Lade Inhalt...

Basel II - Grundlagen und Auswirkungen auf den deutschen Mittelstand

©2003 Diplomarbeit 126 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Ist Basel II der Tod des Deutschen Mittelstandes? Kann Basel II als Schreckgespenst oder Chance verstanden werden? Erzwingt Basel II einen Mentalitätswechsel im Mittelstand? Bedeutet Basel II die stille Revolution in der Finanzierung? Bringt Basel II Entlastung für Mittelstandskredite und somit vor allem den Mittelstand voran? Profitiert also die Mehrzahl von Basel II? Was versteht man überhaupt unter Basel II? Wer oder was ist der Mittelstand? Braucht Deutschland wirklich den Mittelstand? Warum steht Basel II in Zusammenhang mit den Finanzierungsmöglichkeiten des Mittelstandes? Warum zwingt die Ertragskrise Banken zu einer veränderten Kreditvergabe? Ist ein Credit Crunch für den Mittelstand vermeidbar? Warum trägt der deutsche Bankensektor überall die rote Laterne? Warum sind gerade im Kreditgeschäft die Margen „zum Gotterbarmen“.
Müssen sich denn Kredite neuerdings lohnen? Was hat der Mittelstand mit der Blutspur in den Bankbilanzen zu tun? Oder sind die Neuen Eigenkapitalvorschriften die Ursache für die Pleitenwelle, von der die Banken neuerdings überrollt werden? „Das wird (bestimmt) brutal“, wenn Geldinstitute bei Mittelständlern extrem vorsichtig werden. Oder sind die Probleme bei Basel II fast gelöst? Warum baut sich gegen Basel II neuerdings wieder Widerstand auf?
Wer will aufgrund dieser Widersprüchlichkeiten noch den Überblick behalten? Der Entwurf der neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II oder der Neue Baseler Akkord) hat in Deutschland eine Diskussion um Ratings und deren Auswirkungen auf den Mittelstand entfacht, die weltweit ihresgleichen sucht.

Zielsetzung:
Da die Argumente teilweise sehr von Emotionalität geprägt sind, ist das Ziel dieser Arbeit durch sachliche Argumentation den Ausgleich zwischen Bank- und Mittelstandsinteressen zu ermöglichen. Hierbei ist es notwendig für den Unternehmer die Details/Grundlagen der risikoadjustierten Kreditpolitik zu lüften bevor auf mögliche Kreditzinsveränderungen aufgrund der neuen Baseler Beschlüsse eingegangen wird.
Die Verantwortlichen in Banken sollen beim Studieren dieser Arbeit an die Wichtigkeit des Mittelstandes für die deutsche Wirtschaft erinnert werden, damit jeder Unternehmensstrategie, die darauf ausgerichtet ist auf die Übernahme von Kreditrisiken gänzlich zu verzichten, bereits bei ihrer Entstehung der Nährboden entzogen wird.

Vorgehensweise:
Um dieser Zielsetzung gerecht zu werden, wird dabei der Deutsche Mittelstand zunächst […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7112
Steinmüller, Michael: Basel II - Grundlagen und Auswirkungen auf den deutschen
Mittelstand
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Fachhochschule Regensburg, Fachhochschule, Diplomarbeit, 2003
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Danksagung
Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2003 als Diplomarbeit im Studiengang
,,Betriebswirtschaft" an der Fachhochschule Regensburg eingereicht.
Mein Dank gilt an dieser Stelle meinem Betreuer, Prof. Dr. Gerald Mißlbeck, für die
unkomplizierte Übernahme der Betreuung und den großen Freiraum, den er mir bei der
Ausarbeitung meines Themas ließ.
Herrn Prof. Dr. Mühlbradt danke ich für die Übernahme der Zweitkorrektur. Die Tatsache,
dass mir durch ihn an der Fachhochschule Regensburg zwei einsemestrige
Lehrveranstaltungen als Tutor im Fach Buchführung und Bilanzierung möglich geworden
sind, bleibt unvergesslich. Seine kritischen Fragen haben mir die Augen für eine ganz
spezielle Sicht der Dinge geöffnet und mir so manchen Vortrag an der Akademie
Bayerischer Genossenschaften erleichtert.
Zu besonderem Dank verpflichtet bin ich den Verantwortlichen der Akademie Bayerischer
Genossenschaften, die mir während der Studienzeit Vorträge vor ca. 2000 Teilnehmern
ermöglicht haben. Gerade in der Anfang 2002 für mich schwierigen Zeit haben
ausnahmslos alle Projektverantwortlichen zu mir gestanden. Der Dank gilt natürlich auch
den Teilnehmern, die im kritischen Dialog keine flapsige und oberflächliche Argumentation
zugelassen haben.
Immer bei mir war auch mein Vater, der mir durch den kritischen Dialog das Denken von
Vorständen und Verantwortlichen in Banken übermittelt hat. Zusammen mit meiner Mutter
hat er eine familiäre Arbeitsteilung geschaffen, auf die ich gerade in Stresssituationen
gerne zurückgegriffen habe. Der Dank gilt vor allem auch meinen Großeltern, die immer
zur Stelle waren, wenn es studentische Grundbedürfnisse zu befriedigen galt.

Speziellen Dank verdienen Martin Schelauske, Markus Mair und Michael Resch. Die
studentische Zusammenarbeit mit Herrn Martin Schelauske hat mir viele Freiräume
eröffnet, in denen ich meinen Seminaren nachgehen konnte. Herr Markus Mair wird sich
sicherlich an die unzähligen Stunden erinnern, in denen wir durch den kritischen
fachlichen Dialog so manches Lokal räumten. Herrn Michael Resch danke ich für die
zahlreichen Saunaaufgüsse, die unsere Köpfe von diversen Problemen befreit haben.
Leider ist die Entstehung dieser Arbeit vom Krieg im Irak überschattet worden. Die Bilder
des halb verbrannten irakischen Jungen werden mir immer in schrecklicher Erinnerung
bleiben.
Hauzenberg, im Mai 2003
Michael
Steinmüller

I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis I
Abbildungsverzeichnis III
Abkürzungsverzeichnis V
1 Einleitung ... Seite
1
1.1 Problemstellung
und
Zielsetzung...Seite 2
1.2 Vorgehensweise ...Seite 2
2 Deutscher Mittelstand ... Seite 3
2.1 Qualitative
Merkmale...Seite 3
2.2 Quantitative
Merkmale...Seite 4
2.3
Bedeutung und derzeitige wirtschaftliche Situation des Mittelstandes...Seite 9
2.4
Wirtschaftliche Situation des Mittelstandes aus dem Blickwinkel
von Kreditinstituten ...Seite 13
3 Rating ... Seite
18
3.1 Definition
Rating ...Seite 18
3.2
Ratingarten und Varianten...Seite 22
3.3
Bedeutung von Ratingsymbolen...Seite 26
3.4
Trennfähigkeit von Ratingsystemen ...Seite 28
4 Entstehung eines Ratingurteils am Beispiel des
BVR-II Ratings ... Seite 37
4.1 Architektur
des
BVR-II Ratings ...Seite 37
4.2
Zusammensetzung der einzelnen Teilscores ...Seite 44
5 Auswirkung des Ratingurteils auf die Kreditkonditionen ... Seite 52
5.1
Komponenten der Kreditkondition ...Seite 52
5.2
Standardrisikokosten in Abhängigkeit vom Rating...Seite 58
5.3 Eigenkapitalkosten
in
Abhängigkeit vom Rating ...Seite 65
6 Unmittelbare Auswirkung der neuen Eigenkapital-
vereinbarung (Basel II) auf den Deutschen Mittelstand ... Seite 68
6.1
Status Quo der alten bzw. Ziel der neuen Eigenkapitalvereinbarung ...Seite 68
6.2
Berechnung der Mindestkapitalanforderungen für das Kreditrisiko ...Seite 74
6.3
Meilensteine bis zur Umsetzung von Basel II ...Seite 81
7 Fazit und Ausblick... Seite 84

