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Der Internationale Währungsfonds (IWF)

Aktuelle Reformansätze mit Kritik

©2002 Diplomarbeit 111 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der Internationale Währungsfonds wurde geschaffen um Wachstum und Wohlstand seiner Mitglieder zu sichern und zu mehren. Er sollte nach den Jahren der Weltwirtschaftskrise durch Bereitstellung von Hilfskrediten für Stabilität und Sicherheit sorgen. Doch für was steht der IWF heute?
Der Fonds ist nun seit über zehn Jahren ins Fadenkreuz der öffentlichen Kritik geraten. Er hat sich für viele zum Feindbild gewandelt. Er steht heute für einen ungerechten und unmenschlichen Globalisierungsprozess, gegen den, wie zuletzt in Genua, Hunderttausende auf die Straßen gehen. Die Aktionen des IWF stehen wie noch nie im Fokus der Öffentlichkeit und werden von allen Seiten harsch kritisiert. Zu den Dauergegnern des Fonds vom linken politischen Spektrum haben sich seit einigen Jahren auch Kritiker aus dem konservativem Lager gesellt und es scheint, als würden seine Aktionen bereits vorher zum Scheitern verurteilt. Für die einen ist er der Verkünder des amerikanischen „Raubtier-Kapitalismus“, für die anderen der „Geldautomat“ wirtschaftlich schlecht geführter Länder mit korrupten und diktatorischen Regimen. Praktisch für jede Seite ist der IWF eine „böse“ Institution. Regierungen sehen sich durch seine Kreditprogramme in ihrer Souveränität verletzt. Globalisierungsgegner kritisieren ihn für seine unsozialen Strukturanpassungs- und Sparprogramme. Marktfundamentalisten sehen in ihm den Brandstifter der letzten Wirtschaftskrisen, da er die Märkte am effizienten Funktionieren hindere. Politiker der G7 Staaten sehen ihre Gelder ohne Wirkung verschwendet. Man könnte sagen, der IWF ist der unbeliebteste „Feuerwehrmann“ der Welt. So hat es der IWF im vergangenen Jahrzehnt geschafft, fast alle negativen Schlagzeilen aus der Weltwirtschaft mit seinem Namen zu verbinden. Dabei sind vor allem die Wirtschaftskrisen der 1990er Jahre im Gedächtnis geblieben. Die Krisen in Mexiko, Russland , Südost-Asien, Brasilien und zuletzt, seit 2001 in Argentinien, führten zu Massendemonstrationen gegen Fonds und Länderregierungen. Durch die sozialen Folgen der IWF Programme kam es in Ländern wie Indonesien (1997) und Argentinien (2001) zu politischen Unruhen und Politikwechseln.
Die Kritik am IWF ist einhellig, wenn es aber um dessen Reform geht, scheiden sich die Geister. Von der Abschaffung des Fonds bis zur Ausweitung seiner Aufgaben ziehen sich zahllose Vorschläge hin. Aber wo befindet sich der derzeitige Stand der Diskussion und wo sollten Reformen ansetzen? […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6730
Huber, Robert: Der Internationale Währungsfonds (IWF) - Aktuelle Reformansätze mit
Kritik
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Rosenheim, Fachhochschule, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

II
Inhaltsverzeichnis
Seite
Inhaltsverzeichnis
... II
Abbildungsverzeichnis
... V
Tabellenverzeichnis
... VI
1. Einleitung
... 1
1.1. Problemstellung... 2
1.2. Abgrenzung des Themas... 2
2. Der Internationale Währungsfonds (IWF) - Die Institution... 2
2.1. Geschichte und Entstehung... 3
2.1.1. Gründung... 3
2.1.2. Der Wiederaufbau und die Goldene Ära... 5
2.1.3. Der Kollaps des Bretton-Woods Systems und die 1970er Jahre... 8
2.1.4. Die achtziger Jahre... 9
2.1.5. Der Washington Konsens....................................................................... 11
2.2. Organisation, Aufgaben und Funktionsweise... 13
2.2.1. Organisation und Beschlusstätigkeit... 13
2.2.2. Aufgaben und Funktionalität... 14
2.2.2.1. Finanzierung... 15
2.2.2.2. Überwachung... 18
2.2.2.3. Dienstleistung und technische Hilfe... 20
3. Die Krisen der 1990er Jahre und die Rolle des IWF
... 20
3.1. Die Mexiko-Krise... 22
3.1.1. Die Krise... 24
3.1.2. Der ,,Tequilla-Effekt"... 27
3.1.3. Die Rettung... 28
3.1.4. Fazit... 28
3.2. Die Asien-Krise... 30

III
3.2.1. Süd-Ost Asien vor der Krise... 30
3.2.2. Der Verlauf der Krise... 32
3.2.3. Fazit... 38
3.3. Die Russland-Krise... 39
3.3.1. Der Beginn der Transformation... 40
3.3.2. Die Krise... 41
3.3.3. Fazit... 45
4. Der Internationale Währungsfond ­ Eine Problemanalyse
... 47
4.1. Organisation und Aufgaben... 47
4.1.1. Die satzungsmäßigen Hauptaufgaben des Fonds... 48
4.1.2. Die Aufgabenteilung mit Weltbank und WTO... 48
4.1.3. Die Finanzinstrumente des Fonds... 49
4.1.4. Die Rechenschaftspflicht des Fonds... 50
4.2. Wirtschaftspolitische Ausrichtung... 50
4.2.1. Die internationale Finanzarchitektur... 51
4.2.2. Marktbeeinflussung durch ,,Bail-out"
(die ,,Moral Hazard" Problematik)... 54
4.2.3. Die wirtschaftspolitischen Empfehlungen des Fonds... 56
4.2.4. Die Dimension heutiger Finanzmärkte und deren Kontrolle... 57
4.2.5. Die Bedeutung von Institutionen im marktwirtschaftlichen
Entwicklungsprozess... 58
4.3. Politische Problematik... 59
4.3.1. Demokratieverständnis und Machtverteilung in den BWIs... 59
4.3.2. Konditionalitäten als Druckmittel und deren Wirksamkeit... 61
4.3.3. Das ,,Good Governance" Problem... 62
5. Aktuelle Reformansätze mit Kritik
... 64
5.1. Einordnung der Reformansätze... 65
5.2. Die Reformansätze mit Kritik ­ Ein Forderungskatalog... 67
5.2.1. Demokratisierung der Machtverhältnisse.... 67
5.2.2. Verringerung der Handlungskompetenzen.... 69
5.2.3. Restrukturierung der Finanzierungsfunktion... 73
5.2.4. Verringerung des ,,Moral Hazards"... 78

IV
5.2.5. Einführung von Standards und Verhaltenskodizes... 82
5.2.6. Neuordnung der Finanzarchitektur... 84
5.3. Abschließende Einschätzung... 90
6. Persönliche Schlußbetrachtung
... 91
Anhang Tabellen
... 94
Anhang Abbildungen
... 96
Anhang Definitionen
...
98
Literaturverzeichnis
... 100

