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Realisierungskonzept eines Wissensmanagementsystems für ein Beratungshaus auf Basis von Hyperwave Software

©2002 Diplomarbeit 129 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Die heutige Unternehmerlandschaft ist gekennzeichnet von zunehmender Globalisierung und Internationalisierung mit steigendem Wettbewerb. Vor diesem Hintergrund müssen Unternehmen ihre Handlungskompetenzen verbessern sowie ihre Fähigkeiten, derzeitige und künftige Probleme zu lösen, steigern. Für diese Entwicklung ist Wissen notwendig. Der richtige Umgang mit Wissen spielt bei der Erreichung von Unternehmenszielen eine wesentliche Rolle.
Speziell bei wissensintensiven Unternehmen, wie bspw. Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Unternehmensberatungen, ist der ökonomische Erfolg entscheidend davon abhängig, inwieweit sie ihr Wissen optimal zur Generierung von neuen Geschäftserfolgen nutzen können.
Unternehmensberatungen erleben gegenwärtig einen enormen Höhenflug.
Unternehmen aller Branchen kaufen sich das Know-how von Beratern.
Somit wird gerade in der Beratungsbranche der Umgang mit Wissen ein kritischer Erfolgsfaktor und zum Instrument für den direkten Nutzen des Kunden. Folgende Abbildung zeigt in einer von der Meta Group durchgeführten Studie im Jahr 2001 wohin der Markt für Knowledge Management tendiert.
Die Meta Group geht davon aus, dass der Markt für Knowledge Management in Deutschland sich im Vergleich zum gesamten IT-Markt bis 2004 mit einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von ca. 31 Prozent überproportional entwickeln wird.
Begünstigend zu diesen Zahlen kommt hinzu, dass Wissensmanagement
neben Customer Relationship Management (CRM) zur Zeit zu den wichtigsten Themen im Unternehmen zählen und die Unternehmen oftmals keine KM-Strategie besitzen, so dass sie auf externe Hilfe wie Beratungsleistungen angewiesen sind. Unternehmen verfügen deutlich seltener über eine Wissensmanagement-Strategie als über eine eBusiness-Strategie.
Beratung ist somit zur begleitenden Unterstützung/Einführung absolut empfehlenswert, da Beratungsunternehmen im Wissensmanagement-Umfeld bereits vielfach Erfahrungen sammeln konnten und so potenzielle Fehler vermieden werden können.
In der vorliegenden Arbeit wird Wissensmanagement im Beratungsunternehmen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und untersucht:
Wissensteuerung, Strategie, Organisation und Wissensprozesse, Informationstechnologie, Mitarbeiter und Unternehmenskultur.
Unternehmensberatungen zählten zu den ersten, die in Wissensmanagement investierten, da sie erkannten, dass das Wissen ihr Kapital ist, und sie im Wettbewerb mit dieser Ressource effektiver […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7236
Jarugski, Michael: Realisierungskonzept eines Wissensmanagementsystems für ein
Beratungshaus auf Basis von Hyperwave Software
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Fachhochschule für Wirtschaft
und Technik, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

­ II ­
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis...II
Abbildungsverzeichnis... IV
Tabellenverzeichnis... V
Abkürzungsverzeichnis ... VI
1 Einleitung ...1
2 Wissensmanagement im Beratungsunternehmen ...5
2.1 Begriffsbestimmungen ...5
2.1.1 Begriffsabgrenzung von Daten-Informationen-Wissen-
organisationale Wissensbasis ...5
2.1.2 Wissensmanagement...6
2.1.3 Wissensdefinitionen aus Sicht von Beratungsunternehmen...7
2.1.4 Wissensarten ...8
2.2 Wissen als Wettbewerbsfaktor im Beratungssegment...10
2.3 Wissen managen ­ Theoretische Ansätze ...13
2.3.1 Ansatz von Probst/Raub/Romhardt ...13
2.3.2 Ansatz Frauenhofer IPK ...18
2.3.3 Ansatz von Nonaka/Takeuchi...20
2.3.4 Ansatz von Sveiby...23
2.4 Beratungsspezifische Aspekte des Wissensmanagements...27
3 Organisatorische Instrumente und ihre Anwendung im
Beratungsunternehmen...30
3.1 Schaffung von organisatorischen Stellen im Beratungsunternehmen mit
Ausrichtung auf Wissensmanagement ...30
3.2 Wissenskarten (Knowledge Maps) ...31
3.3 Wissensbranchenbuch ­ Gelbe und Blaue Seiten...32
3.4 Mind Mapping ...33
3.5 Mikroartikel und Lessons Learned ...34
3.6 Motivations- und Anreizsysteme für Know-How-Träger...36
3.7 Qualitätszirkel/Lernarena/Lernstadt, Kompetenzzentren ...38
3.8 Mentorensystem ...39
4 IT-Tools und ihre Anwendung im Beratungsunternehmen ...40
4.1 Technische Lösungen im Anwendungsumfeld von Wissens-
management...40
4.1.1 Groupware-Systeme ...40
4.1.2 Dokumenten Management Systeme (DMS)...42
4.1.3 Workflow Management Systeme (WMS)...44
4.1.4 Content Management Systeme (CMS)...46
4.1.5 Date Warehouse und OLAP...48
4.1.6 Experten Systeme/ Skill Management Systeme...50
4.1.7 E-Learninig-Systeme (ELS)...51
4.1.8 Wissensportale (Intranet/Enterprise Information Portal)...53
4.2 Anforderungen an Wissensmanagement-Lösungen...55

­ III ­
4.3 Hyperwave als Wissensmangement-Umgebung für Beratungs-
unternehmen ...57
5 Integrativer Ansatz für Wissensmanagement im Beratungsunternehmen...61
5.1 Phase 1: Projektvorbereitung ...61
5.1.1 Workshops ...61
5.1.2 Projektteam zusammenstellen ...63
5.1.3 Informationen an die restlichen Berater...63
5.2 Phase 2: Strategien für das Wissensmanagement in der Beratung...64
5.2.1 Budget und Zeitplan (Meilensteine)...64
5.2.2 Wissensziele formulieren ...66
5.2.3 Aufbau einer Wissensstruktur ...71
5.2.4 Strategische Wissensverteilung ...78
5.2.5 Methoden zur Wissensbewertung festlegen...79
5.3 Phase 3: Analyse der Wissensfaktoren ...81
5.3.1 Ist-Analyse aus der Perspektive des Wissensmanagements ...81
5.3.2 Aufdecken von Wissenslücken (Schwachstellen) und Barrieren...89
5.4 Phase 4: Sollkonzept zur ganzheitlichen Einführung einer
Wissensmanagementumgebung ...90
5.4.1 Organisatorische Konzeption ...90
5.4.2 Technologische Konzeption ...98
5.4.3 Individuelle (Berater) /Unternehmenskulturelle Konzeption...103
5.5 Phase 5: Evaluation...106
6 Bewertung und Ausblick...108
Literaturverzeichnis ...109
Anhang I - Bewertungsmethoden...114
Anhang II ­ Checkliste zur Sensibilisierung ...117
Anhang III ­ Erhebungsmethoden in der Ist-Analyse ...119

