Lade Inhalt...

Schöne neue Welt der Recherche

Eine Befragung von IT- und Wirtschaftsjournalisten zu ihrem Rechercheverhalten im Zeitalter des Internets

©2002 Magisterarbeit 130 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Gute Recherche bildet das Fundament für kompetente Berichterstattung und ist damit ein essentieller Teil journalistischer Arbeit. Die technischen Möglichkeiten zu recherchieren sind heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, besser denn je. Das Internet erleichtert die Suche nach wertvollen Informationen. Doch in vielen Redaktionen gibt es weniger Journalisten als die Jahre zuvor, es fehlt an Zeit und Geld für aufwendige Recherchen.
Die Magisterarbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit sich journalistisches Rechercheverhalten durch die Nutzung des Internets wirklich verändert hat.
In qualitativen Interviews mit IT- und Wirtschaftsjournalisten sowie einer standardisierten Online-Befragung wurde hinterfragt, aus welchen Quellen Journalisten ihre Informationen beziehen, wie diese bewertet, verifiziert, verarbeitet und schließlich archiviert werden.
In der Auswertung der Daten zeigte sich, dass das Internet inzwischen alle anderen Recherchequellen hinter sich gelassen hat und Journalisten auch kaum Vorbehalte betreffend der Glaubwürdigkeit der online recherchierten Informationen zeigen – solange die Quelle an sich als vertrauenswürdig gilt. Zumindest rund 80% überprüfen aber gefundene Informationen mittels Gegencheck aus einer zweiten, unabhängigen Quelle. Die befragten Journalisten gaben an, heute eigenständiger und effektiver recherchieren zu können als in Zeiten vor dem Internet. Informationen auf Papier werden schneller und häufiger vernichtet als elektronische.


Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis4
1.Einführung5
2.Theoretischer Hintergrund8
2.1Definition des Begriffs ‚Recherche'8
2.2Theorien zur Recherche9
2.3Die Bedeutung der Recherche im Journalismus11
2.4Forschungsstand14
2.4.1Mast: Journalisten auf der Datenautobahn14
2.4.2Sonnleitner, Stadthaus und Weichert: Online Recherchieren15
2.4.3Neuberger: Journalismus im Internet17
2.4.4Online-Nutzungsverhalten von Journalisten: Fallstudie Lufthansa18
2.4.5US-Panelstudie Middleberg/Ross (1994-2001)19
2.4.6Redaktionelle Nutzung von Online-Medien bei Tageszeitungen23
2.4.7Media Studie 2000 - Journalisten online24
2.4.8ProfNet-Studie ‚Journalisten 2000'26
2.4.9Studie PR-COM 200227
2.4.10Kommunikation zwischen Agenturen und Redaktionen (Beiersdorff 2002)28
2.5Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse29
3.Forschungsfragen für die vorliegende […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6769
Sommer, Kirsten: Schöne neue Welt der Recherche - Eine Befragung von IT- und
Wirtschaftsjournalisten zu ihrem Rechercheverhalten im Zeitalter des Internets
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: München, Universität, Magisterarbeit, 2002
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

2
Inhaltsverzeichnis
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis ... 4
1
Einführung... 5
2
Theoretischer Hintergrund... 8
2.1
Definition des Begriffs ,Recherche' ... 8
2.2
Theorien zur Recherche... 9
2.3
Die Bedeutung der Recherche im Journalismus... 11
2.4
Forschungsstand ... 14
2.4.1
Mast: Journalisten auf der Datenautobahn ...14
2.4.2
Sonnleitner, Stadthaus und Weichert: Online Recherchieren...15
2.4.3
Neuberger: Journalismus im Internet ...17
2.4.4
Online-Nutzungsverhalten von Journalisten: Fallstudie Lufthansa...18
2.4.5
US-Panelstudie Middleberg/Ross (1994-2001)...19
2.4.6
Redaktionelle Nutzung von Online-Medien bei Tageszeitungen ...23
2.4.7
Media Studie 2000 ­ Journalisten online ...24
2.4.8
ProfNet-Studie ,Journalisten 2000'...26
2.4.9
Studie PR-COM 2002 ...27
2.4.10
Kommunikation zwischen Agenturen und Redaktionen (Beiersdorff 2002)...28
2.5
Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse ... 29
3
Forschungsfragen für die vorliegende Untersuchung ... 33
4
Methode ... 37
4.1
Leitfadeninterviews ... 37
4.1.1
Auswahlverfahren ...37
4.1.2
Pretest...39
4.1.3
Methode und Durchführung ...40
4.2
Standardisierte Online-Befragung... 41
4.2.1
Pretest...42
4.2.2
Methode und Durchführung ...43
4.2.3
Stichprobe und Rücklauf ...47

3
5
Ergebnisse der Untersuchungen ... 53
5.1
Veränderungen im Arbeitsalltag... 53
5.2
Aufnahme und Sammeln von Informationen... 56
5.2.1
Nutzung von Recherchequellen...56
5.2.2
Persönliche Kontakte...62
5.2.3
Nutzung von Recherchequellen im Internet ...63
5.3
Methodische Vorgehensweise bei der Recherche ... 67
5.4
Bewertung und Verifizierung von Informationen ... 75
5.5
Verarbeitung und Archivierung von Informationen... 83
5.5.1
Verarbeitung...83
5.5.2
Archivierung...86
5.6
Rolle der Pressestellen und PR-Agenturen bei der Recherche... 90
5.6.1
Nutzung von Informationsquellen (institutionell) ...90
5.6.2
Persönliche Kontakte zu Öffentlichkeitsarbeitern und Informanten ...93
5.6.3
Beurteilung der Pressearbeit...95
6
Zusammenfassung und Ausblick ... 97
7
Literaturverzeichnis ... 104
8
Anhang ... 111
8.1
Weitere Tabellen... 111
8.2
Standardisierte Befragung... 116
8.2.1
Anschreiben...116
8.2.2
Online-Fragebogen...117
8.3
Leitfadeninterviews ... 125
8.3.1
Fragen der Interviews...125
9
Lebenslauf ... 127

4
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Tabelle 1: Bruttostichprobe für das Nachfassmailing __________________________________48
Tabelle 2: Rücklauf gesamt ______________________________________________________49
Tabelle 3: Einteilung der Mediengattungen in Gruppen ________________________________50
Tabelle 4: Vergleich der Mediengattungen in der Stichprobe mit dem Rücklauf______________50
Tabelle 5: Verteilung aller Redakteure auf die Mediengattungen beim Rücklauf _____________51
Tabelle 6: Veränderungen im Arbeitsalltag bezüglich der Recherche______________________54
Tabelle 7: Wichtigkeit der Recherchequellen heute nach Mediengattung ___________________59
Tabelle 8: Wichtigkeit der Quellen im Internet nach Mediengattung ______________________65
Tabelle 9: Recherche von Basisinformationen im Internet, aufgeschlüsselt nach Mediengattung 72
Tabelle 10: Verarbeitung von Informationen nach Mediengattung ________________________86
Tabelle 11: Wichtigkeit von PR-Quellen nach Mediengattung ___________________________92
Abbildung 1: Vergleich des Geschlechts in der Stichprobe mit dem Rücklauf________________52
Abbildung 2: Wichtigkeit der Recherchequellen früher und heute ________________________58
Abbildung 3: Nutzung der Quellen im Internet _______________________________________64
Abbildung 4: Schematische Darstellung wie sich IT- und Wirtschaftsredakteure morgens auf den
neusten Stand der Dinge bringen _______________________________________68
Abbildung 5: Recherche von Basisinformationen im Internet ____________________________71
Abbildung 6: Schematische Darstellung der Vorgehensweise bei einer längeren Recherche ____74
Abbildung 7: Bewertung des Internets als Recherchequelle _____________________________76
Abbildung 8: Verifizierung von recherchierten Informationen ___________________________78
Abbildung 9: Überprüfung von Informationen aus dem Internet__________________________82
Abbildung 10: Verarbeitung von Informationen ______________________________________84
Abbildung 11: Archivierung von Dokumenten und Dateien______________________________88
Abbildung 12: Preisentwicklung von Speichermedien (1993 bis 2002) _____________________89
Abbildung 13: Nutzung von Informationsquellen______________________________________91
Abbildung 14: Häufiger persönlicher Kontakt, aufgegliedert in die Mediengattungen_________93
Abbildung 15: Seltener persönlicher Kontakt, aufgegliedert in die Mediengattungen _________94
Abbildung 16: Beurteilung der Pressearbeit _________________________________________95

