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Multi-Access-Portale

Ziele, Prämissen, Geschäftsmodelle und Umsetzungsprobleme für Mobilfunknetzbetreiber

©2003 Diplomarbeit 112 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Der Mobilfunkmarkt in Deutschland hat eine lange Phase starken Wachstums hinter sich. Die Euphorie in Zusammenhang mit dem festnetzgestützten E-Commerce hat große Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung mobiler Datendienste1 geweckt. Vor diesem Hintergrund sind auch die enormen Investitionen zu sehen, die Mobilfunknetzbetreiber in die UMTS-Lizenzen getätigt haben und die nun refinanziert werden müssen.
Die ab 2000 eingeführten WAP-Dienste sind bislang jedoch wenig erfolgreich. Lange wurde nach der sogenannten „Killer-Applikation“ gesucht. Mittlerweile hat sich die Erkenntnis eingestellt, dass es die eine zentrale Anwendung nicht gibt, sondern dass es darum gehen muss, den Kunden ein ihren Bedürfnissen entsprechendes Anwendungsportfolio zu bieten. Daher wird der Entwicklung von Portalen eine zentrale Rolle zugeschrieben. Das Motto „anytime, anywhere, anyhow“ drückt dabei das Kundenbedürfnis aus, je nach Nutzungssituation, auf die gewünschten Informationen über verschiedene Kanäle und Endgeräte zugreifen zu können.
Gang der Untersuchung:
In dieser Arbeit soll ein mögliches Engagement von Mobilfunknetzbetreibern als Anbieter von Multi-Access-Portalen untersucht werden. Dazu wird diskutiert, wie entsprechende Geschäftsmodelle gestaltet und organisatorisch umgesetzt werden können, um erfolgreich zu sein.
Kapitel 2 stellt den technischen und marktlichen Hintergrund künftiger innovativer mobiler Datendienste dar. Dazu werden grundlegende Begriffe erklärt sowie die technischen Grundlagen und die Marktentwicklung des Mobilfunks beschrieben. Besondere Bedeutung im Hinblick auf die künftige Wettbewerbssituation kommt der Konvergenz von Medien, Kommunikations- und Informationstechnik zu. Am Beispiel von WAP und i-mode werden zwei bereits realisierte Konzepte mobiler Datendienste vorgestellt. Aus diesen Entwicklungen werden Implikationen für Mobilfunknetzbetreiber abgeleitet.
In Kapitel 3 zeigt das Konzept des Multi-Access-Portals auf. Nach der Darstellung grundsätzlicher Funktionen und Merkmale von Portalen werden die Besonderheiten mobiler Portale sowie technische Anforderungen an Multi-Access-Portale diskutiert.
Kapitel 4 befasst sich mit verschiedenen Aspekten von Multi-Access-Portalen zugrundeliegenden Geschäftsmodellen. Nachdem das Konzept von Geschäftsmodellen beschrieben wurde, folgen in Kapitel 4.2 verschiedene Elemente des Leistungsspektrums von Multi-Access-Portalen. Mögliche Erlösmodelle stellt […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7399
Unland, Frank: Multi-Access-Portale - Ziele, Prämissen, Geschäftsmodelle und
Umsetzungsprobleme für Mobilfunknetzbetreiber
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Universität Siegen, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... IV
Abkürzungsverzeichnis ... V
1. Problemstellung und Aufbau der Arbeit...1
2. Begriffe, Merkmale und Entwicklungen des Mobilfunkmarktes in
Deutschland...3
2.1 Begriffliche Grundlagen ...3
2.2 Technische Grundlagen des Mobilfunks ...4
2.2.1 Übertragungstechniken ...4
2.2.2 Endgeräte...6
2.3 Entwicklung des Mobilfunkmarktes ...8
2.4 Konvergenz von Medien, Telekommunikation und
Informationstechnologie...11
2.5 Der Misserfolg von GSM-basiertem WAP in Europa...13
2.6 Der Erfolg von i-mode in Japan...15
2.7 Implikationen für Mobilfunknetzbetreiber ...17
3. Begriff, Merkmale und Ziele von Multi-Access-Portalen...19
3.1 Zum Begriff des Multi-Access-Portals ...19
3.2 Funktionen und Merkmale von Portalen ...21
3.3 Besondere Merkmale mobiler Portale...23
3.4 Technische Rahmenbedingungen für Multi-Access-Portale ...26
4. Elemente von und Voraussetzungen für Geschäftsmodelle für
Multi-Access-Portale ...27
4.1 Zum Begriff des Geschäftsmodells ...27
4.2 Leistungsbeschreibung ...29
4.2.1 Grad der Offenheit des Portals unter Berücksichtigung von
Netzeffekten ...29
4.2.2 Leistungskategorien von Multi-Access-Portalen...31
4.2.2.1 Überblick...31
4.2.2.2 Connection...33

II
4.2.2.3 Content ...35
4.2.2.4 Commerce ...38
4.2.2.5 Context ...41
4.3 Erlösmodelle für Multi-Access-Portale ...41
4.3.1 Erlösformen ...41
4.3.1.1 Direkte Erlösformen ...41
4.3.1.2 Indirekte Erlösformen...45
4.3.1.2.1 Werbung...45
4.3.1.2.2 Kommissions- und Transaktionsgebühren ...48
4.3.1.2.3 Verkauf von Nutzerdaten...49
4.3.2 Erlösbeteiligung von Partnern ...50
4.3.3 Probleme der Preisfestlegung ...51
4.3.4 Bedeutung der Zahlungsabwicklung für die Umsetzung direkter
Erlösformen ...53
4.4 Voraussetzungen für die Adoption und Diffusion innovativer mobiler
Dienste...54
4.4.1 Adoptionsvoraussetzungen auf Anbieterseite ...54
4.4.1.1 Technologische Adoptionsvoraussetzungen...54
4.4.1.2 Adoptionsvoraussetzungen auf Geschäftsmodellebene ...55
4.4.2 Adoptionsvoraussetzungen auf Nutzerseite ...57
4.4.2.1 Das Konzept des Technology Acceptance Model...57
4.4.2.2 Wahrgenommene Benutzbarkeit ...57
4.4.2.3 Wahrgenommene Nützlichkeit ...60
4.4.2.4 Einstellung, Nutzungsabsicht und tatsächliche Nutzung...63
4.4.3 Diffusion in der Gesellschaft...64
4.4.3.1 Diffusionsverlauf ...64
4.4.3.2 Netzeffekte und kritische Masse ...66
5. Organisatorische Umsetzung von Geschäftsmodellen für Multi-
Access-Portale...67
5.1 Die M-Commerce Wertschöpfungskette ...67
5.1.1 Allgemeine Wertschöpfungskette des Mobilfunks ...67

