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Fit und schlank durch Fitnesstraining?!

Eine empirische Studie zu den Auswirkungen eines komplexen Interventionsprogramms zur Gewichtsreduktion

©2003 Diplomarbeit 176 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In der heutigen Industriegesellschaft rückt die Problematik des Übergewichts immer mehr in den Blickpunkt der Wissenschaft. Dies liegt vor allem daran, „dass in unserem Nahrungsmittelschlaraffenland inzwischen jeder Dritte an Übergewicht leidet“ (SCHNEIDER 1995, 8). Durch den extremen Nahrungsmittelüberfluss in den westlichen Industrienationen kommt es zu ungünstigen Auswirkungen auf verschiedene Stoffwechselparameter. Viele Erkrankungen, wie z.B. Hypertonie, Hyperlipidämie, Adipositas, metabolisches Syndrom etc. entstehen aufgrund von Fehlernährung (vgl. PUDEL 1997, 151).
Gleichzeitig wird unsere Gesellschaft durch einen hohen Grad körperlicher Inaktivität dominiert. Der Mensch wird am Arbeitsplatz wie im Privatleben kaum noch gefordert. Beschwerliche Tätigkeiten werden von Maschinen übernommen, so dass die menschliche Muskelkraft immer weniger zum Einsatz kommt. Wir fahren mit dem Auto, dem Bus oder der Bahn; zu Fuß gehen, ist für die meisten ein Fremdwort. Anstatt die Treppe zu nutzen, lassen wir uns lieber vom Fahrstuhl oder der Rolltreppe fahren. Die Bewegung wird immer mehr reduziert, vor allem dann, wenn Fernsehen und Computer zu den Hauptfreizeitbeschäftigungen zählen.
All dies sind Gründe warum der Energieverbrauch so deutlich zurückgegangen ist. Die Menschen verbrauchen heutzutage wesentlich weniger Kalorien als früher und nehmen bei gleicher Nahrungszufuhr viel schneller an Gewicht zu. Bewegungsmangel gilt als eine der Hauptgründe für die Entstehung von Übergewicht sowie Adipositas. Betrachtet man die 18 bis 55 jährigen Menschen in Deutschland ist festzustellen, dass maximal ein Drittel von ihnen sich in dem Maße sportlich betätigt, dass eine präventive Wirkung angenommen werden kann.
Folge der beschriebenen Veränderungen der Lebensbedingungen und Lebensgewohnheiten des Menschen ist die zunehmende Verbreitung von Zivilisationskrankheiten. Adipositas gilt dabei als ein großes medizinisches Problem der Industriegesellschaften. Immer mehr Menschen leiden an dieser Krankheit. Sie weisen eine erhöhte Mortalität auf und es besteht die Gefahr an einer der vielen Begleiterkrankungen von Adipositas zu erkranken. Hinzu kommt das adipöse Menschen in ihrem Alltag häufig Problemen ausgesetzt sind. Sie finden nur schwer die passende Kleidung und selbst die Arbeitsplatzsuche wird ihnen erschwert. Außerdem sind ihre beruflichen Aufstiegschancen schlechter, als die der schlanken Mitarbeiter und ihr Gehalt fällt häufig […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7161
Paetke, Vanessa: Fit und schlank durch Fitnesstraining?! - Eine empirische Studie zu den
Auswirkungen eines komplexen Interventionsprogramms zur Gewichtsreduktion
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Universität Bielefeld, Universität, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ... 1
2
Das Phänomen Übergewicht/Adipositas in unserer Gesell-
schaft ... 5
2.1 Klassifizierung nach Gewicht-Längen-Indizes ... 6
2.2 Ursachen der Adipositas... 9
2.3 Folgen der Adipositas ... 14
2.3.1 Gesundheitliche Folgen ... 14
2.3.2 Psycho-soziale Folgen ... 18
2.3.3 Sozioökonomische Folgen ... 20
2.3.4 Zusammenfassung... 23
3
Therapie der Adipositas ... 24
3.1 Diätetische Therapie... 25
3.1.1 Begründung der Notwendigkeit einer diätetischen Therapie ... 33
3.1.2 Forschungsstand zu Wirkungen einer diätetischen Therapie... 34
3.2 Sport- und Bewegungstherapie ... 35
3.2.1 Begründung der Notwendigkeit einer Sport- und Bewegungstherapie.. 36
3.2.2 Forschungsstand zu Wirkungen von Sport- und Bewegungsprogram-
men auf Übergewichtige... 40
3.3 Komplexe Interventionsprogramme ... 42
3.3.1 Begründung der Notwendigkeit einer komplexen Intervention ... 48
3.3.2 Forschungsstand zu Wirkungen von komplexen Interventionspro-
grammen ... 49
3.3.3 Zusammenfassung... 54

4 Empirischer
Teil ... 58
4.1 Ziele und Fragestellung ... 58
4.2 Untersuchungsannahmen... 59
4.3 Interventionsprogramme... 60
4.4 Versuchsplan/Design... 68
4.5 Stichprobe ... 68
4.6 Erhebungstechniken und Messinstrumente... 70
4.7 Durchführung der Erhebung ... 81
4.8 Statistische Auswertung ... 82
4.9 Darstellung der Ergebnisse ... 83
5
Zusammenfassung, Diskussion und Ausblick ... 117
6 Literatur ... 123
7 Anhang ... 129

Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Metabolisches Syndrom
Abb. 2: Multifaktorielle Therapie der Adipositas
Abb. 3: Versuchsplan
Abb. 4: Veränderung des Körpergewichts von T
1
zu T
2
Abb. 5: Veränderung des BMI´s von T
1
zu T
2
Abb. 6: Veränderung des Körperfettanteils von T
1
zu T
2
Abb. 7: Veränderung des Taillenumfangs von T
1
zu T
2
Abb. 8: Veränderung des Oberarmumfangs von T
1
zu T
2
Abb. 9: Veränderung des Körpergewichts von T
1
zu T
2
Abb. 10: Veränderung der Übung Bankdrücken von T
1
zu T
2
Abb. 11: Veränderung der Übung Beinpressen von T
1
zu T
2
Abb. 12: Veränderung der Übung Lat-Ziehen von T
1
zu T
2
Abb. 13: Veränderung der ,,Zufriedenheit mit der Gesundheit" von T
1
zu T
2
Abb. 14: Veränderung der ,,Positiven Einstellung" von T
1
zu T
2
Abb. 15: Veränderung der ,,Negativen Einstellung" von T
1
zu T
2
Abb. 16: Veränderung der ,,Sportlichen Einstellung" von T
1
zu T
2
Abb. 17: Veränderung der ,,Besorgtheit um die Figur" von T
1
zu T
2
Abb. 18: Veränderung der ,,Positiven Stimmung" von T
1
zu T
2
Abb. 19: Veränderung der ,,Negativen Stimmung" von T
1
zu T
2

Tabellenverzeichnis
Tab. 1: WHO Klassifikation der Adipositas mit einer zusätzlichen allgemeinen
Empfehlung
Tab. 2: BMI und Mortalität
Tab. 3: Die negativen Folgen von Übergewicht und Adipositas
Tab. 4: Direkte, indirekte und intangible Kosten von Krankheit, Invalidität und
vorzeitigem Tod
Tab. 5: Kosten der Adipositas in den USA 1990
Tab. 6: Crash- und Außenseiterdiäten
Tab. 7: Verhaltenstherapeutische Maßnahmen zur Gewichtsreduktion
Tab. 8: Geeignete, bedingt geeignete und ungeeignete Sportarten für Adipöse
Tab. 9: Kursinhalte Tri-fit Ernährungsprogramm
Tab. 10: Kursinhalte AOK-Ernährungsprogramm
Tab. 11: Charakterisierung der Stichprobe
Tab. 12: Messinstrumente
Tab. 13: Messanleitung für verschiedene Körperstellen
Tab. 14: Beschreibung der Testanleitung
Tab. 15: Kontraindikationen und Abbruchkriterien
Tab. 16: Bewertungsskala für verschiedene PWC-Tests (in Watt/Kg Körpergewicht)
Tab. 17: Zweifaktorielle Varianzanalysen der anthropometrischen Parameter
Tab. 18: Veränderung der Ausdauerleistungsfähigkeit der weiblichen Probanden der
FWB-Gruppe und der EB
Tab. 19: Kraftausdauerwerte der einzelnen Gruppen bei den Übungen Bankdrücken,
Lat-Ziehen und Beinpresse zu den Zeitpunkten T
1
und T
2
sowie Veränderungen der
Werte über den Untersuchungszeitraum (T
1
-T
2
) in Wiederholungen gemessen
Tab. 20: Zweifaktorielle Varianzanalysen der Kraftausdauertests der Übungen
Bankdrücken, Lat-Ziehen und Beinpressen
Tab. 21: Zweifaktorielle Varianzanalysen der psychischen Variablen
Tab. 22: Ernährungsverhalten zu T
2
; T-Test bei einer Stichprobe

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INLEITUNG
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1 Einleitung
In der heutigen Industriegesellschaft rückt die Problematik des Übergewichts
immer mehr in den Blickpunkt der Wissenschaft. Dies liegt vor allem daran,
,,dass in unserem Nahrungsmittelschlaraffenland inzwischen jeder Dritte an Ü-
bergewicht leidet" (S
CHNEIDER
1995, 8). Durch den extremen Nahrungsmittel-
überfluss in den westlichen Industrienationen kommt es zu ungünstigen Auswir-
kungen auf verschiedene Stoffwechselparameter. Viele Erkrankungen, wie z.B.
Hypertonie, Hyperlipidämie, Adipositas, metabolisches Syndrom etc. entstehen
aufgrund von Fehlernährung (vgl. P
UDEL
1997, 151).
Gleichzeitig wird unsere Gesellschaft durch einen hohen Grad körperlicher In-
aktivität dominiert. Der Mensch wird am Arbeitsplatz wie im Privatleben kaum
noch gefordert. Beschwerliche Tätigkeiten werden von Maschinen übernom-
men, so dass die menschliche Muskelkraft immer weniger zum Einsatz kommt.
Wir fahren mit dem Auto, dem Bus oder der Bahn; zu Fuß gehen, ist für die
meisten ein Fremdwort. Anstatt die Treppe zu nutzen, lassen wir uns lieber vom
Fahrstuhl oder der Rolltreppe fahren. Die Bewegung wird immer mehr reduziert,
vor allem dann, wenn Fernsehen und Computer zu den Hauptfreizeitbeschäfti-
gungen zählen.
All dies sind Gründe warum der Energieverbrauch so deutlich zurückgegangen
ist. Die Menschen verbrauchen heutzutage wesentlich weniger Kalorien als frü-
her und nehmen bei gleicher Nahrungszufuhr viel schneller an Gewicht zu. Be-
wegungsmangel gilt als eine der Hauptgründe für die Entstehung von Überge-
wicht sowie Adipositas. Betrachtet man die 18 bis 55 jährigen Menschen in
Deutschland ist festzustellen, dass maximal ein Drittel von ihnen sich in dem
Maße sportlich betätigt, dass eine präventive Wirkung angenommen werden
kann.
Folge der beschriebenen Veränderungen der Lebensbedingungen und Lebens-
gewohnheiten des Menschen ist die zunehmende Verbreitung von Zivilisations-
krankheiten. Adipositas gilt dabei als ein großes medizinisches Problem der
Industriegesellschaften. Immer mehr Menschen leiden an dieser Krankheit. Sie
weisen eine erhöhte Mortalität auf und es besteht die Gefahr an einer der vielen
Begleiterkrankungen von Adipositas zu erkranken. Hinzu kommt das adipöse