­ IV ­
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Marktentwicklung für Knowledge Management von 2000 bis
2004 ...2
Abbildung 2: Strategien im Unternehmen...3
Abbildung 3: Die Wissenstreppe ...7
Abbildung 4: Gestaltungsdimensionen des Wissensmanagements ...9
Abbildung 5: Bausteine des Wissensmanagements ...14
Abbildung 6: Das Frauenhofer Modell des Wissensmanagements: Kernpro-
zess und Gestaltungsfelder ...20
Abbildung 7: Die Wissensspirale...21
Abbildung 8: Transformationsprozess implizites Wissen zu explizites Wissen 22
Abbildung 9: Spirale der Wissensschaffung im Unternehmen...24
Abbildung 10: Intangible Assets Monitor ...25
Abbildung 11:The Ten Knowledge Strategy Issues...27
Abbildung:12: Phasen in einem Beratungsprozess...28
Abbildung 13: Mind Mapping...35
Abbildung 14: Integration von lessons learned im Projektprozess ...36
Abbildung 15: Klassifikationsschema für Groupware [Sauter 94]...42
Abbildung 16: Abläufe in einem Dokumenten Management System...43
Abbildung 17: Workflow-Komponente in Opentext Livelink ...45
Abbildung 18: Content Management System ...47
Abbildung 19: Data-Warehouse-Architektur [Chaudhuri]...49
Abbildung 20: Struktur eines Expertensystems [Duden88] ...50
Abbildung 21: E-Learning Service; Quelle: Amor ...52
Abbildung 22: Struktureller Aufbau eines Enterprise Information Portals ...54
Abbildung 23: Anforderungen an eine KM-Software ...55
Abbildung 24: Technische Module für KM...56
Abbildung 25: Hyperwave Infrastructure ...58
Abbildung 26: Phasenmodell im ,,Projekt Wissensmanagement" ...66
Abbildung 27: Phasen in der laufenden Anwendung des System ...67
Abbildung 28: Matrix der Normwissensstrategien ...69
Abbildung 29: TheTen Knowledge Strategy Issues...70
Abbildung 30: Ebenen der Wissensstrukturierung ...75
Abbildung 31: Geschäftsprozess und Wissensprozess...86
Abbildung 32: Beispiel einer einfachen Wissensträgerkarte...88
Abbildung 33: Beispiel einer Wissensanwendungskarte ...89
Abbildung 34: Barrieren bei der Einführung von KM ...90
Abbildung 35: Matrixstruktur einer wissensorientierten Beratungsfirma ...92
Abbildung 36: Rollen und Funktionen in ,,Merlin"...93
Abbildung 37: Sollprozesse im Geschäftsprozess Akquisition ...96
Abbildung 38: Prozess der Projekt-Wissensverwendung ...97
Abbildung 39: Screenshot des eKnowledge Portals...99
Abbildung 40: Screenshot mit der Sicht auf Hyperwave Virtual Folders...101
Abbildung 41: Intangible Assets Measuring Models...114

­ V ­
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Intangible Assets ...27
Tabelle 2: Arbeitsmotive und Anreize...37
Tabelle 3: Wie Beratungsfirmen Wissen managen ...73
Tabelle 4: Management Consulting Firm Monitor...81
Tabelle 5: Beispiel einer Wissenstopographiekarte...88
Tabelle 6: Wissensfluss-Matrix...97
Tabelle 7: Erhebungsmethoden ...120

­ VI ­
Abkürzungsverzeichnis
CSCW
Computer Supported Cooperative Work
DMS Dokumenten
Management Systeme
WMS
Workflow Management Systeme
CMS
Content Management Systeme
DW Data
Warehouse
OLAP
On-Line Analytical Processing
ELS E-Learning
Systeme
KMS
Knowledge Management Systeme
EIS Enterprise
Information
Portal
CKO
Chief Knowledge Officer
eKS
eKnowledge Suite
eLS eLearning
Suite
ePK eKnowledge
Portal

­ 1 ­
1 Einleitung
Ausgangssituation
Die heutige Unternehmerlandschaft ist gekennzeichnet von zunehmender Glo-
balisierung und Internationalisierung mit steigendem Wettbewerb. Vor diesem
Hintergrund müssen Unternehmen ihre Handlungskompetenzen verbessern
sowie ihre Fähigkeiten, derzeitige und künftige Probleme zu lösen, steigern. Für
diese Entwicklung ist Wissen notwendig. Der richtige Umgang mit Wissen spielt
bei der Erreichung von Unternehmenszielen eine wesentliche Rolle.
Speziell bei wissensintensiven Unternehmen, wie bspw. Wirtschaftsprüfungs-
gesellschaften und Unternehmensberatungen
1
, ist der ökonomische Erfolg ent-
scheidend davon abhängig, inwieweit sie ihr Wissen optimal zur Generierung
von neuen Geschäftserfolgen nutzen können.
2
Unternehmensberatungen erleben gegenwärtig einen enormen Höhenflug.
Unternehmen aller Branchen kaufen sich das Know-how von Beratern
3
.
Somit wird gerade in der Beratungsbranche der Umgang mit Wissen ein kriti-
scher Erfolgsfaktor und zum Instrument für den direkten Nutzen des Kunden.
Folgende Abbildung zeigt in einer von der Meta Group durchgeführten Studie
im Jahr 2001 wohin der Markt für Knowledge Management tendiert.
1
In dieser Arbeit werden die Bezeichnungen Unternehmensberatungen, Beratungsunternemen,
Beratungshäuser, Beratungsfirmen und Consultingfirmen synonym benutzt.
2
Vgl. North, 1999
3
Für eine bessere Lesbarkeit wird in dieser Arbeit die männliche Schreibweise benutzt.

