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Trinkgeld - Eine interdisziplinäre Analyse, einem Kellner oder einer Kellnerin Trinkgeld zu geben

©2003 Diplomarbeit 113 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Das Trinkgeld ist mittlerweile fast überall als soziale Norm und Sitte in das tägliche Leben der Gesellschaft integriert. Ob Frisör, Kellner, Taxifahrer oder Zimmermädchen, alle erwarten von ihren Kunden ein kleines finanzielles Dankeschön für ihre Leistung.
Mit der konkreten Ausgestaltung der Norm des Trinkgeldgebens (wie hoch also der tatsächliche Geldbetrag ist) beschäftigen sich mit dem zunehmenden Tourismus immer mehr Autoren von diversen Reiseführern, ohne jedoch ein einheitliches Bild über die derzeitige Trinkgeldsituation in den verschiedenen Staaten geben zu können. Ebenso beschäftigen sich Zahlreiche Etiquette-Bücher mit dieser Norm und geben Vorschläge, an wen man, wann und wie viel Trinkgeld geben sollte.
Die Entstehung des Trinkgeldes und die Motive für dieses Verhalten zwischen „Herren“ und „Dienern“, also die Sitte des Trinkgeldgebens, stellt aus ökonomischer Sicht ein großes Rätsel dar. Der egoistisch denkende Mensch hat ökonomisch gesehen kein Bestreben für eine Leistung außer der vereinbarten Entlohnung einen zusätzlichen Betrag zur „Belohnung“ zu geben, auch wenn er mit dieser Leistung zufrieden ist. Er muss bei einmaliger Interaktion nicht mit einer „Bestrafung“ rechnen, wenn er es unterlässt ein Trinkgeld zu geben.
Während die klassischen Ökonomie „versagt“, versucht die Sozio-Ökonomie dieses Verhalten mit Hilfe eines „sozialen Gewissens“ zu erklären. Allerdings kann auch eine Integration eines Nutzenverlustes durch unsoziales Verhalten langfristig die Existenz des Trinkgeldes nicht erklären.
Da ein Trinkgeld in einer Vielzahl von Servicebereichen gegeben wird, beschränkt sich diese Studie auf eine Untersuchung der Trinkgeldgewohnheiten in Restaurants. Dies geschieht allerdings auch vor dem Hintergrund, dass über andere Bereiche keine bzw. wenige empirischen Arbeiten und Studien verfügbar sind.
Diese Arbeit soll Motive identifizieren, die ein Individuum dazu bringen, ein Trinkgeld zu geben. Dazu wird im zweiten Abschnitt in der Geschichte nach Gründen für die Entstehung des Trinkgeldes gesucht. Diese Untersuchung enthüllt z.B., dass es in den USA am Anfang ihrer Geschichte kein Trinkgeld gab.
Um sich ein Bild von der aktuellen Ausprägung der Sitte in anderen Ländern zu machen, werden die Trinkgeldgewohnheiten in 33 Ländern vorgestellt und analysiert. Mit Hilfe dieser Untersuchung konnte z.B. festgestellt werden, dass es immerhin noch Länder gibt, in denen kein Trinkgeld bezahlt wird.
Weiterhin […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7486
Ramert, Stefan: Trinkgeld - Eine interdisziplinäre Analyse, einem Kellner oder einer
Kellnerin Trinkgeld zu geben
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Ludwig-Maximilians-Universität München, Universität, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung 1
2
Das Trinkgeld vom Mittelalter bis in die Neuzeit
3
2.1
Ausgangspunkt: Das Feudalsystem im Europa des späten
Mittelalters 3
2.2
Der Egoismus als der Begründer des Trinkgeldes und der Wunsch
nach Differenzierung als Wegbereiter ?
4
2.3
Unternehmer nutzen das Trinkgeld aus
7
2.4
Koalitionen gegen das Trinkgeld
8
2.5
Theorien über die Entstehung des Wortes ,,Trinkgeld"
10
2.6
Was die Geschichte lehrt
10
3
Internationaler Vergleich der Trinkgeld-Praxis
13
4
Empirische Untersuchungen
17
4.1
Makro-Ebene: Kultur und Gesellschaft eines Landes
17
4.1.1
Methoden 17
4.1.2
Gesellschaftliche und kulturelle Einflussfaktoren
19
4.1.2.1 Die Dimensionen von Hofstede als (unabhängige) Variable
19
4.1.2.2 Die Dimensionen von Schwartz als (unabhängige) Variable
21
4.1.2.3 Die Dimensionen von Barrett und Eysenck als (unabhängige)
Variable 22
4.1.2.4 Die Dimension von McClelland als (unabhängige) Variable
24
4.1.3
Zusammenfassung 25
4.2
Mikro-Ebene: Kellner, Gast und Situation
31
4.2.1
Methoden 31
4.2.1.1 Exit-Interviews: 32
4.2.1.2 Customer/Server Survey:
32
4.2.1.3 Server-Records 34
4.2.2
Untersuchte Einflussfaktoren
35
4.2.2.1 Welche Charakteristika des Kellners können das Trinkgeld
beeinflussen? 35
4.2.2.2 Welche Charakteristika des Gastes können das Trinkgeld
bestimmen? 39
4.2.2.3 Welchen Einfluss haben situative Faktoren
42
4.2.3
Zusammenfassung 47

5
Erklärungsmodelle 48
5.1
Transaktionskostentheorie 49
5.2
Rational Choice Theorie
50
5.3
Social Choice Theorie
52
5.3.1
Social Approval
52
5.3.2
Fairness und Reziprozität
53
5.3.2.1 Soziale Präferenzen
54
5.3.2.2 Intention-based-reciprocity 54
5.4
Expressive Choice Theorie
55
5.5
Probleme der Theorien
57
6
Versuch einer rationalen Erklärung für die Existenz und den
Fortbestand der Trinkgeldnorm
59
7
Motive die ein Trinkgeld und seine Höhe begründen können
64
Literaturverzeichnis: XXXVI

