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Margaret Thatchers Wirtschaftspolitik und ihr Niederschlag in ausgewählten Romanen

©1995 Diplomarbeit 67 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Nach über vierzig Jahren politischen Konsensus in Großbritannien läutete Margaret Thatchers Wahlsieg im Mai 1979 eine neue Ära ein. In den folgenden elf Jahren wurden politische Entscheidungen getroffen, die eine radikale Veränderung der sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zur Folge hatten.
Diese Umwälzungen wurden von vielen Autoren in ihren Werken reflektiert. Es seien beispielhaft Martin Amis (Money: A Suicide Note, 1984), Margaret Drabble (The Radiant Way, 1987), Salman Rushdie (The Satanic Verses, 1988) und David Lodge (Nice Work, 1988) genannt.
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die Wirtschaftspolitik von Margaret Thatcher und zeigt auf, wie diese ihren Niederschlag in der Literatur gefunden hat. Die Analyse beschränkt sich auf zwei Romane: The Life and Loves of a She-Devil (1983) von Fay Weldon und Cuts: A Very Short Novel (1987) von Malcolm Bradbury. Diese Auswahl erhebt nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein, sondern erfolgt, weil die beiden Autoren unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte setzen, die zusammen ein großes Spektrum der Veränderungen abdecken. Die Romane empfehlen sich auch deshalb für eine Analyse, da sie formal beziehungsweise stilistisch differieren.
Der Einleitung folgt ein geschichtlicher Überblick über die Nachkriegszeit und die Thatcher-Ära. Dem Leser soll dadurch das Verständnis für die Analyse wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Schwerpunkte in den folgenden Kapiteln erleichtert werden. Der getrennten Untersuchung der Werke wird eine generelle Betrachtung des Verhältnisses von Realität und Fiktion vorangestellt. Auf dieser theoretischen Grundlage aufbauend, werden je Roman zuerst bedeutende wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte untersucht. Nach der inhaltlichen Diskussion erfolgt dann eine Analyse wichtiger formaler und stilistischer Punkte. Die beiden Kapitel enden jeweils mit einer kritischen Würdigung. Abgeschlossen wird die Untersuchung durch einen Vergleich der betrachteten Erzählungen in bezug auf den Niederschlag des Thatcherismus.
Die Trennung in wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte - sowohl beim geschichtlichen Überblick als auch bei der Analyse der Literatur - führt in einzelnen Randbereichen zu Überschneidungen.
Die vorliegende Arbeit versteht unter Wirtschaftspolitik alle Regierungsmaßnahmen, die auf die Erfüllung folgender Ziele ausgerichtet sind: Preisniveaustabilität, stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum, hoher […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6718
Köpke, Timm-Daniel: Margaret Thatchers Wirtschaftspolitik und ihr Niederschlag in
ausgewählten Romanen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Kiel, Universität, Diplomarbeit, 1995
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Seite I
Gliederung
Seite
Abkürzungsverzeichnis... II
Tabellenverzeichnis ...III
Abbildungsverzeichnis...III
1. Einleitung...1
2. Geschichtlicher Überblick ...3
2.1 Politischer Konsensus 1945-1978...3
2.2 Ära Thatcher 1979-1990...4
2.2.1 Wirtschaftspolitik in der Praxis ...6
2.2.1.1 Makroökonomische Maßnahmen ...6
2.2.1.2 Mikroökonomische Maßnahmen ...8
2.2.2
Wirtschaftliche
Auswirkungen ...10
2.2.3
Gesellschaftliche
Veränderungen ...14
3. Verhältnis von Realität und Fiktion...17
4. Margaret Thatchers Wirtschaftspolitik in der Literatur...20
4.1 Fay Weldon: The Life and Loves of a She-Devil...20
4.1.1 Darstellung wirtschaftlicher Aspekte...22
4.1.2 Darstellung gesellschaftlicher Aspekte...23
4.1.3 Formale und stilistische Aspekte ...30
4.1.4
Kritische
Würdigung...32
4.2 Malcolm Bradbury: Cuts: A Very Short Novel...34
4.2.1 Darstellung wirtschaftlicher Aspekte...35
4.2.2 Darstellung gesellschaftlicher Aspekte...38
4.2.3 Formale und stilistische Aspekte ...42
4.2.4
Kritische
Würdigung...44
5. Vergleichende Schlußbetrachtung...48
Literaturverzeichnis ...51
Anhang ...59

Seite II
Abkürzungsverzeichnis
Bd. Band
ders. derselbe
dies. dieselbe,
dieselben
Diss. Dissertation
ebda. ebenda
ed. editor
eds. editors
Hrsg. Herausgeber
maschr. maschinenschriftlich
Mrd. Milliarden
MTFS
Medium Term Financial Strategy
No. Number
OECD
Organization for Economic Cooperation and Development
repr.
