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Internet

Chancen und Risiken des neuen interaktiven Mediums für die pädagogische Arbeit in der Schule

©2000 Examensarbeit 129 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Für die einen sind sie Hoffnungsträger, für die anderen Schreckgespenster. Die neuen Medien, speziell das Internet, halten unaufhaltsam Einzug in unsere Gesellschaft. Aus zahllosen Werbeanzeigen oder Werbespots im Fernsehen ist das Internet bereits bekannt und begeistert Leser und Zuschauer. Slogans wie, „Bin ich schon drin, oder was? – Das geht ja einfach!“ oder „sie finden uns auch im Internet unter www. ... .de“ lassen erkennen, dass das Internet für viele immer mehr zur Gewohnheit wird. „Aber was ist eigentlich das Internet, was ist so interessant an diesem Medium und welchen Nutzen habe ich persönlich davon?“ Dies sind häufige Fragen, welche meist von älteren Menschen gestellt werden. Die jüngere Generation kennt dieses Medium bereits und weiß auch zu welchem Zweck es ihnen dienen kann. Pädagogisch ist die Frage zu stellen, welche Chancen für den Bildungsbereich bestehen könnten. Wenn es Chancen in sich birgt, sind dann nicht auch Risiken damit verbunden.
Wer nach der Zukunft der Bildung fragt, bekommt häufiger die Antwort: Internet. Eröffnungs- und Festtagsreden hochrangiger Politikerinnen und Politiker, die sich mit der Zukunft des Bildungssystems im allgemeinen und der Zukunft der Schule im besonderen befassen, lassen in dieser Hinsicht besonders aufhorchen. Das Internet als weltumspannende „Problemlösungsmaschine“, dies ist der technologische Mythos, mit dem sich die Schule der Zukunft - ob sie will oder nicht – auseinandersetzen muss. Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung und Verwendung des neuen interaktiven Mediums Internet bezüglich der pädagogischen Arbeit in der Schule. Das Ziel dabei ist, das Internet vor der Kulisse aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen als Informations- und Kommunikationsmedium vorzustellen und einen Ausschnitt möglicher schulischer Einsatzmöglichkeiten und Risiken aufzuzeigen.
Gang der Untersuchung:
Im Kapitel II „Das Internet“ werden Aspekte der Technologie „Internet“ vorgestellt und Begriffserklärungen vorgenommen. Damit soll ein Überblick über die Geschichte, den Aufbau und Anwendungsdienste des Internets gegeben werden. Das Kapitel III „Internet und Bildung“ beschreibt Veränderungen im Bildungsbereich, welche aufgrund der neuen Technologie „Internet“ eintreten. Hierbei soll aufgezeigt werden, inwieweit das Internet für den Bildungsbereich Veränderungen mit sich bringt, und welche neuen Ziele der Bildung nun zu bewältigen sind. Die Quintessenz der Überlegungen aus […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6614
Bentlage, Markus: Internet - Chancen und Risiken des neuen interaktiven Mediums für
die pädagogische Arbeit in der Schule
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Hildesheim, Universität, Staatsexamensarbeit, 2000
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

Vorwort
1
I. Einleitung
2
II. Das Internet.
4
1.
Geschichte
des
Internets 5
2. Aufbau des Internets
7
3.
Internet,
Netzwerk
der
Welt
9
4.
Anwendungsdienste
10
4.1 E-Mail: Die Elektronische Post
10
4.2 FTP (File Transport Protokoll)
11
4.3
WWW
12
4.3.1
Hypermedia
12
4.3.2
Client-Server-Prinzip
14
4.3.3
Uniform
Resource
Locators
(URL) 14
4.4
Newsgroups
15
4.5 Internet Relay Chat ­ Live-Diskussionen
16
III.
Internet
und
Bildung
18
1. Der Bildungsbegriff
18
2. Strukturwandel der Bildung durch gesellschaftliche Formationen
21
2.1
Definition
einer
,,Informationsgesellschaft"
22
2.2 Das Medium ,,Internet" in der Wirtschafts- und Arbeitswelt
23
2.3
Zwei-Klassen-Gesellschaft 24
2.4
Bildungsoffensive
und
Schulreform
25
3. Bedeutung neuer Technologien für das Bildungswesen
26
3.1
Wissen,
das
,,Kapital
der
Zukunft"
27
3.2
Aufgabe
des
Bildungssystems
28
3.2.1 Soziale Gerechtigkeit
29
3.2.2 Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft
30
3.2.3 Aufklärung und technische Bereitstellung
31
3.2.4 Kompetenzen der Lehrenden
31
4. Ziele der Bildung in der Informationsgesellschaft
35
4.1 Computer-Kenntnisse, Medienkompetenz und Integration
35
4.1.1 Haltungen ausbilden
37
4.1.2 Umgang mit Wissen
41
4.2 Postulate an die Bildung
43
4.3
Altersgemäße
Definierung
der
Bildungsziele
45
5. Neuer Bildungsbegriff?
45

IV. Medienkompetenz im Umgang mit dem Internet ­ Qualifikation für die Zukunft
48
1.
Grundlegende
Überlegungen
zur
Medienkompetenz
48
1.1 Aufgaben der Schule in der Informationsgesellschaft
48
1.2
Definition
der
Medienkompetenz 50
1.3
Manko
des
Begriffes
,,Medienkompetenz"
50
1.4
Inhalte
der
Medienkompetenz
51
2. Kompetenzen im Umgang mit dem Internet
52
2.1
Medienkunde
53
2.1.1 Geschichtliche Entwicklung der Medien und technische Grundlagen
53
2.1.1.1 Virtualitätskompetenz
54
2.1.2 Medieninstitution und Medienwirtschaft
55
2.1.3
Medienwirkungen
56
2.1.4 Medienrecht
57
2.2
Mediennutzung
59
2.2.1 Hypertext- und Selektionskompetenz
59
2.2.2 Interaktionskompetenz
62
2.2.3 Multimediakompetenz
63
2.3
Mediengestaltung
64
2.4
Medienkritik
65
V. Konstruktivistische Lehr- und Lernprinzipien als Chance für ein verbessertes Lernen und
Lehren
1. Veränderte Lernumgebungen
67
2. Der Ansatz des Konstruktivismus
69
3. Neue Möglichkeiten des Lernens
70
3.1
Vernetzung 71
3.2
Integration 73
3.3
Interaktivität
73
3.3.1
Interaktives
Lernen
74
3.3.2 Arbeitsumgebungen im Hyper-Media Bereich
75
4. Neue Chancen für Lehrende
77
5. Neue Rolle der Lernenden
79
6. Wird menschliches Lernen entbehrlich?
80
7. Werden menschliche Lehrer entbehrlich?
81

VI. Möglichkeiten der Internetnutzung für den Bildungsbereich
84
1. Altersgemäßer Einsatz
84
2. Vermittlung von Medienkompetenz
85
3. Informationsbeschaffung
86
4. Kommunikation ,,online"
88
4.1
E-Mail
88
4.2
Diskussionsforen
89
4.3 Netiquette ­ Die Verhaltensregel der Online-Kommunikation
90
4.3.1
FAQs 91
4.3.2
Emoticons
92
5. Projektbezogener Unterricht
92
5.1
E-Mail-Projekte
93
5.2 Projekte im Internet vorstellen
96
6. Unterrichtsmaterialien aus dem Internet
97
7. Mogelparadies Internet
98
VII. Pädagogisch-didaktische Reflexion einer pädagogischen Arbeit mit dem Internet
100
1. Chancen des Internet-Einsatzes
100
1.1 Die Vermittlung und Förderung von Medienkompetenz
100
1.2 Das Medium Internet als neuer Lerninhalt
103
1.3 Die vierte Kulturtechnik als Erwerb der Internet-Existenz
103
1.4
Informationsmedium
Internet
104
1.5 Qualifikation der ,,Informationserschließung" und ,,Informationsbewertung"
105
1.6
Öffnung
von
Schule
und
Unterricht
105
2. Risiken des Internet-Einsatzes
107
2.1
Das
Phänomen
der
Medienkritik
107
2.2 Verfall sinnlichen Lernens und Verlust der Realitätswahrnehmung
108
2.3
Uneingeschränkter
Zugang
zu
Informationen
109
2.4 Risiko der Einsamkeit, sozialen Isolation und die Abhängigkeit vom Netz
110
2.5
Orientierungslosigkeit
im
Netz
111
2.6
Gesundheitliches
Risiko
111
3. Zusammenfassung
111
4.
Fazit
114
VIIII.
Literaturverzeichnis
118

