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Ökotourismus in Belize

Belize als Beispiel einer nachhaltigen Entwicklung durch den Tourismus?

©2003 Diplomarbeit 108 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Ein verantwortungsbewusster Tourismus in Form des Ökotourismus wird seitens der belizischen Regierung als Basis für die nachhaltige Entwicklung des jungen Staates Belize in Zentralamerika gesehen. Somit wurden in den letzten Jahren zahlreiche Nationalparks im Land ausgewiesen und ökotouristische Maßnahmen, wie z.B. eine Umweltsteuer für Touristen eingeführt.
Dennoch hat sich die touristische Entwicklungsstrategie des Landes vom Nachhaltigkeitsgedanken entfernt. Die steigende Zahl an Kreuzfahrtschiffpassagieren sowie der Umbau kleiner Inseln zu Golfplätzen sprechen für den Wandel des Tourismussektors. Die These, dass der Ökotourismus in Belize als Basis für die nachhaltige Entwicklung des Landes genutzt wird, scheint fraglich.
Für eine umfassende und detaillierte Analyse wurde ein spezieller Fragebogen entwickelt, der über den Ökotourismus in Belize näheren Aufschluss geben sollte. Durch die Befragungsergebnisse konnte eine Typologisierung der Reisenden durchgeführt werden, die den Ist-Zustand des Tourismus in Belize genauer skizziert. Die zentrale Leitfrage für diese Typologisierung lautet: Wie viele und welche Touristen sind an dem ökotouristischen Angebot des Landes interessiert, nehmen es wahr und nutzen es? Besonders die auffälligen Unterschiede der Kreuzfahrtschiffpassagiere und Individualreisenden in ihrem Wissen, Interesse und ihren jeweiligen Wahrnehmungen der Urlaubsdestination und der Problematik des Tourismus in einem Entwicklungsland, wurden bereits während der Befragungsphase deutlich sichtbar. Die Erhebung der Reiseausgaben und Reisedauer konnte deutlich einen Mehrwert der Individualreisenden gegenüber den Kreuzfahrtschiffpassagieren für das Land zeigen. Außerdem war es möglich, anhand der Befragung und Analyse des natürlichen Potentials sowie der wirtschaftlichen Situation, Entwicklungsmöglichkeiten und Handlungsempfehlungen für den (Öko-)Tourismus in Belize zu entwickeln.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
ABBILDUNGSVERZEICHNISIV
TABELLENVERZEICHNISV
ABKÜRZUNGSVERZEICHNISVI
1.Einleitung und Methodik1
1.1Zielsetzung und Problemstellung der Arbeit1
1.1.1Hintergrund und Problemstellung1
1.1.2Aufbau und Zielsetzung3
1.1.3Forschungshypothesen4
1.2Definitorische Grundlagen6
1.3Arbeitsmethodik9
1.3.1Forschungsarbeiten der letzten Jahre9
1.3.2Methodisches Vorgehen10
1.3.3Auswahl der Befragungsorte11
1.3.4Problematik der Erhebung12
2.Tourismus in […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7128
Geis, Sven: Ökotourismus in Belize - Belize als Beispiel einer nachhaltigen Entwicklung
durch den Tourismus?
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Universität Trier, Universität, Diplomarbeit, 2003
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Printed in Germany

VORWORT
Die Idee, eine Arbeit über den Ökotourismus in Belize zu schreiben, entstand während
einer Reise durch Zentralamerika im Sommer 2000. Besonders beeindruckt war ich
von der Unberührtheit der Natur und der Freundlichkeit der Menschen ­ beides
hinterließ einen bleibenden Eindruck. Vor allem waren für mich auch die Bemühungen
Belizes um neue ökotouristische Maßnahmen interessant, wie z.B. die Umweltsteuer
für Touristen und die Ausweisung zahlreicher Nationalparks im Land.
Ein verantwortungsbewusster Tourismus in Form des Ökotourismus wird als Basis für
die nachhaltige Entwicklung des jungen Staates Belize gesehen, was mir hoch
interessant schien und mich dazu veranlasste, eine Arbeit über den Ökotourismus in
Belize zu schreiben. Bestätigt wurde diese Entscheidung durch die anhaltende und
sich noch verstärkende Diskussion über den Ökotourismus und dessen
Zusammenhang mit einer nachhaltigen Entwicklung. Diese Diskussion regte auch die
UNO dazu an, das Internationale Jahr des Ökotourismus 2002 auszurufen.
Persönlich bestand neben dem Interesse an Zentralamerika, Belize und der Thematik
der nachhaltigen Entwicklung durch den Ökotourismus auch der Wunsch, ein
umfassendes Projekt in eigenständiger Konzeption, Ausführung und Auswertung in
einem Dritte Welt Land durchzuführen. Wie im Vorfeld vermutet, waren die Eindrücke
und Erfahrungen, die ich dabei gesammelt habe, vor allem auch hinsichtlich der
Bewältigung allgemeiner Problematiken bei der Durchführung einer selbständigen
Arbeit in Belize, sehr lehrreich.
Nach einer ersten intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik zeigte sich
deutlich, dass sich die touristische Entwicklungsstrategie des Landes vom
Nachhaltigkeitsgedanken
entfernt
hatte.
Die
steigende
Zahl
an
Kreuzfahrtschiffpassagieren sowie der Bau von Golfplätzen auf einsamen und
verlassenen Inseln sprechen für einen Wandel des Tourismussektors in Belize. Die
These, dass der Ökotourismus in Belize als Basis für die nachhaltige Entwicklung des
Landes genutzt wird, schien fraglich. Eine Betrachtung der Tourismuspolitik sowie
tourismusunabhängiger Projekte der Regierung war unumgänglich.
Für eine umfassende und detaillierte Analyse entwickelte ich deshalb einen speziellen
Fragebogen, der über den Ökotourismus in Belize näheren Aufschluss geben sollte.
Durch die Befragungsergebnisse konnte dann auch eine Typologisierung der

