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Analyse des Radiomarktes Islands unter den Kriterien Wirtschaftlichkeit und Programm

©2003 Diplomarbeit 99 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
22 über UKW empfangbare isländische Radiosender für 290.000 Einwohner. An Vielfalt mangelt es auf dem Radiomarkt in Island nicht. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart jedoch, dass der Radiomarkt von nur 2 Unternehmen beherrscht wird. Während der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit Allgemein-Interessen-Programmen versucht, Hörer an sich zu binden, versucht der private Anbieter Norðurljós, mit verschiedenen Radioformaten so viele Hörer wie möglich zu gewinnen. Andere Radioanbieter haben es schwer, sich gegen diese Unternehmen durchzusetzen. Ein instabiler Radiomarkt ist das Resultat. Ziel der Arbeit ist es, zu klären, mit welchen Programminhalten die einzelnen Radiosender konkurrieren und wie die wirtschaftliche Lage der Radioanbieter ist.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung1
2.Standort Island4
2.1Überblick4
2.2Entstehungsgeschichte5
2.2.1Entdeckung und Besiedlung5
2.2.2Politische Entwicklung6
2.2.3Wirtschaftliche Entwicklung7
2.3Island heute8
2.3.1Politik8
2.3.2Wirtschaft9
2.4Demographische Daten10
2.5Kulturelle Faktoren13
3.Historische Entwicklung des Rundfunks16
3.1Das öffentlich-rechtliche Monopol16
3.2Das duale System19
4.Gesetzliche Rahmenbedingungen21
4.1Lizenzvergabe21
4.2Kontrollgremien23
4.2.1Konzessionsausschuss23
4.2.2Rundfunkrat24
4.2.3Post- und Telekomadministration25
4.3Politische Verpflichtungen25
4.4Kulturelle Verpflichtungen25
4.5Andere Verpflichtungen26
4.6Finanzierung26
5.Unternehmen auf dem isländischen Medienmarkt29
5.1Überblick29
5.2RUV29
5.2.1Besitzverhältnisse und Programme29
5.2.2Programmverteilung30
5.2.3Finanzen31
5.3Norðurljós33
5.3.1Besitzverhältnisse und Politik33
5.3.2Finanzen35
5.4Andere Gesellschaften36
5.5Vergleich der finanziellen Lage der Unternehmen36
6.Zwischen Kultur und Kommerz - Eine Bestandsaufnahme der isländischen Radiolandschaft41
6.1Exkurs: Formatradio41
6.2Formatradio in Island43
6.3Öffentlich-rechtliche Sender44
6.3.1Überblick44
6.3.2Rás145
6.3.3Rás248
6.3.4Regionalsender50
6.4Private Sender51
6.4.1Überblick51
6.4.2Bylgjan53
6.4.3FM95.755
6.4.4Radio X56
6.4.5Létt57
6.4.6Saga58
6.4.7Muzik.is59
6.4.8Útvarp Suðurlands60
6.4.9FM Akureyri61
6.5Private-religiöse Sender62
6.5.1Überblick62
6.5.2Lindin63
6.5.3KFM63
6.6Alternative Möglichkeiten des Radioempfangs - Internet und Kabel65
6.7Zusammenfassung des Programmangebots65
7.Das Medium Radio im täglichen Gebrauch - eine Hörer- und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Standort Island
2.1 Überblick
2.2 Entstehungsgeschichte
2.2.1 Entdeckung und Besiedlung
2.2.2 Politische Entwicklung
2.2.3 Wirtschaftliche Entwicklung
2.3 Island heute
2.3.1 Politik
2.3.2 Wirtschaft
2.4 Demographische Daten
2.5 Kulturelle Faktoren

3. Historische Entwicklung des Rundfunks
3.1 Das öffentlich-rechtliche Monopol
3.2 Das duale System

4. Gesetzliche Rahmenbedingungen
4.1 Lizenzvergabe
4.2 Kontrollgremien
4.2.1 Konzessionsausschuss
4.2.2 Rundfunkrat
4.2.3 Post- und Telekomadministration
4.3 Politische Verpflichtungen
4.4 Kulturelle Verpflichtungen
4.5 Andere Verpflichtungen
4.6 Finanzierung

5. Unternehmen auf dem isländischen Medienmarkt
5.1 Überblick
5.2 RUV
5.2.1 Besitzverhältnisse und Programme
5.2.2 Programmverteilung
5.2.3 Finanzen
5.3 Norðurljós
5.3.1 Besitzverhältnisse und Politik
5.3.2 Finanzen
5.4 Andere Gesellschaften
5.5 Vergleich der finanziellen Lage der Unternehmen

6. Zwischen Kultur und Kommerz – Eine Bestandsaufnahme der isländischen Radiolandschaft
6.1 Exkurs: Formatradio
6.2 Formatradio in Island
6.3 Öffentlich-rechtliche Sender
6.3.1 Überblick
6.3.2 Rás1
6.3.3 Rás2
6.3.4 Regionalsender
6.4 Private Sender
6.4.1 Überblick
6.4.2 Bylgjan
6.4.3 FM95.7
6.4.4 Radio X
6.4.5 Létt
6.4.6 Saga
6.4.7 Muzik.is
6.4.8 Útvarp Suðurlands
6.4.9 FM Akureyri
6.5 Private-religiöse Sender
6.5.1 Überblick
6.5.2 Lindin
6.5.3 KFM
6.6 Alternative Möglichkeiten des Radioempfangs – Internet und Kabel
6.7 Zusammenfassung des Programmangebots

7. Das Medium Radio im täglichen Gebrauch – eine Hörer- und Nutzenanalyse
7.1 Medienforschung in Island
7.2 Der isländische Radiohörer
7.3 Nutzenanalyse
7.4 Nutzenanalyse in den verschiedenen Altersgruppen

8. Wirtschaftliche Perspektiven

9. Anhang
9.1 Erläuterungen zur isländischen Sprache
9.2 Die isländische Währung
9.3 Glossar
9.4 Isländische Radiostationen im Internet

Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Karte Island

Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung und Zukunftsprognosen

Abbildung 3: Isländische Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit (31. Dezember 2002)

Abbildung 4: Bevölkerung Islands nach Bezirken und Städten (1910, 1950, 1.Dez. 2002)

Abbildung 5: Erwerbstätige Personen in den jeweiligen Wirtschaftszweigen Stand 2001

Abbildung 6: Programmanteile Hörfunk RUV (heute Rás1) 1937

Abbildung 7: TV-Stationen in Island (ohne ausländische Sender) 2002

Abbildung 8: Lizenzgebühren für Radioübertragung 2002

Abbildung 9: Besitzverhältnisse RUV 2002

Abbildung 10: Programmverteilung von Rás1, Rás2 und den regionalen Fensterprogrammen

Abbildung 11: Einnahmen und Ausgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks RUV 2001

Abbildung 12: Einnahmen und Ausgaben der Abteilung Hörfunk von RUV 2001

Abbildung 13: Besitzverhältnisse Norðurljós

Abbildung 14: Gesamteinnahmen von Norðurljós 2001

Abbildung 15: Gegenüberstellung der Einnahmen der öffentlich-rechtlichen Radiosender und der privaten, zu Norðurljós gehörenden Sender im Jahr 2001

Abbildung 16: Verpflichtungen der öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunkanbieter 2002

Abbildung 17: Anzahl der UKW-Sendeantennen der landesweit sendenden öffentlich-rechtlichen

Abbildung 18: Öffentlich-rechtliche Radiosender in Island

Abbildung 19: Programminhalte Rás1 in Prozent (2001)

Abbildung 20: Sendeplan von Rás1, Montag 29. Juli 2002

Abbildung 21: Programminhalte Rás2 in Prozent (2001)

Abbildung 22: Sendeplan von Rás2, Montag 29. Juli 2002

Abbildung 23: Sendezeiten der Regionalprogramme von RUV im Programm von Rás2

Abbildung 24: Private Radiosender in Island (2002)

Abbildung 25: Programminhalte Bylgjan in Prozent (2001)

Abbildung 26: Programminhalte FM95.7 in Prozent (2001)

Abbildung 27: Programminhalte Radio X in Prozent (2001)

Abbildung 28: Programminhalte Létt in Prozent (2001)

Abbildung 29: Programminhalte Saga in Prozent (2001)

Abbildung 30: Religiöse Radiostationen in Island (2002)

Abbildung 31: Programmprofile bzw. Formate der isländischen Radiosender 2002

Abbildung 32: Positionierung der isländischen Radiosender 2002

Abbildung 33: Durchschnittliche Hördauer der isländischen Radiohörer 1993 - 2002

Abbildung 34: Marktanteile der isländischen Radiostationen März 2002

Abbildung 35: Erfolgreichste Sender im Segment 12 - 19 Jahre, landesweit

Abbildung 36: Erfolgreichste Sender im Segment 20 - 24 Jahre, landesweit

Abbildung 37: Erfolgreichste Sender im Segment 25 -29 Jahre, landesweit

Abbildung 38: Erfolgreichste Sender im Segment 30 – 34 Jahre, landesweit

Abbildung 39: Erfolgreichste Sender im Segment 35 - 39 Jahre, landesweit

Abbildung 40: Erfolgreichste Sender im Segment 40 - 49 Jahre, landesweit

Abbildung 41: Erfolgreichste Sender im Segment 50 - 67 Jahre, landesweit

Abbildung 42: Erfolgreichste Sender im Segment 68 - 80 Jahre, landesweit

Abbildung 43: Neue und eingestellte Radiostationen in Island von 1983 - 2002

1. Einleitung

In den Schlagzeilen der Welt liest man selten etwas über Island. Es sei denn, ein Vulkan bricht aus, bedeutende Politiker treffen sich in der Hauptstadt oder der isländische Musikstar Björk bringt eine neue CD auf den Markt. Dann rückt die kleine Insel im Nordatlantik für kurze Zeit in den Mittelpunkt der Welt. Auch für allerlei Fernsehreportagen bietet die atemberaubende Natur Islands die besten Motive. Doch Island hat viel mehr zu bieten als das. Wenig ist bekannt über die Kultur, die Menschen oder über wirtschaftliche Belange der Insel, wenig auch über die Medien.

Verantwortlich für diese Situation ist die Isolation der Insel. Das kleine Land liegt rund 1000 km vom europäischen Festland entfernt. In der Geschichte sorgte diese Isolation dafür, dass kulturelle Einflüsse vom Festland nur spärlich in diese Region gelangten und umgekehrt. So entwickelte sich in Island, trotz Okkupierung von Norwegen und später Dänemark, eine eigenständige Kultur. Wirtschaftlich und politisch war die Insel im Nordatlantik bis Mitte des 20.Jahrhunderts unbedeutend. Erst in der jüngeren Geschichte, im Zuge seiner Unabhängigkeit, erlangte Island durch seine Fischexporte an Bedeutung. Die Fischwirtschaft und der Fleiß der Isländer machten aus einem armen und unterentwickelten Land binnen kürzester Zeit eine Wohlstandsgesellschaft. Zu dieser jüngeren Geschichte gehört auch die Entwicklung der audiovisuellen Medien. Die Isolation Islands, die Größe und die dünne Besiedlung versprechen interessante Erkenntnisse auf diesem Gebiet. Das Wissen über die „Evolution“ des isländischen Medienmarktes und die heutigen Schwierigkeiten könnten als Grundlage für die Entwicklung von Mediensystemen in bis jetzt in diesem Bereich unterentwickelten Staaten ähnlicher Lage dienen.

Die Diplomarbeit „Analyse des Radiomarktes Islands unter den Kriterien Wirtschaftlichkeit und Programm“ soll dem Leser den isländischen Radiomarkt transparent machen. In der Arbeit werden die Faktoren behandelt, die diesen Radiomarkt beeinflussen. Es werden die Schwierigkeiten der Medienwirtschaft aufgezeigt, die in einem kleinen Land wie Island unweigerlich auftreten. Den Hauptteil dieser Diplomarbeit bilden die Kapitel 5 – 7. In diesen werden die größten auf dem Radiomarkt tätigen Unternehmen vorgestellt und auf ihre Finanzlage und ihr Programmangebot hin untersucht. Kapitel 6 gibt einen Überblick über alle in Island sendenden Radiostationen mit ihren Spezifika, Kapitel 7 belegt den Erfolg der einzelnen Radiosender auf dem Markt.