Tabellenverzeichnis
Text:
Tabelle 1: Nationale Norm für das Trinkgeld in einem Restaurant und Zahl
der Bereiche in der die Norm ein Trinkgeld verlangt
16
Tabelle 2: Die Dimensionen und ihre Regressionsergebnisse:
Regressionskoeffizient
und Korrelationskoeffizient r
27
Anhang:
Tabelle 3: Das Trinkgeld in Ägypten
II
Tabelle 4: Das Trinkgeld in Argentinien
III
Tabelle 5: Das Trinkgeld in Australien
IV
Tabelle 6: Das Trinkgeld in Belgien
V
Tabelle 7: Das Trinkgeld in Brasilien
VI
Tabelle 8: Das Trinkgeld in China
VII
Tabelle 9: Das Trinkgeld in Dänemark
VIII
Tabelle 10: Das Trinkgeld in Finnland
IX
Tabelle 11: Das Trinkgeld in Frankreich
X
Tabelle 12: Das Trinkgeld in Griechenland
XI
Tabelle 13: Das Trinkgeld in Hong Kong
XII
Tabelle 14: Das Trinkgeld in Indien
XIII
Tabelle 15: Das Trinkgeld in Irland
XIV
Tabelle 16: Das Trinkgeld in Island
XV
Tabelle 17: Das Trinkgeld in Israel
XVI
Tabelle 18: Das Trinkgeld in Italien
XVII
Tabelle 19: Das Trinkgeld in Japan
XVIII
Tabelle 20: Das Trinkgeld in Kanada
XIX
Tabelle 21: Das Trinkgeld in Kolumbien
XX
Tabelle 22: Das Trinkgeld in Luxemburg
XXI
Tabelle 23: Das Trinkgeld in Mexiko
XXII
Tabelle 24: Das Trinkgeld in Neuseeland
XXIII
Tabelle 25: Das Trinkgeld in den Niederlanden
XXIV
Tabelle 26: Das Trinkgeld in Norwegen
XXV
Tabelle 27: Das Trinkgeld in Österreich
XXVI
Tabelle 28: Das Trinkgeld in Portugal
XXVII
Tabelle 29: Das Trinkgeld in Russland
XXVIII
Tabelle 30: Das Trinkgeld in Schweden
XXIX
Tabelle 31: Das Trinkgeld in der Schweiz
XXX
Tabelle 32: Das Trinkgeld in Spanien
XXXI
Tabelle 33: Das Trinkgeld in der Türkei
XXXII
Tabelle 34: Das Trinkgeld in den USA
XXXIII
Tabelle 35: Das Trinkgeld in Venezuela
XXXIV
Tabelle 36: Das Trinkgeld in Großbritannien
XXXV

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Erwartungshaltung 64

Kurzzusammenfassung
Diese Arbeit soll einen Überblick über die bisherigen Ergebnisse der Forschungs-
arbeiten von Soziologen, Ökonomen und Psychologen zu diesem Thema geben.
Ebenso werden kurz die Entwicklung und Ausbreitung des Trinkgeldes seit dem
Mittelalter dargestellt. Zusammen mit den Begründungsversuchen der bestehen-
den Arbeiten können fünf Motive identifiziert werden, mit denen sich das Trinkgeld
begründen lassen kann. Mit Hilfe dieser fünf Motive wird ein Modell konstruiert, um
zu Versuchen die Existenz und das Weiterbestehen des Trinkgeldes in Restau-
rants zu erklären.

1
1 Einleitung
Das Trinkgeld ist mittlerweile fast überall als soziale Norm und Sitte in das tägliche
Leben der Gesellschaft integriert. Ob Frisör, Kellner, Taxifahrer oder Zimmermäd-
chen, alle erwarten von ihren Kunden ein kleines finanzielles Dankeschön für ihre
Leistung.
Mit der konkreten Ausgestaltung der Norm des Trinkgeldgebens (wie hoch also
der tatsächliche Geldbetrag ist) beschäftigen sich mit dem zunehmenden Touris-
mus immer mehr Autoren von diversen Reiseführern, ohne jedoch ein einheitli-
ches Bild über die derzeitige Trinkgeldsituation in den verschiedenen Staaten ge-
ben zu können. Ebenso beschäftigen sich Zahlreiche Etiquette-Bücher mit dieser
Norm und geben Vorschläge, an wen man, wann und wie viel Trinkgeld geben
sollte.
Die Entstehung des Trinkgeldes und die Motive für dieses Verhalten zwischen
,,Herren" und ,,Dienern", also die Sitte des Trinkgeldgebens, stellt aus ökonomi-
scher Sicht ein großes Rätsel dar. Der egoistisch denkende Mensch hat ökono-
misch gesehen kein Bestreben für eine Leistung außer der vereinbarten Entloh-
nung einen zusätzlichen Betrag zur ,,Belohnung" zu geben, auch wenn er mit die-
ser Leistung zufrieden ist. Er muss bei einmaliger Interaktion nicht mit einer
,,Bestrafung" rechnen, wenn er es unterlässt ein Trinkgeld zu geben.
Während die klassischen Ökonomie ,,versagt", versucht die Sozio-Ökonomie die-
ses Verhalten mit Hilfe eines ,,sozialen Gewissens" zu erklären. Allerdings kann
auch eine Integration eines Nutzenverlustes durch unsoziales Verhalten langfristig
die Existenz des Trinkgeldes nicht erklären.
Da ein Trinkgeld in einer Vielzahl von Servicebereichen gegeben wird, beschränkt
sich diese Studie auf eine Untersuchung der Trinkgeldgewohnheiten in Restau-
rants. Dies geschieht allerdings auch vor dem Hintergrund, dass über andere Be-
reiche keine bzw. wenige empirischen Arbeiten und Studien verfügbar sind.
Diese Arbeit soll Motive identifizieren, die ein Individuum dazu bringen, ein Trink-
geld zu geben. Dazu wird im zweiten Abschnitt in der Geschichte nach Gründen
für die Entstehung des Trinkgeldes gesucht. Diese Untersuchung enthüllt z.B.,
dass es in den USA am Anfang ihrer Geschichte kein Trinkgeld gab.

2
Um sich ein Bild von der aktuellen Ausprägung der Sitte in anderen Ländern zu
machen, werden die Trinkgeldgewohnheiten in 33 Ländern vorgestellt und analy-
siert. Mit Hilfe dieser Untersuchung konnte z.B. festgestellt werden, dass es im-
merhin noch Länder gibt, in denen kein Trinkgeld bezahlt wird.
Weiterhin werden zahlreiche empirische Arbeiten vorgestellt und auf mögliche Mo-
tive hin untersucht. Einerseits sind dies Studien, die einen Zusammenhang zwi-
schen nationalen charakteristischen Wertevorstellungen und der Neigung zum
Trinkgeldgeben untersuchen. Andererseits werden hier im zweiten Teil dieses Ab-
schnitts Studien vorgestellt, die versuchen u.a. situative Auswirkungen auf die
Trinkgeldhöhe darzustellen. Die bisherige Versuche die Sitte zu erklären und de-
ren Problem wird im fünften Abschnitt dargestellt.
Der sechste Abschnitt versucht nun, die fünf Motive, die in den vorherigen Ab-
schnitten identifizierten werden konnten, in das von Frank (1987) entwickelte Mo-
dell zur ökonomischen Erklärung der Ehrlichkeit in einer Gesellschaft zu integrie-
ren.