III
5.1.2 Stufen der Wertschöpfung...69
5.1.2.1 Transport ...69
5.1.2.2 Mobile Services & Delivery Support...70
5.1.2.3 Mobile Interface & Applications...71
5.1.2.4 Content Creation...72
5.1.2.5 Content Packaging...73
5.1.2.6 Market Making ...73
5.1.3 Schlussfolgerungen für Mobilfunknetzbetreiber...74
5.2 Umsetzung durch den Aufbau von Wertschöpfungsnetzwerken...75
5.2.1 Ausgangssituation der Mobilfunknetzbetreiber...75
5.2.2 Allgemeine Transaktionsformen für die Leistungserstellung ...77
5.2.2.1 Grundformen...77
5.2.2.1.1 Markt ...77
5.2.2.1.2 Hierarchie...78
5.2.2.1.3 Kooperationen als Hybridformen ...78
5.2.2.2 Erklärungsansätze zur Vorteilhaftigkeit bestimmter
Transaktionsformen ...80
5.2.2.2.1 Transaktionskostentheorie ...80
5.2.2.2.2 Resource Based View of Strategy...81
5.2.2.2.3 Market Based View of Strategy ...82
5.2.3 Bildung von Wertschöpfungsnetzwerken...84
5.2.3.1 Kooperation auf horizontaler Ebene ...84
5.2.3.2 Vertikale und diagonale Kooperationsbeziehungen...87
5.2.3.2.1 Inhaltsebene...87
5.2.3.2.2 Infrastruktur und Services ...89
6. Fazit ...92
Literaturverzeichnis ...95

IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Visualisierung von Überschneidungen zwischen vier
themenrelevanten Begriffen ...3
Abbildung 2: Teilnehmermarktanteil der Mobilfunknetzbetreiber in
Deutschland, 3. Quartal 2002 ...9
Abbildung 3: Teilnehmerentwicklung im deutschen Mobilfunknetz ...10
Abbildung 4: Struktur eines Multi-Access-Portals...32
Abbildung 5: Dienste-Portfolio ...33
Abbildung 6: Technology Acceptance Model...57
Abbildung 7: Motive für die Nutzung von M-Commerce-Angeboten...61
Abbildung 8: Unterschiede zwischen mobiler und stationärer
Internetnutzung ...63
Abbildung 9: Erwarteter Diffusionsverlauf von UMTS in Deutschland ...65
Abbildung 10: Traditionelle Mobilfunk-Wertschöpfungskette ...68
Abbildung 11: Erweiterte M-Commerce Wertschöpfungskette ...69
Abbildung 12: Kooperations- und Netzwerkmerkmale...79
Abbildung 13: Triebkräfte des Branchenwettbewerbs ...83

V
Abkürzungsverzeichnis
cHTML
Compact Hypertext Markup Language
EDGE
Enhanced Data for GSM Evolution
GPRS
General Packed Radio Service
GSM
Global System for Mobile Communications
HSCSD
High Speed Circuit Switched Data
IMT-2000
International Mobile Telecommunication Standard 2000
MMS
Multimedia Messaging System
PDA
Personal Digital Assistant
SIM
Subscriber
Identification Module
SMS
Short Message System
UMS
Unified Messaging System
UMTS
Universal Mobile Telecommunication System
VMN Virtueller
Mobilfunknetzbetreiber
WAP
Wireless Application Protocol
WASP
Wireless Application Service Provider
WLAN
Wireless Local Area Network
WML
Wireless Markup Language
XML
eXtensible Markup
Language

1
1. Problemstellung und Aufbau der Arbeit
Der Mobilfunkmarkt in Deutschland hat eine lange Phase starken Wachs-
tums hinter sich. Die Euphorie in Zusammenhang mit dem festnetzgestütz-
ten E-Commerce hat große Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Ent-
wicklung mobiler Datendienste
1
geweckt. Vor diesem Hintergrund sind
auch die enormen Investitionen zu sehen, die Mobilfunknetzbetreiber in
die UMTS-Lizenzen getätigt haben und die nun refinanziert werden müs-
sen.
Die ab 2000 eingeführten WAP-Dienste sind bislang jedoch wenig erfolg-
reich. Lange wurde nach der sogenannten "Killer-Applikation" gesucht.
Mittlerweile hat sich die Erkenntnis eingestellt, dass es die eine zentrale
Anwendung nicht gibt, sondern dass es darum gehen muss, den Kunden
ein ihren Bedürfnissen entsprechendes Anwendungsportfolio zu bieten
(vgl. Röttger-Gerigk 2002, 24). Daher wird der Entwicklung von Portalen
eine zentrale Rolle zugeschrieben (vgl. Ziegler/Adam 2001, 12). Das Mot-
to "anytime, anywhere, anyhow" drückt dabei das Kundenbedürfnis aus, je
nach Nutzungssituation, auf die gewünschten Informationen über ver-
schiedene Kanäle und Endgeräte zugreifen zu können (vgl. Ziegler/Adam
2001, 24).
In dieser Arbeit soll ein mögliches Engagement von Mobilfunknetzbetrei-
bern als Anbieter von Multi-Access-Portalen untersucht werden. Dazu wird
diskutiert, wie entsprechende Geschäftsmodelle gestaltet und organisato-
risch umgesetzt werden können, um erfolgreich zu sein.
Kapitel 2 stellt den technischen und marktlichen Hintergrund künftiger in-
novativer mobiler Datendienste dar. Dazu werden grundlegende Begriffe
erklärt sowie die technischen Grundlagen und die Marktentwicklung des
Mobilfunks beschrieben. Besondere Bedeutung im Hinblick auf die künfti-
1
Der Begriff Dienst soll im Folgenden als geschlossener, in sich nutzbarer Funktions-
oder Inhaltsbaustein interpretiert werden (vgl. Rawolle/Kirchfeld/Hess 2002, 342).

