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Die Wahl energiepolitischer Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien

Eine vergleichende Analyse ihrer Ursachen in Großbritannien, den Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland

©2003 Diplomarbeit 128 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Im Folgenden wird zunächst der Bezugsrahmen entwickelt, mit Hilfe dessen die Länder analysiert werden (vgl. Kap. 1). Anschließend wird die Theorie der implementierten Instrumente erläutert (vgl. Kap. 2).
Die drei folgenden Länderkapitel sind analog aufgebaut. In Kapitel 3 wird Deutschland und in Kapitel 4 Großbritannien untersucht, Kapitel 5 gilt den Niederlanden. Das Vorgehen geschieht nach folgendem Gliederungsschema: Zunächst werden die ökonomisch-technischen und politisch-institutionellen Rahmenbedingungen beschrieben, danach die Problemstruktur erläutert und anschließend die beteiligten Akteure vorgestellt. Abschließend erfolgen jeweils eine Prozessanalyse und eine thesenartige Zusammenfassung.
Die Diplomarbeit schließt mit einem Kapitel, in dem die Ergebnisse der Länderkapitel ausgewertet werden. Sie werden insbesondere auf ihre Verallgemeinerungsfähigkeit hin überprüft, um gegebenenfalls zu generellen Aussagen zu kommen, welche Faktoren ursächlich für die Instrumentenwahl sind (vgl. Kap. 6). Abschließend werden die gewählten Methoden auf ihren Erkenntnisgehalt hin kritisch hinterfragt und der Geltungsbereich der getroffenen Aussagen genannt, sowie der noch bestehende Forschungsbedarf aufgezeigt (vgl. Kap. 7).

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis4
Abkürzungsverzeichnis5
Einleitung7
Bedeutung des Themas7
Fragestellung und Ziele der Arbeit9
Methodik10
Gliederung der Arbeit12
1.Ansatz13
1.1Forschungsstandanalyse13
1.2Der analytische Bezugsrahmen16
1.2.1Rahmenbedingungen18
1.2.2Problemstruktur19
1.2.3Akteure21
1.3Zusammenfassung23
2.Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien24
2.1Bewertungskriterien24
2.2Die Modelle im Überblick25
2.2.1Das Ausschreibungsmodell25
2.2.2Das Quotenmodell26
2.2.3Die Einspeisevergütung27
2.3Vergleich der Instrumente27
2.4Zusammenfassung28
3.Die Förderinstrumente in Deutschland29
3.1Ökonomisch-technische Rahmenbedingungen29
3.1.1Definition und Potentiale erneuerbarer Energien in Deutschland29
3.1.2Entwicklung der erneuerbaren Energien30
3.1.3Stromerzeugung und Verbrauch32
3.1.4Struktur der Stromwirtschaft34
3.2Politische-institutionelle Rahmenbedingungen36
3.2.1Staatsstruktur36
3.2.2Partizipation und Interessenvermittlung37
3.2.3Kompetenzverteilung in der Energiepolitik38
3.3Problemstruktur38
3.3.1Problemdruck38
3.3.2Restriktionen40
3.4Akteure42
3.4.1Politische Akteure42
3.4.2Wirtschaftliche […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 7017
Herhaus, Vera: Die Wahl energiepolitischer Instrumente zur Förderung erneuerbarer
Energien - Eine vergleichende Analyse ihrer Ursachen in Großbritannien, den
Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Fachhochschule Südwestfalen, Universität, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
2
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs-und Tabellenverzeichnis ...5
Abkürzungsverzeichnis...6
Einleitung...8
Bedeutung des Themas ...8
Fragestellung und Ziele der Arbeit ...10
Methodik...12
Gliederung der Arbeit ...13
1 Ansatz...15
1.1 Forschungsstandanalyse...15
1.2 Der analytische Bezugsrahmen...18
1.2.1 Rahmenbedingungen...20
1.2.2 Problemstruktur ...21
1.2.3 Akteure...23
1.3 Zusammenfassung ...25
2 Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien...26
2.1 Bewertungskriterien...26
2.2 Die Modelle im Überblick ...27
2.2.1 Das Ausschreibungsmodell...27
2.2.2 Das Quotenmodell ...28
2.2.3 Die Einspeisevergütung ...29
2.3 Vergleich der Instrumente...29
2.4 Zusammenfassung ...30
3 Die Förderinstrumente in Deutschland ...31
3.1 Ökonomisch-technische Rahmenbedingungen...31
3.1.1 Definition und Potentiale erneuerbarer Energien in Deutschland ...31
3.1.2 Entwicklung der erneuerbaren Energien...32
3.1.3 Stromerzeugung und Verbrauch ...34
3.1.4 Struktur der Stromwirtschaft ...36
3.2 Politische-institutionelle Rahmenbedingungen ...38
3.2.1 Staatsstruktur ...38
3.2.2 Partizipation und Interessenvermittlung ...39
3.2.3 Kompetenzverteilung in der Energiepolitik...40
3.3 Problemstruktur ...40
3.3.1 Problemdruck...40

Inhaltsverzeichnis
3
3.3.2 Restriktionen...42
3.4 Akteure...44
3.4.1 Politische Akteure...44
3.4.2 Wirtschaftliche Akteure ...45
3.4.3 Gesellschaftliche Akteure ...47
3.5 Prozessanalyse ...47
3.5.1 Situation vor der gesetzlichen Regelung der Einspeisevergütung...47
3.5.2 Einspeisevergütung im Stromeinspeisegesetz (1990-1998) ...48
3.5.3 Einspeisevergütung im novellierten Stromeinspeisegesetz (1998-2000) ...49
3.5.4 Einspeisevergütung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (ab 2000)...49
3.6 Zusammenfassung ...50
4 Die Förderinstrumente in Großbritannien...53
4.1 Ökonomisch-technische Rahmenbedingungen...53
4.1.1 Definition und Potentiale erneuerbarer Energien in Großbritannien...53
4.1.2 Entwicklung der erneuerbaren Energien...54
4.1.3 Stromerzeugung und Verbrauch ...56
4.1.4 Struktur der Stromwirtschaft ...58
4.2 Politisch-institutionelle Rahmenbedingungen ...60
4.2.1 Staatsstruktur ...60
4.2.2 Partizipation und Interessenvermittlung ...61
4.2.3 Kompetenzverteilung in der Energiepolitik...61
4.3 Problemstruktur ...62
4.3.1 Problemdruck...62
4.3.2 Restriktionen...64
4.4 Akteure...65
4.4.1 Politische Akteure...65
4.4.2 Wirtschaftliche Akteure ...67
4.4.3 Gesellschaftliche Akteure ...68
4.5 Prozessanalyse ...69
4.5.1 Situation vor Einführung des Ausschreibungsmodells...69
4.5.2 Ausschreibungssystem der Non Fossil Fuel Obligation (1990-1998) ...69
4.5.3 Übergang zum Quotenmodell Renewable Obligation (ab 2002)...72
4.6 Zusammenfassung ...74
5 Die Förderinstrumente in den Niederlanden ...76
5.1 Ökonomische und technische Rahmenbedingungen ...76
5.1.1 Definition und Potential erneuerbarer Energien in den Niederlanden...76
5.1.2 Entwicklung der erneuerbaren Energien...77
5.1.3 Stromerzeugung und Verbrauch ...79
5.1.4 Struktur der Stromwirtschaft ...81

Inhaltsverzeichnis
4
5.2 Politisch-institutionelle Rahmenbedingungen ...83
5.2.1 Staatsstruktur ...83
5.2.2 Partizipation und Interessenvermittlung ...84
5.2.3 Kompetenzverteilung in der Energiepolitik...84
5.3 Problemstruktur ...84
5.3.1 Problemdruck...84
5.3.2 Restriktionen...87
5.4 Akteure...88
5.4.1 Politische Akteure...88
5.4.2 Wirtschaftliche Akteure ...89
5.4.3 Gesellschaftliche Akteure ...90
5.5 Prozessanalyse ...91
5.5.1 Freiwillige Vereinbarungen in Umweltplänen ...91
5.5.2 Quotenmodell mit Grüne-Label-System (1998-2000)...92
5.5.3 Übergang zum Quotenmodell mit Grüne-Zertifikate-System (ab 2001)...93
5.6 Zusammenfassung ...96
6 Vergleich der Ergebnisse...98
6.1 Ökonomisch-technische Rahmenbedingungen...98
6.2 Politisch-institutionelle Rahmenbedingungen ...100
6.3 Problemstruktur ...102
6.4 Akteure...105
6.5 Ursachen für die Wahl der energiepolitischen Instrumente in Deutschland,
Großbritannien und den Niederlanden ...107
6.6 Ansätze zur Verallgemeinerung der Aussagen ...110
7 Zusammenfassung und Ausblick...114
8 Literaturverzeichnis ...116