1
Vorwort
,,Das multimediale Zeitalter bricht für jeden an, auch für dich!" Mit diesem Wortlaut
überraschte mich ein Werbeslogan während einer Werbepause im Fernsehen. Dabei
war mir bereits bewusst, dass ein multimediales Zeitalter existierte. Überall in
Geschäften oder Cafes gab es Computer und ähnliches. Von Bekannten und Freunden
hörten ich bereits, dass sie jetzt ,,online" sind und per ,,E-Mail" zu erreichen sind. Für
mich stellte das Internet damals nur eine große ,,Spielwiese" dar, welche von ,,Spiel-
Junkies" besucht wurde. Ich dachte über einen Internet-Zugang nach, und entschied
schließlich, mir ein Modem zuzulegen. Schließlich wollte auch ich ,,drin" sein, um
mitreden zu können. Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass das Internet viel
mehr Möglichkeiten bot, als ich vorher geahnt hätte. Nach dem ich erfahren hatte, dass
es verschiedene Möglichkeiten gibt ins Internet zu gelangen, versuchte ich mein Glück
und ,,surfte" ,ohne die Zeit zu beachten im Internet. Dabei stellte ich fest, dass es im
Internet möglich ist, an jegliche Information zu gelangen, die gewünscht wird. Selbst
mit anderen Menschen in Kontakt zu treten war damit möglich. ,,Chats" waren solche
Möglichkeiten, wobei ein virtueller Raum vorgegeben wurde, in dem Menschen mit-
einander reden konnten. Nach diesen Erfahrungen überlegte ich, wie das Internet sonst
noch zu nutzen wäre. Mir kam der Gedanke, dass dieses Medium eine Chance für die
Arbeit in der Schule darstellen könnte. Wenn ich allein schon mit der ganzen Welt in
Kontakt treten kann, warum soll dann nicht auch z.B. eine Klasse oder Schule mit an-
deren Klassen oder Schulen aus der ganzen Welt in Kontakt treten? Deshalb entschloss
ich mich, den Einsatz des Internets für die pädagogische Arbeit in der Schule zum
Thema dieser Wissenschaftlichen Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung zu
machen.

2
I. Einleitung
Für die einen sind sie Hoffnungsträger, für die anderen Schreckgespenster. Die neuen
Medien, speziell das Internet, halten unaufhaltsam Einzug in unsere Gesellschaft. Aus
zahllosen Werbeanzeigen oder Werbespots im Fernsehen ist das Internet bereits be-
kannt und begeistert Leser und Zuschauer. Slogans wie, ,,Bin ich schon drin, oder was?
­ Das geht ja einfach!" oder ,,sie finden uns auch im Internet unter www. ... .de" lassen
erkennen, dass das Internet für viele immer mehr zur Gewohnheit wird. ,,Aber was ist
eigentlich das Internet, was ist so interessant an diesem Medium und welchen Nutzen
habe ich persönlich davon?" Dies sind häufige Fragen, welche meist von älteren Men-
schen gestellt werden. Die jüngere Generation kennt dieses Medium bereits und weiß
auch zu welchem Zweck es ihnen dienen kann. Pädagogisch ist die Frage zu stellen,
welche Chancen für den Bildungsbereich bestehen könnten. Wenn es Chancen in sich
birgt, sind dann nicht auch Risiken damit verbunden.
Wer nach der Zukunft der Bildung fragt, bekommt häufiger die Antwort: Internet. E-
röffnungs- und Festtagsreden hochrangiger Politikerinnen und Politiker, die sich mit
der Zukunft des Bildungssystems im allgemeinen und der Zukunft der Schule im be-
sonderen befassen, lassen in dieser Hinsicht besonders aufhorchen. Das Internet als
weltumspannende ,,Problemlösungsmaschine", dies ist der technologische Mythos, mit
dem sich die Schule der Zukunft - ob sie will oder nicht ­ auseinandersetzen muss.
Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung und Verwendung des neuen interaktiven
Mediums Internet bezüglich der pädagogischen Arbeit in der Schule. Das Ziel dabei
ist, das Internet vor der Kulisse aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen als Informa-
tions- und Kommunikationsmedium vorzustellen und einen Ausschnitt möglicher
schulischer Einsatzmöglichkeiten und Risiken aufzuzeigen.
Im Kapitel II ,,Das Internet" werden Aspekte der Technologie ,,Internet" vorgestellt
und Begriffserklärungen vorgenommen. Damit soll ein Überblick über die Geschichte,
den Aufbau und Anwendungsdienste des Internets gegeben werden. Das Kapitel III
,,Internet und Bildung" beschreibt Veränderungen im Bildungsbereich, welche auf-
grund der neuen Technologie ,,Internet" eintreten. Hierbei soll aufgezeigt werden, in-
wieweit das Internet für den Bildungsbereich Veränderungen mit sich bringt, und wel-
che neuen Ziele der Bildung nun zu bewältigen sind. Die Quintessenz der Überlegun-
gen aus Kapitel III führen dazu, dass die Vermittlung von Medienkompetenz eine Qua-
lifikation der Zukunft darstellt, welche nun im Kapitel IV ,,Medienkompetenz im Um-

3
gang mit dem Internet ­ Qualifikation der Zukunft" dargestellt werden soll. Von vielen
Pädagoginnen und Pädagogen wird sie gefordert, aber was ist mit dieser Qualifikation
verbunden? Dieser Frage wird im Kapitel IV nachgegangen werden.
Anschließend wird im Kapitel V ,,Konstruktivistische Lehr- und Lernprinzipien als
Chance für ein verbessertes Lernen und Lehren" verdeutlicht, welche neue
Möglichkeiten das Internet für das Lehren und Lernen aufweisen kann. Dabei soll das
konstruktivistische Lehr- und Lernprinzip aufzeigen, welche Chancen das Medium
Internet für Lernprozesse bietet. Gleichzeitig sind damit auch Veränderungen
verbunden, welche ebenso aufgezeigt werden. Im Kapitel VI geht es schließlich um
Möglichkeiten der Internetnutzung für den Bildungsbereich. Hierbei sollen schulische
Einsatzfelder dargestellt werden, in welchen der Einsatz des Internets möglich sein
könnte. Am Ende dieser Arbeit steht im Kapitel VII ,,Pädagogisch-didaktische
Reflexion einer pädagogischen Arbeit mit dem Internet" eine Zusammenfassung der
Chancen und Risiken eines Internet-Einsatzes in der Schule. Es geht dabei um Ziele
und Begründungen für bzw. gegen einen Internet-Einsatz in der Schule. Daraufhin
folgt eine Zusammenfassung und das damit verbundene Fazit.
Zum einen soll - durch veränderte Lernumgebungen und neuen Möglichkeiten des
Lernens - aufgezeigt werden, welche Chancen für die pädagogische Arbeit im Bil-
dungsbereich bestehen. Zum anderen wird auf die Darstellung der Bildung eingegan-
gen werden, welche aufgrund technologischer Entwicklungen das Ziel der Vermittlung
von Medienkompetenz nach sich zieht.

