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Business Angels: Theorie und Praxis der informellen Gründungsfinanzierung in Deutschland

©2000 Diplomarbeit 79 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften sind Innovationen ein entscheidender Erfolgsfaktor. Ein dauerhafter Strukturwandel sowie die Sicherung und der Ausbau von Beschäftigung können durch sie ermöglicht werden. Bei Innovationen handelt es sich um qualitativ neuartige Produkte oder Verfahren, die von einer Unternehmung erstmalig in den Markt oder den Betrieb eingeführt werden. Eine Prognose über deren Erfolg am Markt ist nur sehr eingeschränkt möglich. Die Finanzierung solcher Projekte ist infolgedessen mit Risiko behaftet. Um die Wachstums- und Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft zu erhalten, ist deshalb eine ausreichende Versorgung mit Risikokapital unerlässlich.
Ein Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog verdeutlicht die aktuelle Problematik der Investitionsbereitschaft in risikoreiche Innovationen innerhalb der deutschen Wirtschaft: „Wir brauchen in Deutschland wieder Gründerjahre, eine neue Wagniskultur, einen Mentalitätswandel hin zu mehr Risikobereitschaft, Flexibilität und Offenheit gegenüber dem Wandel. Dazu gehört auch eine Gründerwelle, damit viele junge und junggebliebene Menschen mit guten Ideen den Sprung in die berufliche Selbständigkeit wagen.“
Nach der Idee zu einem Innovationsprojekt muss zu seiner Umsetzung die Finanzierung gesichert werden. Die Forderung nach dazu notwendigem Wagniskapital kann mit der Ungeeignetheit herkömmlicher Finanzierungsformen für die Umsetzung riskanter Projekte begründet werden. Gerade in jüngster Zeit treten auch in Deutschland Formen von Kapital auf, Venture Capital genannt, die sich speziell die Finanzierung riskanter Vorhaben zur Aufgabe gemacht haben. Venture Capital im engeren Sinne ist Eigenkapital mit zusätzlicher Unterstützung des Managements. Es existiert in formeller und informeller Ausprägung.
Der formelle Venture Capital-Markt umfasst sogenannte Venture Capital- Gesellschaften. Sie nehmen Kapital von Financiers wie Industrie- und Handelsbetrieben oder privaten Haushalten entgegen, verwalten und investieren es in entsprechende Wagnisunternehmen. Informelles Wagniskapital dagegen wird den innovativen Unternehmen ohne Zwischenschaltung von Intermediären zugeführt. Business Angels sind eine solche Form der informellen Finanzierung. Dem kapitalsuchenden Unternehmen wird von einer vermögenden Privatperson Geld direkt zur Verfügung gestellt. Diese bringt kaufmännisches oder technisches Know-how sowie Kontakte und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6650
Pölling, Jeanette: Business Angels: Theorie und Praxis der informellen
Gründungsfinanzierung in Deutschland
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Münster, Universität, Diplomarbeit, 2000
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

III
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
V
Abkürzungsverzeichnis
VI
1 Einleitung
1
2 Unternehmensfinanzierung in der Gründungsphase
4
2.1 Gründungsphase und relevante Unternehmensform 4
2.2
Möglichkeiten
der
Gründungsfinanzierung
5
2.3 Problematik der Finanzierung innovativer Vorhaben 8
3 Theoretische Analyse des Finanzkontraktes
13
3.1 Neue Institutionenökonomik und Prinzipal-Agenten-Theorie 13
3.2
Informationsasymmetrien
vor
Vertragsabschluß 17
3.2.1 Qualitätsunsicherheit und Adverse Selektion 17
3.2.2 Screening, Signalling und Self Selection 20
3.3
Informationsasymmetrien
nach
Vertragsabschluß
23
3.3.1
Moralisches
Wagnis 23
3.3.2
Anreizkompatible
Verträge 25
3.4
Kosten
der
Prinzipal-Agenten-Beziehung 27
3.5
Funktionsmechanismus
der
Reputation 30
4 Venture Capital und Business Angels zur
Reduzierung der Prinzipal-Agenten-Probleme
32
4.1 Der Begriff des Venture Capital 32
4.2
Formelles
Venture
Capital 34
4.2.1 Venture Capital-Gesellschaften als Intermediäre 34
4.2.2 Lösung der Prinzipal-Agenten-Probleme 35
4.3
Informelles
Venture
Capital
37
4.3.1 Informeller Markt und Investoren 37
4.3.2 Business Angels als informelle Investoren 39

