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Erfolgsfaktoren von Venture Capital Unternehmen

Ein Überblick über die deutsche Venture Capital-Szene

©2000 Diplomarbeit 135 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der heutige internationale Wettbewerb ist durch immer kürzere Produktionszyklen und dem daraus entstehenden Zwang, neue Produkte zu entwickeln und neue Märkte zu erschließen, gekennzeichnet. Diese Entwicklung verschafft vor allem innovativen Vorhaben zunehmende Bedeutung. Dies bedeutet, daß etablierte Unternehmen für die Entwicklung neuer Produkte und Technologien und der Erschließung neuer Märkte unternehmerische Risiken eingehen müssen. Gleichzeitig ist diese Entwicklung jedoch auch eine riesige Chance für Unternehmensgründungen. 1998 wurden durch 100.000 Firmenneugründungen über 361.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Finanzierung der beiden skizzierten Bereiche – Unternehmensgründungen und Investitionen etablierter Unternehmen in neuen Geschäftsfeldern – ist mit hohen Risiken verbunden und muß deshalb im wesentlichen mit Eigenkapital erfolgen. Dabei weichen die Finanzierungsquellen in Abhängigkeit vom Entwicklungsstadium der Unternehmen stark voneinander ab.
Während junge Unternehmen aufgrund ihrer geringen Innenfinanzierungskraft (der Cash-flow ist häufig negativ) und ihren schwer zu beurteilenden Absatzchancen fast ganz auf externes Kapital in Form von Venture Capital4 angewiesen sind, können Unternehmen, welche sich schon länger am Markt behaupten, auf eine breitere Finanzierungspalette zurückgreifen und zum Beispiel durch einen positiven Cash-flow Eigenkapital generieren. Da es jedoch auch für etablierte Unternehmen aufgrund von steuerlichen und arbeitsmarkttechnischen Voraussetzungen schwierig ist, eine für Forschung und Entwicklung ausreichende Eigenkapitalausstattung aufzubauen, sind auch diese auf externes Kapital angewiesen. Die Finanzierung von Neugründungen und/oder frühen Entwicklungsphasen („Seed“- oder Start-up-Finanzierung) ist das Spezialgebiet von Venture Capital Gesellschaften, welche nicht nur Kapital, sondern auch betriebswirtschaftliches und technologisches Expertenwissen zur Verfügung stellen. Die Venture Capital Gesellschaft erhält dabei Unternehmensanteile für das von Ihr bereitgestellte Kapital. Dies bedeutet, daß der Gewinnanreiz in der Wertsteigerung des Unternehmens besteht. Diese Wertsteigerung genannt „capital gain“ wird dann beim Verkauf der Anteile „Exit“ realisiert.
In diesem Zusammenhang ist in Deutschland besonders die Einführung des Börsensegmentes „Neuer Markt“ zu nennen, der eine hervorragende Exitmöglichkeit darstellt. Nach einer Statistik des Bundesverbandes deutscher […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6689
Chyba, Jochen: Erfolgsfaktoren von Venture Capital Unternehmen - Ein Überblick über
die deutsche Venture Capital-Szene
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Augsburg, Universität, Diplomarbeit, 2000
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Tabellenverzeichnis:
Tab. 1: Annualisierte Renditen von Venture Capital-Investitionen per 31. De-
zember 1998 in %.
Tab. 2: Performancevergleich: Annualisierte Returns zum 30. Juni 1999 in %.
Tab. 3: Corporate Venture Capital-Investitionsschwerpunkte deutscher Konzer-
ne
Tab. 4: Exitkanäle in Deutschland
Tab. 5: Beratungsbedarf und Betreuungsaktivitäten von jungen Technologieun-
ternehmen (Angaben in Prozent)
Tab. 6: Potentiell erfolgsrelevante gründerbezogene Qualifikationsindikatoren in
ausgewählten Gründerstudien.
Tab. 7: Erfolgszusammenhänge der Managerqualifikationsindikatoren.

Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Kontrolle und Betreuung sollen einen überdurchschnittlichen Unterneh-
menserfolg garantieren.
Abb. 2: Verteilung der Kapitalquellen bei Neuinvestitionen nach Investoren.
Abb. 3: Vergleich von Bankkredit und einer Venture Capital Finanzierung
Abb. 4: Formen des Beteiligungskapitals
Abb. 5: Förderprogramme für kleine und mittlere Unternehmen
Abb. 6: Das tbg-Beteiligungskonzept
Abb. 7: Ziele von Corporate Venture Capital-Unternehmen
Abb. 8: Bruttoinvestitionen nach Phasen
Abb. 9: Idealtypischer Verlauf einer Venture Capital Finanzierung
Abb. 10: Exitkanäle in Deutschland
Abb. 11: Finanzielles Profil eines neugegründeten Unternehmens
Abb. 12: Vorgehensweisen von Venture Capital Gesellschaften
Abb. 13: Auswahlkriterien der Technologieholding VC GmbH
Abb. 14: Wichtigkeit der einzelnen Funktionen die eine Venture Capital Gesell-
schaft beim Aufbau eines Portfolio-Unternehmen übernimmt.
Abb. 15: Bruttoinvestitionen nach Bundesländern (Geographischer Focus)
Abb. 16: Investitionen nach Branchen
Abb. 17: Der Venture Capital Markt in Deutschland: Entwicklung des Gesamt-
portfolios.
Abb. 18: Anzahl der finanzierten Unternehmen in Deutschland.
Abb. 19: Der Börsengang gewinnt als Exit-Kanal stark an Bedeutung.
Abb. 20: Aufteilung der Investitionen nach Branchen.
Abb. 21: Fehlschlagrate Venture Capital-Finanzierter Unternehmen.
Abb.22: Bewertung der Erfolgsfaktoren für innovationsorientierte Unterneh-
mensgründungen in Deutschland.
Abb. 23: Einflußfaktoren auf den amerikanischen Venture Capital-Markt.
Abb. 24: Inkubatoren in Deutschland. Quelle: VDI Nachrichten
vom 22.11.00