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Menschen in ihrem Alltag häufig Problemen ausgesetzt sind. Sie finden nur
schwer die passende Kleidung und selbst die Arbeitsplatzsuche wird ihnen er-
schwert. Außerdem sind ihre beruflichen Aufstiegschancen schlechter, als die
der schlanken Mitarbeiter und ihr Gehalt fällt häufig geringer aus. Dies hat zur
Folge, dass von Adipositas Betroffene Tag täglich einem hohen psychischen
Druck ausgesetzt sind. Besonders bedenklich sind die Ergebnisse von Umfra-
gen, die gezeigt haben, dass dicken Menschen häufiger schlechte Eigenschaf-
ten zugetraut werden als schlanken, wie z.B. Faulheit, Ungepflegtheit, sowie
Willensschwäche (vgl. H
AUNER
1996, 45).
Adipositas birgt, jedoch nicht nur für die einzelnen Betroffenen, gesundheitliche
Probleme mit schwerwiegenden Folgen, auch unserer Gesellschaft werden fi-
nanzielle Belastungen aufgebürdet. Diese können mittelfristig nur noch schwer
von der Solidargemeinschaft finanziell bewältigt werden. Bei einer Übertragung
der finanziellen Belastungen des Gesundheitssystems aus der USA nach
C
OLDLITZ
(1992) auf die Bundesrepublik, würden die Gesundheitskosten pro
Jahr auf ca. 30 Mrd. DM (15 Mrd.
) geschätzt.
Es wird deshalb ernsthaft über
sinnvolle Therapiemaßnahmen nachgedacht, um den Betroffenen und der Ge-
sellschaft zu helfen.
Bisher existieren überwiegend singuläre Therapieformen, die entweder ein rei-
nes Sportprogramm beinhalten oder sich ausschließlich mit der richtigen Ernäh-
rung befassen. Klassische Diäten bestehen häufig aus einer unausgewogenen
und einseitigen Ernährung, die zu ernsthaften Essstörungen führen kann. Sol-
che Maßnahmen wirken, wenn überhaupt, nur kurzfristig. Deshalb stellt eine
Ernährungsberatung mit langfristiger Ernährungsumstellung die sinnvollere Al-
ternative dar. Auftretende Mängel dieser Therapie liegen an der fehlenden
sportlichen Betätigung sowie der Dauer der durchgeführten Maßnahme. Die
Verhaltensänderung der Ernährungsgewohnheiten beginnt erst nach ca. drei
Monaten und da sind die meisten Therapieprogramme bereits beendet.
Eine weitere Möglichkeit der Intervention stellt das Bewegungsprogramm dar.
Diese Therapieform wird allerdings bisher nur selten in die Behandlung der Adi-
positas miteinbezogen, da die Ärzte über wenig Erfahrungen mit sportlicher Be-
lastung im Bezug auf Gewichtsreduktion verfügen. Die Bewegungstherapie fin-

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INLEITUNG
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det häufig erst nach einer Ernährungsumstellung Anwendung, um das reduzier-
te Gewicht zu halten. Mängel dieser Therapieart liegen ebenfalls in der Dauer
der Maßnahme (drei Monate), der fehlenden Verhaltensänderung und Ernäh-
rungsumstellung sowie einer Vernachlässigung des Krafttrainings. In der Regel
erfolgt nur ein Ausdauertraining, welches unstrukturiert und ohne einen sich
aufbauenden Trainingsplan durchgeführt wird.
Um die Mängel der singulären Therapie zu beheben, erscheint zur langfristigen
Gewichtsreduktion ein kombiniertes Ernährungs- und Bewegungsprogramm als
sinnvoller. Es gibt bereits eine geringe Anzahl von Kombinationsprogrammen,
die allerdings Mängel im Sportprogramm aufweisen. Das Sportprogramm um-
fasst bis auf wenige Ausnahmen nur ein Ausdauertraining, während der nicht
unwesentliche Aspekt des Krafttrainings außer Acht gelassen wird. Außerdem
fehlt meistens eine differenzierte Beschreibung des Trainingsplans. Über die
Wirkungen dieser komplexen Interventionsprogramme ist bisher nur wenig be-
kannt, da bei der geringen Anzahl von Untersuchungen die diesbezüglich exis-
tieren ausschließlich anthropometrische Parameter betrachtet werden. Durch
die Bewegung auftretenden positiven Effekte auf die Fitness und Psyche wer-
den nicht mit überprüft.
Die Intention dieser Arbeit ist es ein ausdifferenzierteres Interventionsprogramm
(,,Fit´n weight balance"), welches die oben beschriebenen Mängel ausgleicht,
vorzustellen und als Therapiemaßnahme einzusetzen. Dabei erfolgt die Über-
prüfung der Effekte dieses Programms auf drei unterschiedlichen Ebenen. Es
wird untersucht welche Effekte dieses Programm auf ausgewählte anthropo-
metrischen Parameter, Fitnessparameter sowie psycho-soziale Parameter bei
übergewichtigen Personen nach sich zieht. Gleichzeitig wird getestet, ob und in
wieweit dieses standardisierte Kombinationsprogramm einer singulären Thera-
pie ­ einer gezielten Ernährungsberatung ­ überlegen ist.
Die Arbeit gliedert sich folgendermaßen:
Im Theorieteil (Kap. 2) wird das Problem der Adipositas in unserer Gesellschaft
erläutert. Es werden verschiedene Klassifizierungsarten vorgestellt und die Ur-
sachen sowie Folgen der Adipositas näher beschrieben. Kapitel 3 erläutert die
verschiedenen Therapiemaßnahmen, begründet ihre Notwendigkeit und stellt
den aktuellen Forschungsstand zu den Wirkungen der einzelnen Therapiefor-

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INLEITUNG
4
men dar. Der empirische Teil (Kap. 4) umfasst die Ziele und die Fragestellung
der Studie sowie deren Untersuchungsannahmen. Des weiteren werden unter
Punkt 4.3 drei verschiedene Interventionsprogramme erläutert, die in dieser
Studie untersucht werden. In besonderem Umfang erfolgt die Darstellung des
komplexen Therapieprogramms ,,Fit´n weight balance". Zudem wird der Ver-
suchsplan aufgestellt (Unterkap. 4.4), die Stichprobe beschrieben (Unterkap.
4.5) sowie die Erhebungstechniken und Messinstrumente (Unterkap. 4.6) ange-
führt. Mit der Durchführung der Erhebung befasst sich das Unterkapitel 4.7, die
statistische Auswertung erfolgt unter Punkt 4.8. Schließlich werden die Ergeb-
nisse der Untersuchung beschrieben und graphisch dargestellt (Unterkap. 4.9).
Im letzten Kapitel folgt eine Zusammenfassung der Arbeit, Diskussion der Er-
gebnisse sowie der Ausblick für zukünftige Untersuchungen.

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2 Das Phänomen Übergewicht/Adipositas in unserer Gesell-
schaft
Das Kapitel 2 gibt einen Einstieg in das Thema Übergewicht/Adipositas. Zu-
nächst werden die Begriffe Übergewicht und Adipositas definiert, worauf die
Beschreibung der Klassifikationsindizes folgt (2.1). Im Unterkapitel 2.2 werden
die Ursachen der Adipositas angeführt und im weiteren Verlauf die gesundheit-
lichen (2.3.1), psycho-sozialen (2.3.2) sowie sozioökonomischen Folgen (2.3.3)
erläutert.
Übergewicht wird in der Literatur meistens synonym mit dem Begriff Adipositas
verwendet. Weitere geläufige Bezeichnungen sind Fettsucht, Fettleibigkeit und
Obesitas. Im klinischen Wörterbuch wird Adipositas als der ,,Zustand der krank-
haften Fettanhäufung im Körper, eine das Normalgewicht überschreitende Ge-
wichtszunahme in Folge abnormer Zunahme des Körperfetts" definiert
(P
SCHYREMBEL
1977, 362).
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Adipositas als eine chroni-
sche Erkrankung angesehen, die allerdings in der Öffentlichkeit noch nicht voll-
ständig akzeptiert wird. ,,Die Krankheit wird auf das Übergewicht und `Dicksein´
reduziert und gar nicht als Krankheit anerkannt" (S
CHMIDT
2000, 217).
Hierbei ist zu beachten, dass zwischen Adipositas und anderen Risikofaktoren
wie Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, Hypertonie und der koronaren Herz-
krankheit, die als metabolisches Syndrom zusammengefasst werden, eine enge
Verbindung besteht (vgl. S
CHNEIDER
1995, 8). Aus diesen Folgeerkrankungen
ergeben sich immense Kosten für das Gesundheitssystem, Arbeitsausfälle und
frühzeitige Berentungen. Adipositas stellt ein großes gesundheitspolitisches
Finanzproblem dar und ist mit einem hohen Leidensdruck der Betroffenen ver-
bunden (vgl. S
CHMIDT
2000, 217).
Die häufigste Klassifikation der Adipositas erfolgt nach anthropometrischen Pa-
rametern, wie Körpergewicht, Körpergröße und Umfangsmessungen. Die Klas-
sifikationsindizes werden im Folgenden näher beschrieben.

