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Entwicklung der wertorientierten Berichterstattung im Jahresabschluss von Kapitalgesellschaften

Dargestellt an Beispielen der Praxis

©2003 Diplomarbeit 103 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Aus Sicht der Kapitalmärkte ist eine wertorientierte Berichterstattung notwendig geworden, da die zur Verfügung stehenden traditionellen Berichterstattungsformen den modernen Anforderungen der Kapitalmarktkommunikation und Information nicht mehr entsprechen.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung und den Stand der wertorientierten Berichterstattung anhand von Geschäftsberichten ausgesuchter Kapitalgesellschaften darzustellen.
Für die Darstellung und den Stand der wertorientierten Berichterstattung in der Praxis wurden folgende Unternehmen ausgewählt und ausgewertet:
- Deutsche Bank AG.
- Lufthansa AG.
- Metro AG.
- ThyssenKrupp AG.
- Wella AG.
Gang der Untersuchung:
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in 6 Kapitel. In dem ersten Kapitel wird das Ziel sowie der Aufbau dieser Arbeit erläutert.
Das zweite Kapitel beschreibt die Zielsetzung einer wertorientierten Berichterstattung (Value Reporting) sowie die Unterschiede zu einer traditionellen Berichterstattung. Neben einer Behandlung möglicher Vorteile, die sich durch die Anwendung wertorientierter Berichterstattung ergeben und einer Stellungnahme zu möglichen Vorurteilen seitens der Unternehmen, wird auch eine Identifikation möglicher Adressaten vorgenommen. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit einer möglichen Ausgestaltung einer wertorientierten Berichterstattung und der Vorstellung eines konzeptionellen Rahmens. Ein solch konzeptioneller Rahmen soll die wertorientierte Berichterstattung inhaltlich in eine Berichterstattung über den absolut erzielten Ertrag aus Aktionärssicht (Shareholder Return Reporting), über die absolute Wertentwicklung eines Unternehmens (Value Added Reporting) und eine voraussichtliche zukünftige Wertentwicklung (Strategic Advantage Reporting) unterteilen.
In dem vierten Kapitel erfolgt eine kurze Betrachtung und Darstellung der von den Unternehmen verwendeten Steuerungskonzepte, die für eine wertorientierte Unternehmensführung unabdingabr sind. Ebenso werden Nachteile herkömmlicher traditioneller Kennzahlen und ihre Auswirkung als Ursprung der Mergers & Acquisitions-Welle in den Vereinigten Staaten der achtziger Jahre erläutert.
Das fünfte Kapitel stellt den Schwerpunkt dieser Arbeit dar. Es basiert auf den theoretischen Grundlagen der Ausgestaltung einer wertorientierten Berichterstattung und beinhaltet die empirischen Ergebnisse sowie deren Bewertung. Die Arbeit endet mit einer zusammengefassten Darstellung und Auswertung […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6685
Susak, Tihomir: Entwicklung der wertorientierten Berichterstattung im Jahresabschluss
von Kapitalgesellschaften, - Dargestellt an Beispielen der Praxis
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Düsseldorf, Fachhochschule, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ... I
Abbildungsverzeichnis ... III
Abkürzungsverzeichnis ...IV
1
Einleitung...1
1.1
Ziel und Zweck der Arbeit
... 1
1.2
Aufbau der Arbeit
... 1
2
Value Reporting - Wertorientierte Berichterstattung ...3
2.1
Begriff wertorientierte Berichterstattung
... 3
2.2
Unterschiede zur traditionellen Berichterstattung
... 3
2.3
Adressaten und Interessen einer wertorientierten Berichterstattung
... 5
2.4
Kommunikationslücken als Ursache einer Unterbewertung
... 6
2.5
Vorteile einer wertorientierten Berichterstattung
... 8
2.5.1
Steigerung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit des Managements ..9
2.5.2
Stabilisierung des Börsenkurses durch Langfristinvestoren...12
2.5.3
Stärkere Aufmerksamkeit bei Analysten...13
2.5.4
Senkung Kapitalkosten durch Zugang zu neuem Kapital ...13
2.5.5
Erhöhung des Aktienwertes ...14
2.6
Einwände gegen Value Reporting
... 14
3
Gestaltung einer wertorientierten Berichterstattung...17
3.1
Shareholder Return Reporting
... 17
3.2
Value Added Reporting
... 19
3.2.1
Steuerungskonzeption ...19
3.2.2
Wertorientierte Vergütungssysteme ...20
3.3
Strategic Advantage Reporting
... 20
3.3.1
Strategie ...20
3.3.1.1 Risikomanagement ...21
3.3.2
Externe Marktübersicht...22
3.3.3
Wertpotentiale ...22
3.3.3.1 Innovationen/Prozessoptimierungen ...23
3.3.3.2 Mitarbeiter ...23
3.3.3.3 Kunden ...25
4
Steuerungskonzepte...26
4.1
Schwächen traditioneller Kennzahlen
... 26

Inhaltsverzeichnis
II
4.2
M&A-Welle als Ursache wertorientierter Unternehmensführung
... 28
4.3
Steuerungskonzepte
... 29
4.3.1
Economic Value Added (EVA)...29
4.3.1.1 Market Value Added (MVA) ...30
4.3.1.2 Return on Capital Employed (ROCE)...31
4.3.2
Cash Value Added (CVA)...31
5
Empirische Ergebnisse...33
5.1
Shareholder Return Reporting
... 33
5.1.1
Allgemeine Entwicklung ...35
5.1.2
Dokumentation der letztjährigen Entwicklung ...36
5.1.2.1 Korrelation Aktienkursentwicklung ­ Ursachen ...37
5.1.2.2 Terroranschläge und Auswirkungen auf dem Börsenkurs ...39
5.1.3
Shareholder Return...40
5.1.4
Investor Relations ...44
5.2
Value Added Reporting
... 48
5.2.1
Wertorientierte Vergütungssysteme ...52
5.3
Strategic Advantage Reporting
... 55
5.3.1
Gesellschaft/Soziales/Umwelt ...55
5.3.2
Wertpotentiale ...57
5.3.2.1 Innovation und Prozessoptimierung ...57
5.3.2.2 Mitarbeiter ...60
5.3.2.3 Kunden ...64
5.3.3
Externe Marktübersicht...66
5.3.4
Strategie ...68
6
Schlussbetrachtung...70
Anlage 1: Shareholder Value Reporting...75
Anlage 2: Value Added Reporting...85
Anlage 3: Strategic Advantage Reporting ...89
Anlage 4: Korrelation Aktienkursentwicklung ­ Ursache ...91
Quellenverzeichnis...92

