weg der
Entwicklung ist.
2.1 Begriffsfindung
Entwicklung
Eine eindeutige Antwort auf die Frage was Entwicklung ist, scheitert wohl schon daran,
dass Entwicklung sich nicht auf einen statischen Zustand, sondern auf einen Zustand
von Veränderung und Bewegung von Verhältnissen und Umständen bezieht. Entwick-
lung und damit auch die Richtung der Entwicklung hängt von kollektiven und individu-
ellen Wertvorstellungen in Raum und Zeit ab.
9
Generell ist mit dem Begriff Entwicklung die Entfaltung eines Potentials gemeint. Diese
Wortbedeutung geht auf die Zeit der Aufklärung zurück.
10
Für Leibnitz bedeutete ent-
wickeln das ,,...Auswickeln von etwas Eingewickeltem, etwas Vorhandenem, aber
noch Verborgenem".
11
Kant sah es als Bestimmung an, dass sich alle Naturanlagen
eines Geschöpfes einmal vollständig und zweckmäßig auswickeln. Dies kann aber nur
durch eigenes Tätigwerden erreicht werden. Als Folgerung der Definition Kants bedeu-
tet entwickeln also nicht entwickelt werden, sondern sich selbst entwickeln.
12
Julius Nyerere, von 1962 bis 1985 Staatschef von Tansania, formulierte Entwicklung
folgendermaßen: ,,Ein Land kann nicht entwickelt werden. Nur Menschen können sich
selbst entwickeln." und ,,Entwicklung meint in Wirklichkeit die Entwicklung der Men-
schen. Straßen, Gebäude, Steigerung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und andere
Dinge dieser Art sind nicht Entwicklung, sie sind nur Instrumente zur Entwicklung."
13
Auch Amartya Sen versucht Entwicklung nicht nur auf wirtschaftliche, sondern auch
auf gesellschaftliche, politische und persönliche Bereiche zu erweitern.
9
Vgl. Nohlen, D., Nuscheler, F.: ,,Handbuch Dritte Welt", Bd. 1, J.H.W. Dietz Nachf., Bonn, 1993, S.
56.
10
Vgl. Boccolari, C.: ,,Nachhaltige Entwicklung: Eine Einführung in Begrifflichkeit und Operationali-
sierung", in Faust, J. u.a. (Hrsg.): ,,Dokumente und Materialien Nr. 32", Mainz, 2002, S. 3;
http://www.politik.uni-mainz.de/Bereich/bereich1211/documents/32.pdf - 08.05.03.
11
Nohlen, D., Nuscheler, F.: ,,Handbuch Dritte Welt", Bd. 1, J.H.W. Dietz Nachf., Bonn, 1993, S. 58.
12
Vgl. ebenda.
13
http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Afrika/nyerere.html - 06.06.2003

2 ­ Theoretische Betrachtungen
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
5
Er versteht Entwicklung ,,...als Prozess der Erweiterung realer Freiheiten"
14
, und be-
trachtet die Erweiterung der Freiheit als Ziel und als wichtigstes Mittel der Entwick-
lung.
15
Mit dieser Ansicht wird auch der Dynamik der Thematik Rechnung getragen.
Eine Erweiterung der Freiheit befähigt zur eigenen Entwicklung beizutragen, was ganz
im Sinne des Kantschen Verständnisses liegt.
2.2
Ursachen von Unterentwicklung
2.2.1 Allgemein
Unterentwicklung, als Initiationsgrund von Entwicklung, bestimmt sich aus dem Zu-
sammenwirken der Faktoren Hunger, Krankheit und Unwissenheit oder im Gegen-
schluss als Mangel an Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und Bildung.
16
Unterentwicklung resultiert aus einem Bündel von Strukturdefiziten und gesellschaftli-
chen Bedingungsfaktoren. Sie ist jedoch nicht allein und nicht einmal vorrangig ein
wirtschaftliches Problem.
17
Sie lässt sich anhand verschiedener Kriterien erkennen:
­ Niedriges Pro ­ Kopf ­ Einkommen (PKE),
­ Hohe
Konsumquote,
­ Niedrige Spar- und Investitionsquote,
­ Niedrige
Kapitalausstattung,
­ Hohe Agrarquote und niedriger Industrialisierungs- und Verarbeitungsgrad,
­ Hohe offene und versteckte Arbeitslosigkeit,
­ Mangelnde Erschließung und Nutzung des Bodens/Bodenschätze,
­ Unzureichende Markt- und Kreditorganisation,
­ Ungenügende
Infrastruktur.
18
Die Suche nach den Ursachen von Unterentwicklung unterscheidet sich in der Be-
trachtung von endogenen und exogenen Faktoren.
14
Sen, A.: ,,Ökonomie für den Menschen", Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2002, S. 13.
15
Ebenda, S. 10.
16
Vgl. Nohlen, D., Nuscheler, F.: ,,Handbuch Dritte Welt", Bd. 1, J.H.W. Dietz Nachf., Bonn, 1993,
S. 31.
17
Vgl. ebenda, S. 33f.
18
S.4, http://www.deutsche-aussenpolitik.de/resources/seminars/gb/basics/semplan/motive3.pdf -
30.06.2003.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6
2.2.2 Endogene Faktoren
Endogene Faktoren liegen innerhalb der Entwicklungsländer. Sie können sowohl Ur-
sache, als auch Folge der Unterentwicklung sein. Beispielsweise das Bevölkerungs-
wachstum der Entwicklungsländer liegt mit durchschnittlich 2,1% p. a. um 1,1% über
dem Durchschnitt der heutigen Industrieländer zu beginn ihrer Entwicklung.
19
Endogen Faktoren sind die großen wirtschaftlichen Probleme, wie geringe Produktivi-
tät, geringes Investitionsaufkommen, aber auch Unterernährung oder nachteilige kli-
matische Bedingungen. Die Beziehung zwischen Ursache und Folge von Unterent-
wicklung lässt sich anschaulich an ,,Teufelskreisen der Armut" darstellen (Abb. 2).