- 6 -
Abkürzungsverzeichnis
Abb.: Abbildung
BJTU: Beteiligungskapital für junge Technologieunternehmen
BMBF: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Techno-
logie
BTU: Beteiligungskapital für kleine Technologieunternehmen
d.h.: Das heißt
Deal: Investitionsmöglichkeit
EVCA: European private equity and Venture Capital Association
ERISA: Employee Retirement Income Security Act
EUR: Euro
Ggf: Gegebenenfalls
IPO: Initial public offer
IRR: Internal rate of return
KfW: Kreditanstalt für Wiederaufbau
Mio.: Millionen
MIT: Massachusets Institut of Technology
PU: Portfoliounternehmen
PVCI: Warburg Pincus-Venture Economics Post Venture Capital Index (PVCI)
Tab.: Tabelle
Tbg: Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft mbH
TOU: Projekt: ,,Förderung technologieorientierter Unternehmensgründungen"
Track Record: Kennzahl für den Erfolg einer Venture Capital Gesellschaft
USP: Unique Selling Proposition (Einzigartiges Verkaufsargument)
VC: Venture Capital
VCG: Venture Capital Gesellschaft
WFG: Deutsche Wagnisfinanzierungs-Gesellschaft
z.B.: zum Beispiel

- 7 -
Gliederung
1. EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG... 10
1.1 Executive Summary... 13
1.2 Definition von Venture Capital ... 14
1.3 Funktionsweise einer Venture Capital Gesellschaft... 15
1.4 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen, aktuelle Entwicklungen und
allgemeiner Überblick ... 21
1.5 Die geschichtliche Entwicklung... 22
2
DIE VENTURE CAPITAL BETEILIGUNG ... 24
2.1 Vorteile einer Venture Capital Finanzierung/Eigenkapital-Finanzierung
... 25
2.2 Gestaltung und Ziele einer Venture Capital Gesellschaft ... 28
2.3 Ziele von Venture Capital Gesellschaften... 29
2.3.1 Abgrenzung zu Business Angels: Anlageverhalten und Motive von
Business Angels
... 30
3
ÖFFENTLICHE FÖRDERPROGRAMME ... 32
3.1 Besondere Förderprogramme: Das Beteiligungskonzept der
Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft... 34
3.2 Corporate Venture Capital ... 36
3.3 Weitere Venture Capital Engagements: Der Management-Buy-Out/
Management-Buy-In (MBO/MBI) ... 40
3.4 Zusammenfassung ... 41
4
DAS PHASENMODELL... 42
4.1 Early Stage ... 43
4.1.1 Seed-Phase... 43
4.1.2 Start up-Phase... 44
4.1.3 First-Stage-Phase... 45
4.2 Expansionsphase ... 45
4.2.1 Second-Stage-Phase ... 46
4.2.2 Later-Stage-Phase / Bridge-Finanzierung ... 46

- 8 -
4.3 Exitstrategien/ Divesting-Phase ... 47
4.4 Die Unternehmensbewertung ... 51
4.4.1 Probleme bei der Bewertung junger Unternehmen... 53
4.4.1.1 Angenommenes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ... 54
4.4.1.2 Angenommener Gewinn ... 56
4.4.1.3 Die Ermittlung des Emissionskurses ... 57
5
VORGEHENSWEISEN VON VENTURE CAPITAL GESELLSCHAFTEN 58
5.1 Die Due Dilligence als Erfolgsfaktor für Venture Capital Gesellschaften
... 62
5.2 Vorteile einer Venture Capital-Finanzierung ... 65
5.2.1 Die Deckung des Finanzbedarfs... 65
5.2.2 Die qualifizierte Managementunterstützung bei verschiedenen
Anlässen ... 66
5.3 Die Vorteile einer Venture Capital Finanzierung aus Sicht der Start-ups
... 68
6
DER DEUTSCHE VENTURE CAPITAL MARKT... 70
6.1 Marktüberblick ... 70
6.1.1 Chancen und Risiken am Markt... 78
6.1.2 Volatilität der Märkte... 80
6.1.3 Co-Venturing ... 81
6.1.4 Gründe für das Scheitern von jungen Unternehmen ... 82
7
ERFOLGSSTRATEGIEN VON VENTURE CAPITAL GESELLSCHAFTEN
... 85
7.1 Das Management der Portfoliounternehmen ... 86
7.1.1 Das Managementteam ... 92
7.1.2 Finanzcontrolling als Erfolgsfaktor... 93
7.2 Das Portfolio einer Venture Capital Gesellschaft ... 95
7.3 Grundregeln für Investments von Venture Capital Gesellschaften ... 95
7.4 Die Produktwahl... 97
7.5 Die Bewertungskriterien von VCG ... 98
7.6 Venture Capital: Der Schlüssel zum Erfolg?... 99
7.7 Erfolgsfaktoren von Internet-Unternehmen... 101

- 9 -
7.7.1 Der Kundennutzen als Wettbewerbsvorteil... 102
8
DER MARKT USA ... 104
8.1 Aktuelle Entwicklungen in den USA... 104
8.2 Wachstumsfaktoren für Venture Capital Gesellschaften in den USA. 105
9
BUSINESS ANGELS ... 107
10 INKUBATOREN... 111
10.1 Warum Inkubatoren? ... 111
10.2 Was leisten Inkubatoren? ... 113
11 ZUSAMMENFASSUNG ... 115

- 10 -
1.
Einleitung und Problemstellung
Der heutige internationale Wettbewerb ist durch immer kürzere Produktionszyk-
len und dem daraus entstehenden Zwang, neue Produkte zu entwickeln und
neue Märkte zu erschließen, gekennzeichnet. Diese Entwicklung verschafft vor
allem innovativen Vorhaben zunehmende Bedeutung.
Dies bedeutet, daß etablierte Unternehmen für die Entwicklung neuer Produkte
und Technologien und der Erschließung neuer Märkte unternehmerische Risi-
ken eingehen müssen.
Gleichzeitig ist diese Entwicklung jedoch auch eine riesige Chance für Unter-
nehmensgründungen. 1998 wurden durch 100.000 Firmenneugründungen über
361.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.
1
Die Finanzierung der beiden skizzierten Bereiche ­ Unternehmensgründungen
und Investitionen etablierter Unternehmen in neuen Geschäftsfeldern ­ ist mit
hohen Risiken verbunden und muß deshalb im wesentlichen mit Eigenkapital
erfolgen.
2
Dabei weichen die Finanzierungsquellen in Abhängigkeit vom Ent-
wicklungsstadium der Unternehmen stark voneinander ab.
Während junge Unternehmen aufgrund ihrer geringen Innenfinanzierungskraft
(der Cash-flow
3
ist häufig negativ) und ihren schwer zu beurteilenden Absatz-
chancen fast ganz auf externes Kapital in Form von Venture Capital
4
angewie-
sen sind, können Unternehmen, welche sich schon länger am Markt behaupten,
auf eine breitere Finanzierungspalette zurückgreifen und zum Beispiel durch
einen positiven Cash-flow Eigenkapital generieren.
5
Da es jedoch auch für etab-
lierte Unternehmen aufgrund von steuerlichen und arbeitsmarkttechnischen
Voraussetzungen schwierig ist, eine für Forschung und Entwicklung ausrei-
chende Eigenkapitalausstattung aufzubauen, sind auch diese auf externes Ka-
pital angewiesen.
1
Vgl. BVK Jahrbuch (1999) S. 17.
2
Vgl. Pleschak, F. / Kulicke, M. / Stummer, F. (1998) S. 6.
3
Vgl. Coenenberg, A. G. (1994) S. 530ff. und S. 589ff.
4
Vgl. Kap. 1.2.
5
Vgl. Hierl, W. (1986): S. 24.