Abbildungsverzeichnis
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Kommunikationslücken als Ursache einer Unterbewertung ...8
Abbildung 2: Elemente einer wertorientierten Berichterstattung ...17
Abbildung 3: Bestandteile eines Shareholder Return Reporting ...34
Abbildung 4: Shareholder Return Reporting ...35
Abbildung 5: Dokumentation der letztjährigen Entwicklung ...36
Abbildung 6: Total Return & Kennzahlen ...41
Abbildung 7: Investor Relations ...44
Abbildung 8: Bestandteile eines Value Added Reporting ...49
Abbildung 9: Value Added Reporting ...51
Abbildung 10: Bestandteile eines Strategic Advantage Reporting ...55
Abbildung 11: Innovation/Prozessoptimierung ...57
Abbildung 12: Mitarbeiter...61
Abbildung 13: Kunden...64
Abbildung 14: Externe Marktübersicht ...66
Abbildung 15: Strategie...68
Abbildung 16: Schlussbetrachtung ...70

Abkürzungsverzeichnis
IV
Abkürzungsverzeichnis
AG
Aktiengesellschaft
BIP
Brutto-Inlands-Produkt
CAPM
Capital Asset Pricing Model
CFROI
Cash Flow Return on Investment
CVA
Cash Value Added
DAX
Deutscher Aktien Index
DJ Euro STOXX
Dow Jones Euro Stoxx
EVA
Economic Value Added
GU
Gesamtunternehmen
GB
Geschäftsbereich
HGB
Handelsgesetzbuch
IAS
International Accounting Standards
IR
Investor Relations
KBV
Kurs-Buchwert-Verhältnis
KGV
Kurs-Gewinn-Verhältnis
M&A
Mergers & Acquisitions
MVA
Market Value Added
ROCE
Return on Capital Employed
RoE
Return on Equity
US-GAAP
United States Generally Accepted
Accounting Principles
WACC
Weighted Averaged Cost of Capital

Einleitung
1
1
Einleitung
1.1
Ziel und Zweck der Arbeit
Aus Sicht der Kapitalmärkte ist eine wertorientierte Berichterstattung notwendig
geworden, da die zur Verfügung stehenden traditionellen Berichterstattungsformen
den modernen Anforderungen nicht mehr entsprechen.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung und den Stand der wertorientierten
Berichterstattung anhand von Geschäftsberichten ausgesuchter Kapitalgesell-
schaften darzustellen.
Für die Darstellung von Praxisbeispielen wurden folgende Unternehmen
ausgewählt:
·
Deutsche Bank AG
·
Lufthansa AG
·
Metro AG
·
ThyssenKrupp AG
·
Wella AG
1.2
Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in 6 Kapitel. In dem ersten Kapitel wird das Ziel
sowie der Aufbau dieser Arbeit erläutert. Das zweite Kapitel beschreibt die
Zielsetzung einer wertorientierten Berichterstattung sowie die Unterschiede zu
einer traditionellen Berichterstattung. Neben einer Behandlung möglicher Vorteile
und einer Stellungnahme zu möglichen Vorurteilen seitens der Unternehmen, wird
auch eine Identifikation möglicher Adressaten vorgenommen. Das dritte Kapitel
beschäftigt sich mit einer möglichen Ausgestaltung einer wertorientierten
Berichterstattung und der Vorstellung eines konzeptionellen Rahmens. Ein solch
konzeptioneller Rahmen soll die wertorientierte Berichterstattung inhaltlich in eine
Berichterstattung über den absolut erzielten Ertrag aus Aktionärssicht
(,,Shareholder Return Reporting"), über die absolute Wertentwicklung eines
Unternehmens (,,Value Added Reporting") und eine voraussichtliche zukünftige
Wertentwicklung (,,Strategic Advantage Reporting") unterteilen. In dem vierten
Kapitel erfolgt eine kurze Betrachtung und Darstellung der von den Unternehmen
verwendeten Steuerungskonzepte, die für eine wertorientierte Unternehmens-
führung unabdingbar sind. Ebenso werden Nachteile traditioneller Kennzahlen und

Einleitung
2
ihre Auswirkung als Ursprung der Mergers & Acquisitions-Welle in den Vereinigten
Staaten der achtziger Jahre erläutert. Das fünfte Kapital stellt den Schwerpunkt
dieser Arbeit dar. Es basiert auf den theoretischen Grundlagen des dritten Kapitels
,Gestaltung einer wertorientierten Berichterstattung' und beinhaltet die
empirischen Ergebnisse sowie deren Bewertung. Die Arbeit endet mit einer
zusammengefassten Darstellung und Auswertung der ermittelten empirischen
Ergebnisse.