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2.1 Klassifizierung nach Gewicht-Längen-Indizes
Zur Klassifizierung des Übergewichts soll zunächst der Broca-Index beschrie-
ben werden. Eine weitere und weitaus geläufigere Methode heutzutage ist der
Body-Maß-Index (BMI) der im Anschluss thematisiert wird. Zum Abschluss wird
der Taille-Hüft-Quotient (WHR), der zur Bestimmung der Körperfettverteilung
von Bedeutung ist erläutert.
Der BROCA-Index
Der Broca-Index ist eine mögliche Variante zur Bestimmung des Normalge-
wichts. Die Formel stammt von dem französischen Chirurgen Pierre Broca aus
dem Jahre 1869 und lautet:
BROCA-Normalgewicht (kg) = Körpergröße (cm) ­ 100.
Nach W
ECHSLER
(1998, 58) wird eine Person als adipös bezeichnet, wenn ihr
Gewicht das Broca-Normalgewicht um 20% überschreitet. Liegen weitere Risi-
kofaktoren wie Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, Hypertonie, etc. vor, ist eine
Therapie bereits bei einem Überschreiten des Broca-Normalgewichts von 0-
10% indiziert. Die Broca-Formel berücksichtigt nur Personen mittlerer Körper-
größe. Kleine und sehr große Menschen werden nicht richtig eingeschätzt (vgl.
L
EPPIN
1994, 21). Außerdem werden Faktoren wie Geschlecht, Alter und Konsti-
tutionstyp bei der Berechnung außer Acht gelassen (vgl. S
CHNEIDER
1995, 8),
was zu einer ungenauen Bestimmung führt. Von vielen Fachleuten wird diese
Formel deshalb kritisiert. Hinzu kommt, dass das von Broca empfohlene Nor-
malgewicht aus gesundheitlichen Gesichtspunkten als zu hoch eingestuft wird.
Um diese Mängel zu beheben, wurde der Broca-Index weiterentwickelt. Bei der
modifizierten Formel werden geschlechtsspezifische Unterschiede berücksich-
tigt. Da Männer meist einen kräftigeren Körperbau aufweisen, liegt ihr Idealge-
wicht 10% unter dem Broca-Normalgewicht, während das Idealgewicht der
Frauen aufgrund ihres höheren Fettanteils 15% darunter liegt (vgl. B
OECKH
-
B
EHRENS
/B
USKIES
2002b, 174). Der Broca-Index ist zwar eine leicht zu berech-
nende Größe, seine Aussagefähigkeit weist jedoch Mängel auf. Daher wird das
Körpergewicht immer häufiger anhand des BMI klassifiziert, der im nächsten
Abschnitt thematisiert wird.

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Der Body-Maß-Index (BMI)
Der BMI hat sich zur Klassifizierung des Körpergewichts immer mehr durchge-
setzt, da er sehr eng mit dem Körperfettanteil zusammenhängt (vgl. W
ERNER
1995, 4). Zur Berechnung werden hier - genau wie bei dem Broca-Index - die
Parameter Körpergröße und Körpergewicht herangezogen. Geschlecht, Alter
sowie Trainingszustand werden außer Acht gelassen (vgl. B
OECKH
-
B
EHRENS
/B
USKIES
2002b, 176). Folgende Formel wird zur rechnerischen Ermitt-
lung des BMI zugrunde gelegt:
Körpergewicht (kg) dividiert durch (Körpergröße (m))
2
= BMI.
Die WHO und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schlagen zur
Klassifizierung der Adipositas folgende Einteilung vor (vgl. S
EIDELL
1998, 2),
wobei die allgemeine Empfehlung an H
AMM
/U
HLEN
-B
LUCHA
(1988) angelehnt ist:
BMI WHO
Klassifika-
tion
Allgemeine Be-
schreibung
Allgemeine Empfehlung
< 18,5
Untergewicht
dünn
Gewichtszunahme, um Wohlbefin-
den und Leistungsfähigkeit zu
verbessern
18,5-24,9
Normalgewicht
gesund, normal
Ernährungs- und Bewegungsge-
wohnheiten beibehalten
25,0-29,9 Adipositas Typ 1
übergewichtig Gewichtsreduktion empfehlenswert
30,0-39,9 Adipositas Typ 2
adipös
Gewichtsreduktion ist dringend an-
zuraten
> 40
Adipositas Typ 3
extrem adipös ärztliche Behandlung dringend not-
wendig
Tab. 1: WHO Klassifikation der Adipositas mit einer zusätzlichen allgemeinen Empfehlung
Diese Tabelle zeigt, welcher BMI-Wert zu welcher Übergewichtsklassifikation
gehört. Adipositas sollte so frühzeitig wie möglich behandelt werden. Bei einem
BMI von über 30 ist aufgrund der gesteigerten Morbidität und Mortalität eine
Therapie dringend anzuraten. Überschreitet der BMI den Richtwert von 35, so
ist das Gesundheitsrisiko massiv erhöht und es sollte zu einer medikamentösen
Behandlung kommen. Liegt der BMI über 40, ist eine operative Therapie zu-
meist nicht zu umgehen. Die Klassifizierung des Übergewichts anhand des
BMI´s weist allerdings auch kritisch zu beurteilende Punkte auf. Der BMI wird

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nur mittels der Körpergröße und des Körpergewichts berechnet, d.h. Muskel-
und Fettmasse werden nicht berücksichtigt. Dies hat zur Folge, dass Personen,
die aufgrund einer hohen Muskelmasse ein erhöhtes Gewicht aufweisen, durch
den BMI als übergewichtig oder sogar adipös charakterisiert werden (vgl. W
IRTH
2000 , 7).
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Abschätzung des Ausmaßes von Überge-
wicht ist die Fettverteilung, die anhand des Hüft-Taille-Quotienten (WHR) ermit-
telt wird. Auf sie soll im Folgenden näher eingegangen werden.
Taille-Hüft-Quotient (WHR)
In der Literatur wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Übergewicht bei
den betreffenden Personen ein gesundheitliches Risiko mit sich bringt. Aller-
dings ist nicht nur das Ausmaß des Übergewichts von Bedeutung, vielmehr
spielt auch die Fettverteilung eine große Rolle.
Hierbei erfolgt eine Unterscheidung in eine androide und eine gynoide Form.
Beim männlichen Geschlecht tritt häufiger die androide (abdominale, ,,upper
body obese") Adipositas auf, die als die typische ,,Stammfettsucht" mit einer
Fettvermehrung im Abdominalbereich bezeichnet wird. Sie wird auch Apfelform
(,,apple type") genannt und ist stärker mit metabolischen Komplikationen be-
lastet als der gynoide Typ (vgl. G
RIES
/T
OELLER
/K
OSCHINSKY
1992, 1240). Die
androide Form führt oft zu Hypertonie, Diabetes, Gefäßkrankheiten und korona-
rer Herzkrankheit (vgl. W
IRTH
2000, 9). Diese Faktoren stellen ein großes Ge-
sundheitsrisiko dar.
Die gynoide (gluteal-femoralen, ,,lower body obese") Adipositas wird auch als
Birnenform (,,pear type") bezeichnet, weil die Fettanhäufung vor allem an der
unteren Körperhälfte, d.h. an Hüfte, Oberschenkeln und Bauch vorkommt (vgl.
S
CHULZ
/R
ATZMANN
1985, 148). Diese Form tritt vermehrt bei adipösen Frauen
(ca. 85%) als bei adipösen Männern auf. Bei dieser Art der Fettverteilung sind
metabolische Begleiterkrankungen geringfügig häufiger anzutreffen als bei
Normalgewichtigen. Sie führt zu Wasserretention, Veneninsuffizienz sowie Im-
mobilität. Ist aber nicht so gesundheitsgefährdend wie die abdominale Adiposi-
tas.

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Damit eine Differenzierung zwischen android und gynoid erfolgen kann werden
Umfangsmessungen durchgeführt. Diesbezüglich wird der Taille-Hüft-Quotient
(Waist-to-hip-ratio) zur Hilfe genommen (vgl. W
IRTH
2000, 9). Seine Bestim-
mung erfolgt, indem mit einem Maßband der Taillenumfang (in der Mitte zwi-
schen Rippenbogen und Beckenknochen) und der Hüftumfang (in der Höhe des
Trochanter major) gemessen wird. Ist das Verhältnis von Taille zu Hüfte bei
Frauen >0,85 und bei Männern >1,0, so wird von einer abdominalen oder and-
roiden Adipositas gesprochen, die mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko
einhergeht. Liegen die Quotienten darunter, spricht man von der nicht so ge-
fährlichen gynoiden Fettverteilungsform (vgl. E
LLROTT
1997, 5).
Es existiert eine Vielzahl von Ursachen die zu Übergewichts führen können. Im
Unterkapitel 2.2 wird ein Teil dieser Ursachen der Adipositas genauer erläutert.
2.2 Ursachen der Adipositas
Da es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich ist, auf alle an der Entstehung von
Übergewicht beteiligten Faktoren einzugehen, werden lediglich die Kernpunkte
Genetik und Energiebilanz detaillierter betrachtet.
Genetische Faktoren
Übergewicht hängt einerseits mit der Größe der Fettzellen zusammen und an-
dererseits mit ihrer Anzahl. Wodurch diese beiden Faktoren bestimmt werden,
ist noch nicht ausreichend geklärt. Allerdings sprechen eine Reihe der Befunde
für eine familiäre Ursache (vgl. S
CHWARZER
1992, 235). Auch wenn
G
RIES
/T
OELLER
/K
OSCHINSKY
(1992) beschreiben, dass 80% der Kinder, deren
Eltern adipös sind, mit Adipositas zu rechnen haben, konnte eine Vererbung
bisher nicht nachgewiesen werden. S
CHWARZER
(1992) bediente sich der Zwil-
lingsforschung, um genetische Ursachen zu überprüfen. Es wurde herausge-
funden, dass Zwillinge zu Übergewicht neigen, wenn ihre leiblichen Eltern über-
gewichtig sind. Dies war auch dann der Fall, wenn sie getrennt in sehr unter-
schiedlichen familiären Umwelten aufgewachsen sind. Solche Gemeinsamkei-
ten zwischen Eltern und Kindern müssen aber nicht unbedingt für eine Verer-
bung der Adipositas sprechen. Es können auch Ernährungsgewohnheiten und

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Essmuster eine Rolle spielen, die auf die Kinder übertragen werden (vgl.
D
IEDRICHSEN
1990, 117).
W
ERNER
(1995) geht davon aus, dass der BMI etwa zu 70% genetisch und nur
zu 30% sozioökonomisch bestimmt ist. Auch neuere Untersuchungen aus Ame-
rika machen das Vorhandensein eines genetischen ,,Setpoints" für die Regulati-
on des individuellen Körpergewichts wahrscheinlich. Es wurde eine starke Ab-
hängigkeit zwischen dem BMI von adoptierten Kindern mit dem BMI ihrer leibli-
chen Eltern festgestellt (vgl. E
LLROTT
1997, 10). Jedoch hat S
TROEBE
(2002)
herausgefunden, dass Schätzungen der Erblichkeit des BMI nur bei 25% bis
40% liegen und somit viel Spielraum für den Einfluss der Umweltfaktoren gege-
ben ist.
Diese Aussagen lassen den Schluss zu, dass genetische Faktoren eine Rolle
bei der Beeinflussung des Übergewichts spielen. Es bedeutet aber nicht, dass
Adipositas nur genetisch bestimmt und nicht zu beeinflussen ist. Die geneti-
schen Voraussetzungen beziehen sich lediglich darauf, ob eine Person für die
Adipositas empfänglich ist oder nicht. Entscheidend ist, ob die Betroffenen
durch geeignete Lebensweise in der Lage sind, vorhandene Risikofaktoren zu
minimieren.
Energiebilanz
Die Energiebilanz stellt die Nahrungsaufnahme und den Energieverbrauch des
Organismus dar. Damit das Körpergewicht stabil bleibt, muss eine ausgegliche-
ne Energiebilanz vorliegen, d.h. die Energieaufnahme und der Energie-
verbrauch halten sich die Waage. Übersteigt die Energieaufnahme den Ener-
gieverbrauch, kommt es zu einer Gewichtszunahme (positive Energiebilanz).
Bei einer negativen Energiebilanz (der Energieverbrauch übersteigt die Ener-
gieaufnahme) sinkt das Körpergewicht.
Zwei Faktoren sind bei der Entstehung von Übergewicht entscheidend:
1. wenig körperliche Bewegung und damit ein zu geringer Energieverbrauch
und
2. eine zu hohe Energieaufnahme (vgl. E
LLROTT
1997, 21).
Übersteigt die Energiezufuhr langfristig den Energieverbrauch, kommt es zu-
nächst zu Übergewicht und schließlich zu dem Krankheitsbild Adipositas (vgl.