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
5
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1-1: Beziehung der Variablen ...20
Abb. 1-2: Stakeholder Interessen bei der Ausgestaltung von EE-Förderinstrumenten...25
Abb. 3-1: Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (TWh) in Deutschland und ihr
Anteil an der Gesamtstromerzeugung (%) ...32
Abb. 3-2: Stromnachfrage verschiedener Sektoren in Deutschland im Jahr 2000...36
Abb. 4-1: Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (TWh) in Großbritannien und ihr
Anteil an der Gesamtstromerzeugung (%)...54
Abb. 4-2: Stromnachfrage verschiedener Sektoren in Großbritannien im Jahr 2001 ...58
Abb. 5-1: Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (TWh) in den Niederlanden und
ihr Anteil an der Gesamtstromerzeugung (%) ...77
Abb. 5-2: Stromnachfrage verschiedener Sektoren in den Niederlanden im Jahr 1998 ..81
Tabellenverzeichnis
Tab. 0-1: Ausgewählte Wirtschaftsdaten für Deutschland, Großbritannien und die
Niederlande...13
Tab. 3-1: Energiebilanz Deutschland ...35
Tab. 4-1: Energiebilanz Großbritannien...57
Tab. 5-1: Energiebilanz Niederlande...80

Abkürzungsverzeichnis
6
Abkürzungsverzeichnis
AER
Algemene Energieraad
BDI
Bundesverband der deutschen Industrie
BGBl
Bundesgesetzblatt
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BMWi
Bundesministerium für Wirtschaft
BMU
Bundesministerium für Umweltschutz, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit
BVG
Bundesverfassungsgericht
BWEA
British Wind Energy Association
CBI
Confederation of British Industry
CEGB
Central Electricity Generating Board
CDA
Christen Democratische Appél
CDU
Christliche Demokratische Union Deutschlands
CO
2
Kohlendioxid
CSU
Christlich Soziale Union
D`66
Democraten 66
DEFRA
Department for the Environment, Food and Rural Affairs
DEWI
Deutsches Windenergie Institut
DM
Deutsche
Mark
DLR
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
DTI
Department of Trade and Industry
DTLR
Department of Transport, Local Government and the Regions
EC
European Commission
ECN
Energieoderzoek Centrum Nederland
EE
Erneuerbare Energien
EEG
Erneuerbare-Energien-Gesetz
EG
Europäische Gemeinschaft
EGV
Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft
EnBW
Energie Baden-Württemberg
EnWG
Energiewirtschaftsgesetz
EP
Europäisches Parlament
EPSRC
Engineering and Physical Sciences Research Council
EU
Europäische Union
EuGH
Europäischer Gerichtshof
EVU
Energieversorgungsunternehmen
EWI
Energiewirtschaftliches Institut an der Universität Köln
EWG
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
FDP
Freie Demokratische Partei
FFL
Fossil Fuel Levy
GG
Grundgesetz
GuD
Gas und Dampf (Kraftwerk)
GW
Gigawatt (10
9
Watt)
IEA
International Energy Agency
IG Bergbau
Industriegewerkschaft Bergbau
kW
Kilowatt (10
3
Watt)
KWK
Kraft-Wärme-Kopplung
LPF
Liste Pim Fortuyn
MAP
Milieu-Actieplan
Minez
Ministerie van Economische Zaken

Abkürzungsverzeichnis
7
Mio.
Million
Mrd.
Milliarde
MW
Megawatt (10
6
Watt)
NABU
Naturschutzbund Deutschland
NETA
New Electricity Trading Arrangements
NFFO
Non Fossil Fuel Obligation
NGC
National Grid Company
NGOs
Nichtregierungsorganisationen
Novem
Netherlands agency for energy and the environment
OECD
Organisation for Economic Co-Operation and Development
OFFER
Office of Electricity Regulation
Ofgem
Office of Gas and Electricity Markets
o. V.
ohne Verfasser
p
Pence
PIU
Performance and Innovation Unit
Pf
Pfennig
PV
Photovoltaik
PvdA
Partij van de Arbeid
PVE
Platform Versnelling Energieliberalisering
RECS
Renewable Energy Certificate System
REB
Regulerende Energie Belasting
RO
Renewable Obligation
RPA
Renewable Power Association
RS
Rechtssache
RWE
Rheinisch-westfälische-Elektrizitätswerke AG
SEP
Samenwerkende Elektriciteits Producenten
SER
Sozialwirtschaftlicher
Rat
SFV
Solarenergieförderverein
SKE
Steinkohleäquivalent
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
StrEinspG
Stromeinspeisegesetz
SPRU
Science and Technology Policy Research Unit
toe
tonnes oil equivalent
TW
Terrawatt (10
12
Watt)
UBA
Umweltbundesamt
VAMIL
Voluntary Depreciation on Environmental Investment
VDEW
Vereinigung deutscher Elektrizitätswerke
VIK
Verband der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft
VDN
Verband deutscher Netzbetreiber
VROM
Ministerie van Volkshuisvesting, Ruimtelijke Ordening en Milieu-
beheer
VVD
Verenigung voor Vrijheid en Democratie
WWF
World Wide Fund for Nature
WI
Wuppertal Institut
ZEW
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

Einleitung
8
Einleitung
In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Instrumente zur Förderung erneuerba-
rer Energien in verschiedenen europäischen Ländern gewählt wurden, um den Anteil der
erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung zu erhöhen. Dabei liegt der Fokus auf den
Gründen, die sich für die Wahl eines Förderinstruments - aus einer Reihe von möglichen
Instrumenten - finden lassen. Es wird die These vertreten, dass es Faktoren gibt, die die
Instrumentenwahl beeinflussen. Da ein Zeitraum von über zehn Jahren betrachtet wird
(1990-2002) ist auch relevant, ob die Entscheidung für ein Instrument Bestand hatte, oder
ob im Laufe der Jahre ein anderes Instrument gewählt wurde und welche Gründe sich dafür
finden lassen.
Bedeutung des Themas
Politische Akteure sehen sich zunehmend vor die Frage gestellt, mit welchen Strategien sie
dem weltweit wachsenden Energiebedarf und den damit verbundenen Folgeproblemen
begegnen können, insbesondere dem Anstieg der CO
2
-Konzentration in der Atmosphäre
und der Endlichkeit fossiler Brennstoffe. Von den energiebedingten CO
2
-Emissionen im
Jahr 1999 in Deutschland in Höhe von 833 Mio. t entfielen 43 % (357 Mio. t) auf den Be-
reich Energieerzeugung und -umwandlung, 22 % auf den Bereich Transport und Verkehr
und ca. 15 % auf die privaten Haushalte; die restlichen 21 % verteilen sich auf Industrie,
Handel, Dienstleistungen und Gewerbe (vgl. BMW
I
2001b:74). Da die Energieerzeugung
und -umwandlung für den größten Teil der CO
2
-Emissionen verantwortlich ist, erscheint es
sinnvoll, hier mit Einsparmaßnahmen anzusetzen. Dafür gibt es mehrere Optionen: Die
meistdiskutierten sind Energieeinspar- und Energieeffizienzstrategien sowie der Einsatz
von erneuerbaren Energien (EE)
1
. Regenerative Energien zu fördern ist unter rein volks-
wirtschaftlichen Gesichtspunkten (Wohlfahrtssteigerung gemessen am Bruttoinlandspro-
dukt) oft nicht der kostengünstigste Weg (vgl. D
ÜNGEN
1993:42), aber angesichts der end-
lichen fossilen Ressourcen wird langfristig ein Übergang zu einem neuen Energiesystem
unausweichlich sein. Daher werden die EE seit einigen Jahren langsam in den Markt einge-
führt, um einen radikalen Wechsel bei der Energieversorgung in einigen Jahrzehnten zu
vermeiden.
1
Unter EE werden im folgenden Wind- und Wasserkraft, solare Strahlungsenergie, Geothermie, Biomasse,
sowie Deponie-, Klär- und Grubengas verstanden, analog zu §1 Erneuerbare-Energien-Gesetz (vgl. EEG
2000). Für die betrachteten Länder gilt die jeweils vorgestellte nationale Definition von EE. Die Begriffe
regenerative Energien und alternative Energiequellen werden synonym verwendet.