Reisenden durchgeführt werden, die den Ist-Zustand des Tourismus in Belize genauer
skizziert. Die zentrale Leitfrage für diese Typologisierung lautet: Wie viele und welche
Touristen sind an dem ökotouristischen Angebot des Landes interessiert, nehmen es
wahr
und
nutzen
es?
Besonders
die
auffälligen
Unterschiede
der
Kreuzfahrtschiffpassagiere und Individualreisenden in ihrem Wissen, Interesse und
ihren jeweiligen Wahrnehmungen der Urlaubsdestination und der Problematik des
Tourismus in einem Entwicklungsland, wurden bereits während der Befragungsphase
deutlich sichtbar. Die Erhebung der Reiseausgaben und Reisedauer konnte deutlich
einen Mehrwert der Individualreisenden gegenüber den Kreuzfahrtschiffpassagieren für
das Land zeigen. Außerdem war es möglich, anhand der Befragung und Analyse des
natürlichen Potentials sowie der wirtschaftlichen Situation, Entwicklungsmöglichkeiten
und Handlungsempfehlungen für den (Öko-)Tourismus in Belize zu entwickeln.
Diese Arbeit spricht sich also positiv für die Entwicklung eines Landes durch einen
nachhaltigen Tourismus aus, wobei der "wahre" Ökotourismus als das entscheidende
Konzept angesehen wird.
Sven Geis
Mannheim, im April 2003

I
INHALTSVERZEICHNIS...
I
ABBILDUNGSVERZEICHNIS...
IV
TABELLENVERZEICHNIS...
V
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS...
VI
1
Einleitung und Methodik... 1
1.1
Zielsetzung und Problemstellung der Arbeit...1
1.1.1 Hintergrund und Problemstellung... 1
1.1.2 Aufbau und Zielsetzung...3
1.1.3 Forschungshypothesen... 4
1.2
Definitorische Grundlagen... 6
1.3
Arbeitsmethodik...9
1.3.1 Forschungsarbeiten der letzten Jahre... 9
1.3.2 Methodisches Vorgehen...10
1.3.3 Auswahl der Befragungsorte... 11
1.3.4 Problematik der Erhebung...12
2
Tourismus in Entwicklungsländern...14
2.1
Hintergrund...14
2.2
Akteure und Interessen des Tourismus in Entwicklungsländern... 17
2.3
Auswirkungen des Tourismus in Entwicklungsländern... 19
2.3.1 Wirtschaftliche Auswirkungen... 19
2.3.2 Soziokulturelle Auswirkungen... 20
2.3.3 Ökologische Auswirkungen... 21
3
Ökotourismus... 22
3.1
Tourismus und Nachhaltigkeit... 22
3.2
Merkmale des Ökotourismus... 23
3.3
Akteure im Ökotourismus... 27
3.4
Der internationale Vergleich... 30

II
4
Tourismus in Belize... 31
4.1
Landeskunde Belize... 31
4.2
Die Angebotsstruktur... 33
4.2.1 Das naturräumliche Potential... 33
4.2.2 Das touristische Angebot... 36
EXKURS: The Toledo Ecotourism Association... 38
4.2.3 Die touristische Infrastruktur... 40
4.3
Die Nachfragestruktur... 42
4.3.1 Gästeankünfte... 42
4.3.2 Herkunft der Gäste... 42
4.3.3 Gästezahlen der Hauptattraktionen...43
4.4
Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus... 44
4.5
Die Organisationsstruktur des Tourismus in Belize...45
5
Befragung zum Ökotourismus in Belize... 46
5.1
Vorbemerkung... 46
5.2
Struktur und allgemeine Merkmale der Touristen... 47
5.2.1 Nationalität... 47
5.2.2 Sozioökonomischer Status (Alter, Geschlecht, Bildungsniveau) ...48
5.2.3 Organisation und Art der Reise... 50
5.2.4 Häufigkeit, Aufenthaltsdauer und Reiseausgaben... 52
5.2.5 Bevorzugte Transportmittel und Unterkunftsarten...54
5.2.6 Urlaubsaktivitäten und Motive... 56
5.2.7 Zusammenfassung... 58
5.3
Informationsverhalten, Wahrnehmung und Bewertung des Tourismus... 59
5.3.1 Verwendete Informationen vor Antritt der Reise... 59
5.3.2 Eigenes Verständnis der Touristen vom Ökotourismus... 60
5.3.3 Bekannte Institutionen im Bereich des Ökotourismus... 61
5.3.4 Ökologische Aktivitäten... 62
5.3.5 Eigene Einschätzung der Effekte des Aufenthalts in Belize... 62
5.3.6 Bemerkte Umweltschäden und Anzeichen sozialer Probleme... 64
5.3.7 Bewertung ökotouristischer Maßnahmen (Ökosiegel, Ökosteuer)... 66
5.3.8 Die geplante Verbundenheit nach der Reise... 68
5.3.9 Zusammenfassung... 69
5.4
Typologisierung der Touristen nach ökotouristischen Merkmalen... 70
5.4.1 Ansätze zur Zielgruppenanalyse im Tourismus... 70
5.4.2 Endergebnis der Zielgruppenanalyse...71

III
6
Die Zukunft des Tourismus in Belize... 75
6.1
Die ökonomische Zukunft Belizes... 75
6.2
Entwicklung und Ziele des Tourismus in Belize... 77
EXKURS: Der Kreuzfahrttourismus...79
7
Handlungsempfehlungen für den Tourismus in Belize... 82
7.1
Situationsanalyse des Ökotourismus in Belize...82
7.2
Handlungsempfehlungen... 84
8
Resümee... 87
LITERATURVERZEICHNIS... 88
INTERNETQUELLENVERZEICHNIS... 91
ANHANG...94
A1
Fragebogen... 95