­ 2 ­
Abbildung 1: Marktentwicklung für Knowledge Management von 2000 bis 2004; Quelle: Meta
Group, 2001, s.137
In der Abbildung werden die Marktzahlen bis zum Jahr 2004 mit den Kompo-
nenten Hardware, Software und Services berücksichtigt.
Die Meta Group geht davon aus, dass der Markt für Knowledge Management in
Deutschland sich im Vergleich zum gesamten IT-Markt bis 2004 mit einer jähr-
lichen Wachstumsrate (CAGR) von ca. 31 Prozent überproportional entwickeln
wird.
4
Begünstigend zu diesen Zahlen kommt hinzu, dass Wissensmanagement
neben Customer Relationship Management (CRM) zur Zeit zu den wichtigsten
Themen im Unternehmen zählen und die Unternehmen oftmals keine KM-
Strategie besitzen, so dass sie auf externe Hilfe wie Beratungsleistungen an-
gewiesen sind. Abbildung 2 zeigt, dass Unternehmen deutlich seltener über
eine Wissensmanagement-Strategie verfügen als über eine eBusiness-
Strategie.
4
Metagroup Studie, 2001, s137

­ 3 ­
Abbildung 2: Strategien im Unternehmen; Quelle: KPMG, 2001, s.11
Beratung ist somit zur begleitenden Unterstützung/Einführung absolut empfeh-
lenswert, da Beratungsunternehmen im Wissensmanagement-Umfeld bereits
vielfach Erfahrungen sammeln konnten und so potenzielle Fehler vermieden
werden können.
Zielsetzung
In der vorliegenden Arbeit wird Wissensmanagement im Beratungsunterneh-
men aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und untersucht:
· Wissensteuerung
· Strategie
· Organisation und Wissensprozesse
· Informationstechnologie
· Mitarbeiter und Unternehmenskultur
Unternehmensberatungen zählten zu den ersten, die in Wissensmanagement
investierten, da sie erkannten, dass das Wissen ihr Kapital ist, und sie im Wett-
bewerb mit dieser Ressource effektiver handeln können. Aus den Einführungs-
projekten konnten sie zahlreiche und wichtige Erfahrungen sammeln.
Das in dieser Arbeit zu entwickelnde Realisierungskonzept baut auf diesen Er-
fahrungen und auf den oben beschriebenen Blickwinkeln auf und entwickelt
daraus einen ganzheitlichen und Integrativen Ansatz zur Einführung von Wis-
sensmanagement in Unternehmensberatungen.

­ 4 ­
Vorgehen
Das zweite Kapitel bietet einen Überblick über das Thema Wissensmanage-
ment. Hierzu gehören Begriffsdefinition aus Sicht von wichtigen Personen, die
für das Thema Wissensmanagement wichtige Beiträge geleistet haben, eines
bekannten Marktforschungsinstituts und Beratungsunternehmen, die zu den
ersten zählten, die sich mit dem Thema Wissensmanagement ernsthaft befass-
ten und unternehmensweit einsetzten. Es wird verdeutlicht,
inwiefern der Ein-
satz von Wissensmanagement im Beratungsunternehmen Wettbewerbsvorteile
bringt, die theoretischen Ansatzpunkte von bekannten Wissenschaftlern im nä-
heren erläutert und dargestellt, als auch die Anforderungen und Erfordernisse
im Hinblick auf eine Einführung im Beratungsunternehmen geklärt.
Im dritten Kapitel der Arbeit werden organisatorische Instrumente und ihre An-
wendung im Beratungsunternehmen aus theoretischer Sicht beschrieben. Hier
werden bewusst die Instrumente ausgewählt, die für Beratungsunternehmen in
Frage kommen.
Die im vierten Kapitel beschriebenen IT-Tools geben nicht nur einen Überblick
über die derzeit in Unternehmen verwendeten gängigen Technologien, sondern
zeigen explizit die Funktionalitäten, die für die Unternehmensressource Wissen
von besonderer Bedeutung sind. Im Anschluss werden die Anforderungen an
Wissensmanagement-Systeme erläutert und die Software von Hyperwave vor-
gestellt.
Im fünften Kapitel entsteht ein Integrativer Ansatz für Wissensmanagement im
Beratungsunternehmen. Es entsteht aus einer Synthese der im ersten Teil be-
schriebenen theoretischen Ansätze, dem Einsatz der im zweiten Teil beschrie-
benen organisatorischen Instrumente und der im dritten Teil vorgestellten Soft-
ware von Hyperwave
.
Durch einen gesamtheitlichen Ansatz, beginnend mit der
Projektvorbereitung, gefolgt von den weiteren Phasen, Strategieentwicklung,
Erhebung und Analyse des IST-Zustands (Wissensidentifikation mit anschlie-
ßender Schwachstellenanalyse), Sollkonzeption und Evaluation, soll die Effi-
zienz des Wissensmanagement-Systems gewährleistet werden und zum ge-
wünschten Erfolg führen.
Im sechsten und somit letzten Kapitel werden die erarbeiteten Ergebnisse vom
Autor bewertet und es erfolgt ein Ausblick in die Zukunft.

­ 5 ­
2 Wissensmanagement
im
Beratungsunternehmen
2.1 Begriffsbestimmungen
2.1.1 Begriffsabgrenzung von Daten-Informationen-Wissen-
organisationale Wissensbasis
In der Literatur wird viel über den Begriff Wissen geschrieben und unterschied-
lich definiert. Praktiker, Wissenschaftler und Institutionen finden Eigendefinitio-
nen, so dass bis heute keine Standarddefinition existiert.
Der Autor folgt einer Definition von Probst, Raub und Romhardt
5
, die Wissen als
die Gesamtheit der Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten definieren, die
Personen zum Lösen von Problemen einsetzen. Nach dieser Definition ist Wis-
sen immer an Personen und einen Kontext gebunden und hat immer einen
Handlungsbezug.
Bei genauerer Betrachtung dieser Definition wird ersichtlich, dass Wissen sich
auf Daten und Informationen stützt. Deswegen werden im weiteren die Zusam-
menhänge zwischen den Begriffen Daten, Informationen und Wissen beschrie-
ben. Probst erklärt die Zusammenhänge wie folgt: ,,Zeichen werden durch Syn-
taxregeln zu Daten, welche in einem gewissen Kontext interpretierbar sind und
damit für den Empfänger Informationen darstellen. Die Vernetzung von Informa-
tionen ermöglicht deren Nutzung in einem bestimmten Handlungsfeld, welches
als Wissen bezeichnet werden kann."
6
Noch einen Schritt weiter geht North
7
mit seiner in der Abbildung 3 dargestellten
,,Wissenstreppe". Die Ausgangsvoraussetzungen sind bis zu der Ebene Wis-
sen, wie oben beschrieben,
die gleichen, nur wird hier die Darstellung um vier
weitere Ebenen erweitert.
5
vgl. Probst, 1999, s.46
6
Probst, 1999, s.36
7
vgl. North, 1999