Einleitung
9
Ein weiterer Grund für das Interesse politischer Entscheider, bereits jetzt EE zu fördern, ist
der erwartete strategische Vorteil der Länder im internationalen Wettbewerb, die bereits
Erfahrung mit diesen Technologien gewinnen und Industriezweige rund um EE aufbauen
konnten (vgl. E
SPEY
2001:13).
Im Folgenden werden nur Instrumente betrachtet, die zur Erhöhung des Anteils der EE an
der Stromerzeugung und des Stromverbrauchs eingesetzt werden. Instrumente, die den
Einsatz regenerativer Energieträger wie z. B. Geothermie oder Solarthermie zur Wärmeer-
zeugung vorantreiben, spielen in der Analyse keine Rolle. Zunächst ist relevant, welche
supranationalen, in diesem Fall europäischen, Vorgaben zur Förderung der EE existieren.
Die Europäische Union (EU) bezeichnet die Förderung der EE als wesentlichen Baustein
ihrer Energie- und Klimapolitik. 1996 stieß die Europäische Kommission (EC) mit einem
Grünbuch die Diskussion über eine europaweit einheitliche Förderregelung an, ein Jahr
später fasste sie die Vorschläge in einem Weißbuch zusammen (vgl. EC 1996, EC 1997).
Als Ergebnis wurde 2001 die Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerba-
ren Energien im Elektrizitätsbinnenmarkt erlassen, die bis Oktober 2003 in den Mitglieds-
staaten umgesetzt sein muss (vgl. Richtlinie 2001/77/EG). Die Union und die Mitgliedstaa-
ten sind sich einig in ihrem Bestreben, erneuerbare Energien zu fördern, da ,,deren Nut-
zung zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt" (Richtlinie
2001/77/EG, Abs. 1). Darüber hinaus wird erwartet, dass sich Beschäftigungsmöglichkei-
ten auf lokaler Ebene ergeben, die sich auf den sozialen Zusammenhalt positiv auswirken,
dass die Nutzung erneuerbarer Energien zur Versorgungssicherheit beiträgt und die Vor-
aussetzungen dafür schafft, dass die Zielvorgaben von Kyoto rascher erreicht werden (vgl.
Richtlinie 2001/77/EG, Abs. 1).
Die Forderung, erneuerbare Energieträger vermehrt einzusetzen, begründet die EC mit
mehreren Argumenten, neben dem geringeren CO
2
-Ausstoß insbesondere auch mit dem
energiepolitischen Ziel der Versorgungssicherheit. Sie kommt zu dem Schluss, dass ,,nur
mit Hilfe effizienter Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien (...) der Tendenz zu
einer immer größeren Energieabhängigkeit Einhalt geboten werden
[
kann
]
" (EC 2001:22).
Mittelfristig sind die erneuerbaren Energiequellen die einzigen Energieträger, bei denen
die EU unter den gegebenen Umständen einen gewissen Handlungsspielraum zur Vergrö-
ßerung des Angebots hat. Alle verfügbaren Öl-, Gas- und Kohlevorkommen sind weitge-
hend erschlossen, neue Funde bedeutenden Ausmaßes werden nicht erwartet (vgl. EC
2001:45). Das Ziel der EC lautet, den Anteil der EE an der Primärenergienutzung auf 12 %
und an der Stromerzeugung auf 22 % bis zum Jahre 2010 zu erhöhen (vgl. EC 2001:5). Im

Einleitung
10
Jahr 2001 trugen die EE insgesamt 14 % zur Stromproduktion in der EU bei (vgl. S
TIF-
TUNG
E
NERGIEFORSCHUNG
B
ADEN
-W
ÜRTTEMBERG
2001:I-234).
Fragestellung und Ziele der Arbeit
Dass Förderinstrumente eingesetzt werden müssen, um EE wirtschaftlich attraktiver zu
machen und die oben genannten Ziele erreichen zu können, wird in der EU nicht ange-
zweifelt (vgl. Richtlinie 2001/77/EG, Abs. 1). Innerhalb der Mitgliedsländer sind jedoch
individuelle Förderregelungen in verschiedenen Ausprägungen und Kombinationen umge-
setzt worden. In der Literatur wird diskutiert, ob die nationalen Fördermaßnahmen beibe-
halten oder ob diese Regelungen nach einer angemessenen Übergangszeit harmonisiert
werden sollten, um einen funktionierenden Elektrizitätsbinnenmarkt zu gewährleisten (vgl.
K
ARSTENS
1999:188 sowie F
ALKE
2002:100). Eine Harmonisierung der Förderregelungen
auf lange Sicht wird für unerlässlich gehalten, da sonst Kompatibilitätsprobleme im inter-
nationalen Verbund bestehen bleiben (vgl. M
ADLENER
/S
TAGL
2001:53 sowie K
ÜHN ET AL
.
1999:14).
Im Wettbewerb der Fördersysteme scheint innerhalb des sich entwickelnden Elektrizitäts-
binnenmarktes der EU noch kein Favorit gefunden zu sein. Zwar startete 1996 das Europä-
ische Parlament eine Initiative zur Durchsetzung einer europäischen Einspeisevergütung,
die aber genauso scheiterte wie der inoffizielle Richtlinienentwurf der EC im Jahr 1998,
der die Einführung einer europaweiten Quotenregelung vorsah (vgl. B
USCH
2003:16-17).
In der Erläuterung zur Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung aus EE wird betont,
dass die ,,auf nationaler Ebene unterschiedliche
[
n
]
Systeme zur Unterstützung erneuerbarer
Energiequellen; hierzu zählen grüne Zertifikate, Investitionsbeihilfen, Steuerbefreiungen
oder -erleichterungen, Steuererstattungen und direkte Preisstützungssysteme" zunächst
weiterexistieren sollen (Richtlinie 2001/77/EG, Abs. 14). Für die Entscheidung über einen
Gemeinschaftsrahmen sei es in Anbetracht der begrenzten Erfahrung mit den einzelstaatli-
chen Systemen noch zu früh (vgl. Richtlinie 2001/77/EG, Abs. 15). Die EC stellt für 2005
in Aussicht, gleichzeitig mit der Vorlage des Berichts über die bisherigen Erfahrungen
auch einen Vorschlag für die Schaffung eines gemeinschaftlichen Rahmens zu unterbreiten
(vgl. Richtlinie 2001/77/EG, Art. 4, Abs. 2). In Abs. 16 wird zur Entscheidung über einen
Gemeinschaftsrahmen ausgeführt: ,,Dieser Vorschlag sollte zur Erfüllung der nationalen
Richtziele beitragen, mit den Prinzipien des Elektrizitätsbinnenmarktes vereinbar sein, den
Besonderheiten der verschiedenen erneuerbaren Energiequellen und den unterschiedlichen
Technologien wie auch den geografischen Unterschieden Rechnung tragen. Er sollte ferner

Einleitung
11
die Nutzung erneuerbarer Energiequellen wirksam begünstigen und einfach sowie mög-
lichst effizient, insbesondere kosteneffizient, sein" (Richtlinie 2001/77/EG, Abs. 16).
B
USCH
sieht in dieser Formulierung eine implizite Bevorzugung des Quotenmodells mit
Zertifikatehandel aufgrund der Kriterien der Wettbewerbs- und Marktkonformität. Er er-
klärt diese Präferenz durch die Kompatibilität dieses EE-Quotensystems mit einem System
handelbarer Emissionszertifikate (vgl. B
USCH
2003:18-19).
Diese Arbeit will keinen Beitrag zur Diskussion leisten, welches Förderinstrument sich als
gesamteuropäisches empfiehlt. Vielmehr wird untersucht, warum sich nicht alle Länder in
Europa trotz der gleichen Herausforderung ­ Erhöhung des Anteils der EE an der Stromer-
zeugung ­ für das gleiche Instrument entschieden haben und die EU nun vor der Aufgabe
steht, die Regelungen zu harmonisieren. Daher steht im Mittelpunkt dieser Diplomarbeit
die Analyse der Ursachen für die Wahl von unterschiedlichen Fördermaßnahmen in drei
EU-Mitgliedsländern. Aus einer Beobachterperspektive heraus wird der Frage nachgegan-
gen werden, warum ein Fördermodell gewählt wurde und sich eventuell gegen alternative
Ansätze durchsetzen konnte.
Die hier durchgeführte Analyse beschränkt sich nicht auf den Prozess der Instrumenten-
wahl, sondern stellt Ausgangssituation und Rahmenbedingungen in den Ländern vor.
Bereits die Organisation for Economic Co-Operation and Development (OECD) stellte in
ihrem Bericht zum Stand der umweltökonomischen Instrumentendiskussion fest: ,,Much of
the original debate on economic instruments had remained too remote from the realities of
economic process and the policy arena. A more pragmatic approach
[
...
]
should recognize
that differences in policy context and historical backgrounds and in operational elements
related to the implementation are involved" (OECD 1994:35). Bestimmt danach die Struk-
tur der Energiewirtschaft, welches Instrument eingesetzt wird, oder sind eher die nationa-
len Klimaschutz- und EE-Ausbauziele entscheidend? Setzt sich bei der Entscheidung ein
bestimmter Akteur durch? Sind Unterschiede in den Ausgangsbedingungen erkennbar, die
zur Wahl unterschiedlicher Instrumente geführt haben? Diesen Fragen wird in der Länder-
analyse nachgegangen.
Neben den Instrumenten zur Förderung der EE, die in dieser Arbeit genauer beleuchtet
werden, gibt es andere Instrumente wie planerische, kooperative und auf Informationsver-
besserung ausgerichtete Mittel. Sie werden nicht gesondert betrachtet, sind jedoch beson-
ders als Ergänzung der ausgewählten Instrumente denkbar (vgl. G
AWEL
1999:11-13).