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Ü
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D
IEDRICHSEN
1990, 118). Ab wann eine Person als adipös gilt wird anhand des
BMI festgelegt, der unter Punkt 2.1 genau erläutert wurde.
Auf den Energieverbrauch wirken verschiedene Faktoren ein, wie z.B. geneti-
sche Voraussetzungen, soziale Lebensumstände sowie Lebensgewohnheiten,
Stoffwechsel, psychische Faktoren, Klima und Bewegungsgewohnheiten (vgl.
G
OTTSCHALL
/H
EILIG
2000, 11).
Eine ausführliche Darstellung der Energieaufnahme und des Energieverbrauchs
erfolgt im weiteren Verlauf dieser Arbeit.
Energieaufnahme
Bei der Regulation des Körpergewichts ist das Wechselspiel zwischen Hunger
und Sättigung sehr wichtig. Beide Größen werden von biologischen und psy-
cho-sozialen Ereignissen beeinflusst. Für das Hungergefühl sind biologische
Parameter im Gehirn, im Fettgewebe und im Blut zuständig. Sie entscheiden
darüber, welche Art der Nahrung bevorzugt wird. Da viele Menschen bewusst
Einfluss auf Größe, Art und Häufigkeit ihrer Mahlzeiten nehmen, indem sie den
Essvorgang frühzeitig beenden, sich absichtlich bestimmte Nahrungsmittel
gönnen bzw. versagen oder sich an Essregeln halten, funktioniert dieses
Wechselspiel zwischen Hunger und Sättigung nicht mehr optimal.
Weiterhin ist die Nahrungszusammensetzung bei der Energieaufnahme von
entscheidender Bedeutung. Dies wird nachstehend stichwortartig erläutert (vgl.
W
IRTH
2000, 64-82):
·
die konsumierte Nahrungsmenge hängt vom Gewicht und nicht von der
Energie ab
·
Adipöse konsumieren bevorzugt Nahrungsmittel mit hoher Energiedichte
(= Energiegehalt/Gewicht der Nahrung), d.h., sie geben fetten Nah-
rungsmitteln den Vorzug
·
süße und fette Nahrungsmittel erhöhen die Schmackhaftigkeit und damit
die Nahrungsaufnahme, am beliebtesten ist die Kombination aus beidem
·
bezüglich der Sättigung gibt es folgende absteigende Hierarchie: Eiweiß
Kohlenhydrate
Fett
·
Essen und Essgewohnheiten werden sowohl durch die Umwelt als auch
genetisch determiniert

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Eine Reihe soziokultureller Faktoren begünstigen eine erhöhte Nahrungsauf-
nahme. Dies können Ereignisse wie Urlaub, Wochenende und Feierlichkeiten,
aber auch psychische Belastungen wie Ärger, Trauer, Konflikte, Stress, Ein-
samkeit, Langeweile und Prüfungen sein. Zu diesen Faktoren zählt auch der
soziale Druck in der Ober- und Mittelschicht aufgrund des dort vorherrschenden
schlanken Schönheitsideals. Er führt vermehrt zu Essstörungen bei Mädchen
und jungen Frauen.
Ein stabiles Körpergewicht kann nur gehalten werden, wenn Energieaufnahme
und Energieverbrauch ausgeglichen sind. Daraus resultiert, dass auch ein ver-
minderter Energieverbrauch zur Gewichtszunahme führen kann. Dies soll im
Folgenden herausgestellt werden.
Energieverbrauch
Die Häufigkeit der Adipositas hat zugenommen, obwohl die Energieaufnahme in
den letzten Jahren vermindert wurde. Der Energieverbrauch spielt somit eine
entscheidende Rolle. Er bezeichnet den Gesamtumsatz einer Person und setzt
sich aus drei Komponenten zusammen: dem Grundumsatz, dem Aufwand für
Wärmebildung (Thermogenese) und dem Aufwand für körperliche Aktivität. Ein
niedriger Wert bei einem dieser drei Typen unterstützt die Neigung zur Ge-
wichtszunahme und damit zur Adipositas (vgl. L
OGUE
1998, 297).
Unser Organismus benötigt auch im Ruhezustand, z.B. im Liegen, Energie.
Dieser Energieverbrauch wird als Grundumsatz bezeichnet. Er dient der Funk-
tionserhaltung des Körpers. Beim Erwachsenen beträgt dieser Anteil am Ge-
samtenergieverbrauch ca. 55-70 %. Der Grundumsatz selbst ist wiederum ab-
hängig von der Magermasse (Muskeln, innere Organe, Blut, Knochen) und wird
ebenfalls geringfügig von Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand mit be-
stimmt. Durch eine Erhöhung der Magermasse wird der Ruheumsatz gesteigert,
wohingegen ein Abbau derselben diesen reduziert (vgl. E
LLROTT
1997, 21).
Frauen haben grundsätzlich einen um ca. 200 kcal/Tag geringeren Grundum-
satz als Männer. Dies hängt vorwiegend mit der geringeren Muskelmasse und
der geringeren Stoffwechselaktivität zusammen. Ein erwachsener Mann mit
einem Körpergewicht von 70 kg hat einen Grundumsatz von rund 1700

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kcal/Tag. Mit zunehmendem Alter geht der Grundumsatz zurück. Es wurde
festgestellt, dass ab dem 20. Lebensjahr pro Lebensjahrzehnt ein Rückgang um
ca. 2% zu verzeichnen ist. Ein geringerer Grundumsatz bei älteren Menschen
lässt sich durch die verminderte Muskelmasse erklären. Dies bedeutet schließ-
lich, dass Menschen im Alter weniger essen müssen als in jüngeren Jahren, um
eine Gewichtszunahme zu vermeiden (vgl. W
IRTH
2000, 98).
Als Thermogenese wird der Mechanismus bezeichnet, mit dessen Hilfe der
Körper in der Lage ist, sich einer erhöhten Energiezufuhr zu entledigen. Die
Thermogenese bewirkt, dass es bei einem Großteil der Bevölkerung zu keinem
vermehrten Fettansatz kommt, obwohl diese sich überkalorisch ernähren. Diese
Fähigkeit, sich von Überschussenergien durch Thermogenese zu entledigen, ist
bei Adipösen offensichtlich eingeschränkt (vgl. G
RIES
/T
OELLER
/K
OSCHINSKY
1992, 1237).
Ähnlich wie beim Grundumsatz gibt es auch bei der Thermogenese verschie-
dene Faktoren wie Geschlecht, Alter, Körperzusammensetzung, Ernährung,
Nervensystem sowie familiäre und genetische Prädispositionen, die die Ther-
mogenese beeinflussen. Der Anteil der Thermogenese beträgt etwa 10% des
gesamten Energieverbrauchs (vgl. W
ECHSLER
1998, 100).
Häufig diskutiert wird die Frage, ob ein verminderter Energieverbrauch durch
geringere körperliche Aktivität zur Adipositas beiträgt. Offensichtlich gibt es
einen Zusammenhang zwischen Adipositas und verminderter körperlicher Be-
wegung, denn immer mehr Menschen leiden trotz reduzierter Nahrungsauf-
nahme an Übergewicht. Im Gegensatz zum Grundumsatz und der Thermoge-
nese, die nur wenig beeinflussbar sind, ist der Energieverbrauch durch körperli-
che Aktivität variabel. Bei Personen, die sich wenig bewegen, beträgt der Anteil
am Gesamtenergieverbrauch etwa 15-25% (vgl. W
IRTH
2000, 95).
Adipositas birgt eine Vielzahl von Risikofaktoren sowohl in physischer Hinsicht
als auch in der negativen Beeinflussung der Psyche. Durch die Komplexität der
Krankheit samt ihren sozioökonomischen Folgen wird das Gesundheitssystem

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stark belastet. Im sich anschließenden Unterkapitel werden die einzelnen
Folgen ausführlich beschrieben.
2.3 Folgen der Adipositas
Durch Adipositas ergeben sich eine ganze Reihe gesundheitlicher Beeinträchti-
gungen (Abschnitt 2.3.1). Sie steht in enger Verbindung mit dem metabolischen
Syndrom und führt häufig zu physischen Problemen. Hinzu kommt die erhöhte
Mortalität, die mit dieser Erkrankung einhergeht. Ein weiterer wichtiger Faktor
stellt in diesem Zusammenhang die psycho-soziale Gesundheit (Abschnitt
2.3.2) dar, die durch Adipositas ebenfalls beeinträchtigt sein kann. Es können
negative Auswirkungen auf die Stimmung, das Körperkonzept und die Grund-
gestimmtheit auftreten. Aus den angeführten Folgen ergeben sich für unsere
Gesellschaft sehr hohe sozioökonomischen Belastungen (Abschnitt 2.3.3), die
nur noch schwer bewältigt werden können. Diese einzelnen Punkte werden im
Weiteren genauer ausgeführt und beschrieben.
2.3.1 Gesundheitliche Folgen
Seit langer Zeit ist bekannt, dass durch die Vielzahl der Begleiterkrankungen
und Komplikationen Übergewicht mit einer erhöhten Mortalität einhergeht. Al-
lerdings ist es erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts gelungen, einen
Zusammenhang zwischen Gewicht und Sterblichkeit überzeugend nachzuwei-
sen.
Laut J
UNG
(1983) sterben adipöse Menschen dreimal häufiger an Diabetes,
zweimal häufiger an Leber- und Gallenerkrankungen sowie eineinhalbmal häu-
figer an kardiovaskulären und Nierenerkrankungen. Des Weiteren leiden Über-
gewichtige an degenerativen Erkrankungen der Gelenke, insbesondere der
Hüft- und Kniegelenke sowie der Bandscheiben. Liegt das Gewicht 20% über
dem Normalgewicht, ist die Mortalität um 20% erhöht, bei 50% über dem Nor-
malgewicht sogar um das Doppelte (40%). Eine moderate Gewichtsabnahme
kann die Mortalität deutlich senken. Bei Krankheiten wie Diabetes, Hypertonie,
koronarer Herzkrankheit etc., führt eine Reduzierung des Gewichtes um 20-
50% zu einer erheblichen Senkung der Mortalitätsrate.
Es besteht eine hyperbole Beziehung zwischen dem BMI und der Mortalität. In
der folgenden Tabelle ist der BMI mit der niedrigsten Mortalität aufgeführt.