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
3
2
Value Reporting - Wertorientierte Berichterstattung
2.1
Begriff wertorientierte Berichterstattung
Im Verlauf der letzten Dekade ist in Deutschland wie auch schon vorher im
angelsächsischen Raum die Orientierung und konsequente Ausrichtung der
Unternehmensaktivitäten an den Interessen des Shareholder Value-Gedankens
erfolgt. Eine wertorientierte Berichterstattung ist hierbei als Kommunikations-
medium einer wertorientierten Unternehmensführung zu verstehen, dessen
Streben es ist, die Informationsinteressen der Kapitalmärkte zu befriedigen und
eine dauerhafte Wertsteigerung der eigenen Marktkapitalisierung zu
gewährleisten. Unter dem Begriff wertorientierte Berichterstattung sind alle
Maßnahmen zu verstehen, die in einer freiwilligen Berichterstattung jenseits
gesetzlicher oder reglementarischer Vorschriften münden. Diese sollen helfen,
bestehende Informationsasymmetrien zu den Kapitalmärkten abzubauen und
Informationslücken bzgl. der Bewertung des entsprechenden Unternehmens zu
schließen.
1
Als ein Bestandteil und Fortsetzung der wertorientierten Unter-
nehmensführung beinhaltet die Berichterstattung die gesamte zusätzliche
Präsentation, die als Ergänzung zur bereits gegebenen traditionellen
Finanzberichterstattung der Unternehmen fortgeführt wird.
2
Im Interesse der Darstellung steht die Vermittlung der Wertpotentiale oder
Werttreiber, die ein Unternehmen besitzt. Als Werttreiber kann die
Berichterstattung finanzielle wie nicht-finanzielle Werttreiber sowie materielle und
immaterielle Vermögenswerte von hoher Aktualität enthalten. Dem Kapitalmarkt, in
Form von Institutionellen und Privatanlegern, soll die Möglichkeit gegeben werden,
zuverlässigere Rendite -Risiko-Prognosen im Hinblick auf ihr eigenes angestrebtes
Investment zu gewährleisten und die wirtschaftliche Ertragskraft des
Unternehmens besser darzustellen sowie bewertbarer zu gestalten.
2.2
Unterschiede zur traditionellen Berichterstattung
Die Unterschiede zwischen wertorientierter und traditioneller Berichterstattung
sind vielschichtig und unterschiedlich. Dieses äußert sich bereits in der für die
wertorientierte Berichterstattung deutlich höheren Zahl an verwendeten
Präsentationsformen, da diese neben den erhöhten Anforderungen der Kapital-
1
Vgl. Labhart (1999), S.31 und S. 200
2
Vgl. Pellens/Hillebrandt/Tomaszewski (2000), S. 178 ; Böcking (1998), S. 44

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
4
märkte auch die medialen Fortschritte und die damit verbundenen Möglichkeiten
beinhaltet. Während in der traditionellen Berichterstattung meist nur ein
Geschäftsbericht zum Jahresende diente, haben sich durch die Umorientierung
der Unternehmen zum Shareholder Value-Gedanken die Anforderungen
grundlegend geändert. Neben einer Vielzahl von teilweise neuen
Präsentationsformen wie Geschäftsberichten, Quartalsberichten, Analysten-
Konferenzen, regelmäßigen Telefonkonferenzen und abgehaltenen Roadshows
haben sich auch die Möglichkeiten der Unternehmen in der medialen Verbreitung
erweitert.
3
Die mediale Verbreitung der angedachten Informationen kann
mittlerweile per CD-ROM, E-Mail und vor allem durch das Internet und die
Inanspruchnahme seiner Möglichkeiten erfolgen. Weitere, viel bedeutendere
Kriterien und Unterschiede zu einer traditionellen Berichterstattung sind allerdings
inhaltlicher Natur. Traditionelle Geschäftsberichte sind grundsätzlich nur
vergangenheitsorientiert ausgerichtet, ohne eine Berücksichtigung von
wertorientierten Kennzahlen durchzuführen. Besonders zukunftsbezogene
Aussagen über interne Wertpotentiale fehlen vollkommen, wie auch eine erfolgte
Nichtberücksichtigung immaterieller Werte wie z. B. Marken und Human Capital.
Diese Nachteile werden vor allem in einer Berichterstattung nach dem HGB
offensichtlich, aber auch Abschlüsse, die nach den Rechnungslegungsnormen IAS
und US-GAAP berichten, sind nicht vollständig und somit nicht in einer
gewünschten ausführlichen Form. Es gibt allerdings auch klare Fortschritte und
Abgrenzungen zur traditionellen Berichterstattung. Durch den Wechsel der
unternehmerischen Rechnungslegung und der Abkehr von der traditionellen
Berichterstattung, bieten Informationen in einer wertorientierten Berichterstattung
eine geringere Beeinflussung der Rechnungslegungsnormen.
4
Im Gegensatz zur
traditionellen Berichterstattung enthält die wertorientierte Berichterstattung nicht
nur vergangenheitsbezogene, sondern auch zukunftsbezogene Informationen und
wertorientierte Kennzahlen, die neben einer verbesserten Aussagekraft, auch eine
bessere Vergleichbarkeit der erzielten Ergebnisse ermöglichen. Weitere
spezifische Probleme einer traditionellen Berichterstattung sind Ansatz- und
Bewertungswahlrechte, eine mangelhafte bis keine Berücksichtigung des
Zeitwertes des Geldes und Vermögens, die vollkommene Vernachlässigung
3
Vgl. Müller (1998), S. 143
4
Vgl. Fischer/Wenzel/Kühn (2001) S. 1209

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
5
ökonomischer Einflüsse, die nach dem Betrachtungszeitp unkt eintreten, sowie die
vollkommene Nichtberücksichtigung von Kapitalkosten.
5
2.3
Adressaten und Interessen einer wertorientierten Berichterstattung
Von einer verantwortungsvollen Unternehmensführung kann man verlangen, dass
langfristig die Interessen der Partner des Unternehmens berücksichtigt und
gewahrt werden.
6
Als Adressaten und Interessensgruppen einer solchen
Unternehmensführung kommen grundsätzlich alle umgebenen Parteien
(Stakeholder genannt) des Unternehmens in Frage. Diese können zu den drei
folgenden, großen Gruppen der Informationsempfänger und Interessenten
zusammengefasst:
·
Unternehmung (Management des Konzerns, der Gesellschaften, der
Segmente)
·
Kapitalmärkte (Eigen- und Fremdkapitalgeber, Analysten, Investoren)
·
Dritte (Mitarbeiter, Kunden und Konsumenten, Partner, Öffentlichkeit)
Das Unternehmen muss nicht nur die Informationsbedürfnisse der Kapitalmärkte
und der Eigentümer befriedigen. Es bewegt sich in der Realität mehr in einem
Netzwerk gegensätzlicher Interessen und Anforderungen, die sich an das
Unternehmen wie auch an seine Berichterstattung richtet. Ebenso unterschiedlich
sind die Interessen und die Zielsetzungen, die an das Unternehmen gestellt
werden.
Interessen der Unternehmung
Schaffung und Erweiterung des Vertrauens in das bestehende Management
Verbesserung der Kapitalaufnahme über die Kapitalmärkte
Erhöhung der Zahl der Langfrist-Aktionäre und Investoren
Erhöhung der Analystenaufmerksamkeit
Erhöhung der Aktienkurse
5
Vgl. Günther (1997), S. 54 ff.
6
Vgl. Schwab (1992), S. 45