4
II. Das Internet
,,Internet" ist heute ein vielverbreiteter Begriff, welcher aus dem alltäglichen Leben
kaum mehr wegzudenken ist. Der Boom des Internets mag manchen erstaunen und
einige beunruhigen, doch kommt er letztlich wenig überraschend. Bis vor einigen Jah-
ren waren es vorwiegend Universitäten und ähnliche Forschungseinrichtungen, die
vom weltumspannenden Computernetzwerk Internet Gebrauch machten. Heute sind es
mehr und mehr private Haushalte, Firmen und auch Schulen. In den vergangenen Jah-
ren hat der Personal Computer (PC) einen großen Stellenwert in der Berufswelt einge-
nommen und ist auch aus privaten Haushalten nicht mehr weg zu denken. Der PC wird
von einigen Familien schon mit großer Selbstverständlichkeit benutzt. Vor allem dient
er als Medium für Nachschlagewerke auf CD-ROM, Lernhilfe, als Unterhaltungsin-
strument oder für persönliche Bankgeschäfte. Die große Leistungsfähigkeit macht den
Computer, beispielsweise im Bereich der Präsentation von Text, Ton und Bild, zu ei-
nem Trendmedium. Zudem ist der PC gerade heute für den Internetzugang interessant
geworden. Schule wird sich mit diesem Medium auseinandersetzen müssen, da es im
beruflichen und gesellschaftlichen Leben mittlerweile notwendig wird bzw. ist, mit
dem Internet kompetent umgehen zu können. Bevor darauf im Kapitel ,,Internet und
Bildung" speziell eingegangen wird, ist es ratsam, sich über das neue interaktive Me-
dium zu informieren. Zu überschreiben wäre dieses mit dem Begriff der Medienkun-
de
1
, welche eine Qualifikation - sowohl für Lernende als auch für Lehrende - im Um-
gang mit dem Internet darstellt. (Vgl. dazu Kapitel IV S.46ff.)
Dieses Kapitel stellt grundlegende Informationen über das Internet zusammen. Dabei
soll ein Überblick über Aufbau und Funktionsweise des Internets gegeben werden.
Eine Darstellung der verschiedenen Anwendungsdienste trägt hierbei zu einem umfas-
senden Verständnis des Internets bei.
1
Siehe dazu Kapitel IV 2.1 ,,Medienkunde" S.49f.

5
1. Die Geschichte des Internets
Das Internet verdankt seine Existenz dem US-Verteidigungsministerium. Als Geburt-
stunde wird gerne das Jahr 1969
2
genannt. In diesem Jahr wurden verschiedene militä-
risch genutzte Computer durch das ARPANET (Advanced Research Projekt Agancy
Network) verbunden. ,,Während der Jahre zuvor wurde im Auftrag des Department of
Defense, des amerikanischen Verteidigungsministerium, nach einer Möglichkeit ge-
sucht, mittels eines Kontrollnetzwerks einzelne Städte und Militärbasen miteinander zu
verbinden."
3
Ziel war es ein Netzwerk zu schaffen, das auch nach der Zerstörung ein-
zelner Knotenpunkte
4
durch Feindeinwirkung den Informationsaustausch zwischen
verschiedenen Dienststellen gewährleistet. Eine zentrale Leitstelle würde im Kriegsfall
sicherlich sofort einem gezielten Angriff zum Opfer fallen und damit in kürzester Zeit
das Befehlsnetz lahm legen. Im Gegensatz zu einer ,,Kommandozentrale" besitzt das
Computernetz keine zentrale Leitstelle, alle beteiligten Rechner haben den gleichen
Status und sind untereinander vernetzt. Eine Nachricht wurde nun vom Absender mit
der Adresse des Zielcomputers versehen und anschließend von Rechner zu Rechner
weitergeleitet, bis sie beim gewünschten Empfänger ankam. ,,Der Weg, den eine Nach-
richt vom Sender zum Empfänger nahm, war unbedeutend, solange die Nachricht nur
ankam.
5
" Bei einer eventuellen Zerstörung eines Teiles des Netzes, blieben immer
noch alternative Wege, mit denen die beiden Rechner miteinander kommunizieren
können.
Auch heute noch funktioniert das Internet nach diesem Prinzip. Selbst die Eigenart
Nachrichten in kleine Stücke zu zerteilen (man spricht heute von Paketen) und unab-
hängig voneinander zu verschicken, geht auf die Funktionsweise des ARPANET zu-
rück. Daten im Internet werden mit den TCP/IP Protokolls
6
übertragen. Dabei werden
die zu übermittelnden Daten in kleine Pakete zerlegt und beim Empfänger wieder zu-
sammengesetzt. Der Weg jedoch, den die Dateien nehmen und über welchen Rechner
sie verschickt werden, kann nicht vorhergesagt werden, so dass es nur schwer möglich
2
Zu dieser Zeit herrschte der "Kalte Krieg" zwischen den USA und der Sowjetunion.
3
Baumgartner, G.; Grammlinger, F.; Niedersüss, D.; Neurauter, Th.: Internet und Schule? Linz.
1998.S.5.
4
Mit ,,Knotenpunkte" sind hier militärische Leitstellen gemeint, welche Informationen zu anderen
Militärleitstellen weitergeben.
5
Fasching, Thomas: Internet und Pädagogik. München. 1997. S.15.
6
Das TCP/IP Protokoll ist ein spezielles Protokoll, welches Daten zerlegt, diese auf verschiedenen
Wege verschickt und beim Empfänger wieder zusammensetzt.

6
ist, bestimmte Inhalte aus dem Netz zu filtern oder deren Einspeisung ins Netz zu ver-
hindern. Dieses hat natürlich auch Konsequenzen, beispielsweise für den Jugend-
schutz.
Am Anfang der 80er Jahre spaltete sich das Milnet (Military Network) vom
ARPANET ab, es entstand eine Vielzahl von anderen Netzwerken. (Darunter einige
Universitätsnetze, BITNET und UUCP). Schließlich wurde, um dem wachsenden Da-
tenverkehr gerecht zu werden, zur selben Zeit das National Science Foundation Net-
work (NFSNET) eingerichtet. Mit diesem Netz war zunächst ein rein wissenschaftli-
ches Netzwerk entstanden. Es diente als ein sogenanntes Backbone (engl. Rückgrat),
welches die großen Rechenzentren leistungsfähig miteinander verbinden sollte. ,,Ende
1989 wurde schließlich das ARPANET vom Department of Defense offiziell aufgelöst,
seine Prinzipien und Technologien bestehen jedoch als Internet bis heute weiter."
7
Durch die Einführung der Heim- und Personalcomputer konnten die Nutzer von zu
Hause aus auf das Internet zugreifen. Es wurde von nun an immer öfter für private
Zwecke wie Privatpost (E-Mail)
8
oder Diskussionsforen (Chat)
9
genutzt. 1989 wurde
am Europäischen Kernforschungszentrum in Genf (CERN: Centre Europeen de la Re-
cherche Nucleaire) ein neuer Internetdienst entwickelt, das sogenannte World Wide
Web (WWW)
10
.
,,Auch in diesem Jahrhundert ist seit Einführung des WWW das Wachstum des Inter-
nets immer noch ungebrochen und wird es wohl auch im nächsten Jahrtausend blei-
ben."
11
Über die Größe und den Umfang des Internets existieren schon lange keine
verlässlichen Zahlen mehr. Schätzungen vom Juni 2000
12
ergaben, dass zur Zeit der
Informationsbeschaffung 332.73 Millionen Rechner am Internet angeschlossen waren.
Europa weist davon 91.82 Millionen Nutzer auf, im Vergleich dazu Kanada und die
USA: 147,48 Millionen Nutzer. Das Internet ist zu einem Instrument geworden, mit
dem der weltweite Austausch von Daten und Informationen in sehr kurzer Zeit und auf
sehr einfache Art möglich ist.
7
Baumgartner, G.; Grammlinger, F.; Niedersüss, D.; Neurauter, Th.: Internet und Schule? Linz.
1998. S.6.
8
Siehe dazu Kapitel II 4.1 ,,E-Mail" S. 9f.
9
Siehe dazu Kapitel II 4.5 ,,Internet Relay Chat" S. 15f.
10
Siehe dazu Kapitel II 4.3 ,,WWW" Seite 11f.
11
Baumgartner, G.; Grammlinger, F.; Niedersüss, D.; Neurauter, Th.: Internet und Schule? Linz.
1998.S.6.
12
Quelle: NUA Internet Surveys. Nachzulesen im WWW unter :
www.nua.ie/surveys/how_many_online/index.html