II
Anhang 1:
Prozess der gesamtbankorientierten Risikosteuerung ...Seite 85
Anhang 2: Systematisierung der Ansätze zur Kreditrisikosteuerung...Seite 86
Anhang 3: Bezeichnung der lang- bzw. kurzfristigen Emmissionsratings
der Big Three ...Seite 87
Anhang 4: Zusammenhang zwischen Ratingklassen und Fleischteilen...Seite 88
Anhang 5:
Power-Curve und Accuracy Ratios von Moody`s ...Seite 89
Anhang 6:
Score-Intervalle und BVR-Masterskala ...Seite 90
Anhang 7: Qualitative Fragen des BVR-II Ratings "Mittelstand" und
"Oberer Mittelstand"
Seite 91
Anhang 8:
Gewichtung der relevanten Fragen im Teilscore QU...Seite 100
Anhang 9:
Screenshot BVR-II-Rating, Qualitativer Fragenkatalog ...Seite 101
Anhang 10: Konsequenzen der Eigenkapitalabitrage durch Sekurisation ...Seite 102
Anhang 11: Formeln zur Berechnung der Risikogewichte ...Seite 104
Literaturverzeichnis...
Seite
105
Eidesstattliche Erklärung ...
Seite
117

III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:
Bedeutung des Mittelstandes ...Seite 10
Abbildung 2:
Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen...Seite 12
Abbildung 3:
Strukturdaten deutscher Kreditinstitute ...Seite 16
Abbildung 4:
Kehrtwende ...Seite 18
Abbildung 5:
Bivariate Diskriminierung nach Umsatzrendite und
Eigenkapitalquote...Seite 30
Abbildung 6:
Optimaler Trennwert, -und -Fehler bei dichotomischen
Kreditnehmerklassifikationen auf Basis der MDA...Seite 31
Abbildung 7:
Fehlerkurve des Ratings der Bank Deutschland ...Seite 31
Abbildung 8:
Power-Curve zur Beurteilung der Trennfähigkeit
eines Ratingsystems ...Seite 32
Abbildung 9:
Aufklärungsprofil des Ratingsystems der Bank Deutschland ...Seite 34
Abbildung 10:
Musterkreditprozess und Musterratingprozess...Seite 36
Abbildung 11:
Architektur des BVR-II Ratings...Seite 40
Abbildung 12:
Gewichtung der Teilscores bei der Berechnung des
Gesamtscores ...Seite 41
Abbildung 13:
Abstimmung Mittelstandssegmente im Übergangsbereich...Seite 43
Abbildung 14:
Trennschärfe von Merkmalen...Seite 45
Abbildung 15:
EDF-Transformation und Logistischer Fit...Seite 46
Abbildung 16:
Bottom-Up Kalkulation des Kreditzinses
...
Seite 52
Abbildung 17:
Kreditprozesse und Standardstückkosten
...
Seite 54
Abbildung 18:
Zusammenhang zwischen Standardstückkosten und Rating ...Seite 55
Abbildung 19:
Wahrscheinlichkeitsverteilung potentieller Kreditverluste...Seite 57
Abbildung 20:
Kalkulation von Standardrisikokosten und KFZ-
Versicherungsprämien ...Seite 58
Abbildung 21:
EAD und LGD als Komponenten des erwarteten Verlustes ...Seite 60
Abbildung 22:
Bonitätsstruktur typischer Mittelstandsportfolios...Seite 61
Abbildung 23:
Zusammenhang zwischen Standardrisikokosten, Rating und
Sicherheiten ...Seite 62

IV
Abbildung 24:
Zusammenfassendes Beispiel zum erwarteten Verlust...Seite 63
Abbildung 25:
Adverse Selektion ...Seite 64
Abbildung 26:
Ermittlung des Renditeanspruchs deutscher Banken
nach dem CAPM...Seite 68
Abbildung 27:
Geplante Eigenmittelunterlegung vor und nach Basel II...Seite 70
Abbildung 28:
Die Neue Eigenkapitalvereinbarung ...Seite 74
Abbildung 29:
Alternative Ansätze zur Messung des Kreditrisikos
nach Basel II...Seite 75
Abbildung 30:
Finanzierungssegmente und Zuordnungsvoraussetzungen...Seite 76
Abbildung 31:
Berechnung der Eigenkapitalanforderungen für
Unternehmen im IRB- Basisansatz ...Seite 76
Abbildung 32:
Eigenkapitalanforderungen in Abhängigkeit von der
Unternehmensgröße ...Seite 78
Abbildung 33:
Zeitplan für die Umsetzung der
neuen Eigenkapitalvorschriften ...Seite 83

V
Abkürzungsverzeichnis:
AfA Absetzung
für
Abnutzung
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
BIZ
Bank für internationalen Zahlungsausgleich
BMWi
Bundesministerium für Wirtschaft
c. p.
ceteris paribus
CAPM-
Modell
Capital Asset Pricing Modell
EAD
Kreditäquivalent, Exposure at Default (Erwartete Höhe der Forderung zum
Zeitpunkt des Ausfalls)
ECAI
External Credit Assessment Instution
ECOFIN
Economic and Financial Minister
EDF
Expected Default Frequency, Synonym für PD
EL
Expected Loss (erwarteter Verlust)
EVA Economic
Value
Added
EWB Einzelwertberichtigung
gem. gemäß
IfM
Institut für Mittelstandsforschung
IRB
Internal Ratings Based (auf internem Rating basierend)
JA Teilscore
Jahresabschluss
jew. jeweilige
kfr. kurzfristig
KFW Kreditanstalt
für
Wiederaufbau
KMU
kleine und mittelständische Unternehmen
KWG Kreditwesengesetz
LGD
Loss given Default (Verlustquote)
M Maturity
(Restlaufzeit)
MAK
Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft der Kreditinstitute
Moody`s
Moody`s investors Service
MS Ratingsegment
Mittelstand
NPO Non-Profit
Organisationen
OMS
Ratingsegment Oberer Mittelstand
PD
Probability of Default, Synonym für EDF
PMCP
Potential Modifications to the Committees Proposals
PV Teilscore
Privatvermögen
QU
Teilscore Qualitative Fragen
RORAC
Return on Risk Adjusted Capital
RW
Risk Weight (Risikogewicht)
RWA
Risk Weighted Assets (risikogewichtete Aktiva)
S&P
Standard and Poor`s
s. b. Aufwand sonstiger betrieblicher Aufwand
SEV
Severity (Wert der Sicherheiten im Zeitpunkt des Ausfalls)
SME
small and medium sized enterprises
UEL
Unexpected Loss (unerwarteter Verlust)
USP
Unique Selling Proposition
ZEB
Zentrum für ertragsorientiertes Bankmanagement

