Formen visueller Autorenschaft: Überhöhte Gewaltexzesse bei den Wachowski Brothers
Anhand der Filme "Bound" und "The Matrix"
					
	
		©2003
		Studienarbeit
		
			
				57 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die visuelle Gestaltung der beiden bisher veröffentlichten Kinoregiearbeiten der Brüder Larry Wachowski und Andy Wachowski: Bound (USA 1996) und The Matrix (USA 1999). Im Rahmen des Aufbaukurses Filmwissenschaft (Hochschule für Fernsehen und Film München, Abt. I  Kommunikations- und Medienwissenschaften) entstand diese Unter-suchung zu spezifischen Formen visueller Autorenschaft.
Den Kern der Arbeit bildet die Analyse der Besonderheiten in Bezug auf die visuelle Autorenschaft des Films Bound und die Behandlung der Frage, inwiefern The Matrix eine Fortentwicklung der kinematographischen Umsetzung von Bound ist.
Das Hauptaugenmerk liegt auf der visuellen Umsetzung gewaltbestimmter Szenen, ihrer Funktion als dramaturgische Höhepunkte sowie ihrer Bedeutung für den jeweiligen Schauwert beider Filme. Schauwert bedeutet bei den Wachowski Brothers unter anderem, dass sich das Narrative den Fähigkeiten der Kamera unterwirft, überall im Geschehen sein zu können, jedwede Bewegung ausführen zu können und in jedem beliebigen Moment die Zeit verlangsamen oder sogar zum Stillstand bringen zu können. Überbordende Choreografien, extreme Zeitdehnung und eine technisch komplexe Form der hochdynamischen Kamera werden im Detail analysiert.
Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.EINLEITUNG01
2.THEORIE & FRAGESTELLUNG02
3.DAS THRILLER DEBUT BOUND (1996)03
3.1Sex & Crime Forever03
3.2Analyse gewaltbestimmter Szenen04
3.2.1Die Foltersequenz04
3.2.2Der Tod von Gino & Johnnie Marzzone10
3.2.3Caesars Tod14
3.3Visuelle Besonderheiten bei [...] Gewaltexzessen15
4.DER SCIENCE-FICTION HIT THE MATRIX (1999)17
4.1What is the Matrix?17
4.2Wo sind die Stilmittel aus Bound?18
4.2.1Ein Ballett der Zerstörung (Superzeitlupe)18
4.2.2Die Penetranz des Closeups (freeze in time VFX)19
4.2.3Menschen sind Bretter21
4.2.4Direkte Referenz21
4.2.5Die Matrix ist grün, die Realität ist blau23
4.2.6Telefone statt Drainagen23
4.3Visuelle Verwandschaft Bound/The Matrix24
5.ERGEBNISSE25
6.ANHANG28
6.1Storyboard Bound  Foltersequenz (Erster Teil)29
6.2Storyboard Bound  Foltersequenz (Zweiter Teil)32
6.3Storyboard Bound  Der Tod von Gino Marzzone [.]35
6.4Storyboard Bound  Caesars Tod47
6.5Übersicht angesprochener Szenen aus The Matrix51
7.LITERATUR- & QUELLENVERZEICHNIS52
	Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die visuelle Gestaltung der beiden bisher veröffentlichten Kinoregiearbeiten der Brüder Larry Wachowski und Andy Wachowski: Bound (USA 1996) und The Matrix (USA 1999). Im Rahmen des Aufbaukurses Filmwissenschaft (Hochschule für Fernsehen und Film München, Abt. I  Kommunikations- und Medienwissenschaften) entstand diese Unter-suchung zu spezifischen Formen visueller Autorenschaft.
Den Kern der Arbeit bildet die Analyse der Besonderheiten in Bezug auf die visuelle Autorenschaft des Films Bound und die Behandlung der Frage, inwiefern The Matrix eine Fortentwicklung der kinematographischen Umsetzung von Bound ist.
