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Die Antwortmaschine - Eine interaktive Installation

©2003 Diplomarbeit 89 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Idee zur Antwortmaschine begann mit einer Beobachtung: Wenn man bei offenem Fenster im Auto fährt und das Radio leise eingeschaltet ist, beginnt das Gehirn schon nach kurzer Zeit die unverständlichen Teile der Musik zusammenzusetzen. Es entsteht ein neues Lied im Kopf. Dieses muß nicht mal ansatzweise etwas mit dem Lied zu tun haben, das tatsächlich im Radio läuft. Selbstverständlich erwartet man die Art Musik, die gewöhnlich im Radio gespielt wird. Dreht man das Radio lauter, weil man wissen möchte, um welches Lied es sich handelt, stellt man häufig fest, daß das Lied nicht so gut zur eigenen Stimmung paßt, wie das kurz zuvor im Kopf entstandene.
Hier ist etwas Merkwürdiges passiert. Zwischen Sender und Empfänger gibt es eine Interferenz oder Störung. Im Vertrauen darauf, daß der Sendende sowohl Intention wie auch Kompetenz gleichermassen konstant hält, ersetzt man unbewußt die fehlenden Teile mit dem Wahrscheinlichsten oder der Extrapolation des zuletzt über der Wahrnehmungsschwelle Gehörten. Hier entsteht etwas neues, ohne eine Intention, ohne ein Wollen.
Die Antwortmaschine soll die Ergänzungsfreudigkeit des Wahrnehmungsapparates auf einer unbewußten Ebene nutzen. Die antrainierte Suche nach dem Sinn einer Aussage und die Vorurteile ermöglichen es, schnell mit einem Themenkomplex umzugehen. Die Voreingenommenheit, die Konnotation der Situation und der kommunizierte Kontext erleichtern die Ablenkung der Aufmerksamkeit und den Zugang zum Verschütteten und Nichtbewußten. Die Antwortmaschine bietet ein Gerüst an, das der Rezipient, ohne es bewußt zu merken, mit seinen persönlichen Inhalten ergänzt.
Diese Öffnung des Unbewußten soll systematisiert werden. Das Mißverständnis und die Fehlinterpretation sind erwünscht, denn auf der Ebene des Unbewußten ist jedes Verständnis und jede Interpretation brauchbar. Jeder verwehrt sich mehr oder weniger die Antworten, die er in sich trägt, mit seinem rationalen Bewußtsein. Der Ordnungwille des Gehirns soll aber dem Bewußtsein vorenthalten werden. Daher besteht die Antwortmaschine aus drei Ebenen der Wahrnehmung: der Inszenierung oder Ablenkung, der Projektionsfläche oder Impuls und der Deutung, also dem Hinweis auf die Verbindung zwischen Frage und Antwort.
Diese Arbeit wird einige Aspekte des Mißverständnisses aufzeigen, die Herkunft der Inhalte der Antwortmaschine darlegen, auf die Inszenierungsaspekte eingehen und einen Ausblick auf die nahe Zukunft […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6620
Junk, Thomas: Die Antwortmaschine - Eine interaktive Installation
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Wuppertal, Universität - Gesamthochschule, Diplomarbeit, 2003
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

I n h a l t s ve r z e i c h n i s
0. Die Einführung
2
1. Die kulturellen Vo r a u s s e t z u n g e n
3
1.1 Das Mißverständnis
4
1.2 Die Lüge
6
2. Die physischen Vo r a u s s e t z u n g e n
8
2 .1 Das Gehirnpro t o k o l l
9
2.2 Die Wa h r n e h m u n g s f i l t e r
11
2.3 Der Trance Zustand
12
3. Die geschichtlichen Hintergründe
13
3 .1 Die Orakel der Antike
14
3.2 Wa h r s a g e r
15
3.3 Das Runen-O r a k e l
16
3.4 Das Ta ro t
17
3.5 Die kabbalistische Einordnung des Ta ro t
18
4. Die Bes c h reibung der Maschineninhalte
21
4.0 Die Bedeutungszusammenführung von Ta rot, Kaballa und Runen-O r a k e l
2 2
i i i