3
2 Das Trinkgeld vom Mittelalter bis in die Neuzeit
In diesem Abschnitt soll nun, ausgehend von den USA und Deutschland bzw. Eu-
ropa, ein kurzer Überblick über die Geschichte des Trinkgeldes gegeben werden,
um Gründe für die Entstehung des Trinkgeldgebens zu identifizieren. Dabei wird
nicht nur auf die Geschichte eingegangen, sondern es werden dabei kurz Hinter-
gründe der Entstehung des Wortes Trinkgeld ,,tip" im Englischen oder auch andern
Sprachen beleuchtet.
2.1 Ausgangspunkt: Das Feudalsystem im Europa des späten Mittelalters
Den Ursprung des Trinkgeldes überhaupt sieht Segrave (1998) im spätmittelalter-
lichen Europa
1
. Zum einen könnten Herrschaften ihren Bediensteten extra Geld für
außerordentliche Leistungen gegeben haben. Zum anderen könnten die Bediens-
teten aber auch Sonderzahlungen in sozialen Notfällen erhalten haben. Segrave
(1998) fand ebenso Hinweise darauf, dass es zu dieser Zeit, bis ins 19. Jahrhun-
dert und darüber hinaus, in der reichen Gesellschaft üblich war (und ist
2
), in einem
Hause in dem man zu Gast war den Bediensteten ein ,,Trinkgeld"
3
zu hinterlassen.
Er berichtet sogar von Fällen, in denen die Bediensteten eines Hauses an der Tür
Spalier standen, wenn ein Gast das Haus verließ, um sich ein ,,Trinkgeld" zu si-
chern. Im Jahre 1668 fand Segrave (1998) erste Hinweise, dass nicht nur Diener,
sondern auch Angestellte in Hotels und Restaurants ein ,,Trinkgeld" bekamen.
Die Sitte des Trinkgeldes setzte sich im damaligen Amerika (vor 1840
4
) nicht
durch. Wahrscheinlich lag dies daran, dass sich ein Schichtensystem, wie in Eu-
ropa mit seinen reichen Adelshäusern und einer Dienerschaft innerhalb der Ge-
sellschaft vorher noch nicht existent war. Segrave (1998) ist der Meinung, dass
(amerikanische) Reisende diese Sitte erst wieder in Europa aufgegriffen haben
und, in verstärkter Form, im damaligen Amerika wieder eingeführt haben, um sich
als international Reisende zu profilieren, die mit den neusten Trends aus Europa
vertraut sind. So berichtet er, dass in Europa amerikanische Reisende als äußerst
großzügige Trinkgeldgeber betrachtet wurden.
1
Schein et al. (1984) behaupten sogar, dass zu Zeiten von Robin Hood der Sheriff von Nottingham
von reichen Durchreisenden ein ,,tip" bekommen haben soll, damit er für eine sichere Durchreise
sorge. Insofern ist dieses aber nicht als unser Trinkgeld anzusehen.
2
In einem Buch über Etiquette aus dem Jahre 1980 findet Segrave (1998) immer noch Hinweise
auf solche Zahlungen an Bedienstete.
3
Ich setze Trinkgeld bewusst in Anführungszeichen, da es diesen Ausdruck noch nicht gab. Diese
Zahlungen wurden als ,,vails" bezeichnet.
4
Segrave (1998, S.6) berichtet von einer Quelle, die besagt, dass vor 1840 das Trinkgeldgeben in
den USA nicht verbreitet war.

4
2.2 Der Egoismus als der Begründer des Trinkgeldes und der Wunsch nach
Differenzierung als Wegbereiter ?
In manchen Situationen, in denen Trinkgeld gegeben wird, spricht vieles für egois-
tische Motive. So ist von Jhering (1882, S 27ff) der Meinung, dass als Begründung
für ein Trinkgeld für Droschkenkutscher und in Restaurationsbetrieben durchaus
Eigennutz als Motiv in Frage kommen kann:
,,Es nimmt jemand eine Droschke, dem viel daran liegt, rasch befördert zu
werden, um z.B. noch zeitig zur Eisenbahn zu gelangen. Zahlt er bloß die
Taxe, so hält der Kutscher sein gewöhnliches Tempo bei ...".
Dies gilt auch für das Trinkgeld an Lohnkutscher:
,,... bei längeren Fahrten [...], wie es sich in ganz Deutschland findet. Es
ward ursprünglich nicht dafür bezahlt , dass der Selbe fahre, sondern
dass er gut fahre, es war ebenfalls eine über den Preis hinaus bewilligte
Prämie für die Steigerung der Leistung über das gewöhnliche Maß hinaus
[...] Steigerung der Leistung, Steigerung des Lohnes".
Weiterhin ist er der Meinung, dass vor allem von Stammgästen in ,,öffentlichen
Wirtschaften", ebenso wie ,,von Leuten die regelmäßig wiederkehren" in Gasthöfen
das Trinkgeld eingesetzt wurde, um besondere Leistungen zu bekommen
5
. Man
kann sich vorstellen, dass sich diese Leistungssteigerung zu ungunsten der Nicht-
Stammgäste entwickelt hat. Aus diesem Grund werden diese auch dazu gezwun-
gen ein Trinkgeld zu geben, um nicht eine schlechtere Leistung zu erhalten. Es ist
möglich, dass hierdurch ein Prozess in Gang gesetzt worden ist, in dem die Kell-
ner immer mehr Vertrauen auf ein Trinkgeld aufgebaut haben und dann den
,,Fremden" ebenso einen guten Service anbieten
6
.
Leider gibt es zur Entstehung des Trinkgeldes keine fundierten Begründungen in
Form von überlieferten Texten. Daher gibt es nur Vermutungen, wie die Sitte des
5
,,... einen zuvorkommenden Empfang, ein freundlicheres Gespräch, eine besonders aufmerksame
Bedienung, die Sicherung des gewohnten Platzes im Lokal [...] auch Vorteile materieller Art: eine
reichlichere oder bessere Portion, ein volles Glas Bier" (von Jhering (1882), S.28)
6
Vgl. Abschnitt 6