IV
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Übersichtskarte des Landes... 13
Abb. 2: Die geographische Lage Belizes... 31
Abb. 3: Geologische Karte des Landes... 33
Abb. 4: Topographische Karte des Landes... 34
Abb. 5: Die Naturlandschaften des Landes... 35
Abb. 6: Klimadiagramm Belize City...35
Abb. 7: Die jährlichen Niederschläge... 36
Abb. 8: Übersichtskarte der belizischen Schutzgebiete... 37
Abb. 9: Die Entwicklung der Hotels (1997 ­ 2001)... 40
Abb.10: Die durchschnittliche Beschäftigten- und Bettenanzahl (1997 ­ 2001)... 41
Abb.11: Die Entwicklung der Touristenankünfte (1997 ­ 2001)... 42
Abb.12: Die Herkunftsländer der Gäste (2001)... 42
Abb.13: Die Organisationsstruktur des Tourismus in Belize... 45
Abb.14: Die Herkunftsländer der Gäste... 47
Abb.15: Die Herkunft der Gäste nach Kontinenten... 47
Abb.16: Das Alter der Gäste... 48
Abb.17: Das Geschlecht der Gäste... 49
Abb.18: Das Bildungsniveau der Gäste... 50
Abb.19: Die Organisation der Reise... 50
Abb.20: Die Reiseroute der Gäste... 51
Abb.21: Die Anzahl der Wiederholungsbesucher... 52
Abb.22: Die Anzahl der Belizebesuche... 52
Abb.23: Die Aufenthaltsdauer der Gäste... 53
Abb.24: Die bevorzugten Verkehrsmittel der Gäste... 54
Abb.25: Die bevorzugte Unterkunftsart der Gäste... 55
Abb.26: Die Reisemotive der Gäste... 56
Abb.27: Die Urlaubsaktivitäten der Gäste... 57
Abb.28: Das Informationsverhalten der Gäste... 59
Abb.29: Die gewählten Informationsquellen der Gäste... 59
Abb.30: Die ökologischen Urlaubsaktivitäten der Gäste... 62
Abb.31: Einschätzung der Effekte des Urlaubsaufenthaltes durch die Gäste... 63
Abb.32: Die bemerkten Umweltschäden in Belize... 64
Abb.33: Art der bemerkten Umweltschäden in Belize... 64
Abb.34: Die bemerkten sozialen Probleme in Belize... 65
Abb.35: Die Bewertung einer ökotouristischen Maßnahme (Ökosiegel)... 67

V
Abb.36: Die Bewertung einer ökotouristischen Maßnahme (Umweltsteuer)... 67
Abb.37: Die geplante Verbundenheit nach der Reise... 68
Abb.38: Endergebnis der Gästetypologisierung... 72
Abb.39: Belize Tourism Village... 75
Abb.40: Der geplante Chalillo Staudamm... 76
TABELLENVERZEICHNIS
Tab. 1: Orte und Auswahlkriterien der Gästebefragung in Belize... 12
Tab. 2: Touristische Ankünfte und Einnahmen der EL und SL (2001) ... 14
Tab. 3: Akteure im EL-Tourismus... 17
Tab. 4: Schutzgebietskategorien der WTO... 24
Tab. 5: Akteure und Aufgabenverteilung im Ökotourismus... 27
Tab. 6: Besucherzahlen der beliebtesten Nationalparks und Attraktionen
(2001)... 43
Tab. 7: Bekanntheit der im Ökotourismus tätigen Institutionen... 61
Tab. 8: Merkmale zur Typologisierung der Ökotouristen (eigener Ansatz)... 72
Tab. 9: Erste Auswertung der Typologisierung... 72
Tab.10: Soziodemographische Merkmale der Ökotouristen... 73

VI
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abb.
Abbildung
BIP
Bruttosozialprodukt
BRD
Bundesrepublik Deutschland
BTB
Belize Tourism Board
BTIA
Belize Tourism Association
BZD
Belize-Dollar
bzw.
beziehungsweise
C
Celsius
CRS
Computer-Reservierungs-Systeme
EL
Entwicklungsländer
etc.
et cetera
EU
Europäische Union
e.V.
eingetragener Verein
GTZ
Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH
IUCN
The World Conservation Union
IL
Industrieländer
km²
Quadratkilometer
Mio.
Millionen
mm
Millimeter
Mrd.
Milliarden
mündl.
mündlich
NRO
Nicht-Regierungs-Organisation
PKW
Personenkraftwagen
SL
Schwellenländer
Tab.
Tabelle
TEA
The Toledo Ecotourism Association
TES
The Ecotourism Society
TV
Television
UNEP
United Nations Environment Programme
UNO
United Nations Organization
USA
United States of America
USD
US-Dollar
usw.
und so weiter
vgl.
vergleiche
WRI
World Resources Institute
WTO
World Tourism Organization
WWF
World Wildlife Fund
z.B.
zum Beispiel

1
1
Einleitung und Methodik
1.1
Zielsetzung und Problemstellung der Arbeit
1.1.1 Hintergrund und Problemstellung
Die Zahl der Auslandsreisen erreichte im Jahr 2000 ihren Höhepunkt mit 696.8
Millionen touristischen Ankünften weltweit (WTO 2002a). Die Geschehnisse und
Folgen des 11. Septembers 2001 sowie die schwache Wirtschaft der Industrieländer
als touristisches Hauptquellgebiet führten zu einem geringen Rückgang der Ankünfte
um -0,6% im Jahr 2001 (WTO 2002a). Dieser Trend bestätigte sich nicht für die Länder
Zentralamerikas, die einen leichten Gewinn von 1,8% verzeichnen konnten (WTO
2002b). Die Erwartungen der Entwicklungsländer an diesen Wirtschaftszweig sind
ungebrochen hoch, bietet der Tourismus im Gegensatz zum fehlenden Potential des
Agrar- und Industriesektors die Möglichkeit, ein konkurrenzfähiges Produkt auf dem
Weltmarkt anzubieten. Warmes Klima, unberührte Landschaften, exotische Kulturen
und Völker stellen die Hauptressourcen des primären touristischen Angebots der
Entwicklungsländer. Die Förderung des Fremdenverkehrs bietet die Chance,
wirtschaftliche Schwächen zu verringern und damit die Problematiken der
Bevölkerungsexplosion, Massenarbeitslosigkeit, Verschärfung sozialer und räumlicher
Disparitäten sowie Zahlungsbilanzdefizite zu mindern und damit die politische Stabilität
aufrecht zu erhalten. Eine Gleichsetzung der Entwicklung mit wirtschaftlichem
Wachstum, ausgedrückt in einem steigenden Bruttosozialprodukt, stellen die
vorrangigen Ziele der Entwicklungsstrategien der meisten Länder. Die wirtschaftlichen
Entwicklungsziele, wie Deviseneinnahmen, Schaffung von Arbeitsplätzen und
Einkommenssteigerung der Bevölkerung durch den Tourismus können nicht allein
betrachtet werden, sondern müssen im Zusammenhang mit ökologischen und
soziokulturellen Veränderungen gesehen werden. Diese Betrachtungsweise setzt sich
langsam durch, so dass die Sozial- und Umweltverträglichkeit des Tourismus zur
Grundvoraussetzung für die Entwicklung der Länder und einer Verbesserung des
Lebensstandards der Bevölkerung wird. Eine langfristige Sicherung der Ressourcen
steht im Vordergrund einer nachhaltigen Entwicklung. Die Nutzung der Ressourcen
darf nicht in Form einer irreparablen Zerstörung stattfinden, so dass sie auch späteren
Generationen zur Verfügung stehen können.
Die Theorie der nachhaltigen Entwicklung setzte sich im Tourismus etwa ab 1985
durch und fand im Ökotourismus ihre Umsetzung (vgl. VORLAUFER 1996, S.7).
Hierbei ist die langfristige Erhaltung der Natur die Voraussetzung für den Fortbestand
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