4 .1 ,,Der Narr" (0)
2 3
4 .1.1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.1.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.1.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 .1.2 VAD-Modul ,,Lebensprinzip" ­ 4.1. 2 .1 Die Einordnung ­ 4.1.2.2 Die
2 4
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.1.2.3 Die technische Umsetzung
4 .1.3 Der Deutungstext
4.2 ,,Der Magier" (I)
2 5
4 . 2 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.2.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.2.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel
2 6
4.2.2 VAD-Modul ,,Frühlingsschauer" ­ 4.2.2.1 Die Einordnung ­ 4.2.2.2 Die
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.2.2.3 Die technische Umsetzung
4.2.3 Der Deutungstext
4.3 ,,Die Hohepriesterin" (II)
27
4 . 3 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.3.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.3.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4.3.2 VAD-Modul ,,Mondspiegel" ­ 4.3.2.1 Die Einordnung ­ 4.3.2.2 Die
2 8
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.3.2.3 Die technische Umsetzung
4.3.3 Der Deutungstext
4.4 ,,Die Kaiserin" (III)
2 9
4 . 4 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.4.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.4.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4.4.2 VAD-Modul ,,Quelle" ­ 4.4.2.1 Die Einordnung ­ 4.4.2.2 Die Funktion
3 0
im Bedeutungszusammenhang ­ 4.44.2.3 Die technische Umsetzung
4.4.3 Der Deutungstext
4.5 ,,Der Kaiser" (I V )
31
4 . 5 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.5.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.5.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4.5.2 VAD-Modul ,,Ordnung" ­ 4.5.2.1 Die Einordnung ­ 4.5.2.2 Die Fu n k t i o n
3 2
im Bedeutungszusammenhang ­ 4.5.2.3 Die technische Umsetzung
4.5.3 Der Deutungstext
i v

4.6 ,,Der Hohepriester" (V) oder früher ,,Der Hiero p h a n t "
3 3
4 . 6 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.6.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.6.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4.6.2 VAD-Modul ,,Eigenliebe" ­ 4.6.2.1 Die Einordnung ­ 4.6.2.2 Die
34
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.6.2.3 Die technische Umsetzung
4.6.3 Der Deutungstext
4.7 ,,Die Liebenden" (VI)
3 5
4 . 7.1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.7.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.7.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 . 7.2 VAD-Modul ,,Homogen" ­ 4.7. 2 .1 Die Einordnung ­ 4.7.2.2 Die Fu n k t i o n
36
im Bedeutungszusammenhang ­ 4.7.2.3 Die technische Umsetzung
4 . 7.3 Der Deutungstext
4.8 ,,Der Wagen" (VII)
37
4 . 8 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.8.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.8.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4.8.2 VAD-Modul ,,N a c h t f a h rt" ­ 4.8.2.1 Die Einordnung ­ 4.8.2.2 Die
3 8
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.8.2.3 Die technische Umsetzung
4.8.3 Der Deutungstext
4.9 ,,Ausgleichung" (VIII) oder früher ,,Die Kr a f t "
3 9
4 . 9 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.9.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.9.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4.9.2 VAD-Modul ,,R eaktion" ­ 4.9.2.1 Die Einordnung ­ 4.9.2.2 Die
4 0
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.9.2.3 Die technische Umsetzung
4.9.3 Der Deutungstext
4 .10 ,,Der Eremit" (IX)
41
4 .10 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.10 .1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.10 .1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-Orakel ­
4 .10.2 VAD-Modul ,,Kern" ­ 4.10 . 2 .1 Die Einordnung ­ 4.10.2.2 Die Fu n k t i o n
4 2
im Bedeutungszusammenhang ­ 4.10.2.3 Die technische Umsetzung
4 .10.3 Der Deutungstext
v

4 .11 ,,Glück" (X) oder früher ,,Das Rad des Schicksals"
4 3
4 .11.1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.11.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.11.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 .11.2 VAD-Modul ,,B eobachtung" ­ 4.11. 2 .1 Die Einordnung ­ 4.11.2.2 Die
44
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.11.2.3 Die technische Umsetzung
4 .11.3 Der Deutungstext
4 .12 ,,Lust" (XI) oder früher ,,Die Gerec h t i g k e i t
4 5
4 .12 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.12 .1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.12 .1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 .12.2 VAD-Modul ,,Aggression" ­ 4.12 . 2 .1 Die Einordnung ­ 4.12.2.2 Die
46
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.12.2.3 Die technische Umsetzung
4 .12.3 Der Deutungstext
4 .13 ,,Der Gehängte" (XII)
47
4 .13 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.13 .1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.13 .1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 .13.2 VAD-Modul ,,Atmen" ­ 4.13 . 2 .1 Die Einordnung ­ 4.13.2.2 Die
4 8
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.13.2.3 Die technische Umsetzung
4 .13.3 Der Deutungstext
4 .14 ,,Tod" (XIII)
4 9
4 .14 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.14 .1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.14 .1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 .14.2 VAD-Modul ,,Au s weg" ­ 4.14 . 2 .1 Die Einordnung ­ 4.14.2.2 Die
5 0
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.14.2.3 Die technische Umsetzung
4 .14.3 Der Deutungstext
4 .15 ,,Kunst" (XIV) oder früher ,,Die Mäßigkeit"
51
4 .15 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.15 .1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.15 .1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 .15.2 VAD-Modul ,,Balance" ­ 4.15 . 2 .1 Die Einordnung ­ 4.15.2.2 Die
5 2
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.15.2.3 Die technische Umsetzung
4 .15.3 Der Deutungstext
v i