1
1. Einleitung
Der Internationale Währungsfonds wurde geschaffen um Wachstum und Wohlstand
seiner Mitglieder zu sichern und zu mehren. Er sollte nach den Jahren der
Weltwirtschaftskrise durch Bereitstellung von Hilfskrediten für Stabilität und
Sicherheit sorgen. Doch für was steht der IWF heute?
Der Fonds ist nun seit über zehn Jahren ins Fadenkreuz der öffentlichen Kritik
geraten. Er hat sich für viele zum Feindbild gewandelt. Er steht heute für einen
ungerechten und unmenschlichen Globalisierungsprozess, gegen den, wie zuletzt in
Genua, Hunderttausende auf die Straßen gehen. Die Aktionen des IWF stehen wie
noch nie im Fokus der Öffentlichkeit und werden von allen Seiten harsch kritisiert. Zu
den Dauergegnern des Fonds vom linken politischen Spektrum haben sich seit
einigen Jahren auch Kritiker aus dem konservativem Lager gesellt und es scheint,
als würden seine Aktionen bereits vorher zum Scheitern verurteilt. Für die einen ist er
der Verkünder des amerikanischen ,,Raubtier-Kapitalismus", für die anderen der
,,Geldautomat" wirtschaftlich schlecht geführter Länder mit korrupten und
diktatorischen Regimen. Praktisch für jede Seite ist der IWF eine ,,böse" Institution.
Regierungen sehen sich durch seine Kreditprogramme in ihrer Souveränität verletzt.
Globalisierungsgegner kritisieren ihn für seine unsozialen Strukturanpassungs- und
Sparprogramme. Marktfundamentalisten sehen in ihm den Brandstifter der letzten
Wirtschaftskrisen, da er die Märkte am effizienten Funktionieren hindere. Politiker der
G7 Staaten sehen ihre Gelder ohne Wirkung verschwendet. Man könnte sagen, der
IWF ist der unbeliebteste ,,Feuerwehrmann" der Welt. So hat es der IWF im
vergangenen Jahrzehnt geschafft, fast alle negativen Schlagzeilen aus der
Weltwirtschaft mit seinem Namen zu verbinden. Dabei sind vor allem die
Wirtschaftskrisen der 1990er Jahre im Gedächtnis geblieben. Die Krisen in Mexiko,
,,A changed IMF is needed for the changed
world we now have (...). As we look to the
future we need to redouble our efforts to find
better approaches if not answers to
fundamental questions (...)"
Lawrence Summers (1999)
US Treasury Secretary

2
Russland , Südost-Asien, Brasilien und zuletzt, seit 2001 in Argentinien, führten zu
Massendemonstrationen gegen Fonds und Länderregierungen. Durch die sozialen
Folgen der IWF Programme kam es in Ländern wie Indonesien (1997) und
Argentinien (2001) zu politischen Unruhen und Politikwechseln.
Die Kritik am IWF ist einhellig, wenn es aber um dessen Reform geht, scheiden sich
die Geister. Von der Abschaffung des Fonds bis zur Ausweitung seiner Aufgaben
ziehen sich zahllose Vorschläge hin. Aber wo befindet sich der derzeitige Stand der
Diskussion und wo sollten Reformen ansetzen? Genau dazu soll diese Arbeit einen
Beitrag leisten.
1.1. Problemstellung
Diese Arbeit soll die Debatte um die Reform des IWF auf dem derzeitigen Stand
darstellen. Dabei sollen die internen Zusammenhänge des Fonds ebenso
Berücksichtigung finden wie die Felder auf denen er agiert. Aus der vor allem aus
den letzten zehn Jahren resultierenden Kritik sollten die Probleme des Fonds
herauskristallisiert und übersichtlich erläutert werden. In einer Zusammenfassung
werden die verschiedenen Reformvorschläge mit deren Unterschieden dargestellt
und durch eigenes Konzepte ergänzt.
1.2. Abgrenzung des Themas
Es konnten in dieser Arbeit nur die wichtigsten Probleme, mit denen der IWF
aufgrund seiner Aufgaben konfrontiert ist, behandelt werden. Ebenso wurden nur die
wichtigsten Punkte der Reformdiskussion und Reformvorschläge erörtert.
Tiefergehende Analysen hätten den Rahmen dieser Arbeit gesprengt, weshalb sie
nicht im Detail ausgeführt wurden. Jedoch wurden die Erkenntnisse aus diesen
Analysen aufgenommen.
2. Der Internationale Währungsfonds (IWF) ­
Die Institution
Zum besseren Verständnis der nachfolgenden Kritik und der daraus resultierenden
Reformansätze muss zunächst einmal die Geschichte, Struktur und Funktionsweise

3
dieser Institution ausreichend erklärt werden. Diese Grundlagen sind für das weitere
Verständnis der Arbeit dringend erforderlich. Der geschichtliche Überblick endet in
den 1980er Jahren. Die Krisen der folgenden Jahre sind in den anschließenden
Ausführungen dargestellt.
2.1. Geschichte und Entstehung
2.1.1. Gründung
Die Ursprünge des Fonds reichen zurück bis in die 1930er Jahre, in die Zeiten der
großen Depression. Zu dieser Zeit gingen tausende von Firmen und Banken
bankrott. Die Preise fielen unter die Erzeugerkosten, Ersparnisse wurden wertlos.
Deutschland wurde von einer Hyperinflation überrollt und Heere von Arbeitslosen
waren auf der Suche nach Jobs. Der Kapitalismus schien gescheitert.
1
Diese Zeit hatte weitreichende Folgen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Es
existierte keinerlei Vertrauen mehr in Papiergeld, in der Folge stieg die Nachfrage
nach Gold. Die meisten Währungen wurden nur noch in Gold bewertet. Das
Tauschgeschäft florierte sogar zwischen Staaten (eine Lokomotive gegen 100 t
Kaffee). Des weiteren wurde wieder verstärkt auf protektionistische Maßnahmen wie
Zölle und Handelsbarrieren gesetzt. Der internationale Handel brach zwischen 1929
und 1932 um 63% ein.
2
Mehrere internationale Konferenzen waren nicht in der Lage,
die Währungsprobleme der Weltwirtschaft zu lösen.
In der Bevölkerung kam es zu sozialen Unruhen aufgrund einer immensen Zahl an
Arbeitslosen. Die wirtschaftlichen Probleme führten in mehreren europäischen
Ländern zu politischen Unruhen und trieben die verarmte Bevölkerung in die Hände
von extremistischen Parteien (wie der NSDAP in Deutschland). In der Folge kam es
1939 erneut zum Krieg in Europa.
Noch während des zweiten Weltkriegs kamen die Wirtschaftsexperten der westlichen
Alliierten zusammen, um über eine neue Finanzarchitektur nach dem Krieg zu
beraten. Unter der Federführung der USA und Großbritanniens führten diese Treffen
schließlich zur Konferenz von Bretton Woods, einer Kleinstadt im Staate New
1
Vgl. Driscoll D. D. (1998): ,,Was ist der Internationale Währungsfond?", International Monetery Fund,
Publication Services,
http://www.imf.org/external/deu
, 24.04.2002, S. 4-5
2
vgl. Driscoll D. D. (1998): S. 5-6