7
Die Zeit, in der Informationen aus dem Internet erschlossen wurden, war aufgrund
technischer Möglichkeiten bisher mit Wartezeiten verbunden, da die Übertragung von
Daten einige Zeit benötigte. Seit dem 30. Juni 2000 gibt es bundesweit in Deutschland
das ,,Gigabit-Netz". Eine flexible Glasfasertechnik ermöglicht dabei immense Über-
tragungsraten und eine hohe Zuverlässigkeit. Eine 40960-mal schnellere Übertragung
als die des ISDN ist nun möglich, dabei werden bis zu 2,5 Gigabits
13
Datendurchsatz
pro Sekunde übermittelt. Im Vergleich dazu: Mit Hilfe von ISDN war es zuvor mög-
lich, 64 Kilobits pro Sekunde zu übermitteln. Zur Zeit wird dieses Netz noch von ,, ...
rund anderthalb Millionen Wissenschaftlern und Studierenden ..."
14
sowie vom DFN
(Deutsche Forschungsnetz) benutzt, bevor es in etwa fünf Jahren der Allgemeinheit
zugänglich gemacht wird. Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung und For-
schung, finanzierte mit Hilfe von 160 Millionen Mark Steuergeldern dieses neue Netz.
Deutschland erhielt damit das leistungsfähigste Stück Internet weltweit.
15
2. Aufbau des Internets
LANs
In manchen Büros und Rechenzentren werden häufig einzelne PCs miteinander ver-
bunden bzw. vernetzt. Da jeder Rechner dabei auf zentral verwaltete Daten zugreifen
kann, werden teure Speicherplätze gespart und Arbeitsabläufe vereinfacht. Diese Art
von Netzwerken, die auf eine Firma oder Universität begrenzt sind, werden als lokale
Netzwerke oder als Local Area Networks (LAN) bezeichnet. ,,Innerhalb eines solchen
lokalen Netzwerkes werden Daten, mit denen jeder angeschlossene Rechner versorgt
werden soll, durch sogenannte Fileserver, auch Mainframe genannt, verwaltet."
16
Ein
solcher Fileserver ist oftmals auch mit einem Router verbunden. Als Router wird ein
Computer bezeichnet, der den Datentransfer aus dem LAN in andere Netze durch eine
direkte Verbindung ermöglicht. Hiermit können sich die durch den Fileserver mitein-
ander vernetzten Workstations auch am Datenverkehr außerhalb ihres lokalen Netz-
werkes beteiligen. Die LANs bilden die Grundebene des Internets, da sie die einfachste
Art der Vernetzung von Computern darstellen.
13
Ein Gigabit entspricht 1000 Kilobit
14
Online Today. Nr. 8. 2000. S.30.
15
Im Internet ist dieses nachzulesen unter: www.dfn.de/win/gwin.
16
Fasching, Thomas: Internet und Pädagogik. München. 1997. S.20.

8
MANs
Einige dieser eben genannten Netzwerke (LANs) sind untereinander verbunden. Durch
diese Verbundenheit untereinander bilden sie größere Netzwerke, sogenannte MANs
(Metropolitan Area Network) die manchmal auch Mid-Level-Network genannt wer-
den. Durch die Existenz dieser MANs können auch Rechner eines LANs mit Rechner
eines anderen LANs kommunizieren.
WANs
Werde mehrere MANs zusammengefasst, bilden sich die Wide Area Networks
(WANs). ,,Die Supercomputer-Zentren des WANs bilden das Rückgrat des Inter-
nets."
17
Ihre Aufgabe besteht darin, Netzwerke der Länder und Kontinente miteinander
zu verbinden. Hierzu werden bereits Satelliten zur Übertragung benutzt, um somit grö-
ßere Distanzen überbrücken zu können. Werden nun z.B. Daten von einem Rechner
aus Deutschland an einen Rechner in Amerika verschickt, so durchlaufen sie diese drei
Ebenen zweimal. ,,Einmal vom lokalen Netzwerk zum Wide Area Network und beim
neuen Backbone-Rechner angekommen umgekehrt zum LAN, bis sie schließlich den
Zielrechner erreichen."
18
Hierbei muss wiederum darauf hingewiesen werden, dass die
Daten durch mehrere Netzwerke und PCs ,,laufen" und somit die Gefahr besteht, dass
Daten verändert, kopiert oder missbraucht werden können.
17
Fasching, Thomas: Internet und Pädagogik. München. 1997. S.21.
18
Ebd.

9
3. Internet, Netzwerk der Welt
Das Charakteristikum eines Computernetzes ist, dass ein Verbund an Computern be-
steht, mit dem über die Telefonleitung, Daten und Informationen ausgetauscht werden
können. Das Internet stellt ein solches dar. Die Besonderheit des Internets liegt in sei-
ner Struktur, es ist ein internationales Netz, das zehntausende Computer auf der gan-
zen Welt verbindet. Sobald sich jemand mittels des Computers über die Telefonleitung
mit einem Computernetz verbunden hat, ist dieser online
19
. Das Internet ist bildlich wie
ein weltweites Netzwerk von Strassen zu verstehen. ,,Alle diese Strassen bilden zu-
sammen die Datenautobahn
20
bzw. den Information Highway."
21
Derjenige, der sich in das Netz begibt, betritt gleichzeitig eine Art ,,globales Dorf". Es
ist ein Dorf, in dem sich Menschen aus der ganzen Welt treffen (daher ,,global") und
zwar in Sekunden (daher ,,Dorf"). Aus realen Häusern und Gebäuden besteht dieses
Dorf jedoch nicht, es existiert nur virtuell. Vielen ist der Begriff ,,Cyberspace" besser
bekannt, es stellt einen abstrakten ,,Überraum"
22
dar. Hier kann jeder Besucher Men-
schen aus aller Welt treffen, virtuell einkaufen, internationale Zeitungen lesen, mit
Menschen verschiedener Nationalitäten Informationen austauschen und noch vieles
mehr.
19
Das Wort ,,online" charakterisiert im Fachjargon der Computertechnik ursprünglich ein Gerät
(z.B. einen Drucker), das per Kabel an einen Computer angeschlossen ist. Dieser Begriff ist so
in Mode geraten, dass er sowohl im Englischen als auch im Deutschen inzwischen als selbstver-
ständlich auftaucht, wenn über telefonischen Kontakt gesprochen wird.
20
Skizze ,,Die Datenautobahn: Steigroth, G.: Klick in die Zukunft. In: Der Spiegel. Nr.11.1996.
21
Hildebrand, Jens: Internet-Ratgeber für Lehrer. Köln. S. 17.
22
Hildebrand, Jens: Internet-Ratgeber für Lehrer. Köln. S. 17.

10
Das Internet ist praktisch unzerstörbar. Da es ein offenes Netz ist und keinen einzelnen
Betreiber aufweist, der es organisiert, finanziert oder mit ihm wirtschaftliche Interessen
verfolgt, besteht auch nicht die Gefahr, dass das Netz abgeschaltet wird, wenn es kei-
nen Gewinn mehr abwirft. Es hat auch keinen Zentralcomputer, über den die ganzen
Daten und Informationen fließen, oder bindende Kontrollgremien, die Inhalte der Da-
ten kontrollieren. Das Internet selbst ist nicht zerstörbar, da es, wie bereits in 1.2 zu
ersehen war, immer noch andere Netzwege gibt, über die Daten und Informationen
ausgetauscht werden können.
4. Anwendungsdienste
Im folgenden soll eine Übersicht der Anwendungsdienste gegeben werden, welche das
Internet zur Verfügung stellt. Eine Vorstellung aller möglichen Anwendungsdienste
würde hierbei den Rahmen meiner Arbeit überschreiten, so dass ich mich auf die be-
kanntesten und am häufig benutzten Dienste beschränken werde. Anwendungsdienste
des Internets stellen für den Benutzer eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung.
In nachfolgenden Erläuterungen soll dieses ersichtlich werden.
4.1 E-Mail: Die Elektronische Post
Mit Hilfe von E-Mail werden Nachrichten über das Internet ausgetauscht. Es ist eine
der beliebtesten Internet-Funktionen. Die Post wird dabei vom Server
23
des E-Mail
Absenders an den Mailserver des Empfängers weitergeleitet. Alle Benutzer des An-
wendungsdienstes ,,E-Mail" haben hierzu eine weltweite einmalige E-Mail Adresse.
Möchte der Empfänger eine E-Mail, seine elektronische Post lesen, so muss er diese
bei seinem Mailserver abrufen und auf seinen Computer speichern. Der Vorteil der
elektronischen Post liegt in erster Linie in der schnellen und preiswerten Übermittlung,
wobei der größte Vorteil dem Empfänger zugute kommt. ,,Er erhält den Text gleich in
elektronischer Form und kann ihn sofort in seinem Computer weiterverarbeiten, d.h. in
sein Textverarbeitungsprogramm laden, nach seinen Wünschen gestalten und ausdru-
23
Der Begriff ,,Server" stellt einen Vermittler dar, welcher Informationen weiterleitet.