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
6
Interessen der Kapitalmärkte
Investoren
Erhöhung der relevanten, zur Entscheidungsfindung
benötigten Informationen
Verbesserung der Risiko-Rendite-Prognosen
Analysten
Erhöhung der Informationsdichte und -aussagen
Glaubwürdigkeitserhöhung
Eigenkapitalgeber
Wertsteigerung ihrer Kapitalanlage
Fremdkapitalgeber
Sicherheit des zur Verfügung gestellten Kapitals
Interessen Dritter
Mitarbeiter
Steigerung der Mitarbeiteridentifikation und -bindung
Steigerung der Mitarbeitermotivation
Arbeitsplatzsicherheit
Kunden und
Konsumenten
Informationen zu Produkten (Qualität, Neuprodukte,
Verbesserungen, Verfügbarkeiten)
Öffentlichkeit
Steuereinnahmen
Arbeitsplatzsicherheit
Frühwarnsystem für eventuelle Fehlentwicklungen und
Risiken
Verantwortungsübernahme
2.4
Kommunikationslücken als Ursache einer Unterbewertung
Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen, PricewaterhouseCoopers
(PwC), führte in einer vierjährigen Studie Befragungen bei institutionellen
Investoren und Wertpapieranalysten in den USA, Europa und Asien über die von
ihnen für eine Investitionsentscheidung verwendeten, benötigten und in ihrer
Wichtigkeit identifizierten Kennzahlen durch.
7
Von insgesamt 21 finanziellen und
nicht-finanziellen Kennzahlen und Messgrößen wurden die folgenden neun
Kennzahlen genannt:
1. (Quartals-) Ergebnisse
2. Cash Flow
3. Kosten
4. Investitionsausgaben
7
Vgl. Saitz /Wolbert (2002), S. 321 ff.

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
7
5. Umfang der FuE-Investitionen
6. Segmentbezogene Leistungsdaten
7. Aussagen zu strategischen Zielsetzungen
8. Entwicklung neuer Produkte
9. Marktanteil
Auffallend ist, dass die hier genannten Messgrößen, die am häufigsten zur
Investitionsentscheidung verwendet werden sowohl finanzielle als auch nicht-
finanzielle Aspekte enthalten. Einige von den genannten entscheidungsrelevanten
Informationen beziehen sich auf die Leistung des Unternehmens in der
Vergangenheit und der nahen Zukunft, andere haben eher einen längerfristigen
Charakter und sollen mögliche zukünftige Wertpotentiale eröffnen. Bestehende
Kommunikationslücken und sich daraus ergebende Wertlücken, vom
Unternehmen zum Kapitalmarkt, verhindern hierbei eine mögliche
Investitionsentscheidung und sollten durch die wertorientierte Berichterstattung
minimiert bzw. wenn möglich beseitigt werden.
8
Eine bestehende
Kommunikationslücke hat ihre Ursache in einer mangelhaften Bereitschaft des
Unternehmens, Informationen bereitstellen zu wollen oder zu können. Bei einer
vorliegenden Berichterstattungslücke ist das Unternehmen sehr zurückhaltend bei
der Kommunikation von Informationen, die es selbst als wichtig erachtet und aus
diesem Grund nicht weitergeben will. Dies kann aus unterschiedlichsten Gründen
geschehen, denkbar sind Befürchtungen wegen einer Kenntniserlangung wichtiger
Informationen durch die Konkurrenz oder möglicher negativer Aufnahme der
Informationen durch den Kapitalmarkt. Während es sich bei der
Berichterstattungslücke um ein bewusstes Verschweigen und Zurückhalten von
Informationen handelt, ist dies bei der Qualitätslücke nicht ganz der Fall. Bei einer
vorliegenden Qualitätslücke erfolgt eine Abweichung der in der Qualität
bereitgestellten Informationen von den verlangten Anforderungen durch den
Kapitalmarkt oder ein nicht Vermelden wegen unzuverlässiger interner
Informationssysteme. Aufgrund der Gefahr des Verlustes der Glaubwürdigkeit
durch Verbreitung unzuverlässiger Informationen und Prognosen, die sogar
vielleicht nachträglich revidiert werden müssen, lässt das Unternehmen benötigte
und geforderte Informationen demzufolge nicht veröffentlichen. Der Kapitalmarkt
8
Vgl. Labhart (1999), S. 200; Fischer (2002), S. 166

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
8
hingegen wird sich aufgrund einer vorliegenden lückenhaften Berichterstattung
eher in Zurückhaltung üben. Das Ziel des Managements, eine Steigerung des
Unternehmenswertes für seine Aktionäre zu erzielen, wird somit nicht erreicht
werden können. Die folgende Grafik soll die vorliegende Problematik
verdeutlichen.
Abbildung 1: Kommunikationslücken als Ursache einer Unterbewertung
Durch Informationslücken
seitens der Unternehmen
nicht schließbar
Eigentlicher Wert
des Unternehmens
aus Sicht des Managements
Potentieller Wert
des Unternehmens
Unternehmensbewertung
am Markt
Börse/ Kapitalmarkt
Internes
Informationssystem
Ziel: Unternehmenswertsteigerung durch
Schließung der Kommunikationslücken
Wertlücke
Kommunikationslücken:
Qualitäts-, Berichterstattungslücken
Qualitätslücken
2.5
Vorteile einer wertorientierten Berichterstattung
Es wäre eine unsinnige Annahme zu glauben, dass durch die bloße verbesserte
Präsentation in der Berichterstattung eines Unternehmens, der Darstellung seiner
Zahlen und Wertpotentiale, auch eine bessere Bewertung an der Börse zu
erzielen wäre. Die Bewertung an der Börse ist immer noch maßgeblich von der
eigentlichen Fähigkeit des Unternehmens, eine Steigerung des Gewinns und des
Mehrwertes für das Unternehmen generieren zu können und dadurch den
Shareholder Value für die Anteilseigner zu erhöhen, abhängig. Trotzdem bringt die
wertorientierte Berichterstattung dem Unternehmen und den Stakeholdern eine
Reihe von Vorteilen und Nutzen. Durch eine Verbesserung der Berichterstattung