Abb. 2 Teufelskreise der Armut
Quelle: eigene Darstellung, vgl. Nohlen, D., Nuscheler, F.: ,,Handbuch Dritte Welt", Bd. 1, J.H.W.
Dietz Nachf., Bonn, 1993, S. 39f.
Solche Teufelskreise kann man noch einige finden, sie liefern jedoch keine Erklärung
für Unterentwicklung, da sie sich gegenseitig bedingen
20
. Doch sie gilt es zu durchbre-
chen, um Entwicklung zu erreichen.
19
Vgl. Nohlen, D., Nuscheler, F.: ,,Handbuch Dritte Welt", Bd. 1, J.H.W. Dietz Nachf., Bonn, 1993,
S. 37.
20
Vgl. ebenda, S. 40.
niedrige
Investitionsquote
niedrige
Sparquote
hohe
Krankheitsanfälligkeit
geringe Leis-
tungsfähigkeit
geringes
Einkommen
niedrige
Produktivität
Unterer-
nährung

2 ­ Theoretische Betrachtungen
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
7
2.2.3 Exogene
Faktoren
Diese Faktoren liegen außerhalb der Entwicklungsländer. Beispielsweise wird die Ko-
lonialzeit oder die außenwirtschaftliche Abhängigkeit als exogener Faktor gesehen.
Auch das Schuldenproblem der Entwicklungsländer
21
ist ein exogener Faktor. Willy
Brandt bezeichnete es als ,,Bluttransfusion vom Kranken zum Gesunden".
22
Eine weitere exogene Ursache der Unterentwicklung ist der Protektionismus der In-
dustrieländer. Nicht tarifäre Handelshemmnisse kosten die Entwicklungsländer mehr
Geld, als Entwicklungshilfezahlungen von Nord nach Süd fließen. Für die westlichen
Nationen, die so sehr den freien Markt propagieren, widersprechen diese Markteingrif-
fe dem neoklassischen Dogma der komparativen Kostenvorteile, dass sie doch als
ursächlich für die Wohlstandsmehrung durch die Globalisierung sehen.
23
2.3 Entwicklungstheorien
und
­strategien
2.3.1 Modernisierung vs. Dependenzia
In der wissenschaftlichen Literatur konkurrieren zwei grundverschiedene Ansätze der
Entwicklungstheorie miteinander, die jeweils entweder die exogenen oder endogenen
Faktoren als ursächlich betrachten. Auf der einen Seite steht die Modernisierungstheo-
rie, auf der anderen die Dependenztheorie.
Die Modernisierungstheorie
Ausgangspunkt der Modernisierungstheorie ist die Annahme, dass Unterentwicklung
in erster Linie die Folge einer verspäteten oder unzureichenden Berücksichtigung des
Marktsteuerungsprinzips ist und sich auf endogene Ursachen zurückführen lässt. Die
heutige Unterentwicklung ist eine Station auf dem Weg zu einer industriellen Gesell-
schaft nach westlichem Vorbild. Es wird der Ansatz vertreten unterentwickelte Länder
würden sich, durch die Übertragung der wirtschaftlichen, kulturellen und politischen
Lebensform des Westens, auf einem vorgezeichnetem unilinearem Weg entwickeln.
Grundlage ist die Stadien- und Stufentheorie von W. W. Rostow, die einen treppen-
förmigen Weg das Aufholens, bis hin zum, zum Idealbild verklärten westlichen Vorbild,
vorzeichnet. Die im eigenen Land liegenden Ursachen werden durch den Import der
Errungenschaften beseitigt, und die Gesellschaft wird befähigt sich zu entwickeln.
21
Siehe Kapitel 4.4.5.
22
Vgl. Nohlen Nohlen, D., Nuscheler, F.: ,,Handbuch Dritte Welt", Bd. 1, J.H.W. Dietz Nachf., Bonn,
1993, S. 50.
23
Vgl. ebenda, S. 51; zu komparativen Kostenvorteilen siehe Anhang A2 ­ 2.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
8
Die Modernisierungstheorie geht dabei davon aus, dass Handelsaustausch und der
damit verbundene Kapital- und Technologietransfer die Entwicklung stimulierende
Impulse mit sich bringt. Die aufgrund des internationalen Handels entstehenden kom-
parativen Kostenvorteile mehren den Wohlstand aller Beteiligten. Jedoch wurde diese
Ansicht bereits 1974 in der Erklärung von Cocoyoc revidiert. ,,Entwicklung ist kein ,,uni-
linearer" Prozess, der die Erfahrungen der heute wohlhabenden Nationen kopiert; es
gibt verschieden Wege, Strategien und Zugänge zur Entwicklung. ..."
24
Eine Schwäche der Modernisierungstheorie liegt in ihrer Einseitigkeit, da sie die exo-
genen Faktoren nahezu völlig außen vor lässt und die kulturellen Eigenarten und die
Eigenständigkeit der jeweiligen Länder nicht erfasst. Auch ist es mehr als fraglich, ob
eine Entwicklung aller Länder zu Industrieländern nach westlichem Vorbild möglich
und angesichts der angespannten ökologischen Lage, überhaupt wünschenswert ist.
25
Die Dependenztheorie
Die Abhängigkeitstheorie entwickelte sich in den 60ger Jahren in Lateinamerika aus
der Imperialismustheorie und gilt als ,,Theorie der Entwicklungsländer". Ausgangs-
punkt dieser Theorie ist die These, dass die Unterentwicklung eine Folge der struktu-
rellen Abhängigkeit (Dependenz) der Entwicklungsländer von den Industriestaaten ist.
Sie beruft sich in erster Linie auf exogene Ursachen für die Unterentwicklung, die die
endogenen Faktoren noch verstärken.