4 .16 ,,Der Teufel" (X V )
5 3
4 .16 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.16 .1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.16 .1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 .16.2 VAD-Modul ,,Verschiebung" ­ 4.16 . 2 .1 Die Einordnung ­ 4.16.2.2 Die
54
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.16.2.3 Die technische Umsetzung
4 .16.3 Der Deutungstext
4 .17 ,,Der Turm" (X V I)
5 5
4 .17.1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.17.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.17.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 .17.2 VAD-Modul ,,Ballast" ­ 4.17. 2 .1 Die Einordnung ­ 4.17.2.2 Die Funktion
56
im Bedeutungszusammenhang ­ 4.17.2.3 Die technische Umsetzung
4 .17.3 Der Deutungstext
4 .18 ,,Der Stern" (X V II)
57
4 .18 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.18 .1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.18 .1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 .18.2 VAD-Modul ,,Seelen" ­ 4.18 . 2 .1 Die Einordnung ­ 4.18.2.2 Die
5 8
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.18.2.3 Die technische Umsetzung
4 .18.3 Der Deutungstext
4 .19 ,,Der Mond" (X V III)
5 9
4 .19 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.19 .1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.19 .1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 .19.2 VAD-Modul ,,Tunnel" ­ 4.19 . 2 .1 Die Einordnung ­ 4.19.2.2 Die
6 0
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.19.2.3 Die technische Umsetzung
4 .19.3 Der Deutungstext
4.20 ,,Die Sonne" (XIX)
61
4 .1.1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.20.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.20.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 .1.2 VAD-Modul ,,Kruste" ­ 4.20.2.1 Die Einordnung ­ 4.20.2.2 Die Fu n k t i o n
6 2
im Bedeutungszusammenhang ­ 4.20.2.3 Die technische Umsetzung
4.20.3 Der Deutungstext
v i i

4 . 21 ,,Das Aeon" (X X) oder früher ,,Der Engel", ,,Das Gericht"
6 3
4 . 21.1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.21.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.21.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4 . 21.2 VAD-Modul ,,Neuzeit" ­ 4.21. 2 .1 Die Einordnung ­ 4.21.2.2 Die
64
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.21.2.3 Die technische Umsetzung
4 . 21.3 Der Deutungstext
4.22 ,,Das Universum" (X XI) oder früher ,,Die We l t "
6 5
4 . 2 2 .1 Die traditionelle Bedeutung ­ 4.22.1.1 Die Einordnung im kaballistischen
Lebensbaum ­ 4.22.1.2 Die parallele Bedeutung im Runen-O r a k e l
4.22.2 VAD-Modul ,,Zufriedenheit" ­ 4.22.2.1 Die Einordnung ­ 4.22.2.2 Die
66
Funktion im Bedeutungszusammenhang ­ 4.22.2.3 Die technische Umsetzung
4.22.3 Der Deutungstext
4.23 Die Anmutung der Module
67
5. Die Maschine
6 8
5 .1 Die Konstruktion der Antwo rt m a s c h i n e
6 9
5.2 Vor der Befragung
72
5.3 Die Mechanik der Befragung
73
5.4 Die Inszenierung des Raumes
74
6. Die Au s s i c h t e n
75
B i b l i o g r a f i e
77
Ab b i l d u n g s n a c h we i s
8 0
D a n k s a g u n g
§ 19 der Diplomprüfungsord n u n g
v i i i