Das Hauptaugenmerk liegt auf der visuellen Umsetzung gewaltbestimmter Szenen, ihrer Funktion als dramaturgische Höhepunkte sowie ihrer Bedeutung für den jeweiligen Schauwert beider Filme. Schauwert bedeutet bei den Wachowski Brothers unter anderem, dass sich das Narrative den Fähigkeiten der Kamera unterwirft, überall im Geschehen sein zu können, jedwede Bewegung ausführen zu können und in jedem beliebigen Moment die Zeit verlangsamen oder sogar zum Stillstand bringen zu können. Überbordende Choreografien, extreme Zeitdehnung und eine technisch komplexe Form der hochdynamischen Kamera werden im Detail analysiert.
Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.EINLEITUNG01
2.THEORIE & FRAGESTELLUNG02
3.DAS THRILLER DEBUT BOUND (1996)03
3.1Sex & Crime Forever03
3.2Analyse gewaltbestimmter Szenen04
3.2.1Die Foltersequenz04
3.2.2Der Tod von Gino & Johnnie Marzzone10
3.2.3Caesars Tod14
3.3Visuelle Besonderheiten bei [...] Gewaltexzessen15
4.DER SCIENCE-FICTION HIT THE MATRIX (1999)17
4.1What is the Matrix?17
4.2Wo sind die Stilmittel aus Bound?18
4.2.1Ein Ballett der Zerstörung (Superzeitlupe)18
4.2.2Die Penetranz des Closeups (freeze in time VFX)19
4.2.3Menschen sind Bretter21
4.2.4Direkte Referenz21
4.2.5Die Matrix ist grün, die Realität ist blau23
4.2.6Telefone statt Drainagen23
4.3Visuelle Verwandschaft Bound/The Matrix24
5.ERGEBNISSE25
6.ANHANG28
6.1Storyboard Bound  Foltersequenz (Erster Teil)29
6.2Storyboard Bound  Foltersequenz (Zweiter Teil)32
6.3Storyboard Bound  Der Tod von Gino Marzzone [.]35
6.4Storyboard Bound  Caesars Tod47
6.5Übersicht angesprochener Szenen aus The Matrix51
7.LITERATUR- & QUELLENVERZEICHNIS52
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ID 6675 
Friedrich Böhm 
Formen visueller Autorenschaft: 
Überhöhte Gewaltexzesse bei den 
Wachowski Brothers 
Anhand der Filme "Bound" und "The Matrix" 
Studienarbeit 
an der Hochschule für Fernsehen und Film 
Fachbereich Produktion und Medienwirtschaft 
Februar 2003 Abgabe 
ID 6675 
Böhm, Friedrich: Formen visueller Autorenschaft: Überhöhte Gewaltexzesse bei den 
Wachowski Brothers - Anhand der Filme "Bound" und "The Matrix" 
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003  
Zugl.: München, Kunst- und Musikhochschule, Studienarbeit, 2003 
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, 
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Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2003 
Printed in Germany
HFF - ABT.I: AUFBAUKURS FILMWISSENSCHAFT / FORMEN VISUELLER AUTORENSCHAFT 
INHALTSVERZEICHNIS 
1.  EINLEITUNG 
01 
2. 
THEORIE 
& 
FRAGESTELLUNG     02 
3.  DAS THRILLER DEBUT ,,BOUND" (1996) 
03 
3.1 
Sex 
& 
Crime 
Forever      03 
3.2 
Analyse 
gewaltbestimmter 
Szenen 
   04 
 3.2.1 
Die 
Foltersequenz 
     04 
3.2.2  Der Tod von Gino & Johnnie Marzzone   
10 
 3.2.3 
Caesars 
Tod 
      14 
3.3 
Visuelle Besonderheiten bei [...] Gewaltexzessen 
15 
4.  DER SCIENCE-FICTION HIT ,,THE MATRIX" (1999)  
17 
4.1 
"What 
is 
the 
Matrix?"      17 
4.2 
Wo sind die Stilmittel aus ,,Bound"? 