Nach Aussage der Dependenzia besteht seit der Kolonialzeit bis jetzt eine Abhängig-
keit der Entwicklungsländer im kulturellen, politischen und besonders im wirtschaftli-
chen Bereich, da sich die Struktur des Welthandels seit dem nicht geändert hat. Die
entscheidenden Ursachen für den Fortbestand der Unterentwicklung werden im inter-
nationalen Handelstausch und den Bedingungen der internationalen Arbeitsteilung
gesehen. Während Entwicklungsländer arbeitsintensiv gewonnene Rohstoffe exportie-
ren, fertigen und exportieren Industrieländer kapitalintensiv gewonnene Fertigproduk-
te. Die Produktion von Fertigprodukten hat eine höhere Wertschöpfung und auch die
positiven Wirkungen von Lerneffekten bleiben auf Seiten der Industrieländer. Durch
diesen ungleichen Tausch findet nur ein geringer Technologietransfer statt. Die unglei-
che Kosten ­ Nutzen ­ Verteilung zwischen den Handelspartnern bevorteilt die Indust-
rieländer und macht die Entwicklungsländer zu einer ,,entwicklungsunfähigen Periphe-
rie". Die Terms of Trade (siehe Box 3, S. 94) entwickeln sich zu Gunsten der Industrie-
länder.
24
Vgl. Nohlen, D., Nuscheler, F.: ,,Handbuch Dritte Welt", Bd. 1, J.H.W. Dietz Nachf., Bonn, 1993,
S. 59.
25
Vgl. http://www.schule.bayern.de/Fachunterricht/Erdkunde/Downloads/Entwicklungsland5.pdf -
08.05.03.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
9
Die Produktion der Entwicklungsländer ist in erster Linie für den Weltmarkt bestimmt
und nur ein geringer Teil wird von den Ländern selbst verbraucht oder wird für die Be-
dürfnisse der Länder produziert.
26
Als Kritikpunkt zur Dependenztheorie lässt sich, wie auch bei der Modernisierungsthe-
orie, die Linearität des Erklärungsansatzes anführen. Sie bezieht sich in der Hauptsa-
che nur auf die äußeren Umstände und lässt die inneren Ursachen weitestgehend
außer betracht.
27
2.3.2 Top ­ Down vs. Bottom ­ Up Ansatz
28
Die beiden Begriffe des Top ­ Down und Bottom ­ Up Ansatzes stehen sich diametral
gegenüber. Der Top ­ Down ­ Ansatz, in freier Übersetzung ,,von oben nach unten",
begreift Entwicklung als einen durch Vorgaben von einer übergeordneten Institution (z.
B. Weltbank, IWF) steuerbaren Prozess. Über Strukturanpassungsprogramme und
Konditionalitäten soll Entwicklung initiiert werden.
Dagegen meint der Bottom ­ Up ­ Ansatz, ,,von unten nach oben", dass jede Entwick-
lung von den Menschen und der Gesellschaft ausgehen muss und dass der Mensch
Ziel aller Entwicklung ist. Maßnahmen der Entwicklungshilfe müssen also Hilfe zur
Selbsthilfe leisten, vom Potenzial der Bevölkerung ausgehen und Eigeninitiativen för-
dern.
2.3.3 Ausgewogenes Wachstum vs. Unausgewogenes Wachstum
29
Entsprechend dem ökonomischen Verständnis der 50er und 60er Jahre wurde bei
wachstumsorientierten Entwicklungsstrategien Wachstum und Entwicklung gleichge-
setzt. Nach Ansicht der vorherrschenden Modernisierungstheorie kann durch Durchsi-
ckerungseffekte (trickle ­ down ­ Effekte) mit steigendem Wachstum die Armut be-
siegt werden, und die entwickelten Industrieländer sind Vorbild für die sich entwickeln-
den Gesellschaften.
26
Vgl.
http://www.bpb.de/publikationen/09648171050395782746797985661452,3,0,Ursachen_der_Entwic
klungsdefizite.html ­ 15.05.2003.
27
Vgl. Winter, J.; http://www.weltpolitik.net/sachgebiete/zukunft/article/753.html - 06.06.2003.
28
Vgl.
Angel, H.-G. u. a.: ,,Globale Finanzen und Menschliche Entwicklung", Studie der Sachver-
ständigengruppe ,,Weltwirtschaft und Sozialethik", wissenschaftliche Arbeitsgruppe für weltkirchli-
che Aufgaben der Deutschen Bischofskonfernz (Hrsg.), Bonn, 2001, S. 14.
29
Vgl. Lachmann, W.: ,,Entwicklungspolitik", Bd. 1, R.Oldenbourg, München, Wien, 1994, S. 211ff.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
10
Die Entwicklung durch Wachstum sollte in erster Linie mit Hilfe staatlicher Planung
(Top ­ Down) erreicht werden. In der materiellen Kapitalbildung (physische Investition)
wird die entscheidende Determinante des Wirtschaftswachstums gesehen.
Aus einer bestehenden Marktenge resultiert eine unzureichende Investitionsbereit-
schaft. Vorhandene Ersparnisse werden nicht investiert. Die Marktenge könnte besei-
tigt werden, wenn durch eine abgestimmte Ausweitung der Investitionen aller Unter-
nehmen, alle Wirtschaftszweige eines Landes in einem ausgewogenen Verhältnis
wachsen würden. Die Idee des ausgewogenen Wachstums (Balanced Growth) lässt
sich auf des Say´sche Theorem (Box 1) zurückführen. Die Struktur zusätzlicher Pro-
duktionskapazitäten ist auf die Struktur der zusätzlichen Nachfrage abzustimmen. Die
gesamte Wirtschaft muss in allen Sektoren nach den gleichen vorgegebenen Verhält-
nissen simultan wachsen, so dass keine Ungleichgewichte und Überkapazitäten ent-
stehen.