IV
4.3.2.1 Charakteristika von Business Angels 39
4.3.2.2 Motivationen von Business Angels 40
4.3.2.3 Ablauf der Finanzierung durch Business Angels 41
4.4 Reduzierung der Informationsasymmetrien
zwischen Business Angel und Entrepreneur 42
4.4.1 Abbau von Qualitätsunsicherheit bei
Investmententscheidung 42
4.4.2 Abbau des Moralischen Wagnisses im Rahmen von
Betreuung und Desinvestment 47
4.4.3 Netzwerke zum Abbau von Unsicherheiten 53
4.4.4 Abschließende Betrachtung der Reduzierung der
Informationsasymmetrien 55
5 Praktische Relevanz von Business Angels in
Deutschland 57
5.1 Struktur und Größe des deutschen Business Angels Marktes 57
5.2 Business Angels in den USA als Vergleich 58
5.3 Kritische Würdigung der Anwendbarkeit in Deutschland 59
6
Zusammenfassung
und
Ausblick
61
Anhang 64
Literaturverzeichnis 66

V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung
1:
Finanzierungsformen
6
Abbildung 2: Finanzierungs- und Unternehmensphasen 7
Abbildung
3:
Informationsasymmetrien
und
Kooperationsdesigns 16
Abbildung 4: Erwarteter Kreditertrag in Abhängigkeit
vom Zinssatz 20
Abbildung
5:
Agency-Kosten 29
Abbildung 6: Kapitalquellen der Venture Capital-
Gesellschaften 36
Abbildung
7:
Eigenkapitallücke 37
Abbildung 8: Informationsasymmetrien im Verlauf
der Finanzierung 42

VI
Abkürzungsverzeichnis
AG
Aktiengesellschaft
BAND
Business Angels Netzwerk Deutschland
BFuP
Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis
BVK
Bundesverband
Deutscher
Kapitalbeteiligungsgesellschaften
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
DBW
Die
Betriebswirtschaft
Eds.
Editors
e.V.
eingetragener
Verein
et
al.
et
altera
FNT
Förderkreis
Neuer
Technologien
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Hrsg.
Herausgeber
ISI
Fraunhofer Institut für Systemtechnik und
Innovationsforschung
Jhg.
Jahrgang
KMU
Kleine und mittlere Unternehmen
Nr.
Nummer
No.
number
o.V.
ohne
Verfasser
S. Seite
Sp. Spalte
vgl. vergleiche
VCF
Venture
Capital
Finance
vol. volume
WHU
Wissenschaftliche Hochschule für
Unternehmensführung
WiSt
Wirtschaftswissenschaftliches
Studium
WISU
Das
Wirtschaftsstudium
ZEW
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