18 
4.2.1  Ein Ballett der Zerstörung (Superzeitlupe) 
18 
4.2.2  Die Penetranz des Closeups (freeze in time VFX) 
19 
 4.2.3 
Menschen 
sind 
Bretter 
    21 
 4.2.4 
Direkte 
Referenz 
     21 
4.2.5  Die Matrix ist grün, die Realität ist blau   
23 
 4.2.6 
Telefone 
statt 
Drainagen 
    23 
4.3 
Visuelle Verwandschaft ,,Bound"/,,The Matrix"   
24 
5. 
ERGEBNISSE 
       25 
HFF - ABT.I: AUFBAUKURS FILMWISSENSCHAFT / FORMEN VISUELLER AUTORENSCHAFT 
6.  ANHANG   
28 
6.1 
Storyboard ,,Bound"  Foltersequenz (Erster Teil) 
29 
6.2 
Storyboard ,,Bound"  Foltersequenz (Zweiter Teil)   
32 
6.3 
Storyboard ,,Bound"  Der Tod von Gino Marzzone [...] 
35 
6.4 
Storyboard ,,Bound"  Caesars Tod 
47 
6.5 
Übersicht angesprochener Szenen aus "The Matrix"   
51 
7. 
LITERATUR- 
& 
QUELLENVERZEICHNIS 
   52 
HFF - ABT. I: AUFBAUKURS FILMWISSENSCHAFTEN / FORMEN VISUELLER AUTORENSCHAFT 
FRIEDRICH BÖHM: ÜBERHÖHTE GEWALTEXZESSE BEI DEN WACHOWSKI BROTHERS                                        
1 
1. EINLEITUNG 
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die visuelle Gestaltung der beiden bisher 
veröffentlichten Kinoregiearbeiten der Brüder Larry & Andy Wachowski: ,,Bound" 
(USA 1996)  und ,,The Matrix" (USA 1999). 
Ich werde untersuchen, worin die Besonderheiten in Bezug auf die visuelle 
Autorenschaft des Films ,,Bound" liegen. Dieser Film bildet den Schwerpunkt der 
Arbeit. Inwiefern stellt ,,The Matrix" eine Fortentwicklung der kinematographischen 
Umsetzung von ,,Bound" dar? 
Beide Filme wurden von Bill Pope fotografiert. Aufgrund mangelnder Informationen 
über die künstlerische und  produktionstechnische Arbeitsweise ist, wie in beinahe 
allen Ensembles zwischen Regisseuren und Kameraleuten, auch hier schwer zu     
differenzieren, welche gestalterischen Elemente auf den Kameramann und welche 
auf den Regisseur zurückzuführen sind. Beim Hollywoodfilm handelt es sich meist 
um die Ergänzung verschiedener künstlerischer Kräfte, den heads of department, 
die alle einem gemeinsamen Gesamtwerk zuarbeiten. Im Folgenden wird daher 
der Einfachheit halber nur die Rede von den Wachowski Brothers als visuelle 
Autoren sein. Storyboardskizzen der Wachowksi Brothers sowie eine intensive 
Arbeit mit Layoutfilmen (von den Regisseuren auf Video vorgefertigte 
Rohauflösungen zur Verdeutlichung der Kameraarbeit) lassen darauf schließen, 
dass den Brüdern eine dominante Position bei der Entstehung und Umsetzung 
des visuellen Konzepts zugeschrieben werden kann. 
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FRIEDRICH BÖHM: ÜBERHÖHTE GEWALTEXZESSE BEI DEN WACHOWSKI BROTHERS                                        
2 
2. THEORIE & FRAGESTELLUNG 
Das Hauptaugenmerk möchte ich auf die visuelle Umsetzung von 
gewaltbestimmten Szenen richten. Hier scheinen die Wachowski Brothers eine 
besondere kreative Energie entwickelt zu haben. 