Einleitung
12
Methodik
Zur Beantwortung der oben aufgeworfenen Fragen werden die Entscheidungsprozesse in
den drei EU-Ländern Deutschland, Großbritannien und Niederlande betrachtet, die jeweils
verschiedene Regelungen implementiert haben. Zu diesem Zweck wird eine vergleichende
Policy-Analyse durchgeführt, d. h. die inhaltliche Dimension von Politik, insbesondere ihr
Beitrag zur Problemlösung untersucht (vgl. S
CHMIDT
1997 sowie
J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:49-68). ,,Es geht bei der Policy-Analyse also nicht um das politische System im all-
gemeinen und politische Prozesse im besonderen, sondern um die konkrete Staatstätigkeit
in einem speziellen Politikfeld", hier dem der EE-Förderpolitik (J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:49). Der Vergleich verläuft unter Betrachtung bestimmter Variablen sowohl entlang
eines historischen Längsschnitts in einem Land wie mit Hilfe eines Querschnitts, d. h. einer
Betrachtung der Variablen zu einem bestimmten Zeitpunkt in allen Ländern (vgl. S
CHMIDT
1997:220).
Angesichts der Liberalisierung der Energiewirtschaft und der europäischen Vorgaben für
die Förderung der EE stehen alle drei Länder vor den gleichen Herausforderungen, haben
sich aber für den Einsatz von unterschiedlichen Instrumenten entschieden. Die Einspeise-
vergütung wurde in der Bundesrepublik Deutschland umgesetzt und weiterentwickelt. Die
Regierung der Niederlande hat zunächst auf freiwillige Vereinbarungen mit der Energie-
wirtschaft gesetzt und später ein freiwilliges Quotenmodell mit Zertifikatehandel imple-
mentiert. Mit dem Ausschreibungsverfahren wurde in Großbritannien nicht-fossile Ener-
gieerzeugung gefördert, bis die britische Regierung zu einer verpflichtenden Quotenrege-
lung für EE überging.
Bei der Auswahl der Länder waren folgende Gesichtspunkte relevant:
-
Die Länder müssen unterschiedliche Instrumente implementiert haben.
-
Die zu vergleichenden Länder dürfen keine großen Unterschiede aufweisen hinsicht-
lich der als konstant betrachteten Variablen wie allgemeine Wirtschaftsstruktur, Klima-
und Kulturregionen.
-
Die Varianzen der als signifikant betrachteten Faktoren müssen dagegen möglichst
groß sein. Dies sind insbesondere institutionelle Merkmale des politischen Systems wie
Dezentralisation und Partizipation oder die Eigenschaften eines Policy-Bereichs, z. B.
Struktur und Zahl der Unternehmen auf dem Energiemarkt (vgl. R
IEDER
1998:49).
Die drei ausgewählten Länder werden innerhalb Europas bei der Diskussion um verschie-
dene Instrumententypen als Beispiele genannt. Da es sich um europäische Demokratien
handelt, sind Unterschiede hinsichtlich der Gesellschaftsstruktur und der demokratischen

Einleitung
13
Ordnung kaum auszumachen. Weiterhin zeichnen sich die marktwirtschaftlich organisier-
ten Industrieländer durch ähnliche wirtschaftliche Rahmendaten wie Bruttoinlandsprodukt
je Einwohner und Primärenergieverbrauch pro Kopf aus. Signifikante Unterschiede erge-
ben sich dagegen bei der Importabhängigkeit (vgl. Tab. 0-1). Die Importabhängigkeit
drückt aus, welcher Anteil der eingesetzten Primärenergieträger importiert wird; ein nega-
tiver Wert weist auf einen Exportüberschuss hin.
Tab. 0-1:
Ausgewählte Wirtschaftsdaten für Deutschland, Großbritannien und
die Niederlande
Zahlen von 2000
Deutsch-
land
Groß-
britannien
Nieder-
lande
Einwohnerzahl (in Mio.)
82,2
59,7
15,9
Arbeitslosenrate (in %)
7,9
5,4
2,8
Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (umgerechnet
mit Kaufkraftparitäten, EU=100)
105 102 115
Reale Veränderung BIP (in % zum Vorjahr)
0,6
2,2
1,1
Primärenergieverbrauch (in Mio. t Steinkohleäqui-
valent (SKE))
337,1 230 75,6
Primärenergieverbrauch pro Kopf (in t SKE )
4,1
3,9
4,8
Importabhängigkeit (in %)
59,5
-17,1
38,5
Quelle: eigene Darstellung (vgl. EC 2002:14-16, 40)
Gliederung der Arbeit
Im Folgenden wird zunächst der Bezugsrahmen entwickelt, mit Hilfe dessen die Länder
analysiert werden (vgl. Kap. 1). Anschließend wird die Theorie der implementierten In-
strumente erläutert (vgl. Kap. 2).
Die drei folgenden Länderkapitel sind analog aufgebaut. In Kapitel 3 wird Deutschland
und in Kapitel 4 Großbritannien untersucht, Kapitel 5 gilt den Niederlanden. Das Vorgehen
geschieht nach folgendem Gliederungsschema: Zunächst werden die ökonomisch-
technischen und politisch-institutionellen Rahmenbedingungen beschrieben, danach die
Problemstruktur erläutert und anschließend die beteiligten Akteure vorgestellt. Abschlie-
ßend erfolgen jeweils eine Prozessanalyse und eine thesenartige Zusammenfassung.
Die Diplomarbeit schließt mit einem Kapitel, in dem die Ergebnisse der Länderkapitel
ausgewertet werden. Sie werden insbesondere auf ihre Verallgemeinerungsfähigkeit hin

Einleitung
14
überprüft, um gegebenenfalls zu generellen Aussagen zu kommen, welche Faktoren ur-
sächlich für die Instrumentenwahl sind (vgl. Kap. 6). Abschließend werden die gewählten
Methoden auf ihren Erkenntnisgehalt hin kritisch hinterfragt und der Geltungsbereich der
getroffenen Aussagen genannt, sowie der noch bestehende Forschungsbedarf aufgezeigt
(vgl. Kap. 7).

1 Ansatz
15
1 Ansatz
In diesem Kapitel steht die Frage im Vordergrund, auf welche Ursachen die Wahl ver-
schiedener energiepolitischer Instrumente zurückzuführen ist. Zu diesem Zweck wird zu-
nächst eine Forschungsstandanalyse durchgeführt, um herauszufinden, welche Modelle zur
Instrumentenwahl existieren (vgl. Kap 1.1). Daran anschließend wird aus den Ergebnissen
der Literaturanalyse ein analytischer Bezugsrahmen entwickelt (vgl. Kap. 1.2). Dieser Be-
zugsrahmen wird in den folgenden Kapiteln auf den Entscheidungsprozess in drei Ländern
­ Deutschland, Großbritannien und Niederlande ­ angewandt.
1.1 Forschungsstandanalyse
In den 60-er Jahren war das Modell von Easton verbreitet, der zwischen politischem Input
und politischem Output eine ,,black box" sah, in der die Prozesse, die zu einem bestimmten
Ergebnis führen, verborgen sind (vgl. H
EINELT
1993:307). L
OWI
s provokante These, ,,poli-
cies determine politics" (L
OWI
1972:299, zitiert in H
EINELT
1993:307), gab Anlass, sich
mit den Abläufen innerhalb der black box zu beschäftigen und den Fokus auf die Politik-
und Problemlösungsprozesse zu richten. Bei der Analyse der Problemlösungsprozesse wird
in einigen Theorien der Wahl der Instrumente, mit denen die Probleme angegangen werden
sollen, große Bedeutung zugemessen. Während man früher davon ausging, ein Instrument
reiche aus, um das Ziel zu erreichen, wird heute vermehrt auf einen Policy-Mix, also den
Einsatz mehrerer sich ergänzender Instrumente, gesetzt (vgl. G
AWEL
1999:11-13). Auch in
den betrachteten Ländern sind überall veschiedene Fördermaßnahmen implementiert.
Im Folgenden werden einige Theorien der Instrumentenwahl vorgestellt: Die einfachste
Erklärung für die Wahl von Policy-Instrumenten stammt von Wohlfahrtsökonomen, die die
These vertreten, es werde das Instrument gewählt, welches das Marktversagen am besten
behebe (vgl. H
OWLETT
/R
AMESH
1993:247). Andere Ökonomen, z. B. Buchanan, erklären
die Instrumentenwahl mit der Public-Choice-Theorie: Sie kommen zu dem Ergebnis, dass
die Instrumente gewählt werden, die den Nutzen auf wenige einflussreiche Akteure kon-
zentrieren und die Kosten auf die gesamte Bevölkerung verteilen (vgl. H
OWLETT
/R
AMESH
1993:248). Politikwissenschaftler dagegen geben zu bedenken, dass es bei der Instrumen-
tenwahl nicht so rational zugeht und andere Faktoren sozialer, politischer und kognitiver
Art Einfluss auf die Entscheidung haben (vgl. T
ÖLLER
2002:26). Sie entwarfen komplexere
Modelle, um den Policy-Output zu erklären. Der Ansatz des Policy-Cycle (auch Phasen-
heuristik genannt) ist der älteste Versuch, politische Prozesse mit einem einheitlichen Kon-
zept zu analysieren. Er ist noch stark vom Bild des ,,homo oeconomicus", dem rational und