1
1 Einleitung
Für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften sind
Innovationen ein entscheidender Erfolgsfaktor. Ein dauerhafter Struktur-
wandel sowie die Sicherung und der Ausbau von Beschäftigung können
durch sie ermöglicht werden.
1
Bei Innovationen handelt es sich um qua-
litativ neuartige Produkte oder Verfahren, die von einer Unternehmung
erstmalig in den Markt oder den Betrieb eingeführt werden.
2
Eine Prog-
nose über deren Erfolg am Markt ist nur sehr eingeschränkt möglich. Die
Finanzierung solcher Projekte ist infolgedessen mit Risiko behaftet. Um
die Wachstums- und Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft zu erhal-
ten, ist deshalb eine ausreichende Versorgung mit Risikokapital unerläss-
lich.
3
Ein Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog verdeutlicht
die aktuelle Problematik der Investitionsbereitschaft in risikoreiche Inno-
vationen innerhalb der deutschen Wirtschaft: "Wir brauchen in Deutsch-
land wieder Gründerjahre, eine neue Wagniskultur, einen Mentalitäts-
wandel hin zu mehr Risikobereitschaft, Flexibilität und Offenheit gegen-
über dem Wandel. Dazu gehört auch eine Gründerwelle, damit viele jun-
ge und junggebliebene Menschen mit guten Ideen den Sprung in die be-
rufliche Selbständigkeit wagen."
4
Nach der Idee zu einem Innovationsprojekt muss zu seiner Umsetzung
die Finanzierung gesichert werden. Die Forderung nach dazu notwendi-
gem Wagniskapital kann mit der Ungeeignetheit herkömmlicher Finan-
zierungsformen für die Umsetzung riskanter Projekte begründet werden.
Gerade in jüngster Zeit treten auch in Deutschland Formen von Kapital
auf, Venture Capital genannt, die sich speziell die Finanzierung riskanter
1
Vgl. Lompe, K. et al., (1998), S. 59.
2
Vgl. Hauschildt, J., (1992), Sp. 1029.
3
Vgl. Gerke, W. et al., (1995), S. 5.
4
Vgl. o.V., (1998), http://www.ivc-venture-capital.com/d/presse.

2
Vorhaben zur Aufgabe gemacht haben. Venture Capital im engeren Sin-
ne ist Eigenkapital mit zusätzlicher Unterstützung des Managements.
5
Es
existiert in formeller und informeller Ausprägung.
Der formelle Venture Capital-Markt umfasst sogenannte Venture Capi-
tal- Gesellschaften. Sie nehmen Kapital von Financiers wie Industrie-
und Handelsbetrieben oder privaten Haushalten entgegen, verwalten und
investieren es in entsprechende Wagnisunternehmen.
6
Informelles Wag-
niskapital dagegen wird den innovativen Unternehmen ohne Zwischen-
schaltung von Intermediären zugeführt. Business Angels sind eine solche
Form der informellen Finanzierung. Dem kapitalsuchenden Unternehmen
wird von einer vermögenden Privatperson Geld direkt zur Verfügung
gestellt. Diese bringt kaufmännisches oder technisches Know-how sowie
Kontakte und Erfahrungen mit in die Finanzierungsbeziehung ein.
7
Auf-
grund des vermehrten Auftretens von Business Angels auch in Deutsch-
land soll diese Form der Venture Capital Finanzierung theoretisch näher
untersucht werden.
Business Angels können als Institution oder auch Organisation bezeich-
net werden. Der Theorierahmen zur Erklärung der Existenz von Instituti-
onen ist die ,,Neue Institutionenökonomik".
8
Sie bedient sich zur Analyse
von Institutionen unter anderem der Prinzipal-Agenten-Theorie. Dieser
für die vorliegende Arbeit relevante Forschungszweig der ,,Neuen Insti-
tutionenökonomik" untersucht im speziellen Fall der Finanzierung die
Informationsasymmetrien zwischen einem Kapitalgeber (Prinzipal) und
einem Kapitalnehmer (Agent) sowie deren Möglichkeiten zur Lösung.
Mit Hilfe der Prinzipal-Agenten-Theorie wird im folgenden untersucht,
wie Business Angels und deren Kapitalnehmer in der Praxis mit den
Problemen asymmetrischer Information umgehen.
5
Vgl. Bell, M., (1998), S. 301.
6
Vgl. ebenda, S. 301.
7
Vgl. Nittka, I., Stickel, E., (1999), S. 445.
8
Vgl. Jürgens, W., (1994), S. 55.