1 E
INFÜHRUNG
5
Schöne neue Welt der Recherche
Eine Befragung von IT- und Wirtschaftsjournalisten zu ihrem Rechercheverhalten
im Zeitalter des Internets
1 Einführung
,,Gute Recherche bildet das Fundament für kompetente Berichterstattung"
(Cziesche & Leif, 2001, S. 11) und ist damit ein ,,(...) essentieller Teil journalisti-
scher Arbeit (...)" (Sonnleitner, Stadthaus & Weichert, 1998, S. 245). Über diese
Tatsache sind sich wohl alle Journalisten und Kommunikationswissenschaftler
einig, denn ,,nach der Auswahl des Themas fängt mit dem Recherchieren in der
Regel die journalistische Arbeit an. Ihr Ziel besteht darin, Geschehnissen auf den
Grund zu gehen, Informationen zu überprüfen, zu gewinnen und sie öffentlich zu
machen" (Mast, 2000, S. 193). Genau dies taten so genannte ,Muckraker' (zu
Deutsch: Miststocherer), wie Theodor Roosevelt jene Journalisten nannte, die ihre
Enthüllungsgeschichten über die Missstände der Industriegesellschaft Ende des
19., Anfang des 20. Jahrhunderts publizierten. Die Muckraker hatten als erste
Journalisten nicht nur Augenzeugenberichte übermittelt, sondern wirklich
selbständig recherchiert. Dies war der Beginn des methodisch verfahrenden
Recherchierjournalismus. (Haller, 2000, S. 22-23; 39)
Blieb Journalisten anfangs keine andere Möglichkeit, als selbstständig zu
recherchieren, so übernahmen schon bald Pressebüros und Nachrichtenagenturen,
die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet wurden, einen Teil der Recherchen.
Schon damals waren einige, vor allem überregionale Informationen, die Zeitungen
und Zeitschriften an die Öffentlichkeit brachten, nicht von den eigenen Redakteu-
ren recherchiert. Im Laufe der Zeit abonnierten immer mehr Medien immer mehr
Agenturdienste. (Höhne, 1992, S. 50) Weil viele Redakteure von Zeitungen und
Zeitschriften Agenturmeldungen vertrauen, sind Zuverlässigkeit und punktgenaue
Recherche für Agenturjournalisten oberstes Gebot (Rijkhoek, 1999, S. 47). Dies
gilt heute noch wie früher. Eines hat sich aber verändert: die Art der Übermittlung
von Informationen. In den siebziger Jahren begannen die US-amerikanischen
Nachrichtenagenturen United Press International (UIP) und Associated Press (AP)
ihre Nachrichten über elektronische Vermittlungssysteme zu übertragen (Wei-
schenberg, 1978, S. 22-24). 1979 ging auch die Deutsche Presseagentur zur

1 E
INFÜHRUNG
6
elektronischen Übertragungstechnik über und es begann der Einzug der Computer
in die Redaktionen (Weischenberg, 1978, S. 49).
Der technische Fortschritt brachte in den achtziger Jahren die Möglichkeit mit
sich, in elektronischen Datenbanken nach bereits publiziertem Material und
interessanten Informationen zu suchen. Claudia Mast (1997) spricht von einem
,,kommunikationstechnologischen Quantensprung" durch die Computerisierung
der Redaktionen (S. 34). Die kalte Recherche, also das Recherchieren vom
Schreibtisch aus, war noch einfacher geworden. Der Second-Hand Journalismus
war geboren.
Die nächste technologische Neuerung ließ nicht lange auf sich warten. ,,Weichen-
stellende Innovationen in der Computertechnologie bedingten den Siegeszug von
Internet, WWW und Online-Diensten in den 90er Jahren (...)" (Blittkowsky,
1997, S. 13). Also kam durch die Verbreitung des Internets auch in den Redaktio-
nen eine weitere Quelle zur Recherche hinzu: die Online-Medien. E-Mail sowie
der bekannteste Teil des Internets, das World Wide Web (WWW), ist heute in fast
allen Redaktionen gang und gäbe. In der Media Studie 2000, die ,news aktuell'
mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa durchführte, gaben 98 Prozent der
befragten Journalisten an, Online Medien für ihre redaktionelle Arbeit zu nutzen.
So können heute sekundenschnell Dokumente und Texte aus dem Internet
heruntergeladen werden, in vielen Fällen sogar in einem Dateiformat, das eigene
Formatierungen zulässt. Passagen können kopiert, bzw. in den eigenen Text
kinderleicht übernommen werden, auch die Ticker der Nachrichtenagenturen
laufen heute vielfach ,,online" ­ also über das Internet. Entfernungen und
verschiedene Zeitzonen spielen keine Rolle mehr, Informationen sind durch das
Internet immer und überall zugänglich. Ist das die schöne neue Welt der Recher-
che?
Seit den letzten zehn Jahren haben Journalisten mehr Möglichkeiten, um zu
recherchieren. Nun stellen sich einige Fragen: Recherchieren Journalisten heute
wirklich anders als zu Zeiten vor dem Internet? Was genau hat sich verändert im
Alltag der Journalisten? Werden Informationen aus klassischen Quellen anders
bewertet und möglicherweise auch in anderer Weise in den Artikel eingearbeitet
als Informationen aus dem Internet? Diese und weitere Fragen sollen in der
vorliegenden Arbeit besprochen werden. In umfangreichen Interviews mit
deutschen Journalisten aus Redaktionen der Bereiche Wirtschaft und Informati-

1 E
INFÜHRUNG
7
onstechnologie sowie durch eine Online-Befragung, an der mehr als fünfhundert
Redakteure und freie Journalisten teilnahmen, wurden eine große Menge an Daten
zu deren ,,Rechercheverhalten im Zeitalter des Internets" erhoben und ausgewer-
tet.
Die vorliegende Arbeit lässt sich grob in fünf Teile untergliedern: Theoretischer
Hintergrund, eigene Forschungsfragen, Methode, Ergebnisse der empirischen
Untersuchung sowie Zusammenfassung und Ausblick. In Kapitel 2 wird zunächst
der Begriff ,Recherche' geklärt, theoretische Ansätze der Kommunikationswis-
senschaft zur Recherche dargelegt und Ergebnisse früherer empirischer Untersu-
chungen geschildert. Es folgt die Formulierung der Forschungsfragen für die
vorliegende Untersuchung in Kapitel 3. Im nächsten Kapitel (4) werden die Wahl
der Methoden und die Durchführung der Interviews sowie der Online-Befragung
erläutert. Danach werden die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen
beschrieben und interpretiert (Kapitel 5), und ­ soweit möglich ­ mit denen
früherer Untersuchungen verglichen. Zudem wird die Bedeutung der Ergebnisse
für die Praxis erläutert, insbesondere wird darauf eingegangen, welche Rück-
schlüsse für den PR-Bereich gezogen werden können, um die Zusammenarbeit
von Journalisten mit Pressestellen von Unternehmen sowie PR-Agenturen
effektiver gestalten zu können. Zuletzt folgen die Zusammenfassung der wichtigs-
ten Befunde sowie der Ausblick auf künftige Studien, die möglicherweise noch
offene Fragen klären können.

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
8
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Definition des Begriffs ,Recherche'
Recherche ist in der deutschen Sprache ein gängiger Begriff. Gerade deshalb muss
zunächst geklärt werden, was genau in der gesamten Arbeit unter ,Recherche'
verstanden wird. Laut Duden kommt das Wort ,recherchieren' aus dem Französi-
schen und bedeutet ,nachforschen'. Fuß (1991) erläutert den Begriff in einem
Handbuch des Wirtschaftsjournalismus als ,,die Sammlung und Überprüfung von
Informationen" (S. 72). Eine genauere Definition für die journalistische Recher-
che liefern Koszyk und Pruys (1981) im Handbuch der Massenkommunikation:
,,Unter Recherche verstehen wir Suchen, Sammeln und Dokumentieren konkret
vorfindbarer, auf eingegrenzte Themen bezogener Fakten, Sachverhalte, Prozesse
mit dem Ziel, das recherchierte Material in geordneter Form ­ z.B. in Nachrich-
ten, Berichten, Analysen ­ darzustellen." (S. 275)
Koszyk und Pruys unterscheiden verschiedene Zielkategorien journalistischer
Recherche und legen dabei zu Grunde, dass diese, im Gegensatz zur wissenschaft-
lichen Recherche, grundsätzlich wirkungsorientiert ist. Es gibt beispielsweise die
neutrale Recherche, die Fakten ermittelt und sichert sowie Ergebnisse, Situationen
und Sachverhalte beschreibt, beziehungsweise dokumentiert. Eine andere Art der
Recherche ist die interpretierende und wertorientierte Recherche, die der Bestäti-
gung positiv eingeschätzter Werte in der Gesellschaft dient (affirmativ), oder der
Kritik an negativ eingeschätzten Werten. Eine besonders intensive Form der
wertorientierten Recherche ist die tendenzielle Recherche, mit der die Wirkung
des aufbereiteten Materials im öffentlichen Kommunikationsprozess erhöht
werden soll. (Koszyk & Pruys, 1981, S. 275-276) Die investigative Recherche, die
zweifelsfrei für Journalisten von Wirtschafts- und Tageszeitungen ein unverzicht-
barer Bestandteil ihrer Arbeit ist, ist nicht Gegenstand dieser Arbeit.
In dieser Untersuchung kommt nur die Form der neutralen Recherche zum
Tragen, die besonders dann wichtig ist, wenn Wirtschaftsjournalisten über
Unternehmen schreiben, denn jedes Unternehmen wird stets versuchen, sich in
einem möglichst guten Licht darzustellen. Dasselbe gilt sogar noch mehr für
Redakteure, die über die Informationstechnologie (IT) schreiben. Wenn ein
Hersteller ein neues Produkt auf den Markt bringt, bekommen Journalisten heute