Box 1 Das Say´sche Theorem
Quelle: Vgl. http://www.kgh-online.de/infoschul/projekt/haseluenne/oekonome/say.htm - 17.10.2003
Alternativ zum Balanced Growth geht die Strategie des unausgewogenen Wachs-
tums von einer mangelnden Fähigkeit der Unternehmer aus, vorhandene Ersparnisse
einer effektiven Investitionsmöglichkeit zuzuführen. Das Vertrauen in marktwirtschaftli-
che Anreize ist größer, es wird aber vermutet, dass der Markt nicht auf marginale son-
dern auf nur auf große Anreize reagiert. Die Hauptaufgabe des Unbalanced Growth
wird in der Schaffung künstlicher Anreize durch eine Ungleichgewichtssituation gese-
hen. Entweder müssen Überschüsse abgebaut oder Nachfrageüberhänge geschlos-
sen werden. Die daraus folgenden Investitionsentscheidungen übertragen die Un-
gleichgewichte auf andere Märkte. Die Anpassungsreaktionen führen einen notwendi-
gen Strukturwandel durch.
Das Say´sche Theorem
>> Jedes Angebot schafft sich seine eigene Nachfrage. <<
Unter dem Einfluß der klassischen Nationalökonomie entwickelte Jean Baptist
Say sein Theorem zum gesamtwirtschaftlichen Angebot. Eine dauerhafte Über-
produktion von Gütern ist demzufolge nicht möglich. Angebot und Nachfrage ste-
hen in engem Zusammenhang. Je größer die produzierte Menge ist, desto größer
ist auch das Einkommen der Produzenten. Geld ist nur Mittel zum Zweck. Es zu
horten und nicht produktiv zu verwenden gilt als nicht sinnvoll. Das Einkommen
aus Produktion und Verkauf von Gütern wird wieder nachfragewirksam verwen-
det. Wenn eine Steigerung der Produktion eine steigende Nachfrage nach sich
zieht, entseht ein allgemeines Gleichgewicht.
Überproduktion und Arbeitslosigkeit können kurzfristig, als Folge geänderter Kun-
denpräfernzen, auftreten. Sie werden vom Regulativ des Marktes wieder ausge-
glichen, sofern der Staat der Wirtschaft keine Fesseln anlegt.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
11
Beide Strategien benötigen einen primären Investitionsanstoß. Unterschiede gibt es in
der Frage, an welcher Stelle die Entwicklungspolitik ansetzten soll. Der Engpass wird
bei beiden auf der Nachfragerseite gesehen und das Produktionsangebot wird als
elastisch unterstellt. Determinanten, die sich entwicklungshemmend auswirken könn-
ten, werden nicht berücksichtigt. Beide Strategien zielen in erster Linie auf den indus-
triellen Sektor ab. Die Auswirkungen internationaler Wirtschaftsbeziehungen werden
vernachlässigt.
Die rein wachstumsorientierten Entwicklungsstrategien überschritten ihren Höhepunkt
Mitte der 1960er Jahre. Erst Mitte der 1980er Jahre konnte empirisch belegt werden,
dass es einen Zusammenhang zwischen Armutsminderung und Wachstum gibt, die-
ser aber nicht ausreicht um Armut wirksam zu bekämpfen.
2.3.4 Grundbedürfnisstrategie
In den 1970er Jahren entwickelten sich aus der Kritik an den Wachstumsstrategien die
Grundbedürfnisstrategien. In den Mittelpunkt rückten das Problem der absoluten Ar-
mut und die Befriedigung elementarer Bedürfnisse (Nahrung, Obdach, Gesundheit,
Bildung). Es wird anerkannt, dass jeder Mensch allein durch seine Existenz das un-
veräußerliche Recht auf Befriedigung seiner Grundbedürfnisse besitzt und diese zur
vollen Entfaltung und aktiven Einbeziehung in Gesellschaft und Kultur benötigt. Be-
dürfnisorientierte Entwicklungsstrategien lösen sich von der Vorstellung einer aufho-
lenden Entwicklung. Entwicklung muss aus dem Inneren heraus entstehen und sie
muss in Eigenverantwortung erfolgen. Ziel der eigenverantwortlichen Bemühungen ist
ein Aufbrechen der Zentrum­Peripherie ­ Beziehung. Auf der Grundlage der Gleich-
berechtigung treffen Entwicklungsländer autonome Entscheidungen für eine eigen-
ständige Entwicklung.
Wachstum wird nur dann als armutsmindernd angesehen, wenn es sich um ,,arbeits-
minderndes Wachstum" handelt, das mit Umverteilungseffekten einhergeht. Umvertei-
lung wird als entscheidende Voraussetzung für Wachstum gesehen, da dadurch Mas-
senkaufkraft geschaffen werden kann.
30
Innerhalb einer marktkonformen Grundbedürfnisstrategie müssen Anreize für die Ar-
men so gesetzt werden, dass sie sich verstärkt selbst helfen können. Als Vorausset-
zungen für die Selbsthilfe werden Demokratisierung und Vermögensumverteilung ge-
sehen. Den Armen muss die Möglichkeit gegeben werden an der Arbeitsteilung teilzu-
haben und ihre Produktivität zu steigern.
30
Vgl. Lachmann, W.: ,,Entwicklungspolitik", Bd. 1, R.Oldenbourg, München, Wien, 1994, S. 219ff.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
12
Eine Verbesserung der sozialpolitischen Maßnahmen, z.B. Ausgaben im Gesund-
heitsbereich oder Nahrungsmittelhilfen, tragen zu einer Verbesserung der Leistungs-
fähigkeit der Armen bei. Anreize zur produktiven Ausrichtung und individuelles Leis-
tungsstreben dürfen jedoch nicht von sozialpolitischen Transfers behindert werden.