4
Hampshire, im Juli 1944. Grund für diese Kooperation war vor allem die Erkenntnis
aus den vergangenen Jahrzehnten, dass sowohl ein strenger Goldstandard als auch
vollständig flexible Wechselkurse nicht in der Lage waren, ein stabiles
Währungssystem zu gewährleisten.
3
Ziel der Konferenz war es deshalb, eine neue
internationale Finanzarchitektur zu schaffen, die stabile Wechselkurse gewährleisten
konnte und Raum für nationale Vollbeschäftigungsprogramme bot.
4
Dieses Konzept
wurde unter dem Namen ,,embedded liberalism" bekannt.
Der us-amerikanische Ökonom Harry Dexter White und der Brite John Maynard
Keynes waren dabei federführend. Innerhalb der Verhandlungen gelang es den
Amerikanern, durch finanzielle Zusagen an die Briten eine dominierende Position zu
erlangen. Großbritannien, durch den 2. Weltkrieg hoch verschuldet und geschwächt,
war auf die USA angewiesen, die neue Weltmacht, die als Sieger aus dem Krieg
hervorgegangen war.
5
Während der Verhandlungen wurden deutliche Unterschiede zwischen den
Vorschlägen Keynes und White`s deutlich. Keynes` Plan basierte vor allem auf der
Idee, den Welthandel durch die Bereitstellung von Liquidität zu fördern, trotzdem
aber Handelsrestriktionen zuzulassen und auch Wechselkursanpassungen
vorzunehmen. Letztendlich sollten diese Maßnahmen dazu dienen, wieder mehr
Beschäftigung zu schaffen. Kernstück von Keynes` Plan war eine supranationale
Zentralbank. Diese sollte umfassende Zahlungsbilanzfinanzierung gewährleisten und
ein internationales Geld einführen, dessen Wert in Gold festgelegt würde. Außerdem
sollten Kapitalverkehrskontrollen wilde Spekulationen gegen die Währungsparitäten
verhindern. Demgegenüber stand der Plan von White, der wesentlich mehr Wert auf
Wechselkursstabilität als auf Liquiditätsbereitstellung legte. Erste Priorität hatte die
volle Konvertierbarkeit aller beteiligten Währungen. White war gegen eine
internationale Zentralbank und für die Einrichtung eines Stabilisierungsfonds unter
dem Dach der Vereinten Nationen.
6
Letztendlich führten die Verhandlungen von Bretton Woods zu einem Kompromiss.
Die wichtigsten Beschlüsse finden sich im folgenden Schaukasten 1.
3
vgl. Grabbe O. J.(1996): ,,The Rise and Fall of Bretton Woods", in: Grabbe Orlin J. ed. International Financial
Markets, 3. ed., Prentice-Hall, S.2
4
vgl. Bordo M.D. (1992): ,,The Bretton Woods International Monetary System - A Historical Overview",
Working Paper No. 4033, National Bureau of Economic Research (NBER), Cambridge,
http://www.nber.org
,
S.10
5
Bordo M. D. (1992): S. 14

5
Schaukasten 1: Beschlüsse von Bretton Woods
7
Diese Beschlüsse vom Juli 1944 führten schließlich zur Gründung der Weltbank und
des IWF. Im Mai 1946 nahm der IWF mit anfangs 39 Mitgliedsstaaten in Washington
D.C. seine Arbeit auf. Der IWF wurde mit einem Startkapital von 8,8 Mrd. $
ausgestattet, das die Mitgliedsländer in Landeswährung (75%) und Gold (25%) als
Währungsreserve zur Verfügung stellten. Die Satzung des IWF findet sich in den
,,Articles of Agreement" wieder. Zum leichteren Verständnis der Weiterentwicklung
des Fonds findet sich im Schaukasten 2 ein kurzer Überblick über das mittlerweile
veränderte Satzungsfundament des IWF.
Schaukasten2 : The Articles of Agreement (AoA)
8
2.1.2. Der Wiederaufbau und die Goldene Ära
Die ersten Jahre des IWF waren vor allem vom Wiederaufbau Europas geprägt. Die
dortigen Volkswirtschaften waren am Boden und bedurften intensiver finanzieller
Zuwendung, um wieder Wachstum generieren zu können. Ziel war es in erster Linie,
6
vgl. Mildner S. (2000): ,,6. Die Entwicklung der internationalen Finanzbeziehungen", in weltpolitik.net,
Deutsche Gesellschaft für auswärtige Politik (DGAP),
http://weltpolitik.net/
sachgebiete/wirtschaft/article/545.html, 29.05.2002
7
vgl. Bordo (1992): S. 18ff
8
vgl. IMF (1990): ,,The Articles of Agreement",
http://www.imf.org/external/pubs/ft/aa/index.htm
, 27.05.2002
Beschlüsse von Bretton Woods:
Das Paritäten System: US-Dollar und britisches Pfund wurden zur Reservewährung erklärt
Fixierung aller Währungen an den US-Dollar, mit einer
Schwankungsbreite von +/- 1%
US-Dollar war an einen Goldstandard zu binden
Multilaterale Zahlungsströme: Volle Konvertierbarkeit aller Währungen
Möglichkeit, Kapitalströme zu regulieren
Schaffung von Institutionen: - IWF Fonds, um bei Zahlungsbilanzschwierigkeiten
Liquidität zur Verfügung zu stellen
- Weltbank Bank zur Unterstützung von
Entwicklungsarbeit und Projekten
- GATT (General Agreement on Tariffs and Trade) Ver-
einbarung zum Abbau von Handelshemmnissen und Zöllen
The Articles of Agreement:
Ziele(Art. I):
internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Währungspolitik
Ausweitung des Welthandels zum Zwecke eines ausgewogenen
Wachstums, zur Erreichung eines hohen Beschäftigungsgrads und
Realeinkommens
Förderung der Währungsstabilität
Errichtung eines multilateralen Zahlungssystems und die Beseitgung von
Devisenverkehrskontrollen

6
eine funktionsfähige Produktion und einen Exportsektor zu schaffen. Durch den US-
amerikanischen Marshall-Plan wurden zu diesen Zwecken letztlich 13 Milliarden US-
$ zur Verfügung gestellt.
9
Zu Beginn waren auch die sozialistischen Länder mit einbezogen worden. Allerdings
machte ,,die gesamte politische Logik der Konstruktion der beiden Bretton-Woods-
Institutionen als Systempfeiler einer kapitalistischen Weltordnung den sozialistischen
Staaten, die sich doch als bessere Alternative verstanden, eine Teilnahme
unmöglich."
10
So verließen schließlich alle sozialistischen Länder in den 50er Jahren
den Fonds wieder.
Die Amerikaner versuchten in den ersten Jahren auf eine schnelle Umsetzung der
Beschlüsse von Bretton-Woods hin zu wirken, vor allem auf die volle
Konvertierbarkeit aller Währungen. Die amerikanische Politik bemühte sich intensiv
um die Umsetzung einer "Open-Door-Policy", die im Streben nach einem freien,
liberalen, multilateralen Handelssystem manifestiert wurde.
11
Wirtschaftlich stellten sich aber zu Beginn bereits einige Probleme ein, die sich im
Laufe der Zeit weiter ausweiten sollten. So gelang es Großbritannien nicht, das
Pfund als internationale Reservewährung zu etablieren. Durch die angeschlagene
britische Volkswirtschaft, eine relativ hohe Inflation und eine defizitäre
Leistungsbilanz geriet das Pfund schnell unter Abwertungsdruck.
12
Schließlich wurde
das Pfund abgewertet und die Amerikaner wichen kurzzeitig von ihrer Forderung
nach voller Konvertierbarkeit ab. Folglich dominierte der Dollar klar das Pfund als
Reservewährung. Ein weiteres Problem der Fixierung an den US-$ war, dass die
Wirtschaftspolitik der USA weitreichende Auswirkungen auf die Währungen der
anderen Staaten hatte. So konnte eine expansive Geldpolitik der USA dazu führen
das alle Paritäten unter Druck gerieten. Ein Abwertungsdruck auf den Dollar führte
dazu, dass andere Länder, zum Beispiel Deutschland, dazu verpflichtet waren,
vermehrt Dollar nachzufragen, um dessen Kurs zu stützen. Durch diese
Stützungskäufe (z.B. in DM) mußte die inländische Geldmenge erhöht werden, was
wiederum zu einer importierten Inflation führen konnte. Letztlich wurde es den
9
vgl. Mildner S. (2000): .../547.html
10
Tetzlaff R. (1996): ,,Weltbank und Währungsfond ­ Gestalter der Bretton Woods Ära", Leske + Budrich
Verlag Opladen, S. 48
11
vgl. Tetzlaff R. (1996): S. 45
12
vgl. Mildner S. (2000): .../547.html

