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Personalentwicklung im Verbund kleiner und mittelständischer Unternehmen

Ein Konzeptentwurf für das Solar Info Center Freiburg

©2002 Diplomarbeit 121 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Unternehmen müssen sich permanent an neue wirtschaftliche, technologische und soziale Situationen anpassen. Für die Wissenssicherung im Unternehmen brauchen diese qualifiziertes Personal, welches die ständigen Veränderungenmitträgt und somit zum Unternehmenserfolg beiträgt. Das ‚Human Capital’ eines Menschen muss also im Unternehmen gesehen und bearbeitet und nicht als ‚Ressource’ verbraucht und ausgenutzt werden. DieseAufgabe der Wissensaneignung und der Mitarbeiterqualifikation kommt der Personalentwicklung im Unternehmen zu. Die Personalentwicklung sieht sich somit einer ständigen Herausforderung gegenübergestellt, die wechselnden und wachsenden ‚externen’ Anforderungen an Unternehmen in interne Qualifikationsmöglichkeiten für die Mitarbeiter umzuwandeln. Da aber das Wissen heutzutage auch diesem ständigen Wandel unterliegt, bedeutet es für die Personalentwicklung möglichst schnell effiziente Konzepte zu entwickeln, damit das Unternehmen an dieser Entwicklung teilhaben kann.
Kleine und Mittelständische Unternehmen haben bei dieser Wissenssicherung ein Problem, da sie nicht ausreichend finanzielle Mittel, pädagogisch qualifiziertes Personal zur Einführung von Instrumenten und die nötige Zeit mitbringen, die erforderlich wäre, um eine strategische Personalentwicklung an die Unternehmensstruktur anzubinden. Die zentrale Frage lautet daher: „Wie müssen Personalentwicklung und Weiterbildung in [kleinen und] mittelständischen Unternehmen gestaltet sein, um diesen Herausforderungen begegnen und damit einen hohen Beitrag zur Zukunftsentwicklung leisten zu können?“ Dieser Fragestellung soll mit einem Verbundkonzept für Kleine und Mittelständische Unternehmen (KMU) begegnet werden, das in dieser Ausarbeitung theoretisch wie praktisch beleuchtet wird. Der Grundgedanke bei einem Bildungsverbund für KMU ist die Synergie branchenübergreifender Unternehmen, die auf diese Weise Personalentwicklungsinstrumente in ihr Unternehmen qualifiziert und kostengünstig integrieren und sich somit auf die Kernaufgaben konzentrieren können. Das Thema wurde durch die Bearbeitung eines Artikels zum Verbundkonzept im Rahmen der Mitarbeit bei xi Experts International GmbH, einer Unternehmensberatung in Freiburg, aufgeworfen und in der konkreten Personalentwicklungsplanung für das solar info center (sic) durch diese Arbeit gestaltet.
Dabei ist es wichtig, zuerst die theoretischen Grundlagen der allgemeinen Personalentwicklung (PE) und die Besonderheit […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7411
Theuer, Carolin: Personalentwicklung im Verbund kleiner und mittelständischer
Unternehmen - Ein Konzeptentwurf für das solar info center Freiburg
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Pädagogische Hochschule Freiburg, Pädagogische Hochschule, Diplomarbeit,
2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
I
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
II
EINLEITUNG
1
I.
THEORETISCHER HINTERGRUND
1
1
Personalentwicklung
1
1.1
Lebenslanges Lernen als Grundlage für Personalentwicklung in
lernenden Organisationen
2
1.2
Geschichtliche Entwicklung und heutiger Stellenwert
4
1.3
Zum Begriff ,Personalentwicklung'
7
1.3.1
,,Der Mensch ist Mittel. Punkt."
8
1.3.2
,,Der Mensch ist Mittelpunkt."
10
1.3.3
Personalentwicklung zwischen wirtschaftlichem und sozialem
Anspruch
11
1.4
Ziele und Wege der Personalentwicklung
14
1.4.1
,Top down': bei der Führung beginnen
15
1.4.2
,buttom up': Betroffene zu Beteiligten machen
17
1.5
Aufgabenverständnis der Personalentwicklung
20
1.5.1
Horizontale Ausrichtung
24
1.5.2
Strategische Personalentwicklung
25
1.6
Strukturelle Eingliederung in Unternehmen
28
1.6.1
Externe Rahmenbedingungen
30
1.6.2
Interne Rahmenbedingungen
31
1.6.3
Rolle der Führung
33
1.7
Instrumente der Personalentwicklung
36
1.7.1
Bedarfsanalyse
37
1.7.2
Job enlargement, Job enrichment und Job rotation als
horizontale Entwicklungsmöglichkeiten
41

Einleitung
1.7.3
Potentialanalyse
44
1.7.4
Weiterbildung
47
2
Personalentwicklung in KMU
50
2.1
Geschichtliche Hintergründe
50
2.2
Abgrenzung zu Großbetrieben
52
2.3
Besonderheit für die Personalentwicklung in KMU
53
2.4
Personalentwicklung: Chance oder ,Hirngespinst`
58
3
Zusammenfassung Teil I
62
II.
PERSONALENTWICKLUNG IM VERBUND
64
4
Bespiele für PE im Verbund
64
4.1
,pew@re' als Projekt aus Mannheim
65
4.2
,Mach1'/ ,Mach2' in Herford
68
4.3
,Proregio' als Kölner Projekt
71
4.4
Der Nutzen für KMU im Bildungsverbund
75
III.
,PESIC' ­ EIN KONZEPTENTWURF FÜR DAS SOLAR INFO CENTER IN
FREIBURG
81
5
Konzept ,pesic' in Freiburg
81
5.1
xi Experts International GmbH als externer Partner
83
5.2
solar info center als Verbundrahmen
84
5.3
Vorgehensweise von ,pesic'
86
5.4
Hindernisse und deren Lösungsansätze
94
6
Resümee und Ausblick
98
7
Literatur
100

I
A
BKÜRZUNGSVERZEICHNIS
bspw.
beispielsweise
CI
Corporate Identity
d.h.
das heißt
i.d.R.
in der Regel
IW Köln
Institut der deutschen Wirtschaft Köln
km
Kilometer
KMU
kleine und mittelständische Unternehmen
MA
Mitarbeiter
max.
maximal
o.O.
ohne Ort
o.V.
ohne Verfasser
OE
Organisationsentwicklung
PE
Personalentwicklung
sic
solar info center
sog.
sogenannte
vgl.
vergleiche
WBB
Weiterbildungsbeauftragter
z.B.
zum Beispiel

Einleitung
II
A
BBILDUNGSVERZEICHNIS
Bild 1: Entwicklungsphase der PE
4
Bild 2: Doppelziel der Personalentwicklung
14
Bild 3: Maßnahmen und Aktivitäten der Personalentwicklung
20
Bild 4: Funktionszyklus der Personalentwicklung
22
Bild 5: Strategische Personalentwicklung
26
Bild 6: Stellung der Personalentwicklung im Unternehmen
29
Bild 7: Interne und externe Rahmenbedingungen der PE
32
Bild 8: drei Grundeinstellungen für Leadership
34
Bild 9: Orientierungsperspektiven für die Bedarfsermittlung
38
Bild 10: Leistungskette
46

Einleitung
1
E
INLEITUNG
Unternehmen müssen sich permanent an neue wirtschaftliche, technologi-
sche und soziale Situationen anpassen. Für die Wissenssicherung im Unter-
nehmen brauchen diese qualifiziertes Personal, welches die ständigen Ver-
änderungen mitträgt und somit zum Unternehmenserfolg beiträgt. Das ,Hu-
man Capital' eines Menschen muss also im Unternehmen gesehen und
bearbeitet und nicht als ,Ressource' verbraucht und ausgenutzt werden. Die-
se Aufgabe der Wissensaneignung und der Mitarbeiterqualifikation kommt
der Personalentwicklung im Unternehmen zu.
Die Personalentwicklung sieht sich somit einer ständigen Herausforderung
gegenübergestellt, die wechselnden und wachsenden ,externen' Anforderun-
gen an Unternehmen in interne Qualifikationsmöglichkeiten für die Mitarbeiter
umzuwandeln. Da aber das Wissen heutzutage auch diesem ständigen
Wandel unterliegt, bedeutet es für die Personalentwicklung möglichst schnell
effiziente Konzepte zu entwickeln, damit das Unternehmen an dieser Ent-
wicklung teilhaben kann.
Kleine und Mittelständische Unternehmen haben bei dieser Wissenssiche-
rung ein Problem, da sie nicht ausreichend finanzielle Mittel, pädagogisch
qualifiziertes Personal zur Einführung von Instrumenten und die nötige Zeit
mitbringen, die erforderlich wäre, um eine strategische Personalentwicklung
an die Unternehmensstruktur anzubinden. Die zentrale Frage lautet daher:
,,Wie müssen Personalentwicklung und Weiterbildung in [kleinen und] mittel-
ständischen Unternehmen gestaltet sein, um diesen Herausforderungen be-
gegnen und damit einen hohen Beitrag zur Zukunftsentwicklung leisten zu
können?" (B
IRKLE
/B
ECK
1994: 311).

Einleitung
Dieser Fragestellung soll mit einem Verbundkonzept für Kleine und Mittel-
ständische Unternehmen (KMU) begegnet werden, das in dieser Ausarbei-
tung theoretisch wie praktisch beleuchtet wird.
Der Grundgedanke bei einem Bildungsverbund für KMU ist die Synergie
branchenübergreifender Unternehmen, die auf diese Weise Personalent-
wicklungs-Instrumente in ihr Unternehmen qualifiziert und kostengünstig in-
tegrieren und sich somit auf die Kernaufgaben konzentrieren können. Das
Thema wurde durch die Bearbeitung eines Artikels zum Verbundkonzept
(siehe H
ELBICH
/E
HNES
2001: 17) im Rahmen der Mitarbeit bei xi Experts In-
ternational GmbH, einer Unternehmensberatung in Freiburg, aufgeworfen
und in der konkreten Personalentwicklungs-Planung für das solar info center
(sic) durch diese Arbeit gestaltet.
Dabei ist es wichtig, zuerst die theoretischen Grundlagen der allgemeinen
Personalentwicklung (PE) und die Besonderheit für KMU, wie es in Kapitel
I.2.3 beleuchtet wird, zu begründen. Besonderer Schwerpunkt wird dabei vor
allem auf die Ziele, das Aufgabenverständnis von PE und mögliche Instru-
mente gelegt. Die Bearbeitung der historischen Entwicklung, der Begrifflich-
keit und der strukturellen Eingliederung in Unternehmen soll im Gesamtzu-
sammenhang der theoretischen PE kurz behandelt werden, um eine umfas-
sende Übersicht zu erhalten. Die Rolle der Führung, besonders in KMU,
nimmt eine bedeutende Stellung für die PE ein und wird somit zusätzlich be-
trachtet.
KMU stellen nicht nur durch die Rolle der Führung eine Besonderheit in der
deutschen Wirtschaft dar. Die Abgrenzung zu Großbetrieben und die Beson-
derheit, die für die Personalentwicklung entstehen, sollen im Kapitel I.2 be-
schrieben werden. Dieser große Theorieblock soll zum Verständnis des zwei-

Einleitung
ten Teils beitragen, in dem mögliche Verbundkonzepte anhand von Praxis-
beispielen erläutert werden. Die Initiatoren der einzelnen Konzepte sind zu
diesem Thema in narrativen Interviews durch den Verfasser dieser Arbeit
ausführlich befragt worden. Aufgrund dieser Beispiele und Informationen wird
der allgemeine Nutzen für KMU in einem Bildungsverbund dargestellt, aber
auch mögliche Unebenheiten in der Vorgehensweise der einzelnen Konzepte
erläutert.
Im dritten Teil schließlich wird anhand der im ersten Teil erarbeiteten Grund-
lagen ein Konzeptentwurf für das solar info center (sic) Freiburg erstellt, des-
sen externer Personalentwicklungs-Verbundpartner xi Experts International
GmbH sein wird. Ziel dieser Arbeit ist die Präsentation eines zukunftsfähigen
PE-Konzeptes für KMU, welches durch Theorie der PE und KMU untermau-
ert wird. Der Konzeptentwurf dient der Unternehmensberatung xi Experts
International GmbH als Vorlage und Leitfaden für die Einführung eines Per-
sonalentwicklungsverbunds.
In den folgenden Ausführungen sind bei der Verwendung von ,,Mitarbeiter",
,,Personalentwickler" und ,,Partner" selbstverständlich stets Damen und Her-
ren gleichermaßen angesprochen.

I.1 Personalentwicklung
1
I. T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
1 Personalentwicklung
Personalentwicklung ist in der deutschen Wirtschaft zu einem mittlerweile
bekannten und in Großunternehmen häufig etablierten Konzept herange-
wachsen. Jedoch für die Etablierung in Klein und Mittelständischen Unter-
nehmen (KMU) stößt die PE auf Hindernisse, die unter anderem damit zu-
sammenhängen, dass ein falsches oder verfälschtes Bild von PE in den Köp-
fen der Unternehmensleitungen vorzufinden ist. PE gestaltet sich
umfassender als Weiterbildung, wie manche Praktiker annehmen. Dieses
Konzept beinhaltet, wie zu zeigen sein wird, mehr Instrumente als die willkür-
liche Teilnahme an Weiterbildungs-Maßnahmen.
Die Ganzheitlichkeit soll in diesem Kapitel detailliert und umfassend darge-
stellt werden. Die Umsetzung von PE in Unternehmen basiert auf dem Kon-
strukt des Lebenslangen Lernen, welches kurz angesprochen wird. Des Wei-
teren wird der Begriff PE historisch beleuchtet, definiert, sowie Ziele, Aufga-
benverständnis, Adressaten und ausgewählte Instrumente näher betrachtet.

I.1 Personalentwicklung
2
1.1
Lebenslanges Lernen als Grundlage für Personalentwicklung
in lernenden Organisationen
,,Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss. Lernen kann
man, Gott sei Dank, aber auch sein Leben lang." (Wilhelm Busch). So steht
es zum 170. Geburtstag von Wilhelm Busch auf 0,56 EUR-Briefmarken ge-
schrieben (vgl. K
IPPHOFF
2002). Er beschreibt damit das emanzipatorische
und innovative Konzept des Lebenslangen Lernen. Die Idee der Vernetzung
von Leben und Lernen herrscht schon sehr lange in den Köpfen der Men-
schen vor, wie Grundtvig, der ,,Vater der Volkshochschulen" (vgl. K
ALLEN
1997: 17) belegt. ,,Wissen ist von entscheidender Bedeutung für die persönli-
che Erfüllung. Alle Bürger sollten Zugang zu lebenslangen Bildungsmöglich-
keiten haben" (Nicolai Frederik Severin Grundtvig 1783-1872).
Allerdings seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gelangte der Begriff der
beruflichen Weiterbildung durch die sog. realistische Wende (vgl. S
EITTER
)
verstärkt in den Vordergrund. Das Konzept des Lebenslangen Lernen wurde
von verschiedenen, bildungspolitischen Organisationen getragen und in das
Denken und Handeln des 20. Jahrhunderts gebracht. Besonders beteiligt war
der Deutsche Bildungsrat mit dem ,Strukturplan des deutschen Bildungswe-
sen' sowie die internationalen Lerninitiativen OECD (Organiszation for Eco-
nomic Cooperation and Development) und die UNESCO (United Nations E-
ducational, Scientific and Cultural Organization). Das Konzept des Lebens-
langen Lernen wurde besonders durch den FAURE-Report, der von der
FAURE-Komission unter der Betreuung der UNESCO, in internationalen Bil-
dungsdiskussionen etabliert. ,,The concept that education is not a once-for all
experience (...) commenced in childhood, but a process (...) throughout life.
Live itself is a continous lerning process..." (Faure Report 1976, in B
RÖDEL
1998: 40)

I.1 Personalentwicklung
3
Nun schließt das Leben das Arbeiten mit ein und somit übernimmt die be-
triebliche Weiterbildung eine große Stelle in diesem Konzept ein. Bezogen
auf die Unternehmungen ergibt sich daraus das Profil einer ,lernenden Orga-
nisation'. ,,Der Lernprozess einer Organisation ist der Vorgang, durch den
diese sich neues Wissen und Werkzeuge aneignet und benutzt. Er vollzieht
sich auf allen Ebenen der Organisation ­ bei einzelnen und Gruppen ebenso
wie in Bezug auf das ganze System. Einzelne lernen im Zuge ihrer täglichen
Verrichtungen, insbesondere in ihren Interaktionen untereinander und mit der
Außenwelt. Das System lernt durch die Rückmeldungen aus der Umgebung
und die Vorwegnahme weiterer Veränderungen. Auf allen Ebenen wird neu
erworbenes Wissen in neue Zielsetzungen, Verfahrungsweisen und Erwar-
tungen umgesetzt" (B
ENNIS
/N
ANUS
1992: 175). Die PE übernimmt in Unter-
nehmen die Rolle zur Wissensetablierung und der damit entstehenden Mög-
lichkeit des Lebenslangen Lernens der Mitarbeiter und somit des Unterneh-
mens. Weiterhin wird durch die betriebliche Weiterbildung die Anpassung an
den technologischen, soziologischen und gesellschaftlichen Wandel gewähr-
leistet.
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird der Schwerpunkt auf das Konzept der
PE gelegt und das Konzept des Lebenslangen Lernens nicht intensiver be-
handelt. Für eine Vertiefung siehe G
ERLACH
(2000) und A
RGYRIS
/S
CHÖN
(1996), die das Lebenslange Lernen, die Entstehung und die Bedeutung für
Unternehmen ausführlich beschreiben.

I.1 Personalentwicklung
4
1.2
Geschichtliche Entwicklung und heutiger Stellenwert
Zur Einführung in das umfassende Thema der Personalentwicklung (PE) soll
hier ein kurzer geschichtlicher Abriss gegeben werden. B
ECKER
(1990: 682f)
fasst diese Entwicklung in Phasen zusammen und konzipiert somit das ,,Drei-
Phasen (Generation) ­ Schema", welches in der folgenden Grafik veran-
schaulicht ist.
Bild 1: Entwicklungsphase der PE
Quelle: B
ECKER
1990: 683
Diese Zeitübergreifende Sichtweise ermöglicht einen umfassenden Überblick
über die Entstehung hin zum heutigen Konzept, denn es knüpft, wie zu zei-
gen sein wird, Verbindungen zur Historie. Weiterhin lässt dieses Schema
eine Grundorientierung in der vielfältigen Personalentwicklungsrealität, die
aber auch Organisationsunterschiede in Konzeption und Organisation der PE
verdeutlicht, zu (vgl. M
ÜNCH
1995: 21).

I.1 Personalentwicklung
5
Die Institutionalisierungsphase besitzt einen gewissen Verwaltungscharakter.
Ein Weiterbildungsbeauftragter (WBB) oder ein Personalentwicklungsreferent
erstellt einen Seminarangebotskatalog. Was aber letztendlich an Weiterbil-
dungsangeboten im Unternehmen verwirklicht wird, hängt von der Aufge-
schlossenheit der Führungsebenen und dem Bildungswillen der Mitarbeiter
ab. Personalentwicklung pendelt in dieser ersten Generation zwischen Bil-
dung als ,Spezialklimbim und Zufallstreffer'.
Zeitlich lässt sich diese Phase der ersten realistischen Wende der 60 Jahre
im 20. Jahrhundert zuordnen. Erwachsenenbildung und damit auch die be-
triebliche Weiterbildung gelangten in den Blickpunkt. Der Schwerpunkt wurde
von der Erwachsenenbildung, also vom allgemeinen, auf alle Lebensberei-
che bezogenen Lernen, zur Weiterbildung verlagert. So erhielt das Lernen
am Arbeitsplatz eine bedeutende Stellung. Der Mensch mit seinen Fähigkei-
ten wurde erkannt und durch ,willkürliche' Weiterbildungsmaßnahmen ,on-
the-job' (z.B. Einarbeitung, etc.) und ,off-the-job' (z.B. spezielle fachliche WB)
gefördert (vgl. S
EITTER
2000: 137). Diese Weiterbildungsmaßnahmen hatten
in Bezug auf Personalentwicklung wenig Struktur und Nutzen für das Unter-
nehmen.
Die zweite Generation der PE ist durch eine Systematisierung der Personal-
entwicklungsarbeit gekennzeichnet und erhält nun einen Planungscharakter.
Die Bedarfsanalyse, Zielsetzung und kreatives Gestalten gehören zu den
Aufgaben dieser Phase. Es gibt erste Grundsätze, an denen sich die Perso-
nalentwicklungsarbeit ausrichtet. Diese Grundsätze sind für das gesamte
Unternehmen verbindlich. Dazu zählen beispielsweise:

I.1 Personalentwicklung
6
PE ist eine nicht delegierbare Managementaufgabe von hoher Priori-
tät.
PE erfolgt bedarfsorientiert.
PE berücksichtigt die Entwicklungsbedürfnisse der Mitarbeiter.
PE erfolgt auf freiwilliger Basis.
PE ist eine Kooperationsaufgabe (M
ÜNCH
1995: 21)
Diese Generation lässt sich mit der Entwicklung des Humankapitalansatzes
in Verbindung bringen. Zwei amerikanische Nobelpreisträger haben diesen
Ansatz aus dem ,Human Ressource Ansatz' heraus entwickelt. So wird be-
triebswirtschaftlich gesehen, der Mensch ,,als Ziel von Investitionen betrach-
tet, die eine Rendite erzielen" (F
RIEDMAN
/H
ATCH
/W
ALKER
1999: 235). Diese
Erkenntnis, die sich mittlerweile in die meisten Köpfe der Manager großer
Unternehmen verankert hat, musste sich einer langen historischen Entwick-
lung unterziehen. Neues Denken und Handeln bedeutet immer Veränderung
und diese bringt immer ,Unbekanntes und Gefahren' mit sich. Aus diesem
Grunde schrecken Kleine und Mittelständische Unternehmen (KMU), wie in
Kapitel I.2.3 zu zeigen sein wird, häufig vor der Integration neuer Konzepte
zurück.
Die dritte Generation besitzt einen Entwicklungscharakter, da Personalent-
wicklung nun fundamentaler Bestandteil der strategischen Unternehmens-
entwicklung ist. Personalentwicklung und Organisationsentwicklung (OE)
wirken als Integrationsverbund zusammen und ermöglichen so dem Mitarbei-
ter die Zusammenführung von Lernen und Arbeiten, Bildungs- und Produkti-
onsstätte schmelzen zusammen. Diese Generation lässt sich seit den 90er
Jahren des 20. Jahrhunderts in Deutschland erkennen.

I.1 Personalentwicklung
7
Abschließend ist zu sagen, dass die Personalentwicklung mit der betriebli-
chen Weiterbildung durch viele Entwicklungsstadien verschmolzen ist. ,,Auf-
grund der starken beruflichen Mobilität (Berufswechsel, Betriebswechsel,
Arbeitsstellenwechsel) und des raschen technologischen, ökonomischen und
sozialen Wandels [hat] die berufliche Weiterbildung insgesamt und insbe-
sondere in den Betrieben einen dominierenden Part im Spektrum außerbe-
trieblicher und innerbetrieblicher Bildungsarbeit" (M
ENTZEL
1994: 18) einge-
nommen, was für ein zukunftsorientiertes Konzept spricht. ,,Personalentwick-
lung wird heute als der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg" (
O
.V 2000: 79)
angesehen, doch ist der Begriff in der Praxis nicht immer klar definiert. Dies
soll im nächsten Kapitel geschehen.
1.3
Zum Begriff ,Personalentwicklung'
Was genau wird unter einem solchen, sich schnell entwickelnden Konzept
verstanden? Eine Fülle von Definitionen und Verständnissen kursiert zwi-
schen Wissenschaftlern und Praktikern. C
ONRADI
(1983), B
ERTHEL
(1989),
M
ENTZEL
(1994) und H
ENTZE
(1994) haben in ihren Definitionen folgende Ge-
meinsamkeiten, die den Begriff sehr gut umfassen:
PE richtet sich an alle Mitarbeiter eines Unternehmens
PE ist mitarbeiterorientiert und unternehmensorientiert
PE will berufliche Qualifikationen ausbilden und verbessern
PE richtet sich demnach unter der Berücksichtigung der Unternehmensziele,
-strategien und der Unternehmenskultur an den individuellen, beruflichen
Qualifikationen aller Mitarbeiter (MA) aus. Dieses Konzept ist also ein konti-

I.1 Personalentwicklung
8
nuierlich langandauernder Prozess, der die Verbesserung des Leistungspo-
tentials aller Unternehmensmitglieder zur Kernaufgabe hat (siehe Kapitel
I.1.5). Personalentwicklung ist darüber hinaus Ziel- und Bedarfsorientiert.
Zielorientierung umfasst eine Ausrichtung an den Bedürfnissen und Qualifi-
kationen der Mitarbeiter. Bedarfsorientierung richtet sich an den Bedarfen
und Bedürfnissen der Unternehmen aus. Auf diese Mittlerrolle der PE in ei-
nem Unternehmen wird in Kapitel I.1.4 näher eingegangen.
Um PE durchführen zu können, muss neben dem wirtschaftlichen Erfolg und
kostenaufwendige Investitionen, z.B. in die Verbesserung der Produktion,
auch der Mensch mit seinen Werten, Qualifikationen und Bedürfnissen ins
Zentrum des unternehmerischen Denkens gebracht werden. Dies fällt aber in
Rückbezug auf die Geschichte (siehe Kapitel I.1.2) nicht leicht und so sieht
sich die heutige PE immer noch einem Zwiespalt gegenüber. Denn nach
N
EUBERGER
(1994: 8) besteht dieses Konzept aus zwei sich scheinbar aus-
schließenden Faktoren: ,Personal' und ,Entwicklung', die im folgenden ge-
trennt betrachtet werden sollen.
1.3.1 ,,Der Mensch ist Mittel. Punkt."
So beschreiben B
ECK
und S
CHWARZ
(1997: 19) den Zustand, den der
Mensch lange Zeit in der Wirtschaft eingenommen hatte. Der Mensch wurde
als Produktionsfaktor analog zu den natürlichen Ressourcen wie Wind, Was-
ser, Erdöl oder betrieblichen Räumlichkeiten als beliebig verfügbar, einsetz-
bar und ersetzbar angesehen. Er war ein Mittel, ,,[das] zur Erstellung anderer
Güter und Leistungen eingesetzt wurde" (B
ROCKHAUS
Bd. 17) Der Begriff
,Personal' verinnerlicht nach N
EUBERGER
somit den Begriff Ressource. Denn
für ihn ist Personal ein Aggregat, ein Kollektiv von Personen, die in einem
Unternehmen eine passive Größe darstellen. Personal ist austauschbar und

I.1 Personalentwicklung
9
ist nicht auf den individuellen Menschen bezogen. Er schreibt weiter: ,,Aus
Personal kann man nicht Personen machen" (N
EUBERGER
1994: 8). ,,Der Ag-
gregat-Charakter von Personal kommt besser zum Ausdruck in Bezeichnun-
gen wie: der menschliche Faktor, die personale Kapazität, die Belegschaft,
der Arbeitskörper, das kombinierte Arbeitspersonal, der betriebliche Gesamt-
arbeiter, die Mannschaft, das Sozialpotential, der Produktionsfaktor Arbeit,
die human ressource (menschliche Wertstoffe, Humanvermögen) oder ­ be-
sonders verräterisch ­ das Humankapital" (N
EUBERGER
1994: 8). Er reduziert
Menschen auf ihren Unternehmenswert und setzt sie mit anderen wichtigen
Bestandteilen einer Unternehmung gleich. Der Mensch besitzt nach
N
EUBERGER
kein eigenes Potential, das entwickelt werden muss. ,,Der
Mensch ist Mittel. Punkt." (B
ECK
/S
CHWARZ
1997: 19).
Auch H
AMEL
(1989: 60) geht von einer ,,technologischen Perspektive" (vgl.
S
IEBERT
1993) aus und beschreibt den Menschen als ökonomischen Faktor,
der für die betriebliche Leistungserstellung dann eingesetzt wird, wenn
a) sein Leistungsbeitrag für die Unternehmung höher ist, als der für die
Leistungsabgabe notwendige betriebliche Aufwand und
b) sein Leistungsbeitrag nicht wirtschaftlicher von einem maschinellen
Aufgabenträger erbracht werden kann.
Diese Tatsache beinhaltet ein Defizit. Personal setzt sich aus Menschen zu-
sammen. Diese sind Individuen mit einem eigenen Willen, Wünschen, Be-
dürfnissen und einem eigenen Charakter. Aus diesem Grund ist es für die
Unternehmensleitung und besonders für die PE eine Herausforderung, ,,Per-
sonal so zu kontrollieren, dass es einerseits Freiheitsgrade hat und gleichzei-
tig durch Steuerung beherrschbar bleibt" (N
EUBERGER
1994: 10).

I.1 Personalentwicklung
10
P
OLLACK
(2001: 23) sagt dagegen: ,,Mitarbeiter sind ein Aktivum, in das inves-
tiert werden muss." Er sieht den Menschen und die Notwendigkeit, in sie und
ihre Kompetenzen zu investieren. Diese Sichtweise ermöglicht es den Unter-
nehmen, PE wirkungsvoll zu integrieren. Er nimmt dem Personal den passi-
ven Status und verbindet die Begriffe ,Personal' und ,Entwicklung'. Denn erst
die Entwicklung richtet den Blick auf den Menschen und seine Qualifikatio-
nen. ,,Personal- Entwicklung dient der fortwährenden Anpassung dieses
Systems an neue Herausforderungen" (N
EUBERGER
1994: 12).
1.3.2 ,,Der Mensch ist Mittelpunkt."
Nach dieser Aussage von B
ECK
/S
CHWARZ
(1997: 19) muss der Mensch und
seine Entwicklung in den Mittelpunkt treten. Entwicklung stellt nach
S
ATTELBERGER
(1985: 17) das Aktive an dem Begriff Personalentwicklung
dar. Er
geht davon aus, dass Personalentwicklung die Voraussetzung für die
Entwicklung der Mitarbeiter beinhalten muss. Was wird bei Personalentwick-
lung konkret entwickelt? Die häufigste Antwort nach N
EUBERGER
ist: ,,Qualifi-
kation, Einstellungen, Werte von Personen" (vgl. N
EUBERGER
1994: 39). Die
Personalentwicklung stellt für N
EUBERGER
(1994: 54) drei Auffassungen der
Entwicklung im Unternehmen zur Verfügung, auf die von Seiten der PE ein-
gegangen werden muss.
a) Ein Selbst entwickeln (Eigen-Art ausbilden)
Diese Entwicklung richtet sich nach den individuellen Fähigkeiten und der
Ausbildung des Charakters einer Person. Der Begriff Entwicklung bezieht
sich auf das menschliche Objekt: jemanden entwickeln. Der Mensch ist
Gegenstand dieser Entwicklung, ,,(er) wird von einem anderen, dass (er)
nicht selbst ist, entwickelt." (N
EUBERGER
1994: 54)
b) Sich selbst entwickeln (Eigen-Initiative ergreifen!)
Das Selbst (Das Individuum) ist hier Subjekt und Objekt zugleich, ,,in einer
zirkulären Bestimmung verändert es sich selbst: der Lehrer ist zugleich
der Lernende." (N
EUBERGER
1994: 55)

I.1 Personalentwicklung
11
Die Entmündigung, die Autonomie des Menschen wird hierbei fokussiert.
Das Ziel und der Weg sind dasselbe: Selbst-Ständigkeit. Dieses Ver-
ständnis der Eigenaktivität und Eigenverantwortung liegt allen Aufgaben
der PE zugrunde. ,,PE ist keine problemlos beziehbare Konfektionsware,
sondern muss selbst gefordert, entworfen, erarbeitet und nicht zuletzt ­
auch bezahlt werden." (N
EUBERGER
1994: 55)
c) Sich von selbst entwickeln (Eigen-Dynamik haben)
Bei dieser Auffassung steht der Entwicklungsprozess im Vordergrund. Die
Eigen-Dynamik wird betont. ,,Es gehört vielmehr zum Wesen lebender
Systeme, ständig ,in Entwicklung' zu sein; hört diese Entwicklung auf, hört
das Leben auf. Ein lebendes System kann sich nicht vorübergehend ab-
schalten und reparieren oder neu konfigurieren; Veränderungen müssen
derart sein, dass sie die laufende Re-Produktion nicht unterbrechen"
(N
EUBERGER
1994: 55).
In der Personalentwicklung werden die persönlichen Qualifikationen und Be-
dürfnisse nur in Anlehnung an die Unternehmensziele und der Strategie wei-
terentwickelt. Persönliche Fähigkeiten, wie z.B. malen, Zeichnen, Musik ma-
chen sind für die Weiterbestehung der Unternehmensziele hinderlich und die
PE mit ihren Weiterbildungsangeboten würde ins Uferlose ausarten. Für die
betriebliche Weiterbildung und die PE ist es notwendig, dass eine Begren-
zung der Entwicklungsmöglichkeiten auf die berufliche Qualifikation gegeben
ist. Diese Spannung zwischen Personal- und Persönlichkeitsentwicklung soll
im folgenden kurz diskutiert werden.
1.3.3 Personalentwicklung zwischen wirtschaftlichem und sozialem An-
spruch
Organisationen sind soziale Gebilde (Quelle). Das heißt, dass durch mensch-
liche Arbeit, soziale Interaktionen und Erfahrungen der einzelnen Mitarbeiter
eine Organisation heranwächst. Die Menschen sind, neben den Maschinen,
Infrastruktur und sozialen, politischen und finanziellen Unternehmensstruktu-
ren, die handelnden Faktoren. Aber Organisationen bestehen nicht nur aus

I.1 Personalentwicklung
12
Menschen. Aus diesem Grund kann es keine ,,Vermenschlichung der Organi-
sation" (vgl. N
EUBERGER
1994: 11) geben. Dieser Zustand bedeutet für die
PE, dass die Menschen und ihre Qualifikationen entwickelt werden müssen,
aber gleichzeitig die Weiterentwicklung des Unternehmen berücksichtigt
werden muss. Der Blick auf das Personal und auf die Personen muss für die
PE offen bleiben, damit durch das Weiterlernen der Personen eine lernende
Organisation entsteht.
Die Bedeutung der Wettbewerbsfähigkeit, Konkurrenz, Kostenkontrolle und
Produktion müssen sich für ein Unternehmen mit der Personalentwicklung
die Waage halten. Diese Balance ist die Voraussetzung für eine gute PE und
ein zukunftsorientiertes, fortschrittliches, im Sinne des lebenslangen Lernen,
Unternehmen. Diese Spannung zwischen wirtschaftlichem und sozialem
Verständnis vom Menschen im Unternehmen wird durch den Begriff ,Human
Capital' vereint.
Zum Einen sagt der ,Human Capital' Begriff aus, dass Mitarbeiter humanes
Kapital für ein Unternehmen sind, das einen ähnlichen Stellenwert wie das
Finanz- oder Technologiekapital eines Unternehmens einnimmt. Human Ca-
pital als kapital- bzw. Vermögenswert stellt, ökonomisch gesehen, ein Investi-
tionsobjekt dar, das langfristig eine Rendite in Form von Erfolg des gesamten
Unternehmen erwarten lässt (vgl. S
AUTER
2000: 8). F
RIEDMAN
/H
ATCH
/W
ALKER
(1999: 172) bezeichnen das ,Human Capital' als den überragenden Bestand-
teil im Wert eines Unternehmens, da das Finanz- und Technologiekapital
vom Menschen abhängt. Das ,,Finanz- und Technologie-Kapital [hängt] voll-
ständig [von] Human Capital [ab], während das Human Capital nur von sich
selbst abhängt. Geld und Technologie können ohne den Beitrag des Men-
schen nichts schaffen, aber Menschen können mit starkem Willen viel errei-
chen".

I.1 Personalentwicklung
13
Zum anderen bedeutet ,Human Capital', dass MA des Unternehmens huma-
nes Kapital haben. Jeder Mensch besitzt sein individuelles ,Human Capital',
wie z.B. seine Fähigkeiten, Kenntnisse, Erfahrungen. Diese stellt er dem Un-
ternehmen zur Verfügung. Durch die PE wird dieses ,Human Capital' ausge-
baut und weiterentwickelt. Diese Spannung muss von der PE gesehen und
mit Hilfe von Instrumenten bearbeitet werden. Durch diese Humanisierung
wirtschaftlicher Unternehmen kann eine erfolgreiche, strategische (siehe Ka-
pitel I.1.5.2) PE aufgebaut und integriert werden. Erst durch den Blick auf
den Menschen gelingt es Unternehmen ganzheitlich zukunftsfähig und wett-
bewerbsorientiert zu arbeiten. Die Personalentwicklung stellt somit einen
nicht zu unterschätzenden Erfolgsfaktor für Unternehmen dar. Es lässt sich
sogar sagen, dass in der heutigen Wissensgesellschaft die PE der Schlüssel
zum erfolgreichen Wissensmanagement ist.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das ,,Personalwesen zuständig [ist]
für die systematische Erfassung und Steuerung des Handelns von Menschen
unter der Bedingung geldwirtschaftlich geregelter Kooperation. Ziel des Per-
sonalwesens ist es, solche Strukturen zu schaffen, die Mitarbeiter zum Mit-
machen bewegen. Es geht nicht um den [einmalig ganzen] Menschen; Per-
sonalwesen hat im betrieblichen Kontext die Funktion, bei der Lösung des
Transformationsproblems mitzuwirken, nämlich Arbeitsvermögen zu formie-
ren und in Arbeitsleistung umzuformen. Personal ist ­ als Aggregatbegriff ­
nicht eine Versammlung individueller Persönlichkeiten, sondern ein geform-
tes System. Personal-Entwicklung dient der fortwährenden Anpassung die-
ses Systems an neue Herausforderungen" (N
EUBERGER
1994:12). Weitere
Ziele und mögliche Wege zur Zielerreichung sollen im nächsten Kapitel be-
sprochen werden.

I.1 Personalentwicklung
14
1.4
Ziele und Wege der Personalentwicklung
Einige Ziele der Personalentwicklung sind bei der Begriffserklärung schon
angedeutet worden (siehe Kapitel I.1.3). Dies zeigt, die Ganzheitlichkeit der
Personalentwicklung. Denn die Begriffsbestimmung lässt sich nicht von den
Zielen, Aufgaben oder Adressaten trennen. Die Personalentwicklung besitzt
ein Doppelziel, welches bereits angesprochen wurde und die gesamte Arbeit
der PE beeinflusst. Sie nimmt eine Mittlerfunktion zwischen der Unterneh-
mensführung und den Mitarbeitern ein.
Bild 2: Doppelziel der Personalentwicklung
Quelle: eigene Darstellung
Das oberste Ziel ist die Potentialentwicklung und Ausbildung bereits vorhan-
dener beruflicher Fähigkeiten der Mitarbeiter aller Hierarchieebenen eines
Unternehmens. Diese Arbeit geschieht immer in Abstimmung mit den Unter-
nehmenszielen, -strukturen und der Unternehmenskultur, die von den Leitbil-
dern bestimmt ist. PE muss auf der einen Seite die Bedürfnisse der Mitarbei-
ter befriedigen und sie in Einklang mit dem Unternehmen bringen. Auf der
anderen Seite gestaltet die PE die Vorstellungen und Ziele der Organisation
für die MA transparent und lebbar. PE kann nie ohne die Zustimmung der
Unternehmensführung eingesetzt werden. Zur Einführung und Etablierung
der Personalentwicklung ist es demnach äußerst wichtig, die Unternehmens-
ziele, -struktur und ­kultur sowie potentielle Möglichkeiten für den Einsatz der
Konzepte und Instrumente zu erfahren und sie einzuhalten bei der Entwick-

I.1 Personalentwicklung
15
lung aller Mitarbeiter. Die detaillierten möglichen Ziele und eventuelle Wege
dahin sollen im folgenden beleuchtet werden.
1.4.1 ,Top down': bei der Führung beginnen
,,Aus Sicht der Unternehmung geht es darum, durch Vermittlung entspre-
chender Qualifikationen den personellen Bedarf zu decken und den best-
möglichen Einsatz der Mitarbeiter im Betriebsgeschehen sicherzustellen"
(M
ENTZEL
1994: 26). Diese allgemeine Zielsetzung aus Sicht der Unterneh-
mung kann nicht immer nur durch Weiterbildungsmaßnahmen erreicht wer-
den. Generell für die konzeptionelle Arbeit der PE müssen die Fragen nach
dem Ziel (Was soll erreicht werden?) und dem Zweck (Wozu soll das Erreich-
te dienen?) beantwortet werden. Die Antworten müssen von jedem Unter-
nehmen neu gefunden werden, da es jeweils eine individuelle Bedarfssituati-
on gibt. Dieser Punkt zeigt sich besonders in der Praxis mit der Arbeit eines
externen Personalentwicklers (siehe hierzu Kapitel III.5.3). Weitere Ziele aus
Unternehmenssicht können sein:
Sicherung des notwendigen Bestandes an Fach- und Führungskräften
Erhaltung der vorhandenen Qualifikationen der Mitarbeiter
Anpassung der Qualifikationen der MA an veränderte Gegebenheiten
der Arbeitsplätze
Vorbereitung auf höherwertige Tätigkeiten
Vermittlung von Zusatzqualifikationen als Grundlage einer größeren
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Gewinnung von Nachwuchsführungskräften aus den eigenen Reihen
Größere Unabhängigkeit vom externen Arbeitsmarkt
Aufdecken von Fehlbesetzungen
Verbesserung des Leistungsverhaltens der Mitarbeiter

I.1 Personalentwicklung
16
Verbesserung des Sozialverhaltens
Vermittlung von Schlüsselqualifikationen
Erhöhung der Bereitschaft, Änderungen zu verstehen oder herbeizu-
führen. (vgl. M
ENTZEL
1994: 26f.)
Diese Ziele können nacheinander oder gleichzeitig in einem Unternehmen
auftreten; auch die Reihenfolge dieser möglichen Ziele lässt sich nicht vor-
hersagen. Die PE muss sich auf die jeweiligen Bedürfnisse des Unterneh-
mers einstellen und die Konzepte und die Vorgehensweise ganz individuell
abstimmen.
,,Der Fisch stinkt vom Kopf her", so heißt es in einem Sprichwort (B
ECK
/
S
CHWARZ
1997: 73). Vor allem Führungskräfte sollten von intensivem lebens-
langem Lernen überzeugt sein. ,,Sind sie es nicht, so sollten sie sich zumin-
dest vergegenwärtigen, dass Maßnahmen und Initiativen, hinter denen sie
nicht stehen, höchstwahrscheinlich ins Leere laufen werden" (B
ECK
/S
CHWARZ
1997: 73). Aus diesem Grunde müssen Führungskräfte Vorbildfunktion re-
flektieren und somit alle Mitarbeiter ermutigen ihnen lernend nachzufolgen.
Gerade bei der Einführung neuer Managementkonzepte, wie z.B. die Perso-
nalentwicklung in kleinen und mittelständischen Betrieben sollte die Initiative
von der Unternehmensführung ausgehen. Bei einer externen PE sollte die
Unternehmensleitung immer in die Konzeption und Durchführung einbezogen
werden, um transparente Strukturen zu schaffen und alle Mitarbeiter einzu-
beziehen. Nur mit der Unterstützung der Unternehmensführung kann eine
erfolgreiche strategische Personalentwicklung langfristig eingesetzt werden.
Der Erfolg eines Unternehmens hängt mit den Führungskräften zusammen
und deren Führungsverhalten. Denn sie steuern und initiieren Lernsituatio-
nen für sich und für alle Mitarbeiter.

I.1 Personalentwicklung
17
1.4.2 ,buttom up': Betroffene zu Beteiligten machen
Mitarbeiter müssen heutzutage in das Unternehmen eingebunden werden,
indem ihre Bedürfnisse gesehen und gefördert werden. ,,Das Potential, das
unter der Decke verkrusteter Organisationskulturen und ­strukturen in den
Köpfen der Menschen schlummert, muss geweckt und genutzt werden. Or-
ganisationen sind und werden mehr denn je auf lernfähige und motivierte
Personen, auf das engagierte Einbringen und Weiterentwickeln ihres Leis-
tungspotentials angewiesen sein" (B
ECK
/S
CHWARZ
1997: 74). Personalent-
wicklung muss auf die individuellen Wünsche der Mitarbeiter eingehen und
so für die nötige Lernbereitschaft aller sorgen. ,,Auch auf Seiten der Mitarbei-
ter kann zunächst nur generell festgehalten werden, dass die Personalent-
wicklung dazu beitragen soll, die Erwartungen und Wünsche hinsichtlich der
Möglichkeiten auf persönliche Entfaltung und berufliches Weiterkommen zu
befriedigen. Der Einzelne muss sich selbst darüber klar werden, welche lang-
fristigen Ziele er anstreben will und welche Aufgaben er im Unternehmen
voraussichtlich bewältigen kann (und will)" (M
ENTZEL
1994: 27). Hier gibt es
einen ähnlichen exemplarischen Zielkatalog:
Anpassung der persönlichen Qualifikation an die Ansprüche des Ar-
beitsplatzes
Grundlage für beruflichen Aufstieg (,,Karriereplanung")
Erhöhung der individuellen Mobilität am Arbeitsplatz
Sicherung der erreichten Stellung im Beruf und Gesellschaft
Minderung der Risiken, die sich aus dem wirtschaftlichen oder techni-
schen Wandel ergeben können
Sicherung eines ausreichenden Arbeitseinkommens
Größere Chance der Selbstverwirklichung am Arbeitsplatz durch Ü-
bernahme anspruchsvollerer Aufgaben
Erschließung und Vervollkommnung bisher ungenutzter persönlicher
Fähigkeiten
Übernahme größerer Verantwortung (vgl. M
ENTZEL
1994: 27)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832474119
ISBN (Paperback)
9783838674117
DOI
10.3239/9783832474119
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau – Erziehungswissenschaften
Erscheinungsdatum
2003 (November)
Note
2,5
Schlagworte
konzepte betriebswirtschaft netzwerk
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Titel: Personalentwicklung im Verbund kleiner und mittelständischer Unternehmen
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