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Kostenanalyse und Kostensenkungspotentiale für elektrochemische Energieumwandlungssysteme mit Brennstoffzellen

©2002 Diplomarbeit 131 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Die Energieerzeugung mit Brennstoffzellen wird seit einigen Jahren intensiv erforscht für mobile, stationäre und portable Anwendungen. Brennstoffzellen haben den Vorteil, dass durch den elektrochemischen Konvertierungsvorgang bei hohem elektrischen Wirkungsgrad CO2-Emissionen und limitierte Emissionen und damit Rohstoffe bei der Strom- und Wärmeerzeugung eingespart werden. Die Brennstoffzellentechnologie ist außerdem wegweisend für den zukünftigen verstärkten Einsatz regenerativer Energien und die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft.
Die vorliegende Arbeit untersucht neben dem Systemaufbau die derzeitigen Investitions- und Stromgestehungskosten für die phosphorsaure Brennstoffzelle (PAFC) und die Membranbrennstoffzelle (PEMFC) im stationären Bereich. Beide Systeme werden als kleinere (200-250 kW) Blockheizkraftwerke eingesetzt, wobei die PAFC der Fa. ONSI mit weltweit über 200 verkauften Anlagen derzeit eine führende Rolle einnimmt. Eine detaillierte Kostenanalyse ergibt Stromgestehungskosten von 34 bzw. 83 Pf/kWh für PAFC und PEMFC, womit diese gegenwärtig nicht konkurrenzfähig gegenüber konventionellen Systemen sind. Der Grund hierfür ist hauptsächlich in den hohen Investitionskosten von 10.000 DM/kWel bzw. 30.000 DM/kWel zu suchen.
In einem zweiten Schritt wurden aus den Ergebnissen der Kostenanalyse Kostensenkungspotentiale abgeleitet. Nach Lernkurvenmodellen der Preis- und Produktionskostentheorie reduzieren sich Anlagenkosten bei jeder Verdopplung der Produktion um einen konstanten Betrag. Gründe hierfür liegen in der technischen Weiterentwicklung (z.B. kostengünstigere Materialien bzw. verringerter Materialbedarf) und der Einführung der Serienfertigung. Da PAFC-Systeme technisch weitgehend ausgereift sind, ist das größte Potential hier in der Erhöhung des Produktionsvolumens zu sehen. ONSI strebt bis zum Jahr 2003 eine Produktion von 200 Anlagen pro Jahr an und könnte somit bei einer kumulierten Produktion von ungefähr 135.000 kW Kosten von $300.000 (bzw. ca. 600.000 DM) pro Anlage oder $1500/kW (bzw. ca. 3.000 DM/kW) erzielen. Hierzu müßte der Lernerfolg jedoch 33 % betragen. Trotz der bisherigen Produktionserfahrung liegt er jedoch bei „nur“ 17%. Es bleibt ferner festzustellen, dass der Anlagenpreis der PAFC in den letzten Jahren kaum gefallen ist, d.h. die Kostenersparnisse nicht an die Kunden weitergegeben wurden. Womöglich wird dieser Typ daher mittelfristig von der PEMFC verdrängt, falls Synergien […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6701
Hinsberger, Martina: Kostenanalyse und Kostensenkungspotentiale für elektrochemische
Energieumwandlungssysteme mit Brennstoffzellen
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Trier, Fachhochschule, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
3
Inhaltsverzeichnis
I Danksagung...5
II Abkürzungsverzeichnis...6
0 Zusammenfassung...8
1 Einleitung...10
2 Aufgabenstellung...15
3
Einführung in die Brennstoffzellentechnologie...16
3.1 Die
Brennstoffzelle...16
3.1.1 Aufbau und Funktionsprinzip der Brennstoffzelle...16
3.1.2 Anwendungsgebiete
für
Brennstoffzellen... 19
3.1.3 Vor- und Nachteile von Brennstoffzellen...23
3.2
PEMFC- Proton Exchange Membrane Fuel Cell...30
3.2.1 Das
Brennstoffzellensystem...30
3.2.2 Anwendung...33
3.2.3 Vor-
und
Nachteile...37
3.3
PAFC- Phosphoric Acid Fuel Cell...38
3.3.1 Das
Brennstoffzellensystem...38
3.3.2 Anwendung...39
3.2.3 Vor-
und
Nachteile...39
3.4
MCFC- Molten Carbonate Fuel Cell...40
3.4.1 Das
Brennstoffzellensystem...40
3.4.2 Anwendung...41
3.2.3 Vor-
und
Nachteile...43
3.5
SOFC- Solid Oxide Fuel Cell...44
3.5.1 Das
Brennstoffzellensystem...44
3.5.2 Anwendung...46
3.2.3 Vor-
und
Nachteile...46
3.6 Zusammenfassung...48
4 Brenngasaufbereitung...49
4.1 Reformierung...50
4.1.1 Dampfreformierung...50
4.1.2 Partielle
Oxidation (POX)...51
4.1.3 Autotherme
Reformierung...52
4.1.4 Shift-Stufe...53
4.1.5 Rußbildung...53
4.2 Gasreinigung...54
4.2.1 Schwefel...54
4.2.2 Kohlenmonoxid...55
4.2.3 Kohlendioxid...56
4.2.4 Ammoniak...57
4.3
Vor- und Nachteile der wichtigsten einsetzbaren Brennstoffe...58