7
nationalen Zentralbanken durch die Dollar-Anbindung unmöglich gemacht, eine
eigenständige Geldpolitik zu betreiben.
13
Vorerst wurde aber durch die amerikanische Hilfe ein deutliches
Wirtschaftswachstum in Europa forciert. Diese Erfolge führten schließlich 1958 zur
vollen Konvertierbarkeit aller Währungen innerhalb der IWF-Mitglieder.
14
In der Zeit ab 1959 verzeichneten Europa und auch Japan einen deutlichen Anstieg
des Wirtschaftswachstums, getragen von ihrer ausgedehnten Exporttätigkeit. Dies
führte zu einem Abbau der Dollarlücke in den Währungsreserven. Die
amerikanischen Warenexporte sanken und die Kapitalexporte zogen stark an, es
kam zu einem immer weiter steigenden Zahlungsbilanzdefizit in den USA. Dies
wiederum hatte zur Folge, dass andere Staaten ihre Dollar-Reserven erhöhen
konnten. 1964 überstiegen schließlich die US-Dollar-Reserven im Ausland die
Goldreserven des US-amerikanischen Finanzministeriums, was zu einer Gefährdung
des Gold/Dollar Standards führte.
15
Eine Aufwertung, vor allem der DM und folglich
eine Abwertung des Dollars schienen unausweichlich. Die Amerikaner befürchteten
jedoch einen Vertrauensverlust des Gold/Dollar Standards durch eine solche
Neubewertung. Obwohl im Paritätenkonzept von Bretton-Woods Anpassungen
durchaus zulässig gewesen wären, lehnte die USA dies ab. Als Folge wurde in der
Zeit von 1949 bis 1967 praktisch kaum eine Anpassung durchgeführt, was sich als
schwerwiegendes Problem herausstellen sollte. Die USA griff unter der Kennedy-
Administration zu Gegenmaßnahmen, indem sie Kapitalexportkontrollen und eine
Zinsausgleichssteuer einführte. Diese Maßnahmen brachten allerdings nicht den
erhofften Erfolg. ,,Es zeichnete sich zunehmend ab, dass das eigentliche Problem im
Goldstandard selbst lag"
16
Der IWF erhöhte in den 1960er Jahren seine Finanzierungsreserven um erst 50%
dann nochmals um 25%. Auf Drängen der Europäer wurde schließlich 1967 die
Schaffung einer neuen Reservewährung des IWF beschlossen, die sogenannten
Sonderziehungsrechte (SZR)
17
, die eine autonome Basis internationaler Liquidität
darstellen sollten.
18
Die SZRs sollten außerdem die Dominanz des Dollars
abschwächen.
13
vgl. Mildner S. (2000): .../546.html
14
vgl. Grabbe O. J. (1996): S. 15
15
vgl. Mildner S. (2000): .../549.html
16
vgl. Mildner S. (2000): .../549.html
17
siehe Definition 1 im Anhang
18
Vgl. Gahlen B. u.a. (1983): ,,Volkswirtschaftslehre ­ Eine problemorientierte Einführung", 14. Auflage, J.C.B.
Mohr Verlag, Tübingen, S. 336

8
Da in den 1960er Jahren vermehrt Dollar in Gold konvertiert wurden, geriet die US-
Notenbank unter verstärkten Druck, den Goldstandard aufrecht zu erhalten.
19
Das
Ende der ,,Goldenen Ära" war von politischen und wirtschaftlichen Krisen
gekennzeichnet und der Dollar/Goldstandard wurde mehr und mehr zum Problem.
2.1.3. Der Kollaps des Bretton-Woods Systems und die 1970er Jahre
Nach den sich bereits in den 1960er Jahren abzeichnenden Problemen kam es
schließlich im Frühjahr 1971 zu einer Kapitalflucht vom Dollar in die unterbewertete
DM. Schließlich gab Deutschland den Kauf von Dollars zur Stützung des
Wechselkurses auf und ging als erstes Land zum ,,freien Floaten"
20
über.
21
Im
darauffolgenden Sommer schlossen die Amerikaner erstmals das ,,Goldfenster", d.h.
sie hoben die Verpflichtung auf, Gold gegen Dollar zu tauschen. Der Dollar wurde im
Dezember 1971 erstmals abgewertet und die Schwankungsbreite für Wechselkurse
wurde auf 2,25% erweitert. Das Problem war dadurch aber offenkundig nicht
behoben, denn bereits 1973 wiederholte sich die Situation und der Dollar mußte
erneut abgewertet werden. Das System fester Wechselkurse von Bretton Woods war
gescheitert.
22
Mit der Einführung flexibler Wechselkurse definierte sich auch die Rolle des IWF neu.
Der Aufbau Europas war geglückt und die festen Wechselkurse abgeschafft, somit
waren die ursprünglichen Hauptaufgaben weggefallen. Der IWF wurde in den
folgenden Jahren mehr und mehr zu einer Liquiditätsquelle für unterentwickelte
Länder in Zahlungsbilanzschwierigkeiten. Eine weitere neue Aufgabe war die
Inflationsbekämpfung. In den 1970er Jahren wurde unter anderem auch vom
McCracken-Report eine expansive Wirtschaftspolitik empfohlen, um das
abgeschwächte Wachstum wieder anzukurbeln. Diese Maßnahmen basierten vor
allem auf dem Glauben an die ,,Philips-Kurve", die besagt, dass mit einer höheren
Inflation auch mehr Beschäftigung einhergehen würde. Leider stellte sich dies als
Trugschluß heraus. Letztendlich führten die expansive Fiskalpolitik und strukturelle
Probleme zu relativ hohen Inflationsraten auch in den westlichen Industrienationen.
Da auch viele ärmere Länder schwerwiegende inflationäre Probleme nicht beseitigen
19
vgl. Grabbe O. J. (1996): S. 23
20
siehe Definition 2 im Anhang
21
vgl. Grabbe O. J. (1996): S. 30f
22
vgl. Grabbe O. J. (1996): S. 31