­ 6 ­
Abbildung 3: Die Wissenstreppe; Quelle: North, 1999, s.7
Für ihn wird Wissen im Unternehmen erst sichtbar durch die Umsetzung in
Können. Zu einem zusätzlichen Wert kann es erst dann kommen, wenn sich
daraus Handlungen ergeben. Die Fähigkeiten zu dieser Umwandlung (Wissen
in Können und Handeln) werden als Kompetenz bezeichnet. Kompetenzen, die
einen Wettbewerbsvorteil sichern und sich durch zeitliche Stabilität sowie ei-
nem produktübergreifenden Einfluss auszeichnen, werden zu Kernkompeten-
zen, die Zugang zu neuen Märkten schaffen und schwer imitier- und transfe-
rierbar sind.
Die Gesamtheit des relevanten Wissens in Unternehmen, welche sich aus kol-
lektiven und individuellen Wissensbeständen zusammensetzt, wird mit dem
Begriff der organisationalen Wissensbasis beschrieben.
Die Wissensbasis wird mit Wissen in einem dynamischen Prozess ständig er-
weitert und dient somit als aktuelle Quelle zur Lösung der Beratungsaufgaben.
2.1.2 Wissensmanagement
Wissen muss in erster Linie von Managern gelenkt werden und soll, zu einer
zielorientierten Nutzung und Entwicklung von Wissen und Fähigkeiten führen,

­ 7 ­
mit dem Ziel, die Leistung der Organisation zu steigern
8
. Dies führt neben den
klassischen Kontroll-, Führungs- und Steuerungsaufgaben über Ressourcen,
Geschäftsprozesse und Ergebnisse eines Unternehmens, zu einer ganzheitli-
chen unternehmerischen Aufgabe des Managements.
Die nach Auffassung des Autors beste Definition für Wissensmanagement bie-
tet
die der Meta Group, da hier eindeutig die Brückenfunktion zwischen den
Elementen Individuum, Gruppe und Organisation beschrieben wird.
,,Die Meta Group versteht unter Knowledge Management ein ganzheitliches und
integriertes Konzept zur Erschließung, zur Speicherung und zum Austausch
von Wissen (Daten / Informationen, Erfahrungswissen). Hierbei spielt sich der
Wissensprozess zwischen Menschen (People), Inhalten (Content) und Ge-
schäftsprozessen (Process) ab. Dieser Prozess basiert auf einer wissens-
freundlichen Unternehmenskultur und wird von Knowledge-Management-
Technologien entscheidend gefördert"
9
Als Ergänzung zu dieser Definition ist zu erwähnen, dass für ein ganzheitliches
und integriertes Konzept die Anwendung von Wissen noch zu berücksichtigen
ist.
2.1.3 Wissensdefinitionen aus Sicht von Beratungsunternehmen
Im folgenden wird der Fokus auf Definitionen von Beratungsunternehmen ge-
legt, da sie im Endeffekt diejenigen sein werden, deren Sichtweise für die Ent-
wicklung eines Realisierungskonzeptes von maßgebender Bedeutung ist.
Definition nach Andersen Consulting:
Knowledge Management is ,,the systematic process for achieving organisational
goals through the creation, acquisition, synthesis and sharing of information,
insights and experiences."
10
Definition nach KPMG:
Knowledge Management is ,,The set of management interventions geared to-
8
vgl. Probst, 1999, s.47
9
Metagroup, 2001, s. 17
10
Mühlbauer/Versteegen, 2000, s.17

­ 8 ­
wards meeting the organisation's knowledge needs and exploiting the organisa-
tion's knowledge assets; converting knowledge into value."
11
Definition nach Booz Allen & Hamilton:
Knowledge management is an ,,institutionalized iterative process that creates
knowledge, shares and spreads knowledge, uses and applies knowledge, and
improves and develops knowledge."
12
2.1.4 Wissensarten
Bekannterweise beschäftigt sich die Künstliche Intelligenz seit Jahrzehnten mit
der Nutzung von Wissen und hat dabei verschiedene Konzepte und Strukturen
entwickelt. In dieser Arbeit wird das Wissen aus der Perspektive des Wissens-
management betrachtet.
Wissen ist nicht gleich Wissen. Der Wissensbegriff kennt viele Ausprägungen,
nur werden diese in der heutigen Literatur häufig nicht genannt. Viele Autoren
beschränken sich nur noch auf das Begriffspaar implizites und explizites Wis-
sen. Das Institut für Organisationales Lernen (ILOI) ist jedoch dieser Problema-
tik nachgegangen und hat den Wissensbegriff in folgende Dimensionen
13
eingeteilt :
Abbildung 4: Gestaltungsdimensionen des Wissensmanagements; Quelle: ILOI, 2001
11
Mühlbauer/Versteegen, 2000, s.17
12
Mertens/Heisig/Vorbeck, 2001, s.151
13
vgl. Institut für organisationales Lernen (ILOI), 2001

­ 9 ­
Beim Begriffspaar internes/externes Wissen stehen die Wissensträger im Mit-
telpunkt der Betrachtung. Wissensträger vom internen Wissen sind einzelne
Organisationsmitglieder und spezialisierte Funktionsbereiche. Auch die Ge-
samtorganisation mit allen ihren Mitarbeitern trägt internes Wissen in Form der
Unternehmenskultur in sich. Unternehmensexternes Wissen setzt sich u.a. aus
dem Wissen von Kunden, Lieferanten, Wettbewerbern, Verbänden, Hochschu-
len und Forschungseinrichtungen zusammen.
Unter dem aktuellen Wissen wird das gegenwärtig vorhandene und notwendige
Erfolgswissen eines Unternehmens verstanden, welches ihm ermöglicht, am
Markt bestehen zu können, sowie seine Handlungsfähigkeit und Identität zu
erhalten. Zukünftig erforderliches Wissen stellt das Wissen dar, das ein Unter-
nehmen benötigt, um im Markt langfristig handlungs- und wettbewerbsfähig zu
bleiben, oder neue Erfolgspotentiale zu erschließen.
Bei dem Begriffspaar Erfahrungs-/Rationalitätswissen steht die Reichhaltigkeit
und Validität von Wissen im Mittelpunkt. Erfahrungswissen entsteht aufgrund
von Lern- und Erfahrungsprozessen im Umgang mit der Umwelt. Unter Rationa-
litätswissen ist die Fähigkeit von einzelnen Mitarbeitern und Mitarbeitergruppen
zu verstehen, die durch Erfahrung neu gewonnenen Wissenselemente kritisch
zu reflektieren. Neu gewonnenes Wissen ist hierbei hinsichtlich seiner Ver-
ständlichkeit, Bedeutsamkeit und Anschlussfähigkeit zu hinterfragen.
Unter explizitem Wissen versteht man das bewusste, sprachlich verfügbare,
also in artikulierbarer Form vorliegende Wissen. Es liegt z.B. in Produktbe-
schreibungen, wissenschaftlichen Formeln und Computerprogrammen vor.
Implizites Wissen ist eine Art ,,stilles", unbewusstes, verborgenwirkendes und
somit schwer formulierbares Wissen, das in direktem Zusammenhang mit
Handlungs- und Verhaltensweisen der Mitarbeiter steht. Ideen, Annahmen,
Theorien, Schlussfolgerungen aus Studium und Experimenten, sowie Erfahrun-
gen stellen somit implizites Wissen dar.
Die von der ILOI vorgenommene Aufteilung in Dimensionen macht aus Sicht
des Autors Sinn, da die für Unternehmensberatungen wichtigen Aspekte aufge-
griffen werden. In der älteren Literatur werden weitaus differenziertere Auftei-
lungen von Wissen vorgenommen, welche in der heutigen Literatur nicht mehr