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Altersgruppe (Jahre)
BMI mit der niedrigsten Mortalität
Männer
Frauen
20-29 21,4 19,5
30-39 21,6 23,4
40-49 22,9 23,2
50-59 23,2 25,2
60-69 26,6 27,3
Tab. 2: BMI und Mortalität (vgl. M
ÜLLER
et al. 1998, 53)
Die P
ROCAM
-S
TUDIE
(Prospective Cardiovascular Münster Study), die in Münster
durchgeführt wurde, hat sich mit der Prävalenz kardiovaskulärer Risikofaktoren
in Abhängigkeit vom Körpergewicht befasst. Hierbei wurde ein hoher Zusam-
menhang sowohl bei Männern als auch bei Frauen festgestellt. Keinen Risiko-
faktor wiesen 74% der Normalgewichtigen, 38% der Übergewichtigen und nur
22% der adipösen Personen auf. Außerdem ergeben sich bei Adipöse dreimal
häufiger zwei und mehr Risikofaktoren im Vergleich zu Normalgewichtigen.
In der D
HP
-S
TUDIE
(Deutsche Herz-Kreislauf-Präventionsstudie) wurden unter
anderem das Befinden und die Beschwerden der Adipösen erfasst. Es zeigte
sich, dass mit einem Anteil von 54% die Normalgewichtigen mit ihrem Gesund-
heitszustand überwiegend zufrieden waren, während dies bei 45% der Überge-
wichtigen nicht der Fall war. Des Weiteren traten körperliche Beschwerden
häufiger bei Adipösen als bei Normalgewichtigen auf (vgl. W
IRTH
2000, 41).
Adipositas ist mit einer Reihe von kardiovaskulären und stoffwechselbedingten
Erkrankungen verknüpft, die sich alle zum metabolischen Syndrom zusammen-
fassen lassen. Hierunter sind folgende Gesundheitsstörungen zu verstehen:
·
abdominale Adipositas
·
Typ-2-Diabetes
·
Dyslipidämie
·
Störungen der Hämostase
·
Hypertonie
·
Hyperandrogenämie
Die einzelnen Krankheiten des metabolischen Syndroms treten häufig gemein-
sam auf. Zu 80% besteht dabei immer eine Adipositas. Ca. 20% der Bevölke-

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rung der Industriestaaten sind davon betroffen. Daraus resultiert eine enorme
wirtschaftliche Belastung für das jeweilige Gesundheitssystem. Demnach haben
die Folgen des metabolischen Syndroms großen Einfluss auf die Morbidität und
Mortalität der Bevölkerung von Industriestaaten, die an Überernährung und Be-
wegungsmangel leiden (vgl. H
ANEFELD
/B
REIDERT
1998, 136).
Ursachen sind zum einen genetische Faktoren und zum anderen solche, die mit
den Lebensgewohnheiten zusammenhängen, wie z.B. fettreiche Ernährung,
inaktives Leben, Alkohol, Nikotin und Stress.
In der Pathogenese des metabolischen Syndroms spielt die Insulinresistenz
eine wichtige Rolle, da bei den erwähnten Stoffwechselerkrankungen jeweils
eine verminderte Insulinwirksamkeit festgestellt wurde. Unter Insulinresistenz
versteht man eine verminderte Insulinwirksamkeit am Zielorgan, wie z.B. der
Skelettmuskulatur, Leber und dem Fettgewebe (vgl. W
IRTH
2000, 142). Dieses
Phänomen wurde bei einer großen Anzahl von Patienten mit metabolischem
Syndrom festgestellt.
Aufgrund dieser reduzierten Insulinsensitivität produziert die Bauchspeicheldrü-
se zunächst mehr Insulin, ohne dass es jedoch dabei zum Anstieg des Blutzu-
ckers kommt. Das heißt wiederum, es entsteht ein Missverhältnis zwischen In-
sulinsekretion und -bedarf, was Diabetes mellitus zur Folge hat (vgl.
H
ANEFELD
/B
REIDERT
1998, 136). Weiterhin führt die Insulinresistenz durch
Hemmung der Natriumreabsorption und Stimulierung des sympathischen Ner-
vensystems zu Hypertonie.
Nachstehende Abbildung soll den Zusammenhang der einzelnen Stoffwech-
selkrankheiten, die das metabolische Syndrom ausmachen, verdeutlichen.

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Ursachen Primär-
prävention
Stofwechel- Sekundär-
krankheit prävention
Organ- Tertiär-
schäden prävention
Abb. 1: Metabolisches Syndrom (W
IRTH
2000, 143)
Diese Abbildung kann nur ein kleiner Überblick sein, der aber im Rahmen die-
ser Arbeit ausreichen soll. Die Tabelle zeigt ebenfalls Krankheiten und Belas-
tungen, denen Personen ausgesetzt sind, die an Adipositas leiden.
Beeinflussbare Systeme
und Bereiche
Folgen und Gesundheitsrisiken
Kardiovaskuläres System
Hypertonie, koronare Herzkrankheit, linksventrikuläre
Hypertrophie, Herzinsuffizienz, venöse Insuffizienz,
Dislipidämien, Diabetes mellitus, Arteriosklerose, er-
höhtes Schlaganfallrisiko
Respirartorisches System
Schlafapnoe, Pickwick-Syndrom, Kurzatmigkeit, Atem-
not
Verdauungssystem
Gallensteine, Verstopfung
Neoplasien
erhöhtes Geschwürrisiko in Magen, Leber, Bauchspei-
cheldrüse, Galle, Darm und Gebärmutter
G E N E T I K
V E R H A L T E N
Körper-
zusam-
menset-
zung
Hor-
mone
En-
zyme
Muskel-
fasern
Stress
Alko-
hol,
Rau-
chen
Bewe-
gungs
mangel
Fehler-
nährung
Adipositas
Diabetes
mellitus
Dyslipidämie
Störung der
Hämostase
Hypertonie
M e t a b o l i s c h e s S y n d r o m
Periphere art. Verschlusskrank-
heit
Apoplex
Koronare Herzkrankheit
A r t e r i o s k l e r o s e
GENETIK
VERHALTEN

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Haut
Intertrigo (Wundsein), Hirsutismus (starker Haar-
wuchs), Striae (Dehnungsstreifen)
Sexualität
Abnahme der sexuellen Aktivität, Komplikationen bei
Geburten
Stütz- und Bewegungsap-
parat
Wirbelsäulensyndrom (vermehrt unterer Rücken), Hal-
tungsschäden, Gelenkbeschwerden bzw. -arthrosen
(vor allem an Knie-, Hüft- und Sprunggelenk), Fußbe-
schwerden (Senk- und Spreizfüße), nachlassende
Bewegungsfähigkeit
Psyche
geringeres Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl
Verschiedenes
erhöhtes Operationsrisiko, erschwerte Untersu-
chungsbedingungen, vorzeitige Berentung, Unsicher-
heit bei der Aufnahme sozialer Kontakte, häufiger kriti-
sche und negative Rückmeldungen
Tab. 3: Die negativen Folgen von Übergewicht und Adipositas (vgl. B
USKIES
/B
OECKH
-B
EHRENS
2002b, 199; W
IRTH
2000, 47)
Im Abschnitt 2.3.2 werden nun die psycho-sozialen Folgen beschrieben, denen
adipöse Personen häufig ausgesetzt sind.
2.3.2 Psycho-soziale Folgen
In den Medien wird ein extrem schlankes Schönheitsideal vorgeführt, welches
für übergewichtige Menschen nicht erreichbar scheint. Die ,,Dünnen" bekommen
Anerkennung in der Gesellschaft, während die ,,Dickeren" mit Geringschätzung
bestraft werden. Diese Wertung läuft meistens unbewusst ab, macht sich aber
in vielen Bereichen des Alltags bemerkbar und belastet die Psyche der Über-
gewichtigen in hohem Maße. Auch wenn es unsinnig ist den Charakter eines
Menschen anhand seines Körpergewichts zu beurteilen, werden Übergewichti-
gen häufiger als schlanken Personen schlechte Eigenschaften zugetraut, wie
z.B. Faulheit, Ungepflegtheit, niedrige Intelligenz, Willensschwäche u.ä.. Hinzu
kommt, dass sie es schwerer haben einen Arbeitsplatz zu finden, ihre Auf-
stiegschancen im Berufsleben schlechter sind, als die der schlanken Mitarbeiter
und auch ihr Gehalt häufig geringer ausfällt. Daraus resultiert, dass sich die Be-
troffenen unwohl, respektlos behandelt und zurückgesetzt fühlen.
Bezogen auf den zwischenmenschlichen Bereich sind dickere Frauen bei der
Partnersuche erheblichen Vorurteilen ausgesetzt. Sie fühlen sich vom anderen

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Geschlecht weniger beachtet. Da sie im Alltag und bei ihren Mitmenschen häu-
fig Enttäuschungen erleben, ziehen sie sich aus dem gesellschaftlichen Leben
zurück und meiden diese negativen Situationen, indem sie z.B. nicht mehr in
Discos, auf Partys, Sportveranstaltungen etc. gehen. Dies hat zur Folge, dass
sie sich die Chance nehmen andere Leute kennen zu lernen. Die Betroffenen
beginnen sich sozial auszugrenzen und geraten in einen Teufelskreis aus dem
sie nur schwer wieder alleine herauskommen. Vorurteile der Mitmenschen kön-
nen dazu führen, dass sich die Betroffenen ihrer Figur schämen und Minderwer-
tigkeitsgefühle bekommen. Da sie ständig mit Vorurteilen und Misserfolgen auf-
grund ihres Übergewichts zu kämpfen haben entwickelt sich bei vielen ein ne-
gatives Körperbild. Sie nehmen gar keine anderen Eigenschaften mehr war.
Ihre Selbsteinschätzung beschränkt sich auf die Unzufriedenheit mit der eige-
nen Figur und führt so zu einem geringen Selbstwertgefühl (H
AUNER
1996, 45).
Deshalb weisen übergewichtige Menschen häufig ein niedrigeres Körperkon-
zept auf und damit auch ein geringeres Selbstkonzept als Normalgewichtige.
Als Selbstkonzept wird dabei die Gesamtheit der Eigenschaften verstanden, die
eine Person ausmachen. Bei der Ausbildung des Selbstkonzepts werden eige-
ne Vorstellungen und Rückmeldungen der Umwelt mit einbezogen. Es gibt Un-
tersuchungen, die zeigen, dass sich sportliche Aktivität günstig auf die Entwick-
lung des Körperkonzepts auswirkt. Was wiederum zu einem gesteigerten
Selbstwertgefühl und insgesamt zu einem verbesserten Selbstkonzept führt.
Ausschlaggebend hierfür sind die Veränderungen im physischen Bereich, die zu
einer Steigerung des Selbstbildes und Selbstvertrauens führen. Andererseits
beeinflusst das Körperkonzept auch die Wahl und Intensität von körperlicher
Aktivität und Bewegung. Das Körperkonzept wird als Teilbereich des Selbstkon-
zepts angesehen und beeinflusst je nach Alter und Geschlecht in verschiede-
nem Maße das Selbstwertgefühl der Personen. Als wichtiger Faktor für die psy-
chische Gesundheit dient das Selbstwertgefühl. Es ist nachgewiesen, dass sich
Personen mit einem positiven Selbstwertgefühl mehr zutrauen und erfolgreicher
sind als Personen mit einem geringen Selbstwertgefühl. Sie können besser
Aufgaben bewältigen, sind beliebter und weisen mehr soziale Kontakte auf. Ihre
Psyche ist daher im Gegensatz zu Übergewichtigen, die häufig über ein
schlechtes Selbstwertgefühl verfügen und dementsprechend anfälliger für psy-
chische Erkrankungen sind, stabil. Das Körperkonzept lässt sich durch gesund-