31
2.3.5 Nachhaltigkeit
Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde erst relativ spät mit der Internationalen Entwick-
lung in Zusammenhang gebracht. Erstmal tauchte er um ca. 1700 in Freiberg/Sa. auf
und meinte, dass in der Forstwirtschaft nicht mehr Holz geschlagen werden durfte, als
wieder nachwächst. Notwendig wurde dies, weil im Zuge des Silberbergbaus immer
mehr Holz für die Stollen benötigt wurde und eine Holzknappheit drohte.
32
Abb. 3 Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung
Quelle: http://www.are.admin.ch/are/de/nachhaltig/definition/ - 06.05.2003.
Eine Definition für die Neuzeit wurde erst 1987 von der Weltkommission für Umwelt
und Entwicklung, auch Brundtland-Kommission
33
, verabschiedet. Darin wird Nachhal-
tigkeit als Zusammenspiel der Bereiche Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft gesehen.
31
Vgl. Lachmann, W.: ,,Entwicklungspolitik", Bd. 1, R.Oldenbourg, München, Wien, 1994, S. 235ff.
32
http://www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21/info/nachhalt.htm - 10.05.2003.
33
World Commission on Environment and Development unter Leitung von Gro Harlem Brundtland
(norwegische Ministerpräsidentin), 1987.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
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Nachhaltige Entwicklung gewährleistet, ,,...dass die Bedürfnisse der heutigen Genera-
tion befriedigt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zur Befriedigung
ihrer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen."
34
Mit dem Begriff des ,,Sustainable Development", also der nachhaltigen oder dauerhaf-
ten Entwicklung, entstand erstmals ein Konzept gegen das Paradigma der aufholen-
den Entwicklung, das darauf setzt, die Entwicklungsländer durch Wirtschaftswachstum
und Modernisierung um jeden Preis auf den Stand der Industrieländer zu bringen.
35
Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung beinhaltet folgende Schlussfolgerungen:
- Für die arme Mehrheit der Weltbevölkerung ist materielles Wachstum, und damit
aufholende Entwicklung unumgänglich.
- Die Höhe des maximalen Wohlstands muss für alle Menschen begrenzt werden.
Ökologisch relevante Determinanten wie erneuerbare und nicht erneuerbare Res-
sourcen, Umweltbelastungen und Bevölkerungsentwicklung müssen berücksich-
tigt werden.
- Der Verbrauch nicht erneuerbarer Energien ist zu beenden; bis zum Umstieg auf
Alternativen ist eine weitere Nutzung noch zu rechtfertigen.
- Erneuerbare Ressourcen dürfen nicht übernutzt oder zerstört werden; Minimal-
standards müssen international durchgesetzt werden.
36
2.3.6 Die unsichtbare Hand
In dem heute praktiziertem Verständnis von ökonomischen Zusammenhängen domi-
niert die neoklassische Ansicht. Entstanden aus der Klassik, deren bedeutendster
Vertreter Adam Smith mit seiner Theorie der ,,Invisible Hand" ist.
Er entwickelte in seinem Standartwerk ,,An Inquiry into the nature and causes of the
Wealth of Nations" das Modell einer Wirtschaft die sich selbst reguliert. Die Beziehun-
gen der Menschen zueinander beruhen auf Freiwilligkeit und Eigennutz, der dazu
führt, dass nur solche Geschäfte vorgenommen werden, die für beide Seiten von Vor-
teil sind. Durch das selbstsüchtige Verhalten aller Marktteilnehmer würden diese, von
einer ,,unsichtbaren Hand" gelenkt, die Handlungsoption wählen, die den maximalen
gesellschaftlichen Nutzen hervorbringt. Dem Staat kommt dabei lediglich die Aufgabe
zu, durch ein unparteiisches Rechtssystem, einen Wettbewerb ohne Betrug und Ge-
walt sicherzustellen.
34
http://www.are.admin.ch/are/de/nachhaltig/definition/ - 06.05.03.
35
Vgl. Nohlen, D., Nuscheler, F.: ,,Handbuch Dritte Welt", Bd. 1, J.H.W. Dietz Nachf., Bonn, 1993,
S. 232.
36
Vgl. ebenda, S. 242f.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
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In der Arbeitsteilung innerhalb eines Landes und zwischen Staaten und einer Abschaf-
fung aller Handelshemmnisse wird eine wohlfahrtsfördernde Wirkung gesehen.
37
Während Smith noch davon ausging, dass sich internationaler Handel nur dann lohnt,
wenn ein Land absolute Vorteile besitzt
38
, zeigte David Ricardo anhand des Tuch und
Wein Beispiels, dass sich Handel zwischen zwei Volkswirtschaften auch dann lohnt,
wenn nur relative Kostenvorteile vorliegen.
39
Diese liberalen Ansichten spiegeln sich in
der Auflagenpolitik der internationalen Institutionen wider. Zumeist beinhalten sie die
Reduktion und schrittweise Beseitigung von Handelhemmnissen, die Abschaffung von
Schutz und Unterstützung für binnenmarktproduzierende Firmen, eine Liberalisierung
des Finanzsektors und die Reform des öffentlichen Haushalts
40
.
Ausgangspunkt der Theorie Smiths ist der Homo Oeconomicus, also nutzensmaximie-
rende und rational, d. h. nur nach ökonomischen Gesichtspunkten handelnde Indivi-
duen. Altruistische Motivationen werden nicht berücksichtigt. Der Markt, als das ge-
samtwirtschaftlich effizienteste Koordinierungsinstrument, bildet einen ausreichend
starken Kontrollmechanismus. Der Einzelne kann nur durch geschicktes Ausnutzen
der Gegebenheiten seinen Nutzen maximieren, er kann die Prozesse nicht beeinflus-
sen. Der Markt ist durch einen verbesserten Zugang zu Informationen und damit durch
die Reduzierung von Transaktionskosten und die Sicherung von Eigentums- und Nut-
zungsrechten zu stärken. Eingriffe des Staates in den Wirtschaftsprozess sollen nur
dort erfolgen, wo Marktversagen auftritt, also in den Bereichen Bildung, Umwelt o. ä..