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
9
bietet eine werto rientierte Berichterstattung den Investoren eine breitere Basis von
relevanten Informationen; diese können für mögliche Investitionsentscheidungen
und zur besseren Risiko-Rendite-Prognose genutzt werden. Eine objektivere
Darstellung durch Analysten im Hinblick auf eine externe Bewertung oder die
Stärkung der Mitarbeiterbindung und eine höhere Motivation derselben werden
dadurch ebenso angestrebt. Sie fungiert als Frühwarnsystem, das der
Öffentlichkeit insgesamt Fehlentwicklungen und Risiken frühzeitig aufzeigen kann.
Kunden und Konsumenten können mehr Informationen über Produkte, ihre
Qualität und mögliche Risiken erhalten. Der Vorteil und Nutzen einer solchen
Berichterstattung erschließt sich sowohl den Stakeholder-Gruppen wie auch der
Unternehmung selber. Hierbei ist zu beachten, dass das Unternehmen eine
bessere wertorientierte Berichterstattung meist nur auf die Quantität, also auf
mehr Berichterstattung, bezieht und dadurch eine wertorientierte Darstellung des
Unternehmens und seiner Vorhaben nicht oder nur ungenügend erfolgt. Der
Nutzen für die Unternehmen ist nicht einfach vorhanden, er ist mit einer Vielzahl
von zu erfüllenden Aufgaben und Anforderungen verbunden.
2.5.1 Steigerung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit des Managements
9
Der Glaubwürdigkeit eines Managements wird eine sehr hohe Bedeutung
zugesprochen und ist wahrscheinlich auch mit der größte Vorteil und zu
beachtende Aspekt für die Unternehmen, der sich aus einer wertorientierten
Berichterstattung und seiner Tragweite ergibt. Wenn eine Unternehmensleitung
und deren Strategie das Vertrauen der Anleger und des Marktes genießt, kann sie
diese auch von unpopuläreren Maßnahmen wie wichtigen Akquisitionen von
Unternehmen oder Investitionsprogrammen, die kurzfristig die Gewinne
schmälern, allerdings langfristig zu einer Steigerung des Unternehmenswertes
führen, überzeugen. Denkbar sind hier Akquisitionen, die durch den höheren
Kaufpreis zwar erhöhte Firmenwertabschreibungen bedingen und dadurch
Gewinneinbußen für die nächsten Jahre verursachen. Allerdings stärken sie
nachhaltig die Markt- und Wettbewerbsposition und erzielen damit einen Mehrwert
für das Unternehmen und seine Anteilseigner. Glaubwürdigkeit und Transparenz
der angebotenen Informationen bedingen sich im starken Maße gegenseitig. Der
Kapitalmarkt und die Privatanleger werden sich eher einem auf Transparenz
9
Vgl. Saitz/Wolbert (2002), S. 325

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
10
bedachten Management anschließen, als einem Management Vertrauen zu
schenken, das Informationen vorenthält und Tatsachen zu verschweigen versucht.
Die Glaubwürdigkeit wird allerdings nicht nur durch eine bessere Präsentation in
der Berichterstattung generiert. Die Fähigkeit des Managements, Zusagen
einzuhalten und eigene Prognosen nicht nur zu erfüllen, sondern sich auch mit
diesen auseinanderzusetzen, falls diese schlechter ausgefallen sind, spielt
ebenfalls eine entscheidende Rolle. Sie erfordert von der Unternehmensleitung
neben der Darstellung von Zahlen in guten Zeiten auch eine kontinuierliche
Berichterstattung in schlechteren Zeiten. Das wohl negativste Beispiel für einen
eklatanten Vertrauensverlust und eine damit einhergehende Korrelation mit
fallenden Kursen nicht nur der Privatanleger sondern auch der Investoren sind die
Vorgänge am ,Neuen Markt'. Das Marktsegment erfüllte im positiven wie im
negativen Sinne den Tatbestand einer ,selbsterfüllenden Prophezeiung'. Dieses
ehemalige Segment für Wachstumsfirmen genoss jahrelang einen hohen
Vertrauensbonus, der sich in immer höheren Börsenständen wiederspiegelte. Der
Gipfel der Euphorie und des Vertrauens wurde bei einem Höchststand von über
9.000 Punkten im Frühjahr 2000 erreicht und maßgeblich von den Empfehlungen
sogenannter Bankexperten und Analysten und deren vermittelten Glauben in
immer neue Höchststände getragen. Der Markt war bereit, selbst solchen
Unternehmen eine hohe Bewertung zuzugestehen, die seit ihrer Gründung noch
nie Gewinne erzielten und auch in absehbarer Zeit höchstens ihre Anlaufverluste
begrenzen konnten. Dabei spielte es auch keine Rolle, dass die Unternehmen
neben einer kleinen, falls überhaupt vorhandenen, Dividenden-Zahlung auch im
Bereich der Berichterstattung eher nur die rudimentärsten Anforderungen erfüllten.
Das Vertrauen basierte vornehmlich auf der Tatsache, dass der Kapitalmarkt, in
Form von Privatanlegern und Investoren, von der Geschäftsidee des betreffenden
Unternehmens und von der Leistungsfähigkeit des gesamten Indexes überzeugt
war. Dieses Vertrauen und die Glaubwürdigkeit des gesamten Indexes wurde
durch Betrügereien, die in fingierten Umsätzen (Comroad AG), Bilanzfälschungen
und einer Vielzahl an Konkursen endeten und von Vorständen, die sich nicht an
Wertpapier-Sperrfristen hielten, restlos vernichtet. Der Index notierte mittlerweile
zum 31. Dezember 2002 über 97 Prozent unter seinen eigenen Höchstständen
und wird im Laufe des Börsenjahres 2003 folglich auch von der Deutschen Börse
AG aufgelöst und in einen neuen unbelasteten Index transformiert. Zweifelhaft
bleibt die Erfolgsaussicht einer solchen Maßnahme, da es sich bei dem neuen