Seite 1
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Ist Basel II der Tod des Deutschen Mittelstandes? Kann Basel II als Schreckgespenst oder
Chance verstanden werden?
1
Erzwingt Basel II einen Mentalitätswechsel im Mittelstand?
2
Bedeutet Basel II die stille Revolution in der Finanzierung?
3
Bringt Basel II Entlastung für
Mittelstandskredite
4
und somit vor allem den Mittelstand voran?
5
Profitiert also die Mehrzahl von Basel II?
6
Was versteht man überhaupt unter Basel II?
Wer oder was ist der Mittelstand? Braucht Deutschland wirklich den Mittelstand?
7
Warum steht Basel II in Zusammenhang mit den Finanzierungsmöglichkeiten des
Mittelstandes?
8
Warum zwingt die Ertragskrise Banken zu einer veränderten
Kreditvergabe?
9
Ist ein Credit Crunch für den Mittelstand vermeidbar?
10
Warum trägt der
deutsche Bankensektor überall die rote Laterne? Warum sind gerade im Kreditgeschäft
die Margen ,,zum Gotterbarmen"
11
. Müssen sich denn Kredite neuerdings lohnen?
12
Was hat der Mittelstand mit der Blutspur in den Bankbilanzen zu tun? Oder sind die Neuen
Eigenkapitalvorschriften die Ursache für die Pleitenwelle, von der die Banken neuerdings
überrollt werden? ,,Das wird (bestimmt) brutal"
13
, wenn Geldinstitute bei Mittelständlern
extrem vorsichtig werden
14
. Oder sind die Probleme bei Basel II fast gelöst?
15
Warum baut
sich gegen Basel II neuerdings wieder Widerstand auf?
16
1
Vgl. Mendel, M., Kreditkulturwandel, 2002, S.5
2
Vgl. Müller, W., Basel II, 2002., S.5
3
Vgl. Lohneiß, H., Stille Revolution, 2002, S.25
4
Vgl. o.V., Basel II, 2003, S.23
5
Vgl. Marsarvah, A., Meister, 2003, S.2
6
Vgl. o.V., Mehrzahl, 2003, S.11
7
Vgl. Jeske, J., Deutschland, 2002, S.10
8
Vgl. Meister, E, Auswirkungen von Basel II, 2002, S.11
9
Vgl. o.V., Ertragskrise, 2002, S. 9
10
Vgl. Reich, H., Credit Crunch, 2002, S.11
11
Sanio, J., Ertragslage, 2003, S.1
12
Frühauf, M., Kredite, 2002, S.11
13
Kaufmann, S., Wolff, S., Das wird brutal, 2002, S.7
14
Vgl. Afhüppe, S., Burmaier., S, u.a., Geldinstitute, 2003, S.1
15
Vgl. McDonough, Probleme bei Basel II, 2002, S. 10
16
Vgl. Walter, N., Basel II, 2002, S.10

Seite 2
Wer will aufgrund dieser Widersprüchlichkeiten noch den Überblick behalten? Der Entwurf
der neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II oder der Neue Baseler Akkord) hat
in Deutschland eine Diskussion um Ratings und deren Auswirkungen auf den Mittelstand
entfacht, die weltweit ihresgleichen sucht.
Da die Argumente teilweise sehr von Emotionalität geprägt sind, ist das Ziel dieser Arbeit
durch sachliche Argumentation den Ausgleich zwischen Bank- und Mittelstandsinteressen
zu ermöglichen. Hierbei ist es notwendig für den Unternehmer die Details/Grundlagen der
risikoadjustierten Kreditpolitik zu lüften bevor auf mögliche Kreditzinsveränderungen
aufgrund der neuen Baseler Beschlüsse eingegangen wird.
Die Verantwortlichen in Banken sollen beim Studieren dieser Arbeit an die Wichtigkeit des
Mittelstandes für die deutsche Wirtschaft erinnert werden, damit jeder Unternehmens-
strategie, die darauf ausgerichtet ist auf die Übernahme von Kreditrisiken gänzlich zu
verzichten, bereits bei ihrer Entstehung der Nährboden entzogen wird.
1.2 Vorgehensweise
Um dieser Zielsetzung gerecht zu werden, wird dabei der Deutsche Mittelstand zunächst
anhand von qualitativen und quantitativen Merkmalen abgegrenzt und dann seine
Bedeutung und derzeitige wirtschaftliche Situation dargestellt. Da die derzeitige
wirtschaftliche Situation des Mittelstandes in den letzten Jahren seine Spuren in den
Büchern von Kreditinstituten hinterlassen hat, wird anschließend auf die Grundlagen und
die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit von Ratingsystemen eingegangen. Darauf
aufbauend erfolgt eine Analyse des von den deutschen Volks- und Raiffeisenbanken
bundesweit eingesetzten BVR-II-Ratings. Dem Mittelständler sollen hier erste
Ansatzpunkte zur Verbesserung seines Ratingurteils gegeben werden. Ausgehend von
den Ergebnissen eines Ratings werden dann die Auswirkungen des Ratingurteils auf die
Kreditkonditionen untersucht. In einem letzten Schritt wird der Zusammenhang zwischen
Rating und den Baseler Empfehlungen hergestellt um dann die unmittelbaren
Auswirkungen der neuen Eigenkapitalvereinbarung (Basel II) auf den Deutschen
Mittelstand zu untersuchen. Demjenigen Unternehmer, der von den mittelbaren und
unmittelbaren Auswirkungen betroffen ist, wird abschließend ein Zeitrahmen für die
Umsetzung der neuen Eigenkapitalvereinbarung mit auf den Weg gegeben. Es liegt dann
am Unternehmer selbst mögliche Veränderungen hinzunehmen oder durch gezieltes
unternehmerisches Vorgehen etwaige Chancen der neuen Eigenkapitalvereinbarung zu
nutzen.

Seite 3
2 Deutscher Mittelstand
,,Die herausragende Bedeutung des Mittelstandes für die Volkswirtschaft wird immer
wieder betont"
17
. Deshalb überrascht es, dass es für den Mittelstand - auch unter der
Bezeichnung KMU (kleine und mittelständische Unternehmen) oder SME
(small and medium sized enterprises) bekannt - keine gesetzliche oder allgemein gültige
Definition
18
gibt. Böse Zungen bezeichnen den Begriff Mittelstand sogar als ,,weasel
word"
19
der deutschen Wirtschaftspolitik. Da jedoch kaum ein Schlagwort in der aktuellen
Debatte um Basel II so häufig verwendet wird, ist es wichtig zu fragen, was eigentlich die
Besonderheit von kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber Großunternehmen ist
20
,
und wie sie voneinander abgegrenzt werden können
21
. Die erforderlichen Maßstäbe zur
Begriffsdefinition und- abgrenzung der kleinen und mittleren Unternehmen sowie der
mittelständischen Unternehmen
22
von Großunternehmen können ,,sowohl
eindimensionaler als auch mehrdimensionaler Gestalt" sein, in dem Sinne, dass ,,sowohl
quantitative als auch qualitative Abgrenzungsmerkmale"
23
herangezogen werden.
2.1 Qualitative Merkmale
Die qualitativen Abgrenzungsmerkmale beschreiben Besonderheiten von mittel-
ständischen Unternehmen, die sie vom Wesen her von anderen Unternehmensgrößen
differenzieren sollen
24
. Dabei zielt die qualitative Abgrenzung mittelständischer
Unternehmen nicht auf eine quantitative Betriebsgröße,
17
Wallau, F., Mittelstandsfinanzierung, 2001, S.18
18
Vgl. IHK Osnabrück- Emsland, Mittelstand, 2002, S.1
19
Umschrieben wird damit ein Wort, dessen inhaltliche Bedeutung jedermann zu kennen glaubt, das im
Grunde aber inhaltsleer ist. Friedrich von Hayek hat diesen Begriff einst in die Diskussion in Zusammenhang
mit der Vokabel ,,sozial" eingeführt.
20
Vgl. Paul, S. / Stein, S.: Rating, 2002, S.7
21
Vgl. IHK Osnabrück-Emsland, a. a. O., S.1
22
Die Begriffe Klein- und Mittelunternehmen und mittelständische Unternehmen werden nachfolgend
synonym verwendet. Im Kontext dieser Arbeit wird auch auf eine Unterscheidung zwischen Unternehmen,
Unternehmung und Betrieb verzichtet.
23
Vgl. Theile, K., Management, 1996, S.16
24
Vgl. Held, H., Außenwirtschaftsförderung, 2000, S.8

