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Vom Funktionalismus zur Postmoderne

Analyse architektonischer Leitbilder der Handelsarchitektur - dagestellt am Beispiel Shopping-Center

©2003 Diplomarbeit 71 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Entwicklung einheitlich geplanter Einkaufszentren, von den Anfängen Ende des 18. Jahrhundert in Europa – hierbei ist besonders die 1867 vom italienischen Baumeister Giuseppe Mengoni erbaute „Galeria Vittoria Emanuele II“ zu nennen, auf die bis heute in vielen Veröffentlichungen in diesem Kontext hingewiesen wird - bis hin zu der neuesten Generation von Shopping-Centern war nicht nur geprägt durch gesellschaftliche Veränderungen, technologischen Fortschritt und Kriege sondern ging auch immer mit Veränderungen in der architektonischen Konzeption und Gestaltung einher. Für die Zukunft wird dem Shopping Center eine dynamische Zukunft prognostiziert. Insbesondere die durch den gesellchaftlichen Wertewandel verursachte Entwicklung hin zum Erlebniskonsum, sowie der immer stärkere Trend hin zur Bündelung von Einkaufs- und Freizeitaktivitäten stellen nicht nur Investoren, Manager und Mieter eines Centers vor neue Fragen, sondern konfrontieren insbesondere auch die Architekten mit neuen Anforderungen diesen Entwicklungen geeignete Konzepte entgegenzustellen. Eine neue Form von Architektur, weg von der eher funktionalen Architektur im Sinne des Bauhaus-Stil, die nach dem zweiten Weltkrieg von Nordamerika ausgehend die weltweite Entwicklung maßgeblich bestimmte, hin zu einer postmodernen Architektur, die die Bedürfnisse des heutigen Konsumenten in den Mittelpunkt stellen.
Ziel dieser Arbeit ist zum einen, auf dem Hintergrund verschiedener wissenschaftlicher Ansätze diejenigen Faktoren der Architektur bzw. der architektonischen Gestaltung eines Shopping Centers herauszuarbeiten, die eine signifikante Auswirkung auf die Akzeptanz des Centers durch den Konsumenten haben und somit den Erfolg des Centers im wesentlichen mitbestimmen. Ein Zitat des Architekten und Stadtplaners Walter Brune bringt diesen Zusammenhang auf den Punkt. „Die Bürger als Besucher und Kunden werden durch ihre Anwesenheit den Erfolg der Architektur bestimmen, abgestimmt wird mit den Füßen“. Auf die nähere Betrachtung von Faktoren wie topographische Besonderheiten des Baugrundes, Sicherheits- und Bauvorschriften durch staatliche Institutionen, die die Möglichkeiten des Architekten bei der architektonischen Gestaltung neuer Center, bzw. auch der Renovierung von Centern der früheren Generationen determinieren, soll im folgenden verzichtet werden. Zum anderen ist es das Ziel dieser Arbeit die Entwicklung architektonischer Leitbilder, vom Funktionalismus zur […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


I Inhaltsverzeichnis

II Tabellenverzeichnis

III Abbildungsverzeichnis

IV Abkürzungsverzeichnis

V Literaturverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsklärung und definitorische Abgrenzung
2.1 Definition des Begriffs Shopping-Center
2.2 Definition des Begriffs Architektur

3 Erfolgsfaktoren von Shopping-Centern

4 Klassifizierung von Shopping-Centern
4.1 Klassifizierungskriterien
4.1.1 Klassifizierung nach der Größe des Einzuggebiets
4.1.2 Klassifizierung nach der baulichen Gestaltung
4.2 Ausgesuchte Shopping-Center Typen und ihre architektonischen Anforderungen
4.2.1 City-Center, Passagen und Galerien
4.2.1.1 Merkmale
4.2.1.2 Architektonische Anforderungen
4.2.2 Power-Center
4.2.2.1 Merkmale
4.2.2.2 Architektonische Anforderungen
4.2.3 Factory-Outlet -Center
4.2.3.1 Merkmale
4.2.3.2 Architektonische Anforderungen
4.2.4 Urban-Entertainment-Center
4.2.4.1 Merkmale
4.2.4.2 Architektonische Anforderungen

5 Die Architektur von Shopping-Centern aus der Sicht unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen
5.1 Verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse
5.2 Erkenntnisse der Freizeitforschung

6 Bausteine der architektonischen Gestaltung von Shopping-Centern
6.1 Außengestaltung von Shopping-Centern
6.1.1 Parkflächen
6.1.2 Eingänge, Außenfassade und weitere Außengestaltung
6.2 Innenarchitektur von Shopping-Centern
6.2.1 Definition der Räume
6.2.2 Vertikale und horizontale Erschließung
6.2.3 Natürliches Licht und künstliche Beleuchtung
6.2.4 Material und Farbigkeit
6.2.5 Mallmöblierung und Beschilderung
6.2.6 Landschaftliche und künstlerische Gestaltung

7 Die Entwicklung der Architektur von Shopping-Centern vom Funktionalismus zur Postmoderne
7.1 Begriffsklärung
7.1.1 Funktionalismus
7.1.2 Postmoderne
7.2 Die Entwicklung der Architektur von Shopping-Centern

8 Fallbeispiele
8.1 Main-Taunus-Center
8.2 Kö Galerie

9 Schlusswort

II Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Übersicht über empirische Studien zu Attraktivitätskriterien von Shopping-Centern

Tab. 2: Charakteristische Merkmale von Shopping-Centern in den U.S.A

Tab. 3: Centertypen nach ihrem Einzugsgebiet

III Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Beziehungsgeflecht der Erfolgsindikatoren von Einkaufszentren

Abb. 2: Unterscheidungsmerkmale von Einkaufszentren

Abb. 3: Das Stripe Center

Abb. 4: Das Court Center

Abb. 5: Das Mall Center

Abb. 6: Das Cluster Center

Abb. 7: “Galleria Vittorio Emanuele II”

Abb. 8: „Galerie kleiner Markt“

Abb. 9: “Broadview VillageSquare”

Abb. 10: Designer-Outlet-Center Zweibrücken

Abb. 11: Venetian in Las Vegas

Abb. 12: Das Verhaltensmodell von Mehrabian und Russell

Abb. 13: Erlebnisstrategien im Einzelhandel

Abb. 14: Regelmäßigkeit von Freizeitaktivitäten der Bundesbürger (West)