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
9
fast immer die entsprechende Pressemitteilung auf den Tisch. Die meisten
Journalisten kritisieren diese als zu ,,Marketing-oder vertriebslastig" und inhalts-
leer. Dies fanden Mitarbeiter der Okroy Communications GmbH
1
bei der Befra-
gung von 30 ausgewählten IT-Journalisten von Fach-, Tages- und
Wirtschaftspresse heraus (Okroy Communications, 2002, S. 3). Umso wichtiger
ist die Überprüfung der Aussagen des Herstellers durch die Recherche in anderen,
unabhängigen Quellen. Wie eine solche Recherche genau auszusehen hat, ist
nirgends genau festgeschrieben. Ulrich Saxer (1976) konstatierte: ,,Eine Lehre der
journalistischen Recherche gibt es nicht" (S. 229). Einige theoretische Überlegun-
gen wissenschaftlicher Art wurden aber in den letzten Jahren schon angestellt. Die
meisten davon beziehen sich auf den Journalismus oder die Massenmedien als
Ganzes. Nur wenige Wissenschaftler wie zum Beispiel Bernd Blöbaum haben die
Recherche explizit in ihrer Journalismustheorie behandelt.
2.2 Theorien zur Recherche
Haller (2000) beschreibt in seinem Handbuch ,Recherchieren' knapp die zwei
Richtungen, in die theoretische Überlegungen zur Recherche in den letzten
Jahrzehnten gingen. ,,Die eine hat die Funktion der Medien (...) und die Rolle der
Journalisten (...) zum Gegenstand. Die andere interessiert sich für den Zusam-
menhang zwischen unseren Wirklichkeitsbildern und der medialen Aussagepro-
duktion; sie thematisiert somit Fragen der Wahrnehmung." (S. 46) So ergeben
sich die system- und wahrnehmenstheoretische Perspektive.
Bei systemtheoretischen Ansätzen werden sozialen Systemen wie dem Journalis-
mus bestimmte Funktionen zugeschrieben. Rühl zum Beispiel definiert Journa-
lismus durch die Bestimmung seiner Primärfunktion
2
und betrachtet somit den
Journalismus aus der systemtheoretischen Perspektive. (Scholl & Weischenberg,
1998, S. 73) Um eine Theorie des Journalismus aufstellen zu können, wurde der
Begriff ,System' ,,aus forschungstechnischen Gründen" eingeführt (Weischen-
berg, 1995, S. 100). Der Journalismus wird als soziales System betrachtet, das
1
Die Okroy Communications GmbH bietet Media- und Kommunikationstrainings sowie
Seminare zum erfolgreichen Umgang mit der Presse an.
2
Zentrale soziale Funktionssysteme der Gesellschaft sind Massenmedien, Politik, Wirtschaft,
Recht, Kunst, Wissenschaft, Religion, Familie, Erziehung. Jedes dieser Systeme erfüllt be-
stimmte Funktionen in der Gesellschaft. Das System Journalismus dient laut Rühls Definition
der ,,Herstellung und Bereitstellung von durchsetzungsfähigen Themen der öffentlichen Kom-
munikation" (Rühl. 1980, S. 322).

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
10
bestimmte gesellschaftliche Funktionen hat und das durch menschliches Handeln
konstituiert ist. (Die Funktionen des Journalismus im Einzelnen werden später in
diesem Kapitel erläutert.) Menschen, in unserem konkreten Fall also Journalisten,
haben dabei Aufgaben zu erfüllen, die auf die Ziele und Zwecke dieser Systeme
gerichtet sind. (Rühl, 1980, S. 123) Für Rühl, der wie zahlreiche andere Forscher
einen systemtheoretischen Ansatz verfolgt, ist die Redaktion das System, das die
Funktion hat Themen für die öffentliche Kommunikation herzustellen oder
bereitzustellen (Weischenberg, 1995, S. 76).
In Anlehnung an die systemtheoretische Perspektive beschreibt Blöbaum (2000)
die Recherche als journalistisches Programm und damit als Teil des Systems
Journalismus. ,,Das System Journalismus entsteht, um die rasant wachsende
Informationsmenge zu strukturieren, den Informationsfluss zu organisieren und
die gesellschaftsweite Bereitstellung von relevanten Informationen auf Dauer
sicherzustellen." (S.175) In diesem System findet sich die Recherche in dem
Komplex journalistischer Programme, die die Aufgabe haben, Informationen zu
erzeugen und zu verarbeiten. Blöbaum teilt diese journalistischen Programme in
Darstellungs-, Ordnungs-, Selektions-, Informationssammel-, und Prüfprogramme
auf. Die Recherche als Kernkompetenz journalistischer Arbeit lässt sich zwei
Programmen zuordnen: dem Informationssammelprogramm ­ denn ,,die wichtigs-
te Form der journalistischen Informationssammlung ist die Recherche" (Blöbaum,
2000, S. 178) ­ und dem Prüfprogramm. Neben der Suche nach neuen Informati-
onen ist die Überprüfung von Informationen, die den Redakteuren täglich
zugehen, essentiell. Recherchieren ist also auch ,,(...) eine spezifisch journalisti-
sche Handlung, mit der die Richtigkeit von Informationen geprüft wird" (Blö-
baum, 2000, S. 179).
Der Zusammenhang zwischen unseren Wirklichkeitsbildern und den Bildern, die
Medien von der Realität abbilden ist Thema der wahrnehmungstheoretischen
Perspektive. Natürlich werden in den Medien häufig konstruierte Wirklichkeiten
dargestellt. Diese Darstellungen dienen nach Ansicht Hallers jedoch alle der
grundsätzlichen Funktion der Medien, nämlich dazu einen öffentlichen Mei-
nungsmarkt herzustellen (Haller, 2000, S. 46). Journalistische Tätigkeiten im
Allgemeinen und die Recherche im Besonderen erfüllen direkt oder indirekt die
folgenden vier Aufgaben: Medien sollen erstens Orientierung schaffen durch die
Reduktion von Komplexität, sie haben zweitens eine Signal- oder Alarmfunktion,

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
11
indem sie auf Gefahren und Risiken im Zusammenleben mit Menschen hinwei-
sen, drittens sollten Medien dem Zweck dienen, Normen und Denkweisen der
Gesellschaft zur Diskussion zu stellen. Die vierte Aufgabe der Medien ist die der
Selektion. (Haller, 2000, S. 46-47). Claudia Mast (2000) schreibt dazu: ,,Der
Redakteur muss diejenigen [Anm. d. Autorin: Meldungen und Nachrichten]
aussuchen, von denen er glaubt, dass sie im öffentlichen Interesse liegen (...)"
(S. 193).
Haller (2000) verkürzt die Gesamtheit der recherchetheoretischen Fragen auf die
Aussage: Verfahren im Journalismus ­ also auch die Recherche ­ müssten auf
eine Art und Weise ausgeführt werden, dass sie den Erfordernissen an die
Medienkommunikation genügen (S. 47). Im Presserecht ist die öffentliche
Aufgabe der Presse verankert. ,,Die Presse hat einen wichtigen Stellenwert in
unserer demokratischen Ordnung. Zu den öffentlichen Aufgaben der Presse
gehören insbesondere die Beschaffung und Verbreitung von Nachrichten, das
Üben von Kritik und überhaupt die Mitwirkung an der Meinungsbildung"
(Damm, 1998, S. 38). Um Nachrichten zu beschaffen müssen Journalisten
recherchieren. Bevor sie diese Nachrichten verbreiten, sollten sie als nächste Stufe
der Recherche den Gegencheck anwenden (Pürer, 1996, S. 13). Die Recherche ist
also im Journalismus von zentraler Bedeutung.
2.3 Die Bedeutung der Recherche im Journalismus
Pürer (1996) konstatiert: ,,Gründliches Recherchieren ist die beste Voraussetzung
um zu solider, wahrheitsgetreuer Information zu gelangen" (S. 12). Die große
Bedeutung der Recherche wird durch Bestimmungen zur publizistischen Sorg-
faltspflicht in den Landespressegesetzen unterstrichen. Im bayerischen Landes-
pressegesetz heißt es zum Beispiel: ,,Die Presse hat alle Nachrichten vor ihrer
Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit, Inhalt
und Herkunft zu prüfen" (Damm, 1998, S. 56). Doch gründliche Recherchen sind
aufwendig und teuer, die Medienkonkurrenz ist unerbittlich, Aktualität und
Schnelligkeit sind Trumpf. Für die Recherche bleibt nur wenig, mitunter gar keine
Zeit mehr (Leif, 1998, S. 18; Politz, 1999, S. 22). Immer häufiger wird deshalb
Kritik laut, wenn es um Recherchen geht: Von den Redakteuren, die unter Zeit-
und Kostendruck stehen und trotzdem gut recherchierte Storys liefern sollen, von
den Chefredakteuren, wenn dies eben doch nicht gelingt, von Medien- oder