- 11 -
Die Finanzierung von Neugründungen und/oder frühen Entwicklungsphasen
(,,Seed"- oder Start-up-Finanzierung
6
) ist das Spezialgebiet von Venture Capital
Gesellschaften
7
, welche nicht nur Kapital, sondern auch betriebswirtschaftliches
und technologisches Expertenwissen
8
zur Verfügung stellen. Die Venture Capi-
tal Gesellschaft erhält dabei Unternehmensanteile für das von Ihr bereitgestellte
Kapital. Dies bedeutet, daß der Gewinnanreiz in der Wertsteigerung des Unter-
nehmens besteht. Diese Wertsteigerung genannt ,,capital gain"
9
wird dann beim
Verkauf der Anteile ,,Exit"
10
realisiert.
In diesem Zusammenhang ist in Deutschland besonders die Einführung des
Börsensegmentes ,,Neuer Markt"
11
zu nennen, der eine hervorragende Exit-
möglichkeit darstellt.
12
Nach einer Statistik des Bundesverbandes deutscher Kapitalbeteiligungsgesell-
schaften investierten Wagniskapitalgeber 1999 bereits 15,4 Milliarden Mark.
Das ist dreimal soviel wie 1992. Zugleich förderten sie über 4700 Firmen (1992:
2600 Firmen).
Venture Capital Gesellschaften verfolgen bei ihren Investitionen sogenannte
,,hot industries" d.h. Trendbranchen wie Internet, Elektronik und Biotechnologie.
Interessant sind dabei nur die Unternehmen mit den besten Entwicklungschan-
cen.
13
Andere Unternehmen, die den hohen Wachstums- und Renditeerwartun-
gen nicht entsprechen, fallen durch das Bewertungsraster der Gesellschaften
durch. Nur ca. 3 Prozent aller Unternehmen, die sich um Venture Capital be-
werben, erhalten auch eine Unterstützung, weshalb in Kapitel 9 auf die wichtige
Funktion von Business Angels bei der Frühphasenfinanzierung eingegangen
wird. In den USA stellen Business Angels ca. 85% des Beteiligungskapitals für
junge Unternehmen zur Verfügung.
14
6
Vgl. Kap. 4.
7
Vgl. Kap. 2.
8
Vgl. Kap. 2 und Kap. 5.2.2.
9
Vgl. Dichtl, E. / Issing, O. (1994), S. 2184.
10
Vgl. Lessat, V. u.a.(1999), S. 97.
11
Vgl. Kap. 4.6.
12
Vgl. EVCA (2000); Nolte, B. (2000) und Deutsche Bank, IPHORA (1999), S. 201.
13
Vgl. Kap. 5.
14
BMWI (2000).

- 12 -
In Kapitel 10 wird auf die wachsende Bedeutung von Inkubatoren in Deutsch-
land eingegangen. Oft scheitern Jungunternehmen, weil ihnen die Informatio-
nen aus der Praxis und das erforderliche Managementwissen fehlen. Neben
dem Kapital bringen Venture Capital Firmen auch Know-how in ein Unterneh-
men. Ein Inkubator bietet den Vorteil, daß Experten aller Fachrichtungen vor Ort
sind und sowohl schnelle als auch zielgenaue Unterstützung leisten können.

- 13 -
1.1 Executive
Summary
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die Hauptmerkmale und Funkti-
onsweisen von Venture Capital Gesellschaften zu geben und daraus Erfolgsfak-
toren
15
von Venture Capital Gesellschaften zu erarbeiten.
Ziel dieser Arbeit ist es jedoch nicht, auf Basis statistischer Untersuchungen die
Erfolgsfaktoren herauszuarbeiten, sondern durch sorgfältige Analyse bereits
durchgeführter empirischer Untersuchungen die wichtigsten Erfolgsfaktoren
darzustellen.
Während der Erstellung der Arbeit wurde jedoch ein breites Informationsdefizit
bezüglich Venture Capital sowohl auf Unternehmerseite wie auch auf Seiten der
traditionellen Unternehmens-Finanzierer (z.B. Banken) festgestellt, weshalb in
Kapitel 1-4 Grundlagen einer Venture Capital Finanzierung erklärt werden.
Der Erfolg einer Venture Capital Gesellschaft basiert dabei im wesentlichen auf
dem Erfolg der im Investitions-Portfolio enthaltenen Unternehmen. Deshalb er-
scheint es sinnvoll im Rahmen dieser Arbeit auch die Erfolgsfaktoren von jun-
gen Internet-Unternehmen
16
zu betrachten, da diese Unternehmen zur Zeit den
größten Anteil im Investitionsportfolio einer Venture Capital Gesellschaft ein-
nehmen.
Auf eigene empirische Untersuchungen wurde dabei gezielt verzichtet.
Da sich die Venture Capital Branche zur Zeit in Deutschland noch im Entwick-
lungsstadium befindet - man bedenke, daß es diese Finanzierungsform mit we-
nigen Ausnahmen erst seit knapp 4 Jahren gibt
17
- erscheint es nicht sinnvoll auf
ältere bestehende deutsche Literatur einzugehen.
Grundlage für die Arbeit waren deshalb hauptsächlich aktuelle Untersuchungs-
ergebnisse von Unternehmensberatungen, Banken, Venture Capital Gesell-
schaften und eigene mit Experten geführte Interviews.
15
Vgl. Kap. 7.
16
Vgl. Kap. 7.7.
17
Vgl. Kap. 1.3.