Abb. 15: Besucherstruktur von Erlebniseinkaufscentern

Abb. 16: Eingang der Al-Rashid Regional Mall

Abb. 17: Fassadengestaltung

Abb. 18: Säulengang

Abb. 19: „The Village Market“

Abb. 20: „Liberty Village“

Abb. 21: Visuelle Stockwerkverbindung

Abb. 22: „Southpark Center“

Abb. 23: Food Court

Abb. 24: Rolltreppen als Gestaltungselement

Abb. 25: Inszenierung durch Künstliche Beleuchtung

Abb. 26: Beleuchtungsmittel als Gestaltungsobjekt

Abb. 27: Ruhezone als Ort sozialer Kontakte

Abb. 28: Wasser als Gestaltungselement

Abb. 29: Kunst in Shopping-Centern

Abb. 30: Seitliche Außenfassade des MTZ

Abb. 31: Hinteransicht auf das MTZ

Abb. 32: Seiteneingang des MTZ

Abb. 33: Blick über die Mall des MTZ

Abb. 34: Seitenmall im Stil der 60er

Abb. 35: Zentrum mit Brunnenanlage

Abb. 36: Blick auf die deutsche Shopping-Center Entwicklung

Abb. 37: Eingang zur Kö Galerie

Abb. 38: Aufzüge als besondere Attraktion

Abb. 39: Atrium der Kö Galerie

Abb. 40: Eine der vier Malls der Kö Galerie

Abb. 41: Skulptur unter einer Glaskuppel

Abb. 42: Künstlerische Gestaltung eines Pfeilers

IV Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die Entwicklung einheitlich geplanter Einkaufszentren, von den Anfängen Ende des 18. Jahrhundert in Europa – hierbei ist besonders die 1867 vom italienischen Baumeister Giuseppe Mengoni erbaute „Galeria Vittoria Emanuele II“ zu nennen, auf die bis heute in vielen Veröffentlichungen in diesem Kontext hingewiesen wird - bis hin zu der neuesten Generation von Shopping-Centern war nicht nur geprägt durch gesellschaftliche Veränderungen, technologischen Fortschritt und Kriege sondern ging auch immer mit Veränderungen in der architektonischen Konzeption und Gestaltung einher. Für die Zukunft wird dem Shopping Center eine dynamische Zukunft prognostiziert (vgl. Weinberg/Besemer, 1999, S.237). Insbesondere die durch den gesellchaftlichen Wertewandel verursachte Entwicklung hin zum Erlebniskonsum (vgl. Gerhard, 1998, S.1), sowie der immer stärkere Trend hin zur Bündelung von Einkaufs- und Freizeitaktivitäten (vgl. Weinberg/Besemer, 2001, S.518) stellen nicht nur Investoren, Manager und Mieter eines Centers vor neue Fragen, sondern konfrontieren insbesondere auch die Architekten mit neuen Anforderungen diesen Entwicklungen geeignete Konzepte entgegenzustellen. Eine neue Form von Architektur (vgl. Dahmen-Ingenhoven, 2000, S.10), weg von der eher funktionalen Architektur im Sinne des Bauhaus-Stil, die nach dem zweiten Weltkrieg von Nordamerika ausgehend die weltweite Entwicklung maßgeblich bestimmte (vgl. Zeidler, 1996, S. 8), hin zu einer postmodernen Architektur, die die Bedürfnisse des heutigen Konsumenten in den Mittelpunkt stellen.

Ziel dieser Arbeit ist zum einen, auf dem Hintergrund verschiedener wissenschaftlicher Ansätze diejenigen Faktoren der Architektur bzw. der architektonischen Gestaltung eines Shopping Centers herauszuarbeiten, die eine signifikante Auswirkung auf die Akzeptanz des Centers durch den Konsumenten haben und somit den Erfolg des Centers im wesentlichen mitbestimmen. Ein Zitat des Architekten und Stadtplaners Walter Brune bringt diesen Zusammenhang auf den Punkt. „Die Bürger als Besucher und Kunden werden durch ihre Anwesenheit den Erfolg der Architektur bestimmen, abgestimmt wird mit den Füßen„ (vgl. Brune, 1996, S.136). Auf die nähere Betrachtung von Faktoren wie topographische Besonderheiten des Baugrundes, Sicherheits- und Bauvorschriften durch staatliche Institutionen, die die Möglichkeiten des Architekten bei der architektonischen Gestaltung neuer Center, bzw. auch der Renovierung von Centern der früheren Generationen determinieren, soll im folgenden verzichtet werden. Zum anderen ist es das Ziel dieser Arbeit die Entwicklung architektonischer Leitbilder, vom Funktionalismus zur Postmoderne am Beispiel der architektonischen Entwicklung von Shopping-Centern insbesondere in Nordamerika und Europa, hier mit Focus auf die Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland darzustellen.

2 Begriffsklärung und definitorische Abgrenzung

2.1 Definition des Begriffs Shopping-Center

Bereits 1960 schrieb Gasser, dass bezüglich der Definition des Begriffs Shopping-Center sowohl in den Vereinigten Staaten, wie auch in Europa Unklarheit herrsche (vgl. Gasser, 1960, S.13). Obwohl sich seitdem eine Vielzahl praxisorientierter und wissenschaftlicher Untersuchungen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen mit der Thematik Shopping-Center auseinandergesetzt haben, gibt es bis zum heutigen Tag keine einheitliche Definition des Begriffs (vgl. Bühler, 1990, S.11f.; Falk, 1998, S.15; Weinberg/Besemer, 1999, S.237). Nach Weinberg und Besemer haben die in der Literatur unternommenen Versuche der definitorischen Präzisierung des Begriffs eher zu einer heterogen, unsicheren und partiell widersprüchlichen Terminologie geführt, die sich aufgrund der Entstehung neuer Ausprägungs- und Mischformen in der Zukunft noch weiter verschärfen wird (vgl., Weinberg/Besemer, 2001, S.134). Lediglich die Auffassung, den in der deutschen Sprache existierenden Begriff Einkaufszentrum mit dem Begriff Shopping-Center gleichzusetzen, hat sich in der jüngeren Literatur zunehmend durchgesetzt (vgl. Bühler, 1990, S.11f.; Heineberg/Mayr, 1986, S.13). Als Grundlage dieser Arbeit soll im folgenden eine Definition des Urban Land Institute, Washington dienen. Danach versteht man unter einem Shopping Center:

„ A group of architecturally unified commercial establishments built on a site which is planned, developed, owned, and managed as an operating unit related in its location, size, and type of shops to the trade area that the unit serves. The unit usually provides one-site or associated car parking in definite relationship to the types and total size of the stores ” (vgl. Casazza, 1991, S.1).