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
12
Kommunikationswissenschaftlern, die feststellen, wie wenig des Inhalts in
Printpublikationen überhaupt noch selbst recherchiert ist (Baerns, 1985) und nicht
zuletzt von den Lesern, denen bei genauerem Hinsehen Recherchefehler auch
nicht verborgen bleiben. Doch ist mangelnde Rechercheleistung wirklich nur mit
Zeit- und Kostendruck in den Redaktionen zu erklären oder gibt es noch einen
anderen Grund für die veränderte Arbeitsweise der Journalisten? Matthias
Drobinski (1998) meint dazu: ,,Man sollte die Recherche auf die Rote Liste der
vom Aussterben bedrohten journalistischen Tugenden setzen. Nicht weil die
Journalisten faul geworden sind, sondern weil die Medien sich geändert haben
(...)". Gemeint ist damit die geringere Zahl der fest angestellten Redakteure, die
mit mehr Verwaltungsarbeiten betraut werden als früher und die höhere Zahl der
,Zulieferer' von Informationen oder fertigen Beiträgen in Form von freien
Journalisten. (S. 145)
Hier kommt das ,neue Medium' Internet ins Spiel. Wer wenig Zeit hat, kann nicht
vor Ort recherchieren, sondern muss versuchen, vom Schreibtisch aus Informatio-
nen zu bekommen. Wie wäre das einfacher möglich als über das Internet? Doch
das Internet ist nicht strukturiert, jeder kann Nachrichten verbreiten, egal, ob sie
der Wahrheit entsprechen oder nicht. Sicherlich vorwiegend aus diesem Grund
schreibt Meier (1999): ,,Es gibt wohl kaum ein Rechercheinstrument, dessen
Nutzen unter Journalisten so umstritten ist wie das Internet" (S. 163). Welchen
Zweck soll die Online-Recherche also genau erfüllen? Blittkowsky (1997) erklärt
in seinem Buch ,Online-Recherche für Journalisten': ,,Ziel der Online-Recherche
ist zunächst die Sichtung des Informationsangebots und die Sammlung von
Material" (S. 113). Anschließend ist die Bewertung und Auswahl nach dem
jeweiligen journalistischen Interesse gefragt. Die Auswahl vorhandenen Materi-
als, also die Selektion von Informationen, rückt damit in den Vordergrund der
journalistischen Arbeit. Haller (2001) kritisiert die Verschiebung zu weniger
Eigenrecherche und mehr Selektion von bestehenden Informationen: ,,Wer nur
auswählt und aufbereitet, der versteht Journalismus als Veröffentlichungsmaschi-
ne, die gerade das veröffentlicht, was die Nachrichtengeber veröffentlicht haben
möchten: schöne Erfolgsgeschichten über den eigenen Laden und schlimme
Krisenberichte über die Konkurrenz" (S. 2). Wegner (1998) rät Journalisten
deshalb zusätzlich Datenbanken zu nutzen. ,,Gut gepflegte, teure Datenbanken
sind wegen ihrer größeren Zuverlässigkeit (...) ein gutes Mittel, um fragwürdige

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
13
Internet-Infos gegenzurecherchieren." (S. 75) Ob Redakteure diesem Rat tatsäch-
lich folgen und welche Möglichkeiten sie zur Überprüfung von (online) recher-
chierten Informationen nutzen, wird im empirischen Teil dieser Arbeit ausführlich
dargelegt. Journalisten sollten im eigenen Interesse besonderen Wert auf gründli-
che Recherchen legen, denn ,,die Qualität der Ware Information leidet, auch weil
die Recherche schlecht oder unzureichend ist" (Hovestädt, 1998, S. 34). Und
wenn das Publikum diese Mängel erkennt, wird es wahrscheinlich das Vertrauen
in die journalistische Berichterstattung verlieren und zu den Publikationen greifen,
deren Redakteure bessere Recherchearbeit leisten.
Doch nicht alle Forscher scheinen in Sache Recherche so schwarz zu sehen.
Scholl und Weischenberg fanden 1998 in einer empirischen Untersuchung heraus,
dass neun von zehn Journalisten Recherchetätigkeiten ausüben und kommen zu
dem Schluss, dass ,,(...) Recherche den journalistischen Alltag dominiert (...)"
(Scholl & Weischenberg, 1998, S. 88). Im weiteren Verlauf ihrer Ausführungen
schreiben Scholl und Weischenberg (1998) es ließen sich Befürchtungen nicht
bestätigen, wonach deutsche Journalisten zu wenig recherchierten. "Vielmehr
nimmt die Recherche den größten Teil journalistischer Arbeit ein" (S. 90). Die
Forscher weisen jedoch darauf hin, dass Zeitknappheit zu Lasten der Recherche
geht und dass der tägliche Rechercheaufwand je nach Person sehr unterschiedlich
ist. Viel recherchieren vor allem freie Journalisten und Redakteure mit niedriger
Position in der Hierarchie viel und diejenigen, die nach eigenen Angaben auch
vergleichsweise viel arbeiten. (Scholl & Weischenberg, 1998, S. 90-92). Diese
Erkenntnisse wurden aus einer sehr umfangreichen und aufwendigen Befragung
von Journalisten gewonnen. Die befragten Journalisten sollten angeben, wie viele
Stunden bzw. Minuten sie an einem normalen Arbeitstag mit der Recherche
verbringen. (Scholl & Weischenberg, 1998, S. 330). Das subjektive Empfinden,
wie lange jemand täglich recherchiert, kann natürlich genauso unterschiedlich
sein, wie die Einschätzungen, was zur Tätigkeit der Recherche gezählt wird. Es
können zum Beispiel Gespräche mit Kollegen oder anderen Personen durchaus als
informelle Recherchetätigkeit verstanden werden, solange sie sich auf einen
Sachverhalt für die Berichterstattung bezieht. Frank Politz (1998) berichtet von
angehenden Journalistinnen und Journalisten: ,,Allein schon die Vorstellungen
über eine Recherche sind hin und wieder recht abenteuerlich. Etwas zugespitzt
formuliert, verstehen manche darunter nicht viel mehr, als zu einem Pressetext

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
14
bloß ein, zwei zusätzliche Telefonate zu führen, oder sich aus dem Archiv ein paar
ergänzende Informationen einzuholen." (S. 22) Dies betraf jedoch Volontäre, so
dass davon auszugehen ist, dass die meisten der circa 1500 Journalisten, die
Scholl und Weischenberg 1993 interviewen ließen, sehr wohl wussten, dass dies
für eine umfassende Recherche nicht ausreicht. Alles in allem überwiegen
allerdings die kritischen Stimmen zur Recherchepraxis deutscher Journalisten
ganz klar. Und eines ist bei der Diskussion um die Recherche deutlich geworden:
Sie ist im Journalismus von außerordentlich großer Bedeutung und war für die
Journalismusforschung in den letzten Jahren immer wieder ein Thema. Das
Internet mit seinen zahlreichen Facetten und Nutzungsmöglichkeiten rückt dabei
mehr und mehr ins Rampenlicht der Untersuchungen.
2.4 Forschungsstand
Im Zusammenhang mit dem Journalismus war und ist das Internet als relativ
junges Medium ein willkommener Untersuchungsgegenstandstand für die
Kommunikationswissenschaft und benachbarte Disziplinen der Sozial- oder
Geisteswissenschaft (Neverla, 1998, S. 7). Eine Vielzahl von Kommunikations-
und Medienwissenschaftlern in Deutschland wie zum Beispiel Irene Neverla,
Claudia Mast, Christoph Neuberger, Michael Haller, Klaus-Dieter Altmeppen,
Martin Löffelholz, Hans-Jürgen Bucher oder Klaus Meier beschäftigen sich seit
den neunziger Jahren besonders intensiv mit diesem Teilgebiet der Kommuni-
katorforschung. Nur ein kleiner Teil dieser Forschung betrifft das Internet als
Rechercheinstrument bzw. Informationsquelle für Journalisten und die daraus
resultierende Veränderung der Arbeitsweise in den Redaktionen. Im Folgenden
werden zehn Studien näher beleuchtet.
2.4.1 Mast: Journalisten auf der Datenautobahn
Die früheste große deutsche Untersuchung zu Veränderungen journalistischer
Arbeit durch ,Multimedia' führten Mast et al. 1996 durch. Bei der Definition des
Begriffs ,Multimedia' schlossen die Forscher elektronische Datenbanken zur
Recherche sowie Online-Dienste und das Internet als Arbeitsmittel von Journalis-
ten ein (Mast et al., 1997, S. 15+30). Ein großer Teil der Studie war darauf
angelegt, herauszufinden, welche Veränderungen sich bei der Qualifikation und