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heitliche Veränderungen, das Altern und andere physische Veränderungen be-
einflussen. Durch Bewegung verbessert sich zwar das Körperkonzept der Er-
wachsenen, aber auf das Veränderungen Selbstwertgefühl wird nur wenig Ein-
fluss genommen (A
LFERMANN
1998, 212). Diese Modifikationen können außer-
dem durch das subjektive Erleben der Bewegung und die damit verbundenen
psychischen Mechanismen hervorgerufen werden.
Der sich anschließende Abschnitt stellt die sozioökonomischen Folgen von Adi-
positas heraus.
2.3.3 Sozioökonomische Folgen
Im Abschnitt 2.3.1 wurden die Folgekrankheiten sowie Risikofaktoren von Ü-
bergewicht und Adipositas dargestellt. Nun werden, die durch diese Erkrankun-
gen verursachten Kosten, genauer beschrieben.
Betrachtet man die vielen Begleiterkrankungen, die mit Adipositas zusammen-
hängen, ist davon auszugehen, dass unser Gesundheitssystem dadurch enorm
belastet wird. Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die hohen finanziel-
len Aufwendungen im Gesundheitswesen vor allem durch stark übergewichtige
und adipöse Personen und deren erhöhter Morbidität sowie eingeschränkter
Befindlichkeit und Lebensqualität entstehen. Allerdings gibt es keine fundierten
Aussagen über finanzielle Belastungen der Krankenkassen durch ernährungs-
bedingte Krankheiten. Bei den jährlich veröffentlichten Berichten des Gesund-
heitsministeriums werden nur die Folgekrankheiten der Adipositas berücksich-
tigt und nicht die Adipositas selbst.
Die Kosten entstehen einerseits aufgrund der Inanspruchnahme medizinischer
Leistungen und andererseits wegen krankheitsbedingter Arbeitsausfälle. Sie
lassen sich wie folgt klassifizieren:
·
Direkte Kosten: Hierbei handelt es sich um den Verbrauch von Res-
sourcen, die in Form von Gesundheitsgütern und -leistungen in Anspruch
genommen werden. Die direkten Kosten stehen unmittelbar mit der
Krankheit in Verbindung (z.B. Kosten für Prävention, Diagnose, Therapie
und Rehabilitation).

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·
Indirekte Kosten: Sie entstehen mittelbar durch die Krankheit, insbe-
sondere aufgrund von Ressourcenverlust wie z.B. vorzeitige Berentung,
Arbeitsunfähigkeit, Invalidität und vorzeitigem Tod.
·
Intangible Kosten: Diese Kosten entstehen beim Betroffenen und des-
sen Angehörigen und umfassen psychische und soziale Auswirkungen
einer Krankheit, Befindlichkeitsstörungen und Schmerzen (vgl. W
IRTH
2000, 54).
In der folgenden Tabelle sind die Kostenkomponenten der direkten, indirekten
und intangiblen Kosten und der ihnen zugrundeliegende Ressourcenverbrauch
aufgeführt.
I. Direkte
Kosten
1. Kernkosten
- Prävention, Behandlung, Rehabilitation, Pflege
2. zusätzliche Kosten
- Diätkost, Kauf von Gesundheitsbüchern, Fahrten zum Arzt, Wertmin-
derung und Verlust von Eigentum usw.
II. Indirekte
Kosten
1. indirekte Kosten in Folge von Morbidität
- Arbeitsunfähigkeit, verminderte Funktionserfüllung usw.
- Berufswechsel, verpasste Aufstiegschancen usw.
2. indirekte Kosten in Folge von Mortalität
- Ressourcenverlust durch vorzeitigen Tod
III. Intangible
Kosten
1. intangible Kosten als nicht gemessene volkswirtschaftliche Kosten
- Verminderung der Produktivität ohne Arbeitsunfähigkeit, Berufs-
wechsel usw.
2. intangible Kosten i.e.S.
- vermindertes Selbstwertgefühl, Angst vor Krankheit und Tod, Leid
usw.
Tab. 4: Direkte, indirekte und intangible Kosten von Krankheit, Invalidität und vorzeitigem Tod
(D
GE
E
RNÄHRUNGSBERICHT
1988, 65).
Eine Infratestumfrage von 1994, bei der 5.000 Personen über die Inanspruch-
nahme von Allgemeinärzten in Deutschland befragt wurden, zeigt, dass mit zu-
nehmendem BMI auch die Inanspruchnahme der Ärzte ansteigt. So gingen in
zwölf Monaten 16% der Adipösen und nur 4% der Normalgewichtigen zum Arzt
(vgl.
W
IRTH
2000, 55).

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Die erhöhten Kosten im Gesundheitswesen beziehen sich allerdings nicht nur
auf die Arztbesuche, sondern sind im Allgemeinen bei Übergewichtigen höher
als bei Normalgewichtigen. Im Schnitt liegen sie bei leicht Übergewichtigen um
25% und bei stark Übergewichtigen um etwa 44% über denen der normalge-
wichtigen Personen. Hauptursache hierfür sind koronare Herzkrankheit, Blut-
hochdruck und Diabetes (vgl. B
UCK
1998, 510).
C
OLDLITZ
(1992) liefert umfassende Daten, aufgeschlüsselt in direkte und indi-
rekte Kosten. Die Daten stammen aus dem Jahr 1990 und beziehen sich auf
die USA. Es entstanden Aufwendungen in Höhe von 110,4 Mrd. DM (56,5 Mrd.
), die ca. 6% der Gesamtkosten im Gesundheitssystem ausmachten. Bei einer
Übertragung dieser Daten auf die Bundesrepublik, ohne die finanziellen Belas-
tungen für vorzeitige Berentung mit einzurechnen, würden die Gesundheitskos-
ten pro Jahr auf ca. 30 Mrd. DM (15 Mrd. ) geschätzt.
Anteil der
Adipositas
(%)
Direkte Kos-
ten
(Mrd. DM/)
Indirekte
Kosten
(Mrd. DM/)
Kardiovaskuläre Erkrankungen
19
50,0 (25,0)
22,1 (11,3)
Nichtinsulinpflichtiger Diabetes
57
15,1 (7,7)
6,6 (3,4)
Degenerative Gelenkerkrankungen
10
6,4 (3,3)
1,5 (0,8)
Gallenblasenerkrankungen 30
5,4
(2,8)
-
Bösartige Erkrankungen
2
1,1 (0,6)
2,2 (1,1)
Gesamtkosten
78,0 (39,4)
32,4 (16,6)
Tab. 5: Kosten der Adipositas in den USA 1990 nach C
OLDLITZ
1992 (W
IRTH
2000, 55)
Um die Höhe der Kosten für adipositasassoziierte Krankheiten zu ermitteln, hat
C
OLDLITZ
(1992) zunächst die Häufigkeit der Adipositas bei einer bestimmten
Krankheit aufgrund von Metaanalysen bestimmt. Anschließend hat er den Anteil
der Adipositas an der Entstehung dieser Krankheit in die Berechnung einge-
setzt. Diese soll an dem folgenden Beispiel der kardiovaskulären Krankheiten in
den USA verdeutlicht werden. Die Höhe der direkten Kosten für kardiovaskuläre
Krankheiten beliefen sich auf 259 Mrd. DM (129,6 Mrd. ). Von den dort erfass-
ten Patienten waren 27% adipös und 70% der Herz-Kreislauf-Krankheiten die-
ser adipösen Patienten ließen sich der Adipositas zuschreiben. Daraus ergibt
sich folgende Rechnung: 259 x 0,27 x 0,7 = 50 Mrd. DM (129,6 x 0,27 x 0,7 =
25 Mrd. ).

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23
Danach betragen die direkten Kosten der kardiovaskulären Erkrankungen 50
Mrd. DM (25 Mrd. ).
Neuere Werte stammen von W
ECHSLER
(1998), wonach sich die Aufwendungen
für ernährungsabhängige Krankheiten laut Schätzungen der Bundesrepublik auf
120 Mrd. DM (61,4 ) pro Jahr belaufen. Speziell auf Adipositas bezogene Kos-
ten liegen bei ca. 40 Mrd. DM (20,5 Mrd. ).
Diese enormen Belastungen des Gesundheitssystems durch ernährungsab-
hängige Erkrankungen und Adipositas machen es erforderlich, durch rechtzeiti-
ge therapeutische Maßnahmen dem Übergewicht entgegenzuwirken und somit
die Kosten der Folgekrankheiten zu reduzieren.
2.3.4 Zusammenfassung
Es hat sich gezeigt, dass Übergewicht und speziell Adipositas aufgrund seiner
vielschichtigen Folgen ein sehr ernstzunehmendes Problem der heutigen Ge-
sellschaft darstellt. Adipositas steht in enger Verbindung mit dem metabolischen
Syndrom und führt somit zu enormen gesundheitlichen Problemen. Daraus folgt
eine erhöhte Mortalität. Außerdem können negative psycho-soziale Folgen auf-
treten. Adipöse weisen häufig ein schlechtes Körperkonzept auf, sind dadurch
weniger selbstbewusst und oft sozial ausgegrenzt. Sie fühlen sich unwohl, lei-
den unter Depressionen und negativen Emotionen. Durch die vielen Begleiter-
krankungen, die mit Adipositas einhergehen, ist unser Gesundheitssystem stark
belastet. Es ist belegt, dass enorme Kosten im Gesundheitswesen durch stark
übergewichtige und adipöse Personen entstehen. Um sowohl den gesundheitli-
chen, psycho-sozialen als auch den sozioökonomischen Auswirkungen zu be-
gegnen, sind umfangreiche therapeutische Maßnahmen nötig, die im nachfol-
genden Kapitel 3 beschrieben werden.