9
konnten, wurde die Vermeidung von Inflation in den Zielkatalog der ,,Articles of
Agreement" aufgenommen (Artikel IV (i)).
23
Darüber hinaus übernahm der Fonds erstmals auch entwicklungspolitische
Verantwortung. Die in den 1970ern vorherrschende Dependenztheorie veranlasste
den Fonds, Entwicklungsländern Mittel zur Verfügung zu stellen, um die sog.
importsubstituierende Industrialisierung voran zu bringen. Das bedeutet, dass Länder
aufgrund ihrer Abhängigkeit von den westlichen Kernländern versuchen sollten,
wichtige Importprodukte selbst herzustellen. Diese Umorientierung war teuer und
erforderte Mittel des Fonds. Erst die Überschuldungskrise in den achtziger Jahren
beendete diese Handlungsaktivitäten.
24
2.1.4. Die achtziger Jahre
Die achtziger Jahre waren geprägt von rasanten und grundlegenden Änderungen in
Politik und Wirtschaft, ausgelöst durch schwerwiegende Probleme der westlichen
Industrienationen, vor allem der USA. Amerika sah sich einem Rückgang des
Bruttosozialprodukts, der Arbeitsproduktivität und der Investitionen gegenüber.
Außerdem stieg die Inflation in den meisten Ländern an und erreichte aufgrund des
zweiten Ölschocks in den USA 13,5 %. Des weiteren erhöhten sich auch die
Haushaltsdefizite durch die nachfrageorientierte expansive Fiskalpolitik.
25
Die Lage der Weltwirtschaft schien Veränderungen zu erfordern. Diese vollzogen
sich auf breiter Ebene. In den USA wurde Ronald Reagan und in Großbritannien
Margret Thatcher zu Regierungschefs gewählt. Durch diesen Machtwechsel ,,löste
die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik endgültig die nachfrageorientierte, ab."
26
Zu
Beginn der achtziger hatten die Monetaristen um Milton Friedman das Ruder in Hand
genommen, um den lahmenden Kapitalismus wieder auf Vordermann zu bringen.
Dies sollte durch einen Rückzug des Staates aus der Wirtschaft, steuerliche
Entlastungen und eine Inflation bekämpfende Geldpolitik gewährleistet werden. Die
Reagan-Regierung verabschiedete 1981 ein Wirtschaftsprogramm mit dem Namen
,,America`s new beginning", damit war die ideologische Wende in der
Wirtschaftspolitik eingeleitet.
23
vgl. Mildner S. (2000): .../896.html
24
vgl. Mildner S. (2000): .../896.html
25
vgl. Mildner S. (2000): .../897.html
26
vgl. Mildner S. (2000): .../897.html

10
Auch bei IWF und Weltbank veränderten sich Führung und Ausrichtung. So wurde
William Clausen 1981 neuer Weltbankpräsident und bereits 1978 wurde Jaques de
Larosiere neuer geschäftsführender Direktor beim IWF. In der Folge änderten sich
auch die ideologische Ausrichtung und die Empfehlungen der Bretton Woods
Institutionen.
27
So empfahl der IWF den Ländern mit wirtschaftlichen Problemen vor
allem den Abbau des Staatsdefizits und der Subventionen, eine
Inflationsbekämpfung, Zinserhöhungen sowie Stärkung der Exporttätigkeit. Diese
freihandelsorientierte Liberalisierungspolitik war weit entfernt von den Ideen Keynes.
Auch das in den siebziger Jahren favorisierte Konzept der Importsubstitution für
Entwicklungsländer war nach den Misserfolgen beerdigt worden, da sich die
Importsubstitutions-Politik als mitverantwortlich an der Schuldenkrise der achtziger
Jahre herausstellte. Die Staaten versuchten eine starke Binnenwirtschaft
aufzubauen, dadurch entstand erheblicher Liquiditätsbedarf, dieser wurde von
ausländischen Banken und nicht zuletzt vom IWF finanziert. Wegen struktureller
Probleme und exogener Schocks (z.B. Ölkrise) konnten die Investitionen kein
Wachstum schaffen. Deshalb konnten die Kredite nicht zurückbezahlt werden. Ein
weiteres Problem war, dass durch die restriktive Geldpolitik der USA der Dollar stark
aufgewertet wurde und die, in Dollar aufgenommenen Kredite, nun deutlich teurer
waren. So verachtfachten sich die Schulden der Entwicklungsländer in der Zeit
zwischen 1975 und 1985
28
.
Der IWF wurde im Zuge dessen zum Hauptakteur bei der Lösung dieses Problems,
vor allem bei der Umsetzung des Baker- und später des Brady-Plans. Diese Pläne
sollten eine nachhaltige Schuldensenkung erwirken. Doch diese Versuche schlugen
fehl, wohl auch wegen der Skepsis der Entwicklungsländer. Es wurde immer
deutlicher, dass neben den teilweise unverantwortlichen und korrupten Regimen
auch Strukturprobleme und der anhaltende Preisverfall (z.B. Kaffee) für die Misere
der Entwicklungsländer verantwortlich waren. Deswegen sah der IWF seine Aufgabe
darin, seine Kreditkunden zu weitreichenden Strukturanpassungen zu bewegen.
29
Die Kreditkonditionen wurden erweitert und Strukturanpassungen gestrafft
(Einführung der ,,Erweiterten Strukturanpassungsfazilität" ESAF 1987). Dies
verstärkte aber das Misstrauen der ärmeren Länder gegenüber dem Fonds weshalb
die Durchführung solcher Anpassungen von den Regierungen kaum umgesetzt
27
vgl. Stiglitz, J.(2002): ,,Die Schatten der Globalisierung", Siedler Verlag, Berlin, S. 27-30
28
siehe Abb.10 im Anhang

11
wurden.
30
Ein Scheitern war vorprogrammiert. Deshalb spricht man heute in Afrika
und Südamerika vom verlorenen Jahrzehnt der Entwicklungsländer.
31
Aber auch die Maßnahmen der neu gewählten Regierungen waren nicht vom Erfolg
gekrönt. So führte die restriktive Geldpolitik zwar zu einem Rückgang der Inflation,
durch die hohen Zinsen wurde aber der Dollar aufgewertet, was der Exportwirtschaft
zu schaffen machte. Es kam zu einem großen Handelsbilanzdefizit der USA.
Außerdem hatten die Steuersenkungen nicht die gewollten Auswirkungen und das
Haushaltsdefizit war schließlich in den Achtzigern durchschnittlich doppelt so hoch
wie in der Dekade zuvor, das sogenannte Twin Deficit.
32
Während sich in den westlichen Industrienationen und den Entwicklungsländern die
Probleme weiter verschärften, taten sich Länder in Südost-Asien durch enorme
Wachstumsraten hervor. Insbesondere Japan stieg endgültig zur
Weltwirtschaftsmacht auf. Auch die sogenannten Tiger-Staaten (Südkorea,
Indonesien, Thailand, Hongkong u.a.) hatten ein starkes Wachstum bei relativ
geringer Inflation. Diese Entwicklung bezeichnete man als ,,Asian-Miracle". In den
USA wurde bereits vom ,,American decline" gesprochen, der eine Wachablösung in
der Weltwirtschaft zu Gunsten Asiens heraufbeschwor. Allerdings wurde durch die
folgende Asien-Krise klar, dass dies eine Fehleinschätzung war. Japan bekam
dennoch einen weiterreichenden Einfluß im IWF zugesprochen (Erhöhung der Quote
und des Stimmanteils).
Die Probleme der US-Wirtschaft und der Entwicklungsländer führten zu der
Neuformulierung einer Wirtschaftpolitik, die auf Privatisierung, Außenhandels-
liberalisierung und fiskalischer Disziplin basierten. Diese Ausrichtung ist in den
1990er Jahren vor allem im Zusammenhang mit dem IWF zu einem feststehenden
Begriff geworden.
2.1.5. Der Washington-Konsens
Die gesamte wirtschaftspolitische Diskussion des vergangenen Jahrzehnts ist
unweigerlich mit dem Begriff des ,,Washington Consensus" verbunden. Der US-
29
vgl. Bougthen, J. M. (2000): ,,The IMF and the Silent Revolution. Global Finance and Development in the
1980s", International Monetary Fund Publication Services, S. 15f.
30
vgl. Tetzlaff R.(1996): S. 94
31
vgl. Singh A. (1999): ,,Asian Capitalism and the Financial Crisis", in: Jonathan Michie and John Grieve Smith
(ed.), ,,Global Instability - The Political Economy of World Economic Governance, London, S. 12-13
32
vgl. Mildner S. (2000): .../897.html, S.3-4