11
cken."
24
Somit ist die elektronische Post auf den ersten Blick der Briefpost überlegen,
jedoch hat die Kommunikation per E-Mail auch ihre Nachteile. Zuerst erfordert sie
einen hohen technischen Aufwand, der sich nur für das Nutzen von E-Mail kaum loh-
nen würde. Zum anderen ermöglicht die elektronische Post keine echte, direkte Kom-
munikation wie ein Telefon oder gar ein persönliches Gespräch. Personen mit denen
man via E-Mail kommuniziert, bleiben einem oft fremd und der Absender meist ano-
nym, da viele Benutzer Internet-Namen angeben, um damit ihre wahre Identität nicht
preisgeben zu müssen.
Quelle: Steigroth G.: Klick in die Zukunft. In: Der Spiegel. Nr. 11. 1996. S.84
E-Mails können gleichzeitig an mehrere Empfänger verschickt werden. Dies macht es
möglich, diesen Dienst zur schnelleren Informationsübermittlung an große Gruppen zu
nutzen. Newsletter bilden hierbei eine weitere Möglichkeit des Informationsaustau-
sches: Eine Nachricht (Newsletter) kann so als digitales Flugblatt an unzählige Emp-
fänger verschickt werden. Hierbei wird eine Nachricht erstellt, die dann an gewünschte
Internet-Adressen versandt wird. Eine andere Form der digitalen Vervielfältigung von
Nachrichten stellen Mailinglisten dar. Diejenigen, die sich einer solchen Liste an-
schließen, werden in einem E-Mailverteiler aufgenommen. Dieser Verteiler leitet eine
Nachricht eines bestimmten Absenders an alle eingetragenen Benutzer weiter. Mit Hil-
fe dieser Mailinglisten lassen sich raum- und zeitenabhängige Diskussionen zu einem
bestimmten Thema führen.
24
Hildebrand, Jens: Internet-Ratgeber für Lehrer. Köln. S. 22.

12
4.2 FTP (File Transfer Protokoll)
FTP bedeutet übersetzt File Transfer Protokoll. Dieses Protokoll ermöglicht den
schnellen Austausch großer Dateien zwischen Computern mit unterschiedlichen Be-
triebssystemen. Mit Hilfe von FTP-Programmen kann der Benutzer auf einen FTP-
Server zugreifen. Er kann dann Daten, die für ihn freigegeben sind, auf seinen Rechner
laden. Durch diesen Anwendungsdienst ist es möglich, jegliche Arten von Daten in
digitaler Form zu übertragen. Hierbei ist keine Umwandlung in ein neues Format nötig,
die geladenen Daten können sofort verwendet werden. FTP Programme sind ähnlich
wie Dateiverwaltungsprogramme grafischer Betriebssysteme zu bedienen, so dass de-
ren Handhabung ,,kinderleicht" ist. Hierzu muss lediglich die Adresse des anzuwäh-
lenden Servers oder der Standort der gewünschten Datei eingegeben und der sogenann-
te Download (das Herunterladen) auf Knopfdruck gestartet werden. Häufig findet man
die Adressen von FTP-Dateien im WWW. Da moderne WWW-Browser das FTP-
Protokoll beherrschen, fällt dem Nutzer gar nicht auf, dass er hier einen anderen Inter-
netdienst nutzt.
4.3 World Wide Web
Das World Wide Web, kurz auch WWW oder W3 genannt, hat einen Boom ausgelöst
den das Internet derzeit erlebt. Es verkörpert mit seinen vielfältigen Angeboten am
deutlichsten den Begriff des ,,globalen Dorfes". Institute, Unternehmen und Privatper-
sonen aus jedem Winkel der Erde gewähren Besuchern aus aller Welt Eintritt in ihr
Haus. Dieses Haus ist jedoch nicht real, sondern befindet sich im ,,Cyberspace", ist
aber für jeden ,,Internet-Reisenden"
25
zu betreten. Dem Besucher zeigt sich das W3 als
eine oder mehrere Bildschirmseiten, die in der Regel aus Text und Bildern aufgebaut
sind. ,,Drei grundlegende Konzepte oder Prinzipien sind es, die das World Wide Web
charakterisieren. Hypermedia, die Client-Server-Architektur und die sogenannten Uni-
form Resource Locators."
26
25
Hildebrand, Jens: Internet-Ratgeber für Lehrer. Köln. S. 23.
26
Baumgartner, G.; Grammlinger, F.; Niedersüss, D.; Neurauter, Th.: Internet und Schule? Linz.
1998. S.21

13
4.3.1 Hypermedia
Unter Hypermedia versteht man die Verschmelzung von Hypertext und Multimedia zu
einem Medium. Es stellt in seiner Art des Umgangs mit Text und multimedialen Ele-
menten ein neuartiges Konzept zur Informationspräsentation dar.
Hypertext
Hypertext
27
gilt als Ausgangskonzept des WWW. Darunter ist eine Textart zu verste-
hen, welche die Linearität vom Text aufhebt.
Erreicht wird dieses durch die Einführung
von Links
28
. Sogenannte Hypertext-
Dokumente sind über Schlüsselwörter mit
anderen Dokumenten vernetzt. ,,Schlüssel-
wörter sind Verweise (in Hypertexten häufig
Referenzen genannt) in ein anderes Doku-
ment und werden graphisch aus dem übrigen
Text hervorgehoben."
29
Diese Querverweise
(auch Hyperlinks genannt) ermöglichen einen schnellen Zugriff auf gewünschte Do-
kumente. Durch anklicken per Maus wird das betreffende Dokument angezeigt.
Multimedia
Die Informationsangebote, auf die mittels W3 zugegriffen werden kann, sind in der
Form von Dokumenten, sogenannten W3-Seiten, auf vielen verschiedenen, weltweit
verteilten Servern abgelegt. Jedoch ist das World Wide Web ein ,,Multimedia-
Informationssystem"
30
. Dies bedeutet, dass auch Graphiken, Musik und Videos in sol-
che W3 Dokumente eingebunden werden können. Der eingesetzte W3-Browser kann
nun, wenn er eine solche Multimedia-Komponente verstehen und darstellen kann, die-
se Dokumente (Graphiken etc.) direkt in den Text des Benutzers bzw. der Benutzerin
integriert darstellen. Liegt keine Multimedia-Komponente vor, so muss auf sogenannte
27
Der Begriff ,,Hypertext" wurde in den 60er Jahren von Ted Nelson geprägt.
28
Ein Link (englisch für Verweis) ist ein Wort oder generell ein Textteil, welches durch Anklicken
zu einem anderen Textabschnitt führt.
29
Perrochon, Louis: School goes Internet. Das mutige Buch für Lehrerinnen und Lehrer. Heidel-
berg. 1997. S.24.
30
Ebd.
LINM

14
Viewer zurückgegriffen werden. Viewer sind Programme, die Graphiken, Musik und
Videos sicht- und hörbar machen.
4.3.2 Client-Server-Prinzip
Unter dem Client-Server-Prinzip versteht man eine ,,kooperative Informationsverarbei-
tung, bei der die Aufgaben zwischen Programmen auf verbundenen Rechner aufgeteilt
werden. Server (= Dienstleister) bieten über das Netz Dienstleistungen an, Clients (=
Kunden) fordern diese bei Bedarf an."
31
Zum Abruf der angebotenen Informationen
des Dienstleisters, benötigt der Benutzer (auch User genannt) ein Client-Programm, im
World Wide Web Browser
32
genannt. Die Aufgabe des Browsers besteht darin, sich
um eine Verbindung zum Server zu kümmern und die Daten von dort anzufordern.
Andererseits muss die erhaltene Information optisch aufbereitet werden, da über die
Internet-Verbindung lediglich eine Folge von Zeichen übertragen wird (mehr dazu im
folgendem Punkt).
4.3.3 Uniform Resource Locators (URL)
Das dritte grundlegende Konzept des World Wide Webs ist jenes der Uniform Resour-
ce Locators, meist kurz URLs bezeichnet. Unter diesem versteht man Namensangaben,
mit deren Hilfe jedes Dokument im Internet eindeutig bezeichnet werden kann. Zum
ersten Mal wurde damit ein Weg gefunden, Dokumente weltweit eindeutig zu bezeich-
nen.
31
Hansen, Hans Robert: Wirtschaftsinformatik I. 7. neubearbeitete und erweiterte Auflage.
Stuttgart. 1996. S.64.
32
Ein Browser oder WWW-Client ist ein Programm, mit dem Daten (WWW-Seiten) von
WWW-Servern abgerufen und am Bildschirm dargestellt werden können.