- 14 -
1.2
Definition von Venture Capital
Obwohl Venture Capital in den USA eine lange Tradition aufweisen kann, ist
auch dort keine einheitliche Begriffsdefinition vorhanden. Der führende Informa-
tionsvermittler in den USA, das Venture Capital Journal, berichtete im Dezem-
ber 1989, ,,daß es nicht einmal innerhalb eines Landes eine vereinbarte Defini-
tion von Venture Capital gäbe
18
..". Den Begriff ,,Venture Capital" mit ,,Risikokapi-
tal" zu übersetzen, scheitert oft an der negativen Auslegung des Wortes Risiko
in Deutschland, was mit der eigentlichen Bedeutung von Venture nichts zu tun
hat. Diese Auslegung ist eher im Sinne von Gewinnchance zu verstehen, wes-
halb auch der Begriff ,,Chancenkapital" eingeführt wurde.
19
Es erscheint deshalb sinnvoll zwischen ,,Venture Capital" und ,,Private Equity"
zu unterscheiden. Private Equity steht meist für die Investition in reifere, noch
nicht börsennotierte Unternehmen mit dem Ziel, durch laufende Erträge zu ver-
dienen.
20
Venture Capital ist dagegen eine Investition in ein stark wachsendes Unter-
nehmen, welches meist keine Erträge ausschüttet, mit dem Ziel von der Wert-
steigerung (capital gain)
21
der Unternehmensanteile zu profitieren.
22
Venture Capital (VC), auch Risiko- oder Wagniskapital genannt, ist Eigenkapi-
tal, das meist jungen Unternehmen in Wachstumsbranchen zur Verfügung ge-
stellt wird.
23
Im Gegenzug erhält der Investor Firmenanteile in Form einer Minderheitsbetei-
ligung von maximal 49%.
24
Dabei erwartet der Investor keine laufenden Zins-
zahlungen und auch keine Tilgung der Investition, sondern erhofft sich eine
18
Vgl. Bürgin, P. / Ugo, I. (1997).
19
Geigenberger, I. (1999) S. 2.
20
G-forum, Wien (2000) in:
www.g-forum.de
vom 27.10.00 S. 2; Geigenberger, I. (1999) S.2
und EVCA (2000) S. 3.
21
Dichtl, E / Issing, O. (1994) S. 2184.
22
Geigenberger, I. (1999) S. 3.
23
Dichtl, E / Issing, O. (1994) S. 2184.
24
Vgl. Technologieholding (2000).

- 15 -
möglichst ertragsreiche Veräußerung seiner Unternehmensanteile zu einem
späteren Zeitpunkt.
25
Venture Capital sollte, von der Erzielung hoher Renditen abgesehen, dazu bei-
tragen, den Eigenkapitalbedarf neugegründeter und wachstumsträchtiger Un-
ternehmen zu decken, wobei angestrebt wird, das hohe Finanzierungsrisiko
durch ein Kontroll- und Mitspracherecht zu minimieren.
26
Eine Venture Capital Finanzierung liegt dann vor, wenn:
Ein Kapitalgeber direkt oder als Vermittler (Intermediär) zwischen einem Kapi-
talanleger und einem Kapitalnehmer, einem innovativen, nicht emissionsfähi-
gen, wachstumsorientierten Unternehmen, dort haftende Mittel ohne die übli-
chen Kreditsicherheiten zur Verfügung stellt (Minderheitsgesellschafter) und
umfangreiche Managementunterstützung gewährt mit der mittel- bis langfristi-
gen Zielsetzung, die erworbene(n) Beteiligung(en) nach erfolgreicher Expansion
des Unternehmens mit hohem Gewinn abzustoßen.
27
Diese Definition ist auch Grundlage für nachfolgende Diplomarbeit.
1.3
Funktionsweise einer Venture Capital Gesellschaft
Da die allgemeine Definition einer Venture Capital sehr ungenau ist, wird hier
nochmals kurz die Funktionsweise einer Venture Capital Gesellschaft beschrie-
ben. Gleichzeitig soll auch dargestellt werden, was Venture Capital nicht ist.
Man spricht im allgemeinen nicht von Venture Capital, wenn ein hochriskantes
Vorhaben über einen Kredit finanziert wird.
Venture Capital bedeutet nicht nur Investition, sondern auch aktive Manage-
mentunterstützung.
28
Für einen Unternehmer bedeutet Venture Capital nicht
nur, daß er Kapital einkauft, sondern auch Wissen, Unterstützung und ein weit-
25
Vgl. Nevermann, H./Falk, D. (1986) S. 20.
26
Laub, U. (1985).
27
Nevermann / Falk (1986); Fischer (1987), S. 10-11 und Sattler (1995) Sp. 1094.
28
Coelho, G. (2000) Ausgabe 10/2000 S. 6; Deutsche Bank, IPHORA (1999), S. 226 und Ple-
schak, F. / Kulicke, M. / Stummer, F. (1998) S. 7.

- 16 -
reichendes Netzwerk erhält. Ziel dabei ist, durch eine ständige Kontrolle und
Betreuung einen überdurchschnittlichen Unternehmenserfolg zu gewährleisten,
was auch durch verschiedene Studien bestätigt wurde.
29
Abb.
1: Kontrolle und Betreuung sollen einen überdurchschnittlichen
Unternehmenserfolg garantieren.
Quelle: BMP AG, Berlin
Zur Gründung einer Venture Capital Gesellschaft wird am Anfang von meist
institutionellen Investoren (Banken, Versicherungen, Pensionsfonds) Geld in
einem Venture Capital Fonds gesammelt.
Dieses Geld wird dann von einer Fondsmanagementgesellschaft (Venture Capi-
tal Gesellschaft) verwaltet.
Das bedeutet, daß die Gesellschaft als Intermediär zwischen anlagesuchendem
Kapital und innovativen kleinen oder mittleren Unternehmen ohne Börsenzu-
gang angesehen werden kann.
30
29
Vgl. Sheikh, Sonja (2000): S. 5 ff. ; Deutsche Bank, IPHORA (1999), S. 232.
Die laufende Betreuung: Wertsteigerung
durch Business Development
Speziali-siertes
Invest-
ment
Manage-
ment
Team
Investment
Manager
Be
teiligunge
n
· Netzwerke
· Betriebswirtschaft-liches
Know-How
· Kapitalrunden
· Strategische
Partnerschaft
· Interner Know-How-
Transfer
· Beteiligungscontrolling
· ...