reprinted
UK
United Kingdom
U.S.A.
United States of America
VAT
Value Added Tax
vgl. vergleiche
vol. volume

Seite III
Tabellenverzeichnis
Seite
Tabelle 1 Arbeitskämpfe in Großbritannien 1960-1989... 59
Tabelle 2 Finanzielle Indikatoren 1979-1990... 59
Tabelle 3 Staatshaushalt 1979-1990... 60
Tabelle 4 Wichtige Indikatoren 1975-1990 (jährliche Durchschnittswerte)... 60
Tabelle 5 Internationaler Vergleich der Steigerungsraten der Konsumenten-
preise 1982-1990 (jährliche Durchschnittswerte in Prozent) ... 61
Tabelle 6 Entwicklung volkswirtschaftlicher Größen 1979-1990... 61
Tabelle 7 Ökonomische Indikatoren regionaler Unterschiede ... 62
Tabelle 8 Registrierung und Abmeldung von Unternehmen im Nord-Süd-
Vergleich
1982-1989 ... 63
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Wichtige Indikatoren 1975-1990 (jährliche Durchschnittswerte)... 11

Seite 1
1. Einleitung
Nach über vierzig Jahren politischen Konsensus in Großbritannien läutete
Margaret Thatchers Wahlsieg im Mai 1979 eine neue Ära ein. In den folgenden
elf Jahren wurden politische Entscheidungen getroffen, die eine radikale
Veränderung der sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zur Folge
hatten.
Diese Umwälzungen wurden von vielen Autoren in ihren Werken reflektiert. Es
seien beispielhaft Martin Amis (Money: A Suicide Note, 1984), Margaret Drabble
(The Radiant Way, 1987), Salman Rushdie (The Satanic Verses, 1988) und David
Lodge (Nice Work, 1988) genannt.
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die Wirtschaftspolitik von
Margaret Thatcher und zeigt auf, wie diese ihren Niederschlag in der Literatur ge-
funden hat. Die Analyse beschränkt sich auf zwei Romane: The Life and Loves of
a She-Devil (1983) von Fay Weldon und Cuts: A Very Short Novel (1987) von
Malcolm Bradbury. Diese Auswahl erhebt nicht den Anspruch, repräsentativ zu
sein, sondern erfolgt, weil die beiden Autoren unterschiedliche inhaltliche
Schwerpunkte setzen, die zusammen ein großes Spektrum der Veränderungen ab-
decken. Die Romane empfehlen sich auch deshalb für eine Analyse, da sie formal
beziehungsweise stilistisch differieren.
Der Einleitung folgt ein geschichtlicher Überblick über die Nachkriegszeit und
die Thatcher-Ära. Dem Leser soll dadurch das Verständnis für die Analyse wirt-
schaftlicher und gesellschaftlicher Schwerpunkte in den folgenden Kapiteln er-
leichtert werden. Der getrennten Untersuchung der Werke wird eine generelle Be-
trachtung des Verhältnisses von Realität und Fiktion vorangestellt. Auf dieser
theoretischen Grundlage aufbauend, werden je Roman zuerst bedeutende wirt-
schaftliche und gesellschaftliche Aspekte untersucht. Nach der inhaltlichen Dis-
kussion erfolgt dann eine Analyse wichtiger formaler und stilistischer Punkte. Die
beiden Kapitel enden jeweils mit einer kritischen Würdigung. Abgeschlossen wird
die Untersuchung durch einen Vergleich der betrachteten Erzählungen in bezug
auf den Niederschlag des Thatcherismus.