15
Die folgende URL zeigt beispielsweise auf die W3-Seite des Bildungsservers Nieder-
sachsen ,,Schule im Netz":
http://www.ni.schule.de
Jedes URL ist wie folgt aufgebaut:
Zugriffsmechanismus:Pfad
Die möglichen Zugriffsmechanismen entsprechen ungefähr den zur Verfügung stehen-
den Anwendungsdiensten. Der Pfad ist abhängig vom Zugriffsmechanismus. Mit dem
Begriff Pfad ist gemeint, dass ,,dank dieser Angaben mit dem vorher definierten
Zugriffsmechanismus der Weg zum gewünschten Objekt gefunden werden kann."
33
Die Bezeichnung http bedeutet Hyper Text Transfer Protocol. Die Übertragung von
Dokumenten aus dem WWW wird mit Hilfe dieses Protocols geregelt. Es ermöglicht
den Zugriff auf jedes freigegebene WWW-Dokument weltweit.
4.4 Newsgroups
Newsgroups sind elektronische Diskussionsforen im Internet, welche nach Themen
geordnet sind. Sie werden auch Netnews, News oder Usenet-News genannt und beste-
hen aus vielen gesammelten E-Mails zu deren Themen. Sehr oft werden sie auch mit
,,Schwarzen Brettern" verglichen, an welche Informationen, Anzeigen, Fragen, Anre-
gungen u.a. anhängen und von denen man lesen kann. Artikel, welche von verschiede-
nen Teilnehmern bereitgestellt werden, können ohne Einschreibung, d.h. ohne Anmel-
dung, in die Newsgroup gestellt und gelesen werden. In der Regel verfolgt der Nutzer
einige Newsgroups regelmäßig, um so gezielt auf einige gestellten Fragen antworten
zu können. Folglich wird eine eingebrachte Frage innerhalb von 24 Stunden hilfreich
beantwortet werden können. Diese erscheint dann entweder in der Newsgroup oder als
private E-Mail auf dem Rechner.
Zur Zeit bestehen mehr als 14.0000 verschiedene Newsgroups zu allen nur erdenkli-
chen Themen, wie z.B. Computer, Religion, Schule, Sport, Kochen, Unterhaltung etc.
Aber auch Themen, die von einigen Teilnehmern vermisst werden, können durch ein
Abstimmungsverfahren als neue Gruppe gegründet werden. Newsgroups tragen ver-
33
Perrochon, Louis: School goes Internet. Das mutige Buch für Lehrerinnen und Lehrer.
Heidelberg. 1997. S.27.

16
schiedene Namen, die thematisch in Rubriken (Hierarchien) eingeteilt sind. Folgende
Gruppen stehen an der Spitze der Hierarchie:
Comp
über Computer, Software und Netzwerke
Sci
über wissenschaftliche Themen
Rec
Hobbys, Sport, Kunst, Bücher, Kino, Freizeit
Soc
kulturelle und religiöse Themen
Talk
reden über ,,Gott und die Welt"
Alt
verschiedene Themen wie Fernsehserien, Beziehungen, Unterhaltung etc.
Schule
Themen um und über Schule
Um Teilnehmer einer Newsgroup zu werden, benötigt man zuvor einen Newsreader
(News-Client). Dies ist ein Programm, welches die Artikel liest und darstellt. Mit ihrer
Hilfe werden Newsgroup-Beiträge empfangen und versendet. In manchen Web-
Browsern ist der Newsreader bereits eingebaut, wie z.B. bei Netscape Navigator. Ge-
sendet und empfangen werden Newsgroup-Beiträge über einen News-Server. Alle die-
se Server sind in einem speziellen Netz, dem USENET (User Network) verbunden.
4.5 Internet Relay Chat ­ Live Diskussionen
Internet Relay Chat (IRC) ist ein textbasierter synchroner Kommunikationsdienst. Er
ermöglicht eine gleichzeitige Kommunikation zwischen beliebig vielen Nutzern. Die
Teilnehmer treffen sich dabei zum ,,plaudern", im Internet-Jargon ,,chatten", auf stän-
dig aktiven Kanälen und beteiligen sich ,,Live" an der gerade laufenden Diskussion.
Auch dieser Kommunikationsdienst ist, wie auch bei den Newsgroups, thematisch ge-
gliedert, jedoch wird dieser Dienst vor allem als Freizeitmedium zum ,,Plaudern und
Flirten" herangezogen. Zur ,,IRC-Kultur" gehören auch regelmäßige, reale Treffen auf
sogenannten ,,Relay-Parties", in denen sich die Teilnehmer persönlich kennen lernen
können.
Wer zum ersten Mal am IRC beteiligt ist, wird den schnellen Textstrom - der sich auf
dem Bildschirm zeigt -, wohlmöglich als verwirrend ansehen. Spitznamen und die mit
Akronymen durchsetzte Sprache (z.B. ROTFL: roll on floor laughing) verweisen auf
unterschiedliche Anreden, die zuvor verstanden werden müssen. Durch Hinzunahmen

17
von Mikrophonen und Kameras ist es mittlerweile möglich, die ,,Live-
Kommunikation" zu verbessern.
Abschließend zu diesem Kapitel ist festzustellen, dass das neue Medium Internet
Chancen aufweisen kann, welche für die Unterstützung der pädagogischen Arbeit in
der Schule von Vorteil sein kann. Mit Hilfe des Internets ist es möglich, unabhängig
von Raum und Zeit z.B. Informationen zu erhalten, Kommunikation zu betreiben oder
Erfahrungen und Anregungen auszutauschen. Das Internet erlaubt einen neuartigen
und offenen Zugang zum internationalen Informationsangebot. Es muss Gegenstand
unserer zukünftigen Allgemeinbildung und somit auch Thema für Lehrende und Ler-
nende werden.
Quelle: Unbekannt
Im nachfolgenden Kapitel soll der Frage nachgegangen werden, welche Veränderun-
gen mit dem Internet im Bezug auf Bildung eintreten können bzw. werden. Die Defini-
tion des Bildungsbegriffes in der Informationsgesellschaft, sowie eine Betrachtung der
gesellschaftlichen Entwicklung durch neue Techniken sind hierbei von enormer Wich-
tigkeit. Sie spiegeln den Einfluss wieder, welcher von neuen technischen Errungen-
schaften ausgeht.

18
III. Internet und Bildung
In diesem Kapitel handelt es sich um die Frage, welche Rolle bzw. Position die Bil-
dung im Bezug auf das Medium Internet einnimmt? Es geht nun darum, welche Ver-
änderungen mit dem Einsatz des Internets in der Schule im Bezug auf Bildung eintre-
ten werden. Im folgenden soll zuvor der ,,klassische" Bildungsbegriff definiert werden,
welcher im Bezug auf technische und gesellschaftliche Entwicklungen später ergänzt
bzw. ersetzt werden wird. Im Anschluss daran werden Ziele der Bildung in der Infor-
mationsgesellschaft und neue Konzepte zum Einsatz des Mediums Internet angespro-
chen. Des weiteren soll aufgezeigt werden, welche Rollen den Lehrenden und Lernen-
den im Umgang mit dem Internet in der Schule zuteil werden. Aber auch ein veränder-
tes Lernen sowie neue Lernumgebungen sind auftretende Merkmale eines neuen Me-
diums, welche einer besonderen Beachtung bedürfen.
1. Der Bildungsbegriff
Will man an dieses viel diskutierte, aber wohlgleich unscharfe Thema ,,Internet und
Bildung" herangehen, dann muss man sich zuerst des Begriffs der Bildung vergewis-
sern. Fasst man den Bildungsbegriff inhaltlich, so ist Bildung als die geordnete Menge
von Wissen zu verstehen, die das höchste Ansehen genießt. Normativ gefasst ist Bil-
dung die geordnete Menge von sittlichen Normen und Werten, Tugenden und Sitten,
die in einer Gesellschaft gilt. Ästhetisch gefasst, stellt Bildung die ,,schöne" Gestalt
einer Persönlichkeit dar.
,,Eine systematische Pädagogik als Wissenschaft kann diese drei Möglichkeiten nicht
ergreifen, denn sie würde dann schon im Ansatz dogmatisch werden ­ inhaltlich, nor-
mativ oder ästhetisch dogmatisch."
34
Die Aufgabe der Systematischen Pädagogik liegt
in einer analytischen und kritischen Verfahrensweise dieses kann sie nicht leisten,
wenn sie sich schon im Ansatz derartige Vorgaben macht. Sie braucht natürliche Vor-
gaben, die streng strukturell und deskriptiv sein müssen. Sie müssen das Raster und
den Problemgesichtspunkt für Analyse und Kritik liefern. Der Bildungsbegriff lässt
34
Langkau, Th.; Schicha, Ch.; Trampe, W.: Internet und Bildung. Perspektiven für die
Informationsgesellschaft. Duisburg. S.25.