2
des Fremdenverkehrs. Von besonderer Bedeutung ist die Einrichtung von
Naturschutzgebieten und deren Finanzierung durch den Tourismus. Dies geschieht in
Form eines "Naturschutzes durch Naturgenuss" für die Touristen und der Partizipation
der lokalen Bevölkerung, sei es durch die Mitsprache bei Fremdenverkehrsprojekten
oder durch
alternative Einnahmemöglichkeiten im Sinne eines "Benefit-sharing" (vgl.
STECK 1997, S.3).
Der ökologische Aspekt des Reisens ist in den Fremdenverkehrsstrategien fast jeder
Reisedestination zu finden. Sei es als Grundmerkmal der Entwicklungsstrategie oder
als Vermarktungsstrategie. Nach einer Betrachtung des Marktes für Ökotourismus ist
dies keine Überraschung. Der Naturtourismus wuchs Ende der 90er Jahre zwischen
10% bis 30% jährlich (vgl. REINGOLD 1993), während der gesamte Tourismus
Steigerungsraten von etwa 4% erreichte (vgl. WRI 1990). Eine Studie von FILLION
(1994) über die Reisemotivationen von Touristen in verschiedenen Destinationen
weltweit ergab, dass 40% bis 60% Naturtouristen seien, definiert als Reisende, die
Natur erfahren und genießen wollen. Bei 528.4 Millionen Touristenankünften im Jahr
1994 weltweit sind dies 211 bis 317 Millionen Naturtouristen.
In Zentralamerika haben die einzelnen Länder unterschiedliche Erfahrungen mit dem
boomenden Tourismussektor gemacht. Der Begriff "Ecoturismo" wird von allen
Ländern unterschiedlich umgesetzt und diskutiert, wobei eine genauere Definition nicht
existiert.
Während heute etwa 35 Millionen Menschen in Zentralamerika leben, werden es in
zehn Jahren etwa 45 Millionen sein. Problematisch ist vor allem die weit verbreitete
Armut der indigenen Völker in den ländlichen Gebieten. Die natürlichen Ressourcen
sind die wenigen Reichtümer Zentralamerikas. 7% bis 10% aller pflanzlichen und
tierischen Arten der Welt sind auf 0,5% der Erdoberfläche in 350 verschiedenen
Landschaftsformen vorhanden. Insgesamt gibt es etwa 450 Naturschutzgebiete und
Nationalparks (vgl. GTZ 2002, S.28-29). Besonders Costa Rica, aber auch Belize sind
für ihren Ökotourismus bekannt. Belize erlangte die Unabhängigkeit 1981. Nachdem
die erste eigenständige Regierung auf Forst- und Agrarwirtschaft setzte und dem
Tourismus gegenüber eher abgeneigt eingestellt war, wurde 1985 doch der Tourismus
als zweite Priorität zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes erklärt (vgl. RATTER
1997, S.219-220). Das Belize Tourism Board übernahm mit seiner Gründung 1990 die
Aufgaben der Tourismusentwicklung und bestimmte den Ökotourismus als Basis für
die Entwicklung des Fremdenverkehrs (vgl. RATTER 1997, S.220 / vgl. BTB 2002g).
Jedoch sind die Vorstellungen von Ökotourismus so vielfältig, wie die
Naturschönheiten Belizes, so dass nicht jede Reiseform dem Gedanken der
Nachhaltigkeit entspricht. Ein Beispiel hierfür ist der Tourismus in Costa Rica, der mit
über einer Million Besucher zum Massentourismus zählt.
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

3
1987 gab es in Belize 163 Hotels mit 1653 Betten. 2001 waren es 418 Hotels mit 7187
Betten (BTB 2002a). Die Zuwachsrate der Touristenankünfte lag bis einschließlich
1998 über 20%. Nach starken Einbrüchen 1999 und einer Erholung 2000 stagnierten
die Touristenankünfte. 2001 kamen 195.955 Touristen nach Belize (BTB 2002d).
Ende der 90er stiegen vor allem die Gästeankünfte per Kreuzfahrtschiff. 1997 waren es
gerade 2.678, während es 2000 schon 58.131 waren. Dies entspricht einer
Zuwachsrate von 2170%. Allerdings gingen sie 2001 auf 48.116 zurück (BTB 2002c).
Gerade diese Reiseform birgt soziokulturelle und ökologische Probleme. Ökotourismus
ist keine Standardlösung für die Entwicklung eines Landes, sondern muss professionell
geplant und durchgeführt werden. Es ist ein Prozess des Bewusstwerdens und muss
einer inflationären Benutzung des Begriffs "Öko" entgegenwirken.
1.1.2 Aufbau und Zielsetzung
Die vorliegende Arbeit bietet eine deskriptive und normative Betrachtung des
Tourismus in Belize. Der Schwerpunkt Ökotourismus ergibt sich aus der touristischen
Angebotsstruktur und der Entscheidung des Belize Tourism Board, das wie bereits
erwähnt, diese Reiseform als Basis für die Entwicklung des Fremdenverkehrs festlegte.
Der Ökotourismus in Belize wird anhand der drei Dimensionen Zielgebiet, Tourist und
Organisation beschrieben. Dies geschieht vor dem Hintergrund des Tourismus in
Entwicklungsländern und des Ökotourismus als Konzept.
Die touristischen Erscheinungsformen im Zielgebiet Belize werden durch ihre
Angebotsstruktur und Nachfragestruktur charakterisiert.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Typologisierung der Touristen vor Ort. Ziel ist
die Analyse der Ökotouristen. Das Ergebnis soll zeigen, welcher Reisende dem
Ökotourismus zuzurechnen ist und damit die Chancen für eine nachhaltige Entwicklung
durch seinen Aufenthalt schafft. Es soll der Ist-Zustand des Fremdenverkehrs in Belize
dargestellt werden. Wie viele Reisende nehmen das ökotouristische Angebot wirklich
wahr oder ist der Ökotourismus in Belize eher ein Angebot für wenige Touristen? Dazu
wurden der im Anhang abgebildete Fragebogen sowie ein eigener Ansatz zur
Typologisierung entworfen.
Ziel ist es, die Entwicklungsmöglichkeiten aber auch die Probleme des Ökotourismus in
Belize zu bestimmen.
Außerdem soll die Arbeit die Kenntnisse und Wahrnehmungen der Touristen vom
Ökotourismus am Beispiel des Dritte Welt Landes Belize zeigen.
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