5
Trinkgeldgebens entstanden sein könnte. Weigert (1956) und andere
7
vermuten,
dass sich das Trinkgeld nicht nur aus dem Motiv Egoismus, sondern auch auf-
grund von Dankbarkeit, Wohlwollen und Nächstenliebe entwickelt hat.
Die Motive Dankbarkeit, Wohlwollen und Nächstenliebe werden von Weigert
(1956, S. 4) eher für das Geben von Trinkgeld u.a. an Boten in Betracht gezogen.
,,Auch das Trinkgeld, das den Handwerkslehrlingen dafür verabreicht
wurde, dass sie den Kunden die bestellte Ware ins Haus brachten, wird
seinen Ursprung kaum in egoistischen Motiven haben, zumal hier
Trinkgeldgeber regelmäßig überhaupt keine besonderen Vorteile für
sich herausschlagen konnte, da der Lehrling schon seinem Lehrherrn
gegenüber verpflichtet gewesen war und im allgemeinen auch keine
Möglichkeit hatte, den Herstellungsprozess der Ware irgendwie zu
beeinflussen".
Wenn man in die weitere Vergangenheit zurückblickt, so findet man laut Kleinpaul
(1898) die Institution des Botenbrotes, mit welchem die Empfänger einer Nachricht
den Überbringer bei Überbringung der Nachricht versorgten. Mit zunehmender
Bedeutung des Geldes, so Kleinpaul (1898), wurde dieses zum ,,vergoldeten Bo-
tenbrot". So erzählt er, dass es unter Freunden in Leipzig üblich war, wenn das
freudige Familienereignis einer Geburt durch einen Boten übermittelt wurde, die-
sem auch ein Trinkgeld zu geben. ,, Wenn es ein Junge war [das Neugeborene],
gab man dem Boten 8 gute Groschen, wenn es ein Mädchen war, die Hälfte".
(Kleinpaul (1898), S. 59)
8
.
Das Trinkgeld kann auch eingesetzt werden, um die (gesellschaftliche) Stellung
auszudrücken, so dass man sich von den (armen) Dienenden differenzieren kann.
Nebenher kann man damit auch noch seinen Reichtum zeigen.
Ein weiterer Hintergrund dieses Differenzierungswunsches ist die Sicherung einer
Leistung, die anderen nicht zu Teil wird, weil sie es sich nicht leisten können ein
Trinkgeld zu geben. Ein anderes Element dieses Differenzierungsgedankens wur-
7
z.B. Lange (1913)
8
Kleinpaul sieht ebenso einen Zusammenhang des Botenbrotes mit einer Art Wegegeld, als Weg-
zehrung für den Boten, so beschreibt er z.B., dass die niederländische Vokabel für Trinkgeld
,,Fooi" im Wortstamm eigentlich Weg bedeutet.

6
de oben schon erwähnt, als es um das wiederaufkommen des Trinkgeldes in den
USA ging. Amerikaner, die nach Europa gereist waren, konnten sich somit profilie-
ren.
Man kann sich vorstellen, dass diese Profilierung nicht alleine der Grund für das
Aufkommen des Trinkgeldes in den USA begründen kann. Viel wichtiger wird
wahrscheinlich gewesen sein, dass am Anfang in den USA keine Klassen in der
Gesellschaft gab. Jeder hatte nur, dass was er über den ,,Teich" mitnehmen konn-
te. Mit der Zeit wird sich eine Schicht gebildet haben, die über ausreichend Ver-
mögen verfügt hat, um auch ein Trinkgeld geben zu können.
Die Bedeutung des Wunsches nach Differenzierung, wird am ehesten sichtbar,
wenn man die USA und Neuseeland als Immigrantenländer vergleicht. In Neusee-
land
9
ist die Praxis des Trinkgeldgebens nur sehr schwach ausgeprägt. Die Theo-
rien zur Begründung laufen darauf hinaus, dass die Immigranten zu froh waren,
das englische System von Dienern und Herren hinter sich gelassen zu haben, um
wieder in dieses Schema zurückzufallen. Ob nun gerade deswegen sehr rigide
Lohnsysteme, bis in die 90er des 20. Jahrhunderts, sicherstellten, dass es keine
Einkommensdifferenzen zwischen Dienenden und Arbeitern gab, oder ob dieses
nur zusätzlich gewirkt hat, konnte aus der Literatur nicht entnommen werden. Fest
steht aber, dass der wachsende Reiseverkehr die Sitte des Trinkgeldgebens ins
Land bringt. Es bleibt abzuwarten, ob z.B. Schilder am Flughafen, die darauf hin-
weisen, dass es nicht gängige Sitte ist, Trinkgeld zu geben, ihre Wirkung erzielen.
Vielleicht kann man aber auch irgendwann einmal feststellen, dass auch Neusee-
land etwa 160 Jahre später die gleiche Entwicklung wie die USA durchgemacht
hat.
In der Literatur finden sich weitere Hinweise auf den Wunsch sich durch Trinkgeld
zu differenzieren. So stellt Kleinpaul (1882, S. 82) fest, als er nach Begründungen
sucht, warum in deutschen Straßenbahnen an den Fahrkartenverkäufer Trinkgel-
der bezahlt werden und in den russischen nicht, dass diejenigen (Deutsche), die
ein Trinkgeld geben, für reich gehalten werden wollen, während die Russen, so-
bald sie es sich leisten können, mit einem Pferdewagen fahren.
9
aus Casey (2001), S. 22

7
2.3 Unternehmer nutzen das Trinkgeld aus
10
,,Alle diese Beweggründe
[s.o.
] traten jedoch im Laufe der Zeit
- vor al-
lem im Gastgewerbe
- immer mehr zurück. Das Trinkgeld wurde näm-
lich zur Gewohnheit und schließlich zur Sitte. [...] Jetzt war jeder, der
sich nicht der Missachtung seiner Mitmenschen aussetzen und der nicht
als kleinlich und geizig angesehen werden wollte, gezwungen, ein
Trinkgeld
- und zwar ein solches, welches der Sitte entsprach - zu ge-
ben" (Weigert (1956), S. 2).
Als einen Teil der Begründung für den Wandel von einer Gewohnheit zu einer Sit-
te sieht von Jhering (1882) auch das egoistische Verhalten der Trinkgeldnehmer.
,,Jener [der Trinkgeldgeber] hat in diesem [Nehmer] seinen Meister ge-
funden, letzterer hat das Werk würdig fortgesetzt, indem er jenem aus
der Angelrute, mit der er zu Fischen gedachte, einen Strick drehte, an
dem er ihn gefangen nahm. Kellner, Hausknechte und Wirte haben die-
se Einrichtung, die der Gast für sich ins Leben rief, ihrem Interesse
dienstbar zu machen gewusst, sie haben die Hand, die sich ihnen ent-
gegenstreckte, erfasst um sie nicht mehr loszulassen" (von Jhering
(1882), S. 31).
Dieses nicht mehr Loslassen äußerte sich darin, dass das ,,was einst frei gegeben
ward [fortan] als schuldige Leistung" beansprucht wurde, für deren Zahlung mit
entsprechendem Nachdruck gesorgt wurde (s.o.).
Einen zweiten Grund sieht er darin, dass sich die Inhaber von Gastwirtschaften,
diese Gewohnheit zu Nutze machten und ihr Servicepersonal ,,auf Trinkgeld" an-
stellten, nachdem sie dessen ökonomische Bedeutung erkannt hatten. Obwohl in
diesem Fall das Bedienungspersonal alleine von den Trinkgeldeinnahmen leben
musste, lebte dieses, laut Segrave (1998) nicht schlecht davon.
10
Auch der Staat nutzt(e) das Trinkgeld aus. Für die USA beschreibt dies z.B. Segrave (1998)