- 17 -
Die Gesellschaft erwirbt Anteile an Unternehmen mit dem Ziel, sie nach 3-7
Jahren möglichst gewinnbringend zu verkaufen.
Die Investition der VC-Gesellschaft wird dabei im Rahmen einer Kapitalerhö-
hung
31
durchgeführt. Das Stammkapital des Unternehmens erhöht sich um den
Betrag der Kapitalerhöhung plus dem von der VC-Gesellschaft zu zahlenden
Aufgeld (Agio).
32
Venture Capital Gesellschaften investieren in einer sehr frühen Phase, weshalb
die potentiellen Investoren auch einen Risikoausgleich in Form von hohen Ren-
diten erwarten. Wie jeder Investor, zielt auch der Venture Capital-Investor dar-
auf ab, seine Rendite aus dem Investment unter Berücksichtigung des einge-
gangenen Risikos zu maximieren.
Nachstehende Tabelle gibt einen Eindruck von den realisierbaren Renditen.
33
30
Vgl. Hierl, W. (1986) S. 38.
31
Vgl. Wöhe, G. (1990) S. 879ff.
32
Vgl.: G-forum, Wien (2000) aus:
www.g-forum.de
vom 27.10.00 S. 2.
33
Vgl. Deutsche Bank, IPHORA (1999) S. 216.
Typ Fonds
3 Monate 6 Monate 9 Monate
1 Jahr
3 Jahre
5 Jahre
10 Jahre 20 Jahre
Early
stage/seed
venture
9,3
8,9
16,2
25,2
37,7
33,7
19,7
16,8
Diversified
venture
6,3
1,1
8,8
18,8
23,6
24,2
16,1
14
Later stage
venture
13,4
7,7
18,1
26,5
27,3
29,8
23,9
18,2
Gesamt
venture
8,1
4,5
7,6
17,2
27,6
27,4
17,7
15,1
Gesamt Buy-
out
5,8
8,4
4,8
10,9
19,2
17,2
16,4
19,6
Mezzanin
8,8
6,9
11,5
11,7
10,4
10,4
10,2
10,8
Gesamt private
equity
6,4
1,4
5,1
12,8
22
20,5
16,9
17,1

- 18 -
Tab. 1: Annualisierte Renditen von Venture Capital-Investitionen per 31. De-
zember 1998 in %.
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Deutsche Bank,
IPHORA (1999) S. 216.
Tabelle 1 zeigt, daß nicht nur die Venture Capital Gesellschaften, sondern auch
die Kapitalgeber der nächsten Stufe ­ die Aktionäre ­ von dem Wachstum der
Gesellschaften überdurchschnittlich profitieren, nachdem ein Venture Capital-
gestütztes Unternehmen den Sprung an die Börse geschafft hat.
Unternehmen, die von einer Venture Capital Gesellschaft (mit-) finanziert wur-
den, wiesen in den USA eine jährliche Performanceentwicklung von 52,10%
(PVCI) auf, während der Dow Jones-Index eine Entwicklung von ,,nur" 21,5%
aufwies.
34
Anm.: PVCI: Warburg Pincus - Venture Economics Post Venture Capital Index
35
Tab. 2: Performancevergleich: Annualisierte Returns zum 30. Juni 1999
in %.
34
Vgl. Tab. 2.
35
PVCI: Index aller an den amerikanischen Börsen notierten Unternehmen, welche durch Ven-
ture Capital (mit-) finanziert (venture-backed) wurden und in den letzten zehn Jahren den
Börsengang vollzogen haben.
Index
1999
1 Jahr
3 Jahre
5 Jahre
PVCI
20,5
52,1
22,7
26,4
S&P
9,9
23,9
26,3
24,2
NASDAQ
20,5
48,5
30,6
29,2
Dow Jones
17,8
21,5
24,1
23,5

- 19 -
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Deutsche Bank
IPHORA (1999) S. 217.
Die Ausfallraten werden dabei von den meisten Unternehmen geheim gehalten.
Nach Schätzungen von Bygrave/Timmons
36
dürften sie jedoch in den USA bei
30% liegen. Nach BVK-Angaben lagen die Totalverluste (genannt ,,Divestment
durch Abschreibung") in Deutschland bei 29,45%.
37
Trotzdem erzielten die Venture Capital Fonds im langfristigen Vergleich zwi-
schen den Jahren 1993 und 1997 eine Performance von über 30%.
38
Neben den unternehmensspezifischen Risiken, die der VC möglichst gering
halten möchte, ist jedoch auch die Marktentwicklung entscheidend für die Per-
formance des Fonds. Ein negatives Marktumfeld mit geringer Nachfrage be-
grenzt die Gewinne beim Exit.
39
36
Bygrave / Timmons (1992).
37
Vgl. Tab. 4, an der Anzahl der Investments gemessen.
38
Vgl. Geigenberger, I. (1999).
39
Vgl. Kap. 4.6.

- 20 -
Abb. 2: Funktionsweise einer Venture Capital Finanzierung.
Quelle:
www.deutschland-innovativ.de
, Oktober 2000.

- 21 -
1.4 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen, aktuelle Entwick-
lungen und allgemeiner Überblick
Die volkswirtschaftliche Komponente von Beteiligungskapital aber auch von
Venture Capital, wird besonders durch die Schaffung von Arbeitsplätzen mit
den bekannten positiven Folgewirkungen deutlich.
40
Immerhin werden rund 80
% neuer Arbeitsplätze von jungen und kleinen Unternehmen geschaffen.
41
Von
1992 bis 1996 erhöhten beteiligungsfinanzierte Unternehmen ihre Beschäftig-
tenzahl um insgesamt 17,2%, während die Gesamtheit deutscher Unternehmen
die Arbeitsplätze um 5,2% reduzierte. Der durchschnittliche Umsatz von mit
Beteiligungskapital finanzierten Unternehmen lag zwischen 1993 und 1997 rund
5% über dem von Unternehmen ohne Beteiligungskapital.
42
Um die Nachhaltigkeit der positiven Auswirkungen von Venture Capital in
Deutschland zu gewährleisten, sind jedoch Änderungen der steuerlichen Rah-
menbedingungen notwendig.
Das Steuerentlastungsgesetz von 1999 enthält eine Reihe negativer Regelun-
gen für die Beteiligungsbranche. Der größte Nachteil ist jedoch die Abschaffung
des § 6 b EstG im UBGG (Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaf-
ten) und damit die verloren gegangene Möglichkeit, Veräußerungsgewinne
steuerfrei im Unternehmen zu thesaurieren.
43
Die positiven Wirkungen von Beteiligungskapital könnten also noch besser sein,
wenn der Staat sich entscheiden würde, die Rahmenbedingungen zu verbes-
sern.
44
40
Vgl. Hierl, W. (1986) S. 2ff und Lessat, V. (1999).
41
Vgl. Mackewitz&Partner (1998).
42
Vgl. IQB GmbH (1998) .
43
BVK Jahrbuch (1999), S. 14 und Kap. 9.
44
Vgl. EVCA (2000).