Seite 4
(Vgl. 2.2) sondern auf ,,den ganz besonderen Betriebstyp"
25
des mittelständischen
Unternehmens ab. ,,Mitunter haben die qualitativen Kriterien ein so starkes Gewicht, dass
rein quantitative Aspekte zu kurz greifen"
26
.
In der Literatur werden im Sinne einer mehrdimensionalen Abgrenzung mit Hilfe von
Merkmalskatalogen insbesondere folgende Merkmale in Zusammenhang mit
mittelständischen Unternehmen angeführt.
Inhabergeführtes Unternehmen mit dem Hauptziel:
Erhaltung der Selbstständigkeit
27
Identität von Eigentümer und verantwortlichem Management
28
Dominanz der persönlichen Kontakte zu Kunden, Lieferanten und der für das
mittelständische Unternehmen relevanten Öffentlichkeit
Geringer Formalisierungsgrad
Erbringung einer individualisierten und differenzierten Leistung
Besonderes Engagement für die regionale Wirtschaft
Eingeschränkte Möglichkeit der externen Kapitalbeschaffung
Obwohl der oben genannte Merkmalskatalog dazu beitragen soll, Abgrenzungen zwischen
großen und mittleren Unternehmen vorzunehmen, wird in der Literatur keine eindeutige
Aussage darüber getroffen, wie viele Kriterien letztendlich einzeln bzw. additiv zutreffen
müssen, um ein Unternehmen dem Mittelstand zuordnen zu können.
Bei der qualitativen Mittelstandsabgrenzung stellt sich somit vor allem das Problem der
,,Erfassung und Operationalisierung" der angesprochenen qualitativen Definitions-
bedingungen in der Unternehmensrealität
29
.
25
Fell, M., Kreditwürdigkeitsprüfung, 1993, S.10
26
Wallau, F., a. a. O., S. 20
27
Vgl. Lichtblau K. / Utzig S., Finanzierungs- und Kostenstrukturen, 2002, S.326-331
28
Vgl. KFW / DTA u.a., Mittelstandsmonitor, 2003, S.3
29
Wittmann, W. / Werner K. (Hrsg.) u.a., Enzyklopädie der Betriebswirtschaftslehre, 1993, S.2891

Seite 5
2.2 Quantitative Merkmale
Weder für EU-Europa insgesamt noch für die einzelnen Länder gibt es eine ,,allgemein
verbindliche" quantitative Abgrenzung für mittelständische Unternehmen
30
. Jedoch ist
national wie international ,,der Rückgriff auf die Zahl der Beschäftigten oder die Umsätze
bei eindimensionalen Begriffsabgrenzungen üblich geworden"
31
, wobei hierbei die Zahl der
vorgenommenen Kategorisierungen nahezu der Zahl ihrer Urheber gleicht
32
. Die Folge
daraus ist ein breites Spektrum von Größendefinitionen zu kleinen und mittleren
Unternehmen, die parallel zueinander bestehen.
Die zwei am häufigsten verwendeten Definitionen stammen dabei vom Institut für
Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn und von der EU-Kommission.
Die EU hat 1996 eine Empfehlung für eine Definition kleiner und mittlerer Unternehmen
ausgesprochen, die als Proxy
33
für den Begriff Mittelstand angesehen werden kann.
Der Begriff wirtschaftlicher Mittelstand ist ausschließlich in Deutschland gebräuchlich,
während man in allen übrigen Ländern von kleinen und mittleren Unternehmen spricht
34
.
Auch das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn verwendet für seinen quantita-
tiven Mittelstandsbegriff die Bezeichnung kleine, mittlere und große Unternehmen und
stützt seine pragmatische Abgrenzung
35
auf die Kriterien durchschnittlicher Jahresumsatz
und Anzahl der Beschäftigten.
Kleine Unternehmen sind nach der neuen Abgrenzung des IfM solche mit bis zu neun
Beschäftigten und einem Jahresumsatz von höchstens 1 Million Euro
36
. Mittlere
Unternehmen haben zehn bis 499 Mitarbeiter und generieren jährlich zwischen einer und
50 Millionen Euro Umsatz. Große Unternehmen haben demnach 500 oder mehr
Mitarbeiter und erwirtschaften einen durchschnittlichen Jahresumsatz von 50 Millionen
Euro und mehr
37
.
30
Vgl. Mugler, J., Betriebswirtschaftslehre, 1998, S.30
31
Wittmann, W. / Werner K. (Hrsg.) u.a., a.a.O., S.2893
32
Vgl. Theile, K., a.a.O, S.17
33
Vgl. Grunert, J. / Kleff V., u.a., Mittelstand und Basel II, 2002, S.1045-1064
34
Vgl. Günterberg, B. / Walter H.J., Mittelstand in der Gesamtwirtschaft, 2002, S.1
35
Vgl. ebenda, S.2
36
Bis zur Euroumstellung zum 01.01.2001 wurden die Umsatzgrenzen bei kleineren Unternehmen bis unter
1 Million DM, bei mittleren bis unter 100 Millionen DM und bei großen Unternehmen ab 100 Millionen DM
festgesetzt. Bei den Beschäftigtenzahlen ergab sich keine Veränderung.
37
Vgl. Wallau, F., a. a. O., S. 18