1 Ansatz
16
ökonomisch kalkulierenden Menschen, beeinflusst (vgl. W
INDHOFF
-H
ÉRITIER
1993:249).
Die Zerlegung von politischen Abläufen in die vier Phasen Problemdefinition, Politikfor-
mulierung, Implementation und Evaluation fand breite Verwendung in der Politikwissen-
schaft. Allerdings wurde kritisiert, dass die vier Phasen in der Realität nicht getrennt nach-
einander abliefen (vgl. W
INDHOFF
-H
ÉRITIER
1993:249) und die kausalen Zusammenhänge
zwischen diesen Phasen nicht theoretisch fundiert seien (vgl. S
ABATIER
1993:118-119).
Trotz dieser Kritik ist das Policy-Cycle-Modell das Basismodell für Policy-Analysen. Vie-
le andere Theorien setzen an einzelnen Phasen des Modells an. So ist das Modell der Ad-
vocacy-Koalitionen von Sabatier aus Überlegungen hervorgegangen, wie und von wem
Themen definiert und formuliert werden und auf die politische Tagesordnung kommen
(vgl. H
OWLETT
/R
AMESH
1993:249). Konzepte des Policy-Stils, u. a. von Richardson, set-
zen bei der Programmgenese und -gestaltung an und erklären unterschiedliche Problemlö-
sungsverfahren bei gleicher Problemlage mit national verschiedenen Politikstilen, die sich
aus den institutionellen Strukturen eines Landes und der politischen Kultur der Akteure
ergeben (vgl. J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:108 sowie R
IEDER
1998:24-25).
Neben dem Policy-Cycle-Modell gibt es Theorien von Politikwissenschaftlern, die auf die
Rahmenbedingungen, innerhalb derer eine Maßnahme umgesetzt wird, und die Charakte-
ristika der Politikinstrumente eingehen: Doern beschreibt die Entscheidung für ein Instru-
ment als Wahl aus einer Palette denkbarer Instrumente, die sich nach dem Grad der
Zwangsanwendung von staatlicher Seite zur Durchsetzung des Instruments unterscheiden.
In liberalen Demokratien wende der Staat zunächst das Instrument an, das die schwächste
Zwangsanwendung nach sich ziehe (vgl. H
OWLETT
/R
AMESH
1993:250). Kritik an diesem
Ansatz kommt von W
OODSIDE
: ,,Die Vorstellung, daß Politiker und Verwaltungsbeamte
theoretisch aus einer ganzen Palette von Policy-Instrumenten wählen können, [ist] zwar
verlockend, berücksichtigt jedoch nicht, wie Entscheidungsfragen auf die Agenda gelan-
gen, verkennt, daß die Wahl von Instrumenten durch Ministerien und Behörden durch hoch
spezifizierte und rechtlich bestimmte Bedingungen geleitet werden, sowie, daß die Traditi-
on eines Politikfeldes es nahe legen kann, daß Probleme mithilfe spezifischer Instrumente
gelöst werden können" (W
OODSIDE
1986, zitiert in H
OWLETT
/R
AMESH
1993:250-251).
Linder und Peters haben ein komplexeres Modell entworfen, das ebenfalls die Charakteris-
tika der Policy-Instrumente berücksichtigt, darüber hinaus aber noch andere Einflussfakto-
ren enthält. Sie unterscheiden Merkmale von Policy-Instrumenten in vier Kategorien: die
Ressourcenintensität, die Zielschärfe, das politische Risiko sowie den Grad der Restriktion
(vgl. H
OWLETT
/R
AMESH
1993:254). Neben diesen Charakteristika der Instrumente halten
Linder und Peters Faktoren wie den Politikstil, die Intensität sozialer Konflikte und die

1 Ansatz
17
politische Kultur eines Landes für entscheidend für die Wahl eines bestimmten Instruments
(vgl. H
OWLETT
/R
AMESH
1993:257-259). Als weitere Einflussfaktoren führen sie die Ak-
teure an, bei denen insbesondere ihre Anzahl und organisatorische Kultur zu beachten sei.
Außerdem seien der spezifische Kontext der Problemsituation und die subjektiven Präfe-
renzen der Entscheidungsträger relevant (vgl. H
OWLETT
/R
AMESH
1993:254-255).
Ein neuer, modernerer Ansatz der Theorie der Instrumentenwahl ist die Berücksichtigung
des Policy-Lernens, also die Idee, dass die Entscheidungsträger aus der Anwendung von
Instrumenten in anderen Politikbereichen oder in der Vergangenheit Rückschlüsse auf die
nun zu treffende Wahl ziehen (vgl. S
ABATIER
1993:116-148).
Der Gedanke, dass Akteure von Vorreitern lernen, ist insbesondere bei Ländervergleichen
interessant. Schienen die politikwissenschaftlichen Modelle bisher nur geeignet, die In-
strumentenwahl in einem Land zu beschreiben, da eben gerade dem nationalen Politikstil
eine große Rolle zugeschrieben wurde, kann mit Hilfe der Idee des Policy-Lernens ein
Vergleich der Instrumentenwahl auf internationaler Ebene vorgenommen werden (vgl.
H
OWLETT
/R
AMESH
1993:259). Da sich soziale und ökonomische Entwicklungen über nati-
onale Grenzen hinweg vollziehen, rufen sie ähnliche Probleme in unterschiedlichen Län-
dern hervor, die gelöst werden müssen. ,,Lernen von anderen bedeutet typischerweise, daß
entsprechende Programme, die in anderen Ländern existieren, geprüft werden, um das
Konzept für ein eigenes Programm zu entwerfen; dieses wird mit den Problemen existie-
render Programme verglichen, die Unzufriedenheit hervorgerufen haben; dann wird ein
Programm entwickelt, das zu gegebener Zeit politischen Entscheidern vorgelegt wird"
(H
OWLETT
/R
AMESH
1993:258). Das Konzept des Policy-Lernens spielt auch bei dem Ent-
scheidungsablauf der untersuchten Länder eine Rolle, insbesondere in der zweiten Hälfte
der 90-er Jahre bzw. Anfang des neuen Jahrtausends als die im eigenen Land umgesetzten
Fördermodelle evaluiert und mit dem Erfolg anderer Systeme im Ausland verglichen wur-
den.
In der Literatur werden auch Schwierigkeiten aufgezeigt, die bei der Analyse der Instru-
mentenwahl entstehen. So gelingt es nur selten, die getroffene Wahl für ein Instrument im
Nachhinein zu erklären, selbst wenn alle genannten Aspekte berücksichtigt werden. Die
Wahl des für geeignet erachteten Steuerungsinstruments läuft in der Praxis nicht modell-
theoretisch-rational ab. Die Vorstellung, dass zunächst eine Problemanalyse durchgeführt
wird, anschließend der beste Lösungsweg herausgefunden und abschließend umgesetzt
wird, ist unrealistisch. Nach diesem Muster würde sich für ein spezifisches Problem ein
einheitliches Vorgehen herauskristallisieren, was sich empirisch nur in wenigen Fällen
nachweisen lässt (vgl. T
ÖLLER
2002:16-17). Daher vertreten einige Autoren die Meinung,

1 Ansatz
18
dass Instrumente zu einem gewissen Grad austauschbar sind und spezifischen Instrumenten
meist nicht spezifische Wirkungen zugeschrieben werden können (vgl. J
ÄNI-
CKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:107). Cohen, March und Olsen, propagieren das ,,Garbage Can"-
Modell: die Entscheidung für ein Instrument sei eine Ad-hoc-Entscheidung ohne rationalen
Grund (vgl. H
OWLETT
/R
AMESH
1993:248-249). Darauf aufbauend entwarf Kingdon ein
Modell von verschiedenen unabhängigen ,,Strömen", die zusammentreffen müssen, damit
ein Problem angegangen wird und politische Instrumente eingesetzt werden. Zunächst
müssen Informationen vorliegen, die auf die Lösung eines Problemes hindrängen (problem
stream), weiterhin Problemanalysen und -lösungsvarianten von Experten vorliegen (policy
stream) und schließlich muss sich der politische Prozess so entwickeln, dass das Problem
auf die Agenda der staatlichen Willensbildungseinrichtung gelangt (political stream) (vgl.
J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:55-56).
1.2 Der analytische Bezugsrahmen
Trotz der Zweifel, ob die Wahl eines Instruments nachvollziehbar ist, gehe ich davon aus,
dass es Faktoren gibt, die auf den Auswahlprozess entscheidenden Einfluss haben. Keiner
der oben vorgestellten Ansätze scheint direkt auf eine Analyse der Instrumentenwahl in
Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden umsetzbar. Daher beziehe ich mich bei
meiner Analyse nicht auf ein Modell isoliert, sondern greife auf Variablen aus verschiede-
nen Ansätzen zurück. Allerdings würde der Versuch, alle möglicherweise relevanten Ein-
flussfaktoren zu erfassen, den Rahmen einer Diplomarbeit sprengen. Daher wähle ich aus
den genannten Variablen einige aus, indem ich nach Gemeinsamkeiten in den vorgestellten
Ansätzen suche und zusätzlich auf das Analyseraster von J
ÄNICKE
zurückgreife.
J
ÄNICKE
gebraucht dieses Raster, um Erfolgsbedingungen für Umweltpolitik im internatio-
nalen Vergleich aufzuzeigen (vgl. J
ÄNICKE
1990 sowie J
ÄNICKE
/W
EIDNER
1997:1-25 und
J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:30-113). Bei seiner Analyse greift er auf fünf Aspekte zu-
rück: Problemstruktur, Akteure, Strategien, systemische Handlungsbedingungen und situa-
tive Handlungsbedingungen (vgl. J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:78-79).
Die Akteure spielen bei dem Modell der Advocacy-Koalitionen von S
ABATIER
und der
Idee des Policy-Lernens ebenfalls eine entscheidende Rolle. Linder und Peters führen sie,
wie auch J
ÄNICKE
, als einen wichtigen Einflussfaktor auf. Akteure bringen Probleme auf
die politische Agenda und streben Lösungen an (vgl. J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:83
sowie H
OWLETT
/R
AMESH
1993:254-255 und S
ABATIER
1993:121).