4
Die dritte Dimension der Organisation im Ökotourismus wird vor allem durch die
Tourismuspolitik des Landes beschrieben. Wichtig ist die Zukunftsplanung des BTB in
Bezug auf Marketing, Entwicklung, Nachhaltigkeit und Naturschutz. Das geplante und
zugesagte Expertengespräch mit HENRY J.T. ATHERLEY (Produktentwicklung BTB)
fand leider nicht statt. Jedoch konnten die geplanten Fragen auch problemlos durch
Literatur, Informationsmaterial und das Internet beantwortet werden.
Ein besonderes Beispiel für Ökotourismus ist die Toledo Ecotourism Association. Es
ist ein Beispiel für "community-based-tourism" und gewann den TO DO! Wettbewerb
für sozialverantwortlichen Tourismus im Jahr 1996. WILLIAM SCHMIDT (Mitbegründer
der Toledo Ecotourism Association) konnte hier für einen Blick hinter die Kulissen
sorgen.
Die Ergebnisse der Studie sollen Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten des
Fremdenverkehrs in Belize aufzeigen. Wichtig ist dabei die Frage, inwiefern der
"Ecotourism" in Belize dem Nachhaltigkeitsprinzip entspricht. Kann der Ökotourismus
die wirtschaftlichen Entwicklungsziele sozial- und umweltverträglich umsetzen oder
setzt das Belize Tourism Board verstärkt auf die Kreuzschifffahrt? Hat die späte
touristische Erschließung aus den Fehlern des Tourismus gelernt oder wird Belize eine
Massentourismusdestination wie Costa Rica? Die Leitfrage lautet also: "Belize als
Beispiel einer nachhaltigen Entwicklung durch den Tourismus? ".
1.1.3 Forschungshypothesen
Der empirische Teil der Studie setzt folgende Hypothesen voraus:
o
Ökotourismus kann eine nachhaltige Entwicklung leisten.
o
Die Touristen in Belize bilden keine homogene Gruppe. Sie sind anhand
bestimmter
Merkmale
unterscheidbar
und
können
zu
Teilgruppen
zusammengefasst werden.
o
Anhand bestimmter Merkmale lässt sich die Teilgruppe der Ökotouristen
bestimmen, wobei diese Gruppe ebenfalls in sich divergent ist.
o
Aktivitäten und Ausgaben der Ökotouristen in Belize leisten einen großen Beitrag
zum Naturschutz und zur Entwicklung des Landes.
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

5
o
Verhalten, Werte und Einstellungen der Ökotouristen zeigen ein "Erkennen der
Tourismusproblematik" und sind somit Basis für eine nachhaltige Entwicklung
durch den Ökotourismus.
o
Es bestehen Entwicklungsmöglichkeiten einer besseren Einbeziehung der
Ökotouristen in den Naturschutz und die Entwicklungspolitik.
o
Die Tourismuspolitik Belizes sollte vom Ökotourismus als Basis für eine
nachhaltige Entwicklung nicht abweichen, sondern andere Reiseformen, wie z.B.
Kreuzfahrten minimieren.
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

6
1.2 Definitorische Grundlagen
Die Begriffe "Ecotourism", "Ecoturismo" und "Ökotourismus" werden im internationalen
Sprachgebrauch
nicht
einheitlich
verstanden
und
mit
unterschiedlichen
Tourismusformen in Verbindung gebracht (vgl. KURTE 2002, S.17f). Der Mangel an
einer einheitlichen Definition macht eine Festlegung des Ökotourismus-Begriffs für
diese Studie notwendig.
In Deutschland wurde der Begriff Ökotourismus erst Anfang der 1990er angewandt,
während die ersten Studien ab Mitte der 1980er in den USA und Kanada erschienen.
Somit ist mit großer Wahrscheinlichkeit der deutsche Ökotourismus-Begriff eine
Übersetzung aus dem Englischen bzw. Spanischen. Zum Einen kann auf HETZER
verwiesen werden, der im Jahr 1965 einen "ecological tourism" bzw. "responsible
tourism" forderte. Merkmale seiner Definition waren minimale Auswirkungen,
maximaler Respekt und ökonomischer Gewinn für die lokale Bevölkerung sowie eine
maximale Zufriedenheit der Reisenden. Im Zusammenhang eines Überdenkens des
Fremdenverkehrs hin zu einem umwelt- und sozialverträglichen Tourismus stand in
den 1970er Jahren der Begriff "Ecodevelopment". Dieses umweltgerechte
Entwicklungskonzept für weniger entwickelte Länder der UNEP hatte eine nachhaltige
Entwicklung als Ziel. Nachhaltig steht hierbei für eine intelligente Ressourcennutzung
und einer weitgehend selbst bestimmenden Entwicklung des wirtschaftlichen und
sozialen Bereichs. Zum anderen wird immer wieder der mexikanische Architekt
CEBALLOS-LASCURÁIN erwähnt, der im "Mexico Journal" zum ersten Mal den Begriff
"Ecoturismo" anwandte.
Seine Definition lautet (CEBALLOS-LASCURÁIN 1992):
"El ecoturismo o turismo ecológico consiste en viajar o visitar áreas naturales
relativamente sin disturbar con el fin de disfrutar, apreciar y estudiar los atractivos
naturales (paisaje, flora y fauna silvestres) de dichas áreas, así como cualquier
manifestación cultural (del presente y del pasado) que pueda encontrarse ahí, a través
de un proceso que promueva la conservación, tiene bajo impacto ambiental y cultural y
propicia un involucramiento activo y socioeconomicamente benéfico de las
poblaciones locales. "
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

