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Die Konfessionspolitik in den habsburgischen Erblanden von Maximilian II. bis Ferdinand II.

©2003 Magisterarbeit 82 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Der Titel dieser Arbeit ließe vermuten, daß hier eine chronologische Darstellung der Geschichte der Konfessionspolitik in den habsburgischen Erblanden der Jahrzehnte zwischen 1564 und 1637, also der Jahre von der Regierungszeit Kaiser Maximilian II. bis Ferdinand II., vorgelegt werden soll. Die Arbeit soll jedoch vielmehr das Thema auf andere Weise darstellen. Anstatt einer solchen ereignisgeschichtlichen Wiedergabe der Geschehnisse soll die Konfessionspolitik in den habsburgischen Erblanden vielmehr anhand verschiedener problemorientierter Aspekte betrachtet werden, die aus ereignisgeschichtlicher Sicht ineinandergegriffen haben. Bei dieser Aufgabenstellung kann jedoch nicht auf die Betrachtung verschiedener konkreter Ereignisse verzichtet werden.
Die Arbeit ist in drei Schwerpunkte gegliedert:
Der erste Teil der Arbeit, der kurz die Hintergründe und die Vorgeschichte des Themas beleuchtet, ist den zwei Hauptschwerpunkten vorangestellt, um eine Verständnisgrundlage zu schaffen. Hier sollen v. a. ein kurzer Abriß des Eindringens der Reformation als auch ein Überblick über die bis dato schon ergriffenen Maßnahmen zur Abwehr des Protestantismus in den habsburgischen Erblanden gegeben werden. Eine Darstellung der reichsrechtlichen Situation für den Protestantismus bis zum Regierungsantrittsjahr Kaiser Maximilian II. gehört ebenso an diese Stelle.
Der zweite Teil befaßt sich mit der Konfessionspolitik der protestantischen Stände und ihren Beiträgen zum Gelingen und späteren Scheitern des Protestantismus in ihrer Heimat. Hier soll insbesondere erörtert werden, ob und in welchem Maße die Strategie des protestantischen Adels in Österreich, fiskalische Bewilligungen von Religionszugeständnisse der Landesfürsten abhängig zu machen, aufgegangen ist und erfolgreich war. Auch die Frage, inwiefern die innerprotestantische Uneinigkeit eine Rolle gespielt haben mag, wird hier berührt.
Der dritte Teil widmet sich dem Widersacher des österreichischen Protestantismus: dem Hause Habsburg. Hier werden u.a. die Fragen zu stellen sein, welche Konfessionspolitik die einzelnen habsburgischen Landesherren der Erblande und Kaiser im österreichischen Raum geführt haben, ob und welche Strategielinien in ihrer gegenreformatorischen Politik zu erkennen sind und wie die katholische Kirche in den Prozeß der Gegenreformation einbezogen war. Nicht zuletzt wird ein Blick auf die Rolle der Gegenreformation bezüglich der Entwicklung des Absolutismus […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7193
Barthels, Michael: Die Konfessionspolitik in den habsburgischen Erblanden von
Maximilian II. bis Ferdinand II.
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universität, Magisterarbeit, 2003
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http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

2
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG ... 3
2 BEGRIFFSKLÄRUNG UND KONFESSIONSPOLITISCHER HINTERGRUND ... 6
2.1 G
EGENREFORMATION
, R
EKATHOLISIERUNG UND INNERKATHOLISCHE
R
EFORM
... 6
2.2 D
IE KONFESSIONSPOLITISCHE
S
ITUATION IM
R
EICH IM
A
NTRITTSJAHR
M
AXIMILIAN
II. ... 7
2.3 D
IE KONFESSIONSPOLITISCHE
S
ITUATION IN DEN HABSBURGISCHEN
E
RBLANDEN IM
A
NTRITTSJAHR
M
AXIMILIAN
II. ... 8
3 PROTESTANTISCHE KONFESSIONSPOLITIK IN DEN HABSBURGISCHEN
ERBLANDEN... 12
3.1 K
ONFESSIONSPOLITISCHE
E
RFOLGE UND PROTESTANTISCHE
S
TÄNDEMACHT
... 12
3.1.1 Protestantisches Leben und Kirchenwesen: Errungenschaften auf Zeit ... 12
3.1.2 Ständestaat und Ständemacht: Strategie der Blockadepolitik?... 17
3.1.3 Bündnispolitik... 23
3.2 I
NNERPROTESTANTISCHE
S
TRÖMUNGEN
, I
NTERESSEN UND
S
TREITIGKEITEN
, G
EHORSAMS
-
UND
W
IDERSTANDSFRAGE
... 26
3.2.1 Lutheraner, Flacianer, Täufer und Calvinisten ... 26
3.2.2 Bauern, Bürger und Adel... 28
3.2.3 Folgen der innerprotestantischen Zwietracht ... 32
3.3 D
REI
A
LTERNATIVEN
: E
XIL
, K
ONVERSION UND
K
RYPTOPROTESTANTISMUS
... 33
4 DIE KONFESSIONSPOLITIK DES HAUSES HABSBURG IN DEN ERBLANDEN... 38
4.1 V
ON DER
D
ULDUNG ZUR
B
ESEITIGUNG DES
P
ROTESTANTISMUS IN UNTERSCHIEDLICHEN
G
ESCHWINDIGKEITEN
... 38
4.1.1 Ferdinand von Tirol ­ Gegenreformation ohne Widerstand ... 38
4.1.2 Maximilian II. ­ Der Zauderer... 39
4.1.3 Karl II. ­ Gewissensentscheidung für die Gegenreformation ... 42
4.1.4 Rudolf II. ­ Unbeirrbar auf dem Weg der Gegenreformation... 45
4.1.5 Matthias I. ­ Machtwille siegt über konfessionspolitischen Willen... 48
4.1.6 Ferdinand II. und Maximilian I. von Bayern ­ Tabula rasa ... 50
4.2 Ü
BERGEORDNETE
A
SPEKTE DER HABSBURGISCHEN
G
EGENREFORMATION
... 56
4.2.1 Gemeinsamkeiten und Strategie der habsburgischen Gegenreformatoren ... 56
4.2.2 Konfessionspolitik und Streben zum Absolutismus... 60
4.2.3 Habsburger Dilemma: Von der Problematik Erzherzog, König und Kaiser zu sein
... 62
4.2.4 Rolle der katholischen Kirche... 64
4.2.5 Barockkatholizismus ... 68
5 FAZIT UND AUSBLICK... 70
6 LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS... 74