Grundlage für das Verstehen der isländischen Medienwelt ist das Wissen über die Geschichte, Politik, Wirtschaft und Kultur der Insel. Die Isländer können heute stolz auf lange Traditionen zurückblicken. Sie besitzen das älteste Parlament der Welt, sie sprechen noch fast genau so wie ihre Vorfahren vor tausend Jahren und die Geschichten dieser Vorfahren wurden seit dem 11. Jahrhundert schriftlich festgehalten. Diese Einflüsse prägen auch die isländischen Medien und werden deshalb ausführlich in Kapitel 2 erläutert.

Als Herausforderung erwies sich die Literaturrecherche, sowie die Sprachbarriere. Nur eine themenbezogene Literaturquelle liegt in deutscher Sprache vor. Dieser Text gibt einen Überblick über die Situation auf dem isländischen Medienmarkt. Alle anderen Quellen sind in Isländisch, die meisten glücklicherweise auch in Englisch erhältlich. Trotz der Nutzung anderssprachiger Literatur ist die Literaturlage zum isländischen Medienmarkt als durchaus schlecht zu bezeichnen. Einzig zur Geschichte der Medien in Island ist Literatur vorhanden. Diese bildete die Grundlage für diese Diplomarbeit. Um jedoch aktuelle Informationen zu erlangen, war es nötig, Kontakt zu den Medienvertretern in Island aufzunehmen. Neben den persönlichen Kontakten erwiesen sich die Statistiken des Statistischen Amtes von Island, Hagstofa, als besonders hilfreich. Ein großer Teil der Diplomarbeit basiert auf der Verarbeitung dieser Statistiken und Firmenmaterialien, sowie der Auswertung von Interviews mit Medienvertretern.

Da das Alter der Statistiken und Firmenmaterialien variiert, war es schwierig, einen einheitlichen Untersuchungszeitraum zu beleuchten. Grundsätzlich gibt die Diplomarbeit den Stand von 2002 wieder, es wurden stets die aktuellsten Materialien genutzt, die vorlagen. Die schlechte Informationslage machte es jedoch auch nötig, auf ältere Informationen aus 2001 zurückzugreifen. Dies betrifft vor allem demographische und wirtschaftliche Daten im Kapitel 2, sowie statistische Daten zu den einzelnen Rundfunkunternehmen und Radiosendern ab Kapitel 5. Im Text wird das Alter der verwendeten Daten deshalb immer angegeben. In den meisten Fällen kann aber davon ausgegangen werden, dass sich von 2001 auf 2002 keine größeren und weitreichenden Veränderungen ereignet haben, da in älteren Statistiken immer eine Tendenz zu erkennen ist.

2. Standort Island

2.1 Überblick

Mit seinen etwa 290.000 Einwohnern gehört Island in die Riege der kleinsten Nationen der Welt.[1] Die zweitgrößte Insel Europas, auch als nördlicher Außenposten Europas bezeichnet, scheint nicht nur aus klimatischer Sicht unwirtlich, liegt sie doch am nördlichen Polarkreis. Betrachtet man noch die Größe der Insel, 103.000 qkm und die geologischen Besonderheiten, etwa 63% der Insel sind Ödland, 12% des Landes von Gletschern bedeckt, 2% Seen[2], scheint Island auch wirtschaftlich unwirtlich. Zudem ist Island eine der aktivsten Vulkanzonen der Erde. In den letzten 1.000 Jahren kam es zu rund 200 überlieferten Vulkanausbrüchen auf der Insel.[3] Nur ein grüner Gürtel um die Insel herum macht diese auch bewohnbar, da hier Landwirtschaft betrieben werden kann.

Die Hauptstadt Islands ist Reykjavík. Die im Südwesten des Inselstaates gelegene Stadt bildet mit den umliegenden, mittlerweile mit der Hauptstadt verschmolzenen, Städten Kópavogur und Hafnarfjörður[4] und anderen Gemeinden das größte und dichteste Siedlungsgebiet der Insel. Etwa 70% der Bevölkerung Islands leben heute in der Hauptstadtregion.[5]

Das Klima auf Island ist trotz der Lage am Polarkreis mäßig kalt. Begünstigt wird die Insel durch den Golfstrom. Mit einer Durchschnittstemperatur von 0 Grad Celsius (im Südwesten) fallen die Winter relativ mild aus. Die Sommer sind mit einer Durchschnittstemperatur von 11 Grad Celsius kälter, als ein Mitteleuropäer gewöhnt sein dürfte.[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Karte Island[7]

2.2 Entstehungsgeschichte

2.2.1 Entdeckung und Besiedlung

Bereits 300 v.Chr. soll Island von dem griechischen Seefahrer Pytheas von Massilia entdeckt worden sein. Er soll seine Entdeckung „Ultima Thule“ getauft haben. Nach Aufzeichnungen des irischen Mönchs Dicuil wurde die Insel erstmals im 8. Jahrhundert von irischen Mönchen, die sich auf Island während der Sommermonate niederließen, besiedelt. Flurnamen zeugen noch heute von dieser Zeit. Die dauerhafte Besiedlung Islands begann im 9. Jahrhundert mit der Expansion der skandinavischen Völker gen Westen. Norwegische Wikinger waren die ersten die sich seit 874 auf Island bleibend niederließen. Der erste Siedler soll Ingólfur Árnasson gewesen sein. Ihm wird auch die Gründung der heutigen Hauptstadt Reykjavík zugeschrieben. Bereits 60 Jahre später soll die Landnahme beendet gewesen sein.[8]