3
Nach grundlegenden Definitionen der Gründungsphase sowie der zur
Analyse relevanten Unternehmensform werden allgemeine Finanzie-
rungsmöglichkeiten der Unternehmung dargestellt und die besonderen
Probleme innovativer Unternehmensgründungen bei der Finanzierung
betrachtet. Zur allgemeinen Analyse der Beziehung zwischen Prinzipal
und Agent wird die Neue Institutionenökonomik als Theoriegrundlage
näher definiert, um anschließend bestehende Informationsasymmetrien
der Beteiligten jeweils vor und nach Vertragsabschluß und deren Designs
zur Lösung darzustellen. Nach Schaffung dieser theoretischen Grundlage
kann darauf aufbauend untersucht werden, inwiefern durch eine Finan-
zierung mit Business Angels die genannten Probleme reduziert werden.
Im Anschluss daran wird die praktische Relevanz der Finanzierung durch
Business Angels in Deutschland dargestellt. Eine kritische Würdigung
sowie die Zusammenfassung der gewonnenen Ergebnisse runden die
theoretische und praktische Untersuchung von Business Angels als in-
formeller Form von Venture Capital ab.

4
2
Unternehmensfinanzierung in der Gründungsphase
2.1
Gründungsphase und relevante Unternehmensform
Im Rahmen der Unternehmensphasen nimmt die Gründungsphase den
Zeitraum des Aufbaus der Unternehmung ein. Das Produkt oder die
Dienstleistung werden bis zur Serienreife entwickelt. Der Eintritt in den
Markt wird vorbereitet. Es kommt zu Produktionsaufnahme und Markt-
einführung. Diese Phase wird auch Start-up-Phase genannt.
9
Festzuhalten
ist, dass das Unternehmen in der Gründungsphase seine Produkte noch
nicht oder erst in geringem Umfang vermarktet hat.
10
Speziell bei der
Umsetzung von Innovationen ist ein Markt im eigentlichen Sinne für das
Produkt oder die Dienstleistung aufgrund deren Neuartigkeit noch nicht
vorhanden, er muss sich erst entwickeln.
Heuss
11
betrachtet in diesem Zusammenhang den Markt als allgemeinen
Entwicklungsprozess. Er teilt ihn ein in die Phasen der Experimentie-
rung, der Expansion, der Ausreifung, der Stagnation oder der Rückbil-
dung. Als Maßgröße zur Identifikation der einzelnen Phasen wird der
Produktionsverlauf herangezogen. Es wird der typische Zusammenhang
zwischen Produktionsvolumen und Marktphase aufgezeigt. Im Rahmen
der Experimentierphase wird das Produkt erst geschaffen und bis zur
erforderlichen Marktreife entwickelt. Das Produktionsvolumen ist gering
bis nicht vorhanden. Die Gründung einer Unternehmung zur Umsetzung
von Innovationen kann daher dieser Marktphase zugeordnet werden.
Besonders Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) eignen sich zur
Umsetzung innovativer Impulse. Grund ist deren Auszeichnung durch
Initiative, Risikobereitschaft, Kreativität und Flexibilität. Große Unter-
nehmen sind weniger in der Lage auf Innovationsschübe und Verfahren
9
Vgl. Hinz, O., (1998), http://www.fes.de/fulltext/managerkreis/00212003.
10
Vgl. o.V., (1999), S. 34.
11
Vgl. Heuss, E., (1965), S. 15-17.