Inhaltsverzeichnis
4
5 Kostenanalyse...60
5.1 Allgemeine
Vorgehensweise...60
5.2 PAFC...63
5.2.1 Systembeschreibung...64
5.2.2 Stromgestehungskosten...67
5.3 PEMFC...73
5.3.1 Systembeschreibung...74
5.3.2 Stromgestehungskosten...76
5.4
Ergebnis und Diskussion...80
6 Kostensenkung...81
6.1 Technische
Anforderungen...81
6.1.1 PAFC...81
6.1.2 PEMFC...82
6.2 Wirtschaftliche
Anforderungen...83
6.2.1 PAFC...83
6.2.2 PEMFC...93
6.2.3 Weitere
Einflußfaktoren...97
7
Maßnahmen für den Markteinstieg von Brennstoffzellen...100
8 Schlußfolgerungen...104
III Literaturverzeichnis...105
IV Abbildungsverzeichnis...113
V Anhang
1...116
VI Abhang
2...130

Danksagung
5
I Danksagung
Mein Dank gilt allen, die mich bei der Erstellung der Diplomarbeit unterstützt
haben. Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei:
Herrn Prof. Dr.-Ing. Gregor Hoogers für die Überlassung des Themas und
die ausgezeichnete Betreuung.
Herrn Prof. Dr. Klaus Helling für die fachliche Betreuung und die
konstruktiven Diskussionen.
Herrn Prof. Dr. Bernd Höhlein für die freundliche Betreuung und das
beständige Interesse an meiner Arbeit.
Herrn Dr. Ahmed Lokurlu für die gute Zusammenarbeit und die fachliche
Unterstützung.
allen Mitarbeitern des Instituts für Werkstoffe und Verfahren der
Energietechnik für das gute Arbeitsklima und die stetige Hilfsbereitschaft.
Desweiteren möchte ich meinen Eltern für die dauerhafte finanzielle
Unterstützung während des Studiums danken.

Abkürzungsverzeichnis
6
II Abkürzungsverzeichnis
AFC
Alkaline Fuel Cell
BGS
Ballard Generation Systems
BHKW Blockheizkraftwerk
BMBF
Bundesministerium für Bildung und Forschung
BZ Brennstoffzelle
CH
4
Methan
CO Kohlenmonoxid
CO
2
Kohlendioxid
Cu Kupfer
FC
Fuel Cell
FCKW Fluorchlorkohlenwasserstoffe
FuE
Forschung und Entwicklung
H
2
Wasserstoff
H
2
O Wasser
H
3
PO
4
Posphorsäure
HC Kohlenwasserstoffe
HKW Heizkraftwerk
KW Kraftwerk
KWK Kraft-Wärme-Kopplung
MCFC
Molten Carbonate Fuel Cell
MEA
Membrane Electrode Assembly
MeOH
Methanol
MTU
Motoren- und Turbinen Union
NH
3
Ammoniak
NO
x
Stickoxide
N
2
O Distickoxid
PAFC
Phosphoric Acid Fuel Cell
Pd Palladium
PEFC
Polymer Electrolyte Fuel Cell
PEMFC
Proton Exchange Membrane Fuel Cell
Polymer Electrolyte Membrane Fuel Cell
PROX
Preferential Oxidation
Pt Platin
Ru Ruthenium
S Schwefel
SiC Siliziumcarbid
SO
2
Schwefeldioxid

Abkürzungsverzeichnis
7
SOFC
Solide Oxide Fuel Cell
SO
x
Schwefeloxide
SPFC
Solide Polymer Fuel Cell
SWPC
Siemens Westinghouse Power Coorporation
YSZ
Yttrium-stabilisiertes Zirkoniumdioxid
Zn Zink

Zusammenfassung
8
0 Zusammenfassung
Die Energieerzeugung mit Brennstoffzellen wird seit einigen Jahren intensiv er-
forscht für mobile, stationäre und portable Anwendungen. Brennstoffzellen haben
den Vorteil, dass durch den elektrochemischen Konvertierungsvorgang bei hohem
elektrischen Wirkungsgrad CO
2
-Emissionen und limitierte Emissionen und damit
Rohstoffe bei der Strom- und Wärmeerzeugung eingespart werden. Die Brenn-
stoffzellentechnologie ist außerdem wegweisend für den zukünftigen verstärkten
Einsatz regenerativer Energien und die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft.
Die vorliegende Arbeit untersucht neben dem Systemaufbau die derzeitigen In-
vestitions- und Stromgestehungskosten für die phosphorsaure Brennstoffzelle
(PAFC) und die Membranbrennstoffzelle (PEMFC) im stationären Bereich. Beide
Systeme werden als kleinere (200-250 kW) Blockheizkraftwerke eingesetzt, wobei
die PAFC der Fa. ONSI mit weltweit über 200 verkauften Anlagen derzeit eine
führende Rolle einnimmt. Eine detaillierte Kostenanalyse ergibt Stromgeste-
hungskosten von 34 bzw. 83 Pf/kWh für PAFC und PEMFC, womit diese gegen-
wärtig nicht konkurrenzfähig gegenüber konventionellen Systemen sind. Der
Grund hierfür ist hauptsächlich in den hohen Investitionskosten von 10.000
DM/kW
el
bzw. 30.000 DM/kW
el
zu suchen.
In einem zweiten Schritt wurden aus den Ergebnissen der Kostenanalyse Kosten-
senkungspotentiale abgeleitet. Nach Lernkurvenmodellen der Preis- und Produk-
tionskostentheorie reduzieren sich Anlagenkosten bei jeder Verdopplung der Pro-
duktion um einen konstanten Betrag. Gründe hierfür liegen in der technischen
Weiterentwicklung (z.B. kostengünstigere Materialien bzw. verringerter Material-
bedarf) und der Einführung der Serienfertigung. Da PAFC-Systeme technisch
weitgehend ausgereift sind, ist das größte Potential hier in der Erhöhung des Pro-
duktionsvolumens zu sehen. ONSI strebt bis zum Jahr 2003 eine Produktion von
200 Anlagen pro Jahr an und könnte somit bei einer kumulierten Produktion von
ungefähr 135.000 kW Kosten von $300.000 (bzw. ca. 600.000 DM) pro Anlage
oder $1500/kW (bzw. ca. 3.000 DM/kW) erzielen. Hierzu müßte der Lernerfolg
jedoch 33 % betragen. Trotz der bisherigen Produktionserfahrung liegt er jedoch
bei ,,nur" 17%. Es bleibt ferner festzustellen, dass der Anlagenpreis der PAFC in
den letzten Jahren kaum gefallen ist, d.h. die Kostenersparnisse nicht an die
Kunden weitergegeben wurden. Womöglich wird dieser Typ daher mittelfristig von
der PEMFC verdrängt, falls Synergien durch den geplanten massiven Einsatz der
Membranbrennstoffzelle im Automobilbereich realisiert werden können.