,,Die Antwortmaschine ­ eine interaktive Installation" Theoretischer Te i l
0. Die Einführung
Die Idee zur Antwo rtmaschine begann mit einer Beobachtung: Wenn man bei offenem Fenster im
Auto fährt und das Radio leise eingeschaltet ist, beginnt das Gehirn schon nach kurzer Zeit die un-
verständlichen Teile der Musik zusammenzusetzen. Es entsteht ein neues Lied im Ko p f. Dies es muß
nicht mal ansatzweise etwas mit dem Lied zu tun haben, das tatsächlich im Radio läuft. Selbstver-
ständlich erw a rtet man die Art Musik, die gewöhnlich im Radio gespielt wird. Dreht man das Radio
lauter, weil man wissen möchte, um we l c h es Lied es sich handelt, stellt man häufig fest, daß das
Lied nicht so gut zur eigenen Stimmung paßt, wie das kurz zuvor im Kopf entstandene.
Hier ist etwas Merkwürd i g es passiert. Zwischen Sender und Empfänger gibt es eine Interf e renz oder
S t ö r u n g. Im Ve rtrauen darauf, daß der Sendende sowohl Intention wie auch Kompetenz gleichermas-
sen konstant hält, ersetzt man unbewußt die fehlenden Teile mit dem Wahrscheinlichsten oder der
Extrapolation des zuletzt über der Wa h r n e h m u n g s s c h welle Gehört e n. Hier entsteht etwas neues ,
ohne eine Intention, ohne ein Wo l l e n.
Die Antwo rtmaschine soll die Ergänzungsfreudigkeit des Wa h r n e h m u n g s a p p a r a t es auf einer unbe-
wußten Ebene nutzen. Die antrainierte Suche nach dem Sinn einer Aussage und die Vo r u rteile ermög-
lichen es, schnell mit einem Themenkomplex umzugehen. Die Vo reingenommenheit, die Ko n n o t a t i o n
der Situation und der kommunizierte Kontext erleichtern die Ablenkung der Aufmerksamkeit und den
Zugang zum Verschütteten und Nichtbewußten. Die Antwo rtmaschine bietet ein Gerüst an, das der
Rezipient, ohne es bewußt zu merken, mit seinen persönlichen Inhalten ergänzt.
D i ese Öffnung des Unbewußten soll systematisiert we rd e n. Das Mißverständnis und die Fe h l i n t e r p re-
tation sind erwünscht, denn auf der Ebene des Unbewußten ist jedes Verständnis und jede Interpre-
tation brauchbar. Jeder verwe h rt sich mehr oder weniger die Antwo rten, die er in sich trägt, mit sei-
nem rationalen Bewußtsein. Der Ordnungwille des Gehirns soll aber dem Bewußtsein vore n t h a l t e n
we rd e n. Daher besteht die Antwo rtmaschine aus drei Ebenen der Wahrnehmung: der Inszenierung
oder Ablenkung, der Projektionsfläche oder Impuls und der Deutung, also dem Hinweis auf die
Verbindung zwischen Frage und Antwo rt.
D i ese Arbeit wird einige Aspekte des Mißverständnisses aufzeigen, die Herkunft der Inhalte der
A n t wo rtmaschine darlegen, auf die Inszenierungsaspekte eingehen und einen Ausblick auf die nahe
Zukunft erö f f n e n.
2

1. Die kulturellen Voraussetzungen

,,Die Antwortmaschine ­ eine interaktive Installation" Theoretischer Te i l
1.1 Das Mißverständnis
Die Menschheit versucht, seit sich so etwas wie ein Bewußtsein entwickelte, das die Grenze zwischen
eigenem Körper und der Umwelt definiert, die Kommunikation mit den anderen Individuen über dies e
G renze hinweg zu optimiere n. Beginnend mit rudimentären Laut-Sprachen (oder auch: Call Systems) ,
die eher von funktionalem Charakter waren (vor ca. 300.000 Jahre n), der es nicht gestattete sich
über etwas zu unterhalten, das nicht anwesend war, über die ersten Visualisierungsversuche wie
Wa n d m a l e reien oder Statuen bis hin zu komplexen Sprachen, deren Erlernen schon fast zu einem
S e l b s t z weck wurde (z. B. die über 40.000 Zeichen der chinesischen Schriftsprache), versuchten die
Menschen immer genauer zu be- und umschreiben
[ 18 ]
, was sie umgab, oder genauer: Die Bes c h re i-
bung der neuronalen Zustände, die die sensorischen Reize in ihnen auslösten.
Dabei gelang es, immer mehr Erfahrungen und Erkenntnisse in einen gemeinsamen Konsens zu bin-
den, der über die Generationen weitergegeben wurde. Eine Basis, die man nicht mehr diskutiere n
mußte: Regen fällt von oben nach unten, Hand im Feuer = Aua, Kuh im Feuer = lecker und noch we i-
t e re nützliche ,,Geheimnisse", die einer Gemeinschaft einen Überlebensvorteil gegenüber andere n
v e r s c h a f f t e n.
[ 31]
Genau wie die Natur, die per ,,Try and Error" die Le b e wesen immer weiter optimier-
te, versuchten auch die Menschen durch Beobachtung und Versuch die Möglichkeiten ihrer Umwe l t
a u s z u l o t e n. Ohne das Mißverständnis bei der Weitergabe des Erbgutes bei der Fo rtpflanzung ­
neben dem Problem der Kommunikation zwischen Mann und Frau ­ während der Zellteilung wäre n
Mutationen und so die Evolution eher unwahrscheinlich gewes e n.
Je größer die Gemeinschaften jedoch wurden und je umfangreicher das Wissen, das we i t e r g e g e b e n
we rden mußte, desto komplexer und diversifizierter mußten auch die ,,Artefaktspeicher" we rden, in
denen das Erlernte seine Reise über die Generationen überleben sollte.
[23]
Doch je komplexer ein
System wird, desto wahrscheinlicher wird auch das Au f t reten eines unvorhersagbaren Les e f e h l e r s.
[ 17]
Doch genau diese Fehler führten zwar dazu, daß etwas Wissen verloren ging, aber auch (wie in
der Ev o l u t i o n) daß neues Wissen einfach durch Fe h l i n t e r p retation entstand oder in anderem Zusam-
menhang anders gelesen we rden konnte, da jeder Lesende durch seine Intelligenz einen Teil hinzu-
fügte.
Nicht zuletzt führten auch ,,falsche" Ansichten (i n w i e weit es soetwas vom evolutionären Standpunkt
aus gibt sei dahin ges t e l l t) zu bemerkenswe rten Schlußfolgerungen und Weltmodellen, die in ihre m
Umfeld hervorragende Dienste leisteten. Man bedenke nur Ansichten über die Entstehung der We l t
von der ,,Herstellungsdauer von einer Woche" bis zu Himmelssäulen, betrunkenen Göttern im Olymp
oder der Weltschlange, die das Urei ausbrütete
[ 36 ]
.
4