8
Segrave (1998) beschreibt sogar Fälle in den USA um die Jahrhundertwende
[1900], in denen Wirte, die Aufgabe der Bedienung der Gäste an Dritte ,,vermiete-
ten". Der Mieter stellte die Kellner an, verbot ihnen aber, ein Trinkgeld anzuneh-
men
11
. Stattdessen sorgte er dafür, dass die Gäste das Trinkgeld beim Verlassen
an ihn zahlten. Weigert (1956) und Segrave (1998) berichten von Fällen, in denen
Kellner den Wirten sogar etwas bezahlen mussten, um bei ihnen Arbeiten zu dür-
fen. Dies wurde z.B. mit u.a. Kleider-, Bruch- oder Putzgeld begründet.
Durch diese Anstellung ,,auf Trinkgeld", so Weigert (1956), soll sich bei den Kell-
nern die Meinung durchgesetzt haben ein Anspruch auf diese Zahlung zu haben.
,,Und die Gewohnheit wurde zur Sitte, als die Empfänger der Trinkgel-
der anfingen, diese als einen Bestandteil ihres Einkommens anzuse-
hen und sie selbst von ihrem Dienstherren häufig bei der Bemessung
des Lohnes darauf verwiesen wurden. Lange (1913, S. 1)
Segrave (1998) berichtet von Fällen um die Jahrhundertwende, in denen sich das
Servicepersonal an Nicht-Trinkgeldzahlern ,,rächte". Neben schlechtem Service
bei wiederholtem Besuch und teilweise auch verbalen Auseinandersetzungen,
sollen auch zudem noch Markierungen durch Aufkleber oder Kreide am Gepäck
auf solche ,,Non-Tippers" aufmerksam gemacht haben.
2.4 Koalitionen gegen das Trinkgeld
Trotz vielfacher Anstrengungen und auch gesetzlicher Regelungen konnte die für
viele Autoren ,,unsinnige", unamerikanische und undemokratische Institution des
Trinkgeldes weder in den USA noch in Deutschland abgeschafft werden. Segrave
(1998) beschreibt etliche fehlgeschlagene Versuche von privaten Initiativen in den
USA, wie auch in Deutschland, gegen das Trinkgeld vor allem im Gaststättenbe-
reich vorzugehen. Das Konzept bestand entweder darin, den ,,Dienenden" einen
,,fairen" Lohn zu zahlen und diesen die Annahme von Trinkgeld zu verbieten, oder
auch wie es eine Gruppe von ca. 100.000 Personen versuchte, einfach kein Trink-
geld mehr zu geben.
Ebenso trugen Gesetze gegen das Trinkgeldgeben, die in den USA in der ersten
Dekade des 20.Jahrhunderts erlassen wurden, keine Früchte. Die Bedeutung des
11
Dies wurde im Übrigen durch zugenähte oder Uniformen mit nicht vorhanden Taschen noch
erschwert.

9
Trinkgeldgebens und des Trinkgeldnehmens war für die Betroffenen höher, als die
einer zu erwartenden (Haft-)Strafe.
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Deutschland, wohl eher aus
sozialpolitischen und ethischen Gründen, zuerst für Frauen
12
und später auch für
Männer ein gesetzliches Bedienungsgeld eingeführt, das i.d.R. 10-15% des Rech-
nungsbetrages ausmachte und in die Tasche der Bediensteten fließen sollte
13
.
1956 konnte Weigert feststellen:
,,... die zurzeit geltenden Tarifverträge kennen
- soweit sie mir bekannt
sind
- eine Anstellung auf Trinkgeld nicht mehr.
[
...] Trotzdem hat das
Trinkgeld [...] im Gaststättengewerbe noch nicht jede Bedeutung verlo-
ren. Es wird vor allem noch in der Form des sogenannten ,,Sondertrink-
geldes", das neben einem festen Bedienungszuschlages gewährt wird,
gegeben. Aber auch die reine Anstellung auf Trinkgeld kommt verein-
zelt vor, vor allem in ländlichen Gebieten..." (Weigert (1956), S.7)
Becker (1941, S. 13) stellt dazu fest:
,,Die Trinkgeldablösung hat hierin insofern eine Änderung geschaffen, als
durch das Bedienungsgeld die bisher vom Gast in moralischem Zwang
gemachten freiwilligen Zuwendungen ersetzt werden sollten. [...] Man
zahlt über den erhobenen Bedienungszuschlag hinaus noch ein Sonder-
trinkgeld. Der Anlass mag soziales Empfinden, Gefallsucht, Großzügig-
keit oder die besonders gefällige Bedienung des Kellners sein."
Inzwischen herrschen in den USA fast die altertümlichen Zustände des früheren
Europas, da das amerikanische Servicepersonal auf Grund der sehr geringen
Löhne hauptsächlich von Trinkgeld leben muss. In Deutschland ist eine wirtschaft-
liche Abhängigkeit vom Trinkgeld, speziell im Hotel- und Gaststättenbereich durch
tarifvertragliche Regelungen nicht mehr gegeben. Insbesondere wurde kürzlich in
Deutschland die pauschale Besteuerung von Trinkgeldeinkünften (vom Finanzamt
auf 1,5 - 3,5% des regulären Arbeitseinkommens geschätzt) abgeschafft
14
.
12
Man vermutete, dass Frauen unsittliches Verhalten zeigen könnten, um ihr Einkommen zu erhö-
hen.
13
Siehe dazu insbesondere Wilke (1938) und Weigert (1955).
14
Telefonische Auskunft von Herrn Benand vom Deutschen Hotel und Gaststättenverband.