12
,,Washington Consensus"
fiskalische Disziplin: es sollte ein Budget Überschuss vor Bedienung der Schulden gewährleistet sein
Staatsausgaben: Umleitung öffentlicher Ausgaben in Felder, die sowohl wirtschaftliches Wachstum wie
auch eine gleichmäßige Einkommensverteilung fördern
Steuerreform: niedrigere Steuersätze auf breiterer Basis
Handelsliberalisierung: Reduzierung der Zölle auf Sätze zwischen 10 ­ 20%; Abschaffung
mengenmäßiger Beschränkungen
Wechselkursanpassung: Schaffung eines stabilen, wettbewerbsfähigen Wechselkurses
Direktinvestitionen: Liberalisierung ausländischer Direktinvestitionen
Finanzmarktliberalisierung: Bestimmung der Zinssätze durch den Markt unter der Vorraussetzung eines
hohen Vertrauens in den heimischen Kapitalmarkt
Privatisierung: Privatisierung von Staatseigentum
Deregulierung: alle Regulierung des Staates, die den Wettbewerb behindern sollten abgebaut werden
Eigentumsrechte: Schaffung eines Rechtssystems, dass Eigentumsrechte schafft und garantiert
Ökonom John Williamson formulierte 1989 Eckpunkte für eine sinnvolle
volkswirtschaftliche Reformpolitik, die er zu dieser Zeit als konsensfähig bei IWF,
Weltbank, US-Regierung und der Mehrheit der Ökonomen ansah.
33
Damals bezogen
sich diese Eckpunkte in erster Linie auf Lateinamerika zur Stützung des Brady-Plans.
Der Begriff selber hat sich im Laufe der Jahre, in Verbindung mit der Politik des IWF
zu einem Inbegriff neoliberalistischer Politik gewandelt.
34
Die Eckpunkte betreffen
sehr grob bestimmte zur Stabilisierung einer Volkswirtschaft beitragende
Empfehlungen (siehe Schaukasten 3).
Schaukasten 3: Der Washington-Konsens
35
Problematisch wurde der Begriff in erster Linie durch die scheinbare Anwendung
dieser Prinzipien durch den IWF in den Krisen der 90er Jahre. Bei genauerer
Analyse der Konditionspolitik des IWF ist allerdings zu sehen, dass die dortigen
Maßnahmen, zum Beispiel in der Asien-Krise weit über die oben genannten Punkte
hinausgehen.
36
Die Verbindung der Politik des IWF und bestimmter neoliberaler
Kreise mit dem von Williamson kreierten Begriff sind also nicht unbedingt
gerechtfertigt. Die Politikempfehlungen des IWF scheinen aber trotzdem in gewisser
Hinsicht standardisiert, dies wird im weiteren Verlauf noch erläutert werden.
33
vgl. Schweickert R. (2000): ,,Was bleibt nach der Asienkrise vom Washington-Konsens?", in Hengsbach
F./Emunds B. (eds.), ,,Finanzströme in Entwicklungsländer ­ welche Form zu wessen Vorteil?", Nell-Breuning-
Institut, Frankfurt a. Main, S. 34
34
vgl. Mildner S. (2000): .../897.html, S.3-4
35
vgl. Williamson J. (1996): "Lowest Common Denominator or Neoliberal Manifesto? - The Polemics of the
Washington Consensus", in Auty R. M./Toye J. (eds.), Challenging the Orthodoxies, Basingstoke, Hampshire, S.
13-22
36
vgl. Schweickert R. (2000): S. 37ff

13
2.2. Organisation, Aufgaben und Funktionsweise des IWF
Nach dem geschichtlichen Einblick der politischen und wirtschaftlichen
Veränderungen seit Bestehen des IWF sollte weiterführend eine Betrachtung der
Aufgaben, Organisation und Funktionsweise auf dem heutigen Stand erfolgen. Diese
Erläuterungen sollen keine tiefergehende Betrachtung der hoch komplexen
Strukturen des IWF sein, sondern die wichtigsten Instrumente, Organe und Aufgaben
darstellen. Dies ist zum weiteren Verständnis der Reformansätze unabdingbar.
2.2.1. Organisation und Beschlusstätigkeit
Zu den leitenden Organen des IWF gehört der Gouverneursrat, der das Fundament
bildet. Darin sind alle Mitgliedsländer mit einem Gouverneur vertreten. Der Rat trifft
sich allerdings nur einmal jährlich, um grundsätzliche Fragen, wie die Erhöhung der
Quote oder die Aufnahme neuer Mitglieder, zu klären. Die laufende
Geschäftstätigkeit hat der Gouverneursrat dem Exekutivdirektorium übertragen.
37
Das Exekutivdirektorium besteht aus 24 Direktoren, die als Ländervertreter
Beschlüsse fassen. Gegenwärtig repräsentieren acht Exekutivdirektoren einzelne
Länder: China, Deutschland, Frankreich, Japan, Russland, Saudi-Arabien,
Großbritannien und die USA. Die restlichen 16 Direktoren sind gewählte Vertreter
aus den restlichen 175 Mitgliedsstaaten.
38
Dem Exekutivdirektorium steht ein
geschäftsführender Direktor vor. Dieser ist in der Regel Europäer, um ein
Gegengewicht zum US-amerikanischen Präsidenten der Weltbank zu bilden
(derzeitiger geschäftsführender Direktor ist der Deutsche Horst Köhler). Ein weiteres
Organ ist der Währungs- und Finanzausschuss (IMFC), der dem Fonds als
Beratungsgremium zur Seite steht, dieser tagt halbjährlich.
Die Beschlüsse des Fonds werden im Exekutivdirektorium getroffen. Der
Stimmenanteil der jeweiligen Vertreter hängt von ihrer ,,Quote" ab. Die
Berechnungsgrundlage der Quote ist eine Formel, in die mit unterschiedlicher
Gewichtung Volkseinkommen, Reserven an Gold und Devisen, Größe des Außen-
37
vgl. Tetzlaff, R. (1996): S. 81
38
vgl. Driscoll D. D. (1998): S. 10-11