Im Unterschied zu anderen Begriffsinhalten erscheint die vorliegende Definition im Hinblick auf das Ziel dieser Arbeit als besonders geeignet, da sie sich zum einen auf eine als Einheit geplante und errichtete Zusammenfassung von Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben bezieht, die gewachsene Agglomerationen dieser Art ausschließt und zum anderen ein architektonisch vereinheitlichtes Erscheinungsbild des Erkenntnisobjekts fordert. Die Betrachtung von mehr oder weniger zufällig im Laufe der Zeit entstandenen Konzentrationen von Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben, die gemäss anderer Definitionsinhalte durchaus als Shopping-Center zu betrachten sind (vgl. Bühler, 1990, S.11) und in der Praxis oftmals als solche bezeichnet werden (vgl., Baier, 2001, S.2) scheint, aufgrund der Heterogenität der architektonischen Gestaltung der einzelnen Gebäude wenig sinnvoll.

An dieser Stelle soll noch darauf hingewiesen werden, dass in der einschlägigen Literatur auch hinsichtlich der Fragestellung, ob Shopping-Center als eigenständige Betriebsform des Einzelhandels angesehen werden können, oder lediglich eine spezifische Ausprägungsform des Gewerbezentrums darstellen, Uneinigkeit herrscht (vgl. Falk, 1975, S.29; Weinberg/Besemer, 1999, S.237). Im folgenden soll das Shopping-Center in Übereinstimmung mit Weinberg und Besemer (vgl. Weinberg/Besemer, 1999, S.237f.) als eigenständige Betriebsform verstanden werden.

2.2 Definition des Begriffs Architektur

Der Versuch für den Begriff der Architektur eine eindeutige Definition zu finden stellt sich ungleich schwerer dar, als dies bereits beim Begriff des Shopping-Centers der Fall war. Architektur umfasst nicht nur die technische Gestaltung, sondern auch die künstlerische Gestaltung von Bauwerken, weshalb in der Literatur Architektur und Baukunst oftmals synonym verwandt werden. In einer Ausgabe des Brockhaus Konversationslexikon von 1898 umschreibt man den Begriff der Architektur als „im weiteren Sinne die Kunst, die das weite Gebiet des Bauens begreift, soweit es nicht dem einfachen Zweck in anspruchsloser Weise dient“ (vgl. Brockhaus, 1898, S.518). Diese Beschreibung umfasst im wesentlichen Bauwerke wie Kirchen und Paläste, aber auch bürgerliche Gebäude wie Strassen- und Brückenbauten. Kadatz sieht in der Architektur Prozess und Ergebnis der komplexen baulichen Aneignung der materiell-gegenständlichen Umwelt durch den Menschen, die durch künstlerisch und ästhetisch wirksame Gebäude gekennzeichnet ist (vgl. Kadatz, 1994, S.16).

Eine umfassendere Definition des Begriffs liefert Curl, der die Architektur zum einen als Kunst, zum anderen aber auch als eine Wissenschaft ansieht. Seine Definition von Architektur umfasst, wie sich im weiteren Verlauf dieser Arbeit zeigen wird, wesentliche Bestandteile, die auch bei der Architektur und Gestaltung von Shopping-Centern von entscheidender Wichtigkeit sind. Dies sind bspw. die emotionale Qualität eines Gebäudes, die verwendeten Materialien und Farben.

Curl definiert die Architektur als:

„ the art and science of designing a building having qualities of beauty, geometry, emotional and spiritual power, intellectual content and complexity, soundness of construction , convenient planning, many virtues of different kinds, durable and pleasing materials, agreeable colouring and decorations, serentity and dynamism, good proportions and acceptable scale,.. “ (vgl. Curl/Sambrook, 1999, S.32 f.).

Der Begriff der Handelsarchitektur existiert derzeit lexikalisch nicht. Vielmehr wird der Begriff auf die Struktur der weltweiten Handelsbeziehungen zwischen den Staaten angewandt. Bezüglich der Architektur von Bauten bedient man sich in der Literatur oftmals auch der Umschreibung einer Architektur für den Handel. Dieser Begriff bezieht sich dann auf die architektonische Gestalt von Gebäuden wie beispielsweise Kaufhäuser, Galerien oder auch Shopping-Center.

3 Erfolgsfaktoren von Shopping-Centern

Der Markt, auf dem sich Shopping-Center behaupten müssen, ist durch dynamische Entwicklung und verschärften Wettbewerb gekennzeichnet (vgl. Weinberg/Besemer, 2002, S.132). Um sich auf solchen Märkten langfristig behaupten zu können ist es für die Center von entscheidender Bedeutung, sich ihrer zentralen Erfolgspotenziale bewusst zu sein und sich auf diese zu konzentrieren (vgl. Weinberg/Besemer, 2001, S.532). Ziel sollte, im Sinne Porters, die strategische Orientierung an Kundenbedürfnissen sein, um sich einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil zu schaffen (vgl. Weinberg/Besemer, 1999, S.238). An dieser Stelle stellt sich nun die Frage, was die entscheidenden Erfolgsfaktoren von Shopping-Centern aus Konsumentensicht sind. In der Literatur finden sich dazu eine ganze Reihe von Aufzählungen erfolgsrelevanter Faktoren unterschiedlichster Autoren (vgl. Falk, 1998, S.43). Diese sind allerdings eher durch einen theoretisch- konzeptionellen Charakter gekennzeichnet und lassen eine empirischen Überprüfung der genannten Erfolgsfaktoren vermissen, wobei die genannten Faktoren einer gewissen Plausibilität nicht entbehren (vgl. Bastian, 1999, S.74f.; Bühler, 1990, S.146ff.). Im Mittelpunkt dieser theoretisch-konzeptionellen Betrachtungen steht dabei, wie bei den empirischen Untersuchungen zu diesem Thema in erster Linie die Gesamtattraktivität eines Einkaufszentrums, die als Erfolgsindikator dienen soll. Unter der Attraktivität werden dabei sämtliche Eigenschaften eines Einkaufszentrums zusammengefasst, die für die Einkaufszentrenwahl entscheidend sind (vgl. Bastian, 1999, S.66). Der Zusammenhang zwischen der Attraktivität eines Shopping-Centers und dem wirtschaftlichen Erfolg liegt in der Annahme, dass sich die Attraktivität auf die Wahrscheinlichkeit auswirkt, mit der der Konsument das Center besucht. Dabei ist davon auszugehen: je attraktiver ein Shopping-Center für den Konsumenten ist, desto wahrscheinlicher ist der Besuch des Konsumenten in diesem Center (vgl. Bastian, 1999, S.66). Der Zusammenhang zwischen der Gesamtattraktivität des Centers und dessen Unternehmenswert geht aus der Abbildung 1 hervor.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Beziehungsgeflecht der Erfolgsindikatoren von Einkaufszentren (vgl. Bastian, 1999, S.67)