2.2.2 Politische Entwicklung

Island kann sich heute rühmen das älteste noch tätige Parlament der Welt zu besitzen. Schon 930 wurde das für die gesamte Insel zuständige Alþingi ins Leben gerufen, das den Grundstein für die isländische Souveränität legte. Island war somit eine unabhängige Republik bzw. ein Freistaat. Mit einer Republik im heutigen Sinne und der damit verbundenen Demokratie kann dies jedoch nicht verglichen werden, da nur freie Männer, die ein bestimmtes Mindestvermögen besaßen, Zugang zum Alþingi hatten. Einzige Amtsperson des Staates war der Gesetzessprecher. Er war der oberste Mann im Staat und der Vorsitzende der Rechtsinstanz Lögrétta, welche über Rechtsfragen beriet. In seinen Aufgabenbereich fiel auch die Eröffnung des Alþingi und das Vortragen der ungeschriebenen Gesetze. Jedes Jahr im Juni trafen sich die Mitglieder des Parlaments für 2 Wochen auf einer Freifläche im Þingvellir[9] um über diese Gesetze zu beraten und Recht zu sprechen. Das Alþingi und der Gesetzessprecher hatten jedoch keine Exekutivgewalt. Jeder, der sein Recht in der Volksversammlung eingeholt hatte, musste selbst dafür sorgen, dass das Urteil vollstreckt wurde.[10]

Bürgerkriegsähnliche Zustände im 13. Jahrhundert führten zur Einmischung Norwegens in die isländische Politik. Mehr oder weniger freiwillig – Island war zu dieser Zeit von den Getreidelieferungen aus Norwegen abhängig – schließt sich Island 1262 dem norwegischen Königreich an. Nach der Personalunion zwischen Norwegen und Dänemark fiel Island 1380 unter die dänische Krone. Die Herrschaft unter den Dänen leitete das wohl dunkelste Zeitalter der isländischen Geschichte ein. Durch Einrichtung eines dänischen Handelsmonopols und der damit eintretenden Armut, durch Seuchen und durch einen der verheerendsten Vulkanausbrüche der Menschheitsgeschichte[11] wurde die isländische Bevölkerung im 18. Jahrhundert derart dezimiert, das die Dänen schon in Erwägung zogen, die gesamte Insel evakuieren zu lassen.[12]

Im 19. Jahrhundert intensivierten sich die Autonomiebestrebungen unter Jón Sigurdsson. 1843 wurde das 1800 abgesetzte Alþingi wieder konstituiert. 1874, zum tausendjährigen Bestehen der isländischen Nation, erhielt Island eine verbesserte Verfassung, die Verwaltungsautonomie und die Kontrolle über die nationalen Finanzen gewährte. 1918 erhielt Island die volle Souveränität, blieb aber durch Personalunion mit der dänischen Krone verbunden. Nach der Besetzung des Mutterlandes durch deutsche Truppen 1940, wurden britische und später amerikanische Truppen auf Island stationiert. Am 17. Juni 1944 wurde in Island die Auflösung der Union mit Dänemark beschlossen und die Republik ausgerufen.[13]

2.2.3 Wirtschaftliche Entwicklung

Seit der Besiedlung lebten die Isländer hauptsächlich von der Viehwirtschaft und dem damit verbundenen Tuch- und Wollexport. Mit dem Aufkommen des Hansehandels um 1300 setzten die Isländer jedoch mehr und mehr auf Fisch. Der seit Beginn des 15. Jahrhunderts betriebene rege Direkthandel mit deutschen und englischen Kaufleuten wurde durch die dänische Krone mit einem Handelsmonopol unterbunden. Das 1602 eingeführte Handelsmonopol besiegelte den wirtschaftlichen und demographischen Niedergang Islands. Erst ab 1786 wurde das Handelsmonopol stetig gelockert und 1854 vollständig aufgehoben. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erhielt Reykjavík immer mehr Bedeutung, da hier der Sitz des Landesbischofs und des Obersten Landesgerichts eingerichtet wurde. Erstmals setzte eine Urbanisierung auf Island ein, wenn auch in sehr kleinen Dimensionen. Nach dem 2. Weltkrieg erlebte Island ein Wirtschaftswunder ohnegleichen. Vom Armenhaus Europas mauserte sich die Nation zur Wohlstandsgesellschaft. Nicht zuletzt der Fisch machte dies möglich. Im 20. Jahrhundert erweiterte Island mehrmals die Fischereigrenzen (1958, 1972/73, 1975), zuletzt auf 200 Seemeilen, und zog so besonders den Zorn der Briten auf sich. In den sogenannten „Kabeljaukriegen“ kam es auch zu Schießereien zwischen der isländische Küstenwache und der britischen Fischereiflotte. Inzwischen ist die 200-Meilen-Zone völkerrechtlich anerkannt.[14]

2.3 Island heute

2.3.1 Politik

Nach der Verfassung von 1944 ist Island eine Republik mit parlamentarischer Demokratie. Staatsoberhaupt ist der in direkter Wahl auf vier Jahre gewählte Staatspräsident, der mit dem Ministerpräsident und dem Kabinett die Exekutive bildet. Das Amt des Staatspräsidenten dient hauptsächlich repräsentativen Zwecken und wird seit 1996 von Ólafur Ragnar Grimsson besetzt. Die gesetzgebende Gewalt in Island hat das Parlament, der Tradition nach Alþingi genannt. Ihm gehören 63 Abgeordnete an, die in 8 Wahlkreisen für jeweils 4 Jahre gewählt werden. Die Regierungsgeschäfte liegen derzeit in den Händen des Ministerpräsidenten David Oddsson. Seine Unabhängigkeitspartei erhielt bei den letzten Wahlen am 8.Mai 1999 mit 40,7%[15] der Wählerstimmen die Mehrheit und koalierte mit der Fortschrittspartei. Die Regierungskoalition besetzt im Parlament 38 Sitze und ist somit zu einer absoluten Mehrheit fähig. Die Opposition im Parlament bilden die Linke Allianz mit 17 Sitzen, die Linken/Grünen mit 6 Sitzen und die Freie Liberale Partei mit 2 Sitzen.[16] Schwerpunkte der Politik unter Oddsson sind der Abbau des Haushaltsdefizits, die Konsolidierung des Wirtschaftswachstums bei niedriger Inflation und die Öffnung Islands für ausländische Investitionen.[17]