Seite 2
Die Trennung in wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte - sowohl beim ge-
schichtlichen Überblick als auch bei der Analyse der Literatur - führt in einzelnen
Randbereichen zu Überschneidungen.
Die vorliegende Arbeit versteht unter Wirtschaftspolitik alle Regierungsmaßnah-
men, die auf die Erfüllung folgender Ziele ausgerichtet sind: Preisniveaustabilität,
stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum, hoher Beschäftigungsstand so-
wie außenwirtschaftliches Gleichgewicht.
1
Bei der Darstellung wird das letztge-
nannte Ziel weitgehend ausgeklammert, da es während der Regierungszeit von
Margaret Thatcher von untergeordneter Bedeutung war.
2
1
Die Einteilung erfolgt in Anlehnung an Hans-Jürgen Ahrns, Hans-Dieter Feser,
Wirtschaftspolitik: Problemorientierte Einführung, 6. Auflage (München, Wien, 1995), 90-92.
2
Vgl. Gerhard Leithäuser, ,,Das Experiment Thatcher ist gescheitert: Großbritanniens
Niedergang unter den Konservativen", Blätter für deutsche und internationale Politik, 30.11
(1985), 1317-1327, 1319-1323.

Seite 3
2. Geschichtlicher Überblick
2.1 Politischer Konsensus 1945-1978
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Großbritannien die Rollen von Staat,
Wirtschaft und Gesellschaft neu definiert. Die Labour-Regierung unter Premier-
minister Clement Attlee (1945-1951) legte den Grundpfeiler zum Wohlfahrtsstaat
mit der Gründung des ,,National Health Service" im Jahre 1948, dessen Ein-
führung als die größte Errungenschaft des britischen Sozialstaates der Nach-
kriegszeit gilt.
3
Die Wirtschaftspolitik war in der Zeit von 1945 bis 1978 von einem Allparteien-
konsensus gekennzeichnet.
4
Die Parteien waren sich einig, daß der Staat auch in
Friedenszeiten seine Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft beibehalten
und regulierend in die ökonomischen Abläufe eingreifen sollte, um weitere Wirt-
schaftskrisen zu verhindern.
5
Wechselnde Regierungen hatten dasselbe Ziel: Sie
strebten einen hohen Beschäftigungsgrad an und bedienten sich hierzu keynesia-
nischer
6
Maßnahmen. Bei Anzeichen einer Rezession wurde die staatliche Nach-
frage erhöht, um die Wirtschaft zu beleben (antizyklische Fiskalpolitik). Die Re-
gierungen kooperierten mit den Gewerkschaften, schlichteten bei Arbeitskämpfen
und erhöhten die Sozialausgaben. Diese erhöhten Kosten wurden durch eine
wachsende Kreditaufnahme finanziert. Die Bekämpfung der Inflation wurde als
sekundäres Ziel angesehen.
7
Keine der Regierungsparteien wollte in dieser Zeit die britische Gesellschaft dra-
matisch verändern: ,,The Labour and Conservative governments between Attlee
3
Vgl. Kenneth Harris, Thatcher (Boston, Toronto, London, 1988), 3.
4
1970 versuchte der damalige Premierminister Edward Heath, den eingeschlagenen Kurs zu
verlassen, war aber schon 1972 zu einer Umkehr gezwungen (,,U-turn"). Vgl. Malcolm
Rutherford, ,,Die Ära Thatcher", Europäische Rundschau, 14.3 (1986), 3-11, 4-5.
5
Vgl. Dennis Kavanagh, Thatcherism and British Politics: The End of Consensus? (Oxford,
1987), 34-42.
6
John Maynard Keynes (1883-1946). Eine aktuelle Diskussion seiner Thesen findet sich unter
anderem in Mario Baldassarri (ed.), Keynes and the Economic Policies of the 1980s (Rome,
1992).
7
Vgl. Kenneth Harris, 14.

Seite 4
and Thatcher did not aim to reshape or restructure British society."