3
1 Einleitung
Reformation und Gegenreformation im Deutschen Reich sind in verschiedener Weise
immer wieder Gegenstand der Geschichtsforschung gewesen, insbesondere deshalb, da
die genannten Phänomene sowohl globale als auch lokale Konsequenzen zeitigten. Es ist,
ohne den Wahrheitsgehalt der Aussage mindern zu wollen, inzwischen fast ein
Allgemeinplatz geworden, zu sagen, daß in der betreffenden Zeit Religion und Politik nicht
mehr zu trennen waren, daß das eine die Grundlage des anderen bedeutete. Im
ausgewählten Zeitraum dieser Arbeit hat sich in den österreichischen Erblanden ein
radikaler Umschwung von der relativen Duldung unter Maximilian II. hin zur absoluten
Intoleranz gegen den Protestantismus unter Ferdinand II. vollzogen. Von der Ära
Maximilian II., die konfessionspolitisch eine Ausnahme darstellt, hat sich bis zum Tode
Ferdinand II. der Hauptphase der Gegenreformation in den habsburgischen Erblanden
ereignet.
1
In den habsburgischen Erblanden stießen zwei politische Ebenen aufeinander. Hier
kollidierten die lokalen Interessen der protestantischen Bevölkerung und Stände mit denen
der katholischen Landesfürsten aus dem Hause Habsburg, von denen auch immer einer
Deutscher Kaiser war und somit in seinem Handeln auch immer die innen- und
außenpolitischen Interessenskonflikten des Reiches beachten mußte, Letztere wurden
wiederum zwischen den Konfessionen ausgetragen. Mehr noch als in Böhmen und
Ungarn, wo die Habsburger erst seit 1526 die Könige stellten, mußten den katholischen
Habsburgern in ihrer Hausmacht, den Erblanden, Konflikte mit Protestanten, ob nun rein
konfessioneller oder aber politischer Natur, ungelegen sein.
2
Daher haben sie
sie
bekämpft.
Der Titel dieser Arbeit ließe nun vermuten, daß hier eine chronologische Darstellung
der Geschichte der Konfessionspolitik
3
in den habsburgischen Erblanden der Jahrzehnte
zwischen 1564 und 1637, also der Jahre von der Regierungszeit Kaiser Maximilian II. bis
Ferdinand II., vorgelegt werden soll. Die Arbeit soll jedoch vielmehr das Thema auf andere
Weise darstellen. Anstatt einer solchen ereignisgeschichtlichen Wiedergabe der
Geschehnisse soll die Konfessionspolitik in den habsburgischen Erblanden vielmehr
anhand verschiedener problemorientierter Aspekte betrachtet werden, die aus
1
Gegenreformatorische Maßnahmen hatte es hier schon unter Ferdinand I. fast parallel zur Reformation
gegeben und erst unter Ferdinand III. verlor die Gegenreformation deutlich an Schwung, weil inzwischen nur
noch Reste des Protestantismus übriggeblieben waren. Siehe Kapitel 2.3 und 5.
2
Schlesien und Mähren bleiben in dieser Arbeit außen vor.
3
Hiermit sind im Rahmen dieser Arbeit alle Handlungen und Maßnahmen gemeint, die
die politischen
Akteure der Zeit bezüglich ihrer oder einer anderen Konfession im politischen Bereich ergriffen haben.

4
ereignisgeschichtlicher Sicht ineinandergegriffen haben. Bei dieser Aufgabenstellung kann
jedoch nicht auf die Betrachtung verschiedener konkreter Ereignisse verzichtet werden.
Die Arbeit ist in drei Schwerpunkte gegliedert:
Der erste Teil der Arbeit, der kurz die Hintergründe und die Vorgeschichte des Themas
beleuchtet, ist den zwei Hauptschwerpunkten vorangestellt, um eine Verständnisgrundlage
zu schaffen. Hier sollen v. a. ein kurzer Abriß des Eindringens der Reformation als auch
ein Überblick über die bis dato schon ergriffenen Maßnahmen zur Abwehr des
Protestantismus in den habsburgischen Erblanden gegeben werden. Eine Darstellung der
reichsrechtlichen Situation für den Protestantismus bis zum Regierungsantrittsjahr Kaiser
Maximilian II. gehört ebenso an diese Stelle.
Der zweite Teil befaßt sich mit der Konfessionspolitik der protestantischen Stände und
ihren Beiträgen zum Gelingen und späteren Scheitern des Protestantismus in ihrer
Heimat. Hier soll insbesondere erörtert werden, ob und in welchem Maße die Strategie
des protestantischen Adels in Österreich, fiskalische Bewilligungen von
Religionszugeständnisse der Landesfürsten abhängig zu machen, aufgegangen ist und
erfolgreich war. Auch die Frage, inwiefern die innerprotestantische Uneinigkeit eine Rolle
gespielt haben mag, wird hier berührt.
Der dritte Teil widmet sich dem Widersacher des österreichischen Protestantismus:
dem Hause Habsburg. Hier werden u.a. die Fragen zu stellen sein, welche
Konfessionspolitik die einzelnen habsburgischen Landesherren der Erblande und Kaiser
im österreichischen Raum geführt haben, ob und welche Strategielinien in ihrer
gegenreformatorischen Politik zu erkennen sind und wie die katholische Kirche in den
Prozeß der Gegenreformation einbezogen war. Nicht zuletzt wird ein Blick auf die Rolle
der Gegenreformation bezüglich der Entwicklung des Absolutismus geworfen.
Die Frage, wie es dazu kam, daß trotz allen Willens seitens des Hauses Habsburg den
Protestantismus zurückzudrängen, es mehrere Generationen gedauert hat, bis das Ziel
erreicht werden konnte, soll übergeordnet im Hintergrund die Bearbeitung begeleiten.
Aufgrund dieser Aufteilung und Aufgabenstellung wird es nötig sein im Schlußteil der
Arbeit die Aspekte der beiden Hauptschwerpunkte zusammenzutragen, um ein Fazit
ziehen und einen Ausblick auf das weitere Schicksal des Protestantismus in den
Erblanden geben zu können.