Außenpolitisch konzentriert sich Island auf die Nordische Zusammenarbeit, auf das NATO-Bündnis und das Verteidigungsabkommen mit den USA. Island ist der einzige NATO-Staat der keine eigenen Truppen hat. Zu diesem Zweck hat Island mit den USA ein Verteidigungsabkommen geschlossen, welches der Insel im Kriegsfall Hilfe zusichert. Kernthema der isländischen Außenpolitik ist die politische und wirtschaftliche Integration in Europa. Obwohl Island alle Voraussetzungen für eine Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft erfüllen würde, halten sich die Isländer in dieser Frage zurück. Man befürchtet das Einbüßen der erreichten Souveränität, eine Fremdbestimmung über die Fischressourcen und kulturelle Überfremdung. Immerhin trat Island 1994 dem Europäischen Wirtschaftsraum EWR bei.[18]

2.3.2 Wirtschaft

Die wirtschaftliche Lage erklärt die EU-Politik der Regierung. Denn das Wohl des gesamten Staates hängt vom Fisch ab, er ist wichtigstes Exportgut der Isländer. Die Fischereiwirtschaft ist mit rund 62 % (Stand 2001) am gesamten isländischen Export beteiligt, sie bringt mehr als ein Drittel der Exporteinnahmen ein.[19] Isländische Fischexporte gehen in die ganze Welt. Wichtigste Absatzländer für isländische Produkte waren 2001 Großbritannien (18 %), Deutschland (15 %), die Niederlande (10 %) und die USA (10 %).[20]

Da aufgrund der natürlichen Begebenheiten nur Fisch in großen Mengen vorkommt muss Island sehr viel importieren, besonders was Kraftstoff und Nahrungsmittel betrifft. Aber auch technische Geräte, Autos und Ersatzteile müssen eingeführt werden. Größter Handelspartner ist Deutschland, das 2001mit etwa 12 % am Import beteiligt war und noch vor den USA lag.[21] Die vielen Importe haben zur Folge, dass in Island die Preise im Vergleich zum europäischen Festland sehr hoch sind und Island zu den teuersten Ländern der Erde zählt. Man ist aber bestrebt, besonders was die Energie betrifft, vollkommen unabhängig vom Öl zu werden. Schon heute gilt Island als sauberstes Land der Welt, da alle Haushalte durch Erdwärme beheizt werden. Gefördert wird die Entwicklung von Autos mit Brennstoffzellen. Der dazu nötige Kraftstoff, Wasserstoff oder Methan, soll umweltfreundlich durch Nutzung der Erdwärme hergestellt werden.[22]

2.4 Demographische Daten

Die wirtschaftliche und politische Entwicklung Islands, sowie Naturkatastrophen beeinflussten die Bevölkerungsentwicklung auf der Insel. Seit einer Volkszählung im Jahre 1703 hat sich die Bevölkerung Islands bis heute fast versechsfacht. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Bevölkerungszuwachs aufgrund der genannten Gründe jedoch eher gering. Im Jahre 1703 lebten 50.358 Menschen auf Island, 1901 waren 78.470 Einwohner zu verzeichnen.[23] Erst mit dem Einsetzen der Wohlstandsgesellschaft Mitte des 20. Jahrhunderts „explodierten“ die Bevölkerungszahlen. Allein von 1950 bis 2002 verdoppelte sich die Bevölkerung auf 288.471.[24] Der Trend scheint sich auch die nächsten Jahre fortzusetzen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung und Zukunftsprognosen[25]

Durch die hohe Geburtenrate der letzten Jahrzehnte ist das isländische Volk ein sehr junges Volk. Etwa 25 % der Bevölkerung sind zwischen 0 und 15 Jahren alt.[26] Die Geburtenrate ist seit den letzten Jahrzehnten stets um ein mehrfaches höher als die Sterberate. Bedingt durch den Wohlstand der letzten 60 Jahre stieg die Lebenserwartung der Isländer. Durchschnittlich werden Frauen in Island 82,2 Jahre, Männer dagegen 78,1 Jahre alt.[27] In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts lag die Lebenserwartung mehr als 20 Jahre unter der heutigen.[28]

Einen geringen Teil der Bevölkerung nehmen Ausländer ein. Etwa 3,5 % der auf Island lebenden Bevölkerung haben eine andere Staatsbürgerschaft, etwa 6,6 % sind in einem anderen Staat geboren. Größte Gruppe bilden polnische Einwanderer, gefolgt von Dänen, Deutschen und Philippinen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Isländische Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit (31. Dezember 2002)[29]

Island ist in 8 Verwaltungsbezirke aufgegliedert. Die regionale Verteilung der Bevölkerung ist sehr unausgeglichen. Während im Großraum Reykjavík etwa 70 % der Bevölkerung Islands leben, sind andere bewohnbare Landstriche regelrecht entvölkert. Besonders betroffen sind die Regionen Vestfirðir (Westfjorde) und Norðurland vestra (Nordwesten). Die Umorientierung zur Dienstleistungsgesellschaft machte die Hauptstadt Reykjavík zu einer stetig wachsenden Metropole. Viele umliegende Städte und Gemeinden sind mittlerweile mit der Hauptstadt verschmolzen. Von diesem Boom können auch die angrenzenden Verwaltungsbezirke profitieren, deren Städte ebenfalls, wenn auch in kleineren Dimensionen, Bevölkerungszuwächse verzeichnen können. Doch nicht alle Landflüchtige zog es in Richtung Reykjavík. Die Stadt Akureyri im Norden Islands erlebte als einzige Stadt außerhalb der Hauptstadtregion auch Zuwächse. Sie ist die größte Stadt außerhalb dieser Region und wird deshalb auch „Hauptstadt des Nordens“ genannt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Bevölkerung Islands nach Bezirken und Städten (1910, 1950[30], 1.Dez. 2002[31] )