8
Kenneth Har-
ris nennt die beiden wesentlichen Gründe für diese Einmütigkeit:
The post-war consensus between the two major parties emerged partly
because they agreed that some features of British political society should be
preserved whoever was in power, and partly because they feared they would
lose electoral support if they tried to undo everything the other party had
done, or openly attacked what the other party stood for.
9
Der Konsensus wurde erst Mitte der 70er Jahre durch die sogenannte ,,british
disease" in Frage gestellt, die unter anderem auf die bislang betriebene
keynesianische Politik zurückzuführen war.
10
Der Ausdruck stand für viele
Symptome: Die geringe Produktivität und Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft
gingen einher mit einer hohen Inflationsrate. Die öffentlichen Ausgaben stiegen
nicht zuletzt wegen der Subventionen für unrentable Unternehmen stark an und
das Britische Pfund verlor deutlich an Wert. Ferner erlangten die Gewerkschaften
so viel Macht, daß sie die Wirtschaft schädigten.
11
2.2 Ära Thatcher 1979-1990
Margaret Thatcher wuchs in einem puritanischen Elternhaus mit streng mora-
lischen Grundsätzen auf. Die Erziehung durch ihren Vater hat sie zu der Überzeu-
gung kommen lassen, daß viktorianische Werte die politische und moralische
Basis der Gesellschaft sein sollten. Diese sind Sparsamkeit, harte Arbeit, Ehrlich-
keit, Selbsthilfe und ein Verantwortungsbewußtsein für die sozial Schwachen,
12
wobei die vorliegende Arbeit zeigen wird, daß der letzte Punkt bei der Ausgestal-
tung ihrer Politik nur unzureichend umgesetzt wurde.
Im Mittelpunkt ihrer Weltanschauung stand die Eigenverantwortung des
8
Ebda.,
2.
9
Ebda.,
3.
10
Die Ursachen sind zum Teil immer noch umstritten. Eine umfassende Darstellung findet sich
in Hans-Peter Fröhlich, Claus Schnabel, Das Thatcher-Jahrzehnt: Eine wirtschaftspolitische
Bilanz (Köln, 1990), 22-34.
11
Vgl. ebda., 16. Dieser Tatbestand wird auch darin deutlich, daß der durch Streiks verursachte
Arbeitsausfall in den 70er Jahren deutlich anstieg. Vgl. Tabelle 1 im Anhang.
12
Vgl. Peter Jenkins, Mrs. Thatcher's Revolution: The Ending of the Socialist Era (Cambridge,
Massachusetts, 1988), 66-67.

Seite 5
Menschen für sich und seine Umwelt. Sie kritisierte den bestehenden Wohlfahrts-
staat, der den Bürgern die Wahl zwischen Arbeit und Sozialhilfe ermöglichte.
13
Der Markt war in ihren Augen ein funktionierender Mechanismus, der möglichst
sich selbst überlassen werden sollte.
14
Diese Einstellung spiegelte sich in der von
ihr verfolgten Wirtschaftspolitik wider.
Margaret Thatcher konnte im Mai 1979 mit dem Slogan ,,It's time for a change!"
einen spektakulären Wahlsieg erringen. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern trat
Margaret Thatcher ihr Amt mit dem Ziel an, die britische Gesellschaft grund-
legend zu verändern: ,,By contrast with the consensus leaders, Attlee and Thatcher
not only accepted but explicitly stated that the programmes which they intended
to put into effect would mean major breaks with the past."
15
Die Enttäuschungen
über das keynesianische Konzept der Nachfragesteuerung und die anhaltend
hohen Inflationsraten und Budgetdefizite führten zur ,,monetaristischen Revolu-
tion"
16
unter Thatcher.
17
Das offenkundige Scheitern des Nachkriegskonsensus
versetzte sie in die Lage, Grundüberzeugungen britischer Wirtschafts- und Sozi-
alpolitik in Frage zu stellen, die bisher nicht zur Disposition standen.
18
Der Rücktritt von Margaret Thatcher im November 1990 hatte seine Ursachen vor
allem in ihrem Führungsstil und den Auseinandersetzungen um die Europäische
13
Margaret Thatcher äußerte sich wie folgt: ,,A man is now enabled to choose between earning
his living and depending on the bounty of the State [...]." Margaret Thatcher, 1976, zitiert
nach: Jenkins, 66.