19
sich in diesem Sinne als ein Problemtitel
35
fassen. In der pädagogischen Wissenschaft
wird eine Diskussion über ein tragfähiges neues Bildungsverständnis geführt, welches
für die ,,überschaubare Zukunft"
36
bestimmt sein soll.
Wolfgang Klafki
37
versteht in seinen jüngsten Überlegungen den Begriff der Bildung
als ,,ein in Selbsttätigkeit anzueignender Zusammenhang von drei Grundfähigkeiten:
der Selbstbestimmungsfähigkeit über die individuellen Sinndeutungen zwischen-
menschlicher, beruflicher, ethischer und religiöser Art; der Mitbestimmungsfähigkeit
im Verantwortungsbereich kultureller, gesellschaftlicher und politischer Zusammen-
hänge; der Anspruch auf Selbst- und Mitbestimmung, mit dem Einsatz für diejenigen
und dem Zusammenschluss mit ihnen, denen eben solche Selbst- und Mitbestim-
mungsmöglichkeiten aufgrund besonderer Verhältnisse, politischer Einschränkungen
oder Unterdrückungen vorenthalten oder begrenzt werden."
38
Somit bezeichnet Bil-
dung ein dynamisches dreifaches Verhältnis:
1. Das Verhältnis des Einzelnen zu sich Selbst
2. Das Verhältnis des Einzelnen zur Gesellschaft
3. Das Verhältnis des Einzelnen zur Welt
Dieses dreifache dynamische Verhältnis wird dynamisch genannt, weil es bereits wie
der Begriff Bildung beides enthält: ,,... den Entwicklungsprozess sowie das Resultat zu
einer gegebenen Zeit."
39
Bildung ist in dieser Bestimmung strukturell gefasst, es bleibt
im Rahmen des Beschreibbaren
40
. Der so bestimmte Bildungsbegriff ist so in jedem
Falle nicht schon von vorne herein normativ aufgeladen.
Jedoch müssen bei dem Problem der Definition des Bildungsbegriffs auch die dogma-
tischen Bildungskonzepte berücksichtigt werden. ,,Dogmatische Bildungskonzepte
35
Jedes gesellschaftliche System formuliert sein Problem in einer Formel hin, mit der er es in einer
Art ,,Totschlagargument" die ganze Zufälligkeit und Unbestimmtheit seiner Problembehandlung
zusammenfasst. Das Religionssystem verweist auf Gott als das Absolute, das Erziehungssystem
auf Bildung und die nicht restlose Bestimmbarkeit des Begriffs.
36
Thesenblatt zur Vorlesung im Fach Pädagogik im WS 1997/98. 2.Vorlesung: Einführung in
pädagogisches Sehen, Denken und in grundlegende Begriffe der Pädagogik: Bildung, Erzie-
hung, Bildsamkeit, Selbsttätigkeit. S.1.
37
Ebd.
38
Wolfgang Klafki zitiert. In: Ebd. S.2
39
Langkau, Th.; Schicha, Ch.; Trampe, W.: Internet und Bildung. Perspektiven für die
Informationsgesellschaft. Duisburg. S.25.
40
Offen bleibt hierbei, ob Bildung nun ein analytischer, kategorischer oder empirischer Begriff ist
­ ein Begriff der Theoriesprache oder der Beobachtungssprache.

20
bestimmen das dreifache Verhältnis nach Normen und Werten, sie laden den Struktur-
begriff gleichsam auf, indem sie z.B. das dreifache Verhältnis als Harmonie, als Zu-
sammenstimmen fordern (Humboldt) oder das Verhältnis zur Welt als die gleich-
schwebende Vielseitigkeit des Interesses und die beiden anderen Verhältnisse zusam-
mengenommen als die Charakterstärke der Sittlichkeit (Herbart)"
41
nennen. Die eben
genannte Definition des Bildungsbegriffs ist neben der Systematischen von Bedeutung.
Bildung darf ­ gerade vor dem Hintergrund der Freisetzung aus traditionellen Normen
und der Pluralisierung der Lebensformen- und entwürfe ­ die Frage nach dem ,,ver-
bindlichen Kern des Gemeinsamen"
42
nicht ausblenden. Als ,,Kern" versteht Klafki
den Begriff der ,,Schlüsselqualifikation", wobei Strukturprobleme aufgegriffen werden,
die für unsere Gesellschaftlich und Übernation (=Welt) von Bedeutung sind. Damit
sind z.B. Umweltprobleme, Friedensfragen, die gesellschaftliche Entwicklung oder
auch die wissenschaftlich-technische und mediale Entwicklung angesprochen. Es muss
eine kritische Auseinandersetzung mit den großen Gegenwarts- und Zukunftsfragen
geben, die dann zu einem verbindlichen Kern an Antworten und Lösungen führen kön-
nen. (Vgl. dazu Kapitel III 5.1.1 ,,Haltungen ausbilden" S. 35f.)
Allerdings unterliegt der strukturelle Bildungsbegriff auch einer Negativität, nämlich
dann, wenn man explizit Paulo Freire heranzieht. Bei ihm besteht Bildung gerade dar-
in, in Widerspruch zur Gesellschaft zu treten ­ ,,als Revolte gegen Unterdrückung"
43
.
Dabei gerät das Selbstverhältnis in Gegensatz zum gesellschaftlichen Verhältnis, und
das Weltverhältnis wird neu indiziert.
Ich entscheide mich hier für einen Bildungsbegriff, der sowohl die systematische als
auch die dogmatische Betrachtung des Bildungsbegriffes beinhaltet. Begründung findet
dies in der Betrachtung, das unter dem Gesichtspunkt der praktischen Pädagogik und
unter dem Gesichtspunkt des pädagogischen Handelns, auch ein dogmatischer Bil-
dungsbegriff notwendig ist. ,,Denn nichts anderes ­ es sei denn ein Dogma orientiert
das Handeln."
44
Eine Selbst- und Mitbestimmungsfähigkeit ist in unserer heutigen
Informationsgesellschaft ­aufgrund von Machtverhältnissen in der Arbeitswelt und
eines neu definierbaren Wissensbegriffes
45
etc.- von großer Bedeutung, jedoch dürfen
41
Langkau, Th.; Schicha, Ch.; Trampe, W.: Internet und Bildung. Perspektiven für die
Informationsgesellschaft. Duisburg. S.25.
42
Wolfgang Klafki zitiert. In: Ebd. S.2.
43
Langkau, Th.; Schicha, Ch.; Trampe, W.: Internet und Bildung. Perspektiven für die
Informationsgesellschaft. Duisburg. S.26.
44
Ebd. S.26.
45
Siehe dazu Kapitel III 5. ,,Ziele der Bildung in der Informationsgesellschaft" S. 33.