­ 10 ­
Beachtung finden. Für andere Branchen müssen wahrscheinlich noch differen-
ziertere Aufteilungen hinzugezogen werden oder aus der bisherigen Aufteilung
bestimmte Dimensionen gestrichen werden.
Um die Aufteilung für Unternehmensberatungen zu rechtfertigen, werden die
Wissensarten zu den im nächsten Abschnitt vorgestellten Geschäftsobjekten
zugeordnet.
2.2
Wissen als Wettbewerbsfaktor im Beratungssegment
Die Wettbewerbssituation von Beratungsfirmen ist wesentlich vom Wissen ihrer
Mitarbeiter abhängig. Die Fähigkeit, durch kreative und intelligente Vorgehens-
weise die Probleme der Kunden zu lösen, sind die wesentlichen Kernkompe-
tenzen der Beratungsfirmen. Um sich nun im Beratermarkt stark und dauerhaft
zu positionieren, muss das Beratungsunternehmen - welches vielfältiges Wis-
sen aus unterschiedlichen Bereichen aufbaut ­ und der Berater selbst, den Au-
genmerk auf folgende Geschäftsobjekte
14
richten:
· Wissen über Kunden: Wissen über Kunden unterstützt einerseits im Sin-
ne des Kundenbeziehungsmanagements das Marketing, Sales und Ser-
vice im Beratungsgeschäft. Andererseits ermöglicht Kundenwissen aber
auch die Erstellung spezifischerer und damit besserer Beratungslösun-
gen.
Das Wissen entspricht dem externen, aktuellen und zukünftigen Wissen.
So muss z.B. der Berater über den potentiellen Kunden ständig auf dem
Laufenden gehalten werden, um ihn zum gegebenen Zeitpunkt (aktuelles
Wissen) mit geeigneten Beratungsleistungen zu helfen, und ihn bei län-
gerfristigen Zielen ggf. beratend zu unterstützen (zukünftiges Wissen).
· Wissen über Mitarbeiter: Der Zugriff auf Mitarbeiter dient insbesondere
dazu, nicht dokumentiertes oder dokumentierbares Wissen über An-
sprechpartner verfügbar zu machen. Durch die Speicherung von Fähig-
keiten und Erfahrungen von Mitarbeitern soll darüber hinaus auch das
Auffinden geeigneter Personen mit freien Kapazitäten im Rahmen der
Projekteinsatzplanung unterstützt werden. Daneben können durch Auf-
14
vgl. Blessing/Bach 1, 2000

­ 11 ­
zeigen von Mitarbeiterzielen und aktuellem Profil entsprechende Syste-
me auch im Rahmen der Mitarbeiterentwicklung eingesetzt werden.
Das Wissen kann dem internen, implizitem (schwer dokumentierbares
Wissen) und dem aktuellen Wissen (z.B. für Projekteinsatzplanung) zu-
geordnet werden.
· Wissen über Konkurrenten: Wissen über wichtige Mitkonkurrenten ist
nicht nur im Rahmen der Akquisetätigkeit notwendig. Es gibt auch wert-
volle Anregungen über aktuelle Trends und damit allenfalls vom eigenen
Unternehmen zu entwickelnde neue Beratungsleistungen.
Somit entspricht es dem externen, aktuellen und zukünftigen Wissen.
· Wissen über Technologien: Neue Technologien, insbesondere die Infor-
mationstechnologie, sind ein wesentlicher Treiber des Beratungsge-
schäfts. Entsprechende Studien, Nachrichten, Fallstudien usw. enthalten
neben Grundlagen und Funktionen insbesondere Einsatzmöglichkeiten
und Geschäftspotenziale dieser Technologien.
Das Wissen entspricht dem expliziten, aktuellen, zukünftigen Erfahrungs-
und Rationalitätswissen.
Aktuell und zukünftig insofern, als dass die In-
formationstechnologien die Treiber des Beratungsgeschäftes sind und
die Berater gezwungen sind, sich ständig über neue Technologien zu in-
formieren. Die bereits in Projekten eingesetzten Technologien (Erfah-
rungswissen) und eine kritische Reflektierung der dadurch erbrachten
Ergebnisse (Rationalitätswissen) macht es für den Berater in den Folge-
projekten einfacher auf diese Technologien zurückzugreifen bzw. zu ver-
zichten.
· Wissen über Problemlösungen: Zur effektiven und effizienten Projekt-
durchführung wird Wissen in generalisierter und standardisierter Form
benötigt. Die Komponenten reichen dabei, je nach Grad der Generalisie-
rung von Questions & Answers, Fallbeispielen und Toolbeschreibungen
bis zu Methoden, Referenzlösungen sowie Architekturen und Modellen.
Dieses Wissen kann eindeutig dem expliziten Wissen zugeordnet
werden.
· Wissen über Projekte: Innerhalb der einzelnen Projekte fällt vielfältiges
Wissen an, das sehr spezifisch ist. Eine Generalisierung als standardi-