14
Stimmverteilung im IWF
USA
Japan
Deutschland
Frankreich
Großbritannien
Saudi-Arabien
China
Rußland
Rest
handels sowie Exportabhängigkeit eines Landes eingehen.
39
Die Quote wird in den
Sonderziehungsrechten (SZR) ausgedrückt. Die SZR sind somit die Rechnungs-
einheit des IWF und bilden einen Querschnitt der führenden Währungen (Dollar,
Pfund, Euro, Yen). Momentan beträgt der Wert eines SZR ca. 1,3 $. Die Höhe der
Quote definiert den Stimmenanteil der einzelnen Länder. Jedes Land hat 250
Basisstimmen und je eine weitere Stimme für 100000 SZR. Für die wichtigsten
Beschlüsse wie Aufnahme neuer Mitglieder und Quotenerhöhungen sind 85 % der
Stimmen nötig (AoA Artikel III,
Section 2 (c)). Wie in Abb.1
zu sehen, verfügen die USA
über das einzige Veto-Recht,
da sie mit ihren 17%
Stimmenanteil eine Entschei-
dung blockieren können. Auf
der anderen Seite haben
Länder wie Süd-Korea nur
0,76% an Stimmen, ein
ganzer Kontinent wie Afrika sogar nur 5,4%.
40
Die Quote hat des weiteren die Funktion, die Höhe der Einlage eines Mitglieds beim
Fonds zu definieren. Alle Quoten zusammen bilden die gesamte Geldreserve, auf die
der IWF zurückgreifen kann. Derzeit verfügt der Fonds über 240 Mrd. SZR, um
seinen Aufgaben nachzugehen.
2.2.2. Aufgaben und Funktionalität
,,Die Hauptaufgabe des IWF ist es, seinen Mitgliedsländern mit finanziellen
Überbrückungshilfen über kurzfristige Lücken in der Zahlungsbilanz zu helfen, um zu
verhindern, (... ), dass Defizitländer zu Maßnahmen greifen, die den internationalen
Handels- und Zahlungsverkehr beschränken."
41
Außerdem sollen finanzielle Mittel
zur Stabilität der Währungen eingesetzt werden, um inflationäre Ansteckung zu
vermeiden.
39
Tetzlaff, R. (1996): S. 80
40
vgl. IMF (2002): ,,IMF Members` Quotas and Voting Power, and IMF Governors",
http://www.imf.org/external/np/sec/memdir/members.htm
, 20.06.2002
Abb. 1: Stimmverteilung des IWF
Quelle: IMF (2002)

15
Die Hauptaufgaben lassen sich in drei Bereiche unterteilen:
Finanzierung
Überwachung
Dienstleistung und technische Hilfe.
2.2.2.1. Finanzierung
Die Finanzierung stellt das Grundgerüst der IWF-Aktivitäten dar. Jedes Mitglied darf
in wirtschaftlich schwierigen Situationen vom Fonds Kredite leihen. Diese werden in
Prozent der jeweiligen Quote bewilligt und in Raten ausbezahlt. Je nach Höhe des
Kredits ist dieser mit bestimmten Empfehlungen oder strikten Auflagen verbunden,
den sog. Konditionen. Zur Ziehung von Krediten stehen den Mitgliedern
unterschiedliche Finanzfazilitäten zur Verfügung. Anfangs (1952) gab es nur eine
Fazilität, die sog. Bereitschaftskreditvereinbarung zur Überbrückung kurzfristiger
Liquiditätsprobleme. Im Laufe der fünf Jahrzehnte kamen weitere Fazilitäten dazu
und teilweise auch wieder gestrichen (wie die Ölfazilität zur Überbrückung der
Ölkrise). Aktuell gibt es acht Finanzfazilitäten. Die neueste ist die sog. vorbeugende
Kreditlinie CCL (1999) als Sonderfazilität; damit soll Zahlungsbilanzschwierigkeiten
im Vorfeld entgegengewirkt werden, um eine Ausbreitung von Krisen zu verhindern
42
Je nach Situation können die Mitglieder unterschiedlich hohe Kredite bekommen, die
je nach Fazilität bestimmten Modalitäten unterliegen. Für die Inanspruchnahme der
Kredite sind entsprechende Gebühren und Zinsen zu entrichten, die knapp unter den
marktüblichen Sätzen liegen.
43
Eine Auflistung der derzeit bestehenden Fazilitäten mit ihren Laufzeiten und
Gebühren ist im Schaukasten 4 zu sehen.
Als problematisch bei der Kreditvergabe gilt in erster Linie die Konditionalität, weil
damit Druck auf das Empfängerland ausgeübt werden kann. Der IWF verweist in
seinen Informationspapieren allerdings wiederholt darauf, dass es sich bei den
Anpassungsprogrammen ,,um ein Programm des Landes und nicht des Fonds"
44
handele. Dies wird von einigen Ökonomen (vgl. Stiglitz) aber nach wie vor
angezweifelt.
41
Tetzlaff, R.(1996): S. 82
42
vgl. IWF(2001): ,,Jahresbericht 2001",
http://www.imf.org/external/deu
, S. 44-45
43
vgl. Driscoll D. D. (1998): S. 24
44
Dricoll D. D. (1998): S. 22

16
Abb. 2: Ausstehende Kredite des IWF
Quelle: Driscoll D. D. (1998)
In den letzten Jahren nutzten die Mitgliedsländer trotz der zunehmenden
Konditionen, verstärkt die Finanzierung durch den IWF, um ihre Schwierigkeiten zu
beseitigen. In der Abb. 2 ist eine Auflistung der ausstehenden Kredite bis zum Jahr
1998 zu sehen.

17
Finanzfazilitäten des IWF
Kredittranchen und erweiterte Fondsfazilitäten
:
Bereitschaftskreditvereinbarung (1952)
Ziel: Kurzfristige Hilfe an Länder mit kurzfristigen Zahlungsbilanzschwierigkeiten
Bedingungen: Annahme von Politiken, durch die die Zahlungsbilanzschwierigkeiten gelöst werden können
Zugangsgrenze: Jährlich bis 100% der Quote; Kumulativ bis 300 % der Quote
Gebühren: Basissatz + 100 Basispunkte (bei über 200%) oder + 200 Basispunkte (bei 300%)
Rückzahlungshorizont: Verpflichtend 3,25 ­ 5 Jahre
Erweiterte Fondsfazilität (1974)
Ziel: Langfristige Hilfe zur Unterstützung von Strukturreformen zur Lösung der Zahlungsbilanzprobleme
Bedingungen: Verabschiedung eines Drei Jahresprogramms über strukturelle Maßnahmen
Zugangsgrenze: Jährlich 100% der Quote; Kumulativ 300% der Quote
Gebühren: Basissatz + 100 Basispunkte (bei über 200%) oder + 200 Basispunkte (bei 300%)
Rückzahlungshoriziont: 4,5 ­ 10 Jahre
Sonderfazilitäten
Fazilität zur Stärkung von Währungsreserven (1997)
Ziel: Kurzfristige Hilfe bei Zahlungsbilanzproblemen, durch Krisen im Vertrauen der Märkte verursacht
Bedingungen: Reguläre Vereinbarung für ein Programm zur Wiederherstellung des Marktvertrauens
Zugangsgrenze: im Zuge einer regulären Vereinbarung
Gebühren: Basissatz + 300 Basispunkte (steigend nach einem Jahr halbjährlich Erhöhung bis 500% der
Quote)
Rückzahlungshorizont: 2 ­ 2,5 Jahre
Vorbeugende Kreditlinie (1999)
Ziel: Vorbeugende Schutzvorkehrung zur Abwehr von Zahlungsbilanzkrisen durch Ansteckungsgefahr
Bedingungen: 1. Kein Zahlungsbilanzbedarf 2. Positive Beurteilung durch den IWF 3. Zufrieden stellendes
Wirtschaftsprogramm 4. Konstruktive Beziehungen mit privaten Gläubigern
Zugangsgrenze: 300 ­ 500% der Quote
Gebühren: Basissatz + 150 Basispunkte (nach einem Jahr halbjährlich Erhöhung bis 350 Basispunkte)
Rückzahlungshorizont: 2 - 2,5 Jahre
Fazilität zur kompensierenden Finanzierung (1963)
Ziel: Mittelfristige Hilfe für vorübergehende Exportausfälle
Bedingungen: steht nur zur Verfügung wenn darüber hinaus andere Vereinbarungen getroffen wurden oder
wenn keine grundlegenden Zahlungsbilanzprobleme vorhanden sind
Zugangsgrenzen: 55% der Quote
Gebühren: Basissatz
Rückzahlungshorizont: 3,25 ­ 5 Jahre
Armutsbekämpfungs- und Wachstumsfazilität (1999)
Ziel: Nachhaltiges Wachstum mit Abbau der Armut durch langfristige Hilfe zur Überwindung von
Strukturproblemen
Bedingungen: Vereinbarung eines Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung durch makroökonomische
Anpassungsmaßnahmen
Zugangsgrenze: Höchstgrenze 140 % der Quote
Gebühren: 0,5 %
Rückzahlungshorizont: 5,5 - 10 Jahre
Darüber hinaus bestehen noch zwei Notfallhilfe Fazilitäten. Die Hilfe bei Naturkatastrophen (1962) und
die Unterstützung für Länder nach Konflikten (1995) die sich beide nach der Exportausfallfazilität richten.
Die meisten Fazilitäten sind in ihrer Auszahlung gestaffelt. Zu weiteren Auszahlungen kommt es in der
Regel nur wenn bestimmte vereinbarte Ziele erreicht worden sind.
Schaukasten 4: Finanzfazilitäten des IWF
45
45
vgl. IMF (2001): S. 46f.