3 T
HERAPIE DER
A
DIPOSITAS
24
3 Therapie der Adipositas
Die Therapie der Adipositas lässt sich in fünf verschiedene Maßnahmenbündel
differenzieren: Diät bzw. Ernährungsumstellung, Bewegung, eine Kombination
aus Bewegung und Ernährung, medikamentöse sowie operative Therapie. Im
weiteren Verlauf dieser Arbeit werde ich mich allerdings nur auf die ersten drei
Maßnahmen beziehen.
Die Gewichtsreduktion spielt in der heutigen Gesellschaft eine große Rolle.
Hierbei steht das Abnehmen durch diätetische Maßnahmen bei der Bevölke-
rung an erster Stelle. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass etwa 50% der
Frauen und 25% der Männer mindestens eine der sogenannten ,,Wunder-
Diäten" ausprobiert haben - meist ohne großen Erfolg. Und das, obwohl die Diä-
ten den Eindruck erwecken, dass Abnehmen ganz einfach ist (vgl. P
UDEL
1997,
163). Dem Großteil der Bevölkerung ist nicht bewusst, dass diese Blitzdiäten
meistens eine Anleitung zur Fehlernährung darstellen, weil sie nicht über genü-
gend Fachwissen verfügen, um die Diäten auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen.
Es werden oft radikale Veränderungen des Ernährungsverhaltens vorausge-
setzt, die meistens unausgewogen und einseitig sind. Solche ,,Crashkuren" wir-
ken, wenn überhaupt, nur kurzfristig und richten oft mehr Schaden als Nutzen
an. Sie können zu ernsthaften Essstörungen führen. Trotz allem ist die richtige
Ernährung bei einer Gewichtsreduktion von entscheidender Bedeutung. Es soll-
te auf einseitige Diäten verzichtet und stattdessen eine Ernährungsberatung mit
Ernährungsumstellung durchgeführt werden, um einen langfristigen Erfolg zu
erzielen.
Eine weitere Möglichkeit der Behandlung stellt die Bewegungstherapie dar. Al-
lerdings wird diese Interventionsassnahme bisher eher selten bei der Behand-
lung der Gewichtsreduktion mit einbezogen. Die Bedeutung der Bewegung ist
im medizinischen Denken oft vernachlässigt worden. Dies liegt an den Erfah-
rungen der Ärzte, die bisher nach körperlicher Belastung kaum Gewichtsverän-
derungen feststellen konnten. Sport ist kein Mittel zum schnellen Abnehmen.
Der Schwerpunkt der Bewegungstherapie liegt demnach nicht primär in der
Gewichtsreduktion, sondern der Erhaltung der Gewichtskonstanz. D.h., die Be-
wegungstherapie findet ihre Anwendung meist erst nach einer Ernährungsum-

3 T
HERAPIE DER
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DIPOSITAS
25
stellung, um das auf diese Weise reduzierte Gewicht zu halten bzw. einen er-
neuten Anstieg des Gewichts zu vermeiden. Zusätzlich wirkt sich der Sport po-
sitiv auf die Gesundheit aus und hilft Risikofaktoren zu mindern.
Im Rahmen der Adipositastherapie rücken die komplexen Interventionspro-
gramme, die Kombination verschiedener Therapieformen immer mehr in den
Mittelpunkt. Die Patienten bekommen eine ausgiebige Beratung bezüglich ge-
sunder Ernährung sowie sportlicher Aktivität und lernen ihre gewohnten Verhal-
tensweisen zu verändern.
Im weiteren Verlauf der Arbeit werden die verschiedenen Therapieformen näher
beschrieben. Hierbei gehe ich zunächst auf die diätetische und die Bewegungs-
therapie ein und erläutere im Anschluss daran die komplexen Interventionspro-
gramme.
3.1 Diätetische Therapie
Die Grundlage für eine Gewichtsreduktion stellt die diätetische Therapie dar. Mit
dem Begriff Diät ist nach der griechischen Definition nicht nur die geringere
Nahrungsaufnahme gemeint, sondern die Umstellung der Lebensgewohnhei-
ten. ,,Diät versteht sich als Grundlage einer vernünftigen Lebensführung, die
eine adäquate Ernährung, vernünftige körperliche Aktivität und das Vermeiden
schädlicher Verhaltensweisen umfasst" (W
ECHSLER
1998, 216).
Im Laufe der Zeit wurde die Diät allerdings auf die Kalorienreduzierung der Er-
nährung beschränkt. Wie kommt es nun zur erwünschten Gewichtsreduktion?
Einmal aufgenommene Kalorien müssen ausgeschieden, für den Stoffwechsel
aufgewendet oder durch körperliche Aktivität verbraucht werden. Von großer
Bedeutung bei einer Diät, um Gewicht zu verlieren, ist die negative Energiebi-
lanz, die durch eine Reduzierung der Kalorienzufuhr erreicht wird. Weiterhin
sollte bei einer Diät darauf geachtet werden, dass der Gewichtsverlust durch
den Abbau von Körperfetten und nicht von Proteinen erfolgt. Trotz des Wissens,
wie eine Diät funktioniert, ist es schwierig, eine zu finden, die wirklich erfolgver-
sprechend ist. Es haben sich viele, kaum noch überschaubare und wissen-
schaftlich nicht belegbare Diätformen entwickelt, doch ist bisher keine dabei, die
bei allen Menschen zu einer langfristigen Gewichtsabnahme führt (vgl. L
OGUE
1998, 320).

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26
Es ist zwischen folgenden Diätformen zu unterscheiden:
·
Nulldiät: Bei dieser Diät wird auf jegliche Zufuhr von Nahrungsenergie
verzichtet. Dafür wird der Flüssigkeitskonsum stark erhöht. Männer kön-
nen so pro Tag ca. 400 g und Frauen etwa 350 g abnehmen. Der Ei-
weißverlust ist in den ersten zwei Wochen besonders hoch. Für Perso-
nen, die schnell viel Gewicht verlieren wollen, ist die Nulldiät die effek-
tivste Methode. Allerdings ist sie auch nicht ungefährlich. Es kann zu
Schwäche, Müdigkeit, Haarausfall, Abnahme der Leistungsfähigkeit,
Problemen mit dem Herz-Kreislauf-System, Gichtanfällen, Nierensteinko-
liken und sogar Todesfällen kommen. Mögliche Gegenanzeichen des
Fastens sind Herzrhythmusstörungen, Nierenfunktionsstörungen, insu-
linpflichtige Zuckerkrankheit sowie psychische Störungen. Aufgrund die-
ser möglichen Komplikationen sollte eine Nulldiät nur unter ärztlicher
Kontrolle oder noch besser stationär durchgeführt werden. Die Langzeit-
erfolge sind eher unbefriedigend, was vermutlich damit zusammenhängt,
dass ein Fastender nicht lernt, sein Ernährungsverhalten umzustellen
(vgl. D
GE
E
RNÄHRUNGSBERICHT
1984, 186).
·
Modifiziertes Fasten: Das modifizierte Fasten ist heute unter dem Beg-
riff Formuladiät bekannt. Es wurde als ,,Ulmer Trunk" an der Universitäts-
klinik Ulm entwickelt. Durch diese Formuladiät werden dem Körper alle
wichtigen Nahrungskomponenten wie Spurenelemente, Mineralstoffe
und Vitamine zugeführt. Die tägliche Versorgung umfasst 33-50 g biolo-
gisch hochwertiges Protein, 25-45 g Kohlenhydrate und 1-7 g Fett, über-
wiegend essentielle Fettsäuren. Die extrem niedrige Energiezufuhr von
240-500 kcal/Tag sorgt für eine Gewichtsabnahme von etwa 12-13 kg in
vier Wochen. Der Proteinverlust beträgt am gesamten Gewichtsverlust
nur 3-4%, während das Fettgewebe mit 80% den größten Anteil aus-
macht, liegt der Wasserverlust bei ca. 16-20%. Komplikationen des mo-
difizierten Fastens können unter ärztlicher, ernährungstherapeutischer
sowie psychologischer Behandlung vermieden werden. Bei längerer Ein-
nahme der Formuladiät können Nebenwirkungen wie Kältegefühl und
Frieren auftreten. Außerdem kann es zu orthostatischen Beschwerden,
Elektrolytimbalancen, Menstruationsstörungen und intermittierendem
Haarausfall kommen (vgl. W
ECHSLER
1998, 221). Langzeiterfolge sind in

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27
der Regel eher unbefriedigend, auch wenn sie unterschiedlich beurteilt
werden. Das hängt damit zusammen, dass die Patienten diese Ab-
nehmmaßnahme als ein Verfahren mit begrenzter Dauer ansehen. Sie
ändern nicht ihre Essgewohnheiten, sondern fallen nach dem modifizier-
ten Fasten wieder in ihr altes Ernährungsverhalten zurück. Dadurch sind
sie nicht in der Lage ihr reduziertes Körpergewicht zu halten und nehmen
daraufhin schnell wieder zu (vgl. G
RIES
/T
OELLER
/K
OSCHINSKY
1992,
1244).
·
Energiereduzierte Mischkost: Bei der energiereduzierten Mischkost
wird ein Diätplan vorausgesetzt, an den sich der Patient über einen län-
geren Zeitraum halten muss. Den Patienten fällt diese Art des Abneh-
mens meistens schwer, da die energiereduzierte Mischkost einer norma-
len Ernährung sehr nahe kommt. Sie haben häufig Probleme bei der Ab-
grenzung (vgl. E
LLROTT
1997, 42). Die kalorienreduzierten Mischkost um-
fasst täglich ca. 1000-2000 kcal, die sich aus etwa 50-55% Kohlenhydra-
ten, 30-35% Fett und 15-20% Eiweiß zusammensetzt.
·
Extrem hypokalorische Diäten: Sie werden auch als Very-low-calorie-
diets (VLCD) bezeichnet und weisen nur ca. 450-700 kcal/Tag auf. Hy-
pokalorische Diäten müssen mindestens 50g Protein, 45g Kohlenhydrate
und 7g Fett beinhalten. Außerdem sollte auf die ausreichende Zufuhr von
Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen geachtet werden. Diese
Form der Diät sollte nicht länger als 4-6 Wochen durchgeführt werden.
Sie findet vorwiegend bei extrem übergewichtigen Patienten Anwendung,
bei denen aus medizinischen Gründen oder bedingt durch eine anste-
hende Operation eine schnelle Gewichtsabnahme erfolgen muss. Diese
VLCD bedarf ärztlicher Betreuung (vgl. W
ECHSLER
1998, 219).
Es gibt eine Reihe weiterer Kostformen, die in den Medien als Blitz-, Crash- und
Hungerdiäten bezeichnet werden. Ihre Anzahl wird auf etwa 500 verschiedene
Diäten geschätzt (vgl. H
AUNER
1996, 158). Leider sind die meisten solcher Diä-
ten durch eine extreme Nährstoffrelation und eine selektive Lebensmittelaus-
wahl gekennzeichnet, die zu Fehl- oder Mangelernährung führen und alles an-
dere als gesund sind (vgl. E
LLROTT
1997, 43). Sie erfüllen zwar kurzfristig ihr
Ziel, sind für eine langfristige Abnahme jedoch ungeeignet. In der folgenden