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über einige empirische Studien die sich mit der Einkaufszentrenwahl, sowie den Attraktivitäts- und Erfolgsfaktoren von Shopping-Centern auseinandergesetzt haben. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden. An dieser Stelle soll noch darauf hingewiesen werden, dass einige der dargestellten Forschungsansätze, nach Bastian zum Teil gravierende methodische Schwächen aufweisen (vgl. Bastian, 1999, S.76ff.), auf die jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter eingegangen werden soll.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Übersicht über empirische Studien zu Attraktivitätskriterien von Shopping-Centern (vgl. Bastian, 1999, S.76ff.; Baier, 2001, S.15ff.; Bühler, 1990, S.176; Weinberg/Besemer, 1999, S.240)

Zusammenfassend kann man auf der Basis der vorliegenden Studien von einem signifikanten Einfluss der baulichen Gestaltung auf die Attraktivität eines Centers und dem damit verbundenen ökonomischen Erfolg ausgehen. So wirkt sich die Arbeit des Architekten gleich auf mehrere, durchgängig in den Studien benannten Kriterien, wie die Bereitstellung von Parkplätzen, die grundsätzliche bauliche Gestaltung und insbesondere die Atmosphäre eines Shopping-Centers aus und trägt somit dazu bei, die Bedürfnisse und Wünsche der Konsumenten zu befriedigen.

4 Klassifizierung von Shopping-Centern

4.1 Klassifizierungskriterien

Für den Begriff des Shopping-Centers besteht nicht nur keine eindeutige Definition, auch die Klassifizierung innerhalb dieser Betriebsform des Einzelhandels gestaltet sich, aufgrund der in der Literatur bestehenden Vielzahl an möglichen unterschiedlichen Klassifizierungskriterien als schwierig. Wesentliche Unterscheidungsmerkmale sieht Baier in der Größe des Einzuggebiets; der geographischen Lage, unterschieden wird hier zwischen in Wohnsiedlungen integrierten und nicht-integrierten Centern; dem Waren- und Dienstleistungsangebot; sowie der baulichen Grundstruktur (vgl. Baier, 2001, S.3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2 : Unterscheidungsmerkmale von Einkaufszentren (vgl. Baier, 2001, S.4)

Mögliche Klassifizierungskriterien wären die Größe des Centers, bezogen auf die Gesamt- oder Verkaufsfläche des Centers (vgl. Falk, 1975, S.52ff.); die Anzahl der Funktionen, neben der primären Einkaufsfunktion, wie Unterhaltung und Freizeit; der Art des Magnetbetriebs, also dem Anbieter der auf Grund seiner Attraktivität Verbraucher anziehen soll; die Organisationsform, bei deren Betrachtung die Eigentumsverhältnisse und bestimmte Fragen des Managements im Mittelpunkt stehen und die zentralörtliche Bedeutung (vgl. Bühler, 1990, S.11-42). Weitere Möglichkeiten der Systematisierung wären die Art der Entstehung, die Art der Agglomeration, die vorhandene Verkehrssituation und die Architektur des Centers (vgl. Weinberg/Besemer, 2001, S.519). Auf die Aufzählung weiterer möglicher existierender Klassifizierungskriterien soll verzichtet werden. Im folgenden soll lediglich auf die Klassifizierung nach der Größe des Einzuggebiets und der baulichen Gestaltung näher eingegangen werden.

4.1.1 Klassifizierung nach der Größe des Einzuggebiets

Nach dem Vorbild der in Nordamerika und Kanada vorherrschenden Einordnung von Shopping-Centern nach der Größe des Einzuggebiets differenziert man auch in der deutschen Literatur in Neighbourhood Center (Nachbarschaftszentren), Community Center (Gemeinde- oder Stadtzentren) und Regional- bzw. Super-Regional-Center (vgl. Weinberg/Besemer, 2001, S.520). Das Einzugsgebiet eines Centers setzt sich dabei aus denjenigen Gebieten zusammen, in denen die Verbraucher wohnen oder arbeiten (vgl. Bühler, 1990, S.30). In den USA hängt die Einordnung eines Centers in eine dieser Kategorien jedoch nicht nur von der Größe des jeweiligen Einzuggebiets, sondern auch von der Größe des Centers selbst und der Art des Angebots ab. Hier entscheidet die Betreibergesellschaft jedes Shopping-Center selbst unter welcher Bezeichnung es sich vermarktet. So ist es möglich, das sich ein vergleichsweise kleines Center mit einem sehr hochwertigen Angebot, mit dem es Kunden aus einem sehr großen Einzugsgebiet anzieht als Regional Center bezeichnet, während ein benachbartes größeres Center, mit vergleichsweise qualitativ weniger hochwertigem Angebot und kleinerem Einzugsgebiet als Community Center vermarktet wird. Zusätzlich definiert man in Nordamerika noch einen vierten Typ, das sogenannte Convenience Center (kleines Nachbarschafts- oder Bedarfszentrum), das man als einen Untertyp des Neighborhood Center betrachten kann (vgl., Hahn, 2002, S. 36ff.). Tab. 2 gibt einen Überblick über die charakteristischen Merkmale von Shopping Centern in Nordamerika.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: Charakteristische Merkmale von Shopping-Centern in den U.S.A (vgl., Hahn, 2002, S.37)