10
2.5 Theorien über die Entstehung des Wortes ,,Trinkgeld"
Eine erste Spur des Wortes ,,tip" fand Segrave (1998) in einem Gedicht über das
Trinkgeldgeben an einen Kellner im Jahre 1733 und im Oxford English Dictionary
von 1753. Ebenso fand er einen Hinweis in einer Erzählung, deren Entstehung er
auf zwischen 1756 und 1774 datiert. Demnach standen in einem Kaffeehaus
Schüsseln mit der Aufschrift ,,To Insure Promptitude", deren Anfangsbuchstaben,
das Wort ,,TIP" bilden. Ebenso findet er Theorien, wonach das Wort vom Holländi-
schen ,,tippen" kommen kann. Dies bedeutet frei übersetzt das Geräusch, das eine
Münze macht, die gegen ein Glas oder einen Tisch geklopft wird, um die Aufmerk-
samkeit des Kellners zu erlangen. Aus dem Lateinischen direkt übersetzt bedeutet
,,tip" so etwas wie Geschenk. Das deutsche ,,Trinkgeld", wird in diesen Theorien
als ein Zugeständnis an den Kellner gedeutet, ebenso wie der Gast etwas Trinken
zu können. In Abwandlung des Spruches: Leben und Leben lassen spricht Klein-
paul (1898, S41) von ,,Trinken und zu trinken geben". In diesem Sinne ist auch das
französische ,,pourboire" zu verstehen. Das spanische ,,Propinar" bedeutet so viel
wie zum Trinken einladen
15
. Interessant ist auch das Wort ,,Mancia" womit im Ita-
lienischen das Trinkgeld bezeichnet wird. Wörtlich übersetzt bedeutet dies eigent-
lich Handschuh. Kleinpaul (1889) führt dies auf die Bedeutung der Handschuhe im
späten 19 Jahrhundert und davor zurück. Einerseits hätten Handschuhe im Mittel-
alter auch manchmal als Geldbörsen gedient, andererseits sei es üblich gewesen
sich Handschuhe, eventuell gefüllt mit einem Geldschein, als Anerkennung zu
schenken.
In eine andere Richtung geht der Wortstamm des holländischen ,,Fooi" für Trink-
geld. Kleinpaul (1889) sieht den Ursprung dieses Wortes in Verbindung mit dem
bereits erwähntem Botenbrot. So ist die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ei-
gentlich ,,Weg". Frei übersetzt, kann dies dann zum Wegegeld werden, welches
ein Bote anstatt seines Botenbrotes erhält.
2.6 Was die Geschichte lehrt
Die Geschichte zeigt, dass das Trinkgeld mit einer dienenden Klasse und einem
dementsprechenden Kastensystem von Dienern und Herren in Verbindung stand.
Demnach wäre das Trinkgeld in den Anfangsjahren als Differenzierungsmerkmal
15
Auch in Deutschland hat es sogenannte Propingelder gegeben. Dies waren Zahlungen der neu
examinierten Doktoren an ihre Doktorväter und ihre Hochschule, um einer verpflichtenden Einla-
dung dieser zu einem ,,Doktorschmaus" zu entgehen. (Kleinpaul (1889), S.32)

11
zwischen den Herren und den ,,Dienenden" oder anderen Personen gedacht ge-
wesen
16
.
Als plausibel kann man die Begründung über Egoismus, und damit der Wunsch
nach erkaufter individueller Leistung, als möglichen Grundstein des Trinkgeldge-
bens ansehen. Ebenso plausibel erscheint die Folge, in der alle ein Trinkgeld be-
zahlen mussten, um nicht schlechter bedient zu werden. Ebenso hat sich gezeigt,
dass Unternehmer für die Wandlung dieser Gewohnheit zur Sitte verantwortlich
gemacht werden können, da sie das Trinkgeld als Einkommen angesehen haben
und (immer noch sehen)
17
, das Trinkgeld auf das Einkommen angerechnet und
diese Sitte auch noch gefördert haben
18
. Folglich mussten die Kellner, um ihr
Trinkgeld und damit ihre Lebensgrundlage nicht zu verlieren, entsprechende Maß-
nahmen ergreifen. So blieb trinkgeldunwilligen Gästen, von den ,,Dienern" durch
eine schlechte Bedienung oder Belästigungen erpresst
19
, nichts anderes übrig, als
auch auf diesen Wagen aufzuspringen. Selbst gesetzliche Regelungen oder die
Einführung des Bedienungsgeldes konnten es nicht schaffen, dass von dieser Sit-
te Abstand genommen wurde.
Für die Suche nach Motiven für ein Trinkgeld, kann die Untersuchung der Ge-
schichte letztendlich drei Möglichkeiten hervorbringen. Die Ergebnisse deuten ei-
nerseits auf einen Leistungsgedanken hin. Weiterhin deutet nicht nur die Untersu-
chung der Vokabel Trinkgeld auf ein Motiv hin, dass man mit Wohlwollen bezeich-
nen kann. Als letztes zeigte sich auch, dass das Geben eines Trinkgeldes zur Dif-
ferenzierung von anderen eingesetzt worden sein kann.
Zudem sollte zwischen Deutschland und den USA in Bezug auf das Trinkgeld in-
soweit unterschieden werden, dass das Trinkgeld in den USA eine wirtschaftliche
Lebensgrundlage ist, während es dies in Deutschland nicht ist. Aufgrund dieser
16
Die Quellen, die Segrave (1998) zitiert, gehen sogar noch weiter, in dem sie den ,,Dienenden"
vorwerfen, sich selbst zu dienenden gemacht zu haben. Sie hätten sich für Geld verkauft und so
ihre Würde verloren.
17
Ebenso auch der Staat (siehe 10)
18
So gaben z.B. Reedereien konkrete Handlungsanweisungen an ihre Gäste wie hoch ein Trink-
geld sein sollte und an wen dieses zu zahlen sei. (Segrave (1998),S.19). Auch beim Gepäckträ-
ger-Service an Bahnhöfen konnte sich aus verständlichen ökonomischen Gründen eine Anstel-
lung auf Basis eines ,,fairen" Einkommens im Wettbewerb mit von Trinkgeldabhängig gemachten
Kofferträgern nicht durchsetzen. ,,It was the Pullman company which fastened the tipping habit on
the American people and they used the negro as the instrument to it with". (Segrave (1998), S.
18)
19
Man stelle sich einen Pagen oder Boten vor, der das Zimmer nicht verlassen will.

12
Differenzierung sollten auch die Motive heutzutage ein Trinkgeld zu geben unter-
schieden werden, da sich eine wirtschaftliche Abhängigkeit des Servicepersonals
auf die Kunden-Servicepersonal-Beziehung anders auswirkt, als eine einfache
,,soziale Interaktion".

13
3 Internationaler Vergleich der Trinkgeld-Praxis
,,Andere Länder andere Sitten" sagt man sich häufig, wenn man sich im Ausland
über spezielle Sitten wundert, die einem unbekannt sind oder nicht plausibel er-
scheinen. Gilt dies auch für die Sitte des Trinkgeldgebens? Wie sieht diese Sitte
aus, wenn man über die deutschen Grenzen oder sogar über die europäischen
Grenzen hinaus schaut? Dass die Sitte des Trinkgeldes nicht nur eine deutsche
oder europäische Angelegenheit ist, wird wohl jedem klar sein.
Konkrete Angaben über die Ausprägungen dieser Sitte in verschiedenen Ländern
konnten in Schein et al. (1984) und Star (1988) entdeckt werden. Leider konnte
kein Werk neueren Datums gefunden werden, das einer derart detaillierten Analy-
se der Trinkgeldgewohnheiten in 57 bzw. 34 Länder nahe kommt. Diese Ratgeber
beschreiben 11 bzw. 33 Bereiche in denen ein Trinkgeld bezahlt werden sollte
oder eben auch nicht.
Um eine einheitliche Vergleichsbasis zu haben, wurde hier als Grundlage die von
Star (1988) untersuchten 34 Länder ausgewählt und deren Vorschläge mit denen
von Schein et al. (1984) verglichen. Diese Empfehlungen zur Einhaltung der jewei-
ligen Landessitten sollen zum Vergleich mit dem Inhalt aktueller Reiseführer ver-
glichen werden. Dabei wurde auf Internet-Ressourcen zurückgegriffen. Neben
dem Problem der Verfügbarkeit musste auch das Problem der Genauigkeit gelöst
werden. Kein Reiseführer (Print- wie Internetressource) beschäftigte sich in derar-
tiger Detailliertheit mit den einzelnen Bereichen der Norm, wie von den Werken
von Star und Schein et al. (1984) vorgegeben
20
. Eine Ausnahme war der ebenfalls
amerikanische Reiseführer Global Road Warrior mit seinem Angebot im Internet.
Dieser differenziert i.d.R. 4-6 Bereiche. Die Ergebnisse für die einzelnen Länder
sind im Anhang dargestellt.
20
In deutschen Reiseführern mehr als eine Information über die empfohlene Höhe eines Trinkgel-
des in Restaurants zu bekommen ist m.E. fast unmöglich.
Auf die Internet-Ressourcen wurde zurückgegriffen um ein größeres Informationspotential zu er-
halten. Vorsorglich habe ich einen ein stichprobenartiger Vergleich der Informationen der Print-
und Internetresourcen durchgeführt, um die Qualität des Internetangebotes zu überprüfen. In den
überprüften Ländern waren nennenswerte Abweichungen nicht fest zu stellen. In einem Fall
wurde sogar eine vollständige Übereinstimmung im Wortlaut gefunden (Venezuela).