7
Ins Deutsche übersetzt lautet diese Definition des "Ecoturismo":
"Unter Ökotourismus wird ein Besuch oder eine Reise in ein relativ ungestörtes
natürliches Gebiet verstanden, mit dem Ziel, die Landschaft, Flora und Fauna zu
sehen, zu bewundern und zu studieren, genauso wie die kulturellen Aspekte der
Vergangenheit und der Gegenwart. Dies geschieht unter Berücksichtigung einer
Erhaltung sowie einer Minimierung der Auswirkungen auf Umwelt und Kultur sowie
einer aktiven Beteiligung und einer sozioökonomischen Verbesserung für die lokale
Bevölkerung. "
Diese Definition des Ökotourismus beinhaltet drei Dimensionen: Das ungestörte
natürliche Gebiet mit intakter Flora und Fauna sowie kulturellen Spuren beschreibt das
Ziel einer Ökoreise und damit die Destination als erste Dimension. Somit entfallen
Städte und Gebiete mit agrar- oder forstwirtschaftlicher Nutzung als Ziel einer
ökologisch touristischen Reise. Der Tourist, beschrieben durch seine Motivation,
Umwelt zu genießen und zu studieren, bildet die zweite Dimension. Die Auswirkungen
der Reise, Finanzierung des Naturschutzes, finanzielle Partizipation der Bevölkerung
und Minimierung der negativen Effekte bilden die dritte Dimension, in Form der
Organisation und Durchführung des Ökotourismus.
Weitere Personen und Institutionen, wie z.B. die Nicht-Regierungs-Organisation The
Ecotourism Society oder der World Wildlife Fund befassten sich in den 1990er Jahren
mit dem Ökotourismus. In Deutschland sind vor allem im Zusammenhang mit der
deutschen Entwicklungshilfe die Arbeitsgruppe Ökotourismus und die Deutsche
Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit zu nennen. Die enge Verbindung zum
Naturschutz und Entwicklungspolitik zeigt eine normative Betrachtungsweise, womit
der Ökotourismus als Entwicklungskonzept zu definieren ist.
Diese Studie übernimmt die genannten Merkmale und Definition des Ökotourismus.
Die Hauptmerkmale des Ökotourismus sind demnach:
o
Besuch von naturnahen Gebieten oder Naturschutzgebieten
o
Verantwortungsbewusstes Reisen
o
Partizipation der lokalen Bevölkerung
o
Mitfinanzierung des Naturschutzes
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

8
Allerdings wird der Organisation des Ökotourismus eine besondere Rolle zugeteilt.
Denn gerade das Verhalten der Touristen kann durch ein entsprechendes Tourismus-
Management und einer Besucherlenkung sowie Besuchererziehung positiv beeinflusst
werden. Somit sind Aktivitäten, die den genannten vier Punkten entsprechen, dem
Ökotourismus zurechenbar, wenn auch der Rest der Reise einer anderen
Tourismusform entspricht. Ein Beispiel wäre, wenn ein Tourist während seinem
Badeurlaub einen Naturschutzpark besucht, dort Eintritt bezahlt und auf die
Problematiken der Umwelt und des Tourismus aufmerksam gemacht wird und vielleicht
somit eine Bindung zum ökologischen Gedanken bekommt. Damit wäre die Aktivität
dem Ökotourismus zurechenbar, allerdings ist der Reisende kein Ökotourist.
Die in dieser Arbeit verwendete Definition des Ökotourismus lautet:
"Unter Ökotourismus wird ein verantwortungsbewusstes Reisen in naturnahe Gebiete
verstanden, mit dem Ziel, die Natur zu erleben. Es werden negative Umwelt- und
soziokulturelle Auswirkungen minimiert und eine Naturschutzakzeptanz erhöht.
Außerdem trägt der Ökotourismus zur Finanzierung von Schutzgebieten oder
Naturschutzmaßnahmen bei und bietet Einkommensmöglichkeiten für die lokale
Bevölkerung. "
Eine Abgrenzung zum Naturtourismus, Abenteuertourismus und Badetourismus ergibt
sich ebenfalls aus den vier Hauptaspekten und damit den Auswirkungen der
Tourismusform. Letztendlich kann der Ökotourismus als Schnittmenge des
Naturtourismus und einem nachhaltigen Tourismus angesehen werden.
Naturtourismus als eine Form des Reisens in naturnahe Gebiete und nachhaltiger
Tourismus als eine Form des Reisens, die sozial, kulturell und ökologisch verträglich
und langfristig angelegt ist.
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