2
ge Wettbewerbssituation kommt der Konvergenz von Medien, Kommuni-
kations- und Informationstechnik zu. Am Beispiel von WAP und i-mode
werden zwei bereits realisierte Konzepte mobiler Datendienste vorgestellt.
Aus diesen Entwicklungen werden Implikationen für Mobilfunknetzbetrei-
ber abgeleitet.
In Kapitel 3 zeigt das Konzept des Multi-Access-Portals auf. Nach der
Darstellung grundsätzlicher Funktionen und Merkmale von Portalen wer-
den die Besonderheiten mobiler Portale sowie technische Anforderungen
an Multi-Access-Portale diskutiert.
Kapitel 4 befasst sich mit verschiedenen Aspekten von Multi-Access-
Portalen zugrundeliegenden Geschäftsmodellen. Nachdem das Konzept
von Geschäftsmodellen beschrieben wurde, folgen in Kapitel 4.2 ver-
schiedene Elemente des Leistungsspektrums von Multi-Access-Portalen.
Mögliche Erlösmodelle stellt Kapitel 4.3 dar. Vor dem Hintergrund des bis-
lang weitgehend ausgebliebenen Erfolgs mobiler Datendienste in
Deutschland und Europa soll in Kapitel 4.4 der Frage nach den Voraus-
setzungen für die Adoption und Diffusion innovativer mobiler Dienste
nachgegangen werden.
Kapitel 5 thematisiert die organisatorische Umsetzung von Geschäftsmo-
dellen für Multi-Access-Portale. In Kapitel 5.1 werden Multi-Access-Portale
in ein Modell einer neuen Mobile Commerce Wertschöpfungskette einge-
ordnet. Aufgrund der komplexeren Struktur der Wertschöpfung gewinnt die
Frage der interorganisationalen Zusammenarbeit an Bedeutung. In Kapitel
5.2 wird untersucht, welche Transaktionsformen in den verschiedenen
Wertschöpfungsbereichen für Mobilfunknetzbetreiber als Anbieter von
Multi-Access-Portalen geeignet erscheinen.
Abschließend werden die Erkenntnisse zusammenfasst und Handlungs-
empfehlungen für Mobilfunknetzbetreiber abgeleitet.

3
2. Begriffe, Merkmale und Entwicklungen des Mobil-
funkmarktes in Deutschland
2.1 Begriffliche Grundlagen
Um die verschiedenen mobilen digitalen Dienste zusammenzufassen,
werden in Analogie zu den Termini Electronic Business/Electronic Com-
merce häufig die Begriffe Mobile Business (M-Business) und Mobile
Commerce (M-Commerce) verwandt.
So definieren Reichwald/Meier/Fremuth (2002, 8) M-Business als "...die
Gesamtheit der über ortsflexible, datenbasierte und interaktive Informati-
ons- und Kommunikationstechnologien ... abgewickelten Geschäftspro-
zesse." und M-Commerce als "...die Gesamtheit der über ortsflexible, da-
tenbasierte und interaktive Informations- und Kommunikationstechnolo-
gien marktmäßig ausgetauschten Leistungen".
Mobile Business und Mobile Commerce lassen sich damit, wie in Abbil-
dung 1 dargestellt, jeweils als Teilmengen von Electronic Business und
Electronic Commerce auffassen (vgl. Gerpott 2002, 50). Die Besonderheit
liegt in dem Einsatz mobiler Endgeräte, die einen drahtlosen Zugang zu
einem öffentlichen Mobilfunknetz ermöglichen. Durch die Voraussetzung
der Datenbasiertheit sollen reine mobile Sprachkommunikationsdienste
aus den Definitionen ausdrücklich ausgeschlossen werden.
1
4
3
2
1
4
2
3
= Electronic Business
= Electronic Commerce
= Mobile (Electronic) Business
= Mobile (Electronic Commerce)
Abbildung 1: Visualisierung von Überschneidungen zwischen vier themenrelevan-
ten Begriffen (in Anlehnung an Gerpott 2002, 50)

4
Basieren diese Geschäftsprozesse auf dem Internet, kann man auch vom
mobilen Internet sprechen (vgl. Schmidt 2003, 182).
2
2.2 Technische Grundlagen des Mobilfunks
2.2.1 Übertragungstechniken
In den 80er Jahren gab es in Europa eine Vielzahl von untereinander in-
kompatiblen analogen Mobilfunknetzen (vgl. Lehner 2002, 31).
Heute ist das von mehreren europäischen Ländern entwickelte, in
Deutschland seit etwa 1995 flächendeckend verfügbare, Global System
for Mobile Communication (GSM) das am weitesten verbreitete Mobilfunk-
system der Welt mit ca. 787 Millionen Teilnehmern in 190 Ländern (vgl.
GSM Association 2003).
Neben der reinen Sprachübermittlung ist über GSM auch eine digitale Da-
tenübertragung mit einer Bandbreite von bis zu 9,6 Kbit/s möglich. Dies ist
deutlich langsamer als z. B. die 56 Kbit/s, die eine stationäre Internetver-
bindung über ein analoges Modem erlaubt. Da es sich bei GSM um soge-
nannte leitungsvermittelte Verbindungen handelt, belegt eine Datenver-
bindung für die gesamte Verbindungsdauer exklusiv einen ganzen Kanal,
unabhängig davon, ob tatsächlich Daten übertragen werden oder nicht.
Dies führt zu einer sehr ineffizienten Nutzung der verfügbaren Bandbreiten
und zu hohen Verbindungskosten. Darüber hinaus treten lange Verbin-
dungsaufbauzeiten auf (vgl. Gerpott 2002, 47-48).
Auf Basis von GSM hat es mit EDGE, HSCSD und GPRS eine Reihe von
Weiterentwicklungen gegeben, von denen für den europäischen Massen-
markt aber nur GPRS relevant ist (vgl. Durlacher Research 2001, 53).
GPRS erlaubt eine maximale Bandbreite von 171,2 Kbit/s, wovon prak-
2
Für kabelgebundene Telekommunikationsverbindungen zum Internet, z.B. über den PC,
wird im Folgenden der Begriff ,,stationäres Internet" verwendet.