­ 12 ­
siertes Problemlösungswissen (Methoden, Modelle usw.) wäre nicht
möglich oder zu aufwendig. Projektwissen kommt in Form von Projektda-
ten und -ansprechpartnern, Zusammenfassungen, Projektdokumentatio-
nen oder Erfahrungsberichten im Sinne von 'Lessons Learned' vor.
Somit lässt sich dieses Wissen dem Erfahrungs- und Rationalitätswissen
ie Au
ng auf die oben beschriebenen Geschäftsobjekte verdeutlicht zum
eratung
us technischer Sicht führt die Einführung eines zentralen Informationspools,
issen spielt aber heute nicht nur als Wettbewerbsfaktor auf dem Beratermarkt
zuordnen. Besonders die gemachten Erfahrungen von bereits durchge-
führten Projekten (Erfahrungswissen) und eine kritische Betrachtung der
Projektarbeit (Rationalitätswissen) sind für Folgeprojekte von besonderer
Bedeutung. In Kapitel 2.4 wird eine Phasenaufteilung vorgenommen, um
zu erkennen an welchen Stellen zu welchem Zeitpunkt während der Pro-
jektarbeit projektspezifisches Wissen benötigt wird.
srichtu
D
einen den hohen Grad an verwertbaren Wissen, als auch die Notwendigkeit,
sich von einem Spezialisten hin zu einem kompletten Problemlöser zu
entwickeln. Heute reicht es zum Beispiel nicht mehr aus nur Strategieb
anzubieten, sondern auch die Realisierung zu übernehmen, um den ständig
wachsenden Anforderungen der Kunden gerecht zu werden.
A
der das gesammelte Know-How des Unternehmens enthält, zu bedeutenden
Wettbewerbsvorteilen. Es beschleunigt den Erfahrungs- und Wissenstransfer
und verbessert dadurch die Kooperation der Mitarbeiter in den einzelnen Nie-
derlassungen. Zudem wird wertvolles Wissen, das durch Ausscheiden von Mit-
arbeitern verloren geht, auf diese Weise dokumentiert und im Unternehmen
gehalten. Gerade bei Beratungsunternehmen, bei denen die Fluktuation sehr
hoch ist, ist dieser Aspekt von besonderer Bedeutung.
W
eine essentielle Rolle, sondern auch bei der Bewertung von wissensintensiven
Unternehmen an der Börse. Die Börse schätzt nämlich den Wert des Wissens,
den diese Unternehmen verkörpern, und die Fähigkeit, am Markt hohe Erträge

­ 13 ­
zu erwirtschaften, höher ein, als bei Unternehmen die ,,lediglich" materielle Wer-
te besitzen.
2.3
Wissen managen ­ Theoretische Ansätze
Die Literatur und auch die Praxis liefern viele Ansätze und Konzepte, wie die
Idee eines umfassenden Wissensmanagement in die Praxis umgesetzt werden
kann. Die Arbeit wird vier Modelle von bekannten Wissenschaftlern vorstellen.
2.3.1 Ansatz von Probst/Raub/Romhardt
Dieses Modell wurde von einer Gruppe führender Unternehmen 1985 in der
Schweiz, Geneva Knowledge Group (Universität Genf), entwickelt.
Es unterscheidet einen inneren Kreislauf, der die sechs Kernprozesse des Wis-
sensmanagements beschreibt und einen äußeren Kreislauf, der die strate-
gischen Steuerungsaufgaben darstellt.
Der Vorteil dieses Ansatzes liegt in der Strukturierung des gesamten Manage-
mentprozesses in logische Phasen, und bietet Ansätze für Interventionen und
der Suche nach Ursachen von Wissensproblemen.
15
Abbildung 5: Bausteine des Wissensmanagements; Quelle: Probst,1999,s.58
15
Vgl. Bullinger/Wörner/Prieto, 1997, s.6

­ 14 ­
Wissensziele definieren
Die Ausrichtung der wesentlichen Prozesse des Unternehmens durch die Defi-
nition von Zielen ist eine der Kernaufgaben des Managements.
Dabei wird vermehrt erkannt, das neben der herkömmlichen finanziellen und
strategischen Planung auch Wissensziele die Planung ergänzen sollten.
Wissensziele müssen auf normativer (Entwicklung der Unternehmenskultur),
strategischer (Entwicklung der Kernkompetenzen) und operativer (konkrete
Handlungsanweisungen) Ebene entwickelt werden.
16
Die Anforderungen der Autoren an die jeweiligen Zielebenen werden im folgen-
den beschrieben.
Normative Wissensziele schaffen die Voraussetzung für wissensorientierte Zie-
le im operativen und strategischen Bereich. Sie richten sich auf eine wissens-
bewusste Unternehmenskultur und erfordern Einsatz und Überzeugung des
Top-Managements.
17
Strategische Wissensziele definieren ein für die Zukunft angestrebtes Fähig-
keitsportfolio und liefern damit häufig eine inhaltliche Bestimmung des organisa-
tionalen Kernwissens. Außerdem erlauben sie eine strategische Orientierung
von Organisationsstrukturen und Managementsystemen.
18
Operative Wissensziele sichern die Umsetzung des Wissensmanagements auf
operativer Ebene und übersetzen die normativen und strategischen Wissens-
ziele in konkrete operationalisierbare Teilziele. Des weiteren optimieren sie die
Infrastruktur des Wissensmanagements und sichern die Angemessenheit der
Interventionen in bezug auf die jeweiligen Interventionsbenen.
19
Wissen bewerten
Die Wissensbewertung ist eine notwendige Komponente in der Beurteilung des
Erfolges des Wissensmanagement, denn nur durch ein wirksames Controlling
lassen sich zielgerichtete Interventionen durchführen.
16
vgl. Probst, 1999, s.57
17
vgl. Probst, 1999, s.72
18
vgl. Probst, 1999, s.81
19
vgl. Probst, 1999, s.87

­ 15 ­
Durch Wissensbewertung sollen Methoden zur Messung von normativen, stra-
tegischen und operativen Wissenszielen entwickelt werden. Bei späterer Be-
trachtung (Bewertungsphase) zeigt sich, welche Qualität die formulierten Ziel-
vorstellungen hatten.
20
Wissen identifizieren
Ziel der Wissensidentifikation ist es, Transparenz über interne und externe Wis-
sensquellen und -träger zu schaffen, um zum einen den Überblick von Daten,
Informationen und Fähigkeiten zu bekommen und zum anderen die bestehen-
den Wissenslücken im Unternehmen zu finden und somit die Voraussetzungen
für den Wissenserwerb und der Wissensentwicklung zu schaffen. Maßnahmen
der externen Wissensidentifikation beziehen sich auf die Analyse und Beschrei-
bung des Wissensumfeldes des Unternehmens.
21
Wissen erwerben
Nach der Wissensidentifikation folgt als nächster logischer Schritt der Wissens-
erwerb, um fehlendes Wissen in das Unternehmen zu bringen. Es gibt zwei
Möglichkeiten wie dies geschehen kann. Entweder durch die Entwicklung des
eigenen Wissens, was zeit- und kostenintensiv ist, oder durch externe Quellen.
Externe Quellen können hierbei sein: Kunden, Lieferanten, Konkurren-
ten,Kooperationspartner,Experten,Unternehmensverbände,Unternehmenseigen
tümer,Politiker,innovativeUnternehmen,Wissensprodukte,Medien und Öffe
lichkeit.
nt-
Wissen entwickeln
Wissensentwicklung ist ein komplementärer Baustein zum Wissenserwerb. Die
Produktion neuer Fähigkeiten, neuer Produkte, besserer Ideen und leistungs-
fähigerer Prozesse stehen bei diesem Baustein im Vordergrund.
Neben den klassischen Wissensentwicklungstätigkeiten in der Forschung und
Entwicklung kann für den Unternehmenserfolg relevantes Wissen auch in allen
20
vgl. Probst, 1999, s.57
21
vgl. Probst, 1999, s.54