- 22 -
1.5
Die geschichtliche Entwicklung
Die Geschichte des Beteiligungskapitals als institutionelle Anlageform beginnt in
Deutschland 1965.
Von 1965 bis 1972 wurden in Deutschland 33 Beteiligungsgesellschaften ge-
gründet. Das schwierige rechtliche und steuerliche Umfeld, die Risikoaversität
der Deutschen und die fehlende Gründerkultur waren der Grund für die wenigen
damals tätigen Gesellschaften sich aus dem Markt wieder zurückzuziehen oder
sich auf weniger risikoreiche Geschäfte zu konzentrieren.
Ein weiterer Grund war auch das Fehlen von erfahrenen Investmentmanagern.
Die Investitionsschwerpunkte verlagerten sich von der risikoreichen Frühpha-
senfinanzierung hin zur Spätphasenfinanzierung und Finanzierung von Nach-
folgesituationen.
Grund für das Eingreifen der Bundesregierung im Jahr 1975 war eine stetig sin-
kende Eigenkapitalquote der deutschen Unternehmen. In Zusammenarbeit mit
27 Kreditinstituten wurde die Deutsche Wagnisfinanzierungs-Gesellschaft
(WFG) gegründet. Der Bund verpflichtete sich, 75% der etwaigen Verluste der
ersten 15 Jahre und zwar bis zu 15 Millionen zu decken.
45
Nach Untersuchungen des Fraunhofer Instituts für Systemtechnik und Innovati-
onsforschung, investierte die WFG 70 Mio. DM über einen Zeitraum von 10
Jahren und hatte eine Ausfallquote von 30%.
46
Anfang der 80er Jahre wurde, ausgelöst durch amerikanische Erfolgsmeldun-
gen, der Begriff ,,Venture Capital" auch in Deutschland bekannt. Es wurden
einige Venture Capital Gesellschaften nach amerikanischem Muster gegründet,
in welche vor allem Kreditinstitute, Versicherungen und Industrieunternehmen
investierten.
47
Die zweite Hälfte der achtziger Jahre zeigte jedoch, daß sich das amerikani-
sche Muster nicht so einfach auf Deutschland übertragen läßt. Die Risikoaversi-
tät in Deutschland, der Mangel an erfahrenen Investmentmanagern und haupt-
45
BVK Jahrbuch (1999), S. 17.
46
BVK Jahrbuch (1999), S. 17ff.
47
Vgl. Nolte, B. (2000) S. 6ff.

- 23 -
sächlich das Fehlen von lukrativen Exit-Möglichkeiten
48
verhinderte den Erfolg
von Venture Capital Fonds.
Erste Erfolge wurden durch das vom Bundesministerium für Forschung und
Technologie 1983 initiierte Projekt ,,Förderung technologieorientierter Unter-
nehmensgründungen" (TOU) erzielt. Ziel war es, ein innovations- und grün-
dungsfreundliches Klima in Deutschland zu schaffen. Nach Ende des Projektes
im Jahr 1988 konnten durchaus positives Auswirkungen festgestellt werden.
49
Das Nachfolgeprojekt: ,,Beteiligungskapital für junge Technologieunternehmen
(BJTU)" wurde zur Unterstützung der Beteiligungsgesellschaften bei Investitio-
nen in junge Unternehmen aufgelegt.
50
BJTU wurde 1995 in das Programm: ,,Beteiligungskapital für kleine Technolo-
gieunternehmen (BTU)" umgewandelt. Das Ziel von BTU war, wie der Name
schon sagt, junge Technologieunternehmen besonders in der Start-up Phase
zu unterstützen.
Teil des BTU-Konzeptes ist zum Beispiel die in Deutschland überaus erfolgrei-
che Beteiligung der Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft mbH (tbg).
51
Durch
die Gründung und Etablierung des Neuen Marktes 1997 als Exit-Option wurde
ein wichtiges Instrument des Venture Capital Geschäfts geschaffen. Die meis-
ten der heute tätigen Venture Capital Gesellschaften etablierten sich in dieser
Phase.
52
48
Vgl. Kap. 4.6.
49
BVK Jahrbuch (1999), S. 19.
50
Vgl. Kulicke / Wupperfeld (1996).
51
Vgl. Kap. 3.1.1.
52
Vgl. Nolte, B. (2000) S. 7.

- 24 -
2
Die Venture Capital Beteiligung
Existenzgründer und junge Unternehmen haben in der Regel nicht genügend
Kapital um größere risikoreiche Projekte zu finanzieren. Der Aufbau eines
Technologieunternehmens erfordert für die ersten 4 Jahre Kapital in Höhe von
durchschnittlich 3 Mio. DM, dabei 1 bis 1,5 Mio. für Fertigung und Entwicklung
und 1,5 bis 2 Mio. DM für die Markteinführung und den Fertigungsaufbau.
53
Be-
stehende Unternehmen finanzieren derartige Projekte z.B. aus dem Cash-flow,
d.h. dem für Investitionen frei verfügbaren Betrag nach Abzug aller Aufwendun-
gen
54
oder über einen Kredit der Hausbank. Da die oben erwähnten jungen Un-
ternehmen jedoch oft nur ein Produkt anbieten bzw. dieses Produkt erst entwi-
ckeln, ist der Cash-flow häufig negativ.
Die Hausbank lehnt derartige Finanzierungen meistens ab, da das kapitalsu-
chende Unternehmen keine Sicherheiten anbieten kann.
55
Risikokapital hinge-
gen wird in der Regel ohne bankübliche Sicherheiten vergeben. Ein weiterer
großer Unterschied zur Bankfinanzierung ist, daß es sich bei Risikokapital um
Eigenkapital handelt, für welches im Gegensatz zum Fremdkapital keine jährli-
chen Zinszahlungen fällig sind, und welches auch nicht getilgt werden muß. Als
Gegenleistung erhält der Venture Capitalist Anteile am Unternehmen
Der Markt der Kapitalanbieter läßt sich in zwei Teile gliedern: Der formelle
Markt, bestehend aus Kapitalbeteiligungsgesellschaften, Versicherungen, Ban-
ken, Pensionsfonds und industriellen Kapitalgebern, sowie der informelle Markt
der Privatinvestoren, den sogenannten Business Angels. Dieser Markt war bis-
her noch wenig organisiert, was sich jedoch mit der Bildung des Business An-
gels Network Deutschland (BAND e.v.) geändert hat.
56
Wie aus Abbildung 2
ersichtlich, stellen private Anleger schon 8% des in Deutschland neu investier-
53
Vgl. Pleschak, F. / Kulicke, M. / Stummer, F. (1998) S. 5.
54
Vgl. Coenenberg, A.G. (1994) S. 530ff. und S. 589ff.
55
Vgl. Nolte, B. / Stummer, F. (2000) und Pleschak, F. / Kulicke, M. / Stummer, F. (1998)
S. 8.
56
Vgl. Kap. 9.