Seite 6
Als Konsequenz der Einführung des Euro und der Umstellung der amtlichen Statistik hat
sich das IfM Bonn entschlossen, bei der Ermittlung der Anteilswerte des Mittelstandes auf
die früher zusätzlich verwendeten wirtschaftsbereichsbezogenen Definitionen ab 2000
verzichten
38
.
Neben Umsatzgröße und Mitarbeiterzahl ist auch der Verflechtungsgrad der Wirtschaft
von zunehmender Bedeutung. So führen Abspaltungen, Übernahmen, Kauf oder Verkauf
von Unternehmen oder Unternehmenseinheiten zu Unternehmen, die als nicht
identifizierbarer Teil unter der einheitlichen Leitung eines Konzerns stehen.
Die Europäische Union hat dies berücksichtigt und die Kriterien Bilanzsumme sowie
Ausmaß des Verbundes zwischen Unternehmen in ihre Definition aufgenommen
39
.
Nach der von der EU gewählten Abgrenzung sind kleine Unternehmen Betriebe, die eine
Bilanzsumme von höchstens 5 Millionen Euro, einen Jahresumsatz von höchstens
7 Millionen Euro und weniger als 50 Beschäftigte aufweisen. Kleinstunternehmen sind,
nach der Abgrenzung der EU, Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten. Mittlere
Unternehmen haben maximal eine Bilanzsumme von 27 Millionen Euro einen
Jahresumsatz von höchstens 40 Millionen Euro und weniger als 250 Beschäftigte
40
.
Außerdem dürfen sich die Unternehmen nicht zu 25 % oder mehr im Besitz eines oder
mehrerer anderer Unternehmen, die nicht unter die KMU-Definition fallen, befinden
41
.
Eine Gegenüberstellung der dargestellten Definitionen für kleine und mittlere
Unternehmen liefert nachfolgende Tabelle.
38
Unternehmen der Branchen Energie- und Wasserversorgung, Bergbau, verarbeitendes Gewerbe,
Baugewerbe, sowie Großhandel zählten vor 2000 zum Mittelstand, sofern ihr durchschnittlicher
Jahresumsatz 100 Millionen Euro nicht überstieg. Für Unternehmen der Branchen Einzelhandel,
Handelsvermittlung, Verkehr- und Nachrichtenübermittlung sowie Dienstleistungen und freie Berufe wurde
vor 2000 eine Jahresumsatzgrenze von 25 Millionen DM zugrundegelegt.
39
Europäische Union, Definition, 2002
40
Der im Jahre 2001 verfasste Entwurf zur Änderung der Empfehlung von 1996 befasst sich nur mit der
Änderung der Schwellenwerte für Jahresumsatz und Jahresbilanzsumme bei Beibehaltung der derzeitigen
Beschäftigungsobergrenzen. Dabei soll die Grenze bei kleinen bzw. mittleren Unternehmen beim
durchschnittlichen Jahresumsatz auf 9 bzw. 50 Millionen Euro und bei der Bilanzsumme auf 10 bzw. 43
Millionen Euro angehoben werden.
41
Vgl. auch Empfehlung der Kommission vom 03.04.1996 (Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr.
L 107/4 vom 30.04.1996) i.V.m. Verordnung (EG) Nr. 1103/97 des Rates vom 17.06.1997

Seite 7
Mittelstandsdefinition des IfM bzw. BMWi
42
Kleine Unternehmen
Mittlere Unternehmen
Bis unter 10 Beschäftigte
10 bis unter 500 Beschäftigte
Bis unter 1 Mio. Jahresumsatz
1 Mio. bis unter 50 Mio.
Jahresumsatz
Mittelstandsdefinition der Europäischen Union
Bis unter 50 Beschäftigte
50 bis unter 250 Beschäftigte
Bis unter 7 Mio. Jahresumsatz
7 Mio. Bis unter 40 Mio.
Jahresumsatz
Bis unter 5 Mio. Bilanzsumme
Bis unter 27 Mio. Bilanzsumme
Unabhängigkeit Unabhängigkeit
Tabelle 1:
Mittelstandsabgrenzung nach quantitativen Merkmalen
Neben diesen zwei am häufigsten vorkommenden quantitativen Definitionen für kleine und
mittlere Unternehmen gibt es eine Reihe weiterer Abgrenzungen auf nationaler und
europäischer Ebene.
Die Deutsche Bundesbank definiert z.B. in der später in dieser Arbeit verwendeten
statistischen Sonderveröffentlichung ,,Verhältniszahlen aus Jahresabschlüssen deutscher
Unternehmen von 1998 bis 2000"
43
kleine Unternehmen als Betriebe mit einem
Jahresumsatz von weniger als 2,5 Mio. und mittlere Unternehmen mit einem Umsatz von
2,5 Mio. bis unter 50 Mio. .
Außerdem sind Abgrenzungen nach Umsatz und Beschäftigtenzahl noch für diverse
Förderprogramme wichtig
44
. Die Anzahl der unterschiedlichen Größenklassifikationen
42
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
43
Deutsche Bundesbank, Verhältniszahlen aus Jahresabschlüssen deutscher Unternehmen von 1998 bis
2000, statistische Sonderveröffentlichung 6, Frankfurt am Main 2003
44
Diese Förderprogramme definieren ihren Adressatenkreis oft nach der Betriebsgröße. Ausgewählte
Beispiele sind dabei die die ERP (European Recovery Program)-Förderung und die Forschungs- und
Entwicklungsförderung des BMWi mit dem Programm ,,Innovationskompetenz mittelständischer
Unternehmen (Pro Inno)", diverse Programme der Deutschen Ausgleichsbank (z.B. DtA-Startgeld),
Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Beratungsförderung des Bundes.

Seite 8
sowie die Tatsache, dass letztgenannte Abgrenzungen für den weiteren Verlauf der Arbeit
irrelevant sind, rechtfertigen es daher nicht näher darauf einzugehen
45/46
.
Nicht gerechtfertigt wäre es jedoch, wegzulassen, dass die Umsatzhöhe bzw.
Bilanzsumme mittelbare Auswirkungen auf Detailbestimmungen im Regelwerk zur
Berechnung der neuen Eigenkapitalanforderungen nach Basel II haben. Ohne bereits an
dieser Stelle näher darauf einzugehen, ist zu erwähnen, dass sich für Kredite an
Unternehmen, mit einen Jahresumsatz von 5 Mio. Euro bis zu 50 Millionen Euro
umsatzabhängige Erleichterungen bei der Höhe der Eigenkapitalanforderungen ergeben
können
47/48
. An dieser Stelle genügt folgende Tendenzaussage: Beginnend mit einem
jährlichen Umsatz in Höhe von 50 Mio. nimmt c.p. bei sinkendem Umsatz die Höhe der
Eigenkapitalanforderungen ab. Je kleiner demnach das Unternehmen, gemessen am
Umsatz, desto niedriger die Eigenkapitalanforderungen. Die maximale Entlastung liegt
dabei bei einem Umsatz von 5 Mio. . Ab einem jährlichen Umsatz größer 50 Mio. Euro
entfällt die umsatzabhängige Entlastung bei der Berechnung der Eigenkapital-
anforderungen.
Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass die Höhe des durchschnittlichen
Jahresumsatzes auch entscheidend für die Zuordnung zu einem spezifischen
Ratingsegment bei einer Bank sein kann. So wird bei den Volks- und Raiffeisenbanken
bundesweit zwischen acht Kundengruppen bzw. Ratingsegmenten (mit umsatzgrößen-
abhängigen Untersegmenten) unterschieden. Nähere Informationen dazu erfolgen bei den
Ausführungen zum Rating, nachdem zunächst die wirtschaftliche Situation und Bedeutung
des Mittelstandes dargestellt wird.
45
Für den interessierten Leser (Mittelständler) halten die Volks- und Raiffeisenbanken mit dem Programm
Geno-Star eine interessante Möglichkeit zum Vergleich der verschiedenen Anspruchsvoraussetzungen und
Auswahl der optimalen Fördermittelkombination vor.
46
Im Internet kann auch unter http://www.kfw.de/DE/Service/Frderberat.jsp ein interaktiver Förderberater
gestartet werden.
47
Vgl. Basel Committee on Banking Supervision, QIS III, 2002, TZ 236
48
Vgl. Wilkens M. / Baule R. u.a., Basel II, 2002, S. 1198-1201