­ 16 ­
anderen Bereichen der Organisation entstehen
22
. Es lassen sich zwei Entwick-
lungsebenen unterscheiden:
· Individuelle Wissensentwicklung
· Kollektive Wissensentwicklung
Die individuelle Wissensentwicklung beruht in erster Linie auf Lernprozessen
von Individuen, welche für das Individuum selbst eine persönliche Weiterent-
wicklung bedeutet, aber für die Gesamtorganisation noch keine Innovation dar-
stellt. Erst durch die Fähigkeit zur Produktion neuer Ideen und Problemlösun-
gen, welche auch als Kreativität des Individuums bezeichnet wird, und die
Schaffung von Freiräumen, lassen wertvolle Innovationen für die Gesamtorga-
nisation entstehen.
23
Die kollektive Wissensentwicklung bezieht sich dagegen auf Teams oder ganze
Organisationen, die in ihrer Struktur aus unterschiedlichen Persönlichkeitsprofi-
len leistungsstärker im Gegensatz zu Einzelakteuren erscheinen. Sie bilden
nicht nur Kernkompetenzen, durch Mitwirken an den Prozessen, sondern brin-
gen durch den ,,Mix" bedeutend mehr Innovationen als Einzelpersonen hervor.
24
Wissen verteilen
Wissens(ver)teilung betrifft den Prozeß der schnellen Verbreitung bereits vor-
handenen Wissens innerhalb des Unternehmens auf eine große Anzahl von
Mitarbeitern. Insbesondere die Übertragung von der individuellen auf die Grup-
pen- und Organisationsebene gilt es Aufmerksamkeit zu schenken
25
. Dieser
Prozess wird auch als Wissensmultiplikation bezeichnet.
Dies bewirkt zum einen eine Sozialisation (Kulturverständnis im Unternehmen)
von Mitarbeitern sowie deren kontinuierliche Aus- und Weiterbildung. Aber auch
fachliches Wissen kann Gegenstand der Wissens(ver)teilung werden. So müs-
sen z.B. die Mitarbeiter von wissensintensiven Unternehmen wie Unterneh-
mensberatungen regelmäßige Schulungen zu Standardmethoden und Stan-
dardtools erhalten.
26
22
vgl. Probst, 1999, s.54
23
vgl. Probst, 1999, s.185f
24
vgl. Probst, 1999, s.197
25
vgl. Probst, 1999, s.55
26
vgl. Probst, 1999, s.236f

­ 17 ­
Eine andere Möglichkeit der Wissens(ver)teilung ist die Schaffung von dezentral
organisierten Wissensnetzwerken. Dabei wird das Wissen direkt von bestimm-
ten Wissensträgern abgefragt. Die Schlagworte könnten hier z.B. lauten: Wis-
sensmanagementsystem, Groupware und Intranet.
Wissensverteilung soll aber nicht nur die Verbreitung von Erfolgsrezepten
betreffen, sondern auch das Wissen über die Vermeidung von Fehlern.
Generell lassen sich zwei Verteilungsprinzipien unterscheiden: dem Pull-Prinzip
und dem Push-Prinzip. Das Pull-Prinzip bedeutet, der Mitarbeiter hat eine Hol-
schuld für das Wissen, d.h. er muss sich in Eigenverantwortung seinen Wis-
sensbedarf decken. Beim Push-Prinzip hat dagegen das Wissen die Bring-
schuld der Verantwortlichen und der Mitarbeiter.
Wissen nutzen
Es reicht bei weitem nicht aus, sich Wissen anzueignen, dieses zu entwickeln
und anzusammeln. In erster Linie muss es vor allem genutzt werden. Das ist
die Aufgabe der Wissensnutzung. Probst hat es sinnvoll in folgende Worte ge-
fasst: ,,Letztendlich müssen alle Bausteine des Wissensmanagements auf die
effiziente Nutzung individuellen und organisationalen Wissens im Sinne der
Zielsetzungen des Unternehmens ausgerichtet sein. Knowledge in action ist
somit das aussagekräftigste Kriterium eines erfolgreich implementierten Wis-
sensmanagements. Denn nur durch die produktive Anwendung von Wissen
können die Anstrengungen des Wissensmanagements in fassbare Resultate
umgesetzt werden."
27
Ganz wesentlich ist auch noch von Seiten der Wissensnutzer, dass deren An-
forderungen zur Nutzung des Wissens in der Organisation und im System be-
stimmte Kriterien erfüllen. Diese Kriterien betreffen die Elemente Einfachheit
(,,easy-to-use"), Zeitgerechtheit (,,just-in-time") sowie Anschlussfähigkeit
(,,ready-to-connect").
28
27
Probst, 1999, s.271f
28
vgl. Probst, 1999, s.277

­ 18 ­
Wissen bewahren
Die Hauptaufgabe der Wissensbewahrung ist der effektive Schutz vor Wissens-
verlusten, um die einmal erworbenen Fähigkeiten auch in Zukunft zur Verfü-
gung zu stellen.
Um dies zu ermöglichen, müssen die Prozesse der Selektion des Bewahrungs-
würdigen, die angemessene Speicherung und die regelmäßige Aktualisierung
bewusst gestaltet werden.
29
Das Selektionskriterium, nach dem entschieden wird, ob Wissen aufbewahrt
werden sollte oder nicht, ist die Wiederverwendbarkeit, also der künftige Nutzen
des Wissens im Unternehmen. Alles zu bewahren würde die Datenflut im Un-
ternehmen rasch anwachsen lassen und das Wiederauffinden nützlicher Infor-
mationen erschweren.
Das Speichern des Wissens findet auf verschiedene Weise statt. Es kann indi-
viduell, kollektiv oder auch elektronisch gespeichert werden.
Wissensbewahrung ist ein permanenter Prozess, der durch permanente Aktua-
lisierungsbemühungen aufrecht erhalten werden muss, denn veraltete Spei-
chersysteme sind ,,tote" Speichersysteme.
2.3.2 Ansatz Frauenhofer IPK
Den Kern des Modells (Abbildung 6) bilden die wertschöpfenden Geschäftspro-
zesse, auf die sich die Hauptaktivitäten des Wissensmanagements beziehen.
Zu diesen Aktivitäten zählen das Erzeugen, Speichern, Verteilen und Anwen-
den von Wissen.
30
Gegenüber dem Vorgängermodell von Probst/Raub/ Romhardt hat dieses Mo-
dell den Vorteil, dass es eine klare Ausrichtung auf die wertschöpfenden Ge-
schäftsprozesse hat und somit ein erkennbarer Nutzen des Einsatzes von Wis-
sensmanagement entsteht.
Das Management hat je nach Ausgangssituation und strategischer Zielsetzung,
Maßnahmen zu konzipieren und umzusetzen, um den in der Abbildung 6 dar-
gestellten inneren Kreislauf zu aktivieren. Hierfür müssen die äußeren sechs
29
vgl. Probst, 1999, s.56
30
vgl. Frauenhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) 1, 2000