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
15
dem Aufgabenfeld der Journalisten ergeben. Dennoch wurden auch in Bezug auf
die Recherche interessante Erkenntnisse gewonnen.
Chefredakteure von Tageszeitungen, Chefredakteure von Zeitschriften und freie
Journalisten wurden danach gefragt, wie sich die Arbeit im Journalismus verän-
dern wird. Das Gros aller befragten Redakteure war der Ansicht, dass sowohl die
Zeit für Recherchen in Zukunft abnehmen wird (zwischen 53 und 67 Prozent je
nach Beschäftigungsverhältnis), als auch die Recherchen vor Ort (zwischen 54
und 69 Prozent je nach Beschäftigungsverhältnis). Die Chefredakteure der
Tageszeitungen sind offensichtlich am optimistischsten: Nur 53 Prozent glaubten
vor sechs Jahren daran, dass die Zeit für Recherchen abnehmen würde, 54 Prozent
gingen davon aus weniger vor Ort zu recherchieren als bisher. (Mast et al., 1997,
S. 136-138) Im Gegenzug dazu gaben 42 Prozent an Online-Angebote beruflich
zu nutzen, 31 Prozent signalisierten die Bereitschaft in Zukunft Online-Dienste
nutzen zu wollen (Mast et al., 1997, S. 142). Schon 1996 zeichnete sich demnach
die zunehmende Bedeutung des Internets als Recherchequelle ab ­ die Journalis-
ten schätzten den Stellenwert von Online-Recherchen in zehn Jahren als sehr hoch
ein. Gleiches gilt für die Verwendung von E-Mails, die Recherche in elektroni-
schen Archiven sowie die direkte Weiterverarbeitung von Informationen. (Mast et
al., 1997, S. 142-147). Die persönliche Einstellung der Redakteure zu immer mehr
,Schreibtischrecherche' blieb dabei offen, das heißt es wurde auch keine Kritik an
dieser Entwicklung laut. Aber bedeutet mehr Online-Recherche zwangsläufig die
Reduzierung klassischer Rechercheformen? Oder können Online-Angebote die
klassische Recherche gar ersetzen? Diese Frage liegt der folgenden Untersuchung
von Sonnleitner, Stadthaus und Weichert zu Grunde.
2.4.2 Sonnleitner, Stadthaus und Weichert: Online Recherchieren
Sonnleitner et al. führten 1997 eine explorative Studie zur Online-Recherche im
Vergleich zur klassischen Recherche durch. Basis war dabei die Hypothese, dass
Online-Angebote die klassische Recherche ergänzen, jedoch nicht ersetzen
können (Sonnleitner et al., 1998, S. 246). In fokussierten Leitfadeninterviews
sowie in einer standardisierten Befragung, an der sich 25 Redakteure beteiligten
3
,
3
Grundgesamtheit waren 16 Redaktionen von Hamburger Printmedien, insgesamt 100
Redakteure. Nähere Informationen zur Anlage der Untersuchung bei Sonnleitner et al. (1998,
S. 249).

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
16
wurden unter anderem die Gründe für die Nutzung der Online-Recherche
abgefragt. Daraus ergab sich die Frage nach den Vorteilen der Netzrecherche, wie
die Forscher die Online-Recherche auch bezeichneten. Die befragten Journalisten
äußerten aber ebenso Kritik und Verbesserungsvorschläge in Bezug auf Recher-
chen im Internet und gaben eine Einschätzung zur Zukunft von Online- und
klassischer Recherche ab. (Sonnleitner et al., 1998, S. 245-249)
Die Studie beruht auf der Hypothese, nach der Lazarsfeld schon 1946 bekundete,
dass neue Medien ältere nicht ersetzen, sondern vielmehr ergänzen. Schon vorab
sei erwähnt, dass sich diese Hypothese nach der Befragung der Redakteure auch
diesmal wieder bestätigt hatte. Die Bedeutung der Online-Recherchen für die
befragten Redakteure ist zwar groß, dennoch sind klassische Recherchequellen
unabdingbar. Die Online-Recherche bringt einige Vorteile für Journalisten ­
Möglichkeiten, die vor Zeiten des Internets nicht existierten: die Geschwindigkeit
an Informationen heranzukommen und der Zugang zu internationalen Quellen
sowie die Vielfalt der Informationen, die das Internet bietet. Kritisiert wurde die
mangelnde Aktualität vieler Informationen und ,,zu viel banaler Datenmüll im
Netz" (Sonnleitner et al., 1998, S. 255). Die befragten Redakteure schätzten die
,,Online-Recherche gegenüber der klassischen Recherche als unglaubwürdiger
und weniger authentisch" ein (Sonnleitner et al., 1998, S. 258). ,,Online recher-
chierte Daten müssen also stets, um deren faktische Richtigkeit zu überprüfen, mit
klassischen Methoden gegengeprüft werden" (Sonnleitner et al., 1998, S. 259).
Diese Forderung entspricht jener, die auch Meier (1999) stellt: ,,Der Gegencheck
von Mensch zu Mensch ist bei journalistischen Recherchen unumgänglich nötig."
(S. 189). Etwas widersprüchlich dazu ist die Aussage, dass sich die Qualität
journalistischer Produkte verbessert, weil das Netz als zusätzliche Informations-
quelle diene ,,(...) und die Möglichkeit des ,doublechecks'" eröffne. (Sonnleitner
et al., 1998, S. 257) Auf der einen Seite bekunden die befragten Redakteure,
Daten aus dem Internet seien unglaubwürdiger als solche aus klassischen Quellen
und müssten daher mit klassischen Methoden geprüft werden. Andererseits gibt
das Internet nach Aussage der befragten Journalisten die Möglichkeit andere
Informationen zu überprüfen. Damit ist unklar, ob nur solche Informationen im
Internet gegengeprüft werden, die aus klassischen Quellen kommen, oder ob sich
die befragten Redakteure trotz ihrer Skepsis dazu verleiten lassen lediglich zwei
Quellen im Internet vergleichen.

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
17
Eine weitere Erkenntnis der Befragungen von Sonnleitner, Stadthaus und
Weichert (1998) bezieht sich auf die Themengebiete, nach denen Redakteure je
nach Ressortzugehörigkeit suchen. So scheint die Online-Recherche vor allem für
die Ressorts Wissenschaft ­ einschließlich Computer und Medien ­ und Kultur
geeignet zu sein. (S. 256+259) Kein erstaunliches Ergebnis, so war das Internet
doch früher vorwiegend ein Medium wissenschaftlicher Kommunikation (Blitt-
kowsky, 1997, S. 18), das sich inzwischen zum wichtigsten Rechercheinstrument
vieler Journalisten gewandelt hat.
4
So forschte auch Christoph Neuberger von der
Katholischen Universität Eichstätt zum Thema ,Journalismus im Internet'.
2.4.3 Neuberger: Journalismus im Internet
Bei der Studie, die Neuberger im Jahr 2000 am Lehrstuhl für Journalistik durch-
führte, ging es vor allem um die Frage in welchem Maße sich Onlineangebote und
Onlineredaktionen von ihrem Muttermedium abgenabelt haben. In erster Linie
sollte bei dieser Untersuchung geklärt werden, ob durch das Internet ein völlig
neuer Journalismus entstanden ist oder nicht. Neuberger befragte dazu ,,(...) in
einer Vollerhebung Onlineredaktionsleiter bzw. redaktionell Verantwortliche für
den Internetauftritt von Presse, Rundfunk und Nur-Onlineanbietern (...)."
(Neuberger, 2000, S. 310)
Bei der Frage nach den Tätigkeiten journalistischer Mitarbeiter von Onlineredak-
tionen schneidet Neuberger auch das Thema Recherche an. Dabei kommt er zu
der Erkenntnis, dass Mitarbeiter von Tageszeitungen vergleichsweise wenig Zeit
für eigene Recherchen aufwenden. Auf einer vierstufigen Skala gaben nur etwas
mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Onlineredakteure von Tageszeitungen an,
sich immer oder häufig mit der nicht-elektronischen Recherche zu befassen.
Hauptbeschäftigung ist vielmehr die Auswahl von journalistischen Texten. Über
90 Prozent der befragten Redakteure geben an immer oder häufig lediglich zu
selektieren. Die elektronische Recherche, die neben dem Internet auch Datenban-
ken beinhaltet, hat bei den Onlineredakteuren von Tageszeitungen offenbar einen
wesentlich höheren Stellenwert. Immerhin 80,9 Prozent der Befragten führen
immer oder häufig elektronische Recherchen durch. Im Vergleich zu Onlineredak-
teuren bei Publikumszeitschriften oder Nur-Onlineanbietern ist aber auch das ein
4
Diese Tatsache wird durch zahlreiche Studien, inklusive der hier vorliegenden, belegt und in
den weiteren Ausführungen näher erläutert.

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
18
geringer Wert, denn dort recherchieren 95 bzw. 94,4 Prozent der Redakteure
immer oder häufig in elektronischen Quellen. (Neuberger, 2000, S. 315+317)
Die Tatsache, dass nur noch knapp über die Hälfte (52,1 Prozent) der Onlinere-
dakteure bei Tageszeitungen häufig eigene journalistische Beiträge verfassen oder
solche redigieren, bestätigt die in der Einführung angesprochene These, dass der
Second Hand Journalismus in der heutigen Zeit an der Tagesordnung ist. Beson-
ders trifft diese Aussage auf Redakteure zu, die die Online-Version einer gedruck-
ten Zeitung verfassen, oder eben ­ in den meisten Fällen ­ nur Artikel aus dem
Muttermedium auswählen und zusammenstellen (Neuberger, 2000, S. 315-318).
Welche Dienste oder Sites im Internet von Journalisten für die Recherche genutzt
werden, lässt Neubergers Studie offen. Genauer beschäftigte sich jedoch Vincent
Löhn, Diplomand an der Fachhochschule Mainz, mit dem Online-
Nutzungsverhalten von Journalisten.
2.4.4 Online-Nutzungsverhalten von Journalisten:
Fallstudie Lufthansa
Die Forschungsfragen bei der Arbeit von Löhn waren: Wie nutzen Journalisten
das Internet für ihre Arbeit? Welche Einstellung haben sie zum neuen Medium
und welche Erfahrungen haben sie bisher gesammelt? (Löhn, 2001, S. 39) Diese
Diplomarbeit ist keine kommunikationswissenschaftliche Arbeit, sondern entstand
im Fach Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing und interne
sowie externe Kommunikation. Vor allem der empirische Teil der Arbeit ist
jedoch auch für Kommunikationswissenschaftler interessant. Für diese Abhand-
lung sind natürlich besonders die Fragen zu bevorzugten Recherchequellen im
Internet, der Nutzung von E-Mails und der Einstellung der Journalisten zu Online-
Medien relevant. 161 Journalisten ­ das entspricht einem Rücklauf von 13 Prozent
­ nahmen an der Befragung teil. Gerne nutzen die befragten Redakteure demnach
Newsletter von Unternehmen (über 50 Prozent) und als bevorzugtes Kommunika-
tionsinstrument E-Mail. Der Nutzung von Newsgroups oder Diskussionsforen
hingegen erteilen 71 Prozent der Journalisten eine klare Absage als Recherche-
quelle mit der Begründung durch die Anonymität der Absender fehle die Über-
prüfbarkeit der Quelle. Auch zieht die Mehrheit der befragten Journalisten ein
persönliches Interview einem virtuellen Interview per Chat vor und geht lieber
selbst auf eine Pressekonferenz, als dieser in einer Internet-Video-Übertragung