5
Die Literatur zum Thema ist umfangreich, meist älteren Datums und inhaltlich wenig
kontrovers. Nur vereinzelt werden unterschiedliche Angaben und Beurteilungen bspw.
über die Zahl der Emigranten gegeben
4
. Zumeist haben sich österreichische Historiker wie
Johann Loserth, Georg Loesche, Gustav Reingrabner, Grete Mecenseffy und Peter F.
Barton des Themas in Monographien angenommen. Wenn nicht kritisch so doch
wenigstens bemerkenswert ist die Tatsache, daß ein nicht unbedeutender Teil der
Literatur entweder von evangelischen oder kirchlichen Verbänden, Institutionen und
Universitäten in Auftrag gegeben oder editiert wurde.
5
Die umfassende Quellenlage läßt
aber kaum tendenziöse Aussagen zu.
6
Es existieren sowohl in gedruckter Form als auch
im Original eine umfassende Anzahl von Verwaltungsakten, Mandaten, Patenten,
Petitionen und zeitgenössischen Listen mit den Namen der Emigranten
7
, als auch Briefe
von bekannter und anonymer zeitgenössischer Hand
8
. Aufgrund dessen gehen die
Meinungen und Beurteilungen des Themas nur punktuell auseinander und sind meist sehr
homogen.
Aus Platzgründen werden verschiedene Abkürzungen gebraucht.
9
4
S. Kapitel 3.3
5
Z.B.:
Barton, Institut f. protestantische Kirchengeschichte;
Adrianyi, Geschichtsverein d.
Dözese
Rottenburg-Stuttgart; Dedic: Gesellschaft f. d. Geschichte des Protestantismus in Österreich. Es sind jedoch
keinem der Autoren der hier genutzten Literatur Unwissenschaftlichkeit zu unterstellen. Wohlgleich hier und
da eine wenig professionelle ,,Wir-Haltung" durchblicken läßt, daß eine gewisse Verbundenheit mit den
Protestanten der behandelten Zeit über die Jahrhunderte aufrecht erhalten geblieben scheint.
6
Zur Quellenlage: Heiß, Gernot: Reformation und Gegenreformation (1519-1618). Probleme und ihre
Quellen, in: Die Quellen der Geschichte Österreichs, herausgegeben von Erich Zöllner, Schriften des
Institutes für Österreichkunde: 40, Wien 1982, S.114-132; & Benna, Anna Hedwig: Aufstieg zur Großmacht,
in: ebd., S. 133-177.
7
Vgl.: Dedic, Paul: Neue Quellen zur Geschichte des Protestantismus in
Innerösterreich, in: Archiv für
Reformationsgeschichte, Forschungen zur Geschichte des Protestantismus und seiner Weltwirkungen,
herausgegeben von Gerhard Ritter, Jahrgang 39, Leipzig 1942, S. 220-244.
8
Z.B. Trost- und Sendbriefe
u.a. von Luther an die österreichischen Lutheraner. Vgl.
Barton, Peter F.:
Evangelisch in Österreich. Ein Überblick über die Geschichte der Evangelischen in Österreich, Studien und
Texte zur Kirchengeschichte und Geschichte, Zweite Reihe, Band 11, Wien Graz Köln Böhlau 1987, S. 43;
& vgl. Herzig, Arno: Der Zwang zum wahren Glauben. Rekatholisierung vom 16. bis 18. Jahrhundert,
Göttingen 2000, S. 123; vgl.: Wölfel, Dieter: Die Innerösterreichische Gegenreformation im Lichte einer
evangelischen Trostschrift. Der Fall des Waldsteiner Prädikanten Paulus Odontius von 1602, in: Zeitschrift
für Landesgeschichte, herausgegeben von der Kommission für bayerische Landesgeschichte, Band 60,
München 1997, S. 675-704.
9
Abkürzungen: Österreich unter der Enns, Niederösterreich(s)= NÖ, niederösterreichisch(e/r/n)= nö; ebenso
Österreich ob der Enns, Oberösterreich (OÖ), oberösterreichisch (oö), Innerösterreich (IÖ),
innerösterreichisch (iö).

6
2 Begriffsklärung und konfessionspolitischer Hintergrund
2.1 Gegenreformation, Rekatholisierung und innerkatholische Reform
Vor einiger Zeit stritten Historiker verschiedener Provenienz darüber, wie das Vorgehen
der katholischen Habsburger gegen ihre protestantischen Untertanen zu nennen sei. Die
katholische Kirche sah sich diffamiert durch den unreflektierten Gebrauch der Vokabel
,,Gegenreformation" und die Subsummierung aller staatlicher und kirchlicher Maßnahmen
und Bewegungen, die auf die Rückführung der Protestanten in den Schoß der Kirche
zielten. In der Tat war bis dato kaum unterschieden worden zwischen den staatlichen
Maßnahmen, die seit Karl II. und Rudolf II. auf Repressalien setzten, um den
Protestantismus zu beseitigen, und einer reformierenden Bewegung innerhalb der
katholischen Kirche, die durch die Beseitigung der Mißstände in der Kirche das gleiche
Ziel verfolgte. Es ging also um die Unterscheidung von Gewaltmaßnahmen und
Maßnahmen, die ohne physischen Druck auskamen. Eine Einigung wurde damit erzielt,
daß der Begriff ,,Gegenreformation" heute zwar immer noch beide Aspekte in sich
vereinigt, daß aber für die gewaltfreien Bemühungen der katholischen Kirche zusätzlich
die Vokabel ,,innerkatholische Reform" zu gebrauchen ist, und die staatlichen Repressalien
,,Rekatholisierung" genannt werden.
10
Diese Unterscheidung ist durchaus wichtig und richtig, denn die Rekatholisierung war
doch eher eine zielgerichtete Politik,
11
die auch andere Ziele als die Wiederherstellung der
religiösen und konfessionellen Einheit verfolgte; wohingegen die innere Reform der
katholischen Kirche für diese in erster Linie eine Notwendigkeit zur Konsolidierung
darstellte, die jedoch gleichfalls einen positiven Effekt auf die Bereitschaft mancher
Protestanten zur Konversion gehabt haben wird.
Die begriffliche Unterscheidung darf alles in allem nicht darüber hinwegtäuschen, daß
die katholische Kirche durchaus beteiligt war an den staatlichen Maßnahmen der
Rekatholisierung und daß die innerkatholische Reform der geringere Aspekt war, der zum
Sieg der Gegenreformation geführt hat.
Gelegentlich wird in der Literatur synonym für den Begriff ,,Gegenreformation" auch der
Ausdruck ,,katholische Restauration" gebraucht.
12
10
Vgl.: Herzig, Arno: a.a.O., S. 14f; & vgl.: Fuchs, Konrad / Raab, Heribert: Wörterbuch zur Geschichte,
10.Auflage, München 1996, S. 276f; & vgl.: Reingrabner, Gustav: Die Verfolgung der österreichischen
Protestanten während der Gegenreformation, in: Wellen der Verfolgung in der österreichischen Geschichte,
herausgegeben von Erich Zöllner, Schriften des Institutes für Österreichkunde: 48, Wien 1986, S. 53.
11
Vgl.: Herzig, Arno: a.a.O., S. 142.
12
Vgl.: Brandi, Karl: Reformation und Gegenreformation. Mit einem Vorwort von Dieter Albrecht, 5. Auflage,
München 1979, S. 436; & vgl.: Wölfel, Dieter: Die Innerösterreichische Gegenreformation im Lichte einer