5
kurzfristig zu reagieren.
12
Der Begriff der Kleinen und Mittleren Unter-
nehmung wird im folgenden gleichgesetzt mit dem Begriff der Mittel-
ständischen Unternehmung. Diese nehmen eine besondere Stellung in-
nerhalb der Volkswirtschaft ein. Sie stellen, unabhängig vom Wirt-
schaftszweig, insgesamt 99% aller Unternehmen, beschäftigen ca. 2/3
aller Erwerbstätigen und erbringen mehr als 50% des Umsatzes der Bun-
desrepublik Deutschland.
13
Zur Abgrenzung gegenüber Großunterneh-
men wird in erster Linie die Beschäftigtenzahl als Maßstab herangezo-
gen. Als Grenzwert hat sich eine Zahl von 500 Beschäftigten eingebür-
gert.
14
Eine besondere Rolle im Rahmen des oben erwähnten Innovati-
onspotentials spielen junge Technologieunternehmen.
15
Deren Geschäfts-
felder sind insbesondere innovative Dienstleistungen und neue Verfahren
oder Produkte.
16
Die Untersuchung alternativer Gründungsfinanzierungs-
formen für diese Art von Unternehmen, im folgenden als jung, risiko-
reich, innovativ und technologieorientiert bezeichnet, ist im Hinblick auf
deren Wachstumspotential für die deutsche Volkswirtschaft von besonde-
rem Interesse.
2.2
Möglichkeiten der Gründungsfinanzierung
KMU haben eine Vielzahl an Finanzierungsmöglichkeiten. Die grund-
sätzliche Darstellung von Finanzierungsformen erfolgt anhand des Krite-
riums der Mittelherkunft gemäß den Ausführungen von Louis Perridon
und Manfred Steiner
17
.
12
Vgl. Fischer, L., (1987), S. 8.
13
Vgl. Kahle, E., (1992), Sp. 1408-1409.
14
Vgl. Wossidlo, P., (1993), Sp. 2893.
15
Vgl. Densing, C., (1997), S. 6.
16
Vgl. Baier, W., Pleschak, F., (1996), S. 11.
17
Vgl. Perridon, L., Steiner, M., (1999), S. 345.

6
Abbildung 1: Finanzierungsformen
Quelle: Vgl. in Anlehnung an Perridon, L., Steiner, M., (1999), S. 346.
Die Innenfinanzierung ist charakterisiert durch a) Selbstfinanzierung, b)
Finanzierung aus Abschreibungen, c) Auflösung bereits gebildeter Rück-
stellungen und d) Finanzierung durch Kapitalfreisetzung. Eine Innenfi-
nanzierung kann nur durchgeführt werden, wenn der Unternehmung li-
quide Mittel aus dem normalen betrieblichen Umsatzprozess oder aus
außergewöhnlichen Umsätzen zufließen.
18
Ein existierender Geschäftsbe-
trieb wird vorausgesetzt.
Zum Zeitpunkt der Gründung ist ein Geschäftsbetrieb gemäß Definition
jedoch noch nicht vorhanden. Eine Innenfinanzierung scheidet daher aus.
Zur Verdeutlichung dient folgende Abbildung, die zeigt, dass bei der
Unternehmensgründung kein Innenfinanzierungsspielraum vorhanden ist.
18
Vgl. Perridon, L., Steiner, M., (1999), S. 451-466.
Finanzierungs-
alternativen
Außen-
finanzierung
Innen-
finanzierung
Beteiligungsfinanzierung
(Eigenfinanzierung)
Kreditfinanzierung
(Fremdfinanzierung)
Selbstfinanzierung
(Eigenfinanzierung)
Finanzierung aus
Abschreibungen
Finanzierung aus
Rückstellungen
Finanzierung durch
Kapitalfreisetzung