- 25 -
ten Kapitals. Weitere Unterstützung wurde durch die Verbesserung der staatli-
chen Refinanzierungsmöglichkeiten geschaffen.
57
Abb. 2: Verteilung der Kapitalquellen bei Neuinvestitionen nach
Investoren
Quelle: BVK (1999)
2.1
Vorteile einer Venture Capital Finanzierung/Eigenkapital-
Finanzierung
Venture Capital ist eine auf ca. 3-7 Jahre angelegte Kapitalbeteiligung
58
. Über-
wiegend handelt es sich dabei um eine Minderheitsbeteiligung, wobei der Kapi-
talgeber grundsätzlich zu anlaufbedingten Nachschüssen bereit ist. Das Beteili-
gungsunternehmen ist meistens sehr jung und hat ein starkes innovationsbe-
dingtes Wachstum.
Die grundsätzlichen Funktionen und Vorteile von Eigenkapital sollen im folgen-
den kurz aufgezählt werden um die Vorteile dieser Finanzierungsart für junge
Unternehmen aufzuzeigen.
57
Vgl. Kreditanstalt für Wiederaufbau (1998), S. 14 ff. ;Technologie-Beteiligungs-Gesellschaft
(tbg), 1998 und Kap. 2.3.1.
58
Vgl. Schmid, H. (1987): Venture Capital und Eigenfinanzierung kleiner Unternehmen im We-
ge der öffentlichen Emission als komplementäre Alternativen, in: Albach, H. (1987) S.
297ff.

- 26 -
Grundsätzliche Funktionen des Eigenkapitals sind
59
·= Bestandssicherungsfunktion und Krisenvorsorge
Liquiditätsschonend, da keine Zins- und Tilgungsbelastung
Hohe Verschuldung macht konjunkturabhängig, z.B. von steigenden Zin-
sen
Ungenügende Eigenkapitalausstattung führt gerade in rezessiven Pha-
sen zu erhöhter Insolvenzgefahr, da Kostenüberwälzung nicht möglich.
·= Kreditsicherungsfunktion
EK/FK- Quote ist eine wichtige Bonitätskennzahl.
·= Risikoträgerfunktion
Erfolg/Mißerfolg von risikoreichen Projekten ist erst ex post feststellbar,
Zins- und Tilgungsbelastung bei FK aber i.d.R. sofort und unabhängig
von Erfolg/Mißerfolg zu zahlen.
·= Systemstabilisierungsfunktion (ordnungspolitisch)
Da das dem kapitalsuchenden Unternehmen zur Verfügung gestellte Kapital
den Charakter von Eigenkapital hat, bedeutet dies, wie auch schon eingangs
erwähnt, daß die Venture Capital Gesellschaft keinerlei Anspruch auf Rückzah-
lung und feste Verzinsung des eingesetzten Kapitals hat. Um Mißbrauch und
grobe Fehlentscheidungen zu vermeiden, fordert der Investor deshalb ein meist
vertraglich zugesichertes Mitspracherecht. Damit mindert sich auch das Risiko
der Beteiligungsgesellschaft.
60
Durch Betreuung und Beratung sollen sich die
Unternehmen vorteilhafter entwickeln, so daß sich die Rendite der Unterneh-
men und damit der Beteiligungsgesellschaft erhöht.
61
Beteiligungsgesellschaften greifen aber normalerweise nicht ins operative Ge-
schäft ein.
59
Vgl. Gruhler, W.(1994) S.164 ff.
60
Vgl. Mackewitz&Partner (1998) S. 45.
61
Vgl. Pleschak, F. / Kulicke, M. / Stummer, F. (1998) S. 37 und Kap. 5.

- 27 -
Abb. 3: Vergleich von Bankkredit und einer Venture Capital Finanzierung
Quelle:
www.mckinseyquarterly.com/home.htm
VERGLEICH (BANK-) KREDIT UND VENTURE CAPITAL
Quelle: McKinsey
VEREINFACHT
Kurz-
beschreibung
(Bank-) Kredit
·
Fremdkapital mit Anspruch auf
Zinszahlung und Rückzahlung
unabhängig von der Unternehmens-
entwicklung (Haftungsbeschränkung
je nach Gesellschaftsform)
Venture Capital
(Wagniskapital)
·
Eigenkapital für Unternehmens-
anteile, Exit-Forderung nach 3-7
Jahren, Wertentwicklung analog zum
Unternehmenswert
(alle Chancen, volles Risiko)
Vorteile
·
Unternehmerische Entscheidungs-
freiheit nicht eingeschränkt (solange
Zins-/Rückzahlungsverpflichtungen
erfüllt)
·
Kreditgeber profitiert nicht von hoher
Gewinn-/Wertsteigerung
·
Keine Rückzahlungsverpflichtungen
bei Scheitern der Gründung
·
Betreuung/Beratung, Kontaktvermitt-
lung durch Kapitalgeber
·
Besicherung ist nicht erforderlich bzw.
einschränkend
·
Höhere Flexibilität bei Liquiditäts-
engpässen
Optimale
Nutzung
·
Geringer Kapitalbedarf
·
Sichere Ertragsaussichten
·
Hoher Kapitalbedarf
·
Risikoreiche Technologien für
wachstumsträchtige Volumen-
geschäfte