Meine Theorie lautet, dass ungewöhnliche Stilmittel verwendet wurden, um 
Gewaltexzesse als dramaturgische Höhepunkte zu inszenieren. Ferner bilden 
diese Szenen die Spitzlichter des Gesamtschauwerts, dessen 
Publikumswirksamkeit zumindest am Box Office Gross von ,,The Matrix" ersichtlich 
ist. Kleine optische Leckerbissen, wie z.B. eine Fahrt aus dem Lauf eines 
Revolvers heraus, oder die Verfolgung eines Telefonkabelwegs im Zeitraffer (aus 
,,Bound"), sind mit großer Regelmäßigkeit über beide Film gestreut, haben auch 
eine Bedeutung für den Gesamtschauwert, müssen aber im Zuge der 
Beschränkung auf Gewaltexzesse ausgeklammert werden. 
Schauwert bedeutet bei den Wachowski Brothers unter anderem, dass sich das 
Narrative den Fähigkeiten der Kamera unterwirft, überall im Geschehen sein zu 
können, jedwede Bewegung ausführen zu können und in jedem beliebigen 
Moment die Zeit verlangsamen oder sogar zum Stillstand bringen zu können.  
Überbordende Choreografien, extreme Zeitdehnung und eine technisch komplexe 
Form der hochdynamischen Kamera finden sich also in beiden Filmen.  
Die entscheidenden Gewaltexzesse stehen abseits vom schmutzigen Sterben, wie 
man es zum Beispiel von Francis Ford Coppola, Sergio Leone, dem frühen Martin 
Scorsese oder Sam Peckinpah kennt. Stattdessen handelt es sich um eine 
saubere, geschmeidige und auf Hochglanz polierte Art der visuellen Attraktion. 
Statt  albern oder unrealistisch findet die Majorität der Zuschauer dies innovativ 
oder  kunstvoll. Abseits von der Meinung der Kritiker machen die Wachowski 
Brothers für ihr Publikum also Kunst? Wie wird diese Kunst kinematographisch 
bewerkstelligt?  
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3 
3. DAS THRILLER DEBUT ,,BOUND" (1996) 
3.1 
Sex & Crime Forever 
,,Sex and crime forever"
1
 ist für ,,Bound"
2
 mehr als ein 
Werbeslogan. Als spannendes Thrillerkonstrukt scheint 
dieser Film offenkundig um Szenen voller 
publikumswirksamer Schauwerte herumgebaut zu sein: 
Lesbischer Sex, die Brutalität der Mafia sowie 
Hitchcockartige Hochspannungssequenzen bilden die 
Attraktionen des Films. Die toughe Corky (Gina 
Gershon), eine lesbische Ex-Knastschwester, die in 
einem Apartmenthaus als maintenance woman arbeitet, 
macht eines Tages Bekanntschaft mit ihren Nachbarn  
Violet (Jennifer Tilly) und deren charismatischem Freund Caesar (Joe Pantoliano), 
der für die örtliche Mafia Geld wäscht. Unvermittelt entbrennt zwischen Corky und 
Violet eine geheime, hemmungslose Sex-Affäre. Sie beschließen, sich gegen 
Caesar zu verbünden und einen Koffer mit $2.000.000 Gangstergeld zu stehlen, 
den Caesar in Kürze unter seiner Aufsicht haben wird, um ihn dem größten 
Mafiapaten von Chicago, Gino Marzzone (Richard C. Sarafian), zu übergeben. Ihr 
geschickter Plan ist, dass Caesar vor der Mafia als Sündenbock erscheinen wird. 
Doch als dieser den Braten riecht und plötzlich außerplanmäßig intelligent 
reagiert, beginnt ein mörderischer battle of wits, in dem Corky und Violet ihre 
Gerissenheit an der von Caesar messen müssen. Ein erpresserisches Dreierspiel 
voller überraschender Wendungen nimmt seinen Lauf und endet mit einem 
Showdown zwischen der emanzipierten Violet und dem irren Caesar. 