14
Grundsätzlich lässt sich folgendes feststellen
21
:
1. Es gibt Länder in denen grundsätzlich keine Bedienungspauschale erho-
ben wird. Innerhalb der untersuchten Nationen, wird dies in Kanada, in den
USA und in Mexiko praktiziert. Natürlich ist damit die Höhe der erwarteten
Trinkgelder größer als in Ländern mit Bedienungspauschale, da die Angestell-
ten im Hotel- und Gastronomiebereich in diesen Ländern im hohen Maße ab-
hängig von diesen Zahlungen sind.
2. Es gab Länder und Bereiche in denen früher kein Trinkgeld gegeben
worden ist. Ein Beispiel dafür ist Israel. Star (1988, S. 56) schreibt, dass dort
in den 70er Jahren die Praxis, ein Trinkgeld zu geben noch nicht verbreitet war
und erst durch den steigenden Tourismus bekannt und dann zu einer Sitte ge-
worden ist. Ebenso finden sich in Star (1988), Schein et al. (1984) und den In-
ternet-Ressourcen Hinweise darauf, dass sich die Sitte des Trinkgeldes auch
in Australien immer mehr durchzusetzen beginnt. Ähnliche Probleme be-
schreibt auch Casey (2001) für Neuseeland
22
.
Eventuell überträgt sich diese Sitte nicht nur in Länder alleine, sondern auch in
verschiedene Branchen, so sagen die beiden Quellen aus den 80er Jahren,
dass es in mexikanischen Taxis nicht üblich ist ein Trinkgeld zu geben, wäh-
rend die Neueren vorschlagen, man solle 10-15% geben (siehe Tabelle 23,
Tabelle 35).
3. In einigen (der betrachteten) Ländern existieren die Sitte des Trinkgeldes
und einer Bedienungspauschale parallel. Es zeigt sich m.E., dass auch die
Einführung einer Bedienungspauschale, auch wenn sie direkt dem Personal
als Einkommen zur Verfügung steht, nicht verhindert, dass ein Trinkgeld erwar-
tet oder gegeben wird. Einzig wird bewirkt, dass sich die Höhe der Norm des
Trinkgeldes verringert. Also ist der im vorherigen Abschnitt beschriebene Fall
Deutschlands kein Einzelfall (siehe Tabelle 1).
21
Vgl.: http.//dest.travelocity.com/Tips
22
Es stellt sich die Frage, ob sich diese Entwicklungen mit der, der USA vor 160 Jahren verglei-
chen lassen. Dies kann man eher verneinen, da hier sicher kein Differenzierungsargument ange-
bracht werden kann. Diese Entwicklung weist viel eher entweder auf die Tiefe der Verwurzeltheit
dieser Sitte in der menschlichen Psyche oder auf eine mangelnde Anpassungsfähigkeit bzw. ein
Informationsdefizit bzgl. der Sitten und Gebräuche im Gastland hin.

15
4. Es gibt nicht ,,die Norm", an die man sich halten kann. Teilweise unter-
scheiden sich die Empfehlungen der einzelnen Quellen erheblich. So empfiehlt
z.B. der Ratgeber Global Road Warrior, in einem griechischen Taxi eventuell
nur die Rechnung aufzurunden, da die Taxifahrer sowieso kein Trinkgeld er-
warten würden (siehe Tabelle 12). Die ,,sonstigen Quellen" empfehlen dagegen
5-10% als Trinkgeld zu geben und geben keinen Hinweis darauf, dass keine
Erwartungshaltung besteht.
Da die Norm für ein Trinkgeld nirgendwo festgelegt ist, können die Empfehlun-
gen natürlich je nach Datenbasis abweichen. Ebenso können eigene Interpre-
tationen der Autoren und die eigene Akzeptanz und Durchführung dieser Norm
in die Empfehlungen einfließen.
5. Es gibt Länder, in denen i.d.R. kein Trinkgeld gegeben und auch keines
erwartet wird. Innerhalb der untersuchten Ländern sind dies Staaten in Skan-
dinavien, Südost-Asien und im Süd-Pazifik. Im Speziellen wird man in Japan
und China als Trinkgeldgeber nicht geschätzt werden, weil dort ein Trinkgeld
im Extremfall als Beleidigung aufgefasst werden kann.
Betrachtet man Länder in denen kein Trinkgeld erwartet und gegeben wird, so
findet man häufig bei Schein et al. (1984) und Star (1988) die Begründung,
dass in diesen ein gewisser nationaler Stolz auf die Gastfreundschaft existiert.
Somit kann es in machen Ländern vorkommen, dass ein Trinkgeld abgelehnt
wird. Mit einem Trinkgeld erzeugt man in Australien und Neuseeland eher ein
Erstaunen als eine Zufriedenheit.
Da dies sehr viel mit nationalen Werten zu tun hat, befasst sich der fogende
Abschnitt u.a. mit charakteristischen nationalen Unterschieden bei Wertevor-
stellungen und deren Auswirkungen auf die Neigung ein Trinkgeld zu geben.