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
19
beizuwohnen. (Löhn, 2001, S. 45; 72-74) Dies deutet darauf hin, dass Journalisten
zumindest diese Art von Informationen aus dem Internet durchaus kritisch
betrachten. Welche Informationen aus welchen Quellen die Journalisten letztlich
tatsächlich für einen journalistischen Beitrag verwenden bleibt dabei offen.
Die Einstellung und Einschätzungen der befragten Journalisten zu Online-Medien
decken sich bei der Frage nach der Verdrängung der klassischen Recherche durch
die Online-Recherche weitgehend mit den Befunden der Studie von Sonnleitner,
Stadthaus und Weichert. Die Hälfte der von Löhn befragten Journalisten befürch-
ten keine Verdrängung der ,klassischen Informationsarbeit' durch das Internet.
Die Online-Recherche gilt dabei als ergänzendes Instrument zu den üblichen
Recherchewegen. Auch das Fazit, das Löhn aus seinen Untersuchungen zieht
ähnelt dem der Studie ,Online Recherchieren': ,,Trotz der umfangreichen
Möglichkeiten und technischen Raffinessen der Informationsvermittlung via
Online-Medien, steht die Zielgruppe der Journalisten den neuen Medien eher
nüchtern gegenüber. Der klassischen Informationsarbeit wird noch der Verzug
gegeben" (Löhn, 2002, S. 3).
Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es eine Studie über die
Auswirkungen des Internets auf die Arbeit von Journalisten, die jährlich wieder-
holt wird.
5
2.4.5 US-Panelstudie Middleberg/Ross (1994-2001)
Steve Ross, Professor an der Columbia University Graduate School of Journalism,
und Don Middleberg, Geschäftsführer der weltweit fünftgrößten PR-Agentur
,Euro RSCG' begannen bereits 1994 mit einer groß angelegten Studie zum
Einfluss des Internets auf den Journalismus. Die Erkenntnisse der Befragung
setzen sich aus 530 Meinungen von Journalisten aus Print- Funk und Fernsehen
zusammen. Die Ergebnisse wurden in vier Bereiche aufgeteilt: 1. Nutzung des
Internet im Journalismus, 2. Nutzung von E-Mail und anderen Kommunikations-
mitteln, 3. Veränderungen der Online-Angebote der Massenmedien selbst und 4.
die Nutzung neuer Technologien. Für die Frage nach Veränderungen beim
Rechercheverhalten sind nur die Erkenntnisse aus dem 1. und 2. Teilbereich der
5
Da diese Studie nur über die PR-Agentur EURO RSCG Middleberg in New York käuflich zu
erwerben ist (www.middleberg.com), war diese schwer zu finden. Die Auswertung meiner
Befragung war zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen. Die Fragestellung konnte deshalb
nicht mehr an die Erkenntnisse aus der Panel-Studie angepasst werden.

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
20
Befragung relevant, wobei sich die Frage nach der Nutzung von E-Mail größten-
teils auf die Interaktion mit den Lesern bezieht. Allgemein wurde bei der Studie
des Jahres 2000 festgestellt, dass, bis auf ein bis zwei Prozent, alle befragten
Journalisten mindestens ein Mal täglich ihre E-Mails checken (Middleberg &
Ross, 2000, S. 18). Ob es sich dabei um Anfragen im Rahmen einer Recherche
handelt, wird nicht erwähnt. Middleberg und Ross fragen die Journalisten auch
danach, auf welchen Wegen sie mit Informanten kommunizieren. Die Fragestel-
lung wurde aufgeteilt nach der Arbeit mit bekannten Quellen und der Arbeit mit
unbekannten Quellen. Bei beiden Quellen rangierten E-Mails auf Rang eins vor
dem Telefon, dem persönlichen Gespräch und dem Fax an letzter Stelle. Bei
unbekannten Quellen und Informanten liegt der Prozentsatz der Journalisten, die
persönliche Gespräche bevorzugen mit 28 um neun Prozentpunkte höher als dies
bei bekannten Quellen der Fall ist. Das bedeutet konkret, dass nur 17 Prozent aller
befragten Journalisten angaben, das persönliche Gespräch mit einem Informanten
zu bevorzugen (Middleberg & Ross, 2000, S. 17). Sicherlich liegt diese Tatsache
aber auch darin begründet, dass es natürlich wesentlich einfacher, unkomplizierter
und weniger zeitaufwendig ist zum Telefon zu greifen oder eine E-Mail zu
versenden, als einen Informanten persönlich zu treffen.
Im ersten Teilbereich ihrer Untersuchungen fanden Middleberg und Ross (2000)
heraus, dass der Großteil der befragten Journalisten den Einfluss des Internets auf
ihre Arbeit positiv einschätzte. Die größte Zustimmung brachten sie der Aussage
,,das Internet erleichtert meine Arbeit" entgegen. Auf einer Skala von eins bis fünf
(fünf heißt volle Zustimmung) lag der Mittelwert dieser Aussage bei 4,2. Auch
waren die meisten Redakteure der Meinung die Qualität ihrer Jobs habe sich seit
der Nutzung des Internets verbessert (Mittelwert 3,9). (S. 4) Auch die Zustim-
mung zu anderen Aussagen wie ,,Ich nutze gerne neue Technologien" verdeutlicht
lediglich, dass der Beruf Journalist durch das Internet einige Erleichterungen
erfahren hat. Unklar bleibt dabei, ob sich dadurch auch die Qualität der redaktio-
nellen Arbeit verbessert hat. Unter dem Aspekt der Recherche ist die Erkenntnis
interessant, dass heute 81 Prozent der befragten Journalisten mindestens ein Mal
täglich online Informationen suchen, im Gegensatz zu 17 Prozent im Jahr 1994.
Von 1998 auf 1999 ist ein sprunghafter Anstieg von 48 auf 73 Prozent zu
erkennen. In den Jahren 1999 und 2000 gab jeweils nur ein Prozent der Befragten
an, nie oder fast nie online Informationen zu suchen (Middleberg & Ross, 2000,

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
21
S. 6). Durch die jährlich wiederholte Befragung seit 1994 lässt sich zumindest für
US-amerikanische Journalisten die zunehmende Bedeutung des Internets belegen.
Vieles spricht jedoch dafür, dass diese Entwicklung in Europa und insbesondere
in Deutschland nicht wesentlich anders verläuft. So entspricht die Einschätzung
der 1996 von Mast et al. zum Thema Internet befragten Journalisten (siehe 2.4.1)
der Entwicklung in den USA.
Die Fragestellung in der Studie von Middleberg und Ross ist immer allgemein
gehalten, sie bezieht sich also nie direkt auf die Recherchetätigkeit der Redakteu-
re. Allenfalls bei der Frage ,,Wofür nutzen Sie das Internet?" ist anzunehmen, dass
die im Internet gesuchten Informationen direkt der Recherche dienen (und nicht
vielleicht aus allgemeinem Interesse eines Redakteurs gesucht werden). So geben
knapp unter neunzig Prozent der befragten Journalisten an Hintergrundinformati-
onen oder bereits erschienene Artikel zu suchen, Presseinformationen recherchie-
ren über siebzig Prozent der Redakteure online. Diese Zahlen machen den hohen
Stellenwert des Internets für die redaktionelle Arbeit deutlich.
Eine Frage im ersten Teil der Untersuchung beschäftigt sich auch mit der
Glaubwürdigkeit der Quellen im Internet. Den höchsten Durchschnittswert mit 4,0
(auf einer Skala von 1=,,nicht glaubwürdig" bis 5=,,sehr glaubwürdig") erreichen
Portale namhafter Nachrichtenorganisationen wie CNN, New York Times u.a.
Damit hält die große Mehrheit der befragten Journalisten diese Organisationen für
glaubwürdig. Auch Regierungsbehörden werden als glaubwürdige Quelle
eingestuft (Mittelwert: 3,9). Unternehmenswebsites liegen mit einem Mittelwert
von knapp über drei in der Mitte der Glaubwürdigkeitsskala. Als relativ unglaub-
würdig wurden Chats oder Messegeboards (1,6) und Newsgroups eingeschätzt
(2,3). Die Nutzung dieser Echtzeitkommunikation wurde anschließend zusätzlich
abgefragt. Die Gruppe der Printjournalisten geht demnach weniger kritisch mit
solchen Quellen um als Fernsehjournalisten. Circa ein Drittel der Printjournalisten
(28 Prozent der Zeitungsredakteure und 35 Prozent der Zeitschriftenredakteure)
haben Web Chats oder Usenet Foren bereits als Erst- oder Zweitquelle verwendet
oder können sich vorstellen dies zu tun. Obwohl die Mehrheit der Printjourna-
listen angab Informationen aus derartigen Quellen nicht oder nur bedingt zu
nutzen (74 Prozent der Zeitungsredakteure und 75 Prozent der Zeitschriftenredak-
teure) scheinen die Vorbehalte dieser Quellen gegenüber zu schwinden. (Middle-
berg & Ross, 2000, S. 13-14) Damit haben die Forscher teilweise aufgezeigt, aus