7
Abbildung 2: Finanzierungs- und Unternehmensphasen
Quelle: VCF AG, (1999), http://www.vcf.ch.
Aus diesem Grund müssen KMU auf die Außenfinanzierung zurückgrei-
fen. Sie ist möglich durch a) Beteiligungsfinanzierung (Eigenfinanzie-
rung) und b) Kreditfinanzierung (Fremdfinanzierung). Im Rahmen einer
Eigen- und Beteiligungsfinanzierung wird dem Unternehmen Eigenkapi-
tal durch bereits vorhandene oder neu hinzutretende Gesellschafter zuge-
führt. Diese Form der Finanzierung ist regelmäßig bei Gründung einer
Unternehmung zu finden.
19
Sie erschließt demnach potentielle Kapital-
quellen für eine allgemeine Unternehmensgründung.
Nimmt eine Unternehmung Fremdkapital von außen auf, so handelt es
sich um eine Kreditfinanzierung.
20
Die Finanzierung von Gründungen
erfordert langfristiges Fremdkapital. Von den zahlreichen Vertragsfor-
men der Fremdfinanzierung sollen Darlehen bei Banken hervorgehoben
werden. Kleinen und Mittleren Betrieben sind aufgrund der Höhe der
erforderlichen Beträge und der gestellten Anforderungen an die Bonität
19
Vgl. Perridon, L., Steiner, M., (1999), S. 347.
20
Vgl. ebenda, S. 374.

8
und Bedeutung des Unternehmens andere Formen der Fremdfinanzierung
verwehrt.
21
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Gründung von KMU
nur durch eine Außenfinanzierung erfolgen kann. Diese ist in Form von
Eigen- bzw. Beteiligungskapital und durch langfristiges Fremdkapital
möglich. Probleme ergeben sich jedoch bei der Finanzierung innovativer
Vorhaben wie technologieorientierter Neugründungen. Diese bringen
weitaus ungünstigere Finanzierungsbeziehungen mit sich als Vorhaben
etablierter Unternehmen.
22
2.3
Problematik der Finanzierung innovativer Vorhaben
Folgende Zusammenhänge verdeutlichen die Schwierigkeit der Kapital-
beschaffung insbesondere für junge Unternehmen, die innovative, tech-
nologisch schwierige und noch nicht bewährte Produkte umsetzen wol-
len. Der Unternehmensgründer benötigt viel Kapital mit langfristiger,
risiko- und chancenreicher Einsatzmöglichkeit. Es darf kein Risiko des
Abzugs bestehen. Die Vermutung der Vorteilhaftigkeit der Investition
beruht zum großen Teil auf seiner subjektiven Einschätzung und ist ob-
jektiv schwierig zu überprüfen. Die Investitionsgelegenheit ist in den
meisten Fällen an seine Person geknüpft und nicht auf andere übertrag-
bar. Er ist gewillt für die Kapitalüberlassung einen Teil der erwarteten
Erträge an den Financier abzugeben.
23
Auf der anderen Seite steht der Kapitalgeber. Über die Erfolgsperspekti-
ven des Investitionsprojektes ist er schlechter informiert als der Gründer.
Er bevorzugt aufgrund des Diversifikationseffektes kleinere Anlagebe-
träge sowie kürzere oder zumindest anpassungsfähige Anlagehorizonte.
In der Regel präferiert er Anlagemöglichkeiten mit weniger Risiko als
21
Vgl. Perridon, L., Steiner, M., (1999), S. 407.
22
Vgl. o.V., (1999), S. 35.
23
Vgl. Schmidt, R., (1985), S. 426.