14
Vgl. Kavanagh, 282. Vgl. auch Geoffrey Maynard, The Economy under Mrs Thatcher
(Oxford, 1988), 31.
15
Kenneth Harris, 3.
16
Der Monetarismus bezeichnet eine Wirtschaftspolitik, die steigende Staatsausgaben zur
Lösung des Beschäftigungsproblems für weitgehend unwirksam hält und statt dessen für eine
Verstetigung des Geldmengenwachstums eintritt, weil sich nur auf diese Weise das Ziel der
Preisstabilität erreichen läßt. Vgl. Hans-Werner Wohltmann, Grundzüge der
makroökonomischen Theorie: Totalanalyse geschlossener und offener Volkswirtschaften
(München, Wien, 1994), 20. Vgl. Dietmar Detter, Verschiedene Modellvarianten des
Monetarismus und ihre Kritik (Krefeld, 1987). Vgl. auch Helmar H. Veltzke, Theorie und
Politik des Monetarismus (Pfaffenweiler, 1987).
17
Vgl. Manfred Wegner, ,,Das `britische Experiment' nach sechs Jahren: Überblick über die
Wirtschaftspolitik der Regierung Thatcher", Ifo-Schnelldienst, 39 (14.3.1986), 3-14, 4.
18
Vgl. Wolfgang-Ulrich Prigge, ,,Wirtschafts- und Sozialpolitik während der Regierung
Thatcher", Aus Politik und Zeitgeschichte: Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament,
5.7.1991, 27-36, 28.

Seite 6
Union. Konkrete Anlässe waren die Diskussionen um die ,,Poll Tax"
19
und den
Eintritt Großbritanniens in das Europäische Währungssystem.
20
2.2.1 Wirtschaftspolitik in der Praxis
Der spätere Schatzkanzler Nigel Lawson äußerte sich 1981 zu den wirtschafts-
politischen Zielen der Regierung:
Right from the outset we have had [...] a macroeconomic and a
microeconomic policy objective. The macroeconomic policy objective is the
conquest of inflation, to be achieved by the monetary and fiscal stance [...].
The microeconomic policy objective is the improvement of the performance
of the supply-side of the economy by the removal of unnecessary market
distortions [...] and the enhancement of incentives.
21
Demnach sah die Regierung die Bekämpfung der Preissteigerung und die
Schaffung wachstumsfreundlicher Rahmenbedingungen als zentrale Aufgaben an.
Die Mittel zur Erreichung dieser Ziele werden in den nächsten beiden Unter-
kapiteln dargestellt, wobei eine Trennung in makro- und mikroökonomische
22
As-
pekte erfolgt.
2.2.1.1 Makroökonomische Maßnahmen
Die makroökonomischen Maßnahmen dienten vorrangig der Inflationsbe-
kämpfung. Das zentrale Instrument war die mittelfristige Steuerung der Geld-
menge und der Staatsausgaben.
23
Im Rahmen der ersten vier Regierungsjahre soll-
19
Hierbei handelte es sich um eine Gemeindesteuer, die jeder Erwachsene einkommens-
unabhängig in gleicher Höhe zahlen sollte (,,Kopfsteuer"). Vgl. Christopher Johnson, The
Economy under Mrs Thatcher: 1979-1990 (London, 1991), 134-141.
20
Vgl. unter anderem Ken Richards, ,,Redistribution under Conservatism: Past and Future", in:
Nigel M. Healey (ed.), Britain's Economic Miracle: Myth or Reality? (London, 1993), 227-
240, 238-239.
21
Nigel Lawson, ,,The Budget Strategy", speech to the Institute of Fiscal Studies, March 1981,
zitiert nach: Nigel M. Healey, ,,The Conservative Government's `Fight against Inflation': Ten
Years without Cheers", in: Ders., Economic Miracle, 127-148, 131.