7
2.2 Die konfessionspolitische Situation im Reich im Antrittsjahr Maximilian II.
1555 war auf dem Augsburger Reichstag ein Friede zwischen den widerstreitenden
protestantischen und katholischen Reichsständen geschlossen worden; jedoch eher
nolens volens. Seine wichtigste Bestimmung war das Prinzip des ,,eius regio, cuius religio",
das die Untertanen dazu verurteilte, die Religion ihres Landesfürsten, der diese frei
wählen konnte, anzunehmen.
13
Die reichsrechtliche Bedeutung dieses Friedens ging bei
weitem über diese Bestimmung hinaus. Denn durch ihn war nun offiziell die Existenz des
Protestantismus im Reich anerkannt und machte damit legal, was schon über mehr als
drei Jahrzehnte Realität war: die Reformation. Der Friede kam weder über Nacht zu
Stande, noch setzte er einen Schlußstrich unter die konfessionellen Konflikte im Reich.
Ihm vorausgegangen waren verschiedene Interimslösungen, die den Protestanten mal
relativ stark entgegenkamen wie das Regensburger Interim von 1541 und das Leipziger
Interim von 1548, oder einschränkten wie das Augsburger Interim von 1548. Für alle diese
Lösungen war vorgesehen, daß sie später durch den Abschluß eines Konzils aufgehoben
würden. Das erhoffte Konzil ließ aber auf sich warten. Als es dann 1545 in Trient
tatsächlich begann, wurde es von protestantischer Seite aus verschiedenen Gründen nicht
anerkannt und ignoriert. Das Trienter Konzil arbeitete langsam und löste sich
zwischenzeitlich auch auf.
14
Inzwischen schlossen die protestantischen Reichsstände mit
König Ferdinand I., der seinen Bruder Kaiser Karl V. reichsrechtlich vertrat und an der
Spitze der katholischen Gegner des Protestantismus stand, 1552 den Passauer Vertrag,
der alle vorherigen Interimsbeschlüsse zugunsten der Protestanten zunichte machte und
den Augsburger Religionsfrieden vorbereitete. Mit diesem Frieden kehrte vorerst Ruhe ein
in den konfessionellen Konflikt im Reich;
15
die Gefahr einer weiteren konfessionell
mitbegründeten kriegerischen Auseinandersetzung wie die der Bauernkriege in den 20er
Jahren oder die des Schmalkaldischen Krieges 1546/47 war vorerst gebannt. In den
protestantischen Gebieten konnte sich das lutherische Landeskirchentum
weiterentwickeln, und das Luthertum konnte sich nochmals weiter ausbreiten. Auch
evangelischen Trostschrift. Der Fall des Waldsteiner Prädikanten Paulus Odontius von 1602, in: a.a.O., S.
675.
13
Mit dem Augsburger Religionsfrieden war nur das Luthertum zur reichsrechtlichen Anerkennung gelangt.
Calvinismus, Zwinglianer und Täufer, sowie andere religiöse Kleingruppen wurden weiterhin als ketzerisch
angesehen und wurden teilweise auch heftig verfolgt.
14
Vgl.: Brandi, Karl: Reformation und Gegenreformation, S. 288f.
15
Vgl.: Zöllner, Erich: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 6. Auflage, München
1976, S. 194. Zöllner spricht von ,,Dämpfung des konfessionellen Kampfes" durch den Frieden von 1555.
(Lokale) konfessionelle Konflikte gab es auch weiterhin, aber keinen, der den Reichsfrieden beenden
konnte; bis 1618/19.

8
Ferdinand I., seit 1558 gewählter Kaiser, richtete seine Politik auf den Erhalt des
Religionsfriedens aus, obschon er ein überzeugter Katholik gewesen ist und vor
gegenreformatorischen Maßnahmen in der Vergangenheit nicht zurückgeschreckt war.
16
Ferdinand I. sah seine Nachfolge auf dem Kaiserthron nur ungern mit seinem ältesten
Sohn Maximilian II. besetzt. Denn Letzterer war, weithin bekannt, dem Protestantismus
nicht abgeneigt. Ein protestantischer Kaiser aber hätte den andauernden,
verhältnismäßigen Frieden gefährdet. Scheinbar sich dessen bewußt, aber auch
zunehmend von der Uneinigkeit der protestantischen Strömungen angewidert, enttäuschte
Maximilian II. die in ihn reichsweit von protestantischer Seite aus gesetzten Hoffungen
während seiner Regentschaft.
17
Diese war jedoch von allen folgenden Regentschaften für
den österreichischen Protestantismus noch die positivste.
Maximilian II. bekam ein konfessionell gespaltenes Reich in die Hände, das sich,
zusätzlich zu den inneren Konflikten, unter seiner Führung dem Ansturm des osmanischen
Reiches erwehren mußte. Insbesondere die Stände der habsburgischen Hausmacht, die
Stände der Erblande, machten ihm und seinen Nachfolgern dabei nicht selten das
Regieren schwer.
2.3 Die konfessionspolitische Situation in den habsburgischen Erblanden im
Antrittsjahr Maximilian II.
Die sogenannten habsburgischen Erblande
18
waren schon recht früh von der Reformation
berührt und ,,erobert" worden. Schon in den 20er Jahren des 16. Jh. existierten hier erste
lutherische, calvinische und täuferische Gemeinden.
19
Dabei waren die Verteilungen der
einzelnen protestantischen Strömungen durchaus regional verschieden: die Täufer fanden
sich Schwerpunktmäßig ab 1530 v.a. in bäuerlichen Kreisen in Tirol, von wo aus sie
jedoch rasch nach Mähren vertrieben wurden. Dort haben sie bis in 17 Jh. hinein mehrere
Gemeinden gründet. Insgesamt war ihr Anteil an der Bevölkerung in allen habsburgischen
16
Siehe Kapitel 2.3
17
Siehe Kapitel 4.1.2
18
Zu den habsburgischen Erblanden zählten damals: NÖ und OÖ, IÖ (mit den Ländern Steiermark, Kärnten
und Krain) sowie die österreichischen Vorlande im südwestdeutschen Raum und Tirol.
19
Vgl.: Zöllner, Erich: Geschichte Österreichs, S. 191, 192.

9
Erblanden sehr gering.
20
Calvinisten fanden sich in geringerer Zahl in OÖ und NÖ.
V.a.
aber das Luthertum war im ganzen erbländischen Raum verbreitet.
21
Ferdinand I., dem Karl V. die Erblande zudachte als dieser sein weltumspannendes
Reich in die spanische und die österreichische Linie trennte, wollte nicht im Reich und
schon gar nicht in den Erblanden das Vorrücken der Reformation dulden. Schon früh
beschloß er mit dem bayerischen Herzog Wilhelm IV und Salzburger Bischof Matthias
Lang auf dem Regensburger Konvent erste koordinierte Maßnahmen, die den
Protestantismus hindern sollten.
22
Sein erstes Mandat gegen die ketzerische Lehre
erschien bereits im März 1523 und verbot das Lesen und Drucken reformatorischer
Literatur und Flugblätter, das Halten und Hören evangelischer Predigten und stellte 30
lutherische Aussagen unter Strafe;
23
erste Bücherverbrennungen wurden durchgeführt.
24
Parallel zum Wachstum der protestantischen Gemeinden folgten weitere Mandate fast in
Jahresabständen, immer die vorausgegangenen bestätigend und erweiternd.
25
Insbesondere die Täufer bekamen wie fast überall im Reich die Verfolgung an Leib und
Seele am härtesten zu spüren.
26
Doch wurden Strafen, unter denen Vertreibung noch die
harmlosere Variante war, gegen Vertreter aller protestantischen Richtungen vollzogen; es
kam zu Verbrennungen und anderen Hinrichtungen.
27
Von einer systematischen
Verfolgung oder gar einer organisierten Gegenreformation kann zu diesem Zeitpunkt
allerdings noch nicht die Rede sein.
28
Noch fehlte zum einen die hierfür notwendige, gut
organisierte und von einer Zentralgewalt gelenkte Verwaltung und Beamtenschaft, also die
20
Vgl.:
Reingrabner, Gustav: Die Verfolgung der österreichischen Protestanten während der
Gegenreformation, in: a.a.O., S. 55f; & vgl.: Mecenseffy, Grete: Geschichte des Protestantismus in
Österreich, Graz Köln 1956, S. 35-43; & vgl.: Zöllner, Erich: a.a.O., S. 192.
21
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich. Geschichte und Dokumentation, Wien Köln Graz
1981, S. 41; & vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S. 41f, 45; & vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O.,
S. 8-16.
22
Vgl.: Loesche, Georg: Geschichte des Protestantismus in Oesterreich. In Umrissen, Tübingen und Leipzig
1902, S. 20; & vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S. 36.
23
Vgl.:
Reingrabner, Gustav: Die Verfolgung der österreichischen Protestanten während der
Gegenreformation, in: a.a.O., S. 54. & vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S. 36.
24
Vgl.: Barton, Peter F.: ebd., S. 38.
25
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich, S. 19; & vgl.:
Loesche, Georg: Geschichte des
Protestantismus in Oesterreich, S. 25; & vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. ,23f, 32f.
26
Vgl.:
Reingrabner, Gustav: Die Verfolgung der österreichischen Protestanten während der
Gegenreformation, in: a.a.O., S. 55.
27
Erste Opfer und damit Märtyrer ihrer Glaubensbrüder und ­
schwestern waren angesehene
Persönlichkeiten wie der Wiener Kaufmann Kaspar Tauber 1524, der Passauer Priester Leonhard Käser
1527 und der Mönch Georg Schärer 1528 in Randstadt. Vgl.: Reingrabner, Gustav: Aus der Kraft des
Evangeliums. Geschehnisse und Personen aus der Geschichte des österreichischen Protestantismus, Wien
Erlangen 1986, 19-23.
28
Vgl.:
Reingrabner, Gustav: Die Verfolgung der österreichischen Protestanten während der
Gegenreformation, in: a.a.O., S. 57.