5
tisch aber nur 26,8 Kbit/s bis 56 Kbit/s erreicht und von den Mobilfunk-
netzbetreibern angeboten werden. Bei GPRS handelt es sich um ein so-
genanntes paketvermittelndes System. Dies führt zu einer hohen Res-
sourceneffizienz durch impulsweise Aufteilung des Datenverkehrs in einer
Zelle. Für den Anwender hat dies neben der schnelleren Datenübertra-
gung den Vorteil, dass das Endgerät ohne speziellen Verbindungsaufbau
jederzeit empfangsbereit ist, und eine Abrechnung auf Basis des tatsäch-
lich anfallenden Datenverkehrs möglich ist (vgl. Gerpott 2002, 48).
Voraussichtlich bis Ende 2003 werden in Deutschland die ersten Mobil-
funknetzbetreiber den Regelbetrieb von Mobilfunknetzen aufnehmen, die
auf dem Standard UMTS basieren, der Teil der weltweiten Standardfamilie
IMT-2000 ist. UMTS ist in seiner Grundarchitektur schon auf breitbandige
digitale Datenübertragung ausgelegt und erlaubt so höhere Bandbreiten,
eine höhere Übertragungsqualität sowie bessere Sicherheitsmechanismen
(vgl. Lehner 2003, 65). Theoretisch sind bei stationären Endgeräten Da-
tenübertragungsraten von bis zu zwei Mbit/s, bei mobilen Endgeräten bis
zu 384 Kbit/s möglich. In der Praxis wird für die ersten Jahre eine Be-
schränkung auf 144 Kbit/s erwartet (vgl. Gerpott 2002, 49). Da die Funk-
zellen bei UMTS kleiner sind als bei GSM/GPRS, erhöht sich auch die
Genauigkeit, mit der Geräte lokalisiert werden können (vgl. Ballon et al.
2001, 23).
In Deutschland sind in einem Versteigerungsverfahren im Jahr 2000 Li-
zenzen für den Betrieb von UMTS Netzen an sechs Unternehmen für ins-
gesamt ca. 50,8 Mrd. Euro vergeben worden. Neben den vier bereits in
Deutschland operierenden GSM-Netzbetreibern haben die Unternehmen
Mobilcom Multimedia (Eigentümer: Mobilcom, France Télécom) und Group
3G (Eigentümer: Telefónica, Sonera) Lizenzen erworben (vgl. Lehner
2003, 74). Beide haben jedoch inzwischen ihr Engagement im deutschen
UMTS-Markt gestoppt. Zusätzlich zu den Lizenzgebühren wird jeder An-
bieter ca. fünf Mrd. Euro in den Aufbau der Netzinfrastruktur investieren
müssen (vgl. Sürtenich 2002, 236). Die Lizensierungsbedingungen sehen

6
vor, dass die Netzbetreiber mit ihren Netzen innerhalb von fünf Jahren
50% der Bevölkerung abdecken (vgl. RegTP 2000, 3).
Der Netzaufbau konzentriert sich zunächst auf Ballungsräume. Daher
müssen Mobilfunknutzer in Gebieten, in denen UMTS noch nicht verfüg-
bar ist, mit ihren Geräten weiter auf das GSM-Netz zugreifen können. Dur-
lacher Research (vgl. 2001, 60) skizziert darüber hinaus eine Multi-
Netzwerk-Umgebung, in der UMTS, GSM sowie WLAN und Bluetooth in-
tegriert werden, und je nach Standort und Nutzungssituation automatisch
die effizienteste Übertragungsform gewählt wird.
2.2.2 Endgeräte
Die Gerätehersteller stehen vor der Herausforderung, dass immer mehr
Funktionalitäten von mobilen Geräten erwartet werden.
Durlacher Research (vgl. 2001, 63) unterscheidet vier Funktionalitätsbe-
reiche neben den Kernfunktionen Sprach- und Datenübertragung:
Business (z.B. komfortable Texteingabe, Kalender, Dokumentenbear-
beitung)
Multimedia (z.B. Video, Musik, großer Bildschirm, Kamera)
Lifetool (z.B. elektronische Brieftasche, Ausweis, Schlüssel)
Gaming-Device (z.B. komfortable Spielsteuerung, spezielle Grafik- und
Sound-Chips, leistungsfähigere Prozessoren)
Bei der Umsetzung dieser Funktionalitäten sind zwei verschiedene Trends
zu beobachten (vgl. Seidl et al. 2001, 34-35).
Ein Ansatz ist die Konzentration von möglichst vielen Funktionen in einem
mobilen Universalgerät. Dies ermöglicht es, die Zahl der mit sich getrage-
nen Geräte zu senken und ein einheitliches Speichermedium zu nutzen.
Allerdings stehen dem eine hohe Komplexität sowie Begrenzungen im