1 Ansatz
19
Ich lege einen weiten Akteurbegriff zugrunde und greife auch auf den Begriff der Advoca-
cy-Koalitionen von S
ABATIER
zurück. Per Definition sind damit Akteure und Organisatio-
nen gemeint, die ein ähnliches Wertesystem oder ähnliche Vorstellungen aufweisen und ihr
Handeln oft gegenseitig abstimmen (vgl. S
ABATIER
1993:121). Damit nehme ich ­ im Ge-
gensatz zu J
ÄNICKE
­ keine Unterscheidung zwischen Akteuren und ihren Strategien
2
vor,
sondern betrachte sie gemeinsam.
Übereinstimmend wird bei Linder, Peters und J
ÄNICKE
die Bedeutung der Problemsituati-
on ­ wie dringlich das Problem wahrgenommen wird und was verfügbare Lösungsoptionen
sind ­ betont (vgl. J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:77 sowie H
OWLETT
/R
AMESH
1993:254-
255). Einigkeit besteht in der Literatur auch darin, dass die Handlungs- und Rahmenbedin-
gungen Einfluss auf den politischen Entscheidungsprozess haben. Linder und Peters nen-
nen in diesem Zusammenhang den Politikstil, die Intensität sozialer Konflikte und die poli-
tische Kultur (vgl. H
OWLETT
/R
AMESH
1993:257-259). J
ÄNICKE
spricht von den systemi-
schen Handlungsbedingungen und unterteilt diese in ökonomisch-technische, politisch-
institutionelle und sozio-kulturelle bzw. kognitiv-informationelle (vgl. J
ÄNI
-
CKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:87). Unterschiede der sozio-kulturellen bzw. kognitiv-
informationellen Handlungsbedingungen im Bereich der Energiepolitik, die für die Instru-
mentenwahl entscheidend sind, lassen sich bei den betrachteten Ländern nur bedingt aus-
machen und werden hier nicht gesondert betrachtet.
J
ÄNICKE
untersucht darüber hinaus bei seiner Umweltpolitikanalyse die situativen Hand-
lungsbedingungen, ,,die Summe der kurzfristig veränderlichen Chancen und Hemmnisse
für die genannten Akteure, die sich durch wechselnde politische, ökonomische oder infor-
mationelle Situationen und Ereignisse ergeben" (J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:79). Die
situativen Handlungsbedingungen werden hier nicht als Variable aufgeführt. Allerdings
ändern sich bei der Betrachtung eines Zeitraums von über zehn Jahren die Rahmenbedin-
gungen, Akteurskonstellationen und Problemstruktur, z. B. durch Regierungswechsel und
andere äußere Einflüsse. Deshalb wird im Anschluss an die Betrachtung der Variablen eine
Prozessanalyse durchgeführt, um das Zusammenspiel der Faktoren und die verschiedenen
Phasen der Instrumentenwahl darzustellen. Dabei wird auch aufgezeigt, ob die Entschei-
dung für ein Instrument Bestand hatte, oder ob im Laufe der Jahre das Fördermodell ge-
wechselt wurde und was die Gründe für diesen Wechsel waren.
2
,,als allgemeinster Begriff für die Handlungsentwürfe dieser Akteure, der Ziele und Mittel (Instrumente)
einschließt" (J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:78).

1 Ansatz
20
Als Ergebnis der Literaturanalyse und aufgrund des Bestrebens, ein möglichst einfaches
Modell zu entwickeln, das einen Dreiländervergleich im Rahmen einer Diplomarbeit zu-
lässt, werden folgende Aspekte zur Erklärung der Instrumentenwahl berücksichtigt:
1.
die ökonomisch-technischen und politisch-institutionellen Rahmenbedingungen
2.
die Problemstruktur und
3.
die Akteure.
Das Zusammenspiel der Variablen ist in Abb. 1-1 dargestellt. Die Akteure und die Prob-
lemstruktur sind in die Rahmenbedingungen eingebettet. Durch die Problemstruktur ergibt
sich ein Handlungsdruck, der die Akteure zum Handeln veranlaßt; durch ihr Handeln ver-
ändern sie wiederum die Problemstruktur. Im Folgenden werden die drei ausgewählten
Variablen erläutert.
Abb. 1-1:
Beziehung der Variablen
Quelle: eigene Darstellung
1.2.1 Rahmenbedingungen
In der Analyse wird auf ökonomisch-technische und politisch-institutionelle Rahmenbe-
dingungen eingegangen.
Bei Betrachtung der ökonomisch-technischen Rahmenbedingungen wird das vorhandene
Potential der EE der Stromerzeugung aus fossilen und nuklearen Energieträgern gegen-
übergestellt. Auch spielt der Beitrag der einzelnen EE-Technologien zur Stromerzeugung
und Prognosen für ihre weitere Entwicklung eine Rolle. Ebenfalls betrachtet werden struk-
turelle Besonderheiten des Energiesystems und die Liberalisierungs- und Privatisierungs-
maßnahmen in der Stromwirtschaft.
Politisch-institutionelle
Rahmenbedingungen
Ökonomisch-technische
Rahmenbedingungen
Problem-
struktur
Akteure

1 Ansatz
21
Unter politisch-institutionellen Rahmenbedingungen versteht J
ÄNICKE
die ,,stabilen Re-
geln, deren Einhaltung als verbindlich akzeptiert wird und von anderen erwartet werden
kann" (J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:89). In diesem Zusammenhang relevant ist, wie die
partizipativen Strukturen in den jeweiligen Ländern ausgeprägt sind und wie sich der
Rechtsrahmen darstellt. Eng mit dem Phänomen der Partizipation ­ der Frage also, inwie-
weit sich die Politiknetzwerke im Vorfeld politischer Entscheidungen geöffnet haben ­ ist
die Dezentralisation verknüpft. So wird davon ausgegangen, dass dezentrale, föderale
Strukturen Partizipation unterstützen und vereinfachen (vgl. W
EIDNER
1996).
Als eine spezielle Form der Partizipation wird der Klageweg aufgefasst, der insbesondere
in Deutschland von Akteuren genutzt wurde, um die Energiepolitik zu beeinflussen (vgl.
J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:90). Der Rechtsrahmen für nationale politische Entschei-
dungen ist seit 2001 durch die EU-Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energien gege-
ben. Danach können die nationalen Regierungen zwar nach Erlassen der Richtlinie frei
unter den möglichen Instrumenten wählen, solange eine generelle Förderung der EE ge-
währleistet bleibt (vgl. Richtlinie 2001/77/EG, Abs. 15). Allerdings kann eine EE-
Förderung nur in engen Grenzen durchgeführt werden, da eine erneute Regulierung des
Elektrizitätssektors den freien Warenverkehr behindern und somit gegen Art. 28 EGV ver-
stoßen würde. Die neuere Rechtssprechung des EuGH spricht jedoch den regenerativen
Energien Vorrang gegenüber dem Wettbewerbsgedanken zu (vgl. T
ÖLLER
2002:24).
Als letzter Faktor, der den politischen Willensbildungsprozess prägt, wird in der Analyse
auf die Kompetenzverteilung eigegengen. So ist relevant, ob ein Energieministerium exis-
tiert oder die EE beim Wirtschafts-, Umwelt- oder Forschungsministerium angesiedelt
sind.
1.2.2 Problemstruktur
Es ist mittlerweile in der Politikwissenschaft unumstritten, dass die Eigenschaften eines
Problems großen Einfluss darauf haben, wie der politische Prozess verläuft, der zu einer
Lösung führen soll (vgl. T
ÖLLER
2002:17). Je dringlicher das Problem wahrgenommen
wird und je stärker es politisierbar ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es ge-
löst wird (vgl. J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:81-83). J
ÄNICKE
definiert die Problemstruk-
tur ,,als Resultante aus Handlungsdruck und Handlungshemmnissen" (J
ÄNI-
CKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:81-83).
Der Handlungsdruck ergibt sich aus der Tatsache, dass die Emissionen der Umwandlungs-
prozesse in der Energiewirtschaft zu einem erheblichen Teil an den Umweltproblemen wie