Seite 9
2.3 Bedeutung und derzeitige wirtschaftliche Situation des Mittelstandes
Nach der neuen Definition des IfM in Bonn existierten in Deutschland im Jahr 2000 rund
3,3
49
Millionen Unternehmen, von denen bei einer Abgrenzung nach Umsatzgrößen-
klassen 89,38
50
% den kleinen, 10,35 % den mittleren und die restlichen 0,27 % den
großen Unternehmen zuzurechnen waren. 99,7 % aller umsatzsteuerpflichtigen
Unternehmen waren demnach im Jahre 2000 klein- bzw. mittelständisch.
Sie erwirtschaften 43,2 %
51
aller umsatzsteuerpflichtigen Umsätze.
Vergleicht man den Anteil der Bruttowertschöpfung 48,8 %
52
aller Unternehmen im Jahr
2000 mit Vorjahresangaben (fast 60 %), so könnte man auf eine gesunkene Bedeutung
der mittelständischen Wirtschaft schließen. Diese Beobachtung ist jedoch vielmehr in der
Privatisierung großer Staatsunternehmen, wie der Deutschen Bahn und der Telekom
begründet. Beide Unternehmen werden nicht mehr dem staatlichen Sektor, sondern
stattdessen den Großunternehmen zugerechnet. Ein entsprechender Zuwachs auf Seiten
des Mittelstandes blieb aus.
Mittelständische Unternehmen tätigen 46,0 %
53
aller Bruttoinvestitionen. Schließlich und
nicht zuletzt ist der Mittelstand mit insgesamt ,,mehr als 20 Millionen Beschäftigten die
tragende Säule des deutschen Arbeitsmarktes"
54
. Dabei wird die mittelständische
Wirtschaft von Kleinunternehmen dominiert. 80,38 %
55
, das sind 1.714.307 Betriebe,
haben weniger als 10 Beschäftigte. Bei kleinen und mittleren Unternehmen stehen
insgesamt 78,25 %
56
, das sind 21.767.087 Beschäftigte in Lohn und Brot.
49
Vgl. Wallau, F., KMU-Finanzierung, 2001, S.2
50
Vgl. Günterberg, B., Wolter H.J., Unternehmensgrößenstruktur, 2002, S.55
51
Vgl. ebenda
52
Vgl. Günterberg, B., Wolter H.J., Mittelstand in der Gesamtwirtschaft, 2002, S.22
53
Vgl. Wallau, F., KMU-Finanzierung, 2001, S.3
54
Impulse, Dresdner Bank, IfM, Mind 02, 2002, S.10
55
Vgl. Günterberg, B., Wolter H.J., Beschäftigung, 2002, S.160
56
Vgl. ebenda

Seite 10
Abbildung 1: Bedeutung des Mittelstandes
Insgesamt kann durchaus behauptet werden, dass die wirtschaftliche Prosperität in
Deutschland in entscheidendem Maße von den mittelständischen Unternehmen
abhängt.
Der Mittelstand ist es also, der als Garant für Aufschwung und Beschäftigung - gerade in
den derzeit wirtschaftlichen schwierigen Zeiten - ,,als Rückrad der deutschen
Volkswirtschaft bezeichnet wird"
57
und dessen Betriebe mit den klassischen Unternehmer-
tugenden Mut, Fleiß, Umsicht und ohne viel Aufsehens als sogenannte
,,hidden champions"
58
oft weltweit Marktführer geworden sind.
Wenn also kleine und mittlere Unternehmen so enorm wichtig für die Deutsche Volks-
wirtschaft sind, wenn sich der Mittelstand zurzeit in einem umfassenden Strukturwandel
befindet und schwierigen Zeiten entgegenblickt, wenn sich deutsche Mittelstands-
unternehmen zu einem wesentlichen Teil über Bankkredite finanzieren
59
, dann sollten sich
57
Kayser, G., Mind 02, 2001, S.7
58
Vgl. Harbou, J, Mind 02, 2001, S.6
59
Vgl. Priewasser P., Kleinbrod A., Zinsempfindlichkeit, 2002, S.465-473

Seite 11
gerade Kreditinstitute aufgrund der in ihren Büchern stehenden Kreditrisiken folgende
Frage stellen: "Wie steht es um die mittelständischen Unternehmen in Deutschland
wirklich ?"
60
Betrachtet man die Insolvenzzahlen in Deutschland, so kann festgestellt werden, dass es
,,gegen Ende der letzten Dekade [..] zunächst ausgesehen (hat), als würden die
Insolvenzzahlen stagnieren"
61
und ihren seit 1991 ungebrochenen Aufwärtstrend
verlassen. ,,Die Unternehmensinsolvenzen haben in Deutschland (von 2000 auf 2001 und
von 2001 auf 2002) so stark wie seit 1995 nicht mehr zugenommen"
62
. Von 2000 auf 2001
stieg die Zahl der Insolvenzanträge für Unternehmen in Gesamtdeutschland
63
von 27.930
auf 32.390 Fälle. Das sind satte 15,97 %.
Leider haben sich auch die Prognosen für 2002 bestätigt. Von 2001 auf 2002 stiegen die
Unternehmenspleiten nochmals um 16,39 % auf 37.700
64
Fälle. ,,Für 2003 sind die
Aussichten noch düsterer: Die Zahl der insolventen Unternehmen könnte sich auf 44.000
erhöhen, nochmals ein Plus von 13 %".
65/66
Dabei ist die hohe Insolvenzbetroffenheit von kleinen und mittleren Betrieben besonders
auffällig. Gemessen an der Mitarbeiterzahl entfallen auf die kleinen Unternehmen
(bis 10 Mitarbeiter) Westdeutschlands im Jahr 2002 rund 79 % der Insolvenzanträge.
Wie in der nachfolgenden Grafik ersichtlich ergibt sich für den Anteil der Insolvenzanträge
ein ähnliches Bild bei einer Abgrenzung nach Umsatzgrößenklassen.
60
Lichtblau K., Utzig S., a.a.O.
61
Creditreform, Insolvenzen, 2001, S.1
62
ebenda, S.3
63
Westdeutschland von 18120 (2000) auf 22500 (2001) (24,17 %); Ostdeutschland von 9810 (2000) auf
9900 (2001) (0,92 %)
64
Creditreform, Insolvenzen, 2002, S.5
65
HERMES Kreditversicherungs-AG, Insolvenzprognose, 2003, S.6
66
Die Zahlen der HERMES Kreditversicherungs-AG weichen dabei geringfügig von den obig verwendeten
Daten der Creditreform ab.