Zusammenfassung
9
Die PEMFC ist technisch noch nicht ausgereift, d.h. die Kosten können auch
durch technische Fortschritte gesenkt werden. Solche Fortschritte sind vor allem
im Bereich der Bipolarplatten, Membranen und Elektroden zu erwarten, die drei
Viertel der reinen Materialkosten des Stacks ausmachen. Noch wichtiger ist die
Verringerung der Herstellkosten (zur Zeit drei Viertel der gesamten Stackkosten)
durch einfacher zu verarbeitende Materialien und neue Herstelltechniken für die
Massenproduktion.
Neben den Investitionskosten beeinflussen Betriebskosten wie Brennstoffkosten,
Wartung und Instandhaltung die Stromgestehungskosten. Aufgrund des höheren
Wirkungsgrades versprechen Brennstoffzellensysteme niedrigere Brennstoffkos-
ten als herkömmliche BHKWs. Die derzeit hohen Kosten für Wartung und In-
standhaltung sollten mit zunehmender Optimierung der peripheren Systeme unter
denen herkömmlicher Systeme liegen, da die Brennstoffzelle selbst keine beweg-
lichen Teile besitzt.
Mit Hilfe staatlicher Fördermittel kann das Potential zur technischen Weiterent-
wicklung von Brennstoffzellensystemen genutzt und die Erhöhung des Produkti-
ons- und Absatzvolumens realisiert werden. Dies hat zur Folge, dass Investitions-,
Wartungs- und Instandhaltungskosten soweit reduziert werden, dass zukünftige
Stromgestehungskosten für PAFC- und PEMFC-BHKWs von ca. 10 Pf/kWh mög-
lich sind und Brennstoffzellen-BHKWs in Konkurrenz mit konventionellen Syste-
men treten können.

Einleitung
10
1 Einleitung
Das Funktionsprinzip der Brennstoffzelle- die Erzeugung von Energie durch die
Umwandlung von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser- ist schon seit über 160
Jahren bekannt, jedoch bestand zur damaligen Zeit kein zwingender Grund deren
technische Entwicklung voranzutreiben. Seit die jahrzehntelange Ausbeutung der
Umwelt zunehmend an Natur und Mensch merkbar wird, gewinnen auch umwelt-
bewußte Technologien immer mehr an Bedeutung.
Bisher stieg der weltweite Energieverbrauch von Jahr zu Jahr. Dies wird sich auch
in naher Zukunft nicht ändern- trotz der großen Fortschritte beim rationellen Um-
gang mit Energie (vgl. Abb. 1).
Abbildung 1: steigender Energieverbrauch
Quelle: modifiziert nach UNITED NATIONS 1998
Die Gründe dafür sind folgende:
Erstens nimmt die Weltpopulation weiterhin zu. Selbst nach dem optimistischsten
Szenario, das von den Vereinten Nationen angenommen wurde, nimmt die Bevöl-
kerung erst nach 2043 ab (vgl. Abb. 2). [SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT]
1900 1920 1940 1960 1980 1997 2000
Weltbevölkerung
Primärenergie
Strom
23.000 Mrd. kWh
13.600 Mrd. kWh
19 Mrd. t SKE
13 Mrd. t SKE
8 Mrd.
5,8 Mrd.

Einleitung
11
Abbildung 2: tatsächliches und prognostiziertes Bevölkerungswachstum
Quelle: modifiziert nach [UNITED NATIONS 1998]
Zweitens sind immer mehr Entwicklungs- und Schwellenländer auf dem Weg zum
Industrieland und haben daher auch einen zunehmenden Energiebedarf. Zum
steigenden Verbrauch trägt beispielsweise die wachsende Zahl der Fahrzeuge
bei. DaimlerChrysler prognostiziert, dass sich die Anzahl der Fahrzeuge weltweit
bis 2030 mehr als verdoppeln wird und zwar auf 1,6 Milliarden. [NURDIN 1999]
Durch den steigenden Energieverbrauch verschärfen sich die Probleme der Luft-
verschmutzung- vor allem in Ballungszentren, der Treibhauseffekt und die Ver-
knappung der Ressourcen.
Die Auswirkungen der Luftverschmutzung wurden erstmals in den Ballungszent-
ren Kaliforniens deutlich, weshalb gesetzliche Regelungen zur Verminderung von
fahrzeugbedingten Emissionen getroffen wurden. 1998 sollten 2 % der Fahrzeuge
emissionsfrei betrieben werden können, im Jahr 2000 5 % und 2003 10 %. Da
Elektrofahrzeuge nicht die gestellten Erwartungen erfüllen konnten, da ihre
Reichweite nicht genügend groß ist, werden nun brennstoffzellenbetriebende
Fahrzeuge als die wahrscheinlichste Alternative zum Verbrennungsmotor ange-
sehen.
0
2
4
6
8
10
12
1950
1970
1990
2010
2030
2050
Weltbevölkerung in Mrd.
Hohe Wachstumsrate
Mittlere Wachstumsrate
Niedrige Wachstumsrate