22
Makroökonomische Maßnahmen sollen Vollbeschäftigung, Preisstabilität, außenwirtschaft-
liches Gleichgewicht sowie ein stetiges Wirtschaftswachstum erreichen. Mikroökonomische
Aktionen hingegen zielen auf eine optimale Faktorallokation ab, das heißt Produktionsfaktoren
sollen so in die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten gelenkt werden, daß sich für die
Haushalte eine maximale Bedürfnisbefriedigung ergibt. Vgl. Wohltmann, 11. Zwischen den
beiden Bereichen kommt es zu Überschneidungen, da zum Beispiel eine optimale
Faktorallokation ein höheres Wirtschaftswachstum bewirken kann.
23
Diese Planung wurde als ,,Medium Term Financial Strategy" (MTFS) bezeichnet.

Seite 7
ten beide Größen kontinuierlich abnehmen.
24
Diese Politik wurde - wenngleich
abgeschwächt
25
- bis 1987 fortgeführt. Die permanente Wahl falscher Zielgrößen -
dokumentiert durch deren mehrfachen Wechsel - rief allerdings ernsthafte Zweifel
an der Glaubwürdigkeit der britischen Geldmengensteuerung hervor.
26
Die Be-
kämpfung der Inflation erfolgte auch durch eine Hochzinspolitik.
27
Als
negativ erwies sich hierbei, daß das Wirtschaftswachstum gebremst und Investiti-
onen behindert wurden, was kontraproduktiv zur propagierten Investitions-
förderung war.
Die Staatsausgaben wurden in den ersten Regierungsjahren in Teilbereichen ge-
kürzt. Finanzielle Einschnitte wurden schwerpunktmäßig im Bereich der öffent-
lichen Verwaltung und bei den Universitäten vorgenommen.
28
Sozialstaatliche
Leistungen, wie zum Beispiel Arbeitslosen- und Krankengeld, wurden in Höhe
und Umfang reduziert. Das System der Altersversorgung wurde 1986 geändert,
und es mußte infolgedessen vermehrt private Vorsorge betrieben werden.
29
Es
wurde keine antizyklische Fiskalpolitik betrieben, da die Regierung die Meinung
vertrat, daß eine Zunahme des Wettbewerbs auf dem Arbeitsmarkt über flexiblere
Reallöhne zur Vollbeschäftigung führen würde. Später sah sich die Regierung je-
doch aufgrund der zunehmenden Arbeitslosigkeit gezwungen, Beschäftigungs-
maßnahmen zu ergreifen.
30
Während für jeden einzelnen Betroffenen die finan-
ziellen Kürzungen zu verringerten Einnahmen führte, konnte der Staat aufgrund
der steigenden Zahl der Bedürftigen insgesamt nicht einmal den um Preissteige-
rungen bereinigten Etat konstant halten. Es kam absolut gesehen zu Steigerungen
24
Vgl. Geoffrey Maynard, ,,Britain's Economic Recovery", in: Healey, Economic Miracle, 57-
71, 57.
25
Vgl. Prigge, 29.
26
Vgl. Wegner, 7.
27
Vgl. hierzu Tabelle 2 im Anhang.
28
Vgl. Ian Carter, Ancient Cultures of Conceit: British University Fiction in the Post-war-Years
(London, 1990), 248-251, 258.
29
Vgl. Prigge, 33-34.
30
Vgl. Maynard, ,,Britain's Recovery", 58.

Seite 8
der gesamten Staatsausgaben, und die Regierung gab sich mit der Abnahme der
Staatsquote zufrieden.
31
2.2.1.2 Mikroökonomische Maßnahmen
Die umfangreichen mikroökonomischen Maßnahmen der Regierung Thatcher
orientierten sich an der neoklassischen Wirtschaftstheorie und waren auf die Er-
höhung von Angebot und Nachfrage nach dem Produktionsfaktor Arbeit gerich-
tet.
32
Gleichzeitig sollten Forschung und Entwicklung
33
vorangetrieben, Investiti-
onen gefördert und eine bessere Allokation der Produktionsmittel erreicht wer-
den.