9
1.3. Arbeitsmethodik
1.3.1 Forschungsarbeit der letzten Jahre
Die Literatur zum Thema Ökotourismus ist vielfältig und komplex. Verschiedene
Ansätze, Forschungen und Veröffentlichungen unterschiedlicher Wissenschaften aus
dem Bereich der Ökonomie, Ökologie und Geographie zeigen die Interdisziplinarität
des Gebiets. Die Mehrzahl der Veröffentlichungen stammt aus dem englischsprachigen
Raum: die USA, Kanada, Australien und Grossbritannien. Beiträge aus der Praxis
stehen meist im Zusammenhang mit Naturschutz und Entwicklungszusammenarbeit.
Eine Einführung in das Thema bieten Monographien wie "Ecotourism. An Introduction"
von DAVID FENNELL (1999), "Ecotourism. Impacts, Potentials and Possibilities" von
STEPHEN WEARING und JOHN NEIL (1999), "Ecotourism in the Less Developed
World" von DAVID B. WEAVER (1998) und die 2002 erschienene, sehr ausführliche
Arbeit "The Encyclopedia of Ecotourism", ebenfalls von DAVID B. WEAVER. Aus dem
deutschsprachigen Raum stammen nur wenige Veröffentlichungen. Die Wichtigste ist
die 1997 erschienene Arbeit von LUDWIG ELLENBERG "Ökotourismus ­ Reisen
zwischen Ökonomie und Ökologie".
Institutionen des Naturschutzes und der Entwicklungszusammenarbeit behandeln das
Thema unter einer bestimmten Fragestellung der Gefahren und Möglichkeiten des
Ökotourismus. Zu nennen sind unter anderem "Ecotourism. Potentials and Pitfalls" von
ELISABETH BOO 1990, für den WWF, "(Öko-) Tourismus: Instrument für eine
nachhaltige Entwicklung? " von BURGHARD RAUSCHELBACH 1998, für die Deutsche
Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit und "Ökotourismus in der Praxis" von
WOLFGANG STRASDAS 2001, für den Studienkreis für Tourismus und Entwicklung.
Handlungs- und Entwicklungsempfehlungen für eine Umsetzung des Ökotourismus in
der Praxis wurden von der World Tourism Organization herausgegeben. Ein Beispiel
ist die 1992 veröffentlichte Arbeit "Guidelines: Development of National Parks and
Protected Areas for Tourism".
An Zeitschriften sind das Journal of Sustainable Tourism, Annals of Tourism Research
und Environmental Conservation zu nennen, die sich mit dem Thema Ökotourismus
befassen. Die Marktsegmentierung und Kategorisierung von Konsumenten ist im
Tourismus weit verbreitet. Der Zweck liegt in der Spezialisierung auf ein Marktsegment,
beschrieben durch Erwartungen und Bedürfnisse des Kunden. Die Förderung dieses
Segmentes soll eine Wettbewerbs- und Konkurrenzfähigkeit erzeugen. Quantitative
Erhebungen in Form einer Touristenbefragung im Tourismus wurden vor allem im
Bereich der Ökonomie durchgeführt. Im Bereich des Ökotourismus sind u.a. die 1993
erschienene Arbeit von C. JUROWSKI, M. UYSAL und F.P. NOE "U.S. Virgin Islands
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

10
National Park: A Factor-Cluster Segmentation Study" sowie von M.P. SILVERBERG,
S.J. und K.F. BACKMAN "A Preliminary Investigation into the Psychographics of
Nature-Based Travelers to the Southeastern United States" (1996). Untersucht wurden
Verhalten und Bedürfnisse der Reisenden in den Nationalparks der Vereinigten
Staaten.
Eine Arbeit zum Ökotourismus in einem Entwicklungsland schrieben V. PALACIO und
S.F. McCOOL 1997 "Identifying Ecotourists in Belize Through Benefit Segmentation: A
Preliminary Analysis". Der Fokus dieser Studie lag auf dem Nutzen des Naturtourismus
für die Reisenden in Belize. Die Befragung fand im Mai 1993 an verschiedenen Tagen
in einer Lobby des Belize International Airport statt. Gefragt wurde nach dem
persönlichen Nutzen der Reise, den unternommenen Aktivitäten, Aufenthaltsdauer,
Alter und Geschlecht. Außerdem wurde eine Einteilung der Touristen in die
Teilgruppen "nature escapists", "ecotourists", "comfortable naturalists" und "passive
players" vorgenommen. Die Studie von PALACIO und McCOOL kann damit als eine
vorbereitende Arbeit angesehen werden, deren Ergebnisse zum Vergleich dienen, in
dieser Arbeit überprüft und unter dem Fokus einer intensiveren Bindung der Touristen
in die Umwelt- und Entwicklungsproblematik weitergeführt werden.
1.3.2 Methodisches Vorgehen
Die ersten drei Kapitel beinhalten die Literaturdurchsicht zu den Themen Ökotourismus
und Ökotourismus in Bezug zur Entwicklungsarbeit. Hieraus wurden die Informationen
zum allgemeinen Hintergrund, den theoretischen Grundlagen und den bisherigen
Forschungsarbeiten entnommen.
Der vierte Teil, Tourismus in Belize, wurde anhand von Informationsmaterial der
unterschiedlichen Behörden, Institutionen und Unternehmen vor Ort sowie der online
verfügbaren Daten des Belize Tourism Board und der virtuellen Tour durch Belize
"Belize ­ A Virtual Guide" zusammen gestellt. Statistische Daten stammen ebenfalls
vom BTB und von der World Tourism Organization.
Der fünfte Teil, die Erhebung der Gästebefragung, basiert auf einer multivariablen
Analyse, durchgeführt mit der Software SPSS. Zur Sammlung der Daten wurde der
eigens von mir entworfene standardisierte Fragebogen (siehe Anhang, S. 95)
verwendet. Er beinhaltet überwiegend geschlossene Fragen, da diese eine
Auswertung erleichtern, die Befragungszeit verkürzen und für die Befragten besser zu
verstehen sind.
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

11
Der Entwicklung des Fragebogens gingen zwei Grundgedanken voraus. Zum einen
werden die allgemeinen Merkmale der Reisenden in Belize erhoben. Besonders
wichtig sind die durchgeführten bzw. geplanten Urlaubsaktivitäten sowie die
Reisedauer und Reiseausgaben der Touristen. Anhand der Aufenthaltsdauer und
Ausgaben können prägnante Unterschiede zwischen den verschiedenen Reisenden
gezeigt werden. Vor allem der Gegensatz zwischen Kreuzfahrtschiffpassagieren und
Individualreisenden wurde betrachtet.
Zum anderen werden das Informationsverhalten der Touristen sowie die
Wahrnehmung und Bewertung des Tourismus durch die Reisenden erfasst. Hierbei
werden vor allem die Sensibilität der Reisenden sowie deren Wahrnehmung der
Problematiken des Fremdenverkehrs in einem Entwicklungsland betrachtet. Somit
bilden der Wissenstand der Touristen über den Ökotourismus, deren Sensibilität und
deren durchgeführte Aktivitäten die Eckpfeiler der Befragung. Nach diesen Merkmalen
erfolgte die Typologisierung und Zielgruppenanalyse (vgl. Kapitel 5.4).
Die Befragung erfolgte im Zeitraum von Dezember 2002 bis Januar 2003 an insgesamt
sieben Standorten. Die Interviews der Reisenden erfolgten durch die mündliche,
persönliche Befragung nach dem Zufallsprinzip. Befragt wurde fast ausschließlich in
Englisch, wobei nur wenige der Interviewten die englische Sprache nicht beherrschten,
so dass die Befragung in Deutsch, Spanisch oder Französisch durchgeführt wurde.
Insgesamt gingen 108 Interviews in die analytische Arbeit ein.
Das Gespräch mit WILLIAM SCHMIDT war eine offenes, persönliches Gespräch und
damit nicht standardisiert.
Die persönlichen Erfahrungen des Aufenthaltes im Befragungsgebiet aus dem Jahr
2000 und während der durchgeführten Studie lieferten wertvolle Erkenntnisse, die in
diese Arbeit einflossen. Von besonderer Bedeutung waren die Gespräche mit der
lokalen Bevölkerung, die mir gerne Einblicke in die Perspektive der Bereisten gaben.
1.3.3 Auswahl der Befragungsorte
Im Gegensatz zur Arbeit von PALACIO und McCOOL (1997), die in der Wartehalle des
Belize International Airport befragten, wurde versucht, bei der Auswahl der Orte zu
berücksichtigen, dass nicht alle Touristen nach Belize per Flugzeug aus- und einreisen.
Der Vorteil hierbei liegt in der breiteren und repräsentativeren Menge an Touristen.
Weitere Auswahlkriterien waren die Besucherzahlen, touristische Bedeutung, Art des
touristischen Angebots und die geographische Lage (vgl. Tab. 1). Es wurde der Belize
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