10
Möglichkeit absolut zu regieren.
29
Zum anderen hatte sich die katholische Kirche noch
nicht von ihren Ausartungen getrennt,
30
war innerlich noch nicht reformiert und regeneriert.
Sie konnte also nicht unterstützend wirken, z.B. durch Missionierung. Die meisten
Protestanten hatten gerade wegen dieser Mißstände der katholischen Kirche den Rücken
zugewendet.
31
Auch dem katholischen Ferdinand I. mußte es an Motivation fehlen, dieser
Kirche die Abtrünnigen wieder zuzuführen. Nichtsdestoweniger ging es ihm um die
Eindämmung des Protestantismus und die Erhaltung des alten Glaubens, die er durch
Maßnahmen wie die Jesuitenberufung nach Wien und die Förderung von Persönlichkeiten
wie den Bischöfen Bischof Fabri und Nausea in den 1550er Jahren forcierte.
32
Die entscheidende Bestimmung des Augsburger Religionsfrieden war die freie
Religionswahl. Sie galt nur für die Reichstände, d.h. für die Landesfürsten. Adel, Klerus;
Bürger und Bauern der einzelnen Länder mußten also auch in den habsburgischen
Erblanden der Konfession ihrer bis dato erzkatholischen Landesfürsten, der Habsburger,
folgen. Es gibt in der Literatur Stimmen, wie bspw. Sigmund Adler und Friedrich Giese, die
sagen, daß der Augsburger Religionsfriede, der nur auf den ersten Blick eine
Schutzfunktion für den Protestantismus habe übernehmen können, bereits auch das Ende
des Protestantismus in den Erblanden bedeutet habe; denn durch seine Bestimmungen
hätten die Fürsten auch im konfessionellen Bereich das Hoheitsrecht inne gehabt; eine
Entfaltung des Protestantismus habe dort enden müssen, wo, wie in den Erlanden, ein
katholisches Herrscherhaus sein ius reformandi anzuwenden gedachte; der Augsburger
Religionsfriede sei daher ein früher Schritt hin zum Absolutismus gewesen.
33
Daher
drangen auch die Versuche seitens des Adels nicht durch, den Augsburger
29
Vgl.: Reingrabner, Gustav: ebd., S. 54; & vgl.: Zöllner, Erich:
a.a.O., S. 195; & vgl.: Mecenseffy, Grete:
a.a.O., S. 45.
30
Gemeint sind die allgemeinen und global in Erscheinung getretenen Mißstände in der katholischen Kirche,
die zur Reformation und zum allgemeinen Antiklerikalismus geführt haben. Vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O.,
S. 6.
31
Vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S. 27f. Auf die Beweggründe zu einer der
protestantischen Strömungen zu konvertieren wird in dieser Arbeit nicht eingegangen. Mit Sicherheit werden
die kirchlichen Mißstände eine große Rolle gespielt haben, aber Heinrich Schmidinger wird gewiß nicht
falsch liegen wenn er formuliert: ,, Il n'y a pas de doute que ce soient des causes sociales qui en grande
partie ont préparé le terrain á la Reforme en Autriche: l'influence de la noblesse, qui pour une parte
considérable accepta la nouvelle doctrine, a été déteminante et son example fût suivi par les villes et les
campagnes." Schmidinger, Heinrich: Grete Mecenseffy, Geschichte des Protestantismus in Oesterreich, in:
Revue d'Histoire ecclésiastique, Vol. LV Nr. 2-3, Louvain 1960, S. 595.
32
Vgl.: Zöllner, Erich: a.a.O, S. 194f.
33
Vgl.: Giese, Friedrich: Sigmund Adler, Prof. Dr., Der Augsburger Religionsfriede und der Protestantismus
in Österreich. Separatdruck aus der Festschrift für Heinrich Brunner zum 70. Geburtstag Weimar 1910, in:
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, herausgegeben von E.I. Bekker e.a.,
Zweiunddreissigster Band, XLV Band der Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Kanonische Abteilung I, Weimar
1911, S. 422f.

11
Religionsfrieden sozusagen auf die Ebene der Länder herunterzubrechen, indem er
forderte, das ,,eius regio, cuius religio" für seine Herrschaften beanspruchen zu dürfen.
34
Diese Forderung macht aber auch schon deutlich wie weit der Protestantismus in den
österreichischen Ländern trotz Gegenmaßnahmen und Verboten vorgedrungen war: de
facto waren die Erblande protestantische Länder; der Protestantismus war in alle
gesellschaftlichen Schichten vorgedrungen und nur wenige Adlige und Bauern und das
Haus Habsburg verblieben katholisch.
35
Wie bereits oben erwähnt, zählte Maximilian II. zu den Befürwortern der Reformation, und
so wurde vermutet, er würde offiziell zum Luthertum übertreten, wenn er seinen Vater auf
dem Kaiserthron beerbt hätte.
36
Diese Möglichkeit bestand offensichtlich. Denn Ferdinand
I. hatte zum Zwecke einer Abwendung dieser, aus seiner Sicht so zu bezeichnenden
Gefahr zwei Maßnahmen ergriffen. Zum einen hat er Maximilian II. einen Schwur leisten
lassen, daß dieser den Schritt einer Konversion nicht wage. Zum anderen hat er, wohl um
sicher zu gehen, daß wenigstens die Erblande nicht völlig in die Hände eines
protestantischen Landefürsten geraten, diese unter seine drei Söhne aufgeteilt: Maximilian
II. erhielt u.a. NÖ und OÖ, Karl II. erhielt IÖ, und Ferdinand v. Tirol das gleichnamige
Gebiet und die österreichischen Vorlande.
37
1564 war Maximilian somit erzherzöglicher Landesfürst eines Teils der
habsburgischen Erblande, der durchweg protestantisch war, und katholischer Kaiser eines
konfessionell gespaltenen Deutschen Reiches. Konfessionspolitik war für ihn also
unumgänglich. Schon seit Karl V., bis einschließlich Ferdinand II., stand die
Konfessionsfrage für alle Vertreter des Hauses Habsburg im Vordergrund der politischen
Tagesordnung und hat diese bestimmt.
38
Erich Zöllner begründet dies damit,
daß die
Religionsfrage ,,der gefährlichste Konfliktstoff"
39
gewesen sei. Dabei verliefen die
Konfliktlinien auf der einen Seite innerhalb der Erblande zwischen den protestantischen
Ständen und ihren katholischen Landesfürsten, den protestantischen Strömungen
untereinander, zeitweise zwischen den protestantischen Bauern und dem Adel, und auf
der anderen Seite zwischen den Erblanden und dem Reich, in dem sich zwei
34
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Aus der Kraft des Evangeliums, S. 24.
35
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich. S. 41; & vgl.:
Barton, Peter F.: Evangelisch in
Österreich, S. 9, 41f, 45; & vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 8-16. Barton gibt für die Zeit bis 1600 ein
Verhältnis an Protestanten zu Katholiken von 1000:1 an. Vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S.
47.
36
Vgl.: Zöllner, Erich: a.a.O, S. 196.
37
Vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S. 46.
38
Vgl.: Zöllner, Erich: a.a.O, S. 191.
39
Zöllner, Erich: ebd., S. 191.