­ 19 ­
zentralen Gestaltungsfelder Führungssysteme, Controlling, Unternehmenskul-
tur, Personalmanagement, Informationstechnologie und Prozessorganisation,
fortlaufend optimiert werden.
31
Abbildung 6: Das Frauenhofer Modell des Wissensmanagements:
Kernprozess und Gestaltungsfelder; Quelle: Heisig
Im Kreiskauf zeigen sich deutliche Unterschiede zum Vorgängermodell von
Probst/Raub/Romhardt. Zum einen unterscheiden die Autoren Probst/
Raub/Romhardt nicht zwischen Hauptaktivitäten (Wissen erzeugen, speichern,
verteilen und anwenden) und Nebenaktivitäten (Wissensziele formulieren, Wis-
sen identifizieren), sondern es wird eine Einteilung in strategische Wissensbau-
steine und operative Wissensbausteine gewählt. Vorteil des Modells ist, dass
die operativen Wissensbausteine wie in einem ,,Netzwerk" miteinander verbun-
den sind, was bedeutet, dass ein Baustein eine Aktion oder Handlung in einem
beliebig anderen Baustein anstoßen kann, trotzdem aber der reguläre Kreislauf
eingehalten wird. Am Ende des Kreislaufs steht der Baustein ,,Wissensbewer-
tung", womit versucht wird, mit geeigneten Bewertungsverfahren Kennzahlen
für das Wissenscontrolling zu finden und als Grundlage zur Definition neuer
Wissensziele zu benutzen. Das IPK-Modell bedient sich dagegen nur des klas-
sischen Instruments Controlling.
31
vgl. Frauenhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) 1, 2000

­ 20 ­
2.3.3 Ansatz von Nonaka/Takeuchi
Im Gegensatz zur westlichen Sichtweise, in der das Unternehmen hauptsäch-
lich als wissensverarbeitende Institution gesehen wird, vertreten Nona-
ka/Takeuchi den japanischen Ansatz, der das Unternehmen als wissenschaf-
fend beschreibt. Die Grundlage für ihr Modell bildet eine Klassifizierung
menschlichen Wissens in zwei Kategorien. In explizites und implizites Wissen.
Explizites Wissen lässt sich formal beschreiben, das heißt es findet Ausdruck
z.B. in grammatischen Sätzen, mathematischen Ausdrücken, technischen Da-
ten und Handbüchern. Diese Form des Wissens kann problemlos von einem
Menschen zum anderen übertragen werden. Implizites Wissen, welches von
den beiden Autoren gegenüber dem expliziten Wissen als wichtigerer Wissens-
typ angesehen wird, entzieht sich dagegen dem formalen sprachlichen Aus-
druck. Dieses Wissen beruht auf den Erfahrungen des Einzelnen
und betrifft
schwer fassbare Faktoren, wie persönliche Überzeugungen, Perspektiven und
Wertesystem. Das dynamische Wechselspiel zwischen diesen beiden Wissens-
formen bildet den Schlüssel zur Wissensschaffung in Unternehmen und voll-
zieht sich in einem spiralförmigen Prozess immer wieder aufs neue.
32
Abbildung 7: Die Wissensspirale; Quelle: Nonaka/Takeuchi, 1997, s.84
32
vgl. Nonaka/Takeuchi, 1997, s.8f

­ 21 ­
Nonaka und Takeuchi unterscheiden hierbei vier verschiedene Formen der
Wissensumwandlung:
33
1) Von implizit zu implizit (Sozialisation): Diese Form der Wissensumwand-
lung beruht auf Erfahrungsaustausch, aus dem implizites Wissen wie et-
wa gemeinsame Modelle und technische Fertigkeiten entstehen. Ein
Mensch kann ohne Sprache unmittelbar implizites Wissen von anderen
erwerben, so z.B. am Arbeitsplatz durch Beobachtung, Nachahmung und
Übung der Arbeit einer anderen Person.
2) Von implizit zu explizit (Externalisierung): Der zweite Schritt besteht dar-
in, implizites Wissen explizit zu machen, d.h. in kommunizierbares Wis-
sen durch Artikulation umzuwandeln. Dies geschieht typischerweise
durch Konzepterstellung und ist somit auch gleichzeitig der Schlüssel zur
Wissengenerierung, da er der Organisation neues Wissen zur Verfügung
stellt. Sind explizite Konzepte einmal entwickelt, können diese in Modelle
gekleidet werden. Der Übergang wird im Unternehmenskontext häufig
durch Bildung von Metaphern und Analogien erreicht. Dieser Vorgang
wird noch einmal in folgender Abbildung verdeutlicht.
Abbildung 8: Transformationsprozess implizites Wissen zu explizites Wissen; Quelle:
nalo-
ng
u-
r-
Explizites
Wissen, Z
gang für das
ganze Unte
nehmen
Konzept-
erstellung,
Modellbil-
du
Auflösung der
Widersprüche
durch A
gien
Verknüpfung
Durch
Metaphern
Ideen,
verborgenes
Wissen
(implizites
Wissen)
Eigendarstellung
3) Von explizit zu explizit (Kombination): In dieser Form der Wissensum-
wandlung wird neues Wissen durch Zusammensetzung bereits bekann-
ten expliziten Wissens erzeugt. Dies erreicht man durch Neuzusammen-
stellung vorhandener Informationen durch Sortieren, Hinzufügen, Kombi-
nieren oder Klassifizieren von explizitem Wissen. Der Vorgang läuft über
Medien wie Dokumente, Besprechungen, Telefon oder Computernetze.
33
vgl. Nonaka/Takeuchi, 1997, s.75-82

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832472368
ISBN (Paperback)
9783838672366
DOI
10.3239/9783832472368
Dateigröße
2.7 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin – 4 Wirtschaftswissenschaften II
Erscheinungsdatum
2003 (September)
Note
1,7
Schlagworte
knowledge management wissensinstrumente phasenmodell wissensmanagementsoftware wissensverteilung
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