18
Seit 1999 hat der IWF mit der Einführung einer neuen Sonderfazilität seine
Kompetenzen auch auf die Armutsbekämpfung ausgeweitet. Er beteiligt sich somit
auch an dem von der UNO beschlossenen Entwicklungsziel, die extreme Armut bis
zum Jahre 2015 zu halbieren.
46
Des Weiteren beteiligt sich der IWF an der, von
bilateralen und multilateralen Gläubigern beschlossenen HIPC-Initiative zur
Schuldenerleichterung für besonders arme Länder. In diesem Programm befinden
sich derzeit 22 Länder.
47
Die Initiative wurde nötig, weil durch ihren Schuldendienst
nicht mehr in der Lage waren, Wachstum zu generieren.
48
Diese für den IWF völlig neue Aufgabe im Bereich der Entwicklungspolitik stellt eine
außergewöhnliche Kompetenzerweiterung dar, die in Fachkreisen kontrovers
diskutiert wurde und wird.
2.2.2.2. Überwachung
Eine weitere in den AoA aufgeführte Aufgabe des Fonds ist die Überwachung seiner
Mitglieder. In sog. Artikel-IV-Konsultationen (AoA Article IV Section 1) werden die
jeweiligen Mitgliedsländer in der Regel einmal jährlich von IWF Mitarbeitern besucht.
Dabei werden innerhalb von zwei Wochen volkswirtschaftliche Daten gesammelt und
ausgewertet, um eine Einschätzung des wirtschaftlichen Fortschritts geben zu
können. Neben Gesprächen mit hochrangigen Regierungsvertretern über die
Wirtschaftspolitik des Landes erfolgt eine Analyse anhand wirtschaftlicher
Indikatoren.
49
Abschließend erstellt der IWF einen Bericht über die wirtschaftliche
Situation eines Landes. Im Jahre 2001 wurden 130 Artikel-IV-Konsultationen
durchgeführt.
50
Es können des weiteren außerordentliche Überwachungen
stattfinden, wenn ein Land ,,ein Verhalten an den Tag zu legen scheint, das dem
Interesse anderer Mitgliedsländer zuwiderläuft."
51
Um das internationale Finanzsystem zu stärken, versucht der IWF in den letzten
Jahren verstärkt sinnvolle Standards und Kodizes zu entwickeln, die zum einen eine
realistischere Analyse der wirtschaftlichen Fortschritte ermöglichen und zum anderen
helfen Finanzkrisen im Vorfeld zu erkennen und zu vermeiden. Die vom IWF
46
vgl. IMF (2001): S.56
47
vgl. IMF (2001): S.56ff
48
vgl. auch Abb. 10 im Anhang
49
vgl. Driscoll D D. (1998): S. 15ff
50
vgl. IMF (2001): S.10-11
51
Driscoll D. D. (1998): S. 15

19
entwickelten Standards zur Datenveröffentlichung (SDDS/GDDS) wurden seit 1999
vom dafür geschaffenen Financial Stability Forum (FSF) um weitere auch außerhalb
der IWF-Kompetenz liegende Standards erweitert.
52
Damit sollen vor allem
bestimmte Minimum-Standards für eine solide Wirtschaftspolitik geschaffen werden,
die Finanz- und Bankenkrisen unwahrscheinlicher machen.
53
Außerdem wurde 2001 ein Programm zur Bewertung des Finanzsektors (FSAP) ins
Leben gerufen. Im Kern soll so eine Gesundheitsprüfung des Finanzsektors erfolgen,
um mögliche Krisenanfälligkeiten zu erkennen und davor zu warnen. Dieses
Programm bildet letztendlich die Lehre aus der Asien-Krise, die u.a. auch durch
Störungen im Finanzsektor ausgelöst wurde. Die Überprüfung erfolgt durch Stress-
Tests und Frühwarnindikatoren, die bereits früher Krisen ankündigten. Diese
scheinen aber derzeit noch nicht weit genug entwickelt, um verlässlich Krisen
vorauszusagen.
54
Des weiteren will der IWF für sich und seine Mitglieder eine größere Offenheit und
Transparenz fördern, um Funktionalität der Märkte zu gewährleisten und mögliche
Verschleierung der Politik vor Ort zu verhindern.
55
Problematisch ist die
Überwachung und Bewertung von Mitgliedsländern durch den IWF allerdings durch
die psychologischen Effekte auf die Marktteilnehmer. Warnungen und Empfehlungen
des Fonds könnten sofortige Reaktionen der Märkte in Form von Investoren-Panik
hervorrufen. Deshalb ist dabei äußerste Vorsicht geboten.
Neben der allgemeinen Einschätzung eines Landes wird auch die Einhaltung der
Konditionen der bewilligten Kredite regelmäßig geprüft. Weitere Zahlungen werden
nur bei bestimmter Zielerreichung bewilligt. Dabei ist auch innerhalb des IWF eine
Diskussion entbrannt, welche Zielindikatoren tatsächlich primär zu erreichen sind. In
Zukunft wird es vor allem darum gehen solche Indikatoren besser zu definieren und
durch Standards eine deutlich tiefere Transparenz zu erreichen.
52
dazu zählen u.a. Internationale Standards zur Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung, Grundsätze für eine
wirksame Banken- und Wertpapieraufsicht, Verfahrenskodex zur fiskalischen Transparenz, Empfehlungen der
Financial Action Task Force (FATF) zur Bekämpfung der Geldwäsche etc.
53
vgl.
Speyer B. (2001): ,,Standards und Kodizes: Tragende Pfeiler der Krisenprävention", in Deutsche Bank
Research Bulletin,
http://www.dbresearch.de/
, 20.09.2002, S. 21ff.
54
Frenkel M./Menkhoff L. (2000): ,,Stabile Weltfinanzen? ­ Die Debatte um eine neue internationale
Finanzarchitektur", Springer Verlag Berlin Heidelberg, S. 25ff
55
vgl. IMF (2001): S. 40

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832467302
ISBN (Paperback)
9783838667300
DOI
10.3239/9783832467302
Dateigröße
1.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Hochschule Rosenheim – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2003 (April)
Note
2,0
Schlagworte
internationale finanzwirtschaft finanzkrisen volkswirtschaft moral hazard bail
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