Einleitung
12
Brennstoffzellen wären in Kraftfahrzeugen von Vorteil, da so Emissionen in Bal-
lungszentren extrem reduziert werden könnten. Herkömmliche benzinbetriebene
Fahrzeuge emittieren hauptsächlich zu viele Kohlenwasserstoffe, Dieselmotoren
zu viele Partikel, Stickoxide und Kohlenmonoxid. Durch die ,,kalte Verbrennung"
von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser fallen diese Emissionen in Brennstoff-
zellenfahrzeugen in so geringem Maße an, dass sie vernachläßigbar sind, auch
dann, wenn die Wasserstoffherstellung mit einbezogen wird.
Der gleiche Vorteil gilt für die stationäre Energieversorgung. Ein weiterer Plus-
punkt ist der höhere elektrische Wirkungsgrad, der von einigen Brennstoffzellen-
typen erreicht wird. Dies liegt daran, dass konventionelle Kraftwerke die chemi-
sche Energie des Trägers nicht sofort in elektrische Energie umsetzen, sondern
zuerst Wasserdampf erzeugen, damit eine Turbine antreiben, die den Generator
aktiviert, der schließlich den Strom produziert (vgl. Abb.3).
Abbildung 3: konventionelle Stromerzeugung in einem Kraftwerk
Die Brennstoffzelle erzeugt unmittelbar aus der chemischen Energie des Energie-
trägers den Strom (vgl. Abb. 4) und hat daher auch geringere Verluste zu ver-
zeichnen. Durch diese Art der Energieumwandlung benötigt die Brennstoffzelle im
Gegensatz zu herkömmlichen Stromerzeugungseinheiten keine beweglichen
Komponenten, wodurch der Wartungsaufwand deutlich geringer ist.
Abbildung 4: alternative Stromerzeugung mit Brennstoffzellen
Oft haben konventionelle Kraftwerke und Brennstoffzellenkraftwerke den gleichen
Gesamtwirkungsgrad, jedoch können Brennstoffzellensysteme eine höhere
Stromkennzahl- das Verhältnis aus produziertem Strom und produzierter Wärme-
nachweisen. Dies ist daher von Vorteil, da Strom meistens das eigentlich er-
wünschte Produkt der Energieumwandlung in Kraftwerken ist, denn die entste-
hende Wärme kann oftmals nicht vollständig genutzt werden.
Brennstoff
Kessel
Dampfturbine
Generator
Chemische Energie
Wärmeenergie
Mechanische Energie
Elektrische Energie
Brennstoff
Brennstoffzelle
Chemische Energie
Elektrische Energie

Einleitung
13
Durch den höheren elektrischen Wirkungsgrad werden außerdem noch Kohlendi-
oxidemissionen und wertvolle Ressourcen eingespart.
Der Treibhauseffekt wird u.a. durch Kohlendioxidemissionen hervorgerufen
.
Zur
Entstehung dieses Gases tragen beispielsweise die Sektoren ,,Kraftwerke" und
,,Verkehr" bei (vgl. Abb. 5). Diese stellen zwei der Anwendungsgebiete dar, in de-
nen Brennstoffzellen ihren Einsatz finden und daher auch zur CO
2
-Reduktion bei-
tragen könnten.
Abbildung 5: Anteil der Gase am Treibhauseffekt und Anteil der unter-
schiedlichen Sektoren an der CO
2
-Produktion
Quelle: modifiziert nach http://www-iwe.etec.uni-karlsruhe.de/www/search/index.html
Geht man davon aus, dass der Energieverbrauch weiter ansteigt (s. o.), dann sind
Natururan, Erdgas und Erdöl schon in weniger als 50 Jahren verbraucht, Kohle
nach ca. 120 Jahren (vgl. Abb.6). Auch Brennstoffzellen müssen derzeit noch auf
Primärenergieträger wie z.B. Erdgas zurückgreifen, da der Wasserstoff noch nicht
aus natürlichen Quellen bezogen werden kann. Durch den höheren elektrischen
Wirkungsgrad der Brennstoffzellensysteme jedoch, kann mit einem geringeren
Einsatz an Primärenergieträger die gleiche Menge Strom produziert werden.
CO2
50%
Kraftwerke
11%
Industrie
10%
Verkehr
7%
Biomasse
7%
Brandrodung
7%
Haushalte, Handel,
Gewerbe
6%
Sonstige
2%
CH4
13%
FCKW
22%
O3
7%
N2O
5% H2O
3%

Einleitung
14
Abbildung 6: Verfügbarkeit von Primärenergieträgern
Quelle: modifiziert nach http://www.innovation-brennstoffzelle.de/index.html
Die Brennstoffzellentechnologie ist weiterhin eine zukunftsträchtige Technologie,
die den verstärkten Einsatz regenerativer Energien und die Entwicklung einer
Wasserstoffwirtschaft fördern würde. Überschüssig anfallender Strom könnte in
Form von Wasserstoff gespeichert werden und zu einem späteren Zeitpunkt effi-
zient in Brennstoffzellen wieder zu Strom umgewandelt werden.
Neben dem mobilen Einsatz in Kraftfahrzeugen, Raumschiffen, U-Booten usw.
und dem stationären Einsatz in Anlagen für die Energieversorgung einzelner
Wohnhäuser bis hin zur zentralen Stromerzeugung, können Brennstoffzellen auch
in portablen Gebrauchsgegenständen, wie beispielsweise Handys, Laptops und
tragbaren Generatoren verwendet werden.
Größter Nachteil der Brennstoffzellen sind die Kosten, die derzeit für viele An-
wendungen noch zu hoch sind und daher die Markteinführung problematisch ma-
chen. Dies liegt hauptsächlich daran, dass die meisten hergestellten Brennstoff-
zellensysteme Prototypen sind, die noch nicht in Massenproduktion hergestellt
werden und deren Preise daher noch nicht mit denen herkömmlicher Systeme
konkurrieren können.
Erdgas
Natururan
Kohle
Erdöl
0
50
100
150
200 250