41
Marktversagen tritt jedoch auch dann auf, wenn sich das Korrektiv des Marktes nicht
mehr voll entfalten kann, weil einzelne Marktteilnehmer aufgrund einer Machtkonzent-
ration zu großen Einfluss auf Marktprozesse haben. Korrigierende Eingriffe werden
jedoch zumeist abgelehnt oder zu unterbinden versucht.
42
Dass die unsichtbare Hand nicht immer wirkt, soll am Beispiel der öffentlichen Ver-
kehrsmittel gezeigt werden. Je mehr Nutzer es dafür gibt, desto günstiger werden sie
für den Einzelnen und desto geringer werden die Opportunitätskosten (Umweltbelas-
tung, Ressourcenverbrauch, Stau, etc.) der Mobilität. Für nutzensmaximierende Indi-
viduen, die nach einem Maximum an Mobilität zu einem Minimum an Kosten streben,
scheint der Rückgriff auf das eigene Fahrzeug effizienter, da i. d. R. nur die variablen
Kosten angesetzt werden (das Auto ist ja schon gekauft).
37
Vgl. http://www.mehr-freiheit.de/idee/smith.html#k2 ­ 26.03.2003.
38
Vgl. Ströbele W., Wacker, H.: ,,Außenwirtschaft: Einführung in Theorie und Politik", R. Oldenburg,
München, Wien, 2000, S. 9.
39
Theorie der komperativen Kostenvorteile ­ vgl. dazu Anhang A2 ­ 2.
40
Vgl. ,,W&E-Sonderdienst Nr. 1-2/2002", 2002, Bonn,
http://weed-online.org/pdf/wb_prsp_sap/we_sd_1_2002.pdf - 28.07.2003.
41
Vgl. Hemmer, H.R.: ,, Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer", 3. Auflage, Vahlen, Mün-
chen, 2002, S. 150f.
42
Siehe die Öffnung des Textil- und Zuckersektors im PRSP von Uganda ­ Kapitel 3.3.3.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
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Volkswirtschaftliche Mehrkosten, durch erhöhten Ressourcenverbrauch, Stauzeiten
oder streßbedingte Krankheitsausfälle werden nicht berücksichtigt.
2.4
Messbarkeit von Unterentwicklung und Entwicklung
Es gibt eine große Diskussion darüber, wie Unterentwicklung festgestellt und klassifi-
ziert werden kann, und wie eine Verbesserung der Situation, also ein Entwicklung,
gemessen werden kann. Lange Zeit galten das erwirtschaftete Einkommen der Men-
schen und die Wirtschaftskraft eines Landes als repräsentative Größen. Erst Anfang
der neunziger Jahre wurden weitere Faktoren, wie Bildung und Lebenserwartung, als
weitere Entwicklungsindikatoren herangezogen.
2.4.1 Einkommen und Wirtschaftskraft
Der am meisten verwendete Indikator zur Bestimmung des Wohlstands eines Landes
ist das Pro-Kopf-Einkommen (PKE). Es errechnet sich aus dem Nettosozialprodukt zu
Faktorkosten (NIP), geteilt durch die Bevölkerung eines Landes. Da es in der Praxis
Probleme bei der genauen Bestimmung und der Vergleichbarkeit des NIP gibt, wird
das PKE aus dem Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen (BSP) gebildet.
43
Ein großer
Vorteil dieser Größe liegt in der schnellen Verfügbarkeit und leichten Verständlichkeit.
Sie weist aber auch erhebliche Mängel auf:
· Bezüglich der Qualität der Daten gibt es eine große Unsicherheit.
· Es treten systematische Fehler auf (Eigenverbrauch und Schattenwirtschaft
kann nicht erfasst werden).
· Die Aussagekraft über die tatsächliche Kaufkraft der nationalen Währung ist
sehr gering.
· Elemente der sozialen Wohlfahrt und nicht in Geld ausdrückbare Werte kön-
nen nicht berücksichtigt werden.
· Einkommensunterschiede können nicht berücksichtigt werden.
44
43
Vgl. auch zur Berechnung und Erläuterung: Hemmer, H.R.: ,,Wirtschaftsprobleme der Entwick-
lungsländer", 3. Auflage, Vahlen, München, 2002, S. 9f.
44
Liste nicht vollständig; vgl. dazu und weiterführend Nohlen, D., Nuscheler, F.: ,,Handbuch Dritte
Welt", Bd. 1, J.H.W. Dietz Nachf., Bonn, 1993, S. 82ff.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
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16
Pro-Kopf-Einkommen zu Kaufpreisparität
Die Kaufpreisparität (PPP
45
­ Purchase Power Parities) versucht die verschiedenen
internationalen Währungen hinsichtlich ihrer Kaufkraft miteinander vergleichbar zu
machen. Innerhalb der Bretton-Woods Organisationen
46
wird die Grenze zur Armut
anhand der Kaufkraft, die ein Dollar in einem bestimmten Jahr besaß, definiert. Dieser
Dollarbetrag entspricht der PPP eines Dollars in den USA im Basisjahr 1985. Die
festgelegte Armutsgrenze liegt bei einer inländischen Kaufkraft, die 30,42 USDollar
(USD) pro Monat entsprach. Zuerst wird die definierte Armutsgrenze in andere
Währungen umgerechnet, dann vom Basisjahr auf das untersuchte Jahr übertragen.