9
das der Unternehmensinvestition.
Diese Probleme existieren vor einer
potentiellen Kapitalüberlassung.
24
Nach der Überlassung von Geldmitteln
verstärken sich die Interessenkonflikte zwischen Kapitalnehmer und Ka-
pitalgeber durch Anreizeffekte. Hat der Kapitalnehmer nach der Geld-
überlassung einen Spielraum bezüglich seiner Entscheidungen, so kann
er diesen gebrauchen, um seinen Teil des Investitionsertrages zu optimie-
ren.
25
Dies kann jedoch zum Nachteil des Kapitalgebers sein.
Die beschriebene Problematik trifft in der Regel auf alle Finanzierungs-
beziehungen zu. Unterschiedliche Vorstellungen über Investitionsvolu-
men, d.h. Losgröße, Risiko und Anlage- bzw. Investitionsdauern sind
allgemeingültig. Speziell junge Unternehmungen zeichnen sich jedoch
durch ein sehr hohes Maß an Informations- und Anreizproblemen aus.
Auf Erfahrungen mit dem Unternehmer, der Investition oder dem Markt
kann nicht zurückgegriffen werden. Das Risiko der Investition ist
schwierig einzuschätzen und aufgrund der bei einer jungen Unterneh-
mung noch zahlreich zu treffenden Entscheidungen ist der Entschei-
dungsspielraum des Kapitalnehmers, den er zu seinem Vorteil nutzen
kann, sehr hoch.
26
Zusätzlich sind Kapitalgeber vorsichtig bei der Finan-
zierung von innovativen Vorhaben. Deren Forschungs- und Entwick-
lungsausgaben sind sehr hoch und die Dauer bis zur Erwirtschaftung von
Rückflüssen beträgt unter Umständen mehrere Jahre.
27
Kreditinstitute sind prinzipiell in der Lage eine Annäherung der Interes-
senkonflikte zwischen Kapitalnehmer und Kapitalgeber durch Transfor-
mationsleistungen
28
wie Losgrößentransformation, Fristentransformation
und Risikotransformation im Rahmen ihrer Intermediationsleistung zu
erreichen. Innovative Geschäftsideen bergen jedoch ein hohes Ausfallri-
24
Vgl. Schmidt, R., (1985), S. 427.
25
Vgl. ebenda, S. 427.
26
Vgl. ebenda, S. 428.
27
Vgl. Densing, C., (1997), S. 10.
28
Vgl. Hartmann-Wendels, T., Pfingsten, A., Weber, M., (2000), S. 16-17.

10
siko.
29
Grund ist der Mangel der Prognostizierbarkeit des Markterfolges.
Es existiert noch kein eigentlicher Markt für das Vorhaben. Vergangen-
heitsdaten liegen nicht vor. Eine Kreditfinanzierung durch Banken wird
in der Unternehmensphase der Gründung zur Umsetzung innovativer
Vorhaben schwierig sein.
Eine Fremdfinanzierung ist ein unbedingtes Zahlungsversprechen, das
vorrangig zu befriedigen ist. Sie beinhaltet eine vertragsgemäße Verzin-
sung und Rückzahlung des Kapitals unabhängig von der Ertragsentwick-
lung des Unternehmens. Für den Kreditgeber ist dies eine verhältnismä-
ßig sichere Position. Das Risiko steigt jedoch, wenn die Investitionsrück-
flüsse nicht ausreichen, um die festen Zahlungsansprüche zu leisten.
30
Steigen die Investititonsrückflußrisiken und folglich die Verlustmöglich-
keiten für die Fremdkapitalgeber, so kann vermutet werden, dass sie sich
auf diese extremen Wagnisse nicht einlassen werden.
31
Im Rahmen einer
Befragung von 26 Kreditinstituten vertraten diese die Meinung, dass das
hohe Risiko von Innovationsfinanzierungen für junge, innovative Unter-
nehmen der Grund für den begrenzten Zugang zu Fremdkapital dar-
stellt.
32
Aufgrund der Größe der Unternehmung bestehen außerdem nur gering-
wertige Sicherheiten, die keine Basis für eine Absicherung der Finanzie-
rung darstellen. Ebenso sind die durchgeführten Investitionen zu spezi-
fisch, um als Sicherheit hinterlegt zu werden.
33
Hinzu kommt, dass KMU
nicht in dem Maße wie Großunternehmen von sogenannten Ratingagen-
turen oder der Presse beobachtet werden. Folge sind große Informati-
onsasymmetrien zwischen der Unternehmung und dem Investor.
34
Eine
29
Vgl. Engelmann, A., Heitzer, B., (1999), S. 457.
30
Vgl. Albach, H., Hunsdiek, D., Kokalj, L., (1986), S. 4.
31
Vgl. ebenda, S. 14.
32
Vgl. o.V., (1999), S. 35.
33
Vgl. Erlei, M., (1998), S. 165.
34
Vgl. Petersen, M., Rajan, R., (1994), S. 4.