Aufgabenstellung
15
2 Aufgabenstellung
Um die Brennstoffzelle(nsysteme) konkurrenzfähig gegenüber den
konventionellen Techniken machen zu können und eine nennenswerte
Markteinführung zu ermöglichen, müssen nicht nur technische Anforderungen wie
zum Beispiel Mindestlebensdauer, Anfahr- und Lastwechselverhalten, sondern
auch wirtschaftliche Kriterien erfüllt werden. Das heißt konkret, dass die
Anschaffungs- und Betriebskosten eines alternativen Systems mit Brennstoffzelle
nicht die eines vergleichbaren, herkömmlich eingesetzten Systems übersteigen
dürfen- abgesehen von einigen Nischenanwendungen wie z.B. in der Raumfahrt.
In einem ersten Schritt wird die heutige Kostensituation von PAFC- und PEMFC-
Systemen im stationären Bereich ermittelt, insoweit sich Kostenstrukturen
ergründen lassen. Diese Kostenanalyse erstreckt sich zum einen auf die
Investitionskosten des vollständigen Systems, zum anderen auf die des PEMFC-
Stacks im Speziellen. Desweiteren werden die gesamten Kosten untersucht, die
beim Betrieb einer stationären Anlage entstehen.
Die aus der Analyse resultierenden Kosten werden mit denen der konventionellen
Systeme der Zukunft verglichen. Hieraus ergeben sich Zielkosten für die
elektrochemischen Energieumwandlungssysteme. Diese Zielkosten stellen die
Kostenuntergrenze dar, die mindestens erreicht werden müssen, damit die
alternativen Systeme konkurrenzfähig sind.
Der nächste Teil der Arbeit besteht darin, das Kostensenkungspotential der
Brennstoffzellensysteme genauer zu untersuchen und mit Hilfe von
Sensitivitätsanalysen und Lernkurven auszuwerten.
Schließlich werden einige der Maßnahmen diskutiert, die möglich sind um eine
Kostenreduktion zu bewirken und der Brennstoffzelle zu einer dauerhaften und
starken Marktpräsenz zu verhelfen.
Die nötigen Informationen wurden aus einschlägiger Literatur
zusammengetragen, in Gesprächen mit Fachleuten ermittelt oder durch eigene
Berechnungen ergründet.

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
16
3 Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
Im Folgenden sollen Funktionsprinzip, Aufbau und Anwendung der Brennstoffzel-
le erläutert werden, um eine Grundlage für die folgende Analyse der Kosten und
Kostensenkungspotentiale zu schaffen.
Es gibt verschiedene Typen von Brennstoffzellen, die in Nieder-, Mittel- und Hoch-
temperatur-Brennstoffzellen eingeteilt werden können. Ihre Namen haben die Zel-
len durch den jeweils charakteristischen Elektrolyten erhalten. In den folgenden
Unterkapiteln erfolgt zunächst eine allgemeine Beschreibung der Brennstoffzelle,
später eine detaillierte Ausführung zu den unterschiedlichen Brennstoffzellenty-
pen. Eingegangen wird ausschließlich auf die PEMFC, PAFC, MCFC und SOFC
nicht aber auf die DMFC und AFC. Die letztgenannten Zellen sind aufgrund des
relativen Entwicklungstandes (DMFC) und des zwingenden Einsatzes von reinem
Wasser- und Sauerstoff (AFC) hier nicht von Interesse.
3.1 Die Brennstoffzelle
3.1.1 Aufbau und Funktionsprinzip der Brennstoffzelle
Eine Brennstoffzelle besteht aus zwei Elektroden (Anode und Kathode), die je-
weils mit einem Katalysator beschichtet sind und dem Elektrolyten, der sich zwi-
schen den beiden Elektroden befindet (vgl. Abb. 7). Bei der planaren Bauweise
(,,Brennstoffzellenstapel") werden die Einzelzellen durch Bipolarplatten voneinan-
der getrennt. Die Bipolarplatten dienen der Zufuhr des Brenngases und des Oxi-
dationsmittels, sowie dem Elektronentransport (Stromtransport) und der Wärme-
abfuhr.

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
17
Abbildung 7: Aufbau einer PEM-Brennstoffzelle
Quelle: HOOGERS/THOMPSETT 2000
Der Anode wird das Brenngas zugeführt. Dieses kann Wasserstoff oder wasser-
stoffreiches Gas, sogenanntes Reformat, sein. Bei der Verwendung reinen Was-
serstoffs und Sauerstoffs kann die höchste Leistung erzielt werden. Die verschie-
denen Brennstoffzellentypen stellen unterschiedliche Anforderungen an die Gas-
reinheit (s. Kap. 4). Unter Einfluß des Katalysators wird- je nach Brennstoffzellen-
typ- entweder der Wasserstoff in Protonen und Elektronen aufgespalten oder die
an der Kathode einströmende Luft wird zu Oxidionen reduziert. Der Elektrolyt
trennt die an den Elektroden bereitgestellten Edukte voneinander und läßt nur
Ionen passieren, damit sich die Zellreaktion in eine Anoden- und eine Kathoden-
reaktion aufspaltet. Je nach Elektrolyt wandern nun entweder Protonen oder Oxi-
dionen durch das Medium und werden an der gegenüberliegenden Elektrode mit
Sauerstoff oder Wasserstoff zu Wasser, elektrischer Energie und Wärmeenergie
umgewandelt. (vgl. Abb. 8)