12
konfessionelle politische und militärische Bündnisse formierten, und der Notwendigkeit in
gemeinsamen Interesse die Verteidigung gegen das osmanische Reich zu sichern. All das
war bereits 1564 angelegt und kam in den folgenden 80 Jahren zum Tragen.
Die drei Brüder, die Ferdinand I. in Österreich beerbten, waren unterschiedlich in der
Art und Weise wie sie ihre Herrschaften in der konfessionellen Frage behandelten. Das
Jahr 1564 begründet daher die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der
Gegenreformation in den Erblanden und das Vorgehen der erbländischen Stände
40
.
3 Protestantische Konfessionspolitik in den habsburgischen Erblanden
3.1 Konfessionspolitische Erfolge und protestantische Ständemacht
3.1.1 Protestantisches Leben und Kirchenwesen: Errungenschaften auf Zeit
Spätestens mit dem Tod Ferdinand I. entwickelte sich, außer in Tirol und den Vorlanden,
in allen Teilen der österreichischen Erblanden ein protestantisches Kirchenwesen und
­leben. Bis dato hatte das protestantische Leben darin bestanden, in Konvertikeln
Predigten zu hören und die Bibel oder protestantische Literatur zu lesen.
41
An eine
kirchliche Verwaltung oder gar eigene Kirchengebäude war nicht zu denken gewesen,
hatte Ferdinand I. doch Bitten der Stände nach der Freigabe der Religion widerstanden.
Nun aber begann die kurze Zeit der ersten Blüte des protestantischen Kirchenwesens,
denn sowohl Maximilian II. als auch Karl II. machten den Protestanten religiöse
Zugeständnisse.
42
So wurden auf der einen Seite dem Adel die protestantische
Religionsausübung gewährt
43
und Versuche unternommen, Kirchenordnungen zu
etablieren, auf der anderen Seite wurden protestantische Institutionen wie Schulen und
Kirchen errichtet.
Allein die protestantischen Adelsstände beschäftigten sich mit der Verfassung der
Kirchenordnung,
44
waren sie doch hierfür in der geeigneten Position und hatten das nötige
Personal. Überdies mußten sie am ehesten motiviert sein, denn die
Religionszugeständnisse Maximilian II. und Karl II. galten ausschließlich ihnen.
45
40
Vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 49.
41
Vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S. 38; & vgl.:
Reingrabner, Gustav: Adel und
Reformation. Beiträge zur Geschichte des protestantischen Adels im Lande unter der Enns während des 16.
und 17. Jahrhunderts, Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich, herausgegeben vom Verein für
Landeskunde von Niederösterreich und Wien, Band 21, Wien 1976, S. 60.
42
Siehe Kapitel 4.1.2 und 4.1.3
43
Vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 51f; & vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich, S. 47.
44
De facto seit 1568 und de jure seit 1571. Vgl.: Reingrabner, Gustav: Adel und Reformation, S. 58.
45
Dabei waren die Stände auf sich allein gestellt, denn die Regierungen der Länder waren gemäß der Natur
der Sache wenig interessiert am Gelingen der protestantischen Vorhaben. Vgl.: Reingrabner, Gustav: Aus
der Kraft des Evangeliums, S. 24.

13
Zwecks des Aufbaus des Kirchenwesens wählten die protestantischen Stände in OÖ
,,Religionsverordnete" , bzw. ,,Religionsdeputierte" in NÖ.
46
Das iö Kirchenwesen wurde
gemeinsam von Kirch- und Schulinspektoren, kirchlich interessierten Adeligen und hohen
Landschaftsbeamten getragen.
47
In erster Linie ging es den Verordneten / Deputierten darum, eine Kirchenordnung zu
verfassen. Sie mußte so gestaltet werden, daß die Landesfürsten ihr zustimmen konnten.
Dies mußte zumindest in den maximilianischen Erbländern erreicht werden, weil
Maximilian II. seine Zugeständnisse daran geknüpft hatte, daß ihm eine solche Ordnung
gefiele, d.h. daß sie nicht das trennende der Konfessionen betonte.
48
Der Rostocker
Gelehrte David Chyträus wurde von den nö protestantischen Ständen damit beauftragt,
eine solche ,,Agende", die sowohl eine Gottesdienstordnung als auch Lehrgrundlagen
beinhalten sollte, zu verfassen.
49
Er schrieb sie 1570 für NÖ und OÖ, und 1578 für IÖ.
Doch Chyträus' Agende wurde nur in IÖ von Karl II. anerkannt.
50
Maximilian II. stimmte
1571 einer anderen zu, die von einer ständischen Viererkommission geschrieben worden
war.
51
Erst in zweiter Linie konnte es darum gehen, Verwaltungsinstitutionen wie Konsistorien
oder eine Superintendenturen einzurichten. Dabei gingen die Ergebnisse in den einzelnen
Erbländern erheblich auseinander, denn die Landesfürsten versuchten ihre
Implementierung zu verhindern und auch innerhalb der protestantischen Stände gab es
Auseinandersetzungen über die Besetzung der Ämter.
52
Daher blieb es in NÖ und OÖ nur
bei der Ausarbeitung einer Instruktion für eine Superintendentur; IÖ erhielt in Jeremias
Homberger bis 1584 einen Superintendenten, der offiziell aber nur ,,inspector ecclesiae"
genannt werden durfte, weil Karl II. eine Superintendentur nicht dulden wollte.
53
Homberger trat trotzdem nicht weniger selbstbewußt auf, als er in einer Stellungnahme
gegen Vorwürfe, er und andere protestantische Prediger hetzten gegen den
Katholizismus, Karl II. bat: ,,(...) E.G. und H. wölle mich anhören nicht allein wie ein knecht
46
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich, S. 49.
47
Vgl.: Dedic, Paul: Die Verbreitung der lutherischen Reformation in der Steiermark im 16. Jahrhundert, in:
Blätter für Heimatkunde, herausgegeben vom Historischen Verein für Steiermark, 64. Jahrgang, Heft 4, Graz
1990, S. 149.
48
Vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 52; & vgl.: Reingrabner, Gustav: Aus der Kraft des Evangeliums, S. 25.
49
Vgl.: Reingrabner, Gustav: ebd., S. 26f.
50
Vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 63; & vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich, S. 52.
51
Vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S. 63; & vgl.:
Reingrabner, Gustav: Protestanten in
Österreich, S. 52.
52
Vgl.: Reingrabner, Gustav: ebd., S. 49; & vgl.: Reingrabner, Gustav Adel und Reformation, S. 62.
53
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich, S. 49.