Die Landflucht brachte mit sich, dass der Wirtschaftszweig Landwirtschaft heute kaum noch eine Rolle spielt. Früher Lebensgrundlage für fast alle Isländer, sind heute nur etwa 4 % in der Landwirtschaft beschäftigt, die Fischerei nicht eingeschlossen. Die Fischwirtschaft (Fischerei und Fischverarbeitung) bringt zwar einen Großteil der Devisen, dennoch ist auch dieser Zweig rückläufig. Etwa 8 % arbeiten in diesem Bereich. Boomender Wirtschaftszweig ist das Dienstleistungsgewerbe, etwa 70 % der Erwerbstätigen arbeiteten 2001 im Handel, Tourismus, in der Kommunikationsbranche und im öffentlichen Dienst.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Erwerbstätige Personen in den jeweiligen Wirtschaftszweigen Stand 2001[32]

Arbeitslosigkeit war bis in die 80er Jahre auf Island ein Fremdwort. Eine weltweite Rezession forderte aber auch hier ihre Opfer und machte 1988 mit einem Mal 527 Menschen arbeitslos. In den darauffolgenden Jahren verschlechterte sich die Lage zunehmend.[33] Höhepunkt war 1994 als etwa 5,3 % der Erwerbsfähigen arbeitslos gemeldet waren. Seit 2000 bewegt sich die Arbeitslosenquote um die 3 %.[34]

2.5 Kulturelle Faktoren

Nachdem in den letzten Abschnitten auf aktuelle wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Belange, sowie die Geschichte eingegangen wurde, soll dieser Teil dem Leser die isländische Kultur näher bringen. Die Isolation der kleinen Insel legte den Grundstein für eine besondere Entwicklung in diesem Bereich.

„In each country´s culture there is a treasure to discover and share, a treasure which has the magic power to enhance the life of man. This is something to be cherished like the apple of one´s eye.“[35]

Vigdís Finnbógadottir – ehem. isländische Staatspräsidentin

Mit diesem Schatz meint die ehemalige isländische Staatspräsidentin die isländische Sprache. Sie zu erhalten, ist das oberste Gebot. Obwohl die Isländer ihre Sprache seit 1.000 Jahren bis heute bewahren konnten, stellt die heutige Gesellschaft die größte Gefahr für sie dar. Anglizismen wie zum Beispiel Computer, Software und TV halten Einzug in den Sprachgebrauch aller Länder. Die Isländer aber wehrten und wehren sich gegen diese Globalisierung. Eine „Kommission für die Reinhaltung der isländischen Sprache“ wurde gegründet, deren Aufgabe es ist, fremdländische Wörter auszumerzen und die Wörter durch eine Kombination isländischer Worte neu zu bilden. Aus Computer wurde so „tölva“, das Wort setzt sich zusammen aus den isländischen Wörtern „völva“ (=Seherin) und „tala“ (=Zahl). Dieses Streben nach Reinheit der isländischen Sprache gründet sich auf eine lange Tradition.

Mit der Besiedlung Islands und der Konstituierung einer freien Bauernrepublik 930 wurde eine literarische Tradition ins Leben gerufen, die fast minutiös vom Anfang des Gemeinwesens auf Island berichtet. In die Geschichte ist die Epoche vom 10. –14. Jahrhundert als Landnahmezeit und Sagazeit eingegangen.[36] Die Sagas berichteten zum Beispiel über die Besiedlung der Insel, die norwegischen Könige, das Leben heiliger Männer oder über mythische Helden. Mit Einführung der Schriftkunst im 11.Jahrhundert wurden die bisher mündlich überlieferten Sagas auch zu Papier gebracht und so für die Ewigkeit bewahrt. Die Sagakultur erreichte im 13. und 14. Jahrhundert ihren Höhepunkt und ging mit dem Ende der Bauernrepublik und der Übernahme durch Norwegen und später Dänemark unter.[37] Die alten Geschichten lebten aber in den Heimen der Isländer weiter. Da die Schöpfer dieser Werke in der einheimischen Sprache schrieben, halfen sie eine nationale Identität und ein kollektives Bewusstsein zu begründen.[38] So ist es einerseits den Sagas und deren Schöpfern zu verdanken, dass die Isländer ihre alte Sprache bewahren konnten und noch heute so sprechen wie ihre aus Norwegen stammenden Vorfahren vor über 1.000 Jahren. Andererseits spielte aber auch die Isolation vom Festland eine wichtige Rolle für den Erhalt der isländischen Sprache.

Die Sagas wurden in Form von Abendlesungen, isländisch „kvöldvaka“, über die Jahrhunderte bis heute überliefert.[39] Meist ländliche Familien fanden sich an den dunkelsten Wintertagen im Wohnzimmer bei ihrer Handarbeit zusammen, während ein Familienmitglied aus den alten Sagas vorlas.[40] Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ließ dieser Brauch nach, wurde aber 1930 mit Gründung des staatlichen, aber unabhängigen, isländischen Rundfunks Ríkisútvarpið, kurz RUV, in einer anderen Form wiederbelebt.[41] Fortan gab es eine wöchentliche Lesung aus den alten Sagas im Radio. Dies sollte, so Jonas Thorbergsson, ehem. Generaldirektor von RUV, „das Glück und die Unabhängigkeit jedes Heims und ferner alle Isländer zu einer nationalen Familie, stärker und glücklicher als zuvor, vereinen“[42].