12
Zoo, der Nationalpark Mountain Pine Ridge (San Ignacio) und das Unterwasser-
Nationalreservat Hol Chan Marine Reserve (Ambergris Caye bzw. Caye Caulker)
aufgrund der Besucherzahlen ausgewählt. Alle Befragungsorte decken das touristische
Angebot Belizes ab (vgl. Tab. 1) und sind auf der ganzen Fläche Belizes verteilt (vgl.
Abb. 1).
Tab. 1: Orte und Auswahlkriterien der Gästebefragung in Belize
Befragungsort
Bedeutung
touristisches
Angebot
geographische
Lage
Belize Zoo
touristische Hauptattraktion mit
40.380 Besucher (2001)
Tierwelt
Inland
Savanne
San Ignacio
westliches Zentrum Belize
Mountain Pine Ridge ca. 25.000
Besucher (2001)
Natur
Höhlen
Mayaruinen
Berge
Wald
Caye Caulker
Haupttreffpunkt der
Alternativreisenden
Baden
Schnorcheln
Tauchen
Insel
Meer
Ambergris Caye
Badeort mit Ressorts und Hotels
Baden
Schnorcheln
Tauchen
Insel
Meer
Belize City
ehemalige Hauptstadt
Ankunft der Flugzeug- und
Kreuzfahrtschiffpassagiere
Kultur
Festland
am Meer
Placencia
einziger Ort mit einem
Sandstrand in Belize
Baden
Fischen
Segeln
Strand
Meer
Punta Gorda
südliches Zentrum Belize
Community-
based-tourism
Mayaruinen
Festland
am Meer
Quelle: Eigene Darstellung
1.3.4 Problematik der Erhebung
Die Wahl der Befragungsorte und der Befragungszeitraum stellt eine Vorauswahl dar.
Allerdings besteht in Belize keine ausgeprägte Saisonalität und die im Vergleich zu
anderen Destinationen wenigen Reisenden ließen eine andere Auswahl als die der
meist bereisten Orte nicht zu. Besonders in den südlichen Befragungsorten Placencia
und Punta Gorda war es schwierig, überhaupt Touristen anzutreffen. Allerdings sind
hier andere Touristengruppen unterwegs, so dass eine Befragung an diesen Orten
notwendig war. Der Befragungszeitraum von Dezember 2002 bis Januar 2003 war
günstig, da dies die Hauptreisezeit in Belize ist und somit die meisten Reisenden
unterwegs waren.
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

13
Abb. 1: Übersichtskarte des Landes
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf BOX / CAMERON 1999, S.720
Kapitel 1 Einleitung und Methodik

14
2
Tourismus in Entwicklungsländern
2.1
Hintergrund des Tourismus in Entwicklungsländern
Nach Jahren des Wachstums fielen die Touristenankünfte 2001 weltweit leicht um
0,6%. Verlierer waren die USA, Süd-Asien, der mittlere Osten und Europa. Dennoch
bleibt Europa die Topdestination. Einige der Entwicklungs- und Schwellenländer (SL)
konnten jedoch Gewinne verzeichnen. Besonders Afrika, Ost-Asien und der Pazifik
konnten zulegen. Mit insgesamt etwa 183 Mio. Ankünften machten diese 26,4 % der
gesamten Ankünfte weltweit aus. Die Einnahmen konnten ebenfalls zum Vorjahr
gesteigert werden. Insgesamt lagen die Einnahmen bei 121 Mrd. USD. Dies entspricht
einem Anteil an den weltweiten Gesamtausgaben von 26,1% (eigene Berechnung
basierend auf WTO 2002a). Die Tabelle 2 zeigt die wichtigsten Entwicklungs- bzw.
Schwellenländerdestinationen im internationalen Tourismus:
Tab. 2: Touristische Ankünfte und Einnahmen der EL und SL (2001)
Destination
Ankünfte (1.000)
Einnahmen (Mio. USD)
China
33.167
17.792
Mexiko
19.811
8.401
Malaysia
12.775
4.936*
Thailand
10.133
6.731
Südafrika
5.908
2.707*
Tunesien
5.387
1.605
Indonesien
5.154
5.411
Brasilien
4.773
3.701
Ägypten
4.357
3.800
Marokko
4.223
2.460
Puerto Rico
3.551
2.728
Dominikanische Republik
2.778
2.689
Argentinien
2.627
2.534
Indien
2.537
3.042
Vietnam
2.140*
--------
Uruguay
1.892
561
Simbabwe
1.866*
125
Chile
1.742*
827*
Kuba
1.700*
1.756*
Jordanien
1.478
700
Iran
1.402
1.122
Jamaika
1.323*
1.333*
Syrien
1.318
1.082*
Guam
1.288*
1.908*
Costa Rica
1.106*
1.102*
Peru
1.027*
1.001*
*Daten 2000
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf WTO 2002a / WTO 2001a / WTO 2001b
Kapitel 2 Tourismus in Entwicklungsländern

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2003
ISBN (eBook)
9783832471286
ISBN (Paperback)
9783838671284
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Trier – Geographie/Geowissenschaften FB VI
Note
2
Schlagworte
tourismus geographie zentralamerika nachhaltigkeit befragung
Produktsicherheit
Diplom.de
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