Bezüglich der notwendigen Bevölkerungsgrundlage lassen sich in der Literatur auch andere Ansätze finden. So liegt bei Bühler die Mindestbevölkerung im Einzugsgebiet bei 3000 bis 20000 Einwohnern für ein Nachbarschaftszentrum. Für ein Gemeindezentrum erachtet er eine Bevölkerungsgrundlage von 20000 bis 100000 Einwohnern als ausreichend. Ab einer Bevölkerungszahl von 100000 definiert er ein Center als regionales Shopping-Center. Convenience- und Superregional Center spielen in seiner Darstellung noch keine Rolle (vgl. Bühler, 1990, S.32). Auch was die Angaben bezüglich der Mindestverkaufsfläche angeht, weichen die Vorstellungen voneinander ab (vgl. Gasser, 1960, S.27; Falk, 1998, S.16ff.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 3: Centertypen nach ihrem Einzugsgebiet (vgl. Bühler, 1991, S.31)

Neighborhood Center

Das Nachbarschaftszentrum versorgt, wie auch das kleine Nachbarschaftszentrum, in erster Linie die Bevölkerung der näheren Umgebung mit Gütern des täglichen Bedarfs. Üblicherweise fungiert ein Supermarkt als Magnetbetrieb, dessen Angebot durch Dienstleistungsanbieter wie Friseur oder Reinigung ergänzt wird (vgl. Falk, 1998, S.16).

Community Center

Das Angebot des Gemeindezentrums geht über Güter des kurzfristigen Bedarfs hinaus. Magnetbetriebe sind meist Billigkaufhäuser oder große Supermärkte, deren Angebot ebenfalls durch Dienstleister verschiedener Sparten komplettiert wird. Hinzu kommen hier bereits Billigrestaurants und Imbissanbieter, die das Angebot abrunden. Sowohl Nachbarschafts- als auch Gemeindezentrum stehen in enger räumlicher Verbindung zum Wohn- und Arbeitsort ihrer potentiellen Kunden (vgl. Gasser, 1960, S.30f.; Hahn, 2002, S.37).

Regional Center

Das Angebot des regionalen Shopping-Center ist breit gefächert, mit einem hohen Anteil an teuren Markenartikeln. Die Deckung des langfristigen Bedarfs ist bei diesem Typ prägend. Magnetbetriebe sind hier mindestens ein oder auch zwei Kaufhäuser mit vollem Warensortiment. Neben einer Fülle von Dienstleistungsangeboten stehen dem Verbraucher Bereiche mit gehobenen Restaurants und Imbissständen, sogenannten Food Courts zur Verfügung. Auch lassen sich erste Tendenzen hin zur Integration von Freizeiteinrichtungen wie Kinos etc. finden (vgl. Hahn, 2002, S.37f.).

Superregional Center

Das Angebot der Superregional Center ist weitgehend mit dem der Regional Center vergleichbar. Angebot und Auswahl sind lediglich größer. Hinzu kommen häufig alle möglichen Arten von Freizeiteinrichtungen bis hin zur Integration ganzer Freizeitparks (vgl. Hahn, 2002, S.37f.).

4.1.2 Klassifizierung nach der baulichen Gestaltung

Die Grundform eines Shopping-Centers sollte nach Rappel und Neumeier die Vorraussetzung für eine reibungslose Verkehrsabwicklung, gute und schnelle Einkaufsmöglichkeiten und menschliche Maßstäbe gewährleisten. Eine Nicht-Erfüllung einer der Funktionen zieht einen wirtschaftlichen Verlust nach sich (vgl. Rappel/Neumeier, 1973, S.139). Die von Rappel und Neumeier 1973 genannten baulichen Vorraussetzungen für ein funktionierendes Shopping-Center scheinen aus heutiger Sicht, betrachtet man die Entwicklung hin zur Integration von Freizeitangeboten und den damit verbundenen neuen Anforderungen an die bauliche Gestaltung, nicht mehr ausreichend zu sein, untermauern jedoch die Wichtigkeit einer adäquaten Architektur für den Erfolg eines Centers (vgl. Falk, 1998, S.43). Die bauliche Erscheinungsform von Shopping Centern hängt von der Form, Lage und Größe des zur Verfügung stehenden Grundstücks ab, wobei sich jedoch im wesentlichen vier Basistypen unterscheiden lassen (vgl. Bühler, 1990, S.23).

Stripe Center

Die Stripe Form stellt die einfachste und zugleich preiswerteste Bauform dar (vgl. Bühler, 1990, S.23). Die Läden werden entlang der geraden Ladenzeile nebeneinander gereiht, wobei die vordere Ladenfront oftmals überdacht wird, damit die Kunden geschützt von Witterungseinflüssen die einzelnen Geschäfte aufsuchen können (vgl. Gasser, 1960, S.95).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Das Stripe Center (vgl. Bühler, 1990, S.24)

Das Gebäude ist in der Regel zurückgesetzt von der Straße, wobei der Parkplatz zwischen Gebäude und Erschließungsstrasse angelegt ist (vgl. Casazza, 1991, S.61). Der Stripe ist, mit einer Länge von 100 bis 250 Metern typisch für Nachbarschaftszentren, wobei die Hauptgeschäfte, wie Supermarkt und Kleinkaufhäuser zur Steigerung der optischen Wirkung vorgezogen oder überhöht werden sollten (vgl. Rappel/Neumeier, 1973, S.140). Als einer der größten Nachteile dieses Bautyps stellt sich die langgezogene Geschäftsfront dar, die dem Kunden das Einkaufen aufgrund großer Gehdistanzen zwischen einzelnen Geschäften schnell als unbequem erscheinen lässt (vgl. Bühler, 1990, S.23f.). Als Vorteile dieses Bautyps sieht Gasser die klare Trennung zwischen Kundenverkehr, auf der Vorderseite des Centers und Anlieferungsverkehr, der sich auf der Rückseite des Centers abspielt, sowie der Übersichtlichkeit der Anordnung der Geschäfte (vgl. Gasser, 1960, S.96).