7
Hinblick auf Bedienung, Baugröße, Prozessorleistung und Stromversor-
gung entgegen.
Die Alternative ist eine Vielzahl von miteinander kommunizierenden Spe-
zialgeräten wie z.B. Musikspieler, Digitalkameras und Telefone. Dies ver-
ringert zunächst die Flexibilität, da für jeden Zweck das entsprechende
Gerät mit sich geführt werden muss. Dagegen verringern sich die Anforde-
rungen an Komplexität und Leistungsfähigkeit. Die Benutzerschnittstelle
der Geräte kann auf den jeweiligen Zweck hin optimiert werden.
Heutige mobile Endgeräte sind im Wesentlichen Notebooks, Mobiltelefo-
ne, PDAs und Smartphones.
Notebooks erfüllen im Wesentlichen alle Funktionen eines normalen PC.
Über ein Handy oder eine Funksteckkarte können sie mit dem Mobilfunk-
netz verbunden sein. Dabei steht die Datenkommunikation im Vorder-
grund. Im Vergleich zu anderen mobilen Geräten sind Baugröße und Ge-
wicht bei Notebooks sehr hoch und die Akkulaufzeiten sehr kurz (vgl. Wie-
cker 2002, 406-407).
Mobiltelefone (Handys) dienen heute vorwiegend der Sprachkommunika-
tion. Nahezu alle heute verkauften Mobiltelefone erlauben einen Internet-
zugriff über das Wireless Application Protokol (WAP). Viele Mobiltelefone
sind mit Applikationen zum Personal Information Management (PIM) wie
Kalender- oder Adressbuchfunktionen ausgestattet. Über die Programm-
plattform Java können auf einigen Gerätetypen zusätzliche Anwendungen
installiert werden. Seit 2001 kommen zunehmend Mobiltelefone auf den
Markt, die farbige Grafiken und Video darstellen, Musik wiedergeben und
über eine integrierte Digitalkamera Fotos aufnehmen und versenden kön-
nen. Engpassfaktoren bei Mobiltelefonen sind vor allem das kleine Dis-
play, die beschränkten Eingabemöglichkeiten sowie Begrenzungen bei
Prozessorleistung und Speicherplatz (vgl. Wiecker 2002, 407-412).

8
Personal Digital Assistents (PDAs) sind tragbare elektronische Organizer,
die durch eine flexible Speicherverwaltung und leistungsfähige Prozesso-
ren neben Terminplaner, Adressverzeichnis und Aufgabenliste mit einer
Vielzahl von Anwendungen ausgestattet werden können. Die Datenkom-
munikation erfolgt direkt über Funkmodule oder durch Infrarot- bzw. Blue-
tooth-Verbindung zu einem Mobiltelefon (vgl. Wiecker 2002, 413-416).
Smartphones stellen eine Kombination aus Handys und PDAs dar. Tele-
fonfunktionalität eines Mobiltelefons und die Anwendungsvielfalt eines
PDA sind in einem Gerät kombiniert. Diese Geräte sind jedoch größer als
normale Mobiltelefone und haben eine kürzere Akkulaufzeit (vgl. Wiecker
2002, 417).
Je mehr Softwareanwendungen in mobile Endgeräte integriert werden,
desto wichtiger wird auch die Rolle des verwendeten Betriebsystems. Zur
Zeit konkurrieren bei PDAs und Smartphones vor allem die Betriebssys-
teme von Symbian (57% Marktanteil in 2002), Palm (20%) und Microsoft
(20%) miteinander (vgl. Wilkens 2002).
Im Vergleich zu Personal Computern sind die Darstellungsmöglichkeiten
und Verarbeitungskapazitäten von mobilen Endgeräten (mit Ausnahme
der Notebooks) stark eingeschränkt und sehr heterogen. Außerdem sind
Eingabeschnittstellen weniger komfortabel.
2.3 Entwicklung des Mobilfunkmarktes
Mobilfunknetzbetreiber "organisieren und überwachen den Netzbetrieb,
sie werben die Kunden, offerieren Telekommunikationsdienste und erstel-
len Kundenabrechnungen" (Büllingen/Wörter 2000, 20). In Deutschland
gibt es zur Zeit vier Betreiber von GSM-Netzen, die auch alle UMTS-
Lizenzen erworben haben und ein entsprechendes Netz aufbauen. Ihre
Marktanteile gibt Abbildung 2 wieder.

9
T-Mobile
41,8%
Vodafone
38,3%
O2
7,5%
E-Plus
12,4%
Abbildung 2: Teilnehmermarktanteil der Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland, 3.
Quartal 2002 (vgl. NFO Infratest 2003, 108)
Daneben gibt es eine Reihe von Service-Providern, die über keine eige-
nen Netze verfügen, sondern Kapazitäten von Mobilfunknetzbetreibern
erwerben und an Endkunden weiterveräußern, ohne jedoch selbst Mobil-
funkdienste gestalten zu können (vgl. Lehner 2003, 270).
UMTS-Netze bieten darüber hinaus Unternehmen die Möglichkeit, als so-
genannte Virtuelle Mobilfunknetzbetreiber (VMN) Netztransportkapazitäten
von UMTS-Lizenzinhabern zu mieten. Im Gegensatz zu den Service-
Providern erhalten VMN eine eigene Netzbetreiberkennzahl und können
netznahe Zusatzdienste selber gestalten (vgl. Gerpott 2002, 53).
Ende 2002 gab es in Deutschland 59,2 Millionen Mobilfunkteilnehmer, was
einer Penetrationsrate von 71,7% entspricht (vgl. RegTP 2003, 25). Abbil-
dung 3 zeigt die Entwicklung der Mobilfunknutzerzahlen seit 1992.