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
22
welchen Quellen Informationen verwendet werden. Die Art und Weise wie
Redakteure Informationen ­ ganz gleich aus welcher Quelle ­ überprüfen, ist
dennoch nicht geklärt.
Nicht nur Wissenschaftler interessieren sich für das Rechercheverhalten von
Journalisten, sondern naturgemäß auch besonders diejenigen, die auf die Kommu-
nikation mit Journalisten angewiesen sind ­ PR-Agenturen und Pressestellen.
Demzufolge gab es in den letzten Jahren auch eine Reihe von nicht-
wissenschaftlichen Untersuchungen, meist Befragungen ­ durchgeführt von
Meinungsforschungsinstituten oder von den PR-Agenturen selbst.
Die bedeutendsten Studien der deutschen Wirtschaft zur Online-Recherche sind
die ,Media Studie 2000', die die Nutzung und die Bedeutung von Internet und
E-Mail für die Arbeit von Journalisten in Deutschland untersucht, und die
ProfNet-Studie ,Journalisten 2000'. Die letztere vergleicht die Bedürfnisse und
Anforderungen der Journalisten bezüglich der Internetauftritte von Unternehmen,
Verbänden und Parteien mit den Angeboten dieser Institutionen im Internet.
Bereits drei Jahre vorher (1997) hatte news aktuell eine Studie zur redaktionellen
Nutzung von Online-Medien bei Zeitungen durchgeführt. Dabei wurde auch
abgefragt, ob Online-Medien als Informationsquelle dienten und welche Dienste
schon vor fünf Jahren ­ also zu Beginn des Zeitalters Internet ­ genutzt worden
waren.
Bei der ProfNet-Studie handelt es sich um einen Grenzfall, der weder klar zu den
wissenschaftlichen, noch zu den nicht-wissenschaftlichen Untersuchungen gezählt
werden kann. Die Studie wird zwar von einem Professor der Wirtschaftswissen-
schaften geleitet, das ProfNet-Institut wird aber rein privatwirtschaftlich finanziert
und ist somit nicht unabhängig. Im ,Forschungsbericht' fehlen der Theorieteil
sowie eine wissenschaftliche Zitierweise. Das Literaturverzeichnis besteht zum
größten Teil aus Hinweisen auf eigene Studien. Da die durchaus interessanten
Erkenntnisse der Studie aber mittels fundierter Methoden gewonnen wurden,
besteht kein Zweifel an der Aussagekraft der Ergebnisse dieser Untersuchung.
In jüngster Zeit kamen noch zwei Studien von PR-Agenturen hinzu. Eine davon
ist eine internationale Studie, die das Rechercheverhalten von Journalisten aus
vierzehn Ländern untersuchte. Der Fokus der Untersuchung lag auf der Frage wie
Journalisten das Internet nutzen. Die andere war eine kleinere Befragung von rund
200 deutschen IT-Fachjournalisten zu ihren Recherche-Vorlieben. Zunächst aber

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
23
zur frühsten nicht-wissenschaftlichen Studie in Deutschland von Petersen und
Stadthoewer.
2.4.6 Redaktionelle Nutzung von Online-Medien bei Tageszeitungen
Ressortleiter von Tageszeitungen waren 1997 aufgefordert über die Nutzung von
Online-Medien und die Nutzungsmotive der Redakteure deutscher Zeitungen
Auskunft zu geben. 114 von 1010 Ressortleitern beteiligten sich an der schriftli-
chen Befragung, die news aktuell, ein Tochterunternehmen der Deutschen
Presseagentur (dpa), durchführte. Damals gaben lediglich 38 Prozent der Befrag-
ten an, Online-Medien (Online-Dienste, Online-Datenbanken, Internet und
Mailboxen) zu nutzen, zwanzig Prozent gaben an, diese bedingt zu nutzen.
Redakteure aus dem Ressort Wirtschaft/Umwelt standen Online-Medien weniger
offen gegenüber. Nur knapp über ein Fünftel bejahte die Frage nach der Nutzung
dieser Technik. Auch das Alter betreffend stellten Petersen und Stadthoewer
Unterschiede fest. So nutzten die unter 40-Jährigen 1997 eher Online-Medien als
die über 40-Jährigen. Die Bereitschaft Online-Medien in Zukunft einzusetzen,
falls die technischen Voraussetzungen dafür gegeben wären, war jedoch bereits
vor fünf Jahren groß: 94 Prozent würden Online-Medien einsetzen oder bedingt
einsetzen. (Petersen & Stadthoewer, 1997, S. 3-11)
Die befragten Redakteure nutzten Online-Medien vor allem um zu recherchieren.
Nicht nur in Online-Datenbanken, die ohnehin nur wenige Redakteure überhaupt
nutzten, sondern auch im Internet und über Online-Dienste (z.B. T-Online,
Compuserve oder AOL) ist die Recherche vor der Themenfindung und der
Weiterbildung Hauptgrund für die Nutzung von Online-Medien. Die Kommunika-
tion via Internet spielte 1997 offensichtlich noch eine untergeordnete Rolle. Nur
circa je zehn Prozent der Befragten gaben an, das Internet und Online-Dienste zur
Kommunikation zu nutzen. (Petersen & Stadthoewer, 1997, S. 18-19) Die
Mehrzahl von ihnen stimmte zu, dass Online-Medien eine wichtige Informations-
quelle für Journalisten darstellen. 48 Prozent antworteten mit ,ja', 35 Prozent mit
,bedingt'. (Petersen & Stadthoewer, 1997, S. 14) Daraus lässt sich ableiten, dass
die Tendenz zur Online-Recherche zwar da war, viele Zeitungsredakteure aber
noch nicht von den Vorteilen dieser Technik überzeugt waren.
Auch die Bedeutung von PR-Material bei der Recherche wurde in den verschie-
denen Ressorts abgefragt. Nur 11 Prozent der Redakteure der Ressorts Wirt-

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
24
schaft/Umwelt schätzten die Bedeutung von PR-Material für das eigene Ressort
als ,,hoch" ein. Im Vergleich zu 44 Prozent bei den Ressorts Kultur/Medien und
Vermischtes, ein geringer Wert. Jedoch sprachen sich 80 Prozent aller Befragten,
also vier von fünf Redakteuren für eine frei zugängliche Datenbank für PR-Texte
mit Volltextrecherche im Internet aus. (Petersen & Stadthoewer, 1997, S. 23-27)
Es ist anzunehmen, dass bei der Frage nach der Bedeutung von PR-Material für
das eigene Ressort die soziale Erwünschtheit die Werte gedrückt hat, viele
Redakteure also einfach nicht zugeben wollten, dass sie PR-Material verwenden,
denn sonst hätten sie sich auch nicht für eine Datenbank mit PR-Texten ausge-
sprochen.
Diese Studie brachte einige Erkenntnisse darüber, welche Online-Medien von
Zeitungsredakteuren verschiedener Ressorts während der Anfänge des Internets
genutzt wurden. Welche Auswirkungen die Nutzung des Internet und seiner
Dienste allerdings auf die Arbeit der Journalisten hat, wurde mit dieser Untersu-
chung nicht geklärt. Auch die Frage wie Redakteure Informationen bewerten und
verifizieren blieb offen. Im Jahr 2000 führte news aktuell erneut eine Studie zu
diesem Thema durch. Wie sich zeigen wird, hat sich in diesen drei Jahren schon
einiges verändert.
2.4.7 Media Studie 2000 ­ Journalisten online
Die wohl umfangreichste Studie mit den meisten Teilnehmern ist die ,Media
Studie 2000', die news aktuell in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungs-
institut Forsa im Jahr 2000 durchführte. 645 Journalisten (16,3 Prozent der
postalisch angeschriebenen Journalisten) gaben Auskunft zu ihrer Arbeit mit
Online-Medien. In den folgenden Abschnitten sind die wichtigsten Ergebnisse im
Zusammenhang mit den Recherchen der Journalisten zusammengefasst.
Online-Medien gehören heute wie zum Beispiel das Telefon zur täglichen Arbeit
eines Redakteurs. (Lünenbürger-Reidenbach, Petersen & Wagensonner, 2000,
S. 13). Fast alle der befragten Journalisten (98 Prozent) nutzten zum Zeitpunkt der
Studie ­ also schon vor zwei Jahren ­ Online-Medien und E-Mail (99 Prozent) für
ihre redaktionelle Arbeit. Besonders freie Journalisten und ,,Journalisten aus dem
Ressort Medien sprechen dem Internet einen hohen Stellenwert für die tägliche
Arbeit zu" (S. 19).