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
18
Abbildung 8: Funktionsprinzip der Brennstoffzelle (alle Typen)
Quelle: LEDJEFF et al. 1995
Der Katalysator sorgt dafür, dass die Reaktion schneller bzw. bei einer niedrige-
ren Zelltemperatur abläuft. Die Reaktionen in der Zelle sind von Typ zu Typ unter-
schiedlich und werden daher ausführlicher in den jeweiligen Kapiteln ,,Das Brenn-
stoffzellensystem" (3.2.1, 3.3.1 usw.) behandelt.
Der entstehende Strom wird an den elektrisch leitfähigen Bipolarplatten abgegrif-
fen und an den Verbraucher weitergeleitet. Weiterhin dienen die Platten mit ihren
eingefrästen Rillen dazu, die einströmenden Gase gleichmäßig in der Zelle zu
verteilen und von dem Gas der benachbarten Zelle zu trennen. (vgl. Abb. 9)
Werden diese Einheiten in Reihe geschaltet, erhält man eine höhere Spannung
und damit eine kumulierte Leistung. Kanäle auf beiden Seiten des Stacks (Stapel
von hintereinandergeschalteten Brennstoffzellen) liefern den Brenn- und Sauer-
stoff.

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
19
Abbildung 9: Brennstoffzellenstack
Quelle: HOOGERES/POTTER 1999
3.1.2 Anwendungsgebiete für Brennstoffzellen
Wie in Abbildung 10 dargestellt, können die Einsatzbereiche unterteilt werden in
stationär, portabel und mobil. Die umrandeten Anwendungen stellen Nischen-
märkte dar, in denen die Kosten zweitrangig gegenüber anderen speziellen An-
forderungen sind.

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
20
Abbildung 10: Übersicht über die Einsatzbereiche von Brennstoffzellen
Quelle: STOLTEN 1999
3.1.2.1 Mobiler Bereich
Als die Brennstoffzelle in den 60er Jahren erstmals praktisch eingesetzt wurde,
wurde sie hauptsächlich in der Raumfahrt (100 kW) verwendet, da eine zuverläs-
sige Energieversorgung Voraussetzung für die Lebenserhaltung und die Durch-
führung von Experimenten im Weltall ist. Ferner arbeiten Brennstoffzellen vibrati-
onslos und Sauerstoff und Wasserstoff können ohne größere Probleme in Tanks
mitgeführt werden. Durch die elektrochemischen Reaktionen in der Zelle wird
nicht nur Strom, sondern auch trinkbares Wasser produziert. In den Gemini-
Missionen wurden PEM-Brennstoffzellen eingesetzt, in den darauf folgenden Mis-
sionen (z.B. Apollo-Flüge, im Space-Shuttle) wurden AFCs eingesetzt, da die da-
mals eingesetzten ionenleitenden Membranen eine zu geringe Lebensdauer auf-
wiesen.
Eine weitere Nischenanwendung, stellt die Energieversorgung von U-Booten (ca.
300 kW) dar. Technische Anforderungen, die problemlos von der Brennstoffzelle
erfüllt werden können, sind Vibrationsfreiheit und Geräuscharmut. Außerdem
konnte die Tauchzeit mit Hilfe der Brennstoffzelle um den Faktor fünf verlängert
werden.
Treibende Kraft für die Entwicklung der Brennstoffzellentechnologie der letzten
Jahre ist jedoch der Automobilsektor (70­250 kW). Hier liefert die Brennstoffzelle

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
21
Strom zum Antrieb des Kraftfahrzeugs mittels eines Elektromotors und zur Bord-
energieversorgung, die mit dem zunehmendem Komfort (Klimaanlage, elektrische
Fensterheber, Navigationssystem usw.) an Bedeutung gewinnt. Wichtige techni-
sche Voraussetzungen, die von Brennstoffzellensystemen erfüllt werden müssen,
sind u.a. eine hohe Leistungsdichte aufgrund des geringen Platzangebots und
eine gute Dynamik (Genaueres zu den Anforderungen an Brennstoffzellensyste-
me in den Kapiteln 5.1.3 und 5.2.3). Diese Anforderungen werden am besten von
der PEMFC erfüllt, die eine Leistungsdichte von bis zu 1,1 kW/l (Ballard-Stack)
[HOOGERS/THOMPSETT 2000] erreicht; schnelle Lastwechsel sind aufgrund
ihrer niedrigen Betriebstemperatur (80-100 °C) realisierbar. Der geringe War-
tungsaufwand (kein Ölwechsel) und die niedrigen lokalen Emissionen (Schadstof-
fe und Lärm) sprechen ebenfalls für den Einsatz von Brennstoffzellen im Automo-
bilsektor. Die meisten großen Fahrzeughersteller (z.B. DaimlerChrysler) haben für
2003/4 ein Brennstoffzellenfahrzeug angekündigt.
[GRUBE et al. 2000], Theenhaus/Bonhoff [FORSCHUNGSVERBUND SONNEN-
ENERGIE 1999]
3.1.2.2 Stationärer Bereich
Die potentiellen Anwendungsgebiete für elektrochemische Energieumwandlungs-
systeme mit Brennstoffzellen im stationären Sektor sind zahlreich. Brennstoffzel-
len können sowohl zur gleichzeitigen Bereitstellung von Wärme und Strom durch
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) (alle Typen), als auch zur reinen Stromerzeugung
(MCFC, SOFC) genutzt werden. Das Angebot reicht von Geräten zur Einzelver-
sorgung von Wohnhäusern (1-10 kW), über Blockheizkraftwerke (BHKW) im Leis-
tungsbereich von 100-500 kW, die zur dezentralen Versorgung von Wohngebie-
ten geeignet sind, bis hin zu Kraftwerken, die mehrere MW Leistung erbringen
und die Auskopplung von Prozeßwärme ermöglichen. Technische Voraussetzung
im stationären Bereich sind sowohl eine geringe Alterung des Brennstoffzel-
lenstacks als auch eine lange Lebensdauer von mindestens 40.000 h, welche be-
reits von 200 kW
el
­Anlagen der Firma ONSI nachgewiesen wurde [GUMMERT et
al. 1998]. Die Kraftstoffversorgung stellt im stationären Bereich ein geringeres
Problem als im mobilen Sektor dar, da alle stationären Systeme mit Erdgas (oder
Flüssiggas) betrieben werden können, für welches bereits eine Versorgungsstruk-
tur besteht. Die umweltfreundliche Bereitstellung von Strom und Wärme ist auch
hier von großem Vorteil.
[STOLTEN 1999], [BIEDERMANN et al. 1999]