11
Kreditfinanzierung in dieser Unternehmensphase ist zusammenfassend
für eine Bank mit zuviel Risiko behaftet und muss folglich ausscheiden.
Zur Gründungsfinanzierung von jungen Technologieunternehmen ver-
bleibt die Möglichkeit der Eigen- bzw. Beteiligungsfinanzierung. Das
Privatvermögen der Unternehmer ist jedoch nur begrenzt einsetzbar. Der
Kapitalbedarf bis zur Etablierung am Markt ist normalerweise so hoch,
dass die finanziellen Mittel der Gründer bei weitem nicht ausreichen, wie
Forschungsergebnisse zu geförderten Unternehmen zeigen.
35
Der volle
Einsatz des Privatvermögens kann unter Umständen zusätzlich aufgrund
von Diversifikationsüberlegungen unvorteilhaft sein.
36
Primäre Kapitalquelle für innovative Unternehmensgründungen ist letzt-
endlich die Eigenkapitalfinanzierung in Form von Beteiligungskapital.
Bei Eigenkapital handelt es sich um ein bedingtes Zahlungsversprechen,
welches nachrangig und von der Ertragslage abhängig zu befriedigen ist.
Die Position der Eigenkapitalgeber ist in der Folge risikoreich.
37
Unter-
schieden wird zwischen der Beteiligungsfinanzierung von Unternehmen
mit und ohne direkten Zugang zur Börse.
38
Der hier betrachtete Unter-
nehmenstyp hat im Rahmen der Gründung noch keinen Zugang zur Bör-
se. Beteiligungskapital muss auf anderem Wege beschafft werden. Dazu
ist eine Annäherung zwischen Kapitalgeber und Kapitalnehmer nötig.
Gelingt diese nicht, so kommt es zu einer Unterversorgung mit Risikoka-
pital und in der Folge zu einer Eigenkapitallücke für kapitalsuchende
Unternehmen.
Um dieser entgegenwirken zu können, ist eine Untersuchung der Bezie-
hung zwischen Unternehmensgründer (Kapitalnehmer) und Kapitalgeber
folglich von elementarer Bedeutung. Dazu wird im Rahmen der Neuen
35
Vgl. o.V., (1999), S. 35.
36
Vgl. Hartmann-Wendels, T., (1987), S. 16.
37
Vgl. Albach, H., Hunsdiek, D., Kokalj, L., (1986), S. 5.
38
Vgl. Perridon, L., Steiner, M., (1999), S. 346.

12
Institutionenökonomik die Prinzipal-Agenten-Theorie herangezogen. Sie
erlaubt eine Beurteilung der Geeignetheit bestimmter bereits existieren-
der Institutionen zur Angleichung der unterschiedlichen Präferenzen von
Kapitalgeber und Kapitalnehmer und in der Folge zur Schließung der
Eigenkapitallücke. Insbesondere kann in diesem Zusammenhang infor-
melles Venture Capital, also die Bereitstellung von Kapital durch Busi-
ness Angels, als Lösungsvorschlag für die Finanzierungsprobleme jun-
ger, riskanter und technologisch innovativer Unternehmungen untersucht
werden.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2000
ISBN (eBook)
9783832466503
ISBN (Paperback)
9783838666501
DOI
10.3239/9783832466503
Dateigröße
657 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Münster – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2003 (April)
Note
2,3
Schlagworte
neue institutionenökonomik principal-agent-theorie venture capital informationsasymmetrien
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Titel: Business Angels: Theorie und Praxis der informellen Gründungsfinanzierung in Deutschland
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