,,Die Antwortmaschine ­ eine interaktive Installation" Theoretischer Te i l
,,Und so geschah es, dass sich die Finsternis (Erebos) und die Nacht (Nyx) aus dem Schlund erhob. Beide ver-
einigten sich und gebaren den Äther (Aither) und den Tag (Hemera). Die erste aber unter allen Göttern war
die Erdenmutter Gaia. Die Welt um sie herum war noch leer und ungeformt. So zeugte Gaia aus sich
Uranos, den Himmel, Pontos, das Meer, und Tartaros, die Unterwelt."
(griech. Myth. Hesiod, Theogonie
[ 36 ]
)
Das legt die Befürchtung nahe, das es nicht unbedingt auf die Richtigkeit des Weltmodells ankommt,
sondern eher auf die Resonanz- und Regelsysteme, die daraus entwachsen.
Je einleuchtender, verständlicher und einfacher zu merken ein Weltbild war, desto mehr Menschen
ließen sich davon überzeugen. Man muß allerdings anmerken, daß besonders leistungsfähige Metho-
den der Überzeugung, Beeinflussung und Manipulation entwickelt wurden (wie die demagogischen
Aspekte der Rhetorik und Didaktik). Eine beliebte Methode war auch die Kopplung von ,,Wa h r h e i t e n "
an zufällige Phänomene wie Blitz und Donner, Vulkanausbruch und Sonnenfinsternis als Art i k u l a t i o n
von höheren Mächten. Das Überzeugende hierbei war wohl der Zufall und die Willkür, die wie ein
Kind, das zu Beginn nicht ,,versteht" warum das eine falsch und das andere richtig ist, der Überlegen-
heit seiner Eltern vertraut, so vertrauten die Menschen auch Mutter Erde, die aufgrund ihrer Grö ß e
sehr viel überlegener war.
[25]
Die Äußerungen der Erde und des Himmels gehörten in den Natur-
religionen zu einer höheren Intelligenz. Interessant ist, daß der Erde mit ihrem launenhaft anmuten-
den Zufall das weibliche, der Sonne mit ihrem zuverlässigen, gleichmäßigen Lauf das männliche
Prinzip zugeo rdnet ist.
[ 2 9 ]
Die Vorliebe der Gelehrten, Prinzipien und Mechaniken hinter den Geheimnissen des Lebens zu er-
kennen und zu formulieren, ohne den Rezipienten einen Hinweis auf den Sinn mitzugeben, z. B. durc h
den Zusatz ,,Gott sagt", machte es Ideen und Regeln zwar leichter, ihren Einzug in eine Kultur zu hal-
ten, führte aber so auch wieder zur Entdynamisierung von Wi s s e n. Eine Regel, die Gott aufges t e l l t
hatte konnte natürlich noch nicht einmal der Prophet (als Medium Gottes), der sie verkündet hatte,
ändern und so auch nicht an neue Lebensumstände anpassen. Da ein Gott unfehlbar ist, mußte eine
neue Regel erlassen we rd e n.
[ 7 ]
Ein Problem bestand auch darin, daß man, sobald man sich ein aus-
re i c h e n d es Maß an Wissen über seine Situation und die Zusammenhänge auf der Welt angeeignet
hatte, auch schon wieder gehen mußte (selten wurden Menschen älter als dre i ß i g) .
5