Unter dem Gewand eines B-Movies verbirgt sich ein raffinierter, mit Film-Noir-
Elementen durchsetzter Thriller, der um die Themen Verdacht, Paranoia, Irrsinn 
und den allgegenwärtigen Edelmorast des organisierten Verbrechens kreist. Fast 
alle Geschehnisse passieren innerhalb eines Apartmentkomplexes, entweder in 
1
 Posterheadline des US-Filmplakats (Quelle: Internet Movie Data  Base) 
2
 USA 1996, 35mm 1:1.85, 108 Minuten, Buch & Regie: The Wachowski Brothers, DoP: Bill Pope, Production Design: Eve 
Cauley, Produzent: Dino De Laurentiis (DDLC), Executive Producers: The Wachowski Brothers  
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4 
Corkys Wohnung, in Violets Wohnung oder im Flur bzw. Treppenhaus des 
gleichen Gebäudes. Dieser Minimalismus der Settings scheint die kreative 
Gestaltungskraft herausgefordert zu haben: Die virtuos fotografierte und an die 
40er/50er Jahre angelehnte Eleganz des Mafiatums ist ein besonders 
augenfälliges Charakteristikum der Inszenierung.  
Der eigentliche Star des Films ist der professionelle Bösewicht Caesar, gespielt 
von Joe Pantoliano, der im Zuge der immer zwangvolleren Erpressung durch das 
weibliche Buddyteam Corky und Violet über sich hinauswächst. Seine 
Ausweglosigkeit und paranoide Verzweiflung werden förmlich spürbar. 
3.2 
Analyse gewaltbestimmter Sequenzen 
Obwohl ,,Bound" ständig um das Oberthema Gewalt (bzw. crime) kreist, gibt es nur 
drei Sequenzen, in denen diese auch physisch zum Ausbruch kommt. Alle drei 
Sequenzen haben eine jeweils unterschiedliche Art und Weise, die Gewalt zu 
überhöhen, sie zu einem überspitzten Schauwert auszubauen. 
Zusammengenommen ergeben sie eine stilistische Einheit, die in 3.3 
zusammengefasst wird. Ein vollständiges Storyboard bzw. Einstellungsprotokoll 
der betreffenden Sequenzen findet sich im Anhang (6). Im Folgenden werde ich 
auf die kinematographischen Besonderheiten im Einzelnen eingehen.  
3.2.1 Die Foltersequenz 
oder: Kloschüsseln, Rot-Weiß Kontrast, Topshot und Closeup 
Diese Sequenz wird in der Mitte von einer anderen Sequenz unterbrochen und 
lässt sich also in zwei Abschnitte unterteilen
3
. 
Im Badezimmer von Caesars Wohnung haben sich diverse Gangster der 
Chicagoer Mafia versammelt, um einen Mann namens Shelly (Barry Kivel) zu 
foltern. Wir werden in dieser Sequenz lernen, worin ,,das Geschäft" besteht, das 
Violet in einem Dialog mit Corky zuvor angesprochen hat. Shelly soll den 
3
 Erster Teil: 26. bis 28. Filmminute, Zweiter Teil: 30. bis 31. Filmminute 
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5 
Gangstern verraten, ,,wo das verdammte Geld ist"
4
. Es handelt sich um die 
$2.000.000, die Violet und Corky später stehlen werden. Für die Foltersession 
stellt Caesar sozusagen die Örtlichkeit, während der impulsive Johnnie Marzzone
5
und der eiskalte, fischäugige Mafiascherge Mickey Mainato (John Ryan) als 
professionellste Autorität im Raume, die Ausführung der Folter übernehmen. 