34
Diese Maßnahmen zielten im Endeffekt auf ein höheres Wirtschaftswachs-
tum ab. Sie wurden allerdings erst ab 1982 ergriffen, als ein merklicher Rückgang
der Inflationsrate zu verzeichnen war,
35
und Margaret Thatcher genügend Stärke
und Selbstvertrauen für ihre Durchsetzung gesammelt hatte.
36
Die für viele Briten bedeutendste Veränderung war die Reform des Steuerwesens.
Margaret Thatcher wollte die Privatinitiative stärken und eine Umverteilung zu-
gunsten höherer Einkommensgruppen erreichen. Bereits im Haushaltsjahr
1979/80 wurden die steuerliche Progression erheblich abgeflacht und zusätzliche
Freibeträge gewährt. Die Senkung der Steuersätze begünstigte die verschiedenen
Einkommensgruppen relativ in unterschiedlicher Höhe: Bis 1988 wurde der Spit-
zensteuersatz von 83 Prozent auf 40 Prozent gesenkt, während sich der Eingangs-
steuersatz lediglich von 33 Prozent auf 25 Prozent verminderte.
37
Finanziert wur-
den diese Erleichterungen vor allem durch Erlöse aus Privatisierungen öffentli-
cher Unternehmen und Erhöhungen der indirekten Steuern.
38
Die Regierung ver-
31
Vgl. Andrew Britton, ,,The Economy in the 1980s: A Review of the Decade", in: Healey,
Economic Miracle, 43-56, 44. Vgl. auch Tabelle 3 im Anhang.
32
Vgl. Nigel M. Healey, ,,Preface", in: Ders., Economic Miracle, XIV-XV, XIV.
33
Hier besteht ein Widerspruch zu den vorgenannten Kürzungen im Bildungsbereich.
34
Vgl. Nigel M. Healey, ,,From Keynesian Demand Management to Thatcherism", in: Ders.,
Economic Miracle, 1-39, 37.
35
Vgl. Kent Matthews, ,,Britains's Economic Renaissance", in: Healey, Economic Miracle, 72-
90, 73-74.
36
Vgl. Kent Matthews, Patrick Minford, ,,Mrs Thatcher's Economic Policies 1979-87",
Economic Policy: A European Forum, 2.2 (1987), 57-101, 65.
37
Vgl. Prigge, 31.
38
Vgl. ebda, 31.

Seite 9
doppelte die Mehrwertsteuer nahezu, wodurch Geringverdiener überproportional
stark belastet wurden.
39
Andere Verbrauchssteuern wurden auch in den folgenden
Haushaltsjahren angehoben, Einkommens- und Körperschaftssteuern gleichzeitig
weiter gesenkt.
40
Durch eine Verringerung der direkten Steuerlast sollten Anreize für die Marktteil-
nehmer geschaffen werden, ihre Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital verstärkt
anzubieten. Außerdem erhoffte sich die konservative Regierung eine Verringe-
rung des Anteils der Schattenwirtschaft
41
und eine Belebung der Investitionen.
42
Margaret Thatcher betrieb eine aktive Privatisierungspolitik, die im krassen
Gegensatz zur Verstaatlichung wichtiger Industriezweige in der Nachkriegszeit
unter Attlee stand.
43
Zu den offiziellen Zielen gehörten die Entbürokratisierung
der
öffentlichen Unternehmen und eine Zunahme des wirtschaftlichen Wettbewerbs
durch den Abbau staatlicher Monopole. Ferner erhoffte sich die Regierung von
einer breiten Streuung der Aktien eine bessere Akzeptanz marktwirtschaftlicher
Prinzipien in der Bevölkerung und eine Belebung der Unternehmerkultur.
44
Waren 1979 noch große Anteile an den wichtigsten Industrien
45
im Staatsbesitz,
so zählten 1991 nur noch die Kohleindustrie und die Eisenbahnen dazu.
46
Die von der Regierung vorgenommenen Deregulierungen sollten das Angebot an
Arbeit und Kapital verbessern. Bereits 1979 wurden Lohn-, Preis- und Devisen-
39
Die Mehrwertsteuer (,,Value Added Tax, VAT") wurde 1979 von 8 Prozent (12,5 Prozent für
einige Luxusgüter) auf 15 Prozent erhöht. Vgl. Christopher Johnson, 112.