1 Ansatz
22
der Klimaerwärmung, dem sauren Regen oder der Bildung von bodennahem Ozon beteiligt
sind. Diese Emissionen entstehen bei der Verfeuerung fossiler Energieträger wie Kohle, Öl
und Gas, die in allen der betrachteten Länder über 50 % der Stromerzeugung leisten. Da es
sich um erschöpfbare Ressourcen handelt, stellt die Ausbeutung der Vorkommen mittel-
bis langfristig ein Problem für die Stromwirtschaft dar. Sie muss verstärkt auf importierte
Energieträger zurückgreifen und sich den Weltmarktpreisen unterwerfen. Mit einer zu-
nehmenden Importabhängigkeit ist das energiepolitische Ziel der Versorgungssicherheit
nicht zu vereinbaren. Die Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energieträger ist eine
Lösung für beide Probleme: Sie ist emissionsneutral und unerschöpflich (vgl. B
RÄUER
2002:71-72).
Allerdings ist zu beobachten, dass die unter Vorsorgeaspekten vorteilhaften Technologien
in den liberalisierten Strommärkten nicht ausreichend zum Zuge kommen (vgl. B
RÄUER
2002:62). In allen drei Ländern ist die Diskrepanz zwischen dem theoretisch Potential der
EE und der nur sehr geringen Ausnutzung dieses Potentials eklatant (vgl. Kap. 3.1.1, 4.1.1
und 5.1.1). Der Anteil der EE an der Stromversorgung soll durch den Einsatz umweltpoliti-
scher Instrumente gesteigert werden. Ob der Fokus jedoch eher auf der raschen Senkung
der Stromgestehungskosten von EE (Effizienz des Instruments) oder auf einem großen
Anlagenzubau in kurzer Zeit (Effektivität des Instruments) liegen soll, wird in den Ländern
unterschiedlich bewertet. Neben dem Ziel des Klima- und Ressourcenschutzes können
wirtschaftliche Ziele wie der Aufbau einer heimischen EE-Industrie mit der Schaffung von
Arbeitsplätzen und zukünftiger Exportchancen weitere Ziele der Förderpolitik sein (vgl.
B
RÄUER
2002:64). Je nach dem welche Aspekte des Problems ­ Steigerung des Anteils der
EE an Stromerzeugung und -verbrauch ­ im Vordergrund stehen, werden unterschiedliche
Anforderungen an die Instrumente gestellt. Um das Ziel ­ Aufbau einer einheimischen
Industrie rund um EE ­ zu erreichen wird z. B. die Bedeutung von Investitions- und Pla-
nungssicherheit, die das Instrument bieten muss, betont (vgl. B
RÄUER
2002:63).
J
ÄNICKE
meint, dass mit einer schnellen Behebung des Problems zu rechnen sei, wenn ein-
deutige Lösungsmöglichkeiten dem Problem gegenüberstehen und die potentiellen Gewin-
ner überwiegen (vgl. J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:81). Viel häufiger jedoch birgt der
Problemlösungsprozess Konflikte, besonders dann, wenn die instrumentellen Alternativen
für die Betroffenen nur wenig attraktiv sind (vgl. J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:82). So
war die Energieindustrie vor der Privatisierung und Liberalisierung in allen drei Ländern
eng mit dem Staat verflochten (vgl. Kap. 3.1.4, 4.1.4 und 5.1.4). Außerdem prägte eine
vergleichsweise zentrale Struktur ­ gekennzeichnet durch große Kraftwerke und ein zent-
ralisiertes, flächendeckendes Netz zur Stromversorgung ­ die Energieversorgung der be-

1 Ansatz
23
trachteten Länder. Die geplante breite Einführung erneuerbarer Energien wird diese Struk-
tur verändern ­ hin zu einer dezentralen Stromversorgung durch viele kleine Anlagen zur
Energieerzeugung, die nicht mehr auf ein flächendeckendes Netz zur Durchleitung von
Strom angewiesen sein müssen. Negativ betroffen von einem solchen Strukturwandel sind
in erster Linie die konventionellen Energieunternehmen, von denen in der Konsequenz
politischer Widerstand gegen die eine oder andere Maßnahme zu erwarten ist (vgl. B
USCH
2003:33). Energieeffizienzstrategien konnten sich nach den Ölpreiskrisen generell leichter
durchsetzen als Maßnahmen zum Ausbau der EE, da ihnen geringerer Widerstand aus In-
dustriekreisen entgegengebracht wurde (vgl. R
IEDER
1998:13). Dabei bestand Konfliktpo-
tential nicht generell bei der Frage, ob die EE gefördert werden sollen, vielmehr war um-
stritten, mit welcher Intensität bzw. Reichweite der Anteil erneuerbarer Energieträger an
der Stromproduktion gesteigert werden soll und kann (vgl. B
USCH
2003:34). Weitere Re-
striktionen bestanden in der beschäftigungspolitischen Dimension des Ausbaus von EE
oder in Form komplizierter und langwieriger Genehmigungsverfahren (vgl. T
ÖLLER
2002:20 sowie K
ÜHN
ET AL
. 1999:4).
1.2.3 Akteure
Neben der Frage, welche Aspekte das Problem hat und in welchem Rahmen die Problem-
lösung angegangen werden muss, ist mit Blick auf die Fragestellung interessant, welche
Akteure Einfluss auf den Entscheidungsprozess nehmen. Daher werden die Protagonisten,
die Entscheidungen fällen und von ihnen betroffen sind, betrachtet (vgl. J
ÄNI
-
CKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:84). Wichtig sind die materielle und personelle Ausstattung der
Akteure und ihre Kompetenz, Handlungsoptionen, die sich ergeben, entschlossen zu nut-
zen (vgl. J
ÄNICKE
/K
UNIG
/S
TITZEL
1999:84). Neben der rein organisatorischen Stärke ist
die Bündnisfähigkeit entscheidend. Gelingt ein Zusammenschluss verschiedener Interes-
sen, so kann eine Advocacy-Koalition gebildet werden (vgl. S
ABATIER
1993:121). Akteure
aus verschiedenen Bereichen, die sich zusammengefunden haben, um ein gemeinsames
Ziel zu erreichen, erhöhen ihre Durchsetzungschancen durch einheitliches und geschlosse-
nes Auftreten beträchtlich. Bei der Frage, warum Akteure in einer bestimmten Art und
Weise handeln, sind neben zweckrationalen Mitteln und dem Wunsch, die eigene Macht-
position auszubauen, auch kognitive und normative Erwägungsgründe zu nennen (vgl. S
A-
BATIER
1993:122). Ihr Handeln kann auch durch Lernen aus früherer Anwendung politi-
scher Instrumente oder Erfahrungen aus dem Ausland erklärbar sein (vgl. H
OW-
LETT
/R
AMESH
1993:258).

1 Ansatz
24
Wer sind die wichtigsten Akteure auf dem Gebiet der Energiewirtschaft? Eine wichtige
und durchaus ambivalente Gruppe sind die politischen Akteure, die einerseits in allen drei
Ländern auf verschiedene Weise fossile Energien und Kernenergie subventionieren und
sich andererseits international zur CO
2
-Reduktion und Förderung regenerativer Energien
verpflichtet haben. Als politische Akteure betrachtet werden die Regierungsparteien und
die zuständigen Ministerien, sowie Fachausschüsse und Beratungsgremien.
Weiterhin sind Akteure in der Wirtschaft von Bedeutung, z. B. Energieerzeugungsunter-
nehmen und ihre Verbände, die dem Ausbau von EE zunächst kritisch gegenüber stehen,
da sie durch den Einsatz umweltpolitischer Instrumente Wettbewerbsverzerrungen be-
fürchten (vgl. E
NZENSBERGER
/W
IETSCHEL
/R
ENTZ
2002:796-798).
Verteilungsunternehmen sind weitere Akteure, die von den Regelungen im Elektrizitätsbe-
reich betroffen sind. Bis zur Liberalisierung und dem vorgeschriebenen Unbundling
3
lagen
Erzeugung und Verteilung zumeist in einer Hand. Nach der Liberalisierung ist denkbar,
dass Erzeuger und Verteiler ähnliche Interessen vertreten und weiterhin eng zusammenar-
beiten oder aber, dass durch die Liberalisierung eine Konkurrenzsituation entstanden ist
und die Verteilungsunternehmen andere Interessen verfolgen. Die energieintensive Indust-
rie ist gegenüber dem Ausbau der EE ebenfalls skeptisch eingestellt und befürchtet stei-
gende Strompreise (vgl. E
NZENSBERGER
/W
IETSCHEL
/R
ENTZ
2002:798).
Eine andere Perspektive haben Anlagenhersteller von EE und ihre Verbände, die je nach
Technologie unterschiedliche Schwerpunkte setzen, aber insgesamt als einheitlicher Ak-
teur für den Ausbau von EE gesehen werden können, wie auch die Betreiberorganisationen
bzw. Investoren (vgl. E
NZENSBERGER
/W
IETSCHEL
/R
ENTZ
2002:797). Die letzte Gruppe
von Akteuren, die ich berücksichtige, sind gesellschaftliche Akteure, z. B. Nichtregie-
rungsorganisationen (NGOs) und wissenschaftliche Forschungseinrichtungen oder Bera-
tungsagenturen.
Jede Gruppe von Akteuren hat verschiedene Ansprüche an ein Instrument. Während für
NGOs besonders die Effektivität, für Politiker aber auch die Effizienz und Rechtskompati-
bilität im Vordergrund steht, ist für Anlagenbetreiber die Planungssicherheit und Profitabi-
lität entscheidend; Investoren sind insbesondere an Planungssicherheit interessiert (vgl.
E
NZENSBERGER
/W
IETSCHEL
/R
ENTZ
2002:797). Eine zusammenfassende Übersicht über die
unterschiedlichen Interessen der Akteure bei der Ausgestaltung von Förderinstrumenten
3
Die Liberalisierung, d. h. die vollständige Marktöffnung für alle Kunden ging in den meisten Ländern mit
einem Unbundling einher, also mit der Trennung der Geschäftsbereiche Erzeugung, Übertragung und Ver-
trieb. Diese Leistungen sollen jeweils von verschiedenen Unternehmen erbracht werden, um Wettbewerb
­
zumindest bei Erzeugung und Vertrieb
­
zu ermöglichen und Monopolgebiete aufzubrechen.