,,Die Antwortmaschine ­ eine interaktive Installation" Theoretischer Te i l
1.2 Die Lüge
Die Erfindung der Lüge ist ein geniales Produkt des Zusammenlebens in grö ß e ren Gemeinschaften
(auch bei Pr i m a t e n). Sieht man sich den Sachverhalt nämlich einmal genauer an, ist die Lüge eine der
zentralen Kräfte, die unser Zusammenleben regeln, sei es das Imponiergehabe oder nur um jemand
a n d e rem ein bes s e res Gefühl zu geben (,,Das sieht doch gut aus."). Sie entspringt nicht einer Neigung
zum Bösen, sondern muß als essentieller Bestandteil der sozialen Intelligenz gesehen we rd e n.
[ 19 ]
,,Die Wahrheit zu sagen ist moralisch überbewertet (...) ohne Tä u s chung und Irreführung wäre unser
komplexes Beziehungsleben völlig undenkbar. "
Pro f. David Nyberg, University of New York
[ 2 5 ]
Sogar in Horden lebende Schimpansen versuchen mit Schauspielerei und Tricks ihren sozialen Rang
zu verbessern, auch auf die Gefahr des sozialen Abstiegs falls die Täuschung auffliegt. Natürlich ver-
sucht jedes Individuum primär zu seinem eigenen Vo rteil die Wahrheit zu bes c h ö n i g e n. Interssanter-
weise versuchen Frauen eher dem Ko m m u n i k a t i o n s p a rtner ein bes s e res Gefühl zu geben, währe n d
Männer sich selber in ein bes s e res Licht zu rücken versuchen.
[ 2 5 ]
A n t h roplogen bes c h reiben das Verhältnis von Entlarvung und Pe rfektionierung der Lügen als eine Art
Wettrüsten in Gemeinschaften, also: Die Schwächsten we rden am meisten ,,über's Ohr gehauen".
Noch nicht belegt ist allerdings die Th eorie, der Täuschungskampf hätte die Sprache herv o r g e b r a c h t.
Evolutionär betrachtet könnte aber die Notwendigkeit, immer geschickter im Geflecht des sozialen
Zuammenlebens zu taktieren, dazu geführt haben, daß sich die Ve r g rößerung des Gehirns als Fitnes s -
Vo rteil erw i esen hat. Hinter jeder Lüge steckt eine intellektuelle Glanzleistung: Nicht nur das Ve r b e r-
gen der Wahrheit, und den Ersatz mit der eigenen, sondern auch das Hineinversetzen in den zu
Täuschenden beanspruchen gro ß es Maß an Denkleistung und Krea t i v i t ä t. Der Lügende muß sich vor-
stellen, wie er dem Belogenen erscheint, um sich die richtigen Regiea n weisungen zu geben.
[ 12 ]
Wahrscheinlich überd eckt oder rec h t f e rtigt die Sprache Unzulänglichkeiten der Körpersprache beim
L ü g e n. Da sich eine Emotion bevor wir sie bewußt wahrnehmen auf unserem Gesicht zeigt, müssen
gute Lügner im Nachhinein diese Ausrutscher mit falschen Interpretationsangeboten zerstre u e n.
,,Die Sprache wurde dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verhüllen."
C h a r l es Maurice de Talleyrand, Außenminister Napoleons
[ 19 ]
6

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Es ist wahrscheinlich, daß Individuen einer Gemeinschaft Mechanismen entwickelt haben, Lügen
nicht zu hinterfragen, da sonst die Gefahr besteht, als Störfaktor zum Außenseiter zu we rd e n. Tä u-
schungen und Schwindeleien zu ignorieren ist fester Bestandteil der zwischenmenschlichen Ko m m u-
n i k a t i o n. Das ,,Über etwas hinwegsehen" wurde zu Zeiten des Hochadels geradezu trainiert. Tä u s c h u n g
anzunehmen ehöht die soziale Kompetenz (Bella DePaolo, Studie an amerik. Schulen).
[ 19 ]
So wie im
Pradoxon der Kreter sagt, daß alle Kreter lügen, könnten das auch alle Menschen von sich behaupten.
[ 36 ]
7

2. Die physischen Voraussetzungen

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2.1 Das Gehirnprotokoll
Manchmal scheinen wir uns sogar selbst mißzuver-
s t e h e n. Das Gehirn ist redundant aufgebaut und
kann Ausfälle bis zu einem gewissen Grad ausglei-
c h e n. Auch bei der Wahrnehmung und Pro b l e m-
lösung arbeitet unser Gehirn mit zwei relativ unab-
hängigen Einheiten. Der analytische Teil des Denk-
p ro z es s es wird größtenteils von der linken Gehirn-
hälfte übernommen (wie das Denken in Einheiten
und Zahlen), während die rechte Gehirnhälfte einen
eher holistischen Ansatz verfolgt und versucht mit
E rfahrungsbildern und Assoziationen zum Ziel zu
g e l a n g e n. Die Richtung des Lö s u n g s p ro z es s es gibt
jedoch die linke Gehirnhälfte an.
[ 2 4 ]
Da sich beide Gehirnhälften mehr oder weniger nur über den Hypothalamus austauschen, können
sogar zwischen den beiden Gehirnhälften Mißverständnisse entstehen, die sich in wilden Assoziatio-
nen oder ­ je nachdem wie man es sehen möchte ­ in neuen Ideen äußern. Manchmal führt ein
,, C o f f e e h o u s e -Move" (ein Begriff aus der Schachtheorie für einen rein willkürlichen Ve r z we i f l u n g s-
z u g) oder ein zufälliger Impuls schneller zum Ergebnis als systematische Abarbeitung aller denkbare n
M ö g l i c h k e i t e n.
[ 5 ]
Evolutionär ist dies es Verhalten wahrscheinlich auch dadurch begünstigt, daß die
Ti e re, die im Angesicht eines Raubtiers erstmal ihre Möglichkeiten überprüften eher geringe Fo rt-
pflanzungswahrscheinlichkeiten hatten.
Die Entwicklung des Neo c o rtex, die letzte Neuentwicklung der Evolution im Gehirn, befähigte uns
dazu Sprache, Kunst, Mythen und Kultur zu entwicklen, da sie die Erfassung und Erkennung von
S t r u k t u ren und Systematiken von gelernten Pro z essen ermöglichte. Denn Primaten schaffen die
Ü b e rtragung nicht, das zu benutzen gelernte Werkzeug für neue, fremde Aufgaben einzusetzen.
[ 3 0 ]
Die Art in der das Gehirn lernt ist auch evolutionär, zumindest von der Anlage her. Versucht man eine
Aufgabe zu lösen und kommt zu einem Ergebnis, d. h. beide Gehirnhälften befinden das Problem für
gelöst, so wird ein Glückshormon (E n d o r p h i n) ausgeschüttet und die Verbindung im neuronalen Netz
verstärkt damit sie das nächste mal schneller gefunden wird. Die erneute Lösung des gleichen Pro-
blems löst eine geringere Dosis des Hormons aus.
[ 11]
Von der Anlage her sollte ein Gehirn also nach
immer komplexeren Problemen verlangen, um das Glücksgefühl zu erhalten.
9