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
22
3.1.2.3 Portabler Bereich
Im Bereich der portablen Geräte sind PEMFC und DMFC am besten geeignet. Sie
sollen als Batterieersatz zur Energieversorgung von Laptops (vgl. Abb. 11), Han-
dys, Notebooks, tragbaren Generatoren usw. dienen, deren benötigte Leistung
zwischen 1 und 500 W liegt. Die Brennstoffzelle muß nicht wie eine Batterie wie-
der aufgeladen oder ausgetauscht werden, sondern lediglich betankt werden.
Abbildung 11: brennstoffzellenbetriebener Laptop
Quelle: FORSCHUNGSVERBUND SONNENENERGIE 1999
3.1.3 Vor- und Nachteile von Brennstoffzellen
3.1.3.1 Wirkungsgrad
Ein Vorteil der Brennstoffzelle allgemein gegenüber der herkömmlichen Energie-
gewinnung ist der hohe Wirkungsgrad, der durch die direkte Umwandlung von
chemischer in elektrische Energie realisiert wird (siehe Vergleich der Energieum-
wandlungskette in Einleitung; vgl. Abb. 12).

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
23
0
50
100
150
200
250
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
Temperature [K]
R
eversible work [
kJ/mol]
Electrochemical work
Carnot cycle work
Abbildung 12: Theoretische Wirkungsgrade der Brennstoffzelle und der
Wärmekraftmaschine im Vergleich
Quelle: Eric Chen, persönliche Mitteilung
Der theoretisch mögliche Wirkungsgrad der Brennstoffzelle (auch als thermody-
namischer Wirkungsgrad bezeichnet) errechnet sich aus dem Verhältnis der
Gibbs'schen freien Enthalpie zum unteren Heizwert und beträgt bei Wasserstoff
als Brenngas 83 %.
In der Praxis werden allerdings nicht die Maximalwirkungsgrade aus Abb. 12 er-
reicht. Dadurch, dass die Zelle mit Reformat betrieben wird, entstehen Aktivie-
rungsverluste an der Anode (vgl. Abb. 13). Ein noch größeres Überpotential ent-
steht durch die Aktivierung der Kathode. Je nach Leitfähigkeit der Membran und
Elektroden variieren die ohmschen Verluste, und bei hohen Stromdichten treten
durch den Massentransport Verluste auf. Der praktische Zellwirkungsgrad beträgt
,,nur" noch 40 bis 70 % bei Wasserstoffbetrieb und liegt damit immer noch höher
als die praktischen Wirkungsgrade von Wärmekraftmaschinen mit 25-40 %.

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
24
Abbildung 13: Zellspannungs- bzw. Wirkungsgradverluste in der Brenn-
stoffzelle
Quelle: HOOGERS 1998
Der Wirkungsgrad des Brennstoffzellensubsystems, sprich die Brennstoffzelle mit
Komponenten, die zum Betrieb des Energieumwandlungssystems notwendig sind
wie z.B. die Gasaufbereitung (Reformer usw.) und die Gasversorgung (Kompres-
sor usw.), wird limitiert durch Faktoren wie der Brenngasausnutzung (zwischen 75
und 90 % (Mitteilung von Grubel (HEW) vom Mai 2000 und [STOLTEN et al.
2000]), Verdichterverlusten und Verlusten, die bei der Gasreformierung und ­
reinigung auftreten. Bei Wasserstoffbetrieb liegt der Wirkungsgrad des Brenn-
stoffzellensubsystems eines Pkw-Antriebs zwischen 35 und 65 %.
Der Wirkungsgrad eines kompletten Energieumwandlungssystems mit Brenn-
stoffzelle (z.B. Pkw-Antrieb) berücksichtigt weitere Komponenten, die bis zur Net-
tostromversorgung notwendig sind. Dazu zählen unter anderem der Inverter zur
Umwandlung von Gleichstrom in Wechselstrom, der Elektromotor und die Meß-
und Regeltechnik. Berechnet wird er nach der Formel
U
H
m
P
=
&

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
25
mit der der ,,Nutzen" (die produzierte Leistung P) ins Verhältnis zum ,,Aufwand"
(die Brennstoffleistung
U
H
m
W
= &
&
) betrachtet wird. Der Wirkungsgrad des Ge-
samtsystems (immer noch am Bsp. des PKW) beläuft sich damit bei Wasserstoff
als Kraftstoff auf 20-30 %. Selbst unter Berücksichtigung der vorgelagerten Ener-
gieverluste durch die Bereitstellung des Kraftstoffs können sich Brennstoffzellen-
fahrzeuge gegenüber konventionellen Fahrzeugen behaupten:
Abbildung 14: Vergleich des Energieverbrauchs verschiedener Antriebs-
konzepte für Pkw
Quelle: modifiziert nach DaimlerChrysler [LEDJEFF et al. 1995]
In Abb. 14 wurde ein Fahrzeug mit 730 kg Leergewicht betrachtet, besetzt mit
zwei Insassen, mit 15 kW mechanischer Antriebsleistung, das im EU-Fahrzyklus
gefahren wurde. Im Falle des Benzin- und Ottomotors wurde die Benzinherstel-
lung aus Erdöl berücksichtigt, beim Brennstoffzellenfahrzeug und beim Wasser-
stoffmotor wurde die Wasserstoffherstellung mit Hilfe der Dampfreformierung aus
Erdgas zugrundegelegt und in die Bilanz des Elektrofahrzeuges wird die Stromer-
zeugung mit dem deutschen Kraftwerksmix von 1995 einkalkuliert.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Energieverbrauch
[kWh/100 km]
Ottomotor Diesel-motor
BZ-Fahr-
zeug
Wasser-
stoffmotor
Elektrofahr-
zeug