Zur Umrechnung werden vom International Comparison Program regelmäßig
veröffentlichte Kaufpreisparitäten verwendet. Da diese, je nach Entwicklungsland 3-7
mal höher liegen als die Wechselkurse, kommt man zu dem Ergebnis, dass man in
Entwicklungsländern mit 4,50 ­ 10 USD genauso viel kaufen kann, wie in den USA mit
30,42 USD
47
Ein Problem ergibt sich dann, wenn die Preisverhältnisse im Entwicklungsland unter-
schiedlich zu denen im Referenzland sind. Der wesentliche Konsum der Armen be-
schränkt sich auf Grundversorgungsgüter und stimmt nicht mit dem international
durchschnittlichen Konsum überein. So sind die Preisunterschiede zwischen Refe-
renzland und Entwicklungsland bei nicht exportierbaren Wirtschaftsgütern (z B. Dienst-
leistungen) wesentlich höher als bei Grundnahrungsmitteln. Der Faktor der Kaufpreis-
parität wird dadurch höher, doch spiegelt er nicht mehr die Situation im Land und die
Situation der Armen wider, da sie solche Dienstleistungen nicht nachfragen. Die von
ihnen nachgefragten Grundversorgungsgüter sind ca. 30 ­ 40% teurer, als sie nach
Berechnung der Kaufpreisparität sein dürften.
48
Bezieht man diese Überlegungen in die Berechnung der Menschen die weltweit in
absoluter Armut leben ein, so müsste sehr wahrscheinlich, bei zugrunde legen eines
Preisindex für Bedarfsgüter, eine Anhebung der Armutsgrenze erfolgen und die An-
zahl der absolut Armen würde sich deutlich erhöhen.
49
45
Zur Erläuterung siehe: UNDP: ,,Bericht über die menschliche Entwicklung 2002", DGVN, Bonn,
2002, Kasten 5, S. 173.
46
Gemeint sind IWF und Weltbank, siehe dazu Kapitel 3.3. und 3.4.
47
Vgl. Pogge, T.W.: ,,Ein Dollar pro Tag"; http://www.nzz.ch/2003/01/04/zf/page-article8K6FQ.html -
22.07.2003.
48
Siehe dazu: http://pwt.econ.upenn.edu und www.socialanalysis.org ­ 22.07.2003.
49
Vgl. Pogge, T.W.: ,,Ein Dollar pro Tag"; http://www.nzz.ch/2003/01/04/zf/page-article8K6FQ.html -
22.07.2003.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
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17
2.4.2 Index für die menschliche Entwicklung
50
Der Human Development Index (HDI) wurde erstmals 1990 im Bericht über die
menschliche Entwicklung der UNDP
51
aufgeführt. In ihm sollten die als wichtig erach-
teten Aspekte des menschlichen Lebens zusammengefasst und die Daten der Länder
miteinander vergleichbar gemacht werden.
Der HDI besteht aus drei Indikatoren. Er gibt nicht nur Auskunft über den wirtschaftli-
chen Erfolg eines Landes, sondern auch über den Entwicklungserfolg.
Die einzelnen Indikatoren sind:
· Lebenserwartungsindex ­ aus der Lebenserwartung bei Geburt;
· Bildungsindex ­ aus Alphabetisierung von Erwachsenen und der Brutto-
schulbesuchsrate in Grundschule, weiterführende Schule und Hochschule
sowie
· Kaufkraftindex pro Kopf zu PPP ­ stellt die Wirtschaftkraft eines Landes dar.
Lebenserwartungsindex und Bildungsindex sind soziale, der Kaufkraftindex ist ein
ökonomischer Indikator.
2.4.3 Index für die menschliche Armut
52
Der Human Poverty Index (HPI) ist seit 1997 im UNDP ­ Bericht über die menschliche
Entwicklung enthalten. Er soll das Ausmaß der Armut und den Anteil der Armen in
einem Gemeinwesen erfassen und für verschieden Länder miteinander vergleichbar
machen. Es gibt eine Unterscheidung zwischen Entwicklungsländern (HPI-1) und In-
dustrieländern (HPI-2), da Entbehrungen vom ökonomischen und sozialen Status be-
dingt sind.
Der HPI-1 - Index basiert auf den Variablen:
· Leben ­ prozentualer Anteil der Bevölkerung mit einer Lebenserwartung unter
40 Jahren;
· Bildung ­ prozentualer Bevölkerungsanteil der Analphabeten;
· Grundbedürfnisse ­ Durchschnitt aus dem Anteil derer, die keinen Zugang zu
Trinkwasser haben und dem Anteil der unterernährten Kinder unter 5 Jahre.
50
Zur Zusammensetzung und Ermitllung des HDI und anderer von der UN verwendeter Indizes vgl.
UNDP: ,,Bericht über die menschliche Entwicklung 2002", DGVN, Bonn, 2002, S. 280ff.
51
Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen - United Nations Development Programm.
52
Vgl. UNDP: ,,Bericht über die menschliche Entwicklung 2002", DGVN, Bonn, 2002, S. 280ff.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
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18
Der HPI-2 ­ Index berechnet sich aus:
· Leben ­ Prozentsatz der Menschen die nicht älter als 60 Jahre werden;
· Bildung ­ Prozentsatz der Erwachsenen, mit unzureichender Lese- und
Schreibfähigkeit;
· Anteil der Menschen, deren verfügbares Einkommen geringer als 50% des
Durchschnittseinkommen ist;
· Anteil der Langzeitarbeitslosen ­ 12 Monate oder mehr.
2.5
Kategorisierung der Entwicklungsländer
2.5.1 Die Klassifikationen der UNO
53
1961/62 definierte der Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC
54
)
die:
· erste Welt ­ hauptsächlich als marktwirtschaftlich orientierte Volkswirtschaf-
ten,
· zweite Welt ­ hauptsächlich als zentral geplante und sozialistisch orientierte
Volkswirtschaften,
· dritte Welt ­ hauptsächlich durch Realtausch bestimmte Volkswirtschaften.
Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks um das Jahr 1990 erübrigte sich diese Kate-
gorisierung. Viele Länder der zweiten Welt wurden Empfängerländer. Der Begriff der
,,Dritten Welt" für die Entwicklungsländer blieb bestehen.
Bereits 1971 führte die UNO eine Liste mit den am wenigsten entwickelten Län-
dern, den Least Development Countries (LLDC, oft auch LDC) ein. Die Länder, die
sich auf dieser Liste befinden erhalten wesentliche Vergünstigungen in der Zusam-
menarbeit mit der UNO und auch bei den Geberstaaten finden dieser Status Berück-
sichtigung. Die Kriterien für die Aufnahme in die LDC´s wurden vom Committee for
Development Planning, dem Entwicklungsplanungsausschuss des ECOSOC, festge-
legt. Die endgültige Entscheidung über die Aufnahme oder Streichung trifft die Gene-
ralversammlung. 1991 wurden die damals festgelegten Kriterien überarbeitet. Sie be-
rücksichtigen langfristige Wachstumshemmnisse durch Strukturschwächen und das
Niveau der menschlichen Entwicklung.
53
Vgl. Hemmer, H.-R.: ,,Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer", 3. Auflage, Vahlen, Mün-
chen, 2002, S. 42ff.
54
siehe Kapitel 3.1.2.

2 ­ Theoretische Betrachtungen
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Zur Entscheidung wird herangezogen:
· das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf im 3 ­ Jahres Durchschnitt, es darf
nicht größer als 700 USD sein;
· der
Argumented Physical Quality of Life Index, er setzt sich zusammen aus:
- Lebenserwartung,
- Kalorienverbrauch pro Kopf,
- Einschulungsrate in Primär- und Sekundärschulbereich und
- Alphabetisierungsrate unter den Erwachsenen;
· der
Economic Diversification Index berücksichtigt:
- Anteil der Industrie am BIP,
- Zahl der Beschäftigten in der Industrie,
- Stromverbrauch pro Kopf und
- Exportorientierung der Wirtschaft;
· Einwohnerzahl von max. 75 Mio., dieses Kriterium wurde allerdings bei Bang-
ladesch nicht eingehalten.
Darüber hinaus wurden der Anteil der Entwicklungshilfe am BIP und natürliche und
geographische Gegebenheiten (Naturkatastrophenanfälligkeit, Meereszugang u. ä.)
mit einbezogen.
Als eine Art Gegenpol zu den LDC´s wurden die Kategorien der
· Newly Industrialized Countries (NIC) und
· Semi Industrialized Countries (SIC) eingeführt.
Länder dieser Kategorien, der Schwellen- und Übergangsländer, haben bereits
einen weiter fortgeschrittenen Entwicklungsstand und werden in der Lage gesehen, in
absehbarer Zeit die Strukturen eines Entwicklungslandes zu überwinden und in ein
Industrieland überzugehen. Aufgrund der Probleme bei der Bestimmung der für ein
Entwicklungsland typischen Strukturmerkmale, wird bei der Bestimmung der NIC und
SIC jedoch das PKE herangezogen. Allerdings bleibt die soziale und politische Ent-
wicklung meist hinter der wirtschaftlichen Entwicklung zurück.
Als Transformationsländer werden die Länder der ehemaligen 2. Welt, also des
Ostblocks, bezeichnet, die ihre Wirtschaften von Plan- auf Marktwirtschaften ,,trans-
formieren".

2 ­ Theoretische Betrachtungen
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20
2.5.2 Die Länderklassifikation der Weltbank
55
Die Weltbank richtet sich in der Kategorisierung der Entwicklungsländer ausschließlich
nach dem PKE. Die Grenzziehungen zwischen den Kategorien werden jedes Jahr neu
festgesetzt.
2001 wurde folgende Einteilung auf Grundlage des PKE 1999 getroffen:
· Low Income Countries (Länder mit niedrigem Einkommen) bis 750 USD,
hier leben ca. 40% der Weltbevölkerung.
· Middle Income Countries (Länder mit mittlerem Einkommen)
- der unteren Kategorie ­ 756 ­ 2.995 USD mit ca. 35%
- der oberen Kategorie ­ 2.996 ­ 9.265 USD mit ca. 10% der Welt-
bevölkerung und
· High Income Countries (Länder mit hohem Einkommen) ab 9.266 USD mit
ca. 15% der weltweiten Bevölkerung.
Die Länder mit mittlerem und niedrigem Einkommen werden als Entwicklungsländer
bezeichnet. Um auf die seit den 1970er Jahren rapide steigende Schuldenlast der
Entwicklungsländer zu berücksichtigen führte die Weltbank zwei zusätzliche Gruppen
für die betroffenen Länder ein.
· Several Indebted Low Income Countries (SILIC) und
· Several Indebted Middle Income Countries (SIMIC).
Länder wurden in diese Kategorien eingeordnet, wenn 3 der 4 Verschuldungsindikato-
ren:
· 50% bei den Schulden zum BSP,
· 100% bei den Schulden zu den Exporterlösen,
· 30% beim Schuldendienstes zu den Exporterlösen und
· 20% bei den Zinserlösen zu den Exporterlösen
erfüllt werden.
Im Zuge der ersten Entschuldungsinitiative wurde die zusätzliche Kategorie HIPC
(Heavily Indebted Poor Countries ­ Hochverschuldete arme Länder)
56
geschaffen.
55
Vgl. Hemmer, H.-R.: ,,Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer", 3. Auflage, Vahlen, Mün-
chen, 2002, S. 40f.
56
Ausführlich dazu Kapitel 3.2.3.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832477158
ISBN (Paperback)
9783838677156
DOI
10.3239/9783832477158
Dateigröße
1.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Westsächsische Hochschule Zwickau, Standort Zwickau – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2004 (Februar)
Note
1,7
Schlagworte
weltbank mikrofinanzierung prsp verschuldung
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