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28
Tabelle werden einige der bekanntesten und beliebtesten Diäten kritisch vorge-
stellt.
Diät
Prinzip
Beurteilung
ausgewo-
gene Diä-
ten
Brigitte-
Diät
1000 kcal/Tag, Dauer 8 Wochen,
große Auswahl von Menüvor-
schlägen, frische Produkte wie
Gemüse und fettarmes Fleisch-
und Fischsorten, Zucker und tieri-
sche Fette werden gemieden
erheblicher Zeitaufwand bei
Mahlzeitenzubereitung, fester
Speiseplan erfordert viel Mühe
und Disziplin, Vorteil: schon
während der Diät werden
Grundlagen der gesunden Er-
nährung gelernt
kohlen-
hydratrei-
che Diä-
ten mit
Kalorien-
be-
grenzung
Kartoffel-
Diät
Kartoffeln stehen im Mittelpunkt --
hoher Anteil an Stärke, Ballaststof-
fe, Vitamine, Mineralstoffe, pflanz-
liches Eiweiß, geringe Mengen
ungesättigter Fettsäuren, Ergän-
zungen durch Obst, Gemüse und
wenig Fleisch bzw. Fisch sind
erlaubt, 600-1200 kcal/Tag
man wird gut satt, Kosten der
Diät sind niedrig, Zubereitung
ist einfach und wenig zeitauf-
wendig, dafür ist sie monoton
und fade, für kurzfristige Ge-
wichtsreduktion gut geeignet,
wird selten lange durchgehal-
ten
Kartoffel-
Ei-Diät
neben Kartoffelgerichten sind Eier
erlaubt, Zufuhr von hochwertigem
Protein verbessert die Nährstoff-
versorgung, 1000-1200 kcal/Tag
eignet sich auch für längere
Anwendung, aber auch hier tritt
das Problem der Eintönigkeit
auf
Reis-Diät Reis ist nährstoffreich und kalo-
rienarm, durch hohen Kalium- und
niedrigen Natriumgehalt kommt es
zu einem entwässernden Effekt,
etwas Fleisch, Fisch, Geflügel,
Gemüse und wenig Milchprodukte
sind erlaubt, 1000-1200 kcal/Tag
gute Gewichtsabnahme mög-
lich, Nährstoffversorgung ist im
Wesentlichen gewährleistet, für
längere Anwendung ist der
Speiseplan zu einseitig
Dr. Haas
Top-Diät
kohlenhydratreiche sowie fett- und
eiweißarme Diät, max. 1000
kcal/Tag
wegen niedriger Aufnahme
tierischer Proteine ist die Ei-
weißversorgung, aber auch
Eisen-, Kalzium- und Vitamin-
B-Versorgung nicht gesichert
-- von einer längeren Anwen-
dung ist abzuraten

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F-Plan-
Diät
enthält hauptsächlich komplexe
Kohlenhydrate, die reich an Bal-
laststoffen sind, Eiweißbedarf wird
durch kleine Mengen fettarmer
Fleischsorten gedeckt, 1000-1500
kcal/Tag
Nährstoffversorgung wird wei-
testgehend sichergestellt, aus-
gewogene, vernünftige Ernäh-
rung, die auch auf Dauer ge-
eignet ist, nachteilig ist die be-
scheidene Rezeptauswahl und
der Aufwand für die Essens-
vorbereitung
Apfel-
Diät
Speiseplan besteht nur aus Äpfeln,
max. 6 am Tag, Kalorienzufuhr ist
sehr niedrig, kaum Eiweiß- und
Fettaufnahme
extrem einseitige Kost von der
nur abgeraten werden kann
Obstdiä-
ten
kohlenhydratreich, Verzicht auf
Eiweiß und Fett, Aufnahme von
Vitaminen, Mineralstoffen und
Ballaststoffen
massiver Eiweißverlust, Glyko-
genspeicher werden entleert,
hoher Wasserverlust, Fettver-
lust bleibt gering, wenig sinn-
volle Diät, rasche Wiederzu-
nahme nach der Diät
Fett- und
eiweißrei-
che Diä-
ten
Dr. At-
kins-Diät
außer Kohlenhydrate darf alles
ohne Beschränkung gegessen
werden
Gefahr der Arteriosklerose,
Erhöhung der Harnsäure, kann
Gichtanfälle auslösen und birgt
Risiko für bestimmte Krebsar-
ten, moderne Ernährungslehre
lehnt diese Art der Diät ab
Dr. Lutz-
Diät
fleischreiche aber kohlenhydrat-
arme Kost, 800-1200 kcal/Tag
umfassende Nährstoffversor-
gung ist nicht gegeben, lang-
fristig nicht zu empfehlen
Mayo-
Diät
betont eiweißreiche Diät, 1200-
1500 kcal/Tag, Fettgehalt relativ
niedrig
für längere Anwendung nicht zu
empfehlen, durch großen Ver-
zehr von Eiern und Fleisch ist
mit einer Erhöhung der Choles-
terinwerte zu rechnen
Punkt-
Diät
kohlenhydratarm, eiweiß- und
fettreich, jedem Lebensmittel wird
ein Punktwert zugeordnet, Fleisch
und Alkohol sind erlaubt
unausgewogene Kost, die nicht
zu empfehlen ist

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30
Holly-
wood-
Diät
kohlenhydratarm und eiweißreich,
500-800 kcal/Tag, vorwiegend
Obst, Fleisch, Fisch, Eier
Mangelernährung von Vitami-
nen und Mineralstoffen, erhöh-
te Nierenbelastung, einseitige
Kostform, sollte wenn über-
haupt nur für kurze Zeit bei
gesunden Übergewichtigen
angewendet werden
Trenn-
kost-
Diäten
Hay´sche
Trenn-
kost
stärkehaltige Nahrungsmittel, ei-
weiß- und fettarm, unter 1000
kcal/Tag
nur für begrenzte Zeit zu emp-
fehlen, verantwortungslos sind
die mit dieser Ernährung ver-
bundenen Versprechungen der
Heilung von zahlreichen Krank-
heiten
Fit for
life-
Pro-
gramm
kohlenhydrat- und eiweißreiche
Nahrungsmittel müssen getrennt
gegessen werden
bei längerer Anwendung kann
es zu Mangelzuständen kom-
men
Trenn-
Diät nach
Köhn-
lechner
kohlenhydratarm, Fleisch, Fisch
und fettarme Milchprodukte sind
unbegrenzt erlaubt
Kohlenhydratmangel und Ei-
weißüberschuss sind medizi-
nisch bedenklich, kaum Ge-
wichtsabnahme da die Kalo-
rienzufuhr nicht beschränkt ist
andere
extreme
Kostfor-
men
Herbalife die Firma bietet verschiedene Pro-
dukte an: Formuladiät, Ballast-
stoffkonzentrat, Vitamine und Mi-
neralien, Preßlinge mit Vitaminen,
Tee etc.
mit Ausnahme der Formuladiät
dürften die Produkte unwirksam
sein, aggressive Verkaufsme-
thoden tragen zum negativen
Image der Firma bei
Tab. 6: Crash- und Außenseiterdiäten (vgl. H
AUNER
1996, 160)
Wie die Tabelle zeigt, erweisen sich die meisten Diäten eher als schädlich für
den Körper, weil sie Mangelzustände hervorrufen. Obwohl viele der ,,Wunderdi-
äten" geschmacklich nicht sehr reizvoll sind, werden sie immer wieder durchge-
führt, weil in kürzester Zeit einige Kilogramm Gewicht reduziert werden können.
Leider basieren die wenigsten Diäten auf wissenschaftlich gesicherten Erkennt-
nissen, sondern nur auf dem Wunschdenken der Erfinder. Trotz allem haben
sie Erfolg damit, da die Menschen mit dem Wunsch, unbedingt Gewicht verlie-
ren zu wollen, extrem viel auf sich nehmen. Dies ist gefährlich, da es durch die
oft sehr einseitige Ernährung auf Dauer zu Schädigungen der Gesundheit
kommen kann. Es fehlt eine annehmbare Versorgung mit wichtigen Nährstof-

3 T
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DIPOSITAS
31
fen. Bei den Betroffenen ist besonders eine ausreichende Vitaminzufuhr nicht
gegeben, was zu Mangelerscheinungen und Krankheiten führen kann, wie z.B.
Kreislaufstörungen, Heißhunger, Kraftlosigkeit, Müdigkeit oder Konzentrations-
störungen (vgl. H
AUNER
1996, 158).
Die Langzeitergebnisse von Reduktionsdiäten sind in der Regel eher unbefrie-
digend. Es werden rasche Erfolge erzielt, aber sobald die Diät abgeschlossen
ist und die Person sich wieder wie früher ernährt, dauert es nicht lange, bis das
ursprüngliche Gewicht oder sogar ein höheres erreicht ist. Hier stellt sich häufig
die Frage, warum es nach einer Diät wieder zu einer so schnellen Gewichtszu-
nahme kommt. In Folge der radikalen Senkung der Kalorienzufuhr gerät der
Körper in eine Notsituation. Der Grundumsatz des Körpers wird so verändert,
dass er mit weniger Kalorien auskommt, also die Nahrungsverwertung verbes-
sert. Dadurch wird die körperliche Aktivität eingeschränkt. Die Muskulatur wird
weniger gebraucht, woraufhin der Körper dazu übergeht, körpereigenes Eiweiß
anstatt Fett zu verbrennen. Das Gewicht wird zwar reduziert, aber das Körper-
fett - das sich verringern soll - bleibt erhalten. Der Körper bewahrt es für
,,schlechte Zeiten" so lange wie möglich auf. Durch die Diät benötigt der Körper
nicht mehr so viel Energie, da sich der Stoffwechsel aufgrund der geringeren
Kalorienzufuhr reduziert hat. Wird nun nach Abschluss der Reduktionskost wie-
der normal gegessen, ist es möglich, dass die erhöhte Nahrungsverwertung
erhalten bleibt und das Gewicht wieder ansteigt, selbst wenn im Durchschnitt
weniger gegessen wird als gewohnt. Je häufiger ein Wechsel zwischen Abma-
gerungskur und Gewichtszunahme erfolgt, um so eher tritt dieser Gewichtszu-
nahme-Effekt auf. Es entsteht ein Teufelskreis, in dem jede weitere Diät diesen
Effekt noch verstärkt. Das heißt also: Diäten können bei häufiger Anwendung
den gegenteiligen Effekt erzielen, nämlich die Gewichtszunahme. Dies wird in
der Literatur auch als sogenannter Jo-Jo-Effekt bezeichnet (vgl.
G
OTTSCHALL
/H
EILIG
2000, 21).
Die Crash- und Außenseiterdiäten bergen teilweise sehr hohe gesundheitliche
Risiken und halten äußerst selten das, was sie versprechen. Bei einer ge-
wünschten Gewichtsreduktion sollte ein Arzt bzw. eine Ernährungsberatung
aufgesucht werden, um eine langfristige Umstellung der Essgewohnheiten an-
zustreben. Die Patienten müssen sich mit ihren Lebensgewohnheiten und ihrem

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832471613
ISBN (Paperback)
9783838671611
Dateigröße
3.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Bielefeld – Psychologie und Sportwissenschaft
Note
1,3
Schlagworte
adipositas übergewicht bewegungsprogramm adipositatherapie diät
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