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Auch bei der Gedächnisbildung spielen Emotionen eine entscheidende Rolle. Das limbische System
ist zuständig für unsere Gefühlswe l t. Es bewirkt Wut, Trauer, Angst und Unlust, aber auch Glück und
L u s t. Jedes von den Sinnesorganen eintreffende Signal gelangt dorthin, parallel zum Weg zur Gro ß-
hirnrinde. Noch bevor das Bewußtsein Einfluß nehmen kann bewe rtet das limbische System die
S i n n eseindrücke. Deshalb kann man auf gefährliche Situationen instinktiv blitzschnell rea g i e re n. Emo-
tionen können die Aktivität neuronaler Netze intensivieren und damit ihre synaptische Ve r s c h a c h-
telung stärken.
[ 14 ]
Informationen, die das limbische System emotional bewe rtet hat, graben sich besonders tief in das
Gedächnis ein und sind sehr leicht abrufbar. Gedächnisinhalte mit der gleichen Gefühlstönung we r-
den verknüpft. Auch die Alzheimer'sche Krankheit geht mit einer Schädigung des limbischen Systems
e i n h e r. Je mehr Sinnesorgane an einer Erfahrung beteiligt sind, d. h. je vielschichtiger eine Informa-
tion wahrgenommen wird, desto besser bleibt sie im Langzeitgedächnis haften.
[ 14 ]
Das Gehirn arbeitet assoziativ. Ein Teilaspekt eines abges p e i c h e rten Sachverhaltes reicht aus, den
ganzen Komplex herv o r z u r u f e n. Darüberhinaus schafft sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens ein
e i g e n es Ordnungssystem, nachdem er seine Erfahrungen sort i e rt und einord n e t. Daher bereitet es
den meisten Menschen Unbehagen etwas Neuem zu begegnen, daß sie nicht einordnen können, da
es nicht in ihre Welt gehört und eine Gefahr bedeuten könnte.
Sind bei einem Neugeborenen die Verbindungen im Gehirn noch relativ gleich bewe rtet, was die An-
passungfähigkeit in neue Umgebungen erhöht, so sind beim Erwachsenen die Verbindungen und
somit auch Methoden und Herangehensweisen schon relativ verhärtet (k o n t r a s t re i c h). Damit wächst
also auch die Gefahr von Mißverständnissen, da neue Erfahrungen schneller eingeo rdnet und Vo r-
gänge auch schneller zu Gruppen zusammengefaßt we rd e n. Die Kombinationsfähigkeit sinkt.
[ 13 ]
1 0

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2.2 Die Wahrnehmungsfilter
Vermutlich richtete die Natur Mechanismen ein, die die Le b e wes e n
vor dem Abdriften zu unnötigen Beschäftigungen (im Sinne des
Fo rt b es t a n d es der Art) schützen sollten. Diese Filter schützen uns
davor zu viele Sinneseindrücke auf einmal ins Bewußtsein gelangen
zu lassen. Au ß e rdem trennen diese Filter die Belange des eigenen
Bewußtseins von denen der Au ß e n welt: die Trennung zwischen
,,mein" und ,,dein".
[ 21 ]
Beeinflußt man den Neurotransmitter Serotonin mit halluzinoge-
nen Stoffen wie LSD (L y s e r g s ä u re d i ä t h y l a m i d) oder Psilocin, wie
es in den danach benannten Pilzen vorkommt, können die
Schutzfilter aufgrund von komplexen anta- und agonistischen
Beeinflussungen der Botenstoffe nicht aufrecht erhalten we rd e n.
So prasseln die Sinneseindrücke ungebremst auf das Bewußtsein
ein und lösen nicht kontro l l i e r b a re
Assoziationen aus. Probanden berich-
ten von Gefühlen der Aufhebung von
Raum und Zeit, sowie der Verschmelzung mit dem Universum. Sicherlich
ist das im unkontro l l i e rten Umfeld nicht ratsam, doch ist die Wirkung sol-
cher Substanzen im Gebrauch durch Schamanen oder Seher nicht uner-
heblich für die kulturelle Beeinflussung.
[ 2 0 ]
Die so gewonnenen Pe r s p e k t i v -Verschiebungen wurden als Kontakt mit dem Übersinnlichen gewe rt e t
und hatten so eine prophetische Qualität. Interessant ist, daß diese Rauschzustände im nachhinein d e n
S e ro t o n i n -Spiegel im Kreislauf erhöhen und dies es Merkmal auch für Rangfolge bei Primaten bezeich-
nend ist: Das Al p h a -Männchen hat den höchsten Sero t i n -Spiegel, der sich bei jedem gewo n n e n e n
Kampf erhöht.
[ 5 ]
1 1
P s i l o c i n
L SD
S e ro t o n i n