Hierzu taucht zunächst Johnnie (gespielt von Christopher Meloni) den Kopf von 
Shelly unter zynischem Gebrüll mehrmals in die Kloschüssel und schlägt ihn 
einige Male auf den weißen Keramikrand, sodass Blut in den Ausfluss tropft und 
den gesamten Bereich um die Kloschüssel herum stark kontaminiert. Johnnie tritt 
anschließend mehrmals auf Shelly ein, als dieser bereits völlig entkräftet auf dem 
Boden liegt. Die Gangster erkennen jedoch, dass sie mit dieser Methode nicht 
weiterkommen. Also holt Caesar eine metallene Gartenschere hervor, des 
konservativen Mickeys Lieblingsfolterinstrument
6
. Während Shelly vom massigen, 
aber eher schweigsamen Partner Mickeys festgehalten wird (Peter Spellos als 
,,Lou"), setzt Mickey die Gartenschere am kleinen Finger des mit einem weißen 
Handtuch geknebelten Shelly an. ,,Ich zähle jetzt bis zehn. Hörst du? Bis zehn." Es 
ist bekannt, dass ein Mensch zehn Finger hat. Die Sequenz endet damit, dass 
Mickey sagt, ,,Eins. Wo ist das Geld?", nicht eine Sekunde auf Antwort wartet und 
den ersten Finger von Shelly abtrennt. Man kann vermuten, dass Shelly das 
Geheimnis unter diesen Umständen sehr bald verraten wird. 
Es geht hier nicht um den Grund, weshalb Shelly gefoltert wird, sondern primär um 
die Charakterisierung der diversen Gangsterfiguren und ihrer Beziehungen 
zueinander: Mickey, Johnnie und Caesar. Die Sequenz erreicht ihren Höhepunkt 
im Ausbruch der bestialischen Gewalt (Abtrennen des Fingers), Schauwert und 
Höhepunkt der Charakterisierung zugleich. Spätestens hier weiß man, dass diese 
Leute echte Gangster sind. Mickey ist extrem gefährlich und schreckt vor nichts 
zurück. Diese Information wird noch im späteren Verlauf des Films von großer 
Bedeutung sein, als Mickeys Misstrauen sich gegen den Hauptantagonisten 
Caesar wendet. Ferner erfährt man, das Caesar ein Problem mit der dümmlich-
4
 Dialog Johnnie Marzzone 
5
 Ginos Sohn; eine Karikatur von Sonny Corleone aus dem Film ,,The Godfather" (USA 1972, R: Francis Ford Coppola) 
6
 Abtrennen von Fingern war bereits in der Prohibitionszeit der 30er Jahre eine weit verbreitete Sanktionierungsart innerhalb 
der Gangsterkreise von New York und Chicago. 
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6 
rabiaten Art von Playboygangster Johnnie hat. Mit Nachdruck brüllt Caesar ihn zu 
Ende des ersten Abschnitts an: ,,Hör auf! Es wird mir viel zu laut!" 
Dass sich derart mörderische Handlungen im Badezimmer eines normalen 
Apartments abspielen, ist erschreckend. Der Verbrechenssumpf rückt für den 
Zuschauer ein ganzes Stück näher.  
Die Sequenz wird dadurch eingeleitet, dass Corky, die im benachbarten 
Apartment gerade an einem Waschbeckenrohr herumschraubt (6.1.1), das 
rhythmisch rumpelnde Geräusch des auf das Keramikbecken aufschlagenden 
Schädels von Shelly vernimmt. Dies äußerst sich zunächst an feinen Vibrationen, 
die im Wasser von Corkys Kloschüssel zu sehen sind. Die Kamera schleicht an 
ihre Kloschüssel heran (6.1.2/4 ) und fährt dann von oben auf die vibrierende 
Wasseroberfläche hinzu (6.1.6a). Wir nähern uns dem Abfluss, so wie wir uns 
auch dem ersten konkreten Gewalterlebnis der Gangsterwelt nähern. Diese 
Analogie ist bezeichnend: Ein Bluttropfen fällt und vermischt sich mit dem klaren 
Wasser (6.1.6b). Von nun an geht es um ,,das Geschäft". Die Kamera fährt nun 
den gleichen Weg wieder rückwärts. Immer mehr Bluttropfen und Blutschlieren 
besudeln die sonst so reinliche Kloschüssel (6.1.6c). An diesem Punkt wird (u.a. 