3. Historische Entwicklung des Rundfunks

3.1 Das öffentlich-rechtliche Monopol

Die Geschichte des Rundfunks in Island begann in den frühen 20ern des letzten Jahrhunderts. Damals schon existierten Pläne für einen staatlichen Rundfunk. Das Vorhaben wurde aber nicht in die Tat umgesetzt und private Unternehmer wagten den Anfang auf dem isländischen Radiomarkt. Útvarp [43] Reykjavik, ein Unternehmen mit vom Staat übertragenen Monopolrechten, nahm 1926 seinen Sendebetrieb in Reykjavik auf.[44] Trotz der Finanzierung durch Gebühren und Werbung gelang es dem Sender jedoch nicht, sich für längere Zeit zu etablieren. Der dünn besiedelte Markt, Reykjavik zählte zu dieser Zeit etwa 20.000 Einwohner,[45] machte es unmöglich eine breitere Masse anzusprechen, da neben der wirtschaftlichen Komponente auch technische Hindernisse dieser Zeit eine Rolle spielten.[46] Schon 1928 stellte Útvarp Reykjavik den Betrieb ein.[47]

So blieb es dem Staat überlassen, die Entwicklung des Rundfunks voranzutreiben. Ein neues Rundfunkgesetz wurde 1928 beschlossen, welches dem Staat die Monopolrechte zum Betrieb von Radiosendern sicherte.[48] 1930 nahm der Isländische Rundfunkdienst RUV seinen Betrieb als staatliche, aber unabhängige Institution auf. Diese Art Rundfunk entspricht dem Modell des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wie er in Großbritannien, Deutschland und vielen anderen Staaten üblich war und ist. RUV ist unabhängig, besitzt einen Rundfunkrat, sowie einen Generaldirektor und wird durch Gebühren finanziert. Aufgrund dieser Tatsache wird von nun an im Weiteren RUV auch öffentlich-rechtlicher Rundfunk genannt.[49]

Senderstandort von RUV war Reykjavik. Von dort wurde das Radio mittels eines starken Langwellensenders über das ganze Land verteilt. Neben dem Sendemonopol bekam RUV auch das alleinige Recht Rundfunkgeräte zu verkaufen und zu reparieren.[50] Damit wurde sichergestellt, dass alle Menschen die Radio hören wollten, auch als Rundfunkteilnehmer erfasst wurden und somit Gebühren zahlen mussten. Aufgrund der dünnen Besiedlung eine notwendige Maßnahme. Später wurde dieses Monopolrecht aufgehoben und Importzölle auf Rundfunkgeräte erhoben, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zugute kamen. Diese Art der Finanzierung wurde 1995 abgeschafft.[51] Seitdem finanziert sich RUV hauptsächlich durch Rundfunkgebühren und Werbung.

Von Beginn an erfreute sich der Isländische Rundfunk großer Beliebtheit und wurde rasch zur „nationalen Institution“[52]. Gab es 1930 praktisch noch keinen Hörer, so waren schon 1938 etwa 1/8 der Bevölkerung, ca. 15.000, als Hörer registriert.[53] Für die Isländer war und ist der Rundfunk der wichtigste „Draht zur Außenwelt“. „Keine Nation braucht den Rundfunk mehr als die Isländer“.[54] Bedingt durch die Geografie Islands und die schlechte Infrastruktur waren viele Menschen besonders im Winter von der isländischen Gemeinschaft so gut wie abgeschnitten und lebten autark.

Das Programm von RUV war sehr stark vom „intellektuellen und paternalistischen Kulturkonservatismus“[55] geprägt. Gesendet wurden klassische Musik, Dramen, Lesungen. Aber auch Sprachunterricht in Isländisch, Dänisch, Englisch, Deutsch und Esperanto wurde gegeben.[56] Aktuelle Geschehnisse im Land und international spielten eine untergeordnete Rolle.[57]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Programmanteile Hörfunk RUV (heute Rás1) 1937[58]

Als eine der letzten Nationen Europas führte Island 1966 das Fernsehen ein. Zwar gab es schon seit 1955 eine Fernsehstation auf Island; diese gehörte jedoch zur amerikanischen Militärbasis in Keflavík. Der Sender versorgte die auf Island stationierten Soldaten und ihre Familien und strahlte zum Unbehagen der isländischen Autorität auch über die Grenzen der Militärbasis aus. Teils als Antwort auf diese „kulturelle Invasion“ wurde durch RUV ein eigener isländischer Fernsehsender gegründet. Zu Beginn wurde nur an 3 Tagen in der Woche für wenige Stunden Programm gesendet. Mit der Zeit wurde das Programmangebot erweitert und 6 Tage in der Woche gesendet. Bis 1983 blieb der Monat Juli fernesehfrei, bis 1987 jeder Donnerstag.[59]

Im Radiobereich wurde das Angebot von RUV in den 80er Jahren erweitert. Um auch den Ansprüchen der jüngeren Generationen gerecht zu werden, wurde 1983 ein zweiter öffentlich-rechtlicher Radiosender in Betrieb genommen, Rás2. Neben populärer Musik nehmen bei diesem Sender tagesaktuelle Ereignisse den wichtigsten Platz in der Programmgestaltung ein.[60]

3.2 Das duale System

Gemäß der europäischen Entwicklung folgte Island Mitte der 80er Jahre mit der Öffnung des Medienmarktes für private Anbieter. Die isländische Version des dualen Rundfunksystems wurde 1985 vom Parlament, dem Alþingi, beschlossen und trat am 1. Januar 1986 in Kraft. Von dem Zeitpunkt an durften private Gesellschaften und öffentliche Gemeinschaften Radio- und Fernsehstationen betreiben. Ausländischen Gesellschaften blieb der isländische Medienmarkt jedoch verschlossen. Das gleiche galt für isländische Gesellschaften an denen ausländische mit mehr als 10% beteiligt waren.[61] Später wurde diese Regelung liberalisiert.

Nur zögerlich betraten erste private Radiosender den Markt. Der erste, Bylgjan, wurde wenige Monate nach Inkrafttreten des neuen Rundfunkgesetzes ins Leben gerufen. Bylgjan ist der einzige private Radiosender aus der Anfangszeit des dualen Systems, der bis heute überlebte. Viele Sender unterlagen den harten Bedingungen des isländischen Marktes und mussten kapitulieren.[62] Während der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Grundversorgung der Bevölkerung mit Informationen zu gewährleisten hat, so handeln die privaten Anbieter nach den Gegebenheiten des Marktes. Allein in Reykjavik und der näheren Umgebung leben heute ca. 70% der isländischen Bevölkerung.[63] Ein Grund für private Radiostationen nur in der Hauptstadtregion zu senden und somit Kosten z.B. für Sendeantennen zu sparen.