16
Tabelle 1: Nationale Norm für das Trinkgeld in einem Restaurant und Zahl
der Bereiche, in der die Norm ein Trinkgeld vorschlägt
Nationale Norm in
% der Rechnung
1)
ohne mit
Bedienungszuschlag
Anzahl
der
Berei-
che
2)
Argentinien 10
0
29
Australien 10 0 13
Belgien 15 0 14
Brasilien 12,5 0 24
Bulgarien
-
3
China
-
0
Costa Rica
12,5
0
Dänemark
-
0 7
Deutschland 15
3
23
Ecuador
-
0
Estland 15 0
Finnland
-
3 16
Frankreich 15 3 22
Griechenland
-
0 29
Guatemala 15
0
Indien 10
0
26
Indonesien 10
0
Iran 10
0
Irland 15
0
19
Israel 15
0
19
Italien
-
5 23
Jamaika 12,5 0
Japan
-
0 4
Jugoslawien 10
3
Kanada
15,0
-
26
Kolumbien 12,5 0
26
Malaysia 10, 0
Mexiko 17,5
0 25
Neuseeland
-
0 3
Niederlande
-
3 14
Nationale Norm in
% der Rechnung
1)
ohne mit
Bedienungszuschlag
Anzahl
der
Norwegen
-
5 9
Österreich
-
5 25
Pakistan 12,5 0
Panama 15 0
Peru 15
5
Philippinen
10
-
Polen
-
3
Portugal
-
7,5 28
Schweden
-
3,0 5
Schweiz
-
0 16
Singapur
-
0
Slowenien 3 3
Slowakei 10 0
Spanien 7,5 0 28
Südafrika 12,5 0
Süd Korea
-
0
Taiwan
-
0
Thailand
-
0
Türkei 17,5
0
27
Uruguay 15 0
USA
-
-
31
Venezuela 3 10 23
Großbritan-
nien
-
0 23
Zimbabwe
-
0
1)
Vorschlag von Pertzi, Sybylla (2002), Global Road Warrior, Version 3.0, Novato, CA: World Tra-
de Press verwendet in: Lynn und Lynn (1998). Verwendung von Mittelwerten bei Spielräumen
2)
Nach Star, (1984) International Guide to tipping; gezählt und verwendet in Lynn und Lynn (1998),
Lynn (2000a), Lynn et al. (1993); Zahlen aus Grafik abgelesen, daher Abweichungen möglich

17
4 Empirische
Untersuchungen
Wie sich im vorangegangenen Abschnitt herausgestellt hat, variiert die Norm
Trinkgeld zu geben. Dies gilt von Land zu Land in Bezug auf die Höhe, sowie auch
auf deren Anwendung auf verschiedene Dienstleistungen. In diesem Abschnitt
sollen nun, anhand einer Vielzahl von Experimenten und Studien die Einfluss nati-
onaler Wertebilder und Determinanten auf das Geben von Trinkgeld dargestellt
werden. Dazu gibt es in der Literatur zwei Ansätze.
Der erste Ansatz, die Makro-Ebene, befasst sich mit Unterschieden im Trinkgeld-
verhalten in verschiedenen Kulturkreisen bzw. unterschiedlichen Ländern. Hier
wird nicht, wie im zweiten Ansatz nach Bestimmungsgrößen für die Höhe des
Trinkgeldes gesucht, sondern es werden gesellschaftliche bzw. kulturelle Charak-
teristika dieser Kulturkreise und deren Neigung zur Zahlung des Trinkgeldes ver-
glichen.
Im zweiten Ansatz wird in der Mikro-Ebene das individuelle Verhalten als Reakti-
on auf verschiedene Umwelteinflüsse betrachtet und versucht diese zu identifizie-
ren und zu modellieren. Zum einen werden hier die Bestimmungsfaktoren der Hö-
he des Trinkgeldes und wie man dieses beeinflussen kann, betrachtet. Zum ande-
ren versucht man aufgrund von experimentellen Ergebnissen mit Hilfe von Reg-
ressionen, Modelle zur Bestimmung der Höhe des Trinkgeldes zu entwickeln.
Es deutet vieles darauf hin, dass dieses Thema in den USA einen höheren Stel-
lenwert besitzt als hierzulande. So sind zum Beispiel die in der Literatur gefunde-
nen Studien meist in den USA durchgeführt worden.
4.1 Makro-Ebene:
Kultur
und Gesellschaft eines Landes
4.1.1 Methoden
Um einen Zusammenhang zwischen länderspezifischen Eigenheiten und der Nei-
gung zur Zahlung von Trinkgeld herzustellen, verwenden die Arbeiten von
Lynn (2000a, 2000b), Lynn et al. (1993) und Lynn und Lynn (1998) das Verfahren
der Regression.
Als abhängige Variable verwenden die Studien die Neigung eines Landes Trink-
geld zu geben. Diese Neigung bestimmten die Autoren, indem sie u.a. anhand des

18
Ratgebers von Nancy Star(1988): International Guide to Tipping die Anzahl der mit
Trinkgeld zu versorgenden Dienstleistungsbereiche eines Landes feststellten und
aufsummierten ((Lynn (2000a, 2000b); Lynn et al. (1993)).
,,The number of 33 different service professions that are customarily
tipped in each of 32 non-communist countries were added up and the
sum was used as the dependent variable in this Study" (Lynn (2000b),
S.398).
Es zeigte sich, dass in den USA und Ägypten am häufigsten Trinkgeld gegeben
wird, es in Island überhaupt keine Rolle spielt und generell in den skandinavischen
Ländern wenig Bedeutung hat. Deutschland liegt nach diesem Verfahren im obe-
ren Mittelfeld.
Eine weitere Methode die Neigung zum Trinkgeldgeben festzustellen, war die
Verwendung des Ratgeber Global Road Warrior (Putzi (2000)). Dessen Angaben
verwenden Lynn und Lynn (1998), um die Neigung ein Trinkgeld zu geben, über
die Höhe, der für gewöhnlich zu gebenden Trinkgelder, zu bestimmen. Dabei wur-
de auch in die vorgeschlagene Höhe mit und ohne Bedienungsgeld unterschieden.
Viel interessanter sind die Charakteristika der Länder, die auch als unabhängige
Variablen betrachtet werden. Hierzu werden in den unterschiedlichen Arbeiten
auch unterschiedliche Faktoren verwendet. Als Basis für die Bestimmung der Di-
mensionen mit denen eine Gesellschaft bzw. ein Land charakterisierbar und un-
terscheidbar wird, dienen die empirischen Arbeiten von Barett und Eysenck
(1984), Schwartz (1994), Hofstede (1983) und McCleland (1968). In diesen Stu-
dien konnten die Autoren mit Hilfe weltweit erhobener Daten über u.a. soziale
Werte, die innerhalb der Gesellschaften verschiedener Länder von deren Mitglie-
dern vertreten werden, vier bis sechs Dimensionen ermitteln, nach denen sich die
Gesellschaften dieser Länder differenzieren lassen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832474867
ISBN (Paperback)
9783838674865
DOI
10.3239/9783832474867
Dateigröße
786 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München – Volkswirtschaft
Erscheinungsdatum
2003 (Dezember)
Note
1,0
Schlagworte
transaktionskostentheorie rational choice theorie fairness reziprozität untersuchung
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