- 28 -
Formen des Beteiligungskapitals:
For
me
ller
Bete
ilig
ungs
-
mar
k
t
Co
rpor
at
e
V
e
ntur
e
Cap
ital
·Direkte (stille oder offene) Beteiligung des kapitalgebenden Unternehmens
·Indirekte Beteiligung über eine eigene Venture-Capital-Gesellschaft
Informe
ller
Bete
iligu
ngs-
mark
t
·Seed Capital-Gesellschaften
·Venture Capital-Gesellschaften
·Förderorientierte Beteiligungsgesellschaften
·Kapitalbeteiligungsgesellschaften von Sparkassen etc.
·Beteiligungsgesellschaften mit Fokus auf etablierte Wachstumsunternehmen
·Beteiligungsgesellschaften mit Schwerpunkt auf Finanzierung von MBOs/MBIs, Turnarounds etc.
·,,Virgin Angels", bislang noch ohne Investment
·,,Latent Angels", stehen unmittelbar vor erstem Investment
·,,Entrepreneurial Angels", unternehmerisch orientierter Kapitalgeber, z.B. ehemalige Manager etc.
·,,Income-seeking Angels", Privatinvestor, der regelmäßiges Einkommen sucht
·,,Coporate Angels", Unternehmer, die eigenes Vermögen investieren
Abb.4: Formen des Beteiligungskapitals
Quelle: Lessat V. u.a.: Beteiligungskapital und technologie-
orientierte Unternehmensgründungen, Wiesbaden 1999
2.2
Gestaltung und Ziele einer Venture Capital Gesellschaft
Das Engagement einer Venture Capital Gesellschaft ist in der Regel auf 3 bis 7
Jahre begrenzt. Je früher der ,,Exit" erfolgt, desto vorteilhafter für die VC Ge-
sellschaft, denn erst durch die Desinvestition erfolgt eine Gewinnrealisierung,
der sogenannte ,,capital gain"
62
Im Idealfall entschädigt beim Exit eine überdurchschnittlich hohe Rendite für
das überdurchschnittlich hohe Risiko, welches die VC Gesellschaft durch die
Finanzierung trägt.
Ein weiterer Unterschied der Venture Capital Finanzierung im Vergleich zur
klassischen Bankfinanzierung ist, daß die VC Gesellschaft dem Unternehmen
62
Vgl. Anhang: Venture Capital Glossar

- 29 -
eine umfassende Beratung in Bereichen, wie z.B. technisches Know-how,
rechtliche- und betriebswirtschaftliche Fragen bietet.
63
Dafür sichert sich die VC Gesellschaft ein Mitsprache- und Kontrollrecht.
Somit sollen gravierende Fehlentscheidungen von Seiten des Kapitalnehmers
vermieden sowie eine rasche Geschäftsentwicklung unterstützt werden.
Durch dieses Mitsprache- und Kontrollrecht versucht die VC Gesellschaft das
hohe Finanzierungsrisiko zu minimieren.
64
Die Investoren einer Venture Capital
Gesellschaft sind renditeorientiert. Jeder Flop und jede Fehleinschätzung
schmälert den Ertrag.
Venture Capital Gesellschaften legen deshalb besonderen Wert auf:
·= Unternehmen, die sich auf einen Wachstumsmarkt konzentrieren und eine
internationale Ausrichtung anstreben.
·= Unternehmen, die ein innovatives Produkt besitzen oder entwickeln und sich
deutlich von den Konkurrenzanbietern unterscheiden.
·= Das das Konzept zur Markterschließung schlüssig ist und auf überzeugen-
den Annahmen beruht.
·= Das das Management nicht nur engagiert und kompetent ist, sondern sich
auch optimal ergänzt.
2.3
Ziele von Venture Capital Gesellschaften
Das Ziel von Venture Capital Gesellschaften ist eine erfolgreiche, d.h. rendite-
orientierte Gründungs- und Aufbaufinanzierung von Unternehmen, aber auch
von Ausgründungen, z.B. Technologietochtergesellschaften und
Restrukturierungen.
Für Venture Capital Gesellschaften sind einzig High-potential-Unternehmen
interessant. Dies sind wachstums- und gewinnorientierte Neugründungen mit
63
Vgl. Kap. 5.2; Schneck, O (1993) S. 609; G-forum, Wien (2000) aus:
www.g-forum.de
vom
27.10.00 S. 3 und Mackewitz&Partner (1998) S. 43.
64
Mackewitz&Partner (1998) S. 45.

- 30 -
einem Umsatzziel von 50 Mio. Euro nach fünf Jahren. Aufgrund des schnellen
Wachstums besteht ein ständiger Kapitalbedarf, der durch die Venture Capital
Gesellschaften gedeckt wird.
65
Der Einstieg ist für einen Venture Capital Geber dabei genauso wichtig wie der
Ausstieg. Schon beim Einstieg in ein Unternehmen wird der Ausstieg geplant
und auch schriftlich im Vertrag mit dem Unternehmer fixiert: ,,It is essential to
plan the exit well before the investment is actually made"
66
. Der Ausstieg hat
sich in Deutschland in der Vergangenheit oft schwierig gestaltet, da es für Ven-
ture Capital Beteiligungen keinen expliziten Markt gab.
67
2.3.1
Abgrenzung zu Business Angels: Anlageverhalten und Motive
von Business Angels
68
Business Angels
69
konzentrieren sich bei ihren Engagements vor allem auf sehr
frühe Phasen (Seed und Start-up )
70
von innovativen Vorhaben. Dabei unter-
stützen sie das Unternehmen durch Expertise, Coaching, Managementerfah-
rung und Kontaktvermittlung. Im Unterschied zu Venture Capital Gesellschaften
bevorzugen Business Angels überwiegend geringe finanzielle Engagements
unter 500 TDM je Deal, meistens jedoch noch weniger. Vorteilhaft ist die Busi-
ness Angel-Finanzierung deshalb vor allem für kleinere Projekte und Unter-
nehmen, welche keine überproportionalen Wachstumsaussichten besitzen, da
Business Angels aufgrund ihrer geringeren ,,Deal Costs"
71
oft geringere Rendi-
teanforderungen haben, als formelle Beteiligungsgesellschaften. ,,Es ist eine
deutliche Korrelation zwischen der Größe der Beteiligungsgesellschaft bzw. des
Umfangs des Fonds und der Größe der ,,Deals" erkennbar. Kleine Deals verur-
65
Vgl. Deutsche Bank, IPHORA (1999) S. 222.
66
Vgl. Gladstone, David (1988) S. 14ff und Deutsche Bank, IPHORA (1999), S. 233.
67
Vgl. Kap. 4.6: Exitstrategien.
68
Vgl. Lessat, V. u.a. (1999), S.158 ff.
69
Vgl. Kap. 9.
70
Vgl. Kap. 4.
71
Vgl. Lessat, V. / Hemer, J. / Eckerle, T.H. / Licht, G./Nerlinger, E. (1999).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2000
ISBN (eBook)
9783832466893
ISBN (Paperback)
9783838666891
DOI
10.3239/9783832466893
Dateigröße
1.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Augsburg – Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Erscheinungsdatum
2003 (April)
Note
2,0
Schlagworte
eigenkapital öffentliche förderprogramme risikokapital business angel inkubatoren
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