21
dabei Werte und Normen
46
nicht vergessen werden. Auch sie tragen entscheidend zu
einer Bildung bei. Neben dieser Definition wird der Begriff ,,Bildung" durch den Ein-
fluss neuer Technologien ergänzt bzw. neu formuliert werden müssen. In den zwei
anstehenden Punkten wird darauf näher eingegangen. Anschließend soll eine neue De-
finition von Bildung gegeben werden können.
2. Strukturwandel der Bildung durch gesellschaftlich veränderte
Formationen
Der Verlauf der Geschichte hat gezeigt, dass Veränderungen und Erfindungen gesell-
schaftliche Formationen beeinflussen können. ,,Die Erfindung des Buchdrucks hat
nicht nur das Bildungswesen, sondern auch das Wirtschaftssystem revolutioniert."
47
Auch die Verbreitung der Reformation und die Ausdehnung der protestantischen Kir-
che wäre ohne den Buchdruck nicht denkbar gewesen. Kaum jemand wird bezweifeln,
dass durch den Einfluss des Buchdrucks die Entstehung der modernen Gesellschaft und
ihrer vielfältigen Teilsysteme ermöglicht wurde. In unserer Zeit wird nicht selten den
Telekommunikationssystemen mit ihrer weltweiten Infrastruktur zur Übertragung von
Informationen, dem Internet mit dem World Wide Web und den Möglichkeiten der
multimedialen Präsentation von Informationen eine vergleichbar revolutionäre Wir-
kung zugeschrieben. Die Gesellschaft mit ihren Etikettierungen
48
verdeutlicht den
vermuteten Wandel und seine Richtung. Aus der Industriegesellschaft ist längst die
Informations- und Wissensgesellschaft geworden. Schlagworte wie ,,Multimedia",
,,Vernetzung" und ,,Wissen" symbolisieren den Wandel zur Informationsgesellschaft.
Multimedia stellt dabei die technische Verschmelzung des Fernsehens, der Telekom-
munikation und Computertechnologie zu einem neuen Systemleistungsverbund dar.
Text-, Bild-, und Ton-Informationen können nun interaktiv und individuell zusammen-
gestellt und abgerufen werden. Immer mehr und mehr leistungsfähige Datenleitungen
beschleunigen den internationalen Informationsfluss und somit eine internationale
46
Langkau, Th.; Schicha, Ch.; Trampe, W.: Internet und Bildung. Perspektiven für die
Informationsgesellschaft. Duisburg. S.26.
47
Garbe, Detlef: Wie wir morgen lernen. Die Schule auf dem Weg in das Informationszeitalter.
http://www.san.de
48
Siehe dazu die Tabelle am Ende dieses Punktes: ,,Multimedia ist auf allen Ebenen wiederzu-
finden".

22
Vernetzung. Grenzüberschreitende Datennetze verbinden dabei Millionen von Rech-
nern und machen die Welt zu einem ,,globalen Dorf": Jeder kann mit jedem weltweit
kommunizieren, ohne große Entfernungen bewältigen zu müssen. Die mit dem explo-
sionsartigem Tempo wachsende Leistungsfähigkeit der Computertechnik erlaubt das
Speichern, Übertragen und Bearbeiten von Informationen aus allen Bereichen der Ge-
sellschaft: aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur. Dabei sind diese Informa-
tionen in einer (fast) beliebigen Menge und in einem einheitlichen, weltweit lesbaren
Datenformat geschrieben, so dass Wissen für jeden Menschen auf der Welt, unabhän-
gig von Raum und Zeit ­ aber abhängig von finanziellen und technischen Mitteln, zur
Verfügung steht.
2.1 Definition einer ,,Informationsgesellschaft"
Unter einer ,,Informationsgesellschaft" versteht man ,, ... eine Wirtschafts- und Gesell-
schaftsform, in der die Gewinnung, Speicherung, Verarbeitung und Nutzung von In-
formationen und Wissen einschließlich wachsender technischer Möglichkeiten der
interaktiven Kommunikation eine entscheidende Rolle spielt."
49
Als Schlüsseltechno-
logien der Informationsgesellschaft gelten die Informations- und Kommunikations-
technologien, welche im Zuge des technologischen Fortschritts entstanden sind. Sie
stellen eine Verbindung zwischen Informatik und Telekommunikation her und erlau-
ben eine einfache und günstige Übertragung, Speicherung und Bearbeitung von Daten.
Ausschlaggebend für die jetzige Existenz der Informationsgesellschaft ist der techni-
sche Fortschritt, der in der Wirtschaft und Arbeitswelt Einzug gehalten hat. Seit Be-
ginn der neunziger Jahre ist unsere Gesellschaft Zeuge eines sich rasant entwickelnden
technologischen Fortschritts, der die Grundlage für die Entwicklungen in Richtung
Informationsgesellschaft legte. Wichtige und bedeutende Errungenschaften sind die
Erzeugung, Speicherung und Verarbeitung jeglicher Art von Informationen in digitaler
Art, die Online-Übertragung von Datenmengen durch Hochleistungsnetze, die Kom-
pression digitaler Signale für eine optimale Nutzung von Übertragungskapazitäten in
bestehenden Netzen und die Entwicklung von benutzerfreundlicher Mensch-Maschine-
Schnittstellen, z.B. das WWW des Internets. Augrund dieser Errungenschaften der
Digitaltechnik wird häufig auch von dem ,,Digitalen Zeitalter" gesprochen.
49
Bericht der Sachverständigenkommission des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft
und Forschung. Zitiert in: Fuchs, M. u.a.: Informationsgesellschaft und Arbeitswelt. Köln. 1996.

23
2.2 Das Medium ,,Internet" in der Wirtschafts- und Arbeitswelt
In der Wirtschaft und Arbeitswelt wird die Integration von Informations- und Kommu-
nikationstechnologien im zunehmenden Maße vorangetrieben. Das Ziel dieser Aktion
ist eine Optimierung der wirtschaftlichen Prozesse, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit
Deutschlands auf dem internationalen Markt gesichert werden soll. Aber nicht nur auf
den Industrie- und Dienstleistungssektor beschränkt sich die neue Technologie, sie ist
in jedem Wirtschaftsbereich einsetzbar. Somit stellen sich neue Anforderungen an die
meisten Berufsgruppen, welche nunmehr Kompetenzen im Umgang mit den neuen
Technologien benötigen. Dies zeigen auch Schätzungen von Experten, nach denen im
Jahr 2000 nur noch etwa ein Drittel aller Arbeitnehmer ihren Beruf ohne Computer
ausüben können.
50
Allerdings ist diese Einschätzung vor drei Jahren erhoben worden,
ob sie in diesem Jahr Bestätigung findet, ist zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar, da
noch keine statistische Erhebung vorliegt.
51
Fest steht allerdings, das für optimale wirtschaftliches Arbeiten immer wichtiger wird,
dass Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar sind. Der Faktor In-
formation gewinnt dadurch zunehmend an Bedeutung, neben den traditionellen Pro-
duktionsfaktoren Boden, Kapital, Rohstoffe und Arbeit, so dass sich die Tätigkeits-
schwerpunkte der Beschäftigten immer mehr auf den Umgang mit Informationen ver-
lagert. Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung be-
schäftigten sich 1996 in Deutschland rund 50% aller Erwerbstätigen mit
,,Informationstätigkeiten". Prognosen zufolge werden es im Jahr 2010 rund 55% sein
52
(Siehe dazu das ,,Vier-Sektoren").
Das weltumspannende Netz ist zum Alltagsmedium geworden, und die Nutzer-Zahlen
steigen schnell: ,,Ende 1999 hatten etwa 10,3 Millionen Deutsche einen Internet-
Anschluss. Nur drei Monate später waren es schon mehr als 13 Millionen, Ende des
Jahres sollen gut 20 Millionen durchs Netz surfen."
53
50
List, J.: Lernen in der Informationsgesellschaft: eine neue classroom-reality? In: Grundlagen der
Weiterbildung (GdWr), 7 (1996), S. 243.
51
Verschiedene Unternehmungen befassen sich mit der Statistik. Nähere Informationen und Statis-
tiken lassen sich unter den nachfolgenden WWW-Adressen finden: www.emnid.tnsofres.com /
www.statistik-bund.de / www.social-science-gesis.de Zur Zeit gibt es, nach Angaben des Bun-
desministerium für Wirtschaft, rund 1500 Multimedia-Unternehmen. Nachzulesen ist dies im
WWW unter: www.bmwi.de/infomaterial/infogesellschaft/spitzenliga.html
52
BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft): Info 2000. Deutschlands Weg in die Informations-
gesellschaft: Bericht der Bundesregierung. Bonn. 1996. S.17
53
Spiegel Reporter: Smarter, reicher, egoistischer. Die Internet-Deutschen. Erste Studie über die
neue Zwei-Klassen-Gesellschaft. Heft Nr.8. August 2000. S.20.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2000
ISBN (eBook)
9783832466145
ISBN (Paperback)
9783838666143
DOI
10.3239/9783832466145
Dateigröße
1.7 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung) – Pädagogik
Erscheinungsdatum
2003 (April)
Note
2,0
Schlagworte
pädagogik internet lehramt schule
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Titel: Internet
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