40
Vgl. Prigge, 31.
41
Vgl. Phil Robins, ,,Government Policy, Taxation and Supply-Side Economics", in: Healey,
Economic Miracle, 151-173, 159.
42
Vgl. Dagmar Sakowsky, Die Wirtschaftspolitik der Regierung Thatcher (Göttingen, 1992),
109-120, 123-131.
43
Vgl. Kenneth Harris, 3.
44
Vgl. Prigge, 30. Allerdings ist die konsequente Durchführung und Ausweitung des
Privatisierungsprogramms vor allem mit seiner Bedeutung für die Entlastung des
Staatshaushalts zu erklären. Von 1980 bis 1990 konnten insgesamt 33,3 Milliarden Britische
Pfund erlöst werden. Vgl. David Parker, ,,Privatisation ten Years on: A Critical Analysis of its
Rationale and Results", in: Healey, Economic Miracle, 174-194, 174-182.
45
Hierzu zählen die Industrien, welche die Grundversorgung der Bevölkerung sichern (zum
Beispiel Kohlebergbau, Energieversorgung, Wasserwerke).
46
Vgl. Parker, 174.

Seite 10
kontrollen abgeschafft.
47
In den folgenden Jahren wurde speziell der Dienst-
leistungssektor von vielen Vorschriften befreit, so erhielten zum Beispiel die
Banken mehr Freiheiten bei der Ausweitung ihres Kreditvolumens.
48
Im Jahre
1986 erfolgte die Deregulierung der Börse durch Abschaffung von Kapitalmarkt-
beschränkungen (,,Big Bang").
49
Die konservative Regierung wollte mit neuen Gesetzen die Macht der Gewerk-
schaften beschränken. So wurden zum Beispiel politisch motivierte Arbeitsnieder-
legungen verboten, und die Gewerkschaften hafteten nun auch für verursachte
Schäden.
50
Als Folge ging die Anzahl der Streiks zurück, und der damit verbun-
dene Produktionsausfall verringerte sich erheblich.
51
Einen endgültigen Beweis
für die veränderten Machtverhältnisse lieferte Margaret Thatcher 1985, als sie den
ein Jahr dauernden Bergarbeiterstreik ohne Zugeständnisse beenden konnte.
52
Al-
lerdings stellen einige Kritiker die Frage, ob die Macht der Gewerkschaften nicht
zu weit beschnitten wurde. Gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit verschlechtert
sich tendenziell die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer gegenüber den Ar-
beitgebern, so daß es zu unausgewogenen Machtverhältnissen kommen kann.
53
2.2.2 Wirtschaftliche Auswirkungen
Es ist zu prüfen, ob die oben geschilderten wirtschaftspolitischen Maßnahmen den
von der Regierung erhofften Erfolg bewirkten. Die folgende Abbildung gibt eine
Übersicht der Entwicklung wichtiger Indikatoren während der Amtszeit von
Margaret Thatcher im Vergleich zur letzten Labour-Regierung.
Abbildung 1: Wichtige Indikatoren 1975-1990 (jährliche Durchschnittswerte)
54
47
Vgl. Fröhlich, 140-143.
48
Vgl. Alec Cairncross, The British Economy since 1945 (Oxford, 1992), 267-277.
49
Vgl. Fröhlich, 141.
50
Vgl. Cairncross, 255-256.
51
Vgl. Tabelle 1 im Anhang.
52
Vgl. Rutherford, 9.
53
Vgl. Ian Paterson, Leslie Simpson, ,,The Economics of Trade Union Power", in: Healey,
Economic Miracle, 195-210, 197.
54
Exakte Daten können der Tabelle 4 im Anhang entnommen werden.

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Originalausgabe
Jahr
1995
ISBN (eBook)
9783832467180
ISBN (Paperback)
9783838667188
DOI
10.3239/9783832467180
Dateigröße
744 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel – Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Erscheinungsdatum
2003 (April)
Note
1,0
Schlagworte
weldon malcom bradbury realität fiktion
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Titel: Margaret Thatchers Wirtschaftspolitik und ihr Niederschlag in ausgewählten Romanen
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