Court Center

Das sogenannte Court Center kann als eine abgewandelte Form des Strip Center betrachtet werden. Im Gegensatz zum Strip Center vermeidet dieser Bautyp jedoch die langgezogene Geschäftsfront und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Kundschaft durch eine oder zwei abgewinkelte zusätzliche Streifen, die dem Center eine L- oder U-Form geben und es dem Besucher ermöglichen, bei gleicher Gehdistanz mehrere Geschäfte zu erreichen (vgl. Bühler, 1990, S.24).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Das Court Center (vgl. Bühler, 1990, S.25)

In der Literatur werden oft auch fünf Basistypen unterschieden, wobei das L-förmige Center als ein eigener Typ angesehen wird (vgl. Rappel/Neumeier, 1973, S.140ff.). Unterschiede zwischen Centern dieses Typs ergeben sich, neben der Entscheidung zwischen einer U- oder L-förmigen Anlage bei der Gestaltung des entstehenden „Innenhof“, der entweder als Parkplatz genutzt, oder im Sinne einer Verbesserung der Einkaufsatmosphäre als Fußgängerzone konzipiert werden kann. Im Allgemeinen ist die L-Form bei größeren Nachbarschaftszentren anzutreffen, während die U-Form vor allem bei den größeren Gemeindezentren Anwendung findet (vgl. Casazza, 1991, S.61).

Mall Center

Das Mall Center setzt sich aus zwei gegenüberliegenden Stripes oder Gebäuden in L-Form zusammen (vgl. Rappel/Neumeier, 1973, S.142) und entwickelte sich zum Standardmodell für regionale Shopping-Center (vgl. Casazza, 1991, S.62). Der zwischen den Ladenzeilen entstehende Raum wird in der Regel als Fußgängerzone, die entweder durch ein Dach von klimatischen Einflüssen geschützt, oder als offener Bereich gestaltet wird (vgl. Bühler, 1990, S.25).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Das Mall Center (vgl. Bühler, 1990, S.26)

Durchgesetzt hat sich insbesondere bei regionalen Shopping-Centern die geschlossene Mall, unabhängig von den klimatischen Bedingungen des jeweiligen Standorts (vgl. Casazza, 1991, S.62), die dem Kunden in bezug auf das Wetter ungestörten Einkaufsspaß ermöglicht. Überdacht wird das Center dabei mit einer Glaskonstruktion oder ersatzweise einer Überdachung mit Oberlichtern aus Kunststoff, die einerseits das natürliche Licht eindringen lassen, andererseits aber auch eine Klimatisierung des Centers notwendig machen (vgl. Casazza, 1991, S.62). Ein großer Vorteil dieses Bautyps liegt in der Konzentration relativ vieler Geschäfte auf kleinem Raum, was die Gehdistanzen zwischen den einzelnen Läden verringert und ideale Vorraussetzungen für sogenannte Impulskäufe schafft (vgl. Gasser, 1960, S.97). Zusätzlich kann die Attraktivität des Centers durch die Integration von Ruhezonen, Grünanlagen oder auch Spielinseln im Bereich der Fußgängerzone und die Nutzung der Freiräume im Center für zusätzliche Veranstaltungen und Events erhöht werden (vgl. Bühler, 1990, S.25). Der Bautyp des Mall Center erweist sich des weiteren als besonders geeignet für die Errichtung einer zwei- oder mehrgeschossigen Anlage. Treppen, Rolltreppen und Aufzüge dienen dabei zur vertikalen Erschließung und gleichmäßigen Verteilung des Kundenstroms im Center, Lichthöfe gestatten eine optische, vertikale Verbindung zwischen den Ladenstraßen (vgl. Rappel/Neumeier, 1973, S.142). Ein Problem bei dieser Art von Center besteht in der Trennung zwischen Kundenverkehr und Anlieferung, das eigentlich nur durch unterirdische Liefertunnel optimal gelöst werden könnte, von deren kostenintensiven Bau in aller Regel zu Gunsten der wesentlich günstigeren Lösungen abgeschlossener Hinterhöfe, oder auch der Unterkellerung des Centers abgesehen wird (vgl. Gasser, 1960, S.98; Gruen, 1973, S.81).

Cluster Center

Das Cluster Center stellt eine Erweiterung des Mall Konzepts (vgl. Casazza, 1991, S.62) und zugleich den wohl architektonisch anspruchsvollsten Bautyp dar (vgl. Bühler, 1990, S.26). Es besteht aus einer Kombination gerader und abgewinkelter Ladenzeilen, die um einen Mittelpunkt gruppiert sind (vgl. Bühler, 1990, S.26).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Das Cluster Center (vgl. Bühler, 1990, S.26)

Zu achten ist dabei besonders auf die Anordnung der Geschäfte untereinander, um einerseits nicht ein Labyrinth von Strassen und Plätzen zu schaffen, in dem sich der Besucher verlieren könnte und andererseits die Entstehung schlechter Geschäftslagen durch eine Aufteilung des Kundenstroms in Malls mit Geschäften unterschiedlicher Anziehungskraft zu verhindern (vgl. Gasser, 1960, S.100). Der Cluster stellt zwar aus der Sicht der Kunden den unübersichtlichsten Bautyp dar (vgl. Rappel/Neumeier, 1973, S.143), wobei aber gerade auch die Begrenzung der Sicht des Kunden als ein Vorteil gesehen werden kann, der das Element der Abwechslung beim Einkauf betont (vgl. Bühler, 1990, S.26). Anzutreffen ist dieser Bautyp, aufgrund des hohen Investitionsbedarfs vor allem bei Regionalzentren und, in Ausnahmefällen auch größeren Stadtteilzentren (vgl. Bühler, 1991, S.26; Casazza, 1991, S.62).