10
Abbildung 3: Teilnehmerentwicklung im deutschen Mobilfunknetz (RegTP 2003, 25)
Der kumulierte Gesamtumsatz der deutschen Mobilfunknetzbetreiber stieg
2002 im Vergleich zum Vorjahr um 2,8% auf 23,7 Mrd. Euro. Die Steige-
rung um 17% auf 32 Mrd. Gesprächsminuten trug, aufgrund sinkender
Verbindungspreise, jedoch nicht maßgeblich zu diesem Umsatzwachstum
bei. Dagegen stieg der Anteil der Datendienste am Gesamtumsatz deut-
lich an (vgl. RegTP 2003, 26-27). So macht der Anteil der Datendienste
am Umsatz bei T-Mobile in Europa mittlerweile 16,5% aus. Bis Ende 2003
soll er auf 20% steigen (vgl. Visser 2003).
Analysten sehen eine baldige Sättigung des klassischen Sprachtelefonie-
Marktes voraus. Steigender Wettbewerb zwischen den Mobilfunknetz-
betreibern werde zudem weiter Druck auf die Preise für Sprachtelefonie
ausüben, so dass der durchschnittliche Kundenumsatz sinken wird (vgl.
Durlacher Research 2001, 22). Weitere Wachstumschancen werden da-
gegen bei mobilen Datendiensten gesehen, deren Anteil an den Gesamt-
erlösen im Mobilfunk in Europa mit über 44 Mrd. USD bis 2006 bei über
30% liegen soll (vgl. NFO Infratest 2003, 332). Für Deutschland werden
für 2006 ca. 7,9 Mrd. USD erwartet (vgl. NFO Infratest 2003, 334).

11
2.4 Konvergenz von Medien, Telekommunikation und In-
formationstechnologie
Unter Konvergenz zwischen den Bereichen Medien, Telekommunikation
und Informationstechnologie kann mit Wirtz (vgl. 2001, 136-137) das Zu-
sammenwachsen ehemals voneinander getrennter Branchen verstanden
werden. Dies umfasst die Zusammenführung einzelner Wertschöpfungs-
bereiche sowie eine Annäherung der Technologien und Märkte. Die Ab-
grenzung der relevanten Märkte wird damit schwieriger und es stoßen
neue Wettbewerber aus bislang getrennten Märkten hinzu.
Wirtz führt diese Konvergenzentwicklung vor allem auf drei Determinanten
zurück (vgl. 2001, 137):
1. Technologische Innovation: Durch die Digitalisierung können Informa-
tionen sektorübergreifend verarbeitet werden. Die Leistungssteigerung
der Übertragungsgeschwindigkeiten und -kapazitäten erlaubt intelligen-
te Netzwerkstrukturen und neue Interaktionsmöglichkeiten.
2. Deregulierung der Medien-, Telekommunikations-, und Informations-
technologiemärkte: Insbesondere die Liberalisierung der Telekommu-
nikationsmärkte ermöglichte neue Wettbewerbsstrukturen und den
Einstieg ehemals branchenfremder Unternehmen in diese Märkte.
3. Veränderungen der Nutzerpräferenzen: Individualisierung sowie die
gewünschte Vernetzung der Informations- und Kommunikationsmittel
bewirken einen Trend zu systemischen Lösungen in Form von integ-
rierten Informations- und Kommunikationsangeboten.
Zerdick et al. (vgl. 2001, 141) sehen in der Konvergenzentwicklung eine
Verstärkung der strukturellen Kopplungen der beteiligten Wertschöpfungs-
ketten, d. h. Nachfrageentwicklungen der Sektoren beeinflussen sich ge-
genseitig positiv. Eine strukturelle Kopplung zwischen Technologie und
gesellschaftlicher Entwicklung stellen die zunehmende Verfügbarkeit mo-
biler Kommunikationstechnologien und die steigende Mobilität in der Ge-
sellschaft dar. Eine Konsequenz ist der Wunsch der Kunden nach orts-

12
und zeitunabhängiger Verfügbarkeit von Informations- und Unterhaltungs-
angeboten (vgl. Ziegler/Adam 2001, 22).
Durch die Konvergenzentwicklung nähern sich die in den vormals getrenn-
ten Branchen erstellten Produkte hinsichtlich ihrer Funktionalitäten an,
wodurch ein horizontales Wettbewerbsverhältnis zwischen diesen Unter-
nehmen entsteht (vgl. Borowicz/Scherm 2000, 3). So konkurrieren auf
Endgeräteebene Hersteller von PDAs zunehmend mit den Herstellern von
Mobiltelefonen und Smartphones.
Dadurch, dass sich die Wertschöpfungsketten der Branchen verbinden,
entstehen neue vertikale Wettbewerbsbeziehungen und Unternehmen
konkurrieren zunehmend um ihren Anteil an der Wertschöpfung (vgl. Bo-
rowicz/Scherm 2000, 3).
Auf der Netzebene führt die Konvergenz der Telekommunikation mit der
Informationstechnologie dazu, dass die über den reinen Datentransport
hinausgehenden Service- und Applikationsdienste künftig nicht mehr nur
von Mobilfunknetzbetreibern, sondern auch von anderen Rechenzentren
und virtuellen Netzbetreibern angeboten werden können. Die reinen Netz-
dienste werden damit zunehmend zu einem Commodity-Gut mit niedrigen
Margen. Da vermutet wird, dass das Geschäft mit Inhalten erlösträchtiger
ist, engagieren sich die Netzbetreiber zunehmend auch in diesem Bereich.
Dabei stehen sie mit Unternehmen aus dem Medienbereich sowohl in ho-
rizontaler wie auch vertikaler Beziehung (vgl. Sürtenich 2002, 241).
Während die Konvergenzentwicklung auf der technischen Ebene der Me-
dienproduktion durch die Digitalisierung bereits eine starke Relevanz hat,
wird dies auf der Ebene der Distribution und Nutzung noch kritisch gese-
hen (vgl. Hass 2002, 33). Es wird nicht erwartet, dass bestehende Medien
von einem neuen ,,Universalmedium" ersetzt werden, sondern dass auch
weiterhin die unterschiedlichen Spezifika verschiedener Medien für die
Nutzung eine Rolle spielen werden. Die durch die Digitalisierung bedingte
Loslösung der Inhalte von ihren angestammten Medien könnte gleichwohl