Seite 12
Abbildung 2: Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen

Seite 13
2.4 Wirtschaftliche Situation des Mittelstandes aus dem
Blickwinkel von Kreditinstituten
,,Eine höhere Zahl von Insolvenzen zieht auch größere Schäden nach sich"
67
, ,,nicht nur für
den Betroffenen selbst, sondern auch für die Gläubiger und die Volkswirtschaft"
68
.
Der ,,Marktexitus" bedeutet, dass im Jahr 2002 590.000
69
Arbeitsplätze, das entspricht
einer Steigerung um 17,3 %, negativ von insolventen Betrieben betroffen waren. Die
Tatsache, dass Zyniker argumentieren, Insolvenzen seien ein integraler Bestandteil einer
Volkswirtschaft und damit unabdingbar, mag 26,6 Mrd. Euro private bzw. 11,8 Mrd. Euro
öffentliche Schäden vielleicht rechtfertigen. Nichts desto trotz zeichnen Kreditversicherer
und nicht zuletzt Banken seit Jahren die Insolvenzentwicklung mit ihren Verlusten nach
und versuchen die deutlichen Spuren in ihren Schadensbilanzen
70
bzw. die jährlich
ansteigende Risikovorsorge
71
durch betriebswirtschaftliches Handeln in den Griff zu
bekommen. So stieg für die Gruppe der HERMES-Kreditversicherungs AG - nach eigenen
Angaben ,,Deutschlands führender Kreditversicherer"
72
- die Brutto- Schadensquote
73
,
bezogen auf die vereinnahmten Beiträge in der Sparte Delkredereversicherungen, von
65,0 % im Jahre 2000 auf 111,7 % in 2001
74
.
Ein ähnliches Bild ergab sich 2001 für Kreditinstitute
75
, bei denen der überwiegende Teil
des Bewertungsaufwandes im inländischen Kreditgeschäft mit einer
67
Creditreform, Insolvenzen, 2001, S.8
68
Creditreform, Insolvenzen, 2002, S.7
69
ebenda, S.16
70
Vgl. HERMES Kreditversicherungs- AG, Geschäftsbericht 2001, S.13
71
Vgl. Deutsche Bundesbank, Ertragslage der Kreditinstitute 2001, S.32
72
Vgl. Hermes Kreditversicherungs- AG, Online im Internet: http://www.hermes.de/indexdt.html
[Stand:07.04.2003]
73
,,Die Schadensquote ist das Verhältnis der Aufwendungen für Versicherungsfälle (inklusive
Regulierungsaufwendungen), der Aufwendungen für Beitragsrückerstattung, für Rückkäufe und
Rückgewährbeträge und der Veränderung der Deckungsrückstellung zu den verdienten Beiträgen des
Geschäftsjahres." Schierenbeck H., Hölscher R., BankAssurance, 1998, S.882
74
Vgl. Hermes Kreditversicherungs- AG, Geschäftsbericht 2001, S.15
75
Die Begriff Kreditinstitute und Banken werden hier synonym verwendet; der Begriff des Kreditinstituts ist in
§ 1 (1) S. 1 KWG definiert; Institute im § 1 (1b) S.1 KWG. Institute umfassen Kreditinstitute und
Finanzdienstleistungsinstitute; letztere sind im § 1 (1a) S. 1 KWG definiert.

Seite 14
Verzehrquote
76
/
77
in Höhe von 84,85 % ,,in erster Linie [durch] die gestiegenen
Unternehmensinsolvenzen"
78
zu Buche schlug. Das schlimmste an obiger Erkenntnis ist,
dass sie entgegen dem Denken vieler Zweckoptimisten weder als institutsspezifisch noch
als einmalig angesehen werden kann und dass zusätzlich eine ungünstige Erlös- und
Kostenstruktur bei vielen Instituten mittlerweile das Fass zum Überlaufen bringt.
So leidet das zinsabhängige Kreditgeschäft, dessen Anteil am Gesamtgeschäft mit 78,3 %
(2001) bei den Kreditgenossenschaften und 80,8 % (2001) bei den Sparkassen seit
Jahren überproportional hoch ist, schier unaufhaltsam unter einem ,,dramatische[n]
Margenverfall"
79
. Dies zeigt sich daran, dass sich über alle Bankengruppen hinweg die
Bruttozinsspanne von 1995 bis 2001 um über ein Drittel (-36,36 %) verringert
80
hat und
2001 auf ,,eine(m) neuen (historischen) Tiefstand von 1,12 %"
81
lag.
Einerseits hat dies sicherlich mit der seit Jahren immer flacher werdenden Zinsstruktur zu
tun, die dazu führt, dass das ursprünglichste aller Bankgeschäfte, die Fristentransfor-
mation (vgl. 5.1) für viele Banken immer schwieriger und damit unbedeutender wird. So
schätzen nach der neuesten ,,Priewasserprognose zum Firmenkundengeschäft"
82
lediglich
20,5 % aller befragten Kreditinstitute die Fristentransformation bis 2005 als stark steigend
ein. Andererseits besteht die Bruttozinsspanne jedoch nicht nur aus der Strukturmarge,
sondern auch aus der für viele Banken wichtigeren Konditionsmarge.
Der Spread über/unter der risikolosen Verzinsung des Geld- bzw. Kapitalmarktes - im
Fachchargon auch als Konditionsmarge bezeichnet (vgl. 5.1) - wird zunehmend
schwieriger, da Konditionsgespräche im klassischen Firmenkundengeschäft oft nichts
anderes mehr sind als Preisgespräche. Die Ausgestaltung und Produktion von Krediten ist
76
Unter der Verzehrquote versteht man den Anteil des Bewertungsergebnisses am Teilbetriebsergebnis.
Das Teilbetriebsergebnis ist die Differenz zwischen Bruttoerträgen (Zinsüberschuss: Spalte 1
Bundesbankschema + Provisionsüberschuss Spalte 4 Bundesbankschema) und allgemeinen
Verwaltungsaufwendungen (Personalaufwand: Spalte 8 Bundesbankschema + andere
Verwaltungsaufwendungen: Spalte 9 Bundesbankschema). Die Verzehrquote ist keine klassische Kennzahl
im betriebswirtschaftlichen Sinne. Sie wird jedoch oft von angesehenen Betriebswirten in Seminaren und
Praxisvorträgen verwendet und ist somit anerkannt.
77
Vgl. Pleister, C., Kreditrisikosteuerung, 2001, S. 161
78
Deutsche Bundesbank, Ertragslage der Kreditinstitute 2001, S.32
79
Schüller, S., Strukturwandel, 2001, S.65
80
bei den Sparkassen und Kreditgenossenschaften waren es nur - 24,83 % bzw. -20,72 % -
81
Deutsche Bundesbank, a. a. O., S.21
82
Vgl. Priewasser, E, Lippmann, Priewasserprognose, S.38

Seite 15
weitgehend mit den Mitbewerbern vergleichbar und somit substituierbar. Kredite sind zu
,,Commodities"
83
geworden. Es gibt kaum Ansatzpunkte sich vom Konkurrenten zu
differenzieren und einen individuellen Produktnutzen (Zusatznutzen, Erbauungsnutzen)
herauszustellen. Schafft man es also nicht, durch den Aufbau von Präferenzen, den
individuellen Erbauungsnutzen, die ,,Unique Selling Proposition (USP)"
84
, herauszustellen,
so leiden darunter zweifelsohne die Konditionsmargen und in Anlehnung an Gleißner
85
wird eine alte Marketingweisheit für viele Kreditinstitute aktueller denn je:
,,In stagnierenden Märkten führen austauschbare Leistungen zu negativen Renditen".
Einen Überblick über obig geschilderte Tendenzen liefern nachfolgende Schaubilder.
83
Vgl. Rolfes, B., Firmenkundengeschäft, 2002, S.141
84
Vgl. Meffert, H., Marketing, 1998, S. 691 Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung, 8.,
vollständig neu bearbeitete + erw. Aufl., Wiesbaden 1998
85
Gleißner, W., Weissman, A., Unternehmensführung, S.83 ff 2001 Kursbuch Unternehmensführung,
Offenbach 2001