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2.3 Der Trance Zustand
Ähnliche Zustände erreicht man mit Trance Ritualen, die in vielen Ku l t u ren in unterschiedlichsten
Formen zu Pe rfektion erblühten. So können mit Tr a n c e -Zuständen nicht nur Schmerzen gelindert ,
sondern auch neue Sichtweisen auf die gewohnte Al l t a g s welt gewonnen we rd e n. Fa n t a s i e b e g a b t e
Menschen, die innere Bilder mühelos entfalten können, geraten leichter in Trance als Personen, die
sich nur schwer entspannen können und Angst davor haben, die Selbstkontrolle zu verliere n.
[ 7 ]
Zwischen konzentrierter Aufmerksamkeit und tiefem Schlaf gibt es unterschiedliche Bewußtseins-
zustände. Bei wachen Menschen herrschen Hirnströme zwischen 14 und 32 Hertz (B e t a we l l e n) vor,
kurz vor dem Einschlafen nimmt das Gehirn einen Zustand mit Frequenzen zwischen drei und sieben
H e rtz (Th e t a we l l e n) ein. Dies ist auch der gemessene Zustand den man als Trance bezeichnet. Mit
einem eintönigen Trommelimpuls von viereinhalb Schlägen pro Sekunde (270 Schläge pro Minute)
kann das Gehirn vom beta- in den theta- Zustand gebracht we rd e n. Das Gehirn scheint sich auf den
Trommelrhythmus synchro n i s i e ren zu können. Es stellen sich angenehme Gefühle ein und die Bere i t-
schaft wächst, sich mit seinen Problemen und Erinnerungen auseinander zu setzen.
[ 5 ]
Untersuchungen zu Folge beeinflußt der Trance Zustand massiv die Fu n k t i o n s weise des ,,Gyrus cin-
guli" im limbischen System. Ein Hirnbereich, dessen Aufgabe es ist, Wahrnehmungen mit Gefühlen
zu verknüpfen und die Intensität von Empfindungen zu kontro l l i e re n. Bei spirituellen Tr a n c e -Z u s t ä n-
den ist der Stirnlappen aktiver als sonst. Dieser Bereich ist für die Handlungsplanung und die Ko n-
zentration zuständig. Das für die Orientierung in Zeit und Raum zuständige Areal im rechten Scheitel-
lappen hingegen weist eine drastisch gedrosselte Tätigkeit der Nervenzellen auf.
[24]
Laut neuere n
Studien ist der Scheitellappen aber auch der Bereich, in dem der Mensch das Bild von sich selbst
e n t w i rf t. Das würde auf eine objektive oder besser eine des Ichs entledigte Sichtweise der Dinge hin-
we i s e n.
[ 5 ]
Viele Heilige und Propheten (Johanna von Orlean, der biblische Saulus später Paulus, Mohammed)
b es c h reiben ihre Visionen so, wie Schläfenlappen-E p i l e p s i e -Patienten ihre Anfälle bes c h re i b e n. Das
Gefühl zu schweben, ein Ansturm von Bildern und Visionen, das Hören von nicht-existenten Stimmen
und die Präsenz einer unsichtbaren Macht könnten Produkt einer Fehlfunktion des Schläfenlappens
s e i n. Hier versteht man nämlich Sprache, erkennt Objekte, Gestalten und Gesichter und fügt dies e
z u s a m m e n. Visionen könnten aus dem falschen Zusammensetzen dieser Bilder entstehen.
[ 7 ]
1 2

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783832466206
ISBN (Paperback)
9783838666204
Dateigröße
2.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Bergische Universität Wuppertal – FB 5 - Design - Kunst - Musikpädagogik - Druck
Note
1,0
Schlagworte
wahrnehmungspsychologie gehirnforschung ordnungssysteme film-/medientheorie kulturanthroplogie
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