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
26
[LOKURLU 1999], [STOLTEN et al. 2000], [BIEDERMANN et al. 1999], Daim-
lerChrysler [LEDJEFF et al. 1995]
3.1.3.2 Teillastverhalten
Brennstoffzellensysteme weisen ein besseres Teillastverhalten auf als Verbren-
nungskraftmaschinen oder Turbinen. Konventionelle Systeme verzeichnen einen
nahezu linearen Wirkungsgradabfall im Teillastbereich bis 25 % (von 100 %
kommend) (Sander [VIK 1999]; vgl. Abb. 15). Brennstoffzellensysteme hingegen
behalten ihren hohen Wirkungsgrad bis zur 50 %-Teillastmarke bei und fallen erst
dann ab. Das Absinken des Wirkungsgrades ist auf den zunehmenden Eigen-
verbrauch der peripheren Geräte im Teillastbetrieb zurückzuführen.
Abbildung 15: Teillastverhalten am Beispiel stationärer Systeme
Quelle: VIK 1999
3.1.3.3 Emissionen
Wie schon beim Energieverbrauch müssen auch bei den Emissionen nicht nur die
lokalen Emissionen, sondern auch die Emissionen, die bei der Kraftstoffbereitstel-
lung entstehen, betrachtet werden. Da die Menge der CO
2
-Emissionen direkt vom
Wirkungsgrad abhängt, können sich auch hier die Brennstoffzellensysteme (so-
wohl mobile als auch stationäre) gegenüber fast allen herkömmlichen Systemen
behaupten:
ONSI
Gasturbine
Gasmotor
125%
100%
Nenn
Nenn
P
P
75%
50%
25%
25% 50%
75%
100%
0%

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
27
Abbildung 16: CO
2
-Emissionen; links für mobile Systeme, rechts für statio-
näre Systeme
Quelle: modifiziert nach DaimlerChrysler [LEDJEFF et al. 1995] und Roes [VIK 1999]
Eindeutig im Vorteil gegenüber herkömmlichen Fahrzeugantrieben und (Heiz-)
Kraftwerken sind Energieumwandlungssysteme mit Brennstoffzellen im Bereich
der limitierten Emissionen, also Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe, Stickoxide
und Schwefeldioxid bzw. Schwefeloxide:
Abbildung 17: Limitierte Emissionen mobiler Systeme
Quelle: modifiziert nach DaimlerChrysler [LEDJEFF et al. 1995]
0
20
40
60
80
100
120
140
[g/km]
Ottomotor
Dieselmotor
BZ-Fahrzeug
Wasserstoffmotor
Elektrofahrzeug
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
[g/kWh]
Braunkohle-
KW
Steinkohle-
KW
GuD-HKW
Motor-HKW
BZ-HKW
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
Ottomotor Dieselmotor
BZ-Fahr-
zeug
Wasser-
stoffmotor
Elektrofahr-
zeug
CO [mg/km]
HC [mg/km]
NOx [mg/km]
SO2 [mg/km]

Einführung in die Brennstoffzellentechnologie
28
Abbildung 18: Limitierte Emissionen stationärer Systeme
Quelle: modifiziert nach Roes [VIK 1999]
Weitere Emissionen, die Brennstoffzellen in geringem Maße emittieren sind Lär-
memissionen. Dies ist vor allem für einige Nischenanwendungen (wie z.B. U-
Boote), Fahrzeuge und die dezentrale Energieversorgung von Häusern oder Sied-
lungen von Vorteil.
3.1.3.4 Synergieeffekte
Die Stacks, die in der stationären oder mobilen Anwendung eingesetzt werden,
müssen unterschiedliche Voraussetzungen erfüllen. Das Volumen für Brennstoff-
zellenstapel, die für Fahrzeuge vorgesehen sind, ist begrenzt. Die Leistung hin-
gegen muß ,,nur" ca. 75 kW
el
betragen. Auch die verwendeten Materialien können
sich leicht voneinander unterscheiden. So wird z.B. für die mobile Anwendung
eine dünnere Membran eingesetzt, um die ohmschen Verluste bei hohen Strom-
dichten zu verringern. Bei Brennstoffzellen für die stationäre Anwendung ist die
Größe des Stapels zweitrangig, wichtig wird jedoch die Höhe des elektrischen
Wirkungsgrades bzw. der erzeugten elektrischen Leistung, weshalb die aktive
Fläche der Stacks vergrößert wird, um einen höheren Strom zu erzielen und pa-
rallel dazu die Anzahl der hintereinander geschalteten Zellen erhöht wird um die
0
200
400
600
800
1000
1200
Braun-
kohle-KW
Stein-kohle-
KW
GuD-HKW Motor-HKW BZ-HKW
CO [mg(kWh]
HC [mg/kWh]
NOx [mg/kWh]
SOx [mg/kWh]

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832467012
ISBN (Paperback)
9783838667010
DOI
10.3239/9783832467012
Dateigröße
3.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Trier - Hochschule für Wirtschaft, Technik und Gestaltung – Umwelttechnik
Erscheinungsdatum
2003 (Mai)
Note
1,0
Schlagworte
brennstoffzelle pafc pemfc lernkurve stromgestehungskosten
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Titel: Kostenanalyse und Kostensenkungspotentiale für elektrochemische Energieumwandlungssysteme mit Brennstoffzellen
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