14
und diener, sondern auch wie ein bestelten pastoren dieser kirchen, der seine gebührliche
autoritet haben und nicht immer der titel und ehren wort wie andere gebrauchen soll."
54
In ähnlicher, halb vorwärtskommender, halb steckenbleibender Weise bildete sich in
NÖ und OÖ eher beiläufig ein Quasi-Konsistorium, bestehend aus den
Religionsverordneten und einigen Theologen. Dieses Konsistorium hat nur kurze Zeit
wirken können und nie offizielle Anerkennung erfahren.
55
Angesichts der Gegenwehr
Maximilian II. und Karl II. gegenüber der Einrichtung der protestantischen
Verwaltungsinstitutionen blieb den protestantischen Ständen noch die Möglichkeit im
jeweiligen Landhaus, dem Versammlungs- und Verwaltungsort der Stände, sogenannte
,,Landhausministerien" einzurichten.
56
Diese wurden nun die geistigen Zentren des
Protestantismus, weil die Stände hofften, die Ministerien blieben in den Landhäusern
durch die ständische Verfassung geschützt.
Während aller Bemühungen um eine staatliche Anerkennung und um eine protestantische
Kirchenverwaltung in den 70er und 80er Jahren des 16. Jh. wurden vielerorts Kirchen und
Schulen errichtet. Dabei wurden sowohl bestehende Gebäude in Beschlag genommen, als
auch neue gebaut. Beispiele hierfür sind die Kirchen in Hernals und Inzersdorf oder die
Schulen in Horn, Loosdorf und Feldsberg.
57
Die Frage der Finanzierung stellte dabei kein
größeres Problem dar. Die Errichtung evangelischer Kirchen in der Steiermark bspw.
wurde aus Landesmitteln finanziert; so konnten u.a. in Lind bei Neumarkt, im Ennstal in Au
bei Neuhaus und beim Schloß Grottenhofen bei Leibnitz evangelische Kirchen gebaut
werden.
58
Noch in den späten 80er Jahren des 16.Jh. konnte in Klagenfurt ein Kirchen-
und Spitalbauprojekt gefördert und vorangetrieben werden.
59
Überall
60
wurden protestantische Schulen gegründet und vom Adel und der
Landeskasse finanziert; es entstanden einfache Schulen, die häufig nur eine Klasse
hatten, höhere Schulen bzw. Lateinschulen, die eine weitergehende Bildungsensination
vorsahen und Landschaftsschulen, in denen v.a. junge Adelige auf ihre Kavalierstouren
vorbereitet wurden.
61
Nicht wenige dieser Schulen hatten einen weithin guten Ruf und
54
Jeremias Homberger, zitiert nach: Loserth, Johann: Die Gegenreformation in Graz in den Jahren 1582-
1585, Veröffentlichungen d. Historischen Landeskommission für Steiermark VII, Graz 1900, S. 123.
55
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Adel und Reformation, S. 65.
56
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich, S. 51.
57
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Adel und Reformation, S. 65.
58
Vgl.: Dedic, Paul: Die Verbreitung der lutherischen Reformation in der Steiermark im 16. Jahrhundert,
a.a.O., S. 149.
59
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich, S. 97.
60
Sowohl in den Städten, als auch auf dem Land. Vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S. 69.
61
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Aus der Kraft des Evangeliums, S. 27; & vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 64.

15
zogen Schüler, Lehrer und Gelehrte auch aus dem Ausland an.
62
Allerdings waren sie
auch unter den ersten Objekten, die der Gegenreformation zum Opfer fielen.
63
Eine besondere Erwähnung muß in diesem Zusammenhang die Entwicklung des
Protestantismus in den Städten finden. Denn hier hing das protestantische Wohl oder
Übel, und somit auch das der Schulen, meist davon ab, ob die Stadt eine landesfürstliche
oder grundherrliche Stadt war.
64
In den landesherrlichen Städten konnte sich der
Protestantismus häufig nicht lange halten, weil die Landesherren für sie nie konfessionelle
Zugeständnisse gemacht hatten; so manch grundherrliche Stadt dagegen war Hochburg
des Protestantismus, wie z.B. Horn, Wels, Freistadt, Linz, Enns, Gmunden, Vöcklabruck,
Graz, Judenburg, Klagenfurt, Laibach oder Steyr.
65
Eine ganze Zeit lang trotzten die
Städte den Landesherren sehr selbstbewußt und illegaler Weise durch das Festhalten am
Protestantismus.
66
Die Ersetzung des Wiener Stadtrates durch Rudolf II.
67
steht
exemplarisch, für das, was mit den protestantischen Städten seit den 80er Jahren des 16.
Jh. passierte, wenn sie sich der Rekatholisierung verschlossen; viele Städte fügten sich
daher.
68
Neben den sozusagen handfesten Errungenschaften des österreichischen
Protestantismus lassen sich aber auch immatrielle Werte aufzeigen, die durch ihn
geschaffen wurden. Österreichische Protestanten haben Werke und Leistungen u.a. in der
Lyrik, der Musik, der Historiographie und der Pädagogik erbracht.
69
Allerdings könnten
diese Errungenschaften vor dem Hintergrund des langsamen Erlahmens des
protestantischen Lebens durch die Gegenreformation auch als Anzeichen einer ,,inneren
Emigration" angesehen werden;
70
was ihren Wert nicht schmälern würde, aber Indiz dafür
sein muß, wie sehr sich der Protestantismus in Österreich allmählich wegen der
anhaltenden Gegenreformation auf dem Rückzug befand.
62
So z.B. die Grazer, die Linzer (hier lehrte zeitweise Johannes Kepler), und die Wiener
Landschaftsschulen. Vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S. 57; & vgl.: Reingrabner, Gustav:
Aus der Kraft des Evangeliums, S. 27f
63
Vgl.: Reingrabner, Gustav: ebd., S. 28.
64
Vgl.: Reingrabner, Gustav: ebd., S. 31.
65
Vgl.: Reingrabner, Gustav: ebd., S. 29ff; & vgl.:
Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 61, 63. In Steyr erhielt
zeitweilig nur derjenige das Bürgerrecht, der Zeugnis eines evangelischen Pfarrers nachweisen konnte. Vgl.:
Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 58f.
66
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich, S. 58; & vgl.
Barton, Peter F.: Evangelisch in
Österreich, S. 55; & vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 102f.
67
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Adel und Reformation, S. 67.
68
Vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 96ff; & vgl.:
Loesche, Georg: Geschichte des Protestantismus in
Oesterreich, S. 43
69
Hier sind beispielhaft zu nennen Iob Hartmann von Enenkel (Historiker, Genealoge), Hans Helmhart von
Hohberg (Lyriker) und Hans Wilhelm von Stubenberg (Übersetzer). Vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten
in Österreich, S. 133.
70
Vgl.: Reingrabner, Gustav: ebd., S. 131.