4.2 Ausgesuchte Shopping-Center Typen und ihre architektonischen Anforderungen

4.2.1 City-Center, Passagen und Galerien

4.2.1.1 Merkmale

Das City-Center oder auch innerstädtische Einkaufszentrum, die Begriffe werden synonym verwandt, wird insbesondere durch seine integrierte Lage in der Innenstadt charakterisiert (vgl. Bühler, 1990, S.14f.). Der Begriff der Passage ist dem der Galerie typologisch übergeordnet und bezieht sich auf einen Bautyp innerstädtischer Einkaufszentren, der bereits auf das ausgehende 18. Jahrhundert zurückzuführen ist, nach seiner ersten Blütezeit im 19. Jahrhundert jedoch für viele Jahrzehnte in Vergessenheit geriet (vgl. Brune, 1996, S.9). Als eine der größten und schönsten Bauten dieser Art und Inbegriff der Galerie gilt die 1867 im Mailand erbaute „Galleria Vittorio Emanuele II“, auf die bereits in der Einleitung dieser Arbeit hingewiesen wurde.

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Abb. 7: “Galleria Vittorio Emanuele II” (vgl. Brune, 1996, S.13)

Grundlage der Existenz von Passagen und Galerien ist ihre Lage im Hauptgeschäftsgebiet der Stadt, wobei die optimale Positionierung eine Ansiedlung zwischen zwei möglichst gleich stark frequentierten Einkaufsstraßen, die durch die Galerie verbunden werden darstellt (vgl. Brune, 1996, S.15). Seit Anfang der 80er Jahre erfahren innerstädtische Einkaufszentren, insbesondere in der Gestalt von Passagen und Galerien in den Zentren der großen Städte der Bundesrepublik Deutschland und ganz Europa eine Renaissance (vgl. Bühler, 1990, S.9; Falk, 1998, S.18). Zurückzuführen ist diese Entwicklung zum einen auf die Suche nach Erweiterungsmöglichkeiten innerstädtischer Geschäftszentren und Ergänzung bestehender Fußgängerzonen (vgl. Falk, 1998, S.18), zum anderen aber auch auf den Versuch der Revitalisierung der Innenstädte (vgl. Brune, 1996, S.10), die durch sie Entstehung außerstädtischer Shopping-Center nach dem zweiten Weltkrieg zum Teil erhebliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen hatten (vgl. Brune, 1996, S.74f.). Stadtgalerien und Passagen als bloße Einkaufsstätten zu betrachten wäre dabei zu kurz gegriffen. Vielmehr wird das innerstädtische Einkaufszentrum durch seine Integration in Stadt und City auch zum Träger sozialer und ökologischer Funktionen der Stadt, die sich insbesondere in einer veränderten Wertehaltung, hin zu einer stärkeren Freizeit-, Erlebnis-, Genuss- und Umweltorientierung zeigen (vgl. Bühler, 1990, S.97). So stellt die Stadtgalerie auch nach dem Ladenschluss öffentlichen Raum für Veranstaltungen unterschiedlichster Art zur Verfügung und vermittelt dem Besucher ein Stadterlebnis, welches in letzter Konsequenz auch eine Aufwertung der Stadt bedeuten kann (vgl. Brune, 1996, S.106ff.). Zu den Erfolgskriterien einer Stadtgalerie zählen neben der Standortqualität und einem mit hohem Erlebniswert verbundenen Handels-, Dienstleistungs- und Gastronomie- mix auch eine attraktive architektonische Gestaltung (vgl. Falk, 1998, S.18), auf die im folgenden eingegangen werden soll.

4.2.1.2 Architektonische Anforderungen

Die Integration von Galerien in die Stadt führt nicht nur zu gesteigerten Ansprüchen an die von der Einkaufsstätte zu erfüllenden Funktionen, sondern auch an die Architektur solcher Orte des Handels. Den Erfolg einer Galerie sicherzustellen heißt dabei nicht nur eine Rendite für den Investor und Gewinne für den Mieter zu erzielen, sondern darüber hinaus, durch den Einsatz architektonischer Mittel eine positive Ausstrahlung auf die Umgebung zu erzielen (vgl. Brune, 1996, S.134). So kann eine Stadtgalerie, wenn sie mit einem hohen architektonischen Anspruch geplant und gebaut wurde zu einem Gebäude werden, das einen wichtigen Beitrag zur Stadtidentität leistet und mit dem sich zahlreiche Bürger der Stadt identifizieren (vgl. Brune, 1996, S.109). Vorraussetzung dafür ist jedoch die Integration des Gebäudes in den kulturellen und architektonischen Stadtzusammenhang. Damit übernimmt der Architekt nicht nur aus Sicht der Investoren, sondern auch aus städtebaulicher Sicht eine verantwortungsvolle Aufgabe. Dies gilt insbesondere dann, wenn historische Bausubstanz, wie im Fall der „Galerie kleiner Markt“ in Saarlouis in den Neubau einer Galerie integriert werden soll (vgl. Hoquél, 1996, S.210).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 8: „Galerie kleiner Markt“ (http://www.saarlouis.de/2195.php)

4.2.2 Power-Center

4.2.2.1 Merkmale

Power Center weisen starke Ähnlichkeiten mit traditionellen Shopping-Centern auf. So werden sie in der Regel wie Community, Regional oder Superregional Center von einem Investor oder einer Betreibergesellschaft geplant, gebaut und gemanaged, die Verkaufsflächen sind identisch (vgl. Hahn, 2002, S.94). Der entscheidende Unterschied liegt in der Zusammensetzung und der Größe der im Center ansässigen Einzelhändler. Während sich die Mieter traditioneller Shopping Center aus einer großen Anzahl kleiner Einzelhändler und wenigen großflächigen Anbietern zusammensetzt, setzt sich ein Power Center fast ausschließlich aus einer großen Anzahl großflächiger Mieter zusammen, die ihrer Preispolitik gemäß als Discounter auftreten (vgl. Hahn, 2002, S.94). Die große Auswahl an preiswerten Waren, aufgrund ihrer Zusammensetzung aus üblicherweise discountorientierten Fachmärkten wie Toys`R`Us, sowie niedrigeren Baukosten im Vergleich zu den wesentlich attraktiver gestalteten regionalen Shopping-Centern lassen die Power Center zu einer bedrohlichen Konkurrenz für traditionelle Shopping-Center werden (vgl. Falk, 1998, S.18). Angesiedelt wird dieser Center Typ üblicherweise in Ballungszentren mit sehr guter überregionaler Verkehrsanbindung, um das erforderliche sehr hohe Bevölkerungspotential in ihrem Einzugsgebiet zu erreichen (vgl. Falk, 1998, S.19). Der Trend zur Integration von Freizeitangeboten, wie Großkinos und Einrichtung von Restaurants ist dabei auch bei Power Centern klar erkennbar (vgl. Hahn, 2002, S.102).