Die Rundfunkstationen werden nach ihrer Empfangbarkeit in Island folgendermaßen aufgeteilt:

1) National / landesweit – Sender erreichen alle Regionen des Landes, mindestens aber 90% der Bevölkerung.
2) Semi-national – Sender erreichen 2 oder mehr Regionen des Landes und mehr als 50% der Bevölkerung.
3) Regional – Sender ist nur in einer Region empfangbar
4) Lokal – Sender ist nur lokal empfangbar.[64]

Im Fernsehbereich war der Sender Stöð2 (Kanal 2) der erste private, der mit RUV-TV den Quotenkampf aufnahm. Finanziert wird Stöð2 bis heute durch Abonnement-Gebühren, Werbung und Sponsoring. Dieses Finanzierungsmodell setzte sich auch bei anderen privaten Fernsehsendern durch, so dass es heute einige Pay-TV-Stationen auf Island gibt. Da die Pay-TV-Stationen einem einzigen Medienunternehmen gehören, werden verschiedene Abonnement-Pakete angeboten. Neben den hauptsächlich durch Abonnement finanzierten Stationen existieren in Island einige Stationen mit anderen Finanzierungsmodellen, die in der folgenden Tabelle aufgeführt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: TV-Stationen in Island (ohne ausländische Sender) 2002[65]

[...]


[1] Vgl. Hagstofa Íslands 2003a, Population in Iceland,

[2] Vgl. SIGURĐSSON 2002a, S.3

[3] Vgl. QUACK 2001, S.56

[4] Erläuterungen zur isländischen Sprache siehe Anhang

[5] Vgl. Hagstofa Íslands 2003b

[6] Vgl. Brockhaus-Enzyklopädie 1997

[7] Icelandic Geodetic Institute

[8] Vgl. Brockhaus-Enzyklopädie 1997

[9] zu deutsch Tal des Thing

[10] Vgl. JÓNSDÒTTIR 2000, S.6 ff.

[11] gemeint ist der Ausbruch der Laki-Spalte 1783/84. Dabei wurden 11.000 Menschen und fast der gesamte Viehbestand der Insel durch giftige Gase getötet. Die Einwohnerzahl Islands sank auf 38.000 Bewohner.

[12] Vgl. QUACK 2001, S. 39

[13] Vgl. JÓNSDÒTTIR 2000, S.6 ff.

[14] Vgl. Brockhaus-Enzyklopädie 1997

[15] Vgl. SIGURĐSSON 2002a, S.30

[16] Vgl. JÓNSDÒTTIR 2000, S.10 ff.

[17] Vgl. Auswärtiges Amt 2003

[18] Vgl. Auswärtiges Amt 2003

[19] Vgl. SIGURĐSSON 2002b, Tabelle 16.6.

[20] Vgl. ebda., Tabelle 16.9.

[21] Vgl. ebda., Tabelle 16.10.

[22] Vgl. Auswärtiges Amt 2003

[23] SIGURĐSSON 2002b, Tabelle 2.2.

[24] Hagstofa Íslands 2003a

[25] SIGURĐSSON 2002b, Tabellen 2.2. und 2.42.

[26] Vgl. Hagstofa Íslands 2003b

[27] SIGURĐSSON 2002b, Tabelle 2.40.

[28] SIGURĐSSON 2002a, S.5

[29] Vgl. Hagstofa Íslands 2003a, Population in Iceland

[30] SIGURĐSSON 2002b, Tabelle 2.4.

[31] Hagstofa Íslands 2003b, Population in Iceland, 2003b

[32] Vgl. SIGURĐSSON 2002b, Tabelle 3.10.

[33] Vgl. QUACK 2001, S.118

[34] Vgl. SIGURĐSSON 2002b, Tabelle 3.5.

[35] GUNNARSDÓTTIR 1988, S.24

Übersetzung des Verfassers: In der Kultur eines jeden Landes gibt es einen Schatz zu entdecken und zu teilen, ein Schatz der die magische Macht hat, das Leben eines Menschen zu bereichern. Dieser sollte wie ein Augapfel behütet werden.

[36] Vgl. QUACK 2001, S.19

[37] Vgl. ebda., S.95f.

[38] Vgl. BRODDASON 1996a, S.71

[39] Vgl. BRODDASON 1996b, S.37f.

[40] Vgl. THORBERGSSON 1938, S. 14

[41] Vgl. BRODDASON 1996b, S.37f.

[42] THORBERGSSON 1938, S. 14

[43] zu deutsch: Radio

[44] Vgl. BRODDASON 1996b, S.39

[45] Vgl. SIGURĐSSON 2002a, S.6

[46] Vgl. BRODDASON 1996a, S.71

[47] Hagstofa Íslands 1999, Tabelle 12.14.

[48] Vgl. BRODDASON 2000, S. 408

[49] Vgl. STUIBER

[50] Vgl. THORBERGSSON 1938, S. 3ff.

[51] Schriftliche Mitteilung, INGVASDÓTTIR

[52] BRODDASON 2000, S. 408

[53] Vgl. THORBERGSSON 1938, S. 9

[54] ebda., S. 12

[55] BRODDASON 2000, S. 408

[56] Vgl. THORBERGSSON 1938, S. 9

[57] Vgl. BRODDASON 2000, S. 408

[58] Vgl. THORBERGSSON 1938, S. 9

[59] Vgl. KARLSSON/BJARNASON 1999, S.101

[60] Vgl. BRODDASON 2000, S. 408

[61] Vgl. GUNNARSDÓTTIR 1988, S.21

[62] Vgl. Hagstofa Íslands 1999, Tabelle 12.14

[63] Vgl. SIGURĐSSON 2002a, S.6

[64] Vgl. HARRIE 2001, S.83

[65] Vgl. KARLSSON/BJARNASON 1999

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832472979
ISBN (Paperback)
9783838672977
DOI
10.3239/9783832472979
Dateigröße
1.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Mittweida (FH) – Medien
Erscheinungsdatum
2003 (Oktober)
Note
2,0
Schlagworte
format duales system medienforschung rundfunk
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Titel: Analyse des Radiomarktes Islands unter den Kriterien Wirtschaftlichkeit und Programm
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