16
Die erste Blütephase
71
des österreichischen Protestantismus endete mit den
gegenreformatorischen Maßnahmen Rudolf II. und Ferdinand II.,
72
die das bis dato
Erreichte weithin zunichte machten; u.a. mußten die Landhausministerien und
Landschaftsschulen geschlossen werden.
73
Gustav
Reingrabner meint sogar, die
Bemühungen um den Aufbau des österreichisch-protestantischen Kirchenwesens hätten
von Anfang an keine Zukunft gehabt, da die notwendigen Maßnahmen zu ihrer
Durchführung immer unter Strafe verblieben seien und selbst Maximilian II. Assekuration
keine abschließende Sicherheit der Rechtslage gebracht hätte.
74
Grete Mecenseffy
konstatiert, daß der Protestantismus sich nicht habe festigen können, da eine zentrale
kirchliche Oberbehörde und Ausbildungsstätte für Theologen gefehlt habe.
75
Alles in allem
waren die erreichten Zugeständnisse und Errungenschaften nur geringe und vereinzelte
gewesen.
76
Erst unter Matthias konnte sich der Protestantismus allein in NÖ und OÖ wieder für
kurze Zeit erholen und zu einer zweiten, noch kürzeren Blüte gelangen: Ende 1609
wurden das Linzer Landhausministerium und fast überall die Landschaftsschulen
restituiert.
77
Noch einmal regte sich protestantisches Kirchen-
78
und Kulturleben
79
. Doch
die Vorzeichen hatten sich geändert. Die Polarisierung zwischen den Konfessionen war
weiter vorangeschritten,
80
die Zahl der Katholiken stieg langsam aber stetig,
81
die
Wiedervereinigung der wichtigen Erbländer NÖ, OÖ und IÖ unter Ferdinand II., dessen
Kaiserwahl und der Dreißigjährige Krieg machten alle Hoffungen und Möglichkeiten
zunichte.
71
Vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 54.
72
Siehe Kapitel 4.1.4 und 4.1.6
73
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Aus der Kraft des Evangeliums, S. 27f; & vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in
Österreich, S. 57.
74
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Adel und Reformation, S. 64f.
75
Vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 54.
76
Vgl.: Mecenseffy, Grete: ebd., S. 55.
77
Vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich, S. 109.
78
Reingrabner und Mecenseffy geben hierfür folgende Zahlen an: 1611-1617 gab es 609 Taufen und
217/207 Trauungen; 1611-1623 5109 Kommunikanten. Vgl.: Reingrabner, Gustav: Protestanten in
Österreich, S. 109; & vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 141. Barton hält folgende Zahlen an Lutheranern
bereit: 1618 7480 in Steyr und 1623 5109 in Linz. Vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S. 98f.
79
Johannes Kepler und
Hieronimus Megiser an der Linzer und Grazer Landschaftsschule. Vgl.:
Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich, S. 109-110; & vgl.: Zöllner. Erich: a.a.O., S. 241; & vgl.:
Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 145-47..
80
Vgl.: Mecenseffy, Grete: ebd., S. 140.
81
Vgl.: Mecenseffy, Grete: ebd., S. 108f.

17
3.1.2 Ständestaat und Ständemacht: Strategie der Blockadepolitik?
Der Protestantismus in den österreichischen Erblanden ist mitunter als ,,Adelsreligion"
bezeichnet worden.
82
Richtig ist, daß der Adel eine Art Vorbild- und Vorreiterfunktion
innerhalb der Reformation gehabt hatte, und der Adel der einzige gesellschaftliche Stand
war, der lange Zeit in den Genuß von weitgehenden Konfessionsprivilegien kam.
83
Aber
wie oben bereits erwähnt hatte der Protestantismus in allen gesellschaftlichen Schichten
Fuß gefaßt, und kann daher nicht als alleinige Religion des Adels bezeichnet werden.
Das Prädikat ,,Adelsreligion" rührt aber auch von der Tatsache her, daß es fast
ausschließlich die Vertreter des niederen und höheren Adels waren, die auf den
Landtagen der Erbländer, gemäß deren ständestaatlichen Verfaßtheit, die Möglichkeiten
hatten und auch nutzten, die protestantischen Konfessionen im politischen Rahmen zu
repräsentieren;
84
mal abgesehen von den protestantischen Städten, die aber insgesamt
weniger Einfluß besaßen.
85
In vielerlei Petitionen und Suppliken an die Landesherren
traten die Stände mal gemeinsam, mal einzeln, und hier v.a. der Adel, für die geforderten
konfessionellen Rechte und Freiheiten ein.
86
So beschwerten sich bspw. die iö Herren und
Ritter zusammen mit den Bürgerschaften im Dezember 1580 über die Bedrängung ihrer
Konfession trotz der Pazifikation bei ihrem Landesherren:
,,Doch so wissen E.F.D
t
daneben selbst genedigist und ganz wol, mit was
verpiterten gemüeth und hertzen E.F.D
t
prediger und seine consorten uns
offentlich verketzern, verdammen und in abgrundt der höllen verfluechen, an
dem nit genueg, sonder mit pluetdürstigen worten und troungen sich offentlich
auf der canzl und allenthalben vernemen lassen, (...)."
87
Das Einbringen von Bittschriften und Beschwerden war aber längst nicht der
Hauptansatzpunkt der konfessionellen Politik des Adels. Vielmehr war der Hebel, dessen
er sich gegen die katholischen Landesfürsten bediente, der der Steuerbewilligung. Dem
82
Reingrabner, Gustav: Protestanten in Österreich, S. 171.
83
Vgl.: Reingrabner, Gustav: ebd., S. 39, 171.
84
Vgl.: Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 11.
85
Vgl.: Heiß, Gernot: Reformation und Gegenreformation (1519-1618). Probleme und ihre Quellen, in:
a.a.O., S. 126f.
86
Beispielhaft, weil herausragend zu nennen sind der ,,Fußfall der 5000" und die ,,Sturmpetition". Vgl.:
Mecenseffy, Grete: a.a.O., S. 84f, 152; & vgl.: Barton, Peter F.: Evangelisch in Österreich, S. 79. Der Adel
focht aber meist nur für die Rechte und Freiheiten des eigenen Standes, nicht für die der anderen. Siehe
hierzu Kapitel 3.2.2
87
Religionsbeschwerde der Herren und Ritter und der Bürgerschaften. 1580
December 2., gedruckt in:
Loserth; Johann: Acten und Correspondenzen zur Geschichte der Gegenreformation in Innerösterreich unter
Erzherzog Karl II. (1578-1590). Gesammelt und herausgegeben von J. Loserth, in: Fontes Rerum
Austriacarum. Oesterreichische Geschichts-Quellen, herausgegeben von der Historischen Commission der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Zweite Abtheilung Diplomataria et Acta, L. Band, Wien
1898, S. 71.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832471934
ISBN (Paperback)
9783838671932
DOI
10.3239/9783832471934
Dateigröße
856 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf – Geschichte, Informationswissenschaft, Politikwissenschaft, Geschichte, Neuere und Neueste Geschichte einschließlich Landeskunde
Erscheinungsdatum
2003 (September)
Note
1,3
Schlagworte
reformation gegenreformation österreich barockkatholizismus protestantismus
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