4.2.2.2 Architektonische Anforderungen

Aufgrund der Standorte von Power Centern, die fast alle im suburbanen Raum gebaut wurden (vgl. Hahn, 2002, S.103) und ihrer Discountausrichtung sind die architektonischen Anforderungen an derartige Center nicht mit denen an eine Stadtgalerie zu vergleichen. Center dieser Art werden in der Regel nach dem Bautyp des Strip Center errichtet und bieten darüber hinaus eine meist schmucklose, triste, an Lagerhallen erinnernde Architektur, sowohl was die Ladengestaltung als auch die äußere Erscheinung angeht (vgl. Hahn, 2002, S.101). Die Größe liegt etwa bei 23000m² bis etwa 56000m² (vgl. Falk, 1998, S.18). Im Vordergrund bei der architektonisch, baulichen Gestaltung steht die Funktion und deren optimale Erfüllung. So öffnet sich beispielsweise jedes Ladenlokal zu den Parkplätzen hin, um den Kunden eine optimale Erreichbarkeit der einzelnen Geschäfte zu garantieren (vgl. Hahn, 2002, S.101).

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Abbildung 9: “Broadview Village Square” (vgl. Hahn, 2002, S.108)

4.2.3 Factory-Outlet -Center

4.2.3.1 Merkmale

Nach Falk fasst ein Factory-Outlet-Center eine größere Anzahl von Markenartikelherstellern in einer Einheit zusammen, wobei die Hersteller jeweils eine Ladeneinheit, ein sogenanntes „Outlet Store“ anmieten, in dem sie ihre eigenen Produkte preisreduziert an den Verbraucher abgeben (vgl. Falk, 1998, S.19). Ein solches Center ist des weiteren dadurch gekennzeichnet, das es sich bei der angebotenen Ware nicht um das reguläre, vollständige Sortiment handelt, d.h. es werden Waren zweiter Wahl, aus Musterkollektionen, Produktionsüberschüssen, der vergangenen Saison oder Alt- und Retourwaren angeboten, deren Preise deutlich unter denen der konventionellen Einzelhändler liegen (vgl. Rieger, 1998, S.21). Das dominierende Angebot sind dabei Waren aus dem Bereich Markenbekleidung, mit einem Anteil der in der Regel bei bis zu 70% liegt (vgl. Falk, 1998, S.19). Die Anziehung solcher Center geht in erster Linie von der Anziehungskraft großer Markenhersteller aus, die ihre Waren dort zu deutlich günstigeren Preisen absetzen. Nicht zu verwechseln sind solche Angebote mit Fabrikverkäufen. Von einem Factory-Outlet-Center im engeren Sinne spricht man in der Regel ab einem Anteil der Factory Outlets an der Gesamtfläche des Centers von mindestens 50% (vgl. Rieger, 1998, S.20). Eine Weiterentwicklung des Factory-Outlet-Center stellt das sogenannte Value-Center dar, wobei hier die Markenhersteller als Direktverkäufer in der Minderzahl sind (vgl. Hahn, 2002, S.61). Weitere Untertypen wie das Factory-Warehouse-Center sollen an dieser Stelle nicht näher betrachtet werden. Als mögliche Standorte kommen in Deutschland solche an Hauptverkehrsachen in Verdichtungsräumen; Standorte an Hauptverkehrsachsen außerhalb von Verdichtungsräumen, mit Verdichtungsräumen im Einzugsgebiet und innerstädtische Standorte in Betracht (vgl. Rieger, 1998, S.62ff.). Wo hingegen in den U.S.A. die meisten Factory-Outlet-Center außerhalb großer Verdichtungsräume an Hauptverkehrsachsen errichtet wurden (vgl. Hahn, 2002, S.82).

4.2.3.2 Architektonische Anforderungen

Betrachtet man die Hochwertigkeit der in Factory-Outlet-Centern angebotenen Waren, so liegt die Vermutung Nahe, dass auch die Center selbst sehr luxuriös und architektonisch ansprechend gestaltet sein sollten. Diese Annahme lässt sich allerdings in der Praxis nicht immer bestätigen. So gehen einige Anbieter davon aus, das eine zu luxuriöse Umgebung dem Kunden das Gefühl vermitteln könnte, nicht preiswert einzukaufen und halten ihre Center architektonisch bewusst auf Lagerhallenniveau (vgl. Hahn, 2002, S.69). Der Trend geht allerdings seit den 1990er Jahren deutlich hin zu einer aufwändigeren und anspruchsvolleren Bauweise, einer Ausstattung mit Food Courts, Freizeiteinrichtungen und Gestaltungsmitteln, wie sie für Regional- und Superregional Center üblich sind (vgl. Hahn, 2002, S.67f.). Einen für diesen Centertyp übliche Bauweise lässt sich also nicht ausmachen. So finden sich in der Praxis sowohl die Stripe Form, in verschiedenen Variationen, mit möglicherweise überdachten Fußgängerbereichen, wie auch die überdachte Mall (vgl. Rieger, 1998, S.26). Eine seit den 1990er Jahren häufiger angewandte Bauweise ist das sogenannte Village Center, bei dem das Center, dem Grundriss nach einem Dorf, mit relativ schmalen Straßen nachempfunden wird (vgl. Hahn, 1998, S.65). Der Vorteil einer solchen Bauweise ist das durch den dörflichen Charakter der Anlage entstehende Ambiente und Flair, das dem Kunden ein besonderes Einkaufserlebnis vermittelt. Factory-Outlet-Center die nach dieser Bauweise konzipiert wurden werden auch als sogenannte Designer-Outlet-Center oder Designer-Outlet-Village bezeichnet (vgl. Rieger, 1998, S.26f.).

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Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832473686
ISBN (Paperback)
9783838673684
DOI
10.3239/9783832473686
Dateigröße
41 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität des Saarlandes – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2003 (Oktober)
Note
1,7
Schlagworte
architektur erlebnis freizeit verkauf verhalten
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Titel: Vom Funktionalismus zur Postmoderne
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