durch den Ton) deutlich, dass wir uns bereits in Caesars Badezimmer befinden, 
wo Shellys Kopf von Johnnie auf die Kloschlüssel geschmettert wird. Wir sind auf 
dieses einfache Täuschungsmanöver der Kameraführung hereingefallen. Die 
unmerklich 
ausgetauschten Kloschüsseln (geschickt über eine 
zwischengeschnittene Zufahrt auf Corky gelöst) bilden sozusagen das 
Übergangsmedium vom Apartment Corky zum Apartment Caesar/Violet.  
Nebenbei angemerkt, fügt sich dieser Kloschüsselübergang in eine Abfluss- und 
Drainagen-Metaphorik ein, welche die gesamte Exposition des Films durchzieht. 
Sie versinnbildlicht das dreckige, morastige Gangstertum, in das wir als Zuschauer 
im Laufe des Films hinabsteigen werden. Hier ein paar andere Hinweise:  
Zur Einführung von Corkys Beruf der maintenance woman wird gezeigt, wie 
sie mit einer elektrischen Pumpe pechschwarzen Fäulnisschlick aus ihrem 
Badewannenabfluss hervorsaugt (2. Filmminute). Diese Arbeit scheint sie 
auf eine seltsame Weise zu befriedigen. 
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7 
Der Name von Corkys Stammkneipe ist ,,The Watering Hole" (Türschild 
sichtbar in der 4. Filmminute).  
Beim ersten Kontakt zwischen den beiden Frauen soll Corky für Violet ihren 
Ohrring, den letztere mit durchtriebener Absicht in den Waschbecken-
abfluss geworfen hat, herausholen. Man sieht in Zeitlupen-Großaufnahme, 
wie Corky an dem phallischen, tropfenden Abwasserrohr herumschraubt, 
um das Kniestück auszubauen (6. Filmminute). Die Szene hat einen 
starken sexuellen Subtext. Später wird Corky mit genau der gleichen 
auswringenden Handbewegung den Unterleib von Violet ,,reparieren".  
Eine weitere Großaufnahme zeigt, wie Corky im Waschbecken ihre 
Malerpinsel auswäscht und mit den Fingern lasziv durch die Borsten 
streicht (10. Filmminute). Wieder ist ein sexueller Subtext lesbar. 
Es ist offensichtlich, dass die Abwasser- und Drainagenmetaphorik sowohl eine 
Anspielung auf den kriminellen Sumpf des Gangstermilieus, aber auch auf die 
erotische Beziehung Violet/Corky ist, wobei das eine ohne das andere nicht 
möglich wäre. Die Wachowski Brothers bleiben ihrer Headline ,,Sex & Crime 
Forever" treu.  
Optisch auffällig ist bei der Foltersequenz auch die Farbgebung im Badezimmer. 
Der klinisch weiß ausgestattete Raum zeugt eigentlich von Sauberkeit und 
Korrektheit. Umso kontrastreicher ist die Wirkung der roten Blutschlieren, die 
zusammen mit dem weißen Untergrund einen optimalen Farbkontrast bilden. Auch 
das weiße Handtuch, mit dem Shelly geknebelt ist, wird im Verlaufe der Folter rot. 
Plakativer könnte die Gewalt dieser Sequenz kaum dargestellt werden. Ein 
weiteres Farbenspiel findet sich in der Garderobe der Gangster. Alle sind grau, 
schwarz oder weiß gekleidet. Lediglich der impulsive Johnnie, dem die Folter am 
meisten Spaß zu machen scheint, trägt auffälliges weinrot. Johnnie ist also der 
metzgerhafte Aggressor in der Runde. 