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
25
Wie bei der Studie von Sonnleitner, Stadthaus und Weichert, fragten auch die
Meinungsforscher nach Vor- und Nachteilen der Internetrecherche. Der wichtigste
Vorteil des Internets ist für Journalisten die einfache Möglichkeit der Vorrecher-
che, wobei Hintergrundinformationen und Nachrichten am häufigsten gesucht
werden (Lünenbürger-Reidenbach et al., 2000, S. 7-8). Interessant ist dabei, dass
mehr als die Hälfte der befragten Wirtschaftsredakteure häufig nach Presseinfor-
mationen suchen. Verglichen mit anderen Ressorts sind auch Websites von
Unternehmen und Verbänden für Wirtschaftsjournalisten von übergeordneter
Bedeutung. Über drei Viertel von ihnen (77 Prozent) halten Websites von
Unternehmen für sehr wichtig. Bei Redakteuren aus dem Computerbereich sind es
immerhin 56 Prozent. Das wichtigste Instrument im Internet für Redakteure aller
Ressorts sind mit Abstand Suchmaschinen und Webkataloge (88 Prozent gaben
dieser Recherchehilfe das Attribut ,sehr wichtig'). Newsgroups dagegen halten
knapp die Hälfte (46 Prozent) aller befragten Redakteure für weniger wichtig, nur
für 17 Prozent spielt diese Kommunikationsform eine große Rolle bei der
täglichen Arbeit. (Lünenbürger-Reidenbach et al., 2000, S. 21-24) Nachteil ist an
erster Stelle die Schwierigkeit qualitativ hochwertige Informationen zu finden.
Auch die Glaubwürdigkeit der gefundenen Informationen aus dem Internet stellt
für 42 Prozent der befragten Journalisten ein großes, für 48 Prozent jedoch nur ein
geringes Problem dar (Lünenbürger-Reidenbach et al., 2000, S. 20). Bei Informa-
tionen, die Journalisten per E-Mail bekommen sieht es ähnlich aus: 44 Prozent der
Befragten halten die Überprüfbarkeit der Quelle bei einer E-Mail für ein ,großes
Problem', nur 9 Prozent sehen darin ,kein Problem' (S. 27). Dieses Ergebnis
spricht dafür, dass die Redakteure sich durchaus bewusst darüber sind, wie
gefährlich es sei kann, Informationen aus diesen Quellen blind zu vertrauen und
ohne Überprüfung in einen journalistischen Beitrag einzuarbeiten.
Die Media Studie 2000 hat die enorme Bedeutung des Internet und dessen
Diensten (wie z.B. E-Mail) für die Arbeit von Journalisten gezeigt. Wie gut die
Internetangebote und Websites der Anbieter sind, auf die Journalisten zugreifen,
war nicht Gegenstand dieser Studie. Anders ist das bei der Internet-
Zielgruppenstudie des Instituts für Internet-Marketing ProfNet. Hier werden beide
Seiten betrachtet: die Anforderungen und Bedürfnisse von Journalisten an
Informationsquellen im Internet auf der einen, die angebotenen Websites und
Presseservices auf der anderen Seite.

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
26
2.4.8 ProfNet-Studie ,Journalisten 2000'
Die Studie des ProfNet Instituts ist die einzige im deutschen Raum, die Angebot
und Nachfrage gegenüberstellt. Dazu wurden zunächst in zwei Workshops
(qualitative Analyse) und in einer Online-Befragung (quantitative Analyse) die
Bedürfnisse und Anforderungen von Journalisten an die Internetauftritte von
Unternehmen, und Institutionen erforscht. Danach wurden die Webauftritte der
fünfzig größten deutschen Industrieunternehmen, der je fünfzehn größten Banken
und Versicherungen, der zehn größten Städte und die Web-Angebote von zehn
Verbänden und politischen Parteien analysiert. (Kamenz & Jahn, 2000, S. 43-45)
Dieser zweite Teil der Studie ist jedoch für die Erforschung journalistischen
Rechercheverhaltens irrelevant.
Die Recherche betreffend lassen sich folgende Erkenntnisse der Untersuchung
zusammenfassen: Das Internet wird heute schon von den befragten Journalisten
schwerpunktmäßig als Rechercheinstrument eingesetzt. Da für Recherchen in den
Redaktionen nur wenig Zeit zur Verfügung steht, ist das schnelle und einfache
Auffinden von Informationen für Journalisten besonders wichtig. Wie bereits bei
der ,Media Studie 2000' festgestellt, sind Suchfunktionen und Sitemaps (Aufstel-
lung über alle Inhalte eines Webangebots) von übergeordneter Bedeutung für
Recherchen im Internet. Alle befragten Journalisten wünschten sich eine Volltext-
suche auf den Websites der Anbieter, 89 Prozent eine indexorientierte Suche und
79 Prozent sprachen sich für die Sitemap als Hilfsmittel zur Recherche aus.
(Kamenz & Jahn, 2000, S. 7-11) Die Aktualität von Informationen im Internet ist
besonders für die befragten Printredakteure von großer Bedeutung. Darunter sollte
aber der Umfang der Informationen nicht leiden. So fordern die befragten
Journalisten ausführliche Hintergrundinformationen sowie Spezial- und Fachin-
formationen. (Kamenz & Jahn, 2000, S. 7) Auch diese Aussage stimmt mit dem
Ergebnis der Media Studie überein, bei der Journalisten ebenfalls angaben,
vorwiegend Hintergrundinformationen zu suchen (siehe 2.4.6). Wie sich im
zweiten Teil der Studie herausstellte, entsprach die Mehrzahl der einhundert
untersuchten Websites den Anforderungen der Journalisten nicht einmal annä-
hernd.
Die meisten Erkenntnisse der Studie sind vor allem für PR-Agenturen und
Pressestellen interessant, allgemein gesagt für alle, die Journalisten gezielt über

2 T
HEORETISCHER
H
INTERGRUND
27
ihre Homepage ansprechen wollen. Die Aussagen der befragten Redakteure
decken sich weitgehend mit denen der Media Studie 2000. Da jedoch weder die
Zahl der Redakteure in den Workshops im ,Forschungsbericht' des Instituts
genannt, noch Angaben zum Rücklauf und damit der Größe der Stichprobe bei der
Online-Befragung gemacht wurden, können die Aussagen der Journalisten
keinesfalls verallgemeinert werden.
Die PR-Agentur PR-COM interessierte sich genauer dafür, welche Informationen
Journalisten im Internet suchen und führte zu diesem Zweck ebenfalls eine
Befragung durch.
2.4.9 Studie PR-COM 2002
Eine internationale Studie zum Rechercheverhalten von Journalisten im Internet
führte die PR-Agentur PR-COM dieses Frühjahr in Zusammenarbeit mit Partner-
agenturen in vierzehn Ländern durch. 418 Journalisten beteiligten sich, 34 von
ihnen kommen aus Deutschland. Wichtigstes Ergebnis der Studie: ,,Das Internet
ist für Journalisten die Informationsquelle Nummer eins, noch vor persönlichen
Kontakten und anderen Medien." Neben technischen Aspekten und der täglichen
Nutzungsdauer des Internets wurde auch abgefragt welche Informationen die
Journalisten im Internet suchen und ob das Internet Auswirkungen auf die
Effizienz der Arbeit hat. Fast alle befragten Journalisten (94 Prozent) meinten das
Internet mache die Arbeit einfacher und produktiver, 88,3 Prozent glauben auch
die Qualität der Arbeit würde durch die Nutzung des Internet besser. Unter den
deutschen Journalisten waren sogar 90,2 Prozent dieser Ansicht. Informationen zu
konkreten Themen, die Journalisten gerade bearbeiten, werden nach Aussage der
Befragten am häufigsten recherchiert (89,6 Prozent, in Deutschland 87,5 Prozent).
Deutlich mehr als die Hälfte der Journalisten (60,4 Prozent international, 62,4
Prozent in Deutschland) suchen nach bereits existierenden Veröffentlichungen
(PR-COM, 2002, S. 1)
Da die Ergebnisse dieser Studie nur sehr komprimiert in Form einer Pressemittei-
lung, bzw. einer Nachricht im PR-Guide (ein Online Service zweier Public
Relations Verbände und der Fachzeitschrift PR-Forum) veröffentlicht wurden,
können weder die Methodik noch die genaue Fragestellung hinreichend überprüft
werden. Zudem ist die Datenbasis ­ bezogen auf die einzelnen Länder ­ mit nur
34 Journalisten aus Deutschland sehr gering. Wenn also die Rede davon ist, dass

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832467692
ISBN (Paperback)
9783838667690
DOI
10.3239/9783832467692
Dateigröße
982 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München – Sozialwissenschaftliche Fakultät, Kommunikationswissenschaften
Erscheinungsdatum
2003 (Mai)
Note
2,3
Schlagworte
online journalismus internet rechercheverhalten befragung
Zurück

Titel: Schöne neue Welt der Recherche
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
130 Seiten
Cookie-Einstellungen