Seite 16
Abbildung 3: Strukturdaten deutscher Kreditinstitute
Aufgrund dieser Tatsachen bemühen nun seit geraumer Zeit Heerscharen von Fachleuten
eines der wohl berühmtesten Wörter jeder Unternehmensberatung, ,,Effektivität", und
stellen sich die Frage: ,,Tun wir (noch) die richtigen Dinge?"
86
Viele Banken hatten die Lösung gleich gefunden. Ungünstige Erlösstrukturen, sinkende
Margen sowie steigende Risiken generieren die klassische Wertfalle im
Firmenkundengeschäft.
Wenn also, so die Untersuchung
87
des Kreditgeschäftes von 77 größeren regionalen
Kreditinstituten über die Jahre 1992 -1998, lediglich 20 % der Institute eine Wertmarge
88
aufweisen, die über einem Prozent liegt, dann gibt es für viele im Sinne von ,,Effektivität"
und strategischen Grundsatzentscheidungen, vor allem in Zeiten steigender Börsen
89
, nur
noch einen risikopolitischen Ansatz: die direkte Einflussnahme auf die Wahrscheinlich-
keitsverteilung und Höhe möglicher Kreditverluste, eine ursachenbezogene Begrenzung
des Kreditrisikos also
90
.
Der kleine, mittelständische Unternehmer, der bei solchen Entscheidungen meist nicht
beteilig ist, sondern nur als Betroffner fungiert, würde das mit Risikovermeidung bzw.
Verzicht auf das Geschäftsfeld Firmenkunden übersetzen.
86
Hopfenbeck, W., Allgemeine Betriebswirtschafts- und Managementlehre, S.571
87
Vgl. Rolfes, B., Ausfallrisiken, 2001, S.1
88
Die Wertmarge wird hierbei definiert als Bruttozinsmarge [im Fachchargon oft auch als Bruttozinsspanne
bezeichnet] abzüglich der Netto-Einzelwertberichtigungen und beschreibt den Teil der Marge, der zur
Deckung der Betriebskosten zur Verfügung steht.
89
Steigende Börsen bedeuten für viele Banken, v.a. für Großbanken, steigende Provisionserträge und damit
im Sinne einer ,,shareholder- value- orientierten" Politik hohe Wertmargen und Gesamtrenditen
90
Vgl. Schierenbeck, H., Ertragsorientiertes Bankmanagement, 2001, S.296

Seite 17
Ist das die Lösung des Problems? Wäre es die Lösung, dann würde diese Arbeit hier
enden.
,,Risiko" entstammt etymologisch betrachtet dem frühitalienischen ,,risco" und bedeutet so
viel wie die Klippe, die es zu umschiffen gilt. Ein Reeder, dessen Boote nur im Hafen
liegen, der seine Schiffe nicht den Risiken des Meeres (Wind und Wellen) aussetzt, geht
zweifelsohne kein Risiko ein. Dementsprechend braucht er auch keine Risiken zu steuern
bzw. Klippen zu umschiffen und vergisst dabei, dass ,,Risiken [...] die Bugwelle (seines)
Erfolges"
91
sind. Der Reeder bleibt stehen, lebt von der Substanz vergangener Zeiten, bis
diese aufgezehrt ist und er merkt: Das größte Risiko, das ein Unternehmer eingehen kann,
ist, kein Risiko einzugehen.
,,Kreditgeschäft ist [und bleibt] Risikogeschäft"
92
. Stellvertretend für diese Erkenntnis steht
auch ein Zitat des ehemaligen Citigroup- Managers, Walter Wriston:
,,Bankers have always taken risk, that ist what they are paid for. The fact is, that bankers
are in the business of managing risk."
93
Obwohl dieses Zitat von Wriston aus den 1970er
Jahren stammt ist es aktueller denn je, wie einem aktuellem Zitat von Roger W.
Ferguson
94
zu entnehmen ist: ,,Any discussion of risk management in banking must start
with the understanding that banks exist for the purpose of taking risk, and the objective of
supervision is certainly not to eliminate, and perhaps not even to lower, risk taking"
95
.
Wenn das Geschäftsfeld Firmenkundenkredite geschäftspolitisch gewollt ist, wenn es, wie
vom Nobelpreisträger Harry W. Markowitz 1952 mathematisch nachgewiesen, ein
inakzeptables Risiko darstellt, alles auf ein(e) Karte (Geschäftsfeld) zu setzen
96
, wenn
Kreditverluste ordentliche Ergebnisse der Banktätigkeit darstellen
97
, die a priori bewusst
erwartet werden, dann muss die Frage nicht nach der ,,Effektivität", sondern nach der
,,Effizienz" gestellt werden. Die Dinge richtig zu tun
98
bedeutet dann, Kreditrisiken im Sinne
von Walter Wriston zu managen und als Ersatz für die Risikovermeidung andere Strate-
gien wie Risikominderung (Scoring, Rating), Risikodiversifikation (Kreditportfoliomodelle),
Risikotransfer (Synthetische Verbriefung) und Risikovorsorge (Unterlegung mit
91
Romeike, F., Le risque est onde de proue du succès, 2003, S.3
92
Füser, K., Intelligentes Scoring, 2001, S.5
93
Dieckhöner, B., moderne Risikomanagement- Systeme, 1999, S. 14-17
94
Roger W. Ferguson is Vice-Chairman of the Board of Governors of the US Federal Reserve System
95
Ferguson, R., Basel II, 2003, S.1
96
Vgl. Bernstein, P., Wider die Götter, 2002, S.15
97
Zuberbühler, D., Risiken im inländischen Kreditgeschäft, 1997
98
Vgl. Hopfenbeck, W., a. a. O.

Seite 18
Haftungskapital in Form von Eigenkapitalreserven bzw. Rückstellungen) aus betriebs-
wirtschaftlicher Vernunft zuzulassen
99
. Dazu ist bei vielen Verantwortlichen eine
Kehrtwende, weg von einer Geschäftsphilosophie auf der Grundlage von Bruttoertrags-
(z.B. Bruttozinsspanne) und Volumengrößen (z.B. der Bilanzsumme) hin zu einer risiko-
und ertragsorientierten Grundausrichtung notwendig. Dieser Umdenkungsprozess kann
dabei durch folgendes Beispiel visualisiert werden.
I6
06
68
88
98
Welche Nummer hat der freie Parkplatz ?
Abbildung 4: Kehrtwende
100
Da die Verbesserung des Risikomanagements in Kreditinstituten eines der Hauptziele der
unter dem Namen Basel II bekannten neuen Eigenkapitalvorschriften ist und da Rating-
und Scoringsysteme im Sinne einer Risikominderungsstrategie dabei integraler
Bestandteil sind, werden im Folgenden deren betriebswirtschaftliche Grundlagen im
Allgemeinen sowie nachfolgend die mittelbaren und unmittelbaren Auswirkungen auf den
Deutschen Mittelstand im Besonderen am Beispiel des bundeseinheitlichen Ratings
,,BVR-II Rating" der Volks- und Raiffeisenbanken dargestellt. Dabei ist jedoch bereits jetzt
darauf hinzuweisen, dass das Rating im Prozess der gesamtbankorientierten Steuerung
von Kreditrisiken lediglich eine Vorstufe zur Risikobepreisung darstellt. Die letztendlich von
Kreditnehmer zu vereinnahmende Risikoprämie wird somit - entgegen dem Denken vieler
selbsternannter Ratingspezialisten ­ nicht nur vom Ratingergebnis (AAA bzw. CCC)
determiniert
101
.
99
Eine Systematisierung geeigneter Ansätze zur Kreditrisikobegrenzung befindet sich im Anhang.
100
Stehen Sie auf und gehen Sie auf die andere Seite Ihres Tisches oder Drehen Sie diese Arbeit um.
Denken Sie alternativ, denken Sie um.
101
Eine Abbildung zum Prozess der gesamtbankorientierten Risikosteuerung befindet sich im Anhang.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832471125
ISBN (Paperback)
9783838671123
DOI
10.3239/9783832471125
Dateigröße
2.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Regensburg – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2003 (August)
Note
1,0
Schlagworte
bvr-ii rating neue eigenkapitalvereinbarung kreditkondition mittelstand
Zurück

Titel: Basel II - Grundlagen und Auswirkungen auf den deutschen Mittelstand
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
126 Seiten
Cookie-Einstellungen