Der Topshot (auch: overhead shot) wird vielmals als die Wachowski-eigene key 
visual trademark bezeichnet. Zu Recht. Auch in dieser Sequenz wird er mehrmals 
eingesetzt, hat allerdings eine eher ästhetisch motivierte Funktion, als dass er die 
Narration unterstützen würde. In 6.1.1 wird der Topshot als Establishment Shot 
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8 
eingesetzt, um Corky, die auf dem Rücken liegt, zu zeigen, wie sie in ihrem 
Apartment das Waschbecken repariert. Die Einstellung erzeugt einen leichten 
Hauch von Suspense: Indem die Kamera die auf dem Rücken liegende Frau von 
oben ins Visier nimmt, wirkt sie wehrlos, zumal sie die Kamera nicht sehen könnte, 
da ihr Kopf unter dem Waschbecken ist. Corky scheint der Gewaltschraube des 
Films ausgesetzt zu sein. Dies erzeugt eine gewisse subtile Spannung. In 6.2.7 
steht der sehr auffällige Topshot hingegen für eine Zäsur in der Handlung. Wir 
sehen von oben, wie Mickey Johnnie bei der Folter von Shelly ablöst; Die Herren 
positionieren sich behäbig um. Die Einstellung sagt uns: Jetzt stoßen wir in 
Sachen Folter in ein neues Kapitel vor, denn jetzt ist Mickey an der Reihe. Er ist 
der wahre Metzger, der dies aber nicht offen nach außen trägt. Ein netter 
Nebeneffekt ist, dass das Wasser in der Kloschüssel von oben wie ein dicker roter 
Punkt inmitten von weiß (Interieur des Badezimmers) und schwarz/grau (Kleidung 
der Gangster mit Ausnahme von Johnnie) aussieht. Man könnte sagen, dass 
dieser Topshot die besondere Farbgebung anschaulich macht. 
Der Closeup von Gegenständen spielt bei der Auflösung dieser Sequenz eine 
wichtige Rolle und wird als Mittel zur indirekten Gewaltdarstellung eingesetzt. So 
sehen wir vor dem Badezimmer ein Closeup der Gartenschere, die Caesar Mickey 
zeigt (6.2.2). Er lässt sie in der Luft einige Male auf und zu schnappen. Somit wird 
die Spannung auf den tatsächlichen Einsatz dieses Instruments enorm erhöht. 
Jeder kann sich vorstellen, dass Gartenscheren sehr schmerzhaft sind, wenn man 
sie zweckentfremdet. Die Gewissheit dieses Schmerzes ist nervenraubend. Im 
Zuge der Intensivierung der Folter wird diese Closeuptechnik ausgeweitet. 
Insgesamt zweimal sehen wir den Finger von Shelly in groß, und wie die 
Schneiden der Schere bereits angesetzt sind (6.2.11/13), was die Spannung 
dehnt. Es wird noch nicht zugedrückt. Der Bildausschnitt des Closeups ist beim 
zweiten Mal minimal enger, was die Spannung verdichtet. Aber anstatt das 
Zudrücken tatsächlich zu zeigen, sehen wir im Moment des Schmerzes das 
Gesicht von Mickey und hören im Off das Schnalzen der Schere plus Shellys 
Schmerzensgebrüll. Dass Mickey in dieser Einstellung reglos und ausdruckslos 
ins Leere starrt, zeugt von seiner Eiseskälte und verleiht der Schnittfolge eine 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2003
- ISBN (eBook)
- 9783832466756
- ISBN (Paperback)
- 9783838666754
- DOI
- 10.3239/9783832466756
- Dateigröße
- 13.5 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Hochschule für Fernsehen und Film München – Produktion und Medienwirtschaft
- Erscheinungsdatum
- 2003 (April)
- Note
- 1,0
- Schlagworte
- kamerastil filmwissenschaft zeitlupe crime closeup
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					