1 Ansatz
25
gibt Abb. 1-2. Trotz dieser teilweise unterschiedlichen Interessen kann es zu Zusammen-
schlüssen einzelner Akteure aus den Bereichen ­ Politik, EE-Industrie und konventionelle
Energiewirtschaft ­ kommen, die sich auf ein vorrangiges Ziel einigen und dessen Erfül-
lung einheitlich fordern.
Abb.
1-2: Stakeholder Interessen bei der Ausgestaltung von EE-
Förderinstrumenten
Quelle: eigene Darstellung (vgl. E
NZENSBERGER
/W
IETSCHEL
/R
ENTZ
2002:797)
1.3 Zusammenfassung
In diesem Kapitel wurde nach einer kurzen Forschungsstandanalyse und der Vorstellung
verschiedener Theorien zur Instrumentenwahl die Entscheidung getroffen, einen eigenen
Bezugsrahmen zu erstellen. Zu diesem Zweck wurden aus verschiedenen Modellen drei
häufig genannte Variablen ­ ökonomisch-technische und politisch-institutionelle Rahmen-
bedingungen, Problemstruktur und Akteure ­ ausgewählt und anschließend näher erläutert.
Im Anschluss werden in Kapitel 2 die Fördermodelle für EE, auf die in dieser Arbeit näher
eingegangen wird, vorgestellt.
Erneuerbare-Energien-Industrie
Politisches
Feld
Konventionelle
Energiewirtschaft
Projekt-
entwickler
International
Policy Makers
Investoren
Profit
Technologie
Betreiber
Preise
Verbraucher
Effizienz
Netzstabilität
Netzbetreiber
Versorgungs-
betriebe
Policy-Instrumente
Marktdurchdringung
Planungssicherheit
Banken
Rechtskompabilität
Effizienz
NGOs
Effektivität
National
Policy Makers

2 Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien
26
2 Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien
In diesem Kapitel werden die in den drei Ländern umgesetzten Instrumente kurz vorge-
stellt und verglichen (vgl. Kap. 2.2). Der Frage, welches das erfolgreichste Modell ist, soll
im Rahmen dieser Diplomarbeit nicht nachgegangen werden. Für eine systematische Un-
tersuchung wird hier auf Veröffentlichungen zu diesem Thema verwiesen (vgl. u. a. D
RE-
HER
2001, B
RÄUER
2002, B
ECHBERGER
/K
ÖRNER
/R
EICHE
2003). Allerdings werden subjek-
tiv empfundene Vor- oder Nachteile in den Argumentationen der Akteure eine Rolle spie-
len. Insbesondere bei der Frage, ob das gewählte Instrument weitergeführt oder ersetzt
werden soll, argumentieren die Akteure mit den aus ihrer Sicht ,,erfolgreicheren" Instru-
menten, die in anderen Ländern umgesetzten wurden. Daher werden in Kap. 2.1 einige
gängige Bewertungskriterien für Instrumente aus der Literatur vorgestellt. In Kap. 2.3 wer-
den die Instrumente auf die Bewertungskriterien hin verglichen.
2.1 Bewertungskriterien
Politische Instrumente müssen sich an einer Vielzahl von sozialen, ökologischen und wirt-
schaftlichen Kriterien orientieren (vgl. M
ADLENER
/S
TAGL
2001:53). Bei der Bewertung
von Instrumenten werden in der Literatur die Aspekte Ressourcenintensität, Zielerrei-
chung, Zwang und politisches Risiko als Evaluationskriterien genannt (vgl. H
OW-
LETT
/R
AMESH
1993:254). Da kein Instrument alle Anforderungen optimal erfüllen kann,
hängt die Wahl auch davon ab, die Erfüllung welcher Anforderung als prioritär eingestuft
wird (vgl. M
ICHAELIS
1996:154). Weiterhin kommt bei der Bewertung der Wirkungen und
Auswirkungen der Instrumente erschwerend hinzu, dass jedes Instrument unterschiedliche
Verlierer und Gewinner hervorbringt und unterschiedliche Interessen mobilisiert (vgl.
J
ANN
1993:280-281). Bei der Diskussion über die Vor- und Nachteile eines Instruments
sollte immer berücksichtigt werden, dass es wesentlich von der konkreten Ausgestaltung
der Instrumente abhängt, in welchem Maß angestrebte umweltpolitische Ziele erreicht
werden können (vgl. M
ADLENER
/S
TAGL
2001:55). K
ÜHN ET AL
. betonen, dass es nicht nur
auf die Instrumente, sondern insbesondere auf ihre Umsetzung ankommt : ,,Therefore it is
very important to keep in mind that not all strengths, pitfalls and weaknesses discussed are
intrinsic in the basic mechanisms of the support schemes, but rather a result of objectives,
policy design and implementation issues" (K
ÜHN ET AL
1999:14). Da die Wirksamkeit des
eingesetzten Instruments von einer Vielzahl von Parametern abhängt, kann der Erfolg der
gleichen Fördermaßnahme unter differierenden Rahmenbedingungen völlig verschieden
ausfallen.

2 Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien
27
Zunächst werden die Theorien der Instrumente beschrieben. Wie die konkrete Umsetzung
der Instrumente aussieht, ist in den jeweiligen Länderkapiteln nachzulesen.
2.2 Die Modelle im Überblick
In der klassischen Umweltökonomie werden umweltpolitische Instrumente wie Preis-
Standard-Lösungen oder auch die Mengensteuerung durch Umweltzertifikate eingesetzt,
um eine pareto-effiziente Allokation von Umweltschadstoffen herzustellen. Durch Abga-
ben wird der Verschmutzung der Umwelt ein Preis zugemessen und somit ein reduzierter
Ausstoß erreicht; mit Quotenmodellen in Verbindung mit Zertifikatehandel wird die abso-
lut auszustoßende Menge limitiert, und ein Preis pro Schadstoffeinheit stellt sich ein. In
Anlehnung an das klassische umweltpolitische Instrumentarium sind auch die Instrumen-
tentypen zur Förderung der EE ausgestaltet (vgl. W
EIMANN
1995:226): Zum einen handelt
es sich um einen Preis-Standard-Ansatz, bei dem die Vergütung festgeschrieben wird und
dadurch der Anteil von regenerativen Energien steigt. Ein Beispiel dafür ist die in Deutsch-
land umgesetzte Einspeisevergütung. Zum anderen existiert das Modell des Standard-
Preis-Ansatzes, bei dem die gewünschte Menge an EE vorgegeben wird und sich der Preis
in der Theorie bei den Grenzerzeugungskosten einpendelt. Dieser wird im Rahmen eines
Ausschreibungsmodells wie zunächst in England und Wales
4
oder mit einer Quotenrege-
lung wie später in Großbritannien und den Niederlanden umgesetzt (vgl. B
RÄUER
2002:64-
65).
2.2.1 Das Ausschreibungsmodell
Beim Ausschreibungsmodell werden aus einem Fonds Mittel für die Errichtung von EE-
Kapazitäten oder für die Vergütung von eingespeistem EE-Strom bereitgestellt. Der Fonds
kann durch Haushaltsmittel, Energiesteuern oder Rücklagen der Energieversorgungsunter-
nehmen (EVU) gespeist werden (vgl. E
SPEY
2001:52).
Eine staatlich festgelegte Kapazitätsmenge an Strom aus EE wird ausgeschrieben und in
verschiedenen Bietrunden an Erzeuger mit den niedrigsten Preisen versteigert. Hierbei
kann zwischen den Technologien unterschieden werden, um nicht weit von der Wirtschaft-
lichkeit entfernte Technologien, zum Beispiel die Photovoltaik, zu vernachlässigen (vgl.
K
ARSTENS
1999:191-192).
4
Das Ausschreibungsmodell wurde zunächst nur in England und Wales, später auch in Schottland umgesetzt.
Ich folge bei meinen weiteren Ausführungen dem überwiegenden Teil der Literatur und spreche allgemein
vom Ausschreibungsmodell in Großbritannien, auch wenn nur auf die Entwicklung in England und Wales
Bezug genommen wird.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832470173
ISBN (Paperback)
9783838670171
DOI
10.3239/9783832470173
Dateigröße
811 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg – Umweltwissenschaften
Erscheinungsdatum
2003 (Juli)
Note
2,0
Schlagworte
förderinstrumente harmonisierungsrichtlinie quotenmodell festpreissysteme ländervergleich
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Titel: Die Wahl energiepolitischer Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien
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