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
11
Index um fast die gleichen Firmen handelt wie bei dem ,Neuen Markt'. Einen
derartigen Verlust der Glaubwürdigkeit ereilte auch einige Unternehmen aus dem
DAX-30. Zwar verzeichnete der DAX nicht solche Exzesse wie der ,Neue Markt',
ist aber mit den Vorgängen bei der MLP AG im Jahre 2002 auch ein Beispiel für
die verlorengegangene Glaubwürdigkeit und deren Auswirkungen auf den
Aktienkurs. Auch hier verzeichnete das Unternehmen, aufgrund Verdächtigungen
der Bilanzfälschung durch das Börsenfachmagazin ,Börse-Online', extreme
Kurseinbrüche von über 80 Prozent im Jahresvergleich. Festzuhalten ist, dass es
bei Erschütterungen der Glaubwürdigkeit eines Unternehmens auf jeden Fall zu
Kurseinbrüchen kommt. Diese können sich durch fortgesetzte Nichteinhaltung von
Erwartungen und nicht erreichter Prognosen oder der Verheimlichung möglicher
wertbeeinflussender Faktoren ergeben. Das Ergebnis ist ein auf Jahre gestörtes
Verhältnis des Kapitalmarktes zu den betroffenen Unternehmen und einer nahezu
vernichteten Glaubwürdigkeit. Es spielt kaum eine Rolle, ob Ergebniszahlen neu
ermittelt werden müssen oder Unternehmen marktrelevante Informationen, die
maßgeblich die Bewertung beeinflussen, verheimlichen oder nur ungenügend
offenlegen. Bei einmal korrigierten Leistungsdaten geht die Erwartungshaltung des
Kapitalmarktes von noch Schlimmerem aus. Transparenz sowie Intransparenz
können in der wertorientierten Berichterstattung positive sowie negative
Auswirkungen auf den Aktienkurs haben. Ein vielzitiertes Beispiel für die positive
Auswirkung einer wertorientierten und sehr transparenten Berichterstattung ist der
Fall der Shell AG. Zu einer Verbesserung ihrer Berichterstattung wurde die Shell
AG, durch die negativen wirtschaftlichen Folgen der Affäre um die Ölplattform
,Brent Spar' und dem Unternehmen zur Last gelegte Menschenrechtsverletzungen
in Nigeria im Jahre 1997, gezwungen. Diese negativen wirtschaftlichen
Auswirkungen ergaben sich durch den entfachten medialen Druck, den die
Umweltschutzorganisation ,Greenpeace' zusammen mit Menschenrechtsver-
einigungen entfachte und zum Boykott der Shell-Tankstellen weltweit aufrief. Eine
unmittelbare Folge dieser Vorgänge war eine Transparenzoffensive des
Unternehmens sowie die Erweiterung der eigenen Berichterstattung. Nach dieser
und weiteren informativen Maßnahmen, wurden im Rahmen eines breit
angelegten Programms intensive Diskussionen mit Stakeholdern in aller Welt
geführt. Die Ansichten dieser Stakeholder-Gruppen flossen schließlich in die
Entscheidungsfindung des Unternehmens ein. Diese neu definierten
Verantwortlichkeiten werden im ,Statement of General Business Principles' zum

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
12
Ausdruck gebracht, in dessen Neufassung von 1997 sich das Unternehmen zur
Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung des Umweltschutzes und der
Menschenrechte bekennt.
10
Während sich die Shell AG durch eine besonders
breite und informative Berichterstattung auszeichnet, können die Gefahren, die
sich für Unternehmen ergeben, die eine lückenhafte oder keine Berichterstattung
betreiben immens sein, selbst die einseitige Fokussierung auf einen Tatbestand
kann negative Auswirkungen haben. So wäre ein alleiniges Stützen seiner
Unternehmensbewertung auf Ergebniszahlen wie z.B. auf das fortlaufende
Gewinnwachstum ein ebenfalls sehr riskantes Spiel und kann kurzfristig bei
Nichterreichung der Erwartungen des Marktes und eigener Prognosen zu heftigen
Turbulenzen und Kursausschlägen führen.
2.5.2 Stabilisierung des Börsenkurses durch Langfristinvestoren
Langfristige Investoren üben im Hinblick auf den betreffenden Börsenkurs sowie
auf das Unternehmen eine stabilisierende Wirkung aus; dies macht ihre Präsenz
nahezu unerlässlich. Hingegen wirkt sich eine Präsenz von Daytradern und
Hedge-Fonds und deren Beschäftigung mit einer Aktie verheerend aus. Nicht nur,
dass durch die starken Kursausschläge die Volatilität
11
zunimmt, sie kann auch die
Kapitalaufnahme über den Markt verteuern oder gänzlich unterbinden. Mittlerweile
ist die Bereitschaft selbst bei Privatenanlegern, Gelder einem Unternehmen zur
Verfügung zu stellen, dessen Kurs starken Schwankungen unterliegt, sehr gering
geworden. Wenn selbst der Kapitalmarkt benötigte Gelder für Vorhaben und
Investitionen nicht mehr bereitstellen will, ist auch eine versuchte Kapitalaufnahme
bei Banken ein eher überflüssiges Vorhaben. Allein der Glaube, Investoren und
Privatanleger durch die Vermeldung einiger wertorientierter Kennzahlen und
Quartalsergebnisse halten zu können und zum Kauf weiterer Bestände zu
animieren, ist absurd. Beiden Gruppen müssen zur Bildung eines langfristigen
Vertrauens und Engagements umfassende Informationen zur Verfügung gestellt
werden. Allerdings werden in der Regel die Interessen der Informations-
bedürfnisse von Privatanlegern nur zu einem ungenügenden Teil befriedigt.
Vielfach, auch bei den untersuchten Unternehmen, werden zwar neben
Analystenkonferenzen und Roadshows für die Investoren leider nur ungenügende
oder keine Informationsveranstaltungen für Privatanleger durchgeführt. Das
10
Royal Dutch Shell (1997)
11
Volatilität = Schwankungsbreite, - intensität

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
13
Angebot an Privatanleger umfasst selten mehr als die Jahres-Geschäftsberichte,
Quartalsberichte und den Informationsverweis zu den eigenen internet-basierten
Investor Relations-Seiten. Vor allem Angaben zur Konzern-Strategie, der
Beschreibung von Umsetzungsmaßnahmen und Nennung möglicher Rück-
schlagspotenziale führen zu einer Bindung und Stärkung des Verhältnisses zu den
Aktionären und der Schaffung von Vertrauen.
2.5.3 Stärkere Aufmerksamkeit bei Analysten
Eine gute wertorientierte Berichterstattung, die den Interessen der Stakeholder
entgegenkommt und diese umfassend informiert, bedingt auch als kleineres
Unternehmen die Aufmerksamkeit von Analysten und Research-Abteilungen
großer Wertpapierhandelshäuser. Notwendig und nützlich sind hierbei positive
Äußerungen bei Unternehmen, die nur über eine vergleichsweise kleine
Marktkapitalisierung verfügen oder auch gerade an die Börse gegangen sind.
Nicht nur die Marktkapitalisierung sondern auch eine höhere Aktienliquidität
können durch eine erhöhte Analystenbewertung und deren Aufmerksamkeit
erreicht werden. Diese beiden Faktoren sind für Unternehmen von Bedeutung, da
gerade auch das Listing in verschiedenen Marktsegmenten vo n der
Marktkapitalisierung und vom Börsenumsatz der gehandelten Wertpapiere
abhängt. Eine stabilisierende Wirkung kann ein Unternehmen für seinen Kurs
dadurch garantieren, dass in den Marktsegmenten engagierte Wertpapier-Fonds
an die Abbildung des betreffe nden Segments gehalten sind. Sollten die
Bewertungen von Analysten hinsichtlich erwarteter Gewinne oder anderer
Wachstumsfaktoren nicht erfüllt werden, werden Aktienkurse auch sehr schnell
vom Markt durch Verkäufe abgestraft. Dies begründet sich durch die Verfehlungen
eigener Prognosen sowie die der Analysten. Die Unternehmen befinden sich
hierbei in einem Interessen-Zwiespalt. Sie müssen, um die benötigte
Aufmerksamkeit zu erhalten, den Analysten und Investoren möglichst breite
Einsichten in das Unternehmen bieten und eine Vielzahl an Informationen zur
Verfügung stellen, die sonst nicht publiziert werden würden.
2.5.4 Senkung Kapitalkosten durch Zugang zu neuem Kapital
Alle genannten Vorteile und Chancen einer wertorientierten Berichterstattung sind
eng miteinander verwoben und hängen stark von der Erfüllung der anderen

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
14
Punkte ab.
12
Eine Senkung möglicher Kapitalkosten über den Kapitalmarkt und die
Unabhängigkeit von Banken ist ebenfalls mit der Betreuung und der
Aufmerksamkeit seitens der Analysten verbunden. Von einer positiven Auswirkung
auf die Kapitalbeschaffung und die Senkung von Kapitalkosten bei global
aufgestellten Unternehmen ist nicht auszugehen. Die Höhe, Abhängigkeit und
Bedeutung der Kapitalkosten ist von Branche zu Branche unterschiedlich.
2.5.5 Erhöhung des Aktienwertes
Eine angedachte Steigerung des Aktienwertes und des Aktienkurses ist nicht nur
von dem Wohlwollen der Analysten und von der verbesserten eigenen
Berichterstattung abhängig. Sie ist vor allem das Ergebnis des Zusammenspiels
aller genannte n Faktoren. Eine Steigerung des Aktienkurses allein durch die
Wirkung einer wertorientierten Berichterstattung kann nicht von vornherein bejaht
werden, da sie hauptsächlich von der eigenen Unternehmens-Performance
abhängig ist. Die effiziente Berichterstattung kann allerdings eine unterstützende
Wirkung im Hinblick auf eine Aktienkurssteigerung entwickeln.
Sie liegt im Interesse eines jeden Unternehmens, da hierdurch auch die
Marktkapitalisierung an der Börse erhöht wird. Eine erhöhte Marktkapitalisierung
verringert die Gefahr, selbst Opfer von möglichen angedachten feindlichen
Übernahmen zu werden und eröffnet zum anderen für die Unternehmen selbst die
Möglichkeit, unbare Akquisitionen durch die Zahlung eines Teils des
Übernahmepreises durch Aktien durchzuführen.
2.6
Einwände gegen Value Reporting
Gegenüber einer wertorientierten Berichterstattung und einer weitestgehenden
Transparenzschaffung gibt es innerhalb der Unternehmen enorme Widerstände.
Es werden Aussagen getätigt wie ,,schlechte Zahlen schaden unserem
Aktienkurs", ,,unsere Wettbewerber können diese Informationen gegen uns
verwenden", ,,unsere Kunden und Lieferanten könnten erfahren, wie viel Profit wir
machen".
13
Die Gründe und Befürchtungen sind scheinbar schlüssig und nicht zu
leugnen. So ist zu den folgenden Zitaten noch einiges anzumerken:
12
Vgl. Pellens/Hillebrandt/Tomaszewski (2000), S. 178
13
Vgl. Saitz/Wolbert (2002), S. 324

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
15
Zitat 1: ,,Schlechte Zahlen schaden unserem Aktienkurs"
Sicher ein richtiger Grund, aber schlechte Zahlen schaden immer dem Aktienkurs.
Die Höhe des vermeldeten Ergebnisses spielt für eine positive Bewertung durch
den Markt nicht immer eine Rolle. Negative Auswirkungen können trotz eines
positiven Ergebnisses eintreten, sobald der Markt eine Verschlechterung bei einer
finanziellen oder nicht-finanziellen Kennzahl registriert und ihr eine wesentliche
Bedeutung für den zukünftigen Erfolg des Unternehmens beimisst. Beispielsweise
die Vermeldung eines positiven Ergebnisses eines Unternehmens, das allerdings
nur durch Sonderfaktoren wie Beteiligungsverkäufe, ein positives Ergebnis
ausweist, während im Kerngeschäft die Zahlen stagnieren oder sogar negativ
ausfallen. Schlechte Zahlen müssen nicht immer zu Kursabschwüngen führen. Ein
Kursaufschwung ist sogar denkbar, wenn das Unternehmen trotz schlechter
Zahlen die eigenen Prognosen und Erwartungen der Analysten erfüllt.
Zitat 2: ,,Unsere Wettbewerber können diese Informationen gegen uns
verwenden"
Eigentlich durchaus denkbar und nachvollziehbar, das Problem besteht nur in der
Tatsache, dass solche Informationen auch gegen den Willen des Unternehmens
erlangt werden können. Es ist ferner eine definitorische Frage, welche
Informationen den Wettbewerbern nützen könnten. Selbst wenn es sich um
wichtige Forschungsprojekte handeln würde, so sind die Konkurrenten doch
weitestgehend bereits informiert. So veröffentlichen Pharma-Unternehmen z. B.
zwar nicht alle Forschungsvorhaben, geben allerdings vorab bekannt, falls es sich
bei der Erforschung um einen sogenannten ,Blockbuster' handeln sollte. Quellen
der Informationsbeschaffung können zusätzliche Veröffentlichungen in der Fach-
und Wirtschaftspresse, Auskünfte durch Consultingfirmen und Informations-
beschaffung per Internet sein oder mit dem Abwerben von Führungskräften
erschlossen werden. Hiermit eröffnen sich weitere Möglichkeiten der
Informationsbeschaffung, die ein Unternehmen nicht steuern kann.
Zitat 3; ,,Unsere Kunden und Lieferanten könnten erfahren, wie viel Profit wir
machen"
Hier ist vielmehr die Frage, ob diese Erkenntnis Geschäftspartner wie Lieferanten
und Kunden überhaupt beschäftigt. Die Nutzung solchen Wissens zur Erlangung
besserer Konditionen wird es im Geschäftspartnerbereich wohl kaum geben. Die

Value Reporting ­ Wertorientierte Berichterstattung
16
Konditionen werden maßgeblich durch die Wettbewerbssituation auf den Produkt-
und Beschaffungsmärkten geprägt. Weitere denkbare Aspekte für eine
Zurückhaltung der Unternehmen bei der Vermeldung von Leistungskennzahlen
liegen wohl darin begründet, dass eine einmalige Offenlegung auch eine
permanente kontinuierliche Vermeldung der Leistungskennzahlen in der Zukunft
erfordert. Die Unternehmen gehen wohl weiterhin davon aus, dass sie bereits eine
ausreichende Anzahl an relevanten Informationen zur Verfügung stellen und
weitere nicht benötigt werden. Vor allem in der Berichterstattung zur Forschungs-
und Entwicklungstätigkeit begnügen sich die Unternehmen mit der Vermeldung
und der Beschreibung der Wirkungsweise neuer Produkte, ohne einen finanziellen
Zusammenhang herstellen zu können oder zu wollen. Vielmehr scheinen wohl
andere Gründe der manchmal mangelhaften Informationsgebung Ursache zu sein.
Scheinbar ist den Unternehmen die Informationsbeschaffung, Aufbereitung und
Offenlegung der Daten zu kostspielig und umständlich. Bestimmte Kennzahlen wie
Angaben zur Kundenbindung, Prozessqualität, Prozessoptimierung oder
Kennzahlen, die zu einer Zufriedenheit der Kunden oder der Mitarbeiter Stellung
nehmen, sind schwer messbar oder in der Erzeugung zu umständlich. Ebenfalls
scheint eine Befürchtung möglicher gerichtlicher Konsequenzen im Vordergrund
zu stehen. Unternehmen, die eine zu lasche Handhabung zukunftsorientierter
Informationen und Prognosen betreiben, können hiervon betroffen sein. Mit ein
Grund für eine eher eingeschränkte Informations- und Prognosegebung innerhalb
einer Geschäftsberichterstattung ist somit wohl die Furcht vor individueller
Verantwortung.

Gestaltung einer wertorientierten Berichterstattung
17
3
Gestaltung einer wertorientierten Berichterstattung
Grundsätzlich sollen in der Ausgestaltung einer wertorientierten Berichterstattung
Informationen zur langfristigen Entwicklung des Unternehmens und seiner
wertorientierten Kennzahlen zur Verfügung gestellt werden. Hierbei soll eine
Konzeption dargestellt werden, die eine wertorientierte Berichterstattung in
folgende Punkte und Sichten unterteilt.
Abbildung 2: Elemente einer wertorientierten Berichterstattung
14
Value Reporting
Total Return
Reporting
Value Added
Reporting
Strategic Advantage
Reporting
3.1
Total Return Reporting
Die Berichterstattung zu diesem Bereich ist retrospektiv, da sie sich ausschließlich
mit der Darstellung vergangenheitsbezogener Daten und Ereignisse beschäftigt.
15
Es sollte eine möglichst lückenlose Dokumentation des abgelaufenen
Börsenjahres und seiner relevanten Entwicklungen enthalten.
Ein effizientes Shareholder Reporting sollte die folgenden Angaben beinhalten:
·
Eine Darstellung aller Erträge, die sich aus der getätigten Investition ergeben
haben. Neben einer Aktienrendite und deren Bestandteile der gewährten
Dividendenzahlungen und der Aktienwertzuwächse auch Erträge aus in
Kapitalerhöhungen gewährten Bezugsrechten.
16
·
Eine Darstellung der absoluten sowie der relativen Entwicklung einer Aktie im
Verhältnis zu einem Branchen- oder Vergleichsindex. Hierbei soll die
Berichterstattung neben der Angabe einer absoluten Veränderung des
14
Vgl. (1998) Müller, S. 125; Pellens/Hillebrandt/Tomaszewski (2000), S. 181; Fischer (2002), S.
162
15
Vgl. (2000) Pellens/Hillebrandt/Tomaszewski, S. 182
16
Vgl. (1998) Müller, S. 129

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832466855
ISBN (Paperback)
9783838666853
DOI
10.3239/9783832466855
Dateigröße
903 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Düsseldorf – Betriebswirtschaft, Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2003 (April)
Note
1,7
Schlagworte
value reporting steuerungskonzepte
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Titel: Entwicklung der wertorientierten Berichterstattung im Jahresabschluss von Kapitalgesellschaften
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