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dazu führen, dass es keiner generellen Entscheidung des Anbieters mehr
bedarf, über welches Medium ein Inhalt vertrieben wird, sondern die Wahl
des geeigneten Mediums situativ durch den Nutzer erfolgt (vgl. Hass
2002, 35).
2.5 Der Misserfolg von GSM-basiertem WAP in Europa
Das Wireless Application Protocoll (WAP) ist ein offener, unabhängiger
Standard, der vom WAP-Forum definiert wurde, dem über 630 Mitglieder
angehören, darunter fast alle Hersteller von mobilen Endgeräten (vgl. Die-
derich et al. 2001, 81). Es handelt sich dabei um ein Übertragungsproto-
koll, das das Aufsetzen von mobilen Applikationen auf mobile Endgeräte
ermöglicht. Ein Kernelement ist die Wireless Markup Language (WML),
eine Seitenbeschreibungssprache zur optimierten Darstellung von Inter-
net-Inhalten auf kleinen Handy-Displays (vgl. Seidl et al. 2001, 24).
WAP wurde im Frühjahr 2000 in Deutschland eingeführt und trug Mitte
2001 ca. 1-2% zum Gesamtumsatz der Mobilfunknetzbetreiber bei (vgl.
Seidl 2001, S. 24).
Dem Mobinet Index von A.T. Kearney zufolge nimmt die Verbreitung von
WAP-fähigen Mobiltelefonen stetig zu. So verfügen in Europa im Juni
2002 rund 45% (Januar 2001: 33%) aller Mobilfunknutzer über ein geeig-
netes Endgerät. Der Anteil der Besitzer eines solchen Gerätes, die dieses
für den Zugriff auf das Internet nutzen, geht dabei jedoch von 25% auf
18% deutlich zurück. In Deutschland ging dieser Anteil von 18% auf 14%
zurück (vgl. A.T. Kearney 2002, 10-11).
Die wichtigsten Gründe, die Nutzer für ihre Unzufriedenheit mit WAP an-
führen, sind hohe Kosten, niedrige Übertragungsgeschwindigkeit, schwie-
rige Bedienung, Unzuverlässigkeit der Dienste, fehlende Anwendungen
und die begrenzten Darstellungsmöglichkeiten (vgl. Lehner 2003, 243).

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Während die technischen Fragen von WAP theoretisch geklärt zu sein
schienen, treten in der praktischen Anwendung zahlreiche Probleme auf.
So dauert der Verbindungsaufbau sehr lange und die Verbindung wird
häufig unterbrochen (vgl. Horster 2002, 62). Hohe Kosten ergeben sich
aus der GSM-bedingten zeitabhängigen Abrechnung von ca. 0,20 Euro
pro Minute (vgl. Büllingen/Stamm 2002, 48).
Diesen Kosten stand in Augen der Nutzer häufig kein Mehrwert zu ande-
ren Informationsquellen wie dem stationären Internet gegenüber. Indem
WAP häufig als "Internet über das Handy" angepriesen wurde, wurden
Erwartungen geweckt, die aufgrund technischer Beschränkungen nicht
erfüllt werden konnten und zu Enttäuschung bei den Anwendern führten
(vgl. Friedrich et al. 2001, 21). Es fehlten lange Zeit Anwendungen, die auf
spezifische mobile Nutzungssituationen zugeschnitten waren (vgl. Seidl
2001, 25). Häufig beschränkten sich die Anbieter darauf, existierende
Webangebote ohne konzeptionelle Bearbeitung auf WAP zu übertragen.
Aufgrund der beschränkten Eingabemöglichkeiten waren die Interfaces oft
zu kompliziert und verlangten zu viele Schritte, um zur gewünschten Seite
zu gelangen (vgl. Horster 2002, 62). Gleichzeitig gab es lange Zeit kein
System zur nutzungsabhängigen Bezahlung der Content-Anbieter, wo-
durch für diese die Anreize, WAP-Angebote aufzubauen, gering blieben
(vgl. Behnke 2002, 71).
Eine Reihe der Probleme von WAP werden durch neue Technologien wie
die paketvermittelnde Übertragung über GPRS und Endgeräte mit größe-
ren und farbigen Displays zumindest teilweise behoben. Auch sind die
Mobilfunknetzbetreiber dazu übergegangen, die Content-Anbieter an den
Umsätzen zu beteiligen. Nennenswerte Umsätze werden jedoch erst mit
der Einführung und Diffusion von UMTS erwartet (vgl. Slodczyk 2002).

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2.6 Der Erfolg von i-mode in Japan
Der 1999 von NTT DoCoMo in Japan eingeführte Datendienst i-mode ba-
siert auf einem paketvermittelnden Netz mit einer Übertragungsgeschwin-
digkeit von 9,6 Kbit/s. Die an HTML angelehnte Seitenbeschreibungsspra-
che cHTML erlaubt auch farbige und animierte Grafiken (vgl. Seidl et al
2001, 26).
Im April 2003 nutzten über 37 Millionen Japaner i-mode. Dies entspricht
etwa 84% der NTT DoCoMo Kunden (vgl. NTT DoCoMo 2003a). Nach der
Einführung von i-mode ist die sogenannte Churn-Rate, die Absprungrate
von Kunden, bis Anfang 2001 von 1,75% auf 1,22% gesunken (vgl. Behn-
ke 2002, 70).
Die Kunden zahlen eine monatliche Grundgebühr für die Bereitstellung
des Dienstes und verschiedener Basisleistungen. Zusätzlich können Pre-
miumdienste für einen monatlichen Pauschalbetrag abonniert werden.
Dazu kommen Übertragungskosten, die nach Datenpaketen abgerechnet
werden (vgl. Ziegler/Adam 2001, 76). Damit trägt i-mode mit ca. 1680 Yen
etwa 21% des durchschnittlichen Umsatzes pro Kunde bei (vgl. NTT Do-
CoMo 2003a).
Die Inhalte werden nicht von NTT DoCoMo selbst, sondern durch zahlrei-
che Content-Partner zur Verfügung gestellt. Im März 2003 stehen bei
i-mode über 3.400 offizielle Dienste zur Verfügung sowie über 62.000 un-
abhängige Sites (vgl. NTT DoCoMo 2003b). Für die offiziellen Partner
übernimmt NTT DoCoMo Abrechnung, Kundenservice, die Organisation
des Portalmenüs und die Bereitstellung bestimmter Basis-Applikationen.
Dafür behält NTT DoCoMo 9% der Inhalteumsätze ein (vgl. Behnke 2002,
83).

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NTT DoCoMo unterteilt die Dienste neben Mail in vier Kategorien (vgl.
NTT DoCoMo 2003c):
1. Entertainment (Klingeltöne, Logos, Comics, Spiele, Horoskope etc.)
2. Information (Nachrichten, Wetter, Sport, Aktienkurse, Stadtinformatio-
nen etc.)
3. Database (Telefonverzeichnis, Restaurantführer, Wörterbücher etc.)
4. Transaction (Bankdienste, Ticketreservierung, Buchbestellungen etc.)
Unterhaltungsorientierte Angebote machen über 70% der Nutzung aus
(vgl. Behnke 2002, 73). Genutzt werden diese vorwiegend in Nischenzei-
ten, was sich auch an der kurzen Dauer einer typischen i-mode Sitzung
von ca. 1,5 Minuten und der Häufigkeit von 10 - 20 Mal am Tag zeigt (vgl.
Zobel 2001, 109).
Für den Erfolg von i-mode in Japan gibt es eine Reihe von Ursachen, die
auf Besonderheiten der japanischen Kultur und Lebensweise zurückzufüh-
ren sind und die sich daher nicht ohne weiteres auf den deutschen Markt
übertragen lassen. So ist aufgrund des begrenzten Wohnraums in den
Städten die private PC-Penetration vergleichsweise niedrig und Japaner
verbringen viel Zeit im öffentlichen Raum. Die japanische Gesellschaft gilt
als sehr offen gegenüber technischen Neuerungen und geht oft sehr spie-
lerisch damit um. Bei der Diffusion spielt der soziale Druck ein große Rolle
(vgl. Heres/Mante-Meijer/Pires 2001, 67-68).
Auf technischer Seite war für den Erfolg die paketvermittelnde Übertra-
gung wichtig. Die Always-On Funktionalität scheint für die Benutzerfreund-
lichkeit wesentlicher zu sein, als die Geschwindigkeit der Datenübertra-
gung (vgl. Behnke 2002, 83).
Aufgrund der starken Marktstellung des Ex-Monopolisten NTT konnte die
Mobilfunktochter DoCoMo starken Einfluss auf die Technik- und Content-
Lieferanten ausüben und ihre Spezifikationen einheitlich durchsetzen (vgl.
Behnke 2002, 78). Durch die enge Kooperation mit den Geräteherstellern

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standen im Gegensatz zur WAP-Einführung von Anfang an Endgeräte mit
farbigen Displays in ausreichenden Stückzahlen zur Verfügung, die für die
Darstellung und Bedienung von i-mode Seiten optimiert waren. Dies war
sowohl für die Benutzerfreundlichkeit als auch für eine differenzierte Mar-
kendarstellung der Content-Anbieter wichtig (vgl. Behnke 2002, 85).
Werbung und Branding sind nicht auf die zugrundeliegende Technik aus-
gerichtet, sondern setzen Service und Mehrwert in den Mittelpunkt. So
steht z.B. das "i" in i-mode nicht für "Internet" sondern für "Information"
(vgl. Behnke 2002, 81). Durch die attraktiven Bedingungen des Partner-
modells wurden auch starke, bekannte Medienmarken motiviert, Inhalte
für i-mode zu entwickeln. Dadurch wurden verschiedene Zielgruppen beim
Bekannten abgeholt und auch ältere Zielgruppen für i-mode interessiert.
Dabei sind viele Inhalte auf den mobilen Kontext der Kunden hin konzipiert
und eignen sich vor allem zur Überbrückung von Wartezeiten (vgl. Behn-
ke 2002, 86). Auch das zentrale Portal in Zusammenhang mit dem einheit-
lichen Abrechnungssystem und der einheitlichen, einfachen Benutzerober-
fläche haben wesentlich zu dem Erfolg von i-mode beigetragen (vgl.
Behnke 2002, 84).
Anfang 2002 ist i-mode durch Kooperationen von NTT DoCoMo und euro-
päischen Mobilfunknetzbetreibern auch in verschiedenen europäischen
Ländern eingeführt worden. In Deutschland konnte E-Plus jedoch nach
einem Jahr erst etwa 123.000 Kunden gewinnen. Auch in anderen europä-
ischen Ländern bleibt der Erfolg von i-mode bislang hinter den Erwartun-
gen zurück (vgl. o. V. 2003a).
2.7 Implikationen für Mobilfunknetzbetreiber
Die Mobilfunknetzbetreiber stehen heute vor einer Reihe von Herausforde-
rungen. Der Aufbau neuer Funknetze sowie technische Konvergenzent-
wicklungen führen zu einem verschärften Wettbewerb und sinkenden
Margen auf dem weitgehend gesättigten Markt für mobile Sprachtelefonie.
Der zunehmende Wettbewerb erhöht auch die Akquisitionskosten für

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832473990
ISBN (Paperback)
9783838673998
DOI
10.3239/9783832473990
Dateigröße
921 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Siegen – Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften
Erscheinungsdatum
2003 (November)
Note
1,6
Schlagworte
geschäftsmodelle m-business multi-access mobilfunk